Leben

Aus Yogawiki

Leben wird im normalen menschlichen Bewusstsein als eine Ansammlung von Ereignissen betrachtet, die sich aneinanderreihen. Das Leben beinhaltet auch Beziehungen zu anderen Menschen oder Tieren: Familie, Freunde, Partner, Kinder, Pferde, Hunde, Katzen, Mäuse, Hasen u.a. Die Beziehungen sind sehr stark geprägt durch Emotionen und Gedanken. Wenn wir über das normale menschliche Bewusstsein hinausgehen und an Reinkarnation glauben, dann können wir auch davon ausgehen, dass das Leben aus Verabredungen besteht, die auf einer anderen Ebene getroffen worden sind oder sich aus einem früheren Leben ergeben.

Schneeglöckchen stehen für neues Leben im Frühling. Leben erläutert vom Yoga Standpunkt aus

Alles, was bisher gesagt wurde, stellt nur einen Bezug zu matriellen Dingen her und sieht Leben nur in Bezug zu Formen wie menschliche Wesen, Emotionen oder Gedanken usw. Was ist mit dem nichtmateriellen Leben? Existiert so etwas wie ein Leben ohne Materie? Könnte das eventuell ein Leben sein, das dem "wahren" Leben mehr entspricht? Swami Sivananda, Swami Chidananda, Swami Brahmananda, Sri N. Ananthanarayanan geben Antworten auf diese Fragen.

Swami Sivananda über das Leben

Auszug aus dem Buch "Die Botschaft"

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"Das Ziel des Lebens ist, Not und Elend zu überwinden und ewige Seligkeit zu erlangen. In diese Welt geboren zu werden, ist untrennbar mit Elend verbundenen. Willst du Elend, Not und Sorge überwinden, so musst du verhindern, wiedergeboren zu werden. Kenntnis des Brahman (des Absoluten) ist eine wesentliche Bedingung für göttliche Vervollkommnung.

Göttliche Vervollkommnung des menschlichen Wesens ist das Endziel der Menschheit. Man muss integrale Vollkommenheit erreichen. Dich selbst gegenüber dem Göttlichen zu öffnen, ist eine wesentliche Bedingung für göttliche Vervollkommnung. Wirkliches Leben ist nichts anderes als Gott, weil nichts außer Gott existiert, und Gott Liebe ist. Der Mensch ist ständig auf der Suche nach der unendlichen Glückseligkeit und der vollkommenen Überwindung von Elend und Not.

Wenn er kein Glück im Leben hat, so wendet er seinen Geist zu Gott, dem Ozean der ewigen Glückseligkeit. Gibt es keine Flucht aus diesem endlosen Kreislauf von Leben und Tod, Lust und Schmerz, [Freude] und Sorge? Es gibt einen sicheren Weg! Wende dich Gott zu, er kann deine Befreiung bewirken. Alle Menschen stimmen darin überein, dass das einzige Ziel eines jeden die Sicherung seines Glückes ist.

Wirkliches bleibendes Glück kann man nur in seinem eigenen Atman, der unsterblichen Seele, finden und nicht in äußeren vergänglichen Dingen. Schwinge dich allezeit hoch empor in die Gebiete der Erforschung des Göttlichen und der höheren geistigen Erkenntnis und verwirkliche das gottnahe Leben, die Liebe und die Freude: Das ist das wahre Ziel des Lebens."

Was ist Leben?

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Was ist Leben, liebe Brüder? Ist es nichts anderes als Atmung, Verdauung, Ausscheidung, Verwandlung, nichts anderes als die aufbauenden oder zerstörenden Veränderungen, die im physischen Organismus, im menschlichen Körper oder im Haushalt der Natur vor sich gehen? Ist es nur Denken, Planen oder Überlegen, um Geld, Namen, Ruhm zu erwerben? Ist es der Zeugungsvorgang, um die Generationen fortzuführen, oder ist es die Zusammenfassung aller dieser Vorgänge? Vielleicht auch die Bewegung des Protoplasmas im einzelligen Organismus, in der Amöbe mit ihrem einzigen Zellkern? Wissenschaftler und Biologen haben eine sehr unterschiedliche Vorstellung vom Leben. Philosophen wie Shankara wieder eine andere.

Es gibt zweierlei Leben: einmal das Leben in der Materie, zum anderen das Leben in Atman, dem Geist oder reinen Bewusstsein. Nach Ansicht der Biologen und Physiologen besteht das Leben aus Denken, Fühlen, Wissen, Wollen, aus Verdauung, Ausscheidung, aus Kreislauf und Atmung. Dieses Leben aber ist nicht von ewigem Bestand. Es ist verbunden mit Gefahren, mit Schmerz, Angst, Kummer, Unruhe, Sorgen und Erschöpfung, mit Sünde, Geburt und Tod und mit dem sie begleitenden Gefolge an Übeln wie Alter, Krankheit und so fort.

Darum haben Weise und Seher, Rishis, Propheten und Heilige, die durch die Zucht des Denkens und Schulung der Organe, durch ein Leben der Selbstverleugnung, des Opfers, der Selbstüberwindung ihr inneres Selbst verwirklicht haben, mit Nachdruck und ohne den geringsten Zweifel erklärt, dass allein ein Leben in Atman oder dem reinen Geist immerwährenden Frieden, unendliche Seligkeit, höchste Freude, nie endende Zufriendenheit und Unsterblichkeit bringen kann.

Sie haben Vorschriften für verschiedene Wege gegeben, die - entsprechend den Temperamenten, Fähigkeiten und Neigungen der Einzelnen - zur Selbstverwirklichung führen. Wer unbedingtes Vertrauen in diese Lehren, in die Veden und in die Worte des Gurus, des geistigen Führers, legt, geht furchtlos auf dem Weg zur Geistigkeit oder Wahrheit voran und erlangt Freiheit, Vollendung, Heil.

Sie kommen nach ihrem Tod nicht wieder auf die Welt zurück, sondern bleiben im Sein - Bewusstsein - Glückseligkeit, im Sat Chit Ananda. Dies ist das Ziel des menschlichen Seins, die größte Aufgabe, der Sinn des Lebens. Es ist das endgültige Auslöschen, das verschiedene Namen hat wie: Nirvana, Parama Gati, Param Dhama, Brahma Sthiti. Selbstverwirklichung ist die höchste Pflicht des Menschen.

Dies aber bedeutet nicht, dass wir das Leben auf der physischen Ebene der Materie leugnen sollten. Materie ist Ausdruck Gottes (Brahman), sein eigenes Spiel - Lila. Materie und Geist sind unzertrennlich wie Hitze und Feuer, Kälte und Eis; Blume und Duft, Shakti und Shakta sind eins, Brahman und Maya sind eins und nicht voneinander zu trennen. Ein Leben auf der physischen Ebene ist die vorbestimmte Vorbereitung für das ewige Leben in Brahman.

Die Welt ist der beste Lehrmeister des Menschen, die fünf Elemente sind seine Gurus. Die Natur ist die mütterlich Führende. Prakriti ist der schweigende Meister. Die Welt ist die beste Übungsstätte für die Entwicklung verschiedenartiger göttlicher Tugenden wie Barmherzigkeit, Vergebung, Toleranz, allumfassende Liebe, Freigiebigkeit, Würde, Mut, Großzügigkeit, Geduld, Willensstärke und so fort. Die Welt ist der Kampfplatz gegen die diabolische Natur, damit die innere Göttlichkeit in Erscheinung treten kann.

Die Lehren der Gita und von Yoga Vasishtha ist die Selbstverwirklichung in der Welt. Lebe in der Welt und stehe außerhalb von ihr, halte dich wie das Wasser auf dem Lotusblatt. Gib die niederen Impulse der Natur, Selbstsucht, Lust, Ärger, Begierde, Hass und Eifersucht auf. Behaupte die göttliche Natur, führe ein Leben der Entsagung und Selbstaufopferung.

Wissenschaft und Religion, Politik und Religion sind nicht voneinander zu trennen. Sie gehen Hand in Hand. Die Politik bereitet den Boden für die Aufnahme des geistigen Samens. Wenn es keine Freiheit und keinen Frieden im Land gibt, wie kann dann geistiger Samen in den Boden gesenkt werden? Wie können geistige Lehrer ihr Wissen den Erdenkindern übermitteln, wie können Propheten subtile philosophische Weisheiten dem Bewusstsein der Menschen nahebringen, wenn Chaos im Land herrscht, wenn die Menschen in ihrem Denken verwirrt sind und nicht genug Essen, Kleidung und Lebensnotwendigkeit haben?

Der Mensch kann die Lehre der Weisen nur aufnehmen, wenn er ohne Sorgen und Ängste ist und wenn alles für einen geistigen Weg vorbereitet ist. Früher hatten die Rishis in ihren Ashrams eigene Kühe und ernteten Lebensmittel und konnten dadurch geistige Schulung üben. Ohne diese Lebensmittel ist es heute schwer, ein Leben der Entsagung zu führen und die Sannyasins müssen Geld für ihren Unterhalt aufbringen.

Die meisten Rajas und Grundbesitzer in Indien sind Materialisten und bemühen sich nicht um geistige Weisheit. Sie sind in Weltlichkeit versunken und werden einmal schwere Buße vor Gott leisten müssen. Sie können dem unergründbar und unwandelbaren Gesetz Gottes nicht entrinnen. Eine unversiegbare Quelle göttlichen Lebens liegt in einem Ashram für Brahmacharins,Vanaprasthas und Sannyasins und wird ein Segen für jeden Staat und die ganze Welt sein. Dies ist unbedingt notwendig für unsere Zeit im Gegensatz zu den Höhenkurorten oder Bädern und Quellen, die nur Geld kosten, Zeit und Energie verbrauchen, aber nicht wirklichen Segen und Frieden bringen können.

Die Menschen sollen ihre Augen schließen, ihre Sinne und ihr Denken vom Außen abziehen und sich tief in die inneren, nie versiegenden Quellen Atmans, des Göttlichen, versenken. Hier ist ewige Glückseligkeit und höchste Zufriedenheit.

Warum gibt es heute so viele Sannyasins? Weil die Hausväter ihre Aufgaben nicht in rechter Weise nach den Lehren der Shastras oder des "Gesetzes von Manu" erfüllen. Man muss nicht unbedingt ein Leben als Mönch oder in einer Höhle oder in der Zurückgezogenheit des Himalaya führen, wenn man als Hausvater die Regeln befolgt, die in den Schriften niedergelegt sind.

In ihrer jetzigen Lebensführung aber liegen viele Fehler. Sie sprechen nicht die Wahrheit, sie verletzen die Gefühle anderer, sind gierig, unehrlich, leidenschaftlich und materialistisch. Aus diesem Grund entwickeln sie sich nicht zum Geistigen. Sie haben keine moralische Schulung, essen, trinken und leben nur für das Vergnügen. Sie sind Nachfolger der epikuräischen Philosophie.

Copyright Divine Life Society

Das Ziel des Lebens

Artikel von Swami Sivananda

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Das Leben eines Menschen ist ein Anzeichen dafür, was außerhalb von ihm ist und was den Verlauf seiner Gedanken, Gefühle und Handlungen bestimmt. Das größere Leben ist unsichtbar und das sichtbare ist ein vom unsichtbaren geworferner Schatten und das eigentlich wirkliche. Der Schatten gibt eine Vorstellung vom Inhalt und man kann durch das Wahrnehmen des Schattens den Pfad zum wirklichen Inhalt einschlagen. Die menschlische Existenz zeigt durch ihre Einschränkungen, Bedürfnisse und verschiedenen Formen der Ruhelosigkeit, Unzufriedenheit und Kummer auf ein höheres, ersehntes Ende, so unbegreiflich dieses Ende auch sein mag.

Da das Leben auf dieser Erde durch einen unablässigen Wandel gekennzeichnet ist und nichts die Eigenschaft der Wirklichkeit zu haben scheint, kann nichts hier die Menschen vollständig befriedigen. Die Bhagavad Gita beschreibt dies als anityam, asukham, duhkhalayam, ashashvata, "unbeständig, unglücklich, die Heimat von Kummer, flüchtig". Die Weisen von einst bestimmten mit unmittelbarem Verstehen, dass die Wahrheit Eins ist und dass das Ziel des menschlichen Lebens die Verwirklichung und Erfahrung dieser Wahrheit ist.

Das Universum ist unbeständig und es ist nur ein Experimentierfeld für die Individuen, auf dem sie sich in Richtung der Erfahrung der Höchsten Wahrheit entwickeln können. Es ist die Ehre der Menschen von Bharatvarsha, dass für sie das sichtbare Universum nicht das wirkliche, das unsichtbare Ewige, aber alleine das wirkliche ist. Sie haben keinerlei Glauben an dem, was sie mit ihren Sinnen wahrnehmen. Sie haben nur Glauben an das, was die Basis aller Erfahrung ist, über den Sinne, sogar über dem individuellen Verstand hinaus.

Aufrichtige Sucher suchten Schutz unter großen Weisen, die die heilige Himalaya-Region durch ihre machtvolle Gegenwart reinigten und das strenge Leben von Yogis lebten, um Freiheit von den Fesseln des erdgebundenen Lebens und Ruhe in der Glückseligkeit des Absoluten, Brahman, zu erlangen. Das sahen sie als das wahre Leben an und daher der Weg, das Gesetz des Ewigen zu erfüllen.

Der große Gesetzgeber Manu, versicherte nach dem Beschreiben der verschiedenen Grundsätze von Dharma schließlich: "Von all diesen Dharmas, ist das Wissen vom Selbst das höchste. Es ist wahrlich die führende aller Wissenschaften. Durch es und mit ihm erreicht man Unsterblichkeit." Das Streben nach Dharma, Artha und Kama hat seine Bedeutung im Erreichen von Moksha, dem wichtigsten der Purushartas (das Ende menschlichen Lebens). Dharma ist der ethische und moralische Wert von Leben, Artha ist sein materieller Wert und Kama ist sein wesentlicher Wert. Aber Moksha ist der unendliche Wert der Existenz, der alle anderen mit einschließt und selbst größer als all die anderen ist. Die anderen existieren als Mittel oder Vorbereitungen für Moksha. Ohne Moksha haben sie keinen Wert und tragen keine Bedeutung. Ihr Wert ist bedingt durch das Gesetz des Unendlichen, was das selbe wie Moksha ist.

Die Veden und die Upanishaden sind das Ausgeatmete der Göttlichen Wesenheiten und sie geben eine gründliche Erläuterung zum sprituellen Leben. Sie sind Darstellungen der Wichtigkeit und der Bedeutung menschlichen Lebens und der Methode der Umwandlung des sterblichen Äußeren in Unsterbliche Essenz. Der Fall des grossen Nachiketas und die Geschichte seiner abenteuerlichen Suche nach Wahrheit, erzählt in den spannenden Kathopanishaden, ist ein Musterbeispiel für alle zu Denken und Reflektion fähigen Menschen.

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Nichts in der Welt des Empfindungsvermögens kann von echten Wert sein. Das ist, was Nachiketas durch seine unvergessliche Handlung der Entsagung lehrt. Nicht einmal das längste Leben und der unermesslichste Wohlstand, die ihm angeboten wurden, konnten ihn verlocken. Er hielt durch auf seiner Suche nach dem Höchsten und erreichte schlußendlich das Höchste. Nichts geringeres konnte ihn befriedigen. So sind die "Dhiras" oder auch wahre Helden. Ein richtiger Held ist nicht der, der sich Geschossen entgegenstellt oder sein Leben in gefährlichen Versuchen riskiert, Schlachten kämpft, in Meere taucht und hohe Berge erklimmt, sondern der, der seine Sinne unterwirft und seinen Verstand bezwingt, die höchste Einheit des Lebens erkennt und der Dualitäten und Wünsche beseite schiebt. Das zu erreichen ist die Aufgabe des Menschen, das ist die unsterbliche Nachricht der Weisen der Upanishaden.

