Gesellschaft
Eine Gesellschaft ist eine Gruppe von Menschen, die durch bestehende Beziehungen miteinander in Verbindung stehen. Gesellschaft umfasst auch eine große soziale Gruppierung, die den gleichen geographischen oder sozialen Raum teilt oder einer gleichen politischen Autorität und vorherrschenden kulturellen Erwartungen angehören. Menschliche Gesellschaften sind durch interindividuelle Beziehungsmuster gekennzeichnet, die eine distinktive Kultur und Institutionen teilen. Eine gegebene Gesellschaft kann man als die Summe der Beziehungen zwischen ihren bestehenden Mitgliedern bezeichnen.
Gesellschaft
Das Wort Gesellschaft bedeutet immer, dass Menschen miteinander auf irgendeiner Weise verbunden sind. Mit Gesellschaft bezeichnet man
- 1.eine große Gruppe von Menschen, die gemeinsam ein Land bevölkern z.B. westliche und östliche Gesellschaft, wobei auch die Kultur mit eingeschlossen wird.
- 2.eine Gruppe von Menschen, die sich getroffen haben, um gemeinsam etwas zu unternehmen, z. B. in der Wirtschaft: Handelsgesellschaft; im privaten Bereich: z.B. Leute, die sich für einen Ausflug oder eine Feier treffen.
- 3.Gesellschaft wird auch gebraucht für eine gewisse Schicht in der Bevölkerung, z.B. in unserer Gesellschaft ist diese und jenes üblich / erlaubt / verboten, etc.
- 4.wenn sich zwei Menschen treffen leisten sie einander Gesellschaft
- 5.es gibt gute und schlechte Gesellschaft, d.h. einen aufbauenden oder negativen Umgang mit anderen, meist befreundeten Menschen. Z.B. er/sie ist in guter Gesellschaft weist darauf hin, dass die Menschen, mit denen er/sie zusammen ist, einen guten Einfluss ausüben.
- 6.gute Gesellschaft kann auch ein Hinweis auf eine materiell und bildungsmäßig gut gestellte Gruppe von Menschen sein, wird oft auch als „high society“ bezeichnet .
- 7.in der Botanik wird auch von einer Pflanzengesellschaft gesprochen, d.h. Pflanzen, die miteinander verwandt sind.
Yoga und Gesellschaft
"Yoga bereichert einfach die individuelle Erfahrung sehr. Yoga hilft, dass die Gesellschaft harmonischer, ökologischer, gesünder werden kann.“ Er spricht auch von der amerikanischen Gesellschaft, wo Yoga noch eher ein Massenphänomen ist, und wo die Yoga-Bewegung sehr stark mit der ökologischen Bewegung verzahnt ist. Yoga hilft, das Mitgefühl in der gesamten Gesellschaft zu erwecken!
"Wie viel Yoga verträgt die Gesellschaft? Und wie viel Gesellschaft verträgt Yoga?“
Fast alle Aspekte der Gesellschaft ließen sich positiv mit Yoga beeinflussen. Yoga in der Schwangerschaft, Mutter-Kind-Yoga, Kinderyoga. In unserer Gesellschaft ist es sehr wichtig, fit zu sein und Energie zu haben. Sie müssen konzentriert sein. Dafür ist Yoga gut. Auch in der Medizin und Psychotherapie ist Yoga gut. Psychotherapien wirken auch besser, wenn Yoga mit eingesetzt wird.
3 bis 5 Millionen Menschen üben Menschen Yoga. Sie sind ganz "normal“ gesellschaftlich integriert. Es kann auch in Betrieben geübt werden, damit die Mitarbeiter zufriedener und gesünder sind. Es könnte auch in der Politik einiges bewirken. Der Bundestag könnte zusammen üben und es würde sicherlich viel positives beitragen!
Schutz der Gesellschaft
- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der Liebe von James Swartz -
Auch wenn eine selbstverwirklichte Person davon unberührt bleibt, wenn sie die Regeln verletzt, sollte sie die Regeln auf Punkt und Komma befolgen. Erleuchtete Menschen sind wie Kinder oder Tiere. Wenn eine Kuh sich nicht an die Verkehrsampeln hält, wird sie deshalb nicht eingesperrt. Regeln sind nur dort relevant, wo das Ego im Spiel ist. Ein nondualer bhakta hat die Identität, die handelt und genießt, hinter sich gelassen – schließlich ist er das Selbst. Selbst wenn er die Regeln missachtet, sammelt er kein gutes oder schlechtes karma an.
So heißt es in Śaṅkaras „Tattva-bodha“:
„Erkenntnis zerstört zukünftiges karma und die selbstverwirklichte Person wird davon nicht beeinträchtigt, genauso wie Wassertropfen, die auf einem Lotosblatt liegen, ihm nichts anhaben können.“ [TB 38.1]
Obwohl also nonduale bhaktas keine Angst vor schlechtem karma haben, folgen sie trotzdem den Regeln, nicht weil sie Angst vor Bestrafung haben oder gutes karma ansammeln möchten, sondern aus Mitgefühl für die Weltordnung.
So sagt auch die „Bhagavad-gītā“:
„So wie Unwissende dem Handeln anhaften, so sollten die Weisen handeln, ohne anzuhaften, mit dem einzigen Wunsch, der Gemeinschaft zu dienen. Sie sollten keine Verwirrung im Geist von Unwissenden verursachen, die dem Handeln anhaften. Sie sollten sorgfältig und diszipliniert alle Pflichten erfüllen und andere inspirieren.“ [BhG 3.25-26]
Daher, sollst du dharma aufrechterhalten und der Welt helfen. Obwohl dharma bereits in uns vorhanden ist und auf natürliche Weise fließt, wenn er nicht von Begierde behindert wird, erklären uns sekundäre Schriften, wie wir im Einklang damit leben können. Die Schriften über dharma, allen voran das „Mahābhārata“ und das „Rāmāyaṇa“, erzählen die Geschichten der Götter, die im Grunde selbstverwirklichte, menschliche Wesen darstellen. Diesen Schriften, welche die vedas verschlüsselt präsentieren, ist es zu verdanken, dass vedānta niemals verloren gegangen ist. Obwohl die direkten Lehren verborgen sind, können normale Menschen lernen, wie Erleuchtung sich auf das Verhalten auswirkt.
