Tat Twam Asi

Aus Yogawiki
(Weitergeleitet von Tat Tvam Asi)

Tat Twam Asi, auch Tat Tvam Asi (Sanskrit: तत्वमसि, tat tvam asi f.): heisst "Das bist Du".

Tat Twam Asi - Aham Brahmasmi

Eines der vier großen Mahavakyas (Affirmationen aus dem Vedanta) aus den Upanishaden. Tat heißt das. Twam heißt du. Asi heißt du bist. Tat Twam Asi bedeutet also: Das bist du. Das soll ausdrücken: Das Unendliche, das Ewige, das Absolute, das bist du.

Tat Tvam Asi – Das bist du

Du bist dieses Brahman

- Auszug aus dem Buch "Vedanta für Anfänger" von Swami Sivananda -

Einführung

“Das bist du!” – Auf diese Weise betonen die Shrutis die höchste und erhabenste Wahrheit, die nicht nur die Essenz aller Schriften, sondern sogar das Ziel aller spirituellen Unterweisungen und Abhandlungen ist.

Es handelt sich um den größten Ausspruch, der je auf Erden gemacht worden ist. Seit Beginn der Schöpfung ist es die tiefsinnigste Lehre. Nur durch diesen Satz wird die für den Verstand und die Sinne unerreichbare Wahrheit ausgedrückt. Es ist diese einmalige Lehre, die die verzweifelte Menschheit tröstet und die innere spirituelle Stärke und den Mut ankurbelt, das Elend und Leid weltlicher Existenz hinter sich zu lassen und hoch aufzusteigen in das Königreich der nicht-dualen, glückseligen ewigen Existenz.

Seien die Worte selbst auch einfach, so erfordert es doch den geschärften Verstand eines fortgeschrittenen Aspiranten, um die subtile Botschaft der Wahrheit, die uns dieser Ausspruch mitteilen möchte, zu verstehen. Seien die Worte auch schlicht, so ist ihre Äußerung doch gleichzeitig majestätisch und gebieterisch. Seien die Worte auch kurz und knapp, geradezu aphoristisch im Ausdruck der höchsten Wahrheit, so dringen sie doch tief in unsere Herzen und unseren Geist. Und von dort heben sie unser Bewusstsein auf mysteriöse Weise zur der nicht-dualen Ebene der Existenz.

Dies ist die wahre Größe des Mahavakya (großer Lehrsatz) Tat-Tvam-Asi, das der Rishi (Seher, Weiser) Uddalaka seinem Sohn Svetaketu als Brahma-Vidya (Wissen um Brahman) weitergegeben hat.

Die Mittel zur Selbstverwirklichung

Der Mensch ist grundsätzlich göttlicher Natur. Er unterscheidet sich in keinster Weise von der ewigen und nicht-dualen Essenz, Sein-Wissen-Glückseligkeit. Er wurde weder in diesen Kreislauf hineingeboren, noch ist er jemals gebunden. Er ist ewig frei (nitya mukta).

All sein derzeitiges Leid und Elend, seine Ängste und begrenzten Freuden, Geburten und Tode bestehen nur durch seine fälschliche Identifikation mit den fünf Hüllen und den drei Körpern. Und dies ist wiederum die Folge vom Nichtwissen um die Wahrheit beziehungsweise das damit verbundene Vergessen. Diese Unwissenheit - die ursprüngliche Unwissenheit - ist die Wurzel aller Handlungen und Reaktionen. Nur die Auflösung dieser Unwissenheit kann uns zu unserer ursprünglichen, nicht-dualen, glückseligen und unsterblichen Existenz zurückführen.

Diese Unwissenheit ist nicht aus irgendetwas hervorgegangen, so dass sie durch die eine oder andere Handlung zerstört werden könnte. Sie ist nur ein negativer Aspekt. So wie die Abwesenheit von Licht zu Dunkelheit führt, so wie die Abwesenheit der Sonne zur Nacht führt, so führt die Abwesenheit der Wahrheit zu dieser ursächlichen Unwissenheit.