Das Durcheinander der Sinneserfahrung, in dem Menschen verfangen sind, ist äußerst verwirrend und es ist sehr schwer, sich selbst daraus zu befreien. Der Mensch wird durch die Vorstellung von der Realität als sogenannte externe Beziehungen zwischen Dingen verwirrt und geht daran zugrunde. Das Mahabharata sagt, dass der Kontakt zwischen Wesen in diesem Universum wie der Kontakt von Baumstämmen in einem fließenden Fluss ist: vorübergehend. Jedoch ist die Anhaftung an Sinnesempfindungen so stark, daß Phantome irrtümlich für Fakten gehalten werden, das Unreine für das Reine, das Schmerzliche für das Freudige und das Nicht-Selbst für das Selbst.

Die Botschaft der alten Weisen ist, dass das Leben in der Sinneswelt trügerisch ist, weil es die Existenz, die allem zugrunde liegt, verbirgt und einem vormacht, daß die bestimmte Darstellung von Formen vor den Sinnen allein wahr sei. "Kinder laufen äusserlichem Vergnügen nach und fallen in das Netz des weit ausgebreiteten Todes. Die Helden jedoch, des Unsterblichen bewußt, suchen nicht das Unendliche unter den unbeständigen Dingen hier.", sagen die Upanishaden. Der Aufruf der alten Weisen an die Menschen ist: "Oh Sohn des Unsterblichen! Werde Dir selbst als das Unendliche bewußt, werde das Alles. Das ist der höchste Segen. Das ist die höchste Glückseligkeit." Dies ist die unsterbliche Botschaft an die Menschen.

Die Weisen haben immer wieder betont: "Wenn jemand Es (d.h. das Unsterbliche Sein) hier kennt, dann ist das das wirkliche Ende alles Strebens. Wenn es jemand hier nicht kennt, ist der Verlust groß für ihn." (Kena-Upanishade). Und der Weise Yajnavalkya sagt, dass alle großen Handlungen dieser Welt, die ohne das Wissen des einen Unvergänglichen Wesens gemacht wurden, nichts wert sind.

Humanitäre Dienste, Fasten und Nächstenliebe, jemandes politisches, nationales, soziales und individuelles Leben sollten alle auf dem Gefühl der universellen Gemeinsamkeit, die der äussere Ausdruck der Realität von universelle Individualität ist, aufbauen.

Wenn diese Bedingungen, von den Rishis entdeckt und niedergeschrieben, also durch das Gesetz des Göttlichen festgehalten, erfüllt sind, kann die Menschheit auf Frieden hoffen. Frieden bekommt man nur in dem Ausmaß, wie man das System des Göttlichen in seinem Leben beachtet. Und dieser Frieden ist umgekehrt proportional zur körperlichen Liebe, Individualität und seiner Beziehungen in die Welt, die generell von Menschlichkeit durchdrungen ist. Ein "Erwachen" zu einem höheren Bewusstsein ist notwendig, damit diese Unordnung und Unzufriedenheit beseitigt werden können.

Das Lehren von Menschlichkeit in die richtige Richtung ist die Voraussetzung des Weltfriedens. Materialismus, Atheismus, Skeptizismus und Agnostizismus, die heutzutage weitverbreitet sind und die den Menschen die Ehrfurcht vor dem Höchsten Absoluten gestohlen haben, sind hauptverantwortlich für die Eigensucht, Begierde, Verwirrheit, Gewalt und Hetze von Seelen, die in dieser Welt brodeln. Die Menschen müssen lernen, dass es hinter dem Auftritt von Materialiät, Eigenständigkeit, Äusserlichkeit, Zweifel und Unbeständigkeit die Wirklichkeit von Spiritualität, Einheit und Unendlichkeit, Gewissheit gibt.

Ohne das Anerkennen dieser Wirklichkeit verliert Leben Leben und wird zur Leere, frei von Sinn und Zweck, tot sozusagen. Im Göttlichen zu leben heißt, in der Begrenztheit der Sinneswelt zu sterben und in letzterer begrenzt zu sein, heißt "sich selbst zu zerstören" (in den Worten der Ishavasyopanishade). Der momentane Trend zu leben, muss gründlich überprüft werden und in ihm eine Re-Orientierung hin zu Moral, Ethik und Spriritualität erreicht werden. Der notwendige Wechsel geschieht nicht nur in der äußerlichen Form, sondern auch im Blickwinkel und dem inneren Aufbau des Lebenssystems.

Dies kann erreicht werden, wenn die Ideale der Menschheit auf den Wahrheiten der Spiritualität vom Einssein, gehoben über blinden Glauben, Unterschieden und Materialität, basieren. Wenn dies erreicht ist, hätte die Menschheit ihre größte Aufgabe hier erfüllt. Für den in der wasserlosen Wüste der Weltlichkeit verbrannten Menschen liegt die einzige Hoffnung in den kühlen Wassern des Ganges von Weisheit, der aus den Höhen der Himalaya-Gipfel fließt, wie es die Weisen aus den Upanishaden beschreiben. Trinke aus dieser beständigen Quelle und erneuere dich selbst.

Originaltext

Wer keinen Mut zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Leben

Schütze die Natur und die Natur schützt dich

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2018 -

Wer keinen Mut zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Leben. Ist eine der Lebensweisheiten, eines der Sprichwörter, Sprüche. Aber was heißt das, stimmt das überhaupt? Wer keinen Mut zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Leben.

Es ist etwas pointiert ausgedrückt, was heißt jetzt Leben. Natürlich kannst du sagen, Leben heißt lebendig sein. Leben heißt auch das Gefühl etwas zu bewirken, Leben heißt auch das Gefühl zu haben für irgendwas wichtig zu sein. Lebendig fühlst du dich, wenn du irgendwo auch Träumen kannst, etwas umsetzen kannst.

Natürlich gibt es auch Menschen, die träumen wenig und leben ihr Leben. Sie tun, was sie zu tun haben, sie genießen die kleinen Freuden des Lebens, sie sind mehr Realisten. Leben die nicht? Sie leben auch ihr Leben. Deshalb ich meine jetzt nicht, dass dieses Sprichwort so ganz zutrifft.

Wer keinen Mut zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Leben. Nicht alle Menschen träumen. Helmut Schmidt hat einmal gesagt, wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. Das ist jetzt natürlich etwas übertrieben, aber so gibt es manche Realisten und Pragmatiker, die machen was zu tun ist und setzen sich dafür ein, was jetzt möglich ist. Sie machen das möglich machbare und halten nichts von großen Träumen. Es braucht auch diese Pragmatiker, aber es braucht auch die großen Träumer. So wie es zur Zeit der Aufklärung die Träumer gab, die gedacht haben, es sei eine Welt möglich, wo es keine Kriege gebe. Es ist eine Welt möglich, wo alle Menschen unabhängig von Nation, Kultur, Hautfarbe, Geschlecht, sozialer Herkunft Menschenrechte haben und sich entfalten können.

Nach dem zweiten Weltkrieg gab es diesen Traum, dass es in Europa keine Kriege mehr gibt und dass Konflikte gewaltlos gelöst werden können. Also haben Träumer sehr wohl vieles bewirkt. Deshalb ist es gut, dass es die Pragmatiker gibt und es ist gut, dass es die Träumer gibt. Ich würde durchaus sagen, wer Träume hat, hat den Mut zu kämpfen und die Kraft zu kämpfen und sich einzusetzen. Aber wir sollten den Pragmatikern auch nicht vorenthalten, dass sie auch leben.

Ich selbst bin auch oft ein Träumer, ich träume davon, dass ein goldenes Zeitalter ausbricht. Ich träume davon, dass Krieg auf dieser Welt nicht mehr existiert und ich träume davon, dass Hunger in dieser Welt verschwindet. Und ich träume davon, dass Menschen mitfühlend miteinander umgehen. Ich träume davon, dass die Angehörigen von den vielen Religionen sich achten und wertschätzen und auch diejenigen, die keiner Religion angehören. Und ich träume auch davon, dass Menschen auf der ganzen Welt Yoga üben und sich miteinander verbinden. Das gibt mir durchaus die Kraft, mich einzusetzen. Obgleich der Traum manchmal etwas weiter weg erscheint, aber im Kleinen gibt es andere Träume, die ich auch habe. Und manches davon kann sich umsetzen lassen.

Wer Träume hat fühlt sich lebendig. Wer Träume hat, hat vielleicht die Kraft, etwas umzusetzen. Aber natürlich reicht es nicht nur aus in einer Parallelwelt zu träumen. Es gilt auch, sich einzusetzen und etwas zu tun. Manche sagen auch, Menschen die zu verträumt sind, die leben nicht, sie leben in einer Parallelwelt. Es gilt zu träumen, Visionen zu haben und sich dann einzusetzen und etwas zu tun. Oder mindestens andere zu inspirieren etwas zu tun, nicht immer sind die Visionäre die, die einiges bewirken. Die meisten Philosophen der Aufklärung blieben nur Intellektuelle. Es blieb anderen vorbehalten, deren Träume umzusetzen.

Also Träume sind wichtig, aber die Menschen der Tat sind auch wichtig. Und manchmal sind die Träumer Menschen der Tat und manchmal braucht es auch die Modellierung durch die Realisten und Pragmatiker.

Video - Wer keinen Mut zum träumen hat, hat keine Kraft zum leben

Viveka Chudamani - Umgang mit Höhen und Tiefen des Lebens

Nimm das was das Leben dir gibt lachend an

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 295 von Sukadev Bretz -

Bist du vielleicht gerade in einer Phase des Lebens, wo viel im Umbruch ist? In einer Phase, wo vielleicht manches, was du aufgebaut hast, sich verliert? Wo Beziehungen zu Menschen sich verändern? Geht es gerade hoch und runter in deinem Leben? Weißt du nicht, was deine Aufgabe ist? Bist du vielleicht verzweifelt oder in einer Phase der Höhen und Tiefen der Emotionen, himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt?

Lasst uns hören, was Shankara dazu sagt:

„Der unbeteiligte Beobachter als Wisser/ ewiger Zeuge aller Veränderungen in allen Dingen, die dem Prozess der Veränderung unterworfen sind, ist zweifellos unveränderlich und ewig (nitya avikara). Die Unwirklichkeit des Sichtbaren und Unsichtbaren wird in der Fantasie (manoratha), in den Träumen und im Tiefschlaf des Einzelnen immer wieder klar erkannt.“

Veränderungen kommen auf der relativen Ebene

Veränderungen kommen, schau sie dir an. Veränderungen sind aber letztlich unwirklich. Du kannst dir auch so viel in deiner Phantasie vorstellen. Vielleicht ist es dir schon passiert, dass du dir vieles vorgestellt hast, was passieren kann. Vielleicht hat er eine Bemerkung gemacht und du hast dir überlegt, was er von dir hält, was andere von dir halten. Vielleicht gibt es Menschen, die gar nichts von dir halten und du denkst, dass du einiges tun müsstest, damit sie mehr von dir halten, und du weißt nicht, wie das alles gehen soll, wie du das machen sollst, und am Ende stellst du fest, dass alles nur Phantasie ist.

Vielleicht hast du überlegt, was dein Partner denkt, was jetzt passiert, nachdem ihr einen kleinen Streit hattet. Kommt jetzt die Trennung und was soll dann passieren? Und dann schenkt dein Partner, deine Partnerin dir etwas, umarmt dich und alles ist wieder gut. So viel war in der Phantasie. Und wie oft ist es dir passiert, dass du nachts aus einem Alptraum aufgewacht bist und glücklich warst, dass es nur ein Traum war.

Nimm die Rolle des Beobachters ein

So ähnlich ist diese Welt nur ein Traum. Sie verändert sich. Das wahre Selbst ist Zeuge von allem. Nimm immer wieder diese Beobachter-Rolle ein. Nimm es heiter an. Schaue, was äußerlich passiert. Sei dir bewusst, welche Reaktionen deine Emotionen, deine Gefühle haben. Nimm sogar wahr, welche Phantasien daraus kommen. Nimm es wahr und dann löse dich davon und spüre, dass du das unsterbliche Selbst, der Atman bist. Was auch immer an Veränderungen kommen, ich war, bin und werde immer das unsterbliche Selbst, der Atman bleiben.

Akzeptiere die Nullsummen-Natur des Lebens voll und ganz

Lebe mit Herz - es gibt nichts zu gewinnen

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -

Ein Lippenbekenntnis zur Nullsummen-Natur der Realität abzugeben, ist verhältnismäßig einfach, aber seine Bedeutung wirklich zu verinnerlichen, führt dich auf den Königsweg zur Freiheit und zu nichtdualer Liebe.

Es gibt gute Gründe dafür, warum die scheinbare Realität als Hamsterrad bezeichnet wird. Die westliche Version der Regeln für diesen Zustand des permanenten Wettstreits ist ziemlich klar. Ich glaube wir können uns darauf einigen, dass sie ungefähr so lauten: Zahle deinen Preis, dann kannst du mitspielen und für dich und die deinen etwas gewinnen. Es muss dir egal sein, dass den anderen voraus zu sein bedeutet, dass es mehr Verlierer als Gewinner gibt. Da niemand gerne verliert, ist es besser du spielst, um zu gewinnen. Du sammelst Punkte indem du Werte in Form von Ergebnissen und Objekten anhäufst, die von den Medien als erstrebenswert gepriesen werden: Hochschulabschlüsse mit besonderem Status, wichtige Jobs, smarte, sexy Partner, große Häuser und eine Fülle überflüssiger Annehmlichkeiten und Luxusgüter. Es ist eine traurige Tatsache, dass die Gewinner, wenn sie Bilanz ziehen, erkennen müssen, dass sie einen hohen Preis zahlen mussten, um das zu bekommen, wovon sie dachten, dass sie es gerne haben möchten, denn Freifahrscheine gibt es hier keine.

Hast du dich jemals gefragt, warum Gewinner seltsamerweise in der Regel um kein bisschen glücklicher sind als Verlierer? Wir wissen das, trotzdem spielen wir immer weiter. Selbst die unglücklichen großen Gewinner wurden nicht deshalb desillusioniert, weil sie unfähig waren oder Pech hatten, sondern weil sie von Anfang an das falsche Spiel gespielt haben. Sie haben in einer wertneutralen Welt versucht, einen Wert zu finden. Jeder Wert ist nur ein projizierter Wert und sobald die eigenen Projektionen im Lichte der Tatsachen nicht mehr haltbar sind, sind wir enttäuscht und werden unglücklich.

Wer sich selbst erforscht, ist an weltlichen Dingen nicht interessiert. Er oder sie versteht, dass gewinnen in der Art und Weise liegt, wie du das Spiel spielst. Die Regeln des Lebens, dharma, sind von einem intelligenten „Organisator“ in das Leben eingewoben und kommen denen zugute, die ihnen folgen. Wenn du die „Gebrauchsanweisung“ zu deinem feinstofflichen Körper liest, weist sie auf Folgendes hin: „Führen eines adharmischen Lebens nur auf eigene Gefahr“. Warum? Wenn du hinter all dem glitzernden, weltlichen Zeug herjagst, spielst du gegen dich selbst!

Das Erkennen dieser Tatsache macht dich zu einem Spieler im wirklichen Spiel des Lebens. Die Gewinner in der Selbst-Erforschung erhalten eine unbegrenzte, unzerstörbare Belohnung. Wenn du dem dharma folgst und deine guṇas managst, um vorherrschendes sattva zu haben, wird dein Leben zu einem perfekten Vehikel für Selbst-Erkenntnis und du wirst deine Belohnung – grenzenlose Seligkeit – mit anderen teilen können. Damit endet das Spiel.

