Stolz

Aus Yogawiki

Stolz ist innere Würde und Selbstachtung, kann aber auch Überheblichkeit und Arroganz bedeuten. Stolz kann also positiv und negativ besetzt sein. Man kann stolz auf seine Leistung sein.

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Man kann stolz auf das Erreichte, auf die eigene spirituelle Entwicklung sein. Ein gewisser Stolz, kann einem eine gewisse Gelassenheit, Ruhe und Selbstvertrauen geben. Wenn man aber stolz auf seine soziale Schicht, auf seinen Besitz ist, und wenn der Stolz einen auf andere herabschauen lässt, dann trennt einen der Stolz von anderen.

Überheblichkeit und Arroganz sind nichts Schönes. Der Volksmund sagt es so: Hochmut kommt vor dem Fall. Im Yoga spricht man davon, dass man sein Selbstbewusstsein stärken sollte, aber nicht zum Egoismus und Eingebildetheit ausbauen sollte.

Für viele Aspiranten, auf dem spirituellen Weg, ist am Anfang die Entwicklung eines gewissen Stolzes im Sinne von Selbstachtung hilfreich. Aus Stolz, Selbstachtung und aus innerer Würde heraus lernt man, nicht durch Kritik, Angriffe, Undankbarkeit, kleinem Scheitern aus der Ruhe zu kommen.

Man lernt, dass es unter der eigenen Würde ist, auf jede Kritik einzugehen. Ein gewisser Stolz ist dabei, wenn man innere Ruhe und Gelassenheit entwickelt. Dann aber lernt man, den Stolz hinter sich zu lassen, indem man erkennt, dass hinter allem die göttliche Gegenwart ist.

Stolz - eine Tugend. Was ist Stolz ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Stolz gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Stolz ?

Das Wort Stolz groß geschrieben ist ein Substantiv. Das Wort stolz klein geschrieben ist das dazugehörige Adjektiv. Wer Stolz hat, ist stolz.

Definition

Stolz wird vom Lexikon als „angemessenes Selbstwertgefühl“ oder „Vertrauen und Zufriedenheit in sich selbst“ definiert. Ein bekanntes Wörterbuch erklärt ihn als „die Eigenschaft, eine übermäßig hohe Meinung von sich selbst oder der eigenen Bedeutung zu haben.“ Dies kann mit den eigenen Fähigkeiten oder Erfolgen, positiven Eigenschaften von Freunden oder der Familie oder dem eigenen Land zusammenhängen. Richard Taylor beschreibt Stolz als „die gerechtfertigte Liebe zu sich selbst“ im Gegensatz zu falschem Stolz oder Narzissmus. In ähnlicher Weise definierte der heilige Augustinus es als „die Liebe zur eigenen Exzellenz“ und Meher Baba nannte es „das spezifische Gefühl, durch das sich der Egoismus manifestiert.“

Stolz wird manchmal als falsch oder als Laster angesehen, ab und zu auch als angemessen oder als Tugend. Positiv konnotiert bezieht sich Stolz auf ein Gefühl der Verbundenheit mit den eigenen oder fremden Entscheidungen und Handlungen, mit einer ganzen Gruppe von Menschen. Es ist ein Resultat von Lob, unabhängiger Selbstreflexion und einem erfüllten Zugehörigkeitsgefühl.

Mit einer negativen Konnotation bezieht sich Stolz auf ein törichtes und korruptes Gefühl für den persönlichen Wert, Status oder die eigenen Leistungen, das synonym mit Hybris verwendet wird. Während einige Philosophen wie Aristoteles (und George Bernard Shaw) Stolz (aber nicht Hybris) als eine Tugend betrachten, sehen einige Weltreligionen die trügerische Form des Stolzes als Sünde, wie sie in Sprüche 11:2 der hebräischen Bibel zum Ausdruck kommt. Im Judentum wird Stolz als Wurzel allen Übels bezeichnet. Wenn man den Stolz auf die eigenen Fähigkeiten als eine Tugend betrachtet, wird er als tugendhafter Stolz, als Größe der Seele oder Großmut bezeichnet, aber falls er als Laster gilt, wird er oft als Selbstvergötterung, Verachtung anderer oder Eitelkeit angesehen.

