Angst

Aus Yogawiki

Angst ist eine der Grundemotionen des Menschen. Angst warnt den Menschen vor Gefahren. Angst aktiviert, Angst verleiht Flügel. Angst kann aber auch lähmen. Zu wenig Angst führt zu Leichtsinn. Zu viel Angst lähmt und kann zu diversen psychischen Störungen führen.

Angst erläutert vom Yoga Standpunkt aus.

Angst ist das, was einem das Herz eng macht. Angst ist der Zustand der Furcht vor etwas. Angst ist ein beklemmendes Gefühl des Bedrohtseins, der Furcht. Angst in eine Grundkondition des Menschseins: Menschliches Leben ist unsicher, immer bedroht. Nichts was existiert dauert ewig. Wer sich dessen bewusst ist, der erlebt Angst. Wer aber erkennt, dass hinter allem auch das Wirken einer höheren Kraft, das Wirken Gottes, steckt, der hat wiederum Gottvertrauen und Mut. Und wer weiß, dass er in Wahrheit weder der vergängliche Körper noch die sich ständig sorgende Psyche ist, der kann über alle Angst hinauswachsen.

Übrigens: das Wort Angst kommt von dem alt-deutschen Wort Enge.

Swami Sivananda über Angst

Auszüge aus dem Buch "Samadhi Yoga" von Swami Sivananda

Angst ist eine negative Vritti, ein negativer Geisteszustand. Sie gründet in Unwissenheit. Angst ist eine Illusion, sie ist nicht echt. Sie besitzt kein Leben. Mut ist positiv und wahrhaftig. Er kann nicht sterben.

Unwissenheit erzeugt Angst. Angst saugt dir deine Energie aus und erzeugt Verwirrung, Hass und Sorgen. Wenn du etwas unter dem Einfluss von Angst tust, tust du das auf verwirrte Art und Weise. Wo Angst ist, ist Verhaftetsein. Angst ist ein Erzfeind des Friedens. Töte die Angst schonungslos durch die Erkenntnis deines Selbst. Die Angst wird ihre Beine in die Hand nehmen. Denke an Mut. Die Angst kann dem nicht standhalten. Das Positive siegt immer über das Negative. Mögest du furchtlos werden. Mögest du den furchtlosen Brahman erreichen.

Nur wenn Deha Adhyasa (Identifikation mit dem Körper) durch Selbsterkenntnis vergeht, kann man furchtlos werden. Abhayam (Furchtlosigkeit) ist die größte Frucht der Selbsterkenntnis.

Furchtlosigkeit kann nur durch Wissen um das Selbst zustande kommen. Unwissenheit erzeugt Angst. In der Dualität gibt es Angst. Die Dualität ist Unwissenheit. Wie kann der Weise, der sein eigenes Selbst kennt, der überall Einssein erfährt, Angst haben? Brahman kennt keinen Tod, keine Geburt, er ist feinstofflich, existiert durch sich selbst, strahlt aus sich selbst, ist unteilbar, Alles durchdringend, absolutes Sein, vollendete Wonne. Wenn Du im Wissen um diesen Brahman aufgehst, der dein eigenes Selbst ist, wirst Du absolut frei von Furcht sein. Angst rührt von Unwissenheit her, oder vom Verhaftetsein im Körper. Wenn Du erkannt hast, dass Du nicht der Körper bist, dass es nichts außer dem Selbst gibt, wie kannst Du dann noch irgendetwas in dieser Welt fürchten?

Es gibt verschiedene Arten der Angst. Einer mag vielleicht keine Angst davor haben, auf dem Schlachtfeld von Kanonen aus seinem Leben gerissen zu werden. Ein anderer hat vielleicht keine Angst, bei der Tigerjagd im Wald umzukommen, während ein Dritter wiederum keine Angst vor dem Skalpell eines Arztes hat - und mutig ohne Betäubungsmittel in eine Operation geht. Doch alle Drei haben möglicherweise schreckliche Angst vor der Meinung der Gesellschaft, oder vor öffentlicher Kritik. Erhebe dich über die Meinung der Leute und sei frei von Angst.

Hab keine Furcht vor irgendwelchen Dämonen. Die Angst selbst ist der größte Teufel. Töte zuerst diesen Teufel. Und alle anderen Dämonen werden Fersengeld geben.

Alle Sorgen sind nur Einbildung. Angst kommt aus der Unwissenheit. Angst ist, wo Dualität regiert.

Lasst meine Kritiker sicher sein, dass ich keinen Menschen fürchte, weil ich in meinem Satchitananda Svarupa verankert bin. Angst ist eine Eigenschaft, die einem scheuen Menschen gehört. Angst ist ein Geisteszustand, der voller Leidenschaft und Verhaftetsein ist. Ich stehe über Körper und Geist. Wenn jemand an seinem Körper, an seiner Frau, seinem Sohn oder seinem Besitz hängt, hat er Angst. Ich habe weder einen Körper noch Besitz. Nichts gehört mir. Wo soll dann noch Angst sein für mich?

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Swami Sivananda - Sadhana zur Bezwingung von Angst

Angst ist ein sehr großes Hindernis auf dem Pfad des Sadhana. Ein zaghafter Aspirant ist völlig ungeeignet für den spirituellen Pfad. Man muß auch das Leben riskieren, wenn man Unsterblichkeit erreichen möchte. Der spirituelle Reichtum kann nicht ohne Selbstopfer, Selbstverleugnung oder Selbstaufgabe erreicht werden.

Angst ist nichts anderes als eine eingebildete Nicht-Wesenheit. Sie ist ein Instinkt, der in jedem ist. Auch die Elemente der Natur, Tiere, Insekten und praktisch jede Schöpfung auf der Erde unterliegen der Angst. Diese schlimme Krankheit des Geistes muß besiegt werden, wenn man erfolgreich sein möchte, sowohl auf dem materiellen als auch auf dem spirituellen Pfad. Wer die Angst besiegt, ist auf dem Weg zum Erfolg. Freiheit von Angst kann durch Befreiung von den Objekten der Angst erreicht werden. Umerziehen des Geistes, Hervorbringen der inneren Seelenstärke, Beschäftigung mit praktischen Angelegenheiten und sorgfältige Umsetzung des Wissens, das man besitzt, das alles sind wesentliche Faktoren, um die Angst zu überwinden. Man muß spüren, daß es nichts auf der Erde gibt, wovor man Angst haben, oder wovor man sich fürchten müßte. Man muß im wesentlichen kühn, mutig und ritterlich sein.