Das Leben ist ein Null-Summen-Spiel

Die Gegensatzpaare gehören zusammen: Gewinn ist ein anderer Begriff für Verlust

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der Liebe von James Swartz -

Narada Bhakti Sutra - Vers 48

yaḥ karmaphalaṃ tyajati karmāṇi saṃnyasyati tato nirdvandvo bhavati ॥ 48॥
Vers 48: „Wer kann māyā überqueren? Derjenige, der die Dualität der Gegensätze hinter sich lässt und dem materialistischen Standpunkt entsagt.“

Der materialistische Standpunkt ist die Idee, dass nicht das Selbst sondern Objekte eine Quelle von Freude sind. Dualität mag sich wie ein abstraktes Konzept anhören, doch sie wirkt andauernd in der Form der „Gegensatzpaare“ in uns. Die Gegensatzpaare sind Anziehungen und Aversionen, Vorlieben und Abneigungen. Wo es eine Anziehung zur Freude gibt, gibt es eine Abneigung gegen Sorgen. Anhaftung an Gewinn wird stets von Verlustangst begleitet. Der Vers besagt, dass du erkennen sollst, dass Anziehung nur ein anderer Begriff für Abneigung ist und umgekehrt. Erfahrungen werden von īśvara erzeugt gemäß dem karma des Individuums; sie sind wertneutral. Īśvara betrachtet jeden und alles als gleich.

Die „Bhagavad-gītā“ legt īśvara folgende Worte in den Mund:

„Ich verhalte mich zu allen Wesen gleich. Niemand ist mir verhasst oder lieb.“ [BhG 9.12]

Die grundlegende Übung der Hingabe ist also karma-yoga. Was auch passiert, es ist immer das Resultat früherer Entscheidungen. Da wir keinen Einfluss auf die Resultate dieser Entscheidungen haben, müssen wir lernen, wie wir das, was geschieht, annehmen können, ohne Widerstand, zwanghaftes Reagieren oder Jubelgeschrei. Karma-yoga bedeutet īśvara in jeder Erfahrung zu sehen und ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin, īśvara in allem zu sehen. Was immer auch entsteht, wird auch vergehen.

Dazu die „Bhagavad-gītā“:

„Was Freude und Kummer, Gewinn und Verlust, ebenso wie Sieg und Niederlage betrifft, betrachte sie alle als gleich und nimm den Kampf deines Lebens an. So wirst du keine Sünde auf dich laden.“ [BhG 2.38]

Karma-yoga bedeutet nicht nur die richtige Haltung einzunehmen, sondern auch richtig zu handeln. Handlungen werden im Hinblick auf ihre Eignung klassifiziert, wie gut sie den Geist in der Selbsterforschung unterstützen. Sie sind entweder:

sattvig (sāttvika) und bringen maximalen spirituellen Nutzen oder
rajasig (rājasa), weder vorteilhaft noch nachteilig oder
tamasig (tāmasa), schädlich und lenken dich vom Ziel ab.

Die dritte Kategorie von Handlungen wird auch adharma karmas genannt; sie sind für niemanden empfehlenswert und sind für einen karma-yogī absolut verboten. Auch wenn sie dem Handelnden einen bestimmten körperlichen oder psychologischen Nutzen bringen können, schaden sie den lebenden und leblosen Objekten im dharma-Feld und bringen den Handelnden spirituell zu Fall. Sie sollten um jeden Preis vermieden werden. Die zweite Kategorie von Handlungen ist nicht unbedingt adharmisch. Sie verursachen keine Verletzungen für einen selbst oder andere, außer vielleicht unabsichtlich. Doch sind sie selbstbezogen und veranlassen den Handelnden, die Bedürfnisse anderer zu ignorieren. Spirituell sind sie wenig hilfreich, schaden aber auch nicht unbedingt und sind rein auf materielle Ziele ausgerichtet.

Handlungen der ersten Kategorie – sattviger karma – ist notwendig, wenn karma-yoga Früchte tragen soll. Es sind gebende, keine besitzergreifenden Handlungen. Je mehr du gibst, desto stärker wächst du. Deine Vorlieben und Abneigungen werden durch eine besitzergreifende Haltung erzeugt.

Vereinfacht können wir sagen, dass sie aufgelöst werden, wenn eine entgegengesetzte Haltung eingenommen wird. Karma-yoga beinhaltet Handlungen, die jede Situation aufwerten und zum Wohlergehen des dharma-Feldes beitragen. Die Absicht eines karma-yogīs besteht darin, sattvige karmas im Fokus zu halten, ihnen die von rajas motivierten karmas unterzuordnen und tamasigen zu eliminieren, auch wenn es nicht möglich ist, sie vollkommen auszuschließen. Es gibt Situationen, die sich nicht vermeiden lassen und den Handelnden dazu zwingen, sich selbst oder andere zu verletzen. Man sollte immer nach sattvigen karmas streben, weil sie Reife und spirituelles Wachstum entstehen lassen. Durch sie können innere Unruhe und Aufregung neutralisiert werden, die durch Situationen und Begegnungen mit schwierigen Personen ausgelöst werden.

Die Herrlichkeit des vollkommenen Lebens (Sadachara)

- Auszug aus dem Buch "Die ersten Stufen des Yoga" von Swami Sivananda -

1. Ein Mensch, der sittliche Vollendung durch immer richtiges Verhalten oder Yama und Niyama erlangt hat, wurde eine einzigartige anziehende Persönlichkeit, die Millionen beeinflussen kann. Charakter macht aus dem Menschen eine starke Persönlichkeit. Die Leute achten einen Mann von gutem Charakter. Moralische Menschen verschaffen sich überall Respekt. Wer ehrbar, aufrichtig, wahrhaftig, freundlich und großzügig ist, flößt überall Achtung ein und hat Einfluss bei den Leuten. Edle (Sattwa) Tugenden machen einen Menschen göttlich. Wer die Wahrheit spricht und keusch lebt (Brahmacharya) , wird eine große und eindrucksvolle Persönlichkeit. Wenn er nur ein Wort sagt, ist Kraft darin und die Menschen sind wie verzaubert. Charakterbildung ist von überragender Bedeutung, wenn jemand seine Persönlichkeit entfalten will. Ohne Keuschheit kann man jedoch keine starke Persönlichkeit werden. Man kann seine Persönlichkeit entwickeln, aber niemals ohne tugendhaft im Alltag zu leben.
2. Ob der Mensch auch stirbt, bleibt doch sein Charakter. Seine Gedanken leben weiter. Nur ein reifer Charakter gibt dem Menschen wirklich Kraft und Macht. Manche behaupten, Wissen sei Macht; aber ich erkläre mit dem ganzen Nachdruck, der mir zu Gebote steht: Charakter ist Macht. Ohne Charakter kann man auch kein Wissen erwerben. Ein Mensch. ohne Charakter ist in dieser Welt praktisch tot. Er wird übersehen und von der Gemeinschaft verachtet. Wenn du im Leben Erfolg haben willst, wenn du Einfluss über andere gewinnen möchtest, wenn du auf dem geistigen Pfad gute Fortschritte machen willst, wenn du dir Gottverwirklichung wünschest, musst du einen untadeligen und makellosen Charakter haben. Der Charakter eines Menschen überlebt und überdauert ihn. Man gedenkt noch heute an Sri Shankara, Buddha, Jesus und andere Rishis von einst, eben weil sie wundervolle Charaktere waren. Charakter ist eine gewaltige seelische Kraft. Er gleicht einer lieblichen Blume, die ihren süßen Duft weit und breit entsendet. Ein Mensch von edlen Wesenszügen und gutem Charakter ist eine ungeheure Persönlichkeit. Persönlichkeit ist nichts anderes als Charakter. Es kann einer wohl ein geschickter Künstler, ein kluger Sänger, ein verehrungswürdiger Dichter oder großer Gelehrter sein, wenn er aber kein Charakter ist, hat er in der Gemeinschaft keine angesehene Stellung.
3. Du musst höflich, verbindlich und liebenswürdig sein. Du musst andere achtungsvoll und aufmerksam behandeln. Gute Umgangsformen und freundliche Worte haben schon manche schwierige Angelegenheit glücklich entwirrt. Wer andere achtet, wird selbst geachtet. Demut weckt von selbst Achtung. Demut ist eine Tugend, welche die Herzen anderer Menschen gewinnt. Ein demütiger Mensch ist ein starker Magnet.
4. Beachte genau, welche Anweisungen die Rishis ihren Schülern gaben, als sie ihren Lehrgang beendet hatten: „Redet die Wahrheit. Tut eure Pflicht. Vernachlässigt nicht das Studium der Veden. Weicht nicht von der Wahrheit ab. Versäumt eure Pflicht nicht. Vernachlässigt nicht euer Vorwärtskommen. Unterlaßt nicht die Veden zu lernen und zu lehren. Versäumt eure Pflichten gegenüber Gott und Vorvätern nicht. Die Mutter soll dein Gott sein (Matru devo bhava). Der Vater soll dein Gott sein (Pitru devo bhava). Der Lehrer soll dein Gott sein (Acharya devo bhava). Der Gast soll dein Gott sein (Atithi devo bhava). Handle immer untadelig. Nur gute Werke sollst du tun und nichts anderes. Die Brahmanen, die mehr sind als wir, sollst du durch Thronsitze erfreuen. Gib aus gläubigem Herzen. Gib nie ohne Vertrauen. Gib mit Freuden, bescheiden, ehrfürchtig, freundlich."
5. Rechtschaffenheit ist ewig. Verlasse nie den Pfad der Rechtschaffenheit, selbst wenn dein Leben darüber in Gefahr gerät. Verrate nicht die Rechtschaffenheit um materieller Vorteile willen. Ein tugendhaftes Leben und ein reines Gewissen sind des Menschen großer Trost im Leben und im Sterben. Ein Heiliger voll Ehrfurcht ist jedem mächtigen Gewaltherrscher weit überlegen. Gott hat Wohlgefallen am Ehrfürchtigen. Krishna der Herr sagt: „Auch der Erzsünder, der mich von ganzem Herzen verehrt, muss für gerecht gelten, weil er sich richtig entschieden hat.' Sogar ein Halsabschneider darf noch hoffen, wenn er nur einen tapferen Entschluss fasst und den geistigen Pfad wählt.
6. Liebe Freunde, tut eure Pflicht zur Zufriedenheit wie Sadadiara befiehlt. Widmet euch emsig allen euren täglichen Pflichten. Fragt die heiligen Schriften (Shastras) und die Mahatmas um Rat, wenn ihr im Zweifel seid. Stärkt euren Charakter, dann werdet ihr im Leben Erfolg haben. Bemüht euch, täglich alteingewurzelte schlechte Gewohnheiten abzubauen und schafft täglich gesunde, tugendhafte Lebensformen. Euer Charakter wird euch helfen, das Ziel des Lebens zu erreichen. Euer Charakter ist euer eigentliches Wesen. Entfaltet ihn, stärkt ihn, reift. Möge euer Charakter euch Atmaseligkeit und Selbstverwirklichung schenken.
7. Söhne des Nektars, Kinder der Unsterblichkeit. Schüttelt alle Schwächen von euch ab. Steht auf, gurtet eure Lenden. Lebt rechtes Verhalten (Sadadiara). Erfüllt zufriedenstellend eure Pflichten entsprechend eurer Kaste oder Stellung im Leben. Entfaltet euch schnell auf dem geistigen Pfad. Ewige Seligkeit, höchster Friede, unendliche Erkenntnis kann man nur in Gott (Atma) finden. Wenn ihr die redite Haltung im Leben einnehmt (Sadachara), werdet ihr dadurch bestimmt zu Gottbewusstsein gelangen. Endliche Dinge allein bringen kein Glück, das Unendliche allein ist Seligkeit. Erkenne die Wahrheit durch rechte Lebensführung (Sadachara). Diese Welt ist unwirklich, sie gleicht einer Fata Morgana. Sinne und Denken täuschen dich jeden Augenblick. Erwache! Öffne die Augen. Lerne zu unterscheiden. Vertraue nicht deinen Sinnen (Indriyas). Sie sind deine Feinde. Es ist sehr schwer, als Mensch geboren zu werden. Das Leben ist kurz, die Zeit flieht. Bleibe auf dem Sadacharapfad. Wer sich an die unwirklichen Dinge dieser Welt klammert, begeht geradezu Selbstmord. Ringe hart, um Sadachara gemäß zu leben. Halte immer das Ideal hoch. Versuche es zu verwirklichen. Hefte dich zäh wie ein Blutegel an Sadachara. Übe es täglich und verwirkliche den Zustand reinen Daseins, reiner Erkenntnis, reiner Glückseligkeit (Sat-Chit-Ananda) noch in diesem Augenblick.

Gedichte über das Leben

Auszüge aus dem Buch „Samadhi Yoga“ von Swami Sivananda

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Was ist das Leben?

Das Leben ist ein Kampf, kämpfe ihn.
Das Leben ist ein Lied, singe es.
Das Leben ist ein Weg, geh ihn bis zum Ende.
Das Leben ist eine Reise, vollende sie.
Das Leben ist ein Geheimnis, lüfte es.
Das Leben ist eine Chance, nutze sie.
Das Leben ist ein Traum, mache ihn wahr.
Das Leben ist ein Garten, pflanze darin die Blume der Meditation.

Lebe dieses unendliche Leben

Dein Leben ist kurz.
Es währt nur einen Tag oder zwei
Es zieht wie ein Blitz vorbei
Deine Hoffnung ist eitel
Diese Welt ist wie eine Schenke
Sie ist wie eine Pilgerherberge
Sie ist ein Jammertal
Wandere hier nicht länger herum
Geh zurück in deine ursprüngliche Heimat
Den unsterblichen Ort der ewigen Wonne
Meditiere, meditiere, meditiere
Lebe dieses ewige Leben
Lebe dieses glorreiche Leben, oh Ram!

Code des göttlichen Lebens

Göttliche Gedanken für den Kopf
Konzentration für den Geist
Mitgefühl für das Herz
Meditation für die Seele
Selbstlosen Dienst für die Menschheit
All das wird dir helfen
Ewige Wonne und Unsterblichkeit zu erlangen.

Copyright Divine Life Society

Alles Leben ist Eins - von Swami Chidananda

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Es war einmal ein Sufi Mystiker, der im Zustand des kosmischen Bewusstseins verankert war. Er war ein Gärtner. Eines Tages kam ihn ein Freund besuchen. Durch die Unterhaltung, die sie führten, war er abgelenkt, und so schnitt er sich mit seinem scharfen Gärtnermesser ins Bein. Sein Freund war sehr erschrocken, denn aus der Wunde am Bein quoll kein rotes Blut, sondern eine dünne Flüssigkeit. Es war Pflanzensaft! Dieser Sufi lebte in absoluter Übereinstimmung und Harmonie mit allem Lebendigen. Er war eins mit den Pflanzen. Er war in ihr reines Bewusstsein eingedrungen. Sein Leben und das Leben der Pflanzen war völlig eins geworden.

Viele andere Geschichten könnten von Mystikern erzählt werden, die diesen Zustand des absoluten Bewusstseins mit allem erreicht hatten. Eines Tages saß eines dieser überirdischen Geschöpfe in diesem Zustand im Hof eines großes Tempels, der am Ufer eines Flusses stand. Ein Fährboot trug Menschen über den Fluss. Beim Aussteigen beanstandete ein Passagier beim Fährmann den Preis für die Überfahrt. Zuerst gab es eine Diskussion. Dann hitzige Worte. Dann einen heftigen Streit. Plötzlich holte der Passagier aus und schlug den Fährmann. Und der Mystiker, der in der Nähe saß, war derart empfindsam, dass der Schlag, der den Fährmann traf, ihn ohnmächtig zusammenbrechen ließ. Es war, als ob der Passagier auch ihn geschlagen hätte.

