Puja

Aus Yogawiki

Puja (Sanskrit: पूजा pūjā f.) Anbetung, Verehrung, Auszeichnung, ein hinduistisches Verehrungsritual. Die Puja ist eines der häufigsten Verehrungsrituale im Hinduismus. Die Zeremonie, in der Elemente des Karma Yoga, Bhakti Yoga, Raja Yoga und Jnana Yoga zusammenfließen, wird bereits in den Veden und den Puranas beschrieben.

Ganesha Murti mit Rosenblättern nach einer Puja

Eine Puja kann sich an einen Aspekt des Göttlichen wenden, wie z.B. in einer Krishna-, Ganesha- oder Durga-Puja, oder aber an einen spirituellen Lehrer (Guru-Puja). Im Mittelpunkt der Zeremonie steht meist eine Statue der angesprochenen Gottheit (Murti), manchmal aber auch ein Emblem oder eine Pflanze als Symbol des Göttlichen.

In vielen hinduistischen Traditionen gehört die Puja zur täglichen religiösen Praxis. Sie ist aber auch eine häufig genutzte Zeremonie bei religiösen Festen und anderen besonderen Anlässen. Die Rituale dienen der Konzentration des Geistes, der Öffnung des Herzens und der Einheit mit der göttlichen Kraft, indem der Geist zunächst auf einen äußeren Gegenstand fixiert und dann in der Ruhe nach innen gewendet wird. Sie haben auch reinigende Kraft und können heilende Energien anziehen.

Aufbau, Logik und Bestandteile einer Puja

Puja bei Yoga Vidya

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

  • Was ist Puja?
  • Was sind die Teile einer Puja?
  • Wozu sind sie da?

Darüber möchte ich heute sprechen.

Puja ist das hinduistische Verehrungsritual schlechthin in Indien, man könnte sagen: Bestandteile der Puja machen das Arati aus, Puja leicht modifiziert wird zur Homa, sogar ein Satsang hat irgendwo Bestandteile einer Puja. Puja heißt: Verehrung, Verehrungsritual. Und natürlich, Indien ist ein großes Land, Indien hat eine jahrtausende alte Geschichte und es gibt viele verschiedene Traditionen. Ich möchte heute die Bestandteile der Puja besprechen, die wir bei Yoga Vidya verwenden eben in der Tradition, wie sie mich Swami Vishnu-devananda gelehrt hat und wie Du sie auch im Sivananda Ashram Rishikesh zum Beispiel finden kannst.

Zwölf Bestandteile einer Puja

Eine Puja in unserer Tradition hat zwölf Bestandteile:

1. Om, der kosmische Klang.
2. Achamana, die innere Reinigung und die Reinigung des Ortes.
3. Tilaka, auftragen der drei heiligen Pulver zur Öffnung des dritten Auges.
4. Avahana, die Anrufung der göttlichen Gegenwart.
5. Sankalpa,
6. Meditation, beziehungsweise ein Wunsch wo man die Puja für bestimmte Menschen ausspricht, oder auch für ein bestimmtes Anliegen.
7. Abhishekam, das heißt, das rituelle Übergießen der Murtis mit Wasser oder Reismilch.
8. Alankara - schmücken.
9. Archana, darbringen von Blumen und Reis zusammen mit Ehrerbietungsmantras, die typischerweise mit Namah enden.
10. Samapana, Darbringung von Räucherstäbchen, Licht und Speise. Mangala Charana, das heißt: Segenswünsche für alle Wesen überall.
11. Arati - Lichtzeremonie.
12. Vandana -verneigen.

Om

Man beginnt eine Puja mit OM – OM ist der kosmische Klang, man wiederholt 3 x Om, das Körper, Geist und Seele ganz gegenwärtig sind. Wenn man will kann man in der Zeit auch klingeln, oder ein Muschelhorn blasen um jetzt ganz da zu sein.

Achamana

Achamana heißt: Man nimmt drei Schluck Wasser und besprenkelt das Wasser in die verschiedenen Himmelsrichtungen um sich selbst zu reinigen, letztlich, um sich zum Instrument zu machen. Man will sich selbst und den Ort ganz rein machen, sodass der Segen erfahrbar ist. Denn Puja ist ja letztlich nicht nur was wir äußerlich machen, Puja ist vor allem die Erfahrung göttlicher Gegenwart und dann gilt es, sich ganz rein zu machen.

