Karma Yoga

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Karma Yoga (Sanskrit: कर्मयोग karmayoga m.) ist einer der sechs Wege des Yoga und wird auch als "Yoga der Tat" oder "Yoga des selbstlosen Dienens" bezeichnet.

Hanuman ist der geborene Karma Yogi

Durch Dienen wird das Herz gereinigt. Egoismus, Hass, Eifersucht und Überheblichkeit verschwinden. Demut, reine Liebe, Sympathie, Toleranz und Barmherzigkeit entwickeln sich. Die Vorstellung des Getrenntseins verschwindet. Selbstsucht wird beseitigt. Die Sicht des Lebens weitet sich.

Das Herz wird weit, die Ansichten werden großzügig. Schließlich wird Selbsterkenntnis erlangt, und man erkennt das "Eine in Allem" und "Alles im Einen". Karma Yoga soll gleichmütig gegen Erfolg und Misserfolg und als bewusste Darbringung an Gott ausgeübt werden. Der Yogaweg des Karma-Yoga stellt unser Handeln in den Mittelpunkt. Wir können alle unsere Taten Gott widmen und so unserem wirken im Alltag eine spirituelle Dimension geben. Darüber hinaus können wir uns bewußt machen, dass hinter allem, was geschieht, ein höher Sinn liegt. Manchmal sind vermeintlich unangenehme Ereignisse nötig, um uns zu neuen Wegen oder Erkenntnissen zu führen.

Karma Yoga – der Yoga des Handelns

Die ideale Karma Yoga Handlung - Handeln ohne Verhaftung und Ego

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Im 3. Kapitel der Bhagavad Gita spricht Krishna über folgende Themen:

  • Wie handelst du ohne Verhaftung?
  • Wie handelst du engagiert ohne Ego?
  • Wie kannst du aus deinem Alltag Yoga machen?

Kurze Rückschau 2. Kapitel

Im vorigen Kapitel sagte Krishna: „Hänge nicht am Karma und handle nicht aus Verhaftung heraus. Buddhi Yoga, der Yoga der Weisheit, ist dem Karma überlegen.“ Die Aussagen über das Karma, die du in den Veden findest, sind vom spirituellen Standpunkt aus irreführend. Dort meinte er „Tu keine gute Handlung, um Gutes zu tun, tu keine schlechten Handlungen, nur um Schlechtes zu vermeiden, sondern übe Buddhi Yoga. Lerne dich von Wünschen zu lösen, erfahre dein höchstes Selbst, erkenne: `Das Selbst ist unsterblich´.“ Und er sagte dort auch: „Gib dich nicht dem Müßiggang hin, Yoga ist Geschick und Engagement in der Handlung.“

Jnana Yoga oder Karma Yoga?

Vers 1:

Arjuna sprach: „Wenn du, oh Krishna, das Wissen der Handlung für überlegen erachtest, warum verlangst du dann von mir, dass ich mich an dieser furchtbaren Handlung beteilige?“

Arjuna fragt sich nun: „Krishna hat gesagt ich soll die Sinne beherrschen, ich soll keinen Wünschen folgen. Ich soll auch gleichmütig sein in Erfolg und Misserfolg, ich soll erkennen, dass das Selbst unsterblich ist, dass nichts passiert egal was passiert. Warum soll ich dann weiter am Karma teilnehmen? Warum soll ich überhaupt etwas tun?“

Vers 2:

„Mit diesen scheinbar widersprüchlichen Worten verwirrst du mein Verstehen. Deshalb nenne mir nun klar den Weg, auf dem ich zur Seligkeit gelangen kann.“

Vers 3:

Krishna sprach: „In dieser Welt gibt es einen zweifachen Weg. Den Weg des Wissens, der Sankhyas, und den Weg des Handelns, der Yogis.

Krishna baut hier also einen Antagonismus auf. Zum einen Jnana Yoga als den Yoga der Entsagung, der Sankhyas, eine bestimmte philosophisch-spirituelle Strömung, die zur Zeit von Krishna bedeutete, dass Menschen sich in die Einsamkeit zurück zogen, sich lösten aus dem normalen Leben, um keinen Verhaftungen zu begegnen und Wünschen zu entsagen. Und zum anderen den Weg des Karma Yoga, den die Yogis üben. Yogis sind von Krishna immer wieder anders definiert. Hier nennt er diejenigen Yogis, die im Alltag versuchen, zum Gottesbewusstsein zu kommen, also im normalen Leben stehen. Daher ist im 3. Und 4. Kapitel mit Yoga vor allem Karma Yoga gemeint und mit Jnana Yoga das, was die Sankhyas praktizieren.

Entsagung oder Leben in der Welt?

In Indien als Swami von Bettelgaben leben

Eine der vielen Polaritäten in der Bhagavad Gita, die für die alten Inder von großer Bedeutung waren und vielleicht auch für moderne Aspiranten, ist der Zwiespalt zwischen Entsagung und Leben in der Welt. Sollte man ein Leben führen mit Beruf und Partnerschaft, Familie, gemeinnützigem Engagement usw.? Oder wäre es klüger sich zurück zu ziehen, einfach zu leben, nur zu meditieren? Im alten Indien hieß das, man zog sich ganz zurück und lebte von Bettelgaben. Es galt als etwas Verdienstvolles, so einem Menschen etwas zu essen oder Kleidung zu geben. Daher konnten Menschen so leben, dies war tatsächlich eine Option. Auch heute könnte man sich überlegen, ein meditatives kontemplatives Leben zu führen. Als Westler könnte man vielleicht vergleichbar sagen, man lebt von Stütze, sehr einfach, wo Wohnraum günstig ist und ernährt sich von einfachem Essen. Auch im Rentenalter wäre es möglich, ein Leben in Zurückgezogenheit zu führen. Oder man macht eine Erbschaft, oder man lässt sich für ein Sabbatical ein Jahr freistellen usw.

Oder sollte man sich engagieren im Alltag? Als Krankenschwester, Psychotherapeut, oder sich in einem gewinnzielorientierten Unternehmen für die gute Sache einsetzen? Als YogalehrerIn tätig werden? Sollte man sich dabei um Buchhaltung kümmern, um Facebook-Seiten, Internet usw.? Soll ich etwas tun oder soll ich mich zurückziehen vom Leben?

Krishna sagt es gibt beide Möglichkeiten. Du kannst zur Verwirklichung kommen durch Rückzug und kontemplatives Leben und du kannst auch zur Verwirklichung kommen durch Karma Yoga.

Wie gelingt die Befreiung vom Karma?

Vers 4:

„Weder durch das Nichtausführen von Handlungen erreicht der Mensch Handlungslosigkeit, noch gelangt er durch bloßes Entsagen zur Vollkommenheit.“

Krishna benutzt hier ein Wortspiel. Es geht letztlich darum, sich vom Karma zu befreien. Aber wir befreien uns nicht dadurch, dass wir Handlungen nicht ausführen. Denn man kann bestimmte Aufgaben zu erledigen haben, und wenn man diese Aufgaben nicht erledigt, schafft man sich dadurch neues Karma. Angenommen man sieht zum Beispiel, dass ein Mensch in Not ist und könnte daran etwas ändern, tut aber nichts. Man denkt stattdessen `ich will lieber meditieren´, dann schafft man sich dadurch neues Karma. Oder man hat versprochen etwas zu tun und tut es nicht, dann schafft man sich genau durch das Nichttun Karma.

Genauso wenig erreichen wir durch das bloße Entsagen Vollkommenheit. Du könntest sagen `ich gebe meine große schöne Wohnung auf in einem guten Wohnviertel, ich gebe meine tolle Kleidung auf, mein tolles neues Iphone, ich gehe stattdessen irgendwo hin, wo die Miete sehr günstig ist, nehme nur ein Zimmer, lebe nur noch von Reis und Linsen und Kräutern, die ich im Wald finde´… aber nur allein durch das Entsagen erreicht man keine Vollkommenheit.

Es gibt keine Handlungslosigkeit

Vers 5:

Niemand kann auch nur für einen Augenblick untätig verweilen. Denn in der Tat wird jeder Mensch durch die aus der Natur geborenen Eigenschaften hilflos zum Handeln getrieben.

Also vollständig untätig kann man sowieso nicht bleiben. Denn du musst essen, du musst atmen, aus der Natur heraus musst du etwas tun. Du musst auf die Toilette gehen, du brauchst Kleidung…. Der Mensch wird also getrieben, etwas zu tun. Und darüber hinaus produziert natürlich auch der Geist permanent Gedanken.

Echte Meditation

Vers 6:

Wer die Handlungsorgane beherrscht und im Geiste an die Sinnesobjekte denkt, während er sitzt, und dessen Verstehen getrübt ist, wird ein Heuchler genannt.

Wenn du dich also zurückziehst von allem und einfach nur meditierst, aber dabei an alles Mögliche denkst, dann ist das scheinheilig. Du bist nicht in der tiefen Meditation. Im 6. Kapitel der Bhagavad Gita sagt Krishna es ebenfalls: „Du kannst erst dann dauerhaft den Weg der Entsagung und der tiefen Meditation üben, wenn du deinen Geist tatsächlich in die Meditation bringst.“

Es gibt dazu eine Geschichte von Swami Sivananda, der hörte, dass einer der Ashram-Bewohner sich aus dem Karma Yoga zurückgezogen habe, sich nicht mehr an den täglichen Arbeiten beteilige und stattdessen immer nur meditieren würde. Er sitze von morgens bis abends am Ganges. Swami Sivananda ging also dorthin und erblickte ihn, wie er dort saß, ziemlich krumm in einem meditativen Dämmerzustand. Er sprach ihn an und fragte, wie die Meditation gewesen sei. „Du sitzt hier stundenlang, bist du in Samadhi gekommen?“ Der andere war verlegen. „Wenn du wirklich meditiert hättest, wäre jetzt ein Strahlen in deinen Augen und du würdest Wonne und Freude ausstrahlen. Stattdessen siehst du träge und müde aus. Tu etwas Vernünftiges, das wird dir gut tun. Geh in die Küche, melde dich zum Gemüse schneiden, geh in die Haushaltsabteilung und melde dich zum sauber machen. Das wird deine spirituelle Entwicklung erheblich beflügeln, sehr viel mehr, als hier schläfrig herum zu sitzen. Deine Meditation, die du bisher gemacht hast, kannst du einfacher haben. Leg dich in dein Bett und leg eine Decke drüber.“

Uns ganz der Meditation zu widmen macht also nur dann Sinn, wenn wir wirklich meditieren können. Solange wir nicht zur Tiefe der Meditation kommen wenn wir uns hinsetzen, sollten wir Karma Yoga üben. Natürlich ist es auch gut, eine Woche mal intensiv zu meditieren. So machen wir spirituelle Fortschritte. Und natürlich ist es auch wichtig, ein- bis zweimal am Tag für 20 bis 40 Minuten zu meditieren, vielleicht auch eine Stunde, je nachdem wie tief du in die Meditation kommen kannst. Aber wir werden nicht dadurch zur Verwirklichung kommen, in dem wir uns einfach hinsetzen und dann den Geist schweifen lassen.

Karma Yoga ohne Verhaftungen

Vers 7:

Wer aber die Sinne durch den Geist beherrscht, oh Arjuna, und mit den Handlungsorganen ohne Verhaftung Karma Yoga übt, der ist vortrefflich.

Wenn es also um Sankhya - Entsagung - oder Karma Yoga geht, ist Krishna eher dafür, Karma Yoga zu üben:

  • sei im Alltag und tu das was zu tun ist ohne Wünsche
  • handle nicht aus Verhaftung und Wünschen
  • handle nicht aus Gekränktheit und Gier
  • überlege was ist zu tun, tu das so gut wie du kannst und lasse los

Handeln ist Nichthandeln überlegen

Vers 8:

Tue deine Pflicht und Schuldigkeit, denn Handeln ist Nichthandeln überlegen. In Untätigkeit wäre es dir nicht einmal möglich, deinen Körper zu erhalten.

Solange du einen Körper hast, ist vollkommene Untätigkeit also gar nicht möglich, denn du musst ja zum Beispiel essen. Krishna sagt: „Erfülle dein Dharma.“ - Niyata – tu das, was zu tun ist; Kuru – führe es aus.

Handeln aus Verehrung Gottes

Gottesverehrung mit Homa oder Yajna

Vers 9:

Die Welt wird gebunden durch Handlungen, die nicht als Opfer getan werden. Daher handle, oh Arjuna, einzig aus diesem Beweggrund heraus als Opfer, frei von Verhaftungen.

Hier gebraucht er den Ausdruck yajna. In den Übersetzungen wird dies meist als Opfer (Sacrifice) übersetzt. Heute bedeutet es in Indien auch Feueropfer/Feuerritual, bei dem ein Feuer entzündet wird, in das flüssiges Fett und andere Gaben hinein gegeben werden. Das Wort kommt aber vom Wortstamm yaj und yaj bedeutet verehren. Daher könnte man auch sagen: Handle als Verehrungsritual an Gott. Tu das, was du tust als Verehrung Gottes. Du wirst gebunden durch Handlungen, die du nicht als Gottesverehrung tust. Wenn du aber das, was du tust, als Gottesverehrung tust, dann bist du nicht gebunden.

Vers 10:

Der Schöpfer, der zu Beginn der Schöpfung die Menschheit gemeinsam mit dem Opfer schuf, sagte: „Dadurch möget ihr euch fortpflanzen. Lasst dies die Milchkuh eurer Wünsche sein, die Kuh die alles schenkt was ihr wünscht.“

Er sagt hier also: „Wenn ihr etwas braucht, dann verehrt Gott. Gott wird euch alles geben.“ Auch Jesus sagt in den Evangelien: „Strebe zuerst nach dem Königreich Gottes, dann wird euch alles andere von selbst zufallen.“ Verehrt Gott und er gibt euch alles was ihr braucht.

Vers 15:

Wisse, dass Karma von Brahma kommt und Brahma kommt vom Unvergänglichen. Daher ist das Alldurchdringende immer im yajña zugegen.

Alles Karma kommt also von Brahma dem Schöpfer. Sowohl die Aufgaben, die kommen als auch das, was du tust, sind in dieser Schöpfung enthalten. Und die Schöpfung kommt vom Unvergänglichen. Wenn du also Gott verehrst und das, was du tust, Gott darbringst, wenn du es als Opfer tust, dann ist überall das Göttliche da. Nicht du tust also etwas, sondern hinter allem ist dieses eine, Brahma, und dahinter ist das Unvergängliche.

Wann endet Karma?

Vers 17:

Für den Menschen, der sich nur im Selbst erfreut, der Zufriedenheit findet und im Selbst Genüge hat, für den gibt es kein Karma.

Wenn du also soweit bist, dass du in der Meditation tief im Selbst bist und allein dort heraus Zufriedenheit empfindest, dann musst du nichts mehr tun, um dich zu entwickeln. An anderer Stelle sagt Krishna: „Durch Karma Yoga entwickelst du dich selbst.“ Aber wenn du schon das Höchste erreicht hast, gibt es keine Lektionen mehr für dich.

Vers 18:

Für ihn ist es ohne Bedeutung, was getan und was unterlassen wird. Er ist auch von niemandem in keiner Weise abhängig.

Angenommen du hast die Gottverwirklichung erreicht, dann spielt es keine Rolle mehr für dich, was zu tun ist. Du tust mal großartige Dinge, für die du gelobt wirst und mal so, dass sie keiner sieht. Du bist dir für keine Arbeit zu schade. Du hast keine Hemmungen etwas zu tun, was nicht so einfach ist. Solange du denkst „das will ich tun, das will ich nicht tun, das mag ich, das mag ich nicht …“ bist du gebunden. Für einen Selbstverwirklichten gibt es keine Handlung, die er mag oder nicht mag. Er tut das, was zu tun ist.

Durch verhaftungsloses Handeln wird das Höchste erreicht

Vers 19:

Daher tue ohne Anhaftung stets das, was getan werden muss. Durch verhaftungsloses Handeln erreicht der Mensch das Höchste.

Tu das was zu tun ist. Frage dich nicht „Will ich das, will ich das nicht?“ „Ist es anstrengend, ist es nicht anstrengend?“ „Gewinne ich dadurch etwas?“ „Wie muss ich handeln, dass Menschen mich mögen, dass ich gelobt werde?“ Sondern überlege „Was ist meine Aufgabe?“ Du erreichst das Höchste, indem du das tust, was zu tun ist und indem du die Lektionen des Lebens annimmst. Was auf dich zukommt sind Aufgaben, an denen du wachsen kannst, Lernlektionen. Nimm sie als Möglichkeit, Fähigkeiten zu kultivieren, die notwendig sind. So erreichst du die Vollkommenheit.

Video - Karma Yoga – der Yoga des Handelns

Swami Sivananda über Karma Yoga

Vergesse niemals das Lebensziel inmitten eigennützigen Treibens. Das Ziel des Lebens ist Selbstverwirklichung. Versuchst du das Ende und das Ziel des Lebens zu erreichen? Machst du Japa, Pranayama und meditierst du? Hast du dieses Ideal vor deinem geistigen Auge? Ein Tag an dem du keine spirituelle Sadhana betreibst ist verschwendet. Gib Gott deinen Geist und deine Hände der Arbeit. Du wirst deine Motive prüfen und analysieren müssen. Es ist der selbstsüchtige Beweggrund und nicht die Arbeit, welche den Menschen an Samskara bindet. Bereite deinen Geist auf Karma Yoga vor. Bloßes, selbstsüchtiges Tun kann nicht als yogisches Handeln angesehen werden. Der Geist ist so aufgebaut, dass er immer für das kleinste Stückchen Arbeit etwas erwartet. Wenn du lächelst, erwartest du von deinem Freund, dass er zurück lächelt. Wenn Du deine Hand zur Begrüßung hebst, erwartest du eine Begrüßung von den anderen. Sogar wenn du jemandem ein Glas Wasser reichst, erwartetst du Dankbarkeit. Wenn das der Fall ist, wie kannst du Nishkama Karma Yoga ausüben?

Das Leben ist sehr wertvoll. Lebe nach dem Motto der Gita, indem du arbeitest, jedoch ohne Früchte zu erwarten und ohne Eigennutz. Glaube, du bist Nimitta in Gottes, Narayanas Händen. Wenn du mit dieser mentalen Einstellung arbeitest, wirst du bald ein Yogi. Arbeit schränkt einen Menschen nie ein. Uneiggennützige Arbeit ist Puja zu Ehren Narayanas. Arbeit ist Anbetung. Alle Arbeiten sind heilig. Es gibt keine geistige Arbeit vom höchsten Ansichtspunkt des Absoluten, von Standpunkt des Karma Yogas. Sogar Spülen mit der richtigen Geisteshaltung ist yogisches Handeln. Selbst ein Spülender kann in seiner Positition, durch Arbeit, Gottesverwirklichung erfahren. Der berühmte Metzger Sadhaka aus dem Mahabharata erreichte Gottesverwirklichung in seiner Fleischerei (durch den Dienst an seinen Eltern). Du trägst alle Werkzeuge zur Weisheit in dir. Da ist ein riesiges Arsenal anKraft und Wissen in dir. Es wartet darauf angezündet zu werden. Erwache jetzt, O Saumya!

Halbherziger Dienst ist gar kein Dienst. Gib dein ganzes Herz, deinen Verstand und deine Seele wenn du dienst. Das ist sehr wichtig, wenn du Karma Yoga betreibst. Manche Leute haben ihren Körper an einem Ort, ihre Gedanken an einem anderen, die Seele ganz woanders. Das ist der Grund, warum sich kein wesentlicher Fortschritt auf ihrem Weg erkennen lässt.

Wenn du uneigennützig und vorbehaltlos arbeitest, und die Früchte deiner Arbeit Ishvararpana darbietest, werden alle Karmas in yogische Kriyas umgewandelt. Gehen, Essen, Schlafen, seinen natürlichen Bedürfnissen nachgeben, Reden, etc. werden dem Höchsten dargeboten. Jedes bisschen Arbeit ist Yoga für dich. Denke, dass Shiva durch deine Hände arbeitet und durch deinen Mund isst. Denke, dass deine Hände die Hände von Shiva sind. Anfangs können manche deiner Handlungen selbstsüchtig und andere wiederum uneigennützig sein. Auf Dauer kannst du alle Taten auf selbstlose Weise tun. Überprüfe deine Motive jederzeit. Dies ist der Schlüssel zu Nishkama Karma Yoga. Jeder Akt kann spiritualisiert werden, wenn die Beweggründe rein werden. Arbeit ist Meditation. Diene jedem mit großer Liebe, ohne Kenntnis von Status, ohne Früchte oder Belohnung zu erwarten. Wenn du den Weg von Jnana annimmst, fühle das du ein stiller Sakshi bist und die Prakriti alles übernimmt.

Es ist die Selbstsucht, die dein Herz bedauerlicherweise verschlossen hat. Eigennützigkeit und egoistische Pravritti. Es ist die Wurzel allen menschlichen Leidens. Wahrer spiritueller Fortschritt beginnt im selbstlosen Dienst. Diene den Sadhus, Sannyasins, Bhaktas und armen und kranken Leuten mit Bhava, Prema und Bhakti. Gott ist in allen Herzen zuhause. Der Geist des Dienens muss tief in alle Knochen, Zellen, Gewebe, Nerven, etc. eindringen. Die Belohnung ist von unschätzbarem Wert. Übe und fühle die kosmische Ausdehnung und grenzenlose Ananda. Lügengeschichten und Geschwätz sind es nicht, meine lieben Freunde. Bekunde intensiven Eifer und Begeisterung bei der Arbeit. Sei feurig im Geiste des Dienens.

Habe Nishtha mit Gott und Cheshta mit den Händen wie der Baharupi, welcher den Nishtha eines Mannes und den Cheshta einer Frau hat. Es wird dir mit Übung gelingen, zwei Dinge zur gleichen Zeit zu tun. Die körperliche Arbeit wird automatisch, mechanisch und intuitiv. Du wirst zwei Köpfe haben. Eine Portion des Geistes wird bei der Arbeit sein, dreiviertel des Geistes werden im Dienste des Herren, in Meditation, in Japa, sein. Karma Yoga wird im Allgemeinen mit Bhakti Yoga verbunden. Ein Karma Yogi bietet alles war er tut als Opfergabe dem Herrn dar, durch Karma Indriyas. Das ist Ishvara Pranidhana.