Es gibt noch ein anderes Gedicht, in dem der Dichter sagt: „Eine Berührung der Natur verwandelt das ganze Leben.“ Der Dichter bezieht sich hier auf die ursprüngliche Natur, in der alle Formen des Lebens mit dem Einen in Beziehung stehen. Vedanta verkündet das Einssein von allem, das existiert. Vedanta legt dar, das ein göttliches Prinzip in allen Dingen waltet. Der erste Vers der ersten Upanishade sagt: „Was immer existiert, ist durchdrungen von dem einen, großen kosmischen Sein. Dieses Sein durchdringt, erfüllt und sättigt alle Dinge im Universum.“ Sogar die moderne Wissenschaft bestätigt nun diese große Wahrheit. Hinter all der Verschiedenheit, hinter all dieser Mannigfaltigkeit, gibt es etwas Gemeinsames in allem Leben. Wenn du dieses berühren kannst, erfährst du Kosmisches Bewusstsein.

Die Vedanta-Methode ist deduktiv; die wissenschaftliche Methode ist induktiv. Vedanta beginnt mit der Einheit und kommt dann zur Vielheit. Inzwischen scheint es fast, als ob die moderne Wissenschaft, insbesondere die moderne Physik, eine Theorie verkündet, die beinahe wortwörtlich die zentralen Thesen der uralten Sakta Philosophie-Schule aus Indien bestätigt und untermauert.

Die Sakta-Schule stellt folgende These auf: universelle Energie oder kosmische Kraft ist der entscheidende Faktor, der existiert. Sagt die Wissenschaft heute nicht fast genau dasg Gleiche? Aber die Wissenschaft beschreibt nicht, ob diese Kraft bewusst und intelligent ist oder nicht. Dagegen ist die Sakta Philosophie in diesem Punkt sehr präzise. Die Sakta Philosophie sagt aus, dass Energie oder Kraft die wahre Natur von reinem Bewusstsein ist. Moderne Wissenschaftler sind in diesem Punkt zurückhaltend und unverbindlich. Alles ist das Ergebnis von Kraft. Das geben sie zu. Kraft ist Bewusstsein. Dieses akzeptieren sie überhaupt nicht. Denn wenn Kraft Bewusstsein ist, dann ist die Schlussfolgerung klar. Es muss irgend eine gewaltige Intelligenz geben, die die Bewegung des Kosmos steuert.

Die ganze Idee ist so inakzeptabel für die meisten Wissenschaftler, so wenig schmeichelhaft für ihr Ego, dass sie sich weigern, sie zu akzeptieren. Nur für wenige, nur für jene, die demütig und bescheiden sind, ist die Idee glaubwürdig. Die Philosophieschule des Sakta behauptet schlicht und einfach, dass der Mensch sich Licht von einer anderen Quelle der Intelligenz borgt. Ohne dieses Licht wäre der Geist leblos, denn genau dieses Licht erleuchtet den Geist und ermöglicht sein Funktionieren. Der Mensch bezieht es vom reinen Bewusstsein. Hinter dem menschlichen Geist liegt daher das reine Bewusstsein. Und nur das reine Bewusstsein ist wirklich.

Der Verstand ist bewusst, wenn man sich im Wachzustand befindet, halbbewusst, wenn man träumt und unbewusst, wenn man im Tiefschlaf ist. Diese Bewusstheit ist nicht beständig. Wenn du morgens aufwachst, geht sie sozusagen auf, und wenn du abends schlafen gehst, geht sie unter. Diese Bewusstheit ist deshalb flüchtig und vorübergehend, nicht beständig und auch nicht wirklich. Wenn sie wirklich wäre, würde sie nie unterbrochen werden. Das Bewusstsein von „ich bin“ jedoch ist immer da, sogar im Zustand des Tiefschlafes.

„Ich habe gut geschlafen“, sagt man morgens beim Aufwachen. So ist also dieses Bewusstsein beständig. Du bestätigst das Vorhandensein des „Ich“ ständig: wachend, träumend und schlafend. Das „Ich“-Prinzip ist die Grundlage, auf der sich die drei anderen Zustände des Bewusstseins stützen. Alle fühlenden Wesen haben dieses „Ich“-Prinzip gemein. Es ist ein unerklärlicher, geheimnisvoller Faktor, der das Leben in eine große kosmische Einheit einbindet. Denke darüber nach. Denn letztendlich musst du alles darüber wissen.

MYOB - Mind Your Own Business

„Die Welt wäre so viel besser, und die Menschen würden so unendlich viel glücklicher sein, wenn jeder einzelne nur etwas ganz Einfaches täte,“ sagte einmal eine alte Wahrheitssuchende zu mir. „Was ist es denn, Tabby?“, fragte ich. „Jeder soll in riesengroßen Buchstaben MYOB in die Luft schreiben!“, antwortete sie und fügte hinzu: „Wenn jedermann sich um seinen eigenen Kram kümmern würde (engl.: Mind Your Own Business), dann wäre es auf der Welt wirklich in Ordnung.“

Atman - unser wahres Selbst

Ich fand noch eine andere Bedeutung in ihrer kleinen Predigt. Weißt du, was „own“ auf Sanskrit heißt? Das Sanskritwort dafür ist Atman. Atman ist dein innerstes Selbst. Dich um deinen eigenen Kram kümmern heißt, dass du dich um dein eigenes Selbst kümmerst. Nun ist aber leider die Beschäftigung mit dem Selbst das einzige, was wir nicht tun. Wir kümmern uns stattdessen um die Angelegenheiten der anderen. Deshalb erkennen wir unser Selbst nicht. Dieser Atman, dieses Selbst, sollte ein Anliegen von großer Wichtigkeit in unserem Leben sein, wir sollten darüber nachdenken, uns besinnen, darüber meditieren, unser Lebensziel sollte sein, größtmögliche Erkenntnis darüber zu erlangen, denn Atman ist unser wahres Selbst.

Was sagt Buddha über das Leben?

Buddha hat so ziemlich genau dasgleiche in anderer Weise ausgedrückt. In seiner Abschiedspredigt an die Bhikkhus sagte er: „Ananada und all ihr Bhikkhus, hört das Tathagata. Vernachlässigt nicht euer höchstes Selbst. Seid immer sehr gewissenhaft in der Fürsorge für euch selbst. Das ist kein Egoismus. Das ist die Vernichtung des kleinen Selbst. Und wenn dieses belanglose, kleine Selbst untergegangen ist, was bleibt? Es gibt kein Wort, um das zu beschreiben. Jedenfalls nicht in einer Weise, die mit dem kleinen Selbst zu tun hat, denn dieses hat aufgehört zu sein.“

Leben - die Geschichte von Sindbad, dem Seefahrer

Erinnert ihr euch an die Geschichte von Sindbad, dem Seefahrer? Sindbad erlitt Schiffbruch und wurde vom Meer an den Strand einer Insel gespült. Als er dort aufwachte, war er allein. Aber eines Tages fand er einen alten Mann mit verkrüppelten Beinen am Strand liegen. Der Alte bat Sindbad, ihn aufzuheben. Aus Mitleid half er ihm auf und nahm ihn hoch auf seine Schultern.

Aber kaum hatte er das gemacht, wand der Alte beide Beine um Sindbads Hals und drückte fest zu. Dann trieb er Sindbad in die Verzweiflung: „Bring mich hierhin! Bring mich dorthin! Ich will dies! Ich will das!“ Und Sindbad wäre auch fast verzweifelt. Dann hatte er eine Idee. Er trug den Alten eines Tages zu leckeren Weintrauben. Der alte Mann stopfte sich voll mit Weintrauben, bekam eine Alkoholvergiftung, wurde ohnmächtig, so dass sich der Griff um Sindbads Hals lockerte. Und mit einem großen Stoß warf er ihn ab.

Genau wie Sindbad von dem Alten zur Verzweiflug getrieben wird, so werden wir alle zur Verzweiflung getrieben. Der Alte, der uns zur Verzweiflung treibt, ist unser Ego. Seit ewigen Zeiten hat es uns fest im Griff. Es ist hartnäckig. Unsere Unfreiheit kommt von dem kleinen „Ich“. Wir müssen es abschütteln, um frei zu sein. Das ist der einzige Weg.

Leben - hierzu eine Geschichte aus den Upanishaden

In der Kathopanishad gibt es einen Jungen, genannt Nachiketas, der fragt Yama, den großen Gott der Gerechtigkeit: „Wieso sind alle Wesen in dieser Welt so elend?“ Und Yama antwortete: „Du fragst nach der Kenntnis des unsterblichen Selbst. Frage nochmals, Nachiketas! Frage etwas anderes. Sogar die Götter sehnen sich nach diesem Wissen!“ Aber Nachiketas blieb hartnäckig. Und bald erkannte Yama die Ernsthaftigkeit seines Schülers und führte ihn in das Wissen um die Unsterblichkeit ein.

„Als der Schöpfer alle Wesen erschuf, gab er etwas Rajas in ihren Geist. Die Auswirkung von Rajas ist die nach außen strebende Tendenz des Geistes. Der Geist verliert sich inmitten der zahllosen Objekte des Universums. Die natürliche Konsequenz hieraus ist die Unzufriedenheit der Menschen. So lange der Geist nach außen strebt, kann man keinen Frieden, keine Ruhe und keine Glückseligkeit finden. Höchst selten dagegen, oh Nachiketas, ist der Eine, der den wahren, inneren Zustand des Geistes erkennt, seinen Drang nach außen stoppt, ihn nach innen zieht und auf den Atman lenkt. Er ist der wahre Held. Er ist der Eine, dem es gelingt, in direkte, innere Zwiesprache mit dem Atman zu kommen. Dann findet er Frieden, Ruhe und Glückseligkeit.“

„Sei bestrebt, oh Nachiketas! Halte Innenschau! Ziehe deinen Geist von veränderlichen, flüchtigen Erscheinungen ab. Leite ihn tief nach Innen. In der tiefe deines Selbst wohnt die Ewigkeit. Übe Unterscheidung. Du darfst den Sinnesobjekten nicht erlauben, deinen Geist nach außen zu ziehen, ihn wegzulocken vom richtigen Weg. Törichte Menschen, die nicht nachdenken, lassen sich leicht blenden und verführen. Sie verlassen den richtigen Weg und eilen zum Pfad des billigen Vergnügens. Nimm dich in acht! Der Pfad des Vergügens führt nicht zu Frieden. Er scheint anfangs sehr angenehm, aber seine Folgen sind sehr unangenehm und sehr schmerzhaft. Dieser angenehme Pfad ist deinem höchsten Wohlergehen nicht dienlich.“

Wer kennt den Unterschied zwischen dem guten, richtigen Pfad und dem bequemen Pfad? Wer wendet sich energisch ab vom Bequemen und wählt freiwillig in des Guten zu gehen? Das Gute wird irgendwann den Sieg davontragen. wer sich dem Guten zuwendet, dem wird sich Atman enthüllen. Sei entschlossen bemüht um deinen Atman. Dieser Atman gehört vollständig dir. Wach auf! Stehe auf! Gehe nicht wie jemand, der döst, sondern wie jemand, der hellwach ist, wie jemand, der unterscheiden kann.

Die Brücke des Lebens - "Mezas Vision"

Während meiner Schulzeit habe ich mal ein kleines Gedicht gelesen, ich glaube, es hieß „Mezas Vision“.

Meza geht mit seinem Lehrer auf den Gipfel eines Berges, von dort soll er ins Tal hinabschauen. Während er das üppige Grün betrachtet, die Schafe und Ziegen, die auf den Hängen grasen, sieht er, wie sich am Talboden plötzlich Nebel bildet. Dieser Nebel kriecht das Tal entlang und allmählich verschwindet die ganze Szenerie. Meza versucht, den Nebel zu durchdringen. Plötzlich ruft sein Meister: „Schau, schau!“ Und er sieht, aufgehängt in der Luft, einen kleinen Punkt klar und hell scheinen. Eine Brücke mit vielen Bögen erscheint darin, aber beide Enden sind in Nebel eingehüllt.

„Schau wieder, schau wieder!“, sagt der Meister. Und wie Meza wieder in den Nebel späht, sieht er deutlicher und näher, dass die Brücke nicht leer ist, sondern nur so wimmelt von Menschen. Einige tanzen, andere wiegen sich und singen. Einige rennen hinter leuchtenden Dingen, Blasen und Schmetterlingen her. Manche klammern sich krampfhaft an ihre Habe. Einige eilen schnellen Schrittes voran. Andere gehen ganz vorsichtig. Dann verschwinden einige Leute plötzlich. Meza schaut nochmal. Nur wenige erreichen die andere Seite. „Oh Meister, erkäre mir das!“, weint er.

„Dies ist die Brücke des Lebens, oh Meza. Alle diese Wesen versuchen, die andere Seite der Brücke zu erreichen. Aber wie du siehst, schaffen es nur wenige. Warum? Verborgen auf der Brücke gibt es so viele Falltüren. Sie öffnen sich nach unten, so dass die meisten Menschen ins Wasser stürzen und weggeschwemmt werden. Es gibt nur wenige, die wirklich die andere Seite erreichen wollen. Und von diesen sind nur wenige wachsam und vorsichtig genug, um die Fallgruben unterwegs zu meiden. Groß ist der Jubel auf der anderen Seite, wenn einer oder zwei es geschafft haben.“ Dann verblasst die Vision.

Merke Dir „Mezas Vision“. Sei achtsam. Richte deinen Blick immer auf das Ziel und vermeide die Fallen durch Unterscheidungskraft. Jage nicht dem einfachen Vergnügen hinterher. Strebe nach dem Guten, auch wenn es hart ist. Und dann: Mind your own business! Erfahre Atman. Und erreiche das Ziel des Lebens.

Du hast diese Ideen gehört. Nun denke über sie nach. Überlege. Und erlaube nicht, dass sie aus deinem Geist verschwinden. Versuche herauszufinden, in welcher Weise sie bedeutungsvoll für dein Leben sein können. Sind sie wesentlich? Indem du ihre Bedeutung erkennst, wirst du sie in Perlen von Weisheit verwandeln können. Schrittweise wird deine Weisheit wachsen und du wirst mehr und mehr die Wahrheit erkennen, die diese Ideen verkörpern. Und allmählich wird sich in dir das Gefühl entwickeln, dass alles Leben Eins ist.

Dies ist ein Artikel von Sri Swami Chidananda Offizielle Homepage von Swami Chidananda

Was ist wahres Leben?

Das Leben ist gut wie es ist

- Abschnitt aus dem Buch: Was wird aus der Seele nach dem Tode - von Swami Sivananda -

Lebe im ewigen Atman,
Koste die Wonne der Seele,
Verehre den Herrn zu jeder Zeit,
Das ist wahres Leben.
Wiederhole den Namen des Herrn,
Preise immer seine Herrlichkeit,
Denke nur an Ihn allein,
Das ist wahres Leben.
Über Yama und Niyama,
Diene den Armen und Kranken,
Höre die Srutis,
Das ist wahres Leben.
Betrachte und meditiere,
Diene dem Guru,
Folge seinen Lehren,
Das ist wahres Leben.
Verwirkliche das eigene Selbst,
Erblicke das eine Selbst in allem,
Erlange Brahma Jnana,
Das ist das wahre Leben.
Lebe, um der Menschheit zu dienen,
Entwickle Selbstbeherrschung,
Werde Meister über Geist und Sinne,
Das ist wahres Leben.
Übe Pranayama,
Führe deine Vorsätze aus,
Bemühe dich um Brahma Vichara,
Das ist wahres Leben.
Lebe in Om,
Singe OM,
Meditiere über OM,
Das ist wahres Leben.
Löse dich von Namen und Formen,
Erfasse ihren wahren Sinn,
Trinke den Nektar der Unsterblichkeit,
Das ist wahres Leben.