Wir sollten unser Leben an dem von echten nondualen bhaktas ausrichten. Genauso wie Kinder zu leben lernen, zu essen, zu gehen und zu sprechen, indem sie ihre Eltern beobachten, so sollte jede erleuchtete Person, die in der Welt lebt, wissen, dass er oder sie ein Vorbild ist.
Gleichzeitig sollte ein weiser nondualer bhakta Handlungen, die dem dharma entgegenstehen, gleichgültig und ohne Verachtung gegenüberstehen. Selbstverwirklichte Personen sollten bereit sein, ihr Wissen zu teilen und jedem zu helfen, der einen offenen Geist hat und bereit ist, die nötige Arbeit zu tun. Es bringt allerdings nichts, mit jemandem zu sprechen, der oder die nicht bereit ist, zuzuhören. Wenn Menschen unempfänglich sind, dann ignoriere sie oder bestenfalls bete für sie.
Narendra: Yogapraxis im Wandel der Gesellschaft
Vortrag beim Europäischen Yogakongress 2014, Yoga Vidya Bad Meinberg
Narendra warf auf dem Europäischen Yogakongress 2014 im Yoga Vidya Haus Bad Meinberg die Frage auf, wie Yoga-Praxis sich im Verlauf der Zeit verändert hat. Die Yoga-Praxis verändert sich zu gleichen Maßen, wie die Gesellschaft sich verändert. In der damaligen indischen Gesellschaft wurde Yoga anders praktiziert als heute. Es war wenigen Eliten vorbehalten und wurde als subversiv angesehen. Es diente vor allem dem Zweck, die Vollkommenheit zu entfalten.
In der westlichen Gesellschaft gewann Yoga im 20. Jahrhundert immer mehr Menschen und erreichte die westliche Gesellschaft wie beispielsweise die deutsche Gesellschaft auch durch die gesundheitlichen Vorteile. Dies ist notwendig, da unsere Gesellschaft sich immer weniger bewegt. Gleichzeitig aber gibt es durch den demografischen Wandel auch ein größeres Interesse in der Gesellschaft, seine Freizeit sinnvoll zu nutzen und sich spirituell weiterzuentwickeln. Je komplexer eine Gesellschaft ist, desto breitgefächerter sollte das Angebot an Yoga sein, das man einer Gesellschaft zur Verfügung stellt. Hier die Inhalte der Rede:
Yoga in der damaligen Gesellschaft (in der indischen Gesellschaft)
Yoga existiert seit vielen tausend Jahren. Wie die Menschen in der frühen Gesellschaft vor tausenden von Jahren Yoga praktiziert haben, wissen wir jedoch nicht genau. Es gibt einige Überlieferungen, aber was wir wissen ist, dass Yoga nicht diese Massenbreite in der Gesellschaft hatte, wie es sie in unserer heutigen Gesellschaft hat.
Ursprünglich hatte Yoga einen eher elitären Anspruch. Es gab einige Eliten in der Gesellschaft, die Yoga praktiziert haben, wenige sehr spirituelle Menschen, die zurückgezogen einige Schüler hatten. In der Mahabharata gibt es Hinweise, dass Arjurna und seine Mitstreiter, Kshatryas aus der Kriegerkaste, Kämpfer also, dass sie auch schon vor fünftausend Jahren stundenlang auf einem Bein gestanden haben und die Luft angehalten haben. Dort haben die Krieger Tapas geübt, intensive Praktiken, um Mächte zu gewinnen, um Kraft zu bekommen, um letztendlich Gegner zu besiegen. Die Motivation, Yoga zu praktizieren, war in allen Gesellschaften immer schon individuell.
In früheren Zeiten gab es auch keine Niederschriften von Yoga. In der mittelalterlichen Gesellschaft wurden gerade die Hatha Yoga Praktiken auch verschriftlicht. Eine der bekanntesten Schriften ist die Hathayogapradipika von Svatmarama aus dem 12./13. Jahrhundert. Denn in dieser Zeit herrschten die Mogule in der indischen Gesellschaft, und für sie waren insbesondere die Hatha Yoga Praktiken etwas Subversives. Menschen, die Yoga praktizieren, gewinnen eine Selbstständigkeit, freies Denken, und das untergräbt staatliche Autorität. Auch wenn die Mogule sehr offen waren für den Hinduismus, eine Pluralität der Religionen und Spiritualität zuließen, empfanden sie die Hatha Yoga Praktika als staatsgefährdend, sodass sie dann insgeheim praktiziert werden mussten. Das war auch eine Zeit, in der Hatha Yoga in der indischen Gesellschaft fast am Aussterben war. Es gab nur sehr wenige Menschen in der Gesellschaft, die praktiziert haben. Deswegen gibt es aus dieser Phase die Hatha Yoga Schriften, damit das Wissen nicht in Vergessenheit gerät.
Swatmarama schreibt im zweiten Vers der Hathayogapradipika: "Das Ziel von Hatha Yoga ist Raja Yoga, die Kontrolle, die Herrschaft über den Geist." Es geht um nichts Geringeres als die Vollkommenheit zu entwickeln, zu entfalten. Der Grundanspruch, das Grundziel, die Grundmotivation ist im Yoga klassischerweise, das vollständige Potential des Menschen zu entfalten und zu entwickeln. Keine halben Sachen, kein Mittelmaß, sondern das, was maximal möglich ist, im Menschen angelegt, auch in seiner Vollständigkeit zu entfalten und zu entwickeln. Das ist der ursprüngliche Ansatz von Yoga.
Im Laufe der Praxis und der Veränderung in der Gesellschaft haben sich natürlich auch viele andere Wirkungen gezeigt: Viele gesundheitliche Wirkungen, Auswirkungen auf der Beziehungsebene, verschiedene soziale Aspekte, also gerade auch, dass Menschen, die Yoga praktizieren, auch im Alltag einen hohen Nutzen davon haben, nicht nur Menschen, die vordergründig durch die Praxis anstreben, die Selbstverwirklichung zu erlangen.
Verbreitung in der westlichen Gesellschaft, in der deutschen Gesellschaft im speziellen
Bis vor vielleicht hundert Jahren war Yoga außerhalb von Indien in der westlichen Gesellschaft nicht bekannt oder kaum bekannt. Ende des 19. Jahrhunderts war Swami Vivekananda in den Westen gekommen und hatte bei einem Kongress erstmals zu der westlichen Gesellschaft gesprochen. Es war eine Sensation, als zum ersten Mal indische Weisheiten oder Praktiken in die westliche Gesellschaft getragen wurden. Am Anfang war es noch wenigen in der Gesellschaft vorbehalten, Yoga zu praktizieren. Das waren Intellektuelle oder Verrückte.