Üben von Karma Yoga

Ein roher, untrainierter Aspirant fühlt „mein Lehrer behandelt mich wie einen Knecht oder einen Tagelöhner. Er benutzt mich für belanglose Aufgaben.“ Jener, welcher die rechte Bedeutung des Karma Yogas verstanden hat, nimmt jede Arbeit als yogische Tätigkeit oder Anbetung des Herrn an. Es gibt keine mentale Arbeit in seiner Vorstellung. Jede Arbeit ist Puja an Narayana. Im Lichte des Karma Yogas sind alle Tätigkeiten heilig. Jener Aspirant, welcher alle Arbeiten mit immenser Freude annimmt, die vom weltlichen Menschen als geistige Dienstleistung angesehen wird und der solche Dienste bereitwillig tut, wird ein dynamischer Yogi werden. Er wird absolut frei von Eitelkeit und Egoismus sein. Er wird keinen Zusammenbruch erleiden.

Studiere Mahatma Gandhis Autobiographie. Er machte nie einen Unterschied zwischen geistigem Dienst und würdevoller Arbeit. Spülen und das Reinigen der Toiletten waren höchstes Yoga für ihn. Das war die höchste Puja für ihn. Er selbst übernahm das Säubern der Toiletten. Er vernichtete das kleine, illusorische Ich durch Dienste verschiedener Art. Viele hochgebildete Menschen traten seinem Ashram bei, um unter seiner Führung Yoga zu lernen. Sie dachten, Mahatma Gandhi würde sie Yoga auf mysteriöse Art und Weise in der Abgeschiedenheit eines privaten Raumes lehren und Unterricht in Pranayama, Meditation, Entsagung, Erweckung der Kundalini u.a. geben. Sie waren anfangs enttäuscht, als sie gefragt wurden, die Toiletten zu reinigen. Sie verließen den Ashram sofort. Gandhiji reparierte seine Schuhe selbst. Er selbst hat Mehl gemahlen und übernahm Arbeiten von anderen, sie ihre zugeteilte Arbeit im Ashram, für den Tag nicht ausführen konnten. Als eine gebildete Person, ein neuer Ashram-Bewohner zu schüchtern war, die Schleifbarbeiten zu machen, übernahm Gandhi die Arbeit selbst - vor seinen Augen, so dass der Mann die Arbeit am nächsten Tag bereitwillig machte.

Im Westen haben es Schuhmacher und Bauern in der Gesellschaft zu etwas gebracht. Jede Art von Arbeit ist solide Arbeit für sie. Ein Junge poliert Schuhe auf Londons Straßen für einen Penny, trägt Zeitschriften und Journale Nachmittags zum Verkauf aus und arbeitet als Lehrling für einen Journalisten in seiner Freizeit am Abend. Er studiert Bücher, arbeitet hart, verschwendet nie eine Minute, und nach ein paar Jahren wird er ein hochrangiger Journalist von hohem Ansehen und internationalem Ruhm. In Punjab haben Absolventen das Friseurhandwerk aufgenommen. Sie haben die Größe von Arbeit verstanden.

Ein wahrer Yogi unterscheidet niemals zwischen untergeordneter und angesehener Arbeit. Nur ein ignoranter Mensch macht einen solchen Unterschied. Manche Aspiranten sind zu Beginn ihres Weges bescheiden. Wenn sie sich dann aber einen Namen gemacht haben und Berühmtheit erlangt haben, Nachahmer und Bewunderer, Anhänger, Jünger haben, werden sie Opfer von Stolz.

Sie können keinen Dienst leisten. Sie können nichts auf ihrem Herzen oder Händen tragen. Der Yogi der den Koffer inmitten des Bahnsteigs auf seinem Kopf trägt, ohne das geringste Gefühl unter einer Vielzahl von Bewunderern, Jüngern, Anhängern, ohne jede Bescheidenheit, muss angebetet werden. Der weise Jada Bharata trug König Rahuganas Sänfte auf seinen Schultern ohne zu murren. Krishna schamponierte die Beine eines Raja als sein Friseur im Urlaub war. Rama trug einen Topf mit Wasser für die Waschung eines seiner Jünger. Krishna nahme die Gestalt eines geistigen Dieners in Form eines Knechts an und bezahlte das Geld dem Nawab im Namen seines Anhängers, Dhamaji. Wenn du wirklich auf deinem spirituellen Weg wachsen willst, musst du alle Arten von Dienst tun, bis zum Ende deines Lebens. Nur dann bist du sicher. Hör nicht auf Dienst zu leisten, wenn du ein berühmter Yogi bist. Der Geist des Dienstes muss in jeden Nerv, in jede Zelle, Gewebe und Knochen deines Körpers übergreifen. Es muss in dir verwurzelt sein. Nur dann wirst du ein echter, ausgewachsener, praktischer Vedantin.

Gibt es einen größeren Vedantin oder Karma Yogi als Buddha? Er lebt immer noch in unseren Herzen, weil der Geist des Dienens in ihm verwurzelt war, und er verbrachte sein gesamtes Leben, anderen auf verschiedenste Art zu dienen. Eine großmütige Seele, eine wie keine andere! Auch du kannst ein Buddha werden, wenn du selbstlosen Dienst mit der rechten Geisteshaltung tust.

Erreiche den Nirlipta Zustand

Krishna sagt in seiner Gita: “Tasmat Sarveshu kaleshu mam anusmara yudhya cha.“ „Denke jederzeit an mich und kämpfe.“ Gib den Geist an Gott und die Hand der Arbeit. Die Schreibkraft arbeitet an der Maschine und unterhält sich mit ihren Freunden. Der Spieler am Harmonium spielt auf der Orgel und redet und albert mit seinen Freunden herum. Die Dame strickt und redet mit ihren Gefährten. Der Geist des Mädchens, das den Wasserkrug auf dem Kopf trägt, ist bei dem Wasserkrug, obwohl sie mit ihren Gefährtinnen redet und scherzt, während sie die Straße entlangläuft. Eine Amme, die das Baby einer anderen stillt, ist in Gedanken mit ihrem eigenen Baby verbunden. Ein Kuhhirte, der anderer Leute Kühe hütet, ist in Gedanken bei seiner Kuh. Habe trotz deiner Haushaltsarbeiten oder Büroarbeiten deine Gedanken verwachsen mit den Lotusfüßen des Herrn. Du wirst schnell Selbstverwirklichung erfahren. Genauso wie das Wasser unberührt bleibt im Lotusblatt, genau wie Öl auf der Oberfläche des Wassers schwimmt, so sollst auch du in einer Welt inmitten von Sorgen, Freuden und Schwierigkeiten bestehen.

So wie die Zunge nicht betroffen ist, wenn sie Ghee zu sich nimmt, so sollst auch du unbeteiligt bleiben inmitten weltlichen Aktivitäten und Schwierigkeiten. Du musst deinen Nirlipta Zustand beibehalten. Das ist Jnana. Die ist Balance (Samata). Sie können nicht das Gleichgewicht und den Nirlipta Zustand in tausend und einem Mal beibehalten. Auf Dauer wirst du erfolgreich sein, wenn du in deiner Praxis beharrlich bist, und wenn du deinen Geist rechtens disziplinierst. Jeder Ausfall ist ein Pfeiler für den zukünftigen Erfolg. Erinnere dich gut an diesen Punkt.

Ein Karma Yogi sollte noch nicht einmal Liebe, Anerkennung, Liebe und Bewunderung von den Leuten erwarten, denen er dient. Nur derjenige, der seine Wünsche mindert und seine Indriyas kontrolliert, kann Karma Yoga machen. Wie kann ein luxoriöser Mensch mit zuwideren Indriyas anderen dienen? Er möchte andere ausnutzen und tyrannisieren. Eine weitere Bedingung ist, dadd man Erfolg oder Misserfolg, Gewinn oder Verlust, Sieg oder Niederlage gegenüber gleichmütig sein muss. Du musst frei von Raga und Dvesha sein. Eine Tat, welche geweiht ist, ausgeführt von einem der nicht an die Früchte denkt, frei von Anhaftung, ohne Liebe oder Hass, wird "rein" genannt. (Gita XVIII-23).

Was ist Karma?

Karma bedeutet Arbeit oder Handlung. Nach Jaimini, werden Rituale wie Agnihotra, Yajnas, u.a. als Karma bezeichnet. Es besteht eine versteckte Kraft in Karma, welches als Adrishta bezeichnet wird, dass Früchte für den Ausführenden hervorbringt. Karma ist alles für Jaimini. Karma ist alles für einen Schüler der Mimamsa Lehre der Gedanken. Jaimini ist der Gründer des Purva Mimamsa. Er war ein Schüler Maharshi Vyasas, dem Gründer des Uttara Mimamsa oder Vedanta. Die Mimamsa Lehre leugnet die Existenz von Ishwara, der die Früchte der Arbeit vergibt. Gemäß Gita ist jede Art von Tätigkeit Karma. Nächstenliebe, Opfergabe, Tapas sind alles Karmas. Im philosophischen Sinne, sind Atmen, Sehen, Hören, Schmecken, Fühlen, Riechen, Laufen, Sprechen, alles Karmas. Denken ist das wahre Karma. Raga-Dvesha bildet das wahre Karma.

Richtiges oder falsches Tun
Denke rechtens. Nutze dein Urteilsvermögen und gesunden Menschenverstand. Folge den Anordnungen der Sastras. So wird es dir möglich sein herauszufinden, ob du das richtige oder das falsche tust. Wenn du sagst, „Sastras sind unzählig. Sie sind wie das Meer. Ich kann kaum die Wahrheiten verstehen, die mir beigebracht worden sind. Ihre Tiefe kann ich weder messen noch begreifen. Sie sind Widersprüche. Ich bin verdutzt und verwirrt.“ Dann folge strengstens den Worten eines Gurus, in den du absoluten Glauben und Vertrauen hast. Die dritte Möglichkeit ist: Habe Angst vor Gott. Zieh dein Gewissen zurate. Die läutende, innere Stimme wird dich führen. Sobald die Stimme vernimmst, zögere nicht einen Augenblick mehr. Beginne die Angelegenheit gewissenhaft, ohne jemanden zu Rate zu ziehen. Übe der inneren Stimme morgens um vier Uhr zu lauschen. Wenn Angst da ist, Scham, Zweifel oder Gewissensbisse, sei dir sicher, dass du das falsche tust. Ist dort Freude, Begeisterung oder Zufriedenheit, begreife dass du das richtige tust.

Innere Stimme
Wenn die vielen einengenden Fesseln des Atmas duch Sadhana gelöst wurden, wenn die verschiedenen Vrittis im Geiste durch mentale Übungen oder Gymnastik unter Kontrolle gebracht wurden, wenn das Bewusstsein nicht aktiv ist, betrittst du das Reich des geistigen Lebens, das phantastische Bewusstsein, wo Buddhi und die reine Vernunft, die Fähigkeit der unmittelbaren Erkenntnis der Wahrheit sich manifestieren. Du gelangst in das Königreich des Friedens, wo es nichts zu sagen gibt, wo du die Stimme Gottes hörst, die klar und rein ist und eine steigende Tendenz hat. Höre der Stimme mit Aufmerksamkeit und Interesse zu. Sie wird dich führen. Es ist die Stimme Gottes.

Die Hauptpunkte des Karma Yoga

Satsang ist hilfreich

- Auszug aus dem Buch "Die ersten Stufen des Yoga" von Swami Sivananda -

1. Karma Yoga bedeutet selbstlosen Dienst an der Menschheit. Der wichtigste Gesichtspunkt ist: Dienst an der Menschheit ohne Ichdenken oder Bindung. Die zentrale Lehre der Gita ist selbstloses Wirken. Gott Krishna sagt: „Wirke ununterbrochen. Es ist deine Pflicht, zu wirken. Aber erwarte keinen Ertrag für dich."
2. Das menschliche Denken ist so geartet, dass es nicht ohne Erwartung eines Lohnes oder wenigstens einer Anerkennung arbeiten kann. Du wirst dein Denken so schulen müssen, dass es uneigennützig arbeitet. Weltlich gesinnte Menschen können den Geist von begehrlosem (Nishkamya) Karma Yoga nicht begreifen, weil ihre Gedanken noch mit Unreinheit geladen oder gesättigt sind. Leiste deshalb eine Zeit lang ernsthaft irgendeinen Dienst. Dann wirst du den Geist selbstlosen Dienen erfassen.
3. Ein Karma Yogi muss absolut frei von Gier, Verlangen, Zorn und Ichdenken sein. Nur dann kann er wirklich nützliche Dienste leisten. Selbst wenn nur geringe Spuren dieser Mängel (Doshas) festzustellen sind, muss er sie, eine nach der anderen, zu beseitigen suchen.
4. Ein Karma Yogi muss immer ein liebenswürdiges, liebevolles, soziales Verhalten zeigen. Er sollte vollkommene Anpassungsfähigkeit, Duldsamkeit, Sympathie, kosmische Liebe und Barmherzigkeit beweisen. Er sollte fähig sein, sich an die Art und Weise anderer anzugleichen. Sein Herz sollte allumfassend und allumschließend sein. Er soll alle gleich bewerten und ruhigen, ausgeglichenen Gemütes sein. Das Wohlergehen anderer sollte ihn freuen. Er halte alle seine Organe unter strenger Kontrolle. Er soll ein sehr einfaches Leben führen, Beleidigungen, Nichtachtung, Schimpf, Kritik, Unverschämtheit, Schande, harte Worte, Hitze, Kälte und schmerzhafte Krankheiten gleichmütig ertragen. Er muss über die Fähigkeit verfügen, alles zu erdulden und unbedingt an sich, an Gott, an die heiligen Schriften und die Worte seines Guru glauben. Ein solcher Mensch wird ein guter Karma Yogi und erreicht schnell das Ziel.
5. Wer wirklich der Welt dient, dient sich selbst. Wer anderen ehrlich hilft, hilft sich selbst. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Wenn du einem anderen Menschen oder deinem Vaterland dienst, denke immer dabei, dass dir der Herr eine seltene Gelegenheit schenkte, durch Dienen dich zu bessern, zu berichtigen und zu formen. Sei jedem Menschen dankbar, der dir eine Gelegenheit gab, ihm zu dienen.
6. Karma Yoga bereitet das Denken des Menschen dafür, dass er Licht oder Erkenntnis empfangen kann. Er weitet das Herz und sprengt alle Schranken, welche die Vereinigung oder Einheit noch verhindern. Karma Yoga ist eine wirksame Übung (Sadhana) für Reinigung des Denkens (Chitta Shuddhi).
7. Durch selbstlosen Dienst läuterst du dein Herz. Ichdenken, Hass, Eifersucht, Überlegenheitsgefühl und alle ähnlichen negativen Eigenschaften werden verschwinden. Demut, reine Liebe, Mitgefühl, Duldsamkeit und Barmherzigkeit werden sich entfalten. Alle Trennungsgefühle werden vernichtet. Selbstsucht wird ausgerottet. Du wirst eine weite und groß-zügige Lebensanschauung gewinnen. Du wirst beginnen, Gemeinschaft und Einheit zu fühlen. Am Ende wirst du Erkenntnis des Selbst erlangen. Du wirst Eines in Allem und Alles in Einem wahrnehmen. Du wirst unbegrenzte Freude fühlen. Die Welt ist nichts anderes als eine Offenbarung Gottes. Dienst an Menschheit und Vaterland ist Gottesdienst. Dienst ist Anbetung.
8. Im allgemeinen sind die Leute ungeduldig und erwarten psychische Kräfte (Siddhis) schon, wenn sie erst ein wenig Dienst geleistet haben. Der echte Karma Yogi, der den Menschen mit Demut dient, indem er Gott in jedem Angesicht schaut (Atma Bhav), wird der eigentliche Herr der Welt. Er wird von allen gehört und geachtet. Je mehr du mit Atma Bhav dienst, um so mehr Kraft, Energie und Fähigkeiten wirst du gewinnen. Ube täglich und du wirst es fühlen.
9. Wenn der Gedanke, andern Gutes zu tun, einem Menschen in Fleisch und Blut überging, wird er überhaupt keine selbstsüchtigen Beweggründe mehr hegen. Es macht ihm unendliche Freude, andern zu dienen und ihnen Gutes zu tun. Lebhafter Dienst ohne selbstische Begierde (Nishkamya) schenkt eine besondere Freudigkeit und Beglückung (Ananda). Wer unmittelbar und selbstlos handelt, empfängt innere Kraft und Stärke des Geistes.
10. Nörgle oder murre nie, wenn du andern dienst. Freue dich, dass du dienen kannst. Sei jederzeit dazu bereit. Suche nach Gelegenheiten zu dienen, versäume auch nicht die unscheinbarste Möglichkeit, ja schaffe dir Gelegenheiten. Bereite das Feld für gute Dienste.
11. Wer selbstlos (Nishkamya) Karma Yoga übt, müht sich nie vergebens. Man tut nichts Böses und verletzt kein Gesetz. Schon ein wenig Karma Yoga kann dich vor der großen Furcht vor Geburt und Tod mit allen damit verbundenen Übeln beschützen. Du wirst die Früchte von Karma Yoga ernten, die Erkenntnis des Absoluten (Jnana). Hier gibt es nichts Ungewisses. Der Karma Yoga-Pfad führt letztlich zum Gewinn der Seligkeit des Selbst.

Karma Yoga als verhaftungsloses Tun

Handle engagiert ohne Verhaftung

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Bhagavad Gita, 2. Kapitel, Verse 39 – 51.

Karma Yoga als verhaftungsloses Handeln und Jnana Yoga. Wie kann man seinen Alltag spritualisieren und wie kann man handeln, ohne gebunden zu sein. Dies ist eines der wichtigen Themen der Bhagavad Gita.

Die Bande des Karmas abwerfen

Vers 39

Du hast die Weisheit über Sankhya gelernt, höre nun die Weisheit über Yoga. Wenn du sie besitzt, oh Arjuna, wirst du die Bande des Karma abwerfen.

Krishna spricht hier über Jnana Yoga, dem Yoga des Wissens und über Karma Yoga, dem Yoga des Tuns. Er hat gesagt, er hat bisher über Sankhya gesprochen, über Brahman, über Atman, der Unsterblichkeit der Seele usw. Ab Vers 10 bis Vers 38 des 2. Kapitels ging es um Sankhya im Sinne von Jnana Yoga. Dabei ist nicht hauptsächlich das Sankhya-Philosophie System gemeint, eines der sechs Darshanas, sondern allgemein Jnana Yoga. Und Jnana Yoga kann auf der Terminologie des Sankhya basieren, dieses verwendet Krishna, wenn er über Purusha und Prakriti spricht. Sankhya kann sich aber auch auf Vedanta, Uttara Mimamsa (= die nach oben ausgerichtete Betrachtung) beziehen

Und wenn Krishna in diesen Versen über Yoga spricht, dann meint er damit Karma Yoga, der Yoga der Tat und der Handlung.

Arjuna fragt Krishna, „was soll ich jetzt tun? Soll ich jetzt handeln oder soll ich mich zurückziehen und einfach nur noch meditieren?“ Und Krishna greift das auf, indem er sagt: „ich habe dir erst einmal über Sankhya erzählt, der Unsterblichkeit der Seele. Egal was du tust, du wirst dich nicht verändern. Daher spielt es keine große Rolle, ob du kämpfst oder nicht kämpfst, was du tust oder nicht tust.“

Mit diesen Worten kann er erst einmal die Verzweiflung aus Arjuna herausnehmen.

Wenn du vor einer wichtigen Entscheidung stehst, hilft es, erst einmal zu sagen: so wichtig ist die Entscheidung nicht. Die Seele ist unsterblich und egal, was geschieht, es ist vergänglich. Auf einer Ebene der Relativität ist alles was du tust irgendwann wieder verschwunden. Und auf einer absoluten Ebene passiert nichts. Auf dieser Grundlage kannst du dir sagen, dass du dich nicht so wichtig nehmen sollst.

Dann gibt es die zweite Grundlage und das ist Karma Yoga. Mit Karma Yoga kann man die Bande des Karma abwenden. Das Gesetz des Karma ist das Gesetz von Ursache und Wirkung. Wenn du etwas tust, dann reagierst du auf etwas. Du bist dann in einer karmischen Situation.

Und in dieser karmischen Situation, Prarabda Karma, das Karma, das sich in diesem Leben manifestiert, erfährst du etwas und du reagierst darauf mit Identifikation oder Wunsch und schaffst dadurch neues Karma, was dann wieder zur Ursache für künftiges Karma wird. Dadurch schaffst du wiederum neues Karma, Agami Karma. Das bleibt dann eine Weile dort als Sanchita Karma, angehäuftes, gespeichertes Karma, dessen Lektionen in der Zukunft auf dich zukommen, und dann wirst du neues Prarabda Karma säen. Das sind die Bande des Karma.

Mit Karma Yoga kannst du diese Bande des Karmas durchtrennen. Du wirst also nicht mehr neues Karma schaffen, du wirst nur die Lektionen lernen, die das Schicksal dir bereit hält. Wie das geht, das wird Krishna in den nächsten Versen sagen.

Keine Anstrengung ist vergebens

Jeder muss sein Kreuz tragen

Vers 40

Beim Karma Yoga ist keine Anstrengung vergebens und es entsteht auch kein Schaden.

Er sagt gleich zu Anfang, selbst wenn du nur ein bisschen umsetzt, hilft dir das schon. Schon ein wenig von diesem Wissen, schon ein wenig Praxis von diesem Yoga schützt vor großer Furcht und hilft bei großer Gefahr. Er sagt, wenn du das machst, dann vermeidest du Schaden, schlechtes Karma für dich und für andere.

Einpünktige Entschlossenheit ist geboten

Vers 41

Hier, oh Arjuna, gibt es nur einpünktige Entschlossenheit. Weit verzweigt und endlos sind die Gedanken der Unentschlossenen.

Er sagt, du kommst durch die Einstellung des Karma Yoga zur Entschlossenheit. Du wirst nicht ständig überlegen, ob du das Richtige gemacht hast ob du es nicht richtig gemacht hast und fragst nicht, ob du es nicht hättest anders machen sollen. Und du hast dann nicht mehr die Vorstellung davon, dass nicht alles von dir abhängt. Die Einstellung des Karma Yoga hilft, mit Entschlossenheit das zu tun, was zu tun ist.

Wünsche bescheren dir eine neue Geburt

Wünsche binden dich an Samsara

Vers 42

Blumige Worte finden die Unweisen, die in den rühmenden Worten der Veden gefallen finden, oh Arjuna und sie sagen: „es gibt nichts anderes“.

