Handlung

Aus Yogawiki

Handlung ist eine auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtete Tätigkeit. Die ausgeführte Handlung hat immer auch eine Konsequenz oder ein Ergebnis. Jede Handlung entsteht als erstes in den Gedanken, die dann das Tun steuern. Da der Mensch aber einen unabhängigen Willen hat, kann er seine Gedanken kontrollieren und dadurch seine Handlungen beeinflussen.

Caspar David Friedrich: Der Wanderer über dem Nebelmeer. Handlung - erläutert vom Yoga Standpunkt aus

Es gibt gute und schlechte Handlungen, deren Bewertung sehr von der jeweiligen Kultur abhängig ist, in der man lebt. Nach dem Gesetz des Karma, also der Ursache und Wirkung, werden alle Handlungen wieder erfahren, sowohl die guten als auch die schlechten. Der Mensch muss handeln, es ist nicht möglich, nicht zu handeln, da der Mensch essen, trinken und schlafen muss und auch die Entscheidung, nicht zu handeln zu wollen, letzlich eine Handlung ist.

Was steuert eine Handlung?

Wie entstehen Handlungen?

- Auszug aus dem Buch "Konzentration und Meditation" von Swami Sivananda -

Nicht der Verstand allein darf eine Handlung bestimmen. Intelligente Leute, die das Für und Wider einer Sache vernünftig abwägen, lassen sich, wenn es soweit ist, durch allerlei Versuchungen irreführen und tun etwas Falsches, das sie nachher bereuen. In Wirklichkeit ist es das Gefühl, der Instinkt, der die Handlung steuert.

Eine Richtung der Psychologie betont besonders die Imagination, und dass die Vorstellung letztlich die Handlung bestimmt. Sie illustriert das mit folgenden Beispielen:

  • Angenommen, ein schmales, etwa 30 Zentimeter breites Brett liegt auf zwei voneinander getrennten, etwa 6 Meter hohen Türmchen auf. Jetzt schickst du dich an, über das Brett zu gehen. Wenn du dir dabei vorstellst, dass du herunterfallen wirst, fällst du auch herunter, während du ohne weiteres in der Lage wärst, über das Brett zu gehen, wenn es auf dem Boden liegt.
  • Oder du fährst mit dem Fahrrad eine schmale Gasse lang. Plötzlich siehst du einen großen Stein mitten im Weg. Du denkst, du wirst den Stein mit dem Fahrrad rammen und so wird es auch passieren.

Eine andere Psychologie-Richtung hingegen vertritt die Auffassung, dass der Wille eine Handlung bestimmt. Dies ist auch die Meinung von Vedantins. Der Wille ist eine Seelenkraft und kann alles bewirken.

Nun zurück zum Thema der Konzentration und wie der Geist funktioniert. Die geistigen Wellen, die durch Gedankenformen entstehen, werden vrittis genannt. Diese vrittis muss man zur Ruhe bringen, um die Seele, das Selbst, zu verwirklichen.

In den Schriften wird der Geist mit einem See oder dem Meer verglichen. Die aufsteigenden Gedanken und Gefühle bilden die Wellen. Wenn du am Ufer stehst, spiegelt sich deine Gestalt klar auf dem Wasser wider, wenn alle Wellen an der Oberfläche zur Ruhe gekommen sind und die Wasserfläche ganz unbewegt ist. Ebenso kannst du die Seele, das Licht der Lichter, dann erkennen, wenn alle Gedankenwellen im Geist-See zum Stillstand gebracht sind.

Wenn dich die Praxis interessiert und du dir über das Ziel im Klaren bist, machst du bemerkenswerte Fortschritte in der Konzentration. Bei Neulingen kommt das Interesse insbesondere, wenn sie übersinnliche Erfahrungen machen, wie strahlende innere Lichter sehen, innere Klänge hören, übersinnlichen Geruch wahrnehmen und so weiter. Das bestärkt sie darin, weiterzumachen, um ein voll entwickelter Yogi zu werden.

Swami Sivananda über Karma und Handlungen

Handle ohne Verhaftung und überwinde Karma

- Auszug aus dem Buch "Karma Yoga" von Swami Sivananda -

Was ist Karma?

Karma bedeutet Arbeit oder Handlung. Nach Rishi Jaimini werden Rituale wie Agnihotra, Yajnas und so weiter als Karma bezeichnet. In dem als „Adrishta“ bezeichneten Karma steckt eine verborgene Kraft, die die Früchte des Karma für den Einzelnen einbringt. Für Jaimini ist Karma das Ein und Alles. Für einen Studenten der mimamsischen Geistesschule ist alles Karma. Jaimini ist der Gründer von Purva Mimamsa und war ein Schüler des Maharishi Vyasa, dem Begründer von Uttara Mimamsa oder Vedanta. Die Mimamsa Schule verleugnet die Existenz Ishvaras, der die Früchte der Arbeit verleiht. Gemäß der Gita bedeutet jegliche Handlung Karma.

Wohltätigkeit, Opfer und Tapas sind alle Karmas. Im philosophischen Sinne gehören sogar Atmen, Sehen, Hören, Schmecken, Fühlen, Riechen, Gehen, Sprechen usw. dazu. Denken ist das eigentliche Karma. Raga-Dvesha machen das wirkliche Karma aus.

Gute und schlechte Handlungen

Denke redlich. Benütze deinen Verstand und dein gesundes Urteilsvermögen. Befolge die Anordnungen der Shastras. Immer, wenn du im Zweifel bist, lies im Gesetz des Manu oder Yajnavalkya Smriti nach. Dann wirst du herausfinden, ob du richtig oder falsch handelst. Wenn du sagst:“ Die Shastras zahllos; sie sind wie das Meer; ich kann die in ihnen enthaltenen Wahrheiten kaum verstehen; ich kann ihre Tiefen nicht ergründen und beurteilen; sie beinhalten Widersprüche; ich bin verwirrt und verstört“, dann folge strikt den Worten eines Gurus, dem du völlig glauben und vertrauen kannst. Der dritte Weg ist, vor Gott Ehrfurcht zu haben.

Frage dein Gewissen. Die laute innere Stimme kann dich leiten. Sobald du die Stimme hörst, zögere keinen Moment. Beginne eifrig zu handeln, und ohne irgendjemanden zu Rate zu ziehen. Übe dich um vier Uhr morgens darin, die innere Stimme zu hören. Vernimmst du Furcht, Scham, Zweifel, Gewissenbisse und ein gewisses Unbehagen, dann weißt du, dass du etwas falsches tust. Hörst du Freude, ein Hochgefühl und Zufriedenheit, dann handelst du richtig.

