Kritik

Aus Yogawiki
Swami Sivananda am Ganges

Swami Sivananda lehrte, dass man sich von Kritik anderer Menschen, von der öffentlichen Meinung und auch von Lob nicht beeinflussen lassen soll, da man es ohnehin niemals allen recht machen kann. Die folgende Geschichte aus Swami Sivanandas Buch "Yoga im täglichen Leben" illustriert dies sehr schön.

Die Geschichte von einem alten Mann und einem Esel

Du kannst es der Welt nicht recht machen. Ein alter Mann, der am Sonntag von einem Fest zurückkehrte, ritt auf seinem Esel nach Hause. Sein junger Sohn lief nebenher. Die Vorübergehenden sahen das und krittelten: „Seht euch den rücksichtslosen Menschen an! Der Junge muss ganz allein laufen und der kräftige Alte reitet auf dem Esel, ein herzloser Mensch!“

Sobald der Alte diese harten Worte hörte, stieg er ab und setze den Jungen auf den Esel. Andere Leute, die des Weges kamen, sahen die beiden und sagten: „Nun seht euch bloß den herzlosen Burschen an. Der schwache Alte muss zu Fuß gehen, aber der unverschämte, anmaßliche, junge, kräftige Bursche reitet behaglich. Du liebloser Kerl!“

Da setzte sich auch der Alte auf den Esel und beide ritten auf dem alten Tier. Da kritisierten wieder andere Leute: „Seht euch doch nur die zwei Barbaren an, das Tier ist alt und schwach, aber die zwei kräftigen Kerle reiten! Wie grausam und herzlos ist das doch!“

Darauf stiegen beide ab und ließen das Tier allein laufen. Es kamen wieder Leute entgegen und spotteten: „Seht euch die zwei Narren an. Sie sind nicht bei Verstand. Haben ein kräftiges Reittier, aber sie gehen zu Fuß und könnten doch so bequem reiten!“

So kritisierte man den alten Mann, er mochte tun, was er wollte, irgendjemandem war es nicht recht. So geht es dir, wenn du heiratest. Dann sagten die Leute: Du bist leidenschaftlich. Bleibst du ledig, werden sie munkeln, du seiest ein Eunuche oder impotent. Treibst du Japa und Sandhya, sagen die Leute, du seiest ein großer Religionsverächter. Treibst du nicht Sandhya, werden sie dich auch kritisieren, du seiest Atheist. Du kannst es nun einmal der Welt nicht recht machen. Bhima riet Yudhishtira: „Oh Dharmaputra, du kannst es der Welt nicht recht machen.“ Erhebe dich also über alle Kritik und alles Lob. Rege dich nicht auf. Fürchte dich nicht vor der öffentlichen Meinung. Sei gleichmütig (Samata)!

Die Furcht vor der öffentlichen Meinung ist eine bedenkliche Schwäche. Mancher fürchtet sich nicht vor dem Messer des Chirurgen und lässt sich ohne Angst einen fest sitzenden Zahn ohne Betäubung ziehen oder sich ohne Chloroform operieren. Andere fürchten sich im dichtesten Urwald nicht vor wilden Tieren, sie wandern furchtlos durch die Wälder. Andere fürchten kein Maschinengewehr auf dem Schlachtfeld, sie setzen sich unerschrocken den Kugeln aus. Aber diese furchtlosen Menschen zittern vor der leisesten Kritik anderer Leute. Ja, sie sterben aus Angst vor solcher Kritik. Wer ein vergeistigtes Leben führt und über die fragwürdigen, von Menschen erfundenen Regeln der menschlichen Gesellschaft hinausgewachsen ist, muss auch über die öffentliche Meinung und Kritik erhaben sein. Er muss die klare, reine, innere Stimmer seiner Seele hören und, koste es was es wolle, dieser Stimme folgen, mag die Öffentlichkeit dazu sagen, was sie will.

Viele große Geistmenschen haben ihr Leben hingegeben, um ihren Überzeugungen auf dem Pfad der Wahrheit treu zu bleiben. Auch du kannst geistig wachsen, wenn du über die öffentliche Meinung erhaben bist. Sieh nur, wie Gandhi trotz aller Kritik der Öffentlichkeit unentwegt seinen Grundsätzen treu blieb. Auch wenn die ganze Welt gegen dich ist, musst du deinen Grundsätzen treu bleiben, wenn es sein muss auch als Einzelner dafür kämpfen.