Vers 43

Sie sind voller Wünsche, der Himmel ist ihr Ziel und das Ergebnis ihres Tuns ist eine neuerliche Geburt. Sie schreiben verschiedene Methoden mit einer Überfülle von bestimmten Handlungen vor, um Vergnügen und Macht zu erlangen.

Hier spricht Krishna über die Veden und zwar von bestimmten Teilen davon. Es gibt zwei Teile der Veden, den Karma Kanda, Handlungen und Rituale und den Jnana Kanda, beschreibt das höchste Wissen und wie man dorthin kommt. Karma heißt hier, das Gesetz des Karmas. Und wie kann man das Gesetz des Karmas nutzen, um seine Wünsche zu erfüllen? Das kann man zum Beispiel bei einem bestimmten Opferritual, einer bestimmten Puja, einem bestimmten Mantra oder indem man Tapas übt (bestimmte Askese-Übungen) oder auch etwas tut, indem man spendet, um konkretes zu erreichen. Es gibt sogar bei der Puja wie auch bei der Homa einen Moment, der sich Sankalpa nennt. Dabei kannst du einen Wunsch oder ein bestimmtes Anliegen äußern mit dem Wunsch dahinter, um das oder jenes zu erreichen. Genauso könntest du auch sagen, „lieber Gott, bitte gib mir, dass ich den Job bekomme“, „bitte gib, dass mein Unternehmen funktioniert und dafür gebe ich dir eine gewisse Menge Geld“. Das ist auch eine Form der spirituellen Praxis, man würde fast sagen, der religiösen Praxis. Du machst etwas, um dafür belohnt zu werden. Und tatsächlich ist vieles in der populären Religion darauf zurückzuführen. Menschen geben Gott ein Versprechen und sie sagen, wenn ich das und das bekomme, dann werde ich das und das Tun. Sozusagen ein gewisser Handel gegenüber Gott.

„Lieber Gott, ich möchte gerne die Gunst dieses Menschen erlangen!“. Vielleicht bist du verliebt und sagst, „wenn das gelingt, dann werde ich das und das tun“. Und in den Veden gibt es Teile, in denen das auch beschrieben wird. Um dies und jenes zu erreichen, musst du diese und jene Puja machen, das und das Mantra wiederholen, so und soviel Geld in karitative Werke stecken usw.

Krishna aber sagt, das ist nicht Spiritualität. Tue nichts spirituelles, um nachher etwas anderes dafür zu bekommen. Das zu tun heißt, gebunden zu sein an sein Karma und damit schaffst du neues Karma. Vielleicht schaffst du dir ja gutes Karma. Aber es ist letztlich egal, ob du in Goldketten gebunden bist oder in rostigen Eisenketten. Ketten sind Ketten und Karma Yoga heißt, dich zu lösen von den Ketten des Handelns.

Und das würde auch Arjuna sagen, denn Arjuna hat im ersten Kapitel davon gesprochen, dass es, wenn er jetzt das und das tut, eine negative Konsequenz gibt und egal, was er tut, es wird immer eine negative Konsequenz haben. Wenn man seine Pflicht nicht erledigt, schafft es negatives Karma.

Und Krishna sagt, es gibt einen Weg, wie du schlechtes Karma vermeiden kannst und das ist Karma Yoga. Die Lektionen zu lernen, aus den Erfahrungen, die das Karma gibt und zu handeln ohne Verhaftungen, um kein neues Karma zu schaffen.

Richte dich auf Meditation aus

Geh tief nach innen und schau dein eigenes Selbst

Vers 44

Menschen, die an Vergnügen und Macht hängen und deren Geist durch solche Lehren abgelenkt wird, entwickeln nicht diese Bestimmtheit, die stets auf Meditation und Samadhi ausgerichtet sind.

Das musst du dir bewusst machen. Es geht in der Spiritualität letztlich um die Gottverwirklichung. Und es gibt immer wieder auch relative Wirkungen der Spiritualität. Du übst Asanas und Pranayama - natürlich für die Gottverwirklichung - aber auch, um gesund zu sein oder zu bleiben oder um mehr Prana zu haben. Du übst Raja Yoga, auch um Gottverwirklichung zu erreichen, den Geist zu kontrollieren, aber vielleicht auch, um erfolgreicher in deinem Job zu sein durch klarere Konzentration und mehr Ausstrahlung, um das zu bekommen, was du willst.

Du lässt dein Prana erhöhen, um damit die Chakras zu öffnen und damit die Kundalini zu erwecken und Eins zu werden mit dem Kosmischen. Aber vielleicht willst du auch dein Prana erhöhen, um mehr Ausstrahlung zu haben oder vielleicht auch um sexuell attraktiver zu sein. Du übst so vieles, du wirst vielleicht auch Yogalehrer. Vielleicht hast du auch schon angefangen, selbst zu unterrichten. Und wahrscheinlich ist deine Hauptmotivation die, Gutes zu tun. Aber vielleicht lernst du auch, wie man unterrichtet, um Geld zu verdienen und evtl. auch, um Respekt und Anerkennung zu bekommen.

Grundsätzlich sagt Krishna, „wenn du spirituelle Dinge tust, um etwas zu bekommen, dann dient das für dich nicht zur Befreiung. Je mehr du spirituelle Praktiken übst, um Gott zu verwirklichen, desto mehr hast du diese einpünktige Bestimmtheit, mit der du zu Gott kommst“.

Krishna lehrt letztlich den ganzheitlichen Yoga, um auf verschiedenen Ebenen zu handeln und bei Yoga Vidya lehren wir ebenso diesen ganzheitlichen Yoga mit den vier Purushartas:

  • Kama = Sinnesbefriedigung
  • Artha = Ziel, beruflicher Erfolg
  • Dharma = seine Anliegen umzusetzen, seine Talente zu entwickeln
  • Moksha = Befreiung

Krishna sagt, wenn du zu sehr eine gemischte Motivation hast, dann hast du nicht die Einpünktigkeit, die es braucht, um zu Samadhi zu kommen. Wenn du Samadhi erreichen willst, dann achte nicht zu sehr auf deine anderen Wünsche, sondern tu das, was du tust, um Befreiung zu erlangen. Und auch dann, wenn du wirklich mit einpünktiger Bestimmtheit zur Gottverwirklichung kommen willst, gilt es auch, deine Pflichten und Aufgaben zu tun“.

Transzendiere die Eigenschaften der Natur

Vers 45

Die Veden sprechen von den drei Eigenschaften der Natur. Erhebe dich über diese drei Eigenschaften. Oh Arjuna, befreie dich von den Gegensatzpaaren und weile immer in der Eigenschaft von Sattva, Tugend frei von dem Gedanken an Erlangen und Behalten und ruhe fest im Selbst.

Es gibt drei Eigenschaften, Gunas - Sattva, Rajas und Tamas. Und die Veden sprechen über diese drei Eigenschaften und sagen, kultiviere Sattva. Tamas – Trägheit, Dunkelheit, gilt es zu überwinden. Das Egoistische, das Besser-sein-wollen als andere, Wunschstreben, das getrieben sein von Gier und Ärger, Neid und Eifersucht gilt als rajasig. Überwinde dies.

Entwickle sattva. Sattva heißt Reinheit, Licht, Harmonie. Das, was an Sat - der Wahrheit - ausgerichtet ist. Das, was aus Sat, der Wahrheit kommt, das, was dich zurückführt zu Sat.

Also, er sagt hier, erhebe dich über die Gegensatzpaare, aber verweile zuerst in der Eigenschaft von sattva. Dann erhebe dich über die Gegensatzpaare wie

Diese sind nicht so wichtig. Und dann verweile zwar in Sattva, erhebe dich aber darüber.

Der Mensch geht durch Veränderungen, etwas tamas wirst du immer haben, sei es, weil du müde bist. Etwas rajas wirst du haben, mit dem Drang danach, etwas zu tun. Und sattva wirst du auch haben. Aber du bist nicht Sattva. Und du solltest sogar über Sattva hinauslaufen. Und so sagt er, frei von Gedanken an Erlangen und Behalten.

Menschen wollen etwas erlangen, sie wollen Geld haben, sie wollen Eigentum haben, sie wollen geliebt werden, Anerkennung von anderen, Wissen erlangen und behalten. Und wenn man dies schon hat, dann will man es behalten. So lange wie man etwas erlangen will ist man wunschgetrieben. Und wenn man es dann behalten will ist man wunschgetrieben. Es geht aber nicht darum, nicht etwas zu erlangen, sondern es geht darum, loszulassen. Es geht darum, dienen zu wollen und nicht verhaftet zu sein.

Die Veden sind für den Weisen nutzlos

Wahres Wissen ist nicht in Büchern

Vers 46

Für den Brahmanen mit Selbsterkenntnis sind alle Veden ebenso viel wert wie ein Wasserbehälter an einem überfluteten Ort.

Nur ein Weiser, der das Selbst verwirklicht hat, für den haben die Veden keinen Nutzen, denn er besitzt das unendliche Wissen über das Selbst. Wenn also genügend Wasser da ist, brauchst du nicht noch zusätzlich Wasser anzuschleppen! Krishna spricht deshalb besonders intensiv, weil Arjuna aus der Purva Mimamsa Tradition kommt. Ihm geht es darum, seine Pflicht zu tun und dann dafür Gutes zu bekommen. Ihm geht es zwar eigentlich um die Gottverwirklichung, aber er hat gelernt, wenn man dies macht bekommt man das, oder wenn man jenes macht, kriegt man etwas anderes.

Und so hat er Angst, etwas Falsches zu tun, denn dann beginge er Papa, eine Sünde und das bedeutete dann negatives Karma. Er will deshalb Papa verhindern. Krishna sagt, gehe über das hinaus, was Sünde oder Nicht-Sünde ist, ja, er sagt auch in späteren Versen im 3. Drittel der Bhagavad Gita, dass es ethische und unethische Handlungen gibt und dass er selbstverständlich das Ethische tun soll. Und er sagt auch, sattva ist wichtig. Sattva entspricht auch der Ethik und dem, was aus Liebe und Mitgefühl entsteht.

Erledige deine Pflichten ohne Belohnung

Vers 47

Du hast nur das Recht zu handeln und deinen Pflichten nachzukommen, aber keinen Anspruch auf die Früchte deines Tuns. Lass weder die Früchte deiner Handlung dir Motiv zur Handlung sein, noch wende dich zum Müßiggang.

Das ist einer der wichtigsten Verse der Bhagavad Gita. Er sagt, dass du das Recht und die Aufgabe hast, deinen Pflichten nachzukommen. Es geht also darum, dass du überlegst, was deine Pflicht ist, was dein Svadharma, Rechte und Pflichten, ist. Es geht nicht darum, dass du deshalb dafür belohnt werden sollst. Du kannst deine Pflicht tun und trotzdem Misserfolg ernten und trotzdem Probleme bekommen. Wir müssen unser scheinbar negatives Karma ernten, um dadurch zu wachsen. Die Situationen, in die wir kommen hängen nicht unbedingt damit zusammen, wie wir vor kurzem gehandelt haben. Wir haben karmische Lektionen bekommen, um unsere Erfahrungen damit zu machen und um zu handeln, so gut wir können. Was nachher dabei herauskommt ist nicht wichtig. Nur, was du tun solltest, um das größtmögliche Gute zu bewirken und dies nachher loslassen.

Wenn es dir nicht um die Früchte deiner Handlungen geht, dann heißt das nicht, dass du deshalb nicht engagiert tätig bist, sondern bedeutet, dass du das Richtige tust. Das ist manchmal ein Problem in gemeinnützigen Vereinen. Menschen, die nichts dafür bekommen was sie tun, engagieren sich so ein bisschen, soweit es ihnen Spaß macht, und wenn sie keine Lust mehr haben lassen sie los und geben es ab, bzw. auf. Das ist dann nicht Verhaftungslosigkeit, sondern das ist Verantwortungslosigkeit. Und die wenigen in einem Verein, die verantwortungsbewusst sind, müssen dann immer wieder alles abfangen.

Wende dich also nicht dem Müßiggang zu und handle nicht verantwortungslos. Erkenne, was zu tun ist und tue das, was zu tun ist mit großem Engagement, mit Hingabe und mit Freude. Tue es für Gott, tue es für die Menschen.

Sei fest im Yoga und handle ohne Verhaftung

Lass Gott durch dich handeln

Vers 48

So handle, oh Arjuna und sei fest im Yoga. Gib alle Verhaftungen auf und bewahre Gleichmut in Erfolg und Misserfolg. Ausgeglichenheit im Geist oder auch Gelassenheit wird Yoga genannt.

Hier gibt Krishna das Schlüsselwort für Gelassenheit, dem Handeln ohne Verhaftung. Tue, was zu tun ist, frage dich, was deine Aufgabe und auch deine Pflicht ist, und wie gut du für das größtmögliche Gute tätig sein kannst. Was ist die Lektion hier und dann handle, so gut du kannst ohne Verhaftung. Ohne Verhaftung an die Handlung deshalb, weil du das vielleicht nachher loslassen musst, weil diese Aufgabe vielleicht jemand anders übernehmen wird. Sei ohne Verhaftung an den Erfolg, es kann sein, dass du alles richtig machst und du trotzdem Misserfolg hast. Auch wenn du dich für etwas engagierst und alles gut ist, dir aber niemand für deine Tätigkeit dankt, sei ohne Verhaftung an die Früchte. Wenn du dies so übst, dann bist du in Samatva, Gelassenheit und Gleichmut.

Nimm Zuflucht bei der Weisheit

Vers 49

Handeln ist im Yoga der Weisheit weit unterlegen, oh Arjuna. Nimm Zuflucht bei der Weisheit. Unglücklich sind die, deren Motiv die Früchte der Handlung sind.

Karma ist zum einen Handlung und zum anderen das Gesetz von Ursache und Wirkung. Karma ist also auch die Situation, in der du gerade bist. Krishna sagt, wenn du etwas nur tust, nur um das Gesetz von Karma auszunutzen, also Gutes zu tun, um anschließend etwas Gutes zu bekommen und Schlechtes zu vermeiden um karmische Bestrafung zu vermeiden, dann ist das nichts bedeutungsvolles. Auf eine gewisse Weise heißt das, dass du angst- und belohnungsmotiviert bist. Damit kommst du nicht zur Befreiung.

Er sagt, das ist sehr dem Buddhi Yoga, Yoga der Einsicht, unterlegen. Die Einsicht nämlich, dass es deine Aufgabe ist, deine Pflicht zu tun und nicht verhaftet zu sein an Erfolg und Misserfolg führt dich zur Befreiung. Wenn du aber nur Gutes tust, um belohnt zu werden, um also das Gesetz des Karmas auszunutzen, dann wirst du dort gebunden sein und du wirst unglücklich sein, wenn etwas nicht gelingt. Und die karmischen Früchte überlagern sich ja auch. Es liegt nicht ganz in deiner Hand. Du kannst ein guter Mensch sein, du kannst alles geschickt tun, du kannst mit Engagement bei der Sache sein und trotzdem kann alles, was du getan hast vollständig zusammenbrechen. Wenn du nur nach Anerkennung strebst wirst du unglücklich sein, auch weil du ständig überlegen wirst, ob alles ausreichend war, was du getan hast.

Yoga ist Geschick im Handeln

Tu was zu tun ist und lass los

Vers 50

Der Mensch, der Weisheit, Gemütsruhe, besitzt, weist in diesem Leben, in dieser Welt, gutes wie auch schlechtes Karma von sich, deshalb widme dich dem Yoga. Yoga ist Geschick im Handeln.

Hier spricht er von Sukrita und Duskrita. Sukrita sind gute Handlungen und Duskrita sind schlechte Handlungen. Und gute Handlungen sind Handlungen, die gutes Karma erzeugen, Duskrita sind schlechte Handlungen, die schlechtes Karma erzeugen. Und er sagt, überwinde diese Vorstellung, gutes zu tun, um gutes zu bekommen und schlechtes zu meiden, um schlechtes Karma zu vermeiden. Jemand, der Weisheit besitzt, handelt nicht mehr, um belohnt zu werden und hat auch keine Angst mehr vor Strafe. Er tut aber das, was gut ist und tut es so gut, wie er es kann. Er sagt deshalb, Yoga ist deshalb Geschick im Handeln. Kaushala heißt Geschick und Engagement, Energie und Enthusiasmus, es bedeutet aber auch loslassen. Daher sagt er nochmals, wenn du Weise bist, dann überwinde die Vorstellung, dass du für gute Handlungen belohnt werden müsstest und höre auf, Angst vor falschen Handlungen zu haben, tue das, was du tust mit Engagement, mit Geschick, so gut du kannst. Yoga Karma Sukhausalam, Kaushalam, und dann, lasse los.

Weise gehen jenseits allen Leidens

Vers 51

Die Weisen, die mit Wissen erfüllt sind, die die Früchte ihrer Handlungen aufgegeben haben und die frei sind von den Fesseln der Geburt, gehen an einen Ort, der jenseits allen Leidens ist.

Was geschieht, wenn du wie ein Weiser bist? Wenn du wie ein Weiser handelst und mit Wissen erfüllt bist. Das Wissen, dass du das unsterbliche Selbst bist. Darüber sprach er ab Vers 10 im 2. Kapitel. Auch darüber, dass du nicht der Körper bist. Der Körper kommt und geht, er ist wie ein Kleidungsstück, das du anziehst und irgendwann wieder ausziehst. Die Erfahrungen die du machst kommen und gehen. Er sagte vorher, die Erfahrungen sind die Kontakte der Sinne mit den Objekten, sie haben ein Anfang und ein Ende, sie haben Höhen und Tiefen, ertrage sie tapfer, oh Arjuna.

Sei weise, es geschieht, was geschehen soll. Tue deine Pflicht im Rahmen des kosmischen Ganzen, sei ein Instrument, hänge nicht an den Früchten des Handelns. Dann bist du gelöst von den Fesseln der Geburt. Fesseln der Geburt heißt, dass du neues Karma schaffst, du handelst, um etwas Gutes zu bekommen oder aber du lässt los und gehst an einen Ort jenseits allen Leidens.

Durch Erwartungen entsteht Leiden. Wenn du etwas tust, um etwas zu erreichen entsteht Leiden.

Durch Karma Yoga hat man sofort die Wirkung, jenseits des Leidens zu gehen. Du wirst befreit von allen Verhaftungen die kommen und gehen. Du erreichst einen Zustand jenseits von allem Leiden. Was heißt das also? Wenn du darüber nachdenkst, dass alles Leiden durch Verhaftung und Erwartung entsteht, dann tue das, was zu tun ist, so gut wie du kannst und lasse dann los.

Wie oft ärgere ich mich, dass ich nicht bekomme, was mir zusteht. Wie oft ärgere ich mich, weil ich nicht so behandelt werde, wie ich behandelt werden sollte. Wie oft ärgere ich mich, dass ich ungerecht behandelt wurde. Wie häufig habe ich Wünsche und bin traurig, dass sie nicht erfüllt wurden? Sei dir bewusst, dass Selbsterkenntnis der erste Schritt zur Besserung ist. Lasse dann los und übergib es Gott.

Und dann beobachte dich auch, wenn du plötzlich bemerkst, dass du die Motivation, etwas zu tun verlierst, wenn es dir nicht mehr darum geht, persönliches dafür zu bekommen.

Dann lächle darüber und werde dir dessen bewusst. Tu das, was zu tun ist, so gut wie du kannst und du wirst sogar feststellen, dass es dir sogar Freude macht, ohne an Erfolg und Misserfolg und ohne an Angst und Bestrafung zu denken.

Video - Karma Yoga als verhaftungsloses Tun

Die ideale Karma Yoga Handlung - ein Vortrag von Sukadev Bretz 2018

Selbstloses Dienen mit Engagement und Freude
  • Wie kannst du handeln ohne Verhaftung?
  • Wie kannst du im Alltag Karma-Yoga üben?
  • Was heißt es handeln ohne Verhaftung und trotzdem engagiert sein?
  • Was heißt das wie man eine Handlung ausführt ohne gebunden zu sein?
  • Wie kann man handeln ohne neues Karma zu schaffen?
  • Wie kannst du im Alltag so handeln, dass du spirituell daran wächst?

Karma Yoga Motive

Wenn man handelt gilt es zunächst einmal es gibt ein Motiv. Warum handelst du? Und es gibt verschiedene Karma Yoga Motive. Du kannst handeln um zu dienen. Du kannst zum Beispiel handeln um Gott zu dienen, einem Menschen zu dienen, vielen Menschen zu dienen, uneigennützigen Werken zu dienen usw. Du kannst auch handeln aus Verantwortung heraus. Einfach weil du weißt du hast die und die Aufgabe, du bist in der und der Situation und du willst der Verantwortung gerecht werden. Dein Motiv kann auch sein, einer Eingebung zu folgen. Es kann sein, dass du von innen heraus eine Intuition bekommst, eine Inspiration, eine Eingebung und du weißt ja, ich muss das tun. Das sind einige der Motive.

Eigennützige Motive

Du siehst etwas was fehlt, weshalb die meisten Menschen handeln wäre, um Geld zu bekommen, Lob zu bekommen, Anerkennung zu bekommen, Zuneigung von anderen zu bekommen. Das wäre kein Karma Yoga Motiv, sondern das sind eigennützige Motive.

Wie handelst du?

Mit vollem Engagement

So gut wie es geht, mit vollen Engagement. Das ist etwas Wichtiges. Es gibt manchmal Menschen, die wollen Gutes tun, aber weil sie nachher nichts dafür bekommen, machen sie es eben halbherzig. Viele Menschen sind Vereinsmitglieder in gemeinnützigen Vereinen und so lange sie irgendwo Lust darauf haben machen sie es. Und wenn sie keine Lust mehr darauf haben lassen sie es sein. Oder sie fangen erst mal an in gemeinnützigen Vereinen mitzuhelfen, uneigennützig, aber irgendwann wollen sie etwas dafür bekommen. Dann ist es kein echtes Karma Yoga mehr. Also wie macht man es? So gut wie man es kann.

Mit Herz und Liebe

Man macht es außerdem mit Herz. Also man macht es mit Liebe, man macht es aus vollem Herzen und man macht es letztlich auch mit Freude.

Ohne Identifikation als Instrument

Dann ist auch noch wichtig wie macht man es? Man macht es als Instrument. Das heißt, du denkst nicht, dass alles nur von dir abhängt, sondern du fühlst dich als Instrument. Du lässt alles los und du sagst „dein Wille geschehe“. Und du stellst dir vor, dass letztlich Körper und Psyche Teil des kosmischen Körpers und Psyche sind. Du selbst bist das unsterbliche Selbst, das heißt dann auch ohne Identifikation. Ohne Identifikation heißt ich bin nicht der Handelnde. Du weißt zwar tust du etwas, aber du identifizierst dich damit nicht.

Verhaftungslos

Es geschieht, was letztlich auch als Instrument ohne Identifikation heißt, es heißt auch verhaftungslos. Verhaftungslos kommt an mehreren Stellen hinein, hier heißt du machst die Handlung verhaftungslos, weil du auch bereit bist jederzeit wieder loszulassen.

Falls du zum Beispiel irgendeine Aufgabe bekommen hast und da gibt es jemand Anderen, der die genauso gut kann wie du und das vielleicht gerne machen würde, dann hänge nicht daran, sondern gib das dem Anderen. Und du kannst dich dann für etwas Neues engagieren, also verhaftungslos. Oder auch du hast etwas gemacht so gut du es konntest und plötzlich ist es nicht mehr möglich das zu tun. Dann lass es los ohne daran zu hängen.

Ergebnis Gott darbringen

Das nächste ist dann, was machst du gegenüber dem Ergebnis? Also wenn die Handlung abgeschlossen ist, was machst du dann? Zunächst einmal Gott darbringen, das heißt du sagst „was auch immer ich getan habe, oh Gott, ich bringe es dir dar“, das heißt du machst es nicht um etwas Konkretes zu erreichen, sondern „oh Gott ich bringe es dir dar“. Und da du es Gott darbringst erwartest du dann keine Belohnung dafür. Und so heißt es auch gleichgültig gegenüber Erfolg. Also du tust es so gut wie du kannst, aber wenn es nachher schief geht auch ok.

Ideale Karma Yoga Handlungen - Swami Vishnu

Swami Vishnu Devananda

Swami Vishnu Devananda hat zum Beispiel Dinge mit großem Engagement gemacht und dann plötzlich losgelassen. Also einmal hat er die Eingebung gehabt er will eine Menschenkette machen zum 100-jährigen Geburtstag von Swami Sivananda von Rishikesh bis Kanyakumari, Südspitze Indiens. Das sind über 3000 km einschließlich Wüsten, Urwald usw., die möglicherweise zu umgehen sind, eventuell sind es dann 5000 km. Er hat sich groß engagiert und er hat mit vielen gemeinnützigen Vereinen dort gesprochen und wollte dann zusammen eine Stunde lang „Om Namo Narayanaya“ für den Weltfrieden singen.

Letztlich hätte es um die sechs Millionen Menschen bedurft. Und es gab dann auch einige Organisationen, die dafür bereit waren. Weiter wollte Swami Vishnu auch noch dabei singen „Namen sind viele, Gott sind eins, liebe dein Nächsten wie dich selbst“, Jesus, Buddha, Allah usw. wollte er alle Weltreligionen einbeziehen.

Dann hat die größte religiöse Organisation, die Swami Vishnu unterstützen wollte gesagt nein, wir sind Hindus und wenn du was Hindu mäßiges machen willst, dann unterstützen wir dich. Wenn du nichts Hindu mäßiges machen willst und sagst alle Religionen sind eins, dann machen wir nicht mit. Swami Vishnu hat dann festgestellt es geht nicht und dann hat er losgelassen. Denn die spirituellen Prinzipien wollte er jetzt nicht loslassen. So hat er das Ziel, die Menschenkette von Rishikesh bis Kanyakumari zu machen, losgelassen.

Nachher wurde es eine Menschenkette wo 10.000 Menschen dran beteiligt waren, das war auch schon eine ganze Menge 10 km. Aber es war schon was anderes, als wenn er es irgendwo 5000 km und 6 Millionen Menschen gewesen wären. Aber man konnte sehen, es hat Swami Vishnu nichts ausgemacht. Hat er eben seine Eingebung probiert und getan was er konnte mit Herz, Engagement. Wenn der Swami Vishnu etwas gemacht hat war er immer mit Enthusiasmus dabei, er hat sich als Instrument gesehen, hat sich aber auch nicht identifiziert, war verhaftungslos. Und nachher war es ihm auch egal, dass es nicht gelungen ist und das es etwas viel Kleineres geworden ist. Dieser Gleichmut gegenüber Erfolg und Misserfolg war etwas, was man im besonderen Maße gegenüber Swami Vishnu verehrte und besonders geschätzt hatte. Was man kaum bei einem anderen Menschen in diesem Grad tatsächlich erlebt hatte.

Mit dem Leichtflugzeug über die Berliner Mauer

Das nächste ist auch gleichmütig gegenüber Früchten oder gegenüber Belohnung. Anfang der 80er Jahre hatte Swami Vishnu die Inspiration er will über die Berliner Mauer fliegen. 1981 kam er vom Flughafen und hat gleich gesagt „kauft ein Flugzeug, ich will über die Berliner Mauer fliegen“, alle hatten gedacht, er ist verrückt geworden, was soll das Ganze, was soll das helfen. Er hat dann geschaut wie macht man das, welche Möglichkeiten gibt es usw. Nachdem verschiedene Möglichkeiten eruiert waren hat er 1981 erstmal gesagt, klappt nicht. Hat alles losgelassen, es schien, als hätte er es ganz losgelassen.

Zwei Jahre später hatte er plötzlich wieder die Eingebung gehabt er müsse über die Berliner Mauer fliegen. Diesmal hatte er es genauer überlegt und irgendwo kam ihm dann auch eine Idee eben mit einem Ultraleichtflugzeug, das kann man über die Grenze nach West-Berlin schmuggeln, in einem Lkw. Und dann hat er das gemacht, hat drüber gesprochen und es gab wieder Widerstände unter seinen Schülern. Außerdem kostet das Ganze Geld. Swami Vishnu hatte nie irgendwelche Gelder gehabt. Die Sivananda-Yoga Center hatten immer eher nur Schulden gehabt und immer wieder Banken, die gesagt hatten entweder ihr zahlt oder die Ashrams werden versteigert. Es war also keine Einfache Situation. Aber er hatte das mit vollem Enthusiasmus gesagt und er hatte irgendwo gespürt, das ist seine Aufgabe als Instrument.

Immer wieder gab es Höhen und Tiefen, dann wurde jemand gefunden der eine Erbschaft gemacht hatte und 100.000 DM für ein Global Village Peace Festival gegeben hat, so das ein Friedensfestival in Berlin stattfinden konnte, dass das Flugzeug in zweifacher Ausführung gekauft werden konnte, also ultraleicht war jetzt nicht so teuer. Swami Vishnu nahm noch Flugstunden usw. und dann gelang es am 15. September 1983, Swami Vishnu flog über die Mauer und dann landete er in Ost-Berlin.

Ein paar Bauern hatten ihn gefunden auf einem Feld in Ost-Berlin. Dann kamen die Volkspolizei und die Stasi und er wurde verhört. Und schließlich bekam er ein Sandwich und wurde wieder zurück geschickt nach West-Berlin. Dort gab es dann ein riesen Tohuwabohu, Presse, Rundfunk, Fernsehen, alle haben darüber berichtet, es erschien in den Nachrichten, war auch auf den Titelseiten der wichtigsten Zeitschriften usw.

Swami Vishnu war dort in dem ganzen Trubel erstmal drin, danach wollten ihn Fernseh- Talkshows einladen. Der Stern wollte eine Exklusiv-Story darüber publizieren und einige andere auch. Swami Vishnu sagte:

„Die Aufgabe ist erledigt ich hab´s gemacht, ich geh jetzt in keine Talkshow und ich werde jetzt auch kein Feacher sein, es ist mir nicht darum gegangen berühmt zu werden, sondern ich hab das getan, weil ich gemerkt hatte was zu tun ist“.

Mehrere Jahre Vorbereitung, sehr viel Geld und Zeit investiert, so viele Menschen haben ihn unterstützt und anstatt jetzt die Früchte zu ernten geht er einfach wieder zurück nach Kanada und bereitet das nächste Projekt vor, mit einem Doppeldeckerbus nach Indien zu fahren, von England über den Balkan usw. nach Indien, um dann dort Vorträge zu geben. Ihm ging es nicht um Belohnung, er hat das nicht gemacht um Anerkennung zu bekommen. Und er wollte sich auch nicht im Erfolg von dem Ganzen suhlen. Tu was du tun kannst, lasse los, bringe es Gott dar.

Beispiele Karma Yoga Handlung - Sukadev

Ein anderes Beispiel, als ich jung ins Yogazentrum gekommen war, ich war gerade 18 Jahre geworden und hatte dort angefangen, mitzuhelfen, Karma-Yoga zu machen. Ich hatte einiges gelernt über Karma-Yoga, hatte ein bisschen über die Bhagavadgita erfahren und dann bekam ich meinen ersten Job dort und das war Staubsaugen.

Erstes Karma Yoga - Staubsaugen

Staubsaugen als selbstloser Dienst

Also nachdem ich im Zentrum eingezogen war, ich hatte schon vorher mitgeholfen, aber als ich eingezogen war, war Staubsaugen dran. Ich wollte dienen, dem Werk meines Meisters dienen, den Schülern dienen, ich hatte es aus Verantwortung gemacht, es war mir als Aufgabe übertragen worden. Ich habe es gemacht so gut ich konnte. Die Teppiche sollten danach sauber sein. Ich habe es mit Herz gemacht, auch ganz im Bewusstsein, in der Gegenwart, also ohne an die Zukunft zu denken. Gut mit Herz und ich hatte mich auch als Instrument gefühlt. Gott wirkt durch mich und durch den Staubsauger, es war für mich fast ein euphorisches Gefühl, auch eben in der Gegenwart, nicht an die Zukunft denken nicht an die Vergangenheit, mit ganzem Herz, mit ganzer Bewusstheit, auch mit „Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya“ usw. Und es war eine meiner euphorischsten Handlungen. Ich hatte mich bemüht mich damit nicht zu identifizieren, nicht der Handelnde zu sein, es floss irgendwo. Ich hatte am Ende des Staubsagen´s immer alles Gott dargebracht, gleichmütig gegenüber Belohnung. Jemand der Staub saugt kriegt selten ein Wort der Anerkennung. Da gibt es also nicht allzu viel.

Auch gleichmütig gegenüber Erfolg und Misserfolg. Damals wurden dort „Cookies“ gebacken, eigentlich wurde gesagt bei den „Cookies“ sollen die Teilnehmer immer einen Teller darunter stellen. Was haben die Teilnehmer gemacht? „Cookies“ gegessen ohne Teller. Gleich innerhalb von zehn Minuten nachdem die Teilnehmer da waren, war der Teppich am Eingang wieder dreckig. Ich hatte mich dort bemüht gleichmütig zu sein und nicht verhaftet zu sein an die Sauberkeit des Teppichs. Und so hatte ich irgendwo, fast selbstzufrieden gedacht irgendwo gelingt es mir jetzt eine Karma-Yoga-Handlung zu machen.

Bis jemand anderes ins Zentrum eingezogen ist. Da hat die Leiterin des Zentrums gesagt: „So du machst jetzt etwas anderes, der andere wird jetzt dein Karma-Yoga-Job des Staubsaugens übernehmen.“ Ich hatte darauf gesagt ich mache es doch gerne, ich mache es gerne weiter. Dann hat die Zentrumsleiterin ihn nur freundlich angesehen und hat dann so ganz sanft gesagt: „Sei nicht so verhaftet.“ Das hatte gesessen, da hatte ich dann plötzlich verstanden, ja, es hatte alles gestimmt, außer das ich etwas verhaftet war. Ich hatte gedacht ich bin jetzt Staubsauger. Das war jetzt mein Karma-Yoga, darin bin ich aufgegangen.

Die nächsten Tage, hatte ich tatsächlich immer wieder beobachtet, macht der andere das auch richtig? Aber ich konnte dort humorvoll über mich selbst lächeln. Und letztlich, beim Staubsaugen fällt es vermutlich nicht so schwer die Verhaftung loszulassen.

Zweites Karma Yoga - Toiletten putzen

Toilettenputzen als Puja gestalten

Das nächste Karma-Yoga was ich dann bekommen hatte war Toiletten zu putzen. Und dann hat der, der bisher die Toiletten geputzt hatte, gesagt: „Ich zeig dir wie man Toiletten putzt.“ Voller Empörung hatte ich gesagt: „Ich weiss wie man Toiletten putzt.“ Ich bin glücklicher Weise in einer Familie aufgewachsen wo es nur drei Jungs gab. In meiner Generation war das eher unüblich. Bei Jungs und Mädels haben die Mädchen die Hausarbeit gemacht und Jungs nicht. Seine Mutter hatte den dreien, schon aus Selbsterhaltungstrieb, gezeigt wie man putzt, wie man kocht, wie man Geschirr spült, backt, wie man näht usw. Also ich wusste wie so etwas geht. Und ich war auch der derjenige von uns dreien, dem das durchaus auch Spaß gemacht hat und der gerne Hausarbeit gemacht hat.

Nee, nee sagte der andere Karma-Yogi, lass mich dir zeigen wie das geht. Ich willigte ein, und er hat mich in die Toilette geführt und hat dann gesagt, als erstes muss du wissen, der Toilettensitz das ist jetzt die Murti, der Gott der sich dort manifestiert. Und Toilette putzen heißt Gott zu verehren, wie in einer Puja. Puja ist ein Verehrungsritual, dort hat man eine Göttin Murti, die man mit Reismilch und Wasser übergießt, der man Blumen darbringt und Malas darbringt usw. So sagte er, jetzt wird die Toilettenschüssel die Murti, zu Anfang verneigst du dich, du sagst ein Mantra, du rufst Gott in der Toilettenschüssel an und danach machst du Abhishekam, also Wasser, Spülmittel usw. und dann reibst du das Ganze, das ist wie trocknen und danach bringst du noch ein paar andere Sachen dar und danach verneigst du dich und das ist dann deine Puja und das ist Karma Yoga.

Danach hatte ich verstanden warum dieser Mensch nach dem Toiletten putzen immer so voller Freude mit leuchtenden Augen zurückkam. Bis heute habe ich diesen Menschen immer vor den Augen wie er diese leuchteten Augen hat und ich so auch gesehen habe wie er eine vollständig reine Karma-Yoga-Handlung gemacht hat. Er hat es gemacht als Dienst an Gott, an den Meistern, es war seine Aufgabe. Er hatte es gemacht so gut er es konnte und es hatte auch nicht lange gedauert, also das wär im Zentrum auch nicht gegangen.

Bedeutung von spirituellem Karma Yoga

Spirituelles Karma-Yoga heißt nicht ineffizient. Es musste auch schnell gehen, es gab ja so viel zu tun, so viel was gemacht werden wollte, um mehr Menschen zum Yoga zu bringen. Also nicht langsam und meditativ, das war es nicht, sondern:

  • schon auch effektiv.
  • Mit Herz,
  • mit Liebe,
  • mit Hingabe,
  • als Instrument für Gott.
  • Ohne Identifikation,
  • letztlich dann auch verhaftungslos.

Also ruhig an einen anderen weitergeben. Das Ganze Gott darbringen, gleichmütig gegenüber Erfolg und Misserfolg, wenn man eine Toilette sauber macht. Ein paar Minuten später, wenn die ersten Schüler da sind ist es schon nicht mehr sauber. Gleichmütig gegenüber Belohnung. Für das Toilettenputzen erhält man selten Anerkennung. Wenn man dann merkt, wenn andere Anerkennung kriegen und als Toilettenputzer bekommt man sie nicht, dann merkt man sticht mich das oder nicht. Wenn es einen nicht sticht, wenn das was man tut nicht gelobt wird, dann hat man eine echte Karma Yoga Handlung gemacht.

Jetzt kann man selbst überlegen, nicht nur überlegen, sondern was gilt es zu tun in den nächsten Tagen. Was sind deine Motive. Wie kannst du das was zu tun ist mit ganzen Herzen, mit großem Engagement, ja auch effektiv, wie kannst du es machen als Instrument Gottes, aber ohne verhaftet zu sein. Und nimm dir vor alles nachher Gott darzubringen, gleichmütig zu sein in Erfolg und Misserfolg und nicht an den Früchten zu hängen. Und immer dann, wenn du leidest nachdem du etwas getan hast, weißt du, gegenüber irgendetwas hast du dort verstoßen. Also irgendwo hast du die Karma Yoga Handlung nicht richtig gemacht.

Vielleicht warst du nicht verhaftungslos gegenüber der Handlung, vielleicht hast du dich selbst identifiziert, „wow was habe ich Großartiges gemacht“, vielleicht bis du unglücklich, wenn es nicht gut ausgeht. Vielleicht bist du unglücklich, wenn du nicht kriegst, was du denkst was du dafür bekommen solltest. Realistisch gesehen wirst du vielleicht nicht jede Handlung als reines Karma Yoga machen können. Swami Venkateshananda, ein Schüler von Swami Sivananda, hat mal gesagt nur ein selbstverwirklichter Yoga Meister kann eine vollkommene Karma Yoga Handlung machen. Aber du kannst dich bemühen bei immer mehr Handlungen überwiegend Karma Yoga zu machen und immer weniger Wunsch getriebene, verhaftete, Ergebnis getriebene und auf Belohnung ausgerichtete Handlungen zu machen. Du kannst versuchen mehr Karma Yoga hineinzubringen, mehr dienen, mehr Nichtidentifikation, mehr loslassen und weniger Wunsch, Verhaftung, Erwartung usw.

Mache das während der nächsten Woche ganz bewusst, handle immer mehr wie ein Karma Yogi und du wirst merken wie Krishna uns in der Bhagavad Gita verspricht, du wirst Freude haben und kein Leid, du wirst lernen und wachsen und nicht gebunden sein.

Karma Yoga üben in spiritueller Gemeinschaft

Mithilfe im Ashram

Um Karma-Yoga gut üben zu können kann es auch hilfreich sein in einer spirituellen Gemeinschaft dich zu engagieren. In einem anderen Sinn heißt Karma Yoga ja auch uneigennütziges Dienen. Und wenn du in einer spirituellen Gemeinschaft dienst, dienst du dem Meister. Du stimmst dich auf den Meister ein und du stimmst dich auf das Werk des Meisters oder der Meisterin ein. Dann fließt auch Segen in dich hinein.

Also wenn du zum Beispiel in der Nähe eines Yoga Vidya Zentrums bist kannst du ja mal fragen, wie kann ich helfen? Was kann ich tun? Und vielleicht kannst du Toilettenputzen, Staubsaugen, vielleicht kannst du Plakate aufhängen Broschüren verteilen, vielleicht kannst du bei der Internetseite helfen, vielleicht kannst du die Beiträge des Zentrums im Internet teilen über Facebook, Twitter, Instragram oder wo auch immer du tätig bist. Vielleicht kannst du bei der Buchführung mithelfen, vielleicht kannst du finanziell helfen und Spenden machen usw. oder wenn du willst kannst du auch einige Tage oder Wochen oder Monate in einen Yoga-Vidya-Ashram gehen und sagen, ja ich will mithelfen.

Wenn du mithilfst, dann mach es wirklich um zu dienen, denn es gibt auch Menschen, die Mithelfer sind, letztlich weil sie sagen ich will kein Geld ausgeben, das brauch ich für meinen normalen Urlaub. Wenn ich zu Yoga Vidya gehe, dann muss das kostenlos sein. Also helfen sie sechs Stunden, aber das ist nicht Karma-Yoga, das ist letztlich Arbeitsausgleich. Echtes Karma Yoga wäre:

  • wenn du das was du tust, tust so gut wie du kannst,
  • ohne Verhaftung,
  • egal ob du dabei ein angemessenes Zimmer bekommst oder nicht.
  • Ob du freundlich genug behandelst wirst oder nicht,
  • ob dein Dienst gesehen wird oder nicht.
  • Ob jemand anders die Anerkennung bekommt für das was du getan hast und dir das was aus macht oder eben nicht.

Wir bemühen uns zwar bei Yoga Vidya freundlich und mitfühlend zu sein, aber Ashram heißt auch Prüfungen zu bekommen. Und die Prüfungen manifestieren sich im Sinne von wie engagiert bist du, was ist dein Motiv, wie identifiziert bist du, wie sehr hängst du an dem was du tust, wie sehr hängst du am Ergebnis, wie sehr willst du belohnt werden. Oder umgekehrt wie schnell fühlst du irgendwo, das dir nicht das Richtige gegeben wird als das was dir zusteht.

Uneigennütziges Dienen und das verhaftungslos das ist echtes Karma-Yoga. Auch anderes was du tust letztlich auch um deinen Lebensunterhalt zu verdienen kannst du auch mit so viel Karma Yoga wie möglich machen. Aber uneigennütziges Dienen ohne selbst etwas zu bekommen und das verhaftungslos ist die Krönung des Karma Yoga. Aber selbst bei deiner Arbeit, wo du sagen kannst ich tu es ja um meine Familie zu ernähren, vielleicht auch um meine Yogalehrerausbildung finanzieren zu können. Du machst also die Arbeit, um etwas Konkretes zu bekommen. Trotzdem kannst du es mit so vielen Elementen des Karma Yoga wie möglich zu tun.

Wähle einen Job, wo du Gutes bewirken kannst

Im Job Gutes bewirken

Hoffentlich hast du dir deinen Job auch danach ausgesucht ob es insgesamt etwas Gutes ist, wo du auch Gutes bewirken kannst. Und egal was du machst, kannst du auch immer wieder schauen wie kannst du dem Menschen mit denen du zusammen bist helfen, wie kannst du dem Kunden des Unternehmens Gutes tun. Wie kannst du was du tust mit Engagement machen und mit Herz und mit Liebe. Wie kannst du es dann auch machen ohne verhaftet zu sein. Du kannst auch sagen ich bin nicht identifiziert, irgendwo Gott wirkt durch alles, auch durch die Firma, auch durch die Wirtschaft, auch durch alles was geschieht. Gott wirkt durch mich auch hindurch in diesem großen Unternehmen oder kleinen Unternehmen.

  • Ich will auch das was ich hier in dem Unternehmen tue, Gott darbringen.
  • Ich will nicht verhaftet sein an das Ergebnis, mal geht’s gut, mal weniger gut.
  • Ich will auch nicht verhaftet sein an Belohnung. Mal werde ich gelobt, mal weniger gelobt. Mal krieg ich eine Prämie dafür, manchmal auch nicht.

Was nicht heißt, dass du Prämien ablehnen solltest. In einem Gewinnziel orientierten Unternehmen gilt ja das Prinzip „tue Gutes und sprich darüber und sorge auch für eine angemessene Entlohnung“, aber auch das könntest du tun ohne selbst verhaftet zu sein. Du könntest sagen „ich bitte um eine angemessene Entlohnung in einem Gewinnziel orientierten Unternehmen, damit ich anschließend mit diesen Geld Gutes tun kann.“ Ashrams, Welthungerhilfe oder Kinder, wen auch immer unterstützen.

Wenn nicht alles geht dann schaue welche der Karma Yoga Prinzipien kannst du bei welcher Handlung besonders gut umsetzen. Vielleicht magst du jetzt einen Moment inne halten. Vielleicht auch aufschreiben und nachdenken welche der Karma Yoga Prinzipien kannst du in welcher Handlung noch mehr umsetzen als bisher.

Panchkarma - Ayurveda Reinigungstechniken

Im Ayurveda gibt es ebenfalls Reinigungstechniken, zum Beispiel Panchakarma. Das sind fünf Techniken, die es im Rahmen der Shatkarmas/Shatkriyas auch im Hatha Yoga gibt, nur etwas subtiler und weiter ausgefeilt. Die Hatha Yoga Kriyas haben den Vorteil, dass du sie für dich zu Hause üben kannst, und sie kosten auch fast nichts.

Video - Die ideale Karma Yoga Handlung

Karma Yoga (Die Grundlage vom dreifachen Yoga)

Nutze jede Gelegenheit zu dienen

- Auszug aus dem Buch "Der dreifache Yoga" von Swami Sivananda -

Karma Yoga ist das Yoga des selbstlosen Dienstes an der Menschheit. Arbeit ist Verehrung Gottes, von Virat Swarupa des Herrn. Menschheitsdienst ist Gottesdienst.

Arbeit erhebt, wenn sie im rechten Geist und ohne Verhaftung oder Selbstsucht getan wird. Karma Yoga läutert den Geist von Unreinheit. Es ist ein wirkungsvolles Läuterungsmittel für das Herz. Karma Yoga bereitet den Geist, dass er Licht, Erkenntnis und Gnade empfangen kann. Karma Yoga weitet das Herz, sprengt alle Schranken, welche der Verwirklichung der letzten Einheit im Wege stehen und bringt dich an die Pforte der Schau. Karma Yoga ist ein wirksames Sadhana für Chitta Suddhi oder Reinheit des Herzens. Es ist ein jederzeit verfügbares „Putzmittel", um den Geist zu säubern und den Leib jederzeit tätig und gesund zu erhalten. Tamas ist jederzeit bereit, in Körper und Geist einzudringen. Karma Yoga hält beide immer wach und tatkräftig. Karma Yoga hilft dir, göttliche Tugenden in dir zu entwickeln, wie Güte, Duldsamkeit, Freundlichkeit, Liebe, Geduld, Selbstbeherrschung und so weiter. Karma Yoga erzeugt, begießt und ernährt göttliche Tugenden. Es vernichtet Eifersucht, Hass, Böswilligkeit und Überlegenheitsgefühl. Ein Mensch, der wirklich der Welt dient, dient sich selbst, wenn er mit Atman Bhav dient. Ein Mensch, der andern hilft, hilft in Wahrheit sich selbst. Karma Yoga schenkt unbeschreibliche Freude, deren kein Vedantin oder Bhakta teilhaftig wird. Lebe, um zu dienen. Übe Karma Yoga, erfreue dich der Vollendung.

Die Karmalehre

Die Lehre vom Karma ist ein wesentlicher Bestandteil von Vedanta. Sie erklärt die Rätsel des Lebens und die Rätsel des Weltalls. Jeder deiner Gedanken und jede deiner Handlungen erzeugt in dir gewisse Neigungen, welche dein Leben hier und danach beeinflussen. Was du säest, wirst du ernten. Das gilt nicht nur in der Naturwelt, sondern auch im sittlichen und geistigen Bereich. Wenn du in selbstloser Gesinnung gut handelst, wirst du hoch in die Bereiche der Seligkeit und des Friedens aufsteigen. Gute Taten erzeugen gute Gedanken. Tugendhaftes Handeln segnet dich mit göttlichen Tugenden. Schlechte und üble Taten bringen Elend, Leid und Unglück. Wir alle unterstehen diesen Gesetzen von Wirkung und Gegenwirkung; Der Charakter des Einzelnen ist diesem Gesetz unterworfen. Unser augenblicklicher Charakter oder unsere Persönlichkeit ist das Gesamtergebnis oder die zusammengefaßte Totalität früherer geistiger Handlungen. Unser augenblicklicher Charakter ist das Ergebnis unserer früheren Taten und unsere Zukunft hängt davon ab, wie wir jetzt handeln.

So gestaltet der Mensch selber sein eigenes Schicksal. Handlungen an sich fesseln den Menschen nicht, aber wer sich an sein Tun völlig hingibt und damit gleichsetzt, fesselt damit seine Person und bringt Leid und Elend über sich.

Es gibt dreierlei Karma: Sanchita oder die Gesamtsumme aller unserer Handlungen in früheren Geburten, sozusagen das Lagerhaus. Prarabdha oder den Teil unserer früheren Handlungen, der unsere Geburt in das gegenwärtige Dasein verursachte und Agami oder das Ergebnis, die Anhäufung unserer jetzigen Handlungen. Sanchita Karma wird von Jnana verbrannt, Prarabdha muss man jetzt in seinem Erdenleben erfahren. Agami vermeidet man durch selbstloses Handeln. Die Früchte aller unserer früheren Handlungen entsprechen den Beweggründen, die unser Handeln veranlassen. Der Beweggrund fesselt uns, und der Beweggrund befreit uns. Handlungen erzeugen Samskaras oder verborgene Wirkungen, die sich verbinden und Neigungen ausbilden. Diese Neigungen entwickeln sich zu Gewohnheiten und formen den Charakter. Karmas bilden Charakter und der Charakter bestimmt den Willen. Ist der Charakter lauter und stark, wird auch der Wille lauter und stark sein. Gute Handlungen führen zu gutem Charakter und lauterem Willen, der dir allein helfen kann, durch Purushartha oder richtige Anstrengungen Prarabdha und Agami Karma zu überwinden.

Lerne, weise zu sein. Lerne zu unterscheiden. Lerne, deine Gedanken und Begierden zu beherrschen. Vernichte böse Gedanken schon im Keime. Entsage unheiligen Gedanken und Begehrungen. Hege immer heilige Gedanken und edle Gefühle. Entwickle in dir eine Leidenschaft für Selbstverwirklichung, für Befreiung von Wiedergeburten und Tod, für Befreiung von den Fesseln Samskaras. Dieses eine starke, heilige Verlangen wird alle endlichen weltlichen Begehrungen vernichten und deinen Fortschritt zur Freiheit fördern. Suche die Lehre vom Karma wohl zu begreifen und durchschneide die drei Knoten Avidya (Nichtwissen), Kama (Begehren) und Karma (selbstsüchtiges Handeln). Dann unterstehst du nicht mehr der Wirkung des Karmagesetzes. Dann wirst du ein Jivanmukti oder befreiter Weiser. Das ist das höchste Ziel des Lebens. Das ist deine höchste und wichtigste Pflicht. Alle anderen Pflichten sind selbstgewählt durch Unwissenheit, Selbsttäuschung und Verhaftung ans Irdische.

Die Voraussetzungen für einen Karma-Yogin

Ein Karma-Yogin sollte in allen Lebenslagen Gleichmut bewahren. Er sollte durch Lobpreis nicht übermütig werden und durch Kritik sich nicht niederschlagen lassen. Er soll sich durch die Gegensatz-Begriffe nicht beeinflussen lassen. Er muss immer seinem Selbst innerlich verwurzelt sein. Er soll immer glückselig sein und Seligkeit und Freude ausstrahlen. Niemand ist für ihn Feind oder Fremder. In allen Lebewesen soll er sein eigenes Selbst fühlen und sehen. Stets soll er sich dem Gemeinwohl, dem Wohlergehen der gesamten Menschheit widmen. Er soll keinem einzelnen Wesen seine Vorliebe schenken, sondern alle gleich behandeln. Immer soll er mit Atmabhav oder Narayanabhav dienen. Lass mich nur meine Pflicht tun! sollte sein Wahlspruch sein. Liebe um der Liebe willen, Arbeit um der Arbeit willen. Er soll immer Nimittabhav bewahren, wenn er ein Bhakti-Yoga-Schüler ist oder Sakshi Bhav, wenn er ein Jnana-Yoga- oder Vedanta-Schüler ist. Er sollte nie Geschenke annehmen. Er sollte eine Verkörperung göttlicher Tugenden sein. Er sollte immer nur freundliche, gefällige Worte gebrauchen, die niemanden verletzen. Unter allen Umständen und in allen Beziehungen soll er sich anpassen und einordnen.

Bhava in Karma Yoga

Karma Yoga ist selbstloser Dienst ohne jede Rücksicht auf die Handlungen oder ihre Folgen. Der Geist muss vollkommen „rasiert" werden. Nur dann ist vollkommene Entäußerung möglich. Der geistige Zustand der Gleichgültigkeit gegen Handlungen und ihre Früchte kann auf zwei Wegen erreicht werden. Der Vedanta, der Jnana-Marga-Jünger entwickelt Sakshi Bhav durch Einsicht und Selbstanalyse. Der Bhakta entwickelt Numitta Bhav und gibt sich vollkommen zu den Füßen Lotus des Herrn selbst hin. „Gott allein ist. Gott allein handelt. Nicht einmal ein Strohhalm kann sich ohne seinen Willen regen. Er ist der Handelnde. Er allein ists, der sich freut. Ich bin nur ein Werkzeug in seinen Händen. Er ist die Macht, die in unseren Sinnen und unserem Geist wohnt. Die Fähigkeit zu sehen, zu hören und zu reden ist Sein alleiniges Eigentum. Er benützt meinen Geist und meine Sinne und führt so Seinen Willen aus. Mein Leib und Geist, meine Sinne und alles übrige gehört allein Ihm."

Das ist Nimitta Bhav. Ube dieses Bhav immer und handle demgemäß. „Alle Handlungen geschehen nur durch die Eigenschaften der Natur. Prakriti wirkt. Prakriti handelt.

Ich bin das reine Atma, das ewige Selbst, Asanga, Akarta und Abhokta. Ich bin der schweigende Zeuge. Sehen, Hören, Reden, Handeln und so weiter kommt alles den Sinnen zu. Sie sind Dharmas der Sinne. Ich habe nichts mit ihnen zu tun. Ich bin Nirlipta. Ich bin etwas anderes, unterschieden von Geist und Sinnen. Ich bin das ewig Reine, Vollkommene, Unsterbliche Atman!" Das ist Sakshi Bhav. Indem er anderen dient, sollte der Vedantin sein Selbst in anderen schauen, während der Bhakta den Herrn in den Gesichtern der anderen schauen soll. Begreife die geschilderten Bhavas völlig. Meditiere täglich über sie und handle demgemäß, ohne dich mit ihnen gleichzusetzen oder daran zu hängen. Bald wirst du das Gottesbewusstsein erlangen. Dies ist Jnana. Dies ist Jnanagni, welches die Früchte aller unserer Handlungen verbrennt und dich von Fesseln befreit.

Wie wird man ein Karma Yogin?

Sei bescheiden. Sei höflich. Entsage dem Geiste der Welt, aber lebe körperlich in ihr, um zu handeln. Bleibe in der Welt, ohne dich mit ihr zu beflecken, wie das Lotusblatt im Wasser. Das Kind ist der Vater des Mannes. Die Frau ist das Rückgrat der Gesellschaft. Der Lump ist ein Heiliger im Werden. Beuge dich vor dem Kind und der Frau und auch vor dem Lumpen und achte sie. Grüße jedes Wesen, dem du begegnest, sei es Mann, Frau oder Kind. Wenn du dich vor ihnen scheust, wirf dich wenigstens im Geiste vor ihnen nieder. Wenn du auch noch so arm bist, lege ein Zehntel deines Einkommens für Nächstenhilfe beiseite. Sei immer anpassungsbereit.

Streite nicht. Schaue Gott in jedem Menschenangesicht. Erkenne den Herrn in allen Geschöpfen. Diene den Heiligen und Weisen. Habe Satsanga mit ihnen. Teile mit anderen, was du hast. Gib, gib, gib! Das Dienen beginnt zu Hause. Diene deinen Eltern. Sie sind Gottes sichtbare Gestalt auf Erden. Diene den Kranken. Diene den Armen und Bedürftigen. Diene der Menschheit im allgemeinen. Richte deine Gedanken auf Gott und widme deine Hände deiner Arbeit. Singe Gottes Namen, während du anderen dienst. Für einen Karma Yogin ist keine Arbeit gering. Mache keinen Unterschied. Speise die Armen, kleide die Nackten. Tröste die da Leid tragen. Arbeite ohne Selbstsucht. Diene mit Atma Bhav oder Narayana Bhav. Was du tust, betrachte als deine Pflicht, Pflicht um der Pflicht willen. Erwarte niemals Dank oder Anerkennung für deine Arbeit. Erforsche immer deine inneren Beweggründe. Ersticke alle selbstsüchtigen Regungen. Lerne, erste Hilfe zu leisten. Sei hilfsbereit in Zeiten der Not. Gib alle Art von Abhimana auf: Vairagya Abhiman, männlich-weibliches Abhiman, Seva Abhiman, Tyagi Abhiman, Arzt-Richter Abhiman und so weiter. — Denke niemals: Ich habe diesem Menschen geholfen. Denke immer: Der Herr gab mir eine Gelegenheit, Ihm zu dienen. Schau immer nach Gelegenheiten aus, um zu dienen.

Lass auch nicht eine Gelegenheit ungenützt vorübergehen. Verliere dich nicht in deiner Arbeit. Du musst fähig sein, sie jeden Augenblick aufzugeben. Wenn du Rechtsanwalt bist, vertritt die Armen ohne Honorar. Wenn du Arzt bist, behandle die Armen umsonst. Wenn du Lehrer bist, gib den armen Jungen unentgeltlich Unterricht. Hilf ihnen mit Büchern aus. Sei in all deiner Tätigkeit lauter, hilfsbereit und aufopfernd. Nimm deinen Körper und deinen Geist immer wieder in Zucht zu hingebendem Dienst. Der Arbeit nicht verhaftet sein, bedeutet nicht Gleichgültigkeit. Selbstloses Handeln ist nicht seelenlos oder herzlos. Du musst freudig dein Herz und deine Seele in alles geben, was du tust. Sei dir immer bewusst, dass du dem Herrn dienst, dass deine Handlungen Seinen Willen ausdrücken sollen. Befolge diese Ratschläge sorgfältig und verwirkliche sie mit jedem Atemzug. Bald wirst du leuchten wie ein kraftgeladener Karma Yogin.

Karma Yoga und Karma

Karma Yoga ist der Yoga der Tat. Karma bedeutet Handeln. Die Wurzel "Kr" steht für tun, handeln. Es gibt eine falsches Bild von Karma als eine Vorstellung von einem unabänderlichem Schicksal. Stattdessen führt das Konzept des Karma zu einem Erkennen von umfassender Eigenverantwortung. Karma heißt Handlung. Jede Handlung verändert in irgenteiner Form einen vorherigen Zustand/Status Quo. Wenn wir zum Beispiel Hunger haben essen wir und sind anschließend satt oder wir streichen eine grüne Wand und anschließend ist sie rot.

Dies bedeutet besonders für unser Leben als Menschen: wir können nicht nicht handeln, wir können uns nur für die eine oder andere Handlung entscheiden. Wir können nicht sagen „Erde halt an, ich will aussteigen“, das geht nicht, wir sind Teil des Weltgeschehens, mit allem, was wir tun. Im Sinne von Karma heißt dies was wir landläufig als Nichtstun bezeichnen „ich bleib heute einfach im Bett“ genauso eine Handlung, wie „ich erobere heute die Welt“. Warum? Das scheinbare „Nichthandeln“ ist eine Handlung, denn es hat Konsequenzen. Die Zeit steht nicht still, während wir „Nichts“ tun, die Welt verändert sich entsprechend aller stattfindenden Handlungen, auch entsprechend Deiner Entscheidung, im Bett zu bleiben, auf eine ganz spezifische Art, anders, als sie sich verändert hätte, wenn Du aufgestanden wärst. Deutlich wird dies an folgenden Beispielen des Nichthandelns:

  • Du siehst ein Verbrechen und greifst nicht ein
  • Du siehst einen alten Menschen im Bus, der keinen Platz findet, und stehst nicht auf
  • Du hast eine Prüfung, aber lernst nicht dafür

Karma und das Gesetz von Ursache und Wirkung

Karma heißt wörtlich Handlung, aber meist meint man damit das Gesetz von Ursache und Wirkung, dem Menschen mit jeder Handlung ihres Lebens unterliegen.

Alles ist karmisch miteinander verwoben: Manchmal sagt jemand „das ist Karma“, letztlich ist alles Karma, daher ist die Wirkungsweise von Karma multidimensional: In jeder zwischenmenschlichen Begegnung wird jeder dazu kommen, genau das von ihm angesammelte Karma auszuleben, d.h. wir sind für einander auch „Karma-Ausagierungs-Gehilfen“

Das heißt auch, da wir in bestimmten Gesellschaften, Sozialen Schichten, Milieus aufwachsen: Unser persönliches Karma ist Teil innerhalb eines Gruppenkarmas, dieses ist Teil des universalen Karmas. Unsere Handlungen beeinflussen nicht nur uns persönlich, sondern das Gruppenkarma und das universale Karma. In diesem Bewusstsein können wir handeln: Möglichst gute Energien in das Ganze einbringen.

Entscheidend für die karmische Frucht ist die Motivation hinter einer Handlung: Jede gute Handlung kann auch negative Folgen haben, da die Folgen unseres Tuns multidimensional sind. Dies ist für uns Menschen nicht bis in letzte Konsequenz durchschaubar. Zum Beispiel verschenkt man Geld und es wird für Drogen ausgeben. Karmisch wirksam wird nicht die äußere Wirkung auf mich zurückfallen (Bsp. Kugel anstupsen – Kugel rollt weg, das heißt nicht, dass ich später auch mal von jemandem angestupst werde und wegrolle) sondern meine Motivation fällt auf mich zurück: Wer egoistisch handelt wird solange mit dem Gefühl der Getrenntheit, der Begrenztheit, der Endlichkeit des Egos konfrontiert bis seine Handlungen einen Anteil an Selbstlosigkeit entwickeln und seine Identifikation mit dem getrennten kleinen Ich schwächer wird – er entwickelt soziale altruistische Eigenschaften, fühlt sich weniger getrennt und endlich.

Was bedeutet dies für den „Ist-Zustand“?

  • Alles was jetzt ist, ist bereits Wirkung von Ursachen in der Vergangenheit:
  • „Wenn Du etwas über Deine Vergangenheit erfahren möchtest, betrachte Deinen gegenwärtigen Zustand. Wenn Du etwas über Deine Zukunft erfahren möchtest, betrachte Deine gegenwärtigen Handlungen.“
  • Für viele Umstände im Leben können wir das leicht nachvollziehen, weil eine relativ kurze Zeitspanne zwischen Ursache und Wirkung liegt, die wir beobachten können, z.B. ich bin satt, weil ich gegessen habe, ich habe Zahnweh, weil ich Karies habe, weil ich mir die Zähne nicht geputzt habe.., ich spreche Deutsch, weil ich in Deutschland aufgewachsen bin.
  • Es gibt auch Umstände im Leben, die wir nicht nachvollziehen können, seien es schwere Schicksalsschläge, wie z.B. Krankheiten, oder Naturkatastrophen, z.B. Diagnose Krebs, Verlust eines geliebten Menschen bei einem Unfall. Dann kommt oft die Frage: „Warum (ausgerechnet) ich?“ oder Talente, die sich schon beim Kleinkind zeigen, z.B. Pianisten, Tänzer, Maler, Sänger, Mathematiker, Sprachbegabte oder z.B. unser Geschlecht, oder warum wir ausgerechnet in diesen Teil der Erde geboren wurden, mit dieser Familie?

Es gibt keinen Menschen auf der Erde, der mit exakt denselben Voraussetzungen zur Welt kommt, seien dies angeborene Talente, gesundheitliche Faktoren oder sozio-kulturelle, ökonomische, familiäre Umstände und die sich im Laufe des Lebens darbietenden Möglichkeiten und Situationen. Oftmals entsteht darum der Eindruck „Die Welt ist nicht gerecht“. Die Karma-Theorie besagt ja, dass alles eine Ursache hat, nichts ist willkürlich von irgendeinem Gott oder vom Zufall regiert. Nicht durch dieses Leben ersichtliche Ursachen müssen daher in vergangenen Leben zurückliegen – Karma ist daher verbunden mit der Vorstellung von Reinkarnation.

Wichtig ist es, zu verstehen, dass die Karma und Reinkarnationslehre nicht dazu da ist, Menschen zu verurteilen oder das Leid anderer Menschen (z.B. kranker oder körperlich behinderter Menschen) kurz und knapp als deren eigene Schuld abzukanzeln, ohne Mitgefühl oder ein Gefühl der gegenseitigen Verbundenheit. Vielmehr ist es so, dass wir alle viel Karma angesammelt haben durch Gedanken, Worte, Handlungen in Trillionen von vorherigen Leben. Dass wir dieses Leben nicht so schlimmes Leid erfahren sagt nichts aus über unser nächstes Leben oder das vorherige. Mit anderen Worten: Es geht nicht darum, soziale Misstände zu rechtfertigen, es geht auch nicht um moralische Beurteilung. Um die Karma-Theorie zu begreifen braucht man ein Verständnis darüber, dass schlechtes Karma immer eine Folge von Avidya, von Unwissenheit über unsere wahre Natur ist.

