Entsagen
Entsagen heißt, freiwillig auf etwas verzichten. Entsagen heißt, etwas künftig nicht mehr zu tun, was man früher getan hat. Entsagen kann heißen, dass man der Welt entsagen will, dem Leben entsagen will, dem Reichtum entsagen will oder auch dem Genuss entsagen will. Entsagen ist ein wichtiger Aspekt spirituellen Lebens.
Es gibt viele Sanskrit-Ausdrücke für das Wort „entsagen“. Es gibt Vairagya, es gibt Tyaga und einiges andere.
Entsagen bedeutet, freiwillig auf etwas zu verzichten, was einen letztlich in die Unfreiheit führen würde oder was einen bindet. Geld macht nicht glücklich und so kann es hilfreich sein, Geld bewusst zu entsagen, dann leidet man nicht, wenn es einem weggenommen wird. Man kann Ruhm und Ehre entsagen, wenn man etwas Höheres erfahren will.
Entsagen heißt aber nicht notwendigerweise, dass man in Leinen oder in Sackkleidung lebt, nichts zu essen hat und nur noch von Bettelgaben lebt. Krishna sagt in der Bhagavad Gita, man soll den [[Wunsch|Wünschen] entsagen, dem Wunsch nach Belohnung und der Verhaftung entsagen. Man kann das genießen, was das Karma einem bringt und es gilt auch, sich die Dinge zu nehmen, die man braucht, um sein Dharma, seine Verantwortung, seine Aufgaben, zu erfüllen. Es ist die innere Entsagung, die besonders wichtig ist.
Solange man die Vorstellung hat, dass man etwas Bestimmtes braucht, um glücklich zu sein, solange ist man in der Illusion gefangen. Wenn man aber innerlich weiß, „ich brauche äußerlich nichts“, dann kann man sein Glück freimachen von äußeren Beschränktheiten. Und so bedeutet entsagen insbesondere die innere Entsagung, das innere Loslassen.
Entsagen - Video und Audio
Hier ein Vortragsvideo zum Thema Entsagen:
Einige Infos zum Thema Entsagen in diesem kurzen Vortrag. Sukadev behandelt hier das Wort, den Ausdruck, Entsagen vom Standpunkt der Yoga Philosophie aus.
Viveka Chudamani - Strebe nach Befreiung und entsage relativen Wünschen
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 8 von Sukadev Bretz -
„Deshalb strebt der Weise nach Befreiung, indem er den Wunsch nach Vergnügen und Befriedigung der Sinnesobjekte entsagt und den Lehren der großen Vedanta Lehrern folgt.“
Strebe intensiv nach Befreiung
Wenn Du weise bist, dann strebe nach Befreiung. In den vorangegangenen Versen betont Shankaracharya, dass du dich um die Befreiung bemühen sollst, wenn du klug bist. Nur der Dummkopf denkt, dass er über relative Vergnügen glücklich ist. Du hast die Möglichkeit, spirituell zu praktizieren, sonst würdest du jetzt nicht die Zeit haben, diesem Vortrag zu lauschen. Du hast alles, was du brauchst. Du hast einen Körper und eine Psyche. Es gilt in die Handlung zu gehen und das wirklich zu tun, nach Befreiung zu streben. Genau das macht der Weise und die Weise. Sie streben nach Befreiung.
Entsage dem Wunsch nach Sinnesbefriedigung
Wie machen sie das? Shankaracharya sagt, „…der Weise strebt nach Befreiung, indem er dem Wunsch nach Reichtum und Sinnesbefriedigung entsagt.“
Das ist wichtig. Viele Anfänger auf dem spirituellen Weg haben die Neigung, ihre Sicherheit, Familie, Emotionen, Beziehungen, ein schönes Haus, regelmäßigen Urlaub, gewissen Reichtum zu priorisieren oder im Alter einen gewissen Wohlstand zu brauchen. Anschließend wird geschaut, ob Zeit für die Befreiung bleibt.