Es gab dann durchaus eine Änderung bei der Verbreitung in der Gesellschaft. Meister wie insbesondere Swami Sivananda sind dazu übergegangen, Yoga in der Gesellschaft massenhaft zu verbreiten. Diese eher elitäre Verbreitung über einen Meister, der wenige ausgewählte Schüler hat, die sicherlich auf höchstem Niveau praktiziert und unterrichtet haben, hatte durch Swami Sivananda eine Ende gefunden. Er hat als einer der ersten erkannt, dass es nicht mehr passt, dass es nicht mehr zeitgemäß ist, dass es nicht in unsere Gesellschaft passt.
Es gibt so viele Menschen, auch in der westlichen Gesellschaft, die Methoden und Techniken brauchen, um sich zu entfalten, um sich zu entwickeln, um ihr Potential zu entwickeln. Es braucht Angebote dafür. Es gibt mittlerweile viele Menschen in unserer Gesellschaft, die auf hohem Niveau inkarniert sind, und es ist notwendig, dass sie Zugang zu Wissen und Weisheit haben, um dieses Potential, welches schon hoch angelegt ist, auf einer hohen Ebene auch weiter zu entfalten.
Gerade nach dem Weltkrieg, zu Zeiten, als die BRD entstanden war, hat Yoga dann auch in der deutschen Gesellschaft langsam angefangen, sich zu entwickeln und ist in die westliche Gesellschaft gekommen. Das ist auch dann die Zeit um 1959, als Swami Vishnu-devananda in die westliche Gesellschaft gegangen ist, um die Mission, Yoga massiv zu verbreiten, in die Breite der Gesellschaft zu bringen, anzugehen.
Es ist interessant, wenn ihr überlegt: Was ist normal in Yogastunden? Was ist eure eigene Praxis? Was erwartet ihr von einer Yogastunde? Was ist "normale" Hatha Yoga Praxis? Wenn wir durch den Gang zum Speisesaal gehen, da sieht man ja rechts und links Narayani, die alle möglichen Verrenkungen macht, das ist normales Standard Yoga. Ja, das ist eigentlich das, was man als "normales" Yoga bezeichnen könnte. Das sind Dinge, wozu ein Mensch natürlicherweise befähigt ist. Das ist nichts außergewöhnliches, sondern es entspricht den natürlichen Fähigkeiten, dem natürlichen Potential des Menschen.
Heutzutage müssen wir mit solchen Aussagen vorsichtig sein, weil manch einer fühlt sich schnell überfordert oder brüskiert durch solche Aussagen. Wenn man aber noch Bilder sieht, wie ein Krishnamacharya, der auch der Lehrer von Iyengar oder Pattabhi Jois war, wenn er mit seinen Schülern Yoga praktiziert hat, dann ist das, was wir hier in den Gängen sehen, nichts außergewöhnliches. Wenn wir Bilder von Swami Vishnu-devananda sehen, auch mit seinen engsten Schülern noch vor 40-50 Jahren, das ist das "normales" Yoga gewesen. Diese Asanas findet ihr auch im Internet unter den 84 Hauptasanas. Das ist die "normale" Standard Yogapraxis ursprünglich, auch wenn es heutzutage gerade so in der breiten Masse der Gesellschaft nicht praktiziert wird und viele Menschen in unserer Gesellschaft es auch so nicht praktizieren dürfen, weil es sonst potentiell gesundheitsgefährdend ist, was ja zur Potentialentfaltung nicht hilft.
In den ersten Jahrzehnten, wenn André Van Lysebeth in den dreißiger, vierziger Jahren, auch ein direkter Schüler von Swami Sivananda, Yoga in die westliche Gesellschaft gebracht hat, in die deutsche Gesellschaft, in die belgische Gesellschaft, in die französische Gesellschaft, gab es noch keine Strukturierung im Unterrichten, in der Praxis. Menschen haben Yoga praktiziert und das, was sie praktiziert haben, haben sie weitergegeben.
Noch vor 30, vor 32 Jahren habe ich in Frankfurt studiert und der Schwiegersohn meiner Patentante, wo ich wohnte, unterrichtete Yoga. Ich habe ihn gefragt, wie er dazu gekommen ist. Er hatte einen Yoga-Kurs an der Volkshochschule gemacht. Dann ist die Lehrerin ausgefallen, dann wurde er gefragt, ob er den Yoga-Kurs weiterführen könne. Das ist erst dreißig Jahre her. Dass in der Form noch Yogaunterricht und -praxis stattgefunden hat, das wäre heutzutage undenkbar, ein Sakrileg, unqualifiziert und was weiß ich nicht. In der Zeit galt Yoga in der deutschen Gesellschaft noch sehr stark als "Edelgymnastik". Also in der Gesellschaft der 1970er, 80er Jahre. Das kam auch dadurch, dass Yoga als Entspannungsmethode in den Präventionskatalog der Krankenkassen aufgenommen worden ist. Für die Gesellschaft war das ein großer Fortschritt, weil dadurch Yoga im Grunde auch gesellschaftsfähig wurde. Es wurde also in die Gesellschaft integriert, durch dieses Bestreben, auf der anderen Seite aber auch in eine sehr schräge Ecke der Gesellschaft gerückt.
Ich erinnere mich, als ich vor 20 Jahren eine Yogastunde gegeben habe. Wir hatten mit dem Sonnengruß angefangen, und dann kam ein Mittzwanziger mit einer Zigarettenschachtel unter das T-Shirt geklemmt. Und dann ging es los mit Sonnengruß. Nach den ersten zwei Runden hat er angefangen zu schimpfen: "Das ist Sport und kein Yoga." Und ging wieder. Und das war's. Das ist dann sozusagen die negative Auswirkung. Ja, dass Yoga in eine sehr enge Sparte der Gesellschaft gerückt wurde. Das heißt, die Vielfalt, die Yoga eigentlich bietet, wurde zu Beginn, gerade auch in der westlichen Gesellschaft, weniger transportiert. In der deutschen Gesellschaft war es vor allem als Entspannungsmethode bekannt. Zu der Zeit galt Yoga als "Edelgymnastik" auch im Volksmund. Es war als solches in der Gesellschaft bekannt. Ein paar nette gymnastische Übungen, die ganz gut tun. Und so war dann der Bekanntheitsgrad in der Gesellschaft.
