Lehrer

Aus Yogawiki

Ein Lehrer ist eine Person, die andere Menschen in einem oder mehreren Wissensgebieten unterrichtet. Der Unterricht kann als Einzelunterricht oder als Gruppenunterricht (Klasse) erfolgen. Ein Lehrer unterrichtet in der Regel nach einer festgelegten Terminologie z.B. Hatha Yoga. Damit eine Person Lehrer genannt werden kann, muss die Person das jeweilige Wissensgebiet studiert haben bzw. muss eine intensive Auseinandersetzung mit den zu vermittelnden Kenntnissen erfolgt sein. Im Yoga heißt es entsprechend: Teach what you practice - practice what you teach.

Sukadev erklärt etwas über Yoga

Der Lehrer sollte also selbst praktizieren, was er unterrichtet, was selbstverständlich auch für andere Fachgebiete maßgeblich ist. Der Lehrer oder Guru kommt, wenn der Schüler reif ist, unterrichtet zu werden. Im Zusammenhang mit Yoga gibt es, je nach Erfahrung, Zugehörigkeit und Funktion, verschiedene Namen für Lehrer, wie zum Beispiel Guru, Yoga Meister, Yogalehrer. In Indien wohnten traditionell Lehrer und Schüler unter einem Dach zusammen (Gurukula).

Für Yogapraktizierende besonders interessant ist die Ableitung des Wortes vom Althochdeutschen "lêrâri" und dem Gotischen "laisareis" mit der Bedeutung: "Einer, der durch Nachspüren wissend macht" (Quelle Etymologie: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie). Das im Yoga sehr betonte Nachspüren verhilft also zur Vermittlung und zum Erlangen von Wissen.

Siehe auch die Bedeutung des Sanskrit-Wortes 'Guru' unter Guru.

Notwendigkeit eines Lehrers – aus den Upanishaden

In der Shvetashvatara Upanishad steht:

Diese Wahrheiten werden nur dann leuchten und wirken, wenn sie einer edlen Seele verkündet werden, die Gott anbetet und gleichzeitig auch Verehrung für ihren Meister oder Guru empfindet.
(SHVETASHVATARA UPANISHAD VI, 23)

Swami Sivananda über die Notwendigkeit des Lehrers

Swami Sivananda betonte in vielen seiner Schriften, dass ein spiritueller Lehrer notwendig und hilfreich ist auf dem spirituellen Weg. Hier ein paar Auszüge aus seinen Büchern:

Der geistige Weg ist dornig, rauh und steil, von dunklen Abgründen umgeben. Anleitung durch einen Lehrer, der den Pfad schon gegangen ist, bleibt unbedingt notwendig. Nur er ist imstande, Licht zu bringen und Hindernisse fortzuräumen. Die Erkenntnis des Selbst wurde von der Meister-Parampara offenbart und von Lehrer auf Schüler weitervermittelt.

Matsyendra Nath lehrte sie Brahma Vidya, der sein Wissen an Nivritti Nath weitergab. Nivritti Nath übermittelte sie Jnanadeva und so fort. Gaudapada führte Govindapada in die Geheimnisse der Einheit in Gott ein, Govindapada seinerseits weihte Sureshvaracharya ein.

Der geistige Pfad ist von besonderer Natur. Er kennt keine Abschlussprüfung; die Hilfe des Meisters bleibt zu jeder Zeit notwendig. Junge Schüler werden heutzutage leicht selbstzufrieden, arrogant und selbstsicher und wollen den Weisungen des Gurus nicht nachkommen. Sie wollen überhaupt keinen Lehrer haben, sondern von Anfang an unabhängig sein.

Auf absurde Weise und mit falschen Verstandesargumenten wenden sie die »Neti Neti«-Lehre (Nicht das - Nicht das) und die Lehre der Unabhängigkeit (Bhagatyaga Lakshana) auf den Lehrer an und sagen: »sarvam khalvidam Brahma. Na gourou na shishyah , chidananda, rupa shivo'ham shivo'ham« (Alles ist Brahman. Es gibt weder Meister noch Schüler. Ich bin die Gestalt der allseligen Erkenntnis. Ich bin Shiva, ich bin Shiva).

Sie bilden sich ein, die höchste Stufe (Turiya Avastha) erlangt zu haben, obwohl sie noch nicht einmal das ABC der Geistigkeit und Wahrheit kennen. Das ist Philosophie der Dämonen (Asuras). Sie verwechseln Freiheit mit Freizügigkeit ihres eigenen Weges und Willens, ein beklagenswerter Irrtum, der ihr Wachstum hindert und ihnen das Vertrauen in die Wirksamkeit des Sadhana und des Daseins Gottes nimmt. So wandern sie leichten Herzens ziellos von Kashmir nach Gangotri und von Gangotri nach Rameshvararri, zitieren unterwegs Vichara Sagar oder Panchadashi unter Hinzufügung einiger sinnloser Bemerkungen und geben sich als "im Leben Befreite«, Jivanmuktas, aus.

Wer aber zwölf Jahre den Weisungen eines Gurus gemäß lebt, treu seine Anweisungen ausführt, ihm mit Wahrhaftigkeit dient und als Höchsten Brahman anerkennt, wird auf dem geistigen Weg vorankommen. Einen anderen Weg gibt es nicht. Solange das Weltall besteht, werden Meister und geistige Bücher bestehen. Die Zahl der "im Leben Befreiten« mag in unserem Maschinen-Zeitalter (Kali Yuga) geringer sein als im Zeitalter der Wahrheit (Satya Yuga).

Findet man keinen idealen Lehrer, so kann man auch einen fortgeschrittenen Schüler zum Lehrer nehmen, der den Pfad der Selbstverwirklichung seit Jahren beschreitet, einen ehrlichen, geraden Menschen, ohne Egoismus und Stolz, von gutem Charakter und in den Schriften (Shastras) bewandert. Man kann bei ihm einige Zeit leben und ihn nach aufmerksamer Prüfung als Lehrer annehmen.

Hat man ihn als Lehrer gewählt, so muß man seine Anweisungen genau befolgen und ihm niemals misstrauen und keinen Fehler in ihm suchen. Es ist falsch, den Lehrer mehrmals zu wechseln. Es verwirrt und weckt sich widersprechende Gedanken. Jeder besitzt eine ihm eigene geistige Schulung (Sadhana), und man erreicht nichts mit einem Wechsel der Methode. Um voranzukommen, muss man sich an einen Lehrer und seine Lehren binden. Ungeteilte Hingabe an einen Lehrer, an ein Ideal, eine einzige Methode des Sadhana und eine von Herzen kommende Aufmerksamkeit sind unbedingte Voraussetzung zur Gotteserfahrung.

Vor den falschen Gurus, die es in unseren Tagen in Überfülle gibt, muss der Schüler sich in Acht nehmen. Sie stellen Kräfte oder Kunststücke zur Schau, um Menschen anzuziehen. Die Ehrgeizigen, die hier und dort herumschwirren, um Schüler zu gewinnen, die Geld und weltliche Güter sammeln, die lügen oder sich brüsten, die sich unter die Menschen mischen oder dem Luxus frönen, sind Betrüger, von deren süßen Reden und Worten man sich nicht betören lassen darf.

Als einst ein Mann nach langer Suche endlich einem angesehenen Lehrer (Sad Guru) begegnete, fragte er ihn: »Verehrungsvoller Meister, gib mir die Einweihung (Upadesha).« »Welche Einweihung willst du?« antwortete der Lehrer. Der Schüler antwortete: »Geliebter Meister, wer ist der größere, der Schüler oder der Meister?« »Der Meister«, war die Antwort. Der Schüler rief: »Geliebter Meister, dann mache mich zum Lehrer. Das ist mein Streben.« Schüler solcher Art gibt es viele heutzutage.

Wen kannst du als Guru annehmen?

Es mag in unserem Kali Yuga („eisernen Zeitalter“) weniger selbstverwirklichte Meister geben als in früheren Zeiten wie dem Satya Yuga. Wenn du daher keinen idealen Lehrer finden kannst, nimm einen fortgeschrittenen Aspiranten als Lehrer, der einige Jahre auf dem Weg ist, der ehrlich und geradlinig ist, selbstlos, frei von Stolz, Egoismus, von gutem Charakter und in den Schriften (shastras) bewandert. Verbringe einige Zeit mit ihm, prüfe ihn genau, nimm ihn dann als deinen Lehrer an und folge seinen Anleitungen. Wenn du jemanden einmal als Lehrer/in gewählt hast, misstraue ihm niemals und kritisiere ihn nicht. Wechsele den Guru nicht zu oft, sonst wird es dich verwirren und du wirst sich widersprechende Vorstellungen vermittelt bekommen, denn jeder hat seine Übungsdisziplin. Wenn du deinen Übungsweg häufig wechselst, kommst du nicht weiter. Bleibe bei einem Guru und seinen Anweisungen. Bleibe bei einer Disziplin und Tradition. Du wirst dich schnell entwickeln. Hingabe an den Guru und das Ideal, eine Sadhana-Methode und deren Anwendung sind unabdingbar für die Gottverwirklichung.