Tilaka

Tilaka: Man trägt die drei heiligen Pulver auf die Stirn auf und das symbolisiert die Öffnung des dritten Auges. Was Puja wirklich ausmacht ist eben erfahrbar, wenn unser Herz offen ist und vor allem wenn unser drittes Auge offen ist, dann erfahren wir dass wofür Puja da ist, wofür wir Puja machen.

Avahana

Avahana ist die Anrufung der göttlichen Gegenwart mittels Mantras und auch mit innerer Ehrerbietung. Gott ist überall, das Göttliche ist überall, mit Avahana rufen wir diese göttliche Gegenwart an und zwar insbesondere für die Murtis, die wir verehren werden.

Sankalpa und Dhyana

Sankalpa kann auch einfach nur Dhyana sein, das heißt Meditation, in die Stille gehen, die göttliche Gegenwart spüren, oder man kann ein Gebet sprechen, einen Vorsatz fassen und man kann Gott bitten, dass die Kraft dieser Puja zu dem Anliegen hingeht, das wir in diesem Moment Gott darbringen.

Abishekam

Abhishekam symbolisiert das Überfließen unseres Herzens, möge unser Herz überfließen mit Liebe und wir mögen mit dieser Liebe Gott baden, überall. Mögen wir diese Liebe Gottes in unserem Herzen erfahren und spürbar machen. Und dafür machen wir dieses rituelle Übergießen der Murtis mit Wasser oder auch Reismilch.

Alankara

Alankara ist das Schmücken der Murtis, man trägt dort auch wieder die drei heiligen Pulver auf – jetzt den Murtis, man kann dort Blumen darbringen, Malas, Blumengirlanden und als Symbol - wir wollen alles Schöne den Murtis darbringen, damit Gott darbringen.

Archana

Danach verehren wir das Göttliche mit Archana. Man könnte hier die 108 Namen des betreffenden Aspektes Gottes wiederholen oder man wiederholt ein Mantra, das typischerweise mit Namah endet einige Male: 9x, 27x, 54x, 108x, nimmt dabei ein paar Blüten, gibt diese zum Herzen und bringt diese dar. Namah, namah – Symbol dafür – mögen wir alles, was wir tun von ganzem Herzen tun und mögen wir es dann Gott darbringen.

Samapana

Samapana heißt darbringen, oder auch Verbindung mit dem Darbringen. Und hier bringen wir Räucherstäbchen dar, zusammen mit einem Mantra, wir bringen eine Kerze, oder eine Öllampe dar zusammen mit einem Mantra, wir bringen Speise dar, Prasad dar zusammen mit einem Mantra.

Danach kann man Mantras wiederholen zum Wohlwollen für alle. Zum Beispiel „Lokah Samastah“ oder auch das „Om Tryambakam“ oder „Sarva Mangala Mangalye“. Und so darum bitten: Möge die Puja eine Schwingung des Friedens und des Wohlwollens in die ganze Welt bringen. Möge es allen Wesen gut gehen.

Arati

Arati - Lichtzeremonie

Dann feiert man das Arati, also die bekannte Lichtzeremonie

Vandana

und verneigt sich - Vandana und bringt dabei auch bestimmte Mantras dar wo wir alles Gott darbringen.

Ja, das sind also zwölf Bestandteile einer Puja und es kann darüber hinaus natürlich noch mehr geben. Es gibt sehr ausgefallene Pujas, die mehrere Stunden dauern, wo dann auch Mudras wiederholt werden und der Körper auf verschiedene Weise gereinigt wird, es gibt solche, wo noch bestimmte Chama Mantras rezitiert werden und noch vieles andere. Man kann auch Puja verkürzen, man kann auch einzelne Bestandteile weglassen um das Ritual zu verkürzen. Man kann dabei sehr lange Mantras rezitieren, auch schon um die göttliche Gegenwart anzurufen Achamana, man kann für Abhishekam kürzere, oder längere Texte wiederholen. Bei der sogenannten großen Yoga Vidya Puja werden wie im Sivananda Ashram üblich, die so genannten Suktas rezitiert – Hymnen aus den Veden. Man kann nachher bei Archana 108 Namen oder 1008 Namen wiederholen eines bestimmten Aspektes Gottes. Die (für) Arati kann man kürzeren oder längeren Text nehmen und Mangala Charana kann man auch nach dem Arati machen und auch relativ lange und man kann sich nachher verneigen mit vielen verschiedenen Mantras und alles darbringen.

