Spirituelles Wachstum

Aus Yogawiki

Spirituelles Wachstum ist die Aufgabe des Menschen auf dieser Erde. Du lebst, um spirituell zu wachsen. Spirituelles Wachstum geschieht zum einen durch die Erfahrungen, die dein Karma, dein Schicksal, dir schenkt. Dabei hast du die Aufgabe, die Lernlektionen bewusst anzunehmen. Zum anderen liegt es in deiner Verantwortung, bewusst spirituell zu praktizieren, damit du auf dem spirituellen Weg voranschreiten kannst.

Spirituelles Wachstum - erläutert vom Yoga Standpunkt aus

Spirituelles Wachstum geschieht manchmal allmählich, manchmal sprunghaft. Letztlich weiß nur Gott, wie weit du bist auf dem spirituellen Weg. Angenommen, du säst einen Samen, dann nutzt es nicht, den Samen jeden Tag herauszuziehen um festzustellen, ob es schon Wurzeln gibt und wie groß der Keim ist. Wenn du den Samen gesät hast, dann gilt es, ihn zu gießen und nach einer Weile zu düngen. Wenn der Keim aus der Erde kommt, muss man ihn schützen. Und dann nützt es auch nichts, den Fortschritt jeden Tag zu messen. Aber wenn es ein großer Baum wird, wirst du schon alle paar Monate merken, dass der Baum gewachsen ist.

So ist es auch mit dem spirituellen Wachstum: säe den Samen, indem du mit deiner spirituellen Praxis beginnst. Gieße den Samen, indem du regelmäßig weiterübst und dünge den Samen, indem du auch viele Praktiken machst. Schütze den spirituellen Keim, indem du die Dinge nicht tust, die deinem spirituellen Wachstum entgegengesetzt sind. Und so gehe den Weg und überlege nicht ständig: „Wie weit bin ich? Bin ich schon ausreichend weit gekommen oder nicht?“

Alle halbe Jahr, oder am Anfang vielleicht alle viertel Jahr, später jedes Jahr, halte mal inne und überlege: „Wie war mein spirituelles Wachstum in letzter Zeit? War ich regelmäßig in meiner spirituellen Praxis? Bin ich gewachsen in der Hingabe zu Gott? Bin ich gewachsen in der Liebe zu meinen Mitmenschen? Bin ich gewachsen in der Fähigkeit, Dinge und Herausforderungen anzugehen? Bin ich gewachsen in der Fähigkeit, immer wieder das Göttliche wahrzunehmen? Welches spirituelle Wachstum gab es in meiner Persönlichkeit? Welches spirituelle Wachstum gab es meiner spirituellen Praxis? Welche karmischen Herausforderungen habe ich gelebt, habe ich angenommen und bin daran gewachsen?“

Tipps für ein gutes spirituelles Wachstum:

Wenn du gutes spirituelles Wachstum haben willst, dann kannst du dich orientieren an den sogenannten „vier S“, das sind die vier Übungsaspekte, die notwendig sind:

1. Sadhana - spirituelle Praxis

Wenn du spirituell wachsen willst, dann musst du notwendigerweise täglich meditieren, weitere Übungen machen wie Asana und Pranayama. Spirituelle Praktiken brauchen schon mindestens 20 min am Tag. Yoga Vidya empfiehkt für den durchschnittlichen Mensch im Berufs – und Familienleben eine Stunde am Tag für seine spirituellen Übungen zu reservieren.

2. Sattva – Reinheit

Sattva bezieht ethisches Leben mit ein, aber auch einen spirituellen Lebensstil, zum Beispiel vegetarisch, ohne alkoholische Getränke, ohne Rauchen und so weiter. Also ein reines Leben, das braucht es auch für spirituelles Wachstum

3. Satsang – gemeinsame Praxis mit anderen

Ideal ist es, wenn du einen Ort hast, wo du einmal die Woche zum Beispiel zur Yogastunde, zur Meditation oder in die Kirche gehen kannst. Dann ist es gut ein, zweimal im Jahr mindestens fünf bis sieben Tage an einem Ort zu verbringen, der der spirituellen Praxis gewidmet ist, also ein Ashram oder ein Meditationszentrum. Und wenn es geht, ist es gut alle ein bis zwei Monate ein Wochenende mit intensiverer Spiritualität in einer spirituellen Umgebung zu leben. Das gehört alles zum Aspekt Satsang. Und es ist gut, jeden Tag aus einem Spirituellen Buch mindestens eine Minute etwas zu lesen. Auch das zählt zum Thema Satsang / spirituelle Gemeinschaft.

4. Seva – uneigennütziges Dienen

Wenn du spirituell wachsen willst, dann gilt es auch zu dienen. Du kannst zum einen in einer spirituellen Gemeinschaft dienen, du kannst karitative Werke mit begünstigen, du kannst dich engagieren in einem gemeinnützigen Verein. Oder du kannst auch sagen, den Beruf, den ich habe, den mache ich auch als Dienst und will alles den Menschen darbringen. Spirituelles Wachstum kommt nicht nur durch das, was du machst, sondern auch wie du es machst. Ja, es ist wichtig, dass du deine spirituellen Praktiken übst, einen reinen Lebensstil hast, dass du öfters mit anderen zusammen praktizierst, dass du etwas tust, was für andere gut ist. Aber mache das mit Liebe und mache es mit Hingabe. Es gibt verschiedene Einstellungen der Spiritualität. Du kannst es machen mit Gottesliebe, du kannst es machen mit Menschenliebe, du kannst es machen mit großer Bewusstheit und Achtsamkeit. Und du kannst es machen mit Sehnsucht nach der höchsten Verwirklichung. Aber sei dir bewusst, spirituelles Wachstum bedarf erstens einer konsequenten Praxis, und zweitens einer tiefen Einstellung. Und als drittes brauchst du für spirituelles Wachstum auch göttliche Gnade. Nicht alles liegt in deinen Händen. Vertraue auch auf die göttliche Gnade und lasse los.

Spirituelles Wachstum

Auf dem Yogaweg und in anderen spirituellen Traditionen sprechen wir von spirituellem Wachstum. Spirituelles Wachstum heißt, dass du das Göttliche zum einen stärker spürst und dass du zum anderen mehr das Gefühl hast, dass es dich leitet und dass dein Tun und Handeln von diesem Spirit beseelt sind. Spirituelles Wachstum bedeutet auch, dass du im Alltag stärker spürst, dass das Göttliche zu dir spricht und dass die Aufgaben im täglichen Leben letztlich Aufgaben sind, die der Spirit (das Göttliche) dir gibt.

Ausdruck vom Spirituellen Wachstum

Spirituelles Wachstum drückt sich auch aus, indem du mehr Freude dafür empfindest, spirituelle Praktiken zu machen und, dass du in den spirituellen Praktiken, wie den Asanas, den Pranayamas, der Meditation oder was auch immer deine spirituellen Praktiken sind, das Göttliche stärker spürst. Spirituelles Wachstum meint also, dass du diese göttliche Wirklichkeit intensiv spürst. Spirituelles Wachstum kann auch heißen, dass du im Umgang mit anderen Menschen tief in ihre Seele spürst, dass du im Anderen nicht den*die nervige*n Andere*n und nicht denjenigen*diejenige siehst, der*die etwas von dir will, sondern dass das Göttliche durch diesen Menschen zu dir spricht.

Spirituelles Wachstum führt auch dazu, dass du öfter in der Lage bist, innezuhalten und das Göttliche überall zu spüren. Es sorgt auch dafür, dass du in der Lage bist, deine Psyche etwas zu beherrschen, nicht auf jede Kritik gleich traurig oder wütend zu reagieren, dass du nicht nach jeder Niederlage gleich alles hinwerfen willst, sondern eine gewisse Gelassenheit in dir hast.

