Verwirklichung

Aus Yogawiki
Shiva - Der Ur - Yogi

Verwirklichung

Verwirkliche

Sadguru Swami Sivananda

- ein Vortrag von Sukadev Bretz -

Manchmal, wenn man die Schriften oder Biografien über das Leben von großen Meistern und Heiligen liest, neigt man dazu, die Selbstverwirklichung mental in große Ferne zu verschieben - etwas, was zwar erstrebenswert und sicher auch schön wäre, was aber ganz nebulös irgendwo in unerreichbarer Zukunft liegt. Diese Einstellung sollten wir bewusst verändern. Es gibt kleine und große Verwirklichungen. Die kleinen geschehen mehr oder weniger häufig, während man den Weg geht und sie bringen einen schrittweise näher zum großen Ziel, zur großen Verwirklichung.

Gott, die Einheit mit allem zu verwirklichen, heißt zunächst nicht notwendigerweise, sofort im reinen Einheitsbewusstsein aufzugehen. Gott im anderen zu sehen kann dazu führen, dass wir mit größerem Verständnis auf ihn zugehen, dass wir geduldiger, toleranter, liebevoller mit ihm umgehen - und auch mit uns selbst, denn das Göttliche ist nicht nur im anderen, sondern auch in uns, wenn es wirklich absolut und unteilbar sein soll. So kommen wir wieder zum Ausgangspunkt, zum DienenLiebenGeben zurück und der Kreis schließt sich. Und ich meine, es ist nicht nur ein Kreis, sondern eine aufwärts gerichtete Spirale, die uns schließlich zur großen, vollen Selbstverwirklichung führen wird.

Die zweite Zeile dieses Liedes von Swami Sivananda:

Be good, do good, be kind, be compassionate

Sei gut, tue Gutes, sei freundlich, sei mitfühlend

Sei gut, tue Gutes.

Indem man Güte in sich entwickelt, folgt als nächstes, Gutes zu tun. So wie eine Rose, die duftet und diesen Duft weithin verströmt. Aus innerer Güte und Liebe heraus handelt man auch gut.

Sei freundlich, sei mitfühlend.

Die Grundeinstellung eines spirituellen Aspiranten sollte freundlich und einfühlsam sein. Das heißt nicht, dass man sich alles gefallen lassen muss. Und es heißt auch nicht, sich in die Opferrolle drängen zu lassen.

Mitfühlen kann durchaus auch einmal Strenge beinhalten. Zum Beispiel muss man Kindern auch mal Grenzen aufzeigen. Manchmal tut man einem anderen einen Gefallen, indem man ihm sagt: „Nein, deine Arbeit übernehme ich heute nicht.“ Aber man reagiert nicht aus Verletztheit oder Gereiztheit oder Böswilligkeit, sondern aus Mitgefühl und Liebe. Man kann sogar aus Liebe zu jemandem aufhören, ihn zu umsorgen, um ihm eine Chance zu geben, selbst an seinen Aufgaben zu wachsen und sich zu entwickeln.

Mahatma Gandhi

Ein großes Beispiel für Handeln ohne Gewalt, mit Liebe und Verständnis selbst für die Menschen, gegen die man sich durchsetzen muss, ist Mahatma Gandhi. Er wollte die Unabhängigkeit für Indien, aber nicht mit Hass und nicht mit Bomben, sondern mit gewaltlosem Widerstand und mit Liebe. Auch Jesus sagt: „Liebet, die euch hassen, und tut Gutes denen, die euch verfolgen.“

Die dritte Zeile:

Adapt, adjust, accommodate

Passe dich an, stelle dich ein, sei flexibel

Eine wichtige Voraussetzung für die spirituelle Entwicklung liegt für Swami Sivananda auch in der Fähigkeit, sich an die Umstände anzupassen, sich auf andere Menschen und Situationen einzustellen. Das ist vielleicht so etwas wie die Kehrseite der Medaille des aktiven Dienens: passiv dienen, indem man anderen Menschen nicht lästig fällt und unnötiges Aufhebens macht, indem man höflich und zurückhaltend ist in seinen persönlichen Ansprüchen.

Wir sind es gewohnt, zu erwarten, dass äußere Bedingungen sich uns anpassen. Das fängt schon damit an, dass wir uns zum Beispiel nur bei einer Raumtemperatur von sagen wir mal 21 Grad wohlfühlen. Bei 23 Grad muss die Klimaanlage eingeschaltet werden, bei 18 Grad die Heizung. In Wirklichkeit kann der menschliche Körper sich sehr gut in diesem Temperaturbereich anpassen. Das kann man sich bewusst machen und dann lernt der Körper diese Anpassung. Natürlich ist das nur ein einfaches Beispiel. Aber aus diesem Wunsch, die Außenwelt ständig manipulieren und den eigenen (angeblichen) Bedürfnissen anpassen zu wollen, resultiert viel Unruhe und Zerstreuung. Hat man das einmal bis zu einem gewissen Grad überwunden, ist es eine große Quelle des Friedens.

Ein anderes Beispiel ist die weit verbreitete Alles-oder-Nichts-Philosophie: Entweder alles klappt oder es hat eh keinen Sinn. Entweder ich kann es vollkommen oder ich lasse es besser ganz sein. Entweder der Mensch mag mich wirklich und dann muss er mich in all meinen Aspekten annehmen und in jedem Moment und immer oder ich will nichts mit ihm zu tun haben. – Das Leben ist nicht nur schwarz/weiß, gut/schlecht, hell/dunkel. Aus jeder Situation das Bestmögliche zum Nutzen aller zu machen, ist die Kunst yogisch geschickten Handelns. Das erreicht man durch innere Flexibilität.

Natürlich gibt es auch komplexere Probleme, gerade auch im emotionalen Bereich. Da kann man sich nicht sofort darauf einstellen, sondern muss sich Zeit geben. Und manchmal stellt man sich auf eine Situation am besten ein, indem man sie mutig verändert oder auch gegenüber anderen sich durchzusetzen lernt. Im allgemeinen ist es jedoch hilfreich, zu lernen, sich auf verschiedene Situationen und Menschen einzustellen. Dies ist ja in unserer schnelllebigen Gesellschaft noch viel notwendiger ist als in früheren Zeiten. Menschen sind nicht gleich, die Erfordernisse sind nicht gleich. Man muss mal das eine machen, mal das andere. Sich so auf verschiedene Menschen und Situationen einzustimmen ist letztlich auch etwas Schönes. Die Vorstellung, dass das alles – das ganze Leben, die eigene Persönlichkeit – eigentlich ein interessantes, vorübergehendes Schauspiel ist, aus dem man viel lernen kann, kann einem dabei viel helfen.

Vierte Zeile:

Trage Schmähung, trage Kränkung, höchstes Yoga

Das ist so etwas wie der Lackmustest für unseren Geist. Färbt unser Geist sich vor Ärger und Wut knallrot oder deprimiert blau oder bleibt er ausgewogen und im Gleichgewicht, wenn uns jemand kritisiert oder etwas nicht so läuft, wie wir es gerne hätten? Daran können wir erkennen, wie erfolgreich unser Sadhana, unsere spirituelle Praxis, tatsächlich ist.

Sehen wir jede Kritik sofort als Bedrohung, auf die wir nur mit Flucht oder Kampf reagieren können? Oder nehmen wir die Kritik an, analysieren sie und lernen etwas daraus? Ändern wir etwas in unserem Verhalten, wenn wir erkennen, der andere hat vielleicht ganz oder teilweise recht? Bleiben wir ruhig und gelassen, wenn wir merken, das Ganze hat eigentlich keine Berechtigung, sondern ist nur ein Problem des anderen, das sich in seiner Psyche abspielt oder seiner Erwartungshaltung? Wie reagieren wir, wenn wir feststellen: Ich tue zwar mein Bestes, aber ich kann den Erwartungen des anderen nicht gerecht werden? Fühlen wir dann wirklich: Meine wahre Natur ist Satchidananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit? An diesen Dingen können wir ablesen, ob wir etwas erreicht haben in unserer Entwicklung.

5. Zeile:

Frage “Wer bin ich”? Erkenne Dein Selbst, und sei frei.

Und so können wir fragen: „Wer bin ich?“, uns selbst, unser wahres Selbst, erkennen als Sat Chid Ananda und frei sein. Freiheit ist nicht, nur das zu tun und zu lassen, was einem gerade beliebt. Freiheit ist auch nicht, rücksichtslos gegenüber anderen Menschen zu sein.

Freiheit bedeutet, frei sein von eigenen Zwängen, frei von eigenen Konditionierungen, frei von Reaktionsschemata. Frei sein heißt, geschickt zu handeln und leben in der Welt und dabei innerlich nicht gebunden zu sein. Freiheit heißt letztlich, sich Eins zu fühlen mit dem Einen.

Verwirklichung und Weisheit

Hier ein Kurzvortrag zum Thema "Verwirklichung und Weisheit", ein Kommentar zum 7. Kapitel der Bhagavadgitam Verse 1-2.

Wege zur Verwirklichung

Du bist das - jetzt in diesem Moment

- Auszug aus dem Buch "Vedanta für Anfänger" von Swami Sivananda -

Selbstverwirklichung ist der Sinn des Lebens. Es ist nicht der Sinn, äußere Dinge zu erreichen, sondern Erkenntnis und Bewusstheit unserer wahren ewig-freien Natur zu erlangen. Wenn es gar nicht möglich wäre, unsere wahre Natur als reine Existenz zu erkennen, warum würden uns die Shrutis dann wie eine liebevolle Mutter immer wieder auf diese Lehre hinweisen? Gleichzeitig widerspricht diese Lehre nicht unserem inneren Drang, eher bestätigt sie ihn, dass wir auf ewig in Glückseligkeit frei von Schmerz und Leid existieren wollen.

So wie die Vorstellung einer Schlange von der Seil-Schlange negiert wird, so wird das Nicht-Selbst vom ewig existierenden Selbst negiert. Dies geschieht auf Basis der Argumentation in Sruti- Aussagen wie “Tat Tvam Asi“. Steigt das wahre Wissen auf, so erstrahlt auch das aus sich selbst scheinende Selbst und das Nicht-Selbst verpufft wie die Idee einer Schlange, wenn mit Hilfe einer Lampe das Seil erkannt wird.

Gibt es ein Mittel, damit der Aspirant Verwirklichung erreichen kann? Sind Vorschriften und Verbote aus den Veden für den Sucher nach der Wahrheit relevant? Kurz gesagt, muss sich der Sucher den Vorschriften und Verboten der Veden nicht unterwerfen.

Die Vorschriften der Veden geben nur verbreitete populäre Ansichten und Auffassungen wieder, wenn sie sagen „tue dies“, „du bist der Handelnde“ ecetera. Dabei geht es um bestimmte Dinge, die wir erreichen sollen. Vorschriften und Verbote beziehen sich nur auf diese Dinge. Daher sind sie in solchen Fällen gerechtfertigt.

Nirgends in der gesamten Vedanta Philosophie (das heißt in den Upanishaden) wird das Selbst als ein Objekt erwähnt, welches zu erreichen ist. Nur durch Verneinung “Neti, Neti“ („nicht dies, nicht dies“) zeigen die Upanishaden in Richtung Wahrheit. Das Selbst ist niemals ein zu erreichendes Objekt. Passagen der Srutis wie “Tat Tvam Asi“ verkünden die Wahrheit oder geben uns das rechte Wissen aus transzendentaler Sicht. Jedoch verweisen sie nicht auf ein Objekt, welches es zu erlangen gilt. Des Weiteren widerspricht das Wissen aus Sruti Passagen wie “Tat Tvam Asi“ dem Wissen aus Schriften, die gewisse relative Dinge vorschreiben.

Betrachte zum Beispiel die beiden Aussagen „Ich bin absolutes Sein” und „Ich bin derjenige, der erfährt“. Beide haben das unsterbliche Selbst als inneren Zeugen gemein. Letztere Aussage entstammt der Unwissenheit und der scheinbaren beweisenden Wahrnehmung durch die Sinne. Lakshyartha von „Ich“ durch Sruti-Passagen wie “Tat Tvam Asi“ kann diese Fehlinterpretation beseitigen.

Argumentation und Wiederholung als Mittel

Einige behaupten, dass man die vollständige Befreiung durch das Vernehmen von “Tat Tvam Asi” oder durch Kenntnis um die wörtliche Bedeutung des Mahavakya allein, ohne Wiederholung und Argumentation, nicht erlangen kann. Sie halten diese beiden Techniken für essentielle Hilfsmittel bei der Wahrheitssuche. Daher möchten sie Argumentation und Wiederholung als unverzichtbare Mittel für den Aspiranten vorschreiben. Sie verfechten die Ansicht, dass sich eine Praxis ohne Vorschriften nicht an die Schriften hält – was natürlich nicht erstrebenswert sei. Gemäß ihrer Anschauung erreicht man das Ergebnis, indem „Das bist du“ als Ziel definiert wird. Zusätzlich sollen Askese, Selbstkontrolle, Entsagung aller dem Ziel widersprechenden Dinge, Wiederholung und Argumentation praktiziert werden.

Es wurde bereits ausgeführt, dass Vorschriften akzeptiert werden können, vorausgesetzt die Upanishaden spezifizieren und definieren das zu erreichende Ziel. Allerdings enden die Upanishaden mit “Neti, Neti“. “Tat Tvam Asi“ steht nirgends als das durch bestimmte Handlungen zu erreichende Ziel; der Satz proklamiert die Wahrheit. Daher können nicht einmal Argumentation und Wiederholung als erforderliche Mittel für den Sucher nach der Wahrheit gelten.

Die Erfahrung des verwirklichten Yogi

Ramakrishna

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

  • Wie ist die Erfahrung eines Yogi?
  • Wie geht ein Yogi mit Herausforderungen des Alltags um?
  • Wie spürt, wie denkt er?
  • Wie ist seine Verhaltensweise?
  • Wie wirst du sein, wenn du die Verwirklichung erreicht hast?

Wenn du darüber nachdenkst, wie ist ein Vollkommener handelt, richtest du deinen Geist aus, in diese Richtung. Krishna spricht immer wieder von den Erfahrungen eines Vollkommenen. Menschen sprechen eher darüber was sie schlimmes, falsches gemacht haben und wie sich andere verhalten sollten.

Wer im Selbst ruht ist frei von Wünschen

Kommentar zur Bhagavad Gita 6. Kapitel 18. Vers

Wenn der vollkommen beherrschte Geist, allein im Selbst ruht und frei ist von der Sehnsucht nach Wunschgegenständen, dann heißt es, er ist in Einheit.

Hier beschreibt er den Yukta. Er ist derjenige der im Yoga ist. Wer im Yoga in der Einheit ist, ist Yukta. Yukta hat mehrere Bedeutungen.

  • Yuj heißt verbinden.
  • Yukta heißt auch Kampf.
  • Yuktah ist der, der den spirituellen Kampf gewonnen hat, könnte man sagen. Der seinen Geist beherrscht hat. Es ist also eine Doppelbedeutung.

Man ist in der Einheit, man hat den Yoga gemeistert. Wie ist jemand der den Kampf des Lebens, bestanden hat, der in der Einheit ist, der den Yoga gemeistert hat? Er ruht im Selbst. Er ist frei von der Sehnsucht nach Wunschgegenständen.

Der Geist des Yogis ist beherrscht

Kommentar zur Bhagavad Gita 6. Kapitel 19. Vers

Mit einer Lampe, die an einem windigen Ort nicht flackert, wird der Yogi verglichen, dessen Geist beherrscht ist und der im Selbst Yoga übt.

Wenn du eine Flamme siehst und es gibt keinen Wind, dann ist die Flamme sehr ruhig. Ist der Wind im Raum, oder die Flamme draußen, flackert sie. Diese Flamme, die leuchtet und warm ist, so ist der Geist des Yogi, er leuchtet. Er strahlt Wissen und Wärme und Liebe aus. Und zwar beständig. So ist der Yogi, er hat gleichmäßig Liebe und gleichmäßig Einsicht.

In der Meditation selbst, ist der Yogi vollkommen ruhig. Im Alltag, handelt er gleichmütig aus einem Geist der Liebe und Wohlwollen.

Wer im wahren Wesen ruht ist zufrieden

Ramana Maharshi

Kommentar zur Bhagavad Gita 6. Kapitel 20. Vers

Wenn der Geist durch die Yogapraxis zur Ruhe gekommen ist, wenn er selbst sein Selbst schaut, ist er in sich selbst zufrieden.

Wer Yoga übt, wird seinen Geist beherrschen. Ist der Geist zur Ruhe gekommen, dann ruhst du in deinem wahren Wesen und bist in dir zufrieden. Es ist fast wie im Yoga Sutra 1. Kapitel 2./3. Vers.

Yogas chitta vritti nirodhah

Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist.

tada drashtuh svaroope avasthanam

Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.

Mach es dir zur Aufgabe und bringe deinen Geist zur Ruhe, dann findest du Frieden.

Wer Gotteserfahrung hat weicht nie von der Wahrheit ab

Kommentar zur Bhagavad Gita 6. Kapitel 21. Vers

Sobald der Yogi diese grenzenlose Wonne fühlt, welche die Sinne übersteigt und nur teilweise vom Verstand erfassbar ist und der fest in dieser Wonne ruht, weicht er niemals von der Wahrheit ab. Wenn du diese Wonne erfährst, dann brauchst du nichts anderes mehr. Wenn du die Wonne der Gotteserfahrung hast, die Wonne der Erfahrung des höchsten Selbst, die Wonne der Selbstverwirklichung.

Dann weißt du, es gibt nichts Größeres. Es lohnt sich dahin zu streben. Die kleinen Sinnesbefriedigungen, wenn du ein Lob, eine Anerkennung bekommst, das ist wenig. Groß ist, wenn du Gott, dein Selbst erfährst.

Gottverwirklichung ist dein Ziel

Kommentar zur Bhagavad Gita 6. Kapitel 22. Vers

Das was für ihn den nicht zu übertreffenden Gewinn darstellt, wenn er ihn einmal erlangt hat, das was ihn nicht von der größten Sorge erschüttert sein lässt, wenn er fest darin ruht. Möge dies, den Namen Yoga tragen. Das Aufhören der Verbindung mit dem Schmerz, dieser Yoga ist mit Entschlossenheit und unverzagtem Geist zu üben.

Die Gottverwirklichung ist das Höchste, was du erreichen kannst nur das wird dich zufrieden stellen. Die Gottverwirklichung ist das, was dir dauerhaft Glück gibt. Du kannst dir das in diesem Moment bewusst machen.

Yoga ist nicht nur Freizeitbeschäftigung. Yoga ist nicht nur ein bisschen Gelassenheit. Yoga im Sinne von Einheit. Yoga im Sinne der Gottverwirklichung und erreichen von Samadhi, ist das worauf sich all deine Sehnsüchte beziehen.

Der Wunsch anerkannt zu werden, zu bekommen was du willst, reich zu sein, von anderen Menschen wertgeschätzt werden. Das ist alles nicht so wichtig. Die Gottverwirklichung ist dein höchstes Ziel.

Yoga ist das Aufhören der Verbindung mit dem Schmerz

Kommentar zur Bhagavad Gita 6. Kapitel 23. Vers

Yoga ist das Aufhören der Verbindung, mit dem Schmerz.

Ich kenne einen Yogameister, Swami Yogaswarupananda, er fragte uns gern: „Was ist Yoga?“ Dann zitierte er diesen 23. Vers.

Diese Welt erzeugt Vergnügen und Schmerz. Es folgen angenehme und unangenehme Erfahrungen. Es gibt körperlichen Schmerz sogar chronischen und mit nichts dauerhaften zu beseitigen. Es gibt emotionalen Schmerz und es gibt Verluste. Die Emotionen reagieren auf äußere Dinge. Der Geist reagiert auf die äußeren Dinge.

Yoga heißt, das Aufhören mit diesem Schmerz. Dich zu erkennen, was jenseits all diesem Schmerz ist.

Erst hat er beschrieben, wie ist ein Yogi. Dann sagt er, das ist das Höchste und jetzt sagt er, übe das mit Entschlossenheit und einpünktigem Geist.

Hinweise

Die ausführlichen Kommentare der Bhagavad Gita findest du im Yoga Vidya Schriften Portal. Weitere Informationen auf den Yoga Vidya Interseiten.

Verfasser: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, Schüler von seinem Guru Swami Vishnu-devananda, dieser wiederum Schüler von Swami Sivananda / nach der Yoga Vedanta Tradition, die sich zum großen Teil auf den großen Meister Shankaracharya bezieht

Video - Die Erfahrung des verwirklichten Yogi

Viveka Chudamani - Meditiere stets über die Verwirklichung des höchsten Selbst

Anandamayi Ma - verwirklicht geboren

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 360 von Sukadev Bretz -

So wie die Schabe, die alle anderen Aktivitäten aufgibt und konzentriert an die Schlupfwespe denkt (und schließlich selbst zu einer solchen wird), so tritt auch ein Yogi – der über die Wirklichkeit des Höchsten Selbst (paramatma tattva) meditiert – durch einpünktige Hingabe (eka nishtha) zu Ihm ins Absolute ein.

Bring alle Aktivitäten unter das Thema spirituell

Ich hatte im vorigen Vers davon gesprochen, dass du alle Aktivitäten unter das Thema „spirituell“ bringen kannst. Was auch immer du tust, sei dir bewusst, dass es Teil des spirituellen Weges ist. Aber es ist auch gut, einmal eine Weile alle Aktivitäten aufzugeben und nur über das Höchste nachzudenken. Es ist gut, einmal eine Woche, zwei Wochen oder sogar vier Wochen lang alles andere aufzugeben, und zu sagen, dass du jetzt nur an die höchste Wirklichkeit denken willst. Aber passe dann auf. Lasse den Geist dich nicht ablenken. Manchmal, wenn der Geist nichts anderes zu tun hat, regt er sich über alles Mögliche auf. Wenn du zum Beispiel in einen Ashram gehst, in ein Schweigeretreat, wie wir das ja bei Yoga Vidya in den verschiedenen Ashrams haben, in Bad Meinberg auch längere Möglichkeiten, dann ärgerst du dich vielleicht, dass jemand hustet oder das Essen nicht gut genug ist, es zu laut ist oder das Kissen zu hart oder weich ist und so weiter. Der Geist findet tausend Ablenkungen. Folge diesen nicht! Der Geist denkt plötzlich, dass es wichtiger wäre, sich um die Eltern zu kümmern, dich um deine Enkel zu kümmern oder einmal was anderes zu erleben. Folge dem nicht!

