Weichheit
Weichheit : Was bedeutet das Wort Weichheit? Woher stammt das Wort? Wozu ist Weichheit gut? Was die Grenzen? Was sind Synonyme, was Antonyme von Weichheit? Hier gleich eine Kurzdefinition: Weichheit ist die Eigenschaft des weich seins. Weich bedeutet "nicht hart, nachgebend, biegsam, zart". Ein Material kann Weichheit besitzen: Z.B. hat Kerzenwachs Weichheit, wenn er aufgewärmt wird. Auch die Erde kann weich sein, während Fels hart ist. Man spricht auch von der Weichheit des Herzens und des Charakters.
Weichheit ist ein Aspekt der Liebe und des Mitgefühls. Allerdings kann Weichheit auch gute Entscheidungen verhindern. Weichheit ist manchmal der Entschlusskraft und der Gerechtigkeit wie auch des Durchsetzungsvermögens hinderlich. Andererseits macht gerade die Weichheit menschlich. Übermäßige Weichheit ist nicht gut, zu viel Nachgiebigkeit ist nicht gut. Bedingungslose Härte ist auch nicht gut. Es gilt, einen Weg zwischen Weichheit und Härte zu finden.
Weichheit als hilfreiche Tugend
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Weichheit und Ayurveda
Weichheit ist eines der vielen Gegenmittel und Vorbeugungsmaßnahmen gegen Burnout. Ich habe schon vieles gesprochen über Burnout als Pitta-Störung, aber es gibt auch Burnout als eine Form der Kapha-Störung. Es gibt ja zwei verschiedene Kapha-Typen von Ayurveda her.
Kapha ist das Prinzip der Erde und des Wassers und da gibt es zwei Arten von Kapha-Typen. Es gibt zum einen den reinen Kapha-Typ, das ist so der weiche, der gemütliche, der es sich gut gehen lassen will, der es ein bisschen bequem haben will, das ist eine Art von Kapha-Typ. Dann gibt es aber auch die zweite Art von Kapha-Typ und die zweite Art Kapha-Typ ist so der Regelorientierte, der sagt: „So muss es sein und nicht anders. Das haben wir schon immer so gemacht und im Abteilungshandbuch, Seite 26 steht das. Und vor zwei Jahren haben wir das und das ausgemacht. Und der Termin steht soundso und das und das muss beachtet werden. Und das macht man nicht.“
Das sind die Leute, wenn weit und breit kein Auto zu sehen ist und auch kein Kind zu sehen ist und du über die Straße gehst und es ist rot und du gehst drüber und dann hörst du im Hintergrund jemand, der sagt: „Es ist rot.“ Das sind dann diese speziellen Menschen, denen Regeln und Gesetze besonders wichtig sind. Solche Menschen sind wichtig.
Angenommen, du bist jemand, der das Ganze etwas sanfter sieht und dem Regeln nicht so ganz so wichtig sind, irgendwie weißt du ja trotzdem, ohne Regeln geht es nicht, wenn Menschen über einer bestimmten Menge von Individuen zusammenleben, dann braucht es Regeln. Ansonsten gibt es natürlich ungeschriebene Regeln, jede menschliche Gesellschaft kennt Regeln, auch in jedem Rudel von Tieren gibt es eingespielte Regeln, in jedem Affenrudel gibt es Regeln, in jedem Ameisenhaufen. Sowie mehrere Lebewesen zusammen sind gibt es Regeln und sogar Einzellebewesen haben bestimmte Regeln, irgendwo die ganze Natur beruht auf Regeln.
Aber der Mensch hat vielleicht mehr noch als andere Lebewesen die Neigung, auch kreativ zu sein und Neues zu machen, sich eben nicht an Regeln zu halten. Aber damit Zusammenleben geht, braucht es auch Regeln. Und so gibt es Menschen, denen sind Regeln ganz besonders wichtig und die werden manchmal etwas starr. Und in der Starrheit der Regeln können sie manchmal irgendwo in Frustration kommen, sie beharren zu sehr darauf. Die Situationen ändern sich, die Menschen ändern sich und sie versuchen, sich krampfhaft an diese Regeln zu halten, sie werden starren, sie werden härter, sie werden hartherziger, andere wenden sich von ihnen ab, sie bekommen einen Ruf, der nicht so gut ist und schließlich geraten sie dort in Verzweiflung und irgendwann ins Burnout.
