Absicht
Absicht ist der Grund für eine Handlung. Absicht ist der Wille, etwas zu tun bzw. etwas zu erreichen. Es gibt eigennützige Absichten und uneigennützige Absichten. Einerseits hilft eine bewusste Absicht dazu, Kräfte und Energien zu bündeln. Andererseits wird gerade in der Absichtslosigkeit spirituelle Erfahrung ermöglicht.
Absicht - eine Tugend. Was ist Absicht? Woher stammt das Wort? Wozu ist Absicht gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Absicht?
Absicht als innere Fähigkeit des Geistes, als Grundlage zielgerichteten Tuns
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Gute Absichten sind auf dem spirituellen Weg, wichtig, aber nicht ausreichend. Heute möchte ich über Absicht sprechen und gute Absichten. Es ist wichtig, dass man gute Absichten hat, es ist gut, dass man gute Vorsätze hat und es ist auch gut, dass man sich diese formuliert.
Also, mache dir z.B. bewusst: "Was will ich in meinem Leben? Was sind meine Absichten?" Z.B. bei deinem Job, was sind deine guten Absichten, die du dort hast? Warum gehst du zu einem Job? Es kann auch einfach sein: "Um Geld zu verdienen, um nachher Spenden geben zu können oder meine Familie gut ernähren zu können." Das ist eine gute Absicht.
Vielleicht hast du aber auch die Absicht, nett und freundlich mit deinen Kollegen umzugehen, vielleicht hast du auch die Absicht, für deine Kunden etwas Gutes zu tun. Vielleicht bist du auch in einem Unternehmen oder bist selbstständig und bewirkst allein dadurch viel Gutes, das ist Absicht.
Was sind deine Absichten im Umgang mit deinem Partner und deiner Partnerin? Was sind deine Absichten im Umgang mit deinem Kind, deinen Kindern oder deinen Eltern und deinen Mitmenschen? Was sind deine Absichten? Was ist überhaupt deine Absicht für dein Leben? Was ist der Sinn deines Lebens?
Es ist vielleicht mehr als nur Absicht, worüber ich spreche. Absicht ist ja oft etwas, was kurzfristiger ist, aber ich möchte das Thema "Absicht" durchaus etwas weiter formulieren. Also, was sind deine Absichten?
Aber Absichten allein reichen nicht aus, du musst sie auch umsetzen, auf Absichten müssen auch Taten folgen. Einfach sinnlos etwas tun, ohne irgendwo zu wissen, warum, ist normalerweise nicht angemessen. Es sei denn, du hast so sehr das Gefühl der göttlichen Gegenwart, dass du dich getragen fühlst von dieser göttlichen Inspiration und du im vollständigen absichtslosen Handeln bist, wie man es z.B. großen Heiligen und Weisen nachsagt, die sind im absichtslosen Handeln.
Aber wenn du jetzt nicht diese hohe Verwirklichung hast, dann ist es oft gut, zu überlegen, welche Absichten du hast und nicht einfach nur Reizreaktionsketten zu folgen, automatisierten Stimmungen, die in dir kommen und auf jede Stimmung, jeden Gedanken, jede Emotion, gleich zu reagieren. Es ist dann besser, zu überlegen: "Was war eigentlich meine Absicht? Und da mag irgendjemand mich gekränkt haben, da mag irgendjemand ein falsches Wort gesagt haben, aber das ist irrelevant." Wenn du dir der größeren Absicht bewusst bist, ist es nicht so schlimm.
Wenn du z.B. eine neue Initiative in die Wege leiten willst für eure Nachbarschaft oder für einen Verein, sei dir bewusst: "Mit welcher Absicht bin ich rangegangen?" Menschen mögen dich missachten, Menschen mögen deinen Anteil nicht wirklich würdigen, Menschen mögen dich kränken, Menschen mögen unfreundlich sein, du kannst dich über alles aufregen.
Oder du kannst sagen: "Was war jetzt überhaupt meine Absicht ?" Oder auch, in einem Meeting kann man auch überlegen: "Was war eigentlich die Absicht, mit der wir diese Diskussion angefangen haben? Was war unser Anliegen?" Das kann man auch als Leiter eines Meetings machen, man kann es aber auch als Teilnehmer sagen, die Absicht ist dort auch wieder wichtig.
