Antahkarana

Aus Yogawiki

Antahkarana (Sanskrit: अन्तःकरण antaḥ-karaṇa n.) wörtl: "inneres" (Antar) Instrument (Karana)", inneres Funktionsgefüge der Psyche, inneres Organ; Bereich der inneren Sinne des Menschen (Antarindriya). Es ermöglicht dem Menschen zu denken, zu empfinden, zu unterscheiden und zu erinnern. Das Antahkarana besteht aus:

Identifikation? Antahkarana im Yoga

Als Manifestation der Urnatur (Prakriti) ist Antahkarana an sich leblos. Weil das Bewusstsein des Selbst, (Atman), sich in ihm reflektiert, erscheint es als aktiv und tätig. Ahamkara ist das Ego, der Ich-Gedanke. Buddhi ist verantwortlich für das Fällen von Entscheidungen. Dazu werden Intellekt, Vernunft und Wille benötigt, was ebenfalls ein Teil von Buddhi sind. Manas, das Denkprinzip sorgt für Unentschlossenheit, die durch die Wechselwirkung von einfachem Denken, Wahrnehmung und Gefühlen entsteht. Chitta hilft, uns zu erinnern. Dabei spielt unser Unterbewusstsein, Gedächtnis, unsere Fähigkeiten und Ängste eine wichtig Rolle.

Im Vedanta ist Chitta nur ein Bestandteil des Geistes, wohingegegen es in der Sankhya Philosophie für den ganzen Geist steht. Der Begriff Geist(Chitta) umfasst alle psychologischen Phänomene wie Gefühle, Wahrnehmungen, Denken, Urteilen, Unterscheiden, Vorstellen und ebenso alle Aktivitäten des Unterbewussten. Chitta umfasst also Manas (Wahrnehmung), Buddhi (Unterscheidung) und Ahamkara (Ego).

Video - Antahkarana - Die vier Teile des Geistes

Sukadev über Antahkarana

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Antahkarana

"Antar" heißt "Inneres", "Karana" heißt "Instrument", Organ. Antahkarana ist das innere Organ, im Gegensatz zu Bahirkarana, das äußere Organ. Das äußere Organ, das äußere Instrument, ist der physische Körper. Das innere Instrument ist das Gemüt, die Psyche. In Wahrheit bist du Atman, das höchste Selbst. Dieser Atman drückt sich aus durch den physischen Körper, das äußere Instrument, und durch die Psyche, das innere Instrument.

Antahkarana als Ausdruck wird vor allem im Vedanta-System verwendet. Vedanta, die Philosophie des Absoluten. Shankaracharya verwendet Antahkarana insbesondere im Viveka Chudamani und auch in anderen seiner Schriften. Shankara sagt, dass Antahkarana aus vier Teilen besteht: Chitta (Erinnerung, Gedächtnis), Manas (Denkvermögen und das bewusste Denken und Fühlen), Buddhi (das ist die Vernunft, der freie Wille, die Urteilskraft) und Ahamkara (das Ego oder Ich-Macher). Antarkarana ist also das innere Instrument.

Das drückt auch aus: Identifiziere dich nicht mit deiner Psyche. Du bist nicht das Denken, du bist nicht das Fühlen, du bist nicht die Persönlichkeit. Du bist weder handwerklich, noch künstlerisch, noch usw. Du hast ein inneres Instrument, und du hast ein äußeres Instrument. Und mit diesen Instrumenten kannst du einiges tun, aber deine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Identifiziere dich nicht mit Antahkarana, dem inneren Instrument, sondern identifiziere dich mit deinem höchsten Selbst. Identifiziere dich auch nicht mit Bahishkarana, deinem äußeren Instrument, deinem physischen Körper.

Wisse, du bist das unsterbliche Selbst, Atman. Antahkarana ist aber wichtig, ein inneres Instrument. Und es ist wichtig, dass du dein inneres Instrument auch entwickelst. So ähnlich ist es auch, wenn du eine Säge hast, um Holz zu sägen. Dann ist diese Säge dein Instrument, dein Werkzeug. Und dann musst du darauf achten, dass die Säge geschärft ist und dass die Säge gut ist. Achte darauf, dass du deinen Geist entwickelst, deine Psyche, deine Fähigkeiten. Es ist gut, Konzentrationsfähigkeit zu entwickeln, Gedächtnis zu entwickeln, die Fähigkeit, mitfühlend zu sein usw. Es ist gut, seine Talente zum Ausdruck zu bringen und eben auch als Werkzeug zu nutzen, um Gutes zu bewirken.