Nishkamya Karma Yoga

Bei der Ausübung von Nishkamya Karma Yoga ist keine Mühe umsonst. Es gibt keine Gefahr. Es gibt auch kein Vergehen. schon ein wenig Wissen und ein wenig Übung kann dich schützen vor der großen Angst vor Geburt und Tod und deren Begleitübeln. Zweifellos wirst du die Früchte dieses Weges des Karma Yoga, nämlich Jnana, ernten. Hier gibt es keine Ungewissheit. Materie ist unzerstörbar. Energie ist unzerstörbar. Auch nur etwas Übung in der rechten Geisteshaltung wird Chitta reinigen. Die Samskaras tugendhafter Handlungen sind in Chitta eingeschlossen. Auch sie sind unzerstörbar. Sie sind wirkliche, wertvolle Bereicherungen für dich. Sie werden verhindern, dass du falsch handelst. Sie werden dich zu selbstlosem Handeln antreiben. Sie werden dich zum Ziel drängen. Selbstlose Taten werden den Boden des Antahkarana bereiten, damit er die Saat des Jnana aufgehen kann. Der Weg des Karma Yogas führt schließlich zum Erreichen der unendlichen Wonne des Selbst.

Arbeite selbstlos mit unvoreingenommenem Geist. Prüfe immer deine Motive. Sie sollten rein sein. Die Früchte der Handlungen hängen vom Motiv ab. Höre dir diese Geschichte an: In Hanuman Ghat waren zwei Mädchen kurz vor dem Ertrinken. Zwei junge Männer sprangen sofort in den Ganges und retteten sie. Ein Mann bat das Mädchen ihn zu heiraten. Der andere Mann sagte: „Ich habe meine Pflicht getan. Gott gab mir die Gelegenheit zu dienen und mich zu bessern.“ Er hatte Chitta Suddhi. Die äußere Handlung ist die gleiche (der Akt der Lebensrettung), jedoch das Motiv ist ein anderes. Die Früchte müssen deshalb auch verschieden sein.

Kümmere dich nie um die Früchte deiner Handlungen. Werde aber auch nicht Opfer von Faulheit oder Trägheit. Verwende deine gesamte Energie auf den Dienst an der Menschheit, dem Lande und so weiter. Stürze dich in selbstlosen Dienst.

Hefte deinen Geist auf die Lotusfüße Gottes. Lasse deine Hände arbeiten. Auch wenn du arbeitest, dann tue es wie ein Stenotypist oder Harmoniumspieler, der tippt oder spielt während er gleichzeitig mit dir spricht, wie die Frau, die strickt und gleichzeitig redet. Richte deine Gedanken immer auf die Lotusfüße Gottes, während deine Hände mit Arbeit beschäftigt sind. Der Geist des Mädchens, das den Wasserkrug auf dem Kopf hat, ist bei dem Krug, obwohl sie mit ihren Freundinnen spricht und scherzt während sie die Strasse entlang gehen. Durch Übung wirst du in der Lage sein, zwei Dinge gleichzeitig zu tun. Die manuelle Arbeit wird automatisch, mechanisch oder instinktiv verrichtet. Dein Geist wird zweifach sein. Ein Teil davon wird bei der Arbeit sein, während der Rest im Dienst Gottes, bei der Meditation, bei Japa ist. Wiederhole den Namen Gottes auch während der Arbeit. Ashtavadhanis erledigen acht Dinge gleichzeitig. Sie spielen Karten, ziehen eine Figur im Chaturanga Spiel, diktieren einem Dritten einige Passagen, sprechen in der rechten Ordnung und Reihenfolge zu einem Vierten und so fort.

Dies ist eine Frage der Geistesübung. Ebenso kannst du den Geist derart ausbilden, dass er mit den Händen arbeitet und gleichzeitig Gott gedenkt. Dies ist Karma und Bhakti Yoga zusammen.

Krishna sagt:

Tasmat sarveshu kaleshu mamanusmara yudhya cha;
Mayyarpitamanobuddhir mamevaishyaisyasamsayam.
"Daher denke allzeit nur an Mich und kämpfe. Wenn Geist und Verstand fest auf Mich gerichtet (in Mich versenkt) sind, wirst du ohne Zweifel allein zu Mir kommen.“ Gita: Kap. 8 Vers 7.

Obwohl die Kuh, die vom Kalb getrennt wurde, auf der Weide grast, ist ihr Geist immer nur auf das Kalb gerichtet. Ähnlich sollst du den Geist auf Gott lenken, wenn du Japa ausübst, wie die Kuh, und arbeite mit deinen Händen; selbiges ist nur Gottesverehrung. Löse dich von allen Verhaftungen. Bleibe gleichmütig bei Erfolg oder Misserfolg, Gewinn oder Verlust, Sieg oder Niederlage, Freude oder Leid. Übe und diszipliniere deinen Geist vorsichtig. Dies ist der Schlüssel, die Tür zum Reich der Wonne zu öffnen. Dies ist das Geheimnis von Karma Yoga. Dies ist das Geheimnis des Erfolgs im Yoga. Hier ist noch eine interessante Veranschaulichung. Der Geist der Ayah ist immer bei ihrem eigenen Kind, auch wenn sie einstweilen das Kind des Zamindar hätschelt und es liebkost. Der Geist der Choranari ist immer auf ihren Geliebten gerichtet, obwohl sie ihre Haushaltspflichten in ihrem Heim erfüllt. Genauso hefte deinen Geist auf die Lotusfüße des Herrn und setzte deine Hände für weltliche Handlungen ein. Wenn du diese Methode anwendest, kannst du Gott verwirklichen, auch wenn du in der Welt bleibst. Du brauchst dich nicht in die Höhlen des Himalajas oder der Wälder zurück zu ziehen.

Deshalb sagt Krishna: Gita V.2:

"Sowohl die Entsagung als auch der Yoga des Handelns führen zu höchster Seligkeit; von den beiden jedoch ist der Yoga des Handelns dem Verzicht auf Handlung überlegen." (Gita Kap. V-2)

Schenkst du den Früchten deiner Handlungen Beachtung, so bleibst du im Rad von Geburt und Tod gefangen. Du kannst nicht erwarten, sofort Unsterblichkeit oder die letzte Glückseligkeit zu erhalten.

Der Geist ist so gestaltet, dass er nicht arbeiten kann, ohne Früchte zu erwarten, oder eine Belohnung für seine Handlungen vorauszusehen. Lächelst du, wenn du einen Freud triffst, dann erwartest du im Gegenzug ein Lächeln von ihm. Reichst du jemandem ein Glas Wasser, dann erwartest du von ihm auch etwas zurück. Grüßt du deinen Freund auf der Mount Road, dann erwartest du von ihm, dass er dich zurückgrüsst. Dies ist die angeborene Natur weltlich ausgerichteter Menschen. Du wirst den Geist schulen müssen erwartungslos zu funktionieren. Du wirst den Geist vorsichtig mit Geduld und Ausdauer zähmen müssen. Weltliche Menschen können den Geist des Nishkamya-Dienstes nicht verstehen, weil ihre Köpfe mit Unreinheiten beladen und durchtränkt sind. Diene einige Zeit lang. Dann wirst du die Bedeutung von Nishkamya Karma Yoga begreifen. Vielleicht sind zu Beginn all deine Handlungen eigennützig. Wenn du aber zwei Jahre lang hart auf dem Gebiet des Karma Yoga arbeitest, dann werden fünf deiner Handlungen selbstlos sein und fünfundneunzig egoistisch. Betrachte deine Beweggründe kritisch, reinige sie und strenge dich an. Nach einigen Jahren unermüdlichen Kämpfens werden fünfzig Taten selbstlos sein. Eine gute Zeit bricht an, wenn all deine Handlungen zu hundert Prozent selbstlos sind. Du wirst ein vollkommener Karma Yogi wie Raja Janaka werden. Die Zeit ist nicht mehr fern, wenn du das Ideal täglich im Auge behältst und dich strikt darum bemühst es zu erreichen, und wenn du ehrlich und ernsthaft in deinen Absichten bist.

Der Geist ist mit Reinheit (Sattva) erfüllt, wenn du ohne Hintergedanken an Belohnung arbeitest, wenn du um Gottes Willen arbeitest, wenn du die Arbeit als Verehrung oder Puja an Narayana betrachtest, wenn du all deine Handlungen Gott als Ishvararpana widmest. Fühle und denke, dass du in jeder Sekunde deines Lebens nur für Gott allein atmest, lebst und arbeitest, und dass ohne Ihn das Leben völlig sinnlos wäre. Fühle den Trennungsschmerz, wenn du ihn während der Arbeit auch nur für den Bruchteil einer Sekunde vergisst.

Karma Yoga: Ein Weg zum Wissen

Die Praxis von Nishkamya Karma Yoga zerstört Sünden und Unreinheiten des Geistes und bewirkt Chitta Suddhi oder Reinheit des Antahkarana. Kenntnis des Selbst erwacht in einem reinen Verstand. Dieses Wissen ist der einzige direkte Weg zur Freiheit. So, wie Kochen ohne Feuer nicht möglich ist, so ist Befreiung ohne Wissen um das Selbst nicht möglich. Karma kann Unwissen nicht zerstören, weil beide nicht gegensätzlich sind. Aber Wissen zerstört Unwissenheit sicherlich, so wie Licht die tiefste Dunkelheit.

In der Mahabharata steht:

„Wissen entsteht im Menschen durch das Tilgen sündhaften Karmas, wenn das Selbst im kleinen Selbst/im Ego wie in einem klaren Spiegel gesehen wird“. Santi Parva: 204-8.

In den folgenden Abschnitten wird Karma Yoga als ein Mittel zum Erreichen von Atma Jnana herausgestellt:

„Die Brahmanen versuchen dieses (Atman) durch das Studium der Veden, durch Yajna oder Anbetung zu erfahren.“ Brih. Upanishaden:4-5-22.
„Doch Entsagung, O mächtig bewaffneter Arjuna, ist ohne Yoga schwer zu erreichen“. Gita: Kapitel V-6.
„Durch das Aufgeben von Verhaftung handeln die Yogis nur mit Körper, Geist, Verstand und auch mit den Sinnen, um sich zu reinigen.“ Gita: Kapitel V-11.
„Opferhandlungen, Geben und Askese läutern die Weisen.“ Gita: Kapitel XVIII-5.

Meditation und Handlung

Meditation und Handlung gehören zusammen. Meditation ermöglicht verhaftungsloses Handeln und Freude im Alltag. Verhaftungsloses Handeln ermöglicht die Vertiefung der Meditation.

Swami Sivananda über Meditation und Handlung

Swami Sivananda schrieb über die Beziehung von Meditation und Handlung:

Der Mensch besteht aus Atman, Bewusstsein und Körper. Atman hat zwei Aspekte, einen unveränderlichen und einen veränderlichen. Der letztere heißt Welt, der erstere Gott. Die Welt aber ist nichts anderes als der geoffenbarte Gott, ist Gott in Bewegung. Die Welt ist zwar vorhanden, ihr Sein aber ist ein relatives.

Atman ist allesdurchdringend, ewig, vollkommen und rein, ist All-Seligkeit, All-Macht, All-Wissen. Er nimmt von sich aus Namen und Formen an, die der Welt angehören (Nama Rupa Jagat). Er kennt kein Begehren, da es für ihn keinen Gegenstand außerhalb seiner selbst gibt. Sein Wille heißt Shakti. Er ist Atman in Bewegung. Im Nirguna Atman ist Shakti statisch, im Saguna dynamisch.

Atman hat keinen Wunsch, weil es für ihn nichts Gegenständliches gibt und er vollkommen ist. Wunsch bedeutet Anziehung, die Unvollkommenheit voraussetzt. Negation des Willens bedeutet, dass die Entscheidung zur Handlung im Innern erfolgt. Wenn Atman will, entsteht ein Weltall. Der Wille Atmans hält und beherrscht das Weltall. Der Mensch wird durch Egoismus, Begierde und Furcht hin- und hergetrieben, weil er sich mit der Begrenzung durch Bewusstsein und Körper identifiziert. Die Idee dieser Begrenzung heißt Egoismus.

Ziel des menschlichen Lebens ist die wirkliche Erfahrung der Einheit in allem offenbarten und nicht offenbarten Dasein. Diese Einheit, die von jeher vorhanden ist, hat der Mensch in seiner Unwissenheit vergessen. Deshalb ist die hauptsächlichste Aufgabe auf dem geistigen Weg (Sadhana), den Schleier zu heben und sich von dem Gedanken zu befreien, dass man in Körper und Bewusstsein begrenzt ist. Es ist die selbstverständliche Voraussetzung, daß man die Verschiedenheit aufgeben muß, um die Einheit zu erlangen. Es ist ungenau, von einem Wunsch nach Befreiung zu sprechen. Denn Befreiung bedeutet nur die Erlangung des Zustands der Unendlichkeit, der schon besteht, der unsere wahre Natur ist und deshalb nicht Gegenstand unseres Wunsches sein kann. Dies Verlangen sollte ebenso wie das nach Nachkommen, Reichtum und Glück in dieser oder der nächsten Welt ausgelöscht und alle Handlungen sollten nur von reinem, keine Vorteile suchenden Streben nach dem einen Ziel bestimmt werden.

