Mensch

Aus Yogawiki

Was ist der Mensch? Was macht Menschsein aus? Was ist die Bestimmung des Menschen? Was ist der Unterschied zwischen Mensch und Tier? Dazu findest du hier einige Anregungen.

Mensch - erläutert vom Yoga Standpunkt aus

Was ist der Mensch?

Der Mensch (Homo sapiens) ist biologisch gesehen die häufigste und am weitesten verbreitete Art von allen Primaten. Der Mensch zeichnet sich durch seine Zweibeinigkeit und seine hohe Intelligenz aus. Er verfügt über ein großes Gehirn und die daraus resultierenden kognitiven Fähigkeiten, die es ihm ermöglichen, in unterschiedlichen Umgebungen zu überleben und komplexe Gesellschaften und Zivilisationen zu entwickeln. Menschen sind sehr sozial und neigen dazu, in komplexen sozialen Strukturen zu leben, die aus vielen kooperierenden und konkurrierenden Gruppen bestehen, von Familien und Verwandtschaftsnetzwerken bis hin zu politischen Staaten. Durch die sozialen Interaktionen zwischen den Menschen hat sich eine Vielzahl von Werten, sozialen Normen, Sprachen und Ritualen herausgebildet, die alle die menschliche Gesellschaft stärken. Der Wunsch, Phänomene zu verstehen und zu beeinflussen, hat die Menschheit zur Entwicklung von Wissenschaft, Technologie, Philosophie, Mythologie, Religion und anderen konzeptionellen Rahmenwerken motiviert.

Obwohl einige Wissenschaftler den Begriff "Mensch" mit allen Mitgliedern der Gattung „Homo xyz“ gleichsetzen, bezieht er sich im allgemeinen Sprachgebrauch auf den „Homo sapiens“, das einzige noch lebende Mitglied. Der anatomisch moderne Mensch entstand vor etwa 300.000 Jahren in Afrika, wo er sich aus dem „Homo heidelbergensis“ oder einer ähnlichen Art entwickelte und aus Afrika auswanderte, wobei er nach und nach lokale Populationen archaischer Menschen verdrängte oder sich mit ihnen kreuzte. Während des größten Teils der Geschichte waren die Menschen nomadische Jäger und Sammler. Vor etwa 160.000-60.000 Jahren begann der Mensch, sich modern zu verhalten. Die neolithische Revolution, die vor etwa 13.000 Jahren in Südwestasien (und separat an einigen anderen Orten) begann, brachte die Landwirtschaft und dauerhafte menschliche Siedlungen hervor. Als die Bevölkerungen größer und dichter wurden, entwickelten sich Formen des Regierens innerhalb und zwischen den Gemeinschaften, und eine große Anzahl von Zivilisationen ist seitdem entstanden und untergegangen. Die heutigen eingesessenen Europäer stammen genetisch zum großen Teil aus Indien, wo sie vor vielen Jahrtausenden siedelten. Die Menschheit hat sich über die ganze Erde ausgebreitet, im Jahr 2023 hat die Weltbevölkerung mehr als 8 Milliarden betragen. Indien ist dabei das Land mit der größten Bevölkerung noch vor China.

Sind wir nicht alle gleich?

Was unterscheidet uns Menschen?

Gene und Umwelt beeinflussen die biologische Vielfalt des Menschen in Bezug auf sichtbare Merkmale, Physiologie, Krankheitsanfälligkeit, geistige Fähigkeiten, Körpergröße und Lebensdauer. Obwohl sich Menschen in vielen Merkmalen unterscheiden (z. B. genetische Veranlagung und körperliche Merkmale), sind sich zwei Menschen zu mindestens 99 % genetisch ähnlich. Der Mensch ist geschlechtsdimorph: Im Allgemeinen haben Männer eine größere Körperkraft und Frauen einen höheren Körperfettanteil. In der Pubertät entwickelt der Mensch sekundäre Geschlechtsmerkmale. Frauen können schwanger werden, in der Regel zwischen der Pubertät im Alter von etwa 12 Jahren und der Menopause im Alter von 50 Jahren.

Der Mensch ist an sich ein Allesfresser, der eine Vielzahl von pflanzlichen (und tierischen) Stoffen verzehren könnte und seit der Zeit des „Homo erectus“ Feuer und andere Formen der Wärme zum Zubereiten und Kochen von Speisen verwendet hat. Der Mensch kann bis zu 8 Wochen ohne Nahrung und 3 bis 4 Tage ohne Wasser überleben. Wir sind im allgemeinen tagaktiv und schlafen im Durchschnitt 7 bis 9 Stunden pro Tag. Die Geburt eines Kindes ist gefährlich und birgt ein hohes Risiko von Komplikationen und Tod. Oft kümmern sich sowohl die Mutter als auch der Vater um ihre Kinder, die nach der Geburt hilflos sind und viel lernen müssen.

Der Mensch verfügt über einen großen, hoch entwickelten und komplexen präfrontalen Kortex, die Region des Gehirns, die für die Vernunft zuständig ist. Der Mensch ist hochintelligent, verfügt über ein episodisches Gedächtnis, hat eine flexible Mimik, ein Selbstbewusstsein und eine Theorie des Geistes. Der menschliche Geist ist fähig zur Selbstbeobachtung, zu privaten Gedanken, zur Vorstellungskraft, zum Willen und zur Bildung von Ansichten über die Existenz. Dies hat große technische Fortschritte und die Entwicklung komplexer Werkzeuge durch komplexes Denken und die Weitergabe von Wissen an nachfolgende Generationen ermöglicht. Sprache, Kunst und Handel sind entscheidende Merkmale des Menschen.

Fernhandelsrouten wie etwa die alte Seidenstraße, die von China über Indien und Arabien bis ans Mittelmeer führte, könnten zu kulturellen Austausch und zur Verteilung von Ressourcen geführt haben, die dem heutigen Menschen einen Vorteil gegenüber anderen ähnlichen Arten verschafften. Über diese Route etwa gelangten schon früh Menschen und Waren nach Europa.