Egal, ob Du Puja kürzer oder länger machen willst, Puja dient, die göttliche Gegenwart zu erfahren, das Herz zu öffnen, eine starke Schwingung erzeugen, den Raum aufladen mit spiritueller Schwingung, Heilung zu haben für alle Anwesenden und auch dass Deine eigene Energie sehr stark wird. Dass Du durch diese Puja Lichtenergie erfährst.

  • Puja ist also ein sehr machtvolles Ritual, Puja ist machtvoll für Dich selbst, weil es Deine Hingabe fördert,
  • Puja ist machtvoll für Dich selbst, weil durch die Kraft der Mantras – das uralte Ritual – Deine eigene Schwingung erhoben wird und sich mit der kosmischen Schwingung verbindet,
  • Puja ist machtvoll, weil sie machtvoll ist für den ganzen Raum und die Schwingung des Raumes sehr stark erhöht
  • und Puja ist machtvoll für alle Anwesenden, die bewusst oder unbewusst auch eine starke Schwingung erfahren.
  • Und Puja ist machtvoll für die ganze Gegend, weil die Schwingung der Puja weit ausstrahlt.

Und so kann ich Dir nur empfehlen Puja zu zelebrieren. Wenn Du in die Yoga Vidya Ashrams gehst dort wird jeden Tag eine Puja zelebriert, manchmal längere, manchmal kürzere Pujas und an allen großen Feiertagen ist natürlich Puja das zentrale Verehrungsritual. Du kannst auch auf unserm Internetkanal (gehen, dort) findest Du Pujas, Krishna Pujas, Shiva Puja, Durga Puja und andere. Du brauchst bloß auf die Yoga Vidya Internetseiten zu gehen und dann ins Suchfeld Puja eingeben und dann bekommst Du Lehrvideos von Puja und Du findest auch Mitschnitte von Pujas während großer Feiertage. Oder auch Mitschnitte von Pujas, die Du direkt mitmachen kannst. Ich wünsche Dir gute Puja und viel Freude beim Öffnen des Herzens.

Video - Aufbau, Logik und Bestandteile einer Puja

Aufbau

Eine Puja kann im Tempel oder auch zuhause vor einem eigens dafür aufgebautem Altar abgehalten werden. Die Heimpuja wird gleichzeitig als eine Einladung an die Gottheit betrachtet und entsprechend mit aller gebotenen indischen Gastfreundschaft abgehalten. Zu einer klassischen Puja gehören neben der im Symbol vergegenwärtigten Gottheit (als Statue, Emblem oder Substanz) Elemente der Verehrung, des Segens und der Reinigung. Mit geweihtem Wasser, Licht und Schmuckgegenständen wird die göttliche Kraft in Demut gewaschen, geehrt und geschmückt. Opfergaben wie Blumen, Reis, Milch (bzw. Reismilch) und geheiligte Speisen (Prasad) gehören als Zeichen der Dankbarkeit und Ehrerbietung zu jeder Puja. Sie werden der Gottheit während des Rituals darbebracht.

Ablauf

Der Ablauf einer Puja ist streng geregelt. Das wird in verschiedenen Texte, wie in den Samhitas beschrieben. Es kann aber je nach Anlass und Tradition in der Länge und Gestaltung variiert werden.

Fester Bestandteil jeder traditionellen Puja ist das Singen von Bhajans (spirituelle Lieder) und Kirtans (Anrufungen verschiedener Aspekte Gottes) zum Beginn des Rituals und die Wiederholung von bewusst gewählten Mantras während der Zeremonie.

Nach der Einstimmung markieren werden die Chakrapunkte auf der Stirn der Puja-Teilnehmer mit Sandelholzfarben markiert, um das Bewusstsein für die Gegenwart und Kraft der Gottheit oder des Gurus zu öffnen. Mantras der Lobpreisung und Verneigungen dienen dem Aufwecken und Invozieren der Gottheit (Avahana), die nachfolgenden Respekt und Ehrerweisungen stehen ganz in der indischen Tradition der Gastfreundschaft gegenüber hohem Besuch. Dazu gehören die symbolische Waschung der Füße, der Willkommensgruß und das rituelle Bad, in der Puja meist in Form von Übergießen mit gereinigtem Wasser. Fester Bestandteil jeder Puja sind die Opfergaben. So werden der Gottheit etwa Blumen, Kampfer, Milch, Reis und geweihten Speisen (prasad) dargebracht; eingerahmt von weiteren Mantren der Lobpreisung und Dankbarkeit.