Das heißt, in den letzten zwanzig-dreizig Jahren hat sich massiv was verändert in der Gesellschaft. Auch die Wahrnehmung von Yoga hat sich ganz massiv geändert. Das ist noch ein sehr junger Zeitraum. Neben dem Entspannungs- und Gesundheitsaspekt kamen auch ganzheitliche Aspekte dazu: Spiritualität, Philosophie, Denkweise, Lebensstil mit Yoga. Ich erinnere mich noch gut, so vor 20 Jahren oder vor 10 bis 15 Jahren, wenn ich bei den ersten Yogalehrerausbildungen anwesend war, bei denen ich beteiligt war, als viele Menschen hierher gekommen sind. Sie sind trotz der Spiritualität gekommen. Das haben sie halt billigend in Kauf genommen, den Geist bisschen ausgeschaltet, um nicht zu sehr betroffen zu sein, damit sie dann diesen praktischen Anteile mitnehmen können. Das hat sich geändert. Das heißt, wenn Leute bei der Yogalehrerausbildung heute teilnehmen, dann kommen sie wegen der Spiritualität. Oder wenn sie auch nur Einführungsseminare machen, kommen sie wegen der Spiritualität, weil sie auch das suchen.
Veränderung der Gesellschaft und Alterung der Gesellschaft
Die Gesellschaft verändert sich. Und so wie eine Gesellschaft sich verändert, verändert sich auch die Yogapraxis. In einer Gesellschaft gehören Angebot und Nachfrage zusammen. Und das was nachgefragt wird, das wird typischerweise in einer Gesellschaft auch angeboten. Aber es ist immer gut auch ein Angebot zu haben, das nicht nachgefragt wird. Wenn die Nachfrage in der Gesellschaft da ist, ist sofort das Angebot da. Und das ist vielleicht ein Manko der westlichen Gesellschaft. Es gibt keinen Schulunterricht für Spiritualität, für Sinnsuche. Menschen, die danach suchen und nicht direkt ein Angebot vor Ort haben, fallen in Süchte oder Kompensationsverhalten. Weil ein Streben nach mehr, nach mehr Sinnerfüllung da ist, aber kein Angebot vorhanden ist, oder es nicht kommuniziert wird.
Die Gesellschaft verändert sich. Wenn man die Gesellschaft untersucht, kann man das an einigen wesentlichen Merkmalen klar feststellen. Wir leben in einer alternden Gesellschaft. Und in der deutschen Gesellschaft ist die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer zurzeit 77, für Frauen 82. Damit gehört die deutsche Gesellschaft zu den Spitzenreitern weltweit. Moderne Wissenschaftler sagen, dass die realistische Altersgrenze des menschlichen Körpers, biologisch gesehen, bei 125 bis 150 Jahren liegt.
30% für eine gesunde Langlebigkeit liegen bei genetischen Voraussetzungen. Manche sagen auch 20%. Und 70 – 80% sind die Lebensumstände, die das Alter massiv beeinflussen. Wesentliche Aspekte dieser Lebensumstände sind gesunde Ernährung, Aktivität in jeder Hinsicht, sowohl körperlich als auch geistig uns alles, was dazu gehört. Das heißt auch viel arbeiten. Faule Menschen werden schneller krank und sind länger krank, haben nicht so viel vom Leben. Fleißige Menschen leben länger und sind länger gesund, sind dadurch auch wesentlich glücklicher. Da kann jeder überlegen, wie er davon betroffen ist. Neid gegenüber Menschen, die sich gerne faul zurücklehnen, ist unangemessen.
Ein Mediziner hat spaßeshalber gesagt: "Turne bis zur Urne." Also Aktivität in jeder Beziehung, gesunde Ernährung und eine soziale Einbindung innerhalb der Gesellschaft sind wesentliche Aspekte nicht nur für die körperliche Gesundheit, sondern auch für psycho-emotionale Gesundheit, seelische Gesundheit. Das hängt eng miteinander zusammen. Dadurch entsteht eine Anerkennung von anderen Mitgliedern der Gesellschaft. Soziale Einbindung und Anerkennung kann als drittes benennen. Und das Vierte ist Optimismus. Das sind vier wesentliche Merkmale der Altersforschung, die dazu führen, dass Menschen älter werden.
Dem gegenüber steht aber ein Problem, welches die Gesellschaft betrifft: Die Gesellschaft wird älter, aber nicht gesünder. Ein weiteres interessantes Merkmal unserer Gesellschaft: Die Zahl der Hundertjährigen verdoppelt sich alle 10 Jahre. Das heißt, bei den Kindern, die jetzt geboren werden ist statistisch die Chance, dass jeder zweite hundert Jahre alt wird, gegeben, sprich das nächste Jahrhundert erlebt. Das gilt als nicht abwegig, wenn die Gesellschaft sich generell, von den Lebensbedingungen ähnlich entwickelt.
Wir haben also gute Lebensumstände in der deutschen Gesellschaft. Egal wie wir schimpfen und meckern, ist das hier die Gesellschaft, die noch das meiste Wachstumspotential von jeder Kultur und Gesellschaft weltweit hat. Wir können also dankbar sein für unsere Gesellschaft. Das heißt, unsere Gesellschaft schimpft auf hohem Niveau. Aber das Schimpfen und Meckern hilft ja auch, sich weiter zu entwickeln und Missstände in der Gesellschaft nach und nach aufzudecken. Also gehen wir mal davon aus, das Meckern ist ein Teil der Weiterentwicklung unserer Gesellschaft im positiven Sinne.
Ein Auftrag, praktisch für alle Bereiche der Gesellschaft ist, die Gesundheit zu fördern und nicht die Langlebigkeit. Die Menschen in unserer Gesellschaft werden sowieso immer älter. Aber wichtig ist, dass sie gesund älter werden. Zwei Aspekte spielen innerhalb der Gesellschaft dabei eine wichtige Rolle: einmal den ökonomischen Aspekt, denn das wird nicht bezahlbar, wenn Menschen immer älter werden, aber nicht gesünder sind, sind sie immer länger krank. Das ist also ein volkswirtschaftliches, ökonomisches Problem für die Gesellschaft. Sie können nichts erwirtschaften, aber kosten Geld. Aber was für uns wichtiger ist: Hinter jedem Kostenfaktor steht Leiden, denn Menschen, die die Gesellschaft Geld kosten, weil sie krank sind, leiden. Ein Zitat von Jesus heißt: "Einen der größten Dienste, den du mir (also Jesus) erweisen kannst, ist Leiden von Menschen zu lindern." So ist also Leiden nicht nur ein ökonomischer Aspekt oder gesundheitsfördernd, sondern auch ein hoch spiritueller Aspekt.
