Gott

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Gott ist eine Bezeichnung für die höhere, transzendente Macht. Der Begriff "Gott" meint ein höheres Prinzip im Kosmos, das vom menschlichen, dualistischen Verstand nicht erfasst werden kann.

Brahma gilt im Hinduismus als der Schöpfer des manifesten Universums.

Gott ist ein Mysterium, das sich jenseits des Verstandes, jenseits der Vorstellungskraft befindet. Gott ist das Ziel und das Sein jedes menschlichen Wesens. Jeder Mensch sucht bewusst oder unbewusst nach einem höheren Ziel, nach einem Verständnis für das Große Ganze. Die Antwort darauf kann nur "Gott" lauten. Man kann auch ein anders Wort dafür nehmen ... "Liebe", "Glückseligkeit" ... Was damit gemeint ist, ist dasselbe unveränderliche Wesen, das hinter allem steht, aus dem alles entsteht und zu dem alles vergeht. Wir bezeichnen es auch als Brahman.

Gott - ein Vortrag von Sukadev Bretz 2018

Bildnis Gottvater St-Salvator-Kathedrale Brügge, Belgien

Ein Kommentar zum Kapitel „Inspiration und Weisheit“ von Swami Sivananda.

Swami Sivananda schreibt:

  • Wer ist Gott?
  • Was ist Gott?
  • Gibt es einen Gott?
  • Wo ist Gott?
  • Wie kann man Gott verwirklichen?

Der Mensch möchte eine Antwort auf diese ewigen Fragen. Swami Sivananda sagt weiter: „Natürlich gibt es Gott, Gott existiert, Gott ist letztlich die einzige Realität. Gott ist dein Schöpfer, Retter und Erlöser. Gott ist alldurchdringend. Er wohnt in deinem Herzen, er ist immer in deiner Nähe. Er ist dir näher als deine Halsschlagader. Er ist dir näher als deine Nase. Er, sie, es, liebt dich, kann mit dir sprechen. Du kannst Gott, die Göttin, das Göttliche nicht mit dem Verstand aufspüren. Aber du kannst sie oder ihn durch Fühlen, Meditation, Erfahrung und Verwirklichung finden.

Im Vedanta sprechen wir von Brahman dem Ewigen und dem Unendlichen. Die Seele des Universums, die Tiefe deines Wesens hinter allem. Dieses Unendliche, Ewige wird auch manifest als Ishwara bezeichnet, als die kosmische Intelligenz, die konkret schafft, erhält und zerstört. Dieser Ishwara wird zum Ishta Devata, zum Göttlichen, dem du dich in Liebe zuwenden kannst und dessen Gegenwart du als liebevoll erleben kannst. Zum Ishta Devata kannst du beten, du kannst auch zu Ishwara beten. Und du kannst auch zu deinem höheren Selbst beten. Darüber habe ich in einem anderen Vortrag schon mal gesprochen. Du kannst dich dem Göttlichen hinwenden und dich ganz auf dieses Göttliche konzentrieren. Letztlich spielt es keine Rolle, welche Beziehung du zu Gott hast oder wie du Gott siehst. Letztlich ist das Göttliche jenseits der Reichweite des Verstandes. Aber dein Herz kann die Göttliche Gegenwart spüren.

Swami Sivananda schreibt: „Gott ist das Vollkommene, Gott ist die Wirklichkeit des Universums. Alle Dinge existieren durch das Licht Gottes. Gott ist das Ende und das Ziel jeden Yoga Sadhanas. Gott ist die höchste Absicht und das höchste Gut der Welt. Du hast Hunger, es gibt Nahrung um den Hunger zu stillen. Du hast Durst, es gibt Wasser, um den Durst zu stillen. Du möchtest immer glücklich sein. Und es gibt etwas, um dieses Bedürfnis nach dauerhaftem Glück zu befriedigen. Dieses Etwas ist Gott, eine Verkörperung von Glück. Das Streben nach Glück findet seine Erfüllung in der Gottverwirklichung.

Wo ist Gott? Es gibt keinen Ort, wo Gott nicht ist. So, wie ein einziger Faden alle Blumen an einer Girlande durchzieht, so durchdringt auch das eine Selbst alles Lebendige. Sieh Gott in allem. Gott ist in allen Wesen als Lebewesen vorhanden. Gott ist im Brüllen des Löwen, im Gesang der Vögel, er ist das Feuer im Holz, er ist die Sonne hinter den Wolken, er ist der Dampf in der Atmosphäre. Gott ist in den Flügeln des Schmetterlings, im Schreien des Babys. Nimm das Wunder von Gottesantlitz in jedem Objekt dieser Welt wahr.“

So sagt er in diesem Kapitel noch sehr viel mehr. „Nimm Gott überall wahr. Nimm es voller Staunen zur Kenntnis, wie großartig Gottes Schöpfung ist. Wie kann man Gott verwirklichen? Gott ist eine Sache von Nachfrage. Wenn du dich wirklich nach der Vision von Gott sehnst, wird er sich dir in einem Moment enthüllen. Fasse alle Liebe, die du Menschen und allen weltlichen Dingen gegenüber hegst zusammen, gegenüber Mann, Frau, Sohn, Tochter, Vermögen, Besitz, Verwandte, Freunde, fasse alle diese Liebe zusammen und richte diese gebündelte Liebe auf Gott. Du wirst noch in dieser Sekunde verwirklichen. Gott verlangt dein ganzes Herz. Vergiss deine eigenen Interessen, deine Sehnsüchte und Wünsche. Bitte darum Gott zu erfahren und Gottes Willen zu tun und du wirst die Wonne des höchsten Selbst erlangen. Leere dich von der Ichbezogenheit. Du wirst mit Gott erfüllt werden. Verliere deine individuelle Persönlichkeit. Du wirst das göttliche Leben finden. Du wirst Gott verwirklichen.“

Das sind einige Sätze aus dem Buch Inspiration und Weisheit aus dem Kapitel Gott von Swami Sivananda. Lies öfter in diesem Buch. Du kannst daraus für dich sehr viel Inspiration ziehen.

Video - Gott

Vortrag der Vortragsreihe „Yoga Vidya Schulung

Zum vorigen Vortrag - Gebet

Zum nächsten Vortrag - Gottesliebe und Hingabe

Swami Sivananda: Wer ist Gott?

Swami Sivananda schreibt zum Thema „Wer ist Gott?“: Gott ist Vollkommenes Sein, Vollkommene Erkenntnis, Vollkommene Glückseligkeit (Satchitananda). Gott ist Wahrheit, Gott ist Liebe, Gott ist das Licht der Lichter. Gott ist allesdurchdringende Intelligenz oder Bewusstsein. Gott ist allesdurchdringende Kraft, die dieses Weltall regiert und es in vollkommener Ordnung erhält.

Gott ist der innere Lenker dieses Körpers und Geistes (Antaryami): Gott ist allmächtig, allwissend und allgegenwärtig. Gott ist der schweigende Herr eures Bewusstseins. Gott ist der Herr oder Sutradhara, der den Fluss eures Prana hält. Gott ist der Schoß dieser Welt und der Veden. Gott besitzt sechs Eigenschaften: Jnana (Intelligenz); Vairagya (Gelassenheit); Soundarya oder Madhurya (Schönheit und Anmut); Aishwarya (Siddhis oder Kräfte), Sri (Reichtum) und Kirti (Ruhm). Daher wird er Bhagavan genannt.

Gott existiert in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Gott ist unwandelbar unter den sich wandelnden Erscheinungen. Gott ist bleibend unter den vorübergehenden Dingen dieser Welt. Gott ist unvergänglich unter den Vergänglichkeiten dieser Welt. Gott hat diese Welt durch die drei Gunas: Sattva, Rajas und Tamas (Kraft, Bewegung, Trägheit) für sein eigenes Spiel (Lila) geschaffen. Unter seiner Herrschaft steht Maya.

Gott ist unabhängig und belohnt die Bemühungen der Menschen. Gott ist allbarmherzig. Durch seine Kraft sehen, hören und bewegen wir uns. Alles, was du siehst, ist Gott. Alles, was du hörst, ist Gott. Gott wirkt durch eure Hände und ißt durch euren Mund. Eure Unwissenheit und euer Ichbewusstsein (Abhimana) haben ihn vergessen.

Selbstverwirklichung - Gottverwirklichung - kann das Rad von Geburt und Tod zum Stillstand bringen und alles Böse in ihrem Gefolge beenden. Diese Welt ist ein langer Traum, es ist das Gaukelspiel der Maya. Die fünf Sinne täuschen dich in jedem Augenblick. Öffne deine Augen. Lerne Unterscheidung, verstehe Gottes Geheimnisse. Fühle überall seine Gegenwart, fühle seine Nähe. Gott wohnt in den Kammern deines Herzens.

Copyright Divine Life Society

Swami Sivananda: Ich sah nur Gott

Swami Sivananda: Ich sah nur Gott

- Auszug aus dem Buch "Vedanta für Anfänger" von Swami Sivananda -

Als ich meinen Blick von Ananda Kutir, Rishikesh,
vom Fuße der Tehri Hügel aus schweifen ließ,
sah ich nur Gott.
Im Ganges und auf dem Kailas Gipfel,
Auch im berühmten Chakra Tirtha von Naimisar
sah ich nur Gott.
Im Dedhichi Kand von Misrik,
Auch im heiligen Triveni von Prayag Raj
sah ich nur Gott.
Im Maya Kund von Rishikesh und
In den Quellen von Badri, Yamunotri und Gauri-Kund
sah ich nur Gott.
In Kummer und Schmerz, in Freude und Glück,
In Krankheit und Leid
sah ich nur Gott.
In Vögeln und Hunden, in Steinen und Bäumen,
In Blumen und Früchten, in Sonne, Mond und Sternen
sah ich nur Gott.
In den rosigen Wangen der Frauen von Kashmir,
in Gesichtern von Schwarzen aus Afrika -
sah ich nur Gott.
In Schmutz und Wohlgeruch, in Giftstoff und Leckerbissen,
auf dem Markt und in der Gesellschaft
sah ich nur Gott.
In Zügen und Autos, in Flugzeugen und Schiffen,
In Jutkas und Dandys , in Tumtums und Landans
sah ich nur Gott.
Ich sprach zu den Blumen, sie lächelten und nickten,
Ich unterhielt mich mit plätschernden Bächen, fürwahr sie antworteten, und in ihnen
sah ich nur Gott.
Im Gebet und im Fasten, in Lobpreis und Meditation,
In Japa und Asana , in Tratak und Konzentration
sah ich nur Gott.
In Pranayama und Nauli, in Bhasti und Neti ,
In Dhauti und Vajroli , in Bhastrika und Kundalini
sah ich nur Gott.
In Brahmakara Vritti und Vedantischem Nididhyasana,
In Atmischem Vichara und Atmischem Chintana
sah ich nur Gott.
In Kirtan und Nama Smaran, in Sravana und Vandana ,
In Archana und Padasevana, in Dasya und Atmanivedana
sah ich nur Gott.
Kampfer-gleich schmolz ich im Feuer Seines Wissens, und
Inmitten der auflodernden Flammen
sah ich nur Gott.
Mein Prana ging im Murdha in Brahmarandhra ein,
Dann schaute ich mit Gottes Augen,
ich sah nur Gott.
Ich glitt ins Nichts, ich löste mich auf,
und siehe, ich war das All-lebendige,
ich sah nur Gott.
Ich erfuhr göttliche Aishvarya, alle Vibhutis Gottes,
Ich hatte Visvarupa Darshan, kosmisches Bewusstsein,
ich sah nur Gott.
Ehre, ehre Gott, Jubel! Jubel! Jubel! O süßer Ram.
Lass mich noch ein Mal deinen Namen singen – Ram Ram Ram, Om, Om, Om,
ich sah nur Gott.

Über Gott und die Liebe

Swami Sivananda

Ein Beitrag aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 38, I/2019 - Auszüge aus dem Buch Bhakti und Sankirtan von Swami Sivananda, übersetzt von Ruth Gaßmann

Die Existenz Gottes (Brahman) oder des Selbst wird festgelegt oder gezeigt durch die Existenz der Upadhis, sprich Körper, Geist, Prana und Sinne. Hinter den mit ihnen im Zusammenhang stehenden Aktivitäten muss ein Bewusstsein über dem Selbst stehen.

Trotz deiner Besitztümer und dem sonstigen Komfort, den du genießt, hast du ständig das Gefühl, irgendetwas zu brauchen. Es gibt kein Gefühl der Vollkommenheit. Nur wenn du zu dir den vollkommenen Gott hinzufügst, fühlst du diese Fülle. Wenn du etwas Böses tust, hast du Angst. Dein Gewissen schaltet sich ein. Das ist ein Beweis dafür, dass Gott existiert und all deine Gedanken und Handlungen bezeugt.

Brahman

Brahman - das Selbst oder der Innewohnende Gott kann nicht erklärt werden, denn Er ist jenseits der Sinne und des Geistes. Seine Existenz kann jedoch durch bestimmte alltägliche Erfahrungen im Leben belegt werden. Eine Frau fiel aus der dritten Etage eines Hauses auf einen mit scharfkantigen Steinen übersäten Boden. Eigentlich hätte sie schwerwiegende Verletzungen von diesem Sturz davontragen müssen, aber auf wundervolle Art und Weise kam sie unversehrt davon. Sie selbst sagte: „Ich fühlte die schützende und wärmende Umarmung von unsichtbaren Händen. Eine wundervolle Kraft hat mich gerettet.“ Zwischenfälle wie diese sind nicht unüblich.

Manchmal befindest du dich in deinem Leben in finanziellen Schwierigkeiten oder sonstigen schwierigen Situationen. Dann auf einmal wird dir Hilfe auf wundersame Art und Weise zuteil. Du bekommst das Geld genau dann, wann du es brauchst. Jeder von euch hat so etwas schon einmal erlebt. In einem solchen Moment platzt es aus dir heraus: „Gottes Wege sind tatsächlich voller Wunder. Ich habe nun vollstes Vertrauen in Gott. Bis zu diesem Moment hatte ich dies nicht.“

Selbst die besten Ärzte der Welt werden einen sterbenden König nicht vor dem Tod bewahren können. Schon oft werdet ihr Geschichten von Menschen gehört haben, die todkrank waren und auf wundersame Weise geheilt wurden, obwohl die fähigsten Ärzte den Fall als hoffnungslos abgeschrieben hatten. Diese Geschichten zeigen uns, dass bei allen Heilungen die göttliche Hand mit im Spiel ist.

Es gibt Momente, in denen du die Gesellschaft von Menschen nicht erträgst und du allein sein möchtest. Du gehst an einen abgelegenen Ort – in einen Garten oder an das Ufer eines Flusses – und gibst dich deinem inneren Frieden hin. Dies zeigt dir, dass du in deiner Essenz eine Verkörperung des Friedens bist, dass du identisch mit Brahman bist.

Ob die Eule die Gegenwart des Lichtes akzeptiert oder nicht, es gibt immer Licht. Ob du die Existenz Gottes akzeptierst oder nicht, Er ist immer da. Er strahlt ewig. Er existiert, bevor du beginnst, ihn zu suchen. Er ist dir näher als dein Atem und näher als deine Hände und Füße.

Über die Liebe

Liebe vereint alle Herzen. Sie ist ein göttlicher Heilbalsam von hochwirksamer Kraft. Ein Leben ohne Glauben, Liebe, Hingabe ist eine trostlose Verschwendung. Das ist der wirkliche Tod. Die Liebe ist göttlich. Liebe ist die größte Kraft auf Erden. Sie ist unwiderstehlich. Allein die Liebe kann das Herz der Menschen erobern. Liebe besiegt einen Feind. Liebe kann wilde Tiere zähmen. Ihre Kraft ist unendlich. Ihre Tiefe ist unergründlich. Ihre Natur ist unsagbar. Ihre Herrlichkeit ist unbeschreiblich.

Wir müssen die universelle Liebe schrittweise entwickeln durch selbstlosen Dienst, Satsang mit den Mahatmas, Gebet, Rezitation des Guru Mantras usw. Wenn das Herz zu Beginn verschlossen ist durch Egoismus, dann liebt der Mann nur seine Frau, seine Kinder, einige Freunde und Verwandte. Wenn er sich entwickelt, dann liebt er die Menschen in seiner Umgebung, dann die Menschen, die im gleichen Bundesland leben. Dann entwickelt er Liebe für die Menschen in seinem Land. Vielleicht beginnt er sogar die Menschen aus anderen Ländern zu lieben. Auf lange Sicht gesehen beginnt er alle zu lieben. Er entwickelt universelle Liebe. Alle Grenzen fallen weg. Das Herz weitet sich unendlich aus. Es ist leicht, über universelle Liebe zu sprechen. Wenn du sie in die Praxis umsetzen möchtest, dann wird das extrem schwierig. Kleinliches Denken ist im Weg. Alte, falsche Samskaras (Eindrücke), die du durch dein falsches Denken geschaffen hast in der Vergangenheit, sind Stolpersteine. Durch eiserne Entschlossenheit, starken Willen, Geduld, Durchhaltevermögen und Vichara (rechtes Befragen), kannst du alle Hindernisse beseitigen. Der Segen Gottes wird über dich kommen, wenn du aufrichtig bist.

Prüfungen Gottes

Konzentriere dich auf Gott oder den Meister

- Abschnitt aus dem Buch "Erfolgreich leben und Gott verwirklichen" von Swami Sivananda -

Ebenso wie man beim weltlichen Studium Prüfungen bestehen muss, um zur nächst höheren Stufe zugelassen zu werden, prüft Gott den Schüler/die Schülerin, ehe er/sie in den Bereich von Moksha, der höchsten Befreiung, zugelassen wird. Diese Prüfungen sind manchmal sehr schwer und hart, wie es uns in überlieferten Geschichten drastisch vor Augen geführt wird.

Die erste Prüfung: Fällst du in alte Muster zurück und lässt dich wieder von den angeblichen Vergnügen der Welt fesseln?

Buddhas geistige Reinheit wurde geprüft, indem er Versuchungen aller Art unterworfen wurde. Er musste Mara, dem Bösen, ins Auge sehen. Erst dann - und nicht vorher - erlangte er die Erleuchtung unter dem Bodhi-Baum (dem Baum der Weisheit) in Gaya.

Auch Jesus wurde vom Teufel auf verschiedenste Weisen versucht.

Jaimini wurde von seinem Guru Bhagavan Vyasa geprüft. Der Guru nahm die Gestalt eines wunderschönen jungen Mädchens an und erschien Jaimini, der sich in sie verliebte. Da kehrte Vyasa sogleich in seine ursprüngliche Gestalt zurück und beschämte den Schüler.

Viele versagen am Anfang, bis sie das feine Netz der Maya erkennen. Leidenschaft ist mächtig. Darum müssen ernsthaft Strebende achtsam sein und einen sehr hohen Grad geistiger Reinheit entwickeln. Gott wird sie in eine verführerische Situation stellen, um sie zu prüfen.

Die zweite Prüfung: Identifizierst du dich weiter mit deinem vergänglichen Körper-Gemüt-System?

Eine andere Prüfung ist die Frage, ob der Schüler sich mit seinem vergänglichen Körper identifiziert (Moha). In der Überlieferung gibt es viele Beispiele, wie Meister ihre Schüler testeten, um sie ihre Schwächen erkennen zu lassen.

Ein Beispiel ist Yogi Matsyendranath. Er steckte einen scharfen Dreizack in den Boden und befahl seinen Schülern, auf einen Baum zu steigen und sich herabzustürzen. Ein einziger ernsthafter Schüler, der tiefes Vertrauen in seinen Guru hatte, kletterte auf den Baum und sprang auf den Dreizack herunter. Die geheimnisvollen Kräfte des Meisters fingen ihn auf.

Manchmal erscheint Gott seinem Schüler/seiner Schülerin in Gestalt einer Gefahr oder Bedrohung. Ist dieser mutig und erblickt er auch darin das Göttliche, wird er wachsen und tiefe Erfahrungen machen.

Die dritte Prüfung: Siehst du wirklich das Göttliche in allem?

Die dritte Prüfung ist der Test der einheitlichen Schau. Gott prüft die Schüler, ob sie das Göttliche in allem Seienden, in allen Geschöpfen und allen Menschen gleichermaßen erkennen. Viele geben einem Durstigen nicht einmal ein Glas Wasser und halten sich dennoch für spirituell und fortgeschritten. Wenn man nicht den Lebenden dient und sie liebt, wie kann man dann Gott dienen und Gott lieben?

Auch Shankaracharya wurde einer solchen Prüfung unterzogen. Er war als Brahmane noch nicht frei von Kastendünkel. Shiva nahm die Gestalt eines Paria, eines Unberührbaren, an und kam Shankara auf der Straße entgegen. Dieser wollte nicht zusammen mit einem Unberührbaren auf demselben Weg gehen. Da sprach der Paria zu ihm: »0 Shankara, großer Philosoph des Advaita. Wo ist deine einheitliche Schau geblieben? Wo ist Vedanta, die Einheit allen Seins? Du missachtest mich, weil du mich für einen Vertreter einer niederen Kaste hältst und hast noch den Dünkel des Brahmanen. Wohin ist deine Philosophie der Nicht-Zweiheit entschwunden? Was ist der Unterschied zwischen deinem und meinem Körper? Hat der deine sechs statt fünf Elemente? Habe ich nicht denselben Atman, dieselbe Essenz, die Quelle dieser Welt? Gibt es einen Unterschied zwischen deinem und meinem höchsten Selbst?" Shankara schämte sich und erkannte sogleich, dass dies Shiva war, der erschienen war, um ihm diese Lektion wegen seines Kastengeistes zu erteilen. Er warf sich ihm zu Füssen und berührte seine Füße.

Die vierte Prüfung: Bewahrst du auch in Problemen, Sorgen und Leiden eine gewisse innere Gelassenheit, Gottvertrauen und Hingabe?

Die vierte Prüfung ist die der Ausgeglichenheit. Gott schickt dem Schüler/der Schülerin oft verschiedene Sorgen und Probleme. Er nimmt ihm/ihr vielleicht sogar Frau/Mann und Kind, seinen Besitz und verstrickt ihn in Krankheiten. Dies ist der Test, ob du dann weiter Vertrauen in Gott hast, dich ganz Gott hingibst, deinen Gleichmut bewahrst und inmitten allen Leidens ein gewisses ausgeglichenes Gemüt bewahrst.

In der Weise wurde Ramadas aus Bhadrachalam geprüft. Er verlor seinen Sohn, wurde zwölf Jahre lang unter harten Bedingungen ins Gefängnis gesperrt und wich doch nicht im Geringsten von seiner tiefen Hingabe zu seinem geliebten Rama ab. Daraufhin erweckte Rama seinen Sohn wieder zum Leben. Die Leiden, die Gott oder das Schicksal uns schickt, sind verkleidete Segnungen. Sie helfen uns, Lektionen zu lernen und immer mehr loszulassen, Vairagya (Nicht-Anhaften) zu entwickeln und letztlich die enge Ich-Identifikation zu überwinden. Auf diese Weise führen sie uns näher zu Gott, zur Verwirklichung.