Überwinde deine Ängste

Angst ist im allgemeinen des Ergebnis von Schmerz, Verletzung und Unbehagen. Es gibt einen erblichen Aspekt dieses Instinkts, der verantwortlich ist für seine Allgemeinheit und Beharrlichkeit. Umwelt- und Erziehungsfaktoren spielen ebenfalls eine Rolle. Die Vorstellung von einer äußeren Macht, die einem überlegen ist, ist die Hauptursache für Angst. Dementsprechend nimmt der Geist eine völlig andere Einstellung an. Der Standpunkt ändert sich. Grelle Wahrnehmung versagt. Der Geist ist nicht ausgeglichen. Es ist Ungewöhnliches in Gedanken und Handlungen. Hysterische und neurasthenische Zuckungen beruhen alle auf der einen oder anderen Form von Angst. Der Drang oder Wunsch, aus der gefährlichen Situation zu entkommen oder zu fliehen, ist das unmittelbare Ergebnis.

Wie kann jedoch die Angst besiegt werden? Wenn ein Kind sich vor etwas fürchtet, sagt man ihm, daß da nichts ist, wovor es Angst zu haben braucht, und verneint so das Objekt der Angst. Verneinen ist der erste Schritt bei diesem Prozeß. Danach erklärt man dem Kind, was tatsächlich ist, die Wahrheit. So überzeugt man es, daß es nur seine Phantasie war, die das Gefühl der Angst in ihm hervorgerufen hat. Das, was wahr ist, muß positiv bestätigt und behauptet werden. Man muß ununterbrochen das Wissen entwickeln, daß es nichts im Universum gibt, das Angst verursacht. Der unterbewußte Geist, der zuerst von einem ungewöhnlichen Anblick oder einer aus dem Zusammenhang gerissenen Stimme erschreckt wird, muß davon überzeugt werden, daß all diese Dinge nur falsch sind, und daß die Wahrheit dahinter mit dem normalen Empfindungsvermögen und Wissen völlig übereinstimmt. Wenn die Angst völlig beseitigt ist, kann man von nichts verletzt werden. Bloßes Umerziehen des Geistes stärkt den Mut nicht. Es bei jeder Gelegenheit in die Praxis umzusetzen, ist sehr wichtig. Nur ein gut entwickeltes Wissen gepaart mit Praxis kann den Menschen von Angst befreien.

Durch Verneinen von Angst kann das Objekt der Angst selbst überwunden werden. Es darf keinen Dualismus im Geist geben. Kosmische Liebe und universelle Brüderlichkeit sind stets zu entwickeln. Wo Liebe und Brüderlichkeit sind, gibt es keine Feindschaft. Es gibt nichts, das mehr oder weniger Macht hat. Es gibt weder Freude noch Leid. Letztlich gibt es keine Angst. Das ist die einleitende Phase. Die Endphase ist, Einheit mit allem zu fühlen. Alle sind die manifestierten Formen Brahmans. Alles geht in Brahman auf. Man kann dieses Gefühl entwickeln, wenn man alle Verhaftung an diesen vergänglichen Körper aufgibt und sich mit dem Innewohnenden, dem höchsten Atman, identifiziert. Dieser Prozeß entwurzelt die Angst vollständig und führt zu ewigem Frieden. Angst kommt nicht von einem selbst. Selbsterkenntnis, die ewige Wahrheit, vernichtet Angst vollständig.

Der Sadhak von hingebungsvollem Temperament vertraue unter allen Umständen vollständig auf Gott, suche Zuflucht bei Ihm und sei gänzlich davon überzeugt, daß Er allein seine einzige Zuflucht ist. Sei sehr praktisch. Tritt zuerst denen mutig gegenüber, vor denen du Angst hast. Denke über die verschiedenen Darlegungen der Wahrheit nach, die in den Schriften enthalten sind; dann wird sich das Auge der Weisheit öffnen, du wirst mit dem rechten Verstehen beschenkt und die Wahrheit erkennen. Das ist Gottesverehrung. Das ist Anbetung des Herrn. Das befreit von allem Übel.

Wenn man geistig arbeitet, körperlich übt, zu jeder Zeit spirituell bei göttlichen Gedanken verweilt und so in einer höheren Schicht des Geistes bleibt, überwindet man nicht nur die Angst, sondern geht in Brahman Selbst auf.

Wo kommt Angst her?

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2018 -

Angst kann dir helfen über dich selbst hinauszuwachsen

Dazu gibt es verschiedene Überlegungen. Es gibt die evolutionsbiologischen Überlegungen, wo Angst herkommt. Da würde man sagen: Der Organismus will überleben und dazu ist es sinnvoll, Angst zu haben. Angenommen es taucht plötzlich ein Tiger auf – dann ist es gut, wegzurennen. Angenommen ein Grollen ist in der Luft – dann ist es gut, Angst zu haben um zu schauen, wo du dich unterstellen kannst wenn es donnert. So könnte man sagen, dass Angst ein evolutionsbiologisch sinnvolles Konzept oder Erleben ist. Es ist Information mit Handlungsempfehlung und Energie.

Wenn du plötzlich Angst hast, kannst du sagen welche Information steckt dahinter. Zum Beispiel, Donner grollt: Es könnte demnächst ein Gewitter kommen. Handlungsempfehlung: such dir einen Unterstand, der nach Möglichkeit blitzgeschützt ist, Energie: selbst wenn du vorher müde warst – jetzt kannst du etwas tun.

Oder angenommen, es meldet sich der beste Kunde.