Quelle: Nach dem Artikel in der englischen Wikipedia.

Eifersucht, Stolz, Heuchelei

Du bist eins mit allem. Wo ist da Raum für Stolz und Eifersucht?

- Abschnitt aus dem Buch "Erfolgreich leben und Gott verwirklichen" von Swami Sivananda -

Eifersucht ist ein Schaden, der den Menschen auffrisst. Eifersucht ist nichts anderes als Engherzigkeit. Nicht einmal gebildete Menschen und Sannyasins sind frei davon.

Unruhe, Kampf und Streit zwischen einer Gemeinschaft und einer anderen, zwischen zwei Menschen, zwischen zwei Nationen kommen aus dieser üblen Eigenschaft. Das Herz eines eifersüchtigen Menschen brennt förmlich, wenn er sieht, dass sein Nachbar mehr besitzt als er oder scheinbar glücklicher lebt als er. Dasselbe gilt für Gemeinschaften und Nationen.

Eifersucht kannst du überwinden, indem du die entgegengesetzte Eigenschaft, zum Beispiel Vornehmheit und Großzügigkeit, entwickelst. Stolz kannst du durch die Entwicklung von Demut, Heuchelei durch Offenheit und Einfachheit ausräumen. Sie alle überwindet, wer in der Liebe und im Geist des Dienens lebt.

Stolz als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Stolz ist ein deutsches Wort, das vielfältigste Bedeutung hat. Stolz kann eine positive Konnotation haben, Stolz hat auch eine negative Konnotation. Oft wird Stolz gerade in spirituellen Kreisen, und ich bin ja spiritueller Lehrer, als etwas Negatives angesehen, also wenn jemand zu stolz ist.

Und dann gibt es Stolz im Sinne von Arroganz und Hochmut, und Arroganz und Hochmut ist natürlich nichts Gutes. Stolz kann aber auch etwas Positives sein. Stolz kann zum einen heißen, ein Selbstwertgefühl zu haben. Stolz kann auch Gottvertrauen sein.

Du kannst sagen: "Ich spüre Gottes Gegenwart in mir. Ich spüre eine Aufgabe. Ich weiß, Gott hat mir die Aufgabe gegeben." Und daraus entsteht eine gewisse Würde, ein gewisses Vertrauen, ein gewisses Selbstvertrauen und Gottvertrauen. Und außerdem kennst du dich vielleicht, du weißt deine Fähigkeiten, du hast eine Wertschätzung für deine Fähigkeiten, du hast ein bestimmtes Temperament und du hast dieses Temperament angenommen.

Angenommen, du bist jemand, der melancholisch ist und vielleicht öfters mal von Melancholie befallen wird, da kannst du dich darüber ärgern und kannst sagen: "Oh, wie schlimm." Oder du kannst auch stolz auf deine Melancholie sein, du siehst öfters die Hohlheit in Dingen, du blickst etwas tiefer, du lässt dich nicht vom Tand der Welt irreführen. Und so kannst du einen gewissen Stolz haben auf dein Temperament.

Oder du bist himmelhoch jauchzend und dann wieder zu Tode betrübt, du könntest dich darüber ärgern und Minderwertigkeitskomplexe entwickeln und dann zwischendurch Allmachtphantasien und danach grenzenlose Verzweiflung. Oder du kannst sagen: "Ja, ich habe ein breites Spektrum von Erfahrungen und das ist großartig."

Und du weißt auch, dass du in der Euphorie-Phase vielleicht etwas zu viel willst, du kannst aber kurz zurücktreten und kannst dir selbst zulächeln und sagen: "Ja, jetzt bin ich gerade in einer euphorischen Phase, so viel, denke ich, ist möglich. Das ist auch toll und ich stecke drin. Aber es wird auch was anderes kommen."

