Vedanta

Aus Yogawiki

Vedanta (Sanskrit: वेदान्त vedānta m.) heißt wörtlich "Ende des Wissens": Veda = Wissen, Anta = Ende; Vedanta ist auch die Philosophie der Upanishaden, da die Upanishaden der letzte Teil (Ende) der Veden sind. Der Grundtext dieses philosophischen Systems, das zu den sechs orthodoxen darshanas zählt, ist das Brahmasutra (auch Vedantasutra) des Badarayana. Eine andere Bezeichnung für das System des Vedanta ist Uttara Mimamsa (uttaramīmāṃsā) im Gegensatz zur Purva Mimamsa.

Shankara, der große Lehrer des Vedanta

Die Geschichte von Vedanta liegt im Dunkeln. Vedanta bezieht sich auf die Upanishaden, die, je nach Autor, mehr als 5000 Jahre oder 2500-2800 Jahre alt sind. Shankaracharya, der große Meister, der von 788-820 n.Chr. gelebt hat, machte Vedanta zum populärsten Philosophie-System.

Was ist Vedanta?

Erfahre deine wahre Natur - Einheit

Vedanta ist die Philosophie des Absoluten und die Philosophie der Einheit. Vedanta will dich lehren, zu deiner wahren Natur zu kommen. Aus der Wahrnehmung der scheinbaren, illusionären Welt herauszukommen und stattdessen Brahman, das Absolute zu erfahren.

Vedanta sagt, die höchste Wahrheit erfährst du in vier Schritten. Diese vier Grundprinzipien sind:

  • Shravana, d.h. hören (zum Beispiel einen Vortrag)
  • Manana, d.h. nachdenken, überlegen (zum Beispiel über den Inhalt dieses Kurses)
  • Nididhyasana, d.h. meditieren (zum Beispiel über einzelne Inhalte dieses Kurses)
  • Anubhava, d.h. verwirklichen / wörtlich: das Entstehen des Gefühls des Einen mit der Einheit, denn Vedanta will dich zu der Einheit führen.

Vedanta bedeutet wörtlich `Ende des Wissens´. Veda heißt `Wissen´ – anta heißt `Ende´ -> Vedanta = Ende des Wissens

Vedanta bezieht sich auf die Upanishaden, daher ist eine 2. Bedeutung des Wortes Vedanta `das Ende der Veden´. Veden sind die alten heiligen, indischen Schriften, die einige Jahrtausend alt sind. Die Veden bestehen aus verschiedenen Teilen, wobei der letzte Teil der Veden die Upanishaden sind.

Upanishad heißt auch wörtlich `zu Füßen oder sitzen bei´. Der letzte Teil der Upanishaden bestehen aus Konversationen bzw. Unterhaltungen philosophischen Dialogen zwischen einem Schüler und einem Lehrer. Die Schüler sind zu dem Meister gegangen und haben gefragt: `Oh Meister, zeige mir das, nach wessen Erkenntnis alles erkannt ist. Zeige mir das, nach dessen Erfahrung alle Wünsche verschwunden sind. Zeige mir das, nach dessen Verwirklichung ich das Ewige verwirklicht habe. Zeige mir den Weg zur Erkenntnis des Selbst. Lass mich das Höchste erfahren. ´

Und so haben die Schüler der Upanishaden die Meister mit tiefsten Fragen konfrontiert. Und die Meister haben geantwortet und die Schüler auch zum Teil auf die Probe gestellt sowie auch zum Teil ihnen schwere Prüfungen gegeben, um ihre Ernsthaftigkeit zu überprüfen. Sie haben ihnen Aufgaben gegeben, die die Schüler erstmal sehr schwierig fanden. Aber die Schüler der Upanishaden waren ernsthaft. Ihnen ging es um die Antworten auf diese Frage. Sie wollten das Ende des Wissens erfahren – Vedanta. Sie wollten die höchsten Wahrheiten nicht nur intellektuell beantwortet bekommen, sondern tief in ihrer Seele ergründen, erfahren und verwirklichen. Und so ist Vedanta der Weg zum höchsten Wissen zu kommen.

Video - Was ist Vedanta?

Vedanta Grundbegriffe

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Brahman - Höhere Wirklichkeit

Die Terminologie des Jnana Yoga

Wenn du bereits eine Yoga Vidya Yogalehrerausbildung mitgemacht hast, kennst du diese Begriffe vermutlich schon, oder du hast zu mindestens schon einmal gehört. Aber es ist auch gut, diese noch einmal zu wiederholen, damit sich die Begriffe besser einprägen und setzen.

Erläuterung der Vedanta-Begriffe

Brahman

Der wichtigste Begriff der Vedanta Terminologie

Brahman ist das Absolute, das Unendliche, erfahrbar als unendliches Sein. Brahman ist das, was immer war, ist und sein wird und das ewig Seiende, welches aber nicht vorstellbar ist und nicht wahrgenommen werden kann, was aber selbst das Bewusstsein hinter allem ist.

Brahman ist Sat Chid Ananda. Sat = ist, und zwar unbegrenzt und ewig, deshalb absolutes Sein – losgelöst von Zeit und Raum. Brahman ist Chid = Bewusstsein, was oft auch als Wissen übersetzt wird. Und zwar absolutes Wissen – nicht Wissen von etwas, sondern das Wissen an sich.

Brahman ist nicht einfach irgendwie und irgendwann da, sondern Brahman ist bewusstes Sein. Es ist auch nicht einfach nur ein abstraktes, kaltes Sein, das sich bewusst ist, sondern Brahman ist ein freudevolles Sein – und zwar eine absolute Freude. So ist Brahman auch Ananda = vollkommene und höchste Glückseligkeit, Wonne, wahre und dauerhafte Freude. Gemeint ist hier keine begrenzte Freude oder auch keine Freude, die kommt oder geht, sondern Freude an sich. Und in dieser Freude ist auch Liebe.

Aus Brahman projiziert sich Maya, wobei es hierfür keine schlüssige Erklärung gibt.

Maya

Der am schwierigsten zu erläuternde Begriff im Vedanta

Maya ist sehr schwierig zu erklären, obgleich es ein Schlüsselbegriff im Vedanta ist. Maya heißt die Kraft der Illusion bzw. Schöpferkraft und bedeutet auch die kosmische Energie an sich. Maya ist letztlich das, was dann dafür verantwortlich ist, dass dieses Universum entsteht.

Brahman projiziert sich als Maya und Brahman lässt durch die Projektion von Maya Jagat entstehen – siehe nächster Abschnitt.

Weitere Informationen zu Maya findest du unter der Begriffserläuterung zu Brahma, Shiva, Vishnu auf der nächsten Seite.

Jagat

Jeder hat sein eigenes Universum

Jagat ist die Welt, wie wir sie wahrnehmen, die Welt des Universums und die Welt in Zeit und Raum. Jagat existiert in 3 Dichtigkeitsstufen:

Die Kausalwelt oder auch Karana ist die Welt jenseits von Zeit und Raum wie wir sie verstehen. Es ist die Welt der Ursachen, wo die Urgesetze des Universums verankert sind, die Urprinzipien und die Ideen, wie es Plato bezeichnen würde. Also all´ das, was sich nachher in Zeit und Raum manifestiert, in Sukshma und in Stula, das ist alles in Karana enthalten.

Die feinstoffliche Welt ist die Welt unserer Gedanken, Emotionen und Prana. Darüber hinaus zählt auch die Welt der Geister, der Astralwesen und der Naturwesen dort mit hinein sowie auch die Welt der Verstorbenen und derjenigen, die sich noch nicht inkarniert haben und bald wieder inkarniert werden.

  • 3. Dichtigkeitsstufe = Sthula, d.h. Grobstoffwelt

Die grobstoffliche Welt oder Sthula ist die Welt, die wir im Alltag sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen.

In diesem Jagat manifestiert sich alles in 3 Gunas.

Drei Gunas

Die Zusammensetzung der Urmaterie

  • 2. Rajas - Rajas bezeichnet alles Unruhige.
  • 3. Tamas - Tamas bezeichnet das Zusammenziehende, das Begrenzende, das Träge, das Dunkle.

Dieses Universum existiert nicht einfach nur aus sich heraus, sondern dieses Universum wird durch Ishvara gelenkt.

Ishvara

Die Bedeutung von Ishvara

Ishvara heißt auch der Herr, der Lenker, der Steuerer oder Regierende. Er ist der persönliche Gott. Also Gott, der das Universum erschafft, erhält und zerstört. Und diese drei Aspekte von Ishvara werden dann wie folgt genannt:

Brahma, Shiva, Vishnu

Brahma, Vishnu und Shiva

Die 3 wichtigsten indischen Götter, die drei Hauptgötter

  • Brahma - ist der Schöpfer, denn alles in diesem Universum hat einen Anfang. Dafür steht Brahma.
  • Shiva - ist der Zerstörer, alles im Universum geht zu Ende. Unter anderem dafür steht Shiva.

Hier ein Beispiel:

Wenn du diese Kurseinheit nun als Video sehen würdest, dann würdest du den Körper des Referenten sehen. Und dieser Körper scheint erstmal während der Laufzeit des Videos gleich zu bleiben. Auch wenn sich der Körper die ganze Zeit bewegt, so ändert sich jedoch weder die Haarfarbe noch das Gesicht ändern sich. Warum ist das so?

Es gibt Brahma – der Körper nimmt Luft auf Und es gibt Shiva – der Körper gibt Luft ab. Eben durch dieses Ein- und Ausatmen kann eben der Körper weiter existieren. So kann eben alles, was gleich bleibt deshalb gleichbleiben, weil es ein Gleichgewicht zwischen Brahma und Shiva gibt, zwischen Schöpfung und Auflösung. Dieses Gleichgewicht bildet Vishnu. Nichts, was scheinbar dauerhaft ist, ist deshalb dauerhaft, weil es dauerhaft ist, sondern weil die Prozesse des Schöpfens und des Auflösens in einem Gleichgewicht sind, auch wenn dieses äußerlich nicht unbedingt wahrgenommen werden kann. Dieses heißt auch wieder: Im manifesten Universum ist alles in Veränderung.

Entstehen der relativen Welt

Die Welt so wie wir sie wahrnehmen ist nicht real

Brahman ist das Absolute und ist erfahrbar als unendliches Sein = Sat. Reine Bewusstheit = Chid und reine Freude = Ananda.

Aus unerfindlichen Gründen projiziert sich aus Brahman eine Maya, eine Schöpferkraft. Und so kann man auch sagen, dass sich die Schöpferkraft Maya sich als Ishvara, Brahma, Vishnu und Shiva manifestiert. Maya schafft diese Welt. Jagat in ihren kausalen Prinzipien, den Urprinzipien dieses Universums, die Naturgesetze, die Archetypen, die Ideen. Darüber hinaus auch die Feinstoffwelt, mit Astralwelt, usw. und dann als Sthula, als physische Welt mit all ihren Manifestationen und Darstellungen – Sthula Sharira.

Diese Welt wird regiert durch Ishvara. Es gibt ein sinnvolles Universum. Es ist nicht einfach nur chaotisch. Man kann dort ein göttliches Wesen erfahren. Und innerhalb dessen gibt es das lichtvollere Sattva, das unruhigere Rajas und es gibt das Zusammenziehende und die Trägheit erzeugende Tamas.

Und obgleich das Brahman als Jagat erscheint, Jagat wiederum gelenkt durch Ishvara, ist das dennoch alles nur scheinbar. In Wahrheit bleibt Brahman immer Brahman – und das Universum, wie es sich manifestiert ist Maya. Es existiert nicht wirklich so, wie wir es sehen, es bleibt immer Brahman.

Über das sowie auch über die Unterscheidung zwischen Sat und Asat, Sat Asat Viveka, die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen, wird in einer anderen Lektion ausführlich erläutert.

Weitere Begriffe aus der Betrachtungsweise des Individuums

Es gibt nicht nur allgemein Brahman, allgemein Maya, allgemein Jagat und allgemein Ishvara. Wir können nur deshalb sprechen, weil wir als Individuum darüber sprechen. Und jetzt kommen wir zur individuellen Betrachtungsweise. Dort gibt es Atman.

Atman - Das Selbst

René Descartes: Ich denke, also bin ich

Atman ist das Selbst. Das Selbst an sich ist wieder Sat Chid Ananda. Wir haben in einer der vorangegangenen Lektion die Atma Viveka behandelt. In Wahrheit ist das Selbst reines Sein. Du weißt, du bist. René Descartes hat gesagt: „Cogito ergo sum – Ich denke, also bin ich.“

Dadurch, dass ich weiß, das ich denken kann, muss es jemanden geben der denkt, also muss ich existieren = Sat. Aber ich bin nicht einfach nur irgendwie, sondern ich bin auch bewusst. Du kannst nur deshalb mit jemanden über ein bestimmtes Thema wie zum Beispiel Vedanta sprechen, weil jemand da ist, der bewusst ist. Wenn dein Gegenüber nicht zuhören könnte und du selbst dir nicht bewusst wärst, was du sagst, dann wäre das ganze Gespräch reichlich sinnlos.

