Karma Yoga

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Karma Yoga (Sanskrit: कर्मयोग karmayoga m.) ist einer der sechs Wege des Yoga und wird auch als "Yoga der Tat" oder "Yoga des selbstlosen Dienens" bezeichnet.

Hanuman ist der geborene Karma Yogi

Durch Dienen wird das Herz gereinigt. Egoismus, Hass, Eifersucht und Überheblichkeit verschwinden. Demut, reine Liebe, Sympathie, Toleranz und Barmherzigkeit entwickeln sich. Die Vorstellung des Getrenntseins verschwindet. Selbstsucht wird beseitigt. Die Sicht des Lebens weitet sich.

Das Herz wird weit, die Ansichten werden großzügig. Schließlich wird Selbsterkenntnis erlangt, und man erkennt das "Eine in Allem" und "Alles im Einen". Karma Yoga soll mit Gleichmut gegenüber Erfolg und Misserfolg und als bewusste Darbringung an Gott ausgeübt werden. Der Yogaweg des Karma Yoga stellt unser Handeln in den Mittelpunkt. Wir können alle unsere Taten Gott widmen und so unserem Wirken im Alltag eine spirituelle Dimension verleihen. Darüber hinaus können wir uns bewusst machen, dass hinter allem, was geschieht, ein höherer Sinn liegt. Manchmal sind vermeintlich unangenehme Ereignisse nötig, um uns zu neuen Wegen oder Erkenntnissen zu führen.

Karma Yoga – der Yoga des Handelns

Die ideale Karma Yoga Handlung - Handeln ohne Verhaftung und Ego

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Im 3. Kapitel der Bhagavad Gita spricht Krishna über folgende Themen:

  • Wie handelst du ohne Verhaftung?
  • Wie handelst du engagiert ohne Ego?
  • Wie kannst du aus deinem Alltag Yoga machen?

Kurze Rückschau 2. Kapitel

Im vorigen Kapitel sagte Krishna: „Hänge nicht am Karma und handle nicht aus Verhaftung heraus. Buddhi Yoga, der Yoga der Weisheit, ist dem Karma überlegen.“ Die Aussagen über das Karma, die du in den Veden findest, sind vom spirituellen Standpunkt aus irreführend. Dort meinte er „Tu keine gute Handlung, um Gutes zu tun, tu keine schlechten Handlungen, nur um Schlechtes zu vermeiden, sondern übe Buddhi Yoga. Lerne dich von Wünschen zu lösen, erfahre dein höchstes Selbst, erkenne: `Das Selbst ist unsterblich´.“ Und er sagte dort auch: „Gib dich nicht dem Müßiggang hin, Yoga ist Geschick und Engagement in der Handlung.“

Jnana Yoga oder Karma Yoga?

Vers 1:

Arjuna sprach: „Wenn du, oh Krishna, das Wissen der Handlung für überlegen erachtest, warum verlangst du dann von mir, dass ich mich an dieser furchtbaren Handlung beteilige?“

Arjuna fragt sich nun: „Krishna hat gesagt, ich soll die Sinne beherrschen, ich soll keinen Wünschen folgen. Ich soll auch gleichmütig sein in Erfolg und Misserfolg. Ich soll erkennen, dass das Selbst unsterblich ist, dass nichts passiert, egal was passiert. Warum soll ich dann weiter am Karma teilnehmen? Warum soll ich überhaupt etwas tun?“

Vers 2:

„Mit diesen scheinbar widersprüchlichen Worten verwirrst du mein Verstehen. Deshalb nenne mir nun klar den Weg, auf dem ich zur Seligkeit gelangen kann.“

Vers 3:

Krishna sprach: „In dieser Welt gibt es einen zweifachen Weg. Den Weg des Wissens, der Sankhyas, und den Weg des Handelns, der Yogis.

Krishna baut hier also einen Antagonismus auf: Zum einen Jnana Yoga als den Yoga der Entsagung, der Sankhyas – eine bestimmte philosophisch-spirituelle Strömung, die zur Zeit von Krishna bedeutete, dass Menschen sich in die Einsamkeit zurückzogen, sich aus dem normalen Leben lösten, um keinen Verhaftungen zu begegnen und Wünschen zu entsagen. Und zum anderen den Weg des [https://www.yoga-vidya.de/karma/karma-yoga/ Karma Yoga, den die Yogis üben. Yogis werden von Krishna immer wieder unterschiedlich definiert. Hier nennt er diejenigen Yogis, die im Alltag versuchen, zum Gottesbewusstsein zu gelangen, also im normalen Leben stehen. Daher ist im 3. und 4. Kapitel mit Yoga vor allem Karma Yoga gemeint und mit Jnana Yoga das, was die Sankhyas praktizieren.

Entsagung oder Leben in der Welt?

In Indien als Swami von Bettelgaben leben

Eine der vielen Polaritäten in der Bhagavad Gita, die für die alten Inder von großer Bedeutung waren und vielleicht auch für moderne Aspiranten, ist der Zwiespalt zwischen Entsagung und Leben in der Welt. Sollte man ein Leben führen mit Beruf und Partnerschaft, Familie, gemeinnützigem Engagement usw.? Oder wäre es klüger, sich zurückzuziehen, einfach zu leben und nur zu meditieren?

Im alten Indien bedeutete das, sich völlig zurückzuziehen und von Bettelgaben zu leben. Es galt als etwas Verdienstvolles, so einem Menschen Essen oder Kleidung zu geben. Daher war es tatsächlich möglich, so zu leben – dies war eine echte Option. Auch heute könnte man sich überlegen, ein meditatives, kontemplatives Leben zu führen. Als Westler könnte man es vielleicht so ausdrücken: Man lebt von staatlicher Unterstützung, sehr einfach, an einem Ort mit günstigem Wohnraum, und ernährt sich von einfachem Essen. Ebenso wäre es im Rentenalter möglich, ein Leben in Zurückgezogenheit zu führen. Oder man lebt von einer Erbschaft, nimmt sich für ein Sabbatical Zeit oder lässt sich für ein Jahr freistellen.

Auf der anderen Seite könnte man sich im Alltag engagieren: als Krankenschwester, Psychotherapeut, oder indem man sich in einem gewinnorientierten Unternehmen für eine gute Sache einsetzt. Oder man wird als YogalehrerIn tätig und kümmert sich dabei auch um Buchhaltung, Social-Media-Plattformen wie Facebook, Internetauftritte usw. Die Frage bleibt: Soll ich etwas tun oder mich vom Leben zurückziehen?

Krishna sagt: Es gibt beide Möglichkeiten. Du kannst zur Verwirklichung kommen durch Rückzug und ein kontemplatives Leben, und du kannst ebenso durch Karma Yoga zur Verwirklichung gelangen.

Wie gelingt die Befreiung vom Karma?

Vers 4:

„Weder durch das Nichtausführen von Handlungen erreicht der Mensch Handlungslosigkeit, noch gelangt er durch bloßes Entsagen zur Vollkommenheit.“

Krishna benutzt hier ein Wortspiel. Es geht letztlich darum, sich vom Karma zu befreien. Doch diese Befreiung erreichen wir nicht, indem wir Handlungen nicht ausführen. Denn bestimmte Aufgaben könnten erledigt werden müssen, und wenn wir diese nicht erfüllen, schaffen wir uns neues Karma.

Angenommen, man sieht einen Menschen in Not und könnte ihm helfen, tut es aber nicht, weil man denkt: `Ich will lieber meditieren.´ In diesem Fall schafft man sich durch das Nichtstun neues Karma. Ebenso, wenn man versprochen hat, etwas zu tun, und es nicht tut, entsteht durch das Nichttun Karma.

Ebenso wenig erreichen wir durch bloßes Entsagen Vollkommenheit. Man könnte sagen: `Ich gebe meine große, schöne Wohnung in einem guten Wohnviertel auf, ich verzichte auf meine tolle Kleidung und mein neues iPhone. Stattdessen ziehe ich irgendwohin, wo die Miete günstig ist, nehme nur ein Zimmer und lebe von Reis, Linsen und Kräutern, die ich im Wald finde.´ Aber allein durch Entsagen erreicht man keine Vollkommenheit.

Es gibt keine Handlungslosigkeit

Vers 5:

„Niemand kann auch nur für einen Augenblick untätig verweilen. Denn in der Tat wird jeder Mensch durch die aus der Natur geborenen Eigenschaften hilflos zum Handeln getrieben.“

Vollständig untätig zu sein, ist also gar nicht möglich. Denn du musst essen, du musst atmen, und aus der Natur heraus musst du bestimmte Dinge tun. Du musst auf die Toilette gehen, du brauchst Kleidung ... Der Mensch wird ständig dazu getrieben, etwas zu tun.

Darüber hinaus produziert natürlich auch der Geist permanent Gedanken.

Echte Meditation

Vers 6:

„Wer die Handlungsorgane beherrscht und im Geiste an die Sinnesobjekte denkt, während er sitzt, und dessen Verstehen getrübt ist, wird ein Heuchler genannt.“

Wenn du dich also von allem zurückziehst und nur meditierst, dabei aber an alles Mögliche denkst, dann ist das scheinheilig. Du bist nicht in der tiefen Meditation. Im 6. Kapitel der Bhagavad Gita sagt Krishna ebenfalls: „Du kannst erst dann dauerhaft den Weg der Entsagung und der tiefen Meditation üben, wenn du deinen Geist tatsächlich in die Meditation bringst.“

Es gibt dazu eine Geschichte von Swami Sivananda, der hörte, dass einer der Ashram-Bewohner sich aus dem Karma Yoga zurückgezogen hatte, sich nicht mehr an den täglichen Arbeiten beteiligte und stattdessen nur noch meditieren würde. Er saß von morgens bis abends am Ganges.

Swami Sivananda ging also dorthin und sah ihn dort sitzen, ziemlich krumm, in einem meditativen Dämmerzustand. Er sprach ihn an und fragte: „Wie war die Meditation? Du sitzt hier stundenlang, bist du in Samadhi gekommen?“ Der andere war sichtlich verlegen.

Swami Sivananda sagte: „Wenn du wirklich meditiert hättest, würde jetzt ein Strahlen in deinen Augen sein, und du würdest Wonne und Freude ausstrahlen. Stattdessen siehst du träge und müde aus. Tu etwas Vernünftiges, das wird dir gut tun. Geh in die Küche und melde dich zum Gemüse schneiden, geh in die Haushaltsabteilung und melde dich zum Saubermachen. Das wird deine spirituelle Entwicklung erheblich fördern – viel mehr, als hier schläfrig herumzusitzen. Deine bisherige Meditation kannst du einfacher haben: Leg dich ins Bett und zieh dir eine Decke über.“

Uns ganz der Meditation zu widmen, macht nur dann Sinn, wenn wir wirklich meditieren können. Solange wir nicht zur Tiefe der Meditation gelangen, wenn wir uns hinsetzen, sollten wir Karma Yoga üben. Natürlich ist es auch hilfreich, eine Woche lang mal intensiv zu meditieren, denn so machen wir spirituelle Fortschritte.

Ebenso ist es wichtig, ein- bis zweimal am Tag für 20 bis 40 Minuten, vielleicht auch eine Stunde zu meditieren, je nachdem, wie tief du in die Meditation gelangen kannst. Aber wir werden nicht zur Verwirklichung kommen, indem wir uns einfach hinsetzen und den Geist schweifen lassen.

Karma Yoga ohne Verhaftungen

Vers 7:

Wer aber die Sinne durch den Geist beherrscht, oh Arjuna, und mit den Handlungsorganen ohne Verhaftung Karma Yoga übt, der ist vortrefflich.

Wenn es um Sankhya (Entsagung) oder Karma Yoga geht, ist Krishna eher dafür, Karma Yoga zu üben:

  • Sei im Alltag und tu das, was zu tun ist, ohne Wünsche.
  • Handle nicht aus Verhaftung und Wünschen.
  • Handle nicht aus Gekränktheit und Gier.
  • Überlege, was zu tun ist, tu es so gut du kannst und lasse los.

Handeln ist Nichthandeln überlegen

Vers 8:

„Tue deine Pflicht und Schuldigkeit, denn Handeln ist Nichthandeln überlegen. In Untätigkeit wäre es dir nicht einmal möglich, deinen Körper zu erhalten.“

Solange du einen Körper hast, ist vollkommene Untätigkeit also gar nicht möglich, denn du musst zum Beispiel essen. Krishna sagt: „Erfülle dein Dharma.“ - Niyata: tu das, was zu tun ist; Kuru: führe es aus.

Handeln aus Verehrung Gottes

Gottesverehrung mit Homa oder Yajna

Vers 9:

„Die Welt wird gebunden durch Handlungen, die nicht als Opfer getan werden. Daher handle, oh Arjuna, einzig aus diesem Beweggrund heraus als Opfer, frei von Verhaftungen.“

Hier gebraucht Krishna den Ausdruck yajna. In den Übersetzungen wird dies meist als Opfer (Sacrifice) übersetzt. Heute bedeutet es in Indien auch ein Feueropfer oder Feuerritual, bei dem ein Feuer entzündet wird und flüssiges Fett sowie andere Gaben hineingegeben werden.

Das Wort stammt jedoch vom Wortstamm yaj, was verehren bedeutet. Daher könnte man auch sagen: Handle als Verehrungsritual an Gott. Tu das, was du tust, als Verehrung Gottes. Du wirst gebunden durch Handlungen, die du nicht als Gottesverehrung tust. Wenn du jedoch jede Handlung als Gottesverehrung ausführst, bist du nicht gebunden.

Vers 10:

Der Schöpfer, der zu Beginn der Schöpfung die Menschheit gemeinsam mit dem Opfer schuf, sagte: „Dadurch möget ihr euch fortpflanzen. Lasst dies die Milchkuh eurer Wünsche sein, die Kuh die alles schenkt was ihr wünscht.“

Er sagt hier also: „Wenn ihr etwas braucht, dann verehrt Gott. Gott wird euch alles geben.“ Auch Jesus sagt in den Evangelien: „Strebe zuerst nach dem Königreich Gottes, dann wird euch alles andere von selbst zufallen.“ Verehrt Gott und er gibt euch alles was ihr braucht.

Vers 15:

„Wisse, dass Karma von Brahma kommt und Brahma kommt vom Unvergänglichen. Daher ist das Alldurchdringende immer im yajña zugegen.“

Alles Karma kommt also von Brahma, dem Schöpfer. Sowohl die Aufgaben, die dir zufallen, als auch das, was du tust, sind in dieser Schöpfung enthalten. Und die Schöpfung kommt vom Unvergänglichen.

Wenn du also Gott verehrst und das, was du tust, Gott darbringst, wenn du es als Opfer (yajña) ausführst, dann ist das Göttliche überall gegenwärtig. Nicht du bist es, der etwas tut, sondern hinter allem steht dieses eine: Brahma. Und dahinter ist das Unvergängliche.

Wann endet Karma?

Vers 17:

„Für den Menschen, der sich nur im Selbst erfreut, der Zufriedenheit findet und im Selbst Genüge hat, für den gibt es kein Karma.“

Wenn du also soweit bist, dass du in der Meditation tief im Selbst bist und allein daraus Zufriedenheit schöpfst, dann musst du nichts mehr tun, um dich weiterzuentwickeln. An anderer Stelle sagt Krishna: „Durch Karma Yoga entwickelst du dich selbst.“ Aber wenn du bereits das Höchste erreicht hast, gibt es keine weiteren Lektionen mehr für dich.

Vers 18:

„Für ihn ist es ohne Bedeutung, was getan und was unterlassen wird. Er ist auch von niemandem in keiner Weise abhängig.“

Wenn du die Gottverwirklichung erreicht hast, spielt es keine Rolle mehr, was zu tun ist. Du kannst **großartig**e Dinge tun, die Lob erhalten, oder Dinge, die niemand bemerkt. Du bist dir für keine Arbeit zu schade. Du hast keine Hemmungen, auch schwierige oder weniger angenehme Aufgaben zu übernehmen.

Solange du denkst: „Das will ich tun, das will ich nicht tun, das mag ich, das mag ich nicht …“, bist du gebunden. Für einen Selbstverwirklichten gibt es keine Handlung, die er mag oder nicht mag. Er tut einfach das, was zu tun ist.

Durch verhaftungsloses Handeln wird das Höchste erreicht

Vers 19:

„Daher tue ohne Anhaftung stets das, was getan werden muss. Durch verhaftungsloses Handeln erreicht der Mensch das Höchste.“

Tu das, was zu tun ist. Frage dich nicht: „Will ich das, oder will ich das nicht?“ „Ist es anstrengend, oder ist es nicht anstrengend?“ „Gewinne ich dadurch etwas?“ „Wie muss ich handeln, damit Menschen mich mögen oder loben?“

Stattdessen überlege: „Was ist meine Aufgabe?“ Du erreichst das Höchste, indem du das tust, was zu tun ist, und indem du die Lektionen des Lebens annimmst. Was auf dich zukommt, sind Aufgaben, an denen du wachsen kannst – Lernlektionen. Nimm sie als Möglichkeiten, Fähigkeiten zu kultivieren, die notwendig sind. So erreichst du die Vollkommenheit.

Video - Karma Yoga – der Yoga des Handelns

Swami Sivananda über Karma Yoga

Vergiss niemals das Lebensziel inmitten eigennützigen Treibens. Das Ziel des Lebens ist Selbstverwirklichung. Versuchst du, das Ende und Ziel des Lebens zu erreichen? Machst du Japa, Pranayama und meditierst du? Hast du dieses Ideal vor deinem geistigen Auge? Ein Tag, an dem du keine spirituelle Sadhana betreibst, ist verschwendet. Gib Gott deinen Geist und deine Hände der Arbeit.

Du wirst deine Motive prüfen und analysieren müssen. Es ist der selbstsüchtige Beweggrund und nicht die Arbeit selbst, der den Menschen an Samskara bindet. Bereite deinen Geist auf Karma Yoga vor. Bloßes, selbstsüchtiges Handeln kann nicht als yogisches Handeln angesehen werden. Der Geist ist so aufgebaut, dass er immer für das kleinste Stückchen Arbeit etwas erwartet.

Wenn du lächelst, erwartest du von deinem Freund, dass er zurücklächelt. Wenn du deine Hand zur Begrüßung hebst, erwartest du eine Begrüßung von den anderen. Sogar wenn du jemandem ein Glas Wasser reichst, erwartest du Dankbarkeit. Wenn das der Fall ist, wie kannst du Nishkama Karma Yoga ausüben?

Das Leben ist sehr wertvoll. Lebe nach dem Motto der Gita, indem du arbeitest, jedoch ohne Früchte zu erwarten und ohne Eigennutz. Glaube, du bist Nimitta in den Händen Gottes, Narayanas. Wenn du mit dieser mentalen Einstellung arbeitest, wirst du bald ein Yogi. Arbeit schränkt einen Menschen nie ein. Uneigennützige Arbeit ist Puja zu Ehren Narayanas. Arbeit ist Anbetung. Alle Arbeiten sind heilig.

Es gibt keine geistige Arbeit vom höchsten Standpunkt des Absoluten aus, vom Standpunkt des Karma Yoga. Sogar das Spülen mit der richtigen Geisteshaltung ist yogisches Handeln. Selbst ein Spülender kann in seiner Position durch Arbeit Gottesverwirklichung erfahren. Der berühmte Metzger Sadhaka aus dem Mahabharata erreichte Gottesverwirklichung in seiner Fleischerei durch den Dienst an seinen Eltern.

Du trägst alle Werkzeuge zur Weisheit in dir. Da ist ein riesiges Arsenal an Kraft und Wissen in dir. Es wartet darauf, entfacht zu werden. Erwache jetzt, o Saumya!

Halbherziger Dienst ist kein echter Dienst. Gib dein ganzes Herz, deinen Verstand und deine Seele, wenn du dienst. Das ist essenziell, wenn du Karma Yoga praktizierst. Manche Menschen haben ihren Körper an einem Ort, ihre Gedanken an einem anderen und ihre Seele ganz woanders. Das ist der Grund, warum sich kein wesentlicher Fortschritt auf ihrem Weg erkennen lässt.

Wenn du uneigennützig und vorbehaltlos arbeitest und die Früchte deiner Arbeit Ishvararpana darbietest, werden alle Karmas in yogische Kriyas umgewandelt. Gehen, Essen, Schlafen, seinen natürlichen Bedürfnissen nachgeben, Reden – all dies wird dem Höchsten dargeboten. Jedes bisschen Arbeit wird so zu Yoga für dich.

Denke, dass Shiva durch deine Hände arbeitet und durch deinen Mund isst. Denke, dass deine Hände die Hände von Shiva sind. Anfangs können manche deiner Handlungen selbstsüchtig und andere uneigennützig sein. Mit der Zeit kannst du jedoch alle Taten auf selbstlose Weise ausführen. Überprüfe deine Motive jederzeit – dies ist der Schlüssel zu Nishkama Karma Yoga. Jeder Akt kann spiritualisiert werden, wenn die Beweggründe rein werden.

Arbeit ist Meditation. Diene jedem mit großer Liebe, ohne Kenntnis von Status, ohne Früchte oder Belohnung zu erwarten. Wenn du den Weg von Jnana wählst, fühle, dass du ein stiller Sakshi bist und dass die Prakriti alles übernimmt.

Es ist die Selbstsucht, die dein Herz bedauerlicherweise verschlossen hat. Eigennützigkeit und egoistische Pravritti sind die Wurzeln allen menschlichen Leidens. Wahrer spiritueller Fortschritt beginnt im selbstlosen Dienst. Diene den Sadhus, Sannyasins, Bhaktas sowie armen und kranken Menschen mit Bhava, Prema und Bhakti.

Gott ist in allen Herzen zuhause. Der Geist des Dienens muss tief in alle Knochen, Zellen, Gewebe, Nerven und darüber hinaus eindringen. Die Belohnung dafür ist von unschätzbarem Wert. Übe und fühle die kosmische Ausdehnung und die grenzenlose Ananda.

Das sind keine Lügengeschichten oder leeres Geschwätz, meine lieben Freunde. Bekunde intensiven Eifer und Begeisterung bei der Arbeit. Sei feurig im Geiste des Dienens.

Habe Nishtha mit Gott und Cheshta mit den Händen, so wie der Baharupi, der die Nishtha eines Mannes und die Cheshta einer Frau hat. Mit Übung wird es dir gelingen, zwei Dinge zur gleichen Zeit zu tun. Die körperliche Arbeit wird automatisch, mechanisch und intuitiv ausgeführt. Du wirst „zwei Köpfe“ haben: Ein Teil deines Geistes wird bei der Arbeit sein, während dreiviertel deines Geistes im Dienste des Herrn – in Meditation oder Japa – verweilen.

Karma Yoga wird im Allgemeinen mit Bhakti Yoga verbunden. Ein Karma Yogi bietet alles, was er tut, als Opfergabe dem Herrn dar, durch die Karma Indriyas. Das ist Ishvara Pranidhana.

Üben von Karma Yoga

Ein roher, untrainierter Aspirant mag denken: „Mein Lehrer behandelt mich wie einen Knecht oder einen Tagelöhner. Er benutzt mich für belanglose Aufgaben.“ Doch jener, der die rechte Bedeutung des Karma Yoga verstanden hat, nimmt jede Arbeit als yogische Tätigkeit oder Anbetung des Herrn an. Es gibt keine „unbedeutende“ Arbeit in seiner Vorstellung. Jede Tätigkeit wird zur Puja an Narayana.

Im Lichte des Karma Yogas sind alle Tätigkeiten heilig. Ein Aspirant, der alle Arbeiten mit immenser Freude annimmt – auch solche, die von weltlichen Menschen als „niedrige“ Dienstleistungen angesehen werden – und diese bereitwillig ausführt, wird ein dynamischer Yogi werden. Er wird absolut frei von Eitelkeit und Egoismus sein. Solch ein Yogi wird auch keinen Zusammenbruch erleiden, da sein Handeln durch Hingabe und Sinn erfüllt ist.

Studiere die Autobiographie von Mahatma Gandhi. Für ihn gab es keinen Unterschied zwischen geistigem Dienst und würdevoller Arbeit. Spülen und das Reinigen der Toiletten waren für ihn höchstes Yoga. Das war für ihn die höchste Puja. Er übernahm selbst das Säubern der Toiletten und vernichtete das kleine, illusorische Ich durch verschiedene Arten von Dienst.