Nachtrag: Jesus von Nazareth könnte auf der damaligen Seidenstraße relativ schnell und sicher nach Indien gereist sein oder hat vielleicht Menschen von dort kennenlernen können, die ihm den bereits existierenden Hinduismus, Yoga und Buddhismus erklärt haben. Vieles deutet darauf hin, auch wenn es in der Bibel nicht direkt erwähnt wird.

Quelle: Nach dem Artikel in der englischen Wikipedia.

Swami Sivananda über den Menschen

Auszüge aus dem Buch „Sivanandas Inspiration und Weisheit für Menschen von heute"

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Der Mensch macht ein kleines Geräusch in der kurzen Phase, die man Leben nennt, und verschwindet in einem Augenblick. Was ist der Mensch? Was kann aus ihm werden? Was ist der Geist? Was ist der beste Zustand? Es ist wirklich nützlich für dich, diese Dinge zu untersuchen. Das Baby weint. Das Kind springt, tanzt und spielt mit seinen Spielsachen. Das Schulkind geht mit seinen Büchern zur Schule.

Der junge Mensch macht Prüfungen. Der Jugendliche dreht seinen Schnurrbart, streitet, kämpft und läuft hinter Frauen her. Die meisten Menschen machen sich viele Gedanken um oberflächliche Dinge wie Aussehen, modische Kleider und Flirts. Sie versuchen, Ruhm und Ehre zu erwerben. Sie streben nach Wohlstand und horten Besitz. Sie zeugen und bekommen Kinder. Irgendwann wird der Mensch jedoch alt, trägt Brille, falsche Zähne und stützt sich auf einen Stock. Schließlich macht er seinen letzten Atemzug.

Körper, Geist und Seele

Für den westlichen Menschen ist der Mensch ein physisches Geschöpf, das mit einem Geist versehen ist und über eine Seele verfügt. Für den Inder ist der Mensch im Wesentlichen eine Seele, die sich durch Geist ausdrückt und als Ausdrucksmittel einen Körper hat, um auf der physischen Ebene funktionieren zu können. Der Mensch ist eine Seele mit einem Körper. Der Mensch ist im Wesentlichen ein spirituelles, geistiges Wesen.

Der Mensch lebt, weil er vom Wesen her eine Seele und einen Geist hat. Das innerste Wesen des Menschen ist Atman, der Göttliche Geist. Die wahre Natur des Menschen ist Gott. Der physische Körper und der Verstand hängen von der Seele im Inneren ab, von der der Mensch wenig oder nichts weiß. Wenn der Mensch das Selbst, den Spirit, erkennt, erlangt er Sicherheit, Gewissheit, Vollkommenheit, Freiheit, Unabhängigkeit, Unsterblichkeit und ewige Wonne.

Alle Menschen sind in ihrer Natur gleich. Ein einziger Atman befindet sich auf gleiche Weise in allen Wesen. Durch die Natur des Bewusstseins sind alle Menschen gleich; aber durch die Natur des Geistes und des Lebens sind sie voneinander entfernt. Der elektrische Strom, der durch verschiedene Glühbirnen fließt, ist ein- und derselbe. Aber er wird auf verschiedene Weise wahrgenommen, weil die Glühbirnen sich voneinander unterscheiden.

So sind die Menschen aufgrund der verschiedenen Arten von Geist, Gemüt und Temperament verschieden. Der Mensch ist eine Dreiheit aus Körper, Geist und Seele. Das reine Bewusstsein ist verschleiert durch Geist und Materie. Daher kann es seine wahre, göttliche Natur nicht erkennen. Solange der Mensch nicht frei ist von der Bindung durch Geist und Materie, kann er keine Kenntnis des Selbst, des Atman, haben.

Unsterblichkeit der Seele

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Der Mensch ist nicht dieser Körper. Der Mensch ist nicht die Sinne, ja nicht einmal sein Geist. Das sind seine Upadhis, seine Vehikel. Körper und Geist unterliegen Veränderungen, Verfall und Tod; wohingegen der wahre Mensch, das unsterbliche Selbst, der Atman, immer ist, niemals endet, ewig, ungeboren, vollkommen und uralt ist.

Man besitzt einen Körper, aber man ist nicht der Körper. Man hat einen Geist, aber man ist nicht der Geist. Körper und Geist sind Werkzeuge ähnlich den Werkzeugen eines Tischlers. Dieser Körper ist ein Instrument, ein Diener der Seele und nicht ihr Gefängnis. Wisse, dass der Körper der Tempel des strahlenden Geistigen ist, der selbstleuchtende Atman, die Seele im Inneren, die alle Fähigkeiten des Geistes und des Körpers kontrolliert und bewegt.

Wisse, dass du den Atem des Spirit, des Geistigen atmest, nicht physischen Atem. Der Tod beendet nicht alles. Der Tod bedeutet nicht vollständiges Verlöschen. Der Tod beendet nicht die ständige Abfolge. Das Handelnde, die Seele im Körper, kann und wird nicht mit dem Körper sterben. Die Seele des Menschen ist unsterblich. So wie ein Mensch einen Mantel ablegt, legt er beim physischen Tod auch den Körper ab. Der Körper ist die Haut der Seele. Die Seele ist der Lenker des Körperwagens. Wenn der Körper aufhört, lebt der Geist weiter. Man hat noch immer Gedanken, Gedächtnis, Willenskraft und einen feinstofflichen Körper.

Der spirituelle Mensch

Ich sage jedem Menschen: „Erneuere dich. Strebe nach Vollkommenheit und Freiheit.“ Wende dich Gott zu. Wende dich dem göttlichen Licht zu. Du bist geboren worden, um das Licht Brahmans (Gottes) durch den Körper zu manifestieren. Ein moralisches Leben führt dich zum großen Tempel der Weisheit. Es gibt in diesem Universum nur einen heiligen Tempel, und dieser ist das Herz eines ethischen und spirituellen Menschen. Das Herz eines guten und frommen Menschen ist der Schrein oder Tempel Gottes in dieser Welt.

Daher sei rechtschaffen. Übe Tugend und ethisches Verhalten. Nur ein moralischer Mensch ist wirklich schön. Ein Mensch, der tugendhaft handelt und sanft und angenehm spricht, hat nicht seinesgleichen. Selbst die Devas (Götter) und Brahma verehren ihn. Wer wahrhaftig ist, sanft, bescheiden, tugendhaft und ehrlich, ist der beste Mensch.