Ein bekanntes Beispiel ist auch Marpa aus Tibet. Er prüfte seinen Schüler Milarepa auf zahlreiche Weisen. Unter anderem ließ er ihn unter schwierigsten Bedingungen auf einem kahlen Berggipfel Hütten errichten und sie immer wieder niederreißen, um seine Geduld und Aufrichtigkeit zu prüfen. Er schickte Milarepa mehrere Male weg, ohne ihm die Einweihung und Unterweisung zu geben. Milarepa kam trotzdem immer wieder zurück. Kaum ein Schüler wird diese wunderbare und außergewöhnliche Geduld und Hingabe zu seinem Guru haben, die Milarepa besaß. So wurde er zum Lieblingsschüler von Marpa und der größte Yogi, den Tibet jemals hervorbrachte.

Wenn du ernsthaft auf dem spirituellen Weg bist, wirst auch du auf deine Weise auf deine Aufrichtigkeit und Geduld hin geprüft werden. Die meisten heutigen Aspiranten können nicht einmal ein klares Wort ihres Gurus ertragen. Sie möchten völlig unabhängig sein und wenn sie an ihre Grenzen kommen und Prüfungen kommen, an denen sie dann weiter wachsen könnten, wechseln sie ihre Gurus und ihren Übungsweg bei jeder Gelegenheit. Darum vergeuden sie viel Zeit und kommen nicht wirklich schnell und erfolgreich auf dem spirituellen Weg voran.

Wenn du als spiritueller Aspirant/Aspirantin diese vier Kardinalprüfungen bestehst, wird Gott alles für dich tun und dir jederzeit zu Diensten sein, denn dann bist du im Einklang mit dem universellen Gesetz.

Man kann nicht genau sagen, wie Gott seine Anhänger prüft. Bei jedem ist es je nach seiner Lebenssituation, seinen Lernaufgaben und seinem Karma anders. Habe keine Angst davor und beschäftige dich nicht zu viel damit. Lebe, handle, wirke und atme und richte alles auf das Ziel aus, die Selbstverwirklichung zu erreichen. Tue auf deiner Ebene das Bestmögliche, um das Ziel zu erreichen und bringe Gedanken, Körper und Seele Gott dar. Die ganze Welt ist nur ein Spiel (Lila) Gottes. Es gibt nur das Absolute. Fühle seine Gegenwart in dir immer und überall und erfreue dich der Glückseligkeit des Atman.

Wann hilft dir Gott - ein Vortrag von Sukadev Bretz 2018

Gott hilft immer!

Menschen fragen sich öfter: Wann hilft Gott? Und was muss ich tun, damit Gott hilft? Woher weiß ich, dass Gott hilft? Die Antworten sind einfach und zugleich kompliziert. Einfach ist es, weil man sagen kann Gott hilft immer, denn ohne Gott geht gar nichts. Nur mit Gott kannst du etwas tun und ohne Gottes Hilfe geht nichts. Gott ist im Inneren deines Selbst und Gott ist deine wahre Natur. Gott ist in der gesamten Schöpfung und die gesamte Schöpfung ist der physische Körper Gottes.

Geschichte von Rama und Hanuman

In der indischen Mythologie gibt es eine Geschichte zwischen Rama und Hanuman. Rama ist eine Inkarnation Gottes und Hanuman ist der Diener Gottes. Eines Tages hörte Rama dass „dort“ jemand war und fragte „Wer ist da?“ Hanuman antwortete:

  • Auf der physischen Ebene bin ich dein Diener,
  • auf der geistigen Ebene bin ich ein Teil von dir,
  • auf der höchsten Ebene bin ich Du.“

Wann also hilft Gott?

Auf der höchsten Ebenen stellt sich nicht die Frage von Gottes Hilfe, denn Gott macht alles und Gott ist alles. Auf der nächsten Ebene bist du ein Teil Gottes und auch hier stellt sich die Frage nicht, denn Gott macht auch wieder alles und wirkt durch dich. Du bist letztendlich ein Instrument in den Händen Gottes, ob du dir dessen bewusst bist, oder nicht. Auf einer relativen Ebene jedoch, gibt Gott dir Aufgaben und Erfahrungen. In der Vorstellung des Yoga-Vedanta gibt es Karma und der Sinn des Lebens ist, spirituell zu wachsen, etwas zu lernen und Erfahrungen zu machen. Sinn des Lebens ist auch, die eigenen Kräfte zu entfalten, in dieser Welt tätig zu sein und etwas zu bewirken.

Deine Aufgabe in dieser Welt

Und bei all dem hilft dir auch Gott. Wenn du herausfinden möchtest, was in dieser Welt deine Aufgabe ist, dann bete zu Gott. Wenn du von Herzen betest, dass Gott dir zeigt, was deine Aufgabe ist, wird Gott es dir zeigen und er wird dir helfen. Wenn du vor einer Aufgabe stehst – und manchmal sind diese Aufgaben auch karmisch begründet – kannst du dich an Gott wenden und du spürst, Gott hilft.

Wenn du deine Fähigkeiten entwickelst und feststellst, dass deine Aufgaben dich wirklich herausfordern, kannst du dich wieder an Gott wenden und Gott wird dir helfen. Wann immer du das Gefühl hast, dass die Erfahrungen die du machst zu schwierig und herausfordernd sind und du vielleicht in verschiedene Emotionen hineingestürzt wirst, dann bitte auch hier Gott um Hilfe. Wenn du etwas nicht mehr aushalten kannst, bete von ganzem Herzen zu Gott und dann hilft dir Gott.

Gott hilft dir immer

Wenn du nicht weißt, was deine Aufgabe ist und was du daraus lernen sollst, dann bete auch in diesem Fall zu Gott und Gott wird dir helfen. Auch wenn du auf dem spirituellen Weg nicht mehr weiter weißt und irgendwo „stecken geblieben“ bist, wende dich an Gott. Gott wird dir helfen.

Gott hilft dir immer, aber in besonderem Maße, wenn du dich an ihn wendest. Wann immer du von ganzem Herzen um Gottes Hilfe bittest, wann immer du mit all deiner Seele und all deinem Sein dich an Gott wendest, wirst du die Hilfe Gottes spüren.

Video - Wann hilft Gott

Wie Gott danken? - ein Vortrag von Sukadev Bretz 2018

Gott danken in der Natur

Immer wieder erfährst du große Segnungen. Immer wieder kommen außergewöhnliche Dinge. Es ist wichtig, zu danken. Wie kannst du Gott danken? Du könntest es dir ganz einfach machen:

  • Du könntest innerlich „Danke, o Gott“ sagen.
  • Morgens kannst du aufstehen und sagen: „Danke, lieber Gott, dass ich gesund bin.“
  • Wenn du dich ans Fenster stellst und rausschaust kannst du sagen: „Danke lieber Gott, dass hier ein Wetter ist, mit dem es sich leben lässt.“
  • Wenn du deinen Partner/deine Partnerin umarmst kannst du sagen: „Danke Gott, dass du mir einen so wundervollen Partner/Partnerin zur Seite gestellt hast.“
  • Wenn du Kinder hast kannst du sagen: „Danke lieber Gott für diese wundervollen Kinder.“
  • Wenn du dein Smartphone anmachst und diesen Vortrag hörst, kannst du sagen: „Danke Gott, dass ich diese Inspiration bekommen kann.“

Wenn du irgendwo bist, kannst du Gott danken. Wie kannst du Gott danken? Du kannst Gott danken, indem du einfach immer „Danke Gott!“ sagst.

Aber es kann noch weiter gehen: Wie Gott danken? Du könntest auch anderen etwas tun. So wie Jesus gesagt hat: „Was du getan hast, den geringsten unter euren Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan.“ Wie kannst du Gott danken? – Du kannst Gott danken, indem du Gutes für deine Mitmenschen, für Tiere und alle Lebewesen tust.

Wie kannst du Gott danken? – Du kannst Gott danken, indem du die Aufgaben, die er dir stellt, auch annimmst. Wenn du merkst, dass du große Segnungen erfahren hast, und merkst, dass damit eine Aufgabe verbunden ist, dann erledige sie gut. Zwischendurch kannst du auch Gott danken mit Mantrasingen, mit religiösen Liedern, mit einem Lobpreis, mit einem Ritual, einem Gottesdienst, mit Spenden oder auch, indem du meditierst. Sage danke, mache Rituale, bete, tue Gutes. Das sind alles wunderbare Weisen, wie du Gott danken kannst.

Video - Wie Gott danken?

Viveka Chudamani - Die Einheit von Individium und Gott

Ein unteilbares Wesen ist wahre Einheit - Krishna in seiner kosmischen Form

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 249 von Sukadev Bretz -

Der Weise sollte sich widersprechende Grundbegriffe auf beiden Seiten aufgeben und die wahre Identität Gottes und des individuellen Selbst erkennen, dabei sorgfältig vermerken, dass die Essenz von beiden unbegrenztes, reines Bewusstsein ist. Daher beschreiben Hunderte von großartigen vedischen Aussagen (mahavakya-shata) die Einheit von Brahman und Atman (brahmatman).

Die wahre Einheit - ein unteilbares Wesen

Akhandabhava, ein unteilbares Wesen, aikyam ist die wahre Einheit, brahmatmanoh des Selbst, des Atman und Absoluten. Und dieses wird ausgedrückt (kathyate) in hunderten (Shata) von großartigen Aussagen (Mahavakya). Evam (in diesem Sinne „so“, Evam) budhaiḥ wurde es von den großen Weisen erkannt (pariciyate). Und diese Einheit (Akhanda-bhavah) wird erfahren (samlaksya) und zwar als bloßes (Matra) Bewusstsein (Chid) sowohl von Sat, der Wahrheit, als auch von Atman, dem Selbst.

Als Individuum Diener Gottes

Wie bist du Eins mit Gott? Nicht als Körper. Als Körper könntest du sagen, dass du Teil des Körpers Gottes bist. Oder anders ausgedrückt, bist du als Individuum Diener Gottes. Als Individuum kannst du mir sagen: „Oh Gott, zeige mir deinen Willen.“ So wie Jesus gesagt hat in dem Satz: „Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“ Oder wie es in einem Psalm heißt: „Oh Gott, sende mir dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten.“ (Psalm 43,3). Das ist die eine Seite. Als Individuum als das du dich fühlst, bist du Diener Gottes.

Als physischer Körper Teil von dieser Welt

Auf einer anderen Seite, man könnte fast sagen einer objektivierbaren wissenschaftlichen Weise, bist du Teil von dieser Welt. Dein physischer Körper ist Teil von dieser Erde. Er kann auch gar nicht existieren ohne diese Erde. Wenn du ein paar Minuten keine Luft bekommst, dann stirbst du. Wenn die Schwerkraft plötzlich verschwinden würde und du irgendwo im Universum schweben würdest, wärst du sehr schnell Tod. Du bist Teil dieser Erde. Du bist auch Teil des Denkens und Fühlens. Dein individuelles Denken und Fühlen ist nicht so separat von dem Denken und Fühlen anderer.

Jeder ist Teil des Ganzen

Es ist wichtig, dass du das erkennst und dir das auch immer wieder bewusst machst. Wenn du zum Beispiel deprimiert bist und denkst wie deprimiert du bist, dann könntest du zu dir sagen, dass die allgemein menschliche Erfahrung der Deprimiertheit manifestiert sich gerade in dieser Psyche. Manchmal wirst du feststellen, dass deine Stimmung gar keine so individuelle Stimmung ist. Deine Stimmung wurde beeinflusst von der Stimmung anderer. Vielleicht wurde sie beeinflusst von astrologischen Konstellationen, vom Wetter, vom Luftdruck, vielleicht von dem, was andere dir gesagt haben, dem, was du gegessen hast und vielem mehr. Sie kann auch sehr stark beeinflusst sein von dem, was Menschen dir gesagt haben oder was du gedacht hast, was sie gemeint haben. In Stimmungen und Psyche bist du letztlich auch Teil von allem. Du bist nicht so individuell. So kann man sagen, dass du auf eine gewisse Weise Teil vom Ganzen bist.

Jeder ist Teil des Göttlichen

Du könntest auch sagen, dass du Teil des Göttlichen bist. So wie eine Zelle Teil des Körpers ist, so bist du Teil des Körpers Gottes. Aber auf welcher Ebene bist du eins mit Gott? Eins mit Gott bist du auf der Ebene des Bewusstseins. Wenn du dich von Körper und Psyche löst, dann bist du reines Bewusstsein. Wenn du das Universum wegnimmst vom Göttlichen und nur noch kosmisches Bewusstsein, Bewusstsein Gottes übrig bleibt, dann bist du eins mit Gott. Du bist eins mit Gott im Sinne von, dein individuelles Bewusstsein ist in Wahrheit kosmisches Bewusstsein. Gott ist in Wahrheit Bewusstsein im Universum. In diesem Sinne bist du eins mit Gott.

Auf einer relativen Ebene und im Alltag kannst du immer wieder wiederholen, dass du Diener Gottes bist. Oder auch sagen, dass du Teil des Göttlichen bist. Aber auf dem Höchsten, Tat Tvam Asi, das Bewusstsein hinter dem Universum, Tvam, das Bewusstsein hinter dir, Asi ist eins und dasselbe.

Sukadev Bretz über Gott

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

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Wer oder was ist Gott? Das ist eine schwierig zu beantwortende Frage. Letztlich ist eine Frage nach Gott eine Frage, die den Intellekt und die Definition überschreitet. Man kann sagen, Gott ist eine Erfahrung. Wenn man im Überbewusstsein ist, wenn man in tiefe Meditation geht, erfährt man eine Gegenwart Gottes. Und diese Gegenwart Gottes braucht keinen Beweis, Gegenwart Gottes erfährst du allein dadurch, dass du Gott erfährst.

In tiefer Meditation hast du die Erfahrung, das gesamte Universum ist aufgehoben in einer kosmischen Intelligenz. In der tiefen Meditation hast du die vollkommene Gewissheit, du bist nicht allein und du bist auch nicht separat, du hast die vollkomme Gewissheit, dass hinter allem eine hohe göttliche Wirklichkeit ist.

Diese Erfahrung in der Meditation beschränkt sich aber auch nicht auf die Meditation. Menschen spüren im Alltag, Menschen, die beten, hören, da gibt es jemand, der auf die hört. Menschen, die zu Gott flehen und Gott um Führung bitten, spüren, da kommt eine Antwort, da gibt es jemand, der sich um sie kümmert. Und Menschen, die alles Gott darbringen und alles für Gott tun, spüren, ja, da ist jemand, der nimmt diese Gabe an, da gibt es jemand, der sich um einen kümmert.

So würde man sagen, Gott ist zunächst einmal Erfahrungstatsache. So ähnlich wie man sagen würde, woher weißt du, dass es einen Baum gibt? Du siehst einen Baum, du kannst ihn umarmen, du kannst das Rauschen des Baumes hören. Woher weißt du, dass es Gott gibt? Du kannst Gott erfahren, du kannst seine Nähe erfahren, du kannst ihn im Gebet spüren.

Jetzt kannst du sagen: "Ich spüre Gott nicht, woher weiß ich es?" So ähnlich, angenommen, jemand ist blind geboren, woher weiß der, dass es einen Baum gibt? Er muss solche fragen, die sehen können. Und wenn alle sagen, ja, es gibt die Farbe Grün und das Blatt ist grün, dann weiß er immer noch nicht, was grün ist. Erst dann, wenn es vielleicht eine neue Operation gibt, die ihm helfen würde, zu sehen und vielleicht dazugehöriges Übungsprogramm, das etwaige Hirnschaltungen wieder aktiviert, dann kann er auch den Baum sehen.

So ähnlich auch, wenn du gerade blind bist für die Erfahrung der Gegenwart Gottes, dann kannst du erstmal denen vertrauen, die Gott wahrnehmen. Und dann kannst du Übungen machen, um auch Gott zu erfahren. Vieles, was wir im klassischen Yoga machen, dient auch dazu, die Gegenwart Gottes zu erfahren. Es gibt einen ganzen Yoga-Weg, der nennt sich Bhakti Yoga. Bhakti Yoga, der Yoga der Hingabe, wir könnten auch sagen, der Yoga, der uns hilft, die Gotteserfahrung zu machen und die Gotteserfahrung zu vertiefen.

Definition von Gott

Gott ist Liebe.jpg

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der Liebe von James Swartz -

Das Wort „Gott“ schreit förmlich nach einer Definition. Ohne Definition kann Gott alles sein, was du willst. Für Gläubige mag das praktisch sein, für die, die sich selbst erforschen möchten, ist das nicht hilfreich. In vedānta ist Gott ein nuanciertes Konzept. Da es sich auf etwas Empirisches bezieht, aber nicht wahrnehmbar ist, ist der einzige Zugang zum Verständnis Gottes die in den Schriften dargestellte Logik, wobei zu berücksichtigen ist, dass Schlussfolgerung ein gültiges Mittel zur Erlangung von Wissen ist.

Wenn die Realität eine Nondualität ist, dann ist das Selbst – unerschaffene, unbegrenzte, nonduale Existenz/Bewusstsein – Gott, weil es keine andere Option gibt. Doch wie erklären wir uns dann die Welt und die darin lebenden bewussten Wesen, welche definitiv erschaffen sind und die auf den ersten Blick nicht unerschaffene, unbegrenzte, nonduale Existenz/Bewusstsein zu sein scheinen? Vedānta erklärt die Existenz von Objekten mit dem Konzept von māyā. Er sagt, dass es eine Macht im Selbst gibt, welche die Welt und alle bewussten Wesen erschafft, genau so, wie zum Beispiel ein Mensch es genießt, ein Kunstwerk zu erschaffen. Diese Macht unterscheidet sich nicht von der Person, ist aber auch nicht identisch mit ihr. Gott ist also reines, unerschaffenes Bewusstsein plus māyā, der Macht des Erschaffens. Was wird von dieser Macht erschaffen? Alles, was existiert.

Vedāntas Definition von Gott ist also „alles, was existiert“. Eine solche Definition konfrontiert Dualisten mit einem Problem: Wie kann Gott alles sein, was existiert, wenn alles, was existiert, auch das Böse beinhaltet? Für diesen Zweifel kann man ihnen keinen Vorwurf machen, weil sie nicht verstehen, dass das Böse das Ergebnis der Ignoranz gegenüber der Natur Gottes ist. Mit anderen Worten, das Böse ist eine Projektion des menschlichen Geistes und nicht eine Tatsache. Wenn es nur Existenz/Bewusstsein gibt und es ein erschaffenes Universum gibt, dann manifestiert sich das Bewusstsein allein als alles. Wenn īśvara alles beinhaltet, dann ist die Idee von einem exklusiven Gott lächerlich, weil es ihn degradiert, indem es ihn auf einen Status als erschaffenes, endliches Objekt reduziert, welches Geburt und Tod unterworfen ist. Jeder Suchende, das heißt jeder bhakta, muss verstehen, dass Gott materielle Objekte und empfindende Wesen mit einschließt, aber dass kein Objekt an sich gut oder böse ist.

In der „Bhagavad-gītā“ (Kapitel 7, Vers 4 und 5) wird Gott als zwei Prinzipien dargestellt: ein höheres Prinzip (parā-prakṛti) und ein niederes Prinzip (aparā-prakṛti). Beide sind ohne Anfang und ewig, unterscheiden sich jedoch grundlegend. Das höhere Prinzip ist das bewusste Prinzip (cetana), während das niedere Prinzip nichtempfindende Materie ist (acetana); das höhere Prinzip ist ohne Eigenschaften und Attribute (nirguṇa), während das niedere Attribute und Eigenschaften besitzt (saguṇa); das höhere Prinzip unterliegt keiner Veränderung, da es jenseits von Zeit ist, während das niedere der Veränderung unterworfen und Zeit seine Essenz ist. Und schließlich ist das höhere Prinzip (satya [für höchste Realität]) unabhängig, während das niedere Prinzip (mithyā) vom höheren abhängig ist. Diese Mischung aus Geist und Materie existierte bereits bevor die Evolution des Universums erschien, die graduell in zwei Schritten geschieht. Das höhere Prinzip bleibt von Beginn der Schöpfung an, wenn der Spiegel der Materie erscheint sowie durch alle seine Stadien hindurch unverändert. Im Zwischenstadium jedoch teilt sich Materie oder Energie in acht Unterprinzipien. Im letzten Stadium vergrößert und erweitert sich die achtfache materielle Natur und wird zur vielgestaltigen Schöpfung, die aus allem besteht: den Galaxien, Sonnensystemen, Planeten, Kontinenten, dem Körper (einer Ansammlung modifizierter Materie) und dem Geist (feinstofflicher Materie). Somit sind sowohl Körper als auch Geist die endgültigen Produkte des niederen Prinzips.

Es ist wichtig festzuhalten, dass die Schriften von zwei Arten von fünf Elementen sprechen: den groben, fühlbaren oder konkreten Elementen, welche die endgültigen Produkte der Evolution sind, und den feinstofflichen Elementen.

Vers 4 spricht von den intermediären Objekten – den unsichtbaren Erde- Wasser- Feuer- Luft- und Raum(Äther)-Prinzipien, ebenso wie von manas (Geist), buddhi (Intellekt) und ahaṃkāra (Ego oder Ich-Empfinden). Die letzten drei sind technische Begriffe, basierend auf der Kosmologie nach sāṅkhya, und sollten nicht mit dem westlichen Konzepten von Geist, Intellekt und Ego verwechselt werden. Sie sollten viel mehr als die Zwischenstadien dieser drei materiellen Prinzipien verstanden werden, die zuerst im Makrokosmos etabliert werden müssen, bevor sie im Mikrokosmos erscheinen können.

Vers 5 präsentiert das höhere Prinzip, das Bewusstsein. Laut den Schriften sind Materie und Energie, das niedere Prinzip, „unterlegen“, weil sie nicht empfinden und der Veränderung unterworfen sind, während Bewusstsein „überlegen“ ist, weil die Menschen Freiheit von ihren grob- und feinstofflichen Elementen, das heißt von ihrem Körper und Geist, suchen. Das Unterscheiden von bewusstem und materiellem Prinzip macht sie frei und bietet ihnen vollkommene Sicherheit.

Viele Leute glauben, dass Bewusstsein eine Art Energie ist. Die Befürworter von empirischer Erleuchtung machen diesen Fehler, weil sie Erfahrung suchen und Erfahrung ist nichts anderes, als verschiedene Muster feinstofflicher Energie. Doch Bewusstsein unterliegt nicht der Veränderung, also ist es weder Materie noch Energie. Was ist dann also Bewusstsein? Es ist einfach gewöhnliches, allgegenwärtiges, immer erfahrenes Gewahrsein, das, auf Grund dessen ich weiß, was ich erfahre.

Das Bewusstseinsprinzip ist jenseits wissenschaftlich wahrnehmbarer Gesetze. Wohin auch immer du daher in der Schöpfung siehst, du wirst überall nur sich verändernde Objekte entdecken, die du als das Selbst ausschließen kannst. Du könntest dagegenhalten, wie es die Atheisten tun, dass die Eliminierung alles Sichtbaren und Erfahrbaren nichts übrig lässt und irrtümlicherweise daraus schließen, dass es kein höheres Prinzip in der Schöpfung gibt. Dein Argument würde aber nicht standhalten, weil du dich selbst ausschließt, den bewussten Beobachter von nichts. Die Schöpfung ist einfach eine Mischung aus einem einzigen, bewussten, unveränderlichen Subjekt und fortwährend sich ändernden Objekten. Richte deinen Blick also auf dich; der sich verändernde Teil bist nicht du und der unveränderliche Teil bist du.