Die Puja schließt meist mit einem Gebet, oft einer traditionellen Lichtzeremonie (Arati) und dem respektvollen Verneigen als Zeichen der Hingabe. Das während der Zeremonie energetisch aufgeladene Prasad wird nach Abschluß des Rituals verteilt.

Para Puja

Bild aus einem Yoga Vasishtha-Manuskript von 1602

Artikel aus Stories from Yoga Vasishtha von Swami Sivananda. The Divine Life Society Publication, 9. Auflage, Uttarakhand, 2009, S. XX-XXII.

1. Wie kann das Höchste Wesen verehrt werden, das ohne Teile ist, das absolute Existenz - Wissen - Glückseligkeit ist und dass unveränderlich ist (Vikalpa) und ohne Dualität?

2. Wohin können wir es einladen, denn es ist schon überall vollkommen? Welchen Platz sollen wir ihm anbieten, jenem, der alles unterstützt? Wie können wir ihm Arghya, Padya und Achamana (verehrende Reinigungskriyas, die mit Wasser durchgeführt werden) jemandem anbieten, der schon immer rein ist?

3. Es ist unnötig, jemanden zu baden, der die Reinheit selbst ist. Wozu sollte er Kleidung brauchen, wenn die Welt selbst in ihm existiert? Wieso sollte jemand, der frei ist von Glauben und Familie einen heiligen Faden benötigen?

4. Wozu dienen Räucherwerk und Blumen jemandem, der immer zufrieden ist und sich nicht nach Vergnügungen sehnt? Wie kann man jenen ankleiden, der formlos ist? Wozu sollte Dekoration jemandem dienen, der ohne Eigenschaften ist?

5. Wozu würde Dhupa (Räucherwerk, das nach Schweiß riecht) jemandem dienen, der fleckenlos ist? Und wie sollte man jemandem Lichter anbieten, der selbst das Licht der Lichter ist? Wieso sollte man Naivedya jenem anbieten, der immer zufrieden ist und durchtränkt ist von seiner eigenen Glückseligkeit?

6. Wie kann man Tambula (Betelnuss) jenem anbieten, der allen Wesen Glückseligkeit schenkt, der Bewusstsein ist und selbst leuchtet und der der Sonne und anderen Objekten Licht übermittelt?

7. Wie kann man jenen umkreisen, der endlos ist? Wie kann man sich vor jenem niederwerfen, der Eins ist, frei von Dualität? Man kann jenen nicht loben, den noch nicht einmal die Veden in einem angemessenen Umfang beschreiben können.

8. Wie kann man Niranjanam (Schwenken von Kampfer usw.) für jenen ausführen, der selbstleuchtend ist? Und wie kann man ihn auf seinen ursprünglichen Thron setzen (Udwasan), der vollkommen und alles durchdringend ist.

9. Diese Para Puja sollte von allen durchgeführt werden, die immer und zu jeder Zeit nach Brahman streben, mit einem hingebungsvollen und einpünktigen Geist.

Notiz: Avahana, Asana, Padya, Arghya, usw. sind die unterschiedlichen Handlungen der Verehrung eines persönlichen Gottes, entsprechend der Regeln von Upasana oder der rituellen Verehrung. Der Inhalt dieses Stotras ist, dass diese für den Einen, nicht dualen Brahman, nicht möglich sind. Das Höchste Selbst sollte von all jenen, die nach Brahman streben, im Licht des oberen Stotras verstanden werden.

Anlässe

Navaratri Puja im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg

Pujas können für folgende Anlässe zelebriert werden:

Swami Sivananda über Puja

Swami Sivananda

Auszug aus dem Buch "Bhakti und Sankirtan" von Swami Sivananda (Hrsg.: The Divine Life Society, 2007), S. 42

Puja ist ein gebräuchlicher Ausdruck für die rituelle Verehrung - ein Begriff, für den es zahlreiche Synonyme gibt wie etwa Archana, Vandana, Bhajana usw. Einige dieser Bezeichnungen betonen bestimmte Aspekte der Puja. Das Objekt der Verehrung ist der Ishta Devata, die persönliche Gottheit des Anbetenden, wie etwa Vishnu selbst oder eine seiner Inkarnationen - zum Beispiel Rama und Krishna - bei den Vaishnavas, wie Shiva in seinen acht Manifestationen bei den Shaivas oder auch Devi bei den Shaktas.