Wer keine ethischen Tugenden hat, ist wie eine wilde Blume ohne Duft. Ein Mensch ohne Tugenden ist wie ein lebender Toter. Er ist für die Welt eine schädliche Gattung. Ein rein materiell gesinnter Mensch unterscheidet sich nur in Wenigem vom Tier. Die meisten Menschen sind nicht viel weiter entwickelt als Tiere. Sie sind ausgeschlossen aus dem Reich von Frieden und ewiger Wonne. Daher entwickle sofort tugendhafte Eigenschaften. Barmherzigkeit, Dankbarkeit, Kenntnis der Schriften, Edelmut des Charakters, Selbstbeherrschung und Mut machen einen Menschen ruhmvoll und gefeiert.

Leben

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Leben ist der Ausdruck Gottes. Leben ist Freude. Leben ist das Überfließen der Wonne des Geistes. Leben ist ein stetiger Fluss. Leben schwingt in jedem Atom. Leben ist in allem. Es gibt keine unbelebte Materie. In einem Stück Stein ist Leben. Die Materie schwingt von Leben. Das ist von modernen Wissenschaftlern stichhaltig bewiesen worden.

Leben ist eine Reise im unendlichen Ozean der Zeit, wo sich die Szenerie unaufhörlich verändert. Das Leben ist eine Reise von der Unreinheit zur Reinheit, vom Hass zur kosmischen Liebe, vom Tod zur Unsterblichkeit, von der Unvollkommenheit zur Vollkommenheit, von der Sklaverei zur Freiheit, von der Vielfalt zur Einheit, von der Unwissenheit zur ewigen Weisheit, vom Schmerz zur ewigen Wonne und von der Schwäche zur unendlichen Kraft.

Leben ist eine großartige Gelegenheit, die Gott seinen Kindern gibt, damit sie sich zu ihm hin entwickeln. Leben ist Dienen und Opfer. Leben ist Liebe. Leben ist Beziehung. Leben ist Poesie, nicht Prosa. Leben ist Kunst und Phantasie, nicht Wissenschaft. Leben ist Verehrung. Wir sind hier als vorüberziehende Pilger. Unser Ziel ist Gott.

Wir suchen nach der verlorenen Erbschaft, dem vergessenen Erbe. Das große zentrale Ziel des Lebens ist das Erreichen einer bewussten Verwirklichung unseres Einsseins mit Gott. Leben hat keine Bedeutung als getrenntes Leben. Es hat nur Bedeutung, wenn es voll oder das Ganze wird, wenn die individuelle Seele die höchste Seele erreicht.

Das Ziel des Lebens

Das wahre Ziel des Lebens ist die Rückkehr zu der Quelle, aus der wir kamen. Sowie die Flüsse unaufhörlich fließen, bis sie den Ozean erreichen, die eigentliche Quelle, aus der sie ihr Wasser nehmen, und so wie Feuer züngelt und brennt, bis es in seinem Ursprung aufgeht, so sind auch wir hier ruhelos, bis wir seine Gnade erlangen und eins mit ihm werden.

Der einzige Lebenszweck ist das Erreichen von Selbstverwirklichung, absoluter Freiheit. Das Ziel des menschlichen Lebens ist es, die Göttlichkeit zu entfalten und zu manifestieren, die in Ewigkeit in ihm existiert. Der Sinn des Lebens ist es, die Vorstellung der getrennten Persönlichkeit zu verlieren und sich in Gott aufzulösen. Die Erlangung des unendlichen Lebens ist der erhabene Sinn des begrenzten Lebens.

Sichere Wege zu Erfolg im Leben und Gottverwirklichung

Lebe einfach und anspruchslos. Lebe nicht um zu essen, sondern iss, um zu leben. Diene. Liebe. Gib. Reinige Dich. Meditiere. Verwirkliche.

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Der Mensch aus Sicht der Evolutionsbiologie

Im Laufe der Evolution bildeten sich viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Eine Tierrart entwickelte immer mehr ihre geistigen Fähigkeiten, so dass weitaus mehr als Überleben und Fortpflanzen möglich wurde. Das Dasein auf diesem Planeten bekam eine neue Richtung für diese Spezies. Sie lernten und lernen viel durch Versuch und Irrtum. Sie sind in der Lage, sich zu Höherem zu entwickeln als sie derzeit sind.

Sukadev über den Menschen

Was ist der Mensch? Was macht einen Menschen aus? Was ist die Aufgabe des Menschen? Der Mensch ist vom biologischen Standpunkt aus ein höheres Säugetier aus der Ordnung der Primaten. Er gehört zur Unterordnung der Trockennasenprimaten und dort zur Familie der Menschenaffen. Der heutige Mensch ist der Homosapiens, d.h. der verstehende, verständige, weise Mensch.

Was macht den Menschen aus?

Der Mensch ist zweibeinig, er hat ein relativ großes Gehirn. Er lebt in Gruppen zusammen, hat eine hohe soziale Kompetenz und kann kommunizieren. Der Mensch hat eine komplexe Sprache, eine Kultur, eine lange Zeit der Ausbildung für seine Kinder. Bei der Geburt ist der Mensch nicht sehr gut auf das Dasein vorbereitet. Ein Baby könnte nicht alleine überleben und braucht viele Jahre die liebevolle Fürsorge durch die Erwachsenen. Der Mensch benutzt Werkzeuge. Er hat ein ästhetisches Empfinden, er ist kreativ. All das, könnte man sagen, macht den Menschen aus.

Der Übergang zwischen Mensch und Tier ist fließend. Man kann nicht sagen, dass der Mensch grundsätzlich anders ist als das Tier. Die Übergänge vom Menschen zum Tier sind unterschiedlich. Auch Tiere bilden Gemeinschaften, erziehen ihre Kinder, können Kultur schaffen, verschiedene Schimpansengruppen unterscheiden sich von anderen. Auch Vögel können Sprachen und unterschiedliche Gesangsformen entwickeln und auch unter den Walen und Delfinen ist bekannt, dass sie eine Art Kultur haben. Tiere können Werkzeuge herstellen und nutzen. Sie können kreativ sein und ein musikalisches Gefühl haben. Aber der Mensch hat die Kombination von all dem in einem größeren Maße.