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Viveka Chudamani - Umgang mit Kritik aus Vedanta Sicht

Das unsterbliche Selbst ist von Kritik unberührt

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 283 von Sukadev Bretz -

„Durch die großartige Aussage im Veda „das bist du“ (tat tvam asi) entsteht das Wissen um die Einheit der Seele mit der Absoluten Wirklichkeit (brahmatmaikatvabodha). Bleibe mit diesem Wissen fest in der Wahrheit, dass die Seele in der Absoluten Wirklichkeit ruht und beseitige die Projektionen auf das Selbst!“

Drei Möglichkeiten auf Kritik zu reagieren

Ist es dir schon so gegangen, dass du dich nach einer Kritik sehr geärgert hast? Im Grunde genommen gibt es drei Möglichkeiten auf Kritik zu reagieren - neben vielen weiteren.

  • Die eine Möglichkeit ist, dich zu ärgern, zu schimpfen, innerlich zu fauchen: Ungerechtigkeit der Welt; Blöder Typ; und so weiter.“
  • Die zweite Möglichkeit wäre, dass du ins Tamas gerätst, ins Grübeln, in Depressivität und sagst: „Es hat alles sowieso keinen Sinn. Was soll das Ganze? Keiner mag mich. Ich bekomme es sowieso nie hin, egal, wie sehr ich mich bemühe.“
  • Die dritte Möglichkeit wäre, ängstlich zu reagieren und zu sagen: „Ja, wenn der mich jetzt so kritisiert, was wird passieren? Werde ich meinen Job verlieren? Wird was Schlimmes passieren und wenn das Schlimme passiert, dann wird weiteres Schlimmes kommen und so weiter.“

Reaktionen gemäß Dosha

Natürlich kann jeder von uns auf eine dieser drei Weisen reagieren und es hängt auch von der konkreten Situation ab, wie jemand reagiert. Aber es gibt neben diesen drei Reaktionsweisen auch noch eine vierte. Diese empfiehlt Shankara.

Umgang mit Kritik nach Shankara

„Durch die großartige Aussage im Veda „das bist du“ (Tat Tvam Asi) entsteht das Wissen um die Einheit der Seele mit der Absoluten Wirklichkeit (brahmatmaikatvabodha). Bleibe mit diesem Wissen fest in der Wahrheit, dass die Seele in der Absoluten Wirklichkeit ruht und beseitige die Projektionen auf das Selbst!“

Wenn dich jemand kritisiert, dann sei dir bewusst, dass du tat tvam asi bist, du bist das unsterbliche Selbst. Du bist nicht der Körper und nicht die Psyche. Du bist nicht die Gekränktheit und auch nicht die innere Unruhe. Du bist nicht die Ängste, nicht die Depressivität. Du bist das unsterbliche Selbst. Du bist das unsterbliche Selbst hinter diesem Körper und dieser Psyche und du bist auch das unsterbliche Selbst hinter dem Körper und der Psyche desjenigen, der dich kritisiert hat. Tat tvam asi oder wie Shankara es in diesem Vers ausgedrückt hat brahmatmaikatvabodha, erkenne - Bodha - die Einheit - Eka - oder die Absolute Einheit von Brahman und Atman. Wenn dich jemand kritisiert, dann kritisiert er nicht dich. Er kritisiert das Verhalten, das mit diesem Körper-Geist-Komplex geschehen ist. Was soll es? Du bist das unsterbliche Selbst.

Wenn du nachher in deinem Selbst zurückgekehrt bist, dann kannst du wieder überlegen, ob an dieser Kritik etwas dran ist, du etwas ändern kannst, du etwas ändern willst, ihm dankbar sein.

  • Ist an der Kritik etwas dran, was du nicht ändern kannst, dann ist das auch in Ordnung. Ich muss nicht allen Anforderungen gerecht werden.
  • Ist an der Kritik nichts dran, aber ich könnte es ändern, um ihm etwas mehr zu entsprechen, dann will ich das machen.
  • Ist an der Kritik nichts dran und es wäre unsinnig der Kritik zu folgen, weil andere es dann nicht mögen würden, dann ist das in Ordnung.

Du musst dich nicht rechtfertigen. Du musst nicht interpretieren. Wenn Kritik kommt, dann sage einfach: „Ja, danke. Danke für die Anregung. Danke für diese Tipps.“ Das heißt nicht, dass du sie gleich umsetzen musst. Danke für die Tipps. Das ist alles, was es braucht. Du selbst bist nicht abhängig von Lob oder Tadel von anderen.