Warnung vor Pseudo-Gurus

Hüte dich vor Pseudo-Gurus, von denen es heutzutage eine Menge gibt. Sie stellen ein paar Kräfte oder Kunststücke zur Schau, um Menschen anzuziehen. Sei dir bewusst: Diejenigen, die stolz sind, die unterwegs sind, um möglichst viele Schüler/innen zu haben und Geld anzuhäufen, im Luxus leben, die über weltliche Themen sprechen, die Unwahrheit sagen, sich brüsten, sehr viel reden, sich mit weltlicher Gesellschaft umgeben und mit dem anderen Geschlecht einlassen, sind Betrüger und Hochstapler. Lasse dich von ihren Reden und Vorträgen nicht täuschen.

Schüler oder Guru?

Ein Mann war lange auf der Suche nach einem Sadguru. Schließlich fand er einen und bat ihn: „O ehrwürdiger Meister, gib mir Unterweisung und Einweihung (upadesha).“

Meister: „Was für eine Einweihung möchtest du?“
Schüler: „Geliebter Meister, wer ist höher – Schüler oder Guru?“
Meister: „Der Guru“.
Schüler: „Geliebter Meister, dann mache mich zum Guru. Das gefällt mir.“
Schüler dieser Art gibt es heutzutage viele.

Copyright Divine Life Society

Der wahre Lehrer

- ein Dialog zwischen einem Schüler und seinem Meister Ramana Maharshi, aus einer Nacherzählung von Heinrich Zimmer, aus seinem Buch "Der Weg zum Selbst" 1944 erschienen im Rascher Verlag Zürich

  • Der Schüler: Du hast einmal gesagt: Ohne die Gnade eines wahren Lehrers (Sadguru) gelangt man nicht zum Selbst, — was meinst du eigentlich damit? Wer ist dieser Guru?
  • Der Meister: Von der Ebene des Pfades der Erkenntnis her gesehen, ist der höchste Stand des Selbst der wahre Lehrer. Dieser reine Stand des Selbst ist verschieden vom ichhaften Selbst, mit dem du dich selber bezeichnest.
  • Der Schüler: Aber wenn es die reinste Gestalt meines eigenen Selbst ist, — in welchem Sinne meinst du es dann, daß ich nicht ohne die Gnade eines wahren Guru zu ihm gelangen kann?
  • Der Meister: Das »Ich-Selbst« ist der »Jîva«, der »Lebensfunke«, der die Individuation wirkt. Er ist verschieden vom »Herrn des Alls« (Sarveshvara). Wenn der Jîva in selbstloser Hingabe sich dem Herrn naht, nimmt dieser gnädig Gestalt und Namen an und zieht den Jîva an sich, — davon heißt es: Der Guru ist niemand anders als der Höchste Herr, er ist die menschhafte Verleibung der gött¬lichen Gnade, Der wahre Guru ist Gott selbst.
  • Der Schüler: Aber einige Menschen haben keinen menschlichen Guru gehabt.
  • Der Meister: Wohl wahr, Einigen großen Seelen offenbart sich Gott als Licht ihres inneren Lichtes.
  • Der Schüler: Und was ist wahre Hingabe (Bhakti)?
  • Der Meister: Alles, was ich tue oder mich tun sehe, ist in Wahrheit Wirken des Herrn, nichts gehört eigentlich mir, Ich bin da, um dem Herrn zu dienen. Dieser Geist der Dienstwilligkeit ist höchste Hingabe (Parâ Bhakti), und der hingebend Gläubige sieht das Höchste Wesen als den Herrn allem und jedem inne. Ihn mit Gestalt und Namen verehren, führt über alle Gestalten und Namen hinaus, Gläubige Hingabe mündet in höchste Erkenntnis, Auch wenn sie anfangs von weltlichen Wünschen befeuert ist, vergeht sie nicht, wenn diese Wünsche in Erfüllung gehen, Sie wächst in stetem Glauben und reift zur letzten Erfahrung höchster Wirklichkeit.
  • Der Schüler: Und was ist daneben der Pfad der Erkenntnis (Jnâna) ?
  • Der Meister: Wer ihn wandelt, streift das Ich von sich und nimmt seinen Stand im letzten Gewahrsein des Selbst.
  • Der Schüler: Wie kann man sagen, Hingabe (Bhakti) und Erkenntnis (Jnâna) führen beide zum gleichen Ziel?
  • Der Meister: Wie kann man's nicht sagen? — Beide Pfade führen zum Stande höchster Stille (Mauna), der jenseits alles Begreifens ist.

Der Yoga des Lehrens

Yoga zu lehren, ist ein fester Teil des Yoga Wegs. Wenn du Yoga weitergibst, dann heißt das nicht, einfach nur jemandem etwas beizubringen. Das Lehren will auch gelernt sein. Das Wichtigste beim Yoga des Lehrens ist, dass du Yoga lehren willst, um anderen zu helfen. Du solltest nicht Yogalehrer, Yogalehrerin werden, um vordringlich Geld zu verdienen, weil Yoga gerade in ist.

Yoga zu lehren, sollte dir ein Herzensbedürfnis sein. Du solltest selbst Yoga praktizieren, Yoga selbst täglich leben und erfahren und vom Yoga überzeugt sein. Dann bist du bereit, Yoga weiterzugeben. Die Einstellung zu haben, dass du Yoga weitergeben willst, um [Mensch]en zu helfen, es als Karma Yoga, als uneigennütziges Dienen zu machen, ist ein Bestandteil des Lehrens von Yoga.

Sei ein Instrument

Wenn du lehrst, ist es wichtig, dass du dir vorstellst, dass eine Lichtenergie in dich hineinströmt. Du stellst dir vor, dass diese dich ganz erfüllt und du stellst dir vor, dass du sie weitergibst an deine Teilnehmer. Im Yoga des Lehrens gilt es als besonders wichtig, dass du dich zum Instrument machst, dass du anderen helfen willst, indem es durch dich hindurchfließt. Nicht du unterrichtest, sondern die Yoga Erfahrung entsteht in deinen Teilnehmern, Teilnehmerinnen. Der Yoga des Lehrens ist deshalb ein Yoga der doppelten Liebe. Liebe zu einer höheren Wirklichkeit, höheren Energie und Liebe zu deinen Teilnehmern, Teilnehmerinnen. Der Yoga des Lehrens ist also ein Karma Yoga des Nicht-Identifizierens.

Habe Geschick im Handeln, bilde dich und hol dir Feedback

Natürlich gehört zum Yoga des Lehrens auch dazu, dass du es geschickt machst. Krishna hat in der Bhagavad Gita ja auch gesagt, dass Yoga Geschick im Handeln ist und so solltest du beständig daran arbeiten, dass du mehr über Yoga lernst. Lies mehr über Yoga, praktiziere mehr Yoga, besuche Yogastunden, gehe zu Yogalehrer Weiterbildungen, gehe zu Yoga Kongressen und tausche dich mit anderen Yogalehrern und Yogalehrerinnen aus. So bekommst du mehr Anregungen. Hole dir ein Feedback von deinen Teilnehmern ein. Mache am Ende deines Kurses oder nach 5 Wochen eine Feedbackrunde. Wenn du regelmäßige offene Stunden gibst, mache vielleicht einmal in einem Vierteljahr eine Feedbackrunde. So lernst du mehr.

Gehe mit Lob und Kritik yogisch um

Der Yoga des Lehrens, ist auch immer ein Yoga des Lernens. Lerne, immer gut mit Lob und mit Kritik umzugehen. Menschen werden dich loben – lass es dir nicht zu Kopf steigen. Menschen werden dich kritisieren – lass dich nicht demotivieren. Krishna sagt in der Bhagavad Gita, dass ein Yogi gleichmütig ist in Lob und Tadel, in Ehre und Schmach, auch in Erfolg und Misserfolg.

Der Yoga des Lehrens beinhaltet auch, wenn du mal mehr oder mal weniger Teilnehmer/innen hast, dass du deine Motivation nicht verlierst. Wenn Teilnehmer/innen dich kritisieren kannst du überlegen, ob sie vielleicht Recht oder ob sie nicht Recht haben, ob sie ein wertzuschätzendes Anliegen haben und du dieses erfüllen oder nicht erfüllen kannst.

Du musst es nicht allen recht machen, aber beziehe die Anliegen deiner Teilnehmer/innen mit ein. Wenn du durch Lob von Teilnehmer/innen deine Stärken besonders erkennst, dann kannst du vielleicht auch überlegen, diese vermehrt einzusetzen und umzusetzen. In diesem Sinne heißt der Yoga des Lehrens zwar gleichmütig in Erfolg und Misserfolg zu sein, in Lob und Tadel, er heißt aber auch, aus Erfahrungen zu lernen. Das sind einige Aspekte aus dem Yoga des Lehrens.