Diese geistige Schulung (Sadhana) - der unaufhörliche Versuch, sich als das All zu fühlen - kann und sollte sogar inmitten intensivster Tätigkeit geübt werden. Das ist die hauptsächlichste Lehre der Gita. Sie ist einleuchtend, da Gott Saguna und Nirguna zugleich ist, mit und ohne Form. Wenn Gedanken und Körper ihre Arbeit verrichten, sollte der Mensch sich über diese erhaben fühlen und sie als Zeuge kontrollieren. Er soll sich nicht mit Adhar (der Kristallisierung von Bewusstsein und Körper) identifizieren, auch nicht, wenn dieses tätig ist. Dazu bedarf es zu Beginn der Zuflucht in die Meditation. Ohne diese kann nur ein außergewöhnlich willensstarker Mensch auskommen. In der Meditation wird Adhar beherrscht und dadurch Sadhana, der Versuch, die Einheit zu erfahren, erleichtert. Inmitten des tätigen Lebens aber ist dies schwer zu erreichen. Deshalb ist Karma Yoga schwerer als reiner Jnana Yoga. Um so wichtiger ist es, ihn zu jeder Zeit zu üben. Sonst wird der Fortschritt sich nur langsam einstellen.

Besser ist es, mit der Idee das Wortsymbol Om zu verbinden, das seit undenklichen Zeiten die Idee der Einheit ausdrückt. Deshalb ist es die beste Methode, immer wieder dieses Wort OM zu wiederholen und über seine Bedeutung zu meditieren. Einige Stunden am Morgen und Abend müssen trotzdem der reinen und einfachen Meditation gewidmet bleiben.

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Handlungen sattwig, rajasig, tamasig

Was ist das Motiv deiner Handlung?

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Handlungen und die drei Gunas.

Kommentar zur Bhagavad Gita, 18. Kapitel ab Vers 23:

Darüber spricht Krishna ab dem 23. Vers. Ich rezitiere diesen Vers und dann die Verse 23-25 in der Übersetzung.

Handlungen ohne Ich-Gedanken

niyataṃ saṅgarahitam arāgadveṣataḥ kṛtam
aphalaprepsunā karma yattatsāttvikamucyate

Eine Handlung die geboten ist, keine Verhaftung bringt und ohne Zu- oder Abneigung von einem Menschen ausgeführt wird, der keinen Lohn dafür wünscht – diese Handlung wird als sattwig bezeichnet.

Und hier wird es ganz praktisch: Wenn Du also wissen willst, hast Du eine sattwige Handlung gemacht, die Dich also zu Sat – zur Wahrheit führt kannst Du gerade überlegen: War es eine Handlung, von der Du wusstest, es ist Deine Verantwortung, Deine Aufgabe. Hast Du sie gemacht, ohne Identifikation – ohne gedacht zu haben: Ich mach das. Hast Du sie gemacht ohne Zu- und Abneigung, ohne sie zu wollen oder nicht zu wollen und hast Du dabei auch keinen Lohn gewünscht? Dann hast Du eine sattwige Handlung vollbracht.

Handlungen zur Erfüllung von Wünschen

Vers 24:

Die Handlung jedoch, die im Verlangen nach Erfüllung von Wünschen oder nach Gewinn getan wird, mit „Ich Gedanken“ und viel Mühe, wird als rajasig betrachtet.

Hier hat Krishna einige Kriterien. Zunächst einmal, wenn Du etwas tust um Deine Wünsche zu erfüllen, das ist automatisch rajasig. Wenn Du dafür Dir einen Gewinn Dir erhoffst – ist auch wieder rajasig, wenn Du Dich damit identifizierst und sagst: Ich muss das machen und ich hoffe, ich kann das machen und ich muss das alles machen – „Ich Gedanken“. Und dann ist natürlich auch Mühe dabei. Wenn Du denkst: Ich muss es machen und es hängt alles an mir und ich hoffe, ich krieg das was ich will und ich hoffe, ich krieg all das, dann ist dort viel Mühe dabei. Das ist rajasig. Letztlich eine sattwige Handlung, selbst wenn sie mal körperlich anstrengend ist, ist ohne Mühe. Du tust, was getan werden soll, Du fühlst Dich als Instrument Gottes: ES geschieht. Und damit ist dort keine geistige Anstrengung dabei.

Handlungen aus Täuschung

Vers 25:

Handlung aus Täuschung, ohne Rücksicht auf Folgen, Nachteile, Verletzungen und die eigenen Fähigkeiten wird als tamasig bezeichnet.

Also wenn Du etwas tust, das irgendwo aus Täuschung heraus getan wird und denkst, jemand erwartet etwas von Dir und er erwartet es gar nicht oder Du denkst, das müsste Dir irgendwie helfen und in Wahrheit führt es Dich in Dein Verderben, Du denkst und so weiter und es ist einfach getäuscht, oder ohne Rücksicht auf Folgen wie: Dem werde ich es zeigen und Dir ist egal, was anschließend passiert, oder Du bist gekränkt – er hat Dich vielleicht gar nicht gekränkt, aber Du fühlst Dich gekränkt und jetzt willst Du es dem zeigen, eine Lektion erteilen und so weiter, ohne Rücksicht, welche Folgen das für Dich hat.

Oder Dir kommt irgendwo so ein Gedanke in den Kopf und Du führst ihn aus ohne Rücksicht auf Folgen – das ist alles tamasig. Oder Du willst irgendetwas tun, das Deinen Fähigkeiten nicht entspricht. Ja es ist gut die eigenen Fähigkeiten auszubauen, aber zum Beispiel Du hast nur ein rudimentäres Geigen Wissen und Du bestehst darauf, dass Du jetzt ein Konzert gibst, das wäre auch tamasig. Also schon auch eigene Fähigkeiten beachten und dann tun was Du tun kannst.

Schlussworte

Ja, jetzt kannst Du vielleicht analysieren, was Du heute oder die letzten Tage gemacht hast. Welche Deiner Handlungen waren sattwig? Welche waren rajasig? Welche waren tamasig? Und nimm Dir vor dann heute oder morgen mehr sattwige Handlungen zu tun, weniger rajasige und auf tamasige weitestgehend zu verzichten. Ja, das war es für heute. Beim nächsten Mal spricht Krishna über den Handelnden, also was der Mensch selbst ist, wie er ist wenn er sattwig, rajasig und tamasig ist. Im Grunde läuft es auf ähnliches hinaus, aber es ist wichtig, dieses Sattwa, Rajas und Tamas von verschiedener Warte aus zu beleuchten, denn hier wird es wirklich sehr praktisch. Karma Yoga im Alltag, Spiritualität im Alltag heißt sattwa ohne Verhaftung.