Aber sei dir bewusst, Antahkarana bleibt Instrument. Nicht du bist das Instrument, sondern es ist ein Instrument. Dein Denken, dein Fühlen, dein Verstand, dein Gedächtnis, all deine Fähigkeiten, all das ist Instrument, ist Werkzeug. Werkzeug deiner Seele, Werkzeug, um dein Karma auszuarbeiten, Werkzeug, um zu erkennen, Werkzeug, um Gutes zu bewirken, deinem Dharma, deiner Bestimmung, gerecht zu werden. Und letztlich Werkzeug, dass die Seele wieder zurückkehren kann zu sich selbst, sich selbst erfahren kann als die Weltenseele. Antahkarana heißt also inneres Organ, inneres Instrument, Gemüt, Psyche.

Antahkarana – das Raja Yoga Modell des Geistes

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev

Heute möchte ich das ganze Raja Yoga System zur Gelassenheit auf eine höhere theoretische Grundlage heben und zwar in der klassischen Terminologie des Raja Yoga. Ob du diese nachher verwendest, sei dir selbst überlassen. Du kannst auch mit diesem System des Königs und der Minister arbeiten, ohne auf die klassische Sanskritterminologie zurückzukommen. Aber ich bin nun mal Yogalehrer, Yoga-Ausbilder und mein Hauptkonzept ist nun mal das Raja Yoga, und ich möchte insbesondere denjenigen unter euch etwas mehr darüber erzählen, die auch mit diesen Sanskritausdrücken arbeiten wollen. Raja Yoga, also der "Yoga des Königs", der Geisteskontrolle, wie oft gesagt wird, Yoga des geschickten Umgangs mit dem Geist, Yoga der Steuerung des Geistes, hat drei Wurzeln:

Die erste ist Yogasutra von Patanjali, geschrieben vor etwa 2000 Jahren plus/minus ein paar Jahrhunderte. Manche Autoren sagen, Patanjali muss vor Buddha gelebt haben, die Mehrheit sagt, Patanjali kam nach Buddha. Klar ist, buddhistische Lehren des Buddha selbst und die Lehren von Patanjali haben sehr große Ähnlichkeiten. Die zweite Wurzel ist Samkhya, oder das Samkhya-System, wie es Kapila entwickelt hat.

Samkhya-System ist ziemlich sicher älter als Yogasutra von Patanjali und ist ziemlich sicher auch älter als das buddhistische System. Die Psychologie des Yogasutra von Patanjali gründet auf dem Samkhya-System. Drittens, die Vedanta Psychologie, wie sie in Shankaracharyas Schriften beschrieben wird. Shankara, ein großer Meister um 800 n.Chr., hat das Jnana Yoga Psychologiesystem systematisiert und daraus auch Handlungsanleitungen abgeleitet, wie man mit seinem Geist umgehen kann. Shankara hat auch einen Kommentar geschrieben zum Yogasutra und dabei die Terminologie von Samkhya und Vedanta miteinander verschmolzen. Seit diesem Kommentar von Shankara zum Yogasutra verschmelzen eben Vedanta- und Samkhyaterminologien.

Der Ausdruck „Raja Yoga“ selbst wird zwar meist identifiziert mit dem Ashtanga-Yogasystem von Patanjali, der Ausdruck „Raja Yoga“ wurde aber höchstwahrscheinlich erst in den Hatha Yoga Schriften, z.B. der Hatha Yoga Pradipika vor ca. 1000 Jahren verwendet. Und dort bezog er sich gleich auf alle geistigen, psychologischen Yoga Arten. Gut, das war jetzt ein bisschen Fachkauderwelsch und mehr gedacht für die Menschen, die sich ein bisschen auskennen. Dieses Raja Yoga System, jetzt in der Verbindung von Yogasutra und Vedanta Psychologie von Shankara, hat ein gewisses Bild des Geistes entwickelt, ein Konzept des Geistes, ein Modell des Geistes, das man auch als Bild darstellen kann.

