Selbstverwirklichung

Aus Yogawiki

Selbstverwirklichung : Was bedeutet das Wort Selbstverwirklichung? Woher kommt das Wort? Wozu ist Selbstverwirklichung eine gute Bezeichnung? Was sind Synonyme und Antonyme von Selbstverwirklichung? Selbstverwirklichung ist die Verwirklichung des Selbst. Verwirklichung bedeutet zur Wirklichkeit werden zu lassen, wirken zu lassen. Selbstverwirklichung ist ein Ausdruck, der seine Wurzeln in der Aufklärung hat.

Swami Sivananda - ein Selbstverwirklichter

In der Reformpädagogik wurde der Begriff Selbstverwirklichung seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts zum wichtigen programmatischen Begriff: Anstatt Kinder zu gottesfürchtige und obrigkeitshörige Untertanen zu formen ging es der Reformpädagogik um die Selbstverwirklichung des jungen Menschen, um die Entfaltung seiner Talente und Fähigkeiten.

Selbstverwirklichung als Erziehungsideal bedeutet Bildung und Erziehung zu einer selbstbestimmten Persönlichkeit. Die humanistische Psychologie hat dieses Konzept der Selbstverwirklichung übernommen. Dieses Ideal der Selbstverwirklichung ist in westlichen Gesellschaften heutzutage ein wichtiger gesellschaftlicher Wert, woran Erziehung, Schule, Bildung, Politik etc. gemessen wird.

Selbstverwirklichung gehört zum Konzept des Individualismus – und steht oft genug im Gegensatz zum Kollektivismus. Selbstverwirklichung findet daher immer seine Grenzen an den berechtigten Interessen anderer Menschen, anderer Lebewesen und des Planeten Erde. Im Yoga wird der Begriff Selbstverwirklichung mit einer anderen Bedeutung angewendet:

Swami Chidananda

Im Yoga bedeutet Selbstverwirklichung die Verwirklichung des wahren "Selbst". Körper und Psyche mit ihren Fähigkeiten, Neigungen, Persönlichkeit und Verstehen werden als niederes Selbst, als Scheinselbst bezeichnet. In Wahrheit ist der Mensch reines Bewusstsein, Satchidananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit.

Solange der Mensch sich mit seinem Scheinselbst identifiziert, lebt er im Leiden. Selbstverwirklichung ist die Verwirklichung, dass man reines, ungeteiltes Bewusstsein ist, eins mit allen Geschöpfen, eins mit dem göttlichen Urprinzip hinter allem. Einige Sanskrit-Ausdrücke für Selbstverwirklichung sind Atma Sakshatkara, Anubhava, Atma Nivedana und Atma Jnana.

Was ist Selbstverwirklichung?

Ziel des Lebens: Selbstverwirklichung

- Auszug aus dem Buch "Konzentration und Meditation" von Swami Sivananda -

Begriffe wie Brahman, Selbst, purusha, chaitanya, reines Bewusstsein, Gott, atman, bhuman (das Unkonditionierte) bedeuten alle dasselbe.

Durch Selbstverwirklichung wird man frei vom Kreislauf von Tod und Wiedergeburt und den damit zusammenhängenden Übeln. Ziel des Lebens ist es, Glückseligkeit, endgültige Befreiung (moksha) zu erlangen. Moksha erreicht man durch beständige Meditation, wenn das Herz durch selbstlosen Dienst, Japa und so weiter geläutert ist.

Der Mensch kann das Absolute, die höchste Wahrheit, verwirklichen. Viele haben es vermocht und haben nirvikalpa-samadhi erfahren. Shankara, Dattatreya, Mansur, Shams Tabriez, Jesus, Buddha waren vollkommene Seelen mit unmittelbarer Erkenntnis der Wahrheit (aparoksha-anubhuti), der kosmischen, transzendenten Schau. Doch wer diesen Zustand erreicht hat, kann ihn anderen nicht wirklich beschreiben, weil es dafür keine Mittel gibt. Selbst was wir über unsere fünf Sinnesorgane erfahren, können wir anderen nicht adäquat weitergeben.

Wie soll man den Geschmack von Kandiszucker jemandem beschreiben, der ihn noch nie gekostet hat oder Farbe einem Blinden?

Das einzige, was der Lehrer tun kann, ist, dem Schüler die Methode zu vermitteln, wie man die Wahrheit erkennen kann und den Pfad, der zur Entfaltung der Intuition führt.