Karma wird auch als „Same des Verlangens“ (Raga) definiert und ist eng an die Kleshas geknüpft, die Ursachen des Leides (Egoistisches Denken/Verhalten, Abneigung und Zuneigung, Ängste). Der karmische Prozess kann daher auch als das Reifen der Kleshas betrachtet werden. Ein durch Erfahrung und Einsicht gereifter Mensch zeichnet sich daher durch eine zunehmende Herzöffnung und zunehmendes Mitgefühl mit seinen Mitmenschen aus und wird sich für die Verringerung des Leides stark machen. Denn es gilt eben nicht unter dem Deckmantel der Rechtfertigung „Das ist eben mein/Dein/sein Karma“ eine passive Leidenshaltung einzunehmen. Nein, wie Du jetzt mit Deinen gegebenen Möglichkeiten umgehst, bestimmt, was Dich in Zukunft erwartet.

Die Kraft der innigen Wünsche ist sehr groß, es gilt das Karma-Gesetz: „Du bekommst alles was Du willst ...irgendwann.“: Kleine Wünsche können im Traum ausagiert werden, große Wünsche müssen gelebt werden (ein Grund, noch mal geboren zu werden). Umgekehrt: kleine „schlechte Karmas“ können im Traum erfahren werden (Alpträume), große schlechte Karmas müssen tatsächlich erlebt werden.

Wichtig ist, zu verstehen, dass Denken, Sprechen und tatsächliches konkretes Handeln den Zustand der Welt verändern und damit als Handlungen im Sinne des Karma zu bewerten sind. Daher ist es sehr wichtig, sich nicht in negative Denkmuster und die Gewohnheit des negativen Gebrauchs von Sprache gehen zu lassen, sondern den Geist und die Zunge zu disziplinieren. (Nicht nur „du bekommst alles was du wünschst", sondern, "du bekommst alles, was du denkst").

Genauere Betrachtung des Karma-Konzeptes

Karma wird zum besseren Verständnis in 3 Arten eingeteilt:

  1. Sanchita Karma: Karma Pool, den wir angesammelt haben in einer riesigen Anzahl von Leben, gespeichertes Karma.
  2. Prarabda Karma: Karma, das wir und vor der Geburt in dieses Leben zum Ausleben innerhalb dieses Lebens aus dem Sanchita Karma herausgepickt haben, dieses Karma ist bereits aktiv.
  3. Agami Karma: Karma, das wir während unseres Lebens, während des Auslebens von Prarabda Karma, neu ansammeln. Agami Karma kommt entweder in diesem Leben schon zum Einsatz „instant karma“, oder es wandert in den Karma Pool des Sanchita Karma und kommt erst in späteren Leben zum tragen.

Untergesetze des Karma

Zu den direkte Gesetzen des Karma zählen:

Nur Menschen können Karma ansammeln, nur Menschen können die Selbstverwirklichung erreichen! Denn nur Menschen haben einen freien Willen in dem Sinne, dass sie sich bewusst für die eine oder andere Handlung entscheiden können. Tiere leben Prarabda Karma aus, ohne neues Agami Karma zu sammeln, dann sterben sie und kehren mit einer neuen Auswahl aus ihrem Sanchita Karma ins nächste Leben zurück. Das Karma, das aus Sanchita Karma ausgewählt wurde als Prarabda Karma für das neue Leben entscheidet darüber, welcher Körper gebraucht wird, um das Karma auszuleben. Geht es um das reine Ausleben animalischer Instinkte, so kann z.B. auch ein ehemaliger Mensch wieder als Tier geboren werden.

Egal, welches Karma ein Mensch hat, es besteht immer die Möglichkeit Selbstverwirklichung zu erreichen, da die Selbstverwirklichung nicht dem Gesetz des Karma unterliegt. Denn unsere wahre, ewige Natur ist jenseits von Werden und Vergehen des Körpers, jenseits von geistigen Samskaras, jenseits von Karma. Wir sind absolutes Bewusstsein zu jeder Zeit, daher ist uns das Absolute jederzeit zugänglich. Mit anderen Worten: Sat Chid Ananda ist kein Karma, sondern unsere Natur! Ananda - Glück ist unsere Natur, daher ist auch Glück nicht vom Karma abhängig. Wohlstand und Armut unterliegen dem Karma, aber dauerhaftes Glück oder Unglück liegt in der eigenen Betrachtungsweise, d.h. darin begründet, ob wir unsere Natur kennen oder nicht.

Karma ist immer Erfahrungsfeld und Lernaufgabe, nie Bestrafung oder Belohnung. Vieles von dem, was wir Erleiden, können wir durch Bewältigung der inbegriffenen Lernaufgabe sofort hinter uns lassen (z.B. die Entwicklung von Selbstliebe, die nicht der Bestätigung von außen bedarf lässt sich nur üben in einem Klima, in dem man keine Bestätigung von außen erfährt, so wie das Fahren ohne Stützräder nur durch das Fahren ohne Stützräder gelernt wird) Manchmal gehört aber auch das Sterben an einer bestimmten Krankheit zum Karma.

Karma ist vieldimensional und nicht linear. Da niemand für sich ganz alleine lebt, sondern stets in Beziehung zu anderen Menschen tritt, ist Karma in Wirklichkeit sehr komplex.

Karma und Selbstverwirklichung

Selbstverwirklichung bedeutet zu erkennen "Ich bin nicht dieser Geist, ich bin nicht dieser Körper, aham brahmasmi – ich bin Brahman, ich bin Sat Chid Ananda".Das Karma löst sich auf, man sagt „die Samen des Karma werden verbrannt“. Warum? Karma haftet an der Individualität, die Identifikation mit einem bestimmten getrennten Ego ist notwenig, d.h. Karma ist Mithya, ist abhängig in seiner Existenz von der Existenz einer getrennten Individualität, deren Handlungen Karma erzeugen. Wenn das Ich nicht existiert, wirkt das Absolute Bewusstsein durch den Körper, wodurch kein individuelles Karma mehr eine Rolle spielt.

  • Sein Wollen ist eins geworden mit dem Einen Willen
  • man erreicht "Nirvana" = "Wo der Wind des Karma nicht weht"
  • Trotzdem löst sich die Welt und der Körper nicht auf: Das schon aktivierte Prarabda Karma wird äußerlich vollzogen. Man kann sich das vorstellen, wie bei einem Ventilator, der in voller Tour ist. Wird das Stromkabel herausgezogen, dreht sich der Ventilator trotzdem noch einige Zeit weiter.

Der Sinn von Karma Yoga

Der Sinn von Karma Yoga lautet: Schlechtes Karma lösen, gutes Karma sammeln: Geist wird gereinigt durch relativ selbstlose Taten, die Entbehrung von Bezahlung oder Lob, die man freiwillig auf sich nimmt, kommt einem in einem anderen Bereich des Lebens dann wieder zugute, d.h. man erfährt die Angenehmes in anderen Zusammenhängen, das einem eben ohne Karma Yoga verwehrt geblieben wäre.

In der Bhagavad Gita befassen wird viel über Karma Yoga gesprochen, und die Frage, ob Handeln dem Nichthandeln überlegen ist oder umgekehrt.

Karma und freier Wille: Haben wir einen freien Willen oder ist alles schon vorbestimmt?

Hier stehen sich die Prinzipien von Determinismus und Freiheit gegenüber.

Der Lehre der Vorherbestimmung besagt:

Das Prinzip der Freiheit beinhaltet:

Karma und Dharma

In unserem Leben sind Karma und Dharma die beiden grundlegenden Kräfte. Dharma steht für das "kosmisches", auch "soziales Gesetz". Die Erfüllung des eigenen Dharma ist ausschlaggebend dafür, ob Taten gutes oder schlechtes Karma bewirken Beispielsweise kannst Du etwas sehr gut, z.B. Verhandlungen führen, und du nimmst dies immer Deinem Kollegen ab, auch wenn es seine Aufgabe wäre. Sein Dharma wäre es, diese Fähigkeit in diesem Leben zu entwickeln, während Du diese Aufgabe schon erledigt hast und Deine Zeit damit nicht mehr verschwenden solltest, sondern Du solltest Dich gerade dem widmen, wo Du selbst Deine Lernfelder hast.

"Swadharma" ist "die eigene Pflicht" (entsprechend der eigenen Persönlichkeit und gesellschaftlichen Position). Sehr umstritten ist folgende Betrachtung: Das Dharma eines Kriegers ist es zu töten im Krieg, aus egoistischen Beweggründen erzeugt es jedoch schlechtes Karma.

Sukadev Bretz - Karma Yoga in der Tat

Der Verfasser

Karma Yoga ist das Ausführen von alltäglichen Handlungen mit einer neuen Art von Einstellung, einem neuen Bewusstsein, so dass diese Handlungen zur Befreiung und der Erfahrung der Einheit führen. Im Unterschied zu anderen Formen des Yoga wie Hatha Yoga oder Kundalini Yoga braucht man im Karma Yoga keine bestimmten Übungen, die man während einer bestimmten Zeit täglich ausführt. Man braucht keine besonderen Hilfsmittel, Matten oder Yogaräume. Karma Yoga ist die Spiritualisierung der Aufgaben des täglichen Lebens.

Karma Yoga – Spiritualisierung des Alltags

Ich will in diesem Artikel einige Tipps geben, wie man den ganzen Tag in spirituelle Übung umwandeln kann. Ich beziehe mich dabei besonders auf die Bhagavad Gita, ein altindisches Lehrgespräch, welches die wichtigste Yogaschrift über Karma Yoga ist. Ich folge dabei der Interpretation meiner Meister, Swami Sivananda und Swami Vishnu-devananda, in deren Tradition ich lerne und lehre. Ich möchte dazu ermutigen, die Bhagavad Gita selbst zu lesen. Ich werde im weiteren Artikel öfter den Ausdruck „Gott“ gebrauchen. Manche mögen den Ausdruck „Gott“ nicht. In dem Fall kann man dieses Wort für sich übersetzen als „Kosmische Energie“, „Gesamtheit des Universums“, „Universelle Intelligenz“, „Große Göttin“ etc. Keinesfalls ist dieser Ausdruck irgendwie konfessionell gebunden gemeint.

Zu Anfang der Bhagavad Gita (2. Kapitel) fragt Arjuna, der Schüler, Krishna, den Lehrer, ob er auf alle Handlungen verzichten solle, sich als Asket in den Wald zurückziehen solle, oder den Lebenskampf führen soll. Krishna rät ihm zur Tat und beschreibt 17 Kapitel lang, wie eine Handlung beschaffen sein muß, um nicht zu binden und zum Leid zu führen, sondern um zu befreien und zum Glück zu führen. Im 6. Kapitel sagt Krishna: „Für einen Weisen, der Yoga erreichen will, ist Handlung das Mittel. Für den gleichen Weisen, der Yoga erreicht hat, ist Ruhe das Mittel“ (VI 3). Obgleich es selbstverständlich wichtig ist, täglich zu meditieren, Yogaübungen wie Asanas (Körperstellungen) und Pranayama (Atemübungen) auszuführen, wird der spirituelle Fortschritt lange Zeit hauptsächlich bestimmt durch die Art und Weise, wie man handelt und weniger durch die Menge und „Qualität“ der Meditation. Zwar ist Meditation essentiell, um überhaupt die Kraft zu haben, sein Leben bewusster zu leben. Aber die Spiritualisierung des Alltags ist das Entscheidende. Erst für fortgeschrittene Aspiranten ist es wichtig, die Zeit der Meditation zu verlängern. Kenntnis der Prinzipien des Karma Yoga ist also für den spirituellen Fortschritt sehr wichtig.

Das Gesetz des Karma

Um Karma Yoga zu verstehen, muss man auch das Gesetz des Karma verstehen. Eine detaillierte Darstellung von Karma würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Einige wichtige Prinzipien sind:

  • Das Leben ist eine Schule, Ereignisse sind Lektionen zum Wachsen, Schicksal ist Chance
  • Wünsche, die wir haben, müssen sich irgendwann erfüllen, entweder in diesem Leben oder im nächsten Leben, schaffen also neues Karma
  • Handlungen, die wir aus Wünschen oder Abneigungen tun, binden und schaffen neues Karma
  • Handlungen aus negativen Motiven schaffen Leiden; Handlungen aus tugendhaften Motiven schaffen Vergnügen
  • Vergnügen und Schmerz binden beide, sofern man sich damit identifiziert
  • Befreiung und die Erfahrung können erst dann kommen, wenn ein großer Teil des Karma abgearbeitet, die Lektionen gelebt sind, und man kein neues Karma schafft

Karma Yoga will einem dazu verhelfen,

  • die Kette von Ursache und Wirkung zu sprengen
  • zu handeln, ohne neues Karma zu schaffen
  • die Lektionen des Lebens bewusst zu lernen
  • freudevoll zu handeln
  • sich verbunden zu fühlen mit der göttlichen Kraft und dem Kosmischen Bewusstsein

Grundprinzipien des Karma Yoga Die wichtigsten Grundprinzipien des Karma Yoga sind:

  • Sattwiges, d.h. reines Motiv
  • Nicht an den Früchten des Handelns zu hängen
  • Gleichmut in Erfolg und Misserfolg
  • Handeln mit dem ganzen Herzen, bei vollem Engagement
  • Sich nicht zu identifizieren mit der Handlung, d.h. das Gefühl zu kultivieren„ich bin nicht der Handelnde“
  • Gott die Handlung zu widmen
  • Beachtung der ethischen Prinzipien, insbesondere Ahimsa, Nicht-Verletzen

Diese Prinzipien will ich im folgenden weiter erläutern:

1. Sattwiges, reines Motiv

Wenn man handelt, kann man aus verschiedenen Motiven handeln. Darüber sollte man sich öfter Rechenschaft ablegen. „Warum handle ich?“ „Was ist meine Motivation?“ Im Yoga unterscheidet man gerne in sattwig (rein, freudevoll, strahlend), rajasig (unruhig, egoistisch) und tamasig (träge, deprimiert, dunkel, verwirrt). Rajasig wären egoistische Motive: Man handelt, um etwas für sich selbst zu erreichen, um besser zu sein als andere, aus Egoismus heraus. Tamasige Motive sind solche, bei denen niemand wirklich etwas davon hat, die aus Verblendung, Täuschung und Verwirrung entstehen. Beispiele wären Rachsucht, Zerstörungswut, aber auch Faulheit und Trägheit. Einige mögliche sattwige Motive wären:

  • anderen zu dienen, anderen zu helfen, Unrecht abzustellen
  • sich selbst weiterzuentwickeln, zu reinigen, sein Karma abzubauen, zu lernen
  • weil es Pflicht ist: Man hat Pflichten gegenüber Kindern, Partner, Eltern und auch gegenüber Arbeitgeber, Kunden, Nachbarn, Staat, Gesellschaft
  • aus Liebe heraus
  • aus Intuition, Berufung: Ich fühle, dass es getan werden muss
  • aus Freude
  • um Gott zu dienen
  • um dem spirituellen Meister/der Meisterin zu dienen
  • um den Lebensunterhalt für sich und die Familie zu verdienen: Der Körper ist Tempel der Seele. Körper und Psyche haben Bedürfnisse, die befriedigt werden müssen. Auch um anderen dienen zu können, sollte man dem Körper das geben, was er braucht.

Im Karma Yoga spielt natürlich besonders das erste Motiv, anderen zu dienen und zu helfen, eine sehr wichtige Rolle. Wenn man sein Leben dem Dienst anderer weiht, geschieht die tiefgreifendste spirituelle Transformation und kommt die tiefste innere Befriedigung. Dies kann man zu einem Lebensprinzip machen: Ich will jeden Menschen, mit dem ich zu tun habe, etwas glücklicher machen. Einfacher fällt das sicherlich, wenn man einen sozialen Beruf hat, oder in einem Yoga-Ashram (Ort, wo Yoga gelebt und gelehrt wird) arbeitet. Aber auch als Büroangestellter kann man versuchen, anderen ein Lächeln zu schenken, Verständnis zu zeigen, andere in ihrer Entwicklung zu fördern. Die Art, wie man mit Kassiererinnen, Postboten, Servicepersonal im Restaurant, Müllarbeitern und Steuerbeamten umgeht, kann viel über die eigene innere Entwicklung aussagen.

2. Nicht an den Früchten des Handelns hängen

Dies ist vielleicht das in der Bhagavad Gita am häufigsten erwähnte Prinzip. Wenn man sich zu einer Handlung entschlossen hat, sollte man sie so gut durchführen wie man kann. Was dann anschließend dabei herauskommt, liegt nicht allein in den eigenen Händen. Dies kann man in Gottes Hände geben, oder auch sagen: „Das Ergebnis ist letztlich Karma. Wenn zum Beispiel ein Handwerker beste Arbeit geleistet hat, der Auftraggeber aber bankrott macht und nicht zahlen kann, war die Arbeit nicht umsonst: Man hat sein Karma erfüllt, sollte aber keine Belohnung dafür haben. Wenn man gemeinnützige Arbeit geleistet hat und dafür nicht gelobt worden ist, wird die Karma-Yoga-Einstellung sehr schön auf die Probe gestellt.

3. Gleichmütig in Erfolg und Misserfolg

Das eigene Handeln kann von Erfolg und Misserfolg gekrönt sein. Weder sollte man sich den Erfolg zu Kopf steigen lassen noch sich von Misserfolgen aus dem Gleichgewicht bringen lassen. Erfolg ist wieder etwas anderes als Früchte der Handlungen: Es kann zum Beispiel sein, dass man sich als Projektleiter monatelang sehr intensiv mit einem Projekt beschäftigt hat und verschiedene Lösungsvorschläge entwickelt hat. Und zum Schluss wird nichts davon angenommen. Trotzdem erhält man ein gutes Gehalt und wird vielleicht sogar gelobt für die gute Arbeit. Oder: Ein Arzt hat einen schweren Fall. Trotz aller Bemühungen stirbt der Patient. Trotzdem wird er für die erfolglose Behandlung bezahlt. Oder: Man macht sehr gute Arbeit, die vielen Menschen hilft. Aber keiner bemerkt es, man wird weder dafür gelobt noch erhält man Dank. Karma-Yoga-Einstellung heißt, gleichmütig zu sein in Erfolg und Misserfolg und nicht an den Früchten der Handlungen zu hängen.

4. Handeln mit ganzem Herzen und vollem Engagement

Nicht am Erfolg oder am Ergebnis zu hängen heißt nicht, dass man halbherzig handeln sollte. Sondern man sollte das, was man tut, so gut machen, wie man kann. Wenn man handelt, sollte man so handeln, als ob das Ergebnis sehr wichtig wäre. Klug planen, geschickt nachdenken, mit vollem Engagement und Herzen an die Durchführung gehen. So macht einem die Handlung Spaß und man lernt die Lektionen, die man lernen soll. Krishna sagt: „Yoga Karmasu Kaushalam“ – „Yoga ist Geschick im Handeln“ (BHG II 50). Was bei der Handlung herauskommt, liegt nachher nicht in den eigenen Händen. Es mag sein, dass eine Yogalehrerin ihr ganzes Herz in das Unterrichten einer Yoga-Gruppe gibt. Und nachher machen nur wenige im Fortsetzungskurs mit. Natürlich sollte die Yogalehrerin sich fragen, wie sie vielleicht besser unterrichten kann, sollte die Teilnehmer/innen nach ihren Gründen fragen, sollte vielleicht Weiterbildungsseminare besuchen oder erfahrenere Yogalehrer/innen um Rat fragen. Aber manchmal macht eine Gruppe weiter, manchmal nicht, und man kann gar nicht herausfinden, warum. Man kann die Handlung von ganzem Herzen ausführen, sie dann Gott widmen und innerlich sagen: „Oh Gott, Dein Wille geschehe. Ich habe getan, was ich tun kann. Alles andere überlasse ich Dir.“ Diese Einstellung verhilft sicherlich auch zu mehr Freude bei der Arbeit: Wer nicht ständig an das Ergebnis denkt, geht in der Arbeit ganz auf, kann das erleben, was als „Flow“ bezeichnet wird, mitfließen. So ist die Tätigkeit an sich freudevoll. Manche Kinder sind so beim Bauen von Sandburgen: Sie wissen, der nächste Regen oder die nächste Flut wird alles wegspülen. Trotzdem macht es ihnen sehr viel Spaß, die ausgefallensten Konstruktionen zu bauen. Und sie lernen dabei alles mögliche: handwerkliches Geschick, Konzentration, physikalische Prinzipien. Wenn man mal darüber nachdenkt, was von dem, was man tut, in 100 oder 1000 Jahren noch wichtig sein wird, erkennt man, dass unser Handeln bei weitem nicht so bedeutend für den Fortgang des Planeten ist. Wichtig ist, dass wir unseren Part erfüllen, im Bewusstsein, Teil des Ganzen zu sein, und uns über diese Art von Einstellung zum Ganzen hin entwickeln. Keinesfalls sollte man gemeinnützige Tätigkeit mit weniger Engagement ausführen als bezahlte. Gerade wenn man keine geldliche Entschädigung bekommt und nicht direkt die Ergebnisse seines Tuns sieht, kann man die größten spirituellen Fortschritte machen.

5. Nicht identifizieren mit der Handlung

Der größte Irrtum ist, zu glauben, man selbst mache alles. In Wahrheit sind wir wie kleine Zellen in den Händen des kosmischen Ganzen. Identifikation mit der Handlung führt zu Karma. Wenn man sich bewusst ist: „In Wahrheit mache ich nichts“, ist man frei. Verschiedene Weisen, sich von der Identifikation mit der Handlung zu lösen, sind:

  • Die Erkenntnis, dass man nur Erfüllungsgehilfe im Karma des anderen ist. Ob etwas Gutes oder Schlechtes herauskommt, hängt vom Schicksal des anderen ab.
  • Das Gefühl, Diener Gottes zu sein. Krishna zeigt Arjuna im 11. Kapitel die Kosmische Gestalt Gottes und zeigt ihm auch die Zukunft. Und gibt ihm so zu erkennen: Gott macht alles, Du bekommst zwar den Ruhm für die Handlung, aber eigentlich hast Du gar nichts gemacht.
  • Das Bewusstsein, dass das eigene Selbst jenseits von Körper und Psyche ist. Nicht ich handele, sondern Körper und Geist handeln. Und Körper und Geist sind Teile des Kosmischen Körper und Kosmischen Geistes, werden also in Wahrheit gar nicht von mir gesteuert.
  • Das Gefühl, ein Instrument in den Händen des eigenen Meisters zu sein. Man stellt sich vor, wie der verlängerte Arm des Meisters zu sein

6. Widmen aller Handlungen an Gott

Nicht immer ist es möglich, in jedem Moment eine vollständige Karma-Yoga-Einstellung aufrechtzuerhalten. Man kann sich aber zum Beispiel morgens vor oder nach der Meditation sagen: „Was auch immer ich heute tue, das widme ich Dir, oh Gott.“ Und am Abend kann man sagen: „Was auch immer ich heute getan habe, das widme ich Dir, oh Gott.“ Wenn man etwas Neues beginnt, kann man vom Herzen her sagen: „Ich will das jetzt tun so gut ich kann. Ich tue es für Dich, oh Gott. Bitte wirke durch mich. Mache Du daraus das, was geschehen soll und richtig ist.“ Und während man handelt, kann man an Gott denken, und fühlen, wie Gottes Energie durch einen hindurch wirkt, wie die Hände Instrumente Gottes sind. Man kann sogar seine Gedanken Gott widmen und Gott sagen: „Bitte gib mir die Gedanken, die für Dein Werk förderlich sind.“ Nach der Handlung kann man sagen: „Was auch immer ich getan habe, habe ich für Dich getan. Mach bitte das daraus, was entstehen soll. Wenn Du willst, lass es von Erfolg gekrönt sein. Wenn Du es nicht so willst, ist es auch ok.“ Krishna als Manifestation Gottes sagt gegen Ende der Bhagavad Gita: „Gib alle Vorstellung von richtig oder falsch auf, nimm zu Mir allein Zuflucht. Ich werde Dich von allem Makel befreien. Sorge Dich nicht.“ (XVIII 66) Nachdem wir uns redlich darum bemüht haben, das Rechte zu tun, können wir loslassen und zu Gott sagen: „Ich tue, was ich kann. Aber ich selbst weiß nicht, was richtig oder falsch ist. Bitte kümmere Du Dich darum.“ Man kann sogar sagen: „Oh Gott, ich weiß, eigentlich wäre etwas anderes besser. Aber ich bin zu schwach, es zu tun. Wenn Du willst, dass ich das andere tue, dann gib mir bitte die Kraft dazu. Ansonsten werde ich das tun, was ich kann. Und Du musst Dich um alles andere kümmern.“ Das mag etwas verantwortungslos klingen. Es hilft aber, Vorstellungen von Schuld und Wut zu überwinden. Es hilft, sich wirklich in Einheit zu fühlen und aus Einheit heraus zu handeln.

7. Beachtung von ethischen Prinzipien

Eine kleine Gefahr birgt das oben Gesagte: Angenommen, man phantasiert irgendetwas in sich zusammen, fühlt sich von einer höheren Kraft zu einem Mord gedrängt. Selbst wenn man das dann ausführt, so gut man kann, es Gott widmet, keine Früchte erwartet und bei mehreren Fehlversuchen gleichmütig bleibt, ist das noch lange keine Karma-Yoga-Handlung. Alle Handlungen sollte man anhand fester ethischer Prinzipien prüfen. Im Privatbereich heißt das insbesondere die Beachtung von Ahimsa, Nichtverletzen und Asteya, Nichtstehlen, Aparigraha, Unbestechlichkeit. Zwar mag das Auflehnen gegen Unrecht auch einmal ein Übertreten von Konventionen beinhalten; trotzdem sollte auch hier das Prinzip der Verhältnismäßigkeit und des am wenigsten verletzenden Mittels für alle Beteiligten beachtet werden. So kann es im Extremfall durchaus angebracht sein, einen Verbrecher auch unter Anwendung von Gewalt von einer Gewalttat abzuhalten. Im allgemeinen sollte einem aber das Prinzip der Unverletzbarkeit allen Lebens heilig sein. Für Menschen mit größerer Macht und Einfluß gelten darüber hinaus die Menschenrechte als unverletzliche ethische Prinzipien. Nur durch Beachtung übergeordneter ethischer Prinzipien ist ein Abgleiten in Größenwahn und anderen Wahnsinn zu vermeiden.

Kein Vollkommenheitsanspruch

Wer sich das oben genau durchgelesen hat, mag vielleicht den Eindruck bekommen, dass es für eine/n Suchende/n am Anfang kaum möglich ist, eine vollkommen reine Karma-Yoga-Handlung auszuführen. Reines Motiv, Nicht-Anhaften an den Früchten, Gleichmut in Erfolg und Misserfolg, ethische Prinzipien, etc. – das alles zusammen zu beachten ist kaum möglich. Swami Venkatesananda, ein Schüler von Swami Sivananda, sagte einmal: „Eine wirklich vollkommene Karma-Yoga-Handlung kann nur ein vollkommener Meister ausführen.“ Aber wir als Aspiranten können uns darum bemühen. Wir können mindestens mehr Karma abarbeiten, also Lektionen lernen, als wir neues Karma schaffen. Wir können uns bemühen, die Karma-Yoga-Einstellung immer weiter zu vertiefen. Und wir sollten uns auch an die Entwicklung der Karma-Yoga-Einstellung mit einer entsprechenden Karma-Yoga-Haltung machen: Das heißt, so gut wie wir können, gleichmütig in Erfolg und Misserfolg - also auch Ruhe und inneren Gleichmut bewahren, wenn wir mal wieder etwas egoistischer waren -, und alles Gott widmen: Letztlich schaffen wir es nicht aus eigener Kraft, sondern brauchen Gottes Gnade. Wir arbeiten an uns, so gut wir können. Und wenn der richtige Moment gekommen ist, verhilft Gottes und des Meisters Gnade zur inneren Transformation.

Wo kann man Karma Yoga lernen?

Für Karma Yoga gibt es vermutlich kaum Volkshochschulkurse. Jedoch kann man auch ohne weitere Anleitung an sich arbeiten. Meine „Bhagavad Gita“ (z.B. mit Kommentar von Swami Sivananda, Mangalam Verlag) gibt vielfältige Inspirationen. Ideal ist es, eine Weile in einem Ashram ohne Entgelt mitzuarbeiten. Und zwar nicht nur deshalb, weil man kein Geld hat, um sich Seminare zu leisten und die meisten Ashrams Arbeitsaustausch anbieten. Sondern, um die Karma-Yoga-Einstellung zu üben und zu entfalten. So kommt man am leichtesten in den Geist von Karma Yoga, die Erfahrung von Einheit im Alltag.

Karma-Yoga

Yoga Unterricht als selbstloses Dienen

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -

DIE LOGIK DER ersten fünf Kapitel soll dich davon überzeugen, dass vedānta die Ursache des Leidens versteht und dass es eine Lösung dafür gibt. Sie sind auf „schamlose Weise“ so entworfen, dass sie an dein Eigeninteresse appellieren und dich inspirieren sollen, deinen freien Willen auszuüben, deine spirituellen Ärmel hochzukrempeln und an die Arbeit zu gehen. Immer vorausgesetzt, du möchtest ernsthaft die Freiheit erfahren, die gleichbedeutend ist mit nondualer Liebe.

Das unreife, selbstbezogene innere Kind muss eine objektive Sichtweise auf sich selbst und die Welt entwickeln, und karma-yoga ist eine unkomplizierte, sinnvolle Lösung.

Du musst kein Geld für Therapeuten ausgeben oder deine Wochenenden mit Schweige-Seminaren verschwenden. Du brauchst keinen guru und nicht nach Indien auswandern, um erleuchtet zu werden. Du kannst genau dort bleiben, wo du bist, und deinen Alltag in eine kraftvolle spirituelle Praxis umwandeln. Und da du dein karma unter deinem Namen angesammelt hast, ist es eine gute Idee, es unter der Ägide einer anderen und vorläufigen Identität – dem karma-yogī – zu reduzieren. Es geht jetzt nicht darum, dir einen spirituellen Namen auszudenken, keineswegs. Wir schlagen nur vor, dass du dich selbst als karma-yogī betrachtest, eine Identität, die dich dir selbst gegenüber objektiv werden lässt und dich zu einem Freund der Welt macht. Es ist eine Identität, die dich dazu verpflichtet, dem Programm zu folgen.

Bevor du dich auf den Weg machst, ein Problem zu lösen, ist es ratsam, Informationen zu sammeln. Wenn man leidet, neigt man leider dazu, in das spirituelle Haifischbecken zu springen, um sich vor den versengenden Flammen des saṃsāra zu retten, ohne jedoch vorher geprüft zu haben, was sich unter der Wasseroberfläche befindet. Wenn du das tust, bist du in Gefahr mit dem Kopf auf Felsen zu stoßen. Das bedeutet in diesem Fall, sogenannten „Lehren“ zu folgen, die auf Of⁠fenbarungen basieren, die von Personen erdacht sind und die meist nicht mehr als schlecht durchdachte Meinungen sind. Es gibt nicht wenige solcher Lehren, die von unqualifizierten, von unreinen Motiven getriebenen, ehrgeizigen Gutmenschen angeboten werden, um deine traurige Seele zu retten. Doch es kann dich niemand anderes retten. Du benötigst eine vernünftige, auf Schriften basierende, praxiserprobte Lehrmethode, die dich selbst das Steuer in die Hand nehmen lässt.

Wir haben also das Problem folgendermaßen beschrieben: Du hältst dich für dein primäres Instrument und dein primäres Instrument muss ein wenig bearbeitet werden, wenn du im Leben erfolgreich sein willst, vor allem, wenn du dich von Anhaftung befreien möchtest.

Karma-yoga oder dharma-yoga wird in den Kapiteln 8 und 9 meines Buches The Essence of Enlightenment (Deutsche Ausgabe: Ve⁠danta – Die Wirklichkeit verstehen, J. Kamphausen Verlag) ausführlich erklärt, daher werde ich hier nur eine Zusammenfassung präsentieren. Es ist die grundlegende Vorbereitung für den yoga der drei Ener⁠gien.

Ich habe emotionale Probleme, weil das Leben mir nicht das gibt, was ich will oder zu brauchen glaube, das heißt mein Primärinstrument wird von rajas und tamas dominiert. Wäre es überwiegend sattvig, würde es mir dienen und ich würde meine Ziele ohne viel Aufhebens verwirklichen. Karma-yoga verwandelt einen dumpfen (tamasigen) und übermäßig aktiven (rajasigen) Geist in einen klaren, friedfertigen, leistungsfähigen (sattvigen) Geist. Die Basisversion von karma-yoga hilft auch saṃsārīs, ihre weltlichen Ziele zu erreichen, aber für jene, die sich von saṃsāra befreien wollen, ist die Vollversion zwingend. Ohne karma-yoga wird Selbst-Erkenntnis nicht haften bleiben. Er wirkt auf den Macher, jenen Teil des feinstofflichen Körpers, der für sich in Anspruch nimmt, der Handelnde zu sein und handelt, um die Ergebnisse des Handelns zu genießen. Wenn du für Ergebnisse handelst, entsteht Stress vor, während und nach dem Handeln. Karma-yoga baut Stress ab, indem er die Ängste und Wünsche, die ihn hervorrufen, auflöst. Er ist eine Burnout-Versicherung.

Ein eklatanter Nachteil

Dinge zu wollen ist in Ordnung, aber es hat einen eklatanten Nachteil: die Ergebnisse deiner Handlungen liegen nicht in deiner Hand. Es ist erstaunlich, wie sehr diese einfache Tatsache den Handelnden irritiert. Aber denke einmal darüber nach: Wenn die Ergebnisse deiner Handlungen von dir abhängen würden, hättest du alles, was du willst. Wovon also hängen die Ergebnisse ab? Von dem Gesetz des karma in Form des dharma-Feldes, meiner unmittelbaren Umgebung, im Grunde genommen von den Menschen, mit denen ich karma habe. Mein primäres Instrument generiert Handlungen, die sich auf das Feld auswirken, eine bewusste Matrix von Gesetzen. Meine Handlungen kommen auf verschiedene, nicht immer offensichtliche Weise zu mir zurück. Mein Leben ist nichts anderes als das Ergebnis von Handlungen, die ich zuvor ausgeführt habe und die mir das Feld liefert. Das Feld ist unpersönlich und liefert die Ergebnisse der Handlungen von Individuen, basierend auf den Bedürfnissen des ganzen Feldes. Es kümmert sich nicht darum, was ich will, es sei denn, was ich will, dient dem Feld in irgendeiner Weise.

Was mein Glück betrifft, so ist das Feld allmächtig. Meine Abhängigkeit davon verursacht Leiden. Ich kann mich nicht einfach davonstehlen, denn es gibt keinen anderen Ort, an den ich gehen kann.

Mein Verlangen befiehlt mir zu handeln. Selbst wenn ich nach Indien in eine Höhle fliehe, quälen mich meine Wünsche dort weiter. Es ist besser, hier zu bleiben und auf eine Weise an ihnen zu arbeiten, dass sie nicht mehr wiederkommen. Sie kommen deshalb immer wieder zurück, weil die bedürftige Einstellung, die sie motiviert, nicht verschwindet, wenn ich bekomme, was ich will. Sobald ich eine Sache habe, will ich eine neue. Karma-yoga ist eine Haltung in Bezug auf Handlungen, die unnötiges Verlangen beseitigt.

Karma-yoga und Unterlassungssünden

Handle gemäß dem Dharma und verfehle nicht das Ziel

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der Liebe von James Swartz -

Sünde“ ist ein Begriff aus dem Bogenschießen und bedeutet „das Ziel zu verfehlen“. Sünden sind eine Art Selbstbeschmutzung, die den Sünder in Verruf bringt, der nichts anderes ist, als das Selbst im Bann von māyā. Aktiv begangene Sünden sind Handlungen, die dharma entgegengesetzt sind. Sie verletzen einen selbst und andere. Die offensichtlichste Assoziation zur Sünde ist die Schuld. Unterlassungssünden entstehen zwar nicht aus unseren Konditionierungen, erzeugen aber Emotionen, die nicht hilfreich sind. Diese Emotionen entstehen durch den Fehler, etwas in einer bestimmten Situation nicht getan zu haben, was richtig gewesen wäre. Ein typisches Beispiel dafür ist das Hinterziehen von Steuern.

Karma-Yoga-Kategorien

Swami Sivananda als Arzt - immer im Dienst

- Auszug aus dem Buch "Der dreifache Yoga" von Swami Sivananda -

Es gibt dreierlei Karma: Kayika (körperlich), Vadiika (der Worte) und Manasika (geistig).

Es gibt zwei Arten Karma oder Karma Vibbaga: a) Sakamya Karma und b) Niskamya Karma.

a) Sakamya Karma beschließt in sich alle geistigen Opfer und andere Pflichten, welche einem Menschen auferlegt werden, damit er Swarga und andere Welten erreicht. Es ist mit Gehurt und Tod und Wiedergeburt verknüpft, genannt Rad des Samsara oder Avagamana.
b) Niskamya Karma Yoga führt zu Chitta Suddhi oder Läuterung des Geistes und bereitet den Schüler für den Empfang des Lichtes der Erkenntnis. Der Niskamya Karma Yogi ist ein Mensch, dessen Lebensziel Freiheit vom Rade der Geburten und des Todes ist. Niskamya Karma ist das Sadhana, um diese Freiheit zu erlangen.

Es gibt dreierlei Karma: Sanchita, Prarabdha und Agamya. Prarabdha ist unser eigenes früheres Karma, das diese gegenwärtige Wiedergeburt verursacht hat. Es sind drei: Icdia, An-iccha und Paracdka. Sanchita sind die angehäuften Karmas, die erst Frucht tragen sollen, deren ein Teil Prarabdha ist. Agamya Karma sind die gegenwärtigen Handlungen, die in Zukunft sich auswirken werden. Man nennt die von einem Jivanmukta nach seiner Selbstverwirklichung vollzogenen Handlungen auch Agamya Karma.

Es gibt noch eine andere allgemeine Einteilung von Karma in fünf Gruppen: Satkarma (gute Werke), Dushkarma oder Kukarma (schlechte Taten), Akarma (Untätigkeit), Misrita Karma (gemischte Handlungen) und Vikarma (verderbte Handlungen). Durch Satkarma erreicht man die Welt der Devas, durch Dushkarma, Vikarma und Akarma erreicht man die Geburten als niedriges Wesen und durch Misrita Karma die Geburt als Mensch.

Man hat Karma auch unter folgenden Stichworten eingeteilt: Nityakarma, die allgemeinen Pflichten, Sadhyavandan, Agnihotra, Panchamahayajna. Wer sie versäumt, löst Pratyavaya aus, das durch Prayasdhitta beseitigt werden kann. Wer Nitya Karma leistet, erwirbt sich dadurch keine besonderen Verdienste. Naimittika Karma sind gelegentliche Pflichten wie Darsha Poornima, Sraaddha, Zeremonien, Pflichten, die man bei besonderen Gelegenheiten zu erfüllen hat, zum Beispiel bei Sonnen- oder Mondfinsternis, Sankranti und so weiter. Prayasdhitta Karma sind Reinigungshandlungen für alles, was man unterließ und beging, wie Chandrayana, Krishchara, Pandhagni Tapas, wobei man bei Kapa bis an den Hals im Wasser steht oder den ganzen Tag auf einem Bein steht und dergleichen. Kamya Karma sind selbstgewählte Pflichten, wie Putrakamesti (Opfer, um einen Sohn zu bekommen), Jyptishtoma (um Swarga zu erlangen), und so weiter. Das alles sind Handlungen, die man mit einer bestimmten Absicht oder einem besonderen Wunsch verrichtet. Nishiddha Karma sind verbotene Handlungen, wie Fleischessen, Alkoholtrinken, Zwiebeln oder Knoblauch genießen, Spielen, Stehlen, Umgang mit fremden Frauen und so weiter.

Zweifach ist das Wesen von Karma, das den Einzelnen angeht: Swadharma ist unsere Pflicht, wie sie von den heiligen Schriften verordnet ist. Para-Dharma sind die für andere vorgeschriebenen Pflichten.

Die Menschheit wird in vier Hauptkasten und vier verschiedene Ordnungen eingeteilt: Die Pflichten ändern sich je nach unserem eigenen Varna und Ashrama.

Die vier Varnas oder Kasten sind: Brahmana, Kshatriya, Vaisya, Shudra.

Die vier Ashramas (Ordnungen) sind: Brahmacharya, Grahasthya, Vanaprasthya und Sannyasa.

Die Pflichten für die vier Varnas sind in der Bhagavad Gita, Kapitel 18, Vers 42, 43 und 44 zu lesen: Sie heißen: Sama, Dama, Tapas, Saudia, Kshanti, Arjava, Gyana, Vigyana, Astrikya, also Selbstbeherrschung, innere und äußere Buße, Sauberkeit, Duldsamkeit, Aufrichtigkeit, Wissen und Glauben. Das sind die Karmas eines Brahmanen. Sauryam, Tejas, Dhriti, Darkhya, Dana, Ishwara, Bhava, also Mut, Tapferkeit, Scharfsinn, Durchhalten im Kampf, Herrennatur sind die Pflichten eines Kshatriya. Ackerbau, Viehzucht und Handel' sind die Pflichten eines Vaishya. Pflicht des Shudra ist es, allen dreien zu dienen.

Die Pflichten der vier Ordnungen:

Brahmacharya: Verrichtung von Sandhya, bedienen eines Guru, Brahmacharya ausüben und Vedastudium.
Grihastha: Studium und Lehren der Veden, Schutz der Familie, Verrichtung von Pandiamaha Yajna und Gottesverehrung. Pandiamahayajnas sind Devayajna, Prirtiyajna, Atithi Yajna, Bhuta Yajna und Brahmayajna, also Opfer für die Götter, Opfer für die Ahnengeister, Gäste aufnehmen, Tiere füttern und die heiligen Schriften (Veden) studieren.
Vanaprastha: Sich in die Wilder zurückziehen, das Feuer verehren, die Aranyakas und Upanishads studieren und Gott verehren.
Sannyasa: Atmadhintan (Meditation über das Selbst), Studium des Prasthanatrayi und Selbstverwirklichung. Nachdem er die Verwirklichung erreichte, darf er die erlangte Erkenntnis an andere, weniger weit entwickelte Brüder weitergeben und mit ihnen teilen.

Es gibt vier Arten Sannyasins: Kutidiaka, Bahudaka, Hamsa, Paramahamsa. Avadhoota ist ein sehr hoher Rang. Wer die höchste Verwirklichung erreichte, steht über allen Vorschriften und Regeln. Man heißt ihn dann auch Ativarnashramis.

Die Hausväter (Grahastas) haben in ihrem häuslichen Leben nach der Heirat die folgenden besonderen Pflichten: Garbhadana, die Zeremonie im Fall einer Schwangerschaft. Pumsavana, die Zeremonie, damit ein Knabe geboren wird. Simanta, die Zeremonie im achten Monat der Schwangerschaft, um eine glatte Entbindung zu sichern. Jatakarma, die Zeremonie nach der Geburt. Namakarana, die Namensgebung (Taufe). Niskramana, wenn man das Kind zum erstenmal ins Freie bringt. Annaprasana, die Zeremonie wenn man nach sechs Monaten dem Kind die erste Mehlspeise gibt. Vapana beim ersten Scheren des Haupthaares. Karnavedha, das Loch ins Ohrläppchen bohren. Vratadesha-Upanayama bei Übergabe der heiligen Schnur. Vedaeambha, Beginn des Vedastudiums. Kriyavidhi, wenn man die Regeln des Rituals festlegt. Keshashanta, Haare schneiden vor der Heirat. Vivaha Eheschließung. Agniparigraha, das heilige Feuer unterhalten. Tretagni Sangraha, wenn man die drei Feuer sammelt, um das Vanaprastha-Leben zu beginnen.

Es gibt gewisse allgemeine Gesetze, welche Karma bestimmen: Das Gesetz von Ursache und Wirkung, von Aktion und Reaktion, das Gesetz des Ausgleichs (Kompensation), der Reinkarnation, der Vergeltung, des Widerstandes.