Das Buch: Yoga des Lehrens

Es gibt auch ein Buch „Yoga des Lehrens“ – zumindest online – ich muss zugeben, dass ich es nur oberflächlich überflogen habe. Ich habe ein Vorwort dazu geschrieben und halte es für ein gutes Buch, um den Yogalehrer, die Yogalehrerin etwas tiefer in die Praxis gehen zu lassen, in den Yoga des Lehrens. Und am besten ist, wenn du eine gute Yogalehrerausbildung besucht, zum Beispiel bei Yoga Vidya. Besuche regelmäßig Yogalehrer Weiterbildungen. Wenn du mehr über eine Yogalehrerausbildung und Weiterbildungen wissen willst, dann gehe auf www.yoga-vidya.de und dort kannst du nach „Yogalehrer Ausbildung“ oder „Yogalehrer Weiterbildung“ suchen.

Berufsethik des Yogalehrers

Ethik des Yogalehrers: Fünf Yamas als Leitlinie

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

  • Was gilt es an ethischen Prinzipien, besonders beim Unterrichten von Yoga, zu beachten?
  • Welche berufsethischen Prinzipien gilt es zu beachten?

Der Begriff Berufsethik

Jeder Beruf hat auch eine bestimmte Ethik. Zunächst einmal hat Patanjali im Yoga Sutra gesagt, dass die Yamas übergeordnete Prinzipien sind, die für alle gelten. Aber je nach Umstand und je nach Ort und Zeit haben diese eine speziellere Bedeutung.

So gibt es Berufsethik für verschiedene Berufsstände. So gibt es beim Arzt eine bestimmte Berufsethik, wozu zum Beispiel die ärztliche Schweigepflicht gehört. Dazu gehört auch, dass das Verhalten eines Arztes weniger schaden darf, als es nutzt. Außerdem gehört dazu, wann immer irgendwo ein Notfall ist, muss der Arzt auch da sein. Er kann sich nicht zurückziehen und sagen, dass er in dem Moment frei hat. Wenn irgendwo ein Notfall ist, kommt er dann und hilft.

Es gibt die Berufsethik des Rechtsanwalts / der Rechtsanwältin. Es muss das Wohl des Klienten im Auge behalten, unabhängig von seinen eigenen Gedanken.

Was ist jetzt die Berufsethik der Yogalehrerin?

Als Yogalehrer /Yogalehrerin ist unsere Ethik die Yogaethik, die am besten zusammengefasst worden ist, mit den fünf Yamas von Patanjali. Ich gehe natürlich davon aus, dass du dich damit schon auseinandergesetzt hast, wenn du soweit bist, dass du etwas von der Berufsethik des Yogalehrers wissen willst. Daher solltest du die Yamas kennen. Ich wiederhole sie trotzdem nochmal; zum einen für deine eigene Wiederholung und zum anderen natürlich auch, falls jemand neugierig ist und mal schaut, welche Berufsethik die Yogalehrenden haben:

1. Ahimsa, Nichtverletzen
2. Satya, Wahrhaftigkeit
3. Asteya, nicht stehlen
4. Brahmacharya, Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens
5. Aparigraha, Unbestechlichkeit und Abwesenheit von Gier

Was heißt das für einen Yogalehrenden?

Ahimsa, Nichtverletzten

Das soll zum einen heißen, dass wir natürlich unsere Yogastunde so machen wollen, dass sie gut für unsere Teilnehmenden ist. Wir wollen nicht leichtfertig unterrichten. Wir wollen nicht so unterrichten, dass Gefahren für unsere Teilnehmenden entstehen. Wir haben ein gewisses Verantwortungsbewusstsein und das wollen wir bewusst erfüllen. Wir wollen auch mit unseren Teilnehmenden mitfühlend und respektvoll umgehen. Wir wollen es vermeiden unsere Teilnehmer zu beschimpfen und mit unseren Worten zu verletzen. Das klingt jetzt für dich verständlich, insbesondere wenn du bei Yoga-Vidya warst. Im Rahmen des Yoga-Unterrichts können Yogalehrer manchmal auch Dinge sagen, die nicht so gut sind. Es gab in Indien mal eine Phase, wo manche Yogalehrer einer bestimmten Tradition ihre Schüler auch beschimpft haben und gesagt haben, dass sie es aufwecken würde. Vielleicht hat es auch seinen Sinn, aber bei Yoga-Vidya wollen wir das nicht tun. Wir wollen mitfühlend und freundlich mit unseren Teilnehmenden umgehen. Auch wenn öfter mal ein klares Wort angesagt wäre und klassische Yogalehrer ihre Teilnehmenden auch mal durchrütteln.

Im Normalfall gehen wir freundlich und respektvoll um, und wir versuchen es so zu machen, dass eine Yogastunde für jeden der Teilnehmenden eine gute Erfahrung ist.

Wir nutzen unsere Worte auch für Gutes. Ahimsa würde auch heißen, dass positive Affirmationen gegeben werden. Sage keinem Teilnehmenden:

„Wenn du das machst, ruinierst du deinen Rücken.“
„Wenn du das machst, ruinierst du deinen Hals.“

Das sind Himsa, Verletzungen; Worte haben Wirkung. Manchmal sind es die Worte, die mehr Schaden bewirken, als das, was die Teilnehmenden tun. Ahimsa – sei also freundlich. Sei auch freundlich gegenüber anderen Yogalehrenden. Schimpfe nicht über andere Yogarichtungen, zumindest nicht mit dem konkreten Namen. Wenn du natürlich das Gefühl hast, jemand macht wirklich etwas Unethisches, dann muss man manchmal auch etwas sagen. Aber überlege, denkst du einfach, dass es nicht ganz richtig ist und die Asanas gehörten anders unterrichtet? Oder ist dort jemand, der wirklich sexuelles Fehlverhalten hat, andere betrügt, belügt, etwas vorgibt, was er nicht ist? Ahimsa würde auch heißen respektvoll über andere zu sprechen.

Satya, Wahrhaftigkeit

Behaupte nichts, von dem du weißt, dass es nicht stimmt. Übertreibe auch nicht unbedingt die Wirkungen der Yogaübungen. Versprich deinen Teilnehmenden nicht etwas, was durch diese Übungen nicht erreicht werden kann. Stehe auch zu dem, was du bist. Gib nicht vor etwas zu sein, was du nicht bist. Erzähle anderen nicht, dass du erleuchtet bist, wenn du es offensichtlich nicht bist. Wenn du etwas selbst erfunden hast, was du in die Yogastellungen hineinbringst, dann behaupte nicht, dass das etwas ganz Klassisches sei, was schon seit vielen Generationen geübt wird. Stehe dazu, dass es durch deine Intuition gekommen ist.

Wenn du etwas von deinem Yogalehrer / deiner Yogalehrerin oder von jemand anderem gelernt hast, dann sage, dass du es gelernt hast. Behaupte nicht, dass du das selbst entwickelt hättest. Bleibe wahrhaftig.

Asteya, nicht stehlen

Natürlich ist klar, dass du deine Teilnehmer nicht beklaust. Es heißt aber auch, dass du sie nicht betrügst. Es heißt auch, dass du von deinen Teilnehmenden kein Geld nimmst. Eventuell kann es auch heißen, dass du etwas großzügiger mit Storno-Bedingungen bist, als es vielleicht in deiner Broschüre steht. Sei eventuell etwas großzügiger, das steht einem Yogalehrenden doch relativ gut. Das heißt jedoch nicht, dass du dich ausnutzen lässt - Satya, Ahimsa und Asteya gegenüber dir selbst ist auch etwas sehr Wichtiges.

Aber Asteya heißt auch, dass du keinen Steuerbetrug begehst. Du profitierst auch davon, dass es Straßen, U-Bahnen, ein Gesundheitssystem gibt und dass keine marodierenden Banden durch die Gegend gehen und du nicht ausgeraubt wirst.

Es kann auch heißen, dass du jetzt nicht CDs und DVDs, die copyright-geschützt sind, entgegen der Gesetzeslage kopierst. Es heißt auch, dass du dir keine Texte und Bilder von anderen Internetseiten klaust.

Asteya kann auch heißen, dass du keine Musik abspielst, wo das öffentliche Abspielen nicht erlaubt ist.

Menschen, die Yoga Musik, Mantras und meditative Musik machen, die sind selten reich. Gönne ihnen etwas, indem du es legal abspielst. Wenn du meinst, du verdienst zu wenig Geld, um auch anderen etwas abzugeben, dann suche nach Sachen, die eben nicht copyright-geschützt sind und die frei abspielbar sind, wie es letztlich alle Yoga-Vidya youtube-Videos und alle Podcasts sind. Diese kannst du dir ja auch runterladen und abspielen.

Du könntest noch weiter überlegen: Ehrlichkeit und nicht stehlen.

Noch ein Wort, das besonders dann gilt, wenn du im Rahmen eines Rechtsstaates bist. Es gab zum Beispiel Zeiten während des Nationalsozialismus sowie bestimmte Zeiten und bestimmte Teile des sog. damaligen Ostblocks, wo das Üben von Yoga verboten war und das Lehren von Yoga zu Strafen geführt hätte. Dann musste man dies im Verborgenen machen. Es mag auch Gründe geben, dass man manchmal sagt, dass das Gewissen wichtiger als staatliche Gesetze ist. Aber im Namen eines Rechtsstaates hält man sich normalerweise an die Gesetze und versucht innerhalb des Rechtsstaates sich darum zu bemühen, wenn man etwas für ungerecht hält, es zu ändern.