Solche Menschen, die diese starre Regelhaftigkeit haben, die brauchen auch wieder Weichheit. Gar nicht mal selten sind die Menschen, die so starr sind, nicht einfach nur starr von Natur aus, sondern die haben vielleicht ein inneres emotionales Chaos, und um mit dem Chaos fertigzuwerden, strukturieren sie mehr. Ich kannte z.B. einen Menschen, der hat sehr viel bewirkt bei Yoga Vidya, der war ein sehr verträumter Mensch, er war ein Mensch, der sehr weich sein konnte, sehr mitfühlend, aber im Alltag war er sehr regelbewusst gewesen und wollte immer Prozeduren etablieren, er wollte immer wissen, was man genau von ihm erwartet.
Was tun wenn man selber zu hart ist?
Und wenn man ihm etwas gesagt hat, hat er erwartet, dass das auch in einem halben Jahr noch so ist. Er hat sehr viel Gutes bewirkt, aber es gab auch Phasen, wo er mit starker Regelhaftigkeit irgendwo an Grenzen gestoßen ist und dort sich anderen irgendwo entfremdet hat. Und da war die Weichheit dann wichtig, die er eigentlich in sich hatte. So ähnlich auch, die meisten haben diese Weichheit und sie müssen sie auch leben. Und so kannst du dir selbst überlegen, bist du jemand, der vielleicht sehr stark regelorientiert ist? Bist du deshalb jemand, der starke Ansprüche an sich und andere hat? Wirst du oder werden andere diesen Ansprüchen vielleicht nicht gerecht? Bist du deshalb frustriert? Führt dich das deshalb irgendwo in das Gefühl der Erschöpfung und Sinnlosigkeit?
Dann überlege, wie kannst du mehr Weichheit umsetzen, wie kannst du weicher sein? Welcher weichere Teil deiner Natur will gelebt werden? Spätestens dann nämlich, wenn du zum Zusammenbruch gekommen bist und du festgestellt hast, auch du bist nicht jemand, der seinen eigenen Ansprüchen gerecht werden kann, spätestens dann, wenn du in die Hilflosigkeit kommst, wenn du auf Hilfe von anderen Menschen angewiesen bist, dann bekommst du mehr Weichheit. Das ist manchmal auch die Funktion einer Krankheit, z.B. sogar einfach eine Erkältung.
Jemand erwartet sehr viel von anderen, wird dort irgendwie kaltherzig und hart und lästert vielleicht, dass andere irgendwo so schwach sind, wenn du eine Grippe hast mit 39 Fieber, plötzlich bekommst du große Weichheit und hoffentlich wirst du danach freundlicher und mitfühlender gegenüber anderen. So überlege, ob du diese Weichheit in dir besser leben solltest und falls dein Partner, deine Partnerin oder Kollege oder Freund, Freundin unter drohendem Burnout leidet, vielleicht kannst du ihn oder sie irgendwie dazu anregen, ob er oder sie seine Weichheit nicht etwas mehr leben will. Das kann ein gutes Gegenmittel sein.
Natürlich, alles hat seine Grenzen, zu viel Weichheit bringt auch nichts, Menschen wollen auch Orientierung und auch du willst etwas bewirken. Wenn ich z.B. an meine früheren Leitungspersonen denke, ich war ja auch früher in einer spirituellen Gemeinschaft, wo ich sehr jung war, dort hatte ich Menschen, die mich angeleitet hatten, und diejenigen, die streng waren, auf die blicke ich heute noch mit besonderer Hochachtung, auf diejenigen, die sehr nachlässig waren und überweich waren, etwas weniger. Genauso auch, wenn ich an meine Schullehrer denke, das waren oft die strengen, die mich besonders gefördert haben und von denen ich am meisten gelernt habe. In diesem Sinne, eine gewisse Strenge und Klarheit kann gut sein, manchmal braucht es aber auch Weichheit.