Viveka Chudamani - Lass dich nicht von Kritik über deinen Körper beeindrucken

Dick oder dünn - du bist nicht der Körper

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 549 von Sukadev Bretz -

Ohne Identifikation mit dem Körper kein Leiden

Leidest du vielleicht manchmal darunter, dass Menschen abfällige Bemerkungen über dein Aussehen machen? Über deine Frisur? Über deine Statur? Dass du vielleicht zu dick oder zu dünn bist? Dass dir Haare fehlen? Hast du Angst davor?

Shankara empfiehlt dir im Vers 549 des Viveka Chudamanis, dass du dich nicht mit deinem Körper identifizieren solltest und dir keine zu großen Sorgen um deinen Körper machen sollst.

In der heutigen Zeit ist ja die Sorge um das Aussehen und den Körper ganz stark verbreitet. Gerade weil Menschen nicht mehr im sozialen Kontext aufgehoben sind, sie sich nicht mehr so sehr mit ihrer Herkunft oder Familie identifizieren. Gerade weil sie nicht aus ihrer sozialen Position ein Selbstwertgefühl schöpfen, richten Menschen viel mehr Aufmerksamkeit auf ihren Körper und ihr Aussehen als Menschen früher. Aber das ist unsinnig und Shankara sagt dir warum:

tad-vad dehādi-bandhebhyo vimuktaṃ brahma-vittamam |
paśyanti dehi-van mūḍhāḥ śarīrābhāsa-darśanāt || 549 ||

„Genau so wird der Kenner Brahmans, der frei von den Bindungen des Körpers ist, von den Unwissenden als einer mit physischem Körper gesehen. Was sie sehen, ist aber lediglich eine täuschende Erscheinung.“

Der Körper ist nur eine täuschende Erscheinung

Der Körper ist nur eine täuschende Erscheinung. Du bist nicht dieser Körper. Du bist das unsterbliche Selbst. Mache dir nicht zu viele Sorgen um den Körper. Die einen mögen den Körper, die anderen mögen ihn nicht. Du kannst dich um den Körper kümmern und je nach Beruf mag es auch gut sein, sich um den Körper zu kümmern. Vielleicht brauchst du in dem einen oder anderen Beruf einen etwas gestylteren Haarstil. Vielleicht brauchst du sogar, wenn du regelmäßig vor der Kamera stehst, etwas Make-up auf dem Gesicht. Vielleicht brauchst du eine Brille, damit du etwas siehst. Vielleicht muss die Brille ein bisschen nach etwas aussehen. Vielleicht brauchst du eine Yogakleidung, die nach etwas aussieht. Vielleicht eine Yogalehrende Kleidung. Mache das, was nötig ist. Aber es ist alles nur äußere Erscheinung.

Beispiel Computerspiel

So ähnlich angenommen du würdest in einem der virtuellen Computerspiele mitspielen wollen, wie zum Beispiel Second Life oder Egoshooter oder anderen, ich weiß nicht welche es gibt, war da noch nie drinnen. Du kannst dir einen Avatar schaffen und dann dafür sorgen, dass er gut aussieht. Du kannst dir etwas kaufen, dass er noch besser aussieht und dann kannst du in diesem Spiel mitspielen. Aber du weißt, dass du nicht dieser Avatar in diesem Computerspiel bist. Auch wenn ich um diesen Avatar zu spielen, mit diesem Avatar umgehen muss und auch wenn ich mich bemühe, dass dieser Avatar gut aussieht, bin ich nicht dieser Avatar. Du kannst sagen, dass dieser Körper in diesem Sinne auch nur ein Computer-Avatar ist. In diesem Spiel bist du. Und um in diesem Weltenspiel mitzuspielen, brauchst du einen Körper. Du kümmerst dich um den Körper, aber du bist nicht der Körper.

Du bist das unsterbliche Selbst

Du bist das unsterbliche Selbst, der Atman. Du kannst auch aus dem Spiel heraustreten und dich selbst erfahren. Denke darüber nach, dass diese Welt so ist wie ein Computerspiel und dein Körper wie ein Avatar in einem Computerspiel. Du bist das unsterbliche Selbst, der Atman.

Siehe auch

Literatur

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie

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