Vijnana

Aus Yogawiki
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Vijnana (Sanskrit: विज्ञान vijñāna n.) das Erkennen als, Erkenntnis, richtige Erkenntnis, Wissen; Annahme von; Fertigkeit, Kunst, Kunstgriff, Kunststück; Wissenschaft, Lehre; profanes Wissen im Gegensatz zu Jnana; die Fähigkeit des Erkennens, richtiges Urteil; das Organ der Erkenntnis (Manas); das Verstehen unter etwas, das Halten für, das Annehmen; vollkommenes Wissen.

Swami Sivananda über Vijnana

Auszüge aus dem Buch "Lord Krishna, His Lilas and Teachings" von Swami Sivananda, The Divine Life Society Publication. Nacherzählung der Geschichte "Jnana und Vijnana"

Lord Krishna sprach: "Ich gebe dir hier die Lehren Bhishmas über Entsagung, Vijnana (Verwirklichung), Glauben, Ernsthaftigkeit und Hingabe weiter: Das sehe ich als wahres Wissen an, wodurch man in allem alles sieht - die neun Grundprinzipien des Samkhya (Prakriti, Purusha, Mahat, Ahamkara und die fünf Tanmatras, die feinstofflichen Elemente); die elf (= die fünf Handlungsorgane, die fünf Sinnesorgane und Manas); die fünf grobstofflichen Elemente (Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther); die drei Gunas (Sattva, Rajas, Tamas) – und auch das Eine in jedem davon.

Vijnana ist also nichts anderes als dies: Man sieht all diese Prinzipien nicht mehr als real an und man sieht auch nicht mehr „Objekte“ als von dem Einen durchdrungen. Sondern man ist sich nur noch der einen höchsten Ursache, Brahman, bewusst und sieht nichts anderes. Man erkennt, dass Entstehen, Erhaltung und Vergehen sich nur auf das Zusammenspiel der Gunas beziehen. Das was am Anfang, in der Mitte und am Ende existiert, wenn ein Objekt in ein anderes transformiert wird (sich also verändert wie zum Beispiel der Körper durch Geburt, Wachstum usw.) und bleibt, wenn diese Objekte in ihren Ursprung zurückkehren, das ist wahrlich das Wirkliche, Sat, das reine Sein. Die vier Mittel der Erkenntnis (Pramana) sind die Schriften (Veda), direkte Wahrnehmung, Aussagen der Weisen und logische Schlußfolgerung. Die Welt der Erscheinungen hält keinem von ihnen stand; daher wendet sich ein weiser Mensch von ihr ab und wird gleichmütig. Alle Handlungen unterliegen der Veränderung und sind zeitlich begrenzt. Sie können kein dauerhaftes Glück hervorrufen. Daher legt ein Weiser auch auf alle höheren Ebenen, die man durch Handlungen und Rituale nach dem Tod erreichen könnte, keinen Wert, denn sie sind genauso vergänglich wie alles auf dieser Welt.

Ich habe schon über Bhakti Yoga gesprochen. Hier nochmals die wichtigsten Weisen, wie du zu Hingabe kommen kannst: Erzählungen und Geschichten über Gott und göttliche Inkarnationen mit Glauben zu hören, sie weiter zu erzählen, religiöse Lieder und Hymnen zu singen, beständig in der Verehrung zu sein, Freude im Dienst an Gott entwickeln, sich zu verneigen, meine Anhänger zu ehren, meine Gegenwart im Inneren aller Wesen wahrzunehmen, alles für Gott zu tun, auch im Alltag an Gott zu denken und über göttliche Eigenschaften zu sprechen, sich von allen Wünschen und Sehnsüchten frei zu machen, äußere Dinge und Bequemlichkeit um meinetwillen aufzugeben, Opfergaben, Spenden und Rituale, Mantras zu rezitieren, Vorsätze fassen, spirituelle Praxis - das sind die besten Mittel, um Gottesliebe und Hingabe zu kultivieren. Auf diese Weise entwickelt man Hingabe. Hat man erst diese vollkommene Hingabe, dann gibt es darüber hinaus nichts mehr zu verwirklichen. Wenn der Geist vollkommen ruhig ist, von Sattva erfüllt und auf mich allein gerichtet, erlangt man Rechtschaffenheit (Dharma), Wissen (Jnana), Nicht-Anhaften (Vairagya) und göttliche Kräfte (Ishvara). Wenn der Geist aber weltlichen Vergnügen hinterher läuft und auf äußere Dinge statt auf Gott gerichtet ist, ist er von Rajas beherrscht und gegenteilige Eigenschaften wie Unrechtschaffenheit, Unwissenheit, Anhaftung und Schwäche entwickeln sich. Alles was Hingabe auslöst, ist Dharma; Verwirklichung der Einheit des Atman ist Jnana; Nicht-Anhaften an Objekten bzw. den drei Gunas und ihren Produkten ist Leidenschaftslosigkeit; und der Ishvara-Status ist die Beherrschung aller Siddhis."