Und in der Niedrigenergie-Phase kannst du dich regenerieren, vielleicht etwas introvertierter sein, langsamer vorgehen. Du kannst dort einen gesunden Stolz haben auf dein Temperament, auf deine Fähigkeiten, die du mitbekommen hast, vielleicht auch, wie du dein Leben bewältigt hast. Du kannst dich über eine schlimme Kindheit ärgern, du kannst in die Opfermentalität gehen, du kannst es akzeptieren und einen gesunden Stolz darauf entwickeln. Du kannst sagen:

"Ja, ich hatte eine schwierige Kindheit, ja, ich sollte vielleicht sogar schon abgetrieben werden, ja, mein Vater hat mich nie kennengelernt, ja, meine Mutter hat ein schwieriges Leben gehabt, ja, meine Mutter hat öfters gehadert damit, dass ich überhaupt in der Welt bin, das hat sie mir sogar gesagt. Und so bin ich durch Schwierigkeiten gegangen, vielleicht hatte ich sogar einen Unfall usw. Und all das hat mich zu einem Menschen werden lassen mit Ecken und Kanten, mit Verletztheiten, mit Unruhe, mit Getriebenheit usw.

Und so bin ich auf die spirituelle Suche gegangen, auf die Persönlichkeitsentwicklung. Ich habe mehrere Therapien mitgemacht und so verstehe ich mich sehr viel mehr. Es ist gut, dass ich so geworden bin. Und ich kann stolz sein auf das, was ich erreicht habe, und ich kann auch stolz sein auf die Ecken und Kanten, damit bewirke ich etwas Gutes."

In diesem Sinne ist auch ein gewisser Stolz, ein Selbstwertgefühl, ein Annehmen von dem, wer man ist. Es gibt noch einen weiteren Stolz und das ist ein Stolz, der geboren ist aus der stoischen Ruhe, das ist auch eine Form von Würde.

Und diese Form des Stolzes besagt: "Ich lasse mich nicht beeinflussen von Ereignissen, die außerhalb meiner Kontrolle sind. Ich lasse mich insbesondere nicht beeinflussen von Menschen, die nerven. Ich habe Stolz und stehe über den Dingen. Wenn Menschen mich angreifen, das macht mir nichts, was soll’s? Ich werde vielleicht schauen, was darin für Informationen stecken, vielleicht bekomme ich wertvolle Informationen, aber ich werde jetzt nicht schimpfen, nur weil der Ton nicht stimmt."

Es gibt Menschen, die sind irgendwie eigenartig, sie kriegen etwas gesagt, anstatt die Information anzunehmen, schimpfen sie zurück, anstatt die Tipps anzunehmen, schimpfen sie. Und wenn man fragt: "Ich wollte dir doch eigentlich nur einen Tipp geben." "Aber der Ton macht die Musik." "Ja, der Ton macht die Musik bei einem Musikstück, aber hat jetzt jemand gerade dir ein Konzert geben wollen? Er wollte dir eine Information geben."

Wenn du einen guten, gesunden Stolz hast, lässt du dich jetzt nicht beeinflussen von einem falschen Ton. Du schaust, ist da eine Information dabei, die wertvoll ist, kannst du darauf etwas tun? Du kannst einen Stolz haben und der Stolz gibt dir eine innere Würde und eine Gelassenheit und eine Ruhe und dann kannst du nicht einfach so angegriffen werden.

Natürlich, jede Tugend kann, wenn sie übertrieben wird, ins Gegenteil umkippen. Und in spirituellen Kreisen wird Stolz ja meistens eher als negative Eigenschaft angesehen. Und ich bin mir dessen bewusst, dass dem auch so ist. Du kannst auch aus Abgehobenheit einen Hochmut entwickeln lassen.