Du bist das unsterbliche Selbst, Atman, das höchste Selbst, auch "Purusha" genannt, Bewusstsein. Du bist Satchidananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit. Du bist, Sat, und du bist Bewusstsein, Chid, und du bist Ananda, Freude, du bist Wonne. Du bist in dir selbst vollständig. Und dieses Selbst hat ein Antahkarana und ein Bahirkarana. Antahkarana ist das innere Instrument, Bahirkarana ist das äußere Instrument. Du willst nämlich in dieser Welt, um Erfahrungen zu machen. Du willst in dieser Welt etwas bewirken, du willst Kräfte entfalten, und natürlich willst du dann wieder deines wahren Selbst bewusst sein.

Um all das zu machen, hast du Instrumente, Werkzeuge, Fahrzeuge. Das innere Instrument, Antahkarana, ist dein Geist, die Psyche. Das äußere Instrument, Bahirkarana, ist dein physischer Körper. Du kommunizierst mit der Welt über Antahkarana und Bahirkarana. Gut, was ist dein inneres Instrument? Dein inneres Instrument besteht wiederum aus vier Teilen.

Da ist zunächst mal Ahamkara, der Ichmacher, das Ego. Dann ist als zweites Buddhi, der Intellekt, die Vernunft, der Wille, die Urteilskraft, das Unterscheidungsvermögen. Da ist als drittes Manas, das einfache Denkprinzip oder das Denkprinzip, dort ist das einfache Denken, dort ist Wahrnehmung, dort sind die Gefühle. Auf Manas spielt sich das ab, dessen du dir bewusst bist. Man kann auch sagen, Manas ist wie die Arbeitsfläche oder der Arbeitsspeicher deines Geistes. Und als viertes hast du Chitta. Chitta, in diesem Sinne verstanden, ist das Unterbewusstsein. In deinem Unterbewusstsein sind Gedächtnis, Wünsche, Fähigkeiten, Ängste usw.

Dort sind Anliegen, man würde sagen, dort sind auch deine Minister angesiedelt, deine inneren Kräfte, deine Mitarbeiter. Was heißt das jetzt konkret? Im Manas geschieht ständig alles Mögliche, all das, was du dort bemerkst. Wenn du jetzt in deinen Geist hineinschaust, da sind irgendwelche Bilder, da sind irgendwelche Worte, da sind Gefühle usw. Dort kommen Sinneswahrnehmungen, und dort fängst du auch an, etwas zu tun. In diesem Manas passiert also alles Mögliche.

In dieses Manas strömen Sinneswahrnehmungen hinein von der äußeren Welt. Zu diesem Manas kommen aus dem Chitta alle möglichen Informationen. Und dann gibt es Buddhi, die dann Entscheidungen trifft. Jetzt kommt noch eines dazu, nämlich Ahamkara. Ahamkara, der Ichmacher, das Ego, das sich identifiziert. Das Ego kann sich jetzt identifizieren mit einzelnen Wahrnehmungen, und es kann sich identifizieren mit Gefühlen, es kann sich identifizieren mit bestimmten Gedanken, es kann sich auch identifizieren mit Buddhi. Oder das Ahamkara kann sich sehr durchlässig machen.

Das Modell geht noch weiter, aber zunächst mal ein Beispiel. Angenommen, du gehst jetzt die Straße entlang und du siehst deinen Lieblingsnaturkostladen auf der rechten Seite. Und du siehst ihn, also, du kannst sagen, die physische Welt macht sich über Sinneswahrnehmungen im Manas bemerkbar. Dann kommt etwas aus dem Chitta. Aus dem Chitta heraus kommt der Wunsch, sofort etwas zu essen. Du erinnerst dich nämlich an diesen wunderbaren Nougatriegel aus biologischem Anbau mit Vollrohrzucker.

Und sofort kommt die Neigung, dort hineinzugehen. Jetzt meldet sich aber noch jemand und der sagt: „Ich bin schon zu dick geworden. Auch Bionougattaler sind hochkalorisch.“ Jetzt bist du im Konflikt: „Soll ich da hineingehen? Soll ich nicht hineingehen?“ Dann meldet sich die Vernunft und will vermitteln. Jetzt kommt es auf mehrere Sachen an. Erstens, Ahamkara, das Ego, womit identifizierst du dich? Wenn du sagst, „ich will einen Nougattaler“, und du sagst, „ich sollte aber keinen haben“, dann identifizierst du dich mit dem unterbewussten Wunsch nach einem Nougattaler und das „Sollte“ kommt wie eine Art Überich hinein.

Stattdessen kannst du anders damit umgehen. Du kannst dir erst einmal bewusst machen: „Ich bin Atman, das unsterbliche Selbst, Satchidananda, Sein, Wissen, Glückseligkeit.“ Dann kannst du sagen: „Und ich bemerke in mir, dass dort ein Wunsch ist. Dieser Wunsch ist Ausdruck des Wunsches des Geistes, etwas Schönes zu haben, ist auch Wunsch, sich zu ernähren usw. Dieser Wunsch kommt an die Oberfläche.“

Du bemerkst, wie sich dort das Ego damit identifiziert, aber du sagst: „Nein, ich bin nicht der Wunsch.“ Du bemerkst ein zweites Anliegen aus deinem Unterbewusstsein, du bemerkst, da ist auch der Wunsch, schlank zu sein, gesund zu sein, dynamisch zu sein. Du etablierst jetzt Buddhi als Führungspersönlichkeit, als König, und sagst: „Was soll ich jetzt machen?“ Und du lässt die verschiedenen Anteile deines Unterbewusstseins miteinander kommunizieren. Du gehst noch weiter. Du spürst nochmals tief in deinen Körper hinein und fragst: „Ist da noch etwas anderes, was sich bemerkbar machen will?“

Und auf diese Weise trittst du in Kontakt mit den Anteilen deines Unterbewusstseins, du bringst also die verschiedenen Anteile des Unterbewusstseins ins Manas, ins Bewusstsein hinein, du schaust sie dir an, und du triffst jetzt eine Entscheidung. Und du triffst jetzt mehrfache Entscheidungen. Die erste Entscheidung ist, was tust du, und die zweite Entscheidung ist, wie gehst du mit deinem Chitta weiter um. Nehmen wir an, die erste Entscheidung, die du triffst, ist, du isst jetzt keinen Nougatriegel oder Nougattaler, sondern du gehst einfach weiter.

Die zweite Entscheidung ist, du dankst deinem Unterbewusstsein für das Mitwirken, du dankst auch dem Minister für Gemütlichkeit, wenn du ihn so nennen willst, oder denjenigen, der dafür sorgen will, dass du mit Kalorien ausreichend versorgt bist, und jetzt überlegst du, denn dieser Minister will ja auch belohnt werden: Was kannst du sonst noch machen? Du kannst dich z.B. auf bewussten Atem konzentrieren, du kannst dir einen schönen Himmel anschauen, du kannst dir einen Baum anschauen, du kannst ein Mantra wiederholen, und so gehst du weiter. Wichtig ist eben auch, dass du auch ein Gefühl von Befriedigung erfährst, auch ohne, dass du den Nougatriegel gegessen hast.

Nochmals die wichtigen Ausdrücke: Atman, dein Selbst, sich manifestierend als Satchidananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit. Buddhi, die Vernunft, Wille, Urteilskraft, auch die Entscheidungsfähigkeit. Letztlich kannst du sagen, Atman verbindet sich mit Buddhi und etabliert sich so als Führungspersönlichkeit, als Raja, als König. Darüber kannst du Ahamkara-Fallen vermeiden, dass du dich mit etwas identifizierst. Du nimmst wahr, was sich im Manas manifestiert und verstehst so auch die unterbewussten Kommunikationsmittel deiner Psyche.

Du nimmst Kontakt auf mit den Anteilen deiner Psyche, die sich im Manas manifest machen. Du entscheidest, wie du handelst, und du entscheidest auch, wie du mit deiner Psyche weiter umgehst. Dieses Modell geht aber noch weiter, denn es ist ja ein Modell des Raja Yoga, der auch feinstofflichen Dingen Rechnung trägt. Du bekommst nicht nur Eindrücke über die Sinneswahrnehmungen und aus dem Unterbewusstsein, sondern du hast auch feinstoffliche außersinnliche Wahrnehmung. Es gibt so etwas wie morphogenetische Felder oder wie Akasha Chronik, wie eine Gedankenwelt.