Video - Handlungen - sattwig, rajasig, tamasig

Entsagung von Handlungen

Entsage allen Handlungen und unterbrich Samsara

- Abschnitt aus der Bhagavad Gita Zusammenfassung, Kapitel 5 nach James Swartz -

Was ist Entsagung? (sannyasa), Verse 1-6

Arjunas Frage Krishnas Aussage zur Entsagung betreffend entstammt einem üblichen Missverständnis, das durch Verwechslung der Idee einer externen Entsagung von Aktivitäten und der inneren Entsagung von Gedanken durch spirituelle Praxis begründet ist. Aus Konflikten heraus zu leben macht Dich nicht frei.

Karma Yoga ist die erste Stufe der Entsagung, Verse 7-12

Innere Entsagung wird umgesetzt durch Wissensyoga, dem wiederum Karma Yoga vorangeht. Die erste Stufe der inneren Entsagung ist karma yoga, Entsagung von Vorlieben und Abneigungen. Der Nachteil von freiem Willen ist die Tatsache, dass er Vorlieben und Abneigungen erzeugt, die die geistigen Instrumente stören. Die Kehrseite von materiellem Fortschritt ist Verletzlichkeit, Anhaftung und Identifikation mit mehr und mehr Objekten. Wenn etwas kommt, das Du magst bist Du glücklich, wenn es geht bist Du es nicht. Wenn etwas kommt, das Du nicht magst, bist Du unglücklich, wenn es geht bist Du glücklich. Karma Yoga wandelt bindende Vorlieben und Abneigungen um in nicht-bindende Vorlieben und Abneigungen. Es macht die geistigen Instrumente friedvoll.

Hingabe an Isvara ist ein unschätzbarer Teil von karma yoga. Während du für die Zukunft arbeitest bringst Du die Ergebnisse deiner Handlungen Isvara dar. Karma Yoga ist eine Bereitschaft Ergebnisse, die sich zeigen willkommen zu heißen, sie als ein Geschenk von Isvara anzunehmen.

Selbsterforschung (Jnana Yoga) ist die Zweite Stufe innerer Entsagung, Verse 13-21

Jnana Karma Sanyasa ist der Verzicht auf die Vorstellung ein Tuender zu sein (renunciation of doership), nicht das Unterlassen von Aktivitäten; es wird erreicht durch Sravana, Manana und Nididhyasana.

Wissen des Selbst (Self knowledge) beschäftigt sich mit der fundamentalen Verwirrung in Bezug auf die Bedeutung des Wortes ‘Ich,’ durch Eliminierung der Idee eines ‘Ich” und ‘mein’. Selbsterforschung sagt uns, dass das Selbst nicht der Komplex aus Sinnen, Körper und geistigen Instrumenten oder der Tuende/Genießende ist. Dies ist leicht daran zu erkennen, dass beispielsweise der physische Körper nicht vor der Geburt, nach dem Tod und im Tiefschlaf präsent ist. Er ist ein Objekt, das in Gewahrsein erscheint und aus Gewahrsein besteht. Das Selbst ist der nicht-wahrnehmende Zeuge.

Der Tuende/Genießende ist niemals frei von Samsara. Daher ist es unmöglich, nicht zu handeln. Er ist hier, um Prarabdha Karma abzuarbeiten und ist gebunden an die Gesetze des Universums. Selbsterforschung überzeugt den Jiva die Bindung des Tuenden/Genießenden an Handlung zu akzeptieren. Erleuchtete Personen haben ihre eigenen Prarabdha Karma Probleme. Sogar Avatare können ihr Prarabdha Karma nicht ändern.

(1) Praxis des Wissens und (2) Frucht des Wissens, Verse 22-26

1. Praxis des Wissens ist im wesentlichen Ärger Management. Wenn du ärgerlich in Bezug auf eine Person bist, die dich scheinbar verletzt, solltest du erkennen, dass du eigentlich ärgerlich in Bezug auf Ärger bist. Wenn du ärgerlich bist denkst und handelst du nicht rational. Wenn du impulsiv handelst bedenkst Du nicht die Konsequenzen und führst Handlungen aus, die manchmal lebenslanges Bedauern nach sich ziehen. Impulsives Sprechen ist ein großes Hindernis für die Befreiung, weil dadurch großes Karma erzeugt wird. Ärger ist Folge eines nicht erfüllten Wunsches. Du kannst Wünsche nicht entfernen, weil sie Ausdruck deiner Lebenskraft sind. Aber du kannst sie sublimieren (vergeistigen) in Richtung einer spirituellen Praxis, im wesentlichen Selbsterforschung. Gleichzeitig kannst du in ruhiger Weise deine Erwartungen und als Folge deinen Ärger reduzieren. Auf diese Weise vermeidest du unerwünschtes Karma.
2. Jivan Mukti. Befreiung ist permanenter geistiger Frieden, der die Folge von gefestigtem direktem Wissen des Selbst ist. Die geistigen Instrumente einer befreiten Person sind immun gegenüber den schockartigen Herausforderungen des Lebens. Videha mukti. Sanchita Karma ist verbrannt. Agami Karma wird verhindert und prarabdha Karma ist erschöpft. Der jiva geht auf in Gewahrsein.

Einführung in Vedantische Meditation, Verse 27-29

Die Vedantalehre zu hören (sravanam) ohne zu meditieren ist wie Zucker in Tee geben, ohne umzurühren; der Zucker sinkt auf den Boden der Tasse und der Tee nimmt die Süße des Zuckers nicht auf. Meditation ist das Zurückziehen von weltlichen Aktivitäten und das Assimilieren des Wissens, das in der Phase des Hörens erworben wurde, bis die Persönlichkeit erwachsen und lieblich geworden ist.

Viveka Chudamani - Identifiziere dich nicht mit deinen Handlungen

Gott wirkt durch dich zum Wohle aller

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 305 von Sukadev Bretz -

Gib die Identifikation des Ichs mit dem Handelnden unverzüglich auf. Diese Denkweise, als eine schwache Reflexion der Seele – beraubt dich der Verankerung im Selbst. Als Folge der Verwechslung des begrenzten Ichs mit dem Selbst widerfährt dir das wiederholte Erdenleben, eine verkörperte Existenz voll von Leid von Geburt, Alter und Tod – obwohl du im Wesentlichen der Zeuge bist, die Essenz von Sat-Chid-Ananda, Sein-Wissen- Glückseligkeit.

Om Namah Shivaya und herzlich willkommen zum Viveka Chudamani Vortrag. Ich spreche über Viveka Chudamani, einem der wichtigsten Vedantatexte geschrieben von Shankaracharya, einem Yoga Meister um 800 nach Christus. Wir sind gerade im 305. Vers. Er gehört zu einer ganzen Versreihe, in der es darum geht, die Identifikation zu überwinden.