Viele hochgebildete Menschen traten seinem Ashram bei, um unter seiner Führung Yoga zu lernen. Sie dachten, Mahatma Gandhi würde ihnen Yoga auf mysteriöse Weise in der Abgeschiedenheit eines privaten Raumes lehren, mit Unterricht in Pranayama, Meditation, Entsagung, der Erweckung der Kundalini und anderen spirituellen Praktiken. Sie waren anfangs enttäuscht, als sie gebeten wurden, die Toiletten zu reinigen, und verließen den Ashram sofort.

Gandhiji reparierte seine Schuhe selbst, mahlte sein Mehl eigenhändig und übernahm Arbeiten anderer, wenn diese ihre zugeteilte Aufgabe im Ashram für den Tag nicht ausführen konnten. Als ein neuer, gebildeter Ashram-Bewohner zu schüchtern war, die Schleifarbeiten zu übernehmen, machte Gandhi die Arbeit vor seinen Augen selbst, sodass der Mann am nächsten Tag bereitwillig die Aufgabe übernahm.

Im Westen haben es Schuhmacher und Bauern in der Gesellschaft zu etwas gebracht. Jede Art von Arbeit wird dort als solide und wertvolle Tätigkeit angesehen. Ein Junge poliert Schuhe auf Londons Straßen für einen Penny, trägt nachmittags Zeitschriften und Journale zum Verkauf aus und arbeitet abends als Lehrling bei einem Journalisten. In seiner Freizeit studiert er Bücher, arbeitet hart und verschwendet keine Minute. Nach ein paar Jahren wird er ein hochrangiger Journalist von hohem Ansehen und internationalem Ruhm.

Im Punjab haben Absolventen begonnen, das Friseurhandwerk auszuüben. Sie haben die Größe und Würde jeder Art von Arbeit erkannt und verstanden.

Ein wahrer Yogi unterscheidet niemals zwischen untergeordneter und angesehener Arbeit. Nur ein ignoranter Mensch macht einen solchen Unterschied. Manche Aspiranten beginnen ihren Weg in Bescheidenheit. Doch wenn sie sich einen Namen gemacht haben, Berühmtheit erlangen und Nachahmer, Anhänger sowie Jünger gewinnen, werden sie oft Opfer von Stolz.

Sie können keinen Dienst leisten, ohne die Bereitschaft, Demut und Hingabe zu üben. Der Yogi, der einen Koffer inmitten des Bahnsteigs auf seinem Kopf trägt, ohne das geringste Gefühl von Ego unter einer Vielzahl von Bewunderern, Jüngern und Anhängern, ohne jegliche Eitelkeit, verdient höchsten Respekt.

Der weise Jada Bharata trug die Sänfte des Königs Rahugana auf seinen Schultern, ohne zu murren. Krishna schamponierte die Beine eines Raja, während sein Friseur im Urlaub war. Rama trug einen Topf mit Wasser für die Waschung eines seiner Jünger. Krishna nahm sogar die Gestalt eines Dieners an, um das Geld dem Nawab im Namen seines Anhängers Dhamaji zu bezahlen.

Wenn du wirklich auf deinem spirituellen Weg wachsen willst, musst du alle Arten von Dienst leisten – bis zum Ende deines Lebens. Nur dann bist du sicher auf dem Pfad des Yoga. Höre nicht auf, zu dienen, auch wenn du ein berühmter Yogi wirst. Der Geist des Dienens muss jeden Nerv, jede Zelle, jedes Gewebe und jeden Knochen deines Körpers durchdringen. Er muss in dir verwurzelt sein. Nur dann wirst du ein echter, ausgewachsener, praktischer Vedantin.

Gibt es einen größeren Vedantin oder Karma Yogi als Buddha? Er lebt immer noch in unseren Herzen, weil der Geist des Dienens in ihm verwurzelt war. Buddha verbrachte sein gesamtes Leben damit, anderen auf vielfältigste Weise zu dienen. Eine großmütige Seele, wie es sie nur selten gibt! Auch du kannst ein Buddha werden, wenn du selbstlosen Dienst mit der richtigen Geisteshaltung ausübst.

Erreiche den Nirlipta Zustand

Krishna sagt in seiner Gita: „Tasmat Sarveshu Kaleshu Mam Anusmara Yudhya Cha.“ – „Denke jederzeit an mich und kämpfe.“ Gib den Geist an Gott und die Hand der Arbeit. Die Schreibkraft arbeitet an der Maschine und unterhält sich mit ihren Freunden. Der Spieler am Harmonium spielt auf der Orgel und redet und albert mit seinen Freunden herum. Die Dame strickt und redet mit ihren Gefährten. Der Geist des Mädchens, das den Wasserkrug auf dem Kopf trägt, ist bei dem Wasserkrug, obwohl sie mit ihren Gefährtinnen redet und scherzt, während sie die Straße entlangläuft. Eine Amme, die das Baby einer anderen stillt, ist in Gedanken mit ihrem eigenen Baby verbunden. Ein Kuhhirte, der anderer Leute Kühe hütet, ist in Gedanken bei seiner Kuh. Habe trotz deiner Haushaltsarbeiten oder Büroarbeiten deine Gedanken verwachsen mit den Lotusfüßen des Herrn. Du wirst schnell Selbstverwirklichung erfahren. Genauso wie das Wasser unberührt auf dem Lotusblatt bleibt, genau wie Öl auf der Oberfläche des Wassers schwimmt, so sollst auch du in einer Welt inmitten von Sorgen, Freuden und Schwierigkeiten bestehen.

So wie die Zunge nicht betroffen ist, wenn sie Ghee zu sich nimmt, so sollst auch du unbeteiligt bleiben inmitten weltlicher Aktivitäten und Schwierigkeiten. Du musst deinen Nirlipta-Zustand beibehalten. Das ist Jnana. Das ist Balance (Samata). Du kannst nicht das Gleichgewicht und den Nirlipta-Zustand in tausend und einem Versuch beibehalten. Mit der Zeit wirst du erfolgreich sein, wenn du in deiner Praxis beharrlich bleibst und deinen Geist rechtens disziplinierst. Jeder Ausfall ist ein Pfeiler für den zukünftigen Erfolg. Erinnere dich gut an diesen Punkt.

Ein Karma Yogi sollte noch nicht einmal Liebe, Anerkennung oder Bewunderung von den Menschen erwarten, denen er dient. Nur derjenige, der seine Wünsche mindert und seine Indriyas kontrolliert, kann Karma Yoga praktizieren. Wie kann ein luxuriöser Mensch mit unkontrollierten Indriyas anderen dienen? Er möchte andere ausnutzen und tyrannisieren. Eine weitere Bedingung ist, dass man Erfolg oder Misserfolg, Gewinn oder Verlust, Sieg oder Niederlage gegenüber gleichmütig sein muss. Du musst frei von Raga und Dvesha sein. Eine Tat, die geweiht ist, ausgeführt von jemandem, der nicht an die Früchte denkt, frei von Anhaftung, ohne Liebe oder Hass, wird "rein" genannt. (Gita XVIII-23).

Was ist Karma?

Karma bedeutet Arbeit oder Handlung. Nach Jaimini werden Rituale wie Agnihotra, Yajnas und andere als Karma bezeichnet. Es besteht eine verborgene Kraft im Karma, die als Adrishta bezeichnet wird und Früchte für den Ausführenden hervorbringt. Karma ist alles für Jaimini. Karma ist alles für einen Schüler der Mimamsa-Lehre. Jaimini ist der Gründer des Purva Mimamsa. Er war ein Schüler von Maharshi Vyasa, dem Gründer des Uttara Mimamsa oder Vedanta. Die Mimamsa-Lehre leugnet die Existenz von Ishwara, der die Früchte der Arbeit vergibt.

Gemäß der Gita ist jede Art von Tätigkeit Karma. Nächstenliebe, Opfergabe und Tapas sind alles Karmas. Im philosophischen Sinne sind Atmen, Sehen, Hören, Schmecken, Fühlen, Riechen, Laufen und Sprechen alles Karmas. Denken ist das wahre Karma. Raga-Dvesha bildet das wahre Karma.

Richtiges oder falsches Tun
Denke rechtens. Nutze dein Urteilsvermögen und deinen gesunden Menschenverstand. Folge den Anordnungen der Sastras. So wird es dir möglich sein, herauszufinden, ob du das Richtige oder das Falsche tust. Wenn du sagst: „Sastras sind unzählig. Sie sind wie das Meer. Ich kann kaum die Wahrheiten verstehen, die mir beigebracht worden sind. Ihre Tiefe kann ich weder messen noch begreifen. Sie enthalten Widersprüche. Ich bin verdutzt und verwirrt“, dann folge strengstens den Worten eines Gurus, in den du absoluten Glauben und Vertrauen hast.

Die dritte Möglichkeit ist: Habe Angst vor Gott. Ziehe dein Gewissen zu Rate. Die läutende innere Stimme wird dich führen. Sobald du die Stimme vernimmst, zögere keinen Augenblick mehr. Beginne die Angelegenheit gewissenhaft, ohne jemanden zu Rate zu ziehen. Übe, der inneren Stimme morgens um vier Uhr zu lauschen. Wenn Angst, Scham, Zweifel oder Gewissensbisse da sind, sei dir sicher, dass du das Falsche tust. Ist dort Freude, Begeisterung oder Zufriedenheit, begreife, dass du das Richtige tust.

Innere Stimme
Wenn die vielen einengenden Fesseln des Atmas durch Sadhana gelöst wurden, wenn die verschiedenen Vrittis im Geist durch mentale Übungen oder Gymnastik unter Kontrolle gebracht wurden, und wenn das Bewusstsein nicht aktiv ist, betrittst du das Reich des geistigen Lebens, das fantastische Bewusstsein, wo Buddhi und die reine Vernunft – die Fähigkeit zur unmittelbaren Erkenntnis der Wahrheit – sich manifestieren. Du gelangst in das Königreich des Friedens, wo es nichts mehr zu sagen gibt, wo du die Stimme Gottes hörst, die klar und rein ist und eine stetige, steigende Tendenz aufweist. Höre dieser Stimme mit Aufmerksamkeit und Interesse zu. Sie wird dich führen. Es ist die Stimme Gottes.

Die Hauptpunkte des Karma Yoga

Satsang ist hilfreich

- Auszug aus dem Buch "Die ersten Stufen des Yoga" von Swami Sivananda -

1. Karma Yoga bedeutet selbstlosen Dienst an der Menschheit. Der wichtigste Gesichtspunkt ist: Dienst an der Menschheit ohne Ichdenken oder Bindung. Die zentrale Lehre der Gita ist selbstloses Wirken. Gott Krishna sagt: „Wirke ununterbrochen. Es ist deine Pflicht, zu wirken. Aber erwarte keinen Ertrag für dich."
2. Das menschliche Denken ist so geartet, dass es nicht ohne Erwartung eines Lohnes oder wenigstens einer Anerkennung arbeiten kann. Du wirst dein Denken so schulen müssen, dass es uneigennützig arbeitet. Weltlich gesinnte Menschen können den Geist von begehrlosem (Nishkamya) Karma Yoga nicht begreifen, weil ihre Gedanken noch mit Unreinheit geladen oder gesättigt sind. Leiste deshalb eine Zeit lang ernsthaft irgendeinen Dienst. Dann wirst du den Geist des selbstlosen Dienens erfassen.
3. Ein Karma Yogi muss absolut frei von Gier, Verlangen, Zorn und Ichdenken sein. Nur dann kann er wirklich nützliche Dienste leisten. Selbst wenn nur geringe Spuren dieser Mängel (Doshas) festzustellen sind, muss er sie eine nach der anderen beseitigen.
4. Ein Karma Yogi muss immer ein liebenswürdiges, liebevolles und soziales Verhalten zeigen. Er sollte vollkommene Anpassungsfähigkeit, Duldsamkeit, Sympathie, kosmische Liebe und Barmherzigkeit beweisen. Er sollte fähig sein, sich an die Art und Weise anderer anzupassen. Sein Herz sollte allumfassend und allumschließend sein. Er soll alle gleich bewerten und ruhigen, ausgeglichenen Gemütes bleiben. Das Wohlergehen anderer sollte ihn erfreuen.
Er halte alle seine Organe unter strenger Kontrolle. Er soll ein sehr einfaches Leben führen und Beleidigungen, Nichtachtung, Schimpf, Kritik, Unverschämtheit, Schande, harte Worte, Hitze, Kälte und schmerzhafte Krankheiten gleichmütig ertragen. Er muss die Fähigkeit besitzen, alles zu erdulden, und unbedingt an sich, an Gott, an die heiligen Schriften und die Worte seines Guru glauben.
Ein solcher Mensch wird ein guter Karma Yogi und erreicht schnell das Ziel.
5. Wer wirklich der Welt dient, dient sich selbst. Wer anderen ehrlich hilft, hilft sich selbst. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Wenn du einem anderen Menschen oder deinem Vaterland dienst, denke immer daran, dass dir der Herr eine seltene Gelegenheit schenkte, dich durch Dienen zu bessern, zu berichtigen und zu formen. Sei jedem Menschen dankbar, der dir die Gelegenheit gibt, ihm zu dienen.
6. Karma Yoga bereitet das Denken des Menschen darauf vor, Licht oder Erkenntnis empfangen zu können. Es weitet das Herz und sprengt alle Schranken, die die Vereinigung oder Einheit noch verhindern. Karma Yoga ist eine wirksame Übung (Sadhana) zur Reinigung des Denkens (Chitta Shuddhi).
7. Durch selbstlosen Dienst läuterst du dein Herz. Ichdenken, Hass, Eifersucht, Überlegenheitsgefühl und alle ähnlichen negativen Eigenschaften werden verschwinden. Demut, reine Liebe, Mitgefühl, Duldsamkeit und Barmherzigkeit werden sich entfalten. Alle Trennungsgefühle werden vernichtet. Selbstsucht wird ausgerottet. Du wirst eine weite und großzügige Lebensanschauung gewinnen. Du wirst beginnen, Gemeinschaft und Einheit zu fühlen.
Am Ende wirst du die Erkenntnis des Selbst erlangen. Du wirst Eines in Allem und Alles in Einem wahrnehmen. Du wirst unbegrenzte Freude fühlen. Die Welt ist nichts anderes als eine Offenbarung Gottes. Dienst an der Menschheit und am Vaterland ist Gottesdienst. Dienst ist Anbetung.
8. Im Allgemeinen sind die Menschen ungeduldig und erwarten psychische Kräfte (Siddhis) schon, nachdem sie erst ein wenig Dienst geleistet haben. Der echte Karma Yogi, der den Menschen mit Demut dient und Gott in jedem Angesicht sieht (Atma Bhav), wird zum wahren Herrscher der Welt. Er wird von allen gehört und geachtet. Je mehr du mit Atma Bhav dienst, desto mehr Kraft, Energie und Fähigkeiten wirst du gewinnen. Übe täglich, und du wirst es fühlen.
9. Wenn der Gedanke, anderen Gutes zu tun, einem Menschen in Fleisch und Blut übergegangen ist, wird er überhaupt keine selbstsüchtigen Beweggründe mehr hegen. Es macht ihm unendliche Freude, anderen zu dienen und ihnen Gutes zu tun. Lebhafter Dienst ohne selbstsüchtige Begierde (Nishkamya) schenkt eine besondere Freude und Beglückung (Ananda). Wer unmittelbar und selbstlos handelt, empfängt innere Kraft und Stärke des Geistes.
10. Nörgle oder murre nie, wenn du anderen dienst. Freue dich, dass du dienen kannst. Sei jederzeit dazu bereit. Suche nach Gelegenheiten zu dienen, und versäume nicht die kleinste Möglichkeit – ja, schaffe dir sogar Gelegenheiten. Bereite das Feld für gute Dienste.
11. Wer selbstlos (Nishkamya) Karma Yoga übt, müht sich nie vergebens. Man tut nichts Böses und verletzt kein Gesetz. Schon ein wenig Karma Yoga kann dich vor der großen Furcht vor Geburt und Tod mit allen damit verbundenen Übeln schützen. Du wirst die Früchte von Karma Yoga ernten: die Erkenntnis des Absoluten (Jnana). Hier gibt es nichts Ungewisses. Der Karma-Yoga-Pfad führt letztlich zum Gewinn der Seligkeit des Selbst.

Karma Yoga als verhaftungsloses Tun

Handle engagiert ohne Verhaftung

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Bhagavad Gita, 2. Kapitel, Verse 39 – 51.

Karma Yoga als verhaftungsloses Handeln und Jnana Yoga: Wie kann man seinen Alltag spiritualisieren, und wie kann man handeln, ohne gebunden zu sein? Dies ist eines der wichtigen Themen der Bhagavad Gita.

Die Bande des Karmas abwerfen

Vers 39

Du hast die Weisheit über Sankhya gelernt, höre nun die Weisheit über Yoga. Wenn du sie besitzt, oh Arjuna, wirst du die Bande des Karma abwerfen.

Krishna spricht hier über Jnana Yoga, den Yoga des Wissens, und über Karma Yoga, den Yoga des Handelns. Er erklärt, dass er bisher über Sankhya, Brahman, Atman, die Unsterblichkeit der Seele und andere Themen gesprochen hat. Ab Vers 10 bis Vers 38 des zweiten Kapitels wird Sankhya im Sinne von Jnana Yoga behandelt. Dabei ist nicht das Sankhya-Philosophie-System gemeint, eines der sechs Darshanas, sondern allgemein Jnana Yoga.

Jede Form des Jnana Yoga kann auf der Terminologie des Sankhya basieren. Krishna verwendet diese Begriffe, wenn er über Purusha und Prakriti spricht. Sankhya kann sich jedoch auch auf Vedanta oder Uttara Mimamsa (= die nach oben ausgerichtete Betrachtung) beziehen.

Wenn Krishna in diesen Versen über Yoga spricht, bezieht er sich auf Karma Yoga, den Yoga der Tat und des Handelns.

Arjuna fragt Krishna: „Was soll ich jetzt tun? Soll ich handeln oder mich zurückziehen und einfach nur noch meditieren?“ Krishna greift diese Frage auf und erklärt: „Ich habe dir zuerst über Sankhya erzählt, über die Unsterblichkeit der Seele. Egal, was du tust, du selbst wirst dich nicht verändern. Daher spielt es keine große Rolle, ob du kämpfst oder nicht kämpfst, ob du handelst oder nicht handelst.“

Mit diesen Worten kann Krishna zunächst die Verzweiflung aus Arjuna nehmen.

Wenn du vor einer wichtigen Entscheidung stehst, hilft es, dir zunächst bewusst zu machen: So entscheidend ist die Wahl nicht. Die Seele ist unsterblich, und egal, was geschieht, alles ist letztlich vergänglich. Auf der Ebene der Relativität wird alles, was du tust, irgendwann wieder vergehen. Und auf der absoluten Ebene geschieht nichts. Mit diesem Verständnis kannst du dir sagen, dass du dich selbst und deine Situation nicht zu wichtig nehmen solltest.

Die zweite Grundlage ist Karma Yoga. Mit Karma Yoga kannst du die Fesseln des Karmas lösen. Das Gesetz des Karmas ist das Gesetz von Ursache und Wirkung. Wenn du etwas tust, reagierst du auf etwas anderes. Dadurch befindest du dich in einer karmischen Situation.

In dieser karmischen Situation, Prarabdha Karma – dem Karma, das sich in diesem Leben manifestiert – erfährst du etwas und reagierst darauf mit Identifikation oder Wunsch. Dadurch erschaffst du neues Karma, welches dann wiederum zur Ursache für künftiges Karma wird. Auf diese Weise entsteht neues Agami Karma. Dieses bleibt eine Weile als Sanchita Karma – angehäuftes und gespeichertes Karma – bestehen. Die Lektionen dieses Karmas werden in der Zukunft auf dich zukommen, und du wirst neues Prarabdha Karma säen. Das sind die Fesseln des Karmas.

Mit Karma Yoga kannst du diese Bande des Karmas durchtrennen. Du wirst kein neues Karma mehr schaffen, sondern nur die Lektionen lernen, die das Schicksal für dich bereithält. Wie das genau funktioniert, wird Krishna in den nächsten Versen erklären.

Keine Anstrengung ist vergebens

Jeder muss sein Kreuz tragen

Vers 40

Beim Karma Yoga ist keine Anstrengung vergebens und es entsteht auch kein Schaden.

Krishna sagt gleich zu Anfang, dass selbst ein kleiner Schritt in die Praxis des Karma Yoga bereits hilft. Schon ein wenig von diesem Wissen und schon ein wenig Praxis in diesem Yoga können vor großer Furcht schützen und in schwierigen Situationen helfen. Er erklärt, dass, wenn du Karma Yoga praktizierst, du Schaden vermeiden kannst – sowohl schlechtes Karma für dich selbst als auch für andere.

Einpünktige Entschlossenheit ist geboten

Vers 41

Hier, oh Arjuna, gibt es nur einpünktige Entschlossenheit. Weit verzweigt und endlos sind die Gedanken der Unentschlossenen.

Krishna erklärt, dass du durch die Einstellung des Karma Yoga zur Entschlossenheit gelangst. Du wirst nicht ständig überlegen, ob du das Richtige getan hast, ob du es besser hättest machen können oder ob du es anders hättest machen sollen. Außerdem verlierst du die Vorstellung, dass alles allein von dir abhängt.

Die Einstellung des Karma Yoga gibt dir die innere Ruhe und Klarheit, um mit Entschlossenheit das zu tun, was getan werden muss.

Wünsche bescheren dir eine neue Geburt

Wünsche binden dich an Samsara

Vers 42

Blumige Worte finden die Unweisen, die in den rühmenden Worten der Veden gefallen finden, oh Arjuna und sie sagen: „es gibt nichts anderes“.

Vers 43

Sie sind voller Wünsche, ihr Ziel ist der Himmel, und das Ergebnis ihres Tuns ist eine neuerliche Geburt. Sie empfehlen verschiedene Methoden, die eine Überfülle an bestimmten Handlungen vorsehen, um Vergnügen und Macht zu erlangen.

Hier spricht Krishna über die Veden, insbesondere über bestimmte Teile davon. Die Veden sind in zwei Hauptbereiche unterteilt: den Karma Kanda, der sich mit Handlungen und Ritualen beschäftigt, und den Jnana Kanda, der das höchste Wissen beschreibt und den Weg dorthin aufzeigt.

Im Karma Kanda geht es darum, das Gesetz des Karmas zu nutzen, um seine Wünsche zu erfüllen. Dies kann durch verschiedene Methoden geschehen, wie zum Beispiel durch bestimmte Opferrituale, eine Puja, das Rezitieren eines Mantras, das Praktizieren von Tapas (bestimmten Askese-Übungen) oder durch das Spenden für ein konkretes Ziel. Bei Ritualen wie der Puja oder der Homa gibt es sogar einen Moment namens Sankalpa, bei dem ein Wunsch oder ein Anliegen geäußert werden kann, verbunden mit der Absicht, etwas Bestimmtes zu erreichen.

Man könnte beispielsweise beten: „Lieber Gott, bitte hilf mir, diesen Job zu bekommen“, oder „Bitte sorge dafür, dass mein Unternehmen erfolgreich wird, und dafür werde ich eine bestimmte Summe spenden.“ Solche Handlungen sind eine Form der spirituellen Praxis, die man auch als religiöse Praxis bezeichnen könnte. Hierbei wird etwas getan, um eine Belohnung zu erhalten.

In der populären Religion ist dieses Konzept weit verbreitet. Menschen geben Gott ein Versprechen und sagen: „Wenn ich das und das bekomme, werde ich das und das tun.“ Es ist gewissermaßen ein Handel mit Gott.

„Lieber Gott, ich möchte gerne die Gunst dieses Menschen erlangen!“ Vielleicht bist du verliebt und betest: „Wenn das gelingt, dann werde ich das und das tun.“

In den Veden gibt es tatsächlich Abschnitte, die solche Wünsche beschreiben und Anleitungen dafür geben. Um bestimmte Ziele zu erreichen, heißt es dort, dass man diese oder jene Puja durchführen, ein bestimmtes Mantra wiederholen oder eine bestimmte Summe in karitative Werke investieren soll. Solche Handlungen werden als spirituelle oder religiöse Praktiken angesehen, die mit dem Wunsch verbunden sind, ein konkretes Ergebnis zu erzielen.