Das Schiff des Lebens

Es gilt, das Schiff des Lebens geschickt zu steuern

Ein Beitrag aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 38, I/2019 von Dirk Gießelmann

  • Gut oder schlecht,
  • richtig oder falsch,
  • hilfreich oder hinderlich?

Im Regelfall scheint die Welt eine Welt der Polarität, eine Welt der Gegensätze zu sein. Dadurch zeichnet sie sich aus. Es gibt auch Abstufungen, Nuancen, Teil-Aspekte, Zwischenschritte. Neben heiß und kalt gibt es kühl und warm, zwischen gut und schlecht liegen weniger gut und besser; Tag und Nacht sind verbunden durch die Dämmerung. Jahreszeiten gibt es vier. Und an Monaten zählen wir zwölf. Also ist doch nicht alles schwarz und/oder weiß?

Feld der Veränderung

Das irdische Sein ist ein Feld der Veränderungen zwischen den Extremen. Der Mensch wird durch den Intellekt motiviert, die Geschehnisse und Prozesse seines Erlebens zu bewerten, einzuordnen und sie zu definieren. Genau hier liegt die Ursache eines fundamentalen Spannungsfeldes, das sich zum Beispiel auch in der Frage „Ist das Glas halb voll oder halb leer?“ wiederfinden lässt.

Wir können uns die Relativität des irdischen Seins immer wieder vor Augen führen, um uns von radikalen, starren Glaubensmustern zu lösen und in eingefahrenen Situationen offen für Lösungen zu sein, die uns der Verstand vordergründig nicht bietet. Hier sei der Einwurf erlaubt: Die Welt wird zum Dilemma, wenn man sie dazu macht. Eine Weisheit aus Indien besagt: „Nimm es als Vergnügen und es ist Vergnügen. Nimm es als Qual und es ist Qual.“

Das, was ich „die Welt“ nenne, ist lediglich eine Deutung, eine Interpretation. Mein inneres Verständnis erzeugt ein Bild, das als solches für mich als „Welt“ erscheint. Die Psyche, im Yoga-Vedanta auch Antahkarana, projiziert sozusagen (m)eine innere Deutung auf die äußeren Gegebenheiten. Wahrheit wird für das Individuum subjektiv erfahren. Ein chinesisches Sprichwort lautet daher: „Es gibt drei Wahrheiten: deine Wahrheit, meine Wahrheit und die Wahrheit.“

Leben ist Verbindung von Gegensätzen

Ein Baum ist ein Lebewesen. Als ein im Erdboden gekeimter Same strebt er sodann seiner Wesensnatur entsprechend hin zum Licht, während sein Wurzelwerk in die Tiefe wächst. Das Wachstum findet dahingehend statt, dass der Baum sich fest mit der Erde verbindet, sich gründet und dadurch Halt und Stabilität bekommt. Die inhärente Lebenskraft, Prana, Shakti, schickt ihn gleichzeitig nach oben, damit er mit wachsendem Umfang mehr Licht aufnehmen kann. Wachstum bedeutet Ausdehnung. Wachstum ist Grenzüberschreitung. Dieses dem Leben innewohnende Prinzip verursacht innerhalb menschlicher Bewusstseins-Erfahrung oftmals Spannung. Kinder weinen, wenn Zähne wachsen. Wenn Schule, Studium, Job oder Partnerschaft ihn fordern, ächzt der Mensch. Trotzdem: Wachstum ist ein Segen.

Einheit und Da-Sein

In unserer natürlichen Umwelt befinden sich die Gegensätze, ebenso wie alle anderen Elemente, in einer Einheit. Wir erinnern uns an den Baum. Wachsend und sich ausdehnend, verbindet er als Einheit die Gegensätze oben und unten, hell und dunkel. Liegt es da nicht auf der Hand, das Gegensätzliche im Verbund zu sehen und das Sein als ein Bündnis verschiedener Aspekte zu deuten? Im asiatischen Raum wird diese Idee durch das Yin und Yang-Symbol repräsentiert. Aktiv und passiv, männlich und weiblich sind Teile einer Einheit. Das eine wird bedingt durch das andere. Das Ganze ist die Summe seiner Teile.

Es zeigt sich, dass das Leben, die Natur und somit auch das menschliche Da-Sein nicht lediglich eine Sache von entweder-oder ist, sondern gleichermaßen von sowohl-als-auch. Auch hier haben wir es wieder mit einem scheinbaren Gegensatz zu tun. Wenn wir aber die Gültigkeit des einen UND des anderen voraussetzen, wird der Gegensatz nicht dadurch aufgehoben? Das verbindende Element ist somit Anerkennung. Anerkennung kommt im spirituellen Kontext unter anderem auch mit Worten wie Liebe oder Vergebung zum Ausdruck.

Wenn ich etwas akzeptieren kann, wie es ist, schwindet dadurch die Spannung gegensätzlicher Kräfte. Ärgere ich mich zum Beispiel darüber, dass ich den Job nicht bekomme, für den ich mich beworben habe, dann erlebe ich einen inneren Konflikt. Kann ich hingegen gelassen mit der Situation umgehen, indem ich das Ergebnis gut annehmen kann, dann habe ich Spannung zwischen dem, was ich will, und dem, was sich ereignet, reduziert. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die persönliche Zufriedenheit. Annehmen-Können und Gelassenheit tragen fundamental zur Erfahrung geistigen Friedens bei. Raja Yoga, Yoga der Geisteskontrolle und Karma Yoga, Yoga des Handelns, bieten uns dahingehend hervorragende Werkzeuge für ein erfülltes, zufriedenes Leben.

Frieden

Finde Frieden in dem was ist - auch auf der Achterbahn des Lebens

Man kann sagen: Gegensatz ist Einheit und Einheit ist Gegensatz. Und: Gegensatz ist Gegensatz und Einheit ist Einheit. Wer darin seinen Frieden findet, ist wahrlich weit gekommen. Damit wäre eigentlich alles gesagt, oder?

Natürlich ist das recht vage formuliert. Aber innerhalb der Gegensätze gleichzeitig etwas Verbindendes wahrzunehmen und dazwischenliegende Aspekte mit einzubeziehen, verhilft zu einer objektiveren Sichtweise. Und durch Objektivität relativieren wir unser persönliches Schicksal, das unter anderem aus einer emotionalen Mischung von Höhen und Tiefen besteht. Die Achterbahnfahrt des Lebens verliert beachtlich an Dramatik, wenn sie in einen übergeordneten Kontext eingeordnet werden kann. Hier helfen uns ganz klar die Betrachtungsweisen aus dem Jnana Yoga, Yoga der Weisheit und Bhakti, die Hingabe an Gott.

So, so und so! Oder so?

Sind wir in unserem Denken festgefahren und zu sehr auf spezielle Sichtweisen fixiert, für nur eine bestimmte Möglichkeit oder einen einzigen Standpunkt offen und wollen dieser Perspektive dann Allgemeingültigkeit zuschreiben, so kollidiert eine starre Einstellung früher oder später mit unseren praktischen Erfahrungen, die wir machen. Dann gibt uns das Leben zu verstehen: Keine Regel ohne Ausnahme. Das gilt für einen Großteil unserer Alltagserfahrungen und verlangt Kompromissbereitschaft. Ein Offen sein. Toleranz und Flexibilität. Wie im Hatha Yoga.

Das Schiff des Lebens auf dem Ozean der Welt

„Yoga ist Geschick im Handeln“, verrät Lord Krishna seinem Schüler Arjuna in der Bhagavad Gita, indisches Heldenepos. Dieses Geschick anzuwenden bedeutet auch, den Anforderungen des Lebens gekonnt beizuwohnen – sozusagen das Schiff des Lebens auf dem weiten Ozean der relativen Welt verantwortlich zu navigieren – mit Anerkennung eines entscheidenden Faktors: Gott.

Das Meer und der Wind sind gottgegeben. Mein Leben, das Schiff, ist zu einem gewissen Grad mir überlassen und ich kann Segel und Ruder sinnvoll nutzen. Schlussendlich jedoch tragen alle Faktoren dazu bei, wie die Reise von statten geht. Einiges kann ich beeinflussen, anderes wiederum nicht. Weisheit besteht in der Verbindung (Yoga) von Kenntnis (Jnana) und Anerkennung (Bhakti). Leben innerhalb der Gegensätze bedeutet Vielfalt – und Vielfalt ist (auch) Einheit, wie oben ausgeführt.

Die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit?

Feuer ist heiß und Zucker ist süß. Ohne Hitze kein Feuer, kein Zucker ohne Süße. Es gilt zu erkennen, was essenziell ist, und was nicht. Auch hier hat uns Jnana Yoga, Vedanta, mehrere wertvolle Ansätze zu bieten. Laut Vedanta, indische Philosophie ist nur wirklich, was einen unabhängigen und unveränderlichen Status hat. Und wenn wir ehrlich sind, dann bleibt nicht viel übrig, auf das diese Definition zutrifft. Laut Jnana Yoga ist da im Grunde genommen nur Eines, das ohne etwas anderes es selbst sein kann: Reines Sein, Existenz-Bewusstsein-Unendlichkeit. Dieses Eine ist gleichzeitig Alles, so wie Gold in verschiedenen Formen, zum Beispiel als Ring, als Armreif oder als Brosche in Erscheinung treten kann und die Schmuckstücke vom Gold, also dem essenziellen Faktor, abhängig sind, das Gold jedoch nicht von den verschiedenen Formen seiner Erscheinung.

Das Essenzielle bleibt und verbleibt unbeeinträchtigt. Namen und Formen hingegen sind zeitweilig. Das allgegenwärtige Bewusst- Sein ist die ewige, unabänderliche Konstante und Grundlage aller Geschehnisse und Objekte. DAS, durch das alles, was ist, gekannt werden kann. Das Licht aller Lichter. Der Urgrund aller Erscheinungen. Das sich selbst kennende Selbst. Es gibt viele Umschreibungen dafür – eine davon lautet Brahman. Das Eine ohne ein Zweites. Das alldurchdringende, allumfassende, absolute Sein. Hier stehen wir sozusagen am Anfang und am Ende unserer Suche nach einer Antwort auf die Frage nach dem Sinn und Werdegang des Lebens.

Yoga der Synthese

Integraler Yoga, die sechs Yogawege, bieten uns Einblicke und Hilfsmöglichkeiten, um unser Leben zu harmonisieren, es praktisch, gesund und zufriedenstellend auszurichten und den menschlichen Bedürfnissen auf den Grund zu gehen. Yoga Übungen können säkular und spirituell/religiös sein. Spiritualität erwächst aus der menschlichen Wesensnatur. Yoga ist ein altes, traditionelles System zur Harmonisierung von Körper, Geist und Seele. Je mehr Raum wir dem Yoga mit all seiner Vielfalt in unserem Leben bieten, desto mehr Verständnis und Lernen kann stattfinden. Entwicklung wird vollzogen. Wachstum geschieht, begleitet von wertvollen Einsichten und wichtigen Erkenntnissen.

Frieden und Harmonie festigen sich mit dem Wissen darüber, wer ich wirklich bin. Mich selbst zu kennen hilft mir dabei, das Leben, so wie es ist, anzunehmen und sinnvoll zu gestalten. Dies ist auch ein Zusammenspiel von Dharma, Gesetz und Svadharma, Pflicht, wie es zum Beispiel in der Bhagavad Gita auf meisterhafte Weise thematisiert wird, was ganz sicher ein eigenes Kapitel im Buch des Lebens wert ist.

Sich selber Leben

Geh tief nach innen und lebe deine eigene Vision

Ein Beitrag aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 38, I/2019 von Satyadevi Bretz

Hast du dich schon mal gefragt, ob du dich selber lebst? Oder lebt irgend jemand oder irgendetwas durch dich hindurch? Das sind große Fragen des Vedanta, dem Yoga der Philosophie.

Geprägt von Eindrücken, Erziehung, Familie und Freunden, Büchern und Filmen, entwickeln wir unser scheinbares Selbst mit den verschiedensten Mustern. Wie sieht dein Muster aus? Lebst du dein Leben? Erheben dich die Menschen in deinem Umfeld oder ziehen sie dich eher runter?

Aufbruch in die Freiheit

Wenn wir uns selber leben, schöpfen wir aus unserer eigenen Quelle. In ihr ist ein unermessliches Potenzial. Wir können Vieles bewirken und bekommen den Raum dafür. Alles, was im Leben geschieht, seien es auch Schicksalsschläge, sind Sprungbretter in deine Freiheit.

Wenn du erst mal bei ihr angekommen bist, heißt es nicht, dass alles einfacher ist, aber du lebst aus dir selbst heraus. Du bist dir deines Selbst bewusst und gleichzeitig selbstbewusst! Du bist der/ die Handelnde, aber gleichzeitig der/die stille Beobachter/in, der/die die Zusammenhänge des Lebens erkennt und meistert.

Deine Intuition führt dich gemeinsam mit deinen geistigen Helfern in deine Lebensthemen und hilft dir, sie zu meistern.

Sich selbst zu leben heißt auch, sein Karma abzuarbeiten und aufzulösen. Und ganz wichtig:

Wir dürfen auch unsere Träume leben! Hast du noch irgendwelche Lebensträume? LEBE SIE!

Ablenkungen

Nachrichten, Filme, Bücher, Klatsch und Tratsch können große Hindernisse auf dem Weg zu dir selbst sein. Du brauchst dich nicht ganz von der Welt abzuwenden, doch vergeuden viele Menschen viel zu viel Zeit mit Problemen und Schicksalen anderer und vergessen dabei, ihr Leben zu leben. Schon gleich beim Eintreffen auf der Arbeit wird über die letzte Sendung im Fernsehen gesprochen oder über den aktuellen Buch-Besteller oder über die Arbeitskollegin, die jetzt mit einem jüngeren Mann zusammen ist usw.

Wo bleibt das Wesentliche im Leben, wo die Vergeistigung, wo die grenzenlose Kreativität und wo die Stille …?

Suche den Schatz in dir

Wenn du von oben auf einen See herunterschaust, siehst du nur die Wellen. Sie sind aufregend und du kannst dich auf ihnen bewegen. Doch sie machen mit dir, was sie wollen, und du erkennst nicht, was für ein wertvoller Schatz auf dem Grund strahlt.

  • Die erste Erkenntnis ist: Da ist ein See.
  • Die zweite Erkenntnis ist: Da sind Bewegungen.
  • Die dritte Erkenntnis ist: Ich bin nicht die Wellen - Gedankenwellen.
  • Die vierte Erkenntnis – bei Gedankenruhe – ist: Dieser Schatz, dieses Strahlen auf dem Grund bin Ich.

Wie bringe ich meinen See zur Ruhe?

Wir haben diverse Muster und sind Meister/innen in Ablenkungen. Wir tun alles, um nicht in den Spiegel zu schauen. Doch eines Tages kommen sie, die lieben Herausforderungen und Lebensthemen. Durchleben wir sie bewusst? Es erfordert am Anfang sehr viel Mut, sich selbst in die Augen zu schauen.

Bis man zum Selbst durchdringt, gibt es diverse Emotionen, Ängste oder Zwänge. Je mehr ich mich im Leben ablenke, umso mehr weiß ich, dass ich nicht bereit bin, mich selbst zu leben.

Bringe deinen See zur Ruhe, indem du erst mal anfängst, ruhiger und bewusster zu atmen. Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass wir uns mit unseren Ängsten und Unannehmlichkeiten intensiv auseinandersetzen müssen.

Einfacher und angenehmer ist es, neben unseren Ängsten und Herausforderungen ein Pflänzchen der Tugend zu kultivieren. Irgendwann ist es so groß, dass es die Unannehmlichkeiten in unserem Leben überragt. Die Ängste lösen sich dann oft von selber auf.

Somit wird der See automatisch ruhiger. Tägliche Meditation und tägliches Reflektieren unserer Handlungen ersparen so manchen Nachwind.