Die Puja ist nach außen gerichtet. Ein Bildnis (Pratima) oder ein Emblem, der Saligram für Vishnu oder das Linga für Shiva, werden verehrt. Materialien und Handlungen während der Puja werden Upachara genannt.

Paduka Puja

Upachara besteht aus sechzehn Schritten (Shodasopachara):

Swami Sivananda über Puja

Auszüge aus dem Buch "Lord Krishna, His Lilas and Teachings" von Swami Sivananda, The Divine Life Society Publication. Nacherzählung der Geschichte "Kriya-Yoga , zeremonielle Gottesverehrung"

Pujas (Zeremonien mit Übergießen und Darbringen verschiedener symbolischer Gegenstände):

Es gibt acht Arten von Gottesdarstellungen: Statuen aus Stein, Holz, Metall, Ton, Sand und aus Edelstein; auf Stoff gemalte Bildnisse; und geistig visualisierte. In Tempeln gibt es bewegliche Statuen, die bei Prozessionen oder Festen herumgetragen werden und fest installierte. Bei feststehenden Statuen im Tempel sind die Anfangsanrufungen (Avahana) und die Abschlussmantras nicht erforderlich. Bei beweglichen kann man sie rezitieren, muss aber nicht. Am Puja-Altar oder Homa-Kund (Platz für Feuerrituale) sind sie zwingend notwendig. Die Rituale sind unterschiedlich, je nachdem, welche Bildnisse/Statuen als Repräsentation des Göttlichen verehrt werden. Normalerweise reinigt man die Statuen vor dem Ritual. Statuen aus Ton und Bilder wäscht man nicht ab, kann sie aber leicht mit Wasser besprenkeln oder mit einem Tuch abwischen. Die Artikel, die man dabei verwendet und die Gaben, die man darbringt, sollten hochwertig sein. Fortgeschrittene Aspiranten können auch mentale Zeremonien ausführen, also die Mantras und Gesten geistig wiederholen und im Herzen mit Gaben opfern, die man sich visualisiert.

Eine Puja (Zeremonie mit einer Statue) besteht – nach den Anfangsanrufungen – aus Übergießen (mit Wasser, Milch usw.; Abhisheka) und Schmücken (mit heiligen Pulvern, Malas und Blumen; Alankara) der Statuen. Bei einer Feuerzeremonie gibt man Ghee ins Feuer. Will man mich in der Sonne verehren, dann macht man das mit Gebeten und Arghya. Will man mich im Wasser verehren, dann mit Wasser und Blumen und eventuell weiteren Zutaten. Wer mit tiefer Hingabe etwas opfert, und sei es nur Wasser oder auch Sandelholz, Blüten, Licht, Duftstoffe, Räucherstäbchen und Prasad (Essen, Süßigkeiten, Früchte), ist mir am liebsten. Doch was man mir ohne Liebe und Hingabe darbringt, macht mir keine Freude und zieht auch keine Gnade auf sich.

Wenn man eines dieser beschriebenen Rituale ausführen will, reinigt man sich selbst zuerst wie oben beschrieben und richtet sich alles griffbereit hin, was man dafür braucht. Während des Rituals sollte man nicht zwischendrin aufstehen müssen, um noch etwas zu holen. Dann setzt man sich so – klassischerweise auf eine Unterlage aus Kusha-Gras -, dass man sich mit dem Gesicht nach Osten oder Norden oder auf das Bildnis hin ausrichtet. Mit bestimmten Mantras und Gesten installiert man dann die Präsenz der vorherrschenden Gottheiten in den verschiedenen Teilen des eigenen Körpers und im Bildnis. Dann entfernt man etwaige Blüten und andere Gaben, die eventuell noch vom vorherigen Ritual da sind. Das Wassergefäß und das Wasser für das Ritual reinigt man ebenfalls mit Mantras und gewissen Handgesten. Dann reinigt man symbolisch den ganzen Altar, die Utensilien, sich selbst und drei Wassergefäße, in die man das Wasser aufteilt, indem man das alles mit ein bisschen Wasser besprenkelt, zusammen mit den zugehörigen Reinigungsmantras und -gesten („namas“ – Geste zum Herzchakra; „svaha“ – Geste zum Ajna Chakra/Kopf; „vashad“ – Geste zum Sahasrara Chakra/Scheitel plus Gayatri Mantra).