Wie, die Vorstellung der Handelnde zu sein, loslassen

Er sagt jetzt hier, dass du dich nicht mit dem Handelnden identifizieren sollst. Er sagt, Ahankara - das Ego - sollte sich nicht mit Kartari, dem Handelnden, identifizieren. Das ist nur Mati, eine Meinung. Munca, lass das los. Sahasa, sofort.

Wie kannst du die Vorstellung, der Handelnde zu sein, loslassen? Du kannst überlegen, wodurch alles geschieht. Letztlich geschieht es durch den Körper. Ich bewege jetzt den Mund, die Hände und so weiter. Aber bewege wirklich ich die Hände und den Mund? Sei dir bewusst, dass dieser Körper Teil dieser Erde ist. Er besteht aus Nahrung, Luft und Flüssigkeiten, die ich zu mir nehme. Daraus ist der Körper gemacht. Und dann kann er nur das tun, was im Rahmen der Erde möglich ist.

Ich bin ein Instrument in Gottes Händen

Die Vedantins sind auch Bhaktas, das heißt Gottesverehrer. Das heißt du kannst dir bewusst sein, dass nicht du handelst, sondern Gott handelt. Ishvara handelt. Es geschieht, was geschehen soll. Ich bin nur ein Instrument. Ich bin ein Instrument in den Händen Gottes. Denke darüber nach. Wenn du morgens anfängst, etwas zu tun, dann sage: „Was auch immer ich tue, ich tue es durch dich.“ Was auch immer getan wird, geschieht durch Gott. So wie es auch im Twameva Mata heißt: „Oh Gott, du bist meine Mutter, mein Vater, meine Freundin, meine Verwandten, du bist alles, was ich besitze, du bist mein Intellekt, mein Körper, meine Psyche.“

Du könntest sagen, dass dein Körper Teil des Kosmischen Körpers ist. Du bist eine Zelle im Göttlichen Körper. Deine Psyche ist ein Teil der kosmischen Psyche. Und letztlich geschieht, was geschehen soll. Du bist sein Instrument in den Händen des Karmas. Du kannst auch sagen, dass nicht du etwas tun willst, sondern Gott möge durch diesen Körper und durch diese Psyche wirken. Und wenn du so handelst, dass du immer sagst: „Oh Gott, ich bin dein Diener und du wirkst durch mich. Bitte wirke durch mich und lass mich dieses Gefühl haben“, dann verschwinden die Identifikationen und dann erfährst du dich selbst als das Höchste Selbst.

Überwinde die Identifikation mit dem Handelnden

Überwinde die Identifikation mit dem Handelnden, indem du dich zum Instrument machst und loslässt. Vielleicht noch am Rande bemerkt: In der Bhagavad Gita zeigt Krishna dem Arjuna im elften Kapitel die kosmische Gestalt. Und Arjuna sieht in die Vergangenheit und in die Zukunft und er sieht, dass letztlich alles schon geschehen ist. Dass er eigentlich nichts tut. Gott macht alles. Scheinbar hat Arjuna jetzt eine wichtige Aufgabe. Scheinbar hat er eine wichtige Entscheidung zu treffen. Aber in Wahrheit hat Gott schon alles gemacht. Es geschieht, du brauchst dich nicht zu identifizieren.

Viveka Chudamani - Beherrsche deine Handlungen, dann verschwinden deine Wünsche

Mt Beherrschung der Handlungen verschwinden auch deine Wünsche

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 317 von Sukadev Bretz -

Wenn das Ichbezogene Handeln aufhört, hört das Grübeln über Sinnesobjekte auf, gefolgt von der Zerstörung von vasanas. Die endgültige Zerstörung von vasanas ist Befreiung. Dies wird als zu Lebzeiten befreit genannt (jivanmukti).

Überwinde Ich-bezogenen Handlungen

Wenn das Ich-bezogene Handeln aufhört, Shankara hatte ja in den letzten Versen Tipps gegeben, wie wir unsere Gedanken beherrschen. Er hat gesagt, wenn du frei sein willst, dann musst du dich auch befreien von der Identifikation. Du musst dich von der Identifikation befreien, zum einen von der Identifikation mit den Instrumenten Körper, Psyche, physischer Körper, Energiekörper, Emotionshülle, Intellektuelle Hülle. Du musst dich von der Identifikation damit lösen.

Kombinierte Strategie von Shankara

Aber du solltest dich auch lösen von der Identifikation mit Wünschen und damit von Gedanken und Handlungen. Wie tust du das? Er hat eine kombinierte Strategie vorgeschlagen:

  • Unwissenheit überwinden,
  • Identifikation überwinden,
  • die dahinter stehenden Wünsche überwinden,
  • dann die Emotionalität überwinden
  • und die daraus entstehenden Wünsche selbst überwinden
  • und schließlich die Handlungen überwinden.

Beherrschung der Handlungen mit Samadhi Shatkam

Und in diesem Vers sagt Shankara, dass du mindestens die Handlungen beherrschen sollst. Das ist das mindeste, was du tun kannst. Hier könnte man auch die Interpretation des Samadhi Shatkam heranziehen. Da geht es ja auch über Sama, Dama, Uparati, Titiksha.

Wenn du merkst, dass dort eine Emotion ist, die vielleicht nicht angemessen oder nicht so gut ist, dann wäre das beste Sama, Ruhe des Geistes. Du beruhigst deinen Geist. Wenn das nicht geht, dann übe Dama, das heißt reagiere äußerlich nicht. Bewahre Haltung, schimpfe nicht, wirf nicht mit Steinen, renne nicht schreiend raus und so weiter. Lerne es einfach auszuhalten. Dama wird manchmal auch Titiksha genannt. Und wenn du merkst, dass du dich nicht beherrschen kannst, dann übe Uparati, das heißt meide den Ort des Geschehens, finde eine kluge Ausrede und verlasse den Ort bevor du die Fassung verlierst.

Du bist das Unsterbliche Selbst in allen Wesen

Shankara empfiehlt hier, dass du deine Handlungen beherrschen sollst. Wenn du also jemand bist, der sich über andere aufregt, sie dann beschimpft, die Stimme laut erhebt, dann kannst du sagen, dass es am besten wäre, wenn du erkennst, dass du das unsterbliche Selbst bist auch in allen Wesen und auch in demjenigen, über den du dich aufregst.

Du könntest auch sagen, dass es gut wäre, wenn du aufhörst, dich zu identifizieren; dich zu identifizieren als jemand, der etwas so und so tun sollte, als jemand, wo es so und so sein sollte und so weiter. Ich sollte mal Raga und Dvesha überwinden und Abhinivesha, also die Emotionalität überwinden. Wenn ich merke, dass ein Ärger hochkommt, bewahre ich Ruhe, Freundlichkeit, Gelassenheit, Verständnis.