Aber gegenüber den Teilnehmern, in dem Fall Asteya; ihnen nichts wegnehmen, nichts abknöpfen, nicht übers Ohr hauen, sondern eher großzügig sein.

Brahmacharya

Bedürfnisse auf sattwige Art leben

Das ist der Teil, der noch etwas schwieriger ist. Brahmacharya heißt Vermeidung von sexuellem Fehlverhalten. Es gab mal Phasen, wobei diese Phasen glücklicherweise vorbei sind, wo es in Yogakreisen zum Teil eine große Schwierigkeit war, dass gerade männliche Yogaunterrichtende, die Frauen also die weiblichen Teilnehmerinnen als sexuelles Freiwild angesehen haben. Man kann in einer Yogastellung ein bisschen korrigieren, mit den Händen besonders zärtlich sein, zwei bis drei Komplimente machen und nachher mit jemandem sprechen. Weil im Rahmen einer Yogastunde viel Prana fließt, kann es passieren, dass Frauen dann erstmal auf sowas stehen und irgendwo denken, dass der Yogalehrer sie für etwas Besonderes hält. Dann führt dies zu Sexualität und danach lässt der Yogalehrer alles fallen und die Frau ist tief enttäuscht und teilweise leicht traumatisiert. Diese reine Erfahrung, die sie in einer Yogastunde hatte, wurde später einfach sexuell ausgenutzt.

Yogalehrende sollten sich im Rahmen eines Yogaunterrichts bewusst sein, dass Energieverbindungen entstehen. Es entsteht eine tiefe Herzensverbindung, eine Pranaverbindung und diese Pranaverbindung kann schnell als verliebt sein von den Teilnehmerinnen / Teilnehmern gedeutet werden. Dies kann dann schnell auch - im Sinne von Gegenübertragung - dazu führen, dass Yogalehrende das plötzlich auch so spüren.

Natürlich können auch im Yogaunterricht Beziehungen entstehen. Ich kenne einige gute Beziehungen, wo inzwischen auch Kinder hervorgegangen sind, das Paar geheiratet hat. Es ist eine Familie aus einer Lehrer-Schüler-Beziehung entstanden oder mindestens Hatha Yoga Kursleiter und Teilnehmer. Das geht und das gibt es. Umso schöner ist es, wenn das passiert. Die Herausforderung ist natürlich, dass es in einer Yogastunde ein Ungleichgewicht gibt. Der / die Yogalehrende hat mehr Autorität und der, der dort liegt, hat eher weniger Autorität. Die Herausforderung dieser Beziehung wird irgendwann sein, auf ein gleiches Niveau zu kommen; auf Augenhöhe.

Das ist alles möglich, aber achte darauf, wenn du unterrichtest, dass du dich selbst ethisch verhältst und deine Teilnehmenden nicht ausnutzt. Sei dir auch bewusst, wenn Teilnehmende plötzlich diese Augen bekommen, als ob sie in dich verliebt sind, dann ist die beste Weise es zu ignorieren und so zu tun, als ob du es nicht siehst und zu vermeiden zu zweit zusammen zu sein. So kommst du nicht in Versuchung und der / die andere auch nicht. Wenn ein Teilnehmender / eine Teilnehmende dir die unsterbliche Liebe erklärt hat und du nichts spürst, wird es dann schwierig. Du musst in jedem Fall klar sagen: „Von meiner Seite aus ist nichts in der Art.“ Halte künftig Distanz und eventuell wird es dazu führen, dass der / die Teilnehmende nicht mehr bei dir sein kann oder mindestens musst du dafür sorgen, dass eine räumliche Entfernung möglich ist, sodass du sie / ihn weniger mit deinen Händen korrigierst und nicht erlaubst dir zu nahe zu kommen.

Angenommen du bist in einer festen Partnerschaft, dann kann es hilfreich sein, ab und zu mal am Ende der Stunde zu erwähnen, dass du dich darauf freust, mit deinem Partner / deiner Partnerin jetzt den schönen Abend zu verbringen.

Es reicht vermutlich, wenn ein bisschen sensibilisiert wurde. Leider gibt es auch bis heute spirituelle Lehrer, wo es zu viele Skandale gibt. Aber wir müssen natürlich auch aufpassen, dass wir das Kind nicht mit dem Bad ausschütten. Auch Yogalehrende sind Menschen, auch sie haben Emotionen und Bedürfnisse und es ist auch nicht immer einfach damit umzugehen.

Brahmacharya, Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens, Ausnutzen von Teilnehmenden für sexuelle Abenteuer; das gilt es zu vermeiden.

Aparigraha

Dies kann man als Unbestechlichkeit sowie Abwesenheit von Gier übersetzen. Unbestechlichkeit würde zum Beispiel heißen, dass du dir von Menschen, die dich vielleicht irgendwie unterstützen, nicht vorschreiben lässt, wie du Yoga zu unterrichten hast.

Ich habe tatsächlich einmal von jemandem gehört, dass eine reiche Tante ihr gesagt hat, sie würde ihr ein Yogastudio zahlen und ihr genügend Geld geben, dass sie die nächsten Jahre nicht sorgen müsse; aber keine Mantras, keine indischen Bilder im Yogazentrum. Alles andere könne sie machen. Das war für die Frau eine kleine Versuchung. Aber sie war jemand, für die Mantras wichtig war, weshalb sie das dann abgelehnt hat. Das Yogastudio hat sie trotzdem finanzieren können. Die Tante hat danach dann doch noch etwas Geld zugegeben. Sie fand es fast schon gut, dass die Nichte eben nicht auf dieses Angebot eingegangen ist; sie hat mehr Hochachtung bekommen.

Ich habe es bei Swami Vishnu erlebt. Es gab dort mal eine schwierige Situation für die Ashrams und es kam jemand, der gesagt hat, er hätte einen größeren Geldbetrag, den er spenden könnte. Bisher war dieser aber unbekannt gewesen und der Swami Vishnu hatte gesagt: „Nein, wir werden das nicht annehmen.“ Er gibt es sicher nicht aus Dankbarkeit, Liebe oder mit Herz. Wenn ein Mensch, der bisher nichts mit uns zu tun hatte, uns eine Spende geben will, will er nachher irgendeinen Gegenwert haben. Das war noch zu einer Zeit, als in Amerika spirituelle Gemeinschaften gewachsen sind. Es gab eine Phase mit anschließenden Skandalgeschichten, dass manche der Yoga-Organisationen auch etwas mit der Mafia zu tun hatte. Sie sind vermutlich auf diese Weise irgendwo abhängig geworden.

Aparigraha, Unbestechlichkeit. Lass dich nicht in deiner ethischen Freiheit durch Menschen behindern, die dir einen Gefallen tun, die an Bedingungen geknüpft sind.

Aparigraha heißt auf einer anderen Ebene auch Abwesenheit von Gier. Du solltest nicht gierig nach zusätzlichen Teilnehmenden sein. Es heißt auch, dass du nicht versuchen sollst, anderen Yogalehrenden ihre Schüler abspenstig zu machen. Verteile deine Borschüren nicht vor einem anderen Yogazentrum, hänge nicht deine Plakate auf die Pfosten vor einem anderen Yogazentrum. Gehe anderen gegenüber mit Respekt um.

Zusammenfassung

Das sind also einige Aspekte der Ethik des Yogalehrers / der Yogalehrerin. Also Yogalehrender wollen wir hohe ethische Ideale haben. Wir wollen Ahimsa üben, Nichtverletzen und mit Respekt und Ehrerbietung umgehen, mit unseren Teilnehmenden, mit anderen spirituellen Menschen und auch mit der Gesellschaft. Wir wollen Satya üben, wir wollen wahrhaftig sein. Wir wollen nichts behaupten, was nicht stimmt; nichts behaupten von dem wir insbesondere wissen, dass es nicht stimmt. Wir üben Asteya, wir wollen niemandem etwas wegnehmen. Wir wollen uns insgesamt an das halten, was irgendwo üblich ist und niemanden übers Ohr hauen. Wir wollen eher großzügig als zu engstirnig sein. Brahmacharya, Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens. Aparigrapha, Unbestechlichkeit.

Gurur Brahma Gurur Vishnur
Gurur Devo Maheshvarah /
Guruh Sakshat Param Brahma
Tasmai Shri-gurave Namah //
Om Bolo Sadguru Sivananda Maharaja Ji Ki Jay!