Anschließend geht der Pujari (der Ausführende) kurz in die Stille und meditiert über die subtile höchste Form des Paramatman im Lotos des Herzens, über den die Siddhas am Ende des Klangs (nach dem Chanten von Om) meditieren. So verehrt er mich in seinem eigenen Körper, der nun von dieser subtilen Essenz und Präsenz erfüllt ist. Dann ruft er nochmals die göttliche Präsenz in dem Bildnis an und verehrt mich darin. Das kann man mit einer inneren Visualisierung verbinden, indem man sich diese Repräsentation des Göttlichen personalisiert vorstellt, umgeben von Dharma (als Gottheit), den Shaktis (Energien, Kräften) und einem Lotos mit acht Blütenblättern. Dann folgt das Übergießen und Darbringen von Früchten, Blüten usw. gemäß den vedischen und tantrischen Regeln – wie oben bereits erwähnt. Will man das Ritual noch mehr ausbauen, kann man sich nun mich vorstellen mit meinen Symbolen und Waffen und diese nochmals einzeln verehren – wie zum Beispiel den Diskus Sudarshana, das Muschelhorn Panchajanya, die Keule Gada, Schwert, Pfeil und Bogen, den Pflug, sowie die Ornamente wie den Edelstein Kaustubha, die Girlande (Vanamala) und das Shrivatsa-Glückssymbol. Ebenso ehrt und verehrt man die Lehrer und verschiedenen Gottheiten.

Wer über genügend Mittel verfügt, sollte diese Puja täglich ausführen und dabei die Statuen mit Duftwasser aus Sandelholz, Ushira , Kampfer, Kurkuma oder Aloe übergießen und dabei Mantras aus dem Rig Veda wie dem „Svarṇa-gharma“, „Mahāpuruṣa-vidyā“ und „Puruṣa-sūkta“ oder Samans (aus dem Sama-Veda) rezitieren. Anschließend schmückt man das Bildnis/die Statue liebevoll mit Gewändern/Tüchern, der Brahmanenschnur, Malas, einer Blumengirlande, Sandelholzpaste usw. und bringt dann mit Mantras Blütenblätter und Reis dar. Zum Abschluss schwenkt man symbolisch Räucherstäbchen oder Räucherwerk und Licht vor dem Altar und bringt Prasad dar – je nach vorhandenen Mitteln kann das einfach sein, zum Beispiel Obst, oder aufwändiger mit gekochtem süßem Brei, Milchreis, Süßigkeiten, Yoghurt, Dhal, Ghee, Pudding, Früchten, Keksen u.ä. An besonderen Tagen – wie bei Vollmond, Neumond, Ekadashi – kann man zusätzlich zu den obigen Puja-Ritualen musizieren, singen und tanzen.

Hinduistische, buddhistische und andere Pujas (Auswahl)

Vijaya Dashami Puja zu Ehren der Göttlichen Mutter

Anleitung Kleine Puja

Die beschriebene einfache Krishna Puja wird in den Yoga Vidya Ashrams Bad Meinberg und Westerwald täglich im Krishna-Raum zelebriert.

Anmerkung: Dies ist eine Beispiel-Puja für Krishna. Ähnlich kannst du eine Puja für Shiva, Lakshmi, Rama, Durga, etc. feiern, einfach, indem du zum Beispiel das Mantra “Om Shri Durgayai Namaha”, “Om AIM HRIM KLIM ...” durch das betreffende Mantra ersetzt.

Notwendige Utensilien:

  • 1-3 Kerzen oder Öllampen
  • Statue (oder Bild, Stein, Symbol) als Repräsentation Gottes.
  • 1 Glas mit Wasser und Löffel (zur Reinigung der Lokas)
  • 1 Schale mit Wasser und Löffel (zum Abhishekam)
  • Heilige Pulver (Bhashma (Asche), Chandan (Sandelholzpaste), Kumkum (Rotes Pulver)
  • 1 Handtuch (zum Trocknen)
  • Mala, Kette, Schmuck, o.ä.
  • Blüten, Blütenblätter oder Reis (zum Archanam)
  • Obst (als Prasad)
  • Räucherstäbchen
  • eventuell Klingel
  • Teller
  • Altar

Vorbereitungen:

Sandelholzpaste vorbereiten. Statue/Symbol auf Teller stellen. Kerze anzünden, Räucherstäbchen anzünden.