Aber nicht nur die Absicht ist wichtig, sondern überlege: "Die Handlungen, die ich tue, entsprechen die meiner Absicht?" Und so kannst du immer wieder überprüfen: "Sind die Dinge, die ich tue, so, dass sie meinen Absichten auch entsprechen? Sind meine Absichten gute Absichten und entsprechen meine Handlungen diesen Absichten?"
Es gibt noch einen weiteren Aspekt des Wortes "Absicht" auf dem spirituellen Weg. Es gibt auch z.B. eine bestimmte Form der Affirmation, man kann nämlich sagen: "Es ist meine Absicht." Z.B. kann man sagen, wenn man seine Yoga-Übungen macht: "Es ist meine Absicht, Energie zu spüren."
Oder im Schulterstand: "Es ist meine Absicht, das Vishuddha Chakra zu aktivieren. Es ist meine Absicht, mein Anahata Chakra zu spüren. Es ist meine Absicht, die Kundalini zu erwecken. Es ist meine Absicht, freudevoll zu sein." Du sagst, "das ist meine Absicht" und im Hinterkopf steht auch: "Aber ob es passiert, liegt jetzt an Gott. Es liegt nicht alles in meinen Händen, aber es liegt vieles in Gottes Händen, in Gottes Händen, in den Händen einer höheren Wirklichkeit." Und so kannst du öfters sagen: "Das ist meine Absicht."
Du kannst auch z.B. sagen: "Es ist meine Absicht, eine herzliche Verbindung mit diesem Menschen herzustellen." Und danach geht es dann weiter, es liegt ja nicht alles nur an dir. Aber erstmal kannst du das innerlich ausdrücken: "Es ist meine Absicht, eine Herzensverbindung zu diesem Menschen herzustellen. Es ist meine Absicht, liebevoll mit dem Menschen umzugehen. Es ist meine Absicht, Versöhnung zu erreichen. Es ist meine Absicht, engagiert tätig zu sein. Usw."
So kannst du das formulieren. Manchen fällt diese Formulierung leichter, als zu sagen: "Ich bin voller Liebe mit dem anderen." Oder: "Ich versöhne mich mit dem anderen." Manchmal ist diese direkte Affirmation die beste, aber für viele ist es leichter, es anders zu machen, wie, "ich freue mich darauf" oder "es ist meine Absicht".
Vielleicht magst du es ja mal ausprobieren, ausprobieren, öfters mal Affirmationen in der Form zu sprechen, "es ist meine Absicht...". Überlege, denke nach oder sage: "Es ist meine Absicht, zu überlegen, wie ich die Absichtsaffirmation künftig nutzen kann." Und dann schaue, willst du dem Taten folgen lassen.
Kunterbuntes Potpourri zum Thema Absicht
(Eine frühere Wiki Schreiberin hat untere Stoffsammlung zum Thema Absicht geschrieben - vielleicht regt es ja deine Phantasie an...)
Absicht
siehe: Motivation
Maitri, die Absicht und Fähigkeit, Freude und Glück zu schenken.
Nach der Bhagavadgita gibt es zwei Wege: den der Loslösung von der Welt, des wunschlosen Handelns. (...) Mit Waffen und Rüstung kommt man nie durch die Tür, auf diese Ebene des Lebens.
"Das dem Zen eigene Paradoxe kommt dabei vielleicht am besten im Begriff "Absichtslosigkeit" zum Ausdruck. (..) Jede Annäherung an diesen Anspruch mittels unseres Verstandes kann keine befriedigende Lösung bringen, denn alleine die Absicht absichtslos sein zu wollen führt dieses Bemühen ad absurdum. Dies vor Hunderten von Jahren bereits erkennend haben Japaner Methoden der Versenkungspraxis entwickelt, die sich in ihrem Wesen einer äußeren Form bedienen, um geistiges Üben zu praktizieren. Ziel ist das Erfahren einer unaussprechlichen Wahrheit, letztlich dem Innewerden mystischer Einsicht. Das Zen ist in dieser Hinsicht der reinen Versenkungsmystik verwandt. Wer mystischer Erfahrungen nicht teilhaftig ist, bleibt, wie immer er sich auch drehe und wende, außerhalb stehen. Dieses Gesetz, dem alle echte Mystik gehorcht, lässt keine Ausnahme zu.