Krishna sagt jedoch, dass dies nicht wahre Spiritualität ist. Tue nichts spirituelles, nur um später etwas anderes dafür zu bekommen. Solches Handeln bedeutet, an dein Karma gebunden zu bleiben, und dadurch erschaffst du neues Karma. Vielleicht erschaffst du dir gutes Karma, doch letztlich spielt es keine Rolle, ob du in goldenen Ketten oder in rostigen Eisenketten gebunden bist – Ketten bleiben Ketten.

Karma Yoga bedeutet, sich von den Ketten des Handelns zu lösen und frei zu werden.

Das würde Krishna auch zu Arjuna sagen, der im ersten Kapitel darüber sprach, dass jede Handlung, die er jetzt ausführt, eine negative Konsequenz nach sich ziehen würde. Arjuna meinte, dass es egal sei, was er tue – es werde immer eine negative Konsequenz geben. Selbst wenn man seine Pflicht nicht erfüllt, entsteht dadurch negatives Karma.

Krishna erklärt jedoch, dass es einen Weg gibt, schlechtes Karma zu vermeiden: Karma Yoga. Dieser Weg besteht darin, die Lektionen zu lernen, die das Karma durch Erfahrungen vermittelt, und zu handeln, ohne Verhaftungen einzugehen. Auf diese Weise wird kein neues Karma geschaffen.

Richte dich auf Meditation aus

Geh tief nach innen und schau dein eigenes Selbst

Vers 44

Menschen, die an Vergnügen und Macht hängen und deren Geist durch solche Lehren abgelenkt wird, entwickeln nicht die Entschlossenheit, die notwendig ist, um sich konsequent auf Meditation und Samadhi auszurichten.

Das musst du dir bewusst machen: In der Spiritualität geht es letztlich um die Gottverwirklichung. Allerdings gibt es immer auch relative Wirkungen der Spiritualität.

Du übst Asanas und Pranayama – natürlich mit dem Ziel der Gottverwirklichung –, aber auch, um gesund zu bleiben oder mehr Prana zu haben. Du praktizierst Raja Yoga, um die Gottverwirklichung zu erreichen und den Geist zu kontrollieren, aber vielleicht auch, um erfolgreicher in deinem Job zu sein, durch klarere Konzentration und mehr Ausstrahlung, um das zu bekommen, was du möchtest.

Du lässt dein Prana ansteigen, um deine Chakras zu öffnen, die Kundalini zu erwecken und Eins mit dem Kosmischen zu werden. Aber vielleicht möchtest du dein Prana auch erhöhen, um mehr Ausstrahlung zu haben – oder vielleicht sogar, um sexuell attraktiver zu wirken.

Du praktizierst vieles und bist möglicherweise selbst schon Yogalehrer geworden. Vielleicht hast du bereits damit begonnen, andere zu unterrichten. Wahrscheinlich ist deine Hauptmotivation, Gutes zu tun. Doch es könnte auch sein, dass du unterrichtest, um Geld zu verdienen – oder vielleicht, um Respekt und Anerkennung zu erhalten.

Grundsätzlich sagt Krishna: „Wenn du spirituelle Dinge tust, um etwas zu bekommen, dann führt das nicht zur Befreiung. Je mehr du jedoch spirituelle Praktiken mit dem Ziel übst, Gott zu verwirklichen, desto mehr entwickelst du diese einpünktige Entschlossenheit, die dich zu Gott führt.“

Krishna lehrt letztlich den ganzheitlichen Yoga, um auf verschiedenen Ebenen zu handeln. Bei Yoga Vidya wird ebenfalls dieser ganzheitliche Yoga gelehrt, in Verbindung mit den vier Purusharthas:

  • Kama: Sinnesbefriedigung und Freude, das Erleben von Lust und Genuss.
  • Artha: Zielstrebigkeit und materieller sowie beruflicher Erfolg.
  • Dharma: Das Erfüllen seiner Pflichten, das Verwirklichen seiner Anliegen und das Entwickeln seiner Talente.
  • Moksha: Die letztendliche Befreiung und spirituelle Verwirklichung.

Krishna sagt, dass eine gemischte Motivation dich daran hindert, die Einpünktigkeit zu entwickeln, die erforderlich ist, um zu Samadhi zu gelangen. Wenn du Samadhi erreichen möchtest, solltest du dich nicht zu sehr von anderen Wünschen ablenken lassen. Stattdessen tue das, was du tust, mit dem klaren Ziel, die Befreiung zu erlangen.

Krishna betont auch, dass selbst dann, wenn du mit einpünktiger Entschlossenheit zur Gottverwirklichung streben möchtest, es wichtig ist, deine Pflichten und Aufgaben gewissenhaft zu erfüllen.

Transzendiere die Eigenschaften der Natur

Vers 45

Die Veden sprechen von den drei Eigenschaften der Natur (Gunas). Krishna sagt zu Arjuna: „Erhebe dich über diese drei Eigenschaften. Befreie dich von den Gegensatzpaaren und weile stets in der Eigenschaft von Sattva – der Tugend. Sei frei von Gedanken an Erlangen und Behalten und ruhe fest in deinem wahren Selbst."

Es gibt drei Eigenschaften, die Gunas: Sattva, Rajas und Tamas. Die Veden sprechen über diese drei Eigenschaften und raten dazu, Sattva – die Eigenschaft von Reinheit, Harmonie und Tugend – zu kultivieren.

Tamas steht für Trägheit, Dunkelheit und Ignoranz und sollte überwunden werden. Rajas ist geprägt von Egoismus, dem Wunsch, besser als andere zu sein, sowie von Gier, Ärger, Neid und Eifersucht. Auch diese rajasigen Eigenschaften gilt es zu überwinden.

Entwickle Sattva. Sattva steht für Reinheit, Licht und Harmonie – das, was auf Sat, die Wahrheit, ausgerichtet ist. Es ist das, was aus der Wahrheit kommt und dich zu ihr zurückführt.

Krishna sagt: „Erhebe dich über die Gegensatzpaare, aber verweile zuerst in der Eigenschaft von Sattva.“ Zu den Gegensatzpaaren, über die du dich erheben sollst, gehören bspw.:

Diese Dinge sind nicht von entscheidender Bedeutung. Bleibe zunächst in Sattva, doch strebe schließlich auch darüber hinaus.

Der Mensch durchläuft immer wieder Veränderungen. Ein gewisses Maß an Tamas wird stets vorhanden sein, etwa wenn du müde bist. Auch Rajas wirst du spüren, als inneren Drang, etwas zu tun. Ebenso wird es Zeiten geben, in denen du von Sattva – Reinheit und Harmonie – geprägt bist.

Doch Krishna lehrt, dass du nicht Sattva bist. Selbst Sattva sollst du schließlich hinter dir lassen. Er sagt: „Sei frei von Gedanken an Erlangen und Behalten.“

Der Mensch durchläuft immer wieder Veränderungen. Ein gewisses Maß an Tamas wird stets vorhanden sein, etwa wenn du müde bist. Auch Rajas wirst du spüren, als inneren Drang, etwas zu tun. Ebenso wird es Zeiten geben, in denen du von Sattva – Reinheit und Harmonie – geprägt bist.

Doch Krishna lehrt, dass du nicht Sattva bist. Selbst Sattva sollst du schließlich hinter dir lassen. Er sagt: „Sei frei von Gedanken an Erlangen und Behalten.“

Menschen streben danach, etwas zu erlangen – sie wollen Geld, Eigentum, sie wollen geliebt werden und Anerkennung von anderen erhalten. Sie möchten Wissen erwerben und es behalten. Und wenn sie all dies besitzen, möchten sie es um jeden Preis behalten. Solange man etwas erlangen oder behalten will, bleibt man wunschgetrieben.

Es geht jedoch nicht darum, nichts zu erlangen, sondern darum, loszulassen. Es geht darum, zu dienen und nicht an das Ergebnis oder den Besitz verhaftet zu sein.

Die Veden sind für den Weisen nutzlos

Wahres Wissen ist nicht in Büchern

Vers 46

Für den Brahmanen mit Selbsterkenntnis sind alle Veden ebenso viel wert wie ein Wasserbehälter an einem überfluteten Ort.

Nur ein Weiser, der das Selbst verwirklicht hat, erkennt, dass die Veden für ihn keinen praktischen Nutzen mehr haben, denn er besitzt das unendliche Wissen über das Selbst. Wenn genügend Wasser vorhanden ist, braucht man schließlich nicht noch zusätzlich Wasser heranzuschleppen! Krishna spricht in der Bhagavad Gita deshalb so eindringlich zu Arjuna, weil dieser aus der Purva Mimamsa-Tradition stammt. Arjuna legt großen Wert darauf, seine Pflicht zu erfüllen, um dafür positive Ergebnisse zu erhalten. Zwar strebt er letztlich die Gottverwirklichung an, doch er wurde gelehrt, dass bestimmte Handlungen immer mit entsprechenden Belohnungen verbunden sind: "Wenn man dies tut, erhält man das; tut man jenes, bekommt man etwas anderes."

Arjuna hat Angst, etwas Falsches zu tun, denn er fürchtet, Papa, eine Sünde, zu begehen, was negatives Karma zur Folge hätte. Er will daher alles daransetzen, Papa zu vermeiden. Krishna jedoch fordert ihn auf, über die Unterscheidung von Sünde und Nicht-Sünde hinauszugehen. Später, im dritten Drittel der Bhagavad Gita, erklärt Krishna, dass es zwar ethische und unethische Handlungen gibt und Arjuna selbstverständlich das Ethische tun soll. Gleichzeitig betont er, dass Sattva wichtig ist. Sattva steht für Reinheit, Ausgeglichenheit und Klarheit und entspricht dem, was aus Liebe und Mitgefühl entspringt und somit den Grundsätzen der Ethik folgt.

Erledige deine Pflichten ohne Belohnung

Vers 47

Du hast nur das Recht zu handeln und deinen Pflichten nachzukommen, aber keinen Anspruch auf die Früchte deines Tuns. Lass weder die Früchte deiner Handlung dir Motiv zur Handlung sein, noch wende dich zum Müßiggang.

Dieser Vers gehört zu den wichtigsten der Bhagavad Gita. Er lehrt, dass du das Recht und die Aufgabe hast, deinen Pflichten nachzukommen. Dabei geht es darum, dein Svadharma – deine individuellen Rechte und Pflichten – zu erkennen und zu erfüllen. Es wird jedoch nicht erwartet, dass du dafür Belohnungen erhältst. Selbst wenn du deine Pflicht erfüllst, kannst du Misserfolg erleben oder mit Problemen konfrontiert werden. Doch gerade diese Herausforderungen sind notwendig - wir müssen unser scheinbar negatives Karma ernten - um zu wachsen.

Die Situationen, in denen wir uns befinden, stehen oft nicht in direktem Zusammenhang mit unseren jüngsten Handlungen. Vielmehr erhalten wir karmische Lektionen, um daraus zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Unsere Aufgabe ist es, in diesen Umständen so gut wie möglich zu handeln. Was letztendlich dabei herauskommt, ist weniger wichtig. Entscheidend ist, dass du dich bemühst, das größtmögliche Gute zu bewirken – und die Ergebnisse anschließend loslassen kannst.

Wenn es dir nicht um die Früchte deiner Handlungen geht, bedeutet das nicht, dass du weniger engagiert bist. Vielmehr heißt es, dass du das Richtige tust, unabhängig vom Ergebnis. Genau hier liegt jedoch manchmal ein Problem in gemeinnützigen Vereinen: Menschen, die für ihre Tätigkeit keine Gegenleistung erhalten, engagieren sich oft nur, solange es ihnen Spaß macht. Sobald die Lust nachlässt, geben sie die Aufgabe auf oder legen sie nieder. Das ist jedoch keine echte Verhaftungslosigkeit, sondern Verantwortungslosigkeit. Die wenigen, die im Verein tatsächlich verantwortungsbewusst handeln, müssen dann häufig die gesamte Arbeit auffangen und die Last tragen.

Wende dich nicht dem Müßiggang zu und handle nicht verantwortungslos. Erkenne, was getan werden muss, und führe diese Aufgabe mit großem Engagement, mit Hingabe und mit Freude aus. Tue es für Gott und für die Menschen.

Sei fest im Yoga und handle ohne Verhaftung

Lass Gott durch dich handeln

Vers 48

So handle, oh Arjuna und sei fest im Yoga. Gib alle Verhaftungen auf und bewahre Gleichmut in Erfolg und Misserfolg. Ausgeglichenheit im Geist oder auch Gelassenheit wird Yoga genannt.

Hier gibt Krishna das Schlüsselwort für Gelassenheit: das Handeln ohne Verhaftung. Tue, was zu tun ist, und frage dich, was deine Aufgabe und deine Pflicht sind und wie du für das größtmögliche Gute tätig sein kannst. Erkenne die Lektion in der Situation und handle so gut du kannst – ohne Verhaftung.

Sei nicht verhaftet an die Handlung selbst, denn es kann sein, dass du sie später loslassen musst oder dass diese Aufgabe von jemand anderem übernommen wird. Sei auch ohne Verhaftung an den Erfolg – selbst wenn du alles richtig machst, kann es trotzdem zum Misserfolg kommen. Und auch wenn du dich mit großem Engagement einbringst, alles gut läuft, dir aber niemand für deine Tätigkeit dankt, bleibe frei von der Verhaftung an die Früchte deiner Arbeit.

Wenn du dies übst, erreichst du SamatvaGelassenheit und Gleichmut.

Nimm Zuflucht bei der Weisheit

Vers 49

Handeln ist im Yoga der Weisheit weit unterlegen, oh Arjuna. Nimm Zuflucht bei der Weisheit. Unglücklich sind die, deren Motiv die Früchte der Handlung sind.

Karma bedeutet zum einen Handlung und zum anderen das Gesetz von Ursache und Wirkung. Karma ist also auch die Situation, in der du dich gerade befindest. Krishna erklärt, dass es nichts Bedeutungsvolles ist, wenn du etwas nur tust, um das Gesetz von Karma auszunutzen – also Gutes zu tun, um anschließend etwas Gutes zu erhalten, oder Schlechtes zu vermeiden, um karmische Bestrafung abzuwenden.

Ein solches Handeln ist angst- und belohnungsmotiviert. Doch mit dieser Einstellung kannst du keine Befreiung erlangen.

Krishna erklärt, dass dies dem Buddhi Yoga, dem Yoga der Einsicht, unterlegen ist. Diese Einsicht besteht darin, zu erkennen, dass es deine Aufgabe ist, deine Pflicht zu erfüllen, ohne an Erfolg oder Misserfolg verhaftet zu sein. Nur diese Haltung führt dich zur Befreiung. Wenn du hingegen nur Gutes tust, um belohnt zu werden und damit das Gesetz des Karmas auszunutzen, wirst du an dieses Gesetz gebunden bleiben. Das macht dich unglücklich, wenn Dinge nicht so gelingen, wie du es dir wünschst.

Außerdem überlagern sich die karmischen Früchte. Nicht alles liegt in deiner Hand. Du kannst ein guter Mensch sein, alles geschickt tun, mit großem Engagement bei der Sache sein – und dennoch kann all das, was du aufgebaut hast, vollständig zusammenbrechen. Wenn du nur nach Anerkennung strebst, wirst du ebenfalls unglücklich sein, da du ständig darüber nachgrübeln wirst, ob das, was du getan hast, ausreichend war.

Yoga ist Geschick im Handeln

Tu was zu tun ist und lass los

Vers 50

Der Mensch, der Weisheit, Gemütsruhe, besitzt, weist in diesem Leben, in dieser Welt, gutes wie auch schlechtes Karma von sich, deshalb widme dich dem Yoga. Yoga ist Geschick im Handeln.

Krishna spricht hier von Sukrita und Duskrita. Sukrita bezeichnet gute Handlungen, die gutes Karma erzeugen, während Duskrita schlechte Handlungen sind, die schlechtes Karma hervorrufen. Krishna fordert uns auf, die Vorstellung zu überwinden, Gutes zu tun, um belohnt zu werden, oder Schlechtes zu meiden, um schlechtes Karma zu vermeiden.

Jemand, der Weisheit besitzt, handelt nicht mehr aus Angst vor Strafe oder in der Hoffnung auf Belohnung. Stattdessen tut er das, was gut ist, und tut es so gut, wie er kann. Krishna erklärt weiter, dass Yoga Geschick im Handeln bedeutet. "Kaushala" steht für Geschicklichkeit und Engagement, aber auch für Energie und Enthusiasmus. Gleichzeitig bedeutet es, loslassen zu können.

Krishna sagt also: Wenn du weise bist, überwinde die Vorstellung, dass gute Handlungen Belohnungen nach sich ziehen müssen, und höre auf, Angst vor falschen Handlungen zu haben. Tue das, was du tust, mit vollem Engagement und Geschick, so gut du kannst. "Yoga Karma Sukhausalam" – Geschicklichkeit im Handeln – bedeutet, danach loszulassen.

Weise gehen jenseits allen Leidens

Vers 51

Die Weisen, die mit Wissen erfüllt sind, die die Früchte ihrer Handlungen aufgegeben haben und die frei sind von den Fesseln der Geburt, gehen an einen Ort, der jenseits allen Leidens ist.

Was geschieht, wenn du wie ein Weiser bist? Wenn du wie ein Weiser handelst und mit Wissen erfüllt bist – dem Wissen, dass du das unsterbliche Selbst bist. Darüber sprach Krishna ab Vers 10 im 2. Kapitel der Bhagavad Gita. Er betont, dass du nicht dein Körper bist. Der Körper ist vergänglich; er kommt und geht, wie ein Kleidungsstück, das du anziehst und irgendwann wieder ausziehst.

Auch die Erfahrungen, die du machst, sind vergänglich. Sie kommen und gehen. Krishna erklärt, dass diese Erfahrungen durch die Kontakte der Sinne mit den Objekten entstehen. Sie haben ein Anfang und ein Ende, mit Höhen und Tiefen. Deshalb fordert er: Ertrage sie tapfer, oh Arjuna.

Sei weise und akzeptiere, dass geschieht, was geschehen soll. Tue deine Pflicht im Rahmen des kosmischen Ganzen und werde ein Instrument des Göttlichen. Hänge nicht an den Früchten deines Handelns. Wenn du so handelst, bist du frei von den Fesseln der Geburt.

Die Fesseln der Geburt bedeuten, dass du durch dein Handeln neues Karma schaffst, weil du etwas Gutes erlangen möchtest. Doch wenn du loslässt, löst du dich von diesem Kreislauf und kannst einen Ort jenseits allen Leidens erreichen.

Leiden entsteht durch Erwartungen. Wenn du handelst, um etwas zu erreichen, entsteht Leiden.

Durch Karma Yoga erfährst du sofort die Wirkung, jenseits des Leidens zu gehen. Du wirst befreit von allen Verhaftungen, die kommen und gehen, und erreichst einen Zustand jenseits von allem Leiden.

Was bedeutet das? Wenn du erkennst, dass alles Leiden durch Verhaftung und Erwartung entsteht, dann tue das, was zu tun ist, so gut wie du kannst – und lasse anschließend los.

Wie oft ärgere ich mich, dass ich nicht bekomme, was mir zusteht? Wie oft ärgere ich mich, weil ich nicht so behandelt werde, wie ich es verdient hätte? Wie oft ärgere ich mich darüber, ungerecht behandelt worden zu sein? Und wie häufig habe ich Wünsche und bin traurig, weil sie nicht erfüllt wurden?

Sei dir bewusst, dass Selbsterkenntnis der erste Schritt zur Besserung ist. Nimm diese Gefühle wahr, lasse sie dann los und übergib sie Gott.

Beobachte dich selbst, wenn du bemerkst, dass du plötzlich die Motivation verlierst, etwas zu tun, weil es dir nicht mehr darum geht, etwas Persönliches dafür zu erhalten.

Lächle darüber und werde dir dessen bewusst. Tue das, was zu tun ist, so gut wie du kannst, und du wirst feststellen, dass es dir sogar Freude bereitet – ganz ohne an Erfolg oder Misserfolg und ohne an Angst und Bestrafung zu denken.

Video - Karma Yoga als verhaftungsloses Tun

Die ideale Karma Yoga Handlung - ein Vortrag von Sukadev Bretz 2018

Selbstloses Dienen mit Engagement und Freude
  • Wie kannst du handeln ohne Verhaftung?
  • Wie kannst du im Alltag Karma-Yoga üben?
  • Was heißt es handeln ohne Verhaftung und trotzdem engagiert sein?
  • Was bedeutet es, eine Handlung auszuführen, ohne gebunden zu sein?
  • Wie kann man handeln ohne neues Karma zu schaffen?
  • Wie kannst du im Alltag so handeln, dass du spirituell daran wächst?

Karma Yoga Motive

Wenn man handelt, gibt es zunächst ein Motiv. Warum handelst du? Und es gibt verschiedene Karma Yoga-Motive:

Handeln, um zu dienen Du kannst handeln, um Gott zu dienen, einem Menschen zu helfen, vielen Menschen zu dienen oder uneigennützigen Werken zu dienen. Dabei geht es darum, das Ego zurückzustellen und dein Handeln einem höheren Zweck zu widmen.

Handeln aus Verantwortung Du kannst auch handeln, weil du weißt, dass du eine bestimmte Aufgabe oder Rolle hast. Du bist in einer Situation, in der du Verantwortung trägst, und willst dieser gerecht werden.

Handeln aufgrund einer Eingebung Dein Motiv kann auch sein, einer inneren Stimme oder einer Intuition zu folgen. Es mag sein, dass du eine Inspiration oder Eingebung verspürst und einfach weißt: „Ich muss das tun.“

Diese Motive geben deinem Handeln eine tiefere Bedeutung und helfen dir, Karma Yoga bewusst in deinem Leben zu praktizieren.

Eigennützige Motive

Die meisten Menschen handeln, um etwas für sich selbst zu erhalten. Die häufigsten Motive sind:

Diese Motive sind jedoch eigennützig und entsprechen nicht den Prinzipien des Karma Yoga. Im Karma Yoga handelt man nicht für persönliche Belohnungen oder Vorteile, sondern aus uneigennützigen Beweggründen – sei es, um Gott zu dienen, aus Verantwortung zu handeln oder einer Eingebung zu folgen.

Wie handelst du?

Mit vollem Engagement

Handle so gut wie es geht, mit vollem Engagement. Das ist ein wichtiger Aspekt. Es gibt Menschen, die Gutes tun möchten, aber weil sie nichts dafür bekommen, tun sie es oft nur halbherzig.

Viele Menschen sind beispielsweise Vereinsmitglieder in gemeinnützigen Organisationen und engagieren sich nur, solange sie Lust darauf haben. Sobald diese Lust nachlässt, hören sie auf. Oder sie beginnen zunächst uneigennützig in gemeinnützigen Vereinen mitzuhelfen, doch irgendwann erwarten sie eine Gegenleistung. Ab diesem Punkt ist es kein echtes Karma Yoga mehr.

Wie also praktiziert man echtes Karma Yoga? Indem man seine Aufgaben mit vollem Einsatz und Hingabe erfüllt – so gut wie man es kann, ohne Erwartungen an eine Belohnung oder Anerkennung.

Mit Herz und Liebe

Handle so gut wie es geht, mit vollem Engagement und vor allem mit Herz. Echte Hingabe bedeutet, dass du deine Aufgaben mit Liebe ausführst – aus vollem Herzen und mit Freude.

Ohne Identifikation als Instrument

Es ist auch wichtig, wie du handelst. Du handelst als Instrument. Das bedeutet, du glaubst nicht, dass alles nur von dir abhängt. Stattdessen fühlst du dich als Werkzeug des Göttlichen. Du lässt los und sagst: „Dein Wille geschehe.“

Stelle dir vor, dass dein Körper und deine Psyche Teil des kosmischen Körpers und der kosmischen Psyche sind. Du selbst bist das unsterbliche Selbst. Dies bedeutet, ohne Identifikation zu handeln. Ohne Identifikation heißt, dass du nicht glaubst, der Handelnde zu sein. Du weißt zwar, dass du etwas tust, aber du identifizierst dich nicht mit deinen Handlungen.

Indem du auf diese Weise handelst, kannst du mit Hingabe und Gelassenheit tätig sein, frei von Ego und Erwartungen.

Verhaftungslos

Handeln als Instrument ohne Identifikation bedeutet auch, verhaftungslos zu sein. Verhaftungslosigkeit spielt an mehreren Stellen eine Rolle: Es bedeutet, dass du deine Handlungen ohne Anhaftung ausführst und bereit bist, jederzeit loszulassen.