Und natürlich, manchmal braucht es Authentizität, manchmal ist auch Verletzlichkeit gut, manchmal muss man auch zu seinen Schwächen stehen können und das auch zugeben können. Manchmal ist es gut, um Verzeihung zu bitten. Aber man kann auch um Verzeihung bitten, wenn man einen gesunden Stolz hat.

Auch noch etwas, insbesondere in Beziehungen, dort ist es auch gut, verletzlich zu sein und die Verletzlichkeit zu zeigen. Dort ist ein übermäßiger Stolz eben nicht gut. Und natürlich auch, es gibt auch falsch verstandenen Stolz. Falsch verstandener Stolz ist unangreifbar, aus falschem Stolz heraus verändert man seine Handlungen nicht, aus falschem Stolz heraus wird man auf dem Holzweg bleiben.

Ein guter Stolz, im Yoga würden wir sagen, ein sattviger Stolz, ist einer, der innere Ruhe bewahrt. Ein guter innerer Stolz verhilft einem, um Entschuldigung bitten zu können. Ein guter Stolz hilft einem, sich selbst annehmen zu können, mit all seinen Stärken und scheinbaren Schwächen.

Jemand, der einen gesunden Stolz hat, nimmt Kritik gut auf und ist bereit, sich zu ändern. Jemand mit einem guten Stolz und damit Selbstwertgefühl, ist bereit, auch seine Handlungen zu reflektieren und kann auch über sich selbst nachdenken.

Er braucht keine Angst zu haben. Er braucht keine Angst zu haben, dass er selbst kollabieren wird. Ein gesunder Stolz ist auch ein tiefes Vertrauen, ein Vertrauen auf die Tiefe der Seele, ein Vertrauen auf Gottes Gegenwart, ein Vertrauen, dass schon alles so ausgehen wird, wie es gut ist, vielleicht sogar ein Vertrauen, dass das Leben nicht nur dieses eine physische Leben ist. Es gibt viele Leben und wir wachsen über viele Leben, auch darauf kann man stolz sein.

Viveka Chudamani - Umgang mit eigenem Stolz

Du bist nicht das womit du dich identifizierst

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 293 von Sukadev Bretz -

Ist es dir schon mal so gegangen, dass du bemerkst, dass du auf etwas sehr stolz bist? Du merkst, dass das Ego besonders stark ist, dass eine Einbildung besonders stark ist.

  • Vielleicht hast du gerade eine Yogastunde gegeben und die Teilnehmer haben dich sehr gelobt?
  • Vielleicht hat dein Chef dir eine besondere Anerkennung gegeben.
  • Vielleicht warst du derjenige, der am meisten Kunden geworben hat?
  • Vielleicht ist es dir gelungen andere mit einem Vortrag zu begeistern?

Wie gehst du damit um?

Hören wir, was Shankara im 293. Vers schreibt:

„Die Welt ist ihrem ganzen Wesen nach eine Täuschung. Und auch das Ego ist unwirklich, weil es vergänglich ist. Wie kann dann das kleine vergängliche Ich auf den Gedanken kommen, es wisse alles?“

Lob und Tadel sind Täuschungen

Die Welt ist eine Täuschung. Ob Menschen dich loben oder tadeln ist alles eine Täuschung. Es ist wie ein großes Impro-Theater, wie ein großer Traum. Es spielt nicht die große Rolle. Sei dir dessen bewusst. Du spielst eine Rolle. Du spielst eine wichtige Rolle im kosmischen Drama. Du bist das unsterbliche Selbst.

Ursachen von Leiden

Du hast jetzt ein Ego und das identifiziert sich mit Etwas. Ich hatte ja schon davon gesprochen, dass die Weise, wie wir in Probleme kommen, damit beginnt, dass du vergisst, wer du wirklich bist - Avidya. Dann folgt Asmita, das heißt Identifikation. Aus Asmita kommen Raga und Dvesha - Mögen und Nichtmögen - und schließlich die Angst vor dem Vergehen - Abhinivesha.