Die äußere Form der Praxis (Kalligraphie, Schwertkunst, Blumenstecken, (Yoga usw.) dient auf diesem Weg gleichsam nur als Werkzeug, dem im Übrigen keine große Bedeutung für den Alltag beigemessen werden kann. Sie ist nicht nützlich in einem ökonomisch-praktischen Sinne, sondern dient lediglich dazu, den geistigen Bemühungen eine Hülle zu geben und sie angreifbar zu machen. Wie wird das Können "geistig", wie wird aus der souveränen Beherrschung der Technik meisterliche Schwertführung? Nur dadurch, lautet die Antwort, daß der Lehrling absichtslos und ichlos wird. Er muss dahin gebracht werden, dass er sich nicht nur vom Gegner, sondern auch von sich selbst loslöst. "Still sitzend, nichts tuend – der Frühling kommt, und das Gras wächst von alleine.". Dieses eloquente Zen-Sprichwort drückt etwas sehr Essentielles über Meditation und das Prinzip des Nichteingreifens, das auch sehr daoistisch ist, aus. (..) Nicht-Tun, nichts, es ist das Fragen, das zählt – die Praxis; (..) und das Gespür für Leben, das kommt."
"Was Stille und Lärm gemeinsam haben, das ist der Zustand der Absichtslosigkeit, und dieser Zustand ist es, der mich interessiert. (..) I do not wish to be blamed on Zen, though without my engagement with Zen (attendance at lectures by Alan Watts, D. T. Suzuki, reading of the literature) I doubt whether I would have done what I have." (...) Gita Sarabhai, eine indischen Tablaspielerin und Sängerin, (..) brachte ihm die Idee aus ihrem kulturellen Hintergrund nahe, dass Musik in spiritueller Hinsicht wertvoll sei, zur Beruhigung und Läuterung des Geistes. (..) Mit der Entdeckung von Zen (...) und der Beschäftigung mit asiatischer Philosophie insgesamt (kam) der Zufall (Chance) als Wesenszug bei Cage (..) vor allem Geräusche (..) - auch "musikfremde" Utensilien wie Mixer... (ein) Hohepriester des Zufalls."
Absicht in Beziehung zu anderen Eigenschaften
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Absicht in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Absicht
Ähnliche Eigenschaften wie Absicht, also Synonyme zu Absicht sind z.B. Interesse, Vorsatz, Wille, Zielstrebigkeit, Bemühung, Sehnsucht, Hoffnung.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Absicht übertrieben kann ausarten z.B. in Getriebenheit, Gier, Egoismus. Daher braucht Absicht als Gegenpol die Kultivierung von Loslassen, Vertrauen, Gottvertrauen, Hingabe, Absichtslosigkeit.
Gegenteil von Absicht
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Absicht, Antonyme zu Absicht :
- Positive Gegenteile von Absicht, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Loslassen, Vertrauen, Gottvertrauen, Hingabe, Absichtslosigkeit
- Negative Gegenteile von Absicht, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Antriebslosigkeit, Verzweiflung, Ziellosigkeit
Absicht im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Absicht gehört zur Tugendgruppe 2 Eifer, Fleiß, Konzentration, Intensität. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Fleiß und Eifer
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Absicht zum Persönlichkeitsfaktor A0 Verträglichkeit niedrig: kompetitiv, misstrauisch, streitsüchtig niedrig
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Absicht zur Grundverhaltenstendenz D - Dominanz, Durchsetzungsstärke
- Im Ayurveda zählt man Absicht zum Pitta Temperament bzw. Dosha.
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Absicht
Eigenschaften im Alphabet nach Absicht
Literatur
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Licht, Kraft und Weisheit
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Swami Sivananda: Die Überwindung der Furcht
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Göttliches Elixier
- Swami Sivananda: Götter und Göttinnen im Hinduismus
Weblinks
- Großes Yoga Portal
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