Der Mensch als spirituelles Wesen

Letztlich ist der Mensch aber ein spirituelles Wesen. Er kann sich Fragen wie „Wer bin ich?, Woher komme ich?, Wohin gehe ich?, Was soll das Ganze?“ stellen. Der Mensch kann diese Fragen stellen und ihnen nachgehen. Im Yoga heißt es, dass der Mensch die Fähigkeit hat, seine wahre Seele zu erfahren. Yogis würden sagen, dass der Mensch nicht der Körper, nicht die Psyche ist. Der Mensch ist das unsterbliche Selbst – der Atman. Indem der Mensch die Grenzen von Körper und Psyche transzendiert, kann er sich selbst als das unsterbliche Selbst erfahren.

Eine Möglichkeit, den Menschen zu erklären: es gibt eine unendliche Seele, Brahman, Atman. Und diese Seele kommt in diese Welt und manifestiert sich dann über die einzelnen Menschen. Die Körper sind wie die Masken oder wie Raumanzüge. Die Psyche ist wie die Beschreibung des Auftrags. Der Mensch kommt in diese Welt, um Erfahrungen zu machen und um etwas zu lernen. Er kommt in diese Welt, um wieder zu erkennen, wer er wirklich ist. Die Bestimmung des Menschen ist also, zu seinem göttlichen Ursprung zurückzukehren und auf dem Weg dorthin Erfahrungen zu machen, Gutes zu bewirken und anderen Menschen Gutes zu tun.

Mensch Video

Hier findest du ein Video zu Mensch mit einigen Informationen und Anregungen:

Audiovortrag zu Mensch

Hier kannst du die Tonspur des Videos zu Mensch anhören:

Warum Gott Mensch wurde

Warum wurde Gott Mensch?

Diese Frage kann man auf verschiedene Weise beantworten.

  • Im christlichen Kontext geht es natürlich darum – warum hat sich Gott inkarniert als Jesus. Warum hat er seinen eigenen Sohn in die Welt geschickt. Warum hat er ihn dann leiden lassen. Warum hat er ihn ans Kreuz nageln lassen. Ja, warum wurde Gott Mensch?

Eine Frage im christlichen Kontext.

  • In einem zweiten Kontext gibt es natürlich nicht nur das Christentum, sondern auch im Hinduismus, zum Beispiel, finden wir das Konzept, dass Gott Mensch wird. In dem Konzept des Avatar. Da magst du vielleicht denken Avatar, das kenne ich von Computerspielen und von sozialen Netzwerken, das ist aber etwas übernommen aus der hinduistischen Religion. Avatar ist ursprünglich "Herabkunft Gottes in diese Welt" – Gott wird Mensch, er nimmt menschliche Gestalt an. Dazu gehört Krishna,Rama, aber auch Parvati, Lakshmi, Sita, und viele andere.
  • In manchen Traditionen gilt auch Buddha als Gott auf dieser Welt. In den traditionellen buddhistischen Religionen gilt Buddha als der selbstverwirklichte Meister, oder der Erleuchtete, also nicht Gott auf dieser Welt, aber es gibt auch Traditionen, zum Beispiel, im Vaishnavismus, oder auch in manchen Mahayana-buddhistischen Traditionen, da ist Buddha Gott auf dieser Welt.
  • Und dann gibt es Vedanta, und Vedanta sagt: " Alles ist Gott, und jeder Mensch ist in seinem Inneren auch Gott." Warum Gott Mensch wurde heißt also, warum hat sich Gott als Mensch manifestiert wenn es heißt "aham brahmasmi – ich bin Brahman" dann heißt das auch:" in der Tiefe meines Wesens bin ich Eins mit Gott."

Wieso hat sich Gott in diese Begrenzung begeben?

Gehen wir durch die einzelnen Fragen durch, es gibt letztlich 3 Fragen:

  • 1.Warum Gott Mensch wurde nach christlichem Glauben
  • 2.Warum Gott Mensch wurde nach hinduistischem Glauben
  • 3.Warum Gott Mensch wurde nach Vedantaüberlegungen.

Warum Gott Mensch wurde nach christlichem Glauben

Christlicher Glaube sagt, Gott wurde Mensch um den Menschen ein neues Testament zu geben, eben einen neuen Bund. Gott hatte festgestellt, dass der Mensch nicht in der Lage ist, die strengen Regeln und Gesetze zu halten, die Gebote zu halten, die er dem Volk Israel gegeben hat. Gott hat festgestellt, dass er ja nur den Bund mit dem Volk Israel geschlossen hat, aber es gibt noch sehr viel mehr Menschen.

Also ist Gott Mensch geworden in Jesus Christus, um den Menschen den Weg zum Heil zu zeigen. Und zwar auch ohne dass sie den hohen Idealen gerecht werden. Die 10 Gebote, die vielen hundert weiteren Regeln die in der Thora stehen, und dann das in der späteren Zeit der Bibel, also in der jüdischen Bibel aufgestellte Gebot der absoluten Nächstenliebe und der absoluten Gottesliebe. Die hat ja nicht nur Jesus postuliert, das steht schon in dem sogenannten alten Testament in der jüdischen Bibel.

Es ist schwer danach zu leben. Wenn du dann aber in die Hölle kommen würdest ist es schwierig. Also hat Gott seinen Sohn geschickt, der für die Sünden der Menschen gestorben ist, und dadurch dass Gott selbst Mensch geworden ist und gestorben ist, für die Sünden der Menschen, können Menschen die Erlösung erfahren, indem sie an Jesus glauben. Das ist ein Aspekt warum Gott Mensch geworden ist, laut christlicher Theologie.