Ich schätze, die meisten von euch sind Yogalehrer. Da ergibt sich der Auftrag, nicht nur sattwig Geld zu verdienen, sondern auch Menschen in unserer Gesellschaft zu helfen, ein gesundes, starkes und glückliches Leben zu führen. Es gilt nicht nur die Menschen in unserer Gesellschaft von sechzig bis achtzig zu beachten, sondern auch die, die jenseits der achtzig sind. Gerade da ist die Gesundheit ein Problem. Die Gesundheit von Menschen unter achtzig zu verbessern geht schleichend voran, aber über achtzig gibt's keine Besserung. Gerade da ist es wichtig auch Angebote zu haben, dass Menschen immer was für sich tun, nie aufhören sich weiter zu entwickeln. Es gibt eigentlich nur ein Wachstum oder ein Schrumpfen. Dazwischen gibt es nichts. Damit Menschen nicht zusammensacken, in sich zusammenfallen ist es notwendig, dass wir Angebote haben, die immer wieder neues Wachstum für sie ermöglichen, sodass gefühlt wenigstens ein Status Quo aufrechterhalten werden kann.
Ein wichtiger Aspekt im Alter ist Bewegung. Die ganzheitlichen Auswirkungen von Bewegung sind Erkenntnisse, die nicht nur Esoteriker schon vor vielen tausend Jahren hatten. Neurobiologische Erkenntnisse gehen sehr weit darüber, wie die Vernetzung des Gehirns Bewegung praktisch alle Aspekte des Menschen beeinflusst. Alle körperlichen Aspekte sind beeinflusst, aber auch emotionale, seelische, geistige. Über synaptische Verbindungen, die Bewegung abspeichern, werden auch Emotionen, Informationsverarbeitung etc. beeinflusst.
Um eine Sprache nicht zu verlernen, die man mal gelernt hat, ist es wichtig, sich im Alter zu bewegen. Weil Bewegung die gleichen synaptischen Verbindungen anregt, aktiv macht, in denen auch Sprachen oder einfache Informationen, die man braucht, um den Alltag zu bewältigen gespeichert sind. Wenn Menschen vergesslich werden oder vielleicht gewisse Dinge nicht mehr wissen, wie Geburtstage oder wo finde ich was im Supermarkt, kann das den Alltag sehr erschweren. Bewegung hilft, solche Dinge nicht zu vergessen. Damit alte Menschen sich bewegen, brauchen sie Spaß. Es ist sehr simpel. Man kann natürlich stundenlang wissenschaftliche Studien und alle möglichen Diplomarbeiten durchforsten. Letzten Endes kommt man immer zum gleichen Schluss. Der Mensch braucht Bewegung, und es muss Spaß machen. Dann ist das Meiste gewonnen, auch für unsere Gesellschaft. Es geht nicht nur um alte Menschen. Es gilt auch ganz im Wesentlichen für Kinder, die zukünftigen Alten.
Auswirkungen des Bewegungsmangels in der Gesellschaft und Vorbeugung durch Yoga
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Etwas, dass unsere Gesellschaft sehr stark kennzeichnet, ist eine motorische Degenerierung. Das heißt, die Menschen in unserer Gesellschaft können sich weniger bewegen, sie haben weniger Bewegungsmuster. Vor vierzig Jahren war es in der Gesellschaft normal, dass ein Mensch mit den Fingerspitzen zum Boden gekommen ist. Das galt als eine normale Mobilität. D.h. vor vierzig Jahren konnte das jeder Zehn- bis Zwölfjährige. Heutzutage nicht mehr. Durchschnittlich bleiben sie drei bis fünf Zentimeter vor dem Boden hängen. Das ist nur ein Merkmal. Das Gleiche gilt für Klimmzüge. Statt zehn schaffen sie nur noch sechs durchschnittlich usw. Das sind einige Merkmale, die über viele Jahrzehnte in der deutschen Gesellschaft gemessen wurden.
Genau genommen ist das etwas, das sich durch alle Aspekte und durch die gesamte Gesellschaft hindurchzieht. D.h. die Menschen degenerieren motorisch. Und das hat dann tragischerweise zur Folge, dass das Gehirn weniger Muster zur Verfügung hat, welche es für andere Aspekte anwenden kann. Also für die Entwicklung, auch geistiger Fähigkeiten gerade bei Kindern, ist die motorische Entwicklung die absolute Essenz. D.h. je mehr Bewegungsmuster sie im frühesten Alter, also im Vorschulalter lernen, umso höher ist ihre rationale als auch emotionale Kapazität und ihr Potential als Erwachsener. Schon dort beginnen die Defizite und setzen sich bei Erwachsenen fort. Das ist ein Trend, der vor ca. vierzig Jahren in unserer Gesellschaft begonnen hat, und jede wohlhabende Gesellschaft kennzeichnet. Die Gesellschaft wird bewegungsfaul, bewegungsarm.
Das geht in unserer Gesellschaft bereits in die zweite Generation. Z.B. müssen die Zugangsvoraussetzungen für Sportlehrer herabgesetzt werden, weil die Anwärter fürs Sportstudium, die vor dreißig oder vierzig Jahren galten, nicht mehr erfüllt werden können. Würde man sie weiterhin hochhalten, hätten wir keine Sportlehrer mehr. D.h. die Sportlehrer, die jetzt in den Schulen unterrichten, haben bereits Defizite und unterrichten Defizite als Standard, sodass das, was gefühlt Standard ist, sinkt.
Ein schönes Beispiel habe ich bei meinen Kindern erfahren, die sind jetzt fünfzehn. Jetzt sind sie motorisch gut gefördert. Sie gehören zu denen, die eher besser gefördert sind. Und in der Grundschule waren sie die Besten in Sport und haben eine Zwei bekommen. Die Klassenlehrerin hatte kein Verständnis. Die Kinder meinten, sie sind doch die Besten, sie müssen doch eine Eins kriegen. Dann hab ich sie gefragt: "Wie alt ist denn die Lehrerin?" "Ja, sie ist 60, sie ist kurz vor der Rente." Das ist klar: Sie hatte noch die alten Standards verinnerlicht, die vor dreißig-vierzig Jahren üblich waren. Für sie war noch selbstverständlich, was vor vierzig Jahren Kinder in dem Alter konnten. Das, was meine Kinder damals konnten, war nur eine Zwei, also gab es auch keine Eins. Bei einem dreißigjährigen Lehrer hätten sie eine Eins bekommen. So ändern sich die Standards in der Gesellschaft.