Strebe zuerst nach dem Reiche Gottes
Shankaracharya verneint dies und sagt, dass du es anders machen sollst. Entsage dem Wunsch nach Reichtum, Wohlstand, Ansehen und Sinnesbefriedigung. Strebe zuerst nach der Befreiung. Auch Jesus sagt in der Bergpredigt, dass du zuerst nach dem Reiche Gottes streben sollst, dann wird dir alles andere von selbst zu fallen.
Strebe in diesem Sinne nach der höchsten Befreiung und alles andere kommt danach von selbst. Auf dem spirituellen Weg ist es wichtig, die Dinge in der richtigen Reihenfolge zu betrachten. Dies sagen die großen Meister immer wieder, Jesus, Shankaracharya, Mohammed, die großen Mystiker aller Traditionen.
Siehe die spirituelle Entwicklung als das Wichtigste in deinem Leben an und alles andere kann folgen. Du kannst reich, wohlhabend sein, Ansehen haben und gleichzeitig spirituell wachsen. Aber das spirituelle Wachstum sollte als erstes kommen.
Beziehe in deine sonstigen Aktivitäten, Handlungen und Entscheidungen immer mit ein, ob dir diese auf dem spirituellen Weg weiterhelfen. Überlege zum Beispiel bei der Frage eine neue Partnerschaft einzugehen, einen neuen Job anzunehmen, eine neue Wohnung zu beziehen, einen Urlaub zu buchen, ob dir das auf dem Weg zur Befreiung weiterhilft. Die Überlegung, was mich näher zur Befreiung führt, ist charakteristisch für einen echten Aspiranten.
Überlege jetzt, in diesem Moment, ob irgendwelche Entscheidungen momentan in deinem Leben anstehen. Beziehe in deine Überlegungen mit ein, wie du die Entscheidungen treffen kannst, so dass sie dich zur Befreiung hinführen.
Zu weihen bedeutet zu entsagen
- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der Liebe von James Swartz -
Das Leben ist ein Versuch, den unerschöpflichen Strom an Wünschen zu befriedigen und eine endlose Prozession an Ängsten zu bedienen. Um das unbewusste Recycling von Ängsten und Wünschen zu verhindern, rät vedānta dazu, Wünsche in Hingabe zu verwandeln, indem man alle seine Handlungen und deren Resultate Gott anbietet. Handlungen, die geweiht werden, brechen Anhaftungen auf, anstatt welche zu erzeugen und verwandeln das Herz in einen reinen, strahlenden Reflektor von nondualer Liebe. Da der sich Hingebende voll und ganz darauf vertraut, dass Gott die Früchte seiner Handlungen gemäß seiner Weisheit verteilt, kann der Geist zur Ruhe kommen und die Natur des Selbst erforschen.
Je stärker die Bindung an die Objekte, desto weniger Liebe erfahren wir und umgekehrt, je weniger Bindung, desto mehr Liebe. Der Wunsch nach immer größer werdender Liebe kommt von īśvara, der uns drängt, die Ergebnisse unseres Handelns zu weihen. Unbelehrbar hängen wir an ihnen und weigern uns, sie Gott zu übergeben. Wir folgen ihnen sklavisch und verteidigen gereizt unsere Festung aus Rationalisierungen und Rechtfertigungen, die wir geschaffen haben, um unseren Begierden und Lüsten, unserer Wut und unserer Anhaftung, unserer Arroganz, Raffsucht, Faulheit, Gier etc. Bedeutung zu geben. Aufgeblasen vom Stolz erklären wir sie sogar zu unverrückbaren Wahrheiten. Folglich glauben wir, dass Verzicht ein vergebliches Unterfangen sei. Doch nichts könnte von der Wahrheit weiter entfernt sein.
Eine reiche und berühmte Person, die sich vom einfachen Leben eines bhakta angezogen fühlte, sagte: „Was für eine große Seele du bist, hast du doch alles aufgegeben, was die Welt zu bieten hat und bist doch so glücklich!“ „Nein“, sagte der bhakta, „du bist viel größer als ich. Ich habe für die unendliche Liebe nur den weltlichen Dingen entsagt, du aber hast für die Güter dieser Welt der ewigen Liebe entsagt.“
Narada Bhakti Sutra - Vers 9
tasminn ananyatā tad-virodhiṣūdāsīnatā ca॥ 9॥ Vers 9: „Entsagung bedeutet vollständige Hingabe an īśvara und vollkommene Gleichgültigkeit gegenüber Objekten.“
In einer vernünftigen Übersetzung dieses Textes, der sich an die Erkenntnis Suchenden wendet, habe ich gelesen, dass Entsagung singuläre Hingabe an īśvara und vollständige Gleichgültigkeit gegenüber Objekten verlangt. Entsagung, die aus dem Verständnis geboren wurde, dass Dualität ein Null-Summen-Spiel ist, wird hoffentlich das Herz hin zu īśvara lenken. Wenn das nicht geschieht, dann wird der Suchende zweifellos ein saṃsārī bleiben und zu Depressionen neigen, weil der Geist einen positiven Altar braucht, an dem er seine Anbetungen verrichten kann. Wenn seine Aufmerksamkeit auf īśvara gerichtet ist, wird er inspiriert und erhoben und seine Gotteserkenntnis wird sich immer weiter verfeinern. Es ist nicht möglich, seine Aufmerksamkeit von den Objekten abzuziehen, wenn man keinen passenden alternativen Altar hat, an dem man seine Anbetungen verrichten kann. Die Aufmerksamkeit īśvara zu schenken bedeutet zielgerichtete Hingabe und ist erforderlich für Selbsterkenntnis, die ihrerseits wiederum Voraussetzung für nonduale Hingabe ist. Entsagung bedeutet daher, den Geist auf īśvara zu richten. Den Geist bei īśvara zu halten entwickelt Leidenschaftslosigkeit, die wichtigste Qualifikation für Selbsterkenntnis und nonduale Hingabe.
Doch der Vers beschreibt eigentlich auf einfache Weise einen nondualen bhakta, der kein Verlangen hat. Den Geist verlangt es nach Objekten, weil Objekte schön zu sein scheinen. Ein erleuchteter Mensch ist jedoch leidenschaftslos, weil seine ganze Aufmerksamkeit auf die Schönheit īśvaras gerichtet ist, welche die Quelle aller Schönheit ist, die sich in den Objekten reflektiert. In diesem Fall geschieht die Leidenschaftslosigkeit ganz ohne Anstrengung und ist nicht das Resultat einer Disziplinierung, die den Geist auf īśvara richtet. Es ist die Erkenntnis von īśvara, nicht die Anstrengung, die den Geist des nondualen bhakta auf īśvara gerichtet hält. Erkenntnis muss nicht gewartet werden.
Wie hält ein dualistischer bhakta seinen Geist auf īśvara gerichtet? Indem er ihn fortwährend den Lehren von vedānta aussetzt und dabei ein nach innen gerichtetes, am dharma orientiertes Leben führt. In den bhakti-Schulen mündet die Vorstellung von einer singulären Hingabe in sektiererischem Fundamentalismus, in einer „mein Gott/dein Gott“-Mentalität. In dieser seltsamen dualistischen Welt ist mein Gott immer besser als deiner. Es gibt in Indien und auch außerhalb von Indien eine Sekte buchstabengetreuer Kṛṣṇa-Anhänger, welche alle in der „Bhagavad-gītā“ vorkommenden nondualen Aussagen Kṛṣṇas ignorieren und glauben, dass singuläre Hingabe Treue gegenüber dem Gott Kṛṣṇa bedeutet, im Gegensatz zu allen anderen Göttern. Irgendwie scheint es ihnen zu entgehen, dass das Wort „Kṛṣṇa“ „das, was immer anziehend ist“ bedeutet, was nur die Liebe sein kann. Liebe ist die meistgesuchte Erfahrung im Leben und sie ist für jeden überall zugänglich. Sie kennt keine Dualität; sie ist eins.