  • Du warst vorher müde – plötzlich bist du voll wach.
  • Information: Wichtiger Kunde kommt – du bist verantwortlich, mit ihm zu sprechen.
  • Handlungsempfehlung: bereite dich schnell vor, sorge für eine passende Frisur, rücke deine Kravatte oder dein Hemd zurecht, suche die richtigen Unterlagen.
  • Energie: deine Müdigkeit ist wie weggeblasen, du bist jetzt da.

Also: Wo kommt Angst her? Von innen heraus, als sinnvolle Information des Körpers, um dir zu helfen.

Es gibt eine andere Interpretation der Angst, eine mehr spirituell-metaphysische. Im Yoga Sutra heißt es, du bist das unsterbliche Selbst (Purusha), du hast das vergessen (Avidya), und du fängst an, dich mit dem zu identifizieren, was du nicht bist (Asmita). Dann entstehen Mögen und Nichtmögen (Raga und Dvesha), und dann folgt die Angst vor dem Vergehen, weil das, womit du dich identifizierst, nicht so dauerhaft ist, wie du es gern hättest. Also hast du Angst vor dem Vergehen. Die existentielle Angst kommt, weil du dich mit etwas identifizierst, was vergänglich ist, und wo du begründete Angst hast, dass es vergeht.

So ist die Angst, zum Beispiel deinen Job oder deinen Partner zu verlieren, deine Kinder oder deine Eltern zu verlieren oder deine Gesundheit zu verlieren Ausdruck dessen, dass du dich mit all dem identifizierst und deshalb Angst hast. Ja, deine Eltern werden dich irgendwann verlassen. Ja, es kann sein, dass deine Kinder vor dir gehen. Ja, es kann sein, dass du deine Gesundheit verlierst. Aber: Es gibt keine Notwendigkeit, davor Ängste zu haben. Sei dir bewusst: Du bist das Unsterbliche Selbst, Eins mit der Weltenseele, unendliches Bewusstsein. Karma gibt dir die Erfahrungen, die du machen musst, um dieses auch zu verwirklichen und zu erfahren. Habe Vertrauen, dass das Richtige geschieht, um zu wachsen. Wenn du das hast, und diese Hingabe zu Gott hast, oder Vertrauen zum Karma, oder das Bewusstsein der Unendlichkeit, dann sind die existentiellen Ängste weniger.

Dann bleiben noch die evolutionsbiologischen Ängste, Informationen mit Handlungsempfehlung und Energie, und für die kannst du dankbar sein. Für ein kleines Lampenfieber und ein kleiner Aufrufer: Sei vorsichtig und bereite dich vor.

Mehr Informationen über Angst und auch Seminare zum Thema Angst und auch die Seminare der psychologischen Yogatherapie, wo Angst ein besonderes Thema ist, und dort auch etwas tiefergehender und psychologischer behandelt wird, findest du auf unseren Internetseiten. Dort gibt es ein Suchfeld, in welchem du „Angst“ oder „Angst-Seminare“ oder „psychologische Yogatherapie“ und evtl. auch „Ausbildung psychologischer Yogatherapeut“ eingeben kannst.

Video - Wo Kommst Angst her

Wo sitzt Angst im Körper? - ein Vortrag von Sukadev Bretz 2018

Herzöffnung als Gegenmittel für Angst

Eine Frage die mir gestellt wurde. Wo sitzt eigentlich die Angst im Körper? Das ist eine kluge Frage. Ich würde auch die Gegenfrage stellen: sitzt Angst überhaupt im Körper?

Natürlich kannst Du sagen: Angst ist auch physiologisch. Es passiert irgendetwas mit dem Reptiliengehirn, irgendwas mit dem Aktivitätsniveau, mit dem Stresssystem des Körpers, also im Hirn.

Andererseits kann man auch sagen: Du spürst die Angst in der Kehle, sie kann Dir die Kehle zuschnüren, sie kann Dein Herz in die Enge bringen. Manche Formen von erlebter Angina Pectoris, also Enge des Brustkorbs, sind einfach Ängste. Oder Du empfindest ein flaues Gefühl im Bauch.

Letztlich kannst Du sagen: fast alle Emotionen werden in der sogenannten Emotions-Säule gespürt, von der Kehle bis unterhalb des Nabels, etwa 10 bis 30 cm breit, im Gefühl beginnend vor dem Brustbein bis ein paar Zentimeter hinter dem Brustbein. Du könntest also sagen: Wo sitzt Angst im Körper – in dieser Emotions-Säule und Angst ist dann auch irgendwo das Zusammenziehen. Und die einfachste Art Angst aufzulösen wäre dann, sie weit zu machen.

Deshalb ist Yoga auch sehr gut gegen Ängste. Wenn Du irgendwo Angst hast, die zusammengeschnürt ist, dann musst Du einfach Dein Energiefeld weit werden lassen. Dazu gibt es im Yoga zum einen Rückbeugen – und mit bestimmten Atemtechniken kombiniert wird plötzlich aus Angst Euphorie. Und es gibt auch bestimmte Atemübungen, die das Energiefeld ausdehnen, wie Kapalabhati oder auch Agni Sara. Andere Atemübungen helfen dabei das Energiefeld zu zentrieren, wie tiefe Bauchatmung oder auch Asanas wie die Vorwärtsbeuge. Und es gibt die Meditation, die Dich in der Tiefe Deines Wesens verankert und mit dem Göttlichen verbindet. Das sind alles Übungen, die Dein Energiefeld ändern.

Und ich kann Dir nur raten: wenn Du unter Ängsten leidest, dann probiere mal Yoga aus. Yoga ist höchst effektiv um mit Angst gut umzugehen. Für Alltagsängste ist Yoga ganz vorzüglich. Wenn es mehr sind als nur Alltagsängste: wir bieten auch spezielle Seminare zum Thema Umgang mit Angst an. Oder Du kannst im Rahmen der Psychologischen Yogatherapie Hilfe bekommen zum Umgang mit Ängsten. In den Yoga Vidya Ashrams in Bad Meinberg und im Allgäu kannst Du auch Einzelsitzungen bekommen, mit mehr Tipps wie Yoga Dir helfen kann bei Ängsten.

Aber Du musst auch nicht immer gleich in Therapie gehen, mache einfach Yogaübungen, und es wird Dir spürbar besser gehen. Bei ernst zu nehmenderen Problemen sind psychotherapeutische oder psychiatrische Behandlung teilweise bei Yoga Vidya auch möglich, zum Teil brauchst Du dann jemand Spezialisierten.

Video - Wo sitzt Angst im Körper

Die Geburt von Angst und Begierde

Wenn du vergisst wer du bist wird Angst geboren

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -

Was konnte dabei schief gehen? Alles, wie sich herausstellte. In der zweiten Phase betritt rajas die Bühne von links. Rajas verunreinigt das sattva mit tamas und zerschlägt es dann, wie ein ungezogenes Kind, in lauter kleine jīva-Teile – die bewussten Wesen – und verstreut sie im ganzen Kosmos, wo sie sich selbst überlassen werden. Diese Phase wird avidyā genannt. Grob übersetzt bedeutet es „Unwissenheit“ oder „Ignoranz“, aber es bedeutet nicht Dummheit, obwohl es Dummheit beinhaltet. Vidyā bedeutet „Wissen“ oder „Wissenschaft“ und avidyā bedeutet „unwissenschaftlich“ oder „Ignoranz“.

Warum ist diese Phase der Schlüssel zu unserer Diskussion? Weil hier Angst und Begierde geboren werden. Der jīva, gesegnet sei sein schönes sattviges Wesen, vergisst, wer er ist, weil ihn die Wolke des tamas verhüllt. Gleichzeitig wird er ein von Verlangen getriebenes extrovertiertes Wesen. Warum? Weil zur selben Zeit, in der die glückselige Fülle seiner Natur von ta⁠mas verhüllt wird, rajas ein faszinierendes, sich ständig veränderndes Spektrum an wunderbar schmackhaften, sexy Objekten projiziert. Siehst du das Problem? Unsere unerschrockenen kleinen jīvas denken, dass die Leere, die sie als Folge ihres Verlustes an Selbst-Erkenntnis empfinden, beseitigt werden kann, wenn sie nur einige die⁠ser schönen, glitzernden Kugeln „da draußen“ einfangen können. Das Spiel beginnt. Und das unvermeidliche Ergebnis? Leben 1, jīva 0.

Viveka Chudamani - Angst vor Arbeitslosigkeit aus Vedanta Sicht

Egal was geschieht, die Sonne scheint immer - manchmal können wir sie nur nicht sehen

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 507 von Sukadev Bretz -

Bist du vielleicht in einer Firma, in der bald Kürzungen oder Rationalisierungsmaßnahmen anstehen oder hast du vielleicht schon ein oder zwei Abmahnungen gehabt? Oder weißt du, dass aus deiner Abteilung Menschen entlassen oder deine Abteilung aufgelöst werden soll? Wie geht man vom Vedanta-Standpunkt aus damit um?

Vers 507 Viveka Chudamani:

„So wie die Sonne unbeteiligte Zeugin aller Vorgänge ist, wie das Feuer alles verbrennt, ohne zu unterscheiden, so wie das Seil mit der Schlange nur scheinbar verbunden ist, genauso verhält es sich mit der unveränderbaren Essenz des Bewusstseins.“

Die Sonne strahlt egal wie du sie findest

Mache dir nicht so viele Gedanken. Die Sonne ist unbeteiligte Zeugin aller Vorgänge auf der Erde. Das Leben auf der Erde existiert nur wegen der Sonne. Aber die Sonne scheint. Sie scheint auf der Erde, wo es Leben gibt. Die Erde scheint auf den Mars oder die Venus, wo es scheinbar nicht das gleiche Leben gibt wie auf der Erde. Die Sonne scheint, ob du freundlich oder unfreundlich zu ihr sprichst. Ob du die Sonne beschimpfst oder beleidigst, spielt keine Rolle. Die Sonne strahlt.

Dein wahres Selbst ist Sein Wissen Glückseligkeit

So ähnlich auch: Dein wahres Selbst ist Sein Wissen Glückseligkeit. Auch wenn die Sonne hinter den Wolken verborgen ist, ist sie immer noch gleich. Selbst wenn du momentan nicht spürst, dass du Sein-Wissen-Glückseligkeit bist, du bist es trotzdem. Die Wolken gehen vorbei und die Sonne strahlt wieder. Die Wolken, die dein Bewusstsein trüben, ziehen vorüber und du wirst dein Selbst wieder erfahren. Das Feuer verbrennt alles, ohne genau zu überlegen, was es gerade verbrennt.

Analogie Seil und Schlange

Und das Seil ist mit der Schlange nicht verbunden. Du erinnerst dich an diese Analogie, bei der jemand Angst hatte vor einer Schlange, obwohl dort nur ein Seil war. Das Seil ist nie zur Schlange geworden. So ähnlich auch sind deine Ängste irreal. Du brauchst nichts. Auch der Arbeitsplatz ist nicht so wichtig. Und im Westen schon gar nicht. Notfalls kannst du von der Stütze leben und vermutlich hast du auch noch andere Optionen. Du hängst nicht an diesem Arbeitsplatz. Du hast unendliche Möglichkeiten. Du brauchst nicht diesen konkreten Arbeitsplatz.

Dein wahres Selbst ist unberührt von Angst

Sei deshalb ruhig und beruhigt und selbst wenn dein Gemüt sich Sorgen macht und du dich vielleicht doch ärgerst, dann sei dir bewusst, dass du jenseits des Ärgers und jenseits des Gemüts strahlend wie die Sonne bist.