Und das ist bereits ein großes Problem in der Gesellschaft. So fehlt im Ingenieurswesen der Nachwuchs, der weitsichtig ist. Die Raumfahrtindustrie findet keinen Nachwuchs mehr, denn es fehlen Menschen in der Gesellschaft, die divergent, die groß, die vielschichtig denken können. In der Juristerei ist es ähnlich, weil aufgrund eines gewissen eingeschränkten Denkens die nachwachsenden Juristen nicht mehr das ausreichende Feingefühl für die Wirkung ihrer Sprache haben. Eine kleinste Nuance in der Satzstellung kann z.T. die Interpretationsfähigkeit der Aussage dramatisch verändern. So gibt es also verschiedene Berufsgruppen in der Gesellschaft, wo es echte Probleme gibt. Die räumliche Intelligenz – sagt man – stirbt in unserer Gesellschaft aus, weil Menschen, die sich weniger bewegen, lernen weniger sich im Raum zu bewegen. Wenn man dann mal im Supermarkt von jemandem angerempelt wird, kann der nichts dafür. Er ist nur Durchschnitt einer bewegungsarmen Gesellschaft.
Das heißt Bewegungsförderung ist auch etwas, das im Yoga eine wichtige Rolle spielt. Es geht darum, die Menschen in unserer Gesellschaft dazu zu bringen, sich zu bewegen, egal wie und möglichst vielfältig. Es reicht nicht aus, ihnen nur zwölf Grundstellungen beizubringen, sondern eine große Vielfalt in Bewegungsmustern ist wichtig. Variationen anzubieten, ja, auch spielerische Arbeit mit Yoga, auch mit Bewegung, sodass dort eine Vielfalt entsteht. Das bringt Spaß und fördert Menschen auch auf verschiedenen Ebenen.
Durch den Bewegungsmangel ergibt sich Übergewicht. Vor zehn Jahren hatten in unserer Gesellschaft vielleicht noch 52% der Männer Übergewicht, jetzt sind es 62%. Das ist also ein dramatischer Anstieg an Übergewicht. Bewegungsmangel und Übergewicht sind die Hauptursachen für Diabetes. So gibt es jetzt mittlerweile 6 Millionen Diabetiker in der deutschen Gesellschaft, aber nur 5 Millionen Menschen, die Yoga machen. Das ist ein schlechtes Verhältnis. Ja, das ist also etwas, das die Gesellschaft stark verändert. Wenn Wissenschaftler sagen: "Der Mensch kann 125 bis 150 Jahre alt werden", gibt es ein Problem. Verschiedene Teile des Körpers halten nicht so lange durch. Bereits bei einem Drittel der 35-Jährigen findet man die ersten Gelenkverschleißerscheinungen. Nicht alle Teile des Körpers sind auf 150 Jahre ausgelegt. Der Mensch ist konzipiert zu sterben und sich einen neuen Körper zu suchen. So wie wir kaputte Schuhe wegschmeißen und uns neue besorgen, brauchen wir früher oder später auch einen neuen Körper.
Wichtig ist, ein gesundes Leben zu führen. Sonst haben Krankheiten und Bewegungsmangel auch tiefergehende Auswirkungen, nicht nur auf der körperlichen Ebene. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht in allen Gesellschaften einen dramatischen Anstieg an psychosomatischen Erkrankungen. Krankheiten wie Krebs werden irgendwann von Depressionen übertroffen. Das ist etwas, was unsere Gesellschaft nachhaltig verändern kann. Nicht nur unsere Gesellschaft, sondern die ganze Welt. Wenn Menschen erhebliche psychische Probleme haben, ist es für sie selbst ein großes Leid und für ihre Mitmenschen auch.
Es ist bekannt, dass Bewegung eines der wirksamsten Mittel gegen Depression ist. Wir haben von Yoga Vidya eine Studie in Auftrag gegeben, von Arndt Büssing, die er 2011 vorgestellt hat. Eine Meta-Studie, wo er viele Studien über Yoga untersucht hat. Und eines der Ergebnisse war, dass alle psychotherapeutischen Maßnahmen, egal welche, in Verbindung mit Hatha Yoga wirksamer sind als ohne Hatha Yoga. So kann man sich auch die speziellen Hatha Yoga Übungen und Stellungen wie einen Schlüssel zum Unterbewusstsein vorstellen, als eine Verbindung von Körper und Geist.
Das sind ganz spezielle Stellungen, wie wir sie im Yoga kennen. Es sind nicht irgendwelche "Edelgymnastikübungen", sondern gerade diese spezifischen Yoga Asanas haben einen besonderen Wert, der über Jahrtausende praktisch erforscht und erfahren wurde. Einige wenige Stellungen können einen direkten Zugang zu mentalen Mustern bringen, diese öffnen und so schnell das Wohlbefinden auf allen Ebenen verbessern. Und es ist besser, damit anzufangen, bevor man krank wird - am besten, solange man noch gesund ist. Da fehlt aber oft die Motivation. Insofern ist Krankheit, egal welche, dann wieder ein Segen, wenn sie dazu führt, dass Menschen anfangen, was für sich zu tun, weil spätestens dann die Motivation da ist. Bewegung fördert die Wachstumshormone von Gehirn und Körper und Meditation strukturiert das Wachstum. Ob jetzt die Angst-Areale oder die Mut-Areale, die kreativen Areale im Gehirn gestärkt werden, Meditation beeinflusst das maßgeblich.
Mentalitätswandel in der Gesellschaft
Die deutsche Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der Freizeit und Sinnsuche immer mehr eine Rolle spielen. Natürlich wächst bei einer alternden Gesellschaft auch der Zugang zur Spiritualität. Bei jungen Mitgliedern der Gesellschaft stehen vielleicht körperliche Dinge, körperliche Erfahrungen, sinnliche Erfahrungen im Vordergrund, aber je älter ein Mitglied der Gesellschaft wird, umso offener wird er auch für tiefergehende Dinge. Die Sinnsuche kommt mehr in den Vordergrund, so dass auch Sinnsuche, spirituelle Entwicklung, seelische Aspekte in der gesamten Gesellschaft einen immer höheren Stellenwert bekommen.