Das Ego wünscht sich Anerkennung

Das Ego selbst merkt, dass es auf schwachen Beinen steht. Intuitiv weißt du, dass du nicht das bist, womit du dich identifizierst. Deshalb strebst du danach, dass andere dich als solches anerkennen, dass andere dich loben, dass andere dich für das anerkennen für das, womit du dich identifizierst. Und dann freust du dich natürlich über Lob und Anerkennung. Das bestätigt dich, aber es bestätigt die Identifikation. Sei dir bewusst, dass alles nur eine Täuschung ist. Das Ego ist vergänglich. Das kleine Ich weiß nicht alles. Es weiß nur Begrenztes und es wird immer jemanden geben, der auf begrenzte Weise mehr weiß als du oder weniger weiß als du. Jemand, der besser ist als du und jemand, der schlechter ist als du. Die Vergleiche bringen dich nicht weiter. Das Ego vergleicht, versucht besser zu sein als andere oder mindestens ausreichend gut. Das Ego hat Angst davor, nicht ausreichend gut zu sein.

Du bist Sat Chid Ananda - Lebe daraus

Aber du bist das unsterbliche Selbst. Du bist nicht das Ego. Du bist Sat Chid Ananda. Sei dir dessen bewusst und lebe daraus.

Stolz, Eitelkeit, Hochmut, Selbstverliebtheit

Jede Form von Verletzung ist auf ein aufgeblasenes Ego zurückzuführen

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -

Eine einfache, sachliche sattvige Selbstachtung ist eine gute Eigenschaft. Die meisten von uns haben jedoch Zweifel an ihrer Zulänglichkeit (tamas). Wir befürchten insgeheim, dass wir nicht gut genug und nicht in der Lage sind, uns selbst das Vertrauen zu geben, das wir brauchen, um glücklich zu sein, also schauen wir auf andere, ob sie uns bestätigen. Um Bestätigung zu bekommen, sind wir oft versucht, unsere Qualifikationen und Leistungen zu übertreiben, damit andere denken, dass wir etwas Besonderes sind und uns bewundern. Wenn ich mir meiner Talente und Fähigkeiten völlig sicher bin, nehme ich sie als selbstverständlich hin und brauche keine Validierung oder Unterstützung.

Die Forderung nach Respekt von anderen öffnet Tür und Tor für viele Irritationen, denn derjenige, der Respekt einfordert, hat keine Kontrolle über das Ergebnis. Die Menschen zollen Respekt aus Gründen, die nur ihnen selbst bekannt sind. Wenn sich ihre Meinung ändert, ändert sich ihre Einschätzung oder wird sogar widerrufen und es entsteht Leid. Jede Form von Verletzung ist auf Stolz zurückzuführen, auf ein aufgeblasenes Ego, das übermäßig an das gebunden ist, was es zu wissen glaubt oder zu besitzen denkt. Personen zum Beispiel, die übermäßig viel Zeit damit verbringen, sich zu pflegen und mit teurer Kleidung, ausgefallenen Frisuren, Tattoos und Piercings auf ihren Körper aufmerksam zu machen, tun dies in der Regel, um Aufmerksamkeit zu erregen, die sie sich nicht selbst geben können. Solchen durch Stolz und Eitelkeit aufgeblasenen Egos wird unweigerlich irgendwann die Luft ausgelassen. Häufig verschwenden sie ihre Zeit und Energie, um das Gesicht zu wahren oder Rache zu üben. Außerdem ist es nicht immer einfach, die wahren Gefühle einer anderen Person zu bestimmen. Ein Mensch, der nach den Meinungen anderer lebt, verschwendet wertvolle geistige Ressourcen und ist nicht zur Selbst-Erforschung qualifiziert.

Die Lösung: Erforschung von Īśvara

Wenn ich mir die Zeit nehme, die damit verbundenen Faktoren zu analysieren, wird sich deutlich zeigen, dass die Forderung nach Respekt von anderen weder Trost noch Zufriedenheit bringen kann, selbst wenn ich eine Person bin, die viel erreicht hat. Zunächst sollte ich die Grundlage für die Faktoren untersuchen, die mich motivieren, von der Welt Respekt einzufordern. Es wird sich herausstellen, dass ich glaube, der Urheber meiner Handlungen zu sein und der Erzeuger und Eigentümer meiner Talente und Fähigkeiten. Aber stimmt das? Was habe ich eigentlich geschaffen?

Es ist klar, dass ich meinen Körper nicht erschaffen habe. Ich erschien hier eines schönen Tages als ein in Haut gehülltes Stück Fleisch, ohne mein eigenes Zutun. Ich habe auch mein Gefühl der Individualität nicht geschaffen: Es kam zusammen mit dem Körper und der Welt, in der der Körper existiert, einer Welt, die ich definitiv nicht erschaffen habe. Bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten kamen aus mir heraus, ohne dass ich es selbst wollte. Ich kann sie nutzen, aber ich kann keine Urheberschaft für sie beanspruchen. Welche Leistungen ich auch immer beanspruche, sie hängen von den Möglichkeiten ab, die das Leben selbst bietet. Ich habe sie nicht erfunden. Ich bin nur zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. Wie ich dorthin kam, ist ein Rätsel.

Als vernünftiger Mensch sollte ich zu dem Schluss kommen, dass die Gaben, derer ich mich erfreue, für sich selbst sprechen. Ob sie von anderen wahrgenommen und geschätzt werden oder nicht, sollte mich nicht interessieren. Eine Blume auf einer Brache blüht unbemerkt, und zwar aus keinem anderen Grund, als dass es ihre Natur ist, zu blühen. Stolz kann wegfallen, wenn ich sehe, dass er ein falscher Wert ist, der das Wachstum behindert.

Moralischer und intellektueller Stolz als Hindernisse für die Meditation

Swami Sivananda erwähnt in seinem Buch "Konzentration und Meditation" moralischen und intellektuellen Stolz als Hindernisse für die Meditation:

Bisweilen ist ein Schüler, der einige geistige Erfahrung oder übernatürliche Kräfte (siddhis) erlangt hat, von Eitelkeit und Stolz geschwollen. Er überschätzt seine Verdienste und sondert sich von den anderen ab, auf die er mit Mißachtung herabblickt. Hat er wirkliche Verdienste erworben, einen opferfreudigen Geist, Selbstaufgabe oder Keuschheit, dann wird er zu sich sagen: »Seit zwölf Jahren übe ich unaufhaltsam Entsagung(akhanda brahmacharin). Wer ist so rein wie ich? Seit vier Jahren habe ich von Blättern und Erbsen gelebt. Zehn Jahre habe ich in einem Ashram gedient. Niemand hat gedient wie ich!« Wie die Menschen der Welt sich mit ihrem Reichtum brüsten, sind Schüler und sadhus bisweilen einge- bildet auf ihre moralischen Tugenden. Auch diese Art von Stolz bildet ein schweres Hindernis auf dem Pfad zur Selbstverwirklichung und muß vollkommen ausgerottet werden. Solange der Mensch sich brüstet, bleibt er die kleine, unbedeutende Verkörperung einer Seele, die die Gottheit nicht zu erkennen vermag.

Überwindung von Stolz

Auszüge aus dem Buch "Samadhi Yoga" von Swami Sivananda

Stolz ist eine der gefährlichsten Schwächen des Menschen. Er bringt ihn zu Fall. Stolz ist Unwissenheit. Eine handvoll Verdienst, Reichtum, Schönheit, Kraft oder Intelligenz machen Menschen schon betrunken. Stolz sitzt auch sehr tief. Er muss gründlich durch das Entwickeln von Demut und durch Vichara an der Wurzel ausgerissen werden.