Die Handlungen (in kursiv) sind in etwa zu gleicher Zeit wie die darüber geschriebenen Mantras auszuführen.

Om Om Om

Achamana (Reinigung)

Rezitiere die Reinigungsmantras und nimm dabei drei Schluck Wasser als Symbol der inneren Reinigung:

oṃ keśavāya namaḥ (1 Schluck Wasser in die rechte Hand geben und trinken)
oṃ acyutāya namaḥ (1 Schluck Wasser in die rechte Hand geben und trinken)
oṃ anantāya namaḥ (1 Schluck Wasser in die recht Hand geben und trinken, dann über das Sahasrara Chakra streifen)

Symbolische äußere Reinigung:

oṃ govindāya namaḥ (Wasser in die rechte Hand, dann nach oben und unten geben)
oṃ nārāyaṇāya namaḥ (Wasser in die rechte Hand, dann in alle 4 Himmelsrichtungen geben)
om gaṅge ca yamune caiva ' godāvari sarasvati
narmade sindhu kāveri ' namas tubhyaṃ namo namaḥ //

(Wasser in die rechte Hand, über dem Kopf kreisen, anschließenden mit den Fingern schnippen)

Tilaka – Auftragen der hl. Pulver, Öffnen des Dritten Auges

:om aiṃ tripurā-devyai ca vidmahe :klīṃ kāmeśvaryai ca dhīmahi :sauṃ tan naḥ klinne pracodayāt

Asche mit mittleren drei Fingern über die Stirn von links nach rechts auftragen, Sandelholzpaste (Sandelholzpulver vermischt mit Wasser) mit Ringfinger auf Punkt zwischen den Augenbrauen, Kumkum mit Ringfinger auf Punkt zwischen den Augenbrauen auftragen.

Avahana - Anrufung der Göttlichen Gegenwart

oṃ gaṃ gaṇa-pataye namaḥ
oṃ śara-vaṇa-bhavāya namaḥ
om aiṃ sarasvatyai namaḥ
oṃ guṃ gurubhyo namaḥ
oṃ namo bhagavate śivānandāya
oṃ namo bhagavate viṣṇu-devānandāya
om ādi-śaktyai namaḥ

Klingeln

9 x oṃ namo bhagavate vāsudevāya

Klingeln. Anschließend Verbeugung

Sankalpa, Dhyanam

1-2 Minuten Stille Meditation und/oder Gebet

Abhisheka (rituelles Bad)

oṃ namo bhagavate vāsudevāya

oder

kṛṣṇa kṛṣṇa mahāyogin ' bhaktānām abhayaṅkara /
govinda paramānanda ' sarvaṃ me vaśamānaya //

(9, 27 oder 108 Mal)

Murti (Statue, Symbol, Stein) mit Wasser unter Zuhilfenahme eines Löffels baden. Anschließend Wasser sammeln, Murtis trocknen mit Tuch, dabei Kirtan singen, z.B. Mahamantra Hare Rama Hare Krishna.

Mahamantra

Alankara (Schmücken)

Auftragen der Asche:

oṃ tatpuruṣāya vidmahe
mahādevāya dhīmahi
tanno rudraḥ pracodayāt

Auftragen von Sandelholzpaste:

gandha-dvārāṃ durādharṣāṃ ' nitya-puṣṭāṃ karīṣiṇīm /
īśvarīṃ sarva-bhūtānāṃ ' tām ihopahvaye śriyam //
gandhān dhārayāmi

Auftragen von Kumkum:

om aiṃ hrīṃ klīṃ cāmuṇḍāyai vicce namaḥ

Murti mit Blumen und/oder Mala und/oder Kette schmücken

hare rām(a) hare rām(a) rām(a) rām(a) hare hare /
hare kṛṣṇa hare kṛṣṇa kṛṣṇa kṛṣṇa hare hare //

Archana – Darbringen von Blüten oder Reis

om śrī kṛṣṇāya namaḥ (9, 27 oder 108 Mal)

Mit jedem Mantra ein Reiskorn oder Blume oder Blütenblatt opfern, indem du Reiskorn oder Blüte. Mit der rechten Hand zum Herzen führst und dann zur Murti hingibst.