Weichheit - Antonyme und Synonyme
Persönlichkeitsmerkmale und Tugenden versteht man am besten in ihrer Beziehung zueinander. Hier einige Hinweise, wie man Weichheit in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Weichheit - Synonyme
Ähnliche Eigenschaften wie Weichheit, also Synonyme zu Weichheit sind z.B. Behutsamkeit, Milde, Nachsicht, Toleranz, Rücksichtnahme.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Weichheit übertrieben kann ausarten z.B. in Kraftlosigkeit, Schwäche, Laschheit. Daher braucht Weichheit als Gegenpol die Kultivierung von Strenge, Striktheit, Nachdruck, Bestimmtheit.
Gegenteil von Weichheit - Antonyme
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Weichheit, Antonyme zu Weichheit :
- Positive Gegenteile von Weichheit, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Strenge, Striktheit, Nachdruck, Bestimmtheit.
- Negative Gegenteile von Weichheit, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Grobheit, Hartherzigkeit, Unerbittlichkeit, Barschheit, Rohheit.
Weichheit Antonyme auf einen Blick
Direktheit Antonyme (Gegenteile) auf einen Blick:
- Weichheit sind Strenge, Striktheit, Nachdruck, Bestimmtheit, Grobheit, Hartherzigkeit, Unerbittlichkeit, Barschheit, Rohheit.
Weichheit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Weichheit gehört zur Tugendgruppe 3 Liebe, Zuneigung, Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen, Großzügigkeit. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Liebe und Empathie
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Weichheit zum Persönlichkeitsfaktor A1 Verträglichkeit hoch: kooperativ, liebevoll, freundlich, mitfühlend
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Weichheit zur Grundverhaltenstendenz S - Stetigkeit, Mitgefühl, Teamfähigkeit
- Im Ayurveda zählt man Weichheit zum Kapha Temperament bzw. Dosha.
Entwicklung von Weichheit
Weichheit ist eine Tugend, die man stärken kann. Vielleicht willst du ja Weichheit in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Weichheit zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
- Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Weichheit ganz besonders stark zum Ausdruck bringen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein weicherer Mensch zu sein."
- Nimm dir vor, täglich mindestens etwas zu tun, was Weichheit ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Weichheit ".
- Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin weich ".
Affirmationen zum Thema Weichheit
Hier einige Affirmationen für mehr Weichheit. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen. Nicht alle unten aufgeführten Affirmationen passen - nutze diejenigen, die für dich stimmig erscheinen. Klassische Autosuggestion für Weichheit Hier die klassische Autosuggestion:
- Ich bin weich
Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich bin weich. Om Om Om.
- Ich bin ein Weicher, eine Weiche OM.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Weichheit Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin weich " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle Weichheit
- Ich werde weich
- Jeden Tag werde ich weicher
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Weichheit
Dankesaffirmation für Weichheit :
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag weicher werde.
Wunderaffirmationen Weichheit Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:
- Bis jetzt bin ich noch nicht sehr weich. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Weichheit entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
- Ich freue mich darauf, bald sehr weich zu sein.
- Ich bin jemand, der weich ist.
Gebet für Weichheit
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Weichheit :
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Weichheit.
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein weicher Mensch werde.
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Weichheit mehr und mehr zum Ausdruck bringe.
Frage dich: Was müsste ich tun, um Weichheit zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Weichheit zu entwickeln?
- Wie könnte ich weich werden?
- Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Weichheit
- Angenommen, ich will weich sein, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ich wäre weich, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Weichheit kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als weicher Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Siehe auch
- Tugend
- Raja Yoga
- Yoga Psychologie
- Sukadev spricht darüber wie Unbeugsamkeit in Verbindung zu einem Burnout interpretiert werden kann. Youtube Videos
Eigenschaften im Alphabet vor Weichheit
Eigenschaften im Alphabet nach Weichheit
Vortragsmitschnitt zu Weichheit - Audio zum Anhören
Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Weichheit, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden. Dieses Audio wird später eingefügt. Wir bitten um Verständnis
Liebe entwickeln Yoga Vidya Seminare
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