  • Achte auf deine Gedanken, denn sie werden zu deinen Worten.
  • Achte auf deine Worte, denn sie werden zu deinen Handlungen.
  • Achte auf deine Handlungen, denn sie werden zu deinen Gewohnheiten.
  • Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden zu deinem Schicksal!

Ein Satz aus dem Talmud sagt: Dort, wo du deine Energie hin ausrichtest, das nährst du in dir. Beuge schon vor, indem du Gedankenhygiene betreibst. So bekommt deine Intuition immer mehr Raum und dein Leben fühlt sich immer geführter und immer freier an, durchdrungen von Liebe, Verbundenheit mit dir und dem ganzen SEIN.

"Gutes Leben und göttliches Leben" von Sri N. Ananthanarayanan

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Die Menschen machen oft keinen Unterschied zwischen gutem Leben und gottesfürchtigem Leben oder göttlichem Leben. Es gibt viele gut meinende Menschen, die ein wenig in folgenden Bahnen denken. „Also, ich lebe ein gutes Leben. Ich bin glücklich verheiratet. Ich lebe ein sauberes Leben. Ich trinke nicht, Ich rauche nicht. Ich habe keine schlechten Angewohnheiten. Ich bin Vegetarier. Ich esse noch nicht mal Eier. Ich betrüge nicht. Ich verdiene mein Geld anständig. Was will man mehr?”

Im Grunde sind das gute Menschen. Sie sind zweifellos besser als die Verbecher, Betrüger und Schurken in dieser Welt. Sie folgen bestimmten ethischen Richtlinien. Sie gehen als respektable Bürger durch. All dies ist gut. All diese Qualitäten stellen eine gute Basis dar. Aber eine Basis ist kein Gebäude. Sie ist als sie selbst nicht genug. Der Überbau des Gebäudes muss sichtbar werden.

Gutherzigkeit ist keine Frömmigkeit. Tugend ermöglicht ein gutes Leben in dieser Welt, aber es wird keine spirituelle Erlösung bringen. Die sogenannten guten Menschen sind oft selbstsüchtige Menschen, die an ihre Familien und Freunde gebunden sind. Das Herz ist immer noch eingeschränkt. Sie sind immer noch Anhänger der Preyo Marga (Pfad der Ignoranz bzw. der Freuden).

Sie haben nur vage Ideen über Sreyo Marga (Pfad der Erfüllung und des ultimativ Guten), aber sie trauen sich nicht, den Pfad der Sreyo Marga zu beschreiten und haben Angst davor, den Preis zu zahlen. Sie fürchten sich, die Opfer zu bringen, die von ihnen verlangt werden, wenn sie sich auf den spirituellen Weg begeben. Sie können sich nicht mit den Gedanken anfreunden, wohltätige Dinge zu tun, Feinde und Fremde zu lieben, in Maßen zu essen, Entbehrungen auf sich zu nehmen, Ärger und Eifersucht zu kontrollieren usw.

Wenn ein Mensch sich auf den spirituellen Weg begeben will, muss er zuerst diese Missverständnisse geklärt haben. Ein gutes Leben reicht nicht aus. Was diese Leute mit „gutem Leben“ meinen, ist, wenn man genauer hinsieht, nur „nicht böse“ zu sein. Es ist negative “Gutheit”. Das allein reicht nicht.

Jeder Mensch ist eine Kombination aus Gemeinheit, menschlicher Natur und Frömmigkeit. Leute, die mit ihrem guten Leben angeben, haben meist ihre gemeinen Eigenschaften überschritten, aber das ist nur der Anfang. Sie sind immer noch unzähligen menschlichen Schwächen, Versagen, Zu- und Abneigungen ausgesetzt. Sie leiden noch immer an menschlichen Lastern wie Wut, Eifersucht und Begierde.

Oft rechtfertigen sie ihre falschen Taten, indem sie Gedanken äußern wie: „ Ach ja, ich bin eben nur menschlich. Im Moment der Leidenschaft hab ich halt einen Fehler gemacht“ oder „In einem Wutanfall hab ich dieses Verbrechen begangen“ oder „In einem plötzlichen Geizanfall ist mir dieses Versehen passiert“. Diese guten Menschen müssen noch ihre menschlichen Untugenden bezwingen und göttliche Tugenden entwickeln oder Daivi Sampat (gebündelte Kräfte, die uns zum Zentrum hinziehen), so wie es in der Gita verkündet wird. Dies ist der Beginn spiritueller Praxis. Dies ist der Beginn göttlichen Lebens. Dies sind Schritte auf dem Weg zum Himmel.

Diese Leute mit geringem Verständnis – mit spärlichem spirituellen Wissen – identifizieren gutes Leben mit angenehmem Leben. Es sind schwache Menschen, die nicht Willens sind, den Unanehmlichkeiten und Widrigkeiten eines wahrhaft spirituellen Lebens zu begegnen. Man kann diesen Menschen in der ganzen Welt begegnen, in allen sozialen Schichten, in allen Religionen. Einige von ihnen leugnen die Existenz Gottes, aber die meisten bekräftigen ihre Zugehörigkeit zu einer Religion, weil sie immer noch ein flackerndes Gewissen haben. Ihr inneres Gewissen, die Stimme Gottes in ihnen, ist noch nicht völlig erstickt.

Nicht nur das. Diese Freunde leiden unter einem falschen Sinn der Selbstbefriedigung und Selbstgenügsamkeit. Da Gott sie, wegen kleiner guter Taten in ihren früheren Leben, mit menschlichem Komfort in diesem Leben ausgestattet hat, fühlen sie keine Notwendigkeit für einen Gott in diesem Leben oder für irgendeine Hilfe von außen. Ihre Philosophie ist: „Iss, trink und freu dich, denn morgen sterben wir“.

Wenn man sie fragt, „was wird in deinem nächsten Leben passieren, wenn du keine Verdienste durch tugendhafte Taten in deinem jetzigen Leben anhäufst?“, dann haben sie eine fertige Antwort, die sie dir entgegenschleudern „Wer weiß, ob es ein nächstes Leben gibt? Wer weiß, was passiert wenn wir sterben?“ Für sie ist das gegenwärtige Leben alles. Selbst wenn du ihnen etwas über die Theorie der Reinkarnation erzählst, die durch so viele Beispiele und stützende Beweise demonstriert und bestätigt wurde, sind sie nicht in der Stimmung, hinzuhören. Ihr Verstand ist nicht offen. Sie leiden an einem Gefühl der Selbstgenügsamkeit.

Selbstgenügsamkeit und Selbstgerechtigkeit sind die größten Stolpersteine auf dem Weg zu spirituellem Fortschritt. Der Mann, der ignorant ist, aber willens, die Weisheit von welcher Quelle auch immer kommend, anzunehmen, mit anderen Worten, dem ignoranten aber demütigen Mann kann durch einen Mann mit größerem Wissen geholfen werden. Der Mann, der schon weise ist, der seine Weisheit jedoch wegen seinem überwältigendem Stolz nicht praktiziert, hat auch eine Chance auf Besserung, weil sein Stolz auf den Widerstand des Universums treffen wird und über kurz oder lang bezwungen wird. Dann wird er bescheiden und beginnen, weise zu leben. Aber der ignorante Mann, der zugleich Zeit arrogant und von seiner Weisheit überzeugt ist, ist am schwierigsten von allen zu überzeugen. Selbst Gott kann ihm nicht helfen. Er ist in einer hoffnungslosen Situation.

Dieser Abschnitt wurde verfasst von Sri N. Ananthanarayanan

Ein Versuch das Leben zu ergründen

Die Asana Baum kultiviert Stabilität

- Ein Artikel aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 40 Frühjahr 2020 von Katja Runge -

Einblick in meinen Monolog über Dualität, Ganzheit und das, was ist

Yoga geht für mich einher mit der Frage nach einem sinnerfüllten Leben. Was sehe ich durch meine Augen, was möchte ich bewegen, was möchte durch meine Hände in die Welt gebracht werden? Am Ende meines Lebens möchte ich mehr hinterlassen als einen gigantischen ökologischen Fußabdruck.

Manchmal sind da diese Momente, in denen die Vergänglichkeit des Lebens so greifbar ist, viele Probleme so nichtig erscheinen. In diesen Momenten überkommt mich ein Gefühl, in dem eine Unendlichkeit liegt, die sich über mein Wesen erhebt und mich nervös macht. Das Gefühl fordert mich auf, dieses Leben, diesen Moment zu nutzen. Dann ist da keine Zeit mehr, eine kleine Version meines Selbst zu leben, kleine Gedanken zu denken - ich muss diesem Ruf in meinem Herzen folgen und frei von falscher Zurückhaltung ein Leben leben, das Glück versprüht. Jede Faser meines Seins fordert mich dann auf frei zu sein, mit allem was in mir liegt.

Und dann stehe ich vor der Frage: Was liegt denn in mir? Wie werde ich frei? Und wie kann ich den Mut aufbringen das, was in mir liegt, frei auszuleben und auch die vielleicht nicht so schönen Ecken und Kanten zu integrieren?

Lieber ganz als gut

Von dem Schweizer Carl Gustav Jung stammt das Zitat: „Ich bin lieber ganz als gut“.

Was ist mit diesen unschönen Gefühlen: Eifersucht, Angst, Wut, und so weiter. Müssen sie wirklich Teil der Ganzheit sein, die mich ausmacht? Haben sie eine Berechtigung oder jage ich mit ihnen Illusionen? Obgleich die Natur der Seele keine Dualität kennen mag, tragen wir hier auf der Erde beide Pole in uns, das Potenzial ängstlich zu sein sowie das Potenzial zu lieben. Beides scheint existent zu sein, und doch ist da dieser Teil, der sich eher nach Liebe und Harmonie sehnt.

Ist die Angst also Folge eines Trugschlusses, das Eine sei besser als das Andere? Oder ist ihr einziger Zweck, mich auf unsanfte Weise auf die Teile in mir hinzuweisen, die ich nicht betrachten möchte, damit sie sich öffnen für die Liebe? Solange ich so tue, als wären diese Gefühle nicht existent, fühlt sich das auch nicht richtig an, eher wollen sie durchlebt werden, so scheint es mir. Sonst wird ein essenzieller Entwicklungsschritt vorweggenommen, indem ich mit dem Verstand sage, es sei nur eine Illusion, es aber noch nicht wirklich fühlen kann.

Licht und Dunkelheit

Es war ebenfalls C.G. Jung, der Begründer der analytischen Psychologie, der sagte: „Man wird nicht dadurch erleuchtet, dass man sich Lichtgestalten vorstellt, sondern durch Bewusstmachung der Dunkelheit.”

Ich möchte nicht über richtig oder weniger richtig entscheiden, das darf jeder für sich selbst fühlen, meiner Meinung nach beinhaltet diese Aussage aber viel Weisheit.

Wenn das Licht ins Leben kommt, bedeutet das nicht, dass auf einmal alles nur noch schön ist, sondern dass die Dunkelheit beleuchtet wird und Verständnis und Mitgefühl für die Schwere, die auf den Schultern der Menschheit lastet, gesehen, gehört, gefühlt und ausgedrückt werden kann. Wenn da etwas wie eine kollektive Schwere ist, die wir hier auf der Erde erleben, dann gibt es niemanden, der mehr oder weniger schuld daran ist. Wenn wir die Schuld als kollektives Trauma ansehen, ihre Gewichtung hinterfragen und den Schmerz, der durch die Idee der Schuld entstanden ist, spüren, ihm Ausdruck verleihen, werden wir vielleicht ein bisschen leichter. Dann muss der Schmerz nicht mehr so laut sein, um gehört zu werden, weil wir ihm Raum geben, ihn einfach da sein lassen.

Jungs Zitat könnte auch anders interpretiert werden, wenn man annimmt, dass Licht und Dunkelheit nicht für angenehm und unangenehm, Liebe und Angst stehen, sondern symbolisch für erkannt und unerkannt. Dann ist da einfach nur etwas Getarntes, Unerkanntes, das erkannt werden möchte. Dann ist die Bewusstmachung dessen, was ich bislang nicht ansehen wollte, etwas neutraler. Denn ich kann auch die Augen verschließen vor der Liebe.

Innen und Außen

Alle Anteile wertfrei anzuschauen, weich für sie zu werden, ist gar nicht so leicht. Der Schmerz dahinter scheint so unberechtigt. Womöglich sind die negativen Gedanken und Gefühle nur das Resultat des Aufhörens mich auszudrücken, der Starre aufgrund der Wertung, dass sie schlecht sind? Wenn ich den Antrieb nutze um auszudrücken, was mich bewegt, können vielleicht auch die vermeintlich negativen Gefühle und Gedanken der Welt in einer Form dargebracht werden, die ihr dienlich ist.

„Wenn du hervorbringst, was in dir ist, wird das, was in dir ist, dich retten. Wenn du nicht hervorbringst, was in dir ist, wird das, was in dir ist, dich zerstören.“

Gnostisches Evangelium

Saraswati ist die Göttin des Ausdrucks und der Weisheit. Sie ist Inspiration, die durch die Hände, die Stimme in einer bestimmten Form der Welt dargebracht wird. Gibt es beim Ausdruck richtig oder falsch? Darf nur Schönes und Liebe ausgedrückt werden? Im wütend- oder stur sein finde ich manchmal Liebe und Frieden. Einen Ausdruck von Achtung meinem innersten Empfinden gegenüber. Und manchmal wird aus einem Bild, in Wut gemalt, etwas Wunderschönes, Kraftvolles. Ein Lied, in Verzweiflung geschrieben, kann die Herzen anderer Menschen berühren.

Jede Yogastunde ist wie eine Reise

Jede Yogastunde ist wie eine Reise vom Kopf in den Körper, vom Verändern wollen zum Wahrnehmen.

In einer Welt, die dominiert ist vom Verstand, ist die Körperlichkeit, sich selbst durch den Körper zu spüren und wahrzunehmen, enorm wichtig. Der Körper ist unser Bezugspunkt, ein Bindeglied zwischen mir und dir, zwischen Innenwelt und Außenwelt. Besonders in den ersten Lebensjahren, aber auch fortwährend, ein Leben lang. Der Körper ist der stete Ausdruck unseres Wesens. Er ist nicht vom Denker zu trennen, so zittern wir, wenn wir nervös sind, knirschen die Zähne, wenn wir wütend sind, und lachen, wenn wir uns freuen. Wir teilen uns mit über die Sprache, und wenn nicht über Worte, dann unaufhörlich über die Körpersprache. Die Liste ist schier endlos, weil der Körper das unmittelbare „offensichtlich werden“ ist. Was fühle ich gerade? Ist es nicht ein Wunder, dass wir auf diese intellektuelle Frage eine einverleibte Antwort bekommen? Nimm es wahr.

Werde weich

Werde weich, damit das Leben durch dich fließen kann, und werde frei, der Fluss zu sein.

Asanas (Körperübungen), Pranayama (Atemübungen) und Meditation helfen mir dabei, diese Weichheit zu finden- das, was da ist, zu spüren. So manches Mal ertappe ich mich in der Yogastunde nach einer ¾ -Stunde dabei, dass ich unbewusst, angespannt und statisch, teilweise unter Schmerzen, die Übungen ausgeführt habe, weil ich mit falscher Erhabenheit und Druck statt Demut hineingegangen bin. Was hat sie gesagt, das Bein nach oben? Okay. Und dann- nun ja, danke Körper, dass du mich auf meine harsche Intention durch Schmerzen aufmerksam machst. Dann komme ich an einen Punkt, an dem ich still werde, und mich ergebe vor dem Teil in mir, der stetig versucht etwas zu finden, das seinen Wert möglichst hoch definiert, besser zu werden. In dieser Stille kann ich mich spüren. Es ist nicht gefährlich meinem Körper zu vertrauen, und die Empfindungen, die er mir schenkt, wenn ich lausche, zu achten. Hier kann ich vom Kopf in den Körper kommen und mehrere Blickwinkel, von den Füßen, über Bauch, Rücken und Lungen hin zum Kopf einnehmen und mich befreien von dem Gedanken, dass die Empfindung in irgendeiner Form anders sein sollte. Verträumt oder bodenständig, anerkannt oder unerkannt, das wird dann gleichgültig.