Man könnte zwar auch Computer mit sogenannter künstlicher Intelligenz ausstatten, so dass diese dann auch Vedanta-Vorträge geben und es könnte einen anderen Computer geben, der sich das anhört. Aber ohne Bewusstsein wird kein Computer verstehen, was er da von sich gibt und kein Computer verstehen, was er da eigentlich meint.

Dahingegen sind wir als Menschen bewusst, und die Yogis sagen, dieses gilt nicht nur für die Menschen, sondern auch bei den Tieren, Pflanzen, der Erde, Sonne, dem Universum gibt es ein Atman. das individuelle Selbst, die unzerstörbare, ewige Essenz des Geistes, was häufig als Seele übersetzt wird. Brahman manifestiert sich in Jedem.

Individuum als Atman.

Atman ist auch Sat Chid Ananda = Sein, Wissen, Glückseligkeit. Aber wir vergessen das. Durch die Kraft der Maya manifestiert sich im Individuum als Avidya = Unwissenheit. Hier ist die essentielle oder auch existentielle und metaphysische Unwissenheit gemeint. Wir vergessen, wer wir wirklich sind: Reines Bewusstsein, eins mit der Weltenseele. Und wir identifizieren uns mit Upadhi.

Upadhi meint: begrenzendes Attribut. Wir identifizieren uns mit Karana Sharira, womit der Kausalkörper gemeint ist. Und wir identifizieren uns mit Sukshma Sharira, dem Astralkörper und mit Sthula Sharira, dem physischen Körper.

Wir gehen auch wieder durch Sattva, Rajas und Tamas und erfahren uns selbst als individuelle Seele, als Jiva. Man kann sagen, Brahman im Individuum wird erfahren als Atman. Die Kraft der Maya, die das ganze Universum erschafft, ist im Individuum Avidya, die Unwissenheit, Jagat, die ganze Welt und in einem Teil davon ist Upadhi. In diesem Upadhi spiegelt sich Atman und erfährt sich als Jiva.

Wenn Brahman im gesamten Jagat reflektiert wird, dann ist er Ishvara, das Bewusstsein - reflektiert. Im gesamten Universum ist Ishvara persönlicher Gott. Also Gott, der schafft, erhält, zerstört.

Reflektiert sich Brahman nur in einem Teil des Universums, eben in einem individuellen Körper-Geist-System, dann ist das Jiva, die individuelle Seele. Diese individuelle Seele denkt dann, `ich bin dieser physische Körper´ oder `ich bin dieser Feinstoffkörper´, `ich habe Prana, Emotionen, Persönlichkeit, Intellekt, Talente, Fähigkeiten ´ oder auch `ich habe Anliegen´ - auf der Feinstoffkörperebene.

Und Karana Sharira, der Kausalkörper – die Wonnehülle und Ursache von Sthula Sharira und Sukshma Sharira - denkt: `Ich habe irgendwo eine Intuition, eine Inspiration´. All´ das ist auch Karana Sharira. Wir identifizieren uns damit und damit sind wir Jiva.

Und in all´ dem gibt es Sattva, Rajas und Tamas.

  • Der Körper kann mal in einem tamasigen Zustand sein, also sehr träge, vielleicht sogar krank und antriebslos – nichts geht mehr.
  • Der Körper kann auch rajasig sein, kann vielleicht Bluthochdruck haben, kann unruhig sein, die Organe können durcheinander sein, oder der Körper hat Autoimmunerkrankungen.
  • Und der Körper kann sattvig sein, in einem gesunden Zustand und die Körpersysteme können gut miteinander kommunizieren und der Körper ist gesund.

Auch der Feinstoffkörper kann sattvig, rajasig und tamasig sein. Du kannst dich unruhig fühlen – rajasig. Du kannst dich tamasig fühlen - müde fühlen, traurig, antriebslos oder depressiv. Und du kannst dich sattvig fühlen, das heißt, du fühlst dich rein, erhaben, voller Freude, voller Mitgefühl und Liebe. Aber Sattva, Rajas und Tamas sind in ständiger Veränderung. Der Körper, egal was du anstellst – ist nicht immer sattvig. Er benötigt zum Beispiel auch mal Schlaf. Auch die Psyche ist nicht immer sattvig. Sie geht durch Sattva, Rajas und Tamas.

Das Problem bei dem ganzen ist Avidya. Avidya heißt, du identifizierst dich damit. Anstatt dich als unendliches Bewusstsein zu erfahren, welches jetzt durch diesen Körper und diese Psyche besonders wirkt. Darüber hinaus hat das Bewusstsein den Körper und die Psyche als Instrument, um als Teil des kosmischen Ishvara das zu tun, was in diesem Lila (Spiel) der Welt, in dieser Maya zu tun ist, denkst du `ich bin dieser Körper ´. Und wehe der Körper hat irgendein Problem, zum Beispiel wenn das Handgelenk nicht richtig bewegbar, Hexenschuss manifestiert sich, du bekommst eine Erkältung oder du hast einen Fleck auf der Haut und du bist verunsichert, ob es Hautkrebs sein könnte – oder irgendetwas anderes. Du kommst sofort in Ängste und Nöte. Du identifizierst dich mit der Sthula Sharira, dem grobstofflichen Körper.

Es wäre gut zu wissen, dass du nicht dieser physische Körper bist und dass der Körper durch verschiedene Prozesse und Veränderungen geht, dass du dich zwar um den Körper kümmern kannst, du aber selbst nicht der Körper bist und dass der Körper einen Anfang und ein Ende hat, dass du unendliches Bewusstsein bist. Wenn du dieses Wissen hast, kommst du aus der Identifikation mit dem Körper heraus.

Manche Menschen als Jiva, identifizieren sich besonders mit dem Körper. Sei es, dass sie sich als großartigen Sportler empfinden, sei es, dass sie sich über ihre Schönheit, Attraktivität oder zum Beispiel über ihre langen Haare oder über Glatze, usw.

Wieder andere Menschen haben ein tamasiges Selbstbild und definieren sich zum Beispiel über ihre Hässlichkeit. Und noch andere Menschen identifizieren sich besonders mit ihren Emotionen. Sobald sie sich ärgern, sind sie voll im Ärger drin, sobald sie sich freuen, sind sie voll in der Freude drin und sobald sich zum Beispiel ängstigen, sind sie voll in der Angst drin. Manchmal ist diese Identifikation so stark, dass sie ihre Emotionalität auf alle anderen projizieren.

Und es gibt Menschen, die sich mit ihrem Intellekt identifizieren. `Ich bin klug und weise. Ich kann alles verstehen

Es gibt Menschen, die sich sogar mit Attributen des Körpers identifizieren, zum Beispiel der letzte Millimeter Haut, weiße Haut, rote Haut, braune Haut, weiße Haare, eine lange oder breite Nase oder sie machen Unterschiede, ob die Haare ein bisschen heller oder dunkler sind.

Menschen identifizieren sich teilweise mit sonstiger Herkunft: `Ich Mitglied der XY-Familie, seit Generationen eine Besonderheit, ich bin Deutscher, ich bin Franzose, ich bin Engländer, Inder oder Chinese.´ Oder auch: `Ich bin ein Lipper, ein Oberbayer, ein Franke.´ Zum Teil identifizieren sich die Menschen auch über das Geschlecht: `Ich bin ein Mann. Ich bin eine Frau.´ oder auch über den Beruf: `Ich bin Handwerker. Ich bin Künstler´ oder über andere Dinge: `Ich bin extravertiert. Ich bin introvertiert.´ usw. Das sind alles Identifikationen. Jede Identifikation führt notwendiger Weise zu Dhukha = Leid. Dhukha bzw. das Leid wird in anderen Lektionen thematisiert.

Wir wissen intuitiv `ich bin Atman´ und `ich bin reines, ungetrübtes Bewusstsein, vollkommen frei und ich bin Ananda, ich bin freudevoll´. Wenn man von seinen Upadhis erwartet, dass sie ewig, unendlich und frei sind und dass sie dauerhafte Freude geben, sind wir immer enttäuscht. Upadhi sind Instrumente mit denen wir wirken. Wir sind sie nicht. Die Verwechslung von Upadhi mit Atman als Jiva führt zu Dhukha, zu Leid. Und es gilt dieses Leid zu transzendieren und aus diesen Identifikationen herauszukommen.

Zusammenfassung:

Brahman: Das Unendliche und ewige, das, was existiert. Das, was du auch immer wieder im Alltag erfahren kannst, wenn du von Worten und Bildern abstrahierst, wenn du Bewusstsein an sich erfährst. Brahman ist erfahrbar als unendliches Sein, wenn du deine Bewusstheit ausdehnst, ins reine Seiende, ist Ananda, Freude erfahrbar.

Maya: Dies ist die Kraft der Illusion, die dazu führt, dass scheinbar ein Universum entsteht: In Kausalform = Karana, in Feinstoffform = Sukshma und in physischer Form = Stula – in ständiger Veränderung in den 3 Gunas, die sich immer wieder abwechseln und mischen: Sattva = Reinheit, Rajas = Unruhe und Tamas = Trägheit.

Die Spiegelung von Brahman im gesamten Universum wird geleitet und gelenkt durch Ishvara. Ishvara sorgt dafür, dass dieses Universum ein Zusammenhalt hat, als Brahma, als Schöpfer, als Vishnu, dem Erhalter und als Shiva. Manchmal wird sogar gesagt, Brahman manifestiert sich als Ishvara und Ishvara träumt dieses Universum. Die Tatsache des Träumens ist Maya und die Traumwelt, die dabei herauskommt, ist Jagat.

Es gibt nicht wirklich eine Welt, sie erscheint nur so. So ähnlich ist es auch, wenn du nachts träumst. Da gibt es nicht die Welt, die du träumst, sondern es gibt nur dein Bewusstsein. So gibt es nur dein Bewusstsein, dass sich als Ishvara manifestiert, scheinbar Maya wird und dann die Traumwelt erschafft. Und in dieser Traumwelt kann sich Brahman auch mit einem Teil dieser ganzen Welt identifizieren, nämlich mit Upadhi. Diese Upadhi sind Kausal-, Astral- und physischer Körper. Durch Avidya, Unwissenheit, identifiziert sich dann Brahman mit diesen Upadhis und es entsteht Jiva, ein individuelles Bewusstsein. Aber dieses individuelle Bewusstsein als Bewusstsein selbst, ist immer Atman, reines Selbst. Und du kannst dich selbst erfahren als reines Sein, reines Wissen, reine Glückseligkeit und damit als eins mit Brahman, als die Weltenseele.

Du kannst jenseits von Avidya gehen. Du musst nicht denken, du bist der Körper, die Psyche, usw. Die Aufgabe des Menschen ist es, über Avidya hinauszugehen. Und nicht mehr an Sattva, Rajas und Tamas zu hängen. Wir wollen zwar im Yoga auch Sattva erhöhen, Rajas und Tamas auf ein Minimum reduzieren, aber die relative Welt ist in Sattva, Raja und Tamas. Mehr Sattva, mehr Freude, mehr Leichtigkeit, mehr Lichtheit, mehr Reinheit hilft, dass Atman aus Avidya herauskommen kann und sich nicht mehr mit Upadhi identifiziert.

Upadhi als separates gibt es nicht. Alles im Universum hängt mit allem zusammen. Und auch eine relative Spiritualität ist zu erkennen: `Ich bin nicht beschränkt auf den Körper. Ich atme ein, ich atme aus und über den Atem bin ich verbunden mit allem Lebendigen. Ich esse und trinke und scheide wieder aus, was wiederum für andere Essen und Trinken ist. Ich bin verbunden mit allem. Ich nehme alles wahr, alles geht auf mich ein, ich lebe in einem Universum von Prana und Gedanken, ich bin mit allem verbunden. Auch dieses wurde bereits in einer anderen Lektion thematisiert und eine Meditationstechnik hierzu vorgestellt, nämlich die Samprajnata-Asamprajnata Meditation, die Verbundenheit auf allen Ebenen.

In diesem Sinne möchte ich dich ermutigen, dir besonders bewusst zu machen, dass es eine unendliche Wirklichkeit gibt, nämlich Brahman, der in dir als Atman erfahrbar ist. Du hast eine Psyche, du hast einen Körper = Upadhi. Auch der Körper und die Psyche ist in Verbindung mit der ganzen Welt. Es gibt ein individuelles Bewusstsein, aber die volle Identifikation mit dem Körper und der Psyche bzw. deinem Körper ist Avidya. Du kannst diese immer wieder lockern und dich als Atman begreifen.

Video - Vedanta Grundbegriffe

Zusammenfassung: Wichtigste Konzepte und Begriffe des Vedanta

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Grundlagen des Jnana Yoga

Mit dieser Kurseinheit sollen noch einmal die wichtigsten Konzepte des Vedanta zusammengetragen werden. Vedanta heißt wörtlich: Ende des Wissens, Anta = Ende, Veda = Wissen.