Viveka Chudamani - Angst vor dem sozialen Abstieg aus Vedanta Sicht

Ein Bettler ist auch das unsterbliche Selbst

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 539 von Sukadev Bretz -

  • Hast du vielleicht Angst vor dem sozial Abstieg?
  • Hast du vielleicht die Befürchtung, dass du gekündigt wirst?
  • Hast du Angst, dass dein Unternehmen vielleicht pleitegeht?
  • Hast du Angst, dass du etwas ethisch vielleicht nicht ganz Richtiges getan hast und es auffliegen wird, obwohl es schon Jahre zurückliegt?
  • Hast du Angst, dass dein Ruf ruiniert wird? Oder kommt eine Steuernachzahlung, die so hoch ist, dass du pleitegehst?
  • Hast du Angst auf der Straße zu landen, weil du die Miete nicht mehr zahlen kannst?

Lausche den Worten, was Shankara dazu sagt im Viveka Chudamani Vers 539:

„Von Angst und Demütigung frei, haben die Weisen/ Wissenden zu Essen und Trinken das Wasser der Flüsse, sie leben frei und unabhängig, ohne Furcht auf einem Verbrennungsplatz oder im Wald schlafend, ihr Gewand ist der Luftraum allein, der kein Waschen oder Trocknen braucht, die Erde ist ihr Lager, und sie wandern auf dem Pfad der Vedanta, während sie im Höchsten Absoluten verweilen.“

Ein Bettelmönch ist glücklich und frei

Es gibt in Indien das Konzept des Bettelmönches, des Wandermönches. Und diese sind glücklich und frei. Im schlimmsten Fall kannst du auch so leben. Vielleicht ist der Wandermönch in unseren Breiten nicht so einfach, aber es ist möglich. Im schlimmsten Fall lebst du von der Stütze. Im schlimmsten Fall mögen dich andere demütigen. Im schlimmsten Fall verlierst du deine Reputation. Es spielt keine Rolle. Du bekommst etwas zu essen in jedem Fall. Selbst wenn die Sozialhilfe nicht so hoch ist, reicht es zum Essen. Selbst wenn du dir kein so großes oder ausreichend schönes Apartment leisten kannst, ein Dach über dem Kopf hast du und selbst wenn du mal das Leben eines Vagabunden ausprobieren willst, kann dich das glücklich machen.

Du brauchst nichts

Und so können die Wandermönche dir zeigen, dass du nichts brauchst. Auch in Indien haben die Wandermönche auch nicht unbedingt eine gute Reputation. Besonders nicht, wenn sie die formelle Einweihung nicht haben. Menschen, die am Straßenrand liegen, auf der Erde übernachten haben kein großes Ansehen. Aber manche davon sind vielleicht gottverwirklicht.

Und so bist du frei von Angst und Demütigung. Du bist das unsterbliche Selbst, der Atman, egal welchen Ruf du hast. Du hast genügend zu Essen, es muss ja nicht das tollste sein und selbst das Leitungswasser reicht. Du brauchst keine Smoothies und so weiter. Notfalls schläfst du irgendwo am Straßenrand, in den Feldern, im Wald, kein Problem. Du brauchst auch keine tolle Kleidung. Wenn du den Pfad des Vedanta gehst, dann weißt du, dass dir nichts passieren kann. Und manchmal ist es gut, das Worst-Case-Szenario durchzuspielen. Du kannst sagen: Im schlimmsten Fall gehe ich in einen Yoga Vidya Ashram und werde dort Sevaka.

Egal was passiert - Du bist das unsterbliche Selbst

Wenn mein Geschäft pleitemacht, meine Frau mich verlässt, wenn mein Vermieter mich rauswerfen, wenn meine Kinder mich loswerden wollen, wenn ein altes ethisches Problem mich auffliegen lässt und ich alles verliere, dann gehe ich in den Ashram oder im noch schlimmeren Fall lebe ich von der Stütze. Ich brauche nichts. Ich bin das unsterbliche Selbst, der Atman. Wenn du das einmal durchgespielt hast, dann brauchst du keine Angst mehr vor irgendetwas zu haben. Das Schlimmste ist nicht so schlimm. Denn egal was passiert, du bist das unsterbliche Selbst, der Atman.

Viveka Chudamani - Überwinde die Angst vor dem Tod

Der Tod ist der Übergang von einem Körper in einen Neuen

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 558 von Sukadev Bretz -

Umgang mit dem Tod

Ist jemand in deiner Umgebung gestorben und du bist dir der Endlichkeit deines Körpers bewusst? Trauerst du um jemanden? Weißt du schmerzlich solange dauert es nicht mehr, bis du stirbst? Denkst du, dass deine Uhr jetzt tickt und du nicht mehr so lange lebst? Dass du die vielen Anliegen, die du hast, die vielen Sehnsüchte, die du hast nicht umsetzen kannst?

Lausche, was Shankara dazu sagt. Vers 558 des Viveka Chudamani:

sad-ātmani brahmaṇi tiṣṭhato muneḥ
pūrṇādvayānanda-mayātmanā sadā |
na deśa-kālādy-ucita-pratīkṣā
tvaṅ-māṃsa-viṭ-piṇḍa-visarjanāya || 558 ||

„Der Weise, der in der ewigen Wirklichkeit, in Brahman, als unendliche, nicht-duale Glückseligkeit fest verankert ist, hängt nicht von der üblichen Berücksichtigung von Ort, Zeit ecetera ab, um dieses Bündel von Haut, Fleisch und Kot aufzugeben.“

Du bist das Selbst

Du bist das unsterbliche Selbst. Sad-atmani, du bist das einzig Wahre (sad). Du bist Atman (das reine Selbst). Brahmani (du bist im Absoluten). Bleibe dort (stah). So bist du ein Weiser (Muni). Du bist im Selbst (Atman) und dieses Atmajnana besteht nur aus Purna (aus Fülle), aus Advaya (Non-dualem), aus Ananda (Glückseligkeit) und zwar immer (sada) und wenn du das verwirklicht hast, dann spielt alles andere keine Rolle. Es spielt keine Rolle die angemessene (Uchita) Berücksichtigung (Pratiksha). Der Ort (Desha), die Zeit (Kala) und auch nichts anderes spielen eine Rolle (Adi). Der Körper (Pinda) besteht aus Haut (Tvach), Fleisch (Mamsa) und Kot (Vish). Diesen Körper kannst du jederzeit aufgeben (visarjana). Es spielt nicht die große Rolle. Und auch die Menschen in deiner Umgebung sind nicht deshalb wichtig, weil sie einen Körper haben. Das wichtigste ist das Selbst.