Selbstverwirklichung im Yoga

Selbstverwirklichung - Swami Sivananda gibt konkrete Anweisungen für Menschen, die nach Erfolg und höherer geistiger Leistungsfähigkeit streben und dabei ein glückliches Leben in Harmonie mit dem Göttlichen und sich selbst führen wollen. Er gibt unter anderem Anleitungen zur Meditation, Entspannung und Bewusstseinskontrolle, Hinweise zur Stärkung von Konzentration, Gedächtnis und Willenskraft, zur Entwicklung von Intuition und Kreativität sowie zur Überwindung von Schüchternheit, Depression, Angst und anderen seelischen Zuständen, die materiellen und spirituellen Erfolg verhindern.

Voraussetzungen für tiefe Meditation und schnelle Selbstverwirklichung

Praktiziere und verwirkliche dein Selbst

- Auszug aus dem Buch "Konzentration und Meditation" von Swami Sivananda -

Wie Salz oder Zucker Wasser ganz durchdringt, so lasse deinen Geist sich ganz sättigen mit erhabenen, die Seele erweckenden Gedanken an Gott, göttliche Herrlichkeit und göttliche Gegenwart. So wirst du im göttlichen Bewusstsein fest verankert.

Fünf wichtige Voraussetzungen

Fünf Dinge sind Voraussetzung für eine wirksame Meditation, für ein schnelles Erreichen von samadhi, der Selbstverwirklichung. Es sind:

Weitere wichtige Voraussetzungen

Je ethischer zu lebst, je mehr du meditierst, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du in Nirvikalpa Samadhi eintrittst, der dich vom Rad von Geburt und Tod befreit und dir immerwährende Glückseligkeit und Unsterblichkeit verleiht.

Krishna und seine Flöte

Was lehrt Krishna mit seiner Flöte, was ist ihre symbolische Bedeutung? Die Flöte ist ein Symbol für Om, mit der Krishna sagt: „Mache dich leer von deinem Egoismus, deiner Ich-Bezogenheit, damit ich auf der Flöte deines Körpers spielen kann. Lasse deinen Willen eins werden mit meinem Willen. Nimm Zuflucht zu Om. Du wirst in Mich eingehen. Nimm die innere Musik der Seele auf und ruhe im inneren unvergänglichen Frieden.“

Intensive Meditationspraxis

  • Meditiere zwei bis drei Stunden.
  • Wenn du dich dann müde fühlst, ruhe dich eine halbe Stunde aus.
  • Trinke ein Glas (Reis-)Milch und setze dich dann wieder zur Meditation hin.
  • Wiederhole diesen Prozess mehrmals.

Abends kannst du ein bisschen auf der Terrasse beziehungsweise im Freien spazieren gehen. Lasse während der ganzen Zeit keine weltlichen Gedanken aufkommen.

Motivation für die Meditation

Ein Mathematik- oder Geometrie-Student motiviert sich, auch wenn es anfangs eher langweilig erscheint, indem er sich die Vorteile vorstellt, die er gewinnt, wenn er erst einmal das Examen bestanden hat. Ebenso wecke Interesse an der Meditation, indem du an die zahllosen Vorteile denkst, die du aus beständiger Praxis gewinnst: Unsterblichkeit, höchster Frieden, ewige Glückseligkeit.

Zyklische Entwicklung

Wenn du merkst, dass du nur noch den Wunsch hast zu meditieren und keine Neigung zu normaler Tätigkeit hast, kannst du dich eine Weile ganz zurückziehen und dich strikt sattvig ernähren. Dann wirst du gute spirituelle Fortschritte machen. Lässt das Bedürfnis nach Meditation nach, widme dich wieder der Tätigkeit. So wird der Geist durch schrittweise Praxis geformt.

Ein glühendes Eisen im Brennofen färbt sich rot wie das Feuer. Sobald man es herausnimmt, verliert es die rote Farbe. Wenn du willst, dass es dauernd rot bleibt, musst du es im Feuer halten.

Ebenso, wenn du dein Bewusstsein mit dem Feuer der Weisheit des Absoluten aufladen willst, musst du durch tiefe Meditation ständig in Kontakt mit dem Feuer der Erkenntnis brahmans bleiben. Halte einen ununterbrochenen Fluss von brahman-Bewusstsein aufrecht. So erreichst du sahaja avastha.

Konkrete und abstrakte Meditation

Konzentriere dich zu Anfang der Meditation auf ein konkretes oder abstraktes Bild des Göttlichen.

Konkrete Meditationstechniken (Saguna)

Wenn du mit offenen Augen ein Bild von Krishna anschaust, ist das konkrete Meditation. Wenn du bei geschlossenen Augen über das Bild von Krishna meditierst, fällt das ebenfalls unter konkrete Meditationstechniken, ist aber etwas abstrakter.