Beherrsche dich - mindestens die Handlung

Aber wenn das alles nicht geht, dann schimpfe nicht, sprich nicht laut los, beschimpfe den anderen nicht, beherrsche mindestens die Handlung. Ich muss jetzt gerade daran denken, dass ich einmal wieder etwas gemacht habe, was ich gerne mache, nämlich eine Weile auf Zucker zu verzichten. Irgendwie habe ich es mir gar nicht so bewusst vorgenommen, sondern einfach gedacht, dass es gut wäre, wenn ich das mal wieder machen würde. Deshalb habe ich in den letzten drei Wochen nichts Industriezuckerhaltiges mehr gegessen. Und ich muss feststellen, dass ich gar keinen Wunsch nach Zucker habe.

Ein Beispiel die Herrschaft über das Handeln führt auch dazu, dass die Vasanas weniger werden. Du kannst an jeder Ebene arbeiten. Shankara empfiehlt ja gerne eine kombinierte Strategie. In diesem Vers sagt er: Beherrsche deine Handlungen. Jetzt überlege: Was willst du beherrschen?

Verbinde die Handlungen mit ihren Resultaten

Handlung und Resultat gehören zusammen

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -

Was wir nicht sehen können, wirkt sich immer auf unser Leben aus. So ist beispielsweise das Verhältnis zwischen dem Handeln und seinen Ergebnissen selten einfach. Wäre es nicht schön, wenn wir das gewünschte Ergebnis unmittelbar nach unserer Handlung bekommen könnten? Wenn karma so einfach wäre, wäre es einfach zu bestimmen, welche Handlungen zu vermeiden und welche auszuführen sind. Wenn ich jedes Mal, wenn ich ein böses Wort sage, zehn Euro finden würde, würde ich nur Schimpfwörter gebrauchen. Was wäre, wenn ich mit jedem Wurf, den Basketball in den Korb treffen würde? Wenn es keine Unsicherheit gäbe, könnte ich genauso gut ein Insekt sein.

Dennoch gibt es Gewissheit, wenn du auf die langfristigen Ergebnisse deiner Handlungen achtest. Erinnere dich, der Zweck des Handelns besteht darin, einen friedlichen Geist zu erlangen, damit er Wissen aufnehmen kann. Wenn eine Handlung eine Gewohnheit hervorbringt, von der du weißt, dass sie nicht richtig ist, obwohl dein Ego sie anpreist, muss diese Handlung aufgegeben und zu einer Handlung umgewandelt werden, die sattva produziert. Ein sattviger Geist fühlt sich gut an, weil er durch sattvige Handlungen erzeugt wird.

Karma ist ausgesprochen nuanciert und paradox, leider. Was du siehst, ist nicht das, was du bekommst. Besser gesagt, es ist beides. Jede Handlung führt zu kurzfristig sichtbaren Ergebnissen und langfristig zu unsichtbaren Ergebnissen. Die kurzfristigen Ergebnisse kenne ich, die langfristigen Ergebnisse nicht, oder erst dann, wenn sich bestimmte Handlungen rächen. Die meisten von uns sind sich einig, dass gute Taten unbestraft bleiben sollten. Aber wegen des Gesetzes der unbeabsichtigten Folgen erfahre ich manchmal Leid, gerade weil ich das Richtige getan habe. Zum Beispiel ist es nicht richtig, meinen Körper zu verletzen, also höre ich auf zu rauchen und mein Selbstwertgefühl kehrt zurück. Aber sofort entsteht Gereiztheit, weil meine Raucher-vāsanā gegen meine Entscheidung in den Krieg zieht, einen Krieg, der Monate oder Jahre dauern kann. Ja, auf lange Sicht ist es eine gute Sache, aber auf kurze Sicht ist es leidvoll.

Oder ein weiteres Beispiel: Ich habe einen wütenden Streit um Unterhaltszahlungen mit meinem geizigen Mann, der sein Geld versteckt, und ich schreie ihn an: „Ich bringe dich um, du Hurensohn!!!!!“ Dieser Gedanke ist vielleicht ein gutes Ventil, um Dampf abzulassen, aber wenn ich ihn weiterspinne, kann es sein, dass ich für zwanzig Jahre im Gefängnis lande, weil der Mörder gepfuscht hat und man mir auf die Spur gekommen ist. Kaffee ist kurzfristig großartig, um das morgendliche tamas loszuwerden, aber sobald die Sucht einsetzt, wird der Geist zu einem irritierten, rajasigen Chaos. Schlechte Gewohnheiten sind das Brot und die Butter des Egos. Nimm eine weg und du handelst dir Ärger ein.

Gleichzeitig leidest du weiter, wenn du sie nicht loswirst. Falls es dir entgangen sein sollte, der Knackpunkt ist: Eine sinnvolle, sich gut anfühlende Handlung ist nicht immer der richtige Weg. Und was ist die Lösung? Denke sorgfältig über jede Handlung nach, die nur dazu dient, Langeweile oder Stress abzubauen. Wenn der gesunde Menschenverstand oder die Schriften sagen, dass eine Handlung oder ein Gedanke, dem du nachgeben möchtest, nicht mit dem dharma übereinstimmt, dann forsche nach, bis du die Logik erkannt hast. Und versuche nicht wie ein Anwalt die Lücke im Gesetz zu finden.

Zum Beispiel empfiehlt die Schrift für Selbst-Erforscher das Zölibat. Warum? Weil Sex im Nu eine bindende vāsanā erzeugt. Wenn dein feinstofflicher Körper überwiegend tamasig/rajasig mit nur geringem sattva-Anteil ist und du zu religiösem Fundamentalismus neigst, wirst du den Rat wahrscheinlich wörtlich nehmen.

Also unterdrückst du deine sexuellen Bedürfnisse, bis dein Geist hoffnungslos verwirrt ist. Wenn du aber tamasig/rajasig und praktisch ohne sattva bist und keine spirituellen Neigungen hast, wirst du der Sex-vāsanā das Denken überlassen, die Idee des Zölibats komplett ablehnen und am Ende lustvoll im narkotisierten Reich der Sinne schwelgen, bis dich eine unheilbare Krankheit ereilt. Oder wenn du rajasig/tamasig mit ein we⁠nig sattva und spirituellen Neigungen bist, wirst du meinen, dass du heiraten musst, weil Sex für verheiratete Paare erlaubt ist. Also heiratest du und kopulierst dann wie ein Kaninchen. Sieben Kinder später kannst du den Tag verfluchen, an dem du nicht genügend sattva hattest, um zu verstehen, dass es besser ist, aus Liebe zu heiraten.