Ein zweiter Grund ist natürlich: Jesus hat die Liebe gelehrt, und hat dadurch manchen mehr juristischen Interpretationen und den mehr regelorientierten Interpretationen der Religiösität eine andere Möglichkeit entgegengesetzt. Nicht der Mensch ist für die Schriften da, sondern die religiösen Empfehlungen sind für den Menschen da. Und die Liebe ist das, was entscheidend ist. Wer in Liebe ist, der ist in Gott und was du im geringsten für deine Brüder und Schwestern getan hast, das hast du für Gott getan.

Liebe deinen nächsten, wie dich selbst, das ist gleichbedeutend für "liebe Gott". Und der Nächste ist nicht nur aus deiner eigenen Familie, und es ist nicht nur derjenige deiner eigenen Religion, sondern jeder, mit dem du zu tun hast, ist der Nächste. Das sind einige Aspekte warum Gott Mensch wurde, nach christlicher Tradition; und wenn du dort eine fundiertere Antwort haben willst, dann frage doch deinen Pfarrer. Der wird dir vermutlich noch etwas viel tiefsinnigeres sagen können.

Warum Gott Mensch wurde, laut hinduistischem Glauben

In manchen hinduistischen Richtungen spricht man vom "Avatar", dem Konzept, dass Gott immer wieder Mensch wird. Krishna, zum Beispiel, sagt in der Bhagavad Gita: "in jedem Zeitalter inkarniere ich mich aufs Neue". Also man würde sagen, Gott wird Mensch in jedem Zeitalter und in jeder Zivilisation, um den Menschen zu zeigen, wie man ein spirituelles Leben lebt, in dieser Zeit. Oder, er sagt an einer anderen Stelle, in der Bhagavad Gita: "wann immer Dharma abnimmt und Adharma zunimmt, inkarniert sich Gott von Neuem", dann wird Gott Mensch.

Der Mensch hat einen freien Willen. Wenn der Mensch durch seinen freien Willen den Gang der Weltgeschichte so beeinflußt, dass sie nicht nach dem göttlichen Plan verlaufen würde, dann wird Gott Mensch, um die Welt wieder auf richtige Weise zu entwickeln. Gott greift ein, indem er Mensch wird, und das immer wieder. So ist der hinduistische Glaube, zum Beispiel, im Vaishnavismus, auch im Shaivismus und im Shaktismus.

Im Shaivismus inkarniert sich Shiva immer wieder und wird Mensch. Die meisten Inkarnationen gibt es im Shaktismus, wo es immer wieder heißt, dass die göttliche Mutter sich immer wieder manifestiert. Es gibt jetzt in Indien einige Dutzend Frauen, die von ihren Verehrerinnen als Inkarnationen der göttlichen Mutter angesehen werden. Es soll jetzt in diesem Moment viele Menschen geben, die Gott sind. Oder wie Gott zu diesen Menschen geworden sind. Das mag man kritisch sehen, man mag es als Inflation sehen, aber so gebe ich es jetzt einfach nur wieder.

Warum Gott Mensch wurde vom vedantischen Standpunkt her

Vedanta ist die Philosophie der Einheit. Meine persönliche spirituelle Richtung ist Yoga Vedanta. Wir sagen: "Brahma Satyam" – nur Brahman ist wirklich. "Jagan Mithya"- Eine von Gott getrennte Welt ist nur eine Illusion. "Jivo Brahmai Brahmapava" – Das Individuum ist nichts anderes als Brahman. Hier würde man also sagen: Jeder einzelne Mensch ist letztlich Gott in menschlicher Gestalt.

Du bist Gott in menschlicher Gestalt. Ich bin Gott in menschlicher Gestalt. Jeder Mensch ist Gott in menschlicher Gestalt. Warum wurde jetzt Gott Mensch? Hier wird gesagt – dies ist eine transzedente Frage. Nur Gott selbst kann dies beantworten. Deshalb bin ich dafür der falsche Ansprechpartner. Die Gott verwirklichten Heiligen könnten es vielleicht sagen, schweigen typischerweise aber darüber. Buddha hat einmal gesagt: "Strebe danach, die Erleuchtung zu erlangen – weniger danach zu fragen warum du nicht erleuchtet bist. Strebe danach, deine Fesseln aufzulösen anstatt zu überlegen warum du gefesselt bist."

Trotzdem gibt es in Patanjali Yoga Sutra ein paar Aussagen. Da wird, zum Beispiel, gesagt: "Gott ist Mensch geworden um sich selbst zu erfahren, und die Kräfte der Welt." Gott ist Mensch geworden um seiner Lila Willen, um des Spielens Willen, so sagen es die Bhakti Schriften. Gott wollte Sadhana Lila spielen, das Spiel der spirituellen Praxis und so könnte man sagen, die ganze Welt ist ein Spiel Gottes. Warum ist also Gott Mensch geworden? Letztlich als Spiel und wir sind alle Teil dieses Spiels, weil wir alle Teil Gottes sind.

Mensch sein - verantwortlich sein

Wie steuerst du dein Leben?

- Ein Beitrag aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 43, Winter 2021 von Tamara Mainz -

„Wer ist der Busfahrer in Deinem Leben?“

Zunächst lässt sich intuitiv eingrenzen, was verantwortliches Miteinander nicht ist: Ausgrenzung, Isolation oder Neid. Geht man vom Wortlaut aus, geht es darum, auf jemanden oder etwas eine Antwort zu geben oder etwas zu überantworten, aus seinem Einflussbereich zu geben, für etwas einzustehen.

Jeder von uns strebt nach kurz- oder langfristigen Zielen und Sinnhaftigkeiten und entwickelt eine unterschiedliche Persönlichkeit. Dabei wird das Ziel als angestrebter Endpunkt verstanden, den es nach langer Reise zu erreichen gilt. Je nachdem, wie ich aufgewachsen bin, welche Erfahrungen ich gesammelt habe, formen sich meine Werte. Unberücksichtigt gelassen wird jedoch, dass das „Wie“ entscheidender ist als das „Wann“. Im Prozess, dem Übergang des Seins ins Werden, finden wir das verantwortliche Miteinander, welches als die Frage nach dem gebotenen Handeln, friedlichem Zusammenleben oder der bestmöglichen Berücksichtigung der Interessen aller verstanden werden kann.

Was ist verantwortliches Miteinander?

Nach Nietzsche ist ein Mensch mit Verantwortungsbewusstsein das von der Sittlichkeit der Sitte wieder losgekommene, das autonome übersittliche Individuum“. Dort, wo ich dazu verpflichtet bin, Verantwortung zu übernehmen, endet doch aber meine Freiheit. Oder? Im Gegenteil: Dies meint kein aufopferndes Verhalten. Ohne unser permanentes Wechselwirken gäbe es keine kulturelle Identität oder ein Verantwortungsgefühl. Dort, wo ich über mich selbst hinauswachse, erweitere ich einen Handlungsspielraum. Ich trete in Aktion durch Aufgabenübernahme. Verantwortliches Mit- oder Durcheinander (wir wirken in Einigung durch Einander) lehrt uns also, das Glück der anderen zu respektieren (passiv) und zu fördern (aktiv).

Auch ohne gläubig zu sein (für diese gibt es die transzendente, über das Irdische hinausgehende Selbstverantwortung), versteht man die Goldene Regel und verbindet sie mit Kann-, Soll-, Muss- oder Darf-Normen. Diese sozialen Leitsätze begleiten uns im Alltag, indem man Anteil nimmt, sich die Hände reicht, fremde Sphären beachtet, die mit der eigenen verknotet sind, Achtung schenkt. In der Wissenschaft finden sich Begriffe wie Umwelt- oder Unternehmensethik und damit verbunden ist ewiges Rede-und-Antwort-Stehen.

Was Yoga damit zu tun hat

Yoga ist eine integrative Disziplin, das heißt, verschiedene Lebens- und Empfindungsbereiche wie Körper und Geist werden vereinigt und führen zu einer individualisierten Totalheit. Dennoch ist sie generalisiert, weil sie jeden gleichermaßen betrifft. Der Stress scheint in unserer Leistungsgesellschaft Protagonist zu werden. Um sich nicht verschlucken zu lassen, hilft die Soll-Norm, einen Gegenpol zu schaffen. Um Gefühle und Verstand, Konzentration und Entspannung, gemachte und anstehende Erfahrungen, Aktionen und Reaktionen in Einklang zu bringen. Um Konstanz und Kontrolle zu erlangen: Du bist nicht der Gelebte, sondern derjenige, der das Leben steuernd vorgibt. Damit verbunden sind das Bewusstsein und Selbstvertrauen, sich von gesellschaftlichen Normen zu lösen. So kannst du bei dir bleiben und authentisch, du in deiner ursprünglichen innersten Form sein. Um nach Kant Mut zu haben und Grenzen zu verschieben. So wie die Harmonie Gegensätzliches vereint.

Dieser Zustand des Innehaltens wird im buddhistischen Glauben durch die ErleuchtungNirwana – zugespitzt. Sie soll stets nur als (metaphorisches) Ideal des dynamischen Kreislaufs (Samsara) betrachtet werden. Dies wiederum stärkt die Wertschätzung kleiner Dinge wie einer guten Mahlzeit. Denn oft tun wir etwas nebenbei, ohne uns tatsächlich über Bedeutung und Folgen klar zu sein. Ohne reflektiert zu haben. Nicht selten spielen Ängste wie Versagensangst mit. Greifen wir daher zur Prävention, bevor wir zur Migränepille greifen! Lerne, wie ein Baum zu wachsen: Setze deine Wurzeln dort, wo sie am nötigsten sind, um aufblühen und "out of the box" denken zu können. Dieses Jonglieren mit der eigenen Perspektive gilt es, aufrechtzuerhalten.

Dreimal L: Was wir aus dem Lernen über unser Lernen lernen können

Wir sollten uns vergegenwärtigen, dass das Begehen von Fehlern keine Schande ist. Dass die Abweichung vom Gewünschten eminenter Standard ist. Stattdessen können sie uns vorantreiben und produktiv werden lassen, eine Produktion in Gang setzen. Sie können befreiend wirken und die Relevanz von Makeln hervorbringen. Hast du dich länger nicht wohl gefühlt, dann war es gut, einen Schlussstrich zu setzen. Und so ist es mit der Verantwortung: Wage jetzt den ersten Schritt und im nächsten Moment werden deine Schritte größer werden! Es gibt nicht nur ein Land, in das du reisen kannst: Lerne Kulturen kennen und mix dir deine eigene. Wagst du etwas, weißt du, wie es war, und du kannst das Subjekt deiner inneren Stimme oder Objekt einer fremden werden. Du entscheidest.

Häufig verbinden wir Verantwortung mit Rechtfertigung und Schuld. Du bist mir etwas schuldig! Im Recht spricht man vom normativen Anspruch. Kant spricht von der Zurechnung (imputatio) einer Handlung durch einen bestimmbaren Urheber (factum). Das Gewissen ist der Richter. Gefolgert wird dies aus der Willensfreiheit, die dem Determinismus gegenübersteht. Dies zeigt uns, dass das Leben asymmetrisch ist.

Um einen Bogen zum Erstgesagten zu spannen: Auch wenn dein Zielhorizont nicht sichtbar am Himmel ist, ist es sinnvoll, den Zweck regelmäßig zu hinterfragen: Was bringt dies mir? Wie schaffe ich das Vorhaben? Wie kann ich damit für meine Mitmenschen positive Beiträge leisten?

Geraten meine Ziele in Konflikt miteinander? Und wie schaffe ich es, Harmonie zurückzuerlangen? Was ist realistisch und realisierbar? Aus der studentischen Perspektive hört man von der SMART-Analyse. Kleine Ziele in Häppchen. Spürt dieser innergesellschaftlich verankerte Wertemaßstab Rückenwind, kann man von einem Volltreffer sprechen.

Der Mensch ist ein komplexes soziales Tier

Beseitige Unwissenheit und strahle

- Auszug aus dem Buch "Konzentration und Meditation" von Swami Sivananda -

Wie ernähren sich die Menschen am gesündesten?

Mensch - erläutert vom Yoga Standpunkt aus

Was ist die gesündeste Ernährungsweise? Welche Nahrungsmittel sind am besten? Allgemein kann man sagen, dass eine Ernährung die aus Hülsenfrüchten, Gemüsen, Salate, Obst und Vollkorngetreide besteht, typischerweise die gesündeste Ernährung, für die meisten Menschen ist.

Wenn du auf folgende Dinge verzichtest, wie Fleisch, Fisch, Alkohol, Zigaretten, Weißmehlauszugsprodukte, auf stark zubereitete Ernährung, Fertigprodukte und den Zucker weitestgehend weglässt, dann hast du schon sehr viel gemacht.

Also, zum einen besteht eine gesunde Ernährung aus dem was du nicht zu dir nimmst und dann besteht sie natürlich auch daraus was du zu dir nimmst. Eine gesunde vegane Vollwertkost ist die gesündeste Ernährung. Wenn du mehr darüber wissen willst gehe auf unsere Internetseite: www.yoga-vidya.de und gebe dort ins Suchfeld "Ernährung" ein, dann erfährst du mehr über eine gesunde Ernährung.

Menschenbild bei Yoga Vidya

Jeder ist in seinem Inneren gut. Heute möchte ich sprechen über das zugrundeliegende Menschbild, das wir bei Yoga Vidya haben. Bei Yoga Vidya und damit in den Yoga Vidya Lebensgemeinschaften gehen wir davon aus, jeder Mensch ist tief im Inneren gut, es gibt nichts ursprünglich Schlechtes im Menschen.

Darin unterscheidet sich Yoga Vidya durchaus von anderen spirituellen Richtungen und von manchen der Weltreligionen. Recht häufig wird ja in verschiedenen Religionen die Unterscheidung gemacht zwischen Gut und Böse, Gott und Teufel. Viele Menschen drohen dann ja auch mit der Hölle und sehen das spirituelle beziehungsweise religiöse Leben als einen Kampf zwischen Gut und Böse.

Auch in Indien gibt es ja das Konzept von Daiva und Asura, dem Lichtvollen und dem Dämonischen. Ich (Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya) selbst halte dieses stark dualistische Weltbild und Menschenbild als eine Grundlage von vielen, vielen Problemen in dieser Welt, es ist die Grundlage für diese Religionskriege. Man hat gedacht, Angehörige anderer Religionen sind des Teufels, man muss andere gewaltsam bekehren, um dem Lichtvollen auf der Erde zum Durchbruch zu helfen. So wurden viele Religionen sehr gewaltsam. Auch im Christentum zum Beispiel: Luther hat den Papst als den Antichristen bezeichnet, Luther wurde von den Katholiken als Teufel bezeichnet oder als Helfer des Teufels und so haben beide gegeneinander gekämpft, weil sie gedacht haben, durch das Ausrotten des teuflischen Gegners könne das Gute in der Welt gefördert werden. Später hat man auch gesagt, „ja, der Teufel kämpft in jeder Seele“ und so kann der Mensch sich entweder für Gott entscheiden oder für den Teufel usw. Und so ist dieses dualistische Konzept, das eigentlich noch nicht mal im Christentum wurzelt, auch nicht im Judentum, sondern vielmehr im Manichäismus und im Zoroastrismus, dieses Konzept wurde zur Quelle von so viel Gewalt zwischen den Staaten, zwischen den Völkern, zwischen den Religionen und später auch für Kampf im Menschen selbst, denn die Christen haben ja auch aus diesem Konzept des Teufels und des Gottes letztlich das Konzept gemacht, dass man in sich ringen muss und das Teuflische in sich bekämpfen und ausrotten muss. Also eine sehr gewaltsame Sprache.

Die westliche Psychologie hat gezeigt, es gibt nichts abgrundtiefes Schlechtes im Menschen, es gibt auch keinen wirklichen Zerstörungsimpuls im Menschen. Sigmund Freud hatte das nochmals versucht, zu formulieren, dass es so etwas wie einen Todesinstinkt gibt, einen Gewaltinstinkt, aber es hat sich herausgestellt in der Psychologie, das stimmt gar nicht. Der Mensch hat sehr wohl Selbstverteidigungsinstinkt, Mensch kann aus Verletzungen schlimme Dinge tun, Mensch kann aus falsch verstandenem Gedankenvorstellungen etwas tun, aber es gibt keinen Menschen, der von sich sagt: „Ich will das Schlechte.“ Es gibt keinen, der sich als der Diener des Schlechten sieht und es gibt auch keinen Menschen, der jetzt sagt: „Will ich jetzt das Böse oder das Gute?“

Menschen wollen grundsätzlich das Gute. Sie haben manchmal komische Weise, das Gute bewirken zu wollen, Menschen tun sehr wohl Schlimmes, Menschen verletzen andere, Menschen sind rücksichtslos, aber sie machen das nicht, um Schlechtes zu tun, sie machen das nicht, um rücksichtslos zu sein, sondern zum Wohl eines großen Guten nehmen sie Schlechtes in Kauf. Oder ihre Instinkte und ihre inneren psychischen Verletzungen drücken sich auf eine solche Weise aus, dass sie Schlimmes in anderen bewirken.

Grundsätzlich gilt aber, in den meisten Fällen machen Menschen schlimme Sachen, weil sie Gutes bewirken wollen. Wenn man erkennt, dass in jedem Menschen das Gute ist, dann braucht man nicht mehr andere zu bekämpfen und dann hören die schlimmen Sachen auf. Und auch wenn man in sich selbst, wenn man merkt, dass in einem selbst grundsätzlich alles zum Guten erstmal gemeint ist, kann man aufhören, in sich zu kämpfen und gegen sich zu kämpfen. Stattdessen kann man schauen, wie kann man die verschiedenen Anliegen in sich selbst auf eine gute und geschickte Weise angehen, wie kann man seinen Wünschen und Bedürfnissen gerecht werden oder auch manche Bedürfnisse sagen, dass sie Ausdruck von tieferliegenden Bedürfnissen sind, die auf eine andere Weise gelebt werden müssen.