Zum Beispiel: Wenn du eine Aufgabe erhalten hast und jemand anderes sie genauso gut oder sogar besser erledigen könnte und Freude daran hätte, dann hänge nicht daran. Übergib die Aufgabe bereitwillig und engagiere dich für etwas Neues – verhaftungslos.

Ebenso, wenn du eine Aufgabe so gut wie möglich ausgeführt hast, aber plötzlich nicht mehr in der Lage bist, sie fortzuführen, dann lass sie los, ohne daran zu hängen. Verhaftungslos zu handeln heißt, frei von Ego, Besitzdenken oder der Angst zu sein, etwas zu verlieren. Es ist eine Haltung des inneren Loslassens.

Ergebnis Gott darbringen

Was machst du nach Abschluss deiner Handlung?

Der nächste Schritt ist, das Ergebnis Gott darzubringen. Das bedeutet, du sagst: „Was auch immer ich getan habe, oh Gott, ich bringe es dir dar.“ Du handelst nicht, um etwas Konkretes zu erreichen, sondern widmest dein Tun dem Göttlichen.

Da du es Gott darbringst, erwartest du keine Belohnung dafür. Diese Haltung führt auch zu Gleichgültigkeit gegenüber Erfolg und Misserfolg. Du tust dein Bestes, aber wenn es nicht so ausgeht, wie du es dir vorgestellt hast, ist das auch in Ordnung.

Indem du so handelst, lässt du Erwartungen los und bewahrst deine innere Gelassenheit. Das Ergebnis liegt nicht mehr in deinen Händen – es ist Teil des kosmischen Plans.

Ideale Karma Yoga Handlungen - Swami Vishnu

Swami Vishnu Devananda

Swami Vishnu Devananda war ein inspirierendes Beispiel für großes Engagement gepaart mit der Fähigkeit, plötzlich loszulassen. Einmal hatte er die Eingebung, zum 100-jährigen Geburtstag von Swami Sivananda eine Menschenkette von Rishikesh bis Kanyakumari, der Südspitze Indiens, zu organisieren.

Das bedeutete, eine Strecke von über 3000 Kilometern zu überwinden – einschließlich Wüsten, Urwäldern und anderer Hindernisse, die möglicherweise umgangen werden mussten, sodass es insgesamt bis zu 5000 Kilometer sein könnten. Mit großem Einsatz sprach er mit vielen gemeinnützigen Vereinen und setzte sich dafür ein, dass alle Beteiligten gemeinsam eine Stunde lang „Om Namo Narayanaya“ für den Weltfrieden sangen.

Dieses Vorhaben zeigt, wie Swami Vishnu Devananda uneigennützig handelte und Großes bewirkte, ohne dabei an den Ergebnissen oder Hindernissen zu haften.

Letztlich hätte es etwa sechs Millionen Menschen gebraucht, um die Menschenkette zu realisieren. Es gab tatsächlich einige Organisationen, die bereit waren, dieses großartige Vorhaben zu unterstützen.

Swami Vishnu Devananda plante zudem, während der Menschenkette die Botschaft „Namen sind viele, Gott ist eins – liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ zu verbreiten. Er wollte die Lehren und Werte aller Weltreligionen einbeziehen, darunter Jesus, Buddha, Allah und viele weitere. Seine Vision war eine globale Botschaft der Einheit und des Friedens, die über religiöse und kulturelle Grenzen hinweg alle Menschen verbinden sollte.

Die größte religiöse Organisation, die Swami Vishnu Devananda bei diesem Vorhaben ursprünglich unterstützen wollte, sagte schließlich ab. Ihre Begründung war: „Wir sind Hindus. Wenn du etwas rein Hinduistisches machen möchtest, unterstützen wir dich. Aber wenn du sagst, dass alle Religionen eins sind, machen wir nicht mit.“

Swami Vishnu Devananda erkannte daraufhin, dass das Projekt in dieser Form nicht umsetzbar war. Doch an seinen spirituellen Prinzipien wollte er nicht rütteln. Für ihn war die Einheit aller Religionen – „Namen sind viele, Gott ist eins“ – ein zentraler Wert. Daher entschied er, das Ziel, die Menschenkette von Rishikesh bis Kanyakumari zu organisieren, loszulassen.

Dies zeigt, wie Swami Vishnu konsequent nach den Prinzipien von Verhaftungslosigkeit handelte: Er engagierte sich mit voller Hingabe, ließ aber los, als die Umsetzung nicht mehr im Einklang mit seinen Werten stand.

Am Ende wurde aus der ursprünglich geplanten Menschenkette eine kleinere Version, an der etwa 10.000 Menschen beteiligt waren – genug, um eine Strecke von 10 Kilometern zu bilden. Das war beeindruckend, aber natürlich etwas völlig anderes als die ursprüngliche Vision von 5000 Kilometern mit sechs Millionen Menschen. Doch es schien Swami Vishnu Devananda nichts auszumachen.

Er folgte seiner Eingebung, handelte mit vollem Herz und großem Engagement. Wenn Swami Vishnu etwas tat, war er immer mit Enthusiasmus dabei. Dabei sah er sich stets als Instrument des Göttlichen, ohne sich mit seinen Taten zu identifizieren. Seine Verhaftungslosigkeit war bemerkenswert: Es war ihm egal, dass sein ursprünglicher Plan nicht verwirklicht wurde und dass das Ergebnis kleiner ausfiel. Diese Haltung des Gleichmuts gegenüber Erfolg und Misserfolg war etwas, das viele an ihm besonders verehrten und schätzten – in einem Maß, wie man es selten bei einem Menschen erlebt.

Mit dem Leichtflugzeug über die Berliner Mauer

Ein weiteres Beispiel für seine gleichmütige Haltung gegenüber den Früchten seines Handelns zeigt sich in den frühen 1980er Jahren, als Swami Vishnu die Inspiration hatte, über die Berliner Mauer zu fliegen. Im Jahr 1981, kaum aus dem Flugzeug gestiegen, sagte er: „Kauft ein Flugzeug, ich will über die Berliner Mauer fliegen.“ Viele hielten ihn für verrückt und fragten sich, welchen Sinn das haben solle und wie es helfen könnte.

Er begann, die Möglichkeiten zu prüfen, verschiedene Pläne zu machen und Lösungen zu suchen. Doch nachdem er die Optionen sorgfältig abgewogen hatte, kam er 1981 zu dem Schluss, dass es nicht machbar sei. Daraufhin ließ er das Vorhaben los – scheinbar völlig. Es schien, als hätte er es vollständig aufgegeben.

Zwei Jahre später, im Jahr 1983, hatte Swami Vishnu Devananda erneut die Eingebung, über die Berliner Mauer fliegen zu müssen. Diesmal plante er genauer und entwickelte eine Idee: ein Ultraleichtflugzeug. Dieses kleine Flugzeug könnte in einem Lkw über die Grenze nach West-Berlin geschmuggelt werden. Mit dieser neuen Strategie beschloss er, das Vorhaben erneut in Angriff zu nehmen.

Er sprach darüber mit seinen Schülern, stieß jedoch erneut auf Widerstände. Viele hielten die Idee für unrealistisch und waren skeptisch. Zudem stellte die Finanzierung ein großes Problem dar. Swami Vishnu hatte nie große Geldmittel zur Verfügung. Die Sivananda Yoga Center waren oft verschuldet, und die Situation war häufig angespannt – mit Banken, die immer wieder drohten, Ashrams zu versteigern, falls Zahlungen nicht geleistet würden.

Trotz dieser Herausforderungen verfolgte Swami Vishnu das Vorhaben mit vollem Enthusiasmus. Er spürte tief in sich, dass dies seine Aufgabe war und er als Instrument des Göttlichen handeln müsse – unabhängig von den Schwierigkeiten oder dem Widerstand, der ihm begegnete.

Es gab immer wieder Höhen und Tiefen bei der Umsetzung des Vorhabens. Schließlich wurde jemand gefunden, der eine Erbschaft gemacht hatte und bereit war, 100.000 DM für ein „Global Village Peace Festival“ zu spenden. Mit diesem Betrag konnte ein Friedensfestival in Berlin organisiert werden, und es war möglich, das Ultraleichtflugzeug in zweifacher Ausführung zu kaufen. Diese Flugzeuge waren relativ günstig, sodass die Finanzierung machbar wurde.

Swami Vishnu nahm zusätzlich Flugstunden, um sich auf das Unterfangen vorzubereiten. Und schließlich, am 15. September 1983, war es soweit: Swami Vishnu flog mit einem Ultraleichtflugzeug über die Berliner Mauer und landete in Ost-Berlin.

Nachdem Swami Vishnu in Ost-Berlin gelandet war, fanden ihn ein paar Bauern auf einem Feld. Kurz darauf kamen die Volkspolizei und die Stasi. Swami Vishnu wurde festgenommen und verhört. Trotz der angespannten politischen Lage blieb er ruhig und gelassen. Schließlich bekam er ein Sandwich und wurde zurück nach West-Berlin geschickt.

In West-Berlin erwartete ihn ein großes Aufsehen: Presse, Rundfunk und Fernsehen berichteten ausführlich über den Vorfall. Die Aktion erschien in den Nachrichten und auf den Titelseiten der wichtigsten Zeitschriften. Swami Vishnus symbolische Botschaft für Frieden und Einheit wurde dadurch weltweit bekannt.

Swami Vishnu befand sich mitten im Trubel und in der medialen Aufmerksamkeit. Fernsehsender wollten ihn in Talkshows einladen, und renommierte Zeitschriften wie der Stern boten an, eine Exklusiv-Story über seinen Flug zu veröffentlichen. Doch Swami Vishnu sagte:

„Die Aufgabe ist erledigt, ich hab’s gemacht. Ich geh jetzt in keine Talkshow, und ich werde jetzt auch kein Feature sein. Es ist mir nicht darum gegangen, berühmt zu werden, sondern ich habe das getan, weil ich gemerkt hatte, was zu tun ist.“

Mit diesen Worten unterstrich Swami Vishnu seine Verhaftungslosigkeit und Hingabe. Es ging ihm nie um persönlichen Ruhm oder Anerkennung, sondern einzig darum, seine Aufgabe zu erfüllen und ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Danach zog er sich aus dem Rampenlicht zurück und widmete sich wieder seiner spirituellen Arbeit.

Mehrere Jahre der Vorbereitung, erhebliche Summen an Geld und Zeit wurden investiert, und viele Menschen hatten Swami Vishnu in seinem Vorhaben unterstützt. Doch anstatt jetzt die Früchte dieses Erfolges zu ernten, entschied er sich, einfach wieder nach Kanada zurückzukehren, um das nächste Projekt vorzubereiten. Diesmal plante er, mit einem Doppeldeckerbus von England über den Balkan nach Indien zu reisen, um dort Vorträge zu halten und spirituelle Lehren zu verbreiten.

Swami Vishnu ging es nie um Belohnung oder Anerkennung. Er wollte sich nicht im Erfolg seiner Aktion suhlen. Für ihn war wichtig, die Aufgabe mit Hingabe zu erfüllen, sie Gott darzubringen und dann loszulassen.

Seine Haltung verkörperte die Essenz von Karma Yoga: Tu, was du tun kannst, lasse los und bringe es Gott dar.

Beispiele Karma Yoga Handlung - Sukadev

Ein anderes Beispiel: Als ich jung ins Yogazentrum kam – ich war gerade 18 Jahre alt – begann ich, dort mitzuhelfen und Karma-Yoga zu praktizieren. Ich hatte bereits einiges über Karma Yoga gelernt, ein wenig über die Bhagavadgita erfahren und wollte diese Prinzipien in die Praxis umsetzen.

Dann bekam ich meine erste Aufgabe: Staubsaugen.

Erstes Karma Yoga - Staubsaugen

Staubsaugen als selbstloser Dienst

Nachdem ich ins Yogazentrum eingezogen war – zuvor hatte ich bereits ehrenamtlich mitgeholfen – war Staubsaugen meine erste Aufgabe. Ich nahm sie an, um zu dienen: dem Werk meines Meisters, den Schülern und der spirituellen Gemeinschaft. Es war eine Aufgabe, die mir übertragen wurde, und ich fühlte mich verantwortlich, sie so gut wie möglich auszuführen.

Ich saugte die Teppiche mit voller Hingabe, mit dem Ziel, sie gründlich zu reinigen. Doch es war mehr als das: Ich machte es mit Herz, in voller Gegenwart und ohne an die Zukunft oder Vergangenheit zu denken. Für mich war es ein spiritueller Akt. Ich fühlte mich als Instrument des Göttlichen – Gott wirkte durch mich und sogar durch den Staubsauger. Es war ein fast euphorisches Gefühl, in diesem Moment ganz bewusst zu sein.

Während ich arbeitete, wiederholte ich innerlich „Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya“ und ließ mich in den Fluss der Handlung fallen. Ich bemühte mich, mich nicht mit der Tätigkeit zu identifizieren. Ich war nicht der Handelnde – alles geschah durch mich. Am Ende des Staubsaugens brachte ich die Handlung Gott dar, mit dem Gedanken: „Das ist für dich, oh Gott.“

Ich blieb gleichmütig gegenüber Belohnung oder Anerkennung. Jemand, der Staub saugt, erhält selten Lob oder Aufmerksamkeit – und das war vollkommen in Ordnung. Es war eine der schönsten und erfüllendsten Erfahrungen, die ich im Karma Yoga gemacht habe.

Auch gegenüber Erfolg und Misserfolg bemühte ich mich, gleichmütig zu bleiben. Damals wurden im Zentrum „Cookies“ gebacken. Eigentlich gab es die klare Anweisung, dass die Teilnehmer immer einen Teller darunterhalten sollten, um Krümel zu vermeiden. Doch, wie es oft passiert, hielten sich die Teilnehmer nicht daran. Sie aßen die „Cookies“ ohne Teller, und innerhalb von zehn Minuten, nachdem sie den Raum betreten hatten, war der frisch gesaugte Teppich am Eingang wieder schmutzig.

Ich versuchte, nicht verhaftet an die Sauberkeit des Teppichs zu sein. Statt mich über die verschwendete Arbeit zu ärgern, bemühte ich mich, die Situation gelassen zu betrachten. Irgendwo dachte ich sogar fast selbstzufrieden: „Jetzt gelingt es mir, eine echte Karma-Yoga-Handlung auszuführen.“ Es war eine Übung in Verhaftungslosigkeit, und ich fühlte, dass ich daran wuchs.

Als dann jemand Neues ins Zentrum einzog, änderte sich meine Aufgabe. Die Leiterin des Zentrums sagte zu mir: „So, du machst jetzt etwas anderes, der Neue übernimmt deinen Karma-Yoga-Job des Staubsaugens.“

Daraufhin antwortete ich: „Aber ich mache das doch gerne, ich mache es gerne weiter.“ Ich fühlte mich mit dieser Aufgabe verbunden und wollte sie nicht einfach abgeben. Die Zentrumsleiterin sah mich nur freundlich an und sagte sanft, aber bestimmt: „Sei nicht so verhaftet.“

Dieser Satz traf mich tief. In diesem Moment verstand ich plötzlich, dass sie recht hatte. Ja, ich hatte meine Aufgabe mit vollem Engagement und Hingabe gemacht. Aber dabei war ich unbewusst doch etwas verhaftet gewesen. Ich hatte mich mit der Rolle des Staubsaugers identifiziert. Es war mein Karma-Yoga geworden, und darin war ich so sehr aufgegangen, dass ich nicht bemerkte, wie ich daran festhielt.

Diese Erkenntnis war eine wichtige Lektion für mich: Verhaftungslosigkeit bedeutet, dass man seine Aufgabe mit ganzem Herzen erfüllt, aber auch bereit ist, sie loszulassen, wenn es Zeit dafür ist.

In den nächsten Tagen ertappte ich mich immer wieder dabei, wie ich beobachtete, ob der andere seine Aufgabe auch richtig machte. Doch ich konnte humorvoll über mich selbst lächeln und die Situation mit einer gewissen Leichtigkeit betrachten.

Letztlich musste ich erkennen: Beim Staubsaugen fällt es vermutlich nicht so schwer, die Verhaftung loszulassen. Es war eine wertvolle Lektion, die mir zeigte, dass Verhaftung in den kleinen Dingen genauso subtil auftreten kann wie in den großen – und dass auch hier Loslassen ein wichtiger Teil des Karma Yoga ist.

Zweites Karma Yoga - Toiletten putzen

Toilettenputzen als Puja gestalten

Das nächste Karma-Yoga, das ich zugeteilt bekam, war Toiletten zu putzen. Derjenige, der bisher diese Aufgabe übernommen hatte, sagte zu mir: „Ich zeige dir, wie man Toiletten putzt.“

Voller Empörung antwortete ich: „Ich weiß, wie man Toiletten putzt!“ Glücklicherweise war ich in einer Familie aufgewachsen, in der es nur drei Jungs gab. In meiner Generation war es eher unüblich, dass Jungs Hausarbeit machten – meistens war das die Aufgabe der Mädchen. Doch meine Mutter hatte, vermutlich aus einem gewissen Selbsterhaltungstrieb, allen dreien gezeigt, wie man putzt, kocht, Geschirr spült, backt, näht und vieles mehr.

Von uns dreien war ich derjenige, dem Hausarbeit durchaus auch Spaß machte. Ich übernahm diese Aufgaben gerne und hatte schon früh gelernt, wie man gründlich und gewissenhaft arbeitet.

„Nee, nee“, sagte der andere Karma-Yogi mit einem Lächeln, „lass mich dir zeigen, wie das geht.“ Ich willigte ein, und er führte mich in die Toilette. Dort begann er mit einer völlig unerwarteten Erklärung:

„Als erstes musst du wissen, der Toilettensitz ist jetzt die Murti – der Gott, der sich dort manifestiert. Das Putzen der Toilette ist nichts anderes als Gott zu verehren, ähnlich wie bei einer Puja.“

Er erklärte weiter, dass eine Puja ein Verehrungsritual ist, bei dem man eine Göttin oder eine Murti verehrt. Dabei übergießt man die Statue mit Reismilch, reinigt sie mit Wasser, bringt Blumen oder Malas dar und verneigt sich schließlich.

„Jetzt“, sagte er, „wird die Toilettenschüssel zur Murti. Zu Anfang verneigst du dich und sagst ein Mantra. Du rufst Gott in der Toilettenschüssel an. Dann beginnst du mit Abhishekam: Du reinigst mit Wasser, Spülmittel und Bürste, und das Reiben entspricht dem Trocknen der Murti. Danach bringst du weitere 'Opfergaben' dar, wie Duftspray oder frische Handtücher, und am Ende verneigst du dich noch einmal. Das ist deine Puja, und das ist Karma Yoga.“

Seine Worte hatten etwas Humorvolles, aber zugleich Tiefgründiges. Dieser Ansatz lehrte mich, jede Tätigkeit – selbst das Toilettenputzen – als eine spirituelle Handlung zu betrachten und als Verehrung des Göttlichen auszuführen.

Nach dieser Einführung verstand ich endlich, warum dieser Mensch nach dem Toilettenputzen immer mit leuchtenden Augen und einem Strahlen im Gesicht zurückkam. Bis heute sehe ich ihn vor mir, mit diesen leuchtenden Augen, die etwas ausdrückten, das ich damals erst zu begreifen begann: Er hatte eine vollständig reine Karma-Yoga-Handlung ausgeführt.

Er machte es als Dienst an Gott, an den Meistern, und als seine Aufgabe im Zentrum. Er tat es mit vollem Engagement, so gut er konnte, und es dauerte dabei nicht einmal lange – schließlich wäre das im belebten Alltag des Zentrums auch nicht möglich gewesen. Doch in dieser kurzen Zeit steckte all seine Hingabe und Bewusstheit.

Diese Erfahrung zeigte mir, dass jede Handlung, egal wie alltäglich oder banal sie erscheinen mag, durch die richtige innere Einstellung zu einem Akt des Karma Yoga werden kann. Es ist diese Haltung, die uns Freude bringt und die uns mit dem Göttlichen verbindet.

Bedeutung von spirituellem Karma Yoga

Spirituelles Karma Yoga bedeutet nicht, ineffizient zu sein. Im Gegenteil: Es musste auch schnell gehen, denn es gab so viel zu tun, so viele Aufgaben, die erledigt werden mussten, um mehr Menschen zum Yoga zu bringen.

Das bedeutete, dass Karma Yoga nicht langsam und meditativ war, sondern vielmehr:

  • schon auch effektiv,
  • mit Herz,
  • mit Liebe,
  • mit Hingabe,
  • als Instrument für Gott,
  • ohne Identifikation,
  • letztlich dann auch verhaftungslos.

Spirituelles Karma Yoga bedeutet auch, die Aufgabe ruhig an andere weiterzugeben, wenn es nötig ist. Es geht darum, die Handlung dem Göttlichen darzubringen und gleichmütig gegenüber Erfolg und Misserfolg zu bleiben. Zum Beispiel: Wenn man eine Toilette reinigt, ist sie oft schon ein paar Minuten später wieder schmutzig, sobald die ersten Schüler sie benutzen.

Auch Gleichmut gegenüber Belohnung ist entscheidend. Für das Toilettenputzen bekommt man selten Anerkennung. Doch genau hier zeigt sich, wie tief das Verständnis für Karma Yoga ist. Wenn man bemerkt, dass andere für ihre Aufgaben gelobt werden, während man selbst keine Anerkennung für das Toilettenputzen erhält, ist das eine Gelegenheit zur Reflexion: Sticht es mich oder nicht?

Wenn es einen nicht sticht, wenn das, was man tut, ohne Lob oder Anerkennung bleibt, dann hat man eine echte Karma Yoga-Handlung vollzogen. Denn wahres Karma Yoga bedeutet, uneigennützig zu handeln, ohne Erwartungen – allein aus Hingabe und im Dienst des Göttlichen.

Jetzt kannst du selbst überlegen – und nicht nur überlegen, sondern bewusst reflektieren – was es in den nächsten Tagen zu tun gibt. Frage dich:

1. Was sind deine Motive?
Warum tust du, was du tust? Sind deine Handlungen von Erwartungen geprägt, oder tust du sie aus Liebe, Hingabe und als Dienst?
2. Wie kannst du deine Aufgaben mit ganzem Herzen und großem Engagement ausführen?
Arbeite mit voller Präsenz, sei dabei aber auch effektiv. Führe deine Tätigkeiten so gut wie möglich aus.
3. Wie kannst du deine Handlungen als Instrument Gottes ausführen?
Sieh dich nicht als den Handelnden, sondern als Werkzeug, durch das Gott wirkt.
4. Kannst du ohne Verhaftung handeln?
Übe, nicht an den Ergebnissen deiner Arbeit zu hängen. Sei gleichmütig gegenüber Erfolg und Misserfolg.
5. Nimm dir vor, alles Gott darzubringen.
Am Ende jeder Handlung kannst du sagen: „Oh Gott, ich bringe dir diese Arbeit dar.“

Wenn du bemerkst, dass du leidest, nachdem du etwas getan hast, ist das ein Zeichen: Irgendwo hast du gegen die Prinzipien des Karma Yoga verstoßen. Vielleicht warst du zu sehr an das Ergebnis gebunden, hast dich identifiziert oder eine Erwartung gehabt, die nicht erfüllt wurde.

Nutze diese Erkenntnisse als Gelegenheit, weiter zu wachsen und den Geist des Karma Yoga in deinem Leben noch bewusster zu leben.

Vielleicht bist du nicht vollständig verhaftungslos gegenüber deiner Handlung. Vielleicht identifizierst du dich selbst mit dem, was du getan hast, und denkst: „Wow, was habe ich Großartiges gemacht.“ Vielleicht fühlst du dich unglücklich, wenn etwas nicht gut ausgeht, oder wenn du nicht das erhältst, was du denkst, dass du dafür bekommen solltest.

Es ist realistisch, zu akzeptieren, dass du wahrscheinlich nicht jede Handlung als vollkommenes Karma Yoga ausführen kannst. Swami Venkateshananda, ein Schüler von Swami Sivananda, hat einmal gesagt: „Nur ein selbstverwirklichter Yoga Meister kann eine vollkommen reine Karma Yoga Handlung ausführen.“

Doch du kannst dich bemühen, immer mehr Handlungen im Geiste des Karma Yoga zu machen. Es geht darum, Schritt für Schritt:

  • Mehr dienen: Handle aus Hingabe, ohne Eigennutz.
  • Mehr Nichtidentifikation: Löse dich von der Idee, der Handelnde zu sein.
  • Mehr Loslassen: Lasse die Früchte deiner Handlungen los.
  • Weniger Wunsch, Verhaftung und Erwartung: Befreie dich von der Orientierung an Belohnungen oder Anerkennung.