Wenn sattva deinem rajas als Dienerin zur Seite steht und es ausreicht, um Vernunft walten zu lassen, wirst du das Verbot nicht wörtlich nehmen. Du wirst darüber nachdenken. Bedeutet es wirklich, dass man keinen Sex haben darf? Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Wenn es daher vom Verlangen bestimmt wird, könnte dein sattva auch so argumentieren: „Sex ist ein von Gott gegebener Geisteszustand. Es beginnt nicht mit dem Gedanken: ‚Jetzt verlangt es mich nach Sex‘, und danach kommt erst das Gefühl. Das Gefühl kommt unter bestimmten Umständen automatisch, also sagt mir Īśvara, dass ich Sex haben soll. Da ich ein treuer Verehrer Gottes bin, werde ich tun, was Īśvara verlangt und Īśvara mit tantra-yoga verehren. Das ist der schnelle Weg zur nichtdualen Hingabe.“

Wenn du überwiegend sattvig bist, wirst du nicht ganz so sehr daran interessiert sein, deine Wünsche zu erfüllen. Du wirst es natürlich sein, aber du wirst nicht sofort tamasigen oder rajasigen Argumenten zum Opfer fallen. Du wirst versuchen, die Absicht hinter der Regel herauszufinden, deine Umstände zu berücksichtigen und eine praktikable Lösung zu finden.

Wenn man ihn zu Sexproblemen oder anderen offensichtlichen Sünden befragte, sagte mein guru, der im Zölibat lebte und ein heiliger Mann war: „Sündige auf intelligente Weise“, das heißt, sei dir der Vorteile und Nachteile bewusst. Sex per se ist keine Handlung, die das Selbst beleidigt, auch wenn sie eine werden kann. Kein Unterdrücken und kein Schwelgen. Bewahre deine Würde und wirf dem Hund gelegentlich einen Knochen zu. Oder du könntest Keuschheit als eine respektvolle Haltung gegenüber dem anderen Geschlecht definieren. So wird das Problem ganz beseitigt.

Das Leben ist ein Setup. Man bekommt nichts geschenkt. Man kann es nicht austricksen, was bedeutet, dass es hier keine Lösung gibt. Du denkst vielleicht, dass du sehr glücklich bist und dass du das ganze Glück verdienst, das dir über den Weg läuft, aber du kannst sicher sein, dass eines Tages die Kehrseite zum Vorschein kommt und dir das Lächeln vom Gesicht zaubert. Gleichzeitig hast du keine andere Wahl, als deine Wünsche auf deinem Weg in die Freiheit auszuarbeiten, also musst du schonungslos ehrlich sein und sorgfältig bestimmen, ob das langfristige Ergebnis deiner Handlung dich deinem Ziel näherbringt.

Wenn es das tut, musst du bereit sein, kurzfristig zu leiden, um langfristige Vorteile zu erzielen. Wenn das langfristige Ergebnis einer Handlung sattvig ist, ist es für dich dharmisch. Wenn es rajasig ist, prüfe, ob es praktisch ist, und wenn es das ist, mache es. Rajasige Handlungen erzeugen nicht unbedingt gutes oder schlechtes karma, aber sie können eine große Energieverschwendung sein. Wenn es tamasig ist, vergiss es, es sei denn, du leidest unter Schlaflosigkeit.

Handlungen können keine nonduale Hingabe erzeugen

Selbsterforschung bringt dich zu nondualer Hingabe

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der Liebe von James Swartz -

Dualisten neigen zu magischem Denken. In der dualistischen geistigen Welt, die zu aggressiver Ablehnung von Wissen neigt, gibt es einen sehr verbreiteten Glauben, dass der Gläubige, wenn er zum Beispiel den Namen des Herrn singt, auf wundersame Weise Erleuchtung erlangt oder in eine Art transzendentalen Zustand jenseits der Welt eintritt. Abgesehen von der Tatsache, dass es jenseits der Welt nichts gibt, weil die Welt nonduale Existenz, Bewusstsein ist, sagt vedānta, dass Selbsterkenntnis zwingend ist. Du kannst sie nicht überspringen.

„Mögest du Selbsterkenntnis erlangen, indem du dich demütig hinwendest, dienst und richtige Selbsterforschung betreibst. Die Weisen werden das nonduale Wissen an dich weitergeben.“[BhG 4.34]

Erstens wird der Gesang von einem begrenzten Wesen, einem Sänger, praktiziert. Jede Handlung, die von einem begrenzten Wesen durchgeführt wird, wird nicht zu einem unbegrenzten, nondualen Ergebnis, das heißt zu bedingungsloser Liebe, führen. Alle Ergebnisse von Handlungen, seien sie mental oder körperlich, sind begrenzt. Zweitens, wenn durch das Vortragen und Rezitieren von Gottes Namen automatisch und mühelos Selbsterkenntnis entstehen würde, gäbe es keinen Grund für die Existenz der alten, profunden Lehrtradition des vedānta.

Die beste Erklärung für diesen Glauben ist wahrscheinlich die, dass die Menschen faul sind und einige gurus ihren Lebensunterhalt auf leichte Art verdienen wollen. Sie sagen: „Komm, wir weihen dich in einen geheimen mantra ein und eines Tages wirst du durch die Gnade Gottes frei sein.“ Für Sucher aus dem Westen ist es nicht ungewöhnlich, Unsummen für einen „geheimen“ mantra auszugeben, dass man täglich aus den Lautsprechern tausender Tempel in ganz Indien hören kann. Der immense Reichtum, den Maharishi Mahesh Yogi, der berühmte guru der Beatles und Begründer der transzendentalen Meditation, angesammelt hat, geht in erster Linie auf diese Idee zurück.

Gebet, Gesang und Meditation werden keine Selbsterkenntnis erzeugen, und wenn sie es doch tun, dann würde dieses Wissen wieder verschwinden, sobald die Offenbarung, die vielleicht durch diese Übungen erzeugt wurde, wieder endet. Solche Handlungen sind zur mentalen Reinigung hilfreich, insofern als sie Vertrauen in die Nondualität aufbauen. Da aber das eigentliche Problem in der Unwissenheit bezüglich der eigenen Identität als grenzenloses Gewahrsein besteht und diese Unwissenheit beharrlich ist, wird nur die konsequente systematische Praxis der Selbsterforschung eine dauernde, direkte Selbsterkenntnis hervorrufen. Dauerhafte Selbsterkenntnis ist Befreiung und Befreiung ist nonduale Hingabe, denn es gibt nur ein Selbst und seine Natur ist reine Liebe (parama-premā-svarūpa). Das fehlende Glied in diesem Vers, zwischen dualistischer Hingabe und nondualer Hingabe, ist daher die Selbsterforschung.

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Siehe auch

Literatur

Seminare

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