Letztens habe ich gelesen, dass die deutsche Gesellschaft sich von der Arbeitsgesellschaft wegentwickelt. Die deutsche Gesellschaft war ja in Europa immer das Vorbild für Effizienz, Arbeitsamkeit und Pflichterfüllung. Mittlerweile gilt die deutsche Gesellschaft als die Spaßgesellschaft in Europa, was sicherlich auch mit dem Wohlstand in der Gesellschaft zu tun hat. Und wenn die Gesellschaft ausreichend Wohlstand hat, dann kann man es sich auch erlauben, weniger zu arbeiten. Das heißt, Sinnsuche, Sinnerfüllung wird in unserer Gesellschaft immer wichtiger. Auch am Arbeitsplatz: Die Menschen in der deutschen Gesellschaft wählen Arbeit eher danach aus, dass es sie zufrieden, glücklich und gesund macht und weniger nach dem Geld. Der Durchschnitt in der Gesellschaft ist auch bereit, materielle Einschnitte hinzunehmen, um mehr Sinnerfüllung im Berufsleben zu haben. Die Arbeitgeber unserer Gesellschaft nehmen darauf auch Bezug.
Man nennt unsere Gesellschaft auch eine "Freizeitgesellschaft", weil die Menschen scheinbar erkannt haben, dass nur arbeiten allein, um Geld zu verdienen, es nicht sein kann. Das heißt, dieses Denken durchdringt mehr und mehr die Gesellschaft, so dass auch der Zugang zu Meditation in der Gesellschaft allgemein mehr und mehr wächst. Die Tourismusbranche hat das auch erkannt. Es gibt immer mehr Reiseangebote, die nicht einfach nur Spaß beinhalten. Es gibt auch entsprechende Angebote für Selbsterfahrung, Selbsterkenntnis, Zugang zu sich selbst finden. Manche Reiseanbieter suchen auch Kontakt zu Häusern wie diesem oder von anderen Anbietern, weil das auch ein Wachstumsmarkt innerhalb der Gesellschaft ist.
Dadurch dass Yoga jetzt sehr stark in die Masse der Gesellschaft gegangen ist, ist es nicht mehr eine Praxis für wenige Eliten, sondern es praktizieren auch Menschen unserer Gesellschaft, die nicht diese besondere Leistungsfähigkeit haben, wie die Schüler vor 500 Jahren.
Komplexität des Yoga-Angebots innerhalb der heutigen Gesellschaft
Selbstverständlich wird Yoga den Entwicklungen der Gesellschaft angepasst. Letztens hatte ich einen Vortrag über Swami Vishnu-devananda im Satsang und dann ein Abschlussfoto von einer seiner Yogalehrerausbildung vor ungefähr 35 Jahren – da waren alle im Kopfstand. Vielleicht war das nicht geschickt von mir, das in einer Yogalehrerausbildung anzumerken, sie waren eine Woche vor der Prüfung: "Ihr habt ja noch eine Woche Zeit." Da haben nicht alle zufrieden geschaut! Ich glaube, einige fühlten sich etwas pikiert und überfordert durch diese Aussage. Sollte eigentlich ein Spaß sein, aber das hatten nicht alle verstanden. Man muss vorsichtig sein, wie man das angeht.
Ein positiver Aspekt in unserer Gesellschaft, einer Informationsgesellschaft, ist, dass die verschiedenen Anwendungsbereiche von Yoga weitreichend kommuniziert sind und alle Mitglieder der Gesellschaft erreichen können. Über wissenschaftliche Studien, die Erkenntnisse, die schon vor tausenden von Jahren bekannt waren, bestätigen, trifft Yoga auf mehr und mehr Akzeptanz in der Gesellschaft. Yoga wird nicht nur einfach praktiziert, um sich gut zu fühlen und Selbstverwirklichung zu erlangen, sondern die Menschen in der westlichen Gesellschaft machen Yoga gegen spezielle Beschwerden, sei es therapeutisch, sei es für die Gelenke, für das Herz-Kreislaufsystem oder bei schweren Krankheiten wie zum Beispiel Krebs, zur Gesundheitsvorsorge, für Kinder, für Schwangere, für Senioren oder für Sportliche usw. gibt es ein sehr breites Angebot im Yoga für alle Bereiche der Gesellschaft. Das heißt, die Yogapraxis ist komplexer geworden, genau wie die Gesellschaft auch.
Das, was wir im Gang sehen, ist noch nicht ausgestorben, es wird immer noch praktiziert. So wird es mehr und mehr Spezialisierungen geben, auch im Yogabereich. Vor 30 Jahren gab es vielleicht einfach nur Yogalehrer, die unterrichtet haben. Heutzutage gibt es mehr Menschen, die Yoga spezialisiert praktizieren und mit speziellen Motivationen kommen, mit speziellen Defiziten oder auch mit besonderen Potentialen. So braucht es also Yogalehrer in unserer Gesellschaft, die spezialisiert sind.
Es ist aus meiner Sicht nicht zeitgemäß, Yogalehrerausbildungen anzubieten, die umfangreicher werden, damit Yogalehrer möglichst viel können, sondern es braucht zeitliche und vom Umfang her überschaubare Ausbildungen, auf deren Basis sich Yogalehrer dann entsprechend ihrer Neigungen oder des Marktes, des Bedarfes in der Gesellschaft, spezialisieren können.
Man erwartet von keinem Arzt, dass er alle Krankheiten kennt. Wir gehen zu Spezialisten, wenn wir einen Arzt brauchen. So ähnlich wird es auch im Yoga in unserer modernen Gesellschaft sein. Yogaschulen und Yogalehrer spezialisieren sich zunehmend. So braucht es über diese Spezialisierung hinaus auch eine Vernetzung. Dass Menschen im Yoga mehr zusammenarbeiten. Aus meiner Sicht ist es da wichtig, über eigene persönliche Interessen hinauszugehen, um auch den spirituellen Aspekt von Yoga – das Zusammenführen von Menschen, das Führen zur Einheit – einzubringen, dass unter den Yoga-Übenden eine Vernetzung stattfindet, eine Zusammenarbeit unter Anerkennung und Respekt der Fähigkeiten und Leistungen anderer. Nicht schauen, dass es mir besser geht, sondern schauen, wie können wir gemeinsam, praktisch, mit Yoga - diesem Schatz, den wir in den Händen halten – teilen, so dass letztendlich alle Menschen in jeder Gesellschaft davon profitieren: jene, die es unterrichten und jene, die es lernen, um es auch zu praktizieren.