Für die Ausführung von Nishkamya Karma Yoga für China Shuddhi haben wir verschiedene Bhavas oder Techniken: Man erwarte keinen Lohn für seine Handlungen. Man leiste unermüdlich und ohne Murren selbstlose Dienste. Man fühle: Ich bin das Werkzeug in der Hand des Herrn. Ich bringe dem Herrn alle Verehrung dar. Jede Tat ist eine Blume, die man dem Herrn opfert. Äusserste Duldsamkeit und Geduld. Man murrt nicht oder bereut nicht, während man jemandem einen Dienst tut. Man tut seinen Dienst ohne zu denken: „Das ist niedrige Arbeit, das ist bessere Arbeit. Ich werde dies tun und nicht jenes. Es macht mir sogar Freude, wenn ich die Grube ausleere." Derartige Gedanken muss man meiden. Man dient dem Feind und sieht auch in ihm den Herren. Man tut seinen Dienst mit Narayana Bhav oder Atma Bhav. Man erwartet keinen Dank und keine Dankbarkeit. Man denkt nicht mehr: Ich habe ihm geholfen, ich habe ihm gedient. Sondern man gewöhnt sich zu denken: Er gab mir eine Gelegenheit zu dienen. Ich danke ihm dafür. Man gibt Kartritwa-Bhoktritwa Abhiman auf, und Abhiman der Stellung im Leben, Sannyasi Abhiman, Karma Yogi Abhiman und so weiter. Man prüfe immer wieder die inneren Beweggründe und berichtige da und dort Irrtümer in Bhavana. Man empfinde, dass die ganze Welt eine Offenbarung Gottes ist und dass wir dem Herren dienen, wenn wir einem Menschen dienen. Schau immer nach Gelegenheiten aus zu dienen! Lass keine Gelegenheit ungenützt vorübergehen. Es gibt verschiedene Wege, um Karma Yoga zu üben. Man muss seinen Dienst zur Zufriedenheit der Menschen tun, denen man dient. Es ist nicht genug, wenn man ihm nur dient, sich selbst zu gefallen oder so, dass es uns befriedigt.

Gebet für einen Karma Yogi

Von Sri Sankaracharya Atma tvam girija mitih sahacharah pranah sareeram griham. Puja te vishyopabhogarachana nidra samadhisthitih, Sancharah padoyoh pradakshinavidhih strorani sarva giro; Yadyat karma karomi tat tad akhilam sambhotavaradhanam.

Wiederhole das Sloka zum Ende deiner Meditation. „Du bist Atma: Buddhi ist deine Gemahlin, Parvati (welche aus einem Berg geboren wurde); Pranas sind deine Wächter; dieser Körper ist dein Haus; die Wirkung des sinnlichen Genusses ist dein Gottesdienst; tiefer Schlaf ist die Erschaffung von Samadhi; zu meinen Füßen gehen, ist die Besichtigung um dich herum; all meine Reden und Lobpreisungen, was immer ich auch tun möge, alle sind dir gewidmet, Oh Shambhu!“

Copyright Divine Life Society

Auszug aus dem Buch Die Botschaft von Swami Sivananda

Karma Yoga ist der Pfad der Tat. Es ist der Pfad des selbstlosen Dienens. Es ist der Weg, der durch selbstloses Dienen zur Gottesverwirklichung führt. Es ist der Yoga des Verzichts auf die Früchte der Handlung. Karma Yoga lehrt uns, wie wir um der Arbeit Willen arbeiten – unabhängig, ohne Anhaftung – und wie wir den besten Nutzen aus dem größten Teil unserer Energie ziehen können. „Dienen um des Dienens Willen“ ist das Motto eines Karma Yogis. Arbeit ist wie Andacht für jemanden, der Karma Yoga praktiziert. Jede Arbeit verwandelt sich in eine Gabe an den Herrn. Der Karma Yogi ist nicht an die Karmas gefesselt, denn er weiht die Früchte seiner Handlungen dem Herrn." Yogah Karmasu Kausalam" (Bhagavad Gita II.50) – Yoga ist Geschick im Handeln.

Im Allgemeinen erzeugt Arbeit als Effekt oder Resultat entweder Freude oder Leid. Jede Tat fügt eine Fessel an Samsara hinzu und beschert Wiedergeburten. Das ist das unausweichliche Gesetz des Karma. Aber durch das Praktizieren von Karma Yoga können die Wirkungen des Karmas beseitigt werden. Karma wird ausgelöscht. Die gleiche Arbeit, wenn sie mit der richtigen inneren Einstellung ausgeführt wird, mit dem rechtem Geist und rechtem Willen durch Yoga, ohne Anhaftung und ohne Erwartung von Früchten, ohne die Vorstellung, der Handelnde zu sein, mit einem Geist, der ausgeglichen bleibt in Erfolg und Misserfolg ("Samatvam Yoga Uhcyate", Bhagavad Gita II.48) - verknüpft uns mit den Fesseln des Karmas. Im Gegenteil, diese Taten reinigen unser Herz und helfen uns, Befreiung zu erlangen, durch die Herabkunft des göttlichen Lichtes oder dem Erwachen von Erkenntnis.

Strenge moralische Regeln und die Kontrolle der Sinne sind unerlässlich beim Praktizieren von Karma Yoga. Brahmacharya ist wirklich unerlässlich. Es ist unbedingt notwendig, die folgenden Tugenden zu kultivieren: Toleranz, Anpassungsfähigkeit, Mitgefühl, Gnade, Freundlichkeit, ausgeglichenes Gemüt, kosmische Liebe, Geduld, Beharrlichkeit, Demut, Großzügigkeit, Edelmut, Zurückhaltung, Beherrschung von Ärger, Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Mäßigung bei Essen, Trinken und Schlafen, einfache Lebensweise und Durchhaltevermögen. Jeder sollte seine Pflichten erfüllen, und zwar in Übereinstimmung mit seinem eigenen Varna und Ashrama (Stadium im religiösen Leben), seiner Kaste und Stellung und des jeweiligen Lebensabschnittes. Es bringt keinerlei Nutzen, seine eigenen Pflichten aufzugeben und die Pflichten eines anderen vorzuziehen.

Einige Menschen denken, dass Karma Yoga eine minderwertige Art von Yoga ist. Sie denken, dass Wasser schleppen, Teller waschen, den Armen Essen geben oder die Straße zu fegen niedere Arbeiten wären. Das ist ein trauriges Missverständnis. Sie haben nicht das Prinzip und die Herrlichkeit von Karma Yoga verstanden. Krishna, der Herr der drei Welten, nahm die Rolle als Arjunas Wagenlenker an. Und er wirkte auch als Kuhhirte. Jedermann sollte seine Pflicht innerhalb seines eigenen Varna (Rasse), Ashrama (Einsiedelei), seiner Kaste oder Lebensstellung tun. Es liegt kein Segen darin, dass man seine eigene Arbeit verlässt, weil man eines anderen Arbeit vorzieht.

Der beste Yoga für den modernen Menschen

von Swami SIVANANDA

Es ist mein fester Glaube, dass selbstloser Dienst die größte Kraft ist, um einen Menschen zu inspirieren und zu den höchsten Ebenen der Evolution zu erheben. Selbstloser Dienst bringt eine allumfassende Entwicklung des Charakters eines Menschen, macht ihn stark und bewirkt ein spontanes spirituelles Erwachen. Selbstloser Dienst ist in der Tat außerordentlich wichtig für die physische, moralische und spirituelle Regeneration der Jugend dieser Welt.

Die Praxis von Karma Yoga ist dringend notwendig, um wichtige Tugenden zu entwickeln. Tugenden können nur durch Dienst entwickelt werden. Ohne im Besitz der grundlegenden Tugenden zu sein, braucht ein Mensch von der Verwirklichung Gottes nicht einmal zu träumen; trotz des (intellektuellen) Verstehens der vedantischen Einheit können Gleichmut, Toleranz, Liebenswürdigkeit, Güte, Freundschaftlichkeit, Anpassungsfähigkeit, Großherzigkeit und Demut nur durch die Praxis von Karma Yoga kultiviert werden. Der rohe Diamant muss geschliffen und poliert werden, bevor er sein brilliantes Farbenspiel im Licht entfaltet. Genauso muss der ungeschliffene Aspirant ununterbrochen durch Dienst und Kontakt mit vielen unterschiedlichen Menschen geschliffen und poliert werden. Wenn er auch unter schwierigen Umständen wahrhaftig anderen dienen kann, wenn er auch angesichts von Schwierigkeiten eine fröhliche Ausstrahlung beibehalten kann, wenn er in der Hektik einer Großstadt Gleichmut und Konzentration des Geistes bewahren kann, beweist das klar, dass er aus seinen äußeren Umständen herausgewachsen und reif für spirituelle Erleuchtung ist.

Willentliche Hilfsbereitschaft: In einem von innen verschlossenen Raum mit geschlossenen Augen zu sitzen ist kein echtes Sadhana, wenn die Menschen rundherum mit Leid und Problemen zu kämpfen haben. Selbstsucht und Sadhana können nie zusammen gehen. Der Aspirant muss seine eigenen Interessen denen der anderen unterordnen. Ein Mensch, der einem anderen in großer Not hilft praktiziert mehr Sadhana, als einer, der Meditation, Asanas und Pranayama übt. Wenn einer den Bedürftigen eine Stunde dient, so ist das gleichzusetzen mit sechs Stunden Meditation. Es gibt immer Gelegenheiten für selbstlosen Dienst; ein mitfühlender Doktor, der einen hilflosen, armen Patienten um Mitternacht gratis besucht, ist ein besserer Yogi als ein Dhyana Yogi, der leise die Straßenseite wechselt, wenn er einen Mittellosen, Hungernden und Sterbenden sieht, ohne ihn zu fragen: „Bruder, was willst du? Kann ich dir in irgendeiner Weise helfen?“

Zu einem wahren Karma Yogi kommt Meditation automatisch und das Wissen der Upanishaden begreift er leicht. Er bekommt all sein Wissen vom Inneren Buch des Wissens durch die Gnade Gottes. Dienen allein ist aber auch nicht genug. Am frühen Morgen sollte der Karma Yogi einige Zeit mit Japa, Kirtan, Studium religiöser Schriften und ein bisschen Asana und Pranayama verbringen.

Der Sadhaka, der sich in selbstlosem Dienst übt, erlebt vielleicht zu Zeiten Verdruss und Enttäuschung. Aber lass ihn unerschrocken voranschreiten. Lass ihn in seiner Hingabe zur Pflicht unerschütterlich werden. Seine Ernsthaftigkeit wird all seine Hindernisse in Hilfe verwandeln, denn Gott selbst wird ihm auf mysteriöse Weise helfen und ihn tragen.

Mittel zur Verwirklichung: Die Praxis von Karma Yoga ist sicherlich ein Mittel zur Entwicklung von Hingabe zu Gott und zum Erreichen der vedantischen Einheit. Ohne diese Praxis kann niemand auch nur von Bhakti oder Jnana träumen, auch nicht durch jahrelange Praxis. Dienst, das kann man durchaus sagen, ist Bhakti und Jnana durch Handlung ausgedrückt. Der wahre Ausdruck von Liebe geschieht nicht durch Worte, sondern durch Dienst. Jnana oder das Wissen der Einheit des Lebens wird durch Dienst am dem einen Selbst in allen erfahren. Die Pflanze des Karma Yogas trägt die Blüten des Bhakti Yoga und des Jnana Yoga.

Karma Yoga ist das beste Yoga für den modernen Menschen. Es befähigt dich, Gott schnell zu verwirklichen. König Janaka war ein dynamischer Karma Yogi und trotzdem war er gleichzeitig ein Jnani. Mahatma Gandhi hat sich selbst durch Karma Yoga erhöht. Die tägliche Routine des Lebens bietet ein breites Feld für jeden, sich zu reinigen und sich emporzuheben. Sogar im Familienleben ist Karma Yoga unbedingt erforderlich. Wenn jeder selbstsüchtig wäre, gäbe es im Haus keinen Frieden. Starke Anhaftungen erzeugen besitzergreifendes Verhalten, das eine selbstsüchtige Eigenschaft und eine Verneinung wahrer Liebe ist. Anpassungsfähigkeit, Freundschaftlichkeit und Verständnis, ein bisschen Selbstzurücknahme und Kooperation helfen sehr, den Frieden im Haus zu bewahren. All das kann durch Karma Yoga bewerkstelligt werden. Pflicht um der Pflicht willen, ohne Erwartung in Bezug auf die Früchte der Handlungen (diese Erwartungen sind der Fluch des weltlichen Lebens) oder übermäßige Vorlieben oder Abneigungen zu hegen, ohne selbstsüchtige Anhaftungen alle Handlungen und Früchte Gott darzubringen (die Handlungen als Instrument in Seinen Händen zu Seiner Verehrung auszuführen), das ist ideal. Ehre den selbstlos Arbeitenden! Mögt ihr euch alle ewiger Glückseligkeit erfreuen, indem ihr selbstlos dient!

Karma Yoga - Quintessenz

Verhaftungslos Yoga unterrichten ist ideales Karma Yoga

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

  • Was ist Karma Yoga,
  • wozu dient Karma Yoga,
  • wie kannst du Karma Yoga umsetzen?

Das möchte ich kurz zusammenfassen. Ich heiße dich herzlich willkommen zu diesem zusammenfassenden Vortrag. Ich gehe davon aus, das du Karma Yoga schon kennst, ansonsten gibt es auch Einführungsvorträge für Anfänger. Ich möchte nun etwas zusammenfassend sprechen, was ist Karma Yoga?

Karma heißt wörtlich Tat und Handlungen, Karma Yoga – ist der Yoga der Tat. Karma Yoga hat zwei Aspekte. Der Aspekt des uneigennützigen Dienens und der Aspekt des verhaftungslosen Wirkens.

Karma Yoga ist uneigennütziges Dienen. Karma Yoga heißt uneigennütziges Dienen. Menschen dienen, einzelnen Menschen dienen, der Menschheit dienen, der Gruppe dienen, der Gemeinschaft dienen, der Schöpfung dienen, Gott dienen, dem Guru dienen. Das sind verschiedene Aspekte des Karma Yoga.

Karma Yoga hilft dir vom Ego wegzukommen. Karma Yoga hilft dir von Identifikationen loszukommen, Karma Yoga hilft dir die Ich-Bezogenheit zu überwinden. Vielleicht in unserer heutigen Zeit ist das noch wichtiger als früher. Wir sprechen von der individuellen Zeit, wo alle Menschen fragen, was brauch ich, was will ich, usw. Damit wirst du die Befreiung nicht erreichen. Du wirst die Befreiung erreichen, indem du überlegst, wie kann ich dienen, wie kann ich anderen helfen. Natürlich auch, was kann dieser Körper und diese Psyche tun um anderen zu helfen? Und welche besondere Aufgabe hat dieser Körper und hat diese Psyche?

Allgemein, also, Karma Yoga hilft das Ego zu überwinden. Indem du anderen Menschen dienst spürst du Liebe zu anderen und du fühlst diese Verbundenheit mit anderen. Indem du der Schöpfung dienst, auch dich ökologisch verhältst, schaust welche Auswirkungen dein Handeln hat auf die Umwelt, spürst du eine Verbindung mit Mutter Erde und mit der Schöpfung. Indem du bewusst Gott dienst, fühlst du göttliche Kraft in dir und durch dich wirken und der ganze Alltag wird zu einer mystischen Erfahrung. Und indem du dir vorstellst dem Guru zu dienen und indem du dem Werk des Gurus dienst, merkst du wie eine Führung stärker spürbar ist und wie die Schritte auf dem Weg von einer höheren Kraft gesteuert werden.

Ein zweiter Aspekt des Karma Yoga ist das verhaftungslose Handeln. Das ist etwas, was gerade die Bhagavad Gita beschreibt. Sie sagt: Tue das was nötig ist, tue es so gut wie du kannst, tue es von ganzem Herzen und sei weder verhaftet an die Handlung, noch an die Früchte der Handlung, noch an das Ergebnis der Handlung und identifiziere dich nicht.

Also zunächst, handle! Das was getan werden muss, tue das was getan werden muss weil es dein Dharma ist, deine Aufgabe, deine Pflicht ist, weil du Gott dienen willst, der Menschheit dienen willst, dem Guru dienen willst, weil du merkst – das ist jetzt dran. Mache es so gut du kannst. Krishna sagt: Yoga karma sukau shalam. Yoga ist Geschick im Handeln, Engagement im Handeln. Mache es so gut wie du kannst, von ganzem Herzen. Aber habe nicht die Vorstellung dass du es tust, sondern das Gott durch dich wirkt. Du machst zwar, zunächst subjektiv, alles so gut wie du kannst, aber du spürst Gott wirkt durch dich. Oder die Gunas wirken, jedenfalls du selbst machst nichts.

Dann sei nicht verhaftet an die Handlung. Wenn karmische Situationen kommen, die dich dazu zwingen das nicht mehr zu tun, lasse es los. Wenn jemand anders deine Aufgaben besser erfüllen kann als du dann lasse es los. Wenn etwas Neues auf dich zukommt was wichtiger ist, lass das Alte los. Sei nicht verhaftet an die Handlung. Sei nicht verhaftet an das Ergebnis der Handlung.

Vordergründig gibt es manchmal Scheitern und manchmal Erfolg. Aber langfristig wirst du feststellen in jedem Scheitern liegt der Same von einer guten Entwicklung. Wenn etwas scheitert heißt das noch nicht das du falsch gehandelt hast. Letztlich, damit Neues sich entwickelt muss Altes auch kaputt gehen. Mach das was du tust so gut wie du kannst, sei gleichmütig in Erfolg und Misserfolg. Hänge nicht an den Früchten deiner Handlungen. Erwarte weder Lob noch Anerkennung, erwarte erst recht keine Belohnung. Tue das was zu tun ist, so gut wie du kannst, weil es getan werden muss, dann denke nicht dass du es machst. Und folglich wenn Gott es durch deinen Körper und Psyche macht, dann brauchst du ja auch keine Belohnung dafür.

In diesem Sinne, Karma Yoga, zum einen uneigennütziges Dienen und zweitens verhaftungsloses Handeln. Wenn es dir gelingt wirklich Karma Yoga zu üben bist du stets glücklich und in Gottes Gegenwart. Dein Leben ist erfüllt und sinnvoll.

Mehr zum Thema Karma Yoga auf unseren Internetseiten und auch in der Bhagavad Gita. Ich habe ja auch ein Buch geschrieben, Bhagavad Gita für Menschen von heute. Und die Bhagavad Gita in seinem Werk über Karma Yoga, wie kann man engagiert und verhaftungslos handeln? Und wenn du Karma Yoga üben willst, dazu haben wir in den Yoga Vidya Ashrams viele Gelegenheiten. Es gibt hier auch dieses sogenannte Karma Yoga Programm.

Pass nur auf, der Geist ist immer schnell dabei, dass er wieder belohnt werden will, Anerkennung haben will. Ursprünglich machst du Karma Yoga um zu dienen, in einer Ashram Umgebung, um Gottes Werk voran zu bringen, und um durch dienen, Gott zu verwirklichen. Wenn du nicht aufpasst wirst du nach einer Weile fragen, was habe ich davon? Du willst belohnt werden. Und wenn du denkst dass jemand mehr bekommt als du dann denkst du, das ist nicht richtig. Und wenn jemand dir nicht das gibt was du gerne hättest und wenn du eine Stunde länger zu tun hast um es fertig zu bekommen und anschließend keine Anerkennung bekommst, bist du beleidigt. Spätestens dann hast du den Geist des Karma Yoga verloren. Und auch wenn du anfängst die Minuten zu zählen ist es auch kein Karma Yoga mehr, sondern Bürokratie. Und wenn du überlegst wieviel du kriegst dann bist du nicht mehr im Geist des Karma Yoga. Achte immer darauf: Leben ist nicht – das tun - um etwas anderes zu erreichen, sondern Spiritualität heißt Gott durch dich wirken zu lassen. Um dich zu öffnen für göttliche Gnade. Die Einstellung des Karma Yoga kann dir helfen, das viele Stunden am Tag zu machen.

Swami Sivananda hat gerne gesagt, überprüfe deine Motive und immer wieder erneuere deine spirituelle Einstellung.

Video - Karma Yoga - Quintessenz

Karma Yoga die grundlegende Qualifikation für Wissensyoga

Swami Sivananda: Diene, liebe, gib..

- Abschnitt aus der Bhagavad Gita Zusammenfassung nach James Swartz -

Was ist es? Verse 39-53

A. Es nutzt die eigenen Anstrengungen, um den Geist unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des eigenen Umfelds zu reinigen. Es ist eine gebende, keine nach etwas greifende Einstellung. Es erfordert sattwige Karmas und das Genießen von Beschäftigt sein.
B. Es ist das Wissen, dass die Ergebnisse von Handlungen unvorhersehbar sind und daher ist es nicht sinnvoll, sich auf sie zur Erfüllung emotionaler Zufriedenheit zu verlassen.

Selbstverwirklichung ist die Frucht richtigen Handelns

C. Die Frucht von Wissen des Selbst (Self Knowledge) ist im besonderen moksa.
1. Du bist zufrieden mit Deinem Leben weil Du vollständig bist.
2. Du erfährst tiefen Frieden trotz negativer Situationen, Gelassenheit. Genauso wie eine Eule am Tag schläft, sind samsaris schlafend in Bezug auf das Selbst und genauso wie Menschen in der Nacht schlafen ist die weise Person schlafend in Bezug auf samsara. Die weise Person ist wie ein Ozean, immer vollständig. Er ist frei im Leben und nach dem Tod. Nach der Selbsterkenntnis sollte man die Sinne kontrollieren und solange ein reines Leben führen bis das Wissen fest ist. Verse 54-72

Karma Yoga Einführung - BG Kapitel 3, Verse 1-7

Wissen ist nötig um in geeigneter Weise zu handeln

- Abschnitt aus der Bhagavad Gita Zusammenfassung nach James Swartz -

Arjuna fragt warum er Wissensyoga verherrlicht und ihn nichtsdestotrotz ermutigt Karma Yoga zu machen. Obwohl Vedanta eine kristallklare Lehre ist interpretiert der Sucher es entsprechend seiner Vorlieben und Abneigungen. Arjuna möchte nicht kämpfen und versteht daher die Lehre falsch. Der Fragende (Selbsterforschende) muss wissen wie man zuhört. Wenn Du an einer oder an mehreren bestimmten Gewohnheiten hängst wirst Du Lehren, die eine Veränderung von Gewohnheiten implizieren, missverstehen.

Sowohl Wissen als auch Handlung sind notwendig für Selbsterforschung weil sie verschiedene Ergebnisse haben. Karma bereitet den Geist vor, so dass Wissen Dich frei machen kann. Karma Yoga macht den Geist ruhig , so dass er in alltäglichen Situationen unterscheiden kann. Es erfordert, das zu tun, was am besten für die Situation ist und ein einfaches Leben zu führen. Es ist weder notwendig oder wünschenswert noch möglich Handlungen aufzugeben. Wenn Du Dich von der Welt abkehrst werden Dich Deine weltlichen Wünsche aus Mangel an notwendiger Reife zurückbringen.

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Siehe auch

Weblinks

Literatur

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