Yajnavalkya sagt in einer der Upanischade:

  • Nicht wegen der Frau ist die Frau einem lieb, sondern wegen dem Selbst ist die Frau einem lieb.
  • Nicht wegen dem Mann ist der Mann einem lieb, sondern wegen dem Selbst der Mann einem lieb.
  • Nicht wegen dem Kind ist das Kind einem lieb, sondern wegen dem Selbst ist das Kind einem lieb.
  • Nicht wegen den Eltern sind die Eltern einem lieb, sondern wegen dem Selbst sind die Eltern einem lieb.“

Es ist nicht so erheblich das der Körper stirbt

In diesem Sinne spielt der Körper keine große Rolle. Die Seele überlebt den physischen Tod. Wann der Körper stirbt ist nicht so erheblich. Manche sterben früher, manche sterben später. Aber es sind die Körper die sterben. Das Selbst bleibt unverändert und mit diesem Selbst kannst du dich umso stärker spüren, wenn ein Körper stirbt. Tat Tvam Asi – du bist das unsterbliche Selbst. Sat Chid Ananda-Swarupoham – Meine wahre Natur ist Sein Wissen Glückseligkeit.

Aggressivität als Ausrduck von Angst

Ein Vortrag von Sukadev Bretz

Manchmal scheinen Menschen ziemlich aggressiv. Manchmal überspielt diese Aggressivität eine tieferliegende Angst. Wenn Menschen zu Dir sehr aggressiv sind, dann überlege, ob sie vielleicht Angst haben? Anstatt ihnen noch mehr Angst einzujagen, um sie zu verschüchtern, dass sie aufhören so aggressiv zu sein, könntest Du überlegen, wovor hat der andere Angst? Genauso auch, wenn Du Dich selbst erlebst, dass Du aggressiv reagierst, dass Du auf eine kleine Kritik sehr vehement schimpfst, dass Du die Fassung verlierst, nur weil jemand Dir etwas kleines gesagt hat.

Statt zu überlegen, wie kann ich meine Aggressivität überwinden, kannst Du noch besser überlegen, wie kann ich mehr Vertrauen gewinnen? Wie kann ich mehr Mut haben? Eventuell könntest Du überlegen, wovor habe ich Angst, dass ich in einer solchen Situation so reagiere? Also ein kurzer Vorschlag, wenn Du in Dir selbst Aggressivität entdeckst, überlege, könnte dort Angst sein? Vor was habe ich Angst? Wie könnte ich die Angst überwinden? Wie finde ich zu Vertrauen und Mut?

Angst als Hindernis auf dem spirituellen Pfad

Swami Sivananda schreibt über das Thema Angst und ihre Überwindung in verschiedenen seiner Bücher. Hier ein paar Auszüge:

Die Angst ist ein Hindernis auf dem Pfad zur Gott-Erfahrung. Ein ängstlicher Schüler hat es auch schwer auf dem geistigen Pfad und kann Selbstverwirklichung auch nicht so zügig erwarten. Denn er müßte das Leben wagen, um Unsterblichkeit zu gewinnen. Geistiger Reichtum kann nicht ohne Selbstopfer, Selbstverleugnung oder Selbstverneinung erlangt werden. Ein furchtlos Verwegener, Unerschrockener dagegen, der sich mit seinem Körper nicht identifiziert (Deha Adhyasa) , ist zur Selbstverwirklichung fähig. Furcht ist eine eingebildete Identifikation, die feste Formen annimmt und den Schüler auf verschiedenste Weise beunruhigt. Lernt er die Furcht zu besiegen, ist er fast am Ziel. Das ist ein großer Vorteil der geistigen Schulung durch Tantra-Yoga, die den Schüler unerschrocken macht und seinen Mut 268 Prüfungen unterwirft. Hierzu gehört zum Beispiel der Aufenthalt zu Mitternacht auf einem Friedhof. Die Furcht kann vielerlei Formen annehmen: Furcht vor dem Tod, vor Krankheit, vor Schlangen, vor Einsamkeit, vor Menschen, Angst, jemand zu verlieren oder kritisiert zu werden, Angst vor dem Urteil der Menschen.

Angst hindert den Schüler auf seinem geistigen Weg. Er muß seinen eigenen Grundsätzen und Überzeugungen treu bleiben, auch wenn er verfolgt wird, auch wenn er vor dem Lauf eines Maschinengewehrs steht. Nur dann wird er wachsen und sich verwirklichen. Angst ist eine traurige Krankheit, an der fast jeder leidet, der den Weg der Vollendung geht. Sie muß völlig entwurzelt werden, unter welcher Form sie auch auftritt, durch Gedanken an das Absolute (Atmachintana), durch Unterscheidung (Viveka), durch Hingabe und dadurch, daß man die entgegengesetzte Eigenschaft, den Mut, entwickelt. Immer wird Positives das Negative, wird der Mut Angst und Furcht besiegen. Ich habe viele Jahre gebraucht, um das geheime Wirken des Bewusstseins zu verstehen, das durch die Macht der Einbildung oft wahrhafte Verheerungen erleidet. Eingebildete Angst verschiedenster Art, Übertreibungen, Grübeln, Luftschlösser, dies alles entspringt der Einbildung. Selbst der ganz Gesunde leidet bisweilen an eingebildeten Krankheiten. Viel Energie wird durch unbegründete Angst vergeudet.

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Hatha Yoga bei Angst

Artikel aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 28, Frühling 2014

Angst zu haben strengt an, weswegen bei starken Ängsten die Kraft für fordernde Yogastunden fehlt. Angst ist purer Stress, im Körper reichern sich dabei Adrenalin und weitere Stresshormone an, die durch körperliche Anstrengung abgebaut werden. Es ist gut, sich auch bei Erschöpfung ein wenig zu fordern.