Wenn Gott alles andere ausschließt, dann wird Gott faktisch auf eines der endlichen Wesen der Schöpfung reduziert. Dualisten denken vielleicht, dass sie Gott verherrlichen, aber in Wahrheit degradieren sie Gott mit ihrer Vorstellung von Exklusivität.
Sattwa, Rajas und Tamas bei Verzicht und Entsagung
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -
Kommentar zu den Versen der Bhagavad Gita, Kapitel 18 Vers 7 bis 12
- Wie soll man gut verzichten?
- Wie soll man gut entsagen?
- Wie kann man spirituell vorankommen?
- Und welche Gefahren gibt es auch bei Verzicht und Entsagung?
Das sind die Themen, auf die Krishna in Kapitel 18 ab Vers 7 eingeht.
Handlungen aus Täuschung aufzugeben ist tamasig
Vers 7:
niyatasya tu sannyasah karmano nopapadyate mohat tasya parityagas tamasah parikirtitah
"Wahrlich, der Verzicht auf verbindliche Handlungen ist nicht recht; sie aus Täuschung aufzugeben, wird als tamasig angesehen."
In diesem Vers geht es um den tamasigen Verzicht. Tyaga bedeutet Verzicht. In einer der Upanishaden heißt es, nur durch Tyaga erreicht man die Unsterblichkeit, durch Verzicht. Aber es gibt drei Arten von Verzicht:
Hier sagt Krishna, die Handlungen nicht zu tun, die eigentlich deine Aufgabe und Verantwortung sind, ist tamasiges Tyaga. Das wird dich nicht zur Erleuchtung führen. Das führt dich im Gegenteil in die Täuschung und in die Dunkelheit. Einfach etwas nicht zu tun, weil man keine Lust hat, weil es zu anstrengend ist, weil du es vergessen hast oder verwirrt bist, all das ist tamasig. Du hast deine Aufgaben und deine Pflichten. Die gilt es zu tun. Sie nicht zu tun ist tamasig.
Ein Beispiel für tamasigen Verzicht findet man gar nicht selten in gemeinnützigen Vereinen. Jemand hat eine Verantwortung übernommen und sagt dann, ich gebe das ab. Er hat aber niemanden, an den er es abgeben kann, und wirft es letztlich anderen vor die Füße. Das ist tamasig. Eine Aufgabe, die man übernommen hat, sollte man auch ausführen.
Man kann dies auch noch ergänzen/weiter unterscheiden. Krishna sagt hier, wenn man etwas aus Täuschung heraus aufgibt, zum Beispiel weil man denkt es ist nicht mehr meine Aufgabe, oder man denkt ich sollte es nicht mehr tun, aber man hat es einfach nur mit sich selbst ausgemacht, ohne mit jemand anderem zu sprechen, dann ist das tamasiger Verzicht. Oder man hat das Gefühl, jemand anderes möchte nicht mehr, das man etwas tut, man hakt aber nicht nach, gibt es also aus Täuschung auf, dann ist das auch tamasiger Verzicht.
Schwierige Handlungen aufzugeben ist rajasig
Vers 8:
duhkham ity eva yat karma kaya-klesa-bhayat tyajet sa kritva rajasam tyagam naiva tyaga-phalam labhet
"Wer auf Handlungen aus Furcht vor körperlichen Schwierigkeiten verzichtet, weil es schmerzhaft oder anstrengend ist, erhält durch einen so rajasigen Verzicht nicht den Gewinn, den die Entsagung bringt."
In diesem Vers geht es um den rajasigen Verzicht. Wenn du etwas deshalb nicht tust, weil es dir zu anstrengend ist, dann bringt dir das keinen Gewinn. Überlege dir, was dein Motiv ist, wenn du auf etwas verzichtest. Manchmal geben Menschen vor, sehr spirituell zu sein und sagen, ich verzichte darauf, ich lasse es los, ich gebe es ab. Und tun so, als ob das spirituell ist. Wer verzichtet, weil es anstrengend oder schwierig ist, man über die Komfortzone hinaus gehen muss, weil man vielleicht über sich hinaus wachsen muss, um der Aufgabe gerecht zu werden, ist es kein positiver Verzicht. Man erhält keinen Gewinn dadurch, sondern verlagert seine Aufgaben auf die Zukunft. Indem man seine Aufgaben nicht erfüllt, schafft man sich sogar zusätzlich negatives Karma. Es gilt also zu tun, was zu tun ist.
Ausführen der Pflicht ohne Verhaftung ist sattwig
Vers 9:
karyam ity eva yat karma niyatam kriyate ’rjuna sangam tyaktva phalam caiva sa tyagah sattviko matah
"Jede Pflicht wird ausgeführt, oh Arjuna, einzig und allein nur deshalb, weil sie getan werden muss, und Verhaftung und der Wunsch nach Lohn werden aufgegeben; dieser Verzicht wird als sattwig angesehen."
In diesem Vers geht es um den sattwigen Verzicht. Etwas zu tun, was zu tun ist, ohne etwas dafür zu wollen, ohne dabei verhaftet zu sein, ist sattwig. Wenn also zum Beispiel jemand anderes etwas besser machen kann als man selbst, gibt man es ab. Oder wenn es jemand anderen gibt, der etwas genauso gern macht, gibt man es ab. Man kann etwas Neues machen, kann auf andere Weise kreativ sein. Man ist nicht verhaftet. Das bedeutet auch, dass man nicht verhaftet ist an die Art und Weise, wie man etwas am liebsten macht. Oft sagen Menschen `Wenn ich es nicht so machen kann wie ich will, dann mache ich es nicht´. Auch damit hat man gerade in gemeinnützigen Vereinen viel zu tun. Sie sagen `Ich engagiere mich, aber nur so wie ich es gern hätte. Und wehe irgendjemand sagt mir wie es anders zu machen ist´. Dann haben sie keine Lust mehr. Damit muss man umgehen können. Aber du selbst solltest nicht so sein, nicht verhaftet an deine Art und Weise, wie du es gern machen würdest. Überlege dir stattdessen, wie es für alle ok ist. Und dann auch auf den Wunsch nach Lohn verzichten, darüber hat Krishna ja schon oft gesprochen. Und das, sagt er letztlich, ist Entsagung:
- Das zu tun, was die Aufgabe ist,
- seiner Verantwortung gerecht zu werden,
- keine Belohnung dafür zu wollen
- und nicht verhaftet zu sein an die Art und Weise, wie etwas getan wird.
Der Reine steht allen Aufgaben neutral gegenüber
Vers 10:
na dvesty akusalam karma kusale nanusajjate tyagi sattva-samavisto medhavi chinna-samsayah
"Der Entsagende, den Reinheit durchströmt, und der klug ist und keine Zweifel hat, hasst keine unangenehme Tätigkeit und ist auch an eine angenehme nicht verhaftet."
Wenn du also sattwiges Tyaga geübt hast, sattwige Entsagung, dann gehst du über Raga und Dvesha - Mögen und Nichtmögen - hinaus. Du willst nicht deshalb etwas nicht tun, weil du es nicht magst. Und du willst auch nicht etwas tun, weil du es magst. Sondern du tust etwas, das zu tun ist. Wenn du dich in sattwiger Entsagung geübt hast, dann bist du letztlich glücklich. Warum? Du hast nicht mehr die Vorstellung, dass du nur glücklich bist, wenn du tust, was du gerne hättest und du hast auch keine Angst mehr davor etwas tun zu müssen, was du nicht gern hättest. Es ist ein Training des Geistes über viele Jahre, in der Lage zu sein, das zu tun, was zu tun ist. Unabhängig davon, ob du es magst oder nicht magst.
In einem seiner ersten Gespräche mit Swami Vishnu sagte dieser zu Sukadev einmal: „Wenn du etwas nicht magst, mach es so lange, bis du es magst.“ Er fügte noch hinzu: „Sofern es ethisch ist.“ Das war ein sehr guter Ratschlag und Sukadev hat sich sehr darum bemüht, ihn umzusetzen. Er hat dadurch gelernt, sehr vieles zu mögen von dem er dachte, es nicht mögen.
Die meisten Menschen machen es anders herum. Sie überlegen, was sie mögen und tun dies dann, wenn es irgendwie geht. Und überlegen, was sie nicht mögen und versuchen dies zu vermeiden. Das bedeutet Unfreiheit, Bindung und ist die Quelle von Unglück. Denn man kann nicht alles tun, was man gerne mag und ist dann auch abhängig davon. Und man kann auch nicht alles vermeiden, was man nicht mag. Man kann aber lernen, das zu mögen was zu tun ist. Und man kann lernen, über das Nichtmögen von dem, was zu tun ist, hinaus zu wachsen. Das ist dann Freiheit. Und im Yoga spielt Freiheit eine große Rolle.
Wenn du also reine Entsagung übst und dabei klug bist, schreibt Krishna hier, dann wirst du keine unangenehme Tätigkeit ablehnen und du wirst auch nicht verhaftet sein an eine angenehme. Du wirst mehr überlegen, was zu tun ist, und dann tust du es eben.
Verzichte auf den Ertrag von Handlungen
Vers 11:
na hi deha-bhrta sakyam tyaktum karmany asesatah yas tu karma-phala-tyagi sa tyagity abhidhiyate
"Wahrlich, für ein verkörpertes Wesen ist es nicht möglich, vollständig auf Handlungen zu verzichten; wer jedoch auf den Ertrag der Handlungen verzichtet, wird tatsächlich ein Mensch der Entsagung genannt."
Auf körperlicher Ebene musst du natürlich immer irgendetwas tun. Du musst essen, trinken, durch die Gegend gehen, dich schlafen legen, du brauchst ein Dach über dem Kopf usw. Dies ist eine Begründung, warum Entsagung nicht heißen kann, nichts mehr zu tun. Du musst den Körper ernähren. Aber Entsagung ist, auf die Früchte der Handlungen zu verzichten. Dies betont Krishna immer wieder.
Die dreifache Frucht von Karma
Vers 12:
anistam istam misram ca tri-vidham karmanah phalam bhavaty atyaginam pretya na tu sannyasinam kvacit
"Die dreifache Frucht von Karma (wünschenswerte, unerwünschte und vermischte), erwächst nach dem Tod denjenigen, die nicht entsagt haben, aber niemals denen, die entsagt haben."
Wenn du nicht entsagt hast, wirst du Dinge erfahren, die angenehm sind, Dinge die nicht angenehm sind und vermischte. Für einen Yogi gibt es kein positives und negatives Karma, es gibt nur Aufgaben.
- Wenn also zum Beispiel dein Chef unfreundlich ist, ist das kein schlechtes Karma sondern deine Aufgabe, damit umgehen zu lernen.
- Wenn morgen dein Auto einen Platten hat, ist das kein schlechtes Karma, sondern deine Aufgabe, an der du wachsen kannst. * Auch wenn du übermorgen in der Lotterie gewinnst, ist das kein angenehmes Karma, sondern ebenso einfach eine Aufgabe, an der du wachsen kannst.
Wenn du also jemand mit der yogischen Einstellung bist, dann sprichst du nicht über gutes und schlechtes Karma, sondern nur über Aufgaben.
Eine zweite Interpretation dieses Verses besagt, dass du dir kein neues Karma schaffst, wenn du tust, was zu tun ist ohne Verhaftung und ohne Wünsche. Wunschbehaftetes Tun führt zu neuem Karma. Wenn du also zum Beispiel jemandem hilfst, um dafür etwas zu bekommen, dann schafft das Karma. Wenn du dich engagierst und dafür Belohnung erhoffst, schafft das Karma. Wenn du etwas nicht tust, weil du Angst hast, dass es dir unangenehm sein wird, schaffst du dir neues Karma. Wenn du deine Pflicht nicht erfüllst, die deine Aufgabe ist, schaffst du neues Karma. Du schaffst also Karma, wenn du aus Raga und Dvesha handelst, aus Mögen und Nichtmögen. Wenn du nicht aus diesen Motiven handelst, schaffst du kein neues Karma. Und so ist Verzicht auf die Früchte der Handlungen, Verzicht auf Belohnung, Verzicht auf Verhaftung und auch ein von Raga und Dvesha gelöster Gemütszustand, notwendig, um die Befreiung zu erlangen und letztlich glücklich im Alltag zu sein.
Dieser Vortrag ist Teil der Reihe zur Bhagavad Gita. Du findest diese Verse, auch mit der Wort-für-Wort-Übersetzung im Buch „Bhagavad Gita für Menschen von heute“ im Buchhandel oder im Yoga Vidya Shop.
Auf den Yoga Vidya Internetseiten sind auch alle Verse der Bhagavad Gita auf Devanagari, Sanskrit, Deutsch, Wort-für-Wort-Übersetzung, mehrere Kommentare und viele Anregungen für die Praxis zu finden.
Video - 3 Gunas und Entsagen - Bhagavad Gita
Hier ein Vortrag zum Thema 3 Gunas und Entsagen, Kommentar zu den Versen 7-12 des 18. Kapitels der Bhagavadgita, von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.
Siehe auch
Weitere Begriffe im Kontext mit Entsagen
Einige Begriffe, die vielleicht nicht direkt zu tun haben mit Entsagen, aber vielleicht doch interessant sein können, sind unter anderem Emotionshülle, Einsiedelei, Dhimahi, Erleuchtend, Existenzialismus, Freiheitlich.
Literatur
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- James Swartz: Die Wirklichkeit verstehen
- James Swartz: Yoga der Liebe
- James Swartz: Yoga der drei Energien, auch als eBook
- Sri Shankaracharya: Das Kronjuwel der Unterscheidung
Seminare
Raja Yoga, positives Denken, Gedankenkraft Seminare
- 20.12.2024 - 22.12.2024 Liebe dich selbst
- Liebe Dich selbst! Das ist keine Einladung zu einem großen Ego-Trip. Es ist eine Einladung, mit dir selbst in Frieden und Harmonie zu kommen. Es geht darum, dich wirklich anzunehmen, mit allen Schwäc…
- Svenja Bade
- 25.12.2024 - 29.12.2024 Rauhnächte Retreat im Westerwald
- Yoga im Zeichen der 12 heiligen Nächte. Gerade jetzt: Mitte finden, und Kontakt zu deinem höheren Selbst. Sauber abschließen mit Altem. Ausrichtung auf die Fülle des kommenden Jahres - dein Jahr! - n…
- Adidivya Andre
Entsagen Artikel ausbauen
Willst du mithelfen beim Ausbau dieses Artikels zu Entsagen? Danke für deine Email an wiki(at)yoga-vidya.de.
Zusammenfassung
Das Verb Entsagen kann genauer betrachten aus dem Blickwinkel von Vedanta, Spiritualität, Hinduismus, Religion und Gelassenheit.