Weder Nacht noch Dunkelheit können bekämpft werden. Aber sobald die Sonne oder eine Lichtquelle scheinen, sind sie spurlos verschwunden. Auf ähnliche Weise verschwindet die Unwissenheit spurlos durch die Wahrheit. Diese Wahrheit ist das Wissen um unser wahres ewiges unsterbliches Selbst, das weder durch die ursächliche Unwissenheit noch durch deren Effekte berührt wird. So wie die Sonne unberührt von der Dunkelheit bleibt.

Nur das Wissen kann also zur Verwirklichung des Selbst führen. Nur dieses Wissen kann den Menschen vom Kreislauf der Existenz befreien.

Sukadev über Tat Twam Asi

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Tat Twam Asi

"Tat Twam Asi" ist eine der Mahavakyas, der großen Aussprüche. Vakya – Ausspruch, Maha – großartig. Mahavakyas sind auch die Aussprüche, die zum Großartigen, zum Göttlichen führen.

"Tat Twam Asi" gilt als die zweite der vier Mahavakyas. Erste ist: "Aham Brahmasmi. Ich bin Brahman." Zweite ist: "Tat Twam Asi." Manche sagen auch, "Tat Twam Asi" ist die erste der Mahavakyas. Der Lehrer sagt zum Schüler: "Tat Twam Asi. Das bist du." Tat – Das, Twam – du, Asi – bist. Tat Twam Asi – Das bist du. Das Unendliche, das Ewige, das Absolute. Der Schüler antwortet mit: "Aham Brahmasmi. Ich bin dieses Brahman." Der Meister sagt: "Tat Twam Asi. Das bist du." Der Schüler sagt: "Aham Brahmasmi. Ich bin dieses Brahman." Was ist dieses Brahman? "Prajnanam Brahman - Bewusstsein ist Brahman", dritte Mahavakya. Vierte Mahavakya dann: "Ayam Atma Brahman. Dieses Selbst ist Brahman."

"Tat Twam Asi" findet sich insbesondere in der Chandogya Upanishade, im Sama Veda. Es gibt verschiedene Stellen, wo "Tat Twam Asi" kommt, aber insbesondere in der Chandogya Upanishade ist "Tat Twam Asi" das Mittel der Befreiung. Der Meister sagt zum Schüler: "Tat Twam Asi. Das bist du." Der Schüler meditiert darüber und erfährt: "Aham Brahmasmi."

Bedeutung von Tat Twam Asi

Tat Twam Asi ist ein bekanntes Mahavakya und bedeutet, dass die absolute Wirklichkeit die Essenz ist von dem, was eine Person wirklich ist.

Tat Twam Asi bedeutet "das bist du" , dies ist einer der Mahavakyas des vedantischen Sanatana Dharma. Dieser Satz bedeutet, dass das Selbst in seinem eigentlichen (ursprünglichen) Zustand ganz oder teilweise identifizierbar ist mit der höchsten (ultimativen) Wirklichkeit, die der Ursprung aller Erscheinungen ist. Das Tat Twam Asi Mahavakya ist in einer Weise ausgedrückt, als würde eine Person zu einer anderen in direkter Rede sprechen. "Das ist, was du bist!" wäre die korrekte Interpunktion, bezugnehmend auf Brahman. Die Person, die in diesem Mahavakya spricht, ist der Lehrer und die Person, zu der gesprochen wird, wird als Schüler angesehen.

Der Lehrer erklärt seinem Schüler alle Mahavakyas. Der Schüler denkt über diese nach und beginnt, den Sinn der Bedeutung der Einheit, genannt Brahman, zu erfassen. Der Guru erklärt seinem Schüler, dass Brahman die Einheit ist, die der tiefsten Ebene des Seins innewohnt.