Abstrakte Meditationstechniken (Nirguna)

Wenn du über das unendliche Licht meditierst, ist das abstrakte Meditation. Auch in der Nirguna Meditation ist zunächst eine abstrakte Form da (wie Licht), um den Geist darauf zu fokussieren. Auch sie löst sich später auf und die Meditation und das Meditationsobjekt werden eins.

Beispiel für eine Nirguna-Meditation

Konzentriere dich auf und meditiere über die Weite des Horizonts. Dadurch wird auch der Geist weit und hört auf, in begrenzten Formen zu denken. Er wird ganz allmählich im Ozean des Friedens verschmelzen, da seine normalen Inhalte – Formen, Gegenstände verschiedenster Art – in dem Moment nicht mehr da sind. Er wird immer subtiler.

Praktische Orientierungshilfen

Beobachte genau, wie lange du in der Meditation alle weltlichen Gedanken ausschalten kannst. Wenn das 20 Minuten lang geht, bemühe dich, es auf 30 oder 40 Minuten zu verlängern und so fort. Immer wieder erfülle den Geist mit Gedanken an das Göttliche.

Innere wie äußere Handlungen sind nur möglich, wenn der Geist – Denken und Fühlen - mit den Organen verbunden ist. Der Gedanke ist die eigentliche Handlung. Wenn du durch stetige Praxis die Gedanken beherrschen, deine Emotionen und Stimmungen regulieren kannst, wirst du keine törichten oder falschen Handlungen begehen. Die Meditation trägt viel dazu bei, Emotionen und Impulse im Zaum zu halten.

Manche Schüler konzentrieren sich gern mit offenen Augen, andere lieber mit geschlossenen oder halb geöffneten Augen. Beim Meditieren mit geschlossenen Augen ist ein Vorteil, dass kein Staub oder ein Fremdkörper ins Auge kommen können. Der Nachteil ist, dass man dabei leicht in einen Schlafzustand verfallen kann. Wenn Anfänger mit offenen Augen meditieren, werden sie leicht abgelenkt, weil der Geist zu den äußeren Dingen wandert. Nutze deinen gesunden Menschenverstand und mache es so, wie es für dich am besten passt. Überwinde in ähnlicher Weise allmählich auch andere Schwierigkeiten.

Sei regelmäßig in deiner Meditationspraxis. Das ist ein Haupt-Erfordernis und verhilft zu schnellem Fortschritt und gutem Erfolg. Selbst wenn du zunächst keine greifbaren Ergebnisse wahrnimmst, fahre mit Ernst, Geduld und Ausdauer fort. Lasse keinen Tag aus. Der Erfolg wird sich ganz bestimmt einstellen.

Erfülle den Geist wieder und wieder mit erhabenen, reinen, göttlichen Gedanken. Neue Kanäle und Wege werden sich bilden.

Wie in eine Schallplatte schmale Kerben eingegraben sind, so schafft sattviges Denken neue gesunde Furchen im Bewusstsein und im Gehirn. Neue Eindrücke (samskara) entstehen.

Prana, die kosmische Energie, ist der Mantel für den Geist. Die Schwingung dieses feinstofflichen Prana lässt Gedanken entstehen. Durch Pranayama, Atemübungen kannst du den Geist beständiger machen und so deine Meditation verbessern.

Die goldene Schale deines Geistes

Hebt man Zitronen- und Tamarindensaft in einer goldenen Schale auf, so hält er sich, während er in einem Messing- oder Kupfergefäß sofort verdirbt und giftig wird. Ebenso werden etwaige sinnliche Gedanken (vishaya vrittis), die im reinen Geist eines Menschen auftauchen, der intensiv Meditation praktiziert, ihn nicht wirklich berühren und keine Leidenschaft hervorrufen. Umgekehrt werden sie in einem unreinen, untrainierten Geist auf Resonanz stoßen, sobald man mit entsprechenden Sinnesobjekten in Berührung kommt.

Körper, Atmung, Ernährung

Asanas (Yogastellungen) bringen den Körper zur Ruhe. Bandhas und Mudras stärken ihn. Pranayama macht ihn leicht. Nadi Shuddhi, die Reinigung der Energiekanäle, macht den Geist harmonisch. Dann kannst du den Geist auf brahman richten und die Meditation wird stetig und freudevoll verlaufen.

Nach dem Aufstehen übe fünf Minuten lang den Kopfstand (shirshasana). Danach entspanne dich fünf Minuten und setze dich dann zur Meditation hin. Sie wird wunderbar sein.

Und/oder übe zwanzig Mal sanfte Wechselatmung mit Atemanhalten vor der Meditation. Pranayama vertreibt Schläfrigkeit und Trägheit vor der Meditation.