Vedanta hat als Haupttechnik Jnana, was Wissen heißt. Wir wollen über systematische Erkenntnis zur höchsten Erkenntnis kommen. Vedanta stellt Fragen wie:

Vier Hauptschritte im Vedanta

Vedanta funktioniert in 4 Hauptschritten:

Vedanta ist vor allem ein spiritueller Weg und der Weg zur vollen Verwirklichung. Wenn im Vedanta von Atma Jnana gesprochen wird, dann ist es nicht ein intellektuelles Erkennen des Selbst, kein Wissen, sondern die volle Verwirklichung.

Drei Lehrsätze von Shankara

Vedanta kann in 3 Sätzen zusammengefasst werden:

* Brahma Satyam – Brahman ist wirklich.
* Jagan Mithya - Die Welt, wie wir sie wahrnehmen, ist unwirklich.
* Jivo Brahmaiva Napara - Das Individuum ist nichts anderes als Brahman. 

In der poetischen Übersetzung heißt dieses:

In drei Sätzen sei es verkündet, was man in 1000 Büchern findet.

Brahman ist wirklich, die Welt ist Schein, die Welt ist nichts als Brahman allein.
  • Brahman ist wirklich. Es gibt eine unendliche, ewige Wirklichkeit - jenseits von Zeit und Raum. Diese Wirklichkeit ist erfahrbar. Das ist deine wahre Natur.
  • Die Welt, wie du sie erfährst – in Zeit und Raum, in den 5 Sinneswahrnehmungen, als Konzepte, als Worte und Bilder – existiert so nicht. Jagan Mithya - die Welt ist eine Vorstellung eine Einbildung, Mithya, sie ist unwirklich, Maya und letztlich eine Projektion, Adhyaropa.
  • Deine wahre Natur ist Sein, Wissen, GlückseligkeitSat Chid Ananda. Mit anderen Worten: Brahman.

Und du erfährst Brahman in dem Moment, wo du deine Bewusstheit ausdehnst und die Verbindung mit allem erfährst. Jede Erfahrung tiefer Freude, jede Erfahrung tiefer Liebe, jede Erfahrung von Verbundenheit, jede Erfahrung, die über Körper und Psyche hinausgeht, ist eine Erfahrung Brahmans.

Im weiteren Sinne ist alles Erfahrung Brahmans, weil es nur Brahman gibt. Im engeren Sinne: Eine Ausdehnung bzw. Intensivierung deiner Bewusstheit, Liebe und Freude – überall dort erfährst du Brahman.

Vier Mahavakyas

Die 4 großen Mahavakyas – die 4 großen Aussagen:

Die ersten beiden Mahavakyas besagen:

In den Sinnsprüchen der Upanishaden sagt der Lehrer `Tat Tvam Asi´ und der Schüler sagt `Aham Brahmasmi´.

Und was ist Brahman?

Die 3. Mahavakya besagt:

Hiermit ist das Bewusstsein an sich gemeint. Im ganzen Universum gibt es nur Bewusstsein. Genauso, wie in einem Traum die ganze Welt scheinbar existiert, aber nur aus Bewusstsein besteht, so erscheint diese Welt als Ganzes, aber in Wahrheit besteht sich nur aus Bewusstsein.

Die 4. Mahavakya besagt:

Du bist nur Brahman. Ich bin nur Brahman. Oder eben auch `Sat Chid Ananda Swarupoham – meine wahre Natur, unendliches Sein, unendliches Wissen, unendliche Glückseligkeit.

Die vier Vivekas

Wir hatten über die vier Vivekas, Chatur Viveka, die Unterscheidungskraft, gesprochen. Diese Vivekas sind entscheidend auf dem Weg des Jnana Yogas.

  • Viveka – Unterscheidungskraft, eine der vier Eigenschaften des Schülers.

Das sind die vier Mittel im Jnana Yoga, wie wir Moksha, die Befreiung erlangen können – also 4-fache Viveka, wie sie Patanjali im Yoga Sutra und auch Shankaracharya im Viveka Chudamani beschreiben:

Diese hier noch einmal kurz erläutert und zusammengefasst:

Nitya Anitya Viveka

Die Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen.

Du bist ewig. Der Körper ist vergänglich, die Psyche ist vergänglich, die Erscheinungsform der Psyche sind vergänglich, Wünsche sind vergänglich, die Körper deiner Verwandten, Freunde, Kollegen, Bekannten sind vergänglich, die Art der Beziehung zu deinen Mitmenschen ist vergänglich, alles ist vergänglich. Höre auf, nach dem Vergänglichen zu streben und akzeptiere die Vergänglichkeit der Welt. `Panta rhei´ - so hat der griechische Philosoph Heraklit gesagt. Alles fließt, alles ist in Parinama, in beständiger Veränderung. Akzeptiere das und hänge nicht an dem, was sich verändert, sondern beziehe dich auch das, was ewig ist.

Vielleicht gibt es in der relativen Welt einiges zu erledigen, aber eben ohne Dauerhaftigkeit zu erwarten. Die Vorstellung, dass etwas in dieser Welt dauerhaft ist, ist eine Illusion. Die Welt verändert sich ständig.

Atma Anatma Viveka

Die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht Selbst.

Sei dir bewusst, du bist das unsterbliche Selbst. Du bist nicht der Körper, du kannst den Körper beobachten, der Körper verändert sich, du kannst den Körper bis zu einem gewissen Grade beeinflussen und du kannst einiges mit dem Körper machen. So, wie du auch mit einer Videokamera oder zum Beispiel mit einem Meditationsschal oder mit einem Fahrrad etwas machen kannst, so bist du dennoch nicht die Videokamera, nicht der Schal, nicht das Fahrrad, nicht der physische Körper, nicht die Psyche und du bist nicht die Persönlichkeit. Mache dir das immer wieder bewusst! Immer wieder Viveka – und nimm es immer wieder lächelnd zur Kenntnis, wenn du dich wieder mit deinem Körper identifizierst, dich wieder mit deiner Psyche identifizierst.

Sat Asat Viveka

Die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen.

Die Welt, wie du sie siehst, die Namen und Formen in den fünf Sinnen ist eine Illusion. Darauf habe ich schon hingewiesen, als ich zum Beispiel über die Drei Sätzen von Shankara und die vier Mahavakyas gesprochen habe.

Die Vorstellung einer Welt ist Adhyaropa, ein Darüberstülpen, eine Projektion. In Wahrheit gibt es keine Welt. Und über diese Scheinwelt, über diese kollektive Illusion gibst du noch deine eigenen Illusionen. Du hast Vorstellungen über andere Menschen, Vorstellungen über dich selbst, du hast Vorstellungen darüber, was verschiedene Dinge zu bedeuten haben. Vorstellungen, Adhyaropa, Projektionen – löse dich davon bzw. löse dich mindestens von der Verabsolutierung oder nehme es wenigstens humorvoll zur Kenntnis und akzeptiere, dass andere in ihren eigenen Illusionen leben. Oder Menschen, die gemeinsam leben, leben in einer gemeinsamen Illusion. Aber letztlich ist alles nur Brahman.

Ananda Sukha Duhkha Viveka

Die Unterscheidung zwischen ewiger Freude und Vergnügen.

Tief im Inneren weißt du, Anandoham – ich bin Freude. Weil du das weißt, strebst du nach dauerhafter Freude. Diese dauerhafte Freude ist aber nirgendwo zu haben. Wenn du dein Leibgericht bekommst, dann mag es dir Sukha geben, Freude. Angenommen, du würdest dein Leibgericht zu jeder Tageszeit und das täglich bekommen, dann wäre es irgendwann Dukha, grenzenloses Leid.

Wenn der Mensch, der dir am liebsten ist, 24 Stunden am Tag tagtäglich bei dir wäre und das über Monate, dann wäre das irgendwann auch Dukha. Und das Gleiche, was dir heute Freude schenkt, schenkt dir morgen Leid. Und egal, wieviel Geld du hast, es wird dich nicht glücklich machen. Egal, wieviel Besitz du hast, es wird dich nicht glücklich machen. Dauerhaft macht dich nur glücklich, was dauerhaft ist. Und dauerhaft sind nur Brahman und dein tiefes Selbst.

Vorübergehendes Glück, Sukha, ist nur eine Reflektion von Ananda in Upadhi in einem begrenzenden Attribut. Man kann dir nur vorübergehend Glück schenken. Du kannst das vorübergehende Glück genießen und dich an kleinen Dingen erfreuen. Du kannst das als ein Aufleuchten von Brahman sehen und dieses in dem Bewusstsein, dass dieses kurze Aufleuchten immer wieder vorbeigeht. Daher höre auf, wie besessen, irgendetwas nachzujagen, was dir nicht das gibt, was du wirklich erstrebst. Nur eines gibt dir das dauerhafte Glück: Gottverwirklichung!

Man könnte sagen, das sind die wichtigsten Aussagen von Vedanta. Du siehst, es ist schnell gesagt, aber es gilt aus diesem Geist zu leben.

Vorgehensweise in der Vedanta Praxis

Also gilt zuerst: Shravana – zu hören. Du hast immer wieder darüber gehört. Ich hoffe, du hast während der oder zwischen den verschiedenen Kurseinheiten darüber nachgedacht, Manana und/oder darüber meditiert, Nididhyasana. Diesen Vedanta Kurs habe ich bewusst so konzipiert, dass immer auch eine Meditation dabei ist. Und ich habe dir in den vergangenen 19 Lektionen auch immer kleine Aufgaben für den Alltag gegeben. Ich hoffe, dass auf diese Weise diese Vedanta-Denkweise zu einem Teil von Dir geworden ist. Mache es immer weiter, setze es um – es ist es wert!

Irgendwann kommst du zu Anubhava – zu kleinen Verwirklichungen und irgendwann zur größten Verwirklichung. In diesem Sinne, lerne aus dem Geist von Vedanta zu leben. Lebe es im Alltag, meditiere jeden Tag. Du hast viele Meditationstechniken gelernt. Wähle dir eine aus oder meditiere abwechselnd mit unterschiedlichen Techniken. Egal, ob du mit diesen Vedanta Meditations- oder mit der Mantra Meditationstechnik übst oder mit anderen Meditationstechniken, die es zum Beispiel in dem Meditationskurs für Anfänger gibt. Tägliche Meditation ist wichtig und täglich auch immer fragen: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Des weiteren heißt es, dich täglich nicht zu identifizieren. Und auch andere Praktiken üben, um die Identifikationen zu lösen, den Geist reiner und klarer zu machen. Mit einem klaren Geist, mit erhabenem Prana fällt es leichter zu erfahren, wer du wirklich bist.

Vedanta im Alltag

Ich möchte noch auf ein paar praktische Implikationen von Vedanta eingehen: Swami Sivananda schreibt zum Beispiel in seinem Buch `Vedanta für Anfänger´, dass Vedanta eine Praxis sein muss. Nicht nur eine Theorie. Vedanta ist nicht einfach nur etwas Intellektuelles, was man im Geist verstehen lernen muss. Es sollte in der Tiefe des Wesens verankert sein. Es kann das sein, aus dessen Urgrund heraus du handelst. Und hier noch ein paar der wichtigsten Vedanta Aussagen für den Alltag:

Nicht - Identifikation

Die Nichtidentifikation – die Bewusstheit des Unsterblichen Selbst: Mache dir im Alltag immer wieder bewusst: Ich bin das unsterbliche Selbst. Der Körper geht durch verschiedene Zustände. Es geht dem Körper mal besser und mal weniger gut. Mache dir aber bewusst `ich bin das unsterbliche Selbst´. Und wann immer du geistigen Schmerz erfährst, dann sei dir bewusst: Hier war eine Verhaftung. Geistiger Schmerz ohne Verhaftung geht nicht wirklich, auf jeden Fall nicht, wenn der Schmerz länger andauert. Emotionen haben ihren Sinn. Kleine Ängste, kleiner Ärger oder auch mal Trauer. Das sind Reaktionen der Psyche. Wenn es aber länger dauert, als ein paar Stunden, dann ist irgendwo eine Identifikation. Sei dankbar, wenn du eine Identifikation merkst und löse dich von der Identifikation. Erfahre dich selbst als Brahman.

In der vorangegangenen Kurseinheit hast du auch gelernt: Sat Chid Ananda Svarupoham – du bist Sein, Wissen und Glückseligkeit.

Mut statt Angst

Wer aus dem Geist von Vedanta lebt, hat Mut und keine Angst. Es kann dir nichts passieren. Dem Körper kann etwas passieren. Ohne Frage kann dem Körper im Laufe seines Lebens alles Mögliche passieren. Ein gut gelebtes Leben heißt nicht, dass du keine Krankheiten haben wirst. Ein gut gelebtes Leben heißt nicht, dass du keine Unfälle haben wirst. Der Körper wird irgendwann sterben. Und vorher wirst du höchstwahrscheinlich die eine oder andere Krankheit haben. Du brauchst keine Angst davor zu haben. Alles was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Ohne Zweifel: Alles was du jetzt besitzt, wird irgendwann von dir genommen werden. Spätestens wenn du stirbst, höchstwahrscheinlich auch schon vorher. Du brauchst keine Angst zu haben. Ganz im Gegenteil: Habe Mut!