Weltliche Personen akzeptieren die Identifikation mit ihren Rollen, beispielsweise in der Arbeitswelt oder in ihren Familien, wie z.B. Vater oder Mutter, Schwester oder Bruder, Sohn oder Tochter. Und eines Tages glaubt der gewöhnliche Mensch, dass er das ist, was er durch seine Art zu leben an persönlichem Charakter entwickelt hat. Wenn der gewöhnliche Mensch seine wahre Natur vergisst, dann unterliegt er all den relativen Identitäten. Der Laie kommt seinen Pflichten nach und hält sich an seinen Identitäten fest. Die Verwirklichung der Mahavakya "Tat Twam Asi"lässt den Weltlichen erkennen, dass die relativen Identitäten nicht das sind, was sie eigentlich präsentieren. Das bedeutet nicht, dass die Leute aufhören, ihren weltlichen Pflichten nachzugehen oder anderen Menschen zu dienen. Es ist eher so, dass die Menschen durch die Verwirklichung freier werden und sich nicht mehr so stark mit ihren Rollen identifizieren. Die Fähigkeit wird größer, anderen liebend zu dienen, unabhängig von der Anhaftung an innewohnenden falschen Identifikationen.

Das Tat Twam Asi Mahavakya sollte in einer Art Selbstgespräch geübt werden. Der Yogi spricht zu sich in tiefer, nach innen gerichteter Konzentration, zu seinem Herzzentrum. Der Yogi sagt zu sich selbst: "Das ist, was du bist!". Der Yogi sollte sogar mit dem Zeigefinger auf seine eigene Brust deuten, diesem Platz, an dem er das "ich bin" erfährt. So bleibt er in dem Bewusstsein des Wesens der Wahrheit, dass Brahman, die Einheit, das ist, was die Person eigentlich ausmacht. Nach und nach lässt er alle falschen Identifikationen los, erkennend, dass ihn diese nur zeitweise und im relativen Sinne ausmachen.

Reflektierend über die anderen Mahavakyas, wie beispielsweise "Brahman ist das höchste Wissen", lenke man die Betrachtung auf diese Wahrheit, richte die Aufmerksamkeit auf sein innerstes Sein und sage: "Tat Twam Asi! Das bist du!" Der Yogi sollte aufgeweckt sein und seinen innersten Gefühlen erlauben zu verstehen, was von den Mahavakyas kommt. Er sollte danach streben, seine spirituelle Natur zu verwirklichen, eher als die oberflächlichere Ebene der geistigen und physischen Identität.

Die rechte Bedeutung von ‘Tat Tvam Asi’

Wer bin ich?

- Auszug aus dem Buch "Vedanta für Anfänger" von Swami Sivananda -

Ein Mahavakya aus den Upanishaden ist eine transzendentale Aussage, die die Einheit der individuellen Seele mit Brahman herstellt. In den Upanishaden gibt es derer vier. Jeder Veda enthält ein Mahavakya.

Die vier Mahavakyas lauten:

1. Prajnanam Brahma (Bewusstsein ist Brahman): Dieser Ausspruch kommt aus der Aitareya Upanishad des Rigveda. Es ist das Svarupa-Bodha-Vakya, welches die wahre Natur von Brahman und dem Selbst erklärt.
2. Aham Brahmasmi (Ich bin Brahman): Dies findet man in der Brihadaranyaka Upanishad des Yajur Veda. Es ist das Anusandhana-Vakya, der Satz zur Befragung.
3. Tat Tvam Asi (Das bist du): Dies stammt aus der Chhandogya Upanishad des Sama Veda. Der Schüler erhält dieses Upadesha Vakya (Unterweisung) vom Guru.
4. Ayam Atma Brahma (Dieser Atman ist Brahman): Dies stammt aus der Mandukya Upanishad des Atharva Veda. Es ist das Anubhava-Bodha-Vakya (Erfahrung der Einheit), das der inneren intuitiven Erfahrung des innersten Selbst durch Meditation (Nididhyasana) Ausdruck verleiht.

Aus diesen vier Mahavakyas befassen wir uns hier mit dem Upadesha Vakya “Tat Tvam Asi” mit Hilfe von Pada-Artha-Shodhana, das heißt einer Untersuchung seiner wahren Bedeutung.

Die Chhandogya Upanishad berichtet, dass der Weise Uddalaka seinen Sohn Svetaketu zu einem Gurukula (kleiner Ashram eines Gurus) sendet, damit er dort die Veden studieren kann. Svetaketu verbringt zwölf Jahre dort, um die Schriften zu erlernen und kehrt mit der Einbildung zu seinem Vater zurück, ein Gelehrter zu sein. Sein Vater fragt ihn: „Mein Lieber, warum bist du so eingebildet? Hast du etwa gelernt, wie das Ungehörte gehört, das Unbekannte erfahren oder das Nicht-Wahrgenommene wahrgenommen werden kann?“

“Wie soll das gehen?” fragte Svetaketu und sein Vater antwortete: “Wenn du einen Klumpen Lehm kennst, dann verstehst du alles, was aus Lehm besteht. Was auch immer Formen und Unterschiede seien, sie sind bloß Namen und basieren nur auf sprachlicher Unterscheidung. Wer alle Ursachen kennt, kennt alle Wirkungen, weil Ursache und Wirkung dasselbe sind.“ Dann gibt Uddalaka einige Beispiele, um die Ursache dieses Universums zu ergründen. Zusammengefasst lauten sie:

1. Der Effekt ist nichts als die Ursache. Folglich ist der Körper nichts als Nahrung, Nahrung nichts als Wasser, Wasser nichts als Feuer und Feuer nichts als Sat (Sein, Existenzprinzip). Nur Sat ist wirklich und „das bist du“.
2. Während des Schlafes ist man eins mit Sat. Dies wird Svapiti genannt und bedeutet „man erreicht sein eigenes Selbst“ im Schlaf. Dieses Sat ist die wahre Ursache des Universums.
3. Wenn jemand stirbt, so löst sich sein Sprechvermögen im Geiste auf, der Geist löst sich im Prana auf, das Prana löst sich im Feuer auf und Feuer löst sich in Sat auf. Dieses Sat ist das Selbst – „das bist du“.

Der Weise Uddalaka gibt neun Beispiele und wiederholt jedesmal das Mahavakya “Tat Tvam Asi”, um Svetaketu die wahre Bedeutung dieses großen Ausspruchs zu zeigen. Das beschreibende Pronomen „Das“ bezieht sich auf „Sat“ oder Gott, den Schöpfer, und „du“ bezieht sich auf die individuelle Seele. „Bist“ oder „Asi“ verbindet beide und zeigt ihre Gleichheit auf. Und dies ist das Thema dieser Ausführungen.

Erster Einwand: Wie kann einem Individuum Göttlichkeit zugeschrieben werden? Beide haben entgegengesetzte Eigenschaften. Sie können nicht identisch sein. Aber so wie Vishnu in einem Bild erkannt werden kann oder Aditya, Agni ecetera als Brahman verehrt werden, so kann dem Jiva (Individuum) Göttlichkeit zugeordnet werden.

Antwort: Nein, das geht so nicht. „Tat Tvam Asi“ hat eine völlig andere Bedeutung. Das Wort „ecetera“ in obigem Einwand bedeutet, dass Aditya, Agni und dergleichen nicht selbst Brahman sind. Auf gleiche Weise ist ein Abbild, nicht Brahman. Das Mahavakya sagt aber etwas anderes aus.

Zweiter Einwand: Der Ausspruch könnte für Stuti (Verehrung) verwendet werden. Es heißt ja: Du bist Indra, Varuna, ecetera.

Antwort: Nein, Svetaketu könnte nicht von seinem Vater verehrt werden, der ihm in Wissen und Position voraus ist.

Dritter Einwand: Es könnte im abgeleiteten Sinne verwendet werden, als ob jemand sagen würde: „Du bist ein Löwe”, was bedeuten würde, dass du so tapfer wie ein Löwe bist.

Antwort: Solch eine abgeleitete Bedeutung hat hier keinen Platz. Uddalakas Lehre bezieht sich auf das Wissen um die Ursache. Wie im Beispiel: „Wenn du einen Klumpen Erde verstehst, dann verstehst du alle seine Folgeerscheinungen“.

Vierter Einwand: Wenn Svetaketu bereits Sat ist, dann gibt es keine Notwendigkeit mehr, das Selbst zu ergründen und der Ausspruch ist nutzlos.