Nimm eine Woche lang nur Milch und Früchte zu dir, das wird dich leicht und durchlässig machen für die Meditation. Abends iss nichts Schweres, sondern beschränke dich idealerweise auf ein wenig Milch, damit du nicht so schnell schläfrig wirst.

Wer vier oder fünf Stunden hintereinander meditiert, kann sich in den Lotos- oder Fersensitz setzen (Padma oder Vajra) oder in Siddhasana („die vollkommene Stellung“).

Nach zwei Stunden wechsele die Stellung oder strecke die Beine aus. Am angenehmsten ist es, sich an die Wand oder an ein Kissen anzulehnen, sodass die Wirbelsäule aufgerichtet bleibt. Man kann aber auch zwei Stühle voreinander stellen, sich auf den einen setzen und die Beine auf den anderen legen.

Meditationsanleitung

1. Setze dich in ein abgeschiedenes Zimmer.
2. Schließe die Augen.
3. Meditiere über das Strahlen der Sonne, den Glanz des Mondes und der Sterne, die Schönheit des Himmels.

Konzentrationstechniken

Arbeite am Anfang mit verschiedensten Konzentrationstechniken, um den Geist zu trainieren. Du kannst dich zum Beispiel konzentrieren auf

Schließlich bleibe aber bei einer Technik.

Strenge die Augen und das Gehirn nicht an beim Meditieren. Kämpfe nicht mit dem Geist. Entspanne dich. Lasse göttliche Gedanken sanft fließen. Konzentriere dich auf dein Lakshya, dein Meditationsthema. Versuche nicht, andere Gedanken bewusst und gewaltsam zu vertreiben. Unterhalte stattdessen erhabene sattvige Gedanken.

Wenn die Meditation dich anstrengt, reduziere die Zeitdauer einige Tage lang. Praktiziere nur sanft. Wenn du wieder in deinem normalen Tonus bist, erhöhe sie wieder. In deiner ganzen Sadhana setze deinen gesunden Menschenverstand ein. Das betone ich immer wieder.

Der Weg zur Selbstverwirklichung

Ein Beitrag von Sri Swami Chidananda

Nur wenige Gesegnete haben die Gelegenheit, über Gott zu sprechen, spirituellen Gesprächen zuzuhören und den Satsang von Weisen wie Gurudev (Swami Sivananda) genießen zu können. Gesegnet ist die Zunge, welche den Namen Gottes gebraucht, das Ohr, das den Ruhm Gottes hört und das Auge, das die Vibhuti (heilige Asche Gottes) erblickt.

Das Leben ist kein Ziel in sich selbst. Es ist ein Mittel für ein Ziel – Gottverwirklichung. Das Leben wird verschwendet, wenn es nicht für die Gottesverwirklichung verwendet wird. Man verdient es nur "Manushya” (Verehrere Gottes) genannt zu werden, wenn man richtig denkt, sich selbst Sadhana (spirituelle Praxis) auferlegt, um sich der ewigen Wirklichkeit bewusst zu werden. Wenn auch dieser Körper als großes Hindernis in vielen Beziehungen erscheint, ist er doch der Behelf, mit dessen Hilfe der Jiva (Seele) in den Bereich der Unendlichkeit emporsteigen kann. Sogar die Devas (Götter) streben eine menschliche Geburt an, da sie Selbstverwirklichung nur durch eine menschliche Geburt erreichen können (Sie haben Göttlichkeit erlangt, da sie lobenswerte Handlungen vollbracht haben, als sie Menschen waren, und wenn diese Verdienste aufgebraucht sind, müssen sie eine Geburt hier in Kauf nehmen, umso weiter in Richtung ihres Ziels voranzuschreiten).

Warum sollten wir überhaupt Gottesverwirklichung anstreben? Weil diese Welt, in die wir geboren wurden, voller Unglück ist, jedes Objekt hier ist vergänglich. Wir können nicht die ewige Zufriedenheit und beständige Glückseligkeit durch irgendwelche Dinge hier erlangen. Nur Gottesverwirklichung kann uns Sarva Duhkha Nivritti (die Freiheit von allem Elend) und Paramananda Praapti (Erlangung der Höchsten Seligkeit) verleihen.

Nach Erlangung dieser menschlichen Geburt sollte es unser fortwährendes Bemühen sein, jeden Moment unseres Lebens zu nutzen, um Gottesverwirklichung durch intensives Sadhana zu erlangen. Wir sollten immer das brennende Verlangen haben, uns von der Bindung an Samsara (Wiedergeburt) zu lösen. Um das Leben zu erhalten, dürfen wir die Vyavahara (alltägliche Geschäftigkeit) in Anspruch nehmen, aber wir sollten nicht denken, dass Vyavahara alles ist. Wir sollten wahrnehmen, dass unser Hauptgrund hier zu sein, Sadhana für die Selbstverwirklichung ist, und dass Vyavahra nebensächlich ist. Wir sollten laufend zwischen der Ewigkeit, der fortdauernden Realität und vergänglichen Phänomenen unterscheiden. Wir sollten alle Sinnesvergnügen meiden, als wären sie Gift.

Gott ist alles. Gott ist unser Vater und unsere Mutter. Der erste Vater und die erste Mutter sind nur nebensächlich. An Gott zu denken und nur an Gott allein ist unsere Aufgabe. Er weiß, was wir brauchen und wird uns sicherlich beschützen. Die Welt der Namen und Formen ist Illusion, wir sollten nicht diesen Objekten hinterherlaufen. Das ist die Arbeit der Unterscheidung.

Wenn die Unterscheidungsfähigkeit in uns erweckt wurde, sollten wir uns ständig in der göttlichen Nähe eines Mahapurushas, wie es unser Gurudev ist, aufhalten und durch seine Upadesha (Anleitung) die Höchste Weisheit, den Göttlichen Segen oder Gottesverwirklichung erreichen. Wenn es uns nicht möglich ist, den Satsang eine Mahapurushas zu genießen, sollten wir die Schriften, mit welchen diese uns versorgt haben, studieren.

Das ist der Weg zur Selbstverwirklichung. Gott lässt sich nur in einem reinen Herzen nieder. Wir sollten mit jedem Mittel, das in unserer Kraft liegt, danach streben, das Herz zu klären. Zuerst reinige dein Denken. Reinige deine Sprache. Reinige deinen Blick. Reinige deine Handlungen. Reinige deine Motive. Erinnere dich an diese fünf. Denke nur erhabene Gedanken. Lass kein böses oder vulgäres oder unwahres oder verletzendes Wort über deine Lippen kommen. Erblicke nichts Böses und lass deinen Blick göttlich sein. Tue Gutes. Diene mit atmischem Bhav oder Narayana Bhav. Sei nicht egoistisch. Danke der Person, die dir die Möglichkeit gibt, Gott durch sie zu dienen. Beobachte deine Motive, da das Motiv mehr zählt als die eigentliche Handlung.

Du kannst die Unterscheidungsfähigkeit leuchtend erhalten, du kannst das Feuer von Mumukshutva aufrechterhalten, wenn du dich mit der endlosen Wiederholung von Seinem Namen beschäftigst. Es gibt nichts, dass Gottes Namen nicht für dich tun kann. Es wird dir helfen, dein Herz zu reinigen. Du kannst dein eigenes Zuhause in ein Vikuntha verwandeln, wenn du den Namen Gottes singst und dich mit Seinem Dienst beschäftigst. Alles was du machst dient Seiner Verehrung. Es gibt keinen unheiligen Platz für dich. Jeder Ort ist heilig. Der Platz, an dem du lebst, wird heilig. Die Arbeit, die du machst, dient seiner Verehrung. Übernimm diese mentale Bhav. Praktiziere regelmäßig Sadhana. Entwickle dich. Reinige dein Herz. Erreiche Gott in dieser Geburt.

Das Leben ist für die Selbstverwirklichung bestimmt - Leela Mata spricht

Die menschliche Geburt, Verlangen nach Befreiung und ein Ort, wo man spirituelle Praxis erlernen und üben kann - das sind drei kostbare Geschenke im Leben. Wenn wir sie alle drei haben, sollten wir praktizieren und uns verwandeln. Leela Mata spricht über die tiefere Bedeutung von Yoga und Ayurveda. Und sie erzählt die Geschichte eines Affen und dem großen Weisen Rishi Narada.

Aufzeichnung eines Live-Talk bei Yoga Vidya Bad Meinberg während eines Satsangs. Englisch mit deutscher Übersetzung. Leela Mata ist Gründerin des Peaceful Valley Ashram Pennsylvania, USA. Sie gibt Seminare und Schulungen bei Yoga Vidya.

Swami Sivananda über Selbstverwirklichung

Swami Sivananda

- Auszug aus dem Buch "Der dreifache Yoga" von Swami Sivananda -

Vorwort

Eine neue Blume blüht im Garten des Sivananda-Schrifttums: Die Blume der Selbstverwirklichung, welche die Suchenden einladet, ihre Essenz, ihr Elixier der Unsterblichkeit tief einzuschlürfen, ihren Glanz zu schauen, ihre Herrlichkeit der Ewigkeit, ihren Duft einzuatmen, den Duft der Großartigkeit (des Menschen mit Gott). Es ist eine sechzehnblättrige Blume, welche die Wahrheit der Upanishads offenbart, die Schau der Seher, das Flüstern kosmischer Verwirklichung, die überzeugendsten Ausführungen über die Wirklichkeit des ewig Seienden, über das. Wesen des Nicht-Seienden (der Welt), über die Verwandtschaft des Sie enden mit dem Nicht-Seienden, über den Vorgang der Verwirklichung, und die Persönlichkeit des verwirklichten Weisen und seine Lehren für den Suchenden — das alles wird hier in den funkelnden Blitzen des Weisheitslichtes enthüllt.

Diese aphoristischen Ausführungen sind nicht nur für das Studium bestimmt, sondern für tieferes Nachdenken und tägliche Meditation, die ja an sich das Sadhana der Verwirklichung bedeuten.

The Yoga-Vedanta Forest University.

Tiefergehende Artikel

Viveka Chudamani - Strebe nach der Selbstverwirklichung

Das Ziel des Lebens: Verwirkliche deine wahre Natur

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 4 von Sukadev Bretz -

Vers 4:

Shankaracharya schreibt:

„Derjenige, dem das schwer zu erlangende Dasein als menschliches Wesen mit menschlichem Be-wusstsein und vollständigem Wissen der Schriften zuteil geworden ist und trotzdem nicht nach der Selbstverwirklichung sondern an dem Vergänglichen und Unwirklichen festhält, handelt dumm und richtet sich zugrunde.“

Shankara beschreibt, was auch in seiner Zeit immer wieder zu beobachten war: Menschen hatten diese drei wertvollen Dinge, nämlich menschenwürdiges Dasein, Sehnsucht nach Befreiung und die liebevolle Fürsorge durch einen Meister, aber lassen das Streben nach Befreiung sein.

Geh den spirituellen Weg systematisch

Mit dem 3. Vers will er uns ermutigen, den spirituellen Weg systematisch, gründlich und bis zur Erleuchtung zu gehen. Denn diese drei wertvollen Dinge sind etwas Großartiges.

Höchstwahrscheinlich hast Du ein menschenwürdiges Dasein. Du hast menschliches Bewusstsein, bist nicht geistig behindert und kannst nachdenken. Und wenn Du diesem Vortrag zuhörst, dann hat du wahrscheinlich auch schon Wissen über die Schriften, einiges über Spiritualität gelernt, vielleicht eine Yogalehrer-Ausbildung gemacht, die Bhagavad Gita oder das Yoga Sutra gelesen.

Führe ein konsequentes spirituelles Leben

Du hast alles, was du brauchst. Wenn du sorgfältig fragst: „Wer bin ich?“ und ein konsequentes, spirituelles Leben führst, dann wirst du das Höchste erfahren. Shankrarcharya sagt, dass du dumm seist und dich zugrunde richten würdest, wenn du dies nicht machen und am Vergänglichen, Unwirklichen festhalten würdest.

Menschen haben zu Anfang oft Enthusiasmus, das heißt sie lernen, praktizieren einiges und hoffen auf eine schnelle Lösung. Sie lesen die Schriften, machen eine Yogalehrerausbildung und meditieren. Oft kommt eine Enttäuschung, weil die spirituelle Erleuchtung ausbleibt. Zweifel kommen auf und du fragst dich: „Strebe ich richtig?“

Von Versuchungen nicht ablenken lassen

Zudem kommen Versuchungen hinzu. So rückt zum Beispiel plötzlich der Job, eine neue Liebe, die Kinder, oder die pflegebedürftigen Eltern im Leben in den Vordergrund und du möchtest alles „nicht so eng sehen.“ Das sind alles Dinge im Leben, die geschehen. Und es bedeutet auch, dass du karmische Aufgaben hast. Lass Dich aber davon nicht beherrschen. Lass das alles nicht zur beherrschenden Sache deines Lebens werden, sondern sei dir bewusst, dass das Wichtigste im Leben, das Streben nach Befreiung ist. Shankara erklärt: „Sei kein Dummkopf, strebe danach und mache das Streben nach Befreiung zum Wichtigsten in deinem Leben.“

Viveka Chudamani - Selbstverwirklichung führt zu Befreiung

Wer bin ich? Das kleine Kätzchen oder identisch mit allem was ist

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 223 von Sukadev Bretz -

Die Erkenntnis, dass das eigene/wahre Selbst mit der Absoluten Wirklichkeit (brahman) wesensgleich/ identisch ist, bildet die Ursache/ ist der Grund für die Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburt. Dadurch verwirklicht der Weise die nichtduale Einheit, die Höchste Glückseligkeit, die Absolute Wahrheit.