Video - Berufsethik des Yogalehrers

Viveka Chudamani - Um Schriften zu verstehen, brauchst du einen Lehrer

Zum Studium der Schriften nimm die Kommentare von Shankara dazu oder besuche Seminare

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 60 von Sukadev Bretz -

„Die Schriften, die wie ein dichter Dschungel aus Worten sind, verwirren nur den Geist. Daher muss die Wirklichkeit des Selbst mit Hilfe eines Lehrers erfahren werden, der selbst die höchste Wirklichkeit erkannt hat.“

In den Schriften kannst du dich verirren

Die Schriften sind wie „śabdajālaṁ“ - ein Labyrinth aus Worten. „Sabda“ heißt übersetzt Worte und steht auch für die Schriften. Die Schriften sind wie „Jala“ - ein Netz, ein Labyrinth. Und sie sind wie „Maharanyam“ – ein großer Dschungel, wie ein Wald, in dem man sich verirren kann.

In früheren Zeiten gab es keine Navigationssysteme und auch keine Karten oder Wegweiser im Wald. Du konntest dich im Dschungel verirren. Somit sind auch die Schriften nicht unbedingt alleine das, was dich zur Befreiung bringt. Sie können im Gegenteil „cittabhramaṇakāraṇam“ sein - sie können eine Ursache sein, für das Umherirren des Denkens. Wenn du nur Schriften liest, ohne dabei eine tiefere Weisheit zu erfahren, nutzt das auch nichts. Du musst dich selbst bemühen.

Die Hilfe eines Meisters ist nötig

Aber die alleinigen Bemühungen reichen auch nicht aus. Du brauchst die Hilfe eines Meisters. Nach Kräften („ataḥ prayatnāj“) mit Bemühung („jñātavyaṁ“) musst du erfahren. Du musst dich um höchste Erkenntnis bemühen.

Und wie? Von einem, der die höchste Wahrheit erkannt hat („jñātavyaṁ“). Die höchste Wahrheit („tattva“) erfahren hat („jna“). Und er hat die Wirklichkeit des Selbst („ātmanaḥ“) erfahren.

Wenn du die großen Schriften studierst, ist es gut von einem großen Meister zu lernen. Wir haben die Viveka Chudamani von Shankaracharya. Du kannst die Werke von Swami Sivananda studieren.

Die Upanischaden alleine zu lernen ist schwierig, aber du kannst zum Beispiel Kommentare von Shankaracharya, von Swami Sivananda oder von ihren Schülern zur Hilfe nehmen. Auch die Bhagavad Gita ist gut, alleine zu studieren. Aber verwende auch hier die Kommentare von Swami Sivananda und von anderen. Somit verstehst du etwas mehr. Und wenn du jemand hast, der dich persönlich unterweist, ist das umso besser.

Besuche Seminare und stell deine Fragen

Es ist zwar gut, dass du die Viveka Chudamani mit Vorträgen oder den Transkriptionen dieser Vorträge oder mit Video, Audio studierst. Noch besser ist es, du nimmst an einem Seminar dazu teil. Es gibt auch Jnana Yoga, Vedantakurse und mehrwöchige Kurse. In der Umgebung eines Ashrama kannst du besonders tief gehen. Dort wird der Wald der Schriften klar und du hast die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Dadurch, dass du ein paar Tage von deiner normalen Umgebung weg bist, fällt es dir leichter, in die Tiefe des Vedanta hinein zu gehen. Daher studiere Viveka Chudamani, studiere die Schriften, aber nutze auch die Gelegenheit, Seminare dazu zu besuchen und in Vorträge zu gehen, in denen die Schriften dargelegt werden.

Studiere mit der Sehnsucht nach Gott

Studiere und lerne mit der Sehnsucht, Gottverwirklichung, Erleuchtung, wahre Selbsterkenntnis zu erlangen.

Viveka Chudamani - Ehrerbietung an den Lehrer

Arjuna ehrerbietig vor seinem Lehrer

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 520 von Sukadev Bretz -

namas tasmai sadaikasmai kasmai-cin mahase namaḥ |
yad etad viśva-rūpeṇa rājate guru-rāja te || 520 ||

Ehrerbietung dir, oh du König unter den Lehrern, und an deine unermessliche Herrlichkeit/ Pracht/Glorie, die sich als Glanz /Pracht/Großartigkeit dieses ganzen Universums manifestiert. An dich meine Ehrerbietung.

Würdige den Lehrer und empfange seinen Segen

Es ist gut, dem großen Meister Ehrerbietung zu erweisen, dem Meister oder der Meisterin. Indem du von ganzem Herzen den Meister beziehungsweise die Meisterin verehrst, wirst du dich öffnen für die Gnade, den Segen des Meisters.

Sukadevs persönliche Erfahrung

Ich möchte dir eine Geschichte erzählen, wie ich den besonderen Segen meines Meisters erfahren habe. Es war in den 80er Jahren und ich hatte etwas bei Swami Vishnu in seinem Haus zu tun. Swami Vishnu lebte in einer kleinen Hütte. Im Erdgeschoß war seine Bibliothek, sein Arbeitszimmer und dort war eine kleine Küche und er hat dort öfters Gäste empfangen und Unterweisungen gegeben oder einen kleinen Satsang geleitet.

In der oberen Etage waren sein Zimmer und ein kleiner Sadhana Raum, wo er einen kleinen Altar und seine Yogamatte hatte. Eines Tages hatte ich etwas bei ihm zu tun, ich bin zu seinem Häuschen gegangen, habe Swami Vishnu nicht gesehen, dachte, wo er denn sei, und dann hörte ich von oben die Worte: „Sukadevanandaji, please come.“ So bin ich zum ersten Mal die Treppen nach oben gegangen und dort saß Swami Vishnu in seinem Meditationsraum. Er zeigte mir mit einer Geste, dass ich mich hinsetzen möge. Ich setzte mich hin und schloss die Augen. Viel mehr kann ich nicht sagen. Ein paar Momente später durchströmten mich Wogen von Glückseligkeit. Ein paar Momente später verlor ich das Körperbewusstsein. Ich spürte Unendlichkeit und Ewigkeit. Es war noch nicht Nirvikalpa Samadhi. Ich kam nach einer Weile wieder zurück. Aber ich strahlte und leuchtete und war so voller Freude. So viel Energie, so viel Inspiration. Der Zustand hat nicht dauerhaft angehalten aber bis heute zehre ich von diesen Momenten, wo Swami Vishnu mich in höhere Bewusstseinsebenen geführt hat und ich bin ihm so dankbar dafür.

Om Namah Shivaya Gurave
Satchidananda Murtaye
Nishprapanchaya Shantaya
Shri Sivanandaya te Namah.

Dem Lehrer dienen

Swami Chinmayananda: Lehrer von James Swartz

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der Liebe von James Swartz -

Dies ist ein kniffliger Wert, der einiges an Unterscheidungsvermögen voraussetzt, besonders für westliche Menschen, die aus gutem Grund nicht gewohnt sind, sich irgendetwas oder irgendwem zu unterwerfen. Das Dienen setzt einen Geist voraus, der fähig ist, den eigenen Willen aufzugeben, Begierden und Abneigungen zurückzustellen, eine respektvolle Haltung einzunehmen und zu geben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Die Gunst des Dienens sollte nicht leichtfertig gewährt werden. Nur ein Lehrer, der sie nicht einfordert (weil er sie nicht braucht), ist dieser Gunst würdig. Wenn ein Lehrer Unterwerfung oder Hingabe verlangt, dann ist er kein echter Lehrer, und ein Schüler, der sich einem solchen Lehrer unterwirft, wird leidvolle Erfahrungen machen. Von der Hingabe an einen Lehrer sollte nur der Schüler profitieren.

Zu dienen ist eine Geisteshaltung, die kein aktives Handeln erfordert, nur die Bereitschaft zu handeln. In einer idealen Schüler-Lehrer-Beziehung gibt es kein Geben und Nehmen wie in anderen Beziehungen. Es gibt nur ein Geben auf Seiten des Schülers. Der Lehrer steht für das Selbst und er dient, indem er dem Schüler als Meditationsobjekt zur Verfügung steht. Die Gelegenheit, einem Lehrer zu dienen, der als Selbst im Selbst verwurzelt ist und all seine persönlichen Themen gelöst hat, ist ein großer Segen.

Nach einer kurzen Episode mit einem Scharlatan schickte mir īśvara einen wahrhaftigen Lehrer und der Nutzen war außergewöhnlich. Es war der Höhepunkt meines Lebens. Mein Verlangen nach Freiheit wuchs sprunghaft, weil ich ein lebendes, vollkommen freies Wesen, das sich im saṃsāra bewegt, aus der Nähe beobachten und erleben konnte. Von mir wurde eigentlich nur verlangt, immer präsent und aufmerksam zu sein, und wenn ich etwas benötigte, was selten vorkam, war mein Lehrer für mich da.

Yoga lehren ist Herzenssache

Yoga unterrichten eine erfüllende Aufgabe

Ein Beitrag aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 38, I/2019 von Gerrit Kirstein

Als ich vor einigen Jahren mit der Ausbildung zum Yogalehrer begann, war mir nicht bewusst, welch großen Veränderungsprozess ich damit in meinem Leben einleiten würde. Ich wollte einfach nur meine Leidenschaft für Yoga vertiefen, die Praxis intensivieren und einige der in meinem vorherigen Berufsleben erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse in eine sinnerfüllende, neue Tätigkeit übertragen.

Dass das ganzheitliche Denk- und Übungssystem Yoga ein Weg zu wahrer Lebenskunst ist und von einem angehenden Lehrer ganz viel Demut, Respekt, Disziplin, Hingabe, Verantwortung, Liebe und Selbstmotivation verlangt, war dann eine überraschende Erkenntnis und für mich wahrscheinlich die wertvollste Erfahrung in meiner Ausbildung.

Die Bedeutung dieser Aufgabe wurde mir so richtig bewusst, als ich an einem schönen Wintersonntag im Januar in einer feierlichen Zeremonie zum Yogalehrer geweiht wurde. Eigentlich hatte ich nur erwartet, dass man uns mit netten Worten unsere Zertifikate übergibt, und dass wir dann in unserer Ausbildungsgruppe dieses Ereignis feiern würden. Doch die im großen Sivananda-Ashram stattfindende Weihe-Zeremonie hat mich in ihrer festlichen Tradition und Würde beeindruckt und tief bewegt.

Im Laufe der verschiedenen erhabenen Rituale, Mantras und Botschaften, die unsere Ausbilder hingebungsvoll zelebrierten, wurde mir auf einmal klar, dass auch ich jetzt auserkoren war, mein weiteres Leben in einen spirituellen Dienst zu stellen. Und dass ich von nun an zu einer jahrtausendalten Kette von Menschen gehören würde, die dazu berufen sind, das breite Wissen und die Energie, die uns durch die Schriften von Patanjali, Bhagavad Gita, Hatha Yoga Pradipika und viele andere zur Verfügung stehen, an die folgenden Generationen von Schülern weiterzugeben. Und damit Menschen, die auf der Suche nach Wahrheit, Harmonie, Verständnis und Zuversicht sind, eine Orientierung zu geben und ihnen zu dienen. Die Inder haben diesem, seit den Ursprüngen des Yoga ungebrochenen Entwicklungsprozess der Lehrer-Schüler-Linie, den schönen Namen Guru Parampara gegeben.

Yoga lehren, eine Herzensangelegenheit

Yogalehrer zu sein und Yoga zu unterrichten, das sei hier noch einmal betont, ist kein Beruf im üblichen Sinne. Hier wird nicht nur Wissen vermittelt, wie es zum Beispiel in der Schule in den typischen Unterrichtsfächern erfolgt. Hauptaufgabe eines Yogalehrers ist es, Voraussetzungen zu schaffen, damit die Schüler in sich die Erfahrung von Einheit, Harmonie und Vollkommenheit machen können. Der Yoga-Weg soll sie dahin führen, dass sie sich so annehmen, wie sie sind und die Vorstellung davon, wie sie gern wären oder sein sollten, loslassen.

Natürlich wird durch den Unterricht auch eine Dienstleistung erbracht. Diese unterscheidet sich jedoch von anderen Dienstleistungen vor allem dadurch, dass es eine Tätigkeit des Herzens ist und nicht nur des Verstandes.

Das hört sich für manche vielleicht abgehoben und übertrieben selbstlos an, aber es soll daran erinnern, dass der Yogalehrer primär die Aufgabe hat, sich in den Dienst der Schüler zu stellen und sein eigenes Ego zurückzunehmen. Dies verlangt von ihm oder von ihr eine hohe persönliche Reife und Qualifikation. Denn der Yogalehrer ist derjenige, der gibt und zwar erwartungs- und absichtslos. Nur so wird es ihm im Unterricht gelingen, dass sich die Schüler angenommen fühlen und bereit sind, sich für eine tiefere Selbsterfahrung zu öffnen.

Was ist es nun, was einen guten Yogalehrer auszeichnet und woran man ihn erkennt? Nach meiner Auffassung müssen im Alphabet eines geeigneten Yogalehrers vor allem die Wesensmerkmale Authentizität, Bewusstsein, Charakter, Demut und Empathie vorhanden sein. Sie bilden das Fundament seiner Persönlichkeit und geben ihm damit die Chance, an seinen Aufgaben zu wachsen.

Das kleine Yogalehrer Alphabet

Selbsterfahrung für die Schüler möglich machen

Authentizität

Authentizität bedeutet in diesem Zusammenhang, dass er selbst keine Rollenerwartungen an seine Lehraufgabe stellt und auch keinen Rollenerwartungen nachgeht, die möglicherweise von den Schülern an ihn herangetragen werden. Authentisch sein, heißt „echt“ sein. Sich im Einklang mit dem eigenen, wahren Wesen zu befinden und sich auf natürliche Art und Weise in all seinen Gedanken, Gefühlen und Handlungen auszudrücken. So kann der Yogalehrer ein Bild von sich vermitteln, das seinen Schülern eine Orientierung gibt und von diesen als ehrlich, stimmig und glaubhaft wahrgenommen wird.

Wenn ein Yogalehrer wirklich authentisch ist, wird es ihm leicht fallen, in seiner genuinen Kraft zu bleiben und positive Energien fließen zu lassen. Sobald er ein vermeintliches Seins-Ideal anstrebt und versucht, sich zu inszenieren, oder wenn er sich selbst als großartig, auserwählt und besonders empfindet, läuft er Gefahr, an Glaubwürdigkeit und Akzeptanz zu verlieren und seine spirituelle Kraft schnell zu verbrauchen.

Bewusstsein

Bewusstsein hat verschiedene Aspekte, die für die Lehrtätigkeit essentiell sind. Einer ist das Wissen und das Beherrschen der fachlichen Kenntnisse als Voraussetzung für einen guten Unterricht. Ein anderer ist das Wissen um die hohe Verantwortung gegenüber den Schülern, die vor ihm sitzen oder auf der Matte liegen und sich vertrauensvoll in seine Hände begeben haben. Der dritte Aspekt ist ebenso wichtig. Hier geht es nämlich darum, dass er aus dem bewussten Sein heraus handelt und lehrt, also selbst mit seinem einzigartigen Wesen gut verbunden sein muss. Dort hinzukommen und damit in die Tiefen der eigenen Seele hinabzusteigen, ist sicher eine der wichtigsten Herausforderungen für alle, die sich zum Yogalehrer berufen fühlen.

Charakterliche Eigenschaften

Charakterliche Eigenschaften, die aus meiner Sicht unerlässlich sind, betreffen die innere Einstellung zu den Schülern. Von Sharon Gannon, der bekannten Jivamukti-Lehrerin kommt die Aufforderung, dass der Yogalehrer seine Schüler als „heilige Wesen“ betrachten soll. Dies setzt eine grundsätzliche Wertschätzung voraus, die sich auch darin ausdrückt, dass der Yogalehrer sich nicht über seine Schüler stellt, sondern sich stets daran erinnert, dass er selbst immer Übender bleibt und an seiner Weiterentwicklung arbeiten sollte. Darüber hinaus ist es natürlich wichtig, dass er zuverlässig ist, das heißt im engeren Sinn des Wortes, dass man sich auf ihn verlassen und ihm vertrauen kann. Weitere Persönlichkeitsmerkmale, über die ein guter Yogalehrer verfügen sollte, sind Geduld, Freude, Humor, Optimismus und die Fähigkeit zur Selbstmotivation. Dies ist für Tage, an denen er selbst „nicht gut drauf“ ist, eine notwendige Tugend. Es ist auch seine Aufgabe, im Yoga-Raum eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Schüler wohl, sicher und geborgen fühlen. Denn nur so können sie richtig entspannen und alles loslassen, was sie während des Tages beschäftigt und beschwert hat. Ganz bedeutend ist ferner, dass er keine „Lieblinge“ hat, sondern alle Schüler mit gleicher Aufmerksamkeit behandelt. Dazu wird empfohlen, über den Unterrichtskontakt hinaus grundsätzlich keine privaten Kontakte zu Schülern zu pflegen. Denn sonst besteht die Gefahr, dass er in persönliche Verstrickungen geraten könnte, die irgendwann seine Neutralität und Unabhängigkeit einschränken würden.

Demut

Demut ist eine innere Haltung, die auf ehrliche Selbsterkenntnis gründet und Ehrfurcht vor der Schöpfung und den gestellten Aufgaben ausdrückt. Dazu gehört, dass sich der Yogalehrer seiner eigenen Wahrheit stellt und auch die Schattenseiten seiner Person annimmt und in sein Denken und Handeln integriert. Nach C.G. Jung führt dieser Mut zur eigenen Wahrheit zu innerer Gelassenheit. Denn wenn man keine Angst vor seinen Defiziten haben muss und vor sich selbst zu seiner Begrenztheit stehen kann, dann braucht man keine Energien aufzuwenden, um sich hinter einer Fassade zu verstecken. Man kann sich so zeigen, wie man wirklich ist.