Widme dich regelmäßig der Erkenntnis der Wahrheit

Nimm dir mindestens einmal im Jahr fünf bis sieben Tage und alle paar Jahre zwei oder sogar vier Wochen, wo du sagst: „Diese Zeit sei vollständig der Erkenntnis der Wahrheit gewidmet.“

Ob du ein Schweigeretreat machst, ein Vedanta Seminar, ein spirituelles Retreat, nimm dir fest vor, diese Zeit ist allein der Erkenntnis des Selbst, der Erfahrung der Wahrheit gewidmet. Ich lasse mich durch nichts ablenken. Setze es dann um und lasse dich anschließend von nichts ablenken. Schiebe niemanden die Schuld in die Schuhe, wenn du nicht spirituell wächst. Übernimm selbst die Verantwortung und folge dem. Es ist am besten, es im Ashram zu machen. Dann brauchst du dich nicht um Unterkunft, Essen, Verpflegung, Abwaschen und so weiter zu kümmern. Du brauchst keine Sorgen zu haben, dass, wenn die Spülmaschine oder die Waschmaschine kaputt ist, du sie selbst reparieren musst. Am klügsten ist, die Zeit im Ashram zu verbringen und dir fest vorzunehmen, das sei der Verwirklichung des Selbst gewidmet.

Verwirklichung

Sinnbild für Verschmelzung

- Auszug aus dem Buch "Vedanta für Anfänger" von Swami Sivananda -

Wenn man die wahre Bedeutung von “Tat” und “Tvam” hört und die Identifikationen und Projektionen des Bewusstseins zurückgenommen werden, steigt im Geiste des Aspiranten die Idee der absoluten Einheit aller Dinge auf. Eine vollkommene unerschütterliche Gewissheit entsteht in ihm, dass er selbst Brahman ist.

Er fühlt „Aham Brahmasmi“ (Ich bin Brahman). Durch Meditation über diese Erkenntnis werden Samadhi und Selbstverwirklichung erreicht.

Nun könnte die Frage aufkommen, wem dieses Wissen eigentlich widerfährt: Kutastha oder Chidabhasa (Reflektion von Chid).

Anfänglich steigt das Wissen in Chidabhasa auf. Solange Chidabhasa noch mit Buddhi (Intellekt) verbunden ist, wird zuerst die vorherrschende Identifikation mit der verkörperten Form (Svarupa) aufgegeben. Dadurch wird er sich als Kutastha (Laksyhartha von „Aham“) gewahr. Jetzt ist es naheliegend, sich selbst als Brahman zu erkennen, weil Kutastha selbst wahrlich Brahman ist.

Viveka Chudamani - Der Schüler hat die höchste Wirklichkeit verwirklicht

Swami Sivananda im Kreis seiner Schüler am Fluss

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 481 von Sukadev Bretz -

kañ-cit kālaṃ samādhāya pare brahmaṇi mānasam |
utthāya paramānandād idaṃ vacanam abravīt || 481 ||

"Nachdem er seinen Geist eine Zeitlang auf das höchste Brahman gerichtet hatte, erhob er sich und sprach aus dem Zustand höchster Wonne wie folgt:"

Das Viveka Chudamani ist geschrieben als ein Dialog zwischen dem Meister, dem Guru, und dem Schüler, dem Shishya.

Der Schüler hat verstanden und Tiefes erfahren

Der Meister hat bis jetzt den Schüler unterwiesen. Und jetzt hat der Schüler die Worte verstanden. Er hat tief darüber nachgedacht. Er hat meditiert und in dieser Meditation hat er Tiefes erfahren. Aus dieser Meditation heraus wird er gleich wunderschöne Worte sprechen in den nächsten Versen.

Du bist wie dieser Schüler - verwirkliche das Höchste

Sei dir bewusst: Wie der Schüler im Viveka Chudamani bist auch du. Lausche diesen heiligen Worten. Lebe dein Leben aus diesem Bewusstsein der Einheit. Praktiziere, verfeinere deinen Geist, beherrsche deinen Geist und deine Sinne, lerne es, den Geist im Gleichmut zu halten in Erfolg und Misserfolg, in Vergnügen und Schmerz, in Hitze und Kälte gegenüber den Wechselfällen des Lebens. Immer wieder halte dir vor Augen, dass du das unsterbliche Selbst bist und dann wird die Meditation immer tiefer werden und dann wirst du auch das erfahren, was der Schüler von Shankara erfahren hat und in den nächsten Versen verkünden wird.

Siehe auch

Literatur

Seminare

Yogalehrer Ausbildung

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