4 Aspekte des Spirituellen Wachstums

Swami Vishnudevananda hat gerne gesagt, wenn du herausfinden willst, ob du spirituell wächst, dann schaue zunächst einmal die folgenden vier Aspekte an:

Vairagya = Losgelösheit

Hast du mehr Losgelöstheit gegenüber den Wechselfällen des täglichen Lebens? Hast du mehr Wunschfreiheit erreicht? Bist du freier von [Wünsche]n, Emotionen und Erwartungen geworden?

Viveka = Unterscheidungskraft

Bist du in der Lage, auch intellektuell, hinter allem das Göttliche zu sehen? Bist du vom Intellekt her in der Lage, dir bewusst zu machen, dass es um tiefere Angelegenheiten geht?

Shatsampat = 6 edle Tugenden des Gleichmuts

Bleibst du gleichmütig, wenn Dinge schiefgehen? Bleibst du gleichmütig, wenn dich Menschen kritisieren? Bleibst du gleichmütig, wenn besondere Herausforderungen in dein Leben treten oder gerätst du sehr schnell in Verzweiflung?

Mumukshutva = Sehnsucht nach Befreiung

Es ist ein Zeichen spirituellen Wachstums, wenn du von tiefem Herzen her weiterwachsen willst und dich danach sehnst, gänzlich mit dem Göttlichen zu verschmelzen. Du bist auf einem guten spirituellen Weg, wenn du merkst, dass die Sehnsucht noch tiefer zu gehen, noch stärker wird.

Wahrnehmung vom Göttlichen

Spirituelles Wachstum beinhaltet aber auch, das Göttliche tatsächlich immer wieder in der Tiefe deines Wesens, im anderen Menschen, im Universum oder im Transzendenten zu erfahren. Spirituelles Wachstum heißt gleichsam, dass du dich öffnest und sagst: „Ich will ein Instrument sein, möge das Göttliche durch mich hindurchwirken. Nicht mein Wille geschehe, sondern dein Wille geschehe.“ Spirituelles Wachstum meint zudem, dass du neugierig bist, was Gott dir letztlich an Aufgaben gibt. Wenn du einen gewissen Grad an spirituellem Wachstum erreicht hast, wirst du von der Intuition geführt und du spürst, dass sich hinter allem letztlich das Göttliche verbirgt.

Jetzt kannst du überlegen, wie weit du spirituell gewachsen bist oder ob du in letzter Zeit Rückschritte gemacht hast. Es ist immer wieder gut, seinen Weg zu überprüfen, denn ansonsten hat der Geist immer wieder die Neigung, zu viele Kompromisse einzugehen und sich an das, was andere Menschen auch wollen, anzupassen. Dann ist das spirituelle Wachstum vielleicht sogar rückläufig.

Video Spirituelles Wachstum

Vortragsvideo über Spirituelles Wachstum :

Sprecher/Autor: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, Ausbildungsleiter zu Yoga und Meditation.

Spirituelles Wachstum Audio Vortrag

Hier die Audiospur des oberen Videos zu Spirituelles Wachstum :

Ashramleben – ideal für spirituelles Wachstum und Gutes zu bewirken

Swami Sivananda - eigene intensive Praxis in Rishikesh

Auszug aus dem Buch "Entstehung von Yoga Vidya, Lebensgemeinschaft und Lehrsystem

Swami Sivananda verlässt Malaysia und zieht in den Himalaja

Eines Tag verließ Swami Sivananda Malaysia, etwa im Jahr 1923, manche sagen 1922, bekannt ist, dass er 1923 in Rishikesh ankam. Er war auf der Suche nach einem Ort, wo er praktizieren konnte. Und 1923 fand er zu seinem Guru, einem Swami Vishwananda, in Rishikesh. Und er lehrte später Yoga.