So dass Yoga in seiner Vielfalt und innerhalb der Breite der Gesellschaft gestärkt oder sogar noch weiterentwickelt wird. Ich denke, für Yoga gibt es noch eine sehr große Zukunft in unserer Gesellschaft, aber durch die Komplexität der Gesellschaft braucht es die Möglichkeit sich speziell weiterzubilden, es braucht auch spezielle Angebote für die Teilnehmer. Das ist ein Trend in der Gesellschaft, der sich auch dorthin entwickelt. Aber die Yogaszene entwickelt sich auch dementsprechend, und so wird jedes Mitglied der Gesellschaft sich dort auch wiederfinden.
Die Gesellschaft des Göttlichen Lebens - The Divine Life Society
Swami Sivananda gründete im Jahr 1936 die Gesellschaft des Göttlichen Lebens - die "Divine Life Society". Sie ist ein strahlendes Beispiel für den kreativen Aspekt Gottes im Menschen. Sie ist eine bemerkenswerte Errungenschaft ihres Gründers, Sri Swami Sivananda, der sie Stein für Stein auf die festen Grundsätze von Reinheit, Integrität, Nobilität und Großherzigkeit baute. Die Ideale der Gesellschaft sind erhaben, äußerst praktikabel und in Reichweite jedes menschlichen Wesens, unabhängig von Stellung, Kaste, Hautfarbe, Land oder Glauben. Die Institution ist an alle kulturellen Bedürfnisse aller Ränge aller Menschen ausgerichtet, egal welcher Klasse sie angehören. Jeder kann sich das abgreifen was am Besten aufgrund seiner Statur und intellektuellen oder spirituellen Kenntnissen zu ihm passt. Die heilige Ganga fließt an der Seite des Ashrams, die sich von den eisigen Regionen des Himalayas hinab bewegt. Sie transportiert die Nachricht von Sehern und Weisen der Vergangenheit und Gegenwart und erhält so in gewisser Weise den Kontakt zwischen dem Altertum und der Moderne intakt und nährt den Körper und den Geist der erschöpften Seele in seiner irdischen Verzweiflung. Es gibt auch einen Jnana Ganga (Fluss des Wissens), der von der fruchtbaren Feder vom großen Meister Sri Swami Sivananda und seiner direkten Schüler ausströmt, die der Meister herausgemeißelt und in seine eigenes Muster geformt hat, mit der lobenswerten Idee sie dazu zu befähigen die Ursache seiner erhabenen Mission fort zu fahren und weiter zu führen.
Das erhabene Ideal "Göttlichen Lebens“ hat seinen bescheidenen Ursprung in der Erschaffung eines wahren Menschen, eben wie die feine Superstruktur seinen kleinen Start im Fundament hat. Genau wie die Festigkeit eines Gebäudes von seinem Fundament, das still und unsichtbar bleibt, abhängt. So hängt die Erreichung des Göttlichen von der mühseligen Vorbereitung des Menschen ab, um das Tier in ihm zu beseitigen und die menschliche Natur zu entwickeln und um ihm erlauben in Göttlichkeit aufzugehen. So gibt es kein göttliches Leben ohne ein Wesen das versucht zunächst Mensch zu werden und man kann nicht behaupten ein Mensch zu sein nur weil man auf zwei Beinen läuft und mit seiner Zunge spricht. Es ist unsere Haltung, unser Verhalten und unser Umgang mit anderen was entscheidet ob wir Menschen, Untermenschen oder Supermenschen sind. Was ist unsere Haltung gegenüber unseren Mitmenschen, uns selbst gegenüber und dem Schöpfer? Das wird entscheiden wer wir sind. So war die noble Mission von Sri Swami Sivanandaji Maraj dem Mensch die benötigte Transformation zu überbringen, ihm allmählich sein inneres Tier auszutreiben und die Innere Göttlichkeit bis zur Perfektion aufzudecken. Diese Transformation wird von jedem benötigt, unabhängig von Kaste, Stellung, Hautfarbe, Land, Geschlecht, Position, niedrig oder hoch und deswegen zieht die Gesellschaft strebende Seelen von allen Lebenswegen und aus jedem Land an.
Ziele der Divine Life Society
Die Gesellschaft des Göttlichen Lebens (Divine Life Society) verbreitet sein Ziel einer weltweiten Wiederauflebung von Spiritualität durch die…
- ...Veröffentlichung von Büchern, Broschüren und Magazinen, die sich wissenschaftlich mit allen Aspekten von Yoga und Vedanta, universeller Religion, Philosophie und antiker Medizin beschäftigen,
- ...dem Durchführen und der Organisation kultureller und spiritueller Konferenzen und Reden,
- ...dem Errichten von Trainingszentren für die Yogapraxis und dem Wiederaufleben wahrer Kultur, und der gelegentlichen Unternehmung manch anderer Schritte, die für die Verbreitung einer schnellen moralischen und spirituellen Regeneration von Nöten sind.
Diese Einrichtung dient als ein Ort für die Erhaltung uralter Traditionen und spiritueller Praktiken, die aus einem altehrwürdigen Erbe stammen. Sie wurde errichtet um als Modell für eine vielseitige altruistische Aktivität, ein ideales Muster zur Nachahmung, mit der Absicht eine komplette Selbstentfaltung der menschlichen Persönlichkeit und die essentielle Vermischung aller Seiten der menschlichen Natur zu dienen. Die Gesellschaft fungiert auch als idealer Ort für den spirituellen Rückzug ausgebildeter Erdenbürger, wo er sich erneuern kann und sein Wesen, physisch, mental, moralisch und spirituell erholen und erfrischen kann.
Siehe auch
Weblinks
Literatur
- Sukadev Bretz: Meditieren lernen in 10 Wochen - Übungsbuch mit MP3-CD
- Sukadev Bretz: Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute
- Sukadev Bretz, Ulrike Schöber: Der Pfad zur Gelassenheit
- Yoga Vidya: Das große Yoga Vidya Hatha Yoga Buch
- James Swartz: Yoga der Liebe
Ausbildungen
Seminare
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- Sanja Müller-Hübenthal