Reinkarnation ist eine notwendige Bedingung

Wie kannst du aus dem Kreislauf von Geburt und Tod herauskommen? Das ist die Frage, die der Schüler zu Anfang des Textes gestellt hatte. Und das ist die Frage, die manche sich stellen. Vielleicht stellen sich diese Frage heutige Aspiranten etwas seltener, denn im heutigen Volksglauben der Mitteleuropäer ist die Reinkarnation nicht drin. Viele denken, dass das Leben mit dem physischen Tod aufhört.

Befreie dich von der Vorstellung von Geburt und Tod

Wenn du das denkst, dann wirst du dich nicht vom Kreislauf von Geburt und Tod befreien wollen. Shankara geht aber davon aus, dass es den Kreislauf von Geburt und Tod gibt. Und er weiß auch, dass die Geburt mit Schmerzen für Mutter und Kind verbunden ist. Der Kopf und die Schultern des Babys werden gedrückt, es muss aus dem Mutterleib gezogen werden, Luft bekommen. Wenn die Nabelschnur abgetrennt wird, dann muss der Körper sich umstellen. Yogis würden sagen, dass der allgemeine Gedächtnisschwund beginnt, die Seele vergisst, was sie in früheren Leben alles erlebt und vorgenommen hat für dieses Leben.

Danach beginnt das Baby-Dasein. Das Kind kann sich kaum ausdrücken. Es kann nur schreien und ist auf andere angewiesen in einer Welt, die so leicht gefährlich sein kann.

Dann wird es zum Kleinkind, das um Erlaubnis bitten muss, immer wieder um Hilfe bitten muss. Danach wird es zum Schulkind, was immer wieder ruhig sitzen und lernen muss. Dann folgt die Jugend- und Teenagerzeit. Die Hormone gehen durcheinander. Das Kind weiß nicht, was es selber will, was andere wollen, worum es geht. Dann fängt das Berufsleben an. Man stimmt sich darauf ein. Heutzutage gibt es viele Praktikanten, die etwas eine Weile machen, es gibt vorübergehende Jobs, Sehnsüchte nach einem dauerhaften Job, schließlich kommt vielleicht die Festanstellung.

Der Mensch verliebt sich immer wieder neu und schließlich hat er vielleicht eine feste Beziehung. Vielleicht wird er Elternteil. Vielleicht kommen Krankheiten, das Alter, Tod. Sehnsüchte werden nicht erfüllt. Wünsche kommen immer wieder, werden erfüllt und man stellt fest, dass sie nachher doch nicht das gebracht haben, was man wollte. Immer wieder wird man von anderen verlassen, enttäuscht von so vielen. Kleine Freuden, die doch nicht ausreichend glücklich machen. Große Freuden, die nicht ausreichend glücklich machen können. Wann ist das Ganze zu Ende?

Erfahre dein wahres Selbst und Befreiung ist da

Shankara sagt, dass es irgendwann zu Ende sein wird. Und wann wird es zu Ende sein? Es wird zu Ende sein, wenn du dein wahres Selbst erfährst. Wenn du weißt, dass du nicht die Widerspiegelung des Selbst in Körper und Psyche bist. Wenn du dich selbst erkennst als unendlich und ewig.

Daher frage, wer bin ich, erkenne dein Selbst und sei frei. So wirst du auf ewig glückselig sein und aus dem Kreislauf von Geburt und Tod aus dem letztlich Sklaven-Dasein von Vergnügen und Schmerz, aus der Fremdbestimmtheit herauskommen. Du bekommst die wahre Freiheit durch die Nichtidentifikation.

Selbstverwirklichung, ein wichtiger Ausdruck im Yoga und der der humanistischen Psychologie

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

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Ich möchte heute sprechen über einen Zentralbegriff der westlichen Psychologie wie auch der Spiritualität und zwar die Selbstverwirklichung. Und es ist wichtig, dass man weiß, wenn die Yogis über Selbstverwirklichung sprechen, meinen sie oft etwas anderes, als wenn westliche Psychologen über Selbstverwirklichung sprechen. Westliche Psychologen verstehen häufig unter Selbstverwirklichung die Verwirklichung ihrer relativen Natur und das Umsetzen der relativen Anliegen, die man so hat. In diesem Sinne, die Selbstverwirklichung von der die westlichen Psychologen sprechen, ist etwas anderes als die Selbstverwirklichung, von der die Inder sprechen. Was heißt das konkret?

Wenn man im Yoga spricht von Selbstverwirklichung, dann meint man das, was im Englischen als Self-realization bezeichnet wird. Self-realization heißt die Verwirklichung des wahren Selbst: "Das wahre Selbst ist das höchste Bewusstsein, das wahre Selbst, das ist meine wahre Natur, das wahre Selbst, das bin ich wirklich." Und Yogis sagen ja auch: "Frage, wer bin ich, erkenne dein Selbst und sei frei." Und die Yogis sagen ja: "Du bist nicht der physische Körper, nein, und du bist auch nicht deine Psyche und du bist auch nicht deine Persönlichkeit. Du bist das, was jenseits von Körper und Psyche ist. Erkenne das, das ist die Selbstverwirklichung."

Und Selbstverwirklichung heißt nicht nur Selbsterkenntnis, sondern es ist die volle Verwirklichung. Es heißt nämlich, wenn du die höchste Verwirklichung erreichst, dann hast du alles erreicht. Wenn du die Selbstverwirklichung erreicht hast, dann weißt du, wer du in Wahrheit bist. In diesem Sinne, die Selbstverwirklichung ist etwas Großartiges und ist das Ziel des Lebens. Und die Yogis sagen auch, diese Selbstverwirklichung hat Auswirkung. Du bist nicht einfach nur abstrakt selbstverwirklicht, sondern wenn du selbstverwirklicht bist, hat das Auswirkungen im Alltag.

Ein selbstverwirklichter Mensch handelt aus Liebe, aus Freude, aus Gelassenheit, denn er hat verwirklicht, dass das Selbst eins ist mit dem Kosmos, das Selbst ist eins mit dem Unendlichen und dem Ewigen. Der selbstverwirklichte Meister handelt aus reiner Liebe heraus und er handelt nicht mehr aus dem Ego heraus. Er weiß: "Ich bin eins mit der Weltenseele."

Die humanistische Selbstverwirklichung, also die Selbstverwirklichung in der humanistischen Psychologie, die ist dort etwas anderes. In der humanistischen Psychologie spricht man von Selbstverwirklichung als die Verwirklichung seiner relativen Natur. Also, was sind deine Stärken, was sind deine Fähigkeiten, entwickle deine Stärken, entwickle deine Fähigkeiten. Und dann lebe deine Stärken und deine Fähigkeiten, finde heraus, was du tief im Inneren willst, finde heraus, was sind deine Anliegen. Und indem du herausfindest, was deine Anliegen sind, indem du herausfindest, was dir wirklich wichtig ist, dann weißt du auch, was du zu tun hast. Und wenn du das lebst, was deine tiefen Anliegen sind und dabei dich selbst entwickelst, dann ist das die Selbstverwirklichung der Humanisten oder der humanistischen Psychologen.

In diesem Sinne, es sind zwei verschiedene Dinge, die sich aber auch nicht widersprechen. Gerade wie wir bei Yoga Vidya Yoga lehren und wie wir auch Yoga definieren, verbindet es beides, es verbindet die Selbstverwirklichung im Sinne, lebe deine Stärken, finde deine Anliegen heraus, handle dabei ethisch und setze es um, bewirke dabei Gutes, aber identifiziere dich mit nichts. Erkenne deine wahre Natur, dein wahres Selbst. Das sind ein paar Aspekte der Selbstverwirklichung und du kannst selbst überlegen, welche der beiden Aspekte der Selbstverwirklichung ist für dich wichtiger? Bist du jemand, dem es sehr stark um die Selbstverwirklichung geht im Sinne der humanistischen Psychologie? Oder bist du jemand, dem es besonders wichtig ist, die Selbstverwirklichung als die Verwirklichung deines wahren Wesens zu erfahren? Oder ist dir beides wichtig?

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Selbstverwirklichung

Eigenschaften im Alphabet nach Selbstverwirklichung

Literatur

Seminare

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Erfolg im Leben und Selbstverwirklichung

Swami Sivanandas erfolgreichstes Buch heisst "Erfolg im Leben und Selbstverwirklichung", und so lautet auch der Titel eines Seminars von Sukadev bei Yoga Vidya. Sukadev spricht über die Aussagen dieses Buches und erklärt dass Erfolg im Leben und in der spirituellen Entwicklung miteinander kompatibel sind. Geistige Stärke hilft einem im Alltag genauso wie beim Streben nach dem Höchsten auf dem spirituellen Weg. Ganzheitlicher oder integraler Yoga nach Sivananda stärkt den Menschen in allen Lebensbereichen. Weitere Schwerpunkte des Vortrags sind Raja Yoga nach Patanjali sowie die Geisteskraft­ bzw. Willenskraft und ihre Stärkung durch bewährte Übungen aus den Lehren des ganzheitlichen Yoga.