Mache das in der nächsten Woche ganz bewusst. Versuche, immer mehr wie ein Karma Yogi zu handeln. Sei dir der Motive deiner Handlungen bewusst, und bemühe dich, uneigennützig zu handeln, ohne dich an das Ergebnis zu binden.

Wie Krishna in der Bhagavad Gita verspricht: Wenn du diesen Weg gehst, wirst du Freude erleben statt Leid, du wirst lernen und wachsen, ohne dabei gebunden zu sein. Jede Handlung wird dann ein Schritt auf dem Weg zur Freiheit und zum inneren Frieden.

Karma Yoga üben in spiritueller Gemeinschaft

Mithilfe im Ashram

Karma Yoga in einer spirituellen Gemeinschaft

Um Karma Yoga gut üben zu können, kann es sehr hilfreich sein, dich in einer spirituellen Gemeinschaft zu engagieren. Karma Yoga bedeutet in einem weiteren Sinn auch uneigennütziges Dienen. Wenn du in einer spirituellen Gemeinschaft dienst, dienst du dem Meister oder der Meisterin. Du stimmst dich auf deren Werk ein, und durch diese Hingabe fließt auch Segen in dich hinein.

Möglichkeiten, dich bei Yoga Vidya zu engagieren

Falls du in der Nähe eines Yoga Vidya Zentrums bist, könntest du fragen: „Wie kann ich helfen? Was kann ich tun?“ Es gibt viele Möglichkeiten, sich einzubringen:

  • Praktische Aufgaben: Toiletten putzen, Staubsaugen, Plakate aufhängen oder Broschüren verteilen.
  • Digitales Mitwirken: Beiträge des Zentrums im Internet teilen (z.B. über Facebook, Twitter, Instagram) oder bei der Website helfen.
  • Büroarbeit: Unterstützung bei der Buchführung oder der Organisation.
  • Finanzielle Hilfe: Spenden, um die Arbeit des Zentrums zu unterstützen.
  • Mitarbeit im Ashram: Du könntest für einige Tage, Wochen oder Monate in einen Ashram gehen, um direkt vor Ort mitzuhelfen.

Echtes Karma Yoga: Uneigennütziges Dienen

Wenn du mithilfst, tue es wirklich, um zu dienen – nicht, um etwas zu bekommen. Es gibt Menschen, die mithelfen, weil sie denken: „Ich will kein Geld ausgeben, das brauche ich für meinen Urlaub.“ Sie arbeiten sechs Stunden am Tag und sehen dies nur als Arbeitsausgleich, damit sie den Aufenthalt kostenlos bekommen. Das ist jedoch kein echtes Karma Yoga.

Echtes Karma Yoga bedeutet:

  • Du tust, was du tust, so gut wie du kannst.
  • Du handelst ohne Verhaftung, egal, ob:
  • du ein angemessenes Zimmer bekommst oder nicht,
  • du freundlich genug behandelt wirst oder nicht,
  • dein Dienst gesehen wird oder nicht,
  • jemand anderes die Anerkennung für deine Arbeit erhält und dir das etwas ausmacht oder nicht.

Prüfungen im Ashram

Wir bemühen uns bei Yoga Vidya, freundlich und mitfühlend zu sein. Aber ein Ashram ist auch ein Ort für Prüfungen:

  • Wie engagiert bist du?
  • Was ist dein Motiv?
  • Wie sehr identifizierst du dich mit dem, was du tust?
  • Wie sehr hängst du am Ergebnis?
  • Wie sehr erwartest du Belohnung?
  • Wie schnell fühlst du dich ungerecht behandelt, wenn du nicht bekommst, was du denkst, dass dir zusteht?

Diese Fragen zeigen, wie sehr uneigennütziges Dienen – und das verhaftungslose Dienen – die Essenz und die Krönung des Karma Yoga sind.

Karma Yoga im Alltag

Auch bei deiner normalen Arbeit, die du vielleicht tust, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen, kannst du Elemente des Karma Yoga integrieren. Vielleicht arbeitest du, um deine Familie zu ernähren oder um eine Yogalehrerausbildung zu finanzieren. Selbst wenn deine Arbeit konkrete Ergebnisse erzielen soll, kannst du sie mit Karma-Yoga-Elementen durchdringen:

  • Mit Hingabe arbeiten.
  • Mit Liebe dienen.
  • Ohne Verhaftung handeln.

So wird selbst alltägliche Arbeit zu einer spirituellen Praxis und zu einem Schritt auf deinem Weg des Wachstums und der Befreiung.

Wähle einen Job, wo du Gutes bewirken kannst

Im Job Gutes bewirken

Karma Yoga im Berufsleben

Hoffentlich hast du deinen Job auch danach ausgesucht, ob er insgesamt etwas Gutes bewirken kann. Egal, welche Tätigkeit du ausübst, kannst du dir immer wieder folgende Fragen stellen:

  • Wie kann ich den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, helfen?
  • Wie kann ich dem Kunden meines Unternehmens etwas Gutes tun?
  • Wie kann ich meine Arbeit mit vollem Engagement, mit Herz und mit Liebe ausführen?
  • Wie kann ich dabei gleichzeitig verhaftungslos bleiben?

Gott wirkt durch dich und alles um dich herum

Erinnere dich daran: „Ich bin nicht der Handelnde.“ Gott wirkt durch alles, was geschieht – durch dich, durch die Firma, durch die Wirtschaft und durch die Welt. Du kannst dich selbst als Instrument sehen, durch das das Göttliche wirkt, auch in einem großen oder kleinen Unternehmen.

Leitprinzipien für Karma Yoga im Beruf

  • Ich will das, was ich hier im Unternehmen tue, Gott darbringen.
  • Ich will nicht verhaftet sein an das Ergebnis.
  • Mal läuft es gut, mal weniger gut – und das ist in Ordnung.
  • Mal werde ich gelobt, mal nicht. Mal bekomme ich eine Prämie, manchmal auch nicht.

Das bedeutet jedoch nicht, dass du Prämien oder Anerkennung ablehnen solltest. In einem Gewinnziel-orientierten Unternehmen gilt das Prinzip: „Tue Gutes und sprich darüber.“ Es ist wichtig, für eine angemessene Entlohnung zu sorgen. Doch auch das kannst du ohne Verhaftung tun, mit dem Gedanken:

„Ich bitte um eine angemessene Entlohnung, damit ich dieses Geld nutzen kann, um Gutes zu tun.“

So kannst du deinen Beitrag leisten – sei es durch Spenden an Ashrams, Hilfsorganisationen wie die Welthungerhilfe, Unterstützung für Kinder oder andere wohltätige Zwecke.

Reflexion: Die Karma-Yoga-Prinzipien in deinem Leben umsetzen

Wenn es dir nicht möglich ist, alle Prinzipien des Karma Yoga gleichzeitig umzusetzen, fokussiere dich auf einzelne Aspekte:

  • Welche der Karma-Yoga-Prinzipien kannst du in welcher Handlung besonders gut anwenden?
  • In welchen Bereichen deines Lebens kannst du Engagement, Liebe und Verhaftungslosigkeit noch stärker integrieren?

Vielleicht möchtest du jetzt einen Moment innehalten und nachdenken. Schreibe auf, welche Karma-Yoga-Prinzipien du bei welcher Handlung noch besser umsetzen kannst als bisher. So kannst du Schritt für Schritt dein Leben bewusster gestalten und Freude, Wachstum und inneren Frieden erfahren.

Panchakarma - Ayurveda Reinigungstechniken

Im Ayurveda gibt es Reinigungstechniken, die tiefgreifend auf Körper und Geist wirken. Eine der bekanntesten Methoden ist Panchakarma, was „fünf Handlungen“ bedeutet. Diese fünf Techniken sind spezielle Verfahren zur Entgiftung und Reinigung des Körpers, die individuell auf die Konstitution (Doshas) und den Gesundheitszustand einer Person abgestimmt werden.

Interessanterweise gibt es ähnliche Reinigungstechniken auch im Rahmen der Shatkarmas oder Shatkriyas des Hatha Yoga. Die Shatkarmas im Hatha Yoga sind subtiler und weniger invasiv, aber sie folgen denselben Prinzipien der Reinigung und Harmonie von Körper und Geist.

Vorteile der Hatha Yoga Kriyas

  • Einfache Anwendung zu Hause: Im Gegensatz zu Panchakarma, das oft professionelle Unterstützung in einer Ayurveda-Klinik oder einem Ashram erfordert, können die Hatha Yoga Kriyas eigenständig praktiziert werden.
  • Kostengünstig: Die Materialien und Techniken der Shatkarmas erfordern wenig bis keine finanziellen Mittel.
  • Regelmäßige Anwendung: Die Shatkarmas sind für die regelmäßige Praxis geeignet und unterstützen die langfristige Reinigung und Vitalität.

Beide Ansätze, Panchakarma und die Shatkarmas, sind wertvolle Werkzeuge, um Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Während Panchakarma eine intensive und tiefgehende Reinigung bietet, bieten die Shatkarmas eine praktikable und zugängliche Möglichkeit, Reinigungstechniken in den Alltag zu integrieren.

Video - Die ideale Karma Yoga Handlung

Karma Yoga (Die Grundlage vom dreifachen Yoga)

Nutze jede Gelegenheit zu dienen

- Auszug aus dem Buch "Der dreifache Yoga" von Swami Sivananda -

Karma Yoga ist das Yoga des selbstlosen Dienstes an der Menschheit. Arbeit ist Verehrung Gottes, von Virat Swarupa des Herrn. Menschheitsdienst ist Gottesdienst.

Arbeit erhebt, wenn sie im rechten Geist und ohne Verhaftung oder Selbstsucht getan wird. Karma Yoga läutert den Geist von Unreinheit. Es ist ein wirkungsvolles Läuterungsmittel für das Herz. Karma Yoga bereitet den Geist, dass er Licht, Erkenntnis und Gnade empfangen kann. Karma Yoga weitet das Herz, sprengt alle Schranken, welche der Verwirklichung der letzten Einheit im Wege stehen, und bringt dich an die Pforte der Schau. Karma Yoga ist ein wirksames Sadhana für Chitta Suddhi oder Reinheit des Herzens. Es ist ein jederzeit verfügbares „Putzmittel“, um den Geist zu säubern und den Leib jederzeit tätig und gesund zu erhalten. Tamas ist jederzeit bereit, in Körper und Geist einzudringen. Karma Yoga hält beide immer wach und tatkräftig. Karma Yoga hilft dir, göttliche Tugenden in dir zu entwickeln, wie Güte, Duldsamkeit, Freundlichkeit, Liebe, Geduld, Selbstbeherrschung und so weiter. Karma Yoga erzeugt, begießt und ernährt göttliche Tugenden. Es vernichtet Eifersucht, Hass, Böswilligkeit und Überlegenheitsgefühl. Ein Mensch, der wirklich der Welt dient, dient sich selbst, wenn er mit Atman Bhav dient. Ein Mensch, der anderen hilft, hilft in Wahrheit sich selbst. Karma Yoga schenkt unbeschreibliche Freude, deren kein Vedantin oder Bhakta teilhaftig wird. Lebe, um zu dienen. Übe Karma Yoga, erfreue dich der Vollendung.

Die Karmalehre

Die Lehre vom Karma ist ein wesentlicher Bestandteil von Vedanta. Sie erklärt die Rätsel des Lebens und die Rätsel des Weltalls. Jeder deiner Gedanken und jede deiner Handlungen erzeugt in dir gewisse Neigungen, welche dein Leben hier und danach beeinflussen. Was du säst, wirst du ernten. Das gilt nicht nur in der Naturwelt, sondern auch im sittlichen und geistigen Bereich.

Wenn du in selbstloser Gesinnung gut handelst, wirst du hoch in die Bereiche der Seligkeit und des Friedens aufsteigen. Gute Taten erzeugen gute Gedanken. Tugendhaftes Handeln segnet dich mit göttlichen Tugenden. Schlechte und üble Taten bringen Elend, Leid und Unglück.

Wir alle unterstehen diesen Gesetzen von Wirkung und Gegenwirkung. Der Charakter des Einzelnen ist diesem Gesetz unterworfen. Unser augenblicklicher Charakter oder unsere Persönlichkeit ist das Gesamtergebnis oder die zusammengefasste Totalität früherer geistiger Handlungen. Unser augenblicklicher Charakter ist das Ergebnis unserer früheren Taten, und unsere Zukunft hängt davon ab, wie wir jetzt handeln.

So gestaltet der Mensch selber sein eigenes Schicksal. Handlungen an sich fesseln den Menschen nicht, aber wer sich an sein Tun völlig hingibt und sich damit gleichsetzt, fesselt damit seine Person und bringt Leid und Elend über sich.

Es gibt dreierlei Karma: Sanchita oder die Gesamtsumme aller unserer Handlungen in früheren Geburten, sozusagen das Lagerhaus. Prarabdha oder den Teil unserer früheren Handlungen, der unsere Geburt in das gegenwärtige Dasein verursachte, und Agami oder das Ergebnis, die Anhäufung unserer jetzigen Handlungen.

Sanchita Karma wird von Jnana verbrannt, Prarabdha muss man jetzt in seinem Erdenleben erfahren. Agami vermeidet man durch selbstloses Handeln. Die Früchte aller unserer früheren Handlungen entsprechen den Beweggründen, die unser Handeln veranlassen. Der Beweggrund fesselt uns, und der Beweggrund befreit uns.

Handlungen erzeugen Samskaras oder verborgene Wirkungen, die sich verbinden und Neigungen ausbilden. Diese Neigungen entwickeln sich zu Gewohnheiten und formen den Charakter. Karmas bilden den Charakter, und der Charakter bestimmt den Willen. Ist der Charakter lauter und stark, wird auch der Wille lauter und stark sein. Gute Handlungen führen zu gutem Charakter und lauterem Willen, der dir allein helfen kann, durch Purushartha oder richtige Anstrengungen, Prarabdha und Agami Karma zu überwinden.

Lerne, weise zu sein. Lerne zu unterscheiden. Lerne, deine Gedanken und Begierden zu beherrschen. Vernichte böse Gedanken schon im Keim. Entsage unheiligen Gedanken und Begehrungen. Hege immer heilige Gedanken und edle Gefühle.

Entwickle in dir eine Leidenschaft für Selbstverwirklichung, für Befreiung von Wiedergeburten und Tod, für Befreiung von den Fesseln der Samskaras. Dieses eine starke, heilige Verlangen wird alle endlichen weltlichen Begehrungen vernichten und deinen Fortschritt zur Freiheit fördern.

Suche die Lehre vom Karma wohl zu begreifen und durchschneide die drei Knoten: Avidya (Nichtwissen), Kama (Begehren) und Karma (selbstsüchtiges Handeln). Dann unterstehst du nicht mehr der Wirkung des Karmagesetzes. Dann wirst du ein Jivanmukti oder befreiter Weiser.

Das ist das höchste Ziel des Lebens. Das ist deine höchste und wichtigste Pflicht. Alle anderen Pflichten sind selbstgewählt durch Unwissenheit, Selbsttäuschung und Verhaftung ans Irdische.

Die Voraussetzungen für einen Karma-Yogin

Ein Karma-Yogin sollte in allen Lebenslagen Gleichmut bewahren. Er sollte durch Lobpreis nicht übermütig werden und durch Kritik sich nicht niederschlagen lassen. Er soll sich durch die Gegensatz-Begriffe nicht beeinflussen lassen. Er muss immer seinem Selbst innerlich verwurzelt sein. Er soll immer glückselig sein und Seligkeit und Freude ausstrahlen. Niemand ist für ihn Feind oder Fremder. In allen Lebewesen soll er sein eigenes Selbst fühlen und sehen. Stets soll er sich dem Gemeinwohl, dem Wohlergehen der gesamten Menschheit widmen. Er soll keinem einzelnen Wesen seine Vorliebe schenken, sondern alle gleich behandeln. Immer soll er mit Atmabhav oder Narayanabhav dienen. Lass mich nur meine Pflicht tun! sollte sein Wahlspruch sein. Liebe um der Liebe willen, Arbeit um der Arbeit willen. Er soll immer Nimittabhav bewahren, wenn er ein Bhakti-Yoga-Schüler ist oder Sakshi Bhav, wenn er ein Jnana-Yoga- oder Vedanta-Schüler ist. Er sollte nie Geschenke annehmen. Er sollte eine Verkörperung göttlicher Tugenden sein. Er sollte immer nur freundliche, gefällige Worte gebrauchen, die niemanden verletzen. Unter allen Umständen und in allen Beziehungen soll er sich anpassen und einordnen.

Bhava in Karma Yoga

Karma Yoga ist selbstloser Dienst ohne jede Rücksicht auf die Handlungen oder ihre Folgen. Der Geist muss vollkommen „rasiert" werden. Nur dann ist vollkommene Entäußerung möglich. Der geistige Zustand der Gleichgültigkeit gegen Handlungen und ihre Früchte kann auf zwei Wegen erreicht werden. Der Vedanta, der Jnana-Marga-Jünger entwickelt Sakshi Bhav durch Einsicht und Selbstanalyse. Der Bhakta entwickelt Numitta Bhav und gibt sich vollkommen zu den Füßen Lotus des Herrn selbst hin. „Gott allein ist. Gott allein handelt. Nicht einmal ein Strohhalm kann sich ohne seinen Willen regen. Er ist der Handelnde. Er allein ists, der sich freut. Ich bin nur ein Werkzeug in seinen Händen. Er ist die Macht, die in unseren Sinnen und unserem Geist wohnt. Die Fähigkeit zu sehen, zu hören und zu reden ist Sein alleiniges Eigentum. Er benützt meinen Geist und meine Sinne und führt so Seinen Willen aus. Mein Leib und Geist, meine Sinne und alles übrige gehört allein Ihm."

Das ist Nimitta Bhav. Ube dieses Bhav immer und handle demgemäß. „Alle Handlungen geschehen nur durch die Eigenschaften der Natur. Prakriti wirkt. Prakriti handelt.

Ich bin das reine Atma, das ewige Selbst, Asanga, Akarta und Abhokta. Ich bin der schweigende Zeuge. Sehen, Hören, Reden, Handeln und so weiter kommt alles den Sinnen zu. Sie sind Dharmas der Sinne. Ich habe nichts mit ihnen zu tun. Ich bin Nirlipta. Ich bin etwas anderes, unterschieden von Geist und Sinnen. Ich bin das ewig Reine, Vollkommene, Unsterbliche Atman!" Das ist Sakshi Bhav. Indem er anderen dient, sollte der Vedantin sein Selbst in anderen schauen, während der Bhakta den Herrn in den Gesichtern der anderen schauen soll. Begreife die geschilderten Bhavas völlig. Meditiere täglich über sie und handle demgemäß, ohne dich mit ihnen gleichzusetzen oder daran zu hängen. Bald wirst du das Gottesbewusstsein erlangen. Dies ist Jnana. Dies ist Jnanagni, welches die Früchte aller unserer Handlungen verbrennt und dich von Fesseln befreit.

Wie wird man ein Karma Yogin?

Sei bescheiden. Sei höflich. Entsage dem Geiste der Welt, aber lebe körperlich in ihr, um zu handeln. Bleibe in der Welt, ohne dich mit ihr zu beflecken, wie das Lotusblatt im Wasser. Das Kind ist der Vater des Mannes. Die Frau ist das Rückgrat der Gesellschaft. Der Lump ist ein Heiliger im Werden. Beuge dich vor dem Kind und der Frau und auch vor dem Lumpen und achte sie. Grüße jedes Wesen, dem du begegnest, sei es Mann, Frau oder Kind. Wenn du dich vor ihnen scheust, wirf dich wenigstens im Geiste vor ihnen nieder. Wenn du auch noch so arm bist, lege ein Zehntel deines Einkommens für Nächstenhilfe beiseite. Sei immer anpassungsbereit.

Streite nicht. Schaue Gott in jedem Menschenangesicht. Erkenne den Herrn in allen Geschöpfen. Diene den Heiligen und Weisen. Habe Satsanga mit ihnen. Teile mit anderen, was du hast. Gib, gib, gib! Das Dienen beginnt zu Hause. Diene deinen Eltern. Sie sind Gottes sichtbare Gestalt auf Erden. Diene den Kranken. Diene den Armen und Bedürftigen. Diene der Menschheit im allgemeinen. Richte deine Gedanken auf Gott und widme deine Hände deiner Arbeit. Singe Gottes Namen, während du anderen dienst. Für einen Karma Yogin ist keine Arbeit gering. Mache keinen Unterschied. Speise die Armen, kleide die Nackten. Tröste die da Leid tragen. Arbeite ohne Selbstsucht. Diene mit Atma Bhav oder Narayana Bhav. Was du tust, betrachte als deine Pflicht, Pflicht um der Pflicht willen. Erwarte niemals Dank oder Anerkennung für deine Arbeit. Erforsche immer deine inneren Beweggründe. Ersticke alle selbstsüchtigen Regungen. Lerne, erste Hilfe zu leisten. Sei hilfsbereit in Zeiten der Not. Gib alle Art von Abhimana auf: Vairagya Abhiman, männlich-weibliches Abhiman, Seva Abhiman, Tyagi Abhiman, Arzt-Richter Abhiman und so weiter. — Denke niemals: Ich habe diesem Menschen geholfen. Denke immer: Der Herr gab mir eine Gelegenheit, Ihm zu dienen. Schau immer nach Gelegenheiten aus, um zu dienen.

Lass auch nicht eine Gelegenheit ungenützt vorübergehen. Verliere dich nicht in deiner Arbeit. Du musst fähig sein, sie jeden Augenblick aufzugeben. Wenn du Rechtsanwalt bist, vertritt die Armen ohne Honorar. Wenn du Arzt bist, behandle die Armen umsonst. Wenn du Lehrer bist, gib den armen Jungen unentgeltlich Unterricht. Hilf ihnen mit Büchern aus. Sei in all deiner Tätigkeit lauter, hilfsbereit und aufopfernd. Nimm deinen Körper und deinen Geist immer wieder in Zucht zu hingebendem Dienst. Der Arbeit nicht verhaftet sein, bedeutet nicht Gleichgültigkeit. Selbstloses Handeln ist nicht seelenlos oder herzlos. Du musst freudig dein Herz und deine Seele in alles geben, was du tust. Sei dir immer bewusst, dass du dem Herrn dienst, dass deine Handlungen Seinen Willen ausdrücken sollen. Befolge diese Ratschläge sorgfältig und verwirkliche sie mit jedem Atemzug. Bald wirst du leuchten wie ein kraftgeladener Karma Yogin.

Karma Yoga und Karma

Karma Yoga ist der Yoga der Tat. Karma bedeutet Handeln. Die Wurzel "Kr" steht für tun, handeln. Es gibt eine falsches Bild von Karma als eine Vorstellung von einem unabänderlichem Schicksal. Stattdessen führt das Konzept des Karma zu einem Erkennen von umfassender Eigenverantwortung. Karma heißt Handlung. Jede Handlung verändert in irgenteiner Form einen vorherigen Zustand/Status Quo. Wenn wir zum Beispiel Hunger haben essen wir und sind anschließend satt oder wir streichen eine grüne Wand und anschließend ist sie rot.

Dies bedeutet besonders für unser Leben als Menschen: wir können nicht nicht handeln, wir können uns nur für die eine oder andere Handlung entscheiden. Wir können nicht sagen „Erde halt an, ich will aussteigen“, das geht nicht, wir sind Teil des Weltgeschehens, mit allem, was wir tun. Im Sinne von Karma heißt dies was wir landläufig als Nichtstun bezeichnen „ich bleib heute einfach im Bett“ genauso eine Handlung, wie „ich erobere heute die Welt“. Warum? Das scheinbare „Nichthandeln“ ist eine Handlung, denn es hat Konsequenzen. Die Zeit steht nicht still, während wir „Nichts“ tun, die Welt verändert sich entsprechend aller stattfindenden Handlungen, auch entsprechend Deiner Entscheidung, im Bett zu bleiben, auf eine ganz spezifische Art, anders, als sie sich verändert hätte, wenn Du aufgestanden wärst. Deutlich wird dies an folgenden Beispielen des Nichthandelns:

  • Du siehst ein Verbrechen und greifst nicht ein
  • Du siehst einen alten Menschen im Bus, der keinen Platz findet, und stehst nicht auf
  • Du hast eine Prüfung, aber lernst nicht dafür

Karma und das Gesetz von Ursache und Wirkung

Karma heißt wörtlich Handlung, aber meist meint man damit das Gesetz von Ursache und Wirkung, dem Menschen mit jeder Handlung ihres Lebens unterliegen.

Alles ist karmisch miteinander verwoben: Manchmal sagt jemand „das ist Karma“, letztlich ist alles Karma, daher ist die Wirkungsweise von Karma multidimensional: In jeder zwischenmenschlichen Begegnung wird jeder dazu kommen, genau das von ihm angesammelte Karma auszuleben, d.h. wir sind für einander auch „Karma-Ausagierungs-Gehilfen“

Das heißt auch, da wir in bestimmten Gesellschaften, Sozialen Schichten, Milieus aufwachsen: Unser persönliches Karma ist Teil innerhalb eines Gruppenkarmas, dieses ist Teil des universalen Karmas. Unsere Handlungen beeinflussen nicht nur uns persönlich, sondern das Gruppenkarma und das universale Karma. In diesem Bewusstsein können wir handeln: Möglichst gute Energien in das Ganze einbringen.

Entscheidend für die karmische Frucht ist die Motivation hinter einer Handlung: Jede gute Handlung kann auch negative Folgen haben, da die Folgen unseres Tuns multidimensional sind. Dies ist für uns Menschen nicht bis in letzte Konsequenz durchschaubar. Zum Beispiel verschenkt man Geld und es wird für Drogen ausgeben. Karmisch wirksam wird nicht die äußere Wirkung auf mich zurückfallen (Bsp. Kugel anstupsen – Kugel rollt weg, das heißt nicht, dass ich später auch mal von jemandem angestupst werde und wegrolle) sondern meine Motivation fällt auf mich zurück: Wer egoistisch handelt wird solange mit dem Gefühl der Getrenntheit, der Begrenztheit, der Endlichkeit des Egos konfrontiert bis seine Handlungen einen Anteil an Selbstlosigkeit entwickeln und seine Identifikation mit dem getrennten kleinen Ich schwächer wird – er entwickelt soziale altruistische Eigenschaften, fühlt sich weniger getrennt und endlich.

Was bedeutet dies für den „Ist-Zustand“?

  • Alles was jetzt ist, ist bereits Wirkung von Ursachen in der Vergangenheit:
  • „Wenn Du etwas über Deine Vergangenheit erfahren möchtest, betrachte Deinen gegenwärtigen Zustand. Wenn Du etwas über Deine Zukunft erfahren möchtest, betrachte Deine gegenwärtigen Handlungen.“
  • Für viele Umstände im Leben können wir das leicht nachvollziehen, weil eine relativ kurze Zeitspanne zwischen Ursache und Wirkung liegt, die wir beobachten können, z.B. ich bin satt, weil ich gegessen habe, ich habe Zahnweh, weil ich Karies habe, weil ich mir die Zähne nicht geputzt habe.., ich spreche Deutsch, weil ich in Deutschland aufgewachsen bin.
  • Es gibt auch Umstände im Leben, die wir nicht nachvollziehen können, seien es schwere Schicksalsschläge, wie z.B. Krankheiten, oder Naturkatastrophen, z.B. Diagnose Krebs, Verlust eines geliebten Menschen bei einem Unfall. Dann kommt oft die Frage: „Warum (ausgerechnet) ich?“ oder Talente, die sich schon beim Kleinkind zeigen, z.B. Pianisten, Tänzer, Maler, Sänger, Mathematiker, Sprachbegabte oder z.B. unser Geschlecht, oder warum wir ausgerechnet in diesen Teil der Erde geboren wurden, mit dieser Familie?

Es gibt keinen Menschen auf der Erde, der mit exakt denselben Voraussetzungen zur Welt kommt, seien dies angeborene Talente, gesundheitliche Faktoren oder sozio-kulturelle, ökonomische, familiäre Umstände und die sich im Laufe des Lebens darbietenden Möglichkeiten und Situationen. Oftmals entsteht darum der Eindruck „Die Welt ist nicht gerecht“. Die Karma-Theorie besagt ja, dass alles eine Ursache hat, nichts ist willkürlich von irgendeinem Gott oder vom Zufall regiert. Nicht durch dieses Leben ersichtliche Ursachen müssen daher in vergangenen Leben zurückliegen – Karma ist daher verbunden mit der Vorstellung von Reinkarnation.

Wichtig ist es, zu verstehen, dass die Karma und Reinkarnationslehre nicht dazu da ist, Menschen zu verurteilen oder das Leid anderer Menschen (z.B. kranker oder körperlich behinderter Menschen) kurz und knapp als deren eigene Schuld abzukanzeln, ohne Mitgefühl oder ein Gefühl der gegenseitigen Verbundenheit. Vielmehr ist es so, dass wir alle viel Karma angesammelt haben durch Gedanken, Worte, Handlungen in Trillionen von vorherigen Leben. Dass wir dieses Leben nicht so schlimmes Leid erfahren sagt nichts aus über unser nächstes Leben oder das vorherige. Mit anderen Worten: Es geht nicht darum, soziale Misstände zu rechtfertigen, es geht auch nicht um moralische Beurteilung. Um die Karma-Theorie zu begreifen braucht man ein Verständnis darüber, dass schlechtes Karma immer eine Folge von Avidya, von Unwissenheit über unsere wahre Natur ist.

Karma wird auch als „Same des Verlangens“ (Raga) definiert und ist eng an die Kleshas geknüpft, die Ursachen des Leides (Egoistisches Denken/Verhalten, Abneigung und Zuneigung, Ängste). Der karmische Prozess kann daher auch als das Reifen der Kleshas betrachtet werden. Ein durch Erfahrung und Einsicht gereifter Mensch zeichnet sich daher durch eine zunehmende Herzöffnung und zunehmendes Mitgefühl mit seinen Mitmenschen aus und wird sich für die Verringerung des Leides stark machen. Denn es gilt eben nicht unter dem Deckmantel der Rechtfertigung „Das ist eben mein/Dein/sein Karma“ eine passive Leidenshaltung einzunehmen. Nein, wie Du jetzt mit Deinen gegebenen Möglichkeiten umgehst, bestimmt, was Dich in Zukunft erwartet.

Die Kraft der innigen Wünsche ist sehr groß, es gilt das Karma-Gesetz: „Du bekommst alles was Du willst ...irgendwann.“: Kleine Wünsche können im Traum ausagiert werden, große Wünsche müssen gelebt werden (ein Grund, noch mal geboren zu werden). Umgekehrt: kleine „schlechte Karmas“ können im Traum erfahren werden (Alpträume), große schlechte Karmas müssen tatsächlich erlebt werden.

Wichtig ist, zu verstehen, dass Denken, Sprechen und tatsächliches konkretes Handeln den Zustand der Welt verändern und damit als Handlungen im Sinne des Karma zu bewerten sind. Daher ist es sehr wichtig, sich nicht in negative Denkmuster und die Gewohnheit des negativen Gebrauchs von Sprache gehen zu lassen, sondern den Geist und die Zunge zu disziplinieren. (Nicht nur „du bekommst alles was du wünschst", sondern, "du bekommst alles, was du denkst").

Genauere Betrachtung des Karma-Konzeptes

Karma wird zum besseren Verständnis in 3 Arten eingeteilt:

  1. Sanchita Karma: Karma Pool, den wir angesammelt haben in einer riesigen Anzahl von Leben, gespeichertes Karma.
  2. Prarabda Karma: Karma, das wir und vor der Geburt in dieses Leben zum Ausleben innerhalb dieses Lebens aus dem Sanchita Karma herausgepickt haben, dieses Karma ist bereits aktiv.
  3. Agami Karma: Karma, das wir während unseres Lebens, während des Auslebens von Prarabda Karma, neu ansammeln. Agami Karma kommt entweder in diesem Leben schon zum Einsatz „instant karma“, oder es wandert in den Karma Pool des Sanchita Karma und kommt erst in späteren Leben zum tragen.

Untergesetze des Karma

Zu den direkte Gesetzen des Karma zählen:

Nur Menschen können Karma ansammeln, nur Menschen können die Selbstverwirklichung erreichen! Denn nur Menschen haben einen freien Willen in dem Sinne, dass sie sich bewusst für die eine oder andere Handlung entscheiden können. Tiere leben Prarabda Karma aus, ohne neues Agami Karma zu sammeln, dann sterben sie und kehren mit einer neuen Auswahl aus ihrem Sanchita Karma ins nächste Leben zurück. Das Karma, das aus Sanchita Karma ausgewählt wurde als Prarabda Karma für das neue Leben entscheidet darüber, welcher Körper gebraucht wird, um das Karma auszuleben. Geht es um das reine Ausleben animalischer Instinkte, so kann z.B. auch ein ehemaliger Mensch wieder als Tier geboren werden.

Egal, welches Karma ein Mensch hat, es besteht immer die Möglichkeit Selbstverwirklichung zu erreichen, da die Selbstverwirklichung nicht dem Gesetz des Karma unterliegt. Denn unsere wahre, ewige Natur ist jenseits von Werden und Vergehen des Körpers, jenseits von geistigen Samskaras, jenseits von Karma. Wir sind absolutes Bewusstsein zu jeder Zeit, daher ist uns das Absolute jederzeit zugänglich. Mit anderen Worten: Sat Chid Ananda ist kein Karma, sondern unsere Natur! Ananda - Glück ist unsere Natur, daher ist auch Glück nicht vom Karma abhängig. Wohlstand und Armut unterliegen dem Karma, aber dauerhaftes Glück oder Unglück liegt in der eigenen Betrachtungsweise, d.h. darin begründet, ob wir unsere Natur kennen oder nicht.

Karma ist immer Erfahrungsfeld und Lernaufgabe, nie Bestrafung oder Belohnung. Vieles von dem, was wir Erleiden, können wir durch Bewältigung der inbegriffenen Lernaufgabe sofort hinter uns lassen (z.B. die Entwicklung von Selbstliebe, die nicht der Bestätigung von außen bedarf lässt sich nur üben in einem Klima, in dem man keine Bestätigung von außen erfährt, so wie das Fahren ohne Stützräder nur durch das Fahren ohne Stützräder gelernt wird) Manchmal gehört aber auch das Sterben an einer bestimmten Krankheit zum Karma.

Karma ist vieldimensional und nicht linear. Da niemand für sich ganz alleine lebt, sondern stets in Beziehung zu anderen Menschen tritt, ist Karma in Wirklichkeit sehr komplex.

Karma und Selbstverwirklichung

Selbstverwirklichung bedeutet zu erkennen "Ich bin nicht dieser Geist, ich bin nicht dieser Körper, aham brahmasmi – ich bin Brahman, ich bin Sat Chid Ananda".Das Karma löst sich auf, man sagt „die Samen des Karma werden verbrannt“. Warum? Karma haftet an der Individualität, die Identifikation mit einem bestimmten getrennten Ego ist notwenig, d.h. Karma ist Mithya, ist abhängig in seiner Existenz von der Existenz einer getrennten Individualität, deren Handlungen Karma erzeugen. Wenn das Ich nicht existiert, wirkt das Absolute Bewusstsein durch den Körper, wodurch kein individuelles Karma mehr eine Rolle spielt.

  • Sein Wollen ist eins geworden mit dem Einen Willen
  • man erreicht "Nirvana" = "Wo der Wind des Karma nicht weht"
  • Trotzdem löst sich die Welt und der Körper nicht auf: Das schon aktivierte Prarabda Karma wird äußerlich vollzogen. Man kann sich das vorstellen, wie bei einem Ventilator, der in voller Tour ist. Wird das Stromkabel herausgezogen, dreht sich der Ventilator trotzdem noch einige Zeit weiter.

Der Sinn von Karma Yoga

Der Sinn von Karma Yoga lautet: Schlechtes Karma lösen, gutes Karma sammeln: Geist wird gereinigt durch relativ selbstlose Taten, die Entbehrung von Bezahlung oder Lob, die man freiwillig auf sich nimmt, kommt einem in einem anderen Bereich des Lebens dann wieder zugute, d.h. man erfährt die Angenehmes in anderen Zusammenhängen, das einem eben ohne Karma Yoga verwehrt geblieben wäre.

In der Bhagavad Gita befassen wird viel über Karma Yoga gesprochen, und die Frage, ob Handeln dem Nichthandeln überlegen ist oder umgekehrt.

Karma und freier Wille: Haben wir einen freien Willen oder ist alles schon vorbestimmt?

Hier stehen sich die Prinzipien von Determinismus und Freiheit gegenüber.

Der Lehre der Vorherbestimmung besagt:

Das Prinzip der Freiheit beinhaltet:

Karma und Dharma

In unserem Leben sind Karma und Dharma die beiden grundlegenden Kräfte. Dharma steht für das "kosmisches", auch "soziales Gesetz". Die Erfüllung des eigenen Dharma ist ausschlaggebend dafür, ob Taten gutes oder schlechtes Karma bewirken Beispielsweise kannst Du etwas sehr gut, z.B. Verhandlungen führen, und du nimmst dies immer Deinem Kollegen ab, auch wenn es seine Aufgabe wäre. Sein Dharma wäre es, diese Fähigkeit in diesem Leben zu entwickeln, während Du diese Aufgabe schon erledigt hast und Deine Zeit damit nicht mehr verschwenden solltest, sondern Du solltest Dich gerade dem widmen, wo Du selbst Deine Lernfelder hast.

"Swadharma" ist "die eigene Pflicht" (entsprechend der eigenen Persönlichkeit und gesellschaftlichen Position). Sehr umstritten ist folgende Betrachtung: Das Dharma eines Kriegers ist es zu töten im Krieg, aus egoistischen Beweggründen erzeugt es jedoch schlechtes Karma.

Sukadev Bretz - Karma Yoga in der Tat

Der Verfasser

Karma Yoga ist das Ausführen von alltäglichen Handlungen mit einer neuen Art von Einstellung, einem neuen Bewusstsein, so dass diese Handlungen zur Befreiung und der Erfahrung der Einheit führen. Im Unterschied zu anderen Formen des Yoga wie Hatha Yoga oder Kundalini Yoga braucht man im Karma Yoga keine bestimmten Übungen, die man während einer bestimmten Zeit täglich ausführt. Man braucht keine besonderen Hilfsmittel, Matten oder Yogaräume. Karma Yoga ist die Spiritualisierung der Aufgaben des täglichen Lebens.

Karma Yoga – Spiritualisierung des Alltags

Ich will in diesem Artikel einige Tipps geben, wie man den ganzen Tag in spirituelle Übung umwandeln kann. Ich beziehe mich dabei besonders auf die Bhagavad Gita, ein altindisches Lehrgespräch, welches die wichtigste Yogaschrift über Karma Yoga ist. Ich folge dabei der Interpretation meiner Meister, Swami Sivananda und Swami Vishnu-devananda, in deren Tradition ich lerne und lehre. Ich möchte dazu ermutigen, die Bhagavad Gita selbst zu lesen. Ich werde im weiteren Artikel öfter den Ausdruck „Gott“ gebrauchen. Manche mögen den Ausdruck „Gott“ nicht. In dem Fall kann man dieses Wort für sich übersetzen als „Kosmische Energie“, „Gesamtheit des Universums“, „Universelle Intelligenz“, „Große Göttin“ etc. Keinesfalls ist dieser Ausdruck irgendwie konfessionell gebunden gemeint.

Zu Anfang der Bhagavad Gita (2. Kapitel) fragt Arjuna, der Schüler, Krishna, den Lehrer, ob er auf alle Handlungen verzichten solle, sich als Asket in den Wald zurückziehen solle, oder den Lebenskampf führen soll. Krishna rät ihm zur Tat und beschreibt 17 Kapitel lang, wie eine Handlung beschaffen sein muß, um nicht zu binden und zum Leid zu führen, sondern um zu befreien und zum Glück zu führen. Im 6. Kapitel sagt Krishna: „Für einen Weisen, der Yoga erreichen will, ist Handlung das Mittel. Für den gleichen Weisen, der Yoga erreicht hat, ist Ruhe das Mittel“ (VI 3). Obgleich es selbstverständlich wichtig ist, täglich zu meditieren, Yogaübungen wie Asanas (Körperstellungen) und Pranayama (Atemübungen) auszuführen, wird der spirituelle Fortschritt lange Zeit hauptsächlich bestimmt durch die Art und Weise, wie man handelt und weniger durch die Menge und „Qualität“ der Meditation. Zwar ist Meditation essentiell, um überhaupt die Kraft zu haben, sein Leben bewusster zu leben. Aber die Spiritualisierung des Alltags ist das Entscheidende. Erst für fortgeschrittene Aspiranten ist es wichtig, die Zeit der Meditation zu verlängern. Kenntnis der Prinzipien des Karma Yoga ist also für den spirituellen Fortschritt sehr wichtig.

Das Gesetz des Karma

Um Karma Yoga zu verstehen, muss man auch das Gesetz des Karma verstehen. Eine detaillierte Darstellung von Karma würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Einige wichtige Prinzipien sind:

  • Das Leben ist eine Schule, Ereignisse sind Lektionen zum Wachsen, Schicksal ist Chance
  • Wünsche, die wir haben, müssen sich irgendwann erfüllen, entweder in diesem Leben oder im nächsten Leben, schaffen also neues Karma
  • Handlungen, die wir aus Wünschen oder Abneigungen tun, binden und schaffen neues Karma
  • Handlungen aus negativen Motiven schaffen Leiden; Handlungen aus tugendhaften Motiven schaffen Vergnügen
  • Vergnügen und Schmerz binden beide, sofern man sich damit identifiziert
  • Befreiung und die Erfahrung können erst dann kommen, wenn ein großer Teil des Karma abgearbeitet, die Lektionen gelebt sind, und man kein neues Karma schafft

Karma Yoga will einem dazu verhelfen,

  • die Kette von Ursache und Wirkung zu sprengen
  • zu handeln, ohne neues Karma zu schaffen
  • die Lektionen des Lebens bewusst zu lernen
  • freudevoll zu handeln
  • sich verbunden zu fühlen mit der göttlichen Kraft und dem Kosmischen Bewusstsein

Grundprinzipien des Karma Yoga Die wichtigsten Grundprinzipien des Karma Yoga sind:

  • Sattwiges, d.h. reines Motiv
  • Nicht an den Früchten des Handelns zu hängen
  • Gleichmut in Erfolg und Misserfolg
  • Handeln mit dem ganzen Herzen, bei vollem Engagement
  • Sich nicht zu identifizieren mit der Handlung, d.h. das Gefühl zu kultivieren„ich bin nicht der Handelnde“
  • Gott die Handlung zu widmen
  • Beachtung der ethischen Prinzipien, insbesondere Ahimsa, Nicht-Verletzen

Diese Prinzipien will ich im folgenden weiter erläutern:

1. Sattwiges, reines Motiv

Wenn man handelt, kann man aus verschiedenen Motiven handeln. Darüber sollte man sich öfter Rechenschaft ablegen. „Warum handle ich?“ „Was ist meine Motivation?“ Im Yoga unterscheidet man gerne in sattwig (rein, freudevoll, strahlend), rajasig (unruhig, egoistisch) und tamasig (träge, deprimiert, dunkel, verwirrt). Rajasig wären egoistische Motive: Man handelt, um etwas für sich selbst zu erreichen, um besser zu sein als andere, aus Egoismus heraus. Tamasige Motive sind solche, bei denen niemand wirklich etwas davon hat, die aus Verblendung, Täuschung und Verwirrung entstehen. Beispiele wären Rachsucht, Zerstörungswut, aber auch Faulheit und Trägheit. Einige mögliche sattwige Motive wären:

  • anderen zu dienen, anderen zu helfen, Unrecht abzustellen
  • sich selbst weiterzuentwickeln, zu reinigen, sein Karma abzubauen, zu lernen
  • weil es Pflicht ist: Man hat Pflichten gegenüber Kindern, Partner, Eltern und auch gegenüber Arbeitgeber, Kunden, Nachbarn, Staat, Gesellschaft
  • aus Liebe heraus
  • aus Intuition, Berufung: Ich fühle, dass es getan werden muss
  • aus Freude
  • um Gott zu dienen
  • um dem spirituellen Meister/der Meisterin zu dienen
  • um den Lebensunterhalt für sich und die Familie zu verdienen: Der Körper ist Tempel der Seele. Körper und Psyche haben Bedürfnisse, die befriedigt werden müssen. Auch um anderen dienen zu können, sollte man dem Körper das geben, was er braucht.

Im Karma Yoga spielt natürlich besonders das erste Motiv, anderen zu dienen und zu helfen, eine sehr wichtige Rolle. Wenn man sein Leben dem Dienst anderer weiht, geschieht die tiefgreifendste spirituelle Transformation und kommt die tiefste innere Befriedigung. Dies kann man zu einem Lebensprinzip machen: Ich will jeden Menschen, mit dem ich zu tun habe, etwas glücklicher machen. Einfacher fällt das sicherlich, wenn man einen sozialen Beruf hat, oder in einem Yoga-Ashram (Ort, wo Yoga gelebt und gelehrt wird) arbeitet. Aber auch als Büroangestellter kann man versuchen, anderen ein Lächeln zu schenken, Verständnis zu zeigen, andere in ihrer Entwicklung zu fördern. Die Art, wie man mit Kassiererinnen, Postboten, Servicepersonal im Restaurant, Müllarbeitern und Steuerbeamten umgeht, kann viel über die eigene innere Entwicklung aussagen.

2. Nicht an den Früchten des Handelns hängen

Dies ist vielleicht das in der Bhagavad Gita am häufigsten erwähnte Prinzip. Wenn man sich zu einer Handlung entschlossen hat, sollte man sie so gut durchführen wie man kann. Was dann anschließend dabei herauskommt, liegt nicht allein in den eigenen Händen. Dies kann man in Gottes Hände geben, oder auch sagen: „Das Ergebnis ist letztlich Karma. Wenn zum Beispiel ein Handwerker beste Arbeit geleistet hat, der Auftraggeber aber bankrott macht und nicht zahlen kann, war die Arbeit nicht umsonst: Man hat sein Karma erfüllt, sollte aber keine Belohnung dafür haben. Wenn man gemeinnützige Arbeit geleistet hat und dafür nicht gelobt worden ist, wird die Karma-Yoga-Einstellung sehr schön auf die Probe gestellt.

3. Gleichmütig in Erfolg und Misserfolg

Das eigene Handeln kann von Erfolg und Misserfolg gekrönt sein. Weder sollte man sich den Erfolg zu Kopf steigen lassen noch sich von Misserfolgen aus dem Gleichgewicht bringen lassen. Erfolg ist wieder etwas anderes als Früchte der Handlungen: Es kann zum Beispiel sein, dass man sich als Projektleiter monatelang sehr intensiv mit einem Projekt beschäftigt hat und verschiedene Lösungsvorschläge entwickelt hat. Und zum Schluss wird nichts davon angenommen. Trotzdem erhält man ein gutes Gehalt und wird vielleicht sogar gelobt für die gute Arbeit. Oder: Ein Arzt hat einen schweren Fall. Trotz aller Bemühungen stirbt der Patient. Trotzdem wird er für die erfolglose Behandlung bezahlt. Oder: Man macht sehr gute Arbeit, die vielen Menschen hilft. Aber keiner bemerkt es, man wird weder dafür gelobt noch erhält man Dank. Karma-Yoga-Einstellung heißt, gleichmütig zu sein in Erfolg und Misserfolg und nicht an den Früchten der Handlungen zu hängen.

4. Handeln mit ganzem Herzen und vollem Engagement

Nicht am Erfolg oder am Ergebnis zu hängen heißt nicht, dass man halbherzig handeln sollte. Sondern man sollte das, was man tut, so gut machen, wie man kann. Wenn man handelt, sollte man so handeln, als ob das Ergebnis sehr wichtig wäre. Klug planen, geschickt nachdenken, mit vollem Engagement und Herzen an die Durchführung gehen. So macht einem die Handlung Spaß und man lernt die Lektionen, die man lernen soll. Krishna sagt: „Yoga Karmasu Kaushalam“ – „Yoga ist Geschick im Handeln“ (BHG II 50). Was bei der Handlung herauskommt, liegt nachher nicht in den eigenen Händen. Es mag sein, dass eine Yogalehrerin ihr ganzes Herz in das Unterrichten einer Yoga-Gruppe gibt. Und nachher machen nur wenige im Fortsetzungskurs mit. Natürlich sollte die Yogalehrerin sich fragen, wie sie vielleicht besser unterrichten kann, sollte die Teilnehmer/innen nach ihren Gründen fragen, sollte vielleicht Weiterbildungsseminare besuchen oder erfahrenere Yogalehrer/innen um Rat fragen. Aber manchmal macht eine Gruppe weiter, manchmal nicht, und man kann gar nicht herausfinden, warum. Man kann die Handlung von ganzem Herzen ausführen, sie dann Gott widmen und innerlich sagen: „Oh Gott, Dein Wille geschehe. Ich habe getan, was ich tun kann. Alles andere überlasse ich Dir.“ Diese Einstellung verhilft sicherlich auch zu mehr Freude bei der Arbeit: Wer nicht ständig an das Ergebnis denkt, geht in der Arbeit ganz auf, kann das erleben, was als „Flow“ bezeichnet wird, mitfließen. So ist die Tätigkeit an sich freudevoll. Manche Kinder sind so beim Bauen von Sandburgen: Sie wissen, der nächste Regen oder die nächste Flut wird alles wegspülen. Trotzdem macht es ihnen sehr viel Spaß, die ausgefallensten Konstruktionen zu bauen. Und sie lernen dabei alles mögliche: handwerkliches Geschick, Konzentration, physikalische Prinzipien. Wenn man mal darüber nachdenkt, was von dem, was man tut, in 100 oder 1000 Jahren noch wichtig sein wird, erkennt man, dass unser Handeln bei weitem nicht so bedeutend für den Fortgang des Planeten ist. Wichtig ist, dass wir unseren Part erfüllen, im Bewusstsein, Teil des Ganzen zu sein, und uns über diese Art von Einstellung zum Ganzen hin entwickeln. Keinesfalls sollte man gemeinnützige Tätigkeit mit weniger Engagement ausführen als bezahlte. Gerade wenn man keine geldliche Entschädigung bekommt und nicht direkt die Ergebnisse seines Tuns sieht, kann man die größten spirituellen Fortschritte machen.

5. Nicht identifizieren mit der Handlung

Der größte Irrtum ist, zu glauben, man selbst mache alles. In Wahrheit sind wir wie kleine Zellen in den Händen des kosmischen Ganzen. Identifikation mit der Handlung führt zu Karma. Wenn man sich bewusst ist: „In Wahrheit mache ich nichts“, ist man frei. Verschiedene Weisen, sich von der Identifikation mit der Handlung zu lösen, sind:

  • Die Erkenntnis, dass man nur Erfüllungsgehilfe im Karma des anderen ist. Ob etwas Gutes oder Schlechtes herauskommt, hängt vom Schicksal des anderen ab.
  • Das Gefühl, Diener Gottes zu sein. Krishna zeigt Arjuna im 11. Kapitel die Kosmische Gestalt Gottes und zeigt ihm auch die Zukunft. Und gibt ihm so zu erkennen: Gott macht alles, Du bekommst zwar den Ruhm für die Handlung, aber eigentlich hast Du gar nichts gemacht.
  • Das Bewusstsein, dass das eigene Selbst jenseits von Körper und Psyche ist. Nicht ich handele, sondern Körper und Geist handeln. Und Körper und Geist sind Teile des Kosmischen Körper und Kosmischen Geistes, werden also in Wahrheit gar nicht von mir gesteuert.
  • Das Gefühl, ein Instrument in den Händen des eigenen Meisters zu sein. Man stellt sich vor, wie der verlängerte Arm des Meisters zu sein

6. Widmen aller Handlungen an Gott

Nicht immer ist es möglich, in jedem Moment eine vollständige Karma-Yoga-Einstellung aufrechtzuerhalten. Man kann sich aber zum Beispiel morgens vor oder nach der Meditation sagen: „Was auch immer ich heute tue, das widme ich Dir, oh Gott.“ Und am Abend kann man sagen: „Was auch immer ich heute getan habe, das widme ich Dir, oh Gott.“ Wenn man etwas Neues beginnt, kann man vom Herzen her sagen: „Ich will das jetzt tun so gut ich kann. Ich tue es für Dich, oh Gott. Bitte wirke durch mich. Mache Du daraus das, was geschehen soll und richtig ist.“ Und während man handelt, kann man an Gott denken, und fühlen, wie Gottes Energie durch einen hindurch wirkt, wie die Hände Instrumente Gottes sind. Man kann sogar seine Gedanken Gott widmen und Gott sagen: „Bitte gib mir die Gedanken, die für Dein Werk förderlich sind.“ Nach der Handlung kann man sagen: „Was auch immer ich getan habe, habe ich für Dich getan. Mach bitte das daraus, was entstehen soll. Wenn Du willst, lass es von Erfolg gekrönt sein. Wenn Du es nicht so willst, ist es auch ok.“ Krishna als Manifestation Gottes sagt gegen Ende der Bhagavad Gita: „Gib alle Vorstellung von richtig oder falsch auf, nimm zu Mir allein Zuflucht. Ich werde Dich von allem Makel befreien. Sorge Dich nicht.“ (XVIII 66) Nachdem wir uns redlich darum bemüht haben, das Rechte zu tun, können wir loslassen und zu Gott sagen: „Ich tue, was ich kann. Aber ich selbst weiß nicht, was richtig oder falsch ist. Bitte kümmere Du Dich darum.“ Man kann sogar sagen: „Oh Gott, ich weiß, eigentlich wäre etwas anderes besser. Aber ich bin zu schwach, es zu tun. Wenn Du willst, dass ich das andere tue, dann gib mir bitte die Kraft dazu. Ansonsten werde ich das tun, was ich kann. Und Du musst Dich um alles andere kümmern.“ Das mag etwas verantwortungslos klingen. Es hilft aber, Vorstellungen von Schuld und Wut zu überwinden. Es hilft, sich wirklich in Einheit zu fühlen und aus Einheit heraus zu handeln.

7. Beachtung von ethischen Prinzipien

Eine kleine Gefahr birgt das oben Gesagte: Angenommen, man phantasiert irgendetwas in sich zusammen, fühlt sich von einer höheren Kraft zu einem Mord gedrängt. Selbst wenn man das dann ausführt, so gut man kann, es Gott widmet, keine Früchte erwartet und bei mehreren Fehlversuchen gleichmütig bleibt, ist das noch lange keine Karma-Yoga-Handlung. Alle Handlungen sollte man anhand fester ethischer Prinzipien prüfen. Im Privatbereich heißt das insbesondere die Beachtung von Ahimsa, Nichtverletzen und Asteya, Nichtstehlen, Aparigraha, Unbestechlichkeit. Zwar mag das Auflehnen gegen Unrecht auch einmal ein Übertreten von Konventionen beinhalten; trotzdem sollte auch hier das Prinzip der Verhältnismäßigkeit und des am wenigsten verletzenden Mittels für alle Beteiligten beachtet werden. So kann es im Extremfall durchaus angebracht sein, einen Verbrecher auch unter Anwendung von Gewalt von einer Gewalttat abzuhalten. Im allgemeinen sollte einem aber das Prinzip der Unverletzbarkeit allen Lebens heilig sein. Für Menschen mit größerer Macht und Einfluß gelten darüber hinaus die Menschenrechte als unverletzliche ethische Prinzipien. Nur durch Beachtung übergeordneter ethischer Prinzipien ist ein Abgleiten in Größenwahn und anderen Wahnsinn zu vermeiden.

Kein Vollkommenheitsanspruch

Wer sich das oben genau durchgelesen hat, mag vielleicht den Eindruck bekommen, dass es für eine/n Suchende/n am Anfang kaum möglich ist, eine vollkommen reine Karma-Yoga-Handlung auszuführen. Reines Motiv, Nicht-Anhaften an den Früchten, Gleichmut in Erfolg und Misserfolg, ethische Prinzipien, etc. – das alles zusammen zu beachten ist kaum möglich. Swami Venkatesananda, ein Schüler von Swami Sivananda, sagte einmal: „Eine wirklich vollkommene Karma-Yoga-Handlung kann nur ein vollkommener Meister ausführen.“ Aber wir als Aspiranten können uns darum bemühen. Wir können mindestens mehr Karma abarbeiten, also Lektionen lernen, als wir neues Karma schaffen. Wir können uns bemühen, die Karma-Yoga-Einstellung immer weiter zu vertiefen. Und wir sollten uns auch an die Entwicklung der Karma-Yoga-Einstellung mit einer entsprechenden Karma-Yoga-Haltung machen: Das heißt, so gut wie wir können, gleichmütig in Erfolg und Misserfolg - also auch Ruhe und inneren Gleichmut bewahren, wenn wir mal wieder etwas egoistischer waren -, und alles Gott widmen: Letztlich schaffen wir es nicht aus eigener Kraft, sondern brauchen Gottes Gnade. Wir arbeiten an uns, so gut wir können. Und wenn der richtige Moment gekommen ist, verhilft Gottes und des Meisters Gnade zur inneren Transformation.

Wo kann man Karma Yoga lernen?

Für Karma Yoga gibt es vermutlich kaum Volkshochschulkurse. Jedoch kann man auch ohne weitere Anleitung an sich arbeiten. Meine „Bhagavad Gita“ (z.B. mit Kommentar von Swami Sivananda, Mangalam Verlag) gibt vielfältige Inspirationen. Ideal ist es, eine Weile in einem Ashram ohne Entgelt mitzuarbeiten. Und zwar nicht nur deshalb, weil man kein Geld hat, um sich Seminare zu leisten und die meisten Ashrams Arbeitsaustausch anbieten. Sondern, um die Karma-Yoga-Einstellung zu üben und zu entfalten. So kommt man am leichtesten in den Geist von Karma Yoga, die Erfahrung von Einheit im Alltag.

Karma-Yoga

Yoga Unterricht als selbstloses Dienen

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -

DIE LOGIK DER ersten fünf Kapitel soll dich davon überzeugen, dass vedānta die Ursache des Leidens versteht und dass es eine Lösung dafür gibt. Sie sind auf „schamlose Weise“ so entworfen, dass sie an dein Eigeninteresse appellieren und dich inspirieren sollen, deinen freien Willen auszuüben, deine spirituellen Ärmel hochzukrempeln und an die Arbeit zu gehen. Immer vorausgesetzt, du möchtest ernsthaft die Freiheit erfahren, die gleichbedeutend ist mit nondualer Liebe.

Das unreife, selbstbezogene innere Kind muss eine objektive Sichtweise auf sich selbst und die Welt entwickeln, und karma-yoga ist eine unkomplizierte, sinnvolle Lösung.

Du musst kein Geld für Therapeuten ausgeben oder deine Wochenenden mit Schweige-Seminaren verschwenden. Du brauchst keinen guru und nicht nach Indien auswandern, um erleuchtet zu werden. Du kannst genau dort bleiben, wo du bist, und deinen Alltag in eine kraftvolle spirituelle Praxis umwandeln. Und da du dein karma unter deinem Namen angesammelt hast, ist es eine gute Idee, es unter der Ägide einer anderen und vorläufigen Identität – dem karma-yogī – zu reduzieren. Es geht jetzt nicht darum, dir einen spirituellen Namen auszudenken, keineswegs. Wir schlagen nur vor, dass du dich selbst als karma-yogī betrachtest, eine Identität, die dich dir selbst gegenüber objektiv werden lässt und dich zu einem Freund der Welt macht. Es ist eine Identität, die dich dazu verpflichtet, dem Programm zu folgen.

Bevor du dich auf den Weg machst, ein Problem zu lösen, ist es ratsam, Informationen zu sammeln. Wenn man leidet, neigt man leider dazu, in das spirituelle Haifischbecken zu springen, um sich vor den versengenden Flammen des saṃsāra zu retten, ohne jedoch vorher geprüft zu haben, was sich unter der Wasseroberfläche befindet. Wenn du das tust, bist du in Gefahr mit dem Kopf auf Felsen zu stoßen. Das bedeutet in diesem Fall, sogenannten „Lehren“ zu folgen, die auf Of⁠fenbarungen basieren, die von Personen erdacht sind und die meist nicht mehr als schlecht durchdachte Meinungen sind. Es gibt nicht wenige solcher Lehren, die von unqualifizierten, von unreinen Motiven getriebenen, ehrgeizigen Gutmenschen angeboten werden, um deine traurige Seele zu retten. Doch es kann dich niemand anderes retten. Du benötigst eine vernünftige, auf Schriften basierende, praxiserprobte Lehrmethode, die dich selbst das Steuer in die Hand nehmen lässt.

Wir haben also das Problem folgendermaßen beschrieben: Du hältst dich für dein primäres Instrument und dein primäres Instrument muss ein wenig bearbeitet werden, wenn du im Leben erfolgreich sein willst, vor allem, wenn du dich von Anhaftung befreien möchtest.

Karma-yoga oder dharma-yoga wird in den Kapiteln 8 und 9 meines Buches The Essence of Enlightenment (Deutsche Ausgabe: Ve⁠danta – Die Wirklichkeit verstehen, J. Kamphausen Verlag) ausführlich erklärt, daher werde ich hier nur eine Zusammenfassung präsentieren. Es ist die grundlegende Vorbereitung für den yoga der drei Ener⁠gien.

Ich habe emotionale Probleme, weil das Leben mir nicht das gibt, was ich will oder zu brauchen glaube, das heißt mein Primärinstrument wird von rajas und tamas dominiert. Wäre es überwiegend sattvig, würde es mir dienen und ich würde meine Ziele ohne viel Aufhebens verwirklichen. Karma-yoga verwandelt einen dumpfen (tamasigen) und übermäßig aktiven (rajasigen) Geist in einen klaren, friedfertigen, leistungsfähigen (sattvigen) Geist. Die Basisversion von karma-yoga hilft auch saṃsārīs, ihre weltlichen Ziele zu erreichen, aber für jene, die sich von saṃsāra befreien wollen, ist die Vollversion zwingend. Ohne karma-yoga wird Selbst-Erkenntnis nicht haften bleiben. Er wirkt auf den Macher, jenen Teil des feinstofflichen Körpers, der für sich in Anspruch nimmt, der Handelnde zu sein und handelt, um die Ergebnisse des Handelns zu genießen. Wenn du für Ergebnisse handelst, entsteht Stress vor, während und nach dem Handeln. Karma-yoga baut Stress ab, indem er die Ängste und Wünsche, die ihn hervorrufen, auflöst. Er ist eine Burnout-Versicherung.

Ein eklatanter Nachteil

Dinge zu wollen ist in Ordnung, aber es hat einen eklatanten Nachteil: die Ergebnisse deiner Handlungen liegen nicht in deiner Hand. Es ist erstaunlich, wie sehr diese einfache Tatsache den Handelnden irritiert. Aber denke einmal darüber nach: Wenn die Ergebnisse deiner Handlungen von dir abhängen würden, hättest du alles, was du willst. Wovon also hängen die Ergebnisse ab? Von dem Gesetz des karma in Form des dharma-Feldes, meiner unmittelbaren Umgebung, im Grunde genommen von den Menschen, mit denen ich karma habe. Mein primäres Instrument generiert Handlungen, die sich auf das Feld auswirken, eine bewusste Matrix von Gesetzen. Meine Handlungen kommen auf verschiedene, nicht immer offensichtliche Weise zu mir zurück. Mein Leben ist nichts anderes als das Ergebnis von Handlungen, die ich zuvor ausgeführt habe und die mir das Feld liefert. Das Feld ist unpersönlich und liefert die Ergebnisse der Handlungen von Individuen, basierend auf den Bedürfnissen des ganzen Feldes. Es kümmert sich nicht darum, was ich will, es sei denn, was ich will, dient dem Feld in irgendeiner Weise.

Was mein Glück betrifft, so ist das Feld allmächtig. Meine Abhängigkeit davon verursacht Leiden. Ich kann mich nicht einfach davonstehlen, denn es gibt keinen anderen Ort, an den ich gehen kann.

Mein Verlangen befiehlt mir zu handeln. Selbst wenn ich nach Indien in eine Höhle fliehe, quälen mich meine Wünsche dort weiter. Es ist besser, hier zu bleiben und auf eine Weise an ihnen zu arbeiten, dass sie nicht mehr wiederkommen. Sie kommen deshalb immer wieder zurück, weil die bedürftige Einstellung, die sie motiviert, nicht verschwindet, wenn ich bekomme, was ich will. Sobald ich eine Sache habe, will ich eine neue. Karma-yoga ist eine Haltung in Bezug auf Handlungen, die unnötiges Verlangen beseitigt.

Karma-yoga und Unterlassungssünden

Handle gemäß dem Dharma und verfehle nicht das Ziel

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der Liebe von James Swartz -

Sünde“ ist ein Begriff aus dem Bogenschießen und bedeutet „das Ziel zu verfehlen“. Sünden sind eine Art Selbstbeschmutzung, die den Sünder in Verruf bringt, der nichts anderes ist, als das Selbst im Bann von māyā. Aktiv begangene Sünden sind Handlungen, die dharma entgegengesetzt sind. Sie verletzen einen selbst und andere. Die offensichtlichste Assoziation zur Sünde ist die Schuld. Unterlassungssünden entstehen zwar nicht aus unseren Konditionierungen, erzeugen aber Emotionen, die nicht hilfreich sind. Diese Emotionen entstehen durch den Fehler, etwas in einer bestimmten Situation nicht getan zu haben, was richtig gewesen wäre. Ein typisches Beispiel dafür ist das Hinterziehen von Steuern.

Karma-Yoga-Kategorien

Swami Sivananda als Arzt - immer im Dienst

- Auszug aus dem Buch "Der dreifache Yoga" von Swami Sivananda -

Es gibt dreierlei Karma: Kayika (körperlich), Vadiika (der Worte) und Manasika (geistig).

Es gibt zwei Arten Karma oder Karma Vibbaga: a) Sakamya Karma und b) Niskamya Karma.

a) Sakamya Karma beschließt in sich alle geistigen Opfer und andere Pflichten, welche einem Menschen auferlegt werden, damit er Swarga und andere Welten erreicht. Es ist mit Gehurt und Tod und Wiedergeburt verknüpft, genannt Rad des Samsara oder Avagamana.
b) Niskamya Karma Yoga führt zu Chitta Suddhi oder Läuterung des Geistes und bereitet den Schüler für den Empfang des Lichtes der Erkenntnis. Der Niskamya Karma Yogi ist ein Mensch, dessen Lebensziel Freiheit vom Rade der Geburten und des Todes ist. Niskamya Karma ist das Sadhana, um diese Freiheit zu erlangen.

Es gibt dreierlei Karma: Sanchita, Prarabdha und Agamya. Prarabdha ist unser eigenes früheres Karma, das diese gegenwärtige Wiedergeburt verursacht hat. Es sind drei: Icdia, An-iccha und Paracdka. Sanchita sind die angehäuften Karmas, die erst Frucht tragen sollen, deren ein Teil Prarabdha ist. Agamya Karma sind die gegenwärtigen Handlungen, die in Zukunft sich auswirken werden. Man nennt die von einem Jivanmukta nach seiner Selbstverwirklichung vollzogenen Handlungen auch Agamya Karma.

Es gibt noch eine andere allgemeine Einteilung von Karma in fünf Gruppen: Satkarma (gute Werke), Dushkarma oder Kukarma (schlechte Taten), Akarma (Untätigkeit), Misrita Karma (gemischte Handlungen) und Vikarma (verderbte Handlungen). Durch Satkarma erreicht man die Welt der Devas, durch Dushkarma, Vikarma und Akarma erreicht man die Geburten als niedriges Wesen und durch Misrita Karma die Geburt als Mensch.

Man hat Karma auch unter folgenden Stichworten eingeteilt: Nityakarma, die allgemeinen Pflichten, Sadhyavandan, Agnihotra, Panchamahayajna. Wer sie versäumt, löst Pratyavaya aus, das durch Prayasdhitta beseitigt werden kann. Wer Nitya Karma leistet, erwirbt sich dadurch keine besonderen Verdienste. Naimittika Karma sind gelegentliche Pflichten wie Darsha Poornima, Sraaddha, Zeremonien, Pflichten, die man bei besonderen Gelegenheiten zu erfüllen hat, zum Beispiel bei Sonnen- oder Mondfinsternis, Sankranti und so weiter. Prayasdhitta Karma sind Reinigungshandlungen für alles, was man unterließ und beging, wie Chandrayana, Krishchara, Pandhagni Tapas, wobei man bei Kapa bis an den Hals im Wasser steht oder den ganzen Tag auf einem Bein steht und dergleichen. Kamya Karma sind selbstgewählte Pflichten, wie Putrakamesti (Opfer, um einen Sohn zu bekommen), Jyptishtoma (um Swarga zu erlangen), und so weiter. Das alles sind Handlungen, die man mit einer bestimmten Absicht oder einem besonderen Wunsch verrichtet. Nishiddha Karma sind verbotene Handlungen, wie Fleischessen, Alkoholtrinken, Zwiebeln oder Knoblauch genießen, Spielen, Stehlen, Umgang mit fremden Frauen und so weiter.

Zweifach ist das Wesen von Karma, das den Einzelnen angeht: Swadharma ist unsere Pflicht, wie sie von den heiligen Schriften verordnet ist. Para-Dharma sind die für andere vorgeschriebenen Pflichten.

Die Menschheit wird in vier Hauptkasten und vier verschiedene Ordnungen eingeteilt: Die Pflichten ändern sich je nach unserem eigenen Varna und Ashrama.

Die vier Varnas oder Kasten sind: Brahmana, Kshatriya, Vaisya, Shudra.

Die vier Ashramas (Ordnungen) sind: Brahmacharya, Grahasthya, Vanaprasthya und Sannyasa.

Die Pflichten für die vier Varnas sind in der Bhagavad Gita, Kapitel 18, Vers 42, 43 und 44 zu lesen: Sie heißen: Sama, Dama, Tapas, Saudia, Kshanti, Arjava, Gyana, Vigyana, Astrikya, also Selbstbeherrschung, innere und äußere Buße, Sauberkeit, Duldsamkeit, Aufrichtigkeit, Wissen und Glauben. Das sind die Karmas eines Brahmanen. Sauryam, Tejas, Dhriti, Darkhya, Dana, Ishwara, Bhava, also Mut, Tapferkeit, Scharfsinn, Durchhalten im Kampf, Herrennatur sind die Pflichten eines Kshatriya. Ackerbau, Viehzucht und Handel' sind die Pflichten eines Vaishya. Pflicht des Shudra ist es, allen dreien zu dienen.

Die Pflichten der vier Ordnungen:

Brahmacharya: Verrichtung von Sandhya, bedienen eines Guru, Brahmacharya ausüben und Vedastudium.
Grihastha: Studium und Lehren der Veden, Schutz der Familie, Verrichtung von Pandiamaha Yajna und Gottesverehrung. Pandiamahayajnas sind Devayajna, Prirtiyajna, Atithi Yajna, Bhuta Yajna und Brahmayajna, also Opfer für die Götter, Opfer für die Ahnengeister, Gäste aufnehmen, Tiere füttern und die heiligen Schriften (Veden) studieren.
Vanaprastha: Sich in die Wilder zurückziehen, das Feuer verehren, die Aranyakas und Upanishads studieren und Gott verehren.
Sannyasa: Atmadhintan (Meditation über das Selbst), Studium des Prasthanatrayi und Selbstverwirklichung. Nachdem er die Verwirklichung erreichte, darf er die erlangte Erkenntnis an andere, weniger weit entwickelte Brüder weitergeben und mit ihnen teilen.

Es gibt vier Arten Sannyasins: Kutidiaka, Bahudaka, Hamsa, Paramahamsa. Avadhoota ist ein sehr hoher Rang. Wer die höchste Verwirklichung erreichte, steht über allen Vorschriften und Regeln. Man heißt ihn dann auch Ativarnashramis.