Wenn das unveränderliche Gewahrsein, das du bist, sein Licht auf den leblosen Materie-Teil von dir richtet, dann werden dein Körper und Geist belebt. Du verleihst ihnen Leben, nicht sie dir. Das gesamte Universum wird vom Bewusstsein getragen. Auf der Ebene des physischen Körpers wird das Bewusstsein als das Lebensprinzip (prāṇa) erfahren. Solltest du irgendwie daran zweifeln, dann berühre deinen Körper und du wirst Empfindung erfahren und erkennen, dass er vom Bewusstseinsprinzip gesegnet ist. Wenn du aber nicht mehr mit deinem Körper verbunden bist, wird er zur Nahrung für die Würmer.

Weitest du dieses Denken auf die kosmische Ebene aus, kannst du nur zum Schluss kommen, dass der Kosmos ein einziges, harmonisches, intelligentes Wesen ist. Der sichtbare, erfahrbare Teil der Schöpfung ist Materie und das intelligente, erhaltende Prinzip ist Gott, Bewusstsein.

Die Praxis von Hingabe und Gottesverehrung ist immer sinnvoll, aber Literatur, die sich mit Hingabe und Gottesverehrung beschäftigt, erfüllt erst dann wirklich ihren Sinn, wenn du Gotteserkenntnis hast. Da Gott alles mit einschließt, kann kein Objekt, sei es lebendig oder leblos, ausgeschlossen werden. Dualisten haben daher kein Interesse an der Erkenntnis Gottes, wie vedānta sie erklärt, weil es keinen Weg gibt, ihren Gott von dem der anderen zu unterschieden, was sie ihres Gefühls der Überlegenheit beraubt.

„Zielgerichtete Hingabe“ (ānaya-bhakti) ist ein technischer Begriff, der jene Art von Hingabe beschreibt, wie sie Erkenntnis Suchende und selbstverwirklichte bhaktas praktizieren, nicht aber leidende oder begehrende bhaktas.

Die Hingabe eines Erkenntnissuchenden ist ein brennendes Verlangen nach Freiheit von seiner materiellen Hülle. Gott, das Prinzip des Bewusstseins, ist Freiheit, weil er vollkommen unabhängig ist vom materiellen Prinzip, das die Ursache der Unfreiheit ist. Der selbstverwirklichte bhakta ist in die Liebe verliebt und weiß, dass er von Natur aus Liebe ist. Er kann selbstbewusst sagen: „Ich bin Liebe“. Dieser Vers bezieht sich auf die Hingabe einer Person, die sich selbst erkannt hat, weil das Thema die nonduale Hingabe ist.

Zusätzlich zu der Tatsache, dass er Gott nicht als verschieden vom Selbst sieht, steht der nonduale bhakta allem, außer īśvara, dem bewussten Prinzip, gleichgültig gegenüber. Vedānta unterscheidet nicht zwischen īśvara und den Schriften, die nichts anderes sind, als der sich selbst offenbarende īśvara, der dem menschlichen Geist die unverstandene Logik der Existenz offenbart.

Da ein nondualer bhakta in einer Welt des hemmungslosen Materialismus lebt, in der Atheismus um sich greift, stellt sich die Frage, wie er sich gegenüber Ungläubigen verhält? Er ist gleichmütig gegenüber jenen, die Gott nicht akzeptieren und jenen, die Gott hassen.

Der nonduale bhakta hasst niemanden, noch nicht einmal Terroristen. Er lehnt böses Handeln vehement ab und geht Übeltätern gerne aus dem Weg oder bekämpft sie, wenn es die Situation verlangt. Er steht ihnen aber gleichmütig gegenüber, weil er versteht, dass sie anders wären, wenn sie es könnten.

So sagt Kṛṣṇa in der „Bhagavad-gītā“:

„Einer der an mich glaubt, hasst nichts. Er ist freundlich, mitfühlend und frei vom ‘Ich- und Mein-Gefühl’. Er ist duldsam in angenehmen wie in unangenehmen Situationen.“ [BhG 12.13]

Wenn er überhaupt etwas über gottlose und adharmische Menschen zu sagen hat, dann betet er dafür, dass ihr Geist gereinigt werden möge. Śaṅkarācārya gibt dazu im https://schriften.yoga-vidya.de/viveka-chudamani/ „Vivekacūḍāmaṇi“ ein wunderbares Beispiel: Ein Stück Sandelholz duftet herrlich, doch wenn es sich in feuchter Umgebung befindet, dann wächst Moos darauf und verströmt einen fauligen Geruch. Kratzt man das Moos ab und reibt das Sandelholz auf einem rauen Felsen, dann erfüllt sein herrlicher Duft die Luft. Adharmīs, Menschen die nicht nach dem dharma leben, sind eigentlich nicht von Gott getrennt; sie sind einfach nur vom Moos der Selbstignoranz verunreinigt. Dementsprechend sind sie selbstsüchtig, egoistisch, eitel, materialistisch, besitzergreifend und verblendet. Hasse sie nicht – „alleine der Gnade Gottes folge ich“ –, aber halte Abstand.

Hier ist ein wunderschönes Gebet:

„Mögen die Bösen gut werden, mögen die Guten Frieden erlangen. Mögen die Friedfertigen Befreiung erlangen und mögen die Befreiten helfen, andere frei zu machen. Mögen alle Wesen glücklich und frei von Krankheit sein. Möge jeder finden, was er sucht, und niemand sich sorgen müssen. Möge der Regen zur rechten Zeit fallen und die Erde uns mit ihrem Reichtum beschenken. Mögen wir alle frei sein von Furcht. Mögen alle Wesen ihre Hindernisse überwinden und ihre Ziele erreichen. Möge jeder, an jedem Ort, immer glücklich sein.“ [Sri Saipadananda Radhakrishna Swamiji]

Narada Bhakti Sutra - Vers 10

anyāśrayāṇāṃ tyāgo 'nanyatā॥ 10॥ 
Vers 10: „Wenn Hingabe vollkommen fokussiert ist, dann sucht der bhakta seine Zuflucht nur im Selbst.“

Wie bereits erwähnt, ist fokussierte Hingabe nicht sektiererisch. Sektierertum ist ein bedauerliches Phänomen, weil es zu Fundamentalismus führt, der reiner Dualismus ist, zum Beispiel die Kreuzzüge oder ISIS. Es gibt keinen Grund für Streit, wenn es nur Gott gibt. Wenn du verstehst, dass es nur Gott gibt und dass Gott Liebe ist, dann wird Nichtverletzen dein höchster Wert sein.

Derjenige, der Erkenntnis sucht, wird sich nicht von der Schönheit, Vielfalt und Originalität der Welt fesseln lassen, weil er sich ihres Nachteils, dem Mangel an Sicherheit, sehr wohl bewusst ist. Weil er weiß, dass es Gott gibt, verlässt er sich nur auf Gott, weil Gott immer gegenwärtige, unveränderliche, bedingungslose Liebe ist. Dieser bhakta kann sich sicher sein, was immer das Leben ihm bringt, hat Gott ihm oder ihr aus gutem Grund gesandt und ist daher mit allem, was passiert, zufrieden. Er liebt jede/n in seinem Leben und hilft ihnen. Wenn es aber um emotionale Unterstützung geht, dann stützt er sich nur auf īśvara.

Kṛṣṇa sagt in der „Bhagavad-gītā“:

„Diejenigen, die mich als nicht verschieden von sich sehen, huldigen mir indem sie nur an mich denken. Ich kümmere mich um das Wohl derer, die sich ganz mir hingeben.“ [BhG 9.22]

Ich kenne eine spirituelle Frau, die aus einer materialistischen Familie stammt und auf die man wegen ihres mangelnden Interesses an finanzieller Sicherheit herabblickte. Als sie gefragt wurde, wie sie ihren Lebensunterhalt verdiente, sagte sie: „Ich habe einen Treuhandfonds Gottes.“ Auch wenn sich eine solche bhakta von einer Welt-Abhängigkeit zu einer Gottes-Abhängigkeit weiterentwickelt hat, so ist Gott immer noch außerhalb, also muss noch ein weiterer Schritt getan werden. Im Gegensatz dazu weiß derjenige, der sich selbst erkannt hat, dass Gott „das Selbst ist, das in allen Wesen wohnt“, wie es in der „Bhagavad-gītā“ (Kapitel 10, Vers 20) steht. Für diese Person ist Gott-Abhängigkeit gleichgestellt mit Selbst-Abhängigkeit. Ausschließlich vom Selbst abzuhängen ist jedoch keine Abhängigkeit; es ist Freiheit und bedingungslose Liebe. Für einen, der alleine mit dem Selbst zufrieden ist, gibt es nichts mehr zu tun.

Gottes Weg

Gedicht von Swami Sivananda, aus dem Buch "Samadhi Yoga"

Gottes Weg ist Erbarmen,
Gottes Name ist Liebe,
Gottes Speise ist das Ego des Menschen,
Gottes Haus ist das heilige Herz,
Gottes Bote ist der Guru,
Gottes Spielplatz ist das Universum,
Gottes Sprache ist die Stille,
Gottes Natur ist Satchidananda,
Gottes Geschenk ist Selbsterkenntnis,
Gottes Abbild ist der Mensch.

Persönliche und unpersönliche Gottesvorstellungen

Obwohl sich beide Gottesdefinitionen in allen großen Religionen befinden, kann man doch sagen, dass im Christentum, Judentum und Islam die persönliche und im Hinduismus, Buddhismus und Taoismus die abstrakte Sichtweise vorherrscht. Daraus ergeben sich viele Konflikte und Missverständnisse zwischen den Anhängern der jeweiligen Religion. Jede Seite behauptet, das wahre Verständnis von Gott zu besitzen.

Eine große Brücke zwischen den Religionen hat Amritanandamayi (Amma) gebaut. Nach Amma gibt es im Kosmos große erleuchtete Wesen (vollständig erleuchtete Seelen). Diese Wesen besitzen ein kosmisches Bewusstsein. Sie fühlen sich eins mit dem Kosmos (mit Gott). Und sie empfinden sich auch untereinander letztlich alle als eins. Man kann deshalb sagen, dass sie alle ein Wesen (ein Gott) sind.

Nach Amma fühlt sich bei einem Gebet immer eines dieser höheren Wesen angesprochen und reagiert. Dabei ist es egal, welchen Namen ein Mensch verwendet. Es ist egal, ob man Allah, Gott, Jesus, Krishna oder Buddha anruft. Wichtig ist nur, dass man von einer höheren Instanz im Kosmos Hilfe haben möchte. Die höheren Wesen können ihre Lichtstrahlen in alle Bereiche des Kosmos senden. Oft wirken sie durch Symbole (Bücher, Bilder, Statuen). Manche Menschen können die Energiestrahlen spüren oder sehen, die aus den Statuen und Bildern der erleuchteten Meister kommen. Sie verwandelten sich dann zu innerer Kraft, Frieden, positiven Gedanken oder spirituellen Visionen (im Traum oder Wachbewusstsein).

Auszug aus dem Buch "Die Botschaft" von Swami Sivananda

"Gott ist Licht. Gott ist ewiges Leben. Gott ist Liebe. Gott ist die einzige Wahrheit. Gott allein ist. Alles andere ist falsch. Diese Welt ist eine falsche, leere Zurschaustellung von Sinneswahrnehmungen. Liebe Gott aus ganzem Herzen und mit ganzer Seele. Er ist dein bester Freund, da er ja dein eigenes Selbst ist. Gott ist das höchste Allheilmittel, das dich von all deinen wiederkehrenden Leiden von Tod und Wiedergeburt heilen wird.

Gott (Brahman) existiert sowohl mit als auch ohne äußere Form. Er ist ohne Handlung und zugleich auch Handelnder. Er ist das Sichtbare und das Unsichtbare. Er lebt in allem und er ist jenseits aller Erscheinungen. Obgleich Gott (Brahman) Sat-chit-ananda (Sein, Wissen, Seligkeit) ist, erscheint er als das Universum mit verschiedenen Eigenschaften des Asat, des Unrealen, Unwirklichen, Jada (Unbelebten, Unbewussten) und Dukha (Pein) - durch seine Macht, die Illusion der Maya zu erschaffen und doch gleichzeitig davon unberührt zu bleiben.

Das ist ein großes Geheimnis, das der Verstand nicht begreifen kann. Gott ist jenseits der Sinne, aber du kannst ihn erfassen, erkennen, erfühlen, wenn du dich selbst von den Sinnen und den Gegenständen der Welt der Sinne zurückziehst. Gott ist das oberste Wesen, der Inbegriff aller Religionen. Er ist zugleich immanent und transzendent, innen und außen. Er ist der Felsengrund und das Ziel aller Wesen.

Gott ist das Endziel all deiner Handlungen und Bewegungen. Suche Ihn. Verwirkliche Ihn. Nur dann kannst du vollkommen frei sein. Er ist der Erzeuger und Erhalter von allem. Wenn alles vernichtet ist, dann bleibt Er immer noch bestehen. Er ist groß. Er ist subtil. Er ist grenzenlose Gnade. Gott ist ein grenzenloser, endloser, unergründlicher Ozean der Gnade. Was immer Er tut, geschieht aus Gnade für seine Geschöpfe. Gott ist. Nichts kann ohne Ihn sein.

Die ganze Welt ist in Gott. Gott ist der Schöpfer, Leiter und Beherrscher des Alls. Gott hat keinerlei Übel oder Fehler in sich. Er ist vollkommen. Er ist die Wirklichkeit hinter dem Übel, aber Er selbst ist unberührt von dem Übel. Gottes Wille offenbart sich überall als Gesetz. Die Gesetze der Schwerkraft, Anziehungskraft, Relativität, Ursache und Wirkung, die Gesetze der Elektrizität, Chemie, Physik und alle psychologischen Gesetze sind Offenbarungen Seines Willens. Gott ist das Leben deines Lebens. Aber du wirst Seiner nicht gewahr, weil du die Tür deines Herzens verschlossen und mit zahlreichen Wünschen und Begierden versiegelt hast."

Erkenne Gott in allem Großartigen

Shiva und Shakti in Liebe vereint

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Kommentar zur Bhagavad Gita, 7. Kapitel, Vers 8 bis 11

Krishna spricht:

raso hamapsu kaunteya prabhasmi sasisuryayoh

pranavah sarvavedesu sabdah khe paurusam nrsu

„Ich bin der Geschmack im Wasser, o Arjuna; Ich bin das Licht in der Sonne und im Mond; Ich bin die Silbe Om in allen Veden, der Klang im Äther und die Zeugungskraft im Menschen. Ich bin der liebliche Duft der Erde und das Leuchten im Feuer, das Leben in allen Wesen und Ich bin die Kasteiung der Asketen. Wisse oh Arjuna, Ich bin der ewige Same in allen Wesen; Ich bin die Intelligenz der Klugen; Ich bin das Strahlen der Glänzenden. In den Starken bin Ich die Kraft, die frei ist von Wunsch und Verhaftung und in allen Wesen bin Ich der Wunsch im Einklang mit Dharma, o Arjuna.“

Bhakti – der Weg der Hingabe

Im 7. Kapitel beginnt Krishna den Weg des Bhakti – den Weg der Hingabe genauer zu beschreiben. Wie können wir Gott im Alltag erfahren, und eine Möglichkeit ist der Weg des Staunens, und im Großartigen Gott zu sehen. Das ist ein Thema das Krishna in den nächsten Kapiteln immer wieder aufgreifen wird, und wir werden darauf immer wieder kommen. Gott ist in allem, das hat er im vorigen Vers gesagt. Und jetzt sagt er: In Besonderem Maße bin ich erkennbar in allem Großartigen.

Das Göttliche in allem Großartigen sehen

  • Zum Beispiel bei dem Satz: „der Geschmack im Wasser“. Wasser hat auch einen Geschmack wenn du Wasser trinkst. Wenn du Wasser trinkst, erinnere dich daran: Gott ist der Geschmack im Wasser.
  • Das Leuchten im Feuer: Wenn du eine Kerze anschaust, eine Öllampe oder auch ein Lagerfeuer, dort spürst du die Gegenwart des Göttlichen.
  • Oder im Lebendigen: „Leben in allen Wesen“. Leben ist etwas großartiges, dort wirkt das Göttliche.
  • Oder auch die „Kasteiung der Asketen“. Das heißt also wenn jemand hart an sich arbeitet und intensiv spirituell praktiziert, diese Kraft ist auch das Göttliche.
  • Die „Intelligenz der Klugen“: Manche Menschen sind hochintelligent. Es ist nicht deren eigene Intelligenz, sondern die Intelligenz Gottes.
  • Oder manche Menschen haben eine Ausstrahlung, oder eine Schönheit – auch das ist Gott.
  • Manche Menschen haben eine große Kraft, sind stark, und diese Stärke ist das Göttliche. Vor allem wenn es Stärke ohne egoistischem Wunsch und Verhaftung ist.

Und selbst Wünsche können Göttlich sein, wenn sie im Einklang mit Dharma sind.

Eine kleine persönliche Übung

Vielleicht magst du jetzt einen Moment innehalten und überlegen – wo erkenne ich Gott besonders? In welchem Staunen erkenne ich Gott besonders? Was ist für mich besonders großartig? Und wenn du heute oder morgen diese Lektionen umsetzen willst, dann immer wieder wenn du etwas Großartiges siehst, dann spüre darin das Wirken Gottes.

Wir sind so getrimmt darauf, immer das Negative zu sehen, stattdessen sieh das Positive, das Großartige, das Schöne. Lass dich im Herzen berühren. Erstaune, wundere dich, und in diesem staunen und wundern, spüre das Göttliche. Das ist ein Aspekt von Bhakti. Staunen, Ehrerbietung, Respekt. Gott ist in der Großartigkeit der Schöpfung, und im Großartigen der Menschen.

Video - Erkenne Gott in allem Großartigen

Gott ist nicht beschränkt auf diese Welt

Gott durchdringt alles

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Kommentar zur Bhagavad Gita, 7. Kapitel, ab Vers 12:

Gott ist in allen Wesen

Gott ist in allem Großartigen, hat er in den vorigen Versen gesagt. Er hat uns aufgefordert: Sieh das Göttliche in aller Schöpfung und in allem Großartigen. Jetzt wird er uns aber in den nächsten Versen sagen: Gott ist nicht darauf beschränkt.

Gott ist nicht nur manifeste Welt

Krishna spricht als Inkarnation Gottes:

Vers 12:

Ye caiva sattvika bhava rajasatamasasca ye
Matta eveti tanviddhi na tvaham tesu te mayi

“Alle Wesen und Dinge, die sattwig, rajasig oder tamasig sind, entspringen aus Mir. Sie sind in Mir, Ich jedoch bin nicht auf sie beschränkt.“

Krishna ist in Allem. Er hat davor gesagt: Es gibt die relative Natur, und die höhere Natur, und es gibt das, was jenseits dieser relativen und höheren Natur ist: Prakriti. Die relative Natur ist Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther, Denken, Fühlen, Intellekt und Ego. Als solches ist Gott überall. Wenn man einem Menschen gegenübertritt kann man sagen: hier manifestiert sich Gott in seiner relativen Natur.

Und es gibt die Höhere Natur Gottes, das ist der Kausalkörper, bei dem wir auch auf einer relativen Ebene alle miteinander verbunden sind.

Und jenseits von alledem ist Gott als Bewusstsein. Dieses Bewusstsein kannst du auch erfahren. Gott ist dort, aber Gott ist nicht darauf beschränkt. Gott ist noch mehr als das: weder die manifeste Welt in physischer, noch Astral-, noch Kausalwelt, noch nicht einmal das Individuum in jedem. Es geht darüber hinaus. Deshalb, wenn du Gott irgendwo erfährst, sei dir bewusst, Gott ist noch mehr als du verstehst.

Göttlichkeit in der Natur der relativen Welt

Vers 13:

„Von diesen Naturgegebenheiten getäuscht, die aus den drei Eigenschaften der Natur erwachsen, weiß diese Welt nicht, dass Ich Mich von ihr unterscheide und unveränderlich bin.“

Sattwa, Rajas, Tamas in dieser Welt - darüber wird Krishna in späteren Versen noch sehr viel mehr sprechen, täuschen uns. Sie sind in der Natur, und damit identifizieren wir uns. Manche Menschen verehren Gott einfach nur im Relativen. Manche denken, Gott sei nur in einer Murti, in einer Statue. Manche Menschen denken, Gott sei nur in einem Tempel. Manche Menschen denken, dass Gott nur in dem großen Meister ist, den sie verehren.

Gott ist mehr als das. Gott ist auch in allem Relativen. Gott ist an Spirituellen Kraftorten. Gott ist gut erfahrbar in Ashrams. Gott ist aber auch in allem anderen, auch im Rajasigen und im Tamasigen. Gott geht noch darüber hinaus und ist unveränderlich.

Auch Täuschung ist Göttlichkeit

Vers 14:

„Wahrlich, diese Meine göttliche Täuschung, die aus den drei Eigenschaften der Natur geschaffen ist, ist schwer zu überwinden; wer aber allein bei Mir Zuflucht sucht, geht über diese Täuschung hinaus.“

Hier sagt er: Auch die Täuschung ist aus Gott geschaffen. Deshalb ehe du dir Vorwürfe machst, dass du in der Täuschung bist und dir sagst – was bin ich doch für ein schlechter Aspirant dass ich mich weiter noch in Maya befinde – stattdessen sei dir bewusst: deine eigene Täuschung ist Gottes Werk. Auch in der Täuschung manifestiert sich Gott. Und daher ist es schwierig die Täuschung zu überwinden, denn auch diese ist göttlich.

Manchmal kannst du dir auch bewusst machen wieviel überflüssige Probleme du dir bereitest. Selbst wenn du dir Dinge vornimmst, du schaffst es trotzdem nicht sie umzusetzen. Selbst wenn du etwas erreicht hast, irrst du dich von Neuem. Man könnte nun sagen, dies ist auch eine göttliche Täuschung. Gott macht alles. Krishna sagt: Suche Zuflucht bei Gott, und durch Gnade gehst du über die Täuschung hinaus. Wenn du also irgendwo feststellst –ich kriege es nicht hin über die Täuschung hinauszugehen, wieder und wieder probiere ich es und lande immer wieder darin – hier kommt eben der Bhakti Yoga zum Vorschein, den Krishna erwähnt, und den er im 6. Kapitel der Yoga der Ruhe und des Gleichmutes gelobt hatte.

Vergleich mit der Devi Mahatmyam Schrift

Es gibt auch eine göttliche Schrift: Devi Mahatmyam – da wird die Göttin verehrt. Dort wird gesagt: Ehrerbietung an die göttliche Mutter wieder und wieder. Sie ist Ursache von Befreiung und Ursache von Bindung:

Ya Devi saga bhuteshum mhukti bhukti pradayani namastasye namastasye namastasye namo namah

Ehrerbietung immer und immer wieder: „Oh Göttliche Mutter. Du manifestierst dich als Mukti: die Kraft der Befreiung und als Bhukti: die Kraft der Bindung. Du bist die Friedfertigkeit und Du bist der Ärger. Und Du bist der Wunsch nach Befreiung, und Du bist die Verblendung. All das ist göttliches Werk.“

Denke an Gott, bitte um Hilfe, so kommst du zu Gott

Vers 14:

„Denke an Gott, bringe alles Gott dar. Dann gehst du über die Täuschung hinaus. Die Übeltäter und die Getäuschten, die die niedrigsten unter den Menschen sind, suchen Mich nicht. Diejenigen deren Wissen durch Täuschung zunichte gemacht worden ist, gehen den Weg der Asuras (Dämonen).“

Nicht alle streben nach Gott, das hatte er schon vorher gesagt, aber manche Menschen sind dermaßen getäuscht, dass sie schlimme Dinge tun. Sie sind nicht schlecht, sie sind keine Bösen – Krishna sagt an keiner Stelle dass es Menschen gibt die nur böse sind, aber wir können getäuscht sein und gehen deshalb den falschen Weg. Es ist die Aufforderung: gehe du den richtigen Weg. Und auch die die getäuscht sind, sind letztlich auch göttliche Geschöpfe. Du weißt nicht wie lange die Täuschung dauert. Der, den du vielleicht verachtest, kann plötzlich ein spirituelles Erwecken haben, und die Gottverwirklichung vor dir erreichen. Daher sei vorsichtig, ehe du dich über andere stellst. Göttliche Täuschung ist da, und göttliche Verwirklichung ist da. Lass dich in die Verwirklichung bringen, sei nicht arrogant, aber selbst wenn du getäuscht bist, denke an Gott und bitte Gott um Hilfe. So kommst du zu Gott.

Soweit diese Verse der Bhagavad Gita. Denke nach über die Täuschung die auch göttlich ist. Selbst in der Verblendung und in Schwierigkeiten ist das Göttliche. Bitte Gott um Hilfe und bringe alles Gott dar. Vertraue auf göttliche Gnade. Wenn deine Sehnsucht danach ist, wirst du es erfahren.

Video - Gott ist nicht beschränkt auf diese Welt

Gott erscheint dir in der Form in der du ihn verehrst

Verehre Gott und erfahre Gott

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Kommentar zur Bhagavad Gita, 7. Kapitel, ab Vers 20:

Der Weise verehrt Gott ohne etwas zu wollen

Vers 20:

Krishna spricht:

kamaistaistairhrtajnanah prapadyante nyadevatah
tam tam niyamamasthaya prakrtya niyatah svaya

„Menschen, die durch diesen oder jenen Wunsch ihre Weisheit verloren haben, gehen zu anderen Gottheiten und folgen von ihrer Natur geführt diesem oder jenem Ritus“.

Es gibt eine unendliche ewige Wirklichkeit. Die gilt es zu verehren. Krishna hatte vorher gesagt, es gibt vier verschiedene Motivationen warum Menschen Gott verehren. Am Besten ist, als Weiser, nichts zu wollen von Gott.

Aber es kann auch sein, dass du aus der Weisheit wieder hinauskommst, und dann statt zu Gott kommen zu wollen, du von Gott etwas willst. Dann kann es auch sein, dass du bestimmte Riten machst, um etwas für Gott zu tun. Es gibt in Indien verschiedene Riten mit denen du etwas für dich selbst bekommen kannst. Es gibt auch in der Puja einen Moment in dem du einen Sankalpa äußern kannst, das könnte auch ein Wunsch sein. Du könntest auch ein bestimmtes Tapas üben, eine bestimmte Askese, um etwas für mich, oder für Familienangehörige zu bekommen. Krishna hatte ja vorher gesagt, du kannst Gott verehren aus was für einem Grund auch immer. Auch wenn Menschen eine Zeit lang Gott aus uneigennützigen Motiven verehrt haben, oder meditiert haben, nur um Gottverwirklichung zu erreichen, machen sie zwischendurch einmal wieder Yogapraktiken um etwas zu erreichen. Es ist alles in Ordnung.

Gottes Form zu verehren macht den Glauben fest

Vers 21:

„Welche Form ein Verehrer mit festem Vertrauen zu verehren wünscht, Ich mache eben diesen Glauben fest und unerschütterlich.“

Hanuman - der Affengott - verehrte hingebungsvoll Rama

Du kannst sagen, ich verehre Jesus Christus, oder die Göttliche Mutter, oder ich verehre Allah, oder ich verehre den, dessen Namen nicht genannt werden darf – Adonai, wie es im Judentum zum Beispiel heißt. Oder, ich verehre Manitou. Oder ich verehre den kosmischen Geist. Ich verehre Krishna, Shiva, Rama, wie auch immer. Krishna sagt hier, es spielt keine Rolle wie du Gott verehrst. Gott wird dir in der Erscheinung erscheinen in der du ihn oder sie verehrst. Wenn du dich also an Jesus richtest, wird das Vertrauen und der Glaube an Jesus stärker. Wenn du die Göttliche Mutter verehrst, wird das Vertrauen und der Glaube an die Göttliche Mutter stärker. In welcher Gestalt auch immer du Gott oder die Göttin verehrst, das Vertrauen wird im Laufe der Zeit stärker. Gott selbst wird dafür sorgen, dass es stärker wird. Und irgendwann erscheint dir Gott in der Gestalt, in der du ihn, sie, es verehrst.

Gott ist durch viele Formen erfahrbar

Du darfst nur nicht den Fehler machen zu glauben, dass nur die Gestalt, in der du Gott verehrst die richtige ist, und die einzig wahre. Dies ist ein Problem bei Religionen wie beim Christentum und beim Islam und auch beim Judentum, dass manche der Verehrer denken, nur so darf man Gott verehren, nur meine Religion führt zum Himmel, oder innerhalb meiner Konfession der Glaube – nur meine Theologie führt zum Himmel. Das gehört zu den Irrtümern. Glücklicherweise gibt es heute in allen Religionen Menschen die anerkennen, dass durch die verschiedenen Religionen das Göttliche erfahrbar ist.

Übrigens ist es offizielle Doktrin in der katholischen Religion, dass das Heil nicht nur im Katholizismus zu finden ist, sondern auch bei den Evangelischen, bei den Orthodoxen und auch in anderen Religionen. Auch im Islam gibt es Gelehrte die davon ausgehen, dass es viele Arten gibt, durch die man Gott erfahren kann. Das Judentum ist noch nie vom Ausschließlichkeitsstandpunkt ausgegangen, sondern hat sich als das auserwählte Volk angenommen, und auserwählt heißt, dass sie besonders schwierige Aufgaben in der Schöpfung bekommen haben, aber Gott offenbart sich allen Menschen auf der ganzen Welt.

Im Hinduismus war die Vorstellung der Ausschließlichkeit nie gegeben. Da gibt es schon seit Jahrtausenden die Vaishnavas, die Shivas, die Shaktas, und für fast zwei Jahrtausende gehören Buddhismus und Jainismus zu den großen religiösen Strömungen Indiens dazu. Manchmal gab es Aussagen, wo es hieß – nur dieser Weg ist der richtige. Die Mehrheitsauffassung war jedoch, es gibt viele Wege zu Gott. Namen sind es viele, Gott ist Eins. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst – so hat es Swami Sivananda ausgedrückt, Mahatma Gandhi, sowie Swami Vishnu.

Viele Wege führen zu Gott

Daher – Religionen sollten sich nicht bekämpfen, sondern sich respektieren. Als Aspirant, anstatt auf andere Religionen herabzuschauen, sei dir bewusst, dass jeder der eine bestimmte Vorstellung Gottes verehrt, wird einen festeren Glauben bekommen, im Grade der Verehrung und wird irgendwann Gott sehen, erstmal so wie er/sie Gott sieht, und später über alle relativen Formen hinauswachsen, um zu dem unaussprechlichen, ewigen, unendlichen zu gelangen.

Gott erfüllt deine Wünsche

Vers 22:

„In diesem Glauben widmet er sich der Verehrung von jener Form und daraus erhält er das Gewünschte, welches wahrlich Ich alleine so gewähre“

Krishna als kosmisches Bewusstsein spricht jetzt, dass es auch in Ordnung ist, von Gott etwas Konkretes zu wollen, und letztlich Gott in Konkreter Gestalt zu verehren. Letztlich bekommt der Mensch vom Göttlichen das, was er gerne hätte.

Wunscherfüllung hat nur begrenzten Wert

23. Vers:

„Wahrlich, der Ertrag, den diese Menschen von geringer Intelligenz erhalten, ist begrenzt. Wer den Göttern huldigt, geht zu ihnen, wer aber Mich verehrt, kommt zu Mir.“

Hier gibt es eine kleine Veränderung im Ton. Er sagt – wenn man Gott verehrt um etwas Konkretes zu bekommen, kriegt man das auch, aber das ist geringe Intelligenz. Der Ertrag ist gering.

Angenommen du verehrst Gott, um in deinem Beruf erfolgreich zu sein. Vielleicht wirst du deshalb wirklich erfolgreicher, aber was hast du davon? Klüger ist es, verehre Gott selbst, und bitte ihn um die höchste Erkenntnis. Wenn du das erreichst, bist du dauerhaft glücklich. Wenn du Gott huldigst um etwas zu bekommen, dann magst du das bekommen, was du willst. Aber es ist begrenzt. Daher wenn du einmal vorübergehend Gott verehrst um einmal etwas Konkretes zu bekommen, dann geh nachher weiter. Wunscherfüllung ist nur vorübergehend hilfreich. Gottverwirklichung ist dauerhaft hilfreich.

Zweifache Essenz dieser Verse

  • Das Erste ist: Es ist ok Gott um Konkretes zu bitten und Yoga dafür zu praktizieren, um Leiden zu mindern oder etwas zu bekommen, sofern dein ganzes anderes Verhalten auch ethisch ist.
  • Das Zweite: Es ist Gott egal wie du ihn/sie/es verehrst. Kritisiere nicht Andere für das, wie sie Gott verehren, sondern fühle dich mit allen Gottesverehrern, mit allen spirituellen Menschen verbunden. Fanatismus führt nicht weiter, aber Respekt vor anderen Traditionen, und dabei selbst konsequent in der eigenen spirituellen Tradition zu sein, das führt dich zur Befreiung.

Namen sind viele aber Gott ist Eins, liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Ishwara Allah Terenam Sabako San Matite Bhagavan – ob du Gott als Ishwara verehrst oder als Allah spielt keine Rolle. Es gibt nur den Unendlichen und Ewigen. Übe Nächstenliebe gegenüber Allen und verehre Gott, und du wirst Gott erfahren.

Video - Gott erscheint dir in der Form in der du ihn verehrst

Gott als Ursprung aller Wesen

Krishna in seiner kosmischen Form

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Bhagavad Gita Kap. 14, Verse 1-4

  • Woher kommen alle Wesen?
  • Worin ruhen alle Wesen?
  • Letztlich wer bist du und wer sind alle Wesen?

Darum geht es im vierten Kapitel der Bhagavad Gita. Das vierzehnte Kapitel wird Yoga der drei Gunas genannt. Krishna beschreibt in dem 14. Kapitel die drei Gunas:

und wie du erkennen kannst, ob du gerade im Sattva, im Rajas oder im Tamas bist. Ihm geht es darum, dass du lernst dich von Tamas und Rajas zu lösen. Sattva zu stärken und Sattva zu transzendieren. Aber bevor er zum Thema der Gunas kommt, spricht er zunächst darum, dass du jenseits aller Gunas bist.

Es werden die ersten 4 Verse des 14 Kapitels im Folgenden erläutert und was man sich vor und nach der Beschäftigung mit den drei Gunas bewusst machen sollte.

Mit der höchsten Erkenntnis kommt Befreiung

14. Kapitel 1 Vers:

Krishna sprach: „Ich werde dir noch einmal diese höchste Erkenntnis darlegen. Das aller beste Wissen, dessen Kenntnis alle Weisen nach diesem Leben zur höchsten Vollkommenheit gelangen lies.“

Er will Arjuna sagen, dass man so zur Vollkommenheit kommt, die Befreiung erfährt und zur Gottverwirklichung kommt. Und dieses höchste Wissen führt dich zur Gottverwirklichung und er sagt nochmal, dass das nichts Neues ist. Es gibt schon viele Weisen und viele Munis, die durch diese Erkenntnis die Gottverwirklichung erreicht haben.

Weder wirst du geboren noch stirbst du

14. Kapitel 2 Vers:

„Menschen die dadurch, dass sie in dieser Erkenntnis Zuflucht gesucht haben und zur Einheit mit mir gelangt sind, werden weder zur Zeit der Schöpfung geboren, noch werden sie zur Zeit der Auflösung zerstört.“

Also hier will er Arjuna sagen, es gibt Moksha, es gibt die Befreiung. Und die Befreiung erreichst du, indem du zur höchsten Erkenntnis kommst, also die Einheit mit dem Göttlichen erreichst. Krishna spricht über die Einheit mit „mir“ und mit „mir“ meint er das Göttliche. Die höchste Erkenntnis nimmt Zuflucht zur höchsten Erkenntnis. So kommst du zur höchsten Einheit und wenn du diese Einheit erreicht hast, dann passiert dir niemals etwas. Selbst wenn sich das ganze Universum auflösen wird, wird es dir nichts ausmachen. Auch wenn das Universum neu beginnt, wirst du nicht neu geschaffen. Moksha, die Befreiung ist eine endgültige Befreiung.

Alle Wesen entstehen aus Brahman

Alles entsteht aus Gottesbewusstsein

14. Kapitel 3 Vers:

„Mein Schoss ist das große Brahman, in ihn lege ich den Keim. Daraus oh Arjuna werden alle Wesen geboren.“

Hier gibt es das unendliche Purusha, das höchste Bewusstsein und dann gibt es Prakriti, diese Natur. Er spricht von mahad, also dem Großen und mahad ist ein Ausdruck aus der SankhyaPhilosophie. Bevor Prakriti sich in die Einzelseelen/Einzelteile manifestiert, bevor in Prakriti letztlich Parinama beginnt, also die ständige Veränderung ist Prakriti mahad, das Große. Und in dieses Große hinein schaut letztlich Purusha, das Selbst und dieses Selbst ist letztlich Krishna und damit auch Purusha und damit Brahman. Wenn dieses Selbst in dieses mahad in diese Prakriti hineinschaut, dann entsteht wie ein Keim aus dem alle Wesen entstehen. So ursprünglich unendliches Brahman, ursprünglich unendliche Prakriti und Purusha schaut in Prakriti hinein, Prakriti bewegt sich und innerhalb dieser Prakriti entstehen scheinbar Einzelwesen, die aber letztlich nichts anderes sind als Manifestationen des Göttlichen.

Männlich und weiblich sind für immer verbunden

14 Kapitel 4 Vers:

„Für alle Formen die entstehen, oh Arjuna. In jeglichem Mutterschoß ist Maha Brahman der große Schoss und ich das höchste Selbst. Ich bin der samenspendende Vater.“

Hier ist eine Analogie von Vater und Mutter. Letztlich Bewusstsein und Shiva und auch Purusha gelten als männlich. Und diese Welt, somit Shakti und Maya oder auch Prakriti sind alle weiblich. Und so könnte man auch sagen, dass es zum einen das Unendliche und das Ewige gibt, welches das Bewusstsein ist. In dieses Unendliche und Ewige kommt nichts hinein, aber es gibt auch Prakriti. Vedanta würde sagen Prakriti ist die Manifestation von Purusha und Jagad ist die Welt und nur eine scheinbare Modifikation von Brahman. Letztlich ist Gott hinter allem, denn Gott ist das Bewusstsein, Gott ist die Natur, Gott ist auch die Einzelseele und alles ist letztendlich Gott. In diesem Bewusstsein kannst du vielleicht gleich weiter verweilen, oder zum Beispiel darüber meditieren, dass es ein unendliches Bewusstsein gibt und die ganze Welt eine einzige Prakriti ist. Purusha und Prakriti sind miteinander verbunden und jede Einzelseele ist Manifestation des Göttlichen. Überall ist nur dieses eine Göttliche.

Video - Gott als Ursprung aller Wesen

Gott ist jenseits aller Erscheinungsformen

Verehre Gott in der Form und weite die Vorstellung ins Unendliche

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Kommentar Bhagavad Gita 7. Kapitel, Vers 24 bis 30

Das sind wichtige Fragen.

Krishna hat in den früheren Versen der Bhagavad Gita mehrmals gesagt: Er ist im Relativen. Er ist im Individuellen. Er ist im Kosmischen. Er ist in der Natur.

Jetzt sagt er aber, dass Gott sowohl in der relativen Welt wie auch im Absoluten ist. Lasst uns hören, was Krishna ab dem Vers. 24, des 7. Kapitel sagt.

Gott ist unmanifest

Vers 24

avyaktaṁ vyaktim āpannaṁ manyante mām abuddhayaḥ

paraṁ bhāvam ajānanto mamāvyayam anuttamam

Die Törichten meinen, Ich, das Unimanifestierte, hätte Erscheinungsformen. Da sie mein höheres Unveränderliches und überaus erhabenes Wesen nicht kennen. Ich bin nicht für alle sichtbar, so wie ich bin, da mich Yoga Maya umhüllt. Diese getäuschte Welt kennt mich nicht, das Ungeborene und Unvergängliche.

Das Göttliche ist letztlich unmanifest. Brahman, das Absolute, das Unendliche, das Ewige. Du kannst Gott in seinen relativen Formen verehren, wie Sarasvati und Krishna. In der Manifestation eines Meisters, der Manifestation einer Inkarnation wie Jesus oder Krishna. Du kannst Gott verehren, so wie ihn die Propheten beschrieben haben. Aber diese Form und diese Gestalt ist nicht das, was Gott ausmacht. So sagt er, die Törichten verehren Gott nur als Erscheinungsform. Deshalb gibt es auch das 1. Gebot: Du sollst dir kein Bild Gottes machen. Auch in Indien, auch in der Bhagavad Gita, heißt es hier: Mache dir kein Bild von Gott. Trotzdem werden Murtis verehrt, also die Götterstatuen. Aber dazu sollte man wissen, dass die Murtis nur dem Herz des Bhaktas helfen. Die Murtis, die Götterfiguren, helfen dein Herz zu öffnen und dich für eine höhere Wirklichkeit zu öffnen. Glaube nicht, dass Gott auf diese Formen beschränkt ist. Die Formen sind nur eine Möglichkeit Hingabe zu üben, dein Herz mit Liebe zu erfüllen und dann gilt es diese weiter zum Unendlichen wachsen zu lassen.

Es ist jetzt schwierig Gott als das Ungeborene und als das Unvergängliche zu erkennen und zu erfahren. Es gibt die Yoga Maya, wie er es hier nennt. Also die Maya, die einen davon abhält, die Einheit zu erfahren. Daher ist es erstmal gut Gott im Begrenzten zu erkennen, aber mache dir bewusst, das Begrenzte ist nicht alles, was Gott ist.

Gott ist in allen Wesen

Vers 26

Ich, O Arjuna, kenne die Wesen aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Niemand aber kennt mich.

Gott selbst manifestiert sich in allen Wesen und weiß alles. Als Individuum aber kannst du Gott nicht wirklich erkennen, daher sei dir immer bewusst, dass dein Wissen über Gott nur relativ ist. Hüte dich davor zu glauben, dass du alles über Gott verstanden hast. Gott ist nicht intellektuell erkennbar. Du kannst deine Einheit mit Gott in Samadhi erfahren. Du kannst lernen, dich mit nichts Beschränktem zu identifizieren. Du kannst auch Jnana Yoga mäßig erkennen, was das Selbst und Brahman ist. Aber wirklich, wirklich erkennen kannst du nur, wenn du aufhörst Trennungen, Unterschiede zu machen und du kannst Gott nur erfahren, indem du die Einheit Gottes bist. Im Relativen her bilde dir niemals ein, dass du wirklich weißt, was Gott ist. Nur Gott weiß, was Gott ist. Gott kennt dich, aber du kannst Gott nur mit Staunen und mit Liebe erfahren, spüren, erahnen und irgendwann die Einheit verwirklichen.

Du wirst verwirrt geboren

Vers 27

Durch die Täuschung aus den Gegensatzpaaren, die aus Wunsch und Abneigung entstehen, O Nachkomme Bharata, werden alle Wesen schon bei der Geburt verwirrt.

Manche Menschen denken ja, dass die Kinder irgendwo in Gott sind. Das bilden sich eher diejenigen ein, die sich nicht wirklich mit Kindern beschäftigt haben. Ja, Kinder sind auf gewisse Weise rein aber sie sind auch egoistisch. Sie wollen einfach ihre Wünsche erfüllt haben. Kinder haben eine gewisse Reinheit, weil sie handeln ohne irgendwo berechnend zu sein. Wenn man in die Augen von Kindern schaut oder Kinder anschaut, spürt man, wie das Herz aufgeht, vor allem bei Babys. Trotzdem, schon bei der Geburt ist der Mensch verwirrt. Er ist sogar vor der Geburt verwirrt. Dies sagt er an einer anderen Stelle. Wir wachsen über viele Inkarnationen. Auch der Tod ist noch nicht die Verwirklichung. Es geht um viele Inkarnationen.

Fasse den festen Vorsatz Gott zu verwirklichen

Vers 28

Menschen jedoch, die tugendhaft handeln, deren Sünden ein Ende gefunden haben und die von der Täuschung durch die Gegensatzpaare frei sind, verehren mich und halten ihre Gelübde.

Es gilt also feste Vratas zu haben dṛḍha-vratāḥ, Vorsatz fassen. Wir wollen Gott verwirklichen. Wir wollen unser Leben auf diese Verwirklichung ausrichten. Mein Leben wird daraus ausgerichtet. Der moderne Aspirant ist oft einer, der in der Ungewissheit sein will. Mal sehen, mal schauen. Man will sich alles offen halten. Aber fasse den festen Entschluss und fasse ihn immer wieder. Mein Leben sei der Gottverwirklichung gewidmet. Dafür bin ich hier. Dafür will ich alles tun. Dafür will ich alles geben. Alles will ich darauf ausrichten. Das ist der maha vratha. Und ich möchte eine gute Kraft im Leben aller Menschen sein, mit denen ich zu tun habe. Ich möchte ein ethisches Leben führen. Das sind wichtige Vorsätze, die du festhalten (drih) sollst. Dann gilt es tugendhaft, punya zu handeln. Handlungen ausführen, die tugendhaft sind. Du sollst dich befreien von papa, d.h. Sünden vergehen. Tue also nichts Unethisches, auch das ist wichtig. Nicht manchmal sagen: „Ich verehre Gott, es macht ja nichts. Dafür mache ich Unethisches.“ Sei tugendhaft, vermeide das Unethische. Dann befreie dich von der Täuschung und von allen Gegensatzpaaren. Verehre Gott und dann halte dich an deine Vorsätze.

Strebe und suche Zuflucht bei Gott

Bitte Gott um Segen und Führung

Vers 29

Menschen, die nach Befreiung von Alter und Tod streben und bei mir Zuflucht suchen, erkennen vollständig dieses Brahman; das gesamte Wissen von Selbst und von allem Karma.

Willst du den Tod überwinden? Willst du Alter überwinden? Das geht nicht durch Superfoods und es geht auch nicht mit Hirnimplantaten. Es geht auch nicht über Roboterarme. Es geht auch nicht durch irgendwas anderes, außer durch Verwirklichung von Brahman. Der Körper wird irgendwann alt; der Körper wird irgendwann sterben. Aber du bist unsterblich. Strebe nach der Gottverwirklichung. Suche Zuflucht bei Gott und dann erfährst du Brahman. Dann erfährst du das gesamte Wissen von selbst. So kannst du Karma überwinden.

Erkenne Gott in allem

Vers 30

Menschen, die mich mit adhibhūta, adhidaiva und adhiyajña erkennen, erkennen mich auch in der Stunde des Todes und mit festem Geist.

Dies ist der Übergangsvers zum 8. Kapitel, wo Krishna dies weiter ausführen wird. Man könnte auch sagen: „Erkenne zunächst Gott in adhibhūta, allen Elementen. Dann erkenne Gott in allem Feinstofflichen, adhidaiva und dann erkenne Gott in allen spirituellen Handlungen, adhiyajña.“

Wenn du dann dein ganzes Leben darauf ausgerichtet hast, im Grobstofflichen Gott zu erkennen, im Feinstofflichen Gott zu erkennen, spirituelle Handlungen zu machen und die Kraft der spirituellen Handlungen, adhiyajña Gott zu erkennen, dann wirst du auch Gott in der Stunde des Todes mit festem Geist erkennen und dann die Gottverwirklichung erreichen.

Denke also an Gott, richte deinen Geist auf Gott aus. Fasse vielleicht jetzt nochmals den Entschluss: „Mein Leben sei der Gottverwirklichung gewidmet. Und ich will konsequent sein in meinem Handeln.“

tatsaditi śrīmad bhagavadgītāsūpaniṣatsu
brahmavidyāyāṃ yogaśāstre śrīkṛṣṇārjunasaṃvāde
mokṣasaṃnyāsayogo nāma aṣṭādaśo ´dhyāyaḥ

So endet in den Upanishaden der glorreichen Bhagavad Gita,
der Wissenschaft vom Ewigen, der Schrift über Yoga, dem Dialog zwischen Krishna und Arjuna,
das 7. Kapitel mit dem Namen: Der Yoga der Weisheit und der Verwirklichung.

Video - Gott ist jenseits aller Erscheinungsformen

Swami Chidananda über Gott

Gottes Plan für dich

Strahlender Atman, geliebte Kinder des Lichts. Gesegnete Kinder von Vater/Mutter/Universum, gemeinsames Elternteil aller Existenz, allen Lebens. Du bist Teil dieser Existenz, die aus dem nicht greifbaren Universellen Sein entstanden ist. Daher bist du Teil dieses Seins, so wie Kinder Teil ihrer Eltern sind.

Du bist Teil dieser großen Manifestation, die aus dieser höchsten zeitlosen, raumlosen, transzendentalen absoluten Wirklichkeit entstanden ist. Du bist Teil dieser Manifestation, die als phänomenale Existenz bekannt ist, die der Wahrnehmung der fünf Sinne unterworfen ist, die auch der Rahmen ist, in dem du dich in diesem Moment auf deiner Erdenreise befindest.

Es ist eine Phase, durch die du gehen musst, denn du bist bereits dort, und du musst mit Verständnis hindurch gehen. Du wirst es zu einem einträglichen Prozess machen, wenn du mit einem tieferen Verständnis hindurchgehst, warum es dir gegeben wurde, warum du gesandt wurdest, in dieser phänomenalen Erscheinung zu sein, und für eine Weile darin zu bleiben und durch ihre verschiedenen Phasen zu gehen.

Wenn du darüber nachdenkst, verstehst du, dass dies nicht nur etwas ist, das zu dir gekommen ist und das unvermeidlich und notwendig ist, sondern du musst auch verstehen, dass es etwas sehr wertvolles und wichtiges ist... sehr wertvoll und sehr wichtig. Wenn du anfängst, es so zu verstehen, dann wirst du es plötzlich als Geschenk erkennen, etwas, das dir vergönnt ist. Es ist ein riesiges Herz, viel Liebe, viel Liebe, ein Geschenk in Form eines Manifests der Gnade,--ein Manifest der Gnade.

Wenn sehr reiche Eltern, Multimillionäre, ihre Kinder auf die besten Universitäten schicken, top Universitäten, um dort zu studieren und die beste Ausbildung in der besten Umgebung zu erhalten, tun sie das offensichtlich nicht nur, weil sie möchten, dass ihre Sprösslinge literarisch und akademisch gebildet sind. Sie möchten, dass ihre Nachkommen glänzen, etwas erreichen, große Gelehrte werden, goldene gekrönte Persönlichkeiten auf ihrem eigenen Gebiet.

Mit dieser Intention sind sie gewillt und bereit, jede Menge Geld auszugeben, um für sie die beste Ausbildung zu erlangen, sie zu Auffrischungskursen zu senden, zu top Professoren, und all das ... Warum? Weil sie sie lieben. Weil es zufällig ihre Kinder sind und weil sie zufällig deren Eltern sind. Sie möchten nicht, dass ihre Kinder zweite Wahl sind. Sie möchten ihnen alles geben, dass sie erste Wahl werden. Und das findest du natürlich. Das kannst du verstehen.

Die Wahrheit ist, dein Vater und deine Mutter sind aber nicht bloß Multimillionäre oder Milliardäre von unerschöpflichem Reichtum. Niemand kann mit deinem Vater/Mutter Gott—deinem Eltern-Gott— grenzenlosen, unerschöpflichen Reichtum der ganzen Welt vergleichen. Also hast du Eltern, Vater/Mutter Gott deren Reichtum unerschöpflich ist. Nichts ist damit vergleichbar; es ist unerschöpflich, grenzenlos. Natürlich kann Er es sich leisten, alles zu tun, um dich zur top Person Seiner Schöpfung zu machen.

Das ist Gottes Plan für jeden Einzelnen von euch, der gerade in dieser Halle anwesend ist, während dieses sechs Tage langen spirituellen Retreats vom 26. Dez. Bis zum 31. Dez. 1997 in diesem heiligen Ashram des geliebten und verehrten Meisters Gurudev Swami Sivananda. Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass ich hier nicht poetisch oder fantasiereich bin, weil ich weiß, dass sich Gott auf jeden Einzelnen von euch mit all Seiner Liebe und Gnade konzentriert, und mit der Sichtweise, dass Er aus dir das höchste menschliche Individuum auf Erden machen möchte, hier, auf dem Planeten Erde, in diesem Zeitalter.

Viele Pferde laufen in einem Rennen, aber nur das erste, das über die Ziellinie geht, wird auf der ganzen Welt bejubelt. Fotografen drängen sich um das Pferd, und den Trainer, und den Jockey, und dann sehen es alle, über die Medien, Radio und auf allen Fernsehkanälen, Millionen und Millionen von Menschen zu Hause. Warum? Weil das Pferd alle anderen abgehängt hat und das erste war. Es ist das Pferd des Jahres, das Superpferd des Jahres, Superpferd. Jawohl!

Und es ist der Helfer des Besitzers, der Helfer des Trainers, der Helfer des Jockeys, ah, und derer, die auf es gesetzt haben. Ich setze auf euch alle, und Gott ist euer Besitzer; euer Meister, und euer eigenes Leben und eure Bücher sind eure Trainer und du bist der Reiter und das Pferd ist das, was du dein Leben nennst. Der Sitz, die Stütze deines Lebens muss dich in kürzester Zeit zum Ziel tragen und du musst Erster sein.

Das ist Gottes Plan für dich. Jemand anderes mag dir etwas anderes erzählen, aber ich erzähle dir dies und werde dies weiterhin tun und habe keinerlei Grund, das zu ändern. Ich werde dies weiterhin so sagen, solange es gut ist, denn es ist so. Es geschieht so. Daher wisse, dass du ein Mensch des Schicksals bist. Für jeden Einzelnen plant Gott, dass du, während du dich dem Ende deiner irdischen Inkarnationen näherst, an der Spitze bist...ganz oben an der Spitze.

Jeder muss wie ein Juwel strahlen,...wie ein Juwel strahlen. Das ist Gottes Plan. Darum hat Gott dich hierher gebracht. Gott hat diesen Plan mit dir, wo immer du bist. Von deiner Geburt an hat Er darauf hingearbeitet. Ich weiß das, denn wegen dieser göttlichen Intention für dich in deinem Leben hat er dich heute hierher gebracht. Er hat dich heute hierher gebracht und er auch mich heute hierher gebracht.

Was ich sagen möchte ist.............. dass ich hier bin, um dir diese Dinge zu erzählen. Es ist so, weil es so vorhergesehen ist. Ihr müsst dies zu diesem Zeitpunkt erzählt bekommen. Du bist hier, um die höchste aller Erfahrungen zu machen, das größte aller Ziele zu erreichen, die ein Mensch in seinem Leben erreichen kann, eine Erfahrung, die nicht weniger und nicht mehr ist als deine vergessene volle Göttlichkeit zurückzugewinnen, denn du kommst aus Gott.

Jede Schrift sagt es auf eine andere Weise: 'Gott erschuf den Menschen nach seinem Abbild'. Und dann, als wäre dies noch nicht genug, erschuf Gott dich! Göttlichkeit nach Seinem Abbild, denn Er hat keine physische Gestalt, Er ist kein körperliches Wesen, daher meint 'nach Seinem Abbild' wie Er, oder wie Gott. Ein Abbild Gottes zu sein ist deine wahre Natur. Sein göttlicher Atem ist in dir. Du bist ein spirituelles Wesen, und all die Heiligen, all die erleuchteten Lehrer, all die großen Meister, all die Schriften haben der Menschheit den Aufruf gegeben: 'Gewinne deinen verlorenen Status zurück'.

Dies ist dein Geburtsrecht. Dafür bist du vorgesehen. Ich sage dir, du bist zur Perfektion geschaffen. Deine Präsenz hier und heute beweist, dass du zur Perfektion geschaffen bist. Anderenfalls hättest du über diesen Weihnachts- und Neujahrszeitraum einen Weihnachtsurlaub mit deiner Familie oder deinen Freunden oder einer Gruppe organisiert, mit späten Cocktailparties und nächtlichem Tanz und würdest mit Skiern einen Berg herunter fahren, und Gott weiß was noch alles.

Aber trotz Kälte und kleiner Unannehmlichkeiten hattest du den Drang, hierher zu kommen und an etwas teilzuhaben, das anders ist, als das profane Gebiet deines Daseins, etwas, das sich unterscheidet. Diese Tatsache an sich zeigt und beweist, dass du für etwas Größeres, etwas Höheres vorgesehen bist. Und ich sage dir sogar, du bist nicht nur für etwas Großes und Hohes vorgesehen, du bist für das Größte und Höchste bestimmt.

Nichts Geringeres als eine Erfahrung Gottes. Nochmal: um deinen Status als Teil und Stück von Gott zurückzugewinnen, Eins mit Gott. Eins mit Gott—Göttlichkeit zu sein. Verschmelze mit Ihm, wie ein Fluss, wenn er den Ozean erreicht. Solange der Fluss den Ozean nicht erreicht hat, selbst an der Mündung, ist der Fluss ein Fluss und der Ozean ist der Ozean. Sobald er ihn erreicht und in ihn eingeflossen und mit dem Ozean verschmolzen ist, dann hört er auf, Fluss zu sein. Er verliert sein Dasein als Fluss und es gibt nur noch den Ozean. Es gibt nur noch den Ozean. Welches größere Glück kann es für einen Fluss geben, als zum Ozean zu werden?

Welches größere Glück kann es für ein individuelle Seele geben, als die höchste gesegnete Erfahrung ihrer spirituellen göttlichen Einheit mit der Universellen Seele wiederzuerlangen, die Quelle und Ursprung von allem ist, ewiger Wohnsitz als Vater-Mutter-Freund-Verwandter, Wohlstand, Weisheit, alles. All das bedeutet es. Du bist zu Gott gewandt, und dieser Retreat hat sich Seelen ausgesucht, die danach streben, das zu erreichen.

Egal, welche Meinung du momentan von dir selber hast, es ändert nichts an der Tatsache und der Wahrheit, dass du für das Höchste bestimmt bist. Du bist für die höchste Erfahrung vorgesehen. Diese Erfahrung wohnt dir bereits inne und jeder Einzelne von euch hat das volle Potential, die Fähigkeit und Eignung, diese überirdische Erfahrung zu erreichen. Strahle wie Gott, strahlt wie Götter auf Erden. Das Potential ist da.

Stelle dies voran. Sieh dieses volle Potential als Teil deines Erbes, und vollbringe die notwendige Anstrengung, deine Göttlichkeit herauszubringen und von innen zu leuchten. Nenne es Sadhana, nenne es Abhyasa, nenne es spirituelle Praxis, nenne es Disziplin, nenne es Yoga, nenne es Hingabe, nenne es Gebet, nenne es Meditation, nenne es Vedanta, und Diskurs der Upanishaden. Nenne es wie du willst, dies sind alles die vielen Arten und Methoden die große göttliche Erfahrung zu erreichen.

Du siehst, welch ein Segen es ist, mit den Wegen, die das Leben geht, geduldig zu sein, um nun dieses Bestreben zu haben, dieses höhere Wissen. Das ist großartig! All die Sehnsucht, und du hast das nötige Know how dafür, durch unterschiedliche Kräfte und Wirkungen. Gott segne euch alle. Gott segne euch alle, diese Wahrheit zu erkennen. Gott segne euch alle, um auf der Basis dieser Wahrheit euer Leben zu führen.

Gott segne euch alle, dass ihr erkennt, dass, egal wie viele Hindernisse auch kommen mögen, wie viele Komplikationen, alles notwendig ist, um dir die Kraft und die Ausdauer zur Überwindung dieser Hindernisse zu geben, um dir neue Einsichten zu geben, und um an innere Ressourcen der Kraft zu gelangen, die dich alles überwinden und durchhalten lassen, die dich siegreich sein lassen.

Du wurdest geboren um zu siegen. Trotz aller Hindernisse, gehe direkt zum Ziel. Diese Hindernisse können sowohl äußere als auch innere sein. Du hast alle Fähigkeiten, sowohl die inneren, als auch die äußeren Hindernisse zu überwinden und der Sieg ist dir sicher. Nicht in grauer Vorzeit. Nicht in ferner Zukunft oder in einem anderen Leben. Nein, in genau diesem Leben, in genau diesem Körper, in genau dieser Inkarnation.

In genau dieser Zeit deiner Existenz suche das Ewige. Entfalte und entwickle die göttliche Perfektion in dir. Darum geht es im Leben. Alles andere ist zweitrangig. Alles andere ist unbedeutend und zweitrangig. Gib dem höchste Priorität. Vernachlässige irdische Dinge. Gebe diesen ihre Zeit, aber vernachlässige DAS nicht! Wenn du DAS vernachlässigst, ist alles zu Ende, nichts bleibt dir mehr. Nur die bloße Existenz. DAS ist das Leben. Andere Dinge sind irdische Existenz. Seinen Lebensunterhalt verdienen ist notwendig, aber es ist nicht der Zweck, denn ihr seid hier inkarniert als göttliches Wesen auf Erden, als Teile Gottes.

Gott segne euch alle. Vergesst nie, niemals auch nur ein einziges Wort, das eben gefallen ist. Diese Worte gehören nicht zu mir. Sie gehören zu dir. Sie kommen von Gott. Sie kommen vom heiligen Meister. Sie kommen von all den Propheten, Weisen, und Heiligen aus weit entfernten, uralten Zeiten: den Weisen der Upanishaden, Sehern, den perfekten Meistern, von Zarathustra, von Moses, von Laotse, von Buddha, von Jesus, von Mohammed, und den zehn Sikh Gurus.

Was immer gesagt und gegeben wurde, es kommt von ihnen allen. Nicht ein einziges Wort, kein einziger Buchstabe des Alphabets gehört dem, durch den sie geäußert wurden. Sie wurden gesandt, und ihr habt es erhalten. Egal, wem es gegeben wurde, es erhalten zu haben ist dein Segen. Ehre diesen Schatz und kröne dich mit ewiger goldener Pracht. Hari Om.

Dieser Abschnitt wurde verfasst von Swami Chidananda copyright by Divine Life Society

Wie man Gott erreicht, ehe man Ihn erkennt

Darstellung des Gottvaters im Christentum

Strahlender unsterblicher Atman! Lasst uns alle der göttlichen Präsenz, die sämtliche Schöpfung durchdringt, unsere Ehrerbietung erweisen, die alles geschaffen hat, das existiert, und die die einzige beständige und ewige Realität ist, hinter dieser ständig wechselnden Darbietung von vergänglichen Namen und Formen. Lasst uns uns selber segnen, indem wir unser gesamtes Leben zu einer lebendigen Anbetung dieser alles durchdringenden Präsenz machen.

Jeden Tag, wenn du aus deiner stillen Meditation kommst, wiederholst du: "namostv anantaya sahasra-murtaye sahasra-padakshi-siroru-bahave; sahasra-namne purushaya sasvate sahasra-koti-yuga-dharine namah" (Gegrüßt sei das Ewige, das sich in unzähligen Gestalten manifestiert hat, das unzählige Füße, Augen, Köpfe und Arme hat; gegrüßt sei das Eine mit unzähligen Namen, das die Ewige Person ist, und das tausende von Millionen von Jahren alt ist).

Alle Formen sind Seine Formen. Es hat weder Namen noch Form, aber, nichtsdestotrotz, hat Es unzählige Formen. Ein anderes Sloka beginnt: "harireva jagat; jagat eva harih—Dieses Universum ist nur der höchste Schöpfer, das allmächtige Sein, und das allmächtige Sein selbst ist dieses Universum." Mit dieser Vision beehrte und segnete der Schöpfer Arjuna im einzigartigen Yoga der Universellen Form während Seines Srimad Bhagavad Gita Unterrichts. Es ist diese Manifestation, der du jeden Morgen huldigst, wenn du aus deiner Meditation kommst.

Lass diese Huldigung die absolut innere Vision deines Lebens sein. Lass diese Huldigung ein stetiges und immerwährendes Sadhana in dir sein. Und selbst als der große Adi Sankaracharya uns seine unsterbliche Zeile gab: "yadyat karma karomi tattad akhilam sambho tava aradhanam (Was auch immer ich tue, alles ist Dir zu Ehren, O Lord Shiva)," sagt doch Arjuna, wenn er die Universelle Form anspricht: "O Du höchstes Sein, o Du kosmisches Sein, ich verneige mich vor Dir, ich bete Dich an, ich bewundere dich aus allen Richtungen. Ich bewundere Dich oben, unten, innen und außen, rechts und links, vorne und hinten. Überall erblicke ich Dich. Überall verehre ich Dich."

Das sollte die Vision sein, mit der man den Tag beginnt. Lasse den ganzen Tag mit diesem Sat erfüllt sein, erfüllt mit genau diesem Geist der Verehrung, diesem Bhava. Dann wird alles, was du tust, direkt mit Gott verbunden sein. Alle Taten - mental, verbal, physisch — werden zu einer höheren Dimension des Geistes erhoben werden, zur höheren Dimension eines Prozesses, der dich direkt mit dem Göttlichen verbindet, die deine erleuchteten Ahnen und Vorfahren als omnipräsente Realität und alles durchdringende Präsenz entdeckt haben.

Und sie hinterließen ihren Nachkommen, der gesamten Menschheit, diese großartige Vision, diese wunderbare Erfahrung als den wertvollsten Teil ihres Erbes. Gott ist eine Erfahrung im Jetzt und Hier. Diese gesamte Erfahrung ist für die Menschheit für alle Zeit in den Upanishaden zusammengefasst und dargestellt. Die Größe, die Herrlichkeit, die enorme Bedeutung und Notwendigkeit der Upanishaden liegt in dieser zentralen Wahrheit und Wirklichkeit, in dieser zentralen Erfahrung, die die Upanishaden darzulegen versuchen: die Tatsache, dass diese zentrale Erfahrung uns Ishvara Maya macht, von Gott erfüllt. Die Upanishaden bringen uns eine Vision und ein Rezept, das es der individuellen Seele unmöglich macht, Gott zu entfliehen. Außer wenn jemand absichtlich versucht, sich von Gott zu entfernen, ist es unmöglich Gott zu entfliehen.

Die Welt zu vergessen ist ganz einfach. Aber Gott zu vergessen ist sehr schwierig. Dies ist die Leistung der Upanishaden, wenn du sie in dich aufgenommen hast, sie ernsthaft studiert hast, über sie reflektiert hast und wenn du ihre Vision erhältst, bleibt die Wahrheit und Offenbarung der Upanishaden in für immer deinem Herzen und in deinem Geist. Es hilft dir, von Gott erfüllt zu werden, Ishvara Maya. Dies steht ganz am Anfang der Upanishaden: isavasyamidam sarvam yat kincha jagatyam jagat (Alles, was sich in diesem Universum bewegt oder nicht bewegt ist vom Schöpfer durchdrungen). Das Leben ist in Gott, und Gott ist in jedem Teil des Lebens. Alles andere ist nebensächlich.

Dies ist die größte Offenbarung des Satya Sanatana Vaidika Dharma. Die gesamte Existenz, die gesamte Schöpfung, das gesamte Universum sind von Gott erfüllt, und wenn das gesamte Universum von Gott erfüllt ist und du Teil dieses Universums bist, dann bist du ebenfalls von Gott erfüllt. Denke hierüber genau nach. Wenn Gott dieses Universum durchdringt, Durchdringt Er nicht auch dich? Bist du nicht Teil dieses Universums, das Gott durchdringt? Ist dies keine logische Schlussfolgerung?

Der große Weltenlehrer Bhagavan Sri Krishna erzählt uns ebenfalls von dieser zentralen Tatsache des Lebens, erzählt uns von dieser subtilen spirituellen Wahrheit des Universums: "samam sarveshu bhuteshu tishthantam paramesvaram vinasyatsv avinasyantam (der höchste Schöpfer existiert in allen Wesen, das Unvergängliche im Vergänglichen) Gita 13:28." Dies sollte wahrgenommen werden; dies sollte gesehen werden. Wer versucht diese verborgene Realität zu sehen, ist der wahre Suchende. Und jemand, der Es sieht, ist der wahre Sehende. Andere, selbst wenn sie sehen können, sehen nicht, denn es gelingt ihnen nicht, die omnipräsente Realität wahrzunehmen.

Gurudev beschloss sein bekanntes Universelles Gebet mit: "Lass uns in Dir bleiben allezeit." Wenn dies erkannt wird, wenn dies eine Wirklichkeit unserer täglichen Erfahrungen wird, wenn dies die Basis unseres inneren Zustandes wird, unseres inneren Bewusstseins, dann gibt es nur eine Möglichkeit. Der einzige Weg ist diese Präsenz im Lichte der Erklärung der Isopanishaden und dieser Aussage Sri Krishnas zu praktizieren. Mehr braucht es nicht, dass wir immer bei Gott sind. Das muss erkannt werden. Das muss gesehen werden.

Dies ist der eine Weg, in der Welt und doch nicht von dieser Welt zu sein. Dies ist der Weg, in der Welt zu sein, und der Welt jedoch nicht zu erlauben, uns zu besitzen, zu dominieren, zu übernehmen, zu unterwerfen. Wenn du nicht möchtest, dass Weltlichkeit oder der Weltgedanke oder die Faszination der Welt über dich kommt und sich in deinem Herzen niederlässt und dich zum Spielzeug, zum Spielball, zu einer Puppe unter ihrer Macht werden lässt, dann ist der einzige Weg, Gott bereits fest in deinem Herzen zu haben, so dass die Welt nicht einzutreten wagt; sie hat dort keinen Platz. Mache Ihn zum Bewohner deines Herzens. Darüber solltest du nachsinnen; darüber solltest du meditieren. Diese Wahrheit sollte zur Basis deines Sehens und Hörens werden. Diese Vision sollte praktiziert werden.

Darum hat Gurudev dies in drei verschiedenen Zeilen seines Universellen Gebetes untergebracht: "Lass uns Dich erschauen in all den Namen und Gestalten. Lass uns Dir dienen in all den Namen und Gestalten. Lass uns in Dir bleiben allezeit." Sein Leben lang bemühte er sich, uns allen durch seine Lehren und sein Beispiel diese Vision des 11. Kapitels der Bhagavad Gita und dieser großen Eröffnungsverkündigung der Isopanishaden zu geben. Dies ist unsere besondere Erbschaft aus Gurudevs Leben, seinen Lehren und was er mit uns teilte.

Das ist es also, was wir mit unseren Herzen empfangen und dort behalten sollten. Wir müssen versuchen auf der Grundlage dieser Wahrheit zu leben. Dann, indem wir in dieser Welt so leben, werden wir nicht von der Welt sein; durch das Leben zwischen all den vielen, unter Prapancha (Welt/Universum), wird jedoch Prapancha nicht in unser Herz eintreten, um es zu besitzen und zu dominieren. Gott wird unser Leben leiten; Gott wird unser Leben dominieren.

Dies ist große Wahrheit. Dies ist die große Wirklichkeit. Wenn du durch Samsara gehen willst, ohne von Samsara berührt und gefangen zu werden oder ohne von der Faszination der auf diesem Maya-Basar vorbeiziehenden Namen und Formen überwältigt zu werden, dann ist der einzige Weg, in dieser Vision gefestigt zu werden: Was ich wahrnehme, was ich sehe ist Brahman und das ist mein Ziel.

Was ich wahrnehme, was ich sehe, höre, schmecke, berühre und rieche ist genau dieses Ziel, das ich mit meinem Sadhana, meinem Yoga Abhyasa, meinem Japa, meiner Meditation und Philosophie zu erreichen suche. Ich nehme täglich das wahr, wonach ich strebe. Ich lebe darin. Ich bewege mich darin. Ich habe mein gesamtes Sein darin. Es ist überall um mich. Lass es immer in meinem Herzen sein. Lass es immer in meinem Herzen leuchten. Genau das Ziel, das ich erreichen möchte, umgibt mich überall. Genau dieses Sein umgibt mich überall. Es ist jetzt, hier, innerhalb, außerhalb, in allen Dingen.

Dies ist der Weg Ihn zu erreichen, sogar bevor du Ihn erkannt hast, Ihn zu haben, noch ehe du Ihn tatsächlich begriffen hast. "Yo mam pasyati sarvatra sarvam cha mayi pasyati tasya'ham na pranasyami sa cha me na pranasyati (Er, der Mich überall sieht und alles in Mir sieht, wird nie von Mir getrennt sein, noch werde Ich von ihm getrennt sein). Gita 6:30"

Dies ist die absolute Wahrheit. Selbst während du auf dem Marga (Pfad) bist. Wenn du Ihn besitzen möchtest, ist dies der Weg, den Er eindeutig und mit aller Deutlichkeit gezeigt hat, mit absoluter Sicherheit, sehr klar und direkt. Segne dich selbst, indem du darüber meditierst, darüber reflektierst und indem du es lebst und es zur Grundlage all deines Vyavahara (weltliches Handeln) machst. Dann bist du der gesegnetste Mensch auf Erden. Gott segne dich!

Dieser Abschnitt wurde verfasst von Swami Chidananda, copyright by Divine Life Society

Gott als Essenz aller Dinge

Einheit von Radha und Krishna

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2018 -

Kommentar zur Bhagavadgita 9. Kapitel Verse 1 - 13

Willst du wissen was ist eigentlich Gott? Was ist die Essenz des Universums? Wer bist du? Und woher stammt alles? Darüber spricht Krishna im 9. Kapitel der Bhagavadgita.

Quelle der Texte in Lateinischer Schrift: Yoga Vidya Schriften blog

Das neunte Kapitel gehört zu den Bhakti Kapiteln, den Kapiteln der Hingabe an Gott. Und das neunte Kapitel nennt sich aber der „Der Yoga der königlichen Wissenschaft und des königlichen Geheimnisses“ also raja vidya und raja guja. Raja heißt König. Raja heißt aber auch das was besonders gut ist. Und vidya ist die Weisheit, die Wissenschaft.

Krishna will also im neunten Kapitel besonders darüber sprechen, was ist besonders wichtig zu wissen? Was ist die besondere Wissenschaft? Welche Weisheit sollten wir im besonderen Maße entwickeln? Und dieses Wissen, die Weisheit ist auch Gudha. Gudha heißt Geheimnis. Natürlich ein Geheimnis ist etwas was nicht so offensichtlich ist. Es gibt zwei Arten von Geheimnissen. Das eine Geheimnis ist, niemand erzählt es weiter. Das zweite Geheimnis: es ist zwar für alle offensichtlich aber das worum es geht ist nicht so bekannt.

In diesem Sinne ist die Bhagavadgita natürlich kein Geheimnis. Sie ist die bekannteste Indische Schrift. Die Bhagavad Gita ist vermutlich das verbreitetste Buch unter der spirituellen Literatur in Indien. Also kann man nicht sagen, es ist ein Geheimnis. Und Krishna als Inkarnation Gottes wusste natürlich auch was er sagen wird. Das werden Menschen hören und weitergeben.

Trotzdem bleibt es ein Geheimnis weil Menschen es nicht so direkt verstehen und weil es nicht so leicht umzusetzen ist. Es ist also etwas wertvolles, deshalb raja. Aber es ist auch nicht so leicht zu ergründen wenn wir es einmal lesen. Und so gehört das neunte Kapitel zu den Kapiteln, die man am besten wieder und wieder liest. Und jedes mal entdeckt man etwas Neues, etwas was einem tiefer entspricht.

Kap.9 - Vers.1

Erkenntnis befreit von Übel
sri-bhagavan uvaca idam tu te guhyatamam pravaksyamy anasuyave
jnanam vijnana-sahitam yaj jnatva moksyase ’subhat

Und Krishna sprach: Ich werde dir nun, da du ohne Argwohn bist das höchste Geheimnis darlegen, Erkenntnis gepaart mit Erfahrung. Wenn du dies erfahren hast wirst du von Übel befreit sein.

Also, er sagt jetzt ja Arjuna, du bist jetzt schon so weit. Ich kann jetzt tiefer gehen. Und das ist auch etwas wenn wir als spirituelle Aspiranten zu einem spirituellen Lehrer gehen, wann sind wir so weit, das wir die tieferen Lehren verstehen können?

Wir sind es ja heute gewohnt ein gewisses Anspruchsdenken zu haben. „Das steht mir zu.“ und auch wenn Aspiranten in einen Ashram kommen, dann haben sie auch das Gefühl: Das steht mir zu.

Dann gibt es immer wieder Aussagen, natürlich Yoga Vidya steht auch für Feedback-Kultur und wir versuchen so zu lehren und so zu sein das Menschen etwas damit anfangen können. Und wir versuchen auf Anregungen und Kritik einzugehen usw. Aber man muss aufpassen das die Essenz der Spiritualität nicht verloren geht. Spirituelle Wissensvermittlung heißt auch letztlich zu schauen ist der Schüler weit genug? Versteht er das jetzt auch?

Und bei Yoga Vidya testen wir jetzt unsere Schüler nicht so bewusst. Karma testet und wird jeden vor gewisse Herausforderungen stellen. Also wenn du auf dem Weg an bestimmte Probleme kommst oder im Umgang zum Beispiel mit deinem Lehrer, deiner Lehrerin, deinem Yogazentrum, deinem Ashram, überprüfe auch ist das vielleicht eine Prüfung, die Gott oder Karma mir gibt.

Und bevor du denkst die Weisheit, die mir übermittelt wird ist nicht tief genug, überlege: Bin ich überhaupt dafür bereit?

Im Yoga heißt es: Ist der Schüler bereit, ist der Meister nicht weit.

In diesem Sinne solltest du auch immer wieder dich selbst überprüfen. Bist du als Schüler bereit für den nächsten Schritt? Oder hast du jetzt einfach nur eine Gier und eine Anspruchshaltung, die du aus deinem weltlichen Leben aufs Spirituelle überträgst? Sei demütig und öffne dich. Und wenn du selbst offen bist und demütig, dann kann dir letztlich die tiefe Weisheit vermittelt werden. Und da ist auch wichtig das du das immer wieder überprüfst. Du kannst jetzt nicht annehmen: Irgendwann war ich ja mal demütig. Damit habe ich den Schritt gemacht. Ab jetzt habe ich einen Anspruch darauf, dass mir alles richtig gelehrt wird. Von Gott, vom Yogalehrer, im Ashram, im Yogazentrum, wo auch immer.

Immer wieder gilt es zu schauen, bist du offen? Willst du wirklich lernen? Bist du bereit zur Veränderung? Bist du bereit lieb gewordene Vorstellungen loszulassen? Bist du bereit zu dienen und wirklich Gott zu erfahren?

Krishna sagt zu Arjuna jetzt bist du bereit. Jetzt kann ich dir mehr sagen. Und er spricht ja auch: Ich will dir Erkenntnis geben mit Erfahrung.

Oft finden wir in den Indischen Schriften die Polarität Jnana und Vijnana. Und die werden auch in unterschiedlichen Kontexten unterschiedlich interpretiert. Jnana heißt Wissen und Erkenntnis. Vi- heißt immer anders. So gibt Jnana und Vijnana, die Erkenntnis und die andere Erkenntnis. Du kennst vielleicht auch Anuloma, Viloma, vi – anderes. Und so gibt es Jnana und Vijnana. Manchmal wird Jnana und Vijnana übersetzt mit Spirituelles Wissen Jnana und weltliches Wissen Vijnana. In diesem Kontext heißt es aber etwas anderes.

  • Jnana steht für die intellektuelle Erkenntnis.
  • Vijnana ist die andere Erkenntnis, nämlich die intuitive Erkenntnis, die Erfahrung, die tiefe Erfahrung.

Diese beiden Dinge sind wichtig. Es reicht nicht aus nur etwas zu wissen über den spirituellen Weg. Du brauchst die Erfahrung. Aber auch die Erfahrung ohne Erkenntnis und ohne Wissen ist auch nicht so gut. Angenommen du hast eine Bewusstseinserweiterungs-Erfahrung aus heiterem Himmel und kannst es nicht deuten, dann wirst da danach erschüttert sein, vielleicht zu einem Psychologen gehen und wenn es kein Psychologe ist, der etwas mit Spiritualität zu tun hat wird er vielleicht irgendwo Bewusstseinstrübung diagnostizieren und dir irgendwelche Psychopharmaka verschreiben zur Dämpfung des Bewusstseinszustandes.

Oder angenommen du siehst in der Meditation irgendwelche Lichtwesen dann könntest du zum Beispiel bedenken du wärst jetzt auserwählt. Yogis würden einfach sagen du hast Zugang zu irgendwelchen Engelswesen oder eben höheren Astralwesen. Das ist schön und das ist gut aber du bist deshalb noch kein Heiliger.

Oder wenn du in der Meditation die Erfahrung tiefer Stille hast, das ist Vijnana. Und aus dieser Stille heraus zu erkennen ich bin nicht Körper und Psyche denn in dieser Stille ist so viel Freude das ist wieder Vijnana, die Deutung der Erfahrung. Die Deutung der Erfahrung führt dann zu tiefer Weisheit. Und selbst wenn es im Alltag mal kritisch wird, wenn dein Körper in Gefahr ist, selbst wenn Menschen unfreundlich zu dir sind, Jnana sagt dir auch: ja, ich habe ja mal erfahren ich bin nicht der Körper. Es spielt nicht die große Rolle was mit dem Körper geschieht und ich habe in der tiefen Meditation grundloses Glück erfahren, das unabhängig ist von dem was andere Menschen mir sagen. Dann gelingt es dir auch im Alltag unabhängiger zu sein von Lob und Tadel, Hitze und Kälte, Vergnügen und Schmerz, usw.

Es ist eine Sache das zu erfahren, Vijnana. Es ist eine andere Sache das zu begreifen und dann auch im Alltag umzusetzen. Und so kann man sagen spirituelle Entwicklung ist zum einen Teil auch Jnana und Vijnana zusammen. Erfahrung und letztlich auch Verständnis der Erfahrung was sie zu bedeuten hat.

Und Krishna sagt jetzt auch das ist ein Geheimnis, Gudha. Es ist sogar Gudha tamam, also das höchste Geheimnis. Und warum ist es ein Geheimnis? Es ist nicht so einfach verstehbar. Und auch du musst dir bewusst machen auch wenn ich jetzt probiere es dir zu deuten, du wirst es in der Essenz kaum direkt verstehen. Du musst diese Verse wieder und wieder lernen.

Ich kann mich erinnern am Anfang hatte ich irgendwo überlegt warum macht Krishna da soviel draus, königliche Wissenschaft, königliches Geheimnis? Das ist doch etwas was gar nicht so schwer zu verstehen ist. Und je häufiger ich das neunte Kapitel lese um so tiefer merke ich geht es dort. Und dann sagt er noch: Was hat man davon wenn man Jnana und Vijnana hat? Da ist ja auch immer die Frage, was habe ich davon?

Angenommen du übst Asanas. Natürlich kannst du sagen was hast du davon? Du hast Gesundheit, mehr Energie, Wohlbefinden und mehr Freude.

Was hast du von Meditation? Man kann natürlich auch sagen mehr Ruhe des Geistes und Gelassenheit und natürlich die so genannte vegetative Umstimmung, das heißt Entspannung und Regeneration usw.

Aber was hat man von Jnana und Vijnana? Er sagt es wird dich befreien von allem Übel, also von allem was nicht gut ist, Ashuba. Shuba und Laba sind so zwei Segnungen von Lakshmi. Wenn du mal Darstellungen von Lakshmi siehst und du siehst irgendwelche Schriftzeichen, meist steht dort Shuba und Laba. Laba heißt Gelingen. Und Shuba heißt alles Gute oder auch alles Erstrebenswertes. Manchmal wird auch Shuba Laba übersetzt als gutes Gelingen. Und hier sagt eben Krishna ganz allgemein Jnana und Vijnana führt zur Überwindung von allem Ashuba, von allem Unguten, von allem Übel, von allem was nicht gut ist. Also Krishna hat hier einen hohen Anspruch. Er sagt letztlich alles Unerwünschte wird verschwinden wenn du Jnana und Vijnana erreicht hast. Das ist ein hoher Anspruch.

Schauen wir wie Krishna das weiter deutet.

Kap.9 - Vers.2

Krishna in der Natur
raja-vidya raja-guhyam pavitram idam uttamam
pratyakshavagamam dharmyam su-sukham kartum avyayam

Das ist die königliche Wissenschaft, das königliche Geheimnis, die höchste Läuterung, die zu verwirklichen ist durch direkte intuitive Erfahrung, die rechtschaffen ist, leicht auszuführen und unvergänglich.

Also hier lobt er diese königliche Wissenschaft über alle Maßen. Er sagt das führt auch zu einer höchsten Läuterung. Das heißt es ist nicht einfach nur etwas Abstraktes. Sondern wenn du dieses Wissen hast dann hat das eine Auswirkung auf dich. Du wirst danach nicht mehr der Gleiche sein. Du wirst natürlich in der Tiefe du selbst sein und das erkennen. Aber auf einer relativen Ebene wird sich viel tun. Und wie können wir diese königliche Wissenschaft, das höchste Geheimnis verwirklichen?

Durch direkte intuitive Erfahrung. Und diese intuitive Erfahrung ist auch Dharma. Swami Sivananda übersetzte es mit einem Begriff, der ins Deutsche zu übersetzen wäre mit Rechtschaffenheit. Sie ist in Übereinstimmung von Dharma. Also sie ist wichtig und sie ist gut. Und sie ist sukha, sie ist leicht. Aber sie ist aviyaya, sie ist unvergänglich. Das heißt wenn du sie erfahren hast und wirklich erfahren hast, dann geht es weiter. So, nach dem Krishna uns jetzt den Mund wässrig gemacht hat, macht er es beim nächsten Mal noch mehr.

Kap.9 - Vers.3

Du hast die Wahl Vergnügen oder Gott
asraddadhanah purusha dharmasyasya parantapa
aprapya mam nivartante mrityu-samsara-vartmani

Menschen, die nicht an diesen Dharma glauben, oh Arjuna, kehren auf diesen Pfad der Welt des Todes zurück ohne mich zu erreichen.

Also hier sagt noch Krishna wenn du nicht den spirituellen Weg gehst, wenn du nicht dieses Dharma erfüllst, das Dharma des spirituellen Weges und der Selbsterkenntnis dann wirst du immer wieder geboren werden, Leben, Tod, usw. Es geht immer weiter ohne dass du Gott erfährst, das Ziel des Lebens. Er bezieht sich hier ganz bewusst auf Dharma. Denn manche Menschen sagen den spirituellen Weg, den gehe ich irgendwann später. Jetzt habe ich meine Aufgaben, meine Verantwortung im Alltag. Spiritualität ist vielleicht für Andere oder später.

Krishna sagt: Nein, es ist jetzt auch dein Dharma, deine Aufgabe deine Verantwortung, den spirituellen Weg zu gehen. Inmitten von allen anderen Dharmas hast du den besonderen Dharma, den spirituellen Weg zu gehen. Damit erfüllst du deine Bestimmung. Alles andere führt zum Weg des Todes. Alles was du sonst machst wird irgend wann vergangen sein. Aber die Entwicklung der Spiritualität in dir, die bleibt dauerhaft.

Kap.9 - Vers.4

maya tatam idam sarvam jagad avyakta-murtina
mat-sthani sarva-bhutani na caham tesv avasthitah

Die ganze Welt ist erfüllt von mir und meinem nicht manifesten Aspekt. Alle Wesen existieren in mir. Ich jedoch bin nicht auf sie beschränkt.

Die ganze Welt ist erfüllt von Gott. Wenn Krishna jetzt spricht von „mir“ dann identifiziert er sich natürlich mit Gott, dem Göttlichen. Die ganze Welt ist erfüllt vom Göttlichen. Auf der einen Seite hat Gott den manifesten Aspekt und so kannst du Gott verehren in der Welt. Wenn du einen Menschen siehst sei dir bewusst das ist eine Manifestation von Gott. Wenn du einen Baum siehst, Manifestation von Gott. Sogar wenn du dein Smartphone siehst auch Manifestation von Gott. Alles ist erfüllt von Gott.

Letztlich alle Wesen existieren in Gott. Aber man kann auch nicht sagen Gott ist darauf beschränkt. Gott ist nicht beschränkt auf Einzelwesen. Gott ist immanent, also in allem innewohnend und Gott ist transzendent. Das heißt jenseits allem Verstehen. Auch existiert in Wahrheit kein Wesen in mir. Sieh meinen Göttlichen Yoga.

Hier gibt es jetzt viele transzendente Überlegungen. Hier würde man sagen kein Wesen existiert allein in mir. Gott ist nicht beschränkt auf ein Einzelwesen und du kannst auch nicht sagen das letztlich ein Einzelwesen existiert in Gott. Denn letztlich gibt es nur eine kosmische Seele. Alle scheinbaren Einzelseelen sind Teil der kosmischen Seele.

Kap.9 - Vers.5

na ca mat-sthani bhutani pasya me yogam aishvaram
bhuta-bhrn na ca bhuta-stho mamatma bhuta-bhavanah

Krishna sagt: Ich trage alle Wesen, weile jedoch nicht in ihnen und mein Selbst ist die Ursache der Wesen. Es wird sehr philosophisch und kompliziert und Shankaracharya hat über die Verse vier und fünf viel geschrieben, Swami Sivananda auch. Und wenn du das etwas intellektuell ergründen willst kannst du das anhand der Kommentare von Swami Sivananda und vielleicht Shankaracharya tun. Hier würde man eben sagen zum einen, Gott existiert in allen Wesen als das Selbst, ist darauf aber nicht beschränkt.

Die Einzelwesen existieren in Gott, sind aber nicht als Einzelwesen da aufgehoben in Gott. Sondern es gibt gar keine tatsächlichen Einzelwesen. Es gibt keine Individuen. Und deshalb ist es auch nicht so das Gott sich als Einzelwesen wirklich manifestiert. Du kannst in dir selbst das Göttliche sehen und in jedem Anderen. Aber Gott ist nicht beschränkt auf dich und auf den Anderen. Und die Individualität ist eine Illusion. Und so ist Gott in jedem. Aber die Beschränkung auf ein Individuum ist die Illusion. Gott ist damit in allen und doch nicht in allen. Jeder ist in Gott und jeder ist doch nicht in Gott. Das ist eines der großen Geheimnisse. Im Rahmen von Vedanta wird das natürlich noch sehr viel tiefer erläutert.

Kap.9 - Vers.6

yathakasa-sthito nityam vayuh sarvatra-go mahan
tatha sarvani bhutani mat-sthanity upadharaya

Wie der mächtige Wind sich überall hin bewegt und doch immer im Äther ruht wisse das ebenso alle Wesen in mir sind.

Der Wind ist im Äther. Eigentlich steht hier Akasha, also im Raum. Es gibt einen unendlichen Raum und dort ist der Wind. Und dann scheint es so in der relativen Welt das der Wind mal hier hin kommt und mal da hin kommt und sich ständig bewegt. Aber eigentlich gibt es nur einen unendlichen Raum, der bewegt sich nicht. Und so ist Gott überall und scheint sich immer wieder zu verändern. Und so scheinen sich die Wesen, die letztlich Gott sind immer wieder zu verändern. Aber in Wahrheit ist ein einziges Göttliches. Und Zeit und Raum ist eine Illusion.

Kap.9 - Vers.7

sarva-bhutani kaunteya prakritim yanti mamikam
kalpa-ksaye punas tani kalpadau visrjamy aham

Alle Wesen, oh Arjuna, kehren am Ende eines Kalpa zu meiner Natur zurück. Zu Beginn des nächsten Kalpa lasse ich sie wieder erscheinen.

Also hier beschreibt er innerhalb dieser Maya gibt es eben die Kalpas. Und in einem anderen Vortrag bin ich etwas mehr eingegangen auf die Theorie von Yugas. Das sind Zeitalter. Es gibt eine bestimmte Anzahl von Yugas. Es gibt ein Manvantara, also ein etwas größeres Zeitalter. Eine bestimmte Anzahl von Manvantaras ist dann ein Kalpa. Das sind ein Tag und eine Nacht von Brahma, also ein Zeitalter und eine bestimmte Anzahl von Kalpas ist ein Leben von Brahma. Und so gibt es also riesengroße Zeitalter.

Kap.9 - Vers.8

Einheit in Verschiedenheit
prakritim svam avastabhya visrijami punah punah
bhuta-gramam imam krtsnam avasam prakriter vasat

Indem ich meine Natur mit Leben erfülle bringe ich immer wieder diese Vielzahl von Wesen hervor, die der Kraft der Natur preisgegeben sind.

Also, Gott existiert immer. Und zu Beginn eines Zeitalters beginnt Gott damit die Wesen aus sich selbst hervor zu bringen. Und so, jetzt in dieser relativen Welt kannst du es sehen. Alle Wesen sind aus Gott hervor gerufen. Sie ruhen in Gott. Sie bestehen in Gott. Und sie kehren zurück in Gott. Und wen auch immer du siehst, sieh ihn an, als Manifestation Gottes.

Aber jedes Wesen ist dann der Kraft der Natur preisgegeben. Es scheint also so zu sein dass jedes Wesen eine Einzelseele ist. Es scheint so zu sein dass alle Wesen abhängig sind von dem was andere Wesen und die Lebensumstände machen. Und so scheint es so zu sein als ob so viel Unterschiedliches geschieht. Aber alle Wesen ruhen in Gott und werden vom Göttlichen weiter entwickelt.

Kap.9 - Vers.9

na ca mam tani karmani nibadhnanti dhananjaya
udasina-vad asinam asaktam tesu karmasu

Diese Handlungen binden mich nicht, oh Arjuna. Da ich an diesen Handlungen unbeteiligt und unverhaftet bleibe.

Gott schafft diese Welt. Aber er ist nicht verhaftet an diese Welt. Auf der einen Seite bleibt Gott immer Brahman, das Absolute, Unveränderliche. Auf der anderen Seite schafft Gott diese Welt, manifestiert sich als diese Welt, löst die Welt wieder auf und kehrt zurück. Auf der einen Seite verändert sich Gott nicht und auf der anderen Seite gibt es eine kosmisches Entstehen und Auflösen.

Kap.9 - Vers.10

mayadhyaksena prakritih suyate sa-caracaram
hetunanena kaunteya jagad viparivartate

Unter meiner Anleitung schafft die Natur das Bewegte und das Unbewegte. So dreht sich die Natur, oh Arjuna.

Jetzt gibt es noch einen weiteren Aspekt. So wird letztlich gesagt, ja Gott schafft die Welt und löst die Welt auf. Gott ist in der Welt aber nicht beschränkt auf die Welt. Innerhalb der Welt schafft Gott die Einzelwesen, manifestiert sich als die Einzelwesen, ist aber nicht beschränkt auf die Einzelwesen. Und dann sieht es so aus als ob die ganze Welt ein Eigenleben hat, Prakriti und verschiedene Naturgesetze und so scheint sich die Natur von selbst zu entwickeln. Und Gott ist plötzlich jetzt der, der alles anleitet.

Die Natur schafft unter der Anleitung Gottes das Bewegte und Unbewegte. Die Welt dreht sich. Krishna ändert hier immer wieder den Standpunkt, immer wieder die Dimension.

Kap.9 - Vers.11

Das Göttliche wohnt in jedem Wesen
avajananti mam mudha manusim tanum asritam
param bhavam ajananto mama bhuta-maheshvaram

Törichte Menschen missachten mich wenn ich in menschliche Gestalt gehüllt bin und erkennen nicht mein höheres Wesen als den großen Herrn aller Wesen.

Diesen Vers kann man auf viele Weisen auslegen. Eben zum einen könnte man sagen Gott manifestiert sich immer wieder in dieser Welt. Er manifestiert sich als Krishna, als Jesus, als Rama vielleicht auch als Buddha, als Shankaracharya.

Und Menschen erkennen das Göttliche und manche eben auch nicht. Es gab zunächst nur wenige Menschen, die erkannt haben das Krishna Manifestation Gottes ist. Und auch heute gibt es viele, die eben sagen ja, Krishna ist nur eine Mythengestalt. Oder genau so auch mit Jesus. Jesus hatte ein paar Jünger, die erkannt haben er ist der Sohn Gottes. Und andere haben ihn missachtet, ja sogar ans Kreuz geschlagen. Gut so kann man es auf der einen Seite interpretieren.

Eine zweite Interpretation ist auch jeder Mensch ist letztlich Gott in menschlicher Gestalt. Und es gilt auch zu erkennen das sowohl auch du in deiner Essenz Eins mit Gott bist. Und jeder andere, mit dem du in deiner Essenz Eins mit Gott bist.

Missachte Gott nicht in menschlicher Gestalt. Und natürlich in den großen Meistern und Meisterinnen, die die Gottverwirklichung erlangt wirkt Gott ganz besonders. Sie sind transzendente Instrumente in den Händen Gottes. Auch hier kannst du Gott besonders erkennen. Aber sie dir bewusst Gott ist nicht beschränkt auf den Körper. Ein Körper zum Beispiel von Swami Sivananda war auch der Natur unterworfen. Er hatte zum Ende seines Lebens als er schon Mitte 70 war auch diverseste Erkrankungen gehabt. Der Körper ist den Erkrankungen unterworfen. Aber seine Seele eben nicht.

Und so missachte nicht Gott wenn er menschliche Gestalt annimmt. Sondern habe eine gewisse Ehrerbietung. Zunächst vor allen Geschöpfen. Dann auch vor allen Menschen. Und im besonderen Maße vor den Menschen, durch die das Göttliche ziemlich unverfälscht hindurch wirken kann.

Kap.9 - Vers.12

moghasa mogha-karmano mogha-jnana vicetasah
rakshasim asurim caiva prakritim mohinim sritah

Die Hoffnungen derer, die Gott nicht erkennen sind vergeblich. Ihre Handlungen sind vergeblich. Ihr Wissen ist ohne Sinn. Und sie sind wahrlich besessen von der betrügenden Natur der Dämonen und gottlosen Wesen.

Manchmal ist Krishna etwas radikal. Er will uns aufrütteln und sagt sich nicht um Gott zu kümmern, sich nicht zum Göttlichen hin entwickeln zu wollen, ist ziemlich vergeblich. Alles was nicht spiritueller Weg ist, macht letztlich keinen allzu großen Sinn. Hoffnungen sind vergeblich. Angenommen du hoffst du wirst ewig glücklich sein,

  • wenn du nur den richtigen Menschen heiratest,
  • wenn du nur die richtigen Kinder hast,
  • wenn du nur genügend Geld hast,
  • wenn du nur das richtige Apartment bekommst,
  • das richtige Häuschen auf dem Lande,
  • den richtigen Ort findest,
  • den richtigen Chef findest,
  • die richtigen Mitarbeiter findest, usw.

So viele Hoffnungen hat man. Aber die sind alle vergeblich. Egal was du hoffen willst. Es gibt ja drei Möglichkeiten mit den Hoffnungen.

  • Das eine ist deine Hoffnung erfüllt sich nicht. Also war deine Hoffnung vergeblich.
  • Zweite Möglichkeit, deine Hoffnung erfüllt sich zunächst mal, aber nachher wird das alles wieder im Desaster enden. Du verlierst das Objekt deiner Hoffnung
  • Eine weitere Möglichkeit, deine Hoffnung erfüllt sich und nachher stellst du fest, sie gibt dir nicht das was du willst.

Es kann zum Beispiel sein das du sehr jung bist und du willst Arzt werden. Und nachher hast du doch nicht den richtigen Notendurchschnitt, erfüllst den Numerus Clausus nicht, kannst kein Arzt werden. Zweite Möglichkeit: dir gelingt alles. Bestehst auch den Numerus Clausus. Bestehst auch die verschiedenen Vorprüfungen, bist dann Arzt und du stellst fest es werden keine Ärzte mehr gebraucht. Du hast zwar die Prüfungen alle aber es nutzt nichts. Und dann wirst du vielleicht Arzt und dann stellst du fest so wolltest du nicht Arzt sein, wie das so möglich ist.

In dieser Hinsicht: Hoffnungen auf das nicht Spirituelle sind letztlich vergeblich. Darüber kannst du auch nachdenken. Und logischerweise sind auch die Handlungen in dieser Richtung vergeblich. Und Wissen darüber ist auch vergeblich. Irgendwo zu wissen wie ein Smartphone funktioniert und wissen wie man gut kommuniziert das in sich ist vergeblich. Es nutzt nicht wirklich.

Natürlich all das ist dann nicht vergeblich wenn du es ausrichtest auf eine spirituelle Wirklichkeit. Krishna lehrt ja nicht den Yoga das du dich von allem zurück ziehst. Aber er sagt ein weltliches Wissen ohne spirituelle Ausrichtung ist vergeblich. Das muss man sich immer wieder vor Augen führen. Natürlich jedes Wissen und jede Handlung und jede Hoffnung, die verbunden ist mit Spiritualität, diese ist nicht vergeblich.

Medizin zu studieren weil du spürst das in dir der Wunsch ist anderen zu helfen und weil du daran mithelfen willst das es in der Welt etwas besser geht und du spürst das will das Göttliche durch dich und du willst das tun um Gott zu dienen, das ist alles was sehr sinnvoll ist.

Und das alles Gott darzubringen, nicht zu hängen an der Handlung, Gleichmut in Erfolg und Misserfolg, gleichmütig ob die Früchte erfüllt sind oder nicht das ist dann eine spirituelle Handlung. Und so etwas ist sehr wohl etwas sehr sinnvolles. Also wenn du dem was du tust eine spirituelle Dimension hinzufügst dann ist es sinnvoll. Wenn du die spirituelle Dimension weg nimmst, dann wird es nicht sinnvoll. Das ist wie, jede Anzahl von Nullen, ohne eine eins davor ist sinnlos, ist nichts wert. Aber wenn du vor eine Null eine eins setzt, hat die Null plötzlich eine Bedeutung.

So viele Menschen sind aber nicht spirituell. Und die nicht spirituell sind bezeichnet er als rakshasa. Und auch auch asura. Er interpretiert letztlich rakshasa und asura etwas anders. Du findest ja in den verschiedenen mythologischen Schriften die Rakshasas, das sind Zwischenwesen. Und dann gibt es die Asuras. Das sind die Dämonen. Das sind jetzt nicht bösartige Leute. Anders als man es vielleicht nach der Übersetzung Dämonen annehmen könnte, wo alle irgendwo vom Teufel besessen sind und Menschen in die Irre führen wollen. Sondern Krishna definiert letztlich einen asura als einen nicht spirituellen Menschen. Dem geht es nur um sein eigenes Wohlergehen.

Und ein Rakshasa ist auch jemand, der festhält an dem was er erreicht hat. Rakshasas sind oft diejenigen in der Indischen Mythologie, die an einem Platz sind und den verteidigen und Eindringlingen etwas Schlimmes tun. Und Asuras sind die Machtgierigen, die immer mehr haben wollen. In diesem Sinne wenn du denkst dass du das was du hast bewahrst wie eine Festung, das du dadurch glücklich bist, bist du ein Rakshasa. Und wenn du immer mehr Äußeres haben willst egal ob es äußeres Wissen ist, äußerer Reichtum, äußeres Ansehen oder einfach mehr Menschen, die dich bewundern oder mehr Liebe von anderen, dann bist du ein Asura.

Immer mehr haben wollen, das ist betrügerisch weil es dir nicht das Glück gibt was du denkst. Weder im Bewahren von Materiellem noch im Ansammeln von Materiellen ist Glück zu finden. Das ist täuschend und betrügerisch.

Kap.9 - Vers.13

Erkenne Krishna in jedem Wesen
mahatmanas tu mam partha daivim prakritim asritah
bhajanty ananya-manaso jnatva bhutadim avyayam

Die großen Seelen jedoch, oh Arjuna, die an meiner Göttlichen Natur teilhaben verehren mich mit einpünktigem Geist und erkennen mich als den unvergänglichen Ursprung aller Wesen.

Jetzt bring er nochmals die Essenz der Spiritualität. Erkenne du hast Teil an der Göttlichen Natur. Wisse in der Essenz bist du Teil des Göttlichen. Und dann: Verehre Gott auf verschiedenste Weisen. Und dann erkenne: jedes Wesen auch die scheinbaren Rakshasas und Asuras sind letztlich in Gott. So ändere deine Blickrichtung und sei dir bewusst Spiritualität ist so wichtig. Gott zu erkennen ist so wichtig.

Auf der einen Seite braucht es Unterscheidungskraft, Viveka. Und dort erkennst du ja, diese Menschen wollen mich in die falsche Richtung bringen. Diese Ansichten sind etwas was mich in die Begrenzung führt. Aber alle, selbst die, die mich scheinbar in die Irre führen ruhen auch in Gott. Daher erkenne Gott als den unvergänglichen Ursprung der Wesen.

Denke darüber nach über dieses königliche Geheimnis und diese königliche Wissenschaft. Und teile vielleicht diesen Vortrag mit anderen ernsthaften spirituellen Aspiranten. Und vielleicht magst du ja auch einen Daumen hoch dafür vergeben oder Sterne so dass andere auch darüber erfahren.

Mehr Informationen über die Bhagavadgita natürlich in meinem Buch „Bhagavadgita für Menschen von heute". Und gerade zu diesen Versen findest du noch sehr viel von Swami Sivananda in seinem Buch Bhagavadgita mit deutschen Kommentaren. Und ich möchte auch noch einmal daran erinnern das es den Bhagavadgita Blog gibt auf unseren Internetseiten wo du alles Verse auch rezitiert findest so dass du die Sanskrit Rezitation üben kannst und wo du noch mehr Kommentare findest.

Und wir haben bei Yoga Vidya auch regelmäßig Bhagavadgita Seminare, Wochenend Seminar wie auch eine Weiterbildung für Yogalehrer.

Alle Informationen zu finden auf unserer Internetseite. Mein Name ist Sukadev von Yoga Vidya.

Video - Gott als Essenz aller Dinge

Video Vortrag aus der Vortragsreihe Yoga Vidya Schulung – Der ganzheitliche Yogaweg

Zum vorigen Vortrag - Das Ewige, Unvergängliche - Bhagavad Gita VIII 20-28

Zum nächsten Vortrag - Gotteserfahrung durch Gottesverehrung - Bhagavad Gita IX 14-34

Viveka Chudamani - Selbst, Gott und Universum sind Eins

Wer Gott in Allem sieht gilt als zu Lebzeiten befreit

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 440 von Sukadev Bretz -

na pratyag-brahmaṇor bhedaṃ kadāpi brahma-sargayoḥ |
prajñayā yo vijānāti sa jīvan-mukta-lakṣaṇaḥ || 440 ||

Wer durch direktes Wissen/ höchste Erkenntnis (prajna) niemals einen Unterschied zwischen dem Selbst und dem Absoluten und zwischen dem Absolutem und dem Universum sieht, gilt als zu Lebzeiten befreit.

Kennzeichen eines Erlösten

jīvan-mukta-lakṣaṇaḥ das ist das Kennzeichen (Lakshana) eines Erlösten (Jivanmukta). Derjenige, der (sah) vijanati (wahrnimmt und erkennt) - und zwar wodurch? - durch prajnaya, durch die höchste Erkenntnis. Was nimmt er wahr? Nicht irgendeinen Unterschied (na bhedam), keinen Unterschied zwischen Pratyanch (hier der die Individualseele) und dem Absoluten (Brahman) und auch keinen Unterschied zwischen Brahman, dem Absoluten und Sarga, der Schöpfung.

Die ganze Welt ist eine Manifestation von Brahman

Kein Unterschied: Tief im Inneren bist du und überall sonst bist du auch. Aham Brahmasmi – Ich bin Brahman, so lautet eine der großen Mahavakyas. Oder auch Tat Tvam Asi – Das bist du. Ayam Atma Brahman – Dieses Selbst ist Brahman. Das sagt uns Shankara hier. Und auch die ganze Welt ist eine Manifestation von Brahman. Es gibt nur Brahman und nichts anderes. Sei dir dessen bewusst. Lebe aus diesem Bewusstsein heraus und so näherst du dich dem Ideal der Gottverwirklichung.

Meditiere und geh in die Tiefe des Selbst

Wie geht das? Immer wieder gehe in der Meditation in die Tiefe des Selbst, da ist Sat Chid Ananda. Immer wieder dehne deine Bewusstheit in alle Richtungen aus, so erfährst du Brahman. Und halte immer wieder einen Moment inne und egal, was du wahrnimmst, wenn du es in der Tiefe wahrnimmst, ist dort Brahman. Wenn du mit einem Menschen zusammen bist und wirklich von Herz zu Herz in die Tiefe des anderen gehst, dort spürst du das Göttliche aufleuchten. Wenn du eine Menschenmenge siehst und ganz tief in die Menschenmenge hineingehst, erfährst du dort Brahman.

Erfahre Brahman hinter allem

Wenn du auf einem Dach oder einem Obergeschoß bist, in die Weite schaust und die Weite wirken lässt, dort ist Brahman erfahrbar. In diesem Sinne erfahre Brahman hinter allem und sei dir bewusst, dass es nur Brahman gibt.

Viveka Chudamani - Was hat Gott davon, wenn du spirituell praktizierst

Praktiziere und spüre Gott im Herzen

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 573 von Sukadev Bretz -

Hast du dir diese Frage schon einmal gestellt? Oder hast du sie schon einmal bekommen? Warum will Gott, dass du Asanas und Pranayama übst und meditierst? Mein Vater hat mich das öfters mal gefragt: „Kann Gott das wollen? Will Gott, dass du das und das machst?“ Hören wir, was Shankara dazu sagt:

„Die Vorstellung, es gäbe im Absoluten Bindung oder Befreiung oder es gäbe im Absoluten keine Bindung oder Befreiung ist nur eine Vorstellung/Eigenschaft des Intellekts, hat aber mit der ewigen, absoluten Wirklichkeit nichts zu tun.“

Mit anderen Worten: Es ist nicht Gott, der irgendetwas will. Du machst auch nicht spirituelle Praktiken, um Gott zu gefallen. Du machst auch nicht spirituelle Praktiken, weil Gott es dir gebietet. Du übst spirituelle Praktiken, um die Befreiung zu erlangen.

Wenn du die Befreiung erreicht hast, weiß du, dass es niemals so etwas gab, wie Bindung. Bindung und Befreiung sind nur Konzepte des Geistes. Von der höchsten Ebene her ist es nicht so, dass Gott will, dass du die Befreiung erlangst. Vom Höchsten her ist es auch nicht so, dass Gott dir irgendwelche Gebote stellt. Vielmehr bist du das Ewige, das Unendliche, das Absolute und Gott ist immer schon da. Daher geht es nicht darum, Gott gefallen zu wollen. Es geht auch nicht darum, dass Gott etwas davon hat, dass du spirituell praktizierst. Du bist derjenige oder diejenige, der beziehungsweise die etwas davon hat. Auf einer relativen Ebene fühlst du dich frei oder gebunden. Sich gebunden zu fühlen, ist Leid. Befreit zu sein, ist Freude. Deshalb tue das, was nötig ist, um die Befreiung zu erreichen und um nachher festzustellen, dass du warst nie gebunden.

Ist Gott verantwortlich für irdische Anomalien?

Von Sri Swami Rama Tirtha, Schüler von Swami Sivananda

Einleitung

Shankara - der große Lehrer des Vedanta

Vedanta sagt, dass Gott alles ist. Gott ist alles in allem; du bist Gott, ich bin Gott. Die Menschen fragen: Bist du Gott, bin ich Gott? Nein, nein; Gott kann nicht geteilt werden, Gott kann nicht zerteilt werden, Gott kann nicht auseinandergenommen werden, Gott kann nicht zerschnitten werden. Du bist Teil Gottes; wenn Gott unendlich ist, musst auch du ganz Gott sein, kein Teil von Gott.

Nun ist die Frage, wenn Gott alles in allem ist, warum sollte er sich in einem Körper in einen leidvollen Zustand versetzen, in einem anderen Körper aber in einen Zustand von Wohlstand? Warum sollte er Kummer und Armut nach Indien bringen und nach Amerika politische Freiheit? Warum sollte Gott den einen Menschen zum Besitzer von vier oder fünf millionen Rupien machen, und einen anderen arm und ihn hungern lassen? Warum sollte er das tun? Wie unvernünftig er ist!

Selbst in diesem Land (Amerika: wohin Swami Rama Tirthaji Anfang des Jahrhunderts als Hindu Priester gegangen war) und in Indien wird versucht, den Fragenden zufrieden zu stellen. Die meisten Menschen beziehen sich auf die Doktrin des Karma, die Doktrin von Ursache und Wirkung, die Doktrin, dass jeder Mensch für sein eigenes Schicksal verantwortlich ist, dass jeder mit seinem eigenen Antrieb sein Umfeld und seine Umwelt gestaltet, und somit ist Gott gerecht; denn die Menschen bestimmen ihr eigenes Schicksal, erschaffen ihre eigene Zukunft. Rama (Swami Rama Tirthaji) braucht nicht in die Doktrin des Karma einzutreten. Diese Doktrin von Ursache und Wirkung kommt aus Indien, und sie wird in der Vedanta unterstützt, aber sie betrifft nur das empirische Universum; sie betrifft nur das Phänomen. Sie trifft die Wurzel der Frage nicht.

Die Doktrin des Karma

Nach der Doktrin des Karma, die Seelenwanderung und all das erklärt, sind die Umstände deiner aktuellen Situation das Ergebnis deiner früheren Wünsche und Taten. Demnach resultieren jegliche Umstände, jegliches Umfeld, jegliches Schicksal und welche Bestimmung du auch hast, aus deinen vergangenen Wünschen, Entschlüssen, Begierden und Taten. Wenn du sie allerdings genauer betrachtest, erkennst du, dass diese Doktrin das Problem nur verlagert. Sie beantwortet die Frage nicht grundsätzlich. Rama wird diese Doktrin nicht leugnen oder verwerfen. Rama befürwortet und unterstützt sie, aber er will die andere Seite der Frage hervorbringen, die andere Phase, die von den Menschen in Amerika komplett ignoriert und vielleicht in Indien nicht gänzlich ignoriert, aber im Hintergrund gehalten wird.

Nach dieser Doktrin des Karma, haben vergangene Taten zu den Differenzen deiner aktuellen Umstände geführt. Daraus folgt, dass es selbst bei deiner vorherigen Geburt, deinem vorherigen Leben schon Differenzen bei deinen Taten, Wünschen und Launen gab. Manche waren krank, manche waren arm und manche waren reich. Worauf waren die Differenzen in deinem früheren Leben zurückzuführen? Die Antwort ist, dass die Differenzen deiner Umstände in deinem früheren Leben auf ähnliche Differenzen in dem Leben davor zurückzuführen sind.

Und worauf waren die Differenzen in diesem vorvorletzen Leben zurückzuführen? Auf entsprechende Differenzen in dem Leben davor. Diese Doktrin macht das Problem unendlich komplexer, denn nach dieser Doktrin sehen wir, dass durch all unsere vergangenen Leben, all unsere vergangenen Geburten, bis zurück zur Ewigkeit, selbst bis ganz zum Anfang — wenn es denn einen Anfang gab — Differenzen vorhanden waren; es gab immer Unterschiede und Konflikte.

Gott ist alles

Somit ist die Frage nicht beantwortet, sie ist nur komplexer geworden. Nun erscheint die Frage mit noch größerer Kraft. Sie lautet: "Wie kommt es, dass der ewige Gott diese Differenzen und Unterschiede aufrecht erhält? Wie kommt es, dass der ewige Gott den einen am einen Ort reich und den anderen an einem anderen Ort arm gemacht hat? Warum sollte Er den einen am einen Ort krank machen und den anderen perfekt gesund am anderen Ort? Wie unvernünftig dies ist! Wie sind diese Unterschiede zu rechtfertigen?" Vedanta sagt, dies sei eine Frage, die es dir stellen muss, keine, die du Vedanta stellen kannst. Dies ist eine Frage, die du beantworten musst. Die Bürde liegt nicht bei Vedanta. Es glaubt an Einheit und Einigkeit und erklärt gleichzeitig diese scheinbare Vielfalt.

Nehmen wir zum Beispiel einen Tyrannen, der fünf verschiedene Personen vor sich hat, alle ganz anders als er, und dieser Mann ist an Gottes Stelle, und diese Personen sind seine Geschöpfe, Diener, Sklaven, und wenn dieser Mann einen der Sklaven in den Kerker wirft, den zweiten in einen wunderschönen Garten setzt, den dritten in einen prachtvollen Palast, den vierten in die Toilette sperrt und den fünften die riesige Last den mächtigen Himalaya auf der Brust tragen lässt, und so weiter, was würdest du über einen solchen Meister denken? Grausamer, ungerechter Meister! Wäre Gott anders als seine Geschöpfe und macht die eine Nation sehr glücklich und eine andere elend, und wenn er den einen Menschen sehr wohlhabend und den anderen sehr arm macht, was wirst du von einem solchen Meister denken? Grausam, grausam! Ungerecht, ungerecht! Dies ist die Frage, die jene, die glauben, dass Gott sich von der Menschheit unterscheidet, beantworten müssen.

Der einzige Ausweg

Vedanta glaubt nicht, dass Gott weit weg ist; man muss nur die Augen schließen, um Ihn im Inneren zu sehen.

Schau, hier ist ein Meister, der einmal in den Garten geht und ein anderes Mal in den Palast, einmal ins schmutzige Verlies und ein anderes Mal in die Toilette, der selber in die Küche geht und unter der Last einer Bürde lebt. Wie würdest du ihn nennen? Ist er ungerecht? Nein, nein. Er wäre ungerecht, wären die Menschen, die er im Kerker, im Garten, im Herrenhaus oder in der Toilette bleiben lässt, anders als er; aber wenn er es selber ist, der in der Toilette bleibt, wenn er selber an all die anderen Orte geht, wenn er selber all diese Dinge tut, dann ist er nicht ungerecht. Alle Schuld ist von ihm genommen.

Daher sagt Vedanta, diese scheinbare Vielfalt, dieser scheinbare Konflikt wäre nur dann eine Schuld und ein Fleck im Angesicht Gottes, wenn Gott anders wäre als die leidenden Menschen oder als die armen oder reichen Menschen. Es ist aber Gott selbst, es ist Rama selbst, ich bin es selbst, der am einen Ort reich ist, ich bin es selbst, der im Kerker ist, ich bin es selbst, der schön ist, und ich bin es selbst, der hässlich ist; ich bin im Garten und ich bin im einsamen Palast. Wen willst du beschuldigen? Ich bin sogar selbst der Schuldzuweiser. Es gibt noch etwas, das hierzu gesagt werden muss.

‘Ich’ bin nicht der Körper

Es ist sehr schwierig, in Amerika Vedanta zu predigen, wo das Wort ‘ich’ gebraucht wird, um Körper oder Geist zu bezeichnen; die Menschen in diesem Land sind es gewöhnt, zu sagen, "Ich habe eine Seele," und sie verstehen unter ‚ich‘ den Körper, den Geist, den Intellekt, die personifizierte Seele oder das wiedergeborene Selbst. Nie, niemals versteht ein Mensch, der Vedanta erkannt hat, unter dem Wort ‘ich’ den Körper, den Geist oder das wiedergeborene Selbst. Dies bin ich nicht; wenn ich etwas bin, dann bin ich Gott.

Hier sind folgende Aussagen: Ich bin ein König, ich bin ein Reiter, ich bin ein Swami, ich bin Amerikaner, ich bin ein Hindu. Diese Aussagen haben eine ganz andere Natur als die Aussage "ich bin Gott." Merke dir den Unterschied. In der Aussage "ich bin König" ist das Wort ‘König’ wie ein Titel; "ich bin ein Reiter," ist der Titel ‘Reiter’ wie ein Mantel, den man trägt. Wenn wir sagen "ich bin arm," deutet das an, das Armut eine Sache ist und ich etwas anderes; Armut ist wie ein Mantel, den man trägt.

Nun, die Hindus sagen "Ich bin Gott," aber sei vorsichtig, das Wort ‘Gott’ ist kein Titel, es ist kein Mantel, es ist kein Attribut, das du trägst, das dein kleines, falsches Ego für sich behält und dir Göttlichkeit wie einen Mantel überstreift. Dies meint der Inder nicht, wenn er sagt " Ich bin Gott." Seine Aussage bedeutet: "Diese Schlange ist ein Seil." Hier ist ein Mann, der im Dunkeln das Seil für eine Schlange hielt. Ein zusammengerolltes Seil lag auf dem Boden, und er dachte es sei eine Schlange, bekam Angst und fiel hin. Jemand kommt vorbei und sagt, "Bruder, Bruder, deine Schlange ist ein Seil."

Was bedeutet das? Das bedeutet, das was du für eine Schlange hältst, ist keine Schlange; es ist ein Seil. Dies ist keine Aussage der Art "Ich bin ein König." Hier ist das Wort ‘Schlange’ kein Attribut; das Wort ‘Seil’ ist kein Attribut; hättest du gesagt "diese Schlange ist schwarz," wäre das Wort ‘schwarz’ ein Attribut des Wortes ‘Schlange.’ Aber wenn du sagst, dass die Schlange ein Seil ist, ist das Seil kein Attribut. Merke dir das, bitte. Es scheint ein wenig schwierig zu verstehen, aber verstehe es einmal und du hast kein Recht zum Widerspruch mehr; verstehe es richtig. "Die Schlange ist schwarz" ist eine Art der Aussage, und "die Schlange ist ein Seil" ist eine ganz andere Aussage.

Identifikation mit dem Geist

Ein Kind betet zu Gott - Kinder lieben es in der Regel zu beten

Vergleichbar ist "ich bin göttlich," oder "ich bin ein Engel," eine Art der Aussage, und wenn der Hindu sagt, "ich bin Gott," dann ist das eine andere Art der Aussage. Wenn er sagt, "ich bin Gott," bedeutet das: "Ich bin nicht der Körper. Was du glaubst das ich bin, bin ich nicht. Du nimmst fälschlicherweise an, dass ich Fleisch und Blut, Knochen und Muskeln bin, aber so ist es nicht. Ich bin nicht der Knochen, nicht die Muskeln, ich bin weder der Geist, noch der Intellekt. Ich bin der Urquell, ich bin die wahre Kraft, das einzig Wahre, der wahre Gott, die wahren Macht. Das allein bin ich: ich bin nichts anderes."

Nochmal, wenn die Menschen Gott vor ihr Tribunal bringen wollen, sagen sie Gott tat dies und das, als wäre Er eine normale Person wie sie selbst und müsste vor sie treten und zur Reden gestellt werden, wie eine gewöhnliche Person.

Der Grund all dieser Zweifel und Einwände kann durch eine Geschichte dargestellt werden.
Es war einmal ein Ölhändler in Indien. Er hielt sich im Haus einen wunderschönen Papagei. Eines Tages verließ der Ölhändler seinen Laden und ging aus. Sein Diener verließ ebenfalls das Haus für Besorgungen. Der Papagei war dort im Laden. Während der Abwesenheit des Ölhändlers kam eine große Katze vorbei. Beim Anblick der Katze bekam der Papagei Angst.

Er war im Käfig, aber er hatte Angst und sprang hoch; der Papagei flatterte mit den Flügeln im ganzen Käfig umher, bis der Käfig, der an einer Wand hing, vom Haken rutschte und auf ein Glas sehr kostbaren Öls fiel. Das Glas zerbrach und das Öl lief aus. Nach einer Weile kam der Ölhändler zurück. Er war sehr wütend, als er sah, dass sein kostbares Öl verschüttet war und verlor die Beherrschung. Er ärgerte sich über den Papagei und dachte, dieser hätte mutwillig gehandelt; er war außer sich vor Wut und konnte sich nicht beherrschen, weil der Papagei den Käfig auf das Glas heruntergeworfen hatte und ihm einen Verlust von etwa 50 Rupien verursacht hatte.

Er öffnete die Käfigtür und rupfte dem Papagei alle Federn vom Kopf. Der Papagei wurde kahl gemacht; kein Federchen blieb auf seinem Kopf. Der Kopf des Papageis blutete. Der Papagei sprach zwei Wochen lang kein Wort, noch unterhielt er den Meister anderweitig. Dem Meister tat sehr leid, was er getan hatte. Nach zwei Wochen kam ein Kunde in den Laden des Ölhändlers. Der Kunde war kahl, wie der Papagei.

Der Papagei lachte herzlich; denn er war sehr froh, einen Gefährten zu sehen. Später fragte der Meister den Papagei nach dem Grund für seine Ausgelassenheit, was ihn so froh gemacht hätte, und der Papagei antwortet: "Oh, Gott sei Dank bin ich nicht der einzige Diener eines Ölhändlers. Dieser Mann muss ebenfalls der Diener eines Ölhändlers sein; wie hätte er sonst alle Haare vom Kopf verlieren und kahl werden sollen, wenn er nicht der Diener eines Ölhändlers wäre?"

Genau diese Argumentation wenden manche Menschen an. Sie glauben, dass sie für all die Arbeit, die sie verrichten, alle Aufgaben, die sie erfüllen, alles was sie tun, irgendein Motiv haben, und tun es mit Eigennutz oder Vorsatz. So sagen sie, dass Gott, als er die Welt erschaffen hat, Er dies doch auch mit irgendeinem Motiv, irgendeinem Wunsch, irgendeinem Vorsatz getan haben muss. Dies ist eine falsche Argumentation. Es beschränkt Gott. Du nennst Ihn Unbegrenztheit und doch willst du Ihn auf die Ebene eines gewöhnlichen Menschen ziehen? Das wird nicht funktionieren.

Erleuchtung und Gott

Die Hand Gottes

Jeder Erleuchtete kann Gott sehen und fühlen. Er lebt in Gott. Er sieht Gott als eine Art Licht in der Welt. Er fühlt Gott als Energie um sich herum und in sich. Er spürt Gott als inneres Glück, inneren Frieden und innere Kraft. Er ist sich bewusst, dass er sich in einer höheren Wahrheit befindet, die man auch als universelle Liebe beschreiben kann.

In allen großen Religionen gibt es verschiedene Definitionen von Gott. Es gibt in den Religionen den persönlichen und den abstrakten Gottesbegriff. Manche Erleuchtete (Mystiker) empfinden Gott eher als Person und manche als höhere Dimension im Kosmos. Im Buddhismus und im Hinduismus dominiert die abstrakte Gottesvorstellung. Im Buddhismus wird das oberste Prinzip Nirwana und im Hinduismus Brahman genannt.

Jesus spricht von Gott als Vater. Bei Moses dominiert der abstrakte Gottesbegriff. In seiner zentralen Definition beschreibt Moses Gott mit den Worten: "Ich bin." Diese Worte verweisen auf Gott als glücklichen Seins-zustand, den man in der Erleuchtung erfährt. In den Worten "Ich bin" ist der Hauptweg zur Erleuchtung enthalten. Der Mensch muss ein kosmisches Bewusstsein (Einheitsbewusstsein) entwickeln. Dabei verliert er sein Ich-Bewusstsein (sein Ego). Er erfährt sich als reines Bewusstsein, als eins mit allem und kann von sich nur sagen: "Ich bin." Er kann nicht sagen : "Ich bin der... (Name)." Er identifiziert sich mit allem, empfindet sich persönlich als Nichts (Egolos) und seinen Bewusstseinszustand als Sein.

Jonathan Haidt ist ein amerikanischer Psychologie-Professor. Er schrieb das Buch Die Glückshypothese. Darin verbindet er altes philosophisches und spirituelles Wissen mit der aktuellen Glücksforschung. Seine Hauptlehre ist die Ethik der Transzendenz. Psychologisch ist nachgewiesen, dass der Mensch in seinem Gehirn einen Bereich für Gotteserfahrungen hat. Ein Erleuchteter ist glücklicher als ein Nichterleuchteter. Spiritualität macht glücklich, wenn sie nicht zu dogmatisch und intolerant gelebt wird.

Haidt sieht sich als Atheisten, der zwar nicht an einen äußerlich beweisbaren Gott glaubt, aber aus Gründen des inneren Glücks und der Gesundheit positive spirituelle Werte befürwortet: "Indem wir uns auf ausgewogene Weisheit stützen - alte und neue, östliche und westliche, ja liberale und konservative - können wir in unserem Leben Richtungen wählen, die zu Zufriedenheit, Glück und einem Gefühl von Sinn führen." (Jonathan Haidt, Die Glückshypothese, Seite 315.)

Was Gott tut

Was tut Gott? Was macht Gott? Was Gott tut, ist wohlgeraten. Was Gott tut, muss vollkommen sein. Was Gott tut, ist richtig. Aber was tut Gott? Was macht Gott?

Alles was ist, ist Gott

Ich komme aus einer Yoga Vedanta Richtung und wir gehen davon aus, dass es ein unendliches, ewiges Göttliches gibt, Brahman genannt. Dieses göttliche Brahman manifestiert sich in der Welt. Dieses Göttliche manifestiert sich aber auch als der persönliche Gott, zu dem wir eine Beziehung haben können.

Gott macht alles

Wenn wir den Weg des Bhakti Yoga gehen, den Yoga der Hingabe, gehen wir davon aus, das Gott alles macht. Gott ist der [Schöpfer], Erhalter und der Auflöser. Gott ist derjenige, der uns in diese Welt hineinbringt, und Gott ist derjenige, der uns wieder aus der Welt hinausbringt. Gott schenkt uns große Sachen, Gott nimmt uns auch wieder weg. So manifestiert sich Gott in allem. Und wir gehen davon aus: Was Gott tut, ist gut.

Von einem höheren Standpunkt ist alles gut

Von einem menschlichen Standpunkt aus ist manchmal die Welt ungerecht. Von einem menschlichen Standpunkt aus gibt es manchmal großes Leiden, das kaum rechtfertigbar ist, aber wenn du das Ganze übergeordnet siehst ‒ im Yoga zum Beispiel spricht man von Millionen von Inkarnationen der Seele, bis sie wieder endgültig verschmilzt mit Gott ‒, können wir das durchaus annehmen: Was Gott tut, ist richtig. Was Gott tut, ist wohlgeraten. Wenn wir erkennen, dass in allem das Göttliche ist, dann können wir Vertrauen haben. Ja, auch im Leiden ist Gott, in Verlusten ist Gott, in Ungerechtigkeiten ist Gott, in Kriegen ist Gott, aber glücklicherweise ist Gott auch im Wahren, Schönen und Guten. Gott manifestiert sich auch in den Künsten und der Musik.

Gott tut Liebe

Was Gott tut, ist auch die Liebe der Herzen zu berühren und Menschen zum Guten zu veranlassen. Was Gott tut, ist etwas, was dein Herz berühren kann. Zunächst siehe Gott im Wahren, Schönen, Guten, wie es Goethe sagt und wie es in der Bibel steht und wie es auch in den alten indischen Schriften steht, wo es heißt, Gott ist Satyam Shivam Sundaram: Gott ist in der Wahrheit, Gott ist in Shiva, in dem Guten und in dem Liebevollen, und Gott ist in Sundara, der Schönheit.

Deshalb kannst du Gottes Tun zunächst einmal in der Schönheit eines Sonnenaufgangs und -untergangs sehen, in der Schönheit von Kunstwerken, der Schönheit des Lächelns eines Menschen, der Schönheit, des Lächelns eines Kindes. Du kannst Gott sehen, dass er das tut, was liebevoll ist und gütig ist, dass Gott die Herzen der Menschen berührt, aber Gott ist auch alles andere. Doch zunächst sehe Gott im Wahren, Schönen und Guten und dann gehe davon aus, dass Gott dir die richtigen Herausforderungen schenkt.

Sage nicht alles, was du weißt

Laufe nicht mit erhobenem Zeigefinger herum und sage den Anderen: Gott hat dir schon das Richtige gegeben. Gehe für dich selbst davon aus. Gott tut alles in deinem Leben ‒ und was Gott in deinem Leben tut, ist schon das Richtige. Du wächst durch das, was Gott in deinem Leben tut. In diesem Sinne: Gott tut alles. Und was Gott tut, ist gut; habe Vertrauen.

Gott kann nicht erklärt werden - und man muss es doch tun

Artikel von Buchautor und Seminarleiter Bhajan Noam

Einerseits macht es vielleicht keinen Unterschied, ob es Gott gibt oder nicht. Andrerseits besteht da eine tiefe Kluft zwischen dem Glauben an Gott und einer atheistischen, materialistischen Haltung. Einem wirklich spirituellen Menschen ist es egal, ob nun ein Gott dieses Universum geschaffen hat und lenkt oder ob die Existenz sich selbst in dieser staunenswerten Weise organisiert. Der Mystiker sucht nicht nach Erklärungen. Er sieht einfach das Wunder und fühlt sich voller Dankbarkeit als einen Teil davon. Er befindet sich in seinem Herzen und er weiß es und spürt es, dass sein Herz und das Universum eins sind. – Wenn der Zweifler aber, der alles von seinem Verstand her betrachtet und von der Logik her begreifen will, keinen noch so kleinen Funken Glauben an Gott in sich trägt, wird seine Welt sehr kalt sein, wird sie sich ihm einsam und lebensfeindlich zeigen. Denn wer gänzlich einer materialistischen Denkweise verfällt, durchtrennt die eigene geistige Nabelschnur und fällt hinab in eine lichtlose Wüste voller Schrecken und Ängste und voll roher Gewalt. Ist er jedoch noch ansprechbar für einen Glauben, der von Liebe genährt ist, der einen liebenden, mitfühlenden Gott, einen weisen Schöpfer und Lenker hinter allem Existierenden wähnt, kann sich sein Geist mehr und mehr entspannen und erste Funken, erste Lichtblicke unbenennbarer Natur können ihn erreichen.

Er bedarf aber noch einer Sprache, die ihm diese Erlebnisse in seine Struktur des Verstehens übersetzt. Diese Sprache wird allgemein Religion genannt. Ein Zweifelnder braucht Religion, braucht ein wiederholtes Erwähnen des Namens Gottes. Er braucht häufige Bestärkung von außen für das, was er nebulös ahnt, aber nicht greifen und begreifen kann. Er braucht Trost, er braucht Hoffnung, er braucht das Gebet. Er braucht auch die Brüder und Schwestern im Glauben, die ihn in dunklen Zeiten begleiten und ihm Mut zusprechen.

Ein Mystiker ist ein Außenseiter. Er gehört keiner Gemeinschaft an, er meidet sie eher. Er scheint ein Fremder zu sein. In Wahrheit aber ist er der Menschen größter Freund. Er liebt sie und fühlt mit ihrem Leiden mit. Nicht er ist getrennt von den Menschen, sie sind getrennt von ihm. Das zu verstehen, kann ein ganzes Weltbild einreißen – aber den Himmel weit öffnen und das ursprüngliche Paradies wieder errichten!

Es gibt diese Sufi-Geschichte von einer Prostituierten, die jedem ihrer Besucher das Versprechen abnahm, niemandem ihr Geheimnis zu verraten. Sie war die schönste Frau im ganzen Land und viele Männer zog es zu ihr hin. So kam einst auch ein junger Mann in ihre Stadt und zog Erkundigungen über sie ein. Er brachte aber nur in Erfahrung, was alle zu hören bekamen, dass sie alle stolz waren, diese wunderhübsche Frau, diesen seltenen Juwel in ihren Mauern zu wissen. Voller Begierde, sie zu sehen, eilte er zu ihrem Palast und wurde auch gleich von einer Dienerin eingelassen. Dann führte sie ihn zu ihrem Gemach hinauf. Sie öffnete die Tür und was er sah, war wahrhaftig das allerschönste Wesen, das ihm je begegnet war. Sie saß unbekleidet in einem Sessel – er wagte es kaum, sich ihr zu nähern. Doch sie winkte ihn freundlich heran und deutete ihm an, sich ihr gegenüber niederzulassen. In dieser Nacht saß er nur da und schaute sie ganz unschuldig und staunend an. Er konnte sich nicht rühren, aber er konnte auch kein Auge von ihr lassen. So kam er allmählich in eine tiefe Ruhe, eine nie gekannte Stille breitete sich in ihm aus. – Dann öffnete er, der bisher von Ehrfurcht ergriffen geschwiegen hatte, zum ersten Mal seinen Mund, er musste sie fragen: „Was ist es, was du hier mit mir machst? Von dir geht ein Zauber aus, den ich nicht verstehe. Mir geht es so unglaublich gut, wie ich es noch nie erlebte. Meine Tränen fließen vor Wonne und mir unbekannten Gefühlen, und es zwingt mich innerlich fast, mich vor dir niederzuknien, um dich anzubeten“ – „Mein ganzes Hiersein dient nur einem Zweck, die Menschen, die zu mir kommen, zu Gott zu führen. Ich tue es mit meiner Schönheit, die mir Gott als Gabe schenkte. Was du gerade erfährst, ist ein erster Hauch des Göttlichen, ein Duft von Meditation, von Erleuchtung. Jetzt wird es dich nie mehr loslassen, jetzt hast du den Geschmack davon erhalten und du wirst weitergehen. Deine Seele ist geweckt. Sie wird dich nicht mehr in Ruhe lassen, bis du den Weg zu Ende gegangen bist. Du hast hier Gottes Segen erhalten, und wie von allen, die vor dir hier waren, nehme ich auch dir das Versprechen ab, Stillschweigen darüber zu wahren, was du gesehen und erlebt hast. Für die da draußen bin ich eine Prostituierte. Als Prostituierte locke ich sie zu mir mit all ihren Begierden – doch hier werden sie zu Gott gebracht und ihre wahre und tiefste Sehnsucht ist erfüllt.“

Viele brauchen noch eine materielle Manifestation des Göttlichen, bis es ihnen eines Tages genügt, einfach mit offenen Augen zu sehen, was überall präsent ist.

  • © 2019 Text: Bhajan Noam
  • Seiten des Lebens: www.bhajan-noam.com

Gott ist Enthusiasmus in dir - Video

Übersetzung eines Vortrags von Swami Chidananda mit der These: Gott ist erfahrbar als Enthusiasmus in dir.

Siehe auch

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