Man kann sagen, du hast eine außersinnliche Wahrnehmung, oder man kann es auch banaler ausdrücken, eine Intuition, und auch diese Intuition macht sich bemerkbar. Daher auch immer der Schritt, wenn du Entscheidungen treffen willst, fragst du nicht nur deine eigenen inneren Anteile aus dem Chitta, sondern du spürst auch in den anderen Menschen hinein, du spürst auch in die Situation hinein, und so bekommst du auch zusätzlich ein Wissen über den Menschen. Du beziehst also dein eigenes Wissen aus dem Unterbewusstsein mit ein.

Indem du dich auf die Menschen und die Situation konzentrierst, mit denen du zu tun hast, nimmst du auch deren Anliegen mit auf. Zum nächsten, du handelst nicht nur mit deinen Handlungen, sondern du handelst auch mit deiner Gedankenkraft. Du kannst dich auch entscheiden, auf eine bestimmte Weise zu denken und bestimmte Gedanken dorthin zu schicken. Du kannst z.B. auch Wohlwollen schicken. Du kannst dir Situationen visualisieren und vorstellen.

Diese wirken, laut Yogapsychologie, nicht nur in dir, sie wirken auch auf die Situation, auf die Menschen an sich. Und selbst wenn du dir vorstellst, dass das mit dieser feinstofflichen Wahrnehmung und mit dieser Gedankenkraft nicht allzu stark ist, in jedem Fall kannst du dir bewusstmachen, das Hineinversetzen in einen anderen Menschen hilft deiner Intuition. Und auch deine Gedankenkraft einzusetzen, hilft mindestens deine psychische Klarheit zu verbessern und innerlich Kraft zu spüren.

Also, nochmals die wichtigen Ausdrücke: Atman, das Selbst oder auch Purusha, deine wahre Natur, genannt. Dieser Atman wird auch Satchidananda genannt. Und dieser Satchidananda manifestiert sich auch als die höhere Intuition, auch das kannst du manchmal spüren. Das wäre noch eine zusätzliche Dimension. Nicht nur nimmst du Kontakt auf mit deinem Unterbewusstsein, nicht nur nimmst du Kontakt auf mit dem Ereignis und mit den anderen Menschen, du nimmst auch Kontakt auf mit deinem höheren Selbst, du nimmst auch Kontakt auf mit Gott.

Indem du dies tust, hast du eine vollständige Öffnung. Dann gibt es Buddhi. Buddhi, die Vernunft, der Intellekt, letztlich der innere König, die Führungspersönlichkeit. Diese etablierst du. Diese nimmt Kontakt auf, wie eben gesagt, mit der Situation an sich, mit den Menschen, erst mal vom Logischen her, von der Wahrnehmung, als zweites von der Intuition, nimmt Kontakt auf mit Chitta, dem Unterbewusstsein, nimmt Kontakt auf mit dem Atman, dem höheren Selbst, ist sich der Identifikationen bewusst, löst sich von den Identifikationen und trifft dann Entscheidungen. Trifft Entscheidungen für die Situation, für den Umgang mit den Menschen und der Person, trifft Entscheidungen, wie du mit deinen inneren Wahrnehmungen und mit deinen inneren Anteilen umgehst.

Versuche, im Alltag das nochmals genauer zu überlegen. Ich gebe vielleicht doch nochmal ein praktisches Beispiel. Angenommen, du öffnest die Augen, und du siehst jetzt vor dir etwas. Auf dem Boden siehst du z.B. etwas. Du fragst dich: „Was ist das?“ Du schaust dorthin und stellst fest, es ist irgendetwas Grünes. Du schaust genauer hin und erkennst: „Ah, das ist ein Blatt.“ Was ist passiert bis dorthin? Von einem äußeren Objekt, dem Blatt, sind Sinneseindrücke gekommen, zunächst mal als optische Wellen und diese Lichtwellen sind in dein Auge gegangen, die Linse hat erst mal das Ganze auf den Kopf gestellt, verkleinert, diese Lichtwellen sind auf die Netzhaut gegangen, die Netzhaut hat das umgewandelt in elektromagnetische Impulse, in Nervenimpulse.

Die Nerven geben diesen elektrischen Impuls weiter. Der geht ins Hirn, das Hirn schafft ein bestimmtes Muster von Erregung von Nervenzellen. Diese werden wahrgenommen vom Manas. Es entsteht zunächst mal ein Bild dort. Dann kommt sofort Buddhi und fragt: „Was ist das?“ Als Konsequenz werden alle möglichen Eindrücke aus dem Unterbewusstsein dort hervorgerufen, alles, was ungefähr so grün ist oder so groß ist oder so einen Umriss hat. Das geht sehr schnell. Dann entscheidet die Buddhi: „Das ist ein Blatt.“ Dann identifiziert sich Ahamkara damit und sagt: „Ich weiß, es ist ein Blatt.“ Atman nimmt das Ganze wahr.

Jetzt geht es aber vielleicht weiter. Es geht dann weiter: „Was für ein Blatt ist es?“ Und plötzlich erinnerst du dich, dass du deiner Frau versprochen hattest oder dass du heute Morgen gedacht hattest, du bringst deiner Frau eine Rose mit. Eine Rose hat auch Blätter und dieses Blatt, das du dort siehst, erinnert dich an das Gespräch über die Rose. Sofort meldet sich da aus dem Chitta ein schlechtes Gewissen:

„Oh, ich hätte es fast vergessen.“ Sofort identifiziert sich das Ganze und sagt: „Oh, ich bin ein schlechter Ehemann, ich habe wieder vergessen, jetzt zu diesem wichtigen Anlass meiner Frau eine rote Rose mitzubringen.“ Sofort meldet sich aus Manas heraus: „Ja, das kannst du ja noch machen, es ist noch nicht zu spät.“ Buddhi entscheidet: „Ja, ich kaufe noch schnell eine Rose.“ Schließlich kommt wieder Ahamkara: „Ah, habe ich doch noch gut gemacht.“ All das passiert auf zum Teil unterbewussten Ebenen, zum Teil auf bewussten Ebenen.

Nimm das Ganze wahr, sei dir bewusst, du bist Atman, Selbst, Satchidananda, Sein, Wissen, Glückseligkeit, Buddhi, die Führungspersönlichkeit, Raja, der König. Ahamkara, das Ego, das sich immer wieder mit irgendetwas identifiziert. Manas, das Denken, Fühlen, Wahrnehmen, welches alles andere reflektiert. Chitta, das Unterbewusstsein, mit seinem Gedächtnis, seinen Wünschen, seinen Fähigkeiten, seinen Anliegen usw. Und Manas nochmals, auf der Ebene des Manas sei dir bewusst, wie sich dort alle Anteile des Chitta manifestieren, verstehe die Sprache des Chitta. Sei dir bewusst, wie die Sinneswahrnehmungen kommen. Sei dir bewusst, wie sich Buddhi und Ahamkara einmischt. Versuche auch, mehr Zugang zu finden zur Intuition und außersinnlichen Wahrnehmung. Lerne es, zu handeln, nicht nur durch den physischen Körper, Bahirkarana, sondern auch durch deine Gedankenkraft.

Viveka Chudamani - Antahkarana das innere Instrument

Geh geschickt mit dem inneren Instrument um und identifiziere dich nicht

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 93 von Sukadev Bretz -

Das innere Instrument („antakarana“) setzt sich zusammen aus dem einfachen Denkprinzip („manas“), aus dem Intellekt („buddhi“), aus Ego/Ich-Bewusstsein („ahaṁkriti“) und dem Unterbewusstsein/Gedächtnis (chitta). Manas heißt denken mit Vorstellungen, Willensimpulsen und Zweifeln. Buddhi ist die intuitive Erkenntnis, weil sie die Eigenschaft hat, die innere Wahrheit zu finden.

Bisher hat Shankaracharya über den physischen Körper gesprochen. Der physische Körper ist das äußere Instrument, das Objekt der Erfahrung. Dort sind die Sinne angelegt. Der Körper geht durch Geburt, Wachstum, Alter und Tod. Aber es gibt auch das innere Instrument. Das innere Instrument ist die Psyche.