Es ist nicht ganz einfach, das auszudrücken. Die Vorstellung, dass hinter jedem Menschen das Göttliche, das Gute, das Liebevolle ist, dass grundsätzlich in jedem Menschen wertzuschätzende Anliegen sind, wenn man das erstmal erkannt hat, dann kann man liebevoll miteinander umgehen. Und das ist das Ideal unserer Gemeinschaft, davon versuchen wir auszugehen und so wollen wir miteinander umgehen und auch mit allen Menschen und allen Geschöpfen überall umgehen. Natürlich, selbst wenn man das weiß, bleiben trotzdem Emotionen, bleiben Verletzungen und deshalb kann auch im Alltag durchaus auch mal der ein oder andere lauter werden, kann auch doch andere verletzen, aber auch da weiß man, das hat der Mensch nicht aus Bosheit getan, er hat es nicht getan, um Schlimmes zu tun, sondern im Bemühen, Gutes zu tun, machen manche Menschen ungeschickte Handlungen und man kann lernen, geschickter miteinander umzugehen, mit sich umzugehen, mit anderen umzugehen und mitfühlend mit anderen umzugehen, auch wenn sie sich gerade ungeschickt verhalten haben.

Was ist der Mensch? - Überraschende Erklärungen eines Wunders -

von Shivapriya Angela Große-Lohmann

aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 14, Herbst 2005

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, so ein bekanntes Sprichwort. Im Yoga wollen wir die Einheit von Körper, Geist und Seele erfahren, so das Ziel in jeder Yogastunde. Grundlage hierfür ist die Vorstellung, dass der Mensch neben seinem materiellen Körper, bestehend aus einer Hülle, auch noch einen Astralkörper, bestehend aus insgesamt 3 Hüllen, und einen Kausalkörper, wiederum manifestiert in einer Hülle, besteht. Ursache der konkreten menschlichen< Gestalt und der konkreten Persönlichkeit ist das wahre, innere Selbst, Atman, das sich im Laufe vieler Leben in einer Kette von Wollen, Handeln und Erfahrung so lange immer wieder selbst wahrnimmt, bis die Selbstverwirklichung erreicht ist.
Hat man sich mit dem Thema Yoga eine Weile auseinandergesetzt, kann man sich das oben kurz zusammengefasste Modell ganz gut vorstellen, es hilft auch, einige Fragen zu beantworten, insbesondere von Yogaschülern, und damit ist die Welt erstmal in Ordnung. Bis man in der einen oder anderen Form stolpert. Zum Beispiel über ein Buch, in dem es um die Lebensgeschichte eines indischen Heiligen geht, dem als Mensch allerhand passiert, was so überhaupt nicht in unser Weltbild passt und auch keinerlei Erklärungen im Rahmen der uns bekannten Gesetzmäßigkeiten zulässt. Die einfachste Lösung ist, solche Geschichten als Erbauungsliteratur zu betrachten, die Ideale beschreiben, die in dieser Welt von ganz normalen Menschen überhaupt nie zu erreichen sind - wir hier unten, Heilige in einer anderen Welt, an die man glauben kann oder auch nicht. Diese Einstellung passt aber nun überhaupt nicht mit den bekannten, grundlegenden vedantischen Thesen überein: Brahman allein ist wirklich. Die Welt ist unwirklich. Die individuelle Seele ist nichts anderes als Brahman allein. Das führt zwangsläufig zu der Schlussfolgerung: also könnten in der Tat jedem von uns Wunder begegnen. In den Yoga Sutren werden die Siddhis beschrieben, mit deren Hilfe man, wenn man es gar nicht

Die westliche Philosophie, seit Überwindung der alchemistischen Vorstellungen, fördert nach meinem Eindruck eher die oben angesprochene Trennung. Erstaunlicherweise ist es das Modell des Menschen in der indischen Philosophie, das eine überraschende Erklärung enthält. Genau genommen beruht das Dilemma auf der unhinterfragten Annahme, dass alles, was außerhalb unseres Körpers passiert, materiellen Gesetzmäßigkeiten unterliegt, alles, was in unserem Innern abläuft, nicht materiellen, sondern psychischen Gesetzmäßigkeiten gehorcht. Was dazu führt, dass man Wunder als innere Erlebnisse abtun kann, die individuell wahrgenommen werden, aber keiner objektivierbaren Untersuchung standhalten.

Nimmt man das Körper-Hüllen-Modell aber ernst, ergibt sich ein völlig anderer Ansatz: Wir erinnern uns, die verschiedenen Hüllen enthalten unterschiedliche Elemente unseres inneren Erkenntnisapparates: Manomaya-Kosha, der Sitz des Denkens und Empfindens, Vijnanamaya Kosha, der Sitz der Unterscheidungsfähigkeit. Entscheidend ist nun die Vorstellung, dass diese Hüllen materieller Natur sind, wie der Baum vor unserem Haus oder die Teetasse auf dem Schreibtisch. Es besteht also kein qualitativer Unterschied zwischen meinen Gedanken und dem Baum, nur ein quantitativer. Die Materie, aus der diese Welt besteht, hört also nicht bei unserem äußeren Körper auf, sondern setzt sich nahtlos, sozusagen in verdünnter Form, bis in unsere Gedanken, bis in die Struktur der Hüllen des Menschen fort. Gedanken, menschlicher Körper, Welt und Ereignisse sind also durch dieses Kontinuum an Materie miteinander verbunden, gehen ineinander über.

Mit der Vorstellung, dass innere Prozesse materieller Natur sind, lassen sich eine Menge Fragen unseres westlich getrimmten Verstandes recht befriedigend lösen. Wunder bleiben dann zwar nach wie vor erstaunlich, je nach Blickwinkel selten und sicher nur besonderen Menschen möglich - aber sie sind, folgt man dem durch und durch materialistischen Hüllen-Modell des Menschen, nicht mehr einer anderen Welt vorbehalten. Und das kann ganz tröstlich sein. Wer sich für die Welt der yogischen Wunder interessiert, dem sei das Buch „Das verborgene Feuer“ von T.S Anantha Murthy empfohlen. Wer dann die Hilfe hervorragender Erklärungen braucht oder einfach an klaren und wunderbaren Einführungen in grundlegende Vorstellungen im Yoga interessiert ist, dem sei der Kommentar im Anhang dieses Buches von Marianne Wolfer wärmstens empfohlen.

Eingereicht von Shivapriya Angela Große-Lohmann, Yoga-Vidya Center Nidderau

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