Angst entsteht im Kopf; die Ahnung, dass etwas Furchtbares geschehen könnte lässt alle Aufmerksamkeit nach außen gehen, wir nehmen uns selbst kaum noch wahr, während der Körper ganz automatisch reagiert und sich auf Flucht oder Kampf einzustellt: Er spannt an, der Atem wird flach, der Herzschlag schneller, der Blutdruck steigt...

Um diese Reaktionen und die Ängste aufzulösen ist es wichtig die Aufmerksamkeit in die Gegenwart zu bekommen, sich selbst und den eigenen Körper wahrzunehmen, den Körper zu entspannen und zu lockern, den Atem zu spüren, zu vertiefen und auch bewusst auszuatmen.

Schaffe dir für die Yogapraxis einen Ort, an dem du dich möglichst wohl fühlst. Vielleicht hilft dir Mantra- oder Entspannungsmusik, angenehme Wärme, ein bestimmter Duft, eine Kerze oder ein schönes Bild, das du anschauen kannst?

Wenn Du im Yoga geübt bist, kannst du auch die Yoga-Vidya-Grundreihe praktizieren, achte dabei vor allem auf Erdung (Konzentration Muladhara-Chakra, Held-Variationen im Sonnengruß oder Mondgruß), tiefen Atem und ausreichende Entspannung. Wenn dir eine Anfangsentspannung gut tut, dann ist sie wertvoll, ansonsten lasse sie weg und beginne mit lockernden Körperübungen. Wenn es dir möglich ist, schließe auch immer mal wieder die Augen.

Angst überwinden

Artikel von Sukadev Bretz aus dem "Yoga Vidya Journal Nr. 28"; Frühling 2014

Yoga fördert Gelassenheit

Viele Menschen leiden unter andauernden oder sehr intensiven Ängsten. Der ganzheitliche Yoga nach Swami Sivananda kann helfen, mit Ängsten zurecht zukommen und sie auch positiv als Kraft zu nutzen. Das Gefühl der Angst allgemein kann ja durchaus berechtigt sein und uns in einer gefährlichen Situation warnen. Dann ist Angst eine sinnvolle Kraft. Oftmals aber behindert und lähmt uns Furcht. Dagegen kann man viel tun. Sukadev gibt wertvolle Tipps, wie man seine Ängste überwinden kann. Er sagt in einem Podcast zum Thema "Umgang mit Angst":

Tipp 1:

Stelle dir jemanden vor, der mutig ist. "[…] Jeder Mensch hat auch Ängste, jeder Mensch hat Mut. Jetzt überlege, gibt es Menschen, die für dich im besonderen Maße für Mut stehen? Vielleicht ein Familienmitglied, ein Geschwisterteil, ein Onkel, Tante, Vater, Mutter, vielleicht Großmutter, Großeltern, vielleicht niemand aus der Familie. Vielleicht ein Freund oder auch ein Mensch, eine öffentliche Figur. […] Und tatsächlich - sich beschäftigen mit Menschen, die mutig sind, ruft in dir diesen Mut hervor. Und manchmal, wenn du in einer schwierigen Situation bist, wo dir das Herz in die Hose rutscht, kannst du überlegen: "Angenommen, ich wäre Mahatma Gandhi, angenommen, ich wäre Harry Potter, angenommen, ich wäre mein mutiger Nachbar, wie würde ich jetzt handeln? Wie würde ich es machen? Wie würde ich mich fühlen? Was würde ich dort tun?"

So überlege, wie Menschen, die mutig sind, das angehen würden. Das heißt nicht, dass du es dann machen musst. Du musst dich nicht unter Druck setzen. Du stellst dir das einfach vor, wie es der andere machen würde. Und danach überlege, was fühlt sich für dich stimmig an. Indem du dir jemanden vorstellst, der mutig ist, und überlegst, wie würde er es angehen, kommst du erst mal aus deiner Angsttrance heraus. Du denkst nicht mehr nur aus Angst. Du kannst sehen, es gibt andere Möglichkeiten, die Sache anzugehen. Vielleicht kannst du dir sogar zwei oder drei Menschen vorstellen, die mutig sind. Vielleicht würden die es sogar unterschiedlich machen. Vielleicht würde Hermine aus Harry Potter es anders angehen als Harry Potter selbst. Vielleicht würde – wenn du mit der indischen Mythologie vertraut bist – Hanuman es anders angehen als Durga und vielleicht Rama auch noch mal anders. Also, indem du dir verschiedene Menschen vorstellst, weitet sich dein Horizont. Indem du dir vorstellst, wie würde die mutige Person und jene mutige Person es angehen, bekommst du unterschiedliche Gefühle und unterschiedliche Möglichkeiten. Das hilft dir, dass du selbst dann spüren kannst, was für dich das Richtige ist.

Tipp 2:

Male dir aus, wie du Situationen mutig angehst. […] Es kann helfen, Dinge geistig durchzuspielen, denn für das Gehirn ist letztlich unerheblich, ob du tatsächlich äußerlich etwas tust oder nur geistig etwas tust. Und indem du Dinge geistig durchspielst, entwickelst du die Fähigkeit, diese künftig auch so anzugehen. Vieles im menschlichen Geist ist einfach nur Gewohnheit. Indem du etwas ständig denkst, wird es zur Gewohnheit. Indem du etwas vielleicht von Kindheit an gemacht hast, wird es zur Gewohnheit.