Antwort: Nein, durch die fälschliche Identifizierung mit Körper, Geist ecetera ist das wahre Selbst (Sat) nicht bekannt. Erst wenn diese Illusion verschwindet, strahlt Sat aus sich selbst heraus. Die Aussage, dass das Ungehörte gehört werden wird, zeigt auf, dass Sat durch die Sinne und den Intellekt nicht erfahren werden kann. Andererseits kann es aber durch direkte Wahrnehmung oder Intuition vernommen werden. Daher sollte man mit der Erkundung der wahren Bedeutung von „Tat Tvam Asi“ fortfahren, um Nicht-Dualität zu etablieren und Samsara, den Kreislauf von Geburt und Tod, zu überwinden.

Die Identität von Tat und Tvam

Du bist reines Bewusstsein

- Auszug aus dem Buch "Vedanta für Anfänger" von Swami Sivananda -

In der Analyse mit Hilfe von Bhagatyaga Lakshana kam heraus, dass Ishwara und Brahman beziehungsweise Jiva und Kutastha, jeweils Vachyartha und Lakshyartha der Worte „Tat“ und „Tvam“ sind. Nun soll die Gleichheit der beiden Lakshyarthas - Kutastha und Brahman, aufgezeigt werden.

Beide beziehen sich auf das unassoziierte reine Bewusstsein. Beide haben die Natur von reinem Bewusstsein. Bewusstsein ist immer Bewusstsein – egal wo. Daher sind sie identisch. Diese Gleichheit kann durch folgende Beispiele veranschaulicht werden:

Es gibt einen Unterschied zwischen dem Raum in einem Gefäß und dem Raum im restlichen Universum. Der Unterschied stammt nicht aus den Eigenschaften des Raumes. Dieser ist überall gleich. Stattdessen liegt der Unterschied in der Perspektive der Betrachtung. Betrachten wir nicht das begrenzende Gefäß sondern nur den Raum an sich, so verschwinden die scheinbaren Unterschiede und nur Einheit bleibt übrig.

Genauso könnten wir einen Unterschied sehen zwischen dem Gangeswasser, das im Fluss fließt, das in ein Gefäß gefüllt wurde. Man könnte über das Flusswasser und das Wasser im Gefäß sprechen, wenn man der Begrenzung oder dem Gefäß Aufmerksamkeit schenkt. Betrachtet man hingegen nur das Wasser an sich, so bleibt in beiden Fällen nur Wasser übrig und dieses kann nicht mehr unterschieden werden.

Auf ähnliche Weise verhält es sich mit einer Öllampe aus Glas und einer aus Ton. Zweifellos besteht zwischen beiden Lampen ein Unterschied. Aber die Flammen, in ihrer Natur als Feuer betrachtet, sind identisch.

Derselbe Mensch kann sowohl Vater als auch Sohn sein, nämlich Vater für seinen Sohn und Sohn für seinen Vater. Sohn oder Vater zu sein sind verschiedene Dinge. Dieser Unterschied besteht, wenn man den Menschen in Beziehung zu seinem Sohn beziehungsweise im Verhältnis zu seinem Vater sieht. In seiner Natur als Mensch ist er jedoch durch keine dieser Beziehungen beeinflusst. Betrachten wir ihn als Menschen, so ist er bloß Mensch und nichts darüber hinaus.

So verhält es sich auch mit der Einheit von Kutastha (Lakshyartha von “Tvam”) und Brahman (Lakshyartha von “Tat”). Durch Bhagatyaga Lakshana kann die Gleichheit von „Tat“ und „Tvam“ aufgezeigt werden.

Diese Methode, die Gleichheit von Kutastha und Brahman nachzuweisen, wird Mukhya-Samanadhikarana genannt. Ein anderes Samanadhikarana, Badha-Samanadhikarana genannt, hilft uns, die Gleichheit von Jiva und Brahman aufzuzeigen.

Mit Hilfe dieser Technik verneinen wir die Eigenschaften und begrenzenden Faktoren eines der beiden Dinge. Die verbliebenen Eigenschaften dieses einen werden mit dem zweiten gleichgesetzt (durch Mukhya-Samanadhikarana).

In diesem Falle, um die Gleichheit von Jiva und Brahman nachzuweisen, verneinen wir die Begrenzung zwischen dem Jiva und seinen Upadhis. Dann setzen wir das verbleibende reine Bewusstsein mit Brahman gleich. Dises ist genauso wie wir eine Beziehung zwischen dem Himmel und dem im Wasser gespiegelten Himmel herstellen können.

Shankaracharya Yoga Vedanta Blog


Im Shankaracharya Yoga Vedanta Blog findest du die grundlegenden Werke von Shankaracharya über Yoga und Vedanta, insbesondere Atma Bodha (Die Erkenntnis des Selbst) und Viveka Chudamani (Das Kronjuwel der Unterscheidung). Kommentare zu seinen Abhandlungen werden als Podcasts und Videos bereitgestellt. Studiere täglich einen Vers und bring so Yoga und Vedanta in dein tägliches Leben.

Viveka Chudamani - Tat Tvam Asi - Das bist du

Das bist du

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 241 von Sukadev Bretz -

Mit der Lehrsatz„tat tvam asi“ lehrt der Veda (shruti) die vollständige Einheit /das absolute Einssein der reinen Absoluten Wirklichkeit (brahman) und dem reinen Selbst (atman), ausgedrückt durch die beiden Worte tat „das“ und tvam „du“.

Die vier Mahavakyas

In den Upanischaden gibt es Vakyas (große Lehrsprüche). Man spricht von vier Mahavakyas:

Shankara hat in den vorigen Versen über Brahman und was Brahman ist gesprochen. Brahman ist das Unendliche, das Ewige, das Unveränderliche ohne Anfang, ohne Ende und Brahman ist Ananda, Freude.

Stell die Frage: Wer bin ich?

Wer bin ich? Tat Tvam Asi – Das bist du. Du bist dieses Bewusstsein. Du kannst dir das bewusst machen. Aham Brahma Asmi, ich bin Brahman. Auch der Guru kann dem Schüler sagen: „Tat Tvam Asi, das bist du.“ Der Schüler kann antworten: „Aham Brahmasmi. Ich habe es verstanden. Ich bin dieses Brahman.“ Der Guru sagt erneut: „Tat Tvam Asi – du bist das.“ Der Schüler antwortet wieder: „Aham Brahma Asmi. Ich bin Brahman.“

Hinter dem Geist steckt dein Selbst

Du kannst es auch zu deinem Geist sagen. Der Geist hat keine eigene Existenz. Hinter dem Geist steckt dein Selbst. Du kannst deinem Geist sagen: „Tat Tvam Asi – das bist du.“ Und dein Geist kann antworten: „Mir geht es schlecht. Ich bin nicht gut genug. Keiner respektiert mich. Ich bin traurig, ärgerlich, deprimiert, glücklich.“ Dann sage dem Geist: „Tat Tvam Asi – du bist Das, das Absolute, Brahman.“ Es ist jetzt nicht der Geist im Sinne von Geist das Brahman, aber das, was Ich sagt, ist das Unendliche. Sage zu dir selbst „Tat Tvam Asi - das bist du“ und dann antworte dir selbst „Aham Brahma Asmi“.

Viveka Chudamani - Wie ist Tat Tvam Asi Mahavakya zu verstehen

Wie man die Bedeutung von etwas verstehen kann. Hier: Tat Tvam Asi

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 247 von Sukadev Bretz -

Um die vollkommene Einheit des Absoluten und des individualisierten Selbst zu verstehen, muss man die implizierten Wortbedeutungen (lakshana) von „tat“ und „tvam“ heranziehen. Hierzu genügen nicht die beiden Jahati Lakshana und Ajahati Lakshana genannten Arten der implizierten Bedeutung, sondern diese müssen in einer dritten, beide einschließenden Art zur Anwendung kommen.

Wie man die Bedeutung von Etwas erklären kann

Wie erklärt man die Bedeutung von etwas? Wie kann man Kommunikation verstehen? Es gibt im alten Indien eine Grammatik, genaue Instruktionen wie man etwas verstehen kann. Es gibt die direkte Bedeutung, die angedeutete Bedeutung und so weiter. Bei manchen Bedeutungen muss man etwas wegnehmen und bei anderen etwas ergänzen.

Jahati Lakshana

Angenommen man ist beim Pferderennen, wettet und man überlegt gerade, wer gewinnt. Dann sagt jemand plötzlich, dass Weiß gewinnt. Natürlich gewinnt nicht die Farbe Weiß, sondern das Pferd mit der weißen Farbe. Man muss etwas ergänzen, um etwas zu verstehen. Dieses Verfahren nennt man Jahati Lakshana.

Ajahati Lakshana

Die zweite Möglichkeit, um die Bedeutung zu haben, muss man einen Teil der ursprünglichen Bedeutung wegnehmen, um dann zur eigentlichen Bedeutung zu kommen. Ein Beispiel, was im Sanskrit verwendet wird, ist zum Beispiel Stadt auf dem Fluss, man könnte auch von Rothenburg ob der Tauber sprechen. Ob steht für auf - Rothenburg auf der Tauber - und weil es dort früher vielleicht einige Brückenhäuser gab und heute noch gibt, bestand Rothenburg hauptsächlich aus diesen Brückenhäusern. Wenn man heute von Rothenburg ob der Tauber spricht, dann meint man Rothenburg an dem Fluss Tauber. Das "ob" wird weggenommen und durch "an" ersetzt. Das sind zwei indirekte Bedeutungen. Das ist die Ajahati Lakshana Bedeutung.

Swami Vishnu-devananda hat das in seinem Buch „Meditation und Mantras“ als Jaha Lakshana und Ajaha Lakshana bezeichnet.

Bhagalakshana

Die dritte Möglichkeit, wie man einen Text verstehen kann, ist etwas wegzunehmen, um zur echten Bedeutung zu kommen. Also angenommen du – ich gebrauche jetzt ein modernes Beispiel – ein ähnliches Beispiel gibt es auch im Sanskrit, wo es heißt dieser ist Devadatta. Nehmen wir mal an, du hättest vor 20 Jahren beim Zahnarzt eine Behandlung gehabt, bei Dr. Müller. Nehmen wir mal an, du würdest jetzt in Frankfurt am Main unter der Brücke entlang gehen und da siehst du plötzlich, wie ein Penner aus seinem Karton herauskommt. Du schaust ihn an, er hat seinen ungepflegten Bart, er hat Falten ecetera. und du fragst ihn, ob er nicht Dr. Müller ist. Und tatsächlich ist es Dr. Müller.

Aber um herauszufinden, wie du sagen kannst, dass dieser Mensch, dieser Obdachlose, der Zahnarzt Dr. Müller ist. Er ist kein Zahnarzt mehr. Nehmen wir mal an, er wäre zum Alkoholiker geworden, hätte Schwierigkeiten mit seiner Frau deswegen bekommen, die Frau hat ihn mit seinen Kindern verlassen, er ist darüber verzweifelt, hat seine Praxis verloren, hat alles verloren. Er ist kein Arzt mehr, nennt sich nicht mehr Doktor, wird nicht mehr Müller genannt, ist also weder Doktor noch Müller, noch ist er Zahnarzt, noch hat er eine Praxis, noch lebt er in dem Ort, wo du ihn kennengelernt hast. Stimmt es trotzdem, wenn du ihn als Doktor Müller ansprichst?

Was ist gleich geblieben zwischen dem Menschen jetzt, der 20 Jahre älter ist, eine andere Hautfarbe hat, andere Haarfarbe hat, anders spricht ecetera? Etwas ist gleich geblieben. Das, was gleich geblieben ist, nennt sich Bhagalakshana. Man nimmt alles weg und was direkt ist und man lässt nur das übrig, wenn man alles Gegenständliche wegnimmt. Nimm den Doktor weg, den Müller weg, die Haarfarbe weg, die Hautfarbe weg, vielleicht sogar die Art der Kommunikation weg, was bleibt ist der ursprüngliche Mensch. Der ist gleich geblieben. Das wird Bhagalakshana genannt oder auch Jahadajahallakshana.

Es gibt Lakshana, Jahadlakshana, Ajahadlakshana und Jahadajahallakshana. Und Jahadajahallakshana heißt, man nimmt alles weg, was die wörtliche Bedeutung ist und dann bleibt die eigentliche Bedeutung übrig.

Analyse von Tat Tvam Asi

Wenn es also Tat Tvam Asi heißt, und man sagt DAS bist du, dann ist mit DAS nicht das Universum gemeint als manifestes und mit DU ist nicht der Körper gemeint. Selbstverständlich ist dein Körper nicht das Universum. Du als Persönlichkeit bist nicht Gott. Du bist nicht allmächtig, allwissend und so weiter. Du bist ein beschränktes Wesen. Aber innerhalb dieses beschränkten Wesens bist du trotzdem das unsterbliche Selbst.

Wenn du Körper, Psyche, Emotionen, Charakter, Prana, Intellekt wegnimmst, wenn du das weglässt, was das Wachbewusstsein vom Traumbewusstsein unterscheidet, was dann übrig bleibt, ist dein wahres Selbst.

Wenn du aus dem Universum alles wegnimmst, was der Veränderung unterworfen ist, bleibt nur das Bewusstsein. Und das TAT, dieses Bewusstsein hinter allem Tvam, du Asi bist. Tat Tvam Asi – die Essenz von dir ist Eins mit der Essenz des Universums. Natürlich bist du als Individuum nicht Gott, du hast begrenzte Fähigkeiten. Aber du als das unsterbliche Selbst bist Eins mit dem Göttlichen.

Chandogya Upanishad 6.8.7 des Samaveda

Quelle von "Tat Twam Asi": Chandogya Upanishad

"Was jene Freiheit ist, ein Bestehen aus dem ist diese Weltall,

das ist das Reale, das ist die Seele, Tat Twam Asi, Das bist Du, o Shvetaketu!"

Zuerst wird das Mantra am Ende des 7. Verses im 8. Khanda des 6. Prapathaka genannt, und erscheint dann immer am Ende der folgenden Khandas des 6. Prapathakas als Refrain. Es hat die Bedeutung, dass im Bewusstsein die absolute Wirklichkeit wohnt. Das heißt, dass es schon vor der Erscheinung des Universums ein göttliches einziges Bewusstsein gab, und dieses Bewusstsein mit dem tiefsten Selbst des Menschen identisch ist.

Die anderen drei Mahavakyas sind:

"Aham Brahmasmi – Ich und Gott sind eins".

"Prajnanam Brahma - Bewusstsein ist Brahman".

"Ayam Atma Brahma - Dieses Selbst ist Gott".

Worte von Swami Sivananda

aus den "Göttlichen Erkenntnissen"

Sieh das Selbst in allen Wesen, in allen Dingen. Namen und Formen sind Illusion. Deshalb sublimiere sie. Spüre, dass es nichts außer dem Selbst gibt. Teile das, was Du hast, physisch, geistig, moralisch oder spirituell, mit allen. Diene dem Selbst in allen. Fühle, wenn Du anderen dienst, dass Du Deinem eigenen Selbst dienst. Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.

Löse jeden unwirklichen Unterschied auf. Beseitige alle Grenzen, die den Menschen vom Menschen trennen. Beschäftige Dich mit jedem. Umarme jeden. Zerstöre den Gedanken der Geschlechtlichkeit und der Körperlichkeit, indem Du ständig an das Selbst, den geschlechtslosen und körperlosen Atman denkst.

Hefte den Geist auf das Selbst, während Du arbeitest. Das ist praktische Vedanta. Das ist die Essenz der Lehre der Upanishaden und der Weisen von einst. Das ist wirkliches ewiges Leben in Atman. Setze es im täglichen Lebenskampf in die Praxis um. Du wirst als dynamischer Yogi und Jivanmukta strahlen. Darüber besteht kein Zweifel.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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