Die Psyche - Das innere Instrument

Die Psyche besteht aus vier Teilen:

Wenn du Raja Yoga kennst, bist du jetzt vielleicht etwas verwirrt. Denn im Raja Yoga ist citta der Überbegriff und das ist die gesamte Psyche. Was im Raja Yoga als chitta beschrieben wird das ist im Vedanta Antahkarana. In diesem Sinne ist citta im Vedanta ein Teil des Antahkarana. Es sind also vier Teile.

Beispielablauf des inneren Instruments

Als Beispiel zeige ich dir etwas und du kannst überlegen was das ist. Wenn du das siehst und ein Bild in deinen Geist kommt, dann ist das eine vritti, eine Gedankenwelle und diese Bild ist dann eine Funktion der manas. Also erst wahrnehmen, überlegen, zweifeln, vielleicht auch ein Gefühl damit zu haben, all das ist manas. Manas ist einfaches denken, fühlen, zweifeln, wahrnehmen, Bild und Klang. Letztlich kann man sagen manas ist typischer Weise Worte, Bilder, Gefühl manchmal auch Geruch und Geschmack. Dann holt manas aus dem citta frühere Informationen ab. Was könnte es sein? Wie sieht das aus? Dann kommen verschiedene Bilder. Dann kommt buddhi ins Spiel und der entscheidet: Das muss ein Schutz für das Mikrofon sein. Dann sagt Ahamkara: Ich weiß das ist ein Schutz für das Mikrofon. Das ist es auch.

Vier Aspekte des Geistes, einfaches wahrnehmen und fühlen, Bild und Worte dazu, das ist mannas. Das Unterbewusstsein auszusprechen und entsprechende Erfahrungen herauszuholen ist chitta. Entscheiden was etwas ist, das ist buddhi. Sich damit zu identifizieren ist ahamkara. Alle vier zusammen ist Antahkarana, der menschliche Geist. Du kannst noch einmal darüber nachdenken.

Raja Yoga versus Jnana Yoga

Natürlich geht es im Raja Yoga diese gut zu nutzen. Im Jnana Yoga geht es darum das zu erkennen und zu erkennen, ich bin nichts von diesen vier. Im Jnana Yoga spielt buddhi, der Intellekt eine besondere Rolle.

Viveka - eine Funktion von Buddhi

Viveka ist eine Funktion von buddhi. Buddhi sollte die Führungskraft sein und sollte sich lösen von ahamkara, Ich-Gefühl. So wie ich vorhin sagte, du könntest wahrnehmen dich aber von voreiligen Schlüssen, Beurteilungen hüten. Buddhi kann einen Moment nachfragen: Stimmt das auch? Wenn du denkst, der mag mich nicht, kann buddhi sagen: Woher weißt du das? Löse dich davon. Im chitta sind die ganzen Wünsche und die ganzen Handlungstendenzen, Selbstzweifel und Persönlichkeit diese gehen in manas hinein. Es kommen dann Emotionen hoch. Buddhi kann sagen: Ich lasse mich davon nicht beherrschen. Ahamkara kann sich entscheiden und sagen: Ich will das und das. Ich bin ärgerlich. Ich bin verletzt worden. Manas gibt irgendwelche Informationen, Vorschläge und Zweifel. Ahamkara kann sich damit identifizieren. Buddhi kann sagen: Ich folge dem nicht. Nein. Ich bin das nicht.

Schau hinter die Spiele des inneren Instruments

Versuche selbst dieses Spiel dieser vier Aspekte des inneren Instrumentes zu sehen. Manas einfaches Denken, Fühlen, Worte, Bilder. Citta das Unterbewusstsein mit Handlungstendenzen, Gedächtnis, Erinnerungen. Ahamkara die Identifikation das Ich-Bild. Buddhi das Verständnis, Erkenntnis, Vernunft, Urteilskraft, der freie Wille.

Antahkarana अन्तःकरण antaḥ-karaṇa Aussprache

Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Antahkarana, अन्तःकरण, antaḥ-karaṇa ausgesprochen wird:

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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