Sukadev über Vijnana

Teil 1

Vijnana, wörtlich "die andere Erkenntnis", "das andere Wissen". Jnana heißt Erkenntnis, Wissen. "Vi" steht für "andere". Die Vorsilbe "Vi" kann in verschiedenen Kontexten Unterschiedliches bedeuten. Und in der Bhagavad Gita wird von Jnana und Vijnana gesprochen. Und in der Bhagavad Gita wird unter Jnana das höchste Wissen verstanden und unter Vijnana wird das relative Wissen verstanden, die relative Erkenntnis. Es ist wichtig, das höchste Wissen zu erlangen, Jnana, aber es ist auch wichtig, das relative Wissen zu erkennen, Vijnana.

Es gibt paradoxerweise aber auch Texte, wo es genau andersherum ist. Da ist Jnana das normale Wissen und die Erkenntnis, und die intuitive Verwirklichung des Höchsten ist Vijnana. Je nach Kontext ist Vijnana intellektuelles, relatives Wissen, oder Vijnana ist intuitives Wissen des Höchsten. Allgemein kann man sagen, Vijnana ist Erkenntnis und Wissen, sowohl intellektuell als auch intuitiv.

Teil 2

Vijnana – Intelligenz, Einsicht, Verstehen, Unterscheidungskraft. Vijnana ist ein wichtiges Sanskrit-Wort und du findest Vijnana in verschiedensten Kontexten in der Bhagavad Gita und in anderen wichtigen Schriften des Yoga, insbesondere des Jnana Yoga. Jnana heißt Wissen, Jnana heißt Erkenntnis. Jnana kann aber auch insbesondere heißen, intuitives, direktes Wissen.

Es gibt z.B. Atman Jnana, das heißt, die vollkommene Erkenntnis von Atman. Es gibt Brahman Jnana, die vollkommene Erkenntnis von Brahman. Atman Jnana und Brahman Jnana heißt, die volle Verwirklichung, die führen zu Moksha. Vijnana, da steht also vor Jnana die Silbe "Vi“ und Vi heißt immer "ohne“ oder es kann heißen, "besonders“ oder "außergewöhnlich“ oder "anders“. So gibt es z.B. SankalpaVikalpa, das heißt, ein Gedanke und dann ein anderer Gedanke, Zweifel. Sankalpa, Vikalpa – Gedanke und Zweifel.

Dann gibt es Anuloma Viloma, die Wechselatmung, eine Art zu atmen und eine andere Art zu atmen. Und so gibt es eben auch Jnana und Vijnana. Vijnana ist jetzt hier nicht "ohne Wissen“, sondern es ist das andere Wissen. Manchmal wird auch gesagt, Vijnana ist also mehr das intellektuelle Wissen, daher heißt es auch Intelligenz, es heißt auch Einsicht, es heißt auch Unterscheidungskraft. Man kann sagen, Vijnana führt irgendwann zu Jnana. Vijnana ist mehr intellektuell, und Jnana ist die volle Erkenntnis, die Intellekt, Intuition und tiefe innere Erkenntnis mit einschließt.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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