Yoga Vidya ist wie das Werk von Swami Sivananda, auf kreative neuartige Weise, neu erfindende Weise, aber es ist Swami Sivanandas Energie und Segen, der bei Yoga Vidya stark ist. Man kann sagen, wenn du den Segen von Swami Sivananda besonders spüren willst, erfährst du das in einer Yoga Vidya Lebensgemeinschaft.

Es gehört zum spirituellen Leben dazu, einem Meister zu dienen, sich auf den Guru einzustimmen, und das geht besonders gut, indem du in einen Ashram lebst. Wenn du in einem Ashram bist, dienst du dem Guru. Wenn du in einem Ashram bist, spürst du die Schwingung des Meisters, der besonders gegenwärtig dort ist. Du kannst dich Swami Sivananda gegenüber öffnen, du kannst das Gefühl der Führung bekommen. Bei uns, bei Yoga Vidya, wird das nicht aktiv doktrinär befürwortet. Es ist nicht der Fall, dass du bei der Aufnahme erklären musst: „Ich fühle mich als Schüler von Swami Sivananda“, sondern es ist einfach in der Atmosphäre. Und diejenigen, die länger hier sind, sind meistens deshalb hier, weil sie ein starkes Gefühl der Nähe zu Swami Sivananda haben und seinem Werk dienen wollen.

Den spirituellen Lehrer finden

Du kannst Yoga sowohl üben als im Kleinen weitergeben als Finanzbeamter. Du kannst Computerprogrammierer, Mutter und Hausfrau sein, du kannst im Rentenalter sein, in jedem Lebensstadium kann Yoga dein Leben bereichern. Aber wenn du tief in den Yoga gehen willst, wenn es dir darum geht, spirituelle Verwirklichung zu erreichen, die Selbstverwirklichung zu erreichen, gibt es nichts Besseres, als in einem Ashram zu leben und zu praktizieren. Wenn du interessiert bist, Gott zu erfahren, überlege, ist es dir nicht möglich, dort hinzukommen. Du wirst auf die ein oder andere Bequemlichkeit verzichten in einem Ashram, du wirst andere Bequemlichkeiten bekommen, aber vor allem wirst du die ideale Umgebung bekommen, um spirituell zu wachsen.

Noch ein Weiteres ergibt sich aus dieser Episode aus Swami Sivanandas Leben. Swami Sivananda bewirkte viel als Arzt, Mediator, Vermittler zwischen dem Management und den Arbeitern. Als Ratgeber tat er vieles für die Leute und als solcher, der sich einsetzte gegen Analphabetismus und so weiter. Das, was die Menschen am wichtigsten brauchen, ist spirituelles Wissen. Egal, wie gesund jemand ist, irgendwann wird er trotzdem sterben. Egal, was man für den Körper unternimmt, es wird nicht ausreichend sein. Alles auf dieser physischen Welt kommt an ein Ende.

Werde Yogalehrer!

Das Wichtigste, was man bewirken kann, ist Spiritualität weiterzugeben. Du kannst als Yogalehrer tätig sein, du kannst Menschen zum spirituellen Erwachen führen. Aber in Ashrams, in spirituellen Gemeinschaften, erfahren viele das größte Erwachen. Die Ashrams brauchen weitere Sevakas. Man könnte noch viel mehr erreichen, wenn wir mehr engagierte Menschen hätten, wir könnten mehr Menschen zur Spiritualität führen. Was dazu wichtig wäre, ist, mehr spirituelles Wissen verbreiten. Das erreicht man, indem mehr Menschen in die Ashrams gehen, um sich dort zu engagieren.

Wenn du etwas Positives erreichen willst in der Welt kannst du das nirgendwo effektiver als in einer Lebensgemeinschaft. Ein Mensch kann nur begrenztes bewirken, viele Menschen können dagegen sehr viel beitragen. Es multiplizieren sich die Anstrengungen.

Siehe auch

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