Manchmal sind es traumatische Erfahrungen, die dich in eine Gewohnheit hineinbringen, manchmal sind es dauerhafte Aussagen von Eltern, von Freunden, Schulkameraden, Lehrern usw. Manchmal hat sich irgendeine Art, auf Dinge zu reagieren, verselbständigt und du machst sie weiter. Du kannst das ändern, indem du es zunächst mal geistig ausmalst. Dir es mal in ein paar Situationen vorstellst. Du kannst jetzt sagen: "Die und die Situation werde ich mutig angehen." Stelle dir eine Situation vor – das kannst du vielleicht sogar während du es liest machen – überlege dir eine typische Situation und stelle dir vor, du bist jetzt Regisseur, Schauspieler und Erzähler. Also, stelle dir vor: Da ist jetzt die Situation, da bist du, da sind die anderen. Und dann sage dir: "So werde ich mich in der und der Situation verhalten. So und so werde ich sitzen. So und so werde ich stehen. So und so werde ich sprechen. So und so wird meine Mimik und Gestik sein. So und so werde ich handeln. Das und das werde ich bewirken."

Male dir eine oder mehrere Situationen aus, die du mutig angehen wirst. Mache es am besten jetzt gleich und dann übe es regelmäßig, wieder und wieder. Indem du das wieder und wieder so machst, wird es dir möglich sein, mutig zu reagieren, mutig zu gestalten. Ich wünsche dir Mut, Kraft und Engagement!"

Weitere Tipps von Sukadev für den Umgang mit Angst:

  1. Atme ein paar Mal tief in den Bauch, schon das hilft.
  2. Übe dich in Gelassenheit.
  3. Sage dir selber immer wieder Sätze (Affirmationen), die dich aufbauen und dir Mut machen. Zum Beispiel: "Ich bin stark und voller Selbstvertrauen!" oder "Ich habe viel Mut in mir!"
  4. Nimm immer wieder Asanas wie den Krieger ein, die dich ganzheitlich stärken.
  5. Fortgeschrittenere Yogis können auch die Schnellatmung Kapalabhati oder die Ujjayi-Atmung nutzen, um gegen das Gefühl der Angst anzugehen.
  6. Öffne dich für eine höhere Wirklichkeit, rezitiere Mantras, z.B. das OM Tryambakam.
  7. Suche in der Meditation den Schutz höherer Mächte, etwa von Engeln. Dehne dich im Geiste immer weiter aus.

Gedankenchaos und Angst

Ein Eintrag im Yoga Vidya Lexikon der Tugenden ein Eintrag im Yoga Lexikon der Persönlichkeit und im Umgang mit Angst Podcast von www.yoga-vidya.de

Gedankenchaos, was hat Gedankenchaos und Angst miteinander zu tun? Es gibt verschiedene Formen von Angst und es gibt verschiedene Formen von Gedankenchaos. Grundsätzlich, Gedanken-chaos muss ja auch nichts schlechtes sein. Es ist durchaus gut, sich mal im Gedankenchaos zu befinden. Es ist gut, mal in der Unruhe zu sein, es ist gut, mal verschiedene Dinge durcheinander zu bringen. Manchmal kann es sein, dass irgendwas schief gegangen ist, manchmal kann es sein, das du 26 neue Möglichkeiten findest. Und es ist gut eine Weile das Gedankenchaos zuzulassen. Gedankenchaos kann etwas für Kreativität sein. Gedankenchaos kann dir helfen neue Orientierung zu finden. Es ist dann sogar hilfreich aufzuschreiben. Du schreibst einfach auf, was dir alles durch den Kopf geht. In dein Handy oder du kannst es diktieren oder dein Handy kann transkribieren, was du so hinein sprichst. Du kannst dein Gedankenchaos überwinden, indem du es erst ausdrücken lässt und du es als Chance begreifst und indem du es niederschreibst.

Gedankenchaos kann aber auch eine Manifestation oder eine der Stufen einer Vatastörung sein. Es gibt im Ayurveda System, dem indischen Medizinsystem, die drei Grundtemperamente, Vatta, Pitta und Kapha. Und dann gibt es noch weitere Zwischentemperamente Vatta-Pitta, Vatta-Kapha, Pitta-Kapha, Pitta-Vatta, Kapha-Vatta, Kapha-Pitta also noch viele Unterabteilungen und es gibt Menschen die in der einen Situation mehr Vatta und in der anderen mehr Pitta sind. Angenommen du hast jetzt mit Ayurveda nichts zu tun, dann bist du spätestens jetzt verwirrt. Macht aber nichts, ich möchte nur kurz sagen, es gibt das Kaphatemperament, welches ehr gemütlich ist. Es gibt das Pittatemperament, welches feurig, enthusiastisch, temperamentvoll, leistungs- und zielorientiert ist und es gibt das Vattatemperament, welches vielseitiges Interesse hat, kreativ ist, tausend Ideen hat und das Vattatemperatment hat eine gewisse Neigung zur Freude, Enthusiasmus und Kreativität aber auch eine Neigung zum Gedankenchaos.

Wenn ein inneres oder äußeres Chaos zu lange andauert hat das einen Einfluß auf das Energiesystem und das hat einen negativen Einfluss auf Körper, Energie und Geist. Aus der Unausgeglichenheit kann dann das Gefühl von Angst entstehen. Das ist so eine Schrittfolge, die in Verbindung ist mit einer Störung des Vataelementes steht. Zuerst Freude und voller Enthusiasmus, viele Ideen und Lebendigkeit.

Der nächste Schritt wäre dann, dass aus Angst dann Panik entsteht. Das Vata-Element ist dann extrem gestört. Wie kannst du Vatta reduzieren? Dazu findest du auf unseren Internetseiten viele Tipps. Geregelte Malzeiten, Meditation, Tiefenentspannung, Yogapraxis, Massagen, das sind ein paar Aspekte dazu. Ich würde dir einfach raten, beobachte. Gehörst du zu den Vata-Typen, bei denen die Schritte sind: Gedankenchaos, Unausgeglichenheit, Angststörung, Panik – dann erkenne rechtzeitig, wenn Vatta erhöht ist und lerne Methoden Vatta zu reduzieren. Alle Tipps zum Vattaelement und was Vatta mit Angst zu tun hat und wie du Vatta zügig reduzieren kannst, findest du auf unseren (Vata-Störung)


Kleshas und Angst

Siehe auch

Weitere Fragen und Antworten zum Thema Angst

Literatur

Weblinks

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