Stolz über Lernerfolge - eine Form von Sastra Vasana - ist eine völlig unreine Vasana. Sie ist ein Hindernis auf dem Weg zum Wissen. Sie verhärtet den Egosimus und lässt den Schleier der Unwissenheit dichter werden. Svetaketu (der Sohn von Uddalaka), war vor Stolz über sein angelesenes Wissen ganz aufgeblasen. Er benahm sich selbst seinem Vater gegenüber unfreundlich. Uddalaka brachte seinen Sohn auf den Boden zurück indem er ihm eine Frage stellte: "Oh Svetaku, hast Du jene höchste Wissenschaft erlernt, in Kenntnis derer man Alles weiß?" Die Antwort war nein. Schließlich unterrichtet Uddalaka ihn in der höchsten Wissenschaft, dem "Brahma Vidya" der "Wissenschaft vom Selbst".

Es ist leicht, einen Menschen zu unterrichten, der nichts weiß. Und es ist noch einfacher, einen Menschen zu unterrichten, der eine demütige, aufnahmebereite Haltung einnimmt, und danach strebt, Wissen und Weisheit zu erwerben. Es ist jedoch äußerst schwierig einen kleinkarierten Menschen zu instruieren, der vor Stolz über sein geringes Wissen aufgebläht ist, zu sehr von sich eingenommen ist und eitel meint: "Ich weiß Alles". Selbst Brahman kann einem derart arroganten Menschen in seiner grenzenlosen Eitelkeit kein Wissen schenken. Man sieht bei Anderen jeden Fehler, kehrt aber selten vor der eigenen Haustüre. Man glaubt eitel, in allem perfekt zu sein. Man glaubt, der Andere ist ein Idiot, der keine Ahnung hat während man selber weise wie Salomon oder Sokrates ist. Das geschieht aus Unwissenheit.

Sprich keine Worte, die darauf abzielen, dich selbst zu glorifizieren

Vergiss auf der Stelle, was schlecht war. Doch vergiss das Gute nicht, was dir durch Andere zuteil wurde. Es gibt keine Buße für den undankbaren Menschen. Vergiss deine guten Eigenschaften. Vergiss die schlechten Züge der Anderen. Vergiss die Feindseligkeit derer, die dir abgeneigt sind. Vergiss deine guten Taten für Andere. Sena war seiner Kaste nach ein einfacher Friseur und doch war er ein Heiliger. Er war ein Schüler von Sri Ramananda, einem Vaishnaviten-Priester mit sehr liberalen Anschauungen und einem weiten Herzen. In Gottes Augen existiert kein Unterschied zwischen Kasten oder Hautfarben. In den Augen eines wahrhaft Suchenden schmelzen diese Unterschiede ebenso dahin. Es ist sehr schwer vorauszusehen, wann und auf wen die Gnade Gottes niederkehrt. Schwache und Arme liebt Gott sehr. Stolze und reiche Menschen sind sehr weit entfernt von Gott, weil sie trunken sind von Reichtum, ihrer sozialen Stellung oder ihrer Bildung.

Selbst wenn Du schon ein fortgeschrittener Schüler auf dem spirituellen Pfad bist, sage Dir in Gedanken, dass Du nur ein Anfänger bist, der gerade erst eingeweiht wurde. Dann kann sich kein spiritueller Stolz einschleichen. Übe Sadhana nun mit dem gleichen Eifer, der gleichen Achtsamkeit und Freude wie damals, als Du diesen Weg begannst. Der Grad deines Erfolgs steht im Verhältnis zum Grad deines Sadhana und der Aufrichtigkeit deiner Intention.

Raja Bhagiratha verzichtete auf sein Hoheitsgebiet zu Gunsten seines Feindes und ging von Tür zu Tür, um bei seinen ehemaligen Ministern um Almosen zu bitten. Das ist wirklich ein gutes Training, um sich zu stärken und um den eigenen Stolz und die Selbstverliebtheit zu vernichten. Swami Vivekananda hielt auch einmal einen Bahnhofsvorsteher, der ihn für Sannyasa aufgesucht hatte, dazu an, an den Haustüren seiner Unterworfenen Almosen entgegenzunehmen. Der Bahnhofsvorsteher folgte den Anweisungen des Swamiji bedingungslos. Der Swamiji nahm daraufhin den Bahnhofsvorsteher als Schüler zu sich und gewährte ihm Sannyasa.