Empathie

Empathie ist die Fähigkeit und die Bereitschaft, sich in die Befindlichkeit der Schüler einzufühlen. Das heißt, ein Gespür dafür zu entwickeln, was sie aktuell brauchen. Daraus folgt, dass der Yogalehrer keinen Standardunterricht „von der Stange“ anbietet, sondern seinen Unterricht an den Bedürfnissen der Schüler ausrichtet. Auch wenn er das Ziel verfolgt, eine perfekte Stunde zu geben, so sollte er doch die Fähigkeit und Bereitschaft haben, spontan zu reagieren und auch mal zu improvisieren. Schüler haben meist gar nicht die Erwartung, einen perfekten Yogalehrer vor sich stehen oder sitzen zu haben. Für sie ist es wichtiger, von einer freundlichen, kompetenten, sympathischen Persönlichkeit angeleitet zu werden, an deren Stunden man mit Freude und Hingabe teilnimmt.

Ich bereite mich auf meine Kursstunden stets sorgfältig vor und gehe in jede Yogastunde mit einem klaren Konzept hinein. Und doch nimmt der Unterrichtsverlauf oft eine andere Entwicklung als geplant, weil ich spüre, dass den Schülern heute etwas anderes gut tun würde. An manchen Tagen kann ich bereits aus dem Gleichklang des Mantras OM zu Beginn der Unterrichtseinheit hören, in welcher Verfassung die Gruppe ist.

Ein hohes empathisches Empfinden ist sicher vorteilhaft für einen gelingenden Unterricht. Dennoch ist es auch wichtig, dass der Yogalehrer in der Lage ist, Distanz zu wahren, sich abzugrenzen und „bei sich“ bleiben kann. Diese Achtsamkeit und Fürsorge für sich selbst, hilft ihm dabei, seine Energiequellen immer wieder zu erneuern und sich mit Vorfreude auf die nächste Übungseinheit vorzubereiten.

Empfehlungen für die Praxis

Eigene Yoga Praxis ist essentiell

Zum Schluss ein Appell aus eigener Erfahrung an alle und insbesondere diejenigen, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen haben und mit ihrer Yogalehrer-Tätigkeit beginnen: „Achtet auf eure eigene Yogapraxis!“ Wenn man unterrichtet, läuft man schnell Gefahr, die eigene Übungspraxis zu vernachlässigen, weil man glaubt, durch die Unterrichtsstunden schon genug getan zu haben. Wer sich auf seinen Lorbeeren ausruht und darauf verzichtet, selbst zu üben, wird nach und nach die Leidenschaft für Yoga verlieren und sich nicht mehr persönlich weiter entwickeln. Yoga ist und bleibt für einen Yogalehrer ein ständiger Erfahrungs- und Entwicklungsprozess.

Und wenn dieser erfolgreich verlaufen soll, muss der Yogalehrer das, was er lehrt, auch selbst vorleben. „Teach what you practise. Practise what you teach.“ Das sollte das Credo seiner Denk- und Handlungsweise sein. Es bedeutet jedoch nicht, dass er selbst alle Asanas (Körperübungen) in voller Perfektion beherrschen und besonders beweglich und athletisch sein muss. Entscheidend ist, dass er weiß, wie man bewusst in die richtige Haltung kommt und dass er in der Lage ist, seine Schülerinnen und Schüler entsprechend anzuleiten und Hilfestellung zu geben.

Für seine persönliche Entwicklung ist es darüber hinaus notwendig, sich weiterzubilden, Kurse zu besuchen, Erfahrungen bei anderen Yogalehrern zu sammeln. Auch das Internet kann hier wertvolle Beiträge leisten, denn es bietet eine Fülle von Anregungen für eine abwechslungsreiche Unterrichtsgestaltung.

Yoga ist ein unendlich vielseitiges Entdeckungsgebiet, in dem sich immer wieder neue Türen öffnen, durch die man gehen kann. Wer diesen Weg konsequent beschreitet, dem wird es gelingen, die Qualität des Unterrichts sukzessive zu verbessern und selbst an Kompetenz, Reife, Akzeptanz und damit an Persönlichkeit zu gewinnen.

Traumberuf Yogalehrer

Heuschrecke mit Hilfestellung

- Ein Beitrag aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 39, II/2019 Vicara Shakti Müller -

Was macht eine/n gute/n Yogalehrer/in aus?

Viele Menschen träumen davon, Yogalehrer*in zu werden. In der heutigen schnelllebigen Zeit rückt der Wunsch nach Entspannung und sinnvoller Gestaltung der Arbeit in den Vordergrund. Auch das Thema Work-Life-Balance wird für viele Menschen immer wichtiger.

Da ist es naheliegend, dass viele Menschen nach einem Beruf (oder einer Berufung) suchen, mit dem nicht nur Geld verdient werden kann, sondern die Zeit der „Arbeit“ sinnfüllend ausgefüllt wird.

Doch wie sieht der Alltag der Yogalehrer wirklich aus?

Es beginnt mit der Wahl des Ausbildungsinstitutes und der Wahl der Ausbildung. Yoga Vidya ist eines der führenden Ausbildungsinstitute im Bereich Yoga und bietet für verschiedene Lebensmodelle verschiedene Wege an, um Yogalehrer*in zu werden. Hierbei wird Wert auf eine umfangreiche Wissensvermittlung gelegt und gleichzeitig gibt es viel Raum für die eigene Praxis und Selbsterkenntnis.

Die zwei- und dreijährigen Yogalehrer Ausbildungen erfüllen außerdem die Vorgaben des GKV Spitzenverbandes, um Präventionskurse zu unterrichten, und sind durch unseren Berufsverband der Yoga Vidya Lehrer*innen zertifiziert.

Aber hört das Lernen nach Erhalt des Zertifikates auf?

Nach meinem Verständnis bleibt der Lehrende auch sein ganzes Leben lang ein Lernender. Wenn man den Weg des Yogalehrers geht, kultiviert man eine bestimmte Haltung dem Leben gegenüber und auf diesem Weg gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Hier möchte ich besonders zwei Weiterbildungen hervorheben, die mir ein breites Spektrum eröffnet haben, Menschen zu unterrichten, die mit den unterschiedlichsten Thematiken in meinen Unterricht gekommen sind: Yoga für Menschen mit besonderen Beschwerden (mit Sukadev) und Yoga bei psychischen Problemen (mit Shivakami).

Wie sieht es mit der eigenen Praxis im Alltag aus?

Wenn viele Kurse zu unterrichten sind, die Kinder und auch der Partner nicht zu kurz kommen sollen, kannst du den Tag mit 20 Minuten Meditation beginnen. Schaffe dir Räume, um im Laufe des Tages auch eine kurze Asana-Praxis und eine geführte Tiefenentspannung am Abend vor dem Einschlafen zu machen. Dein Alltag wird sich energetisiert und entschleunigt anfühlen. Am freien Tag und im Urlaub hast du dann mehr Zeit, um die Praxis etwas zu vertiefen.

Dank dieser Struktur und Routine im Alltag habe ich eine positive Ausstrahlung, und das wirkt sich auf meinen Unterricht und meine Teilnehmer aus.

Muss ein*e Yogalehrer*in alle Asanas beherrschen?

Nein, braucht man nicht. Nach meinem Verständnis geht es beim Unterrichten darum, den Teilnehmern einen Raum von Harmonie, Entspannung und „des bei sich Ankommens“ zu schaffen. Wir unterrichten mit Herz, Stimme und Hand. Ein gutes Gespür für das, was die Schüler gerade brauchen, Sensibilität und Einfühlungsvermögen sind wichtig.

In meiner jahrelangen Unterrichtserfahrung hat sich herauskristallisiert, dass die Schüler immer wieder zum genauen Spüren angeregt werden möchten. Konzentrationshilfen und der Fokus auf die Atmung lassen sie wieder in ihren Körper und das Körperempfinden eintauchen. Das führt sie zu einem liebevollen Umgang mit dem eigenen Körper.

Du kennst bestimmt das Leuchten in den Augen der Teilnehmer*innen, wenn sie sich nach der Tiefenentspannung wieder aufsetzen? Das ist für mich ein Zeichen, dass die Teilnehmer durch die Stunde berührt wurden.

Wenn doch einmal fordernde Asanas gewünscht sind, die ich vielleicht noch nicht vollständig gemeistert habe, hilft mir das Üben an den entsprechenden Stellungen, das Erforschen meines eigenen Körpers und die Möglichkeit, genaue, präzise Ansagen zu machen und Hilfestellungen zu geben.

Somit bin ich auch authentisch beim Unterrichten, auch wenn ich nicht alle Asanas perfekt beherrsche.

Kann ich von meinen Einnahmen als Yogalehrer*in leben?

Es gibt verschiedene Modelle, den Beruf Yogalehrer*in zu verwirklichen. Yoga Vidya bietet hierfür verschiedene Möglichkeiten an: Einige Menschen wählen einen bestimmten Zeitraum, um in einem der Seminarhäuser oder in einem Stadtzentrum zu leben, andere eröffnen ihr eigenes Yogastudio oder unterrichten an unterschiedlichen Orten (VHS, Sportverein, in Betrieben). Wieder andere gehen einem anderen Grundberuf nach und unterrichten nur ein oder zwei Kurse in den Abendstunden. Der Begriff des Yogalehrers ist nicht geschützt und somit gibt es keine Bezahlung nach einem festen Tarif.

Deshalb möchte ich dich anregen, dir genau zu überlegen, wie viel du verdienen möchtest, wie viel du brauchst, um deine Lebenshaltungskosten abzudecken.

Auch Rentenversicherung, Steuerabgaben, Krankenversicherung und Altersvorsorge sind zu berücksichtigen.

Somit ist es in den meisten Fällen kein Beruf, um „reich“ zu werden, sondern eher eine Berufung.

Ich wünsche allen Yogalehrer*innen viel Freude beim Unterrichten, tiefe Inspiration und Kraft auf dem Weg.

Erhöhtes Sitzen als Yogalehrer/in

Überblick des Vortragenden von der Bühne

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Wann sollte man erhöht auf einem Stuhl oder auf einer Bühne sitzen?

Wenn du ein erfahrener Yogalehrer bist oder auch neu, überlegst du vielleicht, ob es klug ist auf dem Boden - wie deine Teilnehmer - oder ist es besser etwas erhöht zu sitzen?

Ich sehe das ganze ziemlich praktisch.

  • Bei kleineren Gruppen (vielleicht 20 bis 25) ist es am klügsten, wenn sich der Yogalehrer / die Yogalehrerin direkt auf den Boden setzt.
  • Bei größeren Gruppen (mindestens ab 30 oder 40) ist es klüger etwas erhoben zu sitzen. Auf diese Weise siehst du alle anderen.

Du kannst auch abschätzen, ob deine Stimme auch denjenigen erreicht, der sehr weit weg ist. Meine Erfahrung ist, dass es oft Menschen mit schwacher Stimme und ein bisschen Schüchternheit sind, die sich gerne auf den Boden setzen, selbst wenn sie große Gruppen haben. Denn die Nebenwirkung davon ist, dass sie gar nicht merken, dass die Menschen, die weiter hinten sind, sie gar nicht verstehen und bei Vorträgen oder zum Anfang / Ende der Stunde denjenigen der spricht gar nicht sehen. Das mag für dich vielleicht schön sein, weil du dich gut mit den Menschen um dich herum verbunden fühlst. Aber die, die weiter weg sind, leiden darunter.

Daher ist mein Tipp bei größeren Yogagruppen besser etwas erhoben zu sitzen, sei es auf einem Stuhl, einer kleinen Bühne oder auch mehrere Yogamatten übereinander gefaltet. Idealerweise siehst du, wenn du sitzt, alle im Raum und zwar ausreichend gut, dass du den Gesichtsausdruck sehen kannst, den der Mensch hat, der weiter hinten liegt. Dann kannst du nämlich sehen, wie es ihm / ihr geht, während du Dinge ansagst und ob sich eine Reaktion zeigt.

Übrigens, wenn du herausfinden willst, ob dir alle Teilnehmer zuhören, könntest du zum Beispiel in der Tiefenentspannung in der gleichen Lautstärke wie sonst auch sagen „drehe den rechten Fuß nach außen“. Wenn du feststellst, hinten tun Menschen nichts oder sie öffnen gar die Augen, dann heißt es, dass sie dich nicht verstanden haben.

Wenn Menschen die Augen öffnen, wenn du gesagt hast was sie tun sollen, hast du zu leise gesprochen. Dann haben sie nur mitbekommen, dass du was gesagt hast. Aber sie haben nicht gehört, was du gesagt hast. Sprich laut und klar genug. Wenn du Menschen im Kurs hast, die über 50 Jahre alt sind, dann musst du etwas lauter als normal sprechen. Bei über 70-jährigen, musst du noch lauter sprechen.

Ich finde es immer wieder schade, wenn 60- oder 70-jährige zu mir gehen und sagen, dass sie leider nicht in den Yogaunterricht gehen können, weil sie die Hälfte nicht verstehen. Ich kannte auch schon Teilnehmer, die ich gefragt habe, warum sie vor der Tiefenentspannung gehen und die dann gesagt haben, dass sie sowieso nichts hören würden und sie sich aufregen, wenn die Leute so leise sprechen, dass man nicht folgen kann. Deshalb gehen Teilnehmer vor der Tiefenentspannung schon raus.

Sei kein solcher Yogalehrer. Wenn es viele Teilnehmer sind, setze dich etwas höher. Überprüfe, ob deine Worte weiter weg hörbar sind. Nimm notfalls ein Mikrofon zur Hilfe.

Video - Erhöhtes Sitzen als Yogalehrer/in

Tipps für Yoga-Lehrer und alle, die spirituelle Aspiranten begleiten

Yogalehrer werden und Yoga weitergeben

- Abschnitt aus "Die Kundalini Energie erwecken" von Sukadev Bretz -

Wenn du als Yoga- oder Meditationslehrer andere zu intensiverer Praxis animieren willst, solltest du dich damit auskennen, wie du Menschen mit einer Kundalini Erweckung begleitest. Dieses Buch gibt dir dafür eine Menge Hinweise. Bei Yoga Vidya haben wir dafür eine spezielle Yoga-Lehrer-Weiterbildung: „Unterrichten von fortgeschrittenem Pranayama und Kundalini-Yoga“.

Es kann aber auch geschehen, dass in einer ganz normalen Yogastunde ein Teilnehmer außergewöhnliche Energieerfahrungen macht. Dafür folgende Tipps:

  • Achte darauf, dass andere Teilnehmer sich nicht auf den Betreffenden stürzen. Verhindere insbesondere, dass deine Teilnehmer anfangen, dem Betroffenen Reiki oder andere Energieübertragungen zu geben. Er hat schon viel Energie – das letzte, was er jetzt braucht, ist noch mehr davon.
  • Wenn der Teilnehmer noch ansprechbar ist und du verhindern willst, dass er tiefer in diese Energieerfahrung fällt, lege seine Hand auf seinen Bauch und deine Hand darüber. Bitte ihn, vier Sekunden lang vollständig auszuatmen; der Bauch geht dabei hinein. Bitte ihn, vier Sekunden lang sanft einzuatmen, den Bauch dabei nur zur Hälfte zu füllen. Bitte den Teilnehmer, dabei die Augen zu öffnen, wenn das angenehm möglich ist. Nach fünf bis zehn Atemzügen ist er wahrscheinlich schon wieder ruhiger. Alternativ kannst du ihn bitten, in den Schulterstand zu kommen. Eventuell kannst du ihn auch einfach fragen, ob alles okay ist. Meist wird er nicken, und du kannst die Yogastunde fortsetzen.
  • Falls der Teilnehmer nicht mehr ansprechbar ist, prüfe den Puls. Solange der Puls normal ist, besteht kein Grund zur Beunruhigung.
  • Am klügsten ist es, die Yoga-Stunde ganz normal weiterlaufen zu lassen und dem Betreffenden keine besondere Aufmerksamkeit zu schenken, den Prozess also ablaufen zu lassen. Wenn die anderen Teilnehmer zu sehr beunruhigt sind, kannst du auch einen erfahreneren Teilnehmer bitten, denjenigen in einen anderen Raum zu begleiten und sich einfach neben ihn zu setzen.
  • Sprich nach der Yoga-Stunde mit dem Teilnehmer, der diese Energieerfahrungen hatte. Frage ihn, ob alles okay ist und ob er versteht, was mit ihm passiert. Empfiehl ihm eventuell dieses Buch.
  • Frage ihn vor der nächsten Stunde, wie es ihm zwischenzeitlich ergangen ist.
  • Verbreite eine Stimmung von Vertrauen und Ruhe. Egal ob die Energieerfahrung tranceartig oder bewusstseinserweiternd ist, dauert sie typischerweise nicht sehr lange und wird anschließend von demjenigen als heilsam erlebt.
  • Beachte die diversen Hinweise für die verschiedenen Formen der Energieerfahrungen in diesem Buch.

Das Schwierigste sind meist die anderen Kursteilnehmer. Sie bekommen oft Angst. Wenn sie so etwas noch nie erlebt haben, musst du ihnen ein paar Worte sagen, sonst kann es kann dir passieren, dass du einige nie mehr wieder siehst. Anstatt viel über Kundalini zu sprechen, kannst du sagen, dass der Kursteilnehmer anscheinend in eine heilsame Tranceerfahrung gelangt ist, die in vielen alten Traditionen sehr geschätzt wird. Du musst entscheiden, wie viel du gleich erklärst und ob du eventuell die Stunde unterbrichst, oder wie viel du am Ende besprechen willst. Eventuell kannst du sagen: „Peter hat gerade eine wunderbare Energieerfahrung. Es ist alles in Ordnung. Wir können alle davon profitieren, indem wir jetzt ganz entspannt die Yoga-Stunde fortsetzen. Die Energie, die in Peter aktiv ist, wird uns allen zugute kommen. Und Peter tut es am besten, wenn wir entspannt und ruhig bleiben. Am Ende der Stunde werde ich ein paar erklärende Worte sagen.“ Einem guten Yoga-Lehrer sollte es dann mit den nächsten Übungen gelingen, eine Atmosphäre der Ruhe in den Raum zu bekommen.

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Siehe auch

Weblinks

Literatur

Seminare

Yogalehrer Ausbildung

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Meditation

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