Die Hausväter (Grahastas) haben in ihrem häuslichen Leben nach der Heirat die folgenden besonderen Pflichten: Garbhadana, die Zeremonie im Fall einer Schwangerschaft. Pumsavana, die Zeremonie, damit ein Knabe geboren wird. Simanta, die Zeremonie im achten Monat der Schwangerschaft, um eine glatte Entbindung zu sichern. Jatakarma, die Zeremonie nach der Geburt. Namakarana, die Namensgebung (Taufe). Niskramana, wenn man das Kind zum erstenmal ins Freie bringt. Annaprasana, die Zeremonie wenn man nach sechs Monaten dem Kind die erste Mehlspeise gibt. Vapana beim ersten Scheren des Haupthaares. Karnavedha, das Loch ins Ohrläppchen bohren. Vratadesha-Upanayama bei Übergabe der heiligen Schnur. Vedaeambha, Beginn des Vedastudiums. Kriyavidhi, wenn man die Regeln des Rituals festlegt. Keshashanta, Haare schneiden vor der Heirat. Vivaha Eheschließung. Agniparigraha, das heilige Feuer unterhalten. Tretagni Sangraha, wenn man die drei Feuer sammelt, um das Vanaprastha-Leben zu beginnen.

Es gibt gewisse allgemeine Gesetze, welche Karma bestimmen: Das Gesetz von Ursache und Wirkung, von Aktion und Reaktion, das Gesetz des Ausgleichs (Kompensation), der Reinkarnation, der Vergeltung, des Widerstandes.

Für die Ausführung von Nishkamya Karma Yoga für China Shuddhi haben wir verschiedene Bhavas oder Techniken: Man erwarte keinen Lohn für seine Handlungen. Man leiste unermüdlich und ohne Murren selbstlose Dienste. Man fühle: Ich bin das Werkzeug in der Hand des Herrn. Ich bringe dem Herrn alle Verehrung dar. Jede Tat ist eine Blume, die man dem Herrn opfert. Äusserste Duldsamkeit und Geduld. Man murrt nicht oder bereut nicht, während man jemandem einen Dienst tut. Man tut seinen Dienst ohne zu denken: „Das ist niedrige Arbeit, das ist bessere Arbeit. Ich werde dies tun und nicht jenes. Es macht mir sogar Freude, wenn ich die Grube ausleere." Derartige Gedanken muss man meiden. Man dient dem Feind und sieht auch in ihm den Herren. Man tut seinen Dienst mit Narayana Bhav oder Atma Bhav. Man erwartet keinen Dank und keine Dankbarkeit. Man denkt nicht mehr: Ich habe ihm geholfen, ich habe ihm gedient. Sondern man gewöhnt sich zu denken: Er gab mir eine Gelegenheit zu dienen. Ich danke ihm dafür. Man gibt Kartritwa-Bhoktritwa Abhiman auf, und Abhiman der Stellung im Leben, Sannyasi Abhiman, Karma Yogi Abhiman und so weiter. Man prüfe immer wieder die inneren Beweggründe und berichtige da und dort Irrtümer in Bhavana. Man empfinde, dass die ganze Welt eine Offenbarung Gottes ist und dass wir dem Herren dienen, wenn wir einem Menschen dienen. Schau immer nach Gelegenheiten aus zu dienen! Lass keine Gelegenheit ungenützt vorübergehen. Es gibt verschiedene Wege, um Karma Yoga zu üben. Man muss seinen Dienst zur Zufriedenheit der Menschen tun, denen man dient. Es ist nicht genug, wenn man ihm nur dient, sich selbst zu gefallen oder so, dass es uns befriedigt.

Gebet für einen Karma Yogi

Von Sri Sankaracharya Atma tvam girija mitih sahacharah pranah sareeram griham. Puja te vishyopabhogarachana nidra samadhisthitih, Sancharah padoyoh pradakshinavidhih strorani sarva giro; Yadyat karma karomi tat tad akhilam sambhotavaradhanam.

Wiederhole das Sloka zum Ende deiner Meditation. „Du bist Atma: Buddhi ist deine Gemahlin, Parvati (welche aus einem Berg geboren wurde); Pranas sind deine Wächter; dieser Körper ist dein Haus; die Wirkung des sinnlichen Genusses ist dein Gottesdienst; tiefer Schlaf ist die Erschaffung von Samadhi; zu meinen Füßen gehen, ist die Besichtigung um dich herum; all meine Reden und Lobpreisungen, was immer ich auch tun möge, alle sind dir gewidmet, Oh Shambhu!“

Copyright Divine Life Society

Auszug aus dem Buch Die Botschaft von Swami Sivananda

Karma Yoga ist der Pfad der Tat. Es ist der Pfad des selbstlosen Dienens. Es ist der Weg, der durch selbstloses Dienen zur Gottesverwirklichung führt. Es ist der Yoga des Verzichts auf die Früchte der Handlung. Karma Yoga lehrt uns, wie wir um der Arbeit Willen arbeiten – unabhängig, ohne Anhaftung – und wie wir den besten Nutzen aus dem größten Teil unserer Energie ziehen können. „Dienen um des Dienens Willen“ ist das Motto eines Karma Yogis. Arbeit ist wie Andacht für jemanden, der Karma Yoga praktiziert. Jede Arbeit verwandelt sich in eine Gabe an den Herrn. Der Karma Yogi ist nicht an die Karmas gefesselt, denn er weiht die Früchte seiner Handlungen dem Herrn." Yogah Karmasu Kausalam" (Bhagavad Gita II.50) – Yoga ist Geschick im Handeln.

Im Allgemeinen erzeugt Arbeit als Effekt oder Resultat entweder Freude oder Leid. Jede Tat fügt eine Fessel an Samsara hinzu und beschert Wiedergeburten. Das ist das unausweichliche Gesetz des Karma. Aber durch das Praktizieren von Karma Yoga können die Wirkungen des Karmas beseitigt werden. Karma wird ausgelöscht. Die gleiche Arbeit, wenn sie mit der richtigen inneren Einstellung ausgeführt wird, mit dem rechtem Geist und rechtem Willen durch Yoga, ohne Anhaftung und ohne Erwartung von Früchten, ohne die Vorstellung, der Handelnde zu sein, mit einem Geist, der ausgeglichen bleibt in Erfolg und Misserfolg ("Samatvam Yoga Uhcyate", Bhagavad Gita II.48) - verknüpft uns mit den Fesseln des Karmas. Im Gegenteil, diese Taten reinigen unser Herz und helfen uns, Befreiung zu erlangen, durch die Herabkunft des göttlichen Lichtes oder dem Erwachen von Erkenntnis.

Strenge moralische Regeln und die Kontrolle der Sinne sind unerlässlich beim Praktizieren von Karma Yoga. Brahmacharya ist wirklich unerlässlich. Es ist unbedingt notwendig, die folgenden Tugenden zu kultivieren: Toleranz, Anpassungsfähigkeit, Mitgefühl, Gnade, Freundlichkeit, ausgeglichenes Gemüt, kosmische Liebe, Geduld, Beharrlichkeit, Demut, Großzügigkeit, Edelmut, Zurückhaltung, Beherrschung von Ärger, Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Mäßigung bei Essen, Trinken und Schlafen, einfache Lebensweise und Durchhaltevermögen. Jeder sollte seine Pflichten erfüllen, und zwar in Übereinstimmung mit seinem eigenen Varna und Ashrama (Stadium im religiösen Leben), seiner Kaste und Stellung und des jeweiligen Lebensabschnittes. Es bringt keinerlei Nutzen, seine eigenen Pflichten aufzugeben und die Pflichten eines anderen vorzuziehen.

Einige Menschen denken, dass Karma Yoga eine minderwertige Art von Yoga ist. Sie denken, dass Wasser schleppen, Teller waschen, den Armen Essen geben oder die Straße zu fegen niedere Arbeiten wären. Das ist ein trauriges Missverständnis. Sie haben nicht das Prinzip und die Herrlichkeit von Karma Yoga verstanden. Krishna, der Herr der drei Welten, nahm die Rolle als Arjunas Wagenlenker an. Und er wirkte auch als Kuhhirte. Jedermann sollte seine Pflicht innerhalb seines eigenen Varna (Rasse), Ashrama (Einsiedelei), seiner Kaste oder Lebensstellung tun. Es liegt kein Segen darin, dass man seine eigene Arbeit verlässt, weil man eines anderen Arbeit vorzieht.

Der beste Yoga für den modernen Menschen

von Swami SIVANANDA

Es ist mein fester Glaube, dass selbstloser Dienst die größte Kraft ist, um einen Menschen zu inspirieren und zu den höchsten Ebenen der Evolution zu erheben. Selbstloser Dienst bringt eine allumfassende Entwicklung des Charakters eines Menschen, macht ihn stark und bewirkt ein spontanes spirituelles Erwachen. Selbstloser Dienst ist in der Tat außerordentlich wichtig für die physische, moralische und spirituelle Regeneration der Jugend dieser Welt.

Die Praxis von Karma Yoga ist dringend notwendig, um wichtige Tugenden zu entwickeln. Tugenden können nur durch Dienst entwickelt werden. Ohne im Besitz der grundlegenden Tugenden zu sein, braucht ein Mensch von der Verwirklichung Gottes nicht einmal zu träumen; trotz des (intellektuellen) Verstehens der vedantischen Einheit können Gleichmut, Toleranz, Liebenswürdigkeit, Güte, Freundschaftlichkeit, Anpassungsfähigkeit, Großherzigkeit und Demut nur durch die Praxis von Karma Yoga kultiviert werden. Der rohe Diamant muss geschliffen und poliert werden, bevor er sein brilliantes Farbenspiel im Licht entfaltet. Genauso muss der ungeschliffene Aspirant ununterbrochen durch Dienst und Kontakt mit vielen unterschiedlichen Menschen geschliffen und poliert werden. Wenn er auch unter schwierigen Umständen wahrhaftig anderen dienen kann, wenn er auch angesichts von Schwierigkeiten eine fröhliche Ausstrahlung beibehalten kann, wenn er in der Hektik einer Großstadt Gleichmut und Konzentration des Geistes bewahren kann, beweist das klar, dass er aus seinen äußeren Umständen herausgewachsen und reif für spirituelle Erleuchtung ist.

Willentliche Hilfsbereitschaft: In einem von innen verschlossenen Raum mit geschlossenen Augen zu sitzen ist kein echtes Sadhana, wenn die Menschen rundherum mit Leid und Problemen zu kämpfen haben. Selbstsucht und Sadhana können nie zusammen gehen. Der Aspirant muss seine eigenen Interessen denen der anderen unterordnen. Ein Mensch, der einem anderen in großer Not hilft praktiziert mehr Sadhana, als einer, der Meditation, Asanas und Pranayama übt. Wenn einer den Bedürftigen eine Stunde dient, so ist das gleichzusetzen mit sechs Stunden Meditation. Es gibt immer Gelegenheiten für selbstlosen Dienst; ein mitfühlender Doktor, der einen hilflosen, armen Patienten um Mitternacht gratis besucht, ist ein besserer Yogi als ein Dhyana Yogi, der leise die Straßenseite wechselt, wenn er einen Mittellosen, Hungernden und Sterbenden sieht, ohne ihn zu fragen: „Bruder, was willst du? Kann ich dir in irgendeiner Weise helfen?“

Zu einem wahren Karma Yogi kommt Meditation automatisch und das Wissen der Upanishaden begreift er leicht. Er bekommt all sein Wissen vom Inneren Buch des Wissens durch die Gnade Gottes. Dienen allein ist aber auch nicht genug. Am frühen Morgen sollte der Karma Yogi einige Zeit mit Japa, Kirtan, Studium religiöser Schriften und ein bisschen Asana und Pranayama verbringen.

Der Sadhaka, der sich in selbstlosem Dienst übt, erlebt vielleicht zu Zeiten Verdruss und Enttäuschung. Aber lass ihn unerschrocken voranschreiten. Lass ihn in seiner Hingabe zur Pflicht unerschütterlich werden. Seine Ernsthaftigkeit wird all seine Hindernisse in Hilfe verwandeln, denn Gott selbst wird ihm auf mysteriöse Weise helfen und ihn tragen.

Mittel zur Verwirklichung: Die Praxis von Karma Yoga ist sicherlich ein Mittel zur Entwicklung von Hingabe zu Gott und zum Erreichen der vedantischen Einheit. Ohne diese Praxis kann niemand auch nur von Bhakti oder Jnana träumen, auch nicht durch jahrelange Praxis. Dienst, das kann man durchaus sagen, ist Bhakti und Jnana durch Handlung ausgedrückt. Der wahre Ausdruck von Liebe geschieht nicht durch Worte, sondern durch Dienst. Jnana oder das Wissen der Einheit des Lebens wird durch Dienst am dem einen Selbst in allen erfahren. Die Pflanze des Karma Yogas trägt die Blüten des Bhakti Yoga und des Jnana Yoga.

Karma Yoga ist das beste Yoga für den modernen Menschen. Es befähigt dich, Gott schnell zu verwirklichen. König Janaka war ein dynamischer Karma Yogi und trotzdem war er gleichzeitig ein Jnani. Mahatma Gandhi hat sich selbst durch Karma Yoga erhöht. Die tägliche Routine des Lebens bietet ein breites Feld für jeden, sich zu reinigen und sich emporzuheben. Sogar im Familienleben ist Karma Yoga unbedingt erforderlich. Wenn jeder selbstsüchtig wäre, gäbe es im Haus keinen Frieden. Starke Anhaftungen erzeugen besitzergreifendes Verhalten, das eine selbstsüchtige Eigenschaft und eine Verneinung wahrer Liebe ist. Anpassungsfähigkeit, Freundschaftlichkeit und Verständnis, ein bisschen Selbstzurücknahme und Kooperation helfen sehr, den Frieden im Haus zu bewahren. All das kann durch Karma Yoga bewerkstelligt werden. Pflicht um der Pflicht willen, ohne Erwartung in Bezug auf die Früchte der Handlungen (diese Erwartungen sind der Fluch des weltlichen Lebens) oder übermäßige Vorlieben oder Abneigungen zu hegen, ohne selbstsüchtige Anhaftungen alle Handlungen und Früchte Gott darzubringen (die Handlungen als Instrument in Seinen Händen zu Seiner Verehrung auszuführen), das ist ideal. Ehre den selbstlos Arbeitenden! Mögt ihr euch alle ewiger Glückseligkeit erfreuen, indem ihr selbstlos dient!

Karma Yoga - Quintessenz

Verhaftungslos Yoga unterrichten ist ideales Karma Yoga

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

  • Was ist Karma Yoga,
  • wozu dient Karma Yoga,
  • wie kannst du Karma Yoga umsetzen?

Das möchte ich kurz zusammenfassen. Ich heiße dich herzlich willkommen zu diesem zusammenfassenden Vortrag. Ich gehe davon aus, das du Karma Yoga schon kennst, ansonsten gibt es auch Einführungsvorträge für Anfänger. Ich möchte nun etwas zusammenfassend sprechen, was ist Karma Yoga?

Karma heißt wörtlich Tat und Handlungen, Karma Yoga – ist der Yoga der Tat. Karma Yoga hat zwei Aspekte. Der Aspekt des uneigennützigen Dienens und der Aspekt des verhaftungslosen Wirkens.

Karma Yoga ist uneigennütziges Dienen. Karma Yoga heißt uneigennütziges Dienen. Menschen dienen, einzelnen Menschen dienen, der Menschheit dienen, der Gruppe dienen, der Gemeinschaft dienen, der Schöpfung dienen, Gott dienen, dem Guru dienen. Das sind verschiedene Aspekte des Karma Yoga.

Karma Yoga hilft dir vom Ego wegzukommen. Karma Yoga hilft dir von Identifikationen loszukommen, Karma Yoga hilft dir die Ich-Bezogenheit zu überwinden. Vielleicht in unserer heutigen Zeit ist das noch wichtiger als früher. Wir sprechen von der individuellen Zeit, wo alle Menschen fragen, was brauch ich, was will ich, usw. Damit wirst du die Befreiung nicht erreichen. Du wirst die Befreiung erreichen, indem du überlegst, wie kann ich dienen, wie kann ich anderen helfen. Natürlich auch, was kann dieser Körper und diese Psyche tun um anderen zu helfen? Und welche besondere Aufgabe hat dieser Körper und hat diese Psyche?

Allgemein, also, Karma Yoga hilft das Ego zu überwinden. Indem du anderen Menschen dienst spürst du Liebe zu anderen und du fühlst diese Verbundenheit mit anderen. Indem du der Schöpfung dienst, auch dich ökologisch verhältst, schaust welche Auswirkungen dein Handeln hat auf die Umwelt, spürst du eine Verbindung mit Mutter Erde und mit der Schöpfung. Indem du bewusst Gott dienst, fühlst du göttliche Kraft in dir und durch dich wirken und der ganze Alltag wird zu einer mystischen Erfahrung. Und indem du dir vorstellst dem Guru zu dienen und indem du dem Werk des Gurus dienst, merkst du wie eine Führung stärker spürbar ist und wie die Schritte auf dem Weg von einer höheren Kraft gesteuert werden.

Ein zweiter Aspekt des Karma Yoga ist das verhaftungslose Handeln. Das ist etwas, was gerade die Bhagavad Gita beschreibt. Sie sagt: Tue das was nötig ist, tue es so gut wie du kannst, tue es von ganzem Herzen und sei weder verhaftet an die Handlung, noch an die Früchte der Handlung, noch an das Ergebnis der Handlung und identifiziere dich nicht.

Also zunächst, handle! Das was getan werden muss, tue das was getan werden muss weil es dein Dharma ist, deine Aufgabe, deine Pflicht ist, weil du Gott dienen willst, der Menschheit dienen willst, dem Guru dienen willst, weil du merkst – das ist jetzt dran. Mache es so gut du kannst. Krishna sagt: Yoga karma sukau shalam. Yoga ist Geschick im Handeln, Engagement im Handeln. Mache es so gut wie du kannst, von ganzem Herzen. Aber habe nicht die Vorstellung dass du es tust, sondern das Gott durch dich wirkt. Du machst zwar, zunächst subjektiv, alles so gut wie du kannst, aber du spürst Gott wirkt durch dich. Oder die Gunas wirken, jedenfalls du selbst machst nichts.

Dann sei nicht verhaftet an die Handlung. Wenn karmische Situationen kommen, die dich dazu zwingen das nicht mehr zu tun, lasse es los. Wenn jemand anders deine Aufgaben besser erfüllen kann als du dann lasse es los. Wenn etwas Neues auf dich zukommt was wichtiger ist, lass das Alte los. Sei nicht verhaftet an die Handlung. Sei nicht verhaftet an das Ergebnis der Handlung.

Vordergründig gibt es manchmal Scheitern und manchmal Erfolg. Aber langfristig wirst du feststellen in jedem Scheitern liegt der Same von einer guten Entwicklung. Wenn etwas scheitert heißt das noch nicht das du falsch gehandelt hast. Letztlich, damit Neues sich entwickelt muss Altes auch kaputt gehen. Mach das was du tust so gut wie du kannst, sei gleichmütig in Erfolg und Misserfolg. Hänge nicht an den Früchten deiner Handlungen. Erwarte weder Lob noch Anerkennung, erwarte erst recht keine Belohnung. Tue das was zu tun ist, so gut wie du kannst, weil es getan werden muss, dann denke nicht dass du es machst. Und folglich wenn Gott es durch deinen Körper und Psyche macht, dann brauchst du ja auch keine Belohnung dafür.

In diesem Sinne, Karma Yoga, zum einen uneigennütziges Dienen und zweitens verhaftungsloses Handeln. Wenn es dir gelingt wirklich Karma Yoga zu üben bist du stets glücklich und in Gottes Gegenwart. Dein Leben ist erfüllt und sinnvoll.

Mehr zum Thema Karma Yoga auf unseren Internetseiten und auch in der Bhagavad Gita. Ich habe ja auch ein Buch geschrieben, Bhagavad Gita für Menschen von heute. Und die Bhagavad Gita in seinem Werk über Karma Yoga, wie kann man engagiert und verhaftungslos handeln? Und wenn du Karma Yoga üben willst, dazu haben wir in den Yoga Vidya Ashrams viele Gelegenheiten. Es gibt hier auch dieses sogenannte Karma Yoga Programm.

Pass nur auf, der Geist ist immer schnell dabei, dass er wieder belohnt werden will, Anerkennung haben will. Ursprünglich machst du Karma Yoga um zu dienen, in einer Ashram Umgebung, um Gottes Werk voran zu bringen, und um durch dienen, Gott zu verwirklichen. Wenn du nicht aufpasst wirst du nach einer Weile fragen, was habe ich davon? Du willst belohnt werden. Und wenn du denkst dass jemand mehr bekommt als du dann denkst du, das ist nicht richtig. Und wenn jemand dir nicht das gibt was du gerne hättest und wenn du eine Stunde länger zu tun hast um es fertig zu bekommen und anschließend keine Anerkennung bekommst, bist du beleidigt. Spätestens dann hast du den Geist des Karma Yoga verloren. Und auch wenn du anfängst die Minuten zu zählen ist es auch kein Karma Yoga mehr, sondern Bürokratie. Und wenn du überlegst wieviel du kriegst dann bist du nicht mehr im Geist des Karma Yoga. Achte immer darauf: Leben ist nicht – das tun - um etwas anderes zu erreichen, sondern Spiritualität heißt Gott durch dich wirken zu lassen. Um dich zu öffnen für göttliche Gnade. Die Einstellung des Karma Yoga kann dir helfen, das viele Stunden am Tag zu machen.

Swami Sivananda hat gerne gesagt, überprüfe deine Motive und immer wieder erneuere deine spirituelle Einstellung.

Video - Karma Yoga - Quintessenz

Karma Yoga die grundlegende Qualifikation für Wissensyoga

Swami Sivananda: Diene, liebe, gib..

- Abschnitt aus der Bhagavad Gita Zusammenfassung nach James Swartz -

Was ist es? Verse 39-53

A. Es nutzt die eigenen Anstrengungen, um den Geist unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des eigenen Umfelds zu reinigen. Es ist eine gebende, keine nach etwas greifende Einstellung. Es erfordert sattwige Karmas und das Genießen von Beschäftigt sein.
B. Es ist das Wissen, dass die Ergebnisse von Handlungen unvorhersehbar sind und daher ist es nicht sinnvoll, sich auf sie zur Erfüllung emotionaler Zufriedenheit zu verlassen.

Selbstverwirklichung ist die Frucht richtigen Handelns

C. Die Frucht von Wissen des Selbst (Self Knowledge) ist im besonderen moksa.
1. Du bist zufrieden mit Deinem Leben weil Du vollständig bist.
2. Du erfährst tiefen Frieden trotz negativer Situationen, Gelassenheit. Genauso wie eine Eule am Tag schläft, sind samsaris schlafend in Bezug auf das Selbst und genauso wie Menschen in der Nacht schlafen ist die weise Person schlafend in Bezug auf samsara. Die weise Person ist wie ein Ozean, immer vollständig. Er ist frei im Leben und nach dem Tod. Nach der Selbsterkenntnis sollte man die Sinne kontrollieren und solange ein reines Leben führen bis das Wissen fest ist. Verse 54-72

Karma Yoga Einführung - BG Kapitel 3, Verse 1-7

Wissen ist nötig um in geeigneter Weise zu handeln

- Abschnitt aus der Bhagavad Gita Zusammenfassung nach James Swartz -

Arjuna fragt warum er Wissensyoga verherrlicht und ihn nichtsdestotrotz ermutigt Karma Yoga zu machen. Obwohl Vedanta eine kristallklare Lehre ist interpretiert der Sucher es entsprechend seiner Vorlieben und Abneigungen. Arjuna möchte nicht kämpfen und versteht daher die Lehre falsch. Der Fragende (Selbsterforschende) muss wissen wie man zuhört. Wenn Du an einer oder an mehreren bestimmten Gewohnheiten hängst wirst Du Lehren, die eine Veränderung von Gewohnheiten implizieren, missverstehen.

Sowohl Wissen als auch Handlung sind notwendig für Selbsterforschung weil sie verschiedene Ergebnisse haben. Karma bereitet den Geist vor, so dass Wissen Dich frei machen kann. Karma Yoga macht den Geist ruhig , so dass er in alltäglichen Situationen unterscheiden kann. Es erfordert, das zu tun, was am besten für die Situation ist und ein einfaches Leben zu führen. Es ist weder notwendig oder wünschenswert noch möglich Handlungen aufzugeben. Wenn Du Dich von der Welt abkehrst werden Dich Deine weltlichen Wünsche aus Mangel an notwendiger Reife zurückbringen.

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Siehe auch

Weblinks

Literatur

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