Sobald Du von Verlangen, Selbstsucht, Selbstverliebtheit und Stolz befreit bist, wirst Du hoch in die Gefilde der Freude und des Friedens aufsteigen. Erwache. Wasche deine Füße vom Schlamm. Steh auf. Beuge dich nicht in Scham und Angst. Zerstöre die Vasanas und steige aus diesem Käfig des Fleisches mutig wie ein Löwe heraus. Dann wird man dich einen wahrhaften Bahadur nennen. Leere Titel und Ehrungen sind wertlos. Blas dich nicht mit diesen falschen Dingen auf. Es gibt kein strahlenderes Licht als das Wissen vom Selbst (Jnana Surya), um die geistige Dunkelheit der Unwissenheit (Avidya) zu beenden.

Das Adjektiv stolz

Das Wort Stolz ist ein Substantiv, das gleiche Wort klein geschrieben ist ein Adjektiv. Stolz: Was ist stolz? Was kann es heißen, stolz zu sein? Stolz zu sein bedeutet, ein gesundes Selbstwertgefühl zu besitzen oder auch Freude über eine eigene Leistung bzw. die der eigenen Kinder - ohne dabei das Ego aufzublähen. Stolz als negative Eigenschaft äußert sich durch Hochmut und Überheblichkeit.

  • Adjektive, die einen Gegenpol, also positive Antonyme zu stolz bezeichnen, sind z.B. demütig, bescheiden, fügsam, hingebungsvoll
  • Adjektive, negative Antonyme zu stolz, sind schüchtern, gehemmt, unsicher, minderwertig, selbsthasserfüllt, schamvoll
  • Adjektive, positive Synonyme zu stolz, sind z.B. selbstbewusst, sicher, ehrend, selbstachtend
  • Synonyme zu stolz mit negativer Assoziation sind folgende Adjektive: unzuverlässig, wankelmütig, unpünktlich, rücksichtslos, schlampig

Stolz in Beziehung zu anderen Eigenschaften

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Stolz in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Stolz

Ähnliche Eigenschaften wie Stolz, also Synonyme zu Stolz sind z.B. Selbstbewusstsein, Sicherheit, Ehre, Selbstachtung, Selbstwertgefühl.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Stolz übertrieben kann ausarten z.B. in Arroganz, Überheblichkeit, Überzogenheit, Aufgeblasenheit, Dünkel, Selbstgefälligkeit. Daher braucht Stolz als Gegenpol die Kultivierung von Demut, Bescheidenheit, Fügsamkeit, Hingabe.

Gegenteil von Stolz

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Stolz, Antonyme zu Stolz :

Stolz im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Entwicklung von Stolz

Stolz kann man nicht nur sehen als Laster. Gesunder Stolz ist auch eine Tugend, eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja gesunden Stolz in dir stärker werden lassen. Gesunder Stolz ist ein gutes Gegenmittel gegen allzu große Nachgiebigkeit, gegen Minderwertigkeitsgefühle etc. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft "Gesunder Stolz" zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich gesunden Stolz kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein Mensch mit Selbstvertrauen zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Stolz ausdrückt. Stehe gerade. Zeige Haltung. Klopfe dir selbst auf die Schulter. Schreibe auf, was du alles kannst. Schreibe auf, was du alles erreicht hast. Überlege, was du alles beitragen kannst.
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle gesunden Stolz ". "Ich bin großartig. Gott hat mir so viele Talente gegeben. Ich habe so viel beizutragen".

Vortragsmitschnitt zu Stolz - Audio zum Anhören


Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Stolz, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Stolz

Eigenschaften im Alphabet nach Stolz

Weblinks

Literatur

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