Ahimsa
Ahimsa (Sanskrit: अहिंसा, a-hiṃsā, f., wörtlich: „Nicht-Verletzen“) ist das Konzept der Gewaltlosigkeit, das heißt der Nichtschädigung anderer in Gedanken, Worten und Taten. Im klassischen Raja Yoga nach Patanjali steht Ahimsa an erster Stelle der fünf Yamas. Ahimsa schließt auch das seelische Nicht-Verletzen ein und steht in diesem Sinne sogar über der Wahrhaftigkeit (Satya): Die Wahrheit soll möglichst niemals verletzen und darf daher mitunter besser verschwiegen werden.
Ahimsa – das Prinzip der Gewaltlosigkeit – ist eine der zentralen Grundlagen der yogischen Lebensweise. Es bedeutet, weder in Gedanken, Worten noch Taten Schaden zuzufügen, und umfasst Mitgefühl, Rücksicht und inneren Frieden. Wer Ahimsa im Alltag lebt, fördert Harmonie mit sich selbst, anderen Menschen, Tieren und der Natur – ein Weg zu einem bewussteren, liebevolleren Miteinander.
Ahimsa – Gewaltlosigkeit in der Praxis

- Mit Yoga zu mehr Achtsamkeit im Denken, Sprechen und Handeln -
Einleitung: Gewaltlosigkeit beginnt im Inneren
Wenn wir das Wort Gewaltlosigkeit hören, denken viele zunächst an gesellschaftlichen Frieden oder an die Vermeidung äußerer Konflikte. Im Yoga jedoch beginnt Gewaltlosigkeit viel tiefer – im eigenen Inneren.
Ahimsa, das erste der fünf Yamas (ethische Richtlinien im Yoga), fordert uns auf, unsere Gedanken, Worte und Handlungen zu hinterfragen:
- Bin ich freundlich zu mir selbst?
- Behandle ich meinen Körper mit Respekt?
- Spreche ich wertschätzend über andere?
- Handle ich achtsam gegenüber Menschen, Tieren und der Natur?
- „Frieden beginnt in uns selbst – und breitet sich von dort aus.“ – Yoga Vidya Journal Nr. 48
Praxisbezug: Ahimsa im Yoga üben
Ahimsa in der Asana-Praxis
In der Asana-Praxis zeigt sich Ahimsa, wenn du:
- deine körperlichen Grenzen akzeptierst, ohne dich zu zwingen
- nicht vergleichst, sondern deinen eigenen Weg findest
- mitfühlend mit Spannungen umgehst, statt gegen sie anzukämpfen
Beispiel:
- Statt dich in eine „perfekte“ Haltung zu pressen, übst du mit Achtsamkeit und Sanftheit.
- Du spürst: Nicht Leistung, sondern Liebe zum Körper ist das Ziel.
Ahimsa im Umgang mit dir selbst
- Sanftes inneres Sprechen: „Ich bin genug, so wie ich bin.“
- Pausen gönnen, wenn du Erschöpfung spürst
- Nein sagen, wenn es nötig ist – zu dir selbst stehen
Philosophischer Hintergrund: Was ist das Ahimsa-Prinzip?
Ahimsa kommt aus dem Sanskrit und bedeutet „nicht verletzen“ oder „keinem Wesen Schaden zufügen“. Es ist das fundamentale ethische Prinzip im Yoga, auf dem alle weiteren Verhaltensregeln aufbauen.
Ahimsa bezieht sich auf:
- Physische Gewaltlosigkeit (kein Schaden an Menschen, Tieren, Natur)
- Verbale Gewaltlosigkeit (freundliches, achtsames Sprechen)
- Mentale Gewaltlosigkeit (verzeihendes, mitfühlendes Denken)
Laut Patanjali entsteht durch Ahimsa Frieden im eigenen Geist – und dieser Frieden strahlt in die Welt.
Ahimsa im Alltag leben – kleine Schritte, große Wirkung
Konkrete Inspirationen:
- Sprache prüfen: Wie sprichst du über dich, andere, das Leben?
- Essen bewusst wählen: Regional, pflanzlich, achtsam genießen.
- Konsum überdenken: Kaufst du Dinge, die unnötige Ausbeutung fördern?
- Reagieren statt Agieren: Kannst du in Konflikten ruhig bleiben?
Ahimsa im Alltag ist kein Perfektionismus, sondern ein achtsamer Weg – Tag für Tag ein bisschen mehr.
Reflexion: Bin ich heute achtsam mit mir selbst und anderen umgegangen?
- Wo habe ich mich heute selbst unter Druck gesetzt?
- Wo habe ich liebevoll Grenzen gesetzt – für mich und andere?
- Wo könnte ich morgen sanfter, achtsamer handeln?
- Ahimsa beginnt hier und jetzt – mit einer einzigen achtsamen Entscheidung.
Fazit: Ahimsa – Gewaltlosigkeit als gelebte Herzenshaltung
Ahimsa ist nicht nur eine Ethik im Außen, sondern ein innerer Lebensweg, der dich lehrt:
- Sanft mit dir selbst zu sein
- Friedlich mit der Welt umzugehen
- Mitfühlend mit allem Lebendigen zu leben
- Wenn du Ahimsa kultivierst, wird dein Leben leichter, echter und freier – weil du aus dem Herzen heraus handelst.
- „Frieden ist kein Ziel – er ist ein Weg, den du mit jedem Schritt wählen kannst.“
Raja Yoga Sutras von Patanjali
अहिंसासत्यास्तेयब्रह्मचर्यापरिग्रहा यमाः ||2.30||
ahiṃsā-satyāsteya-brahmacaryāparigrahā yamāḥ ||2.30||
Die Regeln der äußeren Disziplin (Yama) bestehen aus Nichtverletzen (ahiṃsā), Wahrhaftigkeit (satya), Nichtstehlen (asteya), Enthaltsamkeit (brahmacarya) und Unbestechlichkeit (aparigraha).
Auch die Hatha Yoga Pradipika (1.1.17) fordert ahiṃsā ausdrücklich ein.
Doch wie weit ist persönliche oder kollektive Selbstverteidigung mit diesem Prinzip vereinbar? Religionen – und darin wiederum verschiedene Traditionen – vertreten dazu seit Jahrtausenden unterschiedliche Auffassungen.
Ahimsa im Yoga Sutra von Patanjali
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -
Kommentar zum 2. Kapitel, 35.Vers
Patanjali schreibt: Wenn Nichtverletzen (ahiṃsā) fest im Menschen verankert ist, legt sich in seiner Gegenwart jede Feindschaft. Anders gesagt: Wer in Ahimsa beständig lebt, begegnet keiner Feindseligkeit.
Ein bemerkenswerter Vers – er leitet jene Sutras ein, in denen von der Wirkung der verschiedenen Yamas und Niyamas die Rede ist. Patanjali erklärt nicht im Detail, was Ahimsa im Alltag bedeutet. Er betont jedoch, dass die Yamas universell gelten – für alle Wesen. Wie sie konkret umgesetzt werden, bleibt dem Einzelnen überlassen und kann je nach Situation unterschiedlich sein.
Wie Ahimsa umsetzen?
Die praktische Umsetzung von Ahimsa ist stark vom jeweiligen Lebenskontext abhängig:
- Ein Polizist hat bestimmte Aufgaben zu erfüllen – etwa einen Straftäter festzunehmen. Auch wenn dies vom Täter nicht gern gesehen wird, ist es Teil seines Berufs.
- Eine Lehrerin oder ein Lehrer muss gelegentlich Kinder zurechtweisen – aus Fürsorge und pädagogischer Verantwortung.
- Eine Yogalehrerin oder ein Yogalehrer hingegen kann oft milder und einfühlsamer agieren als eine Lehrkraft an einer Brennpunktschule, da die äußeren Umstände andere sind.
In diesem Sinne ist die gelebte Form von Ahimsa für jede Person unterschiedlich. Auch können die Yamas miteinander in Konflikt geraten: Etwa wenn Ahimsa und Satya (Wahrhaftigkeit) einander widersprechen – etwa im Fall einer schmerzhaften Wahrheit.
Patanjali selbst geht nicht ins Detail, wie Ahimsa im Einzelnen zu praktizieren ist. Dafür existieren andere Schriften – und die konkreten Anforderungen an ethisches Handeln verändern sich mit der Zeit. Gerade weil Patanjali auf eindeutige Handlungsanweisungen verzichtet, bleibt das Yoga Sutra bis heute aktuell.
Tatsächlich gibt es kaum einen einzigen Vers im Yoga Sutra, von dem man im Licht heutiger Erkenntnisse oder ethischer Maßstäbe sagen müsste, er sei überholt oder unzeitgemäß. Das macht das Werk in besonderem Maße zeitlos und universell.
So sagt Patanjali: Wer fest in Ahimsa gegründet ist, begegnet keiner Feindschaft. Was bedeutet das?
Friedfertige Menschen verbreiten Frieden
Zum einen: Ein friedfertiger Mensch bewirkt oft, dass auch andere Menschen in seiner Umgebung friedlicher werden. Es gibt Menschen, deren bloße Anwesenheit eine Gruppe harmonischer macht – doch sobald sie fehlen, kommt es wieder zu Spannungen oder Streit. Solche Menschen strahlen Frieden aus und fördern ihn in ihrer Umgebung.
Aber absolut gilt das nicht. Auch Menschen, die fest in Ahimsa verwurzelt waren, wurden Opfer von Gewalt: Jesus Christus wurde gekreuzigt, auf Buddha gab es mehrere Mordanschläge, auf Swami Sivananda einen Attentatsversuch. Mahatma Gandhi und Martin Luther King wurden erschossen. Daher kann man nicht sagen, dass jemand, der Ahimsa vollständig verwirklicht hat, niemals auf Feindschaft trifft.
Doch auf einer anderen Ebene stimmt Patanjalis Aussage dennoch.
Ein Mensch, der voller Wohlwollen und Einfühlungsvermögen ist und selbst keine Feindschaft in sich trägt, empfindet auch keine Feindschaft von außen. Er begegnet allem mit innerem Frieden.
Als Swami Sivananda ein Mordanschlag galt, sagte er nicht: „Ich vergebe meinem Feind“, sondern:
„Gott ist zu mir gekommen – in der Gestalt dieses Menschen.“ - Nicht der Mensch sei bösartig gewesen, sondern Gott habe sich durch ihn offenbart.
In Ahimsa begründet kennst du keine Feinde
Jesus sagte in der Bergpredigt: „Liebet eure Feinde.“ – doch das ist nur eine Vorstufe. Jesus selbst kannte keine Feinde. Am Kreuz sprach er die Worte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Er hatte nicht das Gefühl, dass jemand ihm feindlich gesinnt war. Vielmehr empfand er, dass er seine Aufgabe erfüllte. Er wusste, dass es zu seinem Weg gehörte, am Kreuz zu sterben.
Diejenigen, die ihn ans Kreuz brachten, ihn quälten und folterten, waren für ihn nicht böse. Er fühlte sich keiner Feindseligkeit ausgesetzt. In diesem Sinne: Wenn du tief in Ahimsa verankert bist – und damit in Liebe und Mitgefühl – dann wirst du die Menschen so tief verstehen, dass du nicht einmal mehr das Gefühl hast, dass Feindschaft existiert. Selbst wenn dir jemand das Schlimmste antut.
Und genau das ist ein Zeichen dafür, dass du in Ahimsa gegründet bist: Dass du niemanden als böse empfindest, niemandem Groll entgegenbringst. Vielleicht sind Menschen verwirrt, verletzt, unwissend – wie Jesus sagte: „Sie wissen nicht, was sie tun.“ Vielleicht schaffen sie sich dadurch negatives Karma. Aber du brauchst ihnen nicht böse zu sein.
Bist du wirklich in Ahimsa verankert, dann siehst du keine Feindschaft mehr. Denke einmal darüber nach.
Versuche, alle Wesen zu lieben
Vielleicht kannst du auch darüber nachdenken, Menschen zu lieben, die du sonst als deine Feinde betrachten würdest. Versuche, sie von Herzen zu lieben. Versuche, ihnen mit Mitgefühl zu begegnen. Sei dir bewusst: Wenn sie wirklich Schlechtes tun, schaffen sie sich damit schlechtes Karma. Sie sind lediglich Instrumente dafür, dass du dein eigenes Karma erfährst. Doch sie selbst häufen negatives Karma an. Deshalb solltest du Mitgefühl mit ihnen haben – und keine negativen Gefühle.
Das war's für heute. Wenn du das nachlesen möchtest, findest du mehr dazu im Buch „Die Yoga Weisheit des Patanjali von Menschen von Heute.“
Hinweise
Mehr zum Yoga Sutra findest du auch auf unseren Internetseiten. Wir bieten zudem spezielle Raja Yoga Seminare an. In einem Wochenendseminar kannst du die Tiefe dieser Lehren noch viel intensiver erfahren.
Wenn du einen bestimmten Kommentar zu einem Vers hören oder lesen möchtest, gib einfach „Patanjali Yoga Sutra 2.35“ ein. Du findest dann den Vers auf Sanskrit, die deutsche Übersetzung Wort für Wort sowie verschiedene Kommentare dazu.
Video - Ahimsa im Yoga Sutra von Patanjali
Swami Sivananda über Ahimsa
Ahimsa bedeutet, in Gedanken, Worten und Taten keinem Wesen Schaden zuzufügen. Dies ist das wichtigste Prinzip in der Yogaschulung des großen Weisen Patanjali. Daher steht es dort an erster Stelle. Wenn man Gewaltlosigkeit praktiziert, folgen alle anderen Tugenden ganz von selbst. Voraussetzung dafür ist die Überwindung der Selbstsucht.
Man muss das Ego überwinden und unbeweglich wie ein Fels werden. Man muss seine Erregungen und Impulse beherrschen. Der Mensch kann gefährlicher sein als eine Kobra oder ein Skorpion: In seiner Zunge liegt ein Schwert, mit dem er die Gefühle anderer verletzen kann. Oft verspürt er sogar Freude daran, anderen Schaden zuzufügen.
Wer Ahimsa praktiziert, besitzt einen starken Willen. In seiner Nähe vergeht jede Feindschaft. Selbst feindliche Tiere vertragen sich in seiner Gegenwart und leben friedlich miteinander.
Keinem Wesen Schaden zuzufügen (Ahimsa Paramo Dharmah) ist die höchste aller Tugenden. Ein Sannyasin sollte sich nicht verteidigen, wenn er angegriffen wird, und keine Waffen zu seiner Abwehr bei sich tragen. Er sagt: »Ich bin nicht der Körper, sondern der unsterbliche Atman.«
Ein Hausvater darf sich in Gefahr verteidigen. Wenn er jedoch Ahimsa in Gedanken, Worten und Taten praktiziert, sollte er sich wie ein Sannyasin verhalten.
In Ahimsa liegt eine verborgene Kraft, die all jene beschützt, die sich diesem Gelübde anvertrauen. Die unsichtbare Hand Gottes wacht über sie. Es gibt keinen Grund zur Furcht – was können Pistolen und Schwerter einem wirklich antun?
Zuerst gilt es, den eigenen Körper zu beherrschen. Bleibe ruhig, wenn dich jemand schlägt. Unterdrücke deine aufsteigenden Gefühle. Folge den Worten Jesu Christi aus der Bergpredigt:
- »Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin. Und wenn jemand mit dir streiten will, um dein Hemd zu nehmen, dann gib ihm auch den Mantel.« (Matthäus 5, 39–40)
Anfangs ist dies sehr schwer.
Die alten Samskaras der Rache – »Auge um Auge, Zahn um Zahn« oder »Mit gleicher Münze heimzahlen« – drängen dich, Unrecht mit Unrecht zu vergelten. Doch du musst dich beruhigen, innehalten, nachdenken und meditieren. Dann setze deine Unterscheidungskraft ein.
Wenn deine Gedanken zur Ruhe kommen, wird sich auch dein wütender Gegner beruhigen – gerade weil du keinen Widerstand leistest. Er wird erstaunt und erschüttert sein, denn du stehst vor ihm wie ein Weiser. Allmählich wirst du eine ungeheure innere Kraft empfangen.
Halte dir dieses Ideal stets vor Augen – und versuche, auch wenn du strauchelst, Stufe um Stufe zu erklimmen. Erschaffe dir ein klares inneres Bild von Ahimsa und seinen unschätzbaren Vorteilen. Erinnere dich an die Taten großer Weiser vergangener Zeiten:
Jayadeva, der Autor des Gitagovinda, beschenkte sogar seine Feinde, die ihm die Hände abgeschnitten hatten, mit reicher Gabe – und erbat in aufrichtigem Gebet ihre endgültige Befreiung.
Er betete: »O Herr, du hast selbst Ravana und Kamsa, deinen Feinden, die Befreiung geschenkt – warum solltest du sie nicht auch meinen Feinden gewähren?«
So groß ist das Herz der Heiligen und Weisen.
Pavhari Baba etwa lief einem Dieb hinterher und brachte ihm einen Sack mit Geschirr. Er sagte: »O Dieb Narayana, ich wusste gar nicht, dass du meine Hütte besucht hast.«
»Bitte nimm diese Dinge mit«, sagte Pavhari Baba. Der Dieb war zutiefst erstaunt. Von diesem Moment an gab er seine schlechte Gewohnheit auf und wurde Schüler von Pavhari Baba.
Wenn du dich an die edlen Handlungen solcher Heiligen erinnerst, wirst du den Wunsch verspüren, ihren Grundsätzen und Idealen zu folgen. Nachdem du deinen Körper unter Kontrolle gebracht hast, zügle auch deine Sprache. Fasse den festen Entschluss, von nun an keinem Menschen mehr ein unfreundliches Wort zu sagen.
Du wirst unzählige Male scheitern – doch wenn dein hundertster Versuch erfolgreich ist, hast du das Ziel bereits erreicht. Beherrsche die Impulse des Sprechens. Übe dich im Schweigen. Praktiziere Vergebung (Kshama).
Sprich zu dir selbst: »Er ist wie ein Kind, eine kindliche Seele. Er handelt aus Unwissenheit – darum hat er so gehandelt. Ich will ihm vergeben. Was gewinne ich, wenn ich ihn beschimpfe? Irren ist menschlich, vergeben aber ist göttlich.«
Gib nach und nach den Wahn des Ichbewusstseins (Abhimana) auf – denn es ist die tiefste Ursache allen Leidens. Denke niemals daran, einem anderen weh zu tun. Töte nicht Tiere, sondern deine Selbstsucht, dein Gefühl von „Ich“ und „Mein“.
Wer den armen, stummen Tieren das Leben nimmt, wird grausame Qualen in den Höllen erleiden.
Wer Tiere tötet, wird in den Feuersee geworfen und dort geröstet. Aktion und Reaktion sind in gleicher Stärke einander entgegengesetzt.
Manche Menschen glauben, Gott habe Vögel und Tiere zu ihrer Nahrung erschaffen. Doch was würden sie antworten, wenn die Tiger aufstünden und behaupteten, Gott habe den Menschen zu ihrer Beute gemacht? Welche Antwort könnten wir – törichte, unwissende Menschen – ihnen geben?
Die vegetarische Ernährung ist nicht nur gesünder für den Körper, sondern auch förderlich für die Entwicklung des Intellekts. Selbst heute gibt es Menschen, die nicht einmal einer Fliege oder Ameise Leid zufügen. Sie besitzen ein sanftes Herz – und sie werden das geistige Ziel erreichen.
Ahimsa – Die universelle Botschaft der Religionen
In allen Religionen der Welt spielt Ahimsa, die Gewaltlosigkeit, eine zentrale Rolle. Über Zeit, Kultur und Glaubensgrenzen hinweg finden sich Lehren, die den Respekt vor allem Leben betonen:
Tirthankara Mahavira (Jainismus):
- „Verletze kein Leben. Sei gewissenhaft darin, das Leben anderer ebenso zu ehren wie dein eigenes. Denn Gewaltlosigkeit gegenüber allem Lebendigen ist das höchste Gesetz.“
Gautama Buddha:
- „Lasst uns ein unendliches Herz und einen offenen Geist gegenüber allen Lebewesen entwickeln – ob groß oder klein. Lasst uns Liebe für die ganze Welt entfalten.“
- „Du sollst nicht töten.“
- „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“
- „Derjenige, der ein Leben rettet, soll so behandelt werden, als habe er die ganze Menschheit gerettet. Kein Tier gibt es auf der Erde, keinen Vogel, der auf seinen zwei Schwingen fliegt, die nicht Gemeinschaften wären wie ihr.“
(Koran, Sure 6, Vers 38)
- „Ein Mensch soll das Gute dem Leid, gute Handlungen der Sünde, die Tugend dem Laster, das Licht der Dunkelheit vorziehen.“
- „Das eigene Selbst lebt in allen. Alles ist Ausdruck des einen Gottes. Wenn du einen anderen verletzt, verletzt du dich selbst. Wenn du einem anderen dienst, dienst du dir selbst. Liebe alle Menschen. Diene allen. Hasse niemanden. Beleidige niemanden. Verletzt niemanden – weder in Gedanken, noch mit Worten oder Taten.“
Swami Sivananda über Ahimsa
Auszug aus "Die Botschaft" von Swami Sivananda:
Es gibt keine Buße, die der Übung von Ahimsa gleichkommt. Es gibt keinen Schwur, der mit der Wahrhaftigkeit vergleichbar ist. Es gibt keine Zucht, die höher ist als die Zucht über Sinne und Gedanken.
Die Praxis der Ahimsa entwickelt Liebe. Ahimsa ist ein anderer Name für Wahrheit und Liebe – deshalb entwickle und pflege sie unaufhörlich.
Gewaltlosigkeit ist ein großes und inspirierendes Ideal. Gedanklicher Verzicht ist die erste und wesentlichste Voraussetzung für ihre Verwirklichung. Nur wer den Wunsch nach Reichtum, Ruhm und Anerkennung aufgegeben hat, kann wahre Gewaltlosigkeit üben. Sie ist keine Tugend für Schwächlinge, sondern eine Waffe der Starken – eine Tugend der Mutigen.
Wenn dich jemand mit einem Stock schlägt, solltest du nicht einmal den Gedanken an Vergeltung oder Groll gegen deinen Peiniger aufkommen lassen. Daran zeigt sich, wie schwer die Übung von Ahimsa ist. Vergib dem, der dich verletzt hat. Gib Liebe für Hass. Vergelte Böses mit Gutem – so wirst du dem Göttlichen näherkommen.
Wer Gewaltlosigkeit lebt, muss notwendigerweise auch Demut besitzen. Gewaltlosigkeit ist eine Tugend der innerlich Starken. Ihre Verweigerung hingegen ist das Kennzeichen moralischer Schwäche – ein Zeichen von Feigheit.
Kreative Lesung aus dem Buch „Inspiration und Weisheit“ von Swami Sivananda
Das große Gelübde: Ahimsa
Ahimsa – nicht verletzen in Gedanken, Worten und Taten – ist das große, universelle Gelübde. Patanjali spricht in den Yoga-Sutras von den fünf Yamas, den fünf ethischen Geboten: Ahimsa, Satya, Asteya, Brahmacharya, Aparigraha.
Diese fünf zusammen bilden das Mahavrata, das große Gelübde – das höchste Ideal des Yoga. Und unter diesen fünf ist Ahimsa das wichtigste. So heißt es:
- „Ahimsa Paramo Dharma“ – Gewaltlosigkeit ist die höchste Pflicht.
- Und letztlich: „Ahimsa Mahavrata“ – Ahimsa ist das große, universelle Gelübde.
Doch Ahimsa ist nicht nur ein Prinzip für Hindus. Es gilt ebenso für Christen, Muslime, Buddhisten – für alle Menschen guten Willens.
Wenn du die Wahrheit verwirklichen willst, dann nimm das Mahavrata auf dich:
- „Ich möchte niemanden verletzen – nicht in Gedanken, nicht in Worten, nicht durch Taten.“
Oder positiv gesagt:
- „Ich möchte eine positive Kraft im Leben aller Menschen sein. Ich möchte das Leben derer, die mir begegnen, berühren – auf gute, heilende Weise.“
Auch wenn du Schwierigkeiten erfährst – bleibe dabei. Genau deshalb legst du ein Gelübde ab: Nicht für das, was dir leichtfällt, sondern für das, was dir schwer ist.
Mach Ahimsa zu deinem Vorsatz – nicht bloß als Verzicht, sondern als lebendige Kraft. Als Wille, Gutes zu tun. Du wirst geprüft werden. Rückschläge werden kommen. Aber wenn du standhaft bleibst, werden deine Bemühungen Früchte tragen – voller Segen und Kraft.
Denn in Ahimsa, in dieser tiefen Gewaltlosigkeit, liegt eine unsichtbare Macht. Die göttliche Kraft schützt jene, die sich ihr anvertrauen. Darum:
- Sei furchtlos.
Eines Tages wirst du sogar Fliegen und Ameisen nicht mehr achtlos übersehen. Selbst auf der Straße wirst du achtsam gehen – weil du kein Leben verletzen willst.
Fasse also jetzt dieses große Gelübde, dieses Mahavrata:
- „Ich möchte allen Menschen Gutes tun. Ich möchte niemandem schaden. Ich will aus Liebe handeln – und Segen bringen, wo ich bin.“
Verharre einen Moment still. Fasse diesen Entschluss – tief in deinem Herzen.
Sukadev über Ahimsa
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Ahimsa
Ahimsa ist das erste der fünf Yamas – der ethischen Richtlinien im Umgang mit anderen. Es ist auch das erste der fünf Gebote beziehungsweise Empfehlungen für zwischenmenschliches Verhalten.
Ahimsa ist das Gegenteil von Himsa, was „Verletzen“ bedeutet. Positiv ausgedrückt entspricht Ahimsa dem Prinzip der Maitri oder Maitri Bhavana – also Wohlwollen, Freundschaft, Mitgefühl, Nächstenliebe und Liebe.
Ahimsa bedeutet wörtlich „Nicht-Verletzen“ und im engeren Sinne auch Nicht-Töten. Es geht darum, weder in Gedanken, noch in Worten oder Taten zu verletzen oder zu töten.
Ahimsa bedeutet, auf das „Faustrecht“ zu verzichten – also darauf, jemanden zu töten oder zu verletzen, nur weil er dir nicht gefällt. Ich nehme an, genau das ist momentan nicht dein Thema – aber es bildet die Grundlage dieses ethischen Prinzips.
Ahimsa bedeutet auch, den eigenen Körper nicht zu zerstören – also keinen Suizid[[]] zu begehen. Es schließt mit ein, Tiere nicht zu töten, weshalb Ahimsa häufig mit einer vegetarischen oder veganen Lebensweise verbunden ist.
Doch Ahimsa geht noch weiter: Es bedeutet auch, die Gefühle anderer nicht zu verletzen.
Ein vollkommenes Ahimsa ist im Alltag kaum umzusetzen. Menschen haben unterschiedliche Meinungen, Bedürfnisse und Interessen. Es kommt zwangsläufig zu Konflikten und Missverständnissen. Dennoch bleibt Ahimsa ein Ideal, das uns Orientierung gibt – im Denken, Reden und Handeln.
Trotz aller Herausforderungen kannst du im Herzen Ahimsa wollen. Du kannst danach streben, aus Liebe zu handeln und andere – soweit möglich – nicht körperlich zu verletzen.
Ahimsa gilt auch für deine Worte: Bemühe dich, freundlich zu sprechen, und begegne anderen mit einer wohlwollenden Sprache, so gut es dir gelingt.
Letztlich umfasst Ahimsa auch deine Gedanken – und damit deine Gefühle. Versuche, in dir ein Gefühl des Wohlwollens gegenüber anderen zu entwickeln.
Entwickle in dir ein Gefühl von Mitgefühl und Nächstenliebe gegenüber allen Wesen.
Ahimsa bedeutet in diesem tieferen Sinne ein Bewusstsein der Einheit: Du bist eins mit allen Lebewesen. Du willst niemandem schaden, weil du erkennst – wir sind alle miteinander verbunden.
Aus dieser Erkenntnis heraus entsteht Liebe: Du bist in Maitri Bhavana, dem liebevollen Wohlwollen, du bist in Prema, der göttlichen Liebe.
Doch ganz grundlegend heißt Ahimsa: Nicht-Verletzen.
Ahimsa hat auch eine gesellschaftliche und politische Dimension: Auf dieser Ebene bedeutet es, keine Kriege zu führen, keine Bürgerkriege zu beginnen – Frieden zu suchen, anstatt Gewalt.
Ahimsa bedeutet auch: Setze dich für das Gute ein – aber gewaltlos.
Mahatma Gandhi hat gezeigt, dass das Prinzip der Gewaltlosigkeit selbst tyrannische Regime zum Einsturz bringen kann.
Er machte Ahimsa zu einem politisches Konzept – und bewies, dass tiefgreifende Veränderungen ohne Bürgerkrieg möglich sind. Seitdem wissen wir: Es gibt einen anderen Weg, die Welt zu verändern – durch Friedfertigkeit, Standhaftigkeit und Liebe.
Mit Ahimsa lässt sich vieles bewirken.
Martin Luther King hat gezeigt, dass gewaltfreier Widerstand möglich ist – und wirksam. Auch die deutsche Friedensbewegung hat Veränderungen angestoßen. 1989 waren es die Menschen in Ostdeutschland, die gewaltlos den Fall der Berliner Mauer herbeiführten – inspiriert auch von der Solidarność-Bewegung in Polen.
In vielen Ländern hat Ahimsa den Wandel getragen.
Und letztlich – für dich persönlich – bedeutet Ahimsa: Fühle aus deinem Innersten den Wunsch, anderen zu helfen. Wünsche Gutes, sprich Gutes, tue Gutes – aus ganzem Herzen.
Patanjali sagt über Ahimsa:
- „Wer fest verankert ist in Ahimsa, dem begegnet keine Feindschaft.“
Wenn du tief im Inneren das aufrichtige Gefühl hast, anderen helfen und dienen zu wollen, dann wirst du auch das Verhalten anderer Menschen nicht als feindlich empfinden.
Sogar Jesus sagte, als er am Kreuz litt:
- „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Er empfand Mitgefühl, selbst für jene, die ihm Leid zufügten.
In diesem Sinne beruht Ahimsa auch auf der festen Überzeugung, dass tief in jedem Menschen das Gute lebt.
Und weil du das weißt, selbst wenn Menschen Fehler machen oder dich verletzen, verspürst du keine Feindschaft – sondern bleibst innerlich in Ahimsa.
Ahimsa bedeutet also: Gewaltlosigkeit, Nicht-Töten, Nicht-Verletzen – in Gedanken, Worten und Taten.
Ahimsa als Spiritueller Name
Ahimsa (Sanskrit: अहिंसा ahiṃsā, feminin) ist ein spiritueller Name und bedeutet: "Nicht-Verletzen, das Prinzip der Gewaltlosigkeit – also die bewusste Entscheidung, anderen in Gedanken, Worten und Taten keinen Schaden zuzufügen."
In den Yoga Sutras des Patanjali steht Ahimsa an erster Stelle der fünf Yamas, der ethischen Grundlagen des Yoga.
Der Name Ahimsa kann an spirituelle Aspirantinnen vergeben werden, oft in Verbindung mit dem Soham-Mantra oder dem Tryambaka-Mantra.
Wenn du den Namen Ahimsa trägst, bedeutet das: Du möchtest dieses Prinzip besonders tief verkörpern – du willst Gewaltlosigkeit leben und lehren, und dein Leben zu einem lebendigen Beispiel für Mitgefühl und göttliche Liebe machen.
Ahimsa अहिंसा ahiṃsā Aussprache
Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Ahimsa, अहिंसा, ahiṃsā ausgesprochen wird:
Eine Kontemplation zu Ahimsa
Artikel von Buchautor und Seminarleiter Bhajan Noam
Wie ich selbst sind alle Wesen Trennung, Krankheit, Alter und dem Tod unterworfen.
Wie ich selbst wünschen alle Wesen ein Dasein in Unversehrtheit, Gesundheit, Wohlstand und Würde.
Wie mir selbst schenke ich allen Wesen meine Achtsamkeit, mein Mitgefühl, meine Liebe und meinen Dienst.
Ich halte Abstand von Töten, Verletzen, Diebstahl, Betrug, Lügen, harten Worten, Intoleranz, Begehren und jeglichem negativen Denken.
Ich fördere täglich in mir wohlwollende Gedanken, dienliches Handeln, Anhaftungslosigkeit, Wunschlosigkeit und bedingungsloses Vertrauen.
Ich ehre in jedem den Samen zur Meisterschaft. Ich verneige mich vor der Reinheit jeder Seele. Ich sitze zu den Füßen der Meister und Gerechten und folge ihren Lehren mit Bedacht.
Ahimsa-Prinzipien
Ahimsa, die Lehre der Gewaltlosigkeit und hohen Achtung sich selbst gegenüber und allen Wesen der Welten, den Menschen, Tieren, Pflanzen und Elementen, gilt als Basisorientierung für alle Praktizierenden, die ein höheres Bewusstsein anstreben. Diese Lehre hat vier Kernaussagen:
- Gewalt ist Töten, Verletzen, Diebstahl, Betrug, Lügen, rohe Worte, Intoleranz, Begehren und jegliches Denken, das negativen Äußerungen und Handlungen zugrunde liegt.
- Gewaltlosigkeit ist das Praktizieren von Mitgefühl und Liebe sich selbst und der Existenz gegenüber aus dem Wissen um die Vergänglichkeit allen Seins und der Erkenntnis der höchsten Ordnung.
- Der Weg zu Ahimsa ist anhaftungsloses Beobachten, selbstloses Dienen, Erkenntnis der Gleichwertigkeit aller Daseinsformen, schrittweise Befreiung von negativen Gedanken, verletzenden Worten und zerstörerischen Handlungen, Kultivierung liebevollen Denkens, wohlwollenden Sprechens und förderlichen Handelns, Entwicklung von Dankbarkeit, Geduld, Nachsicht und Humor, Praktizieren von Meditation und Gebet, Heiligung jedes Augenblicks, jeder Handlung, jedes Erlebens.
- Das Ziel von Ahimsa ist die Verkörperung von Friedfertigkeit, Respekt, Weisheit und natürlicher Würde durch uns alle als wahre Menschen und Erben dieser Erde.
Ahimsa im Alltag
Die freiwillige Abkehr von jeglicher grober und subtiler Form von Gewalt öffnet in dir einen weiten Raum für Gleichmut, Vertrauen und Frieden. Ahimsa setzt eine enorme Energie in dir frei, da sie dich in Einklang mit dem kreativen Potential des gesamten Universums bringt. Freundliche Gesinnung ist die alle Hindernisse überwindende Kraft, die selbst die Herzen von Steinen öffnet. Ahimsa bereitet deinen Geist auf die Erkenntnis des Höchsten vor.
Bevor du mit Ärger regierst, bedenke: Die Welt ist das, was du selbst ausgesät hast. Säe Hass und du erntest Hass. Säe Liebe und du erntest Liebe. Kommt Hass auf dich zu, bleibe still und lasse den Hass vorüberziehen. Gib Liebe, auch wenn weiterhin Hass auf dich zukommt. Es sind noch die Antworten auf deine vergangenen Taten, die jedoch bald verhallen, wenn du standhaft Ahimsa praktizierst. Verdamme dich nicht, wenn es dir nicht immer gelingt. Beginne mutig von vorne. Übe täglich weiter. (Aus meinem Buch „Du bist diese Liebe“)
Dazu eine Ahimsa-Geschichte

Wie ein Yogi regiert (Nacherzählung). In einem kleinen Königreich im alten Indien war es einst üblich, dass, wenn der Herrscher starb ohne einen Nachfolger zu hinterlassen, die Minister einen besonderen Palastelefanten auf die Straße ließen. Dieser Elefant fing sich nach eigenem Gefallen irgendjemanden auf der Straße ein, schwang ihn mit seinem Rüssel auf seinen Rücken, brachte ihn in den Palast und ohne weitere Fragen wurde dieser Mann dann zum König gekrönt. Einmal fing sich der Elefant einen armen aber weisen Yogi. Er wurde mit allem Prunk und großer Feierlichkeit zum Hofe gebracht.
Der Yogi, der aus einer anderen Gegend stammte und von dem Brauch nichts wusste, war verwundert und fragte die Minister: „Was ist los? Warum habt ihr mich hergebracht?“ „Mein Herr, du sollst zum König gekrönt werden. So ist es Brauch bei uns. Der Palastelefant hat dich ausgewählt.“ „Nein, nein, ich möchte nicht König eines Königreichs werden. Seht, ich bin ein einfacher Yogi, ein Bettler, und ich bin ganz zufrieden mit meinem Leben. Warum soll ich mir die Last und den Ärger des Regierens antun?“ „Bitte, enttäusche uns nicht“, baten die Minister. Und so überredeten sie ihn mit vielen Höflichkeiten, den Thron zu besteigen.
Als König interessierte sich der Yogi jedoch überhaupt nicht für das, was im Königreich geschah. Wie zuvor an der Straße, saß er jetzt nicht anders auf seinem Thron und meditierte oder starrte schweigend Löcher in die Luft. Trotzdem war alles gut und es herrschte Wohlstand. Der Herrscher des Nachbarreiches hörte von dem neuen König, dass er ein Bettler war und offensichtlich recht einfältig.
Er dachte bei sich, dies sei eine gute Gelegenheit das Königreich zu überfallen und einzunehmen. Die Minister, als sie von der Gefahr für das Land erfuhren, informierten sogleich den neuen Herrscher von dem Vorhaben des Nachbarherrschers. „Aber, warum möchte er unser Königreich überfallen? Was haben wir ihm denn getan?“ fragte der Yogi. „Wir wissen es nicht. Es gibt keinen sichtbaren Grund.
Seine Armeen marschieren in unser Gebiet ein. Bitte gib uns deinen Befehl, damit wir sie bekämpfen können.“ „Aber nein, bleibt ruhig. Warum sollten wir kämpfen?“ sagte der Heilige gelassen. Die Minister waren verwundert. Sie wussten nicht, was sie tun sollten. Als der feindliche Herrscher feststellte, dass die Armeen des Gegners nicht zum Gefecht antraten, ging er selbst zum Palast und zum König. Dieser schaute entspannt seinem forschen Auftreten zu. Der feindliche König sprach „Oh Rajah! Ich bin gekommen, dich zu bekämpfen.
Was sagst du dazu?“ „Was hast du denn davon? Warum willst du uns bekämpfen?“ „Ich möchte dein Königreich erobern.“ „Oh Herrscher, dazu brauchst du doch meine Armeen nicht zu bekämpfen. Du kannst diesen Thron haben. Ich bin nur ein Yogi. Ich war immer ein Yogi und armer Mann. Ich gehe wieder weg. Komm, besteige diesen Thron. Von jetzt an bist du auch von diesem Königreich der Herrscher.“
Der feindliche König war beschämt. Völlig verwirrt warf er sich vor dem Yogi nieder, bat ihn um Verzeihung und bot ihm stattdessen sein eigenes Königreich an. So wurde der Heilige Herrscher beider Königreiche! Die Minister, die voller Ehrfurcht erstarrt waren, wurden hierdurch erleuchtet. Sie verstanden nun die Macht der Entsagung. Dem ganzen Land war ein Blutbad erspart geblieben und der Heilige gewann ein Königreich hinzu, ohne darum gebeten zu haben!
Quelle
- © 2019 Text: Bhajan Noam
- Seiten des Lebens: www.bhajan-noam.com
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Literatur
- Sukadev Bretz, Die Yoga-Weisheit des Patanjali für Menschen von heute
- Swami Sivananda, Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Alexander Kobs: Die zehn Lebensempfehlungen des Yoga - Bewusst leben mit den Yamas und Niyamas, ISBN 978-3-86410-027-7
- Swami Sivananda, Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda, Inspirierende Geschichten
Weblinks
- Hatha Yoga Pradipika 1.17
- Hatha Yoga Pradipika 1.40
- Artikel über Ahimsa
- Ahimsa Highlights
- "Das Ahimsa Ideal" Kapitel aus Swami Sivanandas: Inspirierende Geschichten.
- Idee der vegetarischen Yoga Ernährung
- Verträgt sich Vegetarismus mit ahimsa?
- Yoga Leben: Die Yamas
- "Ahimsa ist die höchste Tugend" Tägliche Lesung von Swami Sivananda
- Sanftmut und Nachsicht – Bhagavad Gita XIII.7 II.
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- Chaitanya Pfaff
- 31.10.2025 - 02.11.2025 Gelassenheit entwickeln
- Möchtest du mit mehr Gelassenheit durchs Leben gehen? Machtvolle Techniken aus dem Yoga, um im Alltag inmitten einer Welt voller Veränderungen und inmitten der Höhen und Tiefen, die das Leben mit sic…
- Sukadev Bretz
Indische Schriften
- 05.12.2025 - 07.12.2025 Bhagavad Gita
- Rezitation, Behandlung und Interpretation dieser "höchsten Weisheitslehre". Anleitung zu gelebter Spiritualität im Alltag: Wie erkenne ich meine Lebensaufgabe? Wie entscheide ich mich? Was ist meine…
- 26.12.2025 - 02.01.2026 Indische Rituale Ausbildung
- Du interessierst dich für indische Rituale? Du hast die einzigartige Gelegenheit, in dieser Rituale Ausbildung bei Yoga Vidya die kleine Puja, große Puja, Agnihotra, Homa, Yajna, Arati kennenzulernen…
- Shankari Winkelbauer, Sukadev Bretz
Tsa Lung - Tibetischer Yoga
- In diesem Workshop erlernen und praktizieren wir eine Serie von fünf energetisierenden Übungen, die mit Körper, Aufmerksamkeit und Atmung arbeiten …
- Dr phil Oliver Hahn
Bewusstseinstechniken aus dem Vijnana Bhairava Tantra
01.10.25 - 03.10.25 - Bewusstseinstechniken aus dem Vijnana Bhairava Tantra
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Ahimsa – Nichtverletzen und Güte – mp3 Kurzvortrag
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