Tat Twam Asi – du bist das unsterbliche Selbst. Und wann immer du in dir eine Angst entdeckst, dann weißt du: Aha, da ist eine Verhaftung, da ist eine Identifikation. Löse dich von den Verhaftungen und erkenne: ´ Aham Brahmasmi – ich bin das unendliche Brahman. ´

In dir ist alles Glück – Anandoham

Du brauchst nicht hin und her zu rennen, um glücklich zu sein. Löse dich von der Besessenheit, dass du dieses und jenes brauchst, und dass du das und das noch haben musst. Und höre auf, dich zu beschweren, dass dich zum Beispiel jemand nicht freundlich genug behandelt hat. Das ist unsinnig. Glück ist nicht in den Objekten zu finden, es ist nicht in den einzelnen Menschen zu finden, Glück ist nicht in der Behandlung durch andere zu finden. Glück ist auch nicht zu finden, in dem, was du machst. Anandoham – ich bin Glück, ich bin Wonne. Spüre das, erfahre das und mache es dir wieder und wieder bewusst. Und mache dir auch bewusst: Auch das kleine Glück ist eine Reflektion deines tiefen Glückes in kleinen Ereignissen.

Du kannst das Zusammensein mit anderen Menschen genießen und siehe darin: Brahman leuchtet auf. Du kannst einzelne Menschen besonders lieben: Brahman leuchtet auf. Du kannst dir Wünsche erfüllen und glücklich sein: Brahman leuchtet auf. Du kannst lernen, konzentriert zu sein, bei dem, was du tust: Freude leuchtet auf. Du brauchst nichts, du kannst dich aber an kleinen Freuden erfreuen. Aber in Wahrheit ist die größte Freude die Erfahrung deines höchsten Selbst. Sat Chid Ananda, schrittweise kommst du dorthin.

In dir ist alle Kraft

Du brauchst nichts Äußeres. Dir fehlt nichts. Dir kann nichts genommen werden und du kannst nicht falsch behandelt werden. Du kannst nicht ungerecht behandelt werden. Alles ist in dir. Sat Chid Ananda Svarupoham – meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Und in diesem Sein ist alles drin: Alles Glück dieser Welt, alle Energie der Welt, alles Wissen der Welt, alles ist in dir.

Mache dir das bewusst und schöpfe Kraft daraus. Und das aus dem Bewusstsein `Sat Chid Ananda Svarupoham´. So kann dich unendliche Energie durchströmen, durch dich fließen und vieles Bewirken.

Höre auf zu denken `ich bin klein, keiner mag mich, ich kann dieses nicht, ich kann jenes nicht´, usw. Du bist das unendliche Selbst mit allen Fähigkeiten und allen Kräften. Auch, wenn es im Relativen nicht nötig ist, alle Fähigkeiten und Kräfte umzusetzen. Es ist nicht erheblich. Aber es ist alles in dir angelegt. Du kannst dich auch über die Kräfte von anderen freuen, denn du bist das unsterbliche Selbst und damit erfreust du dich logischer Weise durch die Kräfte von allen und allem. Du kannst andere bewundern, denn du, als das höchste Selbst, manifestierst dich in jedem einzelnen. Aham Brahmasmi.

Du bist umgeben von Brahman und alles ist Brahman. Brahma Satyam. Spüre immer wieder die göttliche Gegenwart. Du musst auch nicht warten auf die Meditation, um Brahman zu erfahren. Du kannst immer wieder einen Moment innehalten und einen Moment in die Stille gehen und Brahman erfahren. Und selbst im Lauten kannst du deine Bewusstheit ausdehnen und überall Brahman erfahren. Und wenn du dein Bewusstsein zu einem Menschen ausdehnst, auch dann ist Brahman erfahrbar. Wenn du dein Bewusstsein nach innen richtest, auch dort ist Brahman. Bewusstsein überall – Brahman.

Wenn du aufhörst Grenzen zu sehen, wenn du aufhörst in Vergangenheit und Gegenwart zu gehen, im Hier und Jetzt bist, auch da ist Brahman. Es gibt nur Brahman, also ist überall Brahman erfahrbar.

Die Welt ist eine Illusion

Die Welt ist eine Illusion und als Welt separat von Brahman. Die Welt ist wirklich als Brahman. Die Welt ist auch ein Schauspiel, Lila Gottes, ein Traum Gottes. Spiele das Spiel mit, aber mache dir nicht so viele Sorgen. Und selbst wenn du Sorgen hast und Emotionen und Ärger, usw. ist das ein Teil des Spiels. So wie ein Theaterspieler in einer Art Improvisationstheater das Spiel mitspielt, aber weiß, ich bin nicht der Schauspieler, ich bin auch nicht die Rolle, sondern der, der die Rolle spielt, so ähnlich sei dir bewusst auf einer relativen Ebene – Körper, Psyche, usw. – sind alles Rollen und Kostüme. Du bist das unsterbliche Selbst. Spiele deine Rolle, genieße sie, vielleicht auch emotional. Aber identifiziere dich nicht.

Das Selbst aller Wesen ist eins

Es gibt nur eine unendliche Wirklichkeit, die sich in jedem manifestiert. Denke nicht nur an dich und deine Bedürfnisse, im Sinne von den Bedürfnissen von Körper und Psyche. Eine notwendige Konsequenz aus dem Vedanta ist auch uneigennütziges Dienen. Wenn du weißt, du bist das unsterbliche Selbst, manifestierst dich in jedem, dann solltest du dich genauso um die Körper anderer kümmern, wie um deinen eigenen Körper.

Wenn du das unsterbliche Selbst in allem bist, solltest du dich um das Wohlergehen deiner eigenen Psyche genauso kümmern, wie um das Wohlergehen der Psyche von anderen. Aber natürlich, genauso wie du weißt, dass es deinem Körper nie zu 100 % gut gehen kann, so weißt du auch, auch wenn du anderen physisch hilfst: Auch ihnen wird es nie zu 100 % gut gehen. Und so wie du auch deine Psyche nicht dazu bringen kannst, sich dauerhaft wohl zu fühlen, kannst du auch nicht andere dazu bringen, sich dauerhaft wohl zu fühlen. Übe uneigennütziges Dienen, aber sehe auch, alles hat seine Grenzen.

Der höchste uneigennützige Dienst wäre, andere zu lehren: Tat Twam Asi. Aber natürlich geht das nur bei Menschen, die dafür auch tatsächlich bereit sind. Und wenn Menschen dazu bereit sind, ist das Lehren von Yoga, Meditation, Vedanta das Großartigste, was du machen kannst. Wenn du interessiert bist, Menschen mehr auf dieser Ebene zu lehren, dann gehe vielleicht in ein Yoga-Zentrum und werde Mitarbeiter in einem Yoga Vidya Ashram.

Löse dich von Verhaftungen und richte dein Leben auf das Höchste aus. Ansonsten gilt es für den Alltag zu leben: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, denn er ist dein Selbst. Lebe aus diesem Geist und setze es um, dann wirst du immer mehr erfahren: Aham Brahmasmi – ich bin Brahman. Ayam Atma Brahman – dieses Selbst ist Brahman. Sat Chid Ananda Svarupoham – meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Brahma Satyam – es gibt nur Brahman.

Praxistipps, um Vedanta zu vertiefen

Hier noch ein paar Tipps, wie du künftig weiter praktizieren und Vedanta vertiefen kannst:

Zum einen kannst du natürlich diese 20 Lektionen wieder von vorne beginnen. Du kannst auch nochmal die verschiedenen Vedanta Meditationstechniken durchgehen. Du kannst es in die Praxis umsetzen, auch anhand von dem, was ich eben gesagt habe. Wenn du weiteres Input benötigst, dann findest du das natürlich auch auf den Yoga Vidya Internetseiten. Es gibt zum Beispiel die 68 Verse von Atma Bodha von Shankaracharya über das „Erwachen zum Selbst“ – eines der wichtigsten Vedanta Texte. Hieraus kannst du jeden Tag eine 5-8 minütige Sendung anhören und dadurch weitere Inspirationen bekommen.

Die Texte zum Atma Bodha findest du im Yoga Vidya Schriften blog oder gib auf unserer Internetseite ein: „Atma Bodha Videovortrag“ und folge den Hinweisen zum entsprechenden Blog. Eine weitere Möglichkeit ist es auch diesen Begriff in eine Suchmaschine einzugeben und dort findest du auch all diese Vorträge.

Viveka Chudamani, das Kleinod, Chudamani der Unterscheidungskraft, Viveka ist eine weitere Möglichkeit für weiterführende Informationen zum Thema Vedanta, denn dieses ist eines der bedeutsamsten Werke über Vedanta. Hierrüber gibt es eine weitere Vortragsreihe und über diesen Link kannst du dir zu Viveka Chudamani einen ersten Überblick verschaffen.

Wenn du dir nun jeden Tag einen dieser dann insgesamt 550 Kurzvideos anschaust, dann hast du für ca. 1,5 Jahre jeden Tag eine neue Inspiration.

Es gibt auch eine Vortragsreihe über die Bhagavad Gita, über Yoga Sutra, die Hatha Yoga Pradipika und Bhakti Sutra.

Falls du noch keine Yoga Vidya Yogalehrer Ausbildung mitgemacht hast, dann kann ich das nur empfehlen. Dort lernst du viele dieser Konzepte noch praktischer und lebensnäher kennen. So kannst du auch Asana, Pranayama, Meditation, Kirtan, Arati und anderes lernen und erfährst, wie du dieses für deinen Alltag umsetzen und integrieren kannst.

Wenn du schon diese Yoga Vidya Yogalehrerausbildung oder eine vergleichbare Yogalehrer Ausbildung hast, die auch die Themen Raja Yoga, Hatha Yoga, Jnana Yoga, Kundalini Yoga, usw. beinhaltete, dann kannst du auch eine der Vedanta Weiterbildungen mitmachen. Bei Yoga Vidya gibt es das Konzept von 9-Tages-Weiterbildungen als Intensiv-Weiterbildungen. Von diesen haben wir auf dem Gebiet von Jnana Yoga und Vedanta eine ganze Menge.

Alle Weiterbildungen, die vor dem Seminartitel mit einem „A“ oder „F“ gekennzeichnet sind, sind Vedanta Weiterbildungen. So haben wir die 9-tägige Weiterbildung „Intensiv A1 - Jnana Yoga und Vedanta“. Aus dieser Ausbildung ist dieser 20 Kurseinheiten umfassende Kurs in etwa der zusammengefasste Inhalt aus dieser Ausbildung. Weitere Weiterbildungsangebote rund um Vedanta und Jnana Yoga sind zum Beispiel:

Gib einfach den entsprechenden Titel auf unserer Internetseite ein und du erhältst weitere Informationen.

So kannst du einfach durch alle wichtigen Vedanta Texte hindurchgehen und es hat auch etwas Besonderes 9 Tage am Stück rein in diese Gedankenwelt abzutauchen und darüber zu reflektieren und in diesem besonderen Rahmen darüber zu meditieren.

Natürlich gibt es auch sogenannte Schweigeretreats bei Yoga Vidya und die meisten Schweigeretreats sind auf Vedanta ausgerichtet. Wenn du weg bist vom Alltag bzw. auch fern bist von dem ständigen Nachdenken über den Alltag, dann kannst du viel tiefer in Vedanta kommen, und so können auch 2-tägige, 5-tägige, 7-tägige, 9-tägige spirituelle Schweige- und Meditationsretreats Dir zu einer tiefen Erfahrung im Vedanta verhelfen.

Darüber hinaus haben wir auch einfache, sogenannte offene Seminare, an denen alle teilnehmen können, also auch ohne besondere Vorkenntnisse. Künftig wird es auch eine Vedanta Lehrerausbildung geben, wo du lernen kannst, wie du das, was ich gelehrt habe, systematisch weitergeben kannst.

Und ich möchte auch noch auf ein paar Bücher eingehen. Im Folgenden findest du eine Bücherübersicht rund um das Thema Vedanta und Jnana Yoga.

Bücherübersicht – Vedanta und Jnana Yoga

Sehr kondensiert, also alles, was es über Vedanta zu Wissen gibt in Kurzform. All das, was ich in diesen 20 Kurseinheiten ausführlicher behandelt habe, findest du in diesem kleinen Werk als Kurzform.

Hierin findest du einen Abschnitt über Jnana Yoga und Meditation. Bei der Auswahl dieser Vorträge habe ich mich an die Ausführungen von Swami Vishnu-devananda gehalten. (Ich hatte das große Glück zu Swami Vishnu-devanandas Lebzeiten 1982 eine 4-wöchige Intensiv-Weiterbildung bei ihm mitzumachen, wo das Hauptthema Jnana Yoga und Vedanta lautete. So habe ich das, was Swami Vishnu Devananda in diesem sogenannten ATTC weitergegeben hat, in diesen 20 Lektionen weitergegeben. Auf gewisser Weise ist dieser 20 Lektionen umfassende Vedanta Kurs auch mein besonderer Dank an meinen Guru Swami Vishnu-devananda und auch meine Weise, wie ich das, was er uns beigebracht hat, weitergeben will. Denn ich weiß, in späteren ATTC´s hat er etwas mehr Wert auf andere Aspekte gelegt, wie zum Beispiel Anatomie, Physiologie, Unterrichtstechniken, Raja Yoga und manchen anderen. Und so bin ich besonders dankbar, dass ich jetzt die Gelegenheit hatte, über diese 20 Lektionen von Vedanta das weiterzugeben, was Swami Vishnu-devananda in diesem Buch niedergeschrieben hat und zum anderen, was ich von ihm persönlich lernen durfte.

In diesem Sinne noch einmal „danke“ für die Teilnahme an diesem 20-Lektionen-Kurs und alles Gute für dich und deinen weiteren spirituellen Weg.

Und besuche uns gerne im Internet, wo du vieles weiteres zu diesem und anderen Themen hören und sehen kannst. Und spätestens im Internet weißt Du im Zusammenhang mit diesem Vedanta Kurs: Alles Maya, Jagan Mithya, die ganze Welt der Namen und Formen – eine Traumwelt.

So wie es die Bits und Bytes im Internet gibt, so ähnlich sind wir vermutlich die Bits und Bytes in Brahman. Wir können uns lösen von der Identifikation von Bits und Bytes und können uns bewusst machen: Sat Chid Ananda Svarupoham – meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Aham Brahmasmi.

Video - Wichtige Konzepte und Begriffe im Vedanta

Vedanta laut Swami Sivananda

Swami Sivananda schreibt:

"Vedanta ist Brahma Vidya. Es ist Moksha Shastra, die Wissenschaft von der Befreiung. Absolutismus ist Schlüsselpunkt der Vedantaphilosophie. Die Upanishaden sind die Basis von Vedanta. Vedanta enthüllt, daß der Mensch seiner wahren Natur nach majestätisch ist. Die von Vedanta gelehrte Botschaft ist die Einheit aller Existenz. Vedanta proklamiert die Realität des unteilbaren, innewohnenden und transzendenten Geistes. Die Materie wird nicht ausgeschlossen. Nichts wird ausgeschlossen. Vedanta ist die grundlegende Kultur Indiens. Sie ist die nationale Philosophie Indiens. Sie ist der Gipfel, die Spitze und der Höhepunkt der indischen Philosophie."

Swami Sivananda über Vedanta in seinem Buch "Jnana Yoga"

Swami Sivananda

Grundlagen des Jnana Yoga - eine "Zusammenfassung des gesamten Vedantas"

Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 21-22

Was ist Ajnana? Ajnana ist, wenn man sich mit seinem sterblichen Körper identifiziert. Zu sprechen: ‚Ich bin der Handelnde, Ich bin der Genießer, Ich bin ein Brahmane, Ich bin ein Brahmachari, Das gehört mir, Das ist mein Sohn‘ ist Ajnana. Was ist Jnana? Abheda Darshanam Jnanam. Brahman als das eigene Selbst zu erkennen ist Jnana. Zu sprechen: ‚Ich bin Brahman, Ich bin reines, alldurchdringendes Bewusstsein, Ich bin nicht der Handelnde, Ich bin nicht der Genießer, Ich bin der stille Zeuge‘ ist Jnana. Sich stets des Selbst bewusst zu sein ist Jnana.

Brahman, das höchste Selbst, ist weder der Handelnde noch der Genießer der Früchte der Handlung. Schöpfung, Erhaltung und Auflösung der Welt geschehen nicht durch Brahman. Es geschieht durch Maya (Avidya), die Energie Gottes, die sich als Samsara manifestiert.

So wie uns drei Arten von Raum erscheinen, nämlich der absolute Raum, der in einem Gefäß eingeschlossene Raum und der Raum, den das Wasser in dem Gefäß reflektiert, so gibt es drei Arten von Chaitanya, nämlich das absolute Chaitanya (Parabrahman), das durch Maya oder Ishvara eingeschlossene Chaitanya und das durch Avidya oder den Jiva reflektierte Chaitanya. Nur Unwissende übertragen den aufgrund von Buddhi handelnden Jiva auf das unbegrenzte, reine Brahman, den stillen Zeugen.

Diese Darstellung der drei Arten von Raum wurde gegeben, um aufzuzeigen, dass in Realität Brahman Eines ist, doch aufgrund von Maya dreifach erscheint. Die Reflektion von Chaitanya ist ein Irrtum aufgrund von Anadi Avidya, anfangloser Unwissenheit. Brahman ist ohne Begrenzung. Begrenzung ist eine irrtümliche Übertragung (Adhyasa oder Kalpana) auf Brahman.

Die Upanishaden - das "Ende" der Veden

Die Einheit des Höchsten Selbst mit dem reflektierten Jiva wurde durch das Mahavakya der Upanishaden ausgedrückt: ‚Das bist du (Tat Tvam Asi)‘. So das Wissen um die Identität der beiden Selbste durch dieses Mahavakya erwacht, ist Avidya und sind die Probleme der Welt vernichtet. Die Erkenntnis des Selbst, beziehungsweise die intuitive Wahrnehmung des Höchsten Selbst, sind notwendig, um Vollkommenheit und Befreiung zu erlangen. Nur das Studieren der Schriften, selbst in hunderten von Geburten, kann diese letztendliche Befreiung nicht verleihen.

Maya wird auch Prakriti, Prarabdha und Avyaktam genannt. Man sagt, sie sei weder existent noch nichtexistent. Sie sei weder Sat noch Asat. Sie sei jenseits aller Beschreibung (Anirvachaniya). Sie ist Sat-Asat-Vilakshana, Anadi Bhavarupa Anirvachaniya.

Für den Jivanmukta gibt es weder Freude noch Leid, weder Geburt noch Tod. Er hat den Ozean des Samsaras überquert und das andere Ufer, Furchtlosigkeit und Unsterblichkeit, erreicht. Er ist Brahman selbst geworden. Brahmavit Brahmaiva Bhavati. Der Kenner Brahmans ist Brahman geworden. Das ist die eindringliche Darlegung der Upanishaden. Das Ziel von Jnana Yoga ist die Auflösung der Dualität und die Erkenntnis der Einheit des individuellen Selbst mit dem Höchsten Selbst.

Das ist die Zusammenfassung des gesamten Vedantas. Das ist die einzigartige Läuterung. Das ist das große Geheimnis. Wer das Selbst erkannt hat, wird von den Göttern verehrt. Er hat einen Zustand erreicht, den selbst Yogis nicht erreichen.

Vedanta und die Massen

Krishna und Arjuna in der Bhagavad Gita - Bhakti, Hingabe

Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 36-38

Vedanta ist die erhabenste Errungenschaft der Hindu-Philosophie. Einige zu enthusiastische spirituelle Führer versuchen in ihrer Ungeduld, die Massen über Nacht auf den Zenit dieser Lehre zu führen. Sie übersehen und ignorieren dabei die grundlegenden Stufen von Karma und Bhakti, mit dem zwangsläufigen Ergebnis, dass diese unwissende Masse weder das Ziel erreicht noch eine Ahnung von den ersten Stufen erfährt. Die Masse versteht nicht die feinstoffliche und ewige Tragweite von Advaita, noch weniger integriert sie diese Lehre in ihr tägliches Leben. Es ist allgemein bekannt, dass nur eine mikroskopisch kleine Minderheit der spirituell veranlagten Menschen den Vedanta in die Praxis umsetzt. Die Mehrheit belässt es bei einer rein intellektuellen Zustimmung. Nicht umsonst haben die Sastras einen ganz bestimmten Sadhana zugrunde gelegt, nach dem der Aspirant in diese sublimen Denkstrukturen eingeweiht wird. Nur sehr wenige eignen sich für Vedanta, denn nur sehr wenige Menschen sind bereit für den strikten und aufrichtigen Sadhana.

Die Massen müssen in Bhakti und Karma unterrichtet werden, beides ist leicht verständlich. Man sagt, dass Swami Rama Tirtha bereute, den Vedanta gelehrt zu haben. Er erkannte, dass sein enormer Aufwand in keinem Verhältnis zum ‚Ergebnis‘ stand. Swami Vivekananda wurde massiv kritisiert, dass er den Vedanta überbewertete und Bhakti nicht erwähnte. Die Menschen erwarten Fakten, klare und beweisbare Fakten, praktische Prinzipien, die sie leicht verstehen können, um die Schwierigkeiten des Lebens zu überwinden, verständliche und konkrete Wege, die Nähe Gottes zu erfahren. Vedanta scheint ihnen als eine Wissenschaft für intellektuelle Jongleure und trockene Gelehrte. Die Lehre tropft auf ihren Geist wie Regen auf trockenen Sand. Ihnen ist eine Spur praktischer Hilfe wichtiger als ein Scheffel theoretischen Wissens.

Cover des Buches "Die Yoga-Weisheit der Bhagavad Gita für Menschen von heute"

Ohne Zweifel beinhaltet der Vedanta die erhabenste Wahrheit, eine Wahrheit, die verinnerlicht und in das tägliche Leben integriert werden muss. Die Bhagavad Gita hat auf einzigartige Weise die verschiedenen, sich ergänzenden Wege dargelegt und aufgezeigt, dass Karma, Bhakti und Jnana keine konkurrierenden, sondern verschiedene Wege zum selben Ziel sind. Vedanta, und speziell die Advaita Philosophie, zu lehren, ungeachtet von Zeit, Ort und Person, ist wie Wasser in einem Sieb zu tragen. Man kann den Vedanta nicht jedem lehren. Es käme der Quadratur des Kreises gleich.

Im Verhältnis zur Erhabenheit der Wahrheit wachsen Missinterpretationen und falsche Anwendungen um sie herum. Auch viele gedankenlose Politiker haben die ‚Waffe‘ Satyagraha missbraucht, um ihre eigenen Wünsche zu befriedigen. Unter dem Deckmantel der Platonischen Liebe wurden Tragödien heraufbeschworen und viele Gauner bemächtigten sich des Vedantas für ihre persönlichen Ziele. Der Vedanta ist eine scharfe Rasierklinge, die nur in die Hände von verantwortungsbewussten, spirituellen Menschen gehört und nicht in die Hände von Kindern oder unwissenden Menschen. ‚Tat Tvam Asi‘ und ‚Aham Brahmasmi‘ sind die Schlagworte des Vedantas und unter ihrem Vorwand wurden viele Vergehen begangen, zum Teil bewusst, zum Teil unbewusst. Ein Mensch, der die wahre Bedeutung dieser Mahavakyas nicht wirklich verstanden hat und sich leichtfertig als ‚Kenner Gottes‘ ausgibt, ohne andere als ebenbürtig zu erachten, täuscht leicht sich selbst über seine intellektuelle und spirituelle Auserwähltheit. Er vergeht sich tausendfach, denn er denkt dummerweise - in Verbindung mit seinen verbrecherischen Taten - dass er nicht der Handelnde, sondern der Zeuge sei.

Vedanta darf nur ein paar Wenigen gelehrt werden. Udia Baba lehrte die Massen und seinen Schülern Bhakti und Karma. Vedanta lehrte er nur einer ausgewählten Minderheit und erlaubte den Bhaktas nicht, an seinen Vorträgen teilzunehmen. Jeder verantwortungsbewusste Lehrer lehrt seine Schüler das, wofür sie aufnahmefähig sind. Eine wahllose Verbreitung des Vedantas bringt Lehrer und Schüler in Schwierigkeiten, die nicht leicht rückgängig zu machen sind.

Praktische Aspekte der Philosophie

Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 130-134

Wenn der Vedanta und seine Prinzipien verstanden sind, helfen sie uns im täglichen Leben und in einer Welt zu bestehen, die von Krieg, Querelen und Kämpfen aller Art bestimmt ist. Der Vedanta gibt uns Frieden, Trost und Frohsinn. Atman, das Selbst, ist die ewige Realität. Das ewige philosophische Prinzip. Die ewige Wahrheit. Die Essenz von allem. Das Brahman der Upanishaden. Das Omkara der Veden. Die Grundlage der Gesellschaft. Die Stütze dieser Welt, des Körpers und des Pranas. Das unpersönliche Absolute. Höchster Frieden, Paramashanti, ist das wonach wir trachten. Frieden, Moksha und Unsterblichkeit sind wandelbare Begriffe (Paryaya Sabdas). Mentale Reaktionen auf Freude und Leid vergehen, wenn dieser Zustand erreicht ist. Alle Neigungen und Abneigungen (Raga Dvesha) vergehen komplett, wenn der Zustand absoluten Friedens erreicht ist.

Nicht nur der Buddha lehrte Meditation als Weg zur Befreiung.

Wer das Wissen über das Selbst erlangt hat, ist frei von Wünschen, denn er weiß, dass alles in ihm vorhanden ist und es nichts außerhalb von ihm zu wünschen gibt. ‚Aptakamasya ka spriha – Was kann der wünschen, der alles hat?‘ Brahman ist Paripurna (Fülle), Nirapeksha (ruhend in sich selbst). Wie könnten Wünsche entstehen im Geiste dessen, der das Selbst erkannt hat, der das Selbst in allen Wesen und alle Wesen im Selbst sieht?

Du hast den Schlüssel erhalten, um dir viele Geheimnisse des Lebens zu erschließen. Der Schlüssel ist die Meditation. Meditiere regelmäßig am Morgen zwischen 4.00 und 6.00 Uhr und erlange ewige Glückseligkeit und Unsterblichkeit. Strikte Selbstdisziplin und regelmäßige Meditation werden dir helfen, deinen Geist vollkommen auf das Ewige zu konzentrieren. Habe Selbstvertrauen. Lerne, unabhängig zu urteilen. Kultiviere einen unbeugsamen Willen und Selbstkontrolle. Ohne Selbstkontrolle kannst du Freiheit und Frieden nicht erlangen. Der Mensch, der von der Schlange der Unwissenheit gebissen wurde, wird geheilt durch das Garuda Mantra, genannt Jnana oder das Wissen über Brahman.

Eine Unze spiritueller Erfahrung ist wertvoller als Tonnen von Theorie, erlangt durch das Studium von spirituellen Büchern. Ein einziges Aufblinken Brahmans lässt dich erstrahlen und befreit dich von den weltlichen Giften Stolz, Verblendung, Leid und Kummer. Atmanubhava (die Größe des Selbst) wird sich dir wie ein Leuchtfeuer zeigen. Lerne die Prinzipien des Göttlichen Lebens und binde sie in dein tägliches Leben ein. Werde ein praktisch orientierter Mensch auf dem spirituellen Weg. Der Besitz von Siddhis führt niemals zu Gott. Die Entwicklung übersinnlicher Fähigkeiten bringt keinen wirklichen spirituellen Fortschritt. Sie führen den Aspiranten in Versuchung und an den Abgrund. Das Erlangen des kosmischen Bewusstseins ist ein Merkmal der verwirklichten Seelen. Zu Beginn ist es nur ein Aufflackern. Durch stetige Meditation wird es beständig.

Die externe Welt ist die Welt der Objekte. Die innere, subjektive Welt ist die Welt der vom Geist geschaffenen Bilder. Raga Dvesha findet sich nicht in den Sinnesobjekten, sondern in den Vorstellungen des Geistes. Unterbinde das Umherschweifen des Geistes in der objektiven Welt durch Tratak, Japa, Upasana und Pranayama. In der subjektiven Welt wage den Krieg gegen den Bilder erschaffenden Geist durch die Methode Chitta-Vritti-Nirodha (beenden aller mentalen Modifikationen) des Raja Yogas oder durch die Methode der Selbstanalyse der Jnana Yogis.

Der Same dieses Körpers ist der Geist. Aus zwei Samen besteht der Geist, aus Prana und den Vasanas. Wenn Prana unter Kontrolle ist, kann der Geist kontrolliert werden. Wenn die Vasanas durch Unterscheidungskraft (Vichara), Leidenschaftslosigkeit und Meditation ausgelöscht sind, dann ist der Geist ausgelöscht. Wenn du gesund bist, sind die Neem- Blätter bitter, doch wenn du von einer Kobra gebissen wurdest, sind sie süß. Bitter oder süß liegt nicht an den Blättern, sondern im Subjekt. Der Geschmack wird im Geist erschaffen. Es ist der Geist, der den Objekten Eigenschaften, wie Form und Geschmack, zuordnet. Kontrolliere den Geist. Erhebe dich über den Geist und sei für immer froh.

Der Arzt denkt, der Rechtsanwalt ist glücklich. Der Rechtsanwalt denkt, der Geschäftsmann ist glücklicher. Der Geschäftsmann denkt, der Richter ist glücklicher. Der Richter denkt, der Professor ist glücklicher. All das ist Illusion. Es ist ein Trick des Geistes. Niemand ist glücklich in dieser Welt. Wahres Glück kann nur der eigene Atman geben. Nur der Jivanmukta allein, der das Selbst erkannt hat, ist glücklich. Deshalb, erlange die Erkenntnis des Selbst und sei für immer glücklich.

Furchtsam zu sein ist der größte Fehler. Egozentrisch zu sein ist das größte Vergehen. Sich mit dem Körper zu identifizieren ist das größte Verbrechen. Den eigenen Atman zu vergessen ist die größte Sünde. Deshalb vernichte Furcht und Ego. Gib die Identifikation mit dem Körper auf und erinnere dich stets deiner Göttlichen Natur.

Was dich erhebt, ist Tugend (Dharma), was dich nach unten zieht, ist Untugend (Adharma) oder Sünde. Was dich dem Ziel nahe bringt, ist Tugend, was dich zu einem weltlichen Menschen macht, ist Sünde. Was dir hilft, das Göttliche zu erkennen, ist Tugend, was dich in die Dunkelheit der Unwissenheit zieht, ist Sünde. Was dich erstrahlen lässt, ist Tugend, was Gift erzeugt, ist Sünde. Was dein Herz läutert, ist Tugend, was dein Herz befleckt, ist Sünde. Was dir Frieden, Freude, Zufriedenheit, Heiterkeit, Herzensgröße gibt, ist Tugend, was dir Unruhe, Unzufriedenheit, Depression und ein enges Herz gibt, ist Untugend. Deshalb praktiziere Dharma. Aus Dharma entsteht Erkenntnis.

Die Ohren hören den Klang durch den Atman. Die Augen sehen das Objekt durch den Atman. Die Zunge schmeckt die Nahrung durch den Atman. Der Atman ist der Herr über die Sinne. Der Atman ist das Ohr der Ohren, die Zunge der Zungen. Der Atman ist der kraftvolle Magnet. Wenn du den verborgenen, allmächtigen, weisen Direktor kennst, wenn du durch Meditation eine intuitive Wahrnehmung dieses Atmans erfährst, dann überquerst du den Ozean des Samsaras und erreichst Unsterblichkeit, ewige Glückseligkeit und ewigen Frieden.

In dir weilt der verborgene Gott. In wir weilt die unsterbliche Seele. In dir liegt der unerschöpfliche spirituelle Schatz. In dir ist die Quelle von Freude und Glück. In dir ruht der Ozean der Glückseligkeit. Suche in dir nach dem Glück, das du in den externen Objekten gesucht hast. Ruhe friedlich in deinem eigenen Atman und trinke den Nektar der Unsterblichkeit. Wer den Ort nicht kennt, an dem der Schatz vergraben liegt, der entdeckt ihn auch nicht, wenn er täglich mehrmals darüber läuft. Du findest Brahman nicht, obwohl du im Tiefschlaf täglich bei Ihm bist. Wenn Unwissenheit durch Wissen vernichtet ist, dann erkennst du das höchste Tattva.

Für den Jivanmukta ist die Welt verschwunden. Er sieht Brahman überall. Selbst wenn die Welt ihm wieder erscheint, so ist er nicht von ihr berührt, so wie der Mensch nicht von der Schlange berührt ist, wenn er sie als Seil erkannt hat. Selbst wenn die Welt wieder zu ihm zurückkommt, so ist es nicht mehr dieselbe Welt, nicht die Welt von Paaren, Gegensätzen, Sorgen, Widerwärtigkeiten, Schmerz und Leid, es ist nicht mehr das Gefängnis von Elend und Betrübnis. Die Welt der Probleme und Sorgen hat sich in Satchidananda verwandelt. Alle Hindernisse, alle Unterscheidungen, alle Differenzen, alle Dualitäten sind durch den Atman vernichtet. Er hat die kosmische Vision. Er erfährt Freude in sich und hat das Selbst erkannt. Er genießt sein eigenes Selbst. Nichts kann ihn stören, er ruht in seinem eigenen Selbst. Sein Zustand ist unbeschreiblich.

Swami Sivananda über die Quintessenz des Vedanta

Artikel von Swami Sivananda

Selbstbetrachtung und Selbsterkenntnis

Es liegt in der Natur des Menschen, nach Glück zu streben, doch alles Glück dass er durch Handlungen erworben werden kann, ist nur von begrenzter Dauer. Die Freuden der Sinne sind vergänglich und die Sinne selbst werden durch zuviel Vergnügen abgestumpft; darüber hinaus sind diese Art von Vergnügungen in der Regel von sündhaftem Verhalten begleitet, welches den Menschen unvergleichlich unglücklich werden lässt.

Und selbst wenn die Genüsse der Welt so vollständig wie es ihre Natur zulässt ausgekostet werden, wenn sie so intensiv, verschiedenartig und ununterbrochen wie nur möglich sind, naht irgendwann doch das Alter und mit ihm der Tod. Und auch die Freuden des Himmels sind nicht mehr erstrebenswert als jene Sinnesfreuden, wenngleich sie dauerhafter und weniger gemischt sind. Auch sie kommen aber zu einem Ende; denn sie beruhen auf Verdiensten durch Handlungen und da auch diese endlich sind, ist also auch ihre Wirkung endlich.

Kurz gesagt, notwendigerweise finden all diese Freuden einmal ein Ende. Was aber nützt es uns nach Freuden zu streben, von denen wir wissen, dass sie nicht über den bloßen Moment der Erfreuung andauern?

Es liegt daher in der menschlichen Natur nach einem unveränderlichem, unendlichem Glückszustand (Ananta Sukha) zu suchen. Ein solcher Zustand aber kann nur von einem Seinszustand kommen, der keinen Wandel kennt. Und gibt es eine solche "Wesenheit", kommt nur von Ihr das unveränderliche Glück. Folglich muss diese dann das Ziel allen Strebens und aller Handlungen werden. Diese "Wesenheit" ist indes nicht weit entfernt. Sie weilt in Deinem Herzen! Er ist Sakshi Chaitanya, der Zeuge deines Intellekts (Buddhi). Er ist der Nirguna Brahman ohne Eigenschaften, der in den Upanishaden erwähnt und dort in den höchsten Tönen von Rishis und Weisen gelobt wird.

Wie immer man es auch bezeichnet – es ist in Wahrheit ein- und dasselbe. Es existiert tatsächlich nur e i n e universelle Wesenheit namens Brahman oder Paramatman – das Höchste Selbst. Dieses Wesen ist von vollständig homogener Natur (Ekarasa). Es ist reines Sein und reines Bewusstsein (Chaitanya Jnana).

Bewusstsein ist nicht notwendigerweise ein Attribut von Brahman, es macht jedoch seine Substanz aus. Es ist seine Essenz (Svarupa).
Brahman ist kein denkendes Wesen, sondern es ist das Denken selbst.
Es ist nicht allwissend, sondern das Wissen selbst (Wissen vom Selbst).
Es ist nicht allmächtig, sondern alle Macht ist in ihm.
Es ist nicht all-schön, doch umfasst es alle Schönheit des Alls.
Brahman ist Glückseligkeit.

Erkennen Sie den Unterschied? Das nennen wir Svarupa oder eigentliche Essenz – gänzlich frei von Eigenschaften. Gleich welche Attribute oder Eigenschaften denkbar sind können nur beschreiben was es nicht ist. Wenn aber nichts existiert als ein ein-faltiges Wesen, woher kommt dann die scheinbare Welt, von der wir umgeben sind und in der wir als individuelle Wesen leben? Brahman bringt eine gewisse Kraft mit sich, die wir Maya oder Avidya nennen und welcher die Erscheinung der Welt geschuldet ist.

Swami Sivananda

Ach wie tief, unergründlich und wunderbar ist diese Maya, die undurchschaubare (Anirvachaniya) Kraft von Brahman! Auch wenn jeder Mensch in seiner Essenz wirklich Brahman ist, erkennen viele, auch wenn man es ihnen so lehrt, nicht die Wahrheit "Ich bin Brahman". Stattdessen sind sie überzeugt, das Kind eines anderen Menschen zu sein, der sich irrtümlich für Atman (ein individuelles Selbst) hält, auch dann, wenn es ihm so nicht gelehrt wurde, und der nur betrachtet wird wie ein materieller Gegenstand, etwa ein Stein oder ein Topf. Diese Menschen sind es, die in diesem leidvollen Samsara wandeln und immer wieder von der Maya dieses einzigen Brahman getäuscht werden.

Der Gedanke von Brahman, wenn aus der Sicht des Geistes beurteilt, ist eine Geistesabwesenheit, doch eigentlich echt für diejenigen, die die unverblümte Sicht darauf haben (Aparoksha Anubhuti oder Sakshatkara). Deswegen ist das Bewusstsein der Realität grob beschrieben worden so wahr zu sein wie das Bewusstsein einer Amalaki Frucht, die man in seiner Hand hält.

Auch der Intellekt kann nur ein Körnchem der ganzen Wahrheit erfassen. Brahman hat positive Eigenschaften, wie Sat-Chid-Ananda, Reinheit, Perfektion, Satyam, Unanam, Amantam, etc. Sie sind nicht wirkliche Eigenschaften. Sie alle sind synonyme Ausdrücke für die Wahrheit oder Brahman. Sad-Chid-Ananda ist auch ein geistiges Kalpana (Vorstellung). Dies sind die höchsten Eigenschaften von Brahman, welche der menschliche Geist erfassen kann. Im Grunde wird Brahman durch Verneinung der Eigenschaften so wie Nirakara (formlos), Nirguna, Nirvikalpa (ohne Abwandlung des Geistes) etc. beschrieben.

Müssen wir nicht auch zu Umschreibungen greifen, wenn uns ein Blinder nach der Beschaffenheit des Lichts fragt? Müssen wir dann nicht auch sagen, dass Licht weder Geräusch noch Geschmack, weder Form noch Gewicht hat, keinen Widerstand bietet, und zudem nicht durch analytisches Denken erkannt werden kann? Natürlich kann man es sehen, aber was nützt das einem Menschen ohne Augenlicht? Er könnte die Aussage vertrauensvoll akzeptieren, ohne im geringsten zu verstehen, was damit gemeint ist; oder er könnte all das nicht glauben, oder uns sogar für verrückt halten. Muss denn die Tatsache, dass bei dem Blinden die Fähigkeit zu sehen nicht vollständig normal entwickelt ist, dadurch bewiesen werden, dass die überwiegende Zahl von Menschen sehen kann? Schon die allererste Lebensform, die in den Besitz des Augenlichts gelangte, war in der Position, zu erkennen, dass es Licht gibt. Nun mag es in der Menschenwelt (noch) wenige geben, die ihre spirituellen Augen geöffnet haben; aber völlig unabhängig davon, wie viele Menschen nicht noch blind sind, kann deren mangelnde Fähigkeit nicht als Beweis für die Nichtexistenz des Lichts herangezogen werden. Die Upanishaden sind sich völlig sicher, dass das Dasein eine spirituelle Bedeutung hat. Der paradoxe Lehrsatz, wonach wir Brahman nie begreifen, sehr wohl aber verwirklichen können, strahlt eine Überzeugung aus, die der inneren Erfahrung (Anubhava) entstammt.

Die verschiedenen (äußeren) Erfahrungen sind dagegen nicht real, es gibt keinerlei Erfahrung vom Standpunkt des Absoluten aus betrachtet. Ein Leben zu führen, das unberührt ist von den verschiedenartigen Erfahrungen – weder Freuden noch Leiden –, das ist daher die höchste praktische Lebensregel und steht mit der rechten Ausrichtung des Daseins im Einklang. Die verschiedenen Erfahrungen erzeugen Trennung und setzen unnötige Begrenzungen, auch dort, wo es eigentlich keine gibt. Freude und Leiden, Gut oder Böse, Tugend und Tadel, Verdienst und Verbrechen – dies alles sind Konventionen, die diesen verschiedenen Erfahrungen entstammen. Das Absolute – Brahman – aber kennt keine solche Unterscheidung. Der Höchste Segenszustand, der nicht anders beschrieben werden kann als durch Verneinung aller uns bekannten Eigenschaften, besteht gerade darin, diese Ursachen von Getrenntheit zu vergessen und jene Einheit zu verwirklichen, die das wahre Sein und die Natur des Universums ist. Wenn alle Gedanken von Getrenntheit durch intensives und unablässiges spirituelles Streben (Sadhana) abgetötet wurden, wirst du eins mit Brahman.

Es gibt sieben Glieder in der Kette, die uns gefangen hält. Leiden ist das letzte Glied in der Kette der Ursache und Wirkung. Jedes Glied hängt in seiner Entstehung vom vorherigen ab. Diese sieben Glieder sind: (1) Leiden (Dukha) (2) Verkörperung (3) Bindung durch Handlung (Karma) (4) Neigung/ Anhaftung (Raga) (5) Hass/ Abstoßung (Dvesha) (6) Nichtunterscheiden (Aviveka) (7) Unwissenheit (Ajnana).

Wenn die Wurzel des Leidens, Ajnana, die Unwissenheit vom Selbst, entfernt wird durch Atma-Jnana, die Kenntnis des Selbst, werden auch die anderen Glieder zerbrochen: Aus Unwissenheit entsteht Nichtunterscheidung, aus der Nichtunterscheidung entsteht Egoismus (Abhimana), aus Abhimana Raga-Dvesha, aus Raga-Dvesha Karma, aus Karma dieser physische Körper, aus diesem physischen Körper schließlich das Leid.

Sofern du das Leiden beenden möchtest, musst du die Verkörperung auflösen. Damit dies gelingt, darfst du nicht mehr aktiv handeln. Wer nicht mehr handeln möchte, muss Raga-Dvesha hinter sich lassen. Willst du dich vom Abhimana, der Selbstsucht, lösen, muss Aviveka ausgelöscht und Viveka (Unterscheidungskraft) entwickelt werden. Das ist die Unterscheidung zwischen Selbst und Nichtselbst (d.h. Wahrem und Unwahren). Um Aviveka los zu werden, musst du Avidya vernichten. Wer Avidya lösen will, muss Kenntnis des Selbst erwerben. Es gibt keinen andren Weg, diesen Ketten zu entfliehen.

Brahman ist auch als "Svarupa" (Wahres Wesen) bekannt. "Then by what should he see whom?" "Denn womit sollte er wen wahrnehmen?" (Bri. Up: 11-4-13). Dieses Zitat verrät uns, dass es weder ein handelndes Subjekt noch ein Objekt der Handlung gibt und auch kein Instrument der Handlung. Es gibt keinen Genuss, keinen Genießenden und nichts zu genießen (Bhoga, Bokta, Bhogya) in Brahman. Es gibt auch keinen Seher, keine Sicht und nichts zu sehen (Drashta, Drik und Drishya) in Brahman. Es gibt weder Wissenden, noch Wissen, noch zu Wissendes (Jnata, Jnana, Jneya).

Brahman ist frei von Triputi, also jener Dreiheit von Beziehungen, die die Sinnes-Welt durchdringt und nur im Sinnen-Wissen existiert. Svarupa ist damit die eine, ungetrübte Bewusstheit, alles Wissen und nichts als reine Wonne. Brahman ist aus sich selbst existent (Svayambhu), existiert unabhängig (Paripurna), leuchtet aus sich selbst (Svayam Jyoti), ist absolute Weisheit (Chit-Svarupa) und Wonne des Selbst. So ist Svarupa. Es gibt keine Instrumente (Indriyas) (der Sinne oder des Handelns) in ihm. Sat-Chit-Ananda ist keine Eigenschaft von Brahman – es ist seine Verkörperung, seine Essenz.

Diese uhttps://wiki.yoga-vidya.de/skins/common/images/button_link.pngnendliche, allumfassende Substanz – Brahma Sarva Vastu – muss zugleich formlos (Nirakara) und alldurchdringend (Vyapaka) sein. Sie muss jenseits von Zeit, Raum und auch von jeder Ursache liegen. Sie muss unwandelbar und ohne Beginn sein, wie auch ohne Grund. Was immer jenseits von Zeit, Raum und jeder Ursache existiert, muss unsterblich sein. Dieses unendliche Vastu, diese Substanz ohne Klang, usw. verfällt nicht und wird nicht schwächer. Sie ist darum als ewig zu bezeichnen, denn was verfällt ist vergänglich, aber diese eine Substanz vergeht nicht. Da sie ewig ist, hat sie keinen Anfang. Jede Wirkung kehrt wieder zurück zu Ihrer Ursache, als Erde o.ä. und ist also nicht ewig. Dieses Vastu aber ist die Ursache von allem und ist daher kein Effekt und es somit ewigdauernd. Es hat keinen Ursprung, in dem es wieder aufgenommen würde. Es ist ohne Ende, also ist es unendlich.

Moksha – die Befreiung aus dem Samsara ist nichts, was aktiv erreicht werden kann. Alles, was durch Handlungen (Karma) erreicht werden kann, ist nicht von Dauer. Die Befreiung ist vielmehr schon in dir – denn jedes Ding ist eins mit dem Absoluten, ist de facto das Absolute selbst. Was erreicht werden kann ist, dass das Gefühl von Getrenntheit verschwindet, und, sobald das erreicht ist, wird Moksha rasch erlangt. Alle spirituellen Praktiken (Sadhana) zielen auf die Entfernung der Unwissenheit (Avidya Nivritti) und des Gedankens der Getrenntheit ab. Sobald der Schleier sich hebt, dann erstrahlt Brahman in Seiner ureigenen Pracht (Niralamba Zustand).

Die Aneignung von Wahrem Wissen (Brahma Jnana) ist unabhängig von der Geburt in eine Kaste und von jeder anderen Unterscheidung möglich. Das höchste Wissen (Para Vidya) kann nicht durch das Lesen der Veden erlangt werden – diese enthalten nur unvollkommenes Wissen (Apara Vidya). Jedoch ist die Kenntnis der Veden notwendig um das Denken für jenes höchste Wissen vorzubereiten.

So wie sich das Öl in Ölsamen verborgen ist, Butter im Rahm, Denken im Gehirn, die Flammen im Rauch, die Sonne hinter Wolken, Wasser unter dem Moosteppich auf einem stillen Teich, Pech im Munjagras, Feuer im Holzscheit, Musik in der Schallplatte, Duft in der Knospe, Gold im Erz, so ist dieses Höchste Selbst (Atman oder Brahman) im Körper verborgen. So wie die Butter erst durch das Stampfen entsteht, so musst Du die Wahrheit erst durch die Technik der Meditation verwirklichen.

Wenn Du fest verwurzelt bist in Svarupa, was bedeuten dir dann Ishvara, Jiva und Jagat? Was der Körper? Was Prarabdha, Sanchita und Agami? Was Muladhara und was Kundalini? Von welcher Bedeutung sind Himmel und Hölle? Wo ist Sünde und wo Tugend? Wo ist die Dualität (Dvandva) von Gut und Böse, von Freude und Schmerz, heiß und kalt, Gewinn und Verlust, Sieg und Niederlage? Wo ist Shakti, wo Maya, wo Avidya? Wo ist der Guru, wo der Aspirant? Wo sind Dharana, Dhyana und wo Samadhi? Wo sind die Veden, wo die Upanishaden, wo die Brahma Sutras? Wo ist Sravana, Manana und Nididhyasana? Wo sind die drei Gunas, wo die fünf Koshas? Wo sind die Mahavkyas, das "Aham Brahma Asmi" und das "Tat Tvam Asi"? Wo ist Pranava? Welche Bedeutung haben die Dharmas und Adharmas? Was sind Ost und West, Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit?

Manche schließen und öffnen die Nasenlöcher 820 Mal am Tag um zu diesem Zustand zu gelangen. Einige stehen für sechs Stunden im Kopfstand. Manche versuchen Gudachakra durch Ashvini Mudra zu öffnen, und durch Anspannen und Lösen des Schließmuskels. Manche bleiben für zwölf Stunden in kaltem Wasser bis zum Hals stehen. Manche setzen sich der brennenden Sonne aus, während sie sich inmitten von fünf Feuern befinden (Panchangi Tapas). Manche leben auch von Abfall und Neemblättern. Manche pilgern über lange Strecken zu Fuß. Manche zählen die Perlen einer Gebetskette während sie auf einem Bein stehen. Manche essen nur einmal alle drei Tage (Kricchra Vrata). All diese sind aber egozentrische Praktiken dummer Menschen! Dabei sind alles nur Methoden, den Geist zu reinigen und Kontrolle über die Sinnesorgane, die Indriyas zu erlangen. Sie sind nicht selbst das Ziel. Das Ziel ist stets die Verwirklichung des Wissens vom Wahren Selbst oder Brahma Jnana.

Jnana, das Kennen von Brahman, ist ein vollkommen geistiger Zustand. Es ist rein subjektiv. Es ist ein Zustand spiritueller Erleuchtung, der aufzieht, wenn der Geist vollkommen zur Ruhe kommt, wenn er frei ist von allen Sehnsüchten, Leidenschaften, verborgenen Wünschen (Vasanas) und aller Arten von Gedanken. Dieser Zustand der inneren Stille (Akhanda Brahmakara Vritti) entstammt dem reinen Geist, wenn er vollständig sattwig geworden ist und wenn alle Vorsätze (Sankalpas) aufhören. Jnana ist die Frucht des reinen, sattwigen Bewusstseins (Vichara).

"Chit" ist absolute Bewusstheit. Es ist der Urgrund des Intellekts, welcher sein Licht und seine Kraft aus dieser reinen Essenz nimmt. Du bist in Wahrheit "Chit Svarupa" – eine Verkörperung reiner Intelligenz. Diese muss aber durch ständige Mediation verwirklicht werden. Dazu ist Zurückweisung des Ego erforderlich, es muss abgelegt und vergessen werden. Diese Illusion eines begrenzten "Ich" muss völlig ausdradiert werden, damit es nicht wiederkehrt. Das ist die Lehre von Vedanta.

Man sollte im Geist des Vedanta leben, indem das "Ich", und auch das "Mein" zerstört wird, und damit aller Egoismus und alle Anhaftung vergehen. Nur dann kann voller Glück sein, selbst wer weiterhin in der Welt bleibt und seine Lebensaufgaben erfüllt. Dann wird das eitle Dasein voller Eile, Sorge, Aufregung und Wettbewerb verblassen, im Vergleich mit dem ewigen Leben in der nie endenden Wonne und dem Licht des inneren Atman.

Es ist sehr schade, dass beinahe alle Menschen heutzutage das einfache, glückliche Leben der Innenschau vernachlässigen und stattdessen eng an den Spielzeugen der Maya festhalten – Geld, Schönheit, Macht, Rang und Name, Ruhm und Ansehen. Irgendwann werden die Erfahrungen, die Rückschläge und Enttäuschungen des weltlichen Lebens aber jeden dazu zwingen, ihre Aufmerksamkeit nach innen zu wenden und die wahre, dauerhafte Glückseligkeit zu erfahren. Auch wenn du im Geiste nur eines einzelnen Mantras der Upanishaden lebst, wirst Du das höchste Gut des Daseins erlangen, nämlich Unsterblichkeit, das nie endende Seligkeit des Wahren Selbst!

Möget Ihr Alle an dem Ewigen Nektar erfreuen, indem Ihr das Höchste Tattwa verwirklicht! Möget ihr das Leben des praktizierenden Vedantin führen, eines spirituellen Kriegers im täglichen Lebenskampf!

Swami Sivananda über Vedanta im Alltag

Die Upanishaden bilden die Grundlage des Vedanta. Vedanta ist die kulturelle Grundausstattung Indiens. Er ist die Nationalphilosophie Indiens. Er ist Moksha Shastra, die Wissenschaft von der Befreiung. Dreh- und Angelpunkt der Vedanta-Philosophie ist der Absolutismus.

Vedanta verkündet die Wirklichkeit des unteilbaren, immanenten und transzendenten Geistes. Er schließt die Materie nicht aus. Er lässt nichts unberücksichtigt. Die Einheit von allem, was existiert, ist die Botschaft, die der Vedanta uns lehrt. Er belebt die hinduistische Gesellschaft seit Jahrtausenden.

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Vedanta ist als einzige Philosophie so mutig, den Menschen als Gott zu bezeichnen, nicht einfach als Sohn Gottes oder als dessen Diener. Er verkündet mit Nachdruck, dass man in Wahrheit in seinem Kern der unsterbliche, alles durchdringende Atman ist, die Universelle Seele, das Höchste Bewusstsein (Brahman). Wagemut ist das Leitmotiv des Vedanta. Die Botschaft von Vedanta ist Furchtlosigkeit, seelische Stärke und Einheit des Bewusstseins.

Der Vedanta verlangt nicht nach Konvertiten, sondern nach einer tiefergehenden Neubewertung der Ineinssetzung von Gott und Mensch, einer Antwort auf die grundsätzliche Frage jedes Menschen: "Was bin ich wirklich? Was ist mein wahres Selbst?". Der Vedanta erklärt: "Der Mensch ist in seinem Wesenskern identisch mit Gott." Vedanta bedeutet, dass der einzelne und der Rest der Menschheit identisch sind. Nach dem Vedanta gibt es auf dieser Welt keine Fremdlinge. Jeder ist durch den göttlichen Geist mit jedem verbunden. Im Vedanta gibt es kein "mein" und "für mich", sondern ein "unser" und "für uns", und letztlich ein "sein" und "für ihn".

Wenn die Vedanta-Philosophie richtig verstanden und angewendet wird, löscht sie alle Übel aus, die sich aus gruppen- und rassebezogenen Vorurteilen ergeben. Der Vedanta ist keine Konfession, kein Zeremoniell oder eine Form der Anbetung. Er ist die Wissenschaft von der richtigen Lebensweise. Er ist nicht das ausschließliche Monopol der Hindus oder der Einsiedler. Er ist für alle da.

Vedanta hat keinerlei Streitigkeiten mit irgendeiner Religion. Er propagiert allgemeingültige Prinzipien. Vedanta ist die einzige allgemeingültige ewige Religion. Er ist ein großer Ausgleicher. Er vereinigt alle. Er gibt allen Raum.

Vedanta umfriedet in seinem Wirkungskreis alle Religionen der Welt und ist solide genug, um sie alle dienlich und beständig zu machen. Vedanta beeinträchtigt nie durch Förmlichkeiten. Er interessiert sich nur für das Leben der Religionen. Der Christ braucht dem Christentum nicht zu entsagen, der Buddhist kann an seinem Edlen Achtfachen Pfad festhalten, der Moslem an seinem Koran – und doch können sie alle dem Vedanta folgen und in dieser Praxis alle seine hohen Ideale und Wahrheiten erkennen. Die Liebe zu ihren jeweiligen Propheten und Heiligen Schriften wird ernsthafter, aufgeklärter und beständiger werden. Religiöser Hass wird verschwinden, und die Welt wird sich mit mehr Würde und dem gutem Willen ihrer Bewohner untereinander völlig reibungslos auf ihr großes Ziel zubewegen.

Vedanta bedeutet keine Versklavung. Er gibt allen die Freiheit. Er verurteilt keinen Menschen als hoffnungslos, betrachtet niemanden als Angeklagten, nimmt aber die gesamte Menschheit in seine Gemeinde auf. Vedanta ist in seinen Anschauungen allumfassend und vorurteilsfrei. Vedanta kann der modernen Gesellschaft einen gemeinsamen Glauben geben, gemeinsame Grundsätze und eine gemeinsame moralische Disziplin. Er ist in seiner Sichtweise sehr wissenschaftlich und übt eine echte Anziehungskraft auf die Männer und Frauen von heute aus.

Es gibt keine Philosophie, die so klar und vollendet ist wie die Philosophie des Vedanta. Allein der Vedanta kann menschliches Leiden vollständig ausmerzen und immerwährenden Frieden und Glück bewirken. Selbst geringe Kenntnisse und ein wenig Vedantapraxis können einen Menschen zu großartigen Ebenen des Höchsten Bewusstseins (göttlichen Bewusstseins) führen und alle Arten von Ängsten, Sorgen und Befürchtungen seines alltäglichen Lebens beseitigen.

Einige Unwissende behaupten, Vedanta verbreite Unmoral, Hass und Pessimismus. Das ist ein sehr bedauerlicher Irrtum. Vedanta propagiert weder Unmoral noch moralisches Desinteresse. Vedanta möchte, dass man Anhaftungen (Moha) wie egoistische Liebe und die Fixierung auf den Körper auslöscht und eine reine, selbstlose kosmische oder großherzige göttliche Liebe entwickelt. Vedanta propagiert niemals Pessimismus, sondern er verkündet den Inbegriff des Optimismus.

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Zügellosigkeit wird mit einem Leben der Entfaltung verwechselt. Wenn ein Mensch in jedem Hotel in jedem Teil der Welt etwas Beliebiges essen kann, wenn er sich in Begleitung jedes beliebigen Mannes oder jeder beliebigen Frau bewegen kann, so bedeutet das nicht, dass er ein Vedantin ist.

Heutzutage wird viel falsches über Vedanta erzählt. Menschen reden von Einheit, Einssein und Gleichheit, streiten aber wegen kleiner, nutzloser Dinge. Sie sind voller Neid und Hass. Ich kann das nicht glauben. Ich bin einfach fassungslos.

Ich glaube an den praktischen Vedanta. Ich glaube an die beständige spirituelle Praxis. Ich glaube an die vollständige Erneuerung der weltlichen Natur, der Weltlichkeit in ihren verschiedenen Formen. Man muss ein praktischer Vedantin sein. Man sollte im Geist des Vedanta leben. Bloßes Theoretisieren und Dozieren ist lediglich intellektuelle Gymnastik und verbale Kriegsführung. Das reicht nicht aus. Was nützt es, allzu viele Bücher über Vedanta zu lesen wie etwa Chit Sukhi, Khandana Khanda Khadyam und so weiter?

Man muss jedem gegenüber Liebe ausstrahlen. Der Geist des Vedanta muss sich tief in Deine Zellen, Gewebe, Adern, Nerven und Knochen einprägen. Er muss ein wesentlicher Bestandteil Deines Wesens werden. Du musst an Einheit denken, von Einheit sprechen und in Einheit handeln.

Die Sonne, der Ganges, die Blumen, die Sandelholzbäume, die fruchttragenden Bäume, die Kühe – alle lehren die Welt den praktischen Vedanta. Sie leben, um der Menschheit mit ihrer selbstlosen Wesensart zu dienen. Die Sonne scheint über der Hütte eines Bauern ebenso wie über einem Königspalast. Das kühle, erfrischende Wasser des Ganges wird von allen getrunken. Die Blumen verströmen ihren Duft für alle, ohne etwas dafür zu erwarten. Der Sandelholzbaum verströmt seinen Duft auch für den Menschen, der ihn mit einer Axt fällt. Alle fruchttragenden Bäume verhalten sich in der gleichen Weise.

Oh selbstsüchtiger, unwissender Mensch! Lerne die Lektionen von diesen praktizierenden Vedantins und werde weise!

Der Vedanta verbreitet kein Dogma von der Verneinung menschlicher Bemühungen. Er möchte, dass Du Deine geistige Haltung veränderst. Er verlangt eine andere Perspektive. Bis jetzt war die Welt alles. In Zukunft ist die Höhere Wirklichkeit alles.

Es waren einmal zwei Freunde, Ram und Gopal. Sie waren beide Philosophen. Durch Analyse und Selbsterforschung lernte Ram, die Herrlichkeit des Höchsten Selbst zu erkennen, die sich im und durch das gesamte Universum spiegelt.

Gopal jedoch blieb ein theoretischer Philosoph, der das Universum als Illusion und Traum verachtete, der nichts als Böses und Laster birgt.

Eines Tages besuchte Ram nach langer Zeit seinen Freund. Gopal erörterte wie üblich lange das Böse im Universum, und schließlich fragte er Ram, was für ein Geschenk er seinem Freund mitgebracht habe. Nachdem Ram eine Weile nachgedacht hatte, zog er die Scherbe eines Spiegels aus seiner Tasche hervor, gab sie Gopal und sagte: "Das ist mein kleines, bescheidenes Geschenk. Es wird dir dabei helfen, Deine eigene Schönheit und Deinen eigenen Zauber zu erkennen, den Du sonst nicht verstehen kannst."

Gopal zog seine Lehre daraus und begann von diesem Moment an, sich von der Herrlichkeit des Höchsten Selbst, das vom gesamten Universum gespiegelt wird, ein Bild zu machen und sie zu verstehen. Nichts auf dieser Welt ist nutzlos. Das Nicht-Selbst existiert, um das Selbst zu spiegeln und zu verherrlichen. Wie kann man sonst die Existenz des Selbst verstehen? Das Nicht-Selbst ist in Wahrheit der Spiegel, der das Selbst widerspiegelt, das wir dann erkennen.

Daher ist das Böse auch der Spiegel für das Gute. Die Anwesenheit von Weisen und Heiligen wird in einer Gruppe von unwissenden Menschen leicht erkannt. Merke Dir, dass das Gute sich im Schlechten spiegelt, und sage Dir: "Das Böse existiert, um mich an das Gute zu erinnern, das Vergängliche existiert, um mich an das Unvergängliche zu erinnern", und so weiter.

Dieses Universum ist tatsächlich ein Spiegel, der uns an Gott erinnert. Lerne, es nicht als Illusion und Traum zu verwerfen, sondern mache es nutzbar, um die Gegenwart Gottes zu fühlen.

Lerne, zwischen dem Dauerhaften und dem Vergänglichen zu unterscheiden. Betrachte das Selbst in allen Wesen, in allen Gegenständen. Teile das, was Du materiell, seelisch, moralisch oder spirituell hast, mit allen. Diene dem Selbst in allen anderen. Nimm wahr, dass Du Deinem eigenen Selbst dienst, wenn Du anderen dienst. Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst. Löse alle trügerischen Gegensätze auf. Beseitige alle Schranken, die die Menschen voneinander trennen.

Tritt mit allen in Kontakt. Umarme alle. Trenne Dich von der Vorstellung eines Geschlechts und eines Körpers, indem Du stets an das Selbst oder den geschlechtslosen, körperlosen Atman denkst. Konzentriere Deinen Geist auf das Selbst, während Du arbeitest. Das ist praktischer Vedanta. Das ist die Quintessenz der Lehren der Upanishaden und der damaligen Weisen. Das ist das wahre, ewige Leben im Atman. Setze diese Dinge bei Schwierigkeiten im Alltagsleben um. Du wirst als ein kraftvoller Yogi oder Jivanmukta erstrahlen. Daran besteht kein Zweifel. Quelle

Swami Sivananda über Vedanta Sadhana

O Freund! Warum weinst Du? Du hast weder Geburt noch Alter noch Tod. Du hast weder Leidenschaft noch Verlangen. Du hast weder groben Leib noch subtilen Körper. Du hast weder Geist noch Prana. Du bist das ewige, unveränderliche, alldurchdringende Selbst. Fühle dies und sei frei.

O Freund! Warum grämst Du dich? Du hast weder Namen noch Form. Du hast weder Kaste noch Alter. Du hast weder Geschlecht noch Indriyas. Du bist weder stark noch schwach. Du hast weder Vater noch Mutter. Du bist immer frei, rein, ewig unsterblich. Erkenne dies und sei frei.

Finde den wahren inneren Herren. Der wahre Herr ist körper- und formlos. Identifiziere den Menschen nicht mit der äusseren NahrungshülleAnnamaya Kosha- oder den physischen Körper. Der grobe physische Körