Satchidananda
Satchidananda (Sanskrit: सच्चिदानन्द saccidānanda m.) sind die Eigenschaften des Selbst und zugleich die Grundaspekte des höchsten Absoluten im Vedanta: absolutes Sein (Sat), Wissen bzw. Bewusstsein (Chit) und Glückseligkeit (Ananda). Er ist auch beliebter spiritueller Name, bekannt z.B. Swami Satchidananda, Schüler von Swami Sivananda.
Sukadev über Satchidananda
Niederschrift eines Vortragsvideos (2015) von Sukadev über Satchidananda
Satchidananda bedeutet: Sein, Wissen und Glückseligkeit. Sat meint Sein, Chid = Wissen und Bewusstsein, Ananda heißt Glückseligkeit. Satchidananda, das ist die wahre Natur. Das Selbst ist Sein, Wissen und Glückseligkeit, absolutes Sein, Unendlichkeit und Ewigkeit.
Chid heißt Bewusstsein und damit auch Wissen. Auch im Deutschen ist ja Bewusstsein und Wissen ein ähnliches Wort. Und Ananda – Glückseligkeit. Wie man auch sagt: "Satchidananda Swarupoham. Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.“ In der populären Transkription der römischen Schrift schreibt man Satchidananda, aber vom Sanskrit her korrekt wird eigentlich transkribiert, Saccidananda.
Nach den Sandhya-Regeln des Sanskrit wird, wenn auf "t“ ein "ch“ folgt, das "t“ auch zum "c“. Aber das sind jetzt Feinheiten des Sanskrit, die du auch auf unseren Internetseiten nachlesen kannst, auf Yoga Vidya. Jetzt reicht es aus, dass du einfach spürst: "Satchidananda Swarupoham. Meine wahre Natur ist unendliches Sat, unendliches Sein, unbeschränkte Bewusstheit, Chid, und unendliche Wonne, Ananda.“
Das Selbst als Satchidananda - ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019
Mein Name ist Sukadev und ich möchte heute ein wichtiges Konzept des Vedanta beschreiben und dich anleiten, das auch im Alltag umzusetzen. Letztlich haben wir das schon öfters behandelt. Im Grunde genommen spielt es bei allen Vorträgen im Jnana Yoga eine Rolle. Es ist eine der grundsätzlichen Lehren von Vedanta. Und dies ist die 12. Lektion des Jnana Yoga und Vedanta Kurses.
Das ist unsere wahre Natur. Ich hatte schon in den vergangenen Lektionen immer wieder beschrieben: Wer bin ich nicht?
- Wir sind nicht der Körper,
- wir sind nicht die Psyche,
- wir sind nicht die Emotionen,
- noch weniger sind wir unser Besitz,
- wir sind nicht die Rollen die wir in der Gesellschaft spielen.
- Wir sind weder Englisch noch Deutsch,
- weder Hindu noch Christ,
- weder jung noch alt,
- weder männlich noch weiblich.
All das sind wir nicht, das sind Attribute des Körpers, Attribute der Psyche, das sind begrenzende Attribute, die Upadhis, von denen ich ja das letzte Mal ausführlicher gesprochen habe. Wer bin ich? Das ist die große Frage von Vedanta. Und zum großen Teil beantwortet man die, indem man erst mal sagt: Wer bin ich nicht? Denn wenn ich erst mal erkannt habe, wer ich nicht bin, dann kann ich tiefer in die Frage gehen: Wer bin ich überhaupt? Und darüber möchte ich heute etwas sprechen.
Satchidananda ist unsere wahre Natur
Sat = reines Sein. Das heißt: Ich bin. Das weiß ich. Alles, was danach folgt, bin ich nicht. Aber ich weiß: Ich bin.
René Descartes - Worauf kann ich sicher bauen?
Es gab einen berühmten Philosophen der Aufklärung, der hieß René Descartes. Und der hat ein Werk geschrieben das heißt „Meditationes“. Allerdings ist hier „Meditationes“ nicht die Anleitung zu einer Meditation gemeint, sondern hier ist meditationes, meditatio, ist auch in der Philosophie eine bestimmte Literaturgattung, das heißt Erörterungen rund um ein konkretes Thema. Und das Thema der „Medtiationes“ ist: Worauf kann ich sicher bauen? Was ist das, wovon ich ausgehen kann? Und Descartes beschreibt, wie im Jnana Yoga: Alles was ich wahrnehme, weiß ich nicht, ob es wirklich existiert. Ich nehme es über die fünf Sinne wahr, und was ich über die fünf Sinne wahrnehme kann getäuscht sein. Wir wissen aus dem Alltag: Sinne täuschen. Wir wissen auch, dass wir jede Nacht schlafen, und im Schlaf träumen wir. Wir wissen deshalb nicht: Befinden wir uns heute in einem Traum oder nicht? Also, wir können sagen: Alles, was ich äußerlich sehe, das muss nicht stimmen. Selbst den Körper nehme ich mit den fünf Sinnen wahr. Ich sehe ihn, ich spüre ihn – kann alles täuschend sein. Es gibt ja auch diese vielen Wahrnehmungsverzerrungen von denen man weiß, die Menschen haben können. In diesem Sinne: Ich weiß nicht, ob ich der Körper bin. Selbstbilder können täuschend sein. Also auf eine gewisse Weise beschreibt Descartes es so wie Vedantins – wovon wir NICHT ausgehen können.
Aber eines wissen wir sicher: Es gibt uns. Es gibt diesen berühmten Ausspruch: cogito ergo sum. Ich denke, also bin ich. Ich denke, also muss es jemanden geben, der denkt. Wenn es niemanden gäbe, der denken würde, dann könnte ich auch nicht denken. Es muss jemanden geben, der zweifelt. Wenn es niemanden gäbe, der zweifelt, dann gäbe es auch den Zweifel nicht. Dadurch, dass ich denke, weiß ich: Ich bin. Und hier könnte man zum gleichen Schluss kommen Ich weiß nicht wer ich bin, aber ich weiß: Ich bin. Und diese Ich-bin-heit wird im Sanskrit als Sat bezeichnet und bedeutet Existenz und Sein. Damit ist es klar: Ich bin. Ich bin aber nicht nur irgendwie irgendwas, sondern ich bin absolutes Sein. Absolutes sein heißt losgelöst. Absolvere auf lateinisch heißt loslösen. Absolut – Losgelöst von allem anderen. Ich bin. Aber ich bin und alles was danach kommt stimmt nicht. Wenn ich sage ich bin 1,74 Meter groß, dann ist das falsch, oder relativ. Es ist nicht das absolute Sein.
Subjekt Objekt Analyse
Wir hatten schon mal die Subjekt-Objekt-Analyse behandelt. Ich weiß, jetzt bin ich schon weit über Descartes hinaus und verlasse jetzt auch die Gedankengänge von Descartes und gehe wieder in die Vedanta hin. Alles, was ich beobachten kann, bin ich nicht, denn ich beobachte es. Also, wenn ich sage ich bin 1,74 Meter groß, dann kann ich die 1,74 messen, also bin ich derjenige, der misst, ich bin nicht das, was gemessen wird, ich bin der, der misst. Und ich bin auch nicht der Körper, denn ich kann den Körper wahrnehmen. Ich kann ihn messen, ich kann ihn wiegen, ich kann ihn spüren, ich kann ihn berühren, ich kann ihn sehen, hören, beschreiben. Ich beschreibe den Körper. Ich bin nicht der Körper. Also: Ich bin.
Aus diesem absoluten Sein kommt auch: Ich bin nicht veränderlich. Der Körper geht durch Veränderungen. Er war früher kleiner, irgendwann ist er gewachsen, jetzt hat er eine gewisse Größe. Ab einem gewissen Alter wird der Körper Falten entwickeln, die Augen sehen nicht mehr so gut, die Zähne müssen erneuert werden, die Psyche hat irgendwann andere Gedanken, und irgendwann stirbt der Körper. Nur ich, als derjenige, der ist, ich verändere mich nicht. Wenn du ein Foto von dir siehst, wo du sechs Jahre alt bist, sagst du „ah, das bin ich“. Natürlich, du bist nicht das Stück Papier, dein Körper ist ein ganz anderer, du hast gar kein Molekül mehr, das identisch ist wie derjenige, der sechs Jahre alt ist. Alles hat sich verändert. Du denkst anders, du fühlst anders, du fühlst dich anders, du wirkst anders, aber etwas bleibt gleich: Ich. Also absolutes Sein heißt: Bleibt immer gleich, kann dir niemand wegnehmen, egal was passiert. Es ist Sein, absolutes Sein. Absolutes Sein jenseits von Veränderung, jenseits auch von Geburt und Tod. Dass dieses Sein jenseits von Geburt und Tod ist, das kann ich jetzt intellektuell nicht so beweisen. Dass dieses Sein unabhängig ist von Psyche und von Körper, das kann man nachweisen über die Subjekt-Objekt-Beziehung und die Analyse der Erfahrung.
Gibt es ein Leben vor dem Leben?
Es gibt jedoch Menschen, die können sich an die Zeit vor der Geburt erinnern. Es gibt die Möglichkeit der Hypnotischen Regression. Das heißt man suggeriert jemandem, er sei jetzt fünf Jahre alt, und dann sei er drei Jahre alt, und bittet ihn darum zu beschreiben was er jetzt erlebt. Und es ist erstaunlich an wie viele Dinge sich die Menschen noch erinnern können. Man kann sie jetzt bitten sie mögen sich an den Geburtsvorgang erinnern, und dann ist auch interessant, an wie viele Dinge des Geburtsvorganges sich Menschen erinnern können. Wo sie ja, angeblich, gar nicht bewusst dabei sein können, weil individuelles Bewusstsein laut Ansicht mancher Psychologen erst später kommt. Aber Menschen können sich daran erinnern. Sie können sich erinnern wie es ist im Geburtsraum selbst, im Mutterleib, und wenn man sie dann noch bittet, weiter zurück zu gehen, haben sie Erinnerung an ein Leben vor dem Leben. Sogar an frühere Leben. Und es gibt Menschen, die klinisch tot waren, und beschrieben haben als sie zurück gekommen sind, wie es war, als der physische Körper nicht mehr reagiert hat. So wissen wir es gibt Bewusstsein vor dem physischen Körper und nach dem physischen Körper. So heißt Sat ewig. Und wenn wir das verstanden haben brauchen wir vor nichts Angst zu haben. Nichts kann uns selbst erschüttern. Ich bin.
Wer bist du?
So war ja auch die Frage, als Moses im Tanach, in der jüdischen Bibel im Alten Testament, vor dem brennenden Dornenbusch war, hat er ihn gefragt „Wer bist du?“. Und der Dornenbusch, der offensichtlich gebrannt hat, aber ohne den Dornenbusch zu zerstören, war offensichtlich eine göttliche Manifestation und hat geantwortet „Ich bin der ich bin“.
In diesem Sinne: Sat. Zeitlich unendlich. Nichts kann dich verändern, nichts kann dir etwas antun. Egal, was mit dem Körper passiert – Du bist. Daher: Vedanta hat als Konsequenz Furchtlosigkeit. Hat auch als Konsequenz eine gewisse Gelassenheit. Dir kann nichts passieren.
Ich bin Sat - Absolutes Sein
Sat ist also erstens ewig. Ohne zeitliche Grenze. Sat heißt aber auch ohne räumliche Grenze. Und da steckt sehr sehr viel dahinter. Wenn du sagst „Ich bin absolutes Sein. Ohne Zeit, ohne Raum“, dann heißt das du bist unendlich. Was heißen soll: Du hast keine Grenzen. Wann immer du Grenzen hättest würdest du diese Grenzen wahrnehmen können, folglich bist du nicht diese Grenzen. Wenn du zum Beispiel sagst „ich bin so-und-so groß“, dann kannst du sagen: „Ich kann die Größe wahrnehmen. Wenn ich die Größe wahrnehmen kann bin ich nicht die Größe.“ Du könntest den physischen Körper nehmen, dann spürst du natürlich – bis dahin geht’s. Du könntest in deinen Astralkörper gehen, der, je nach der Schicht des Astralkörpers 1-2 Meter um dich herum ausstrahlt. Du könntest diese Grenze wahrnehmen. Wenn du die Grenze wahrnehmen kannst bist du nicht die Grenze. Daher: Absolutes Sein. Ohne Grenze. Und das heißt du bist unendlich.
Da kommt noch etwas dazu. Du bist unendlich heißt auch: Es gibt auch kein anderes als du. Es kann nicht mehrere Unendliche und Ewige gleichzeitig geben. Jedes Bewusstsein ist letztlich Eins mit dem kosmischen Bewusstsein. Man kann logisch nachweisen, dass es nur ein Bewusstsein geben kann. Wenn du unendliches Bewusstsein bist, und dein Kollege unendliches ewiges Bewusstsein ist, seid ihr letztlich das gleiche Bewusstsein. Jede Grenze, die man wahrnehmen könnte, kann man wahrnehmen und ist man nicht. Genauso hatte ich dir in einer anderen Meditation im Rahmen dieses Vedanta Meditationskurses gesagt: Frage dich „Wo bin ich?“. Du könntest zum Beispiel das Herz von oben wahrnehmen, von unten wahrnehmen, von rechts, von links, von innen. Du kannst deine Bewusstheit, wie ich es gerne nenne, das heißt die Manifestation des Bewusstseins, von jeder beliebigen Warte aus wahrnehmen. Was auch heißen kann: Du bist nicht begrenzt auf irgendetwas. Du bist unendlich und ewig. Wenn du das weißt – da steckt so viel dahinter. Körper bewegt sich, Psyche bewegt sich, und der Körper tritt in Kommunikation mit anderen Körpern. Aber du, als Bewusstsein, als das, was du wirklich bist, bist immer gleich, ewig, und unendlich.
Ähnlich wie im Traum. Im Traum gibt es so viele Traumkörper, die sich miteinander unterhalten, es gibt so viel, was passiert, aber es gibt nur ein Bewusstsein des Traums, eben den Träumer. In diesem Sinne: Es gibt nur ein Bewusstsein. Da steckt so viel dahinter. Du kannst darüber nachdenken, vielleicht willst du sogar jetzt diesen Vortrag mal kurz abschalten, und dir überlegen: Was heißt das ich bin absolutes Sein? Ohne Zeit, ohne Raum, es gibt nur ein Bewusstsein. Ich bin in jedem Menschen. Ich bin Satchidananda.
Ich bin Chit - Wissen - Bewusstsein
Chit heißt sowohl Wissen wie auch Bewusstsein. Ähnlich wie im Deutschen, dort gibt es auch Bewusstsein. Und Bewusstsein hat auch etwas mit „bewusst“, „bewusst“ hat etwas mit Wissen zu tun. Bewusstsein bedeutet ich bin nicht nur einfach irgendwie, sondern ich bin bewusst. Das klingt erst mal logisch: Wenn es mich gibt, dann bin ich ja auch bewusst. Wenn ich nicht bewusst wäre, dann wüsste ich nicht, dass ich bin. Ich bin Bewusstsein. Und das ist auch ein entscheidender Begriff. Nicht nur bin ich, cogito ergo sum, ich denke, also bin ich. Ich bin nicht das Denken, denn das Denken kann ich beobachten. Aber ich bin das Bewusstsein, das Bewusstsein, das sich von allem bewusst ist. Also ich bin natürlich wiederum nicht der Körper, nicht die Psyche und so weiter, ich bin Bewusstsein. Bewusstsein an sich. Und in diesem Bewusstsein steckt auch drin, dass das Wissen überall ist. Und da letztlich das ganze Universum eine Manifestation von Bewusstsein ist, weiß ich auch alles, was in diesem Universum ist. Mindestens weiß ich es potentiell.
Aber das ist nochmal eine andere Frage – was ist überhaupt die Welt? Darüber habe ich noch nicht viel gesprochen, und die nächste Lektion wird ja sein: Warum ist die Welt unwirklich? Oder was ist wirklich? Aber zunächst einmal „Wer bin ich?“ ist die Frage hier. Ich bin bewusst, das ist klar. Und ich bin.
Ich bin Ananda - Wonne
Und der dritte Teil dieser Überlegungen ist Ananda: Ich bin Wonne. Darüber war ja eine ganze Lektion: Das Selbst als Ananda, als Freude. Auch die Unterscheidung zwischen Ananda und Sukha Dukkha. Ich bin Freude, Ananda. Ich bin nicht Vergnügen, ich bin nicht der vergnügte Gemütszustand, ich bin die Freude an sich. Woher weiß ich das, dass ich Freude bin? Wenn ich mich nicht identifiziere mit dem Körper. Wenn ich mich nicht identifiziere mit der Psyche. Wenn ich ganz bei mir bin. Wenn ich mich erkenne als ohne Grenze. Als ewig. Und wenn ich dann voll bewusst bin, dann ist dort reine Freude. Und deshalb weiß ich: Anandoham, ich bin Freude.
Und aus dieser Freude heraus kommt auch Liebe, denn Freude und Liebe gehören zusammen. Wenn du jetzt sehr philosophisch geschult bist, dann würdest du sagen: Mit dem Ananda und dem Prema, mit Freude und Liebe, das ist jetzt nicht ganz so logisch. Denn Freude kann man auch beobachten, du beobachtest, wie du freudevoll bist. Und auch Liebe: Gibt es Liebe ohne ein Objekt? Kannst du Liebe an sich sein? Trotzdem behaupte ich man kann es auch logisch beweisen. Anandoham: Ich bin Freude. Wenn ich wirklich bei mir bin, was ist da? Ich kann zwar den freudevollen Gemütszustand beobachten, ja, aber ich selbst bin Freude wenn nichts anderes da ist. Es sind keine Gedanken, keine Emotionen, keine Überlegungen, ich bin einfach nur reines Bewusstsein, unbegrenzt, diese unendliche Freude. Und in dieser unendlichen Freude ist auch unendliche Liebe. Wenn ich aus diesem Zustand zurückkehre und dann wieder die objektive Welt wahrnehme, mir aber immer noch dieser Freude bewusst bin, dann entsteht eine Liebe zu allem.
Daher: Satchidananda Swarupoham: Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Natürlich, das ist nicht nur für die Meditation, nicht nur für die Vorträge, die du anhörst. Sondern du kannst aus dieser Bewusstheit heraus leben. Du kannst dir bewusst machen: Meine wahre Natur ist sein Wissen und Glückseligkeit.
Bedeutung für den Alltag
Was heißt das im Alltag? Zum einen heißt es im Alltag: Du brauchst dir nicht so viele Sorgen zu machen um den Körper. Der Körper wird durch seine Prozesse gehen. Du kümmerst dich um den Körper, so ähnlich wie du dich um dein Fahrrad oder dein Auto kümmerst. Aber du bist nicht der Körper. Und egal was mit dem Körper passiert: Es spielt nicht die große Rolle. Du bist unendliches Sein. Daraus kommt auch Furchtlosigkeit. Nichts kann dir etwas anhaben. Du bist auch nicht die Psyche. Du bist auch weder groß, noch klein, noch dick, noch dünn, weder männlich, noch weiblich, weder deutsch, noch italienisch, noch griechisch, noch afrikanisch oder australisch. Du bist das unsterbliche Selbst. Unendlich und ewig.
Und du bist auch Freude, Ananda. Du brauchst nichts, um glücklich zu sein. Du bist Glück und Freude. Daraus kannst du leben.
Ananda - Liebe in jedem sehen
Auf eines möchte ich nochmal besonders aufmerksam machen für die nächsten Tage, und das ist vielleicht die wichtigste Aufgabe: In Ananda ist auch Liebe dabei. Ähnlich wie in Sat auch Liebe dabei ist, und in Chit. Wenn du das Unendliche und das Ewige bist, dann bist du auch in deinen Kollegen, in deinem Vermieter, in deinem Nachbar, in deinem Steuerbeamten und wem auch immer. Satchitananda bedeutet auch: Du bist das Bewusstsein hinter allem. Und das kann das Grundgefühl der Liebe sein. Wann immer du einen Menschen siehst mache dir erst bewusst: Ein unendliches Bewusstsein. Selbst, wenn ihr euch nachher auseinandersetzen müsst auf einer physischen Ebene, einer relativen Ebene, gibt es das kosmische Drama, auch Lila genannt, wo jeder seine Rollen spielt. Aber in der Tiefe: Alles eins. Ananda. Daher: Freude. Daher: Liebe.
Lebe aus dem Gefühl der Verbundenheit
So wäre eine besondere Aufgabe für die nächste Woche aus Vedanta heraus diese Bewusstheit zu haben: Eins in allem. Wir finden das in so vielen Kulturen. Jesus hat gesagt: „Ich bin in dir, du bist in mir. Das Königreich Gottes ist inwendig in euch.“ Oder auch nicht „ich bin“, sondern „Gott ist in mir“. Und „liebe deinen nächsten wie dich selbst“ heißt auch: „liebe deinen nächsten, denn er ist dein Selbst“, „liebe deinen nächsten als dein Selbst“. Nicht nur abstrakt, sondern tief aus dem Herzen heraus. So also die besondere Aufgabe der nächsten Tage: Erfahre dich selbst als Satchidananda. Und lebe dort aus dem Gefühl der Verbundenheit, lebe aus dem Gefühl der Liebe, und spüre immer wieder, dass du eins bist, mit jedem, mit dem du zu tun hast. Auch wenn ihr euch im Rahmen des komischen Lila auch auseinander setzen müsst.
Mehr Information über Vedanta, über Meditation, auch und gerade wie du Yoga vom Ganzheitlichen Standpunkt aus üben kannst, auf unseren Yoga Vidya Internetseiten. Und natürlich fällt es am leichtesten sich mit besonders tiefen Fragen des Lebens zu beschäftigen, wenn man ein paar Tage weg ist von zu Hause, in einer besonders spirituellen Umgebung. Zum Beispiel in einem der Yoga Vidya Ashrams, zum Beispiel in Bad Meinberg, im Teutoburger Wald, oder an der Nordsee, Allgäu oder Westerwald. Ein paar Tage weg vom Alltag, ein paar Tage intensiverer Meditation und Yoga hilft dir, dass du noch bereiter bist dich zu beschäftigen mit Fragen wie „Wer bin ich?“, „Wohin gehe ich?“, „Was ist Wirklich? Was ist Unwirklich?“, „Was ist das höchste Ziel des Lebens und wie kann ich es erfahren?“.
Video - Das Selbst als Satchidananda
Viveka Chudamani - Meditiere über dich selbst als Sat Chid Ananda
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 413 von Sukadev Bretz -
Meditiere über das Selbst. Im Selbst ist das Sein, Bewusstsein und Glückseligkeit (sat chit ananda) frei von allen Begrenzungen (upadhi), nicht-dual (advaya). Dann wirst du nie wieder der Wiedergeburt unterworfen sein!
Du bist Sat Chid Ananda
Du bist Sat Chid Ananda. Eine schöne Meditationstechnik ist auch Sat-Chid-Ananda-Swarupoham – Meine wahre Natur ist Sein Wissen Glückseligkeit. Ich bin nicht beschränkt auf diesen physischen Körper. Ich kann diesen physischen Körper sehen und wahrnehmen und spüren. Ich bin nicht begrenzt auf die Psyche. Ich kann die Psyche sehen, spüren und wahrnehmen und erfahren.
Du bist das unveränderliche Bewusstsein
Ich bin das Bewusstsein hinter allem. Ich bin das unendliche Bewusstsein, unbegrenzt. Unbegrenzt durch Zeit und Raum. Der Körper ändert sich. Vor zehn Jahren war der Körper anders. Ich selbst als Selbst als Bewusstsein bin gleich geblieben.
Die Psyche hat sich geändert. Wertvorstellungen haben sich geändert, Identifikationen haben sich geändert, aber ich selbst bin gleich geblieben. Und wenn ich dieses Selbst spüre, dann bin ich in Ananda in Freude.
Dehne deine Bewusstheit weit aus
In diesem Sinne dehne deine Bewusstheit immer wieder aus! Spüre dich als Sat, als unendliches Sein. Immer wieder gehe tief nach innen! Empfinde dich als Bewusstsein von Körper und Psyche! Immer wieder erfahre dich als Ananda!
Mach dein Glück von nichts abhängig
Fall nicht den gesellschaftlichen Gewohnheiten zum Opfer, die sagen, du brauchst das neueste Kleidungsstück, eine größere Wohnung, eine bessere Alterssicherung, mehr Reputation. Das sind alles überflüssige Identifikationen von früher. Du bist das unsterbliche Selbst. Du brauchst nichts. Anandoham - ich bin Freude. Du brauchst nichts, um Freude zu erfahren. Mache dein Glück von nichts abhängig! Anandoham, ich bin Freude. Sage dir das immer wieder! Lebe daraus!
Sukadev über Satchidananda
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Satchidananda
"Sat" heißt Sein, "Chit" heißt Bewusstsein und Wissen, "Ananda" heißt Freude. "Satchidananda Swarupoham", ist eine der großen Aussagen der Schriften und auch von Shankaracharya, "meine wahre Natur – "Swarupa", "Aham", ist – Swarupoham, ist Satchidananda. Ich bin Sein, Wissen und Glückseligkeit." Da gibt es jetzt eine lange Analyse, wenn du fragst: "Wer bin ich?" "Ich bin nicht das, was beobachtet werden kann. Ich bin der Beobachtende. Alles, was beobachtet wird, bin ich nicht. Aber ich bin, sonst könnte ich nicht beobachten. Daher muss ich sein. Wenn es mich nicht gäbe, dann könnte ich nicht fragen, wer bin ich. Daher: "Ich bin."
Dieses Sat heißt aber auch absolutes Sein, ohne Zeit und Raum. Du kannst nicht sagen: "Wo bin ich?" Du kannst zwar sagen, "der Körper ist hier", und du kannst auch sagen, "der Körper ist jetzt heute an dieser Stelle", aber du kannst den Körper beobachten, deshalb bist du nicht der Körper. Und du kannst alles Mögliche beobachten, was kommt und geht. Du selbst bleibst gleich. Deshalb bist du reines Sein. Und da es nur ein einziges Sein gibt, bist du eins mit allem, es gibt nur ein Sein. Deine wahre Natur ist das eine Sein.
Du bist aber nicht nur irgendwie, du bist natürlich auch bewusst, daher Chid. Und bewusst heißt auch, du bist Wissen, in dir ist alles Wissen und Ananda. Wenn du ganz bei dir bist, dann ist das kein neutrales Sein, sondern es ist voller Freude und Liebe, Ananda. Daher ist Satchidananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit, das, was du wirklich bist, das, was Gott, was Brahman ist. "Ayam Atma Brahman. Dieses Selbst ist Brahman." Und was ist dieses Selbst, was ist Brahman? Satchidananda.
Noch ein paar Worte zur Schreibweise von Satchidananda. Im Deutschen und Englischen hat es sich eingebürgert, dass man Sat mit "t" schreibt. Und Sat als einzelnes Wort wird auch "Sat" geschrieben. Vom Sankrit her, wenn ein Wort mit einen "t" endet und das nächste beginnt mich "ch" dann verschmilzt das "t" mit dem "c" und dann entsteht ein Doppel-CH. Deshalb, wäre es eigentlich korrekt zu schreiben: "Sadchidananda". Aber es hat sich eingebürgert, das mit "t" zu schreiben, und so halten wir uns – zumindest bei Yoga Vidya – bisher daran.
Deine wahre Natur ist Satchidananda
Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev
Satchidananda Swarupoham
Wer bin ich? "Satchidananda Swarupoham." Das Grundprinzip des Jnana Yoga lautet: "Wer bin ich?“, erkenne dein Selbst und sei frei. Descartes Cartesius hatte gesagt: "Cogito ergo sum. Ich denke, also bin ich.“ Du kannst an allem zweifeln, alles kann Illusion sein, die Sinne können täuschen, dein Geist kann täuschen, die Welt könnte ein Traum sein. Sie ist sicherlich nicht so, wie wir sie wahrnehmen. Auch das, was du von dir selbst wahrnimmst, kann Täuschung sein. So häufig sehen wir, dass andere sich bezüglich ihrer selbst täuschen, und auch du kannst der Täuschung unterliegen.
Alles, was du wahrnimmst, bist nicht du, denn du bist der Wahrnehmende. Alles Wahrgenommene ist der Veränderung und auch dem Irrtum unterworfen. Nur an einem kannst du nicht zweifeln, nämlich dass es jemanden gibt, der zweifelt, der fragt: "Wer bin ich?“ Jemand muss der Wahrnehmende sein. Das ist auch der Schluss von Cartesuius: "Cogito ergo sum.“ Es muss jemanden geben, der denkt. Es muss jemanden geben, der zweifelt. Denn wenn es niemanden gäbe, der denkt und der zweifelt, dann könnte man auch nicht zweifeln.
Daher ist das erste, was du sagen kannst: Wer du wirklich bist, ist "Sat". Du bist. "Sat" heißt Sein. Du bist Sein. Du kannst kein begrenztes Sein sein, denn sowie du eine Begrenzung des Seins bist, kannst du diese Begrenzung wahrnehmen. Wenn es eine räumliche Begrenzung gibt, kannst du diese räumliche Begrenzung wahrnehmen. Du kannst sie von oben wahrnehmen, von links wahrnehmen, von rechts wahrnehmen, von oben, von unten usw., also bist du etwas anderes als die Begrenzung.
Es ist wichtig zu erkennen, du kannst nichts Wahrnehmbares bist, und du kannst nichts Begrenztes sein. Daher bist du nicht irgendein Sein, sondern ein Seiendes, wie es oft in der Philosophie heißt, du bist absolutes Sein, also jenseits von Zeit, Raum und Bedingtheit. Angenommen, du würdest annehmen, du hättest ein zeitlich begrenztes Sein, dann könntest du beobachten, was vorher ist und was nachher ist. Daher bist du absolutes Sein. Du kannst nicht begrenzt sein, und du kannst auch nicht sterblich sein. Du bist absolutes Sein. Du bist nicht aber einfach nur, das wäre Sat, sondern du bist auch "Chid". Du bist bewusstes Sein, du bist Bewusstsein. Denn es ist klar, du bist nicht irgendwie, sondern du bist dir bewusst.
Du bist dir verschiedener Dinge bewusst und daher bist du Bewusstsein. Bewusstsein ist keine Eigenschaft von dir, sondern du bist Bewusstsein, denn das Ich ist nicht einfach nur und dann anschließend hat es eine Eigenschaft, die mal da ist und mal nicht da ist, mal stärker, mal weniger, sondern du musst Bewusstsein an sich sein.
Angenommen, du könntest sagen, es gibt ein solches Bewusstsein, ein anderes Bewusstsein, dann könntest du wieder beobachten. Du könntest die Eigenschaften des Bewusstseins beobachten. Du könntest das Auftreten und das Abtreten des Bewusstseins beobachten. Du kannst aber nicht das, was beobachtbar ist, sein. Du bist der Beobachter und dieser Beobachter ist sich bewusst. Daher musst du Bewusstsein sein und zwar absolutes Bewusstsein, Chid.
Der dritte Teil dessen, was du wirklich bist, Ananda, Freude, ist jetzt nicht nur logisch zu erschließen, sondern aus Erfahrung zu erschließen. Ananda, du bist Freude. Im Sanskrit sagt man auch: "Anandoham.“ Bei Yoga Vidya haben wir ein Lied, das heißt: "Anandoham Anandhoham Anandambrahmanandam. Ich bin Wonne, ich bin Wonne, die Wonne von Brahman, das bin ich.“ Brahman ist das Absolute.
Woher weißt du, dass du Ananda bist? In dem Moment, wo du ganz Ich bist. Das klingt jetzt paradox. Man kann auch sagen, in dem Moment, wo du deiner wahren Natur bewusst bist, ist Ananda. In dem Moment, wo du dich nicht als begrenzt empfindest, sondern als unendlich. In dem Moment, wo du dich nicht der Veränderung unterworfen wahrnimmst, bist du voller Freude. Sowie du bei dir selbst bist, bist du Freude.
Anandoham, das ist deine wahre Natur. Du bist nicht einfach ein Sein, du bist nicht einfach nur bewusst, du bist dabei nicht kalt, sondern du bist Ananda, Freude. Du fühlst dich auch dann bei dir selbst, wenn du voller Freude bist. Das ist nämlich der zweite Aspekt. Tief im Inneren hast du die Sehnsucht nach Freude. Du weißt, tief im Inneren, du bist rein und unendlich und unbegrenzt, unteilbare und nie endende Freude, deshalb bist du auch nie zufrieden mit irgendetwas, was weniger ist als unendliche, ewige Freude. Du bist also Satchidananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit.
Übung
Um Sat zu erfahren, dehne dich aus nach allen Seiten. Du kannst das auch jetzt und in diesen Moment machen. Du dehnst deine Bewusstheit nach links aus. Spüre einfach nach links. Spüre nach rechts. Spüre nach vorne. Spüre nach hinten. Spüre nach unten. Spüre nach oben. Spüre in alle Richtungen. Spüre, du bist verbunden mit dem universellen Bewusstsein. Spüre, deine Bewusstheit hat keine Grenzen. Auch nur ein klein wenig davon zu spüren, ist etwas unglaublich Schönes. Der zweite Aspekt, Chid, Bewusstsein. Du bist unendliches Bewusstsein und das heißt, sowohl zeitlich als auch räumlich als auch von der Intensität her.
Du kannst sagen, dein Alltagsbewusstsein ist wie die getrübte Form deiner wahren Bewusstheit. So ähnlich wie dein Seinsgefühl im Normalfall, eben Sein als begrenztes Sein, mit begrenzten Fähigkeiten, eben eine Reduzierung von dem ist, was du wirklich bist, sein. Du kannst auch deine Bewusstheit steigern, deine Achtsamkeit steigern, die Intensität deines Seins kannst du steigern. Auch das kannst du in diesem Moment tun.
Du kannst ganz in die Gegenwart gehen. Du kannst ganz in das gehen, was jetzt ist. Und du kannst versuchen, mit jeder Faser deines Wesens das Jetzt wahrzunehmen. Probiere das ein paar Momente aus. Dehne dich in alle Richtungen aus, und steigere deine Bewusstheit. Steigere deine Achtsamkeit. Nimm alles gleichzeitig wahr.
Und selbst wenn du noch mit einem Teil deines Bewusstseins bei etwas bist, was du gerade zu tun hast, und auch wenn ein Teil deines Bewusstseins dich mit Gedanken beschäftigt, steigere deine Bewusstheit auf einer tieferen Ebene. Dehne dich aus auf einer tieferen Ebene. Fühle dich im Hier und Jetzt. Und während du ganz im Hier und Jetzt bist, sei dir bewusst, das ist voller Freude, voller Ananda.
In dem Moment, wo deine Bewusstheit intensiver ist und unbedingt ist, also ohne sich auf etwas Begrenztes zu konzentrieren, in dem Moment bist du Ananda, unendliche Freude. Daher, "Satchidananda Swarupoham", deine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Fühle das nochmals. Dehne deine Bewusstheit aus. Steigere deine Bewusstheit. Fühle Verbundenheit mit allem im Hier und Jetzt.
Das Selbst als Satchidananda
Wie Swami Vishnudevananda in seinem Werk "Das große illustrierte Yogabuch" beschreibt, suchen alle Menschen nach Glückseligkeit und absoluter Erfüllung. Es stellt sich nur die Frage, wie glücklich die Freude sein soll, die der Mensch sucht und empfinden möchte. Die meisten Menschen würden dann natürlich antworten, zu 100% freudvoll soll das Leben sein.
Nimmt man jedoch Personen näher in den Blick, die alles zu haben scheinen, so fällt auf, dass auch diese nach immer mehr streben, um die schlussendliche Glückseligkeit zu erreichen. Erstaunlicherweise schiebt sich aber auch nach dem Erreichen der Ziele der Horizont wieder in die Ferne und noch mehr wird gehofft, gewünscht und tief ersehnt. Somit vervielfältigen sich in Wirklichkeit die Wünsche, nicht aber die Momente tief empfundenen Glücks.
Das eigentliche Ziel, nämlich all die erfüllten Wünsche zu genießen, ist von kurzer Dauer oder bleibt gar aus, weil die neuen Sehnsüchte sich schon bald in den Geist drängen. Dieses Spiel setzt sich immer fort, solange der Mensch das Glück im Außen und in der Welt der Sinne sucht statt dort, wo sie eigentlich zu finden wäre: im Selbst oder in der Seele.
Das angeborene Verlangen, glücklich zu sein (auf Sanskrit Ananda) wird von den Menschen häufig als in der materiellen Welt verloren geglaubt, ähnlich wie eine verlorene Brieftasche. Dabei ist das reine Selbst, unser Wesen bereits reine Freude. Dass der Mensch sich immer wieder schlecht fühlt, liegt an der starken Ich-Bezogenheit des Menschen und seiner Mein-Haltung.
Damit ist vor allem die Hingezogenheit zu grobstofflichen Körpern, die außerhalb unseres Selbstes liegen, gemeint wie beispielsweise Auto, Haus, Vermögen, Frau und Kinder. Diese Seligkeit des Selbst ist nur eine Ableitung der wahren Glückseligkeit in uns.
Der Seinscharakter (auf Sanskrit Sat) ist im unvermischten, wahren Zustand eine freie Seele. Vermengt sich diese mit dem Geist, haftet der Mensch Individualität an. Ewiges Sein ist der Zustand des Selbst. Der Zustand der Existenz wird nicht hinterfragt. Jedoch wohnt dem Menschen ein intuitives Wissen inne, dass die Nicht-(mehr-)Existenz zu hinterfragen ist. Aus diesem Grunde fragt man sich beim Tod eines nahestehenden Menschen nach den Gründen und bei einer Geburt nicht.
Die dritte Wesensform der Erkenntnis (auf Sanskrit Chit) liegt ebenfalls im Inneren begründet. Die äußere Suche nach dem größtmöglichen Wissen in Religion, Philosophie, Wissenschaft oder Gott basiert auf der intuitiven Sehnsucht nach der Erkenntnis. Doch auch diese liegt in unserem Selbst und wird in der Verbindung mit dem Geist zu sogenanntem objektivem Wissen. Erkenntnis ist sogar nach dem Upanischaden das Selbst und damit das Ende aller Erkenntnis oder Vedanta.
Im physischen Körper und Gehirn des Menschen manifestiert sich diese Erkenntnis dann als Instinkt, bei höher entwickelten Lebensformen als Verstand, und bei Fortgeschrittenen als Intuition. Alle drei Aspekte, die absolute Seligkeit, absolute Erkenntnis und das absolute Sein, sind im Kern das Wesen des Selbst und nicht etwa nur dessen Eigenschaften.
Der Weg zu dem Zustand, in dem die Begrenzungen und Bedingungen des Geistes wegfallen und der Mensch wie eine Sonne strahlt, von keiner Wolke getrübt, bedarf einiger Entwicklungszeit. Bis zum Zustand der vollständigen Freude und Wonne, wenn das Selbst als Sat-Chid-Ananda erlebt wird, vergeht für den gewöhnlichen Menschen zwar einige Zeit, jedoch spendet der Weg des Yoga und Vedanta auch bei gleichzeitiger Pflichterfüllung weltlicher Dinge Trost und Freude. Die wahre Erkenntnis jedoch, aus der echt andauernde Glückseligkeit entspringt, liegt im Loslösen von der Anhaftung an den bzw. der Identifikation mit dem Körper.
Quelle: vgl. Swami Vishnudevananda (2013): Das große illustrierte Yogabuch. Aurum in Kamphausen Verlag, Kap. 11, S. 328-336.
Drei Aspekte Gottes
Die oben beschriebenen drei Aspekte werden in der indischen Theologie stufenweise offenbart. So offenbart sich Sat auf der Stufe der Brahman-Erkenntnis, Chid auf der Stufe der Paramatma-Erkenntnis und Ananda auf der Stufe der Bhagavan-Erkenntnis.
Wer auf erster Stufe Brahman erkennt versteht, dass Gott die Kraft ist, die alles durchdringt. Auf diesem Pfad des Intellekts ist es möglich, die Erkenntnis des ewigen Seins (Sat) zu erreichen. Jedoch weckt der Weg der weiten Leere der Unpersönlichkeit und Ewigkeit auch das Bedürfnis nach persönlichen Beziehungen, woran die absolute Erkenntnis scheitert, sodass sich der spirituelle Pfad im nächsten Leben fortsetzt.
Zur nächsten Stufe der Erkenntnis erhebt sich, wer Paramatma, die Überseele, erkennt, ein Ashtanga-Yogi nach Patanjalis Yogasutras wird und dem achtgliedrigen Pfad folgt. Diese Erkenntnis der Unsterblichkeit ist die Essenz spirituellen Wissens (Chit). Die Überseele wird jedoch leicht mit der individuellen Seele verwechselt. Die Überseele aber nimmt eine beobachtende Haltung ein und wartet auf den Moment, da die individuelle Seele erfasst, dass körper- bzw. objektgebundene Freuden vergänglich sind und sich mit Liebe und Hingabe der Überseele zuwendet, welche dann wiederum den Weg für höchstes Gottesbewusstsein ebnet.
Der Urquell aller Herrlichkeit, Bhagavan, wird in sechs Arten unterteilt: Kraft, Schönheit, Reichtum, Ruhm, Wissen und Entsagung. Wer Bhagavan in Vollkommenheit verehrt, wird dies alles beherrschen. Darauf folgt das intensive Empfinden transzendentaler Seligkeit (Ananda).
Quelle: vgl. Steven J. Rosen (2004): Der verborgene Schatz Indiens. The Bhaktivedanta Book Trust International, Kap.3, S. 42-45.
Swami Sivanandas Lied von Chidananda
- Chidanand, Chidanand
- Chidananda Hum
- Hara Hala Me Almasta Satchidananda Hum
- Knowledge Bliss, Knowledge Bliss, Bliss Absolute
- In All Conditions I am Knowledge Bliss Absolute
- Ajarand Amarand Achalananda Hum
- Hara Hala Me Almasta Satchidananda Hum
- I am without old age, without death without motion
- In All Conditions I am Knowledge Bliss Absolute
- I am without fear, without worry
- Bliss Absolute, Existence Absolute,
- Knowledge Absolute
- Independent, unchanging
- Non-dual Atman
- Immortal Atman, Adwaita Atman
- Eternal, Pure, Perfect
- Knowledge Absolute,
- Bliss Absolute, Existence Absolute
- Wissen, Wonne, Wissen, Wonne, absolute Wonne,
- Absolutes Wissen, Wonne bin ich jederzeit.
- Is there not a nobler missionServe Love GiveServe Love Give Purify Meditate Realize
- Serve, Love, Give, Purify,
- Meditate, Realize.
- Be Good, Do Good, Be Kind,
- Be Compassionate.
- Adapt, Adjust, Accommodate,
- Bear Insult, Bear Injury,
- Highest Sadhana.
- Bear Insult, Bear Injury, highest Yoga.
- Enquire “Who Am I?”
- Know Thy Self and be free.
- Om Tat Sat, Om Tat Sat,
- Om Tat Sat Om.
- Om Shanti, Om Peace, Om Shalom Om
- Diene, liebe, gibDiene, liebe, gib, reinige Dich, meditiere und verwirkliche.
- Sei gut, tue Gutes, sei mitleidig.
- Versöhne Dich, vertrage Dich
- und geh’ auf andere ein.
- Trage Schaden, trage Schmähung, höchstes Yoga.
- Trage Schaden, trage Unrecht, höchstes Sadhana.
- Frag’ “Wer bin ich”, erkenn’ Dein Selbst und sei frei.
- Om Tat Sat Om Tat Sat
- Om Tat Sat Om
- Om Shanti Om Shalom
- Om Frieden
Siehe auch
Literatur
- Sri Shankaracharya: Das Kronjuwel der Unterscheidung
- Swami Vishnudevananda:Das große illustrierte Yoga Buch S.328 - 336
- Sukadev Bretz, Ulrike Schöber: Der Pfad zur Gelassenheit
- Sukadev Bretz: Karma und Reinkarnationauch als ebook oder Hörbuch
- Sukadev Bretz: Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute
- Swami Sivananda: Gratis Karma Yoga Buch
- Sukadev Bretz: Die Bhagavad Gita für Menschen von heute
- Swami Sivananda: Sadhana
- Swami Sivananda: Inspiration und Weisheit
- Swami Sivananda: Erfolgreich leben und Gott verwirklichen
- Swami Sivananda: Bhagavad Gita
- Rosen, Steven J. (2004): Der verborgene Schatz Indiens. The Bhaktivedanta Book Trust International, Kap.3, S. 42-45
Weblinks
- "Zeit" aus Göttliche Erkenntnis von Swami Sivananda
- Yoga Vidya Kirtanheft - Guru Kirtans
- Yoga Vidya Kirtanheft, Vedantische Gesänge und Hymnen
- "Warum wir im Leben entspannen können" von Sukadev
- "Die Bedeutung von Glück" von Sukadev
- "Das Wesen des Selbst" von Sukadev
- "Jnana Yoga – Yoga des Wissens" von Sukadev
- "Dauerhafte Verwirklichung – BhG XIII.34" von Sukadev
- "Wachse über die drei Gunas hinaus – BhG XIV.20" von Sukadev
- "Die Essenz der Verwirklichung" voon Sukadev
- "Das wahre Selbst ist handlungslos – BhG XIII.29" von Sukadev
- "Gehe jenseits der Dualität – BhG VI.7" von Sukadev
- "Höchstes Ziel ist Einheit" von Sukadev
- "Die Natur der Wirklichkeit" aus Die Verwirklichung des Absoluten von Swami Krishnananda
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