Samarpaṇa: Dhūpa/Dīpa/Naivedya – Darbringen von Räucherstäbchen, Licht, Prasad

dhūpam samarpayāmi

Räucherstäbchen anzünden, im Uhrzeigersinn schwenken und darbringen. Klingeln.

dīpam samarpayāmi

Kerze oder Öllampe im Uhrzeigersinn schwenken und darbringen. Klingeln.

Prasadschüssel in die Hand nehmen und vor Altar stellen

oṃ bhūr bhuvaḥ svaḥ
tat savitur vareṇyam
bhargo devasya dhīmahi /
dhiyo yo naḥ pracodayāt // (3x)

Mit Löffel Wasser in die rechte Hand geben, im Uhrzeigersinn über Prasad verteilen (3x).

Prasad opfern, 1 oder mehrere Stücke auf Altar legen.

Mangala (Segenswünsche)

lokāḥ samastāḥ sukhino bhavantu (3x)

Arati (Lichtzeremonie)

jaya jaya āratī vighna-vināyaka
vighna-vināyaka śrī-gaṇeśa // 1 //
jaya jaya āratī veṇu-gopāla
veṇu-gopāla veṇu-lola
pāpa-vidūra navanīta-cora // 3 //
jaya jaya āratī sad-guru-nātha
sad-guru-nātha śivānanda // 11 //
jaya jaya āratī v veṇu-gopāla 11c //

Kerze oder Öllampe schwenken. Eventuell klingeln.

Abschlussgebete

tvam eva mātā ca pitā tvam eva ' tvam eva bandhuś ca sakhā tvam eva
tvam eva vidyā draviṇaṃ tvam eva ' tvam eva sarvaṃ mama deva-deva // 1 //
kāyena vācā manasendriyair vā ' buddhyātmanā vā prakṛteḥ svabhāvāt
karomi yad yat sakalaṃ parasmai ' nārāyaṇāyeti samarpayāmi // 2 //
sarva-dharmān pari-tyajya ' mām ekaṃ śaraṇaṃ vraja /
ahaṃ tvā sarva-pāpebhyo ' mokṣayiṣyāmi mā śucaḥ // 3 //

Verbeugen; Prasad verteilen; stille Meditation.

Verschiedene Schreibweisen für Puja

Sanskrit Wörter werden in Indien auf Devanagari geschrieben. Damit Europäer das lesen können, wird Devanagari transkribiert in die Römische Schrift. Es gibt verschiedene Konventionen, wie Devanagari in römische Schrift transkribiert werden kann. Puja auf Devanagari wird geschrieben "पूजा", in IAST wissenschaftliche Transkription mit diakritischen Zeichen "pūjā", in der Harvard-Kyoto Umschrift "pUjA", in der Velthuis Transkription "puujaa", in der modernen Internet Itrans Transkription "pUjA".

Puja - Anpassungsprozesse bei der Puja innerhalb der deutschen Hindu-Gemeinde

In der Bachelorarbeit von Corinna Müller (Meine Puja in Deutschland : Ritualdynamik am Beispiel der Aneignungsprozesse in der materiellen Kultur eines Hindu-Rituals nach einer Migration) steht die faszinierende Welt der Rituale im Fokus. Dabei werden die Auswirkungen von Migration auf die Performanz und Materialität des Hindu-Rituals Puja untersucht. Tauche ein in eine spannende Reise, die uns zeigt, wie sich das Ritual durch die Veränderungen an seine neue Umgebung anpasst und dabei ein lebendiges Beispiel für Ritualdynamik wird.
Die Arbeit basiert auf einem Forschungsprojekt im Rhein-Main-Gebiet und beschreibt, welche Gaben von den Gläubigen verwendet werden und welche Beschaffungsprozesse durchlaufen werden. Es wird bestätigt, dass ein Aneignungsprozess und ein ritualdynamischer Prozess stattfinden. Die Puja wird aufgrund ihrer Flexibilität als geeignetes Ritual zur Untersuchung von Ritualdynamik betrachtet. Die gewonnenen Erkenntnisse zeigen deutlich, dass ein Prozess der Aneignung und dynamischer Transformation stattfindet. Besonders interessant sind die Untersuchungen zur Materialität des Rituals, darunter die faszinierenden Speisen (naivedya) und das heilige Wasser des indischen Flusses Ganges (gangagel), bzw. des Neckars (einem Nebenfluss des Rheins).

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

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