Ich bin in Kontakt mit der in sich ruhenden Ganzheit, die mich ausmacht, und bin erfüllt.

Und wenn ich es für fünf Minuten auf der Matte schaffe, mich mit diesem Teil in mir zu verbinden, an dem ich ich sein darf, und du du sein darfst, dann schaffe ich es vielleicht auch über die Matte hinaus.

Das Wunder des Lebens

Das Leben an sich ist ein Wunder und ich bin der festen Überzeugung, dass jeder aus einem Grund zu dieser Zeit hier ist, und wenn es nur der ist, dass das Leben durch ihn in seiner ganzen Tiefe erlebt werden möchte.

Vielleicht ist die Gabe eines jeden Menschen, die Welt durch seine Augen zu sehen, die Welt mit seinen Sinnen zu erfassen und den entstehenden Eindrücken Ausdruck zu verleihen, sie zu teilen, damit das Geheimnis des Lebens von so vielen Seiten wie möglich beleuchtet wird und ein Gesamtbild entstehen kann.

Der Tod ist nicht das Ende des Lebens

Tod ist der Übergang in einen anderen Körper

- Abschnitt aus dem Buch: Was wird aus der Seele nach dem Tode - von Swami Sivananda -

Die Einzelseelen oder Jivas bilden verschiedene Körper, um in der Welt tätig sein und Erfahrungen sammeln zu können. Sie beziehen die Körper, die sie wieder verlassen, wenn sie zum weiteren Aufenthalt unbrauchbar geworden sind. Dann bilden sie wieder neue Körper und verlassen sie auf die gleiche Weise. Dieser Vorgang ist als Seelenwanderung bekannt. Das Eintreten einer Seele in einen Körper nennt man Geburt und die Loslösung der Seele vom Körper Tod. Der Körper stirbt in dem Augenblick, in dem die Seele ihn verlässt.

Die Empfängnis eines Kindes im Mutterleib entsteht durch die Vereinigung einer Keimzelle mit einer Eizelle, die mit bloßem Auge nicht zu sehen ist. Diese Fusion ist allgemein als Empfängnis und technisch als Befruchtung des Eies bekannt. Im Mutterleib verschmelzen Same (Suklam) und Ei (Srotanita) zu einer einzigen Zelle. Diese Zelle entwickelt sich zu einem Embryo und im weiteren Verlauf zu einem vollständigen menschlichen Lebewesen.

Der Mensch hat schon immer zu erfahren versucht, etwas über diese Probleme zu erfahren, aber bis jetzt wurden nicht genügend Tatsachen gefunden, die den Ausgangspunkt für eine Theorie bilden könnten. Es haben sich jedoch durch Experimente auf diesem Gebiet viele interessante Tatsachen ergeben.

Man hat zum Beispiel festgestellt, dass bei einzelligen Lebewesen kein natürlicher Tod eintritt. Wenn das Leben auf der Erde nur aus diesen Lebewesen bestünde, gäbe es keinen Tod. Er tritt nur dort in Erscheinung, wo sich einzellige Lebewesen in mehrzellige entwickeln.

In Laboratorien durchgeführte Experimente haben gezeigt, dass ganze Organe wie zum Beispiel Schilddrüse, Eierstöcke, Nebennieren, Milz, Herz und Nieren, die vom Körper einer Katze oder eines Vogels isoliert wurden, in einer Nährlösung am Leben erhalten werden können und sogar ein Wachstum in Größe und Gewicht aufweisen, das auf das Entstehen neuer Zellen oder Gewebe zurückzuführen ist.

Es ist ebenfalls bekannt, dass nach dem Tod eines Lebewesens einzelne Organe weiterleben können.

Wenn die weißen Blutkörperchen dem Körper entzogen werden, können sie, vorausgesetzt, dass sie weiterversorgt werden, selbst wenn der Körper, aus dem sie stammen, längst tot ist, noch monatelang leben. Aber man kann nicht leugnen, dass es sich nicht mehr um das Leben des Individuums, sondern nur noch um das Leben der Blutkörperchen handelt.

Der Tod ist nicht das Ende des Lebens. Er ist nur das Ende einer menschlichen Persönlichkeit. Das Leben wird nicht unterbrochen, es fließt weiter, bis es sich wieder mit dem Ewigen vereint.

"Yoga und Leben" von Swami Brahmananda

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Es kursiert der allgemeine Irrglaube unter der Mehrheit der Bevölkerung, dass Yoga nur für jene geeignet sei, die weit weg von der geschäftigen Welt in Höhlen und Wäldern oder in einsamen Mönchs- und Nonnenklöstern leben, wo man sich mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftige, ohne sich auch nur im Geringsten um seine Mitmenschen zu kümmern. Dort verzichte man auf die normalen Freuden des Lebens, um auf irgendein Glück nach dem Tod hinzuarbeiten, das sich weit weg in unbekannten Welten befinde, und das bisher noch keiner gesehen habe.

Mit diesen Argumenten vermeiden die meisten Menschen alle höheren Werte des Lebens, die Religion und Philosophie anzubieten haben. Im Namen der Spiritualität auf alle Annehmlichkeiten zu verzichten, die das moderne Familienleben mit all seinen Möglichkeiten zu bieten hat, zum Beispiel hohes Ansehen in der Gesellschaft, Wohlstand und Ruhm, verunsichert die große Mehrheit, und sie misstraut der zukünftigen Seligkeit, die obengenannte Einsiedler anstreben. Das ist ein trauriges Missverständnis, das aus einem Mangel an richtigem Wissen über das Leben in dieser Welt resultiert.

Die Abkehr von der Welt wird als gemeinsamer Faktor in allen Schriften gefunden, die sich mit Befreiung beschäftigen, als die einzig wirksame Medizin gegen alle Leiden hier in dieser Welt. Das mag seltsam klingen. Einer der das Gute will, muss auf das Schlechte verzichten. Das ist verständlich. Wer die Wahrheit begehrt, soll sich von der Unwahrheit abwenden, darüber gibt es ebenfalls keine Meinungsverschiedenheiten. Einer der das Leben will, sollte natürlicherweise den Tod aufgeben. Niemand würde diese logischen Schlussfolgerungen abstreiten. Aber, wenn wir durch das Entsagen der Welt unser normales Leben mit allen Sinneserfahrungen aufgeben, was bleibt dann von unserem Leben? Nichts! Die Medizin scheint schlimmer als die Krankheit zu sein! Diese Schlussfolgerung ist das Resultat eines Nichtverstehens der wahren Bedeutung der Schriften.

Vedanta findet diese Welt in keiner Weise falsch, aber unterweist sicherlich die Menschen, die nach Befreiung streben, davon Abstand zu nehmen. Entsagung hat nichts mit Abneigung oder gar Hass auf diese Welt zu tun. In den Worten der Isavasya Upanishaden ist es Verzicht, um die Welt mit Gott zu bedecken und zu füllen. Wir werden aufgefordert, uns von der Welt unserer gegenwärtigen fehlerhaften Wahrnehmung abzuwenden und ihre wahre Natur zu erkennen. In aller Kürze gesagt, die ganze Welt als Gott zu sehen ist wahre Entsagung der Welt, beschrieben von denen, die die Wahrheit gesehen haben.

So wie die verschiedenen Teile eines großen Feigenbaums, die unterirdischen Wurzeln, die oberirdischen Wurzeln, der Stamm, die Äste, die Blätter und die Früchte, obwohl sie verschieden aussehen, nicht getrennt vom Körper des Baumes sind, und so wie die verschiedenen Teile einer riesigen modernen Maschine alle miteinander verbunden sind und dem gemeinsamen Zweck dienen, für den diese Maschine errichtet worden ist, so sind die zahlreichen Objekte, die wir hier einzeln wahrnehmen, nicht voneinander unabhängig und unzusammenhängend, sondern formen aus sich selbst heraus eine organische Einheit, bilden dieses Universum.

Die kleinste Störung des unbedeutendsten Objekts in irgendeinem Winkel dieses unermesslichen Kosmoses beeinträchtigt den ganzen Kosmos, genauso wie der kleinste Nadelstich in irgendeinem Teil unseres Körpers von unserem ganzen Körper gefühlt wird. Eine wissenschaftliche Analyse eines beliebigen Objekts hier, zum Beispiel eines Sessels, wird beweisen, dass er aus Atomen besteht, die im Endeffekt auf Kräfte reduziert werden können. Wenn wir die Kräfte, die den Sessel bilden, mit dem Intellekt beobachten, verschwindet der Sessel als solches, und wenn wir den Sessel sehen, nehmen wir die Kräfte nicht wahr. Diese Kräfte haben Bewusstsein als ihre Basis, und es sind keinerlei haarspaltenden Argumente nötig, um zu beweisen, dass nichts ohne Bewusstsein existieren kann.

Reines Bewusstsein ist daher die fundamentale Realität. Es ist das Wahrnehmende, das Wahrgenommene und auch die Wahrnehmung. In anderen Worten: Bewusstsein, das nichts außer eins, homogen und non-dual sein kann, und daher ewig und unsterblich ist, wird mit den verschiedenen Begriffen Seher, Gesehenes und Sicht, Hörer, Gehörtes und Hören, Wissender, Gewusstes und Wissen und so weiter bezeichnet.

Noch einmal, es ist dieses eine Bewusstsein, auf das mit verschiedenen Namen Bezug genommen wird, mit Brahman oder Atman bei den Vedantins, mit Bhagavan oder Gott bei den Bhaktis, mit Vishnu oder Narayana bei den Vaishnavas und mit Shiva oder Parameshwara bei den Shaiviten. Andere Religionen auf der ganzen Welt haben wieder andere Namen für dieses eine Prinzip, diese eine göttliche Wahrheit. Es wird Christus von den Christen, Allah von den Moslems, Arhat von denJains und Buddha von den Buddhisten genannt.

Die Wahrheit über die Beziehung zwischen Gott und der Welt wird von einem einfachen tamilischen Vers wunderschön zum Ausdruck gebracht: Der Elefant verhüllt das Holz und verschwindet darin, genauso verhüllen die Elemente die Wahrheit und verschwinden in ihr. Das nimmt Bezug auf einen lebensgroßen Elefanten, der von einem kundigen Tischler aus schwarzem Holz gefertigt wurde. Die Ähnlichkeit ist vollkommen. Doch obwohl die Augen die Form eines Elefanten sehen, nehmen der Intellekt und das Bewusstsein das Holz wahr, aus dem er gemacht ist. Die Form des Elefanten verhüllt das Holz, doch wenn die Wahrheit des Holzes erkannt wird, verschwindet der Elefant. Gleichermaßen sagt dieser Vers, dass diese aus den fünf Elementen gemachte Welt das Bewusstsein verhüllt und dass, wenn letzteres erkannt wird, sich erstere von selbst auflöst.

Wissen, Erfahren und eins werden mit dem höchsten Bewusstsein ist Yoga. Diese Yogapraxis variiert je nach individuellem Temperament. All die rationalistischen, hingebungsvollen, aktiven und mystischen Temperamente mit ihren zahllosen Kombinationsmöglichkeiten machen die Yogapraxis eines jeden einzelnen Individuums verschieden von der eines jeden anderen. Streng genommen können keine zwei Aspiranten der genau gleichen Methode folgen, obwohl es gemeinsame Faktoren darin gibt, die von allen Suchenden angewendet werden. Nicht wenige in dieser modernen Welt profitieren von einer Kombination aus den Grundlagen der verschiedenen Yogasysteme.

Aus diesem Grund empfehlen Weise diese kluge Mixtur - ein wenig Japa, Pranayama und Asana, ein wenig Studium der Schriften, Verehrung der eigenen Schutzgottheit und uneigennütziger Dienst, ein wenig Konzentration und Meditation - besonders für die Neulinge auf dem spirituellen Weg. Wenn diese all das verständig und ernsthaft eine ausreichend lange Zeit praktizieren, findet sich jeder einzelne an das spezielle Yoga angeschlossen, das am besten zu seinem Temperament passt oder zu seinen natürlichen geistigen Neigungen, die er als karmisches Resultat seiner Handlungen aus zahllosen vergangenen Leben erworben hat.

Und weitere Konzentration des Übenden entlang der Linien seines speziellen Yoga unter Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit - nicht als Hobby, sondern als sein einziges Ziel und seine einzige Bestimmung, wird ihn zum göttlichen Bewusstsein führen.

Ein Lebensbericht von Parvati Braden

Das Reisen hat mich wachgeküsst aus meinem Dornröschenschlaf. Indien brachte mich wohl in Kontakt zu meinen Wurzeln!" Nach 5 Jahren Ausbildungen im Print- und Medienbereich war es soweit, ich sollte nun endlich die Arbeitswelt betreten. Um diesen Zeitpunkt noch etwas zu verschieben und meine "Noch-Freiheit" zu genießen, reiste ich für zwölf Wochen durch Indien, größtenteils auf mich alleine gestellt. Sehr schnell begriff ich für mich auf dieser Reise einige Dinge:

Es machte keinen Sinn lange Zeit im voraus zu planen. Hatte ich einen Plan, kam es ständig anders. Kaum hielt ich etwas fest, unterlag es auch schon der permanenten Veränderung dieser Welt. Die einzige Konstante im Universum schien die Veränderung und Bewegung zu sein. Diese "Unberechenbarkeit der Zufälle" lenkte mich die Westküste entlang und dann ins Landesinnere. Eigentlich wollte ich in den Norden bereisen.... Die Vielfalt des Universums ist unerschöpflich. Indien bietet eine unendliche Vielfalt auf allen Gebieten an. Such dir aus was du willst, everthing is possible in India! Fahre 50 km mit dem Bus, es scheint ein anderer Planet zu sein, den du dort betrittst. Schon wieder eine andere Sprache und andere Sitten, andere Religionen.

Verschiedene Temperaturen, Vegetationen etc... Ich beginne, mich treiben zu lassen. Das nächste Telefon zwei bis drei Stunden Fußmarsch entfernt. Jedes Zeitgefühl löste sich auf. Mit der Sonne wurde ich wach, mit dem Mond ging ich Schlafen. Ich kannte den Sternenhimmel besser als den meines Heimatlandes. Ich nehme mich immer mit. Einige Gehirnwindungen später bedeutet das: Man sollte es tunlichst unterlassen, andere für sein eigenes Leid und Unwohlsein verantwortlich zu machen. Mir dämmerte, dass ich schnellstens Verantwortung für mich und meine Handlungen übernehmen sollte... So wurde ich neugierig auf das Leben, wollte jede Kleinigkeit in Erfahrung bringen, habe vielen Indern Löcher in den Bauch gefragt. Sie mir übrigens auch! Das Zurückkommen nach Deutschland fiel mir sehr schwer. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich die Reize dieser materiellen Welt genug zu kennen. Was noch? Viele Jahre in der Gastronomie tätig, viele Freunde und Feste, ein Vergnügen jagte das nächste. Absolute Schnelllebigkeit. Gesundheitlich ging es mir nicht so gut. Sporadisch beschäftigte ich mich während dieser Zeit mit diversen esoterischen Richtungen, trieb viel Sport, aber alles erschien als Beschäftigungstherapie, nirgends fand ich etwas Ruhe und Ausgeglichenheit. Während einer Puja zum Jahreswechsel im Haus Yoga Vidya hatte ich das erste Mal das echte Gefühl angekommen zu sein. Einfach da sein, zu Hause sein. Wenige Tage später "verlor" ich den Job eines Producers in einer Werbeagentur, den ich kurz nach meinem Indien Aufenthalt angenommen hatte.

Vier Wochen später löste ich meine Wohnung auf und stürzte mich ins Ashram-Leben. Ich begann, den Hatha Yoga zu lieben und entwickele gerade ein großes Interesse für Kundalini-Yoga-Techniken. In einigen Tagen beginne ich meine Intensivausbildung zur Yogalehrerin und bin sehr gespannt... Während und nach der Ausbildung hoffe ich, viele Unterrichtstechniken verschiedener Lehrer kennenzulernen, auch hier fällt mir die Vielfalt an Variationen und Übungen auf, die das Universum bereitstellt. Ich möchte gerne lernen, dieses Wissen wiederum weiterzugeben, meine eigenen Erfahrungen einbauen und anderen vermitteln, wie sich Yoga (nicht nur der Hatha-Yoga) positiv auf das gesamte System auswirken kann, wenn man bereit ist, sich ein wenig zu öffnen. Die Ganzheitlichkeit ist für mich erstrebenswert, alle Ebenen möchten angesprochen werden. Was die Zukunft bringt? Wer weiß das wohl... Ich versuche loszulassen und gebe ab an die Energien, die uns lenken.

Alles Leben ist heilig

Von Sukadev Bretz

Ich schreibe diesen Artikel an Karfreitag, dem Tag an dem Jesus gekreuzigt wurde, 2 Tage vor Ostersonntag, seiner Wiederauferstehung. Obgleich Du diesen Artikel lesen wirst, wenn Ostern längst vergangen ist, stecken im Ostermysterium viele Weisheiten. Eine davon ist: Leben wird erst gekreuzigt, um heilig zu werden.

In Europa wird z.Z. Leben gekreuzigt, umgebracht, vernichtet, euphemistisch als „gekeult“ bezeichnet. Lebende und fühlende Wesen werden aus „wirtschaftlichen“ Gründen grausam gequält. Ein paar Hundert Tausend Rinder sollen getötet werden, um den Rinderpreis zu erhalten. Millionen von Schafen und Schweinen werden umgebracht, da Impfen den Export in Gefahr bringen würde. Wie verrückt ist der Mensch?

Natürlich, der Ursprung dieser Verrücktheiten ist das Verzehren von Tieren an sich. Ich spreche bewusst nicht vom Fleischkonsum. Nicht Fleisch wird konsumiert, sondern Tiere. Es gibt so viele Menschen, die für ihre Haustiere alles tun, sie hegen und pflegen, Tausende von Mark für Tierärzte ausgeben. Und die gleichen Menschen lassen ohne Gewissensbisse und ohne weitere Gedanken andere Tiere, die in Intelligenz und Gefühlsreichtum ihren geliebten Haustieren in nichts nachstehen, zum eigenen „Genuss“ schlachten. Wirklich Genuss? Es ist weithin bekannt, dass Fleischkonsum ungesund ist, für Herzinfarkt, Schlaganfall, Verdauungsprobleme, Allergien, Kopfschmerz und Rheuma mitverantwortlich ist. Massentierhaltung verursacht Treibhausgase, beeinträchtigt die Wasserqualität und verschwendet die so wertvollen Ressourcen von Mutter Erde. Kaum ein Vegetarier vermisst wirklich ernsthaft sein Steak. All diese Tatsachen sind bekannt. Warum halten Menschen an dem irrationalen Töten von lebendigen, fühlenden Wesen fest? Dies ist eines der großen Mysterien, die Soziologen und Psychologen vielleicht erklären könnten, wenn sie nicht selbst Tieresser wären.

Im klassischen Yoga ist vom Gesetz des Karma die Rede. Jede Handlung, die man wissentlich tut oder veranlasst, hat eine Konsequenz. Tiere werden in unserer modernen Wohlstandsgesellschaft mehr gequält als jemals zuvor. Sind die individuellen Krankheitsfolgen des Tier-Essens ausreichend karmische Konsequenz, um das grausige Leiden der Tiere zu sühnen? Oder steht uns als Gesamtgesellschaft ein grausiges Karma bevor? Selbst die großen Meister reden lieber nicht darüber.

Es heißt, eine der großen Errungenschaften unserer heutigen Gesellschaft sei Mitgefühl mit Schwächeren. Der Sozialstaat kümmert sich um Arme, Kranke, Schwache. Es gibt heutzutage mehr ehrenamtlich Tätige als jemals zuvor. Kaum jemand verlangt, dass Arbeitsunwillige verhungern sollten. Sogar Kriminelle dürfen (glücklicherweise) nicht misshandelt werden. Schwerverbrechern wird Mitgefühl entgegengebracht, sie bekommen Therapien angeboten, man erkennt, dass diese Menschen oft vorher selbst sehr stark gelitten haben. Es wäre an der Zeit, dieses Mitgefühl über die Spezies Mensch auf die Tiere und die ganze Natur hinaus auszuweiten. Wie kann Liebe und Mitgefühl sich in Menschen und in einer Gesellschaft ausbreiten, die jeden Tag von Neuem für das Leiden von Lebewesen verantwortlich werden?

Es besteht eine Hoffnung: Vielleicht führt diese Kreuzigung des Lebens, wie sie täglich im Fernsehen und in Zeitschriften gezeigt wird, zu einer Wiederauferstehung der Heiligkeit des Lebens. Vielleicht fangen jetzt mehr Menschen an zu denken. Eine Bitte an alle Nicht-Vegetarier: Stelle Dir vor jedem Bissen das Tier vor, das Du verzehren willst. Eine Bitte an Fast-Vegetarier: Werdet zu Voll-Vegetariern. Eine Bitte an alle Vegetarier: Erzählt den Menschen davon, wie gut vegetarisches Essen schmeckt. Schwärmt davon, wie sehr man fleischfrei genießen kann. Eine Bitte an alle: Betet für die Tiere. Und auch für die Menschen, die nicht wissen, besser ausgedrückt die nicht wissen wollen, was sie tun.

Om Shanti Shanti Shanti
Friede sei für Menschen, Tiere, Pflanzen und die ganze Schöpfung.

Meine Erfahrungen mit Yoga

aus Yoga Vidya Journal Nr. 14, Herbst 2005

Es fing an mit dem Kaffee. Ich begann den Tag mit einer Kanne Kaffee. Die nahm ich sogar mit zur Arbeit, damals, in einer Isolierkanne. Das fand ich ganz natürlich. Bis ich eines Tages mittags um 14 Uhr keinen Kaffee bekam, irgendwo am Wochenende in einer total menschenleeren Gegend. Und es stellten sich rasende Kopfschmerzen ein, mein Kopf schien kurz vor dem Platzen. Da musste ich mir eingestehen, dass ich vom Kaffee abhängig war. Und das wollte ich auf keinen Fall. Also reduzierte ich den Kaffeekonsum, eine Tasse morgens, eine Tasse mittags, und ich war sehr zufrieden mit mir.

Dann begann ich die Yogalehrerausbildung in Frankfurt bei Sukadev und Eva-Maria. Ich wollte diese Ausbildung für mich (mein) Selbst machen, etwas für und über mein Leben lernen, das ging mir schon seit vielen Jahren so, ich probierte alles Mögliche aus. Anmerkung: Beim Yoga bin ich hängen geblieben. Aber ich wollte vom Kaffee erzählen: Während dieser Yogalehrerausbildung gab es auch ein Kundaliniseminar mit viel Pranayama inclusive Asana-Praxis. Eine Bedingung für die Teilnahme war die Abstinenz von Kaffee. Kein Problem, dachte ich mir, es sind ja nur noch zwei Tassen, eine morgens, eine mittags. Das ist ja wohl ein Klacks!

Es war ein kalter Winter zwischen den Jahren und ich kratzte am Morgen des ersten Tages das Eis vom Auto und fuhr los ins Center, ohne Kaffee. Wir fingen an mit Atemübungen, es folgten Asanas - doch nach kurzer Zeit wurde ich blass um die Nase. Es ging mir zusehends schlecht und schlechter. Dann wurde mir übel. Hatte ich gestern Abend etwas Falsches gegessen? Nein! Was war nur anders als sonst? Dann dämmerte es, es war der (fehlende) Kaffee! Der Körper wehrte sich mit Macht. Ich hatte einen echten, schmerzlichen Entzug. Er dauerte Gott sei Dank in seiner unangenehmsten Intensität nur einen Tag lang, aber es reichte zu der Erkenntnis, dass einmal nicht keinmal ist, dass der Kaffeekonsum nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Ich nutzte die Gunst der Stunde, immerhin hatte ich das Schlimmste schon hinter mir, und blieb bei dieser Lebensweise. Es hat mir sehr, sehr gut getan.

Eine zweite sehr interessante Erfahrung gab es auch noch während meiner Yogalehrerausbildung. Zur Ausbildung gehörte ein Wochenende mit sehr langem Halten der Stellungen. Ich wusste, es würde kein Honigschlecken sein, ganz klar, aber es war teilweise noch schwerer, als ich mir vorgestellt hatte. Insbesondere das 10-minütige Halten der Vorwärtsbeuge und des Schulterstandes machten mir ganz erheblich zu schaffen. Auch wenn Sukadev netterweise viele schöne Affirmationen und sonstige kluge Dinge dazu erzählte. Am Mittag des zweiten Tages dachte ich mir: wenn jetzt der Schulterstand kommt, machst du ihn nicht mit! Sukadev hat immer betont, macht nur das, was für euch noch bequem ist - und dieser Schulterstand wird für mich angesichts meiner fürchterlichen Schulter- und Rückenschmerzen alles andere als bequem sein, im Gegenteil, es wird nur höllisch weh tun und ich bin doch keine Masochistin! Wir gehen die Rishikesh-Reihe durch, der Schulterstand naht. Alle um mich herum sind schon in der Stellung, ich kann es leider nicht übersehen, obwohl ich mir vorgenommen hatte, nicht zu kucken, was die anderen machen! Und wie in einer Sogwirkung stehe auch ich plötzlich ordentlich mit den Beinen nach oben da! Es geht sogar! Es geht besser als ich dachte! Nun beschloss ich: da gehst du durch! (Und raus, wenn's wirklich nicht mehr geht!)

Über die Restzeit weiß ich nichts mehr. Ich weiß nur noch etwas über die Zeit danach: Meine Rückenschmerzen waren weg! Sie waren wirklich weg. Und das hat mich sehr, sehr stark beeindruckt und mir sehr viel gesagt über die Wirkungsweise von Asanas. Die übrige Zeit des Wochenendes bin ich frohgemut und voller Zuversicht in die Stellungen gegangen mit großem Gewinn für die Befindlichkeit von Rücken und Schultern! Diese Erfahrungen sind wichtiger als jegliche Theorie über Yoga und machen es mir möglich, voller Überzeugung Yoga zu praktizieren und auch als Yogalehrerin weiterzugeben. Im Laufe der Jahre entwickeln sich starke Grundlagen, die mich in allen Lebenssituationen tragen. Zu wissen, dass die Dinge dieses Lebens vergänglich sind und sich fortwährend ändern, macht es mir leichter loszulassen, zu wissen, dass es nicht wichtig ist, was andere von mir halten, sondern was ich wirklich bin, gibt mir Gleichmut. Klarheit des Geistes gibt mir Mut und Kraft zum Handeln im entscheidenden Moment. Darin bin ich weiß Gott noch keine Meisterin, aber ich habe die Gewissheit und die Erfahrung, dass der Weg gut ist.

OM Tat Sat Christine Endris

Wie ich zum Yoga kam - oder kam (der) Yoga zu mir?!

Vier Kinder, zwei Hunde, ein recht schwieriges Pflegekind und eine schreckliche Mandeloperation brachten meine Nerven vor gut einem Jahr zum Flattern. Dann noch Rückenprobleme und Krampfadern am linken Bein, die nur mit Stützstrümpfen zuertragen waren, - sprich ich war am Ende. Irgendetwas musste passieren, damit meine Angstzustände und die Erschöpfung wieder in erträgliche Bahnen gelenkt wurden.Genau zu diesem Zeitpunkt sprach mich eine Bekannte vom Kindergarten an, dass ihr Mann gerade die Yogalehrerausbildung gemacht hätte, und in unserem Ort Kurse anbiegen würde, und das wäre doch bestimmt was für mich.

Wie gesagt, ich war bereit alles auszuprobieren. Warum also nicht auch Yoga. Bei richtiger Anwendung gut für den Rücken und gut um zu entspannen. Also los. So besuchte ich meine Yogastunde und - oh Hilfe - wo war ich denn hier gelandet! „OM“ singen und auf dem Rücken liegen, loslassen.... Das genaue Gegenteil von dem was ich bisher tat: nämlich ja keine Ruhe aufkommen lassen; da kommen nur blöde Gedanken, also hektische Aktivität, um mich abzulenken. Ganz klar, Yoga war nichts für mich! Da aber der Lehrer, Christian mit Namen, so nett war, brachte ich es nicht fertig, zu sagen, wie komisch mir alles vorkam, und sagte mir: „Okay, Uli, sechs Stunden, das schaffst du, und dann nie wieder.“ Gesagt, getan. Nur, der erste Kurs war vorbei und ich meldete mich schon für den nächsten an. Und so folgte ein Kurs dem anderen, die Beweglichkeit nahm zu, das Entspannen klappte immer besser. Bald machte ich auch daheim abends vor dem Fernsehen die Yogaübungen. Nach einer Yogastunde saßen wir dann mal zu einem netten Gespräch beisammen und es ging um Ernährung. Tja noch so ein Punkt bei mir, denn 3 - 5 Tafeln Schokolade pro Tag gehörten bei mir zur Tagesordnung oder eben ein Glas Nutella mal geschwind beim Frühstück ... Ein Suchtverhalten, das war mir klar, aber jeder Versuch, mich zu ändern, schlug bisher fehl. Nach dem Gespräch aber wollte ich es doch mal wissen: mal schauen wie lange ich es ohne Schokolade aushalte. Und siehe da: ich vermisste sie nicht einmal! Keine Schokolade bis heute. Kurz darauf ließ ich auch Fleisch und Wurst weg und stellte die Ernährung ganz um, was bei meinen Kindern nicht gerade Begeisterungsstürme auslöste. Die Kilos purzelten und ich fühlte mich fit wie nie. Ich hatte sogar soviel Energie, dass ich mit Joggen anfing und auch das klappt immer besser. Dann, nach einem Besuch in Bad Meinberg, war der Keim zur Meditation gelegt. Ich richtete mir ein Fleckchen in unserem Haus und es wurde das Wohlfühl-, Ruheoder auch Yogazimmer genannt.

Seitdem stehe ich morgens eine Stunde früher auf und übe mich in Pranayama und Meditation. Selbst wenn es abends mal spät wird, verzichte ich morgens nicht auf meine Stunde, denn sie lässt mich den Tag ganz anders beginnen. Inzwischen mache ich fast täglich Yoga und, glaubt es oder nicht, meine Krampfadern haben sich deutlich zurückgebildet und ich brauche keinen Stützstrumpf mehr! Auch meine Rückenprobleme sind mehr oder weniger verschwunden. Natürlich ziept es mal hier oder da, aber mit ein paar Übungen gezielt für diese Region, ist auch das wieder so gut wie weg. Bin ich nun ein anderer Mensch als vor Yoga? Ja und nein: ich bin ruhiger geworden, und trotzdem voller Energie. Ängste und Erschöpfung sind verschwunden. Ich gehe mit mir und meinem Körper ganz anders um und auch meine Mitmenschen erleben mich ausgeglichener. Trotzdem explodiere ich manchmal noch, daran muss ich noch arbeiten, aber wer ist schon perfekt?! Jedenfalls möchte ich Yoga nicht mehr missen und er ist fester Bestandteil meines Lebens geworden.

OM Shanti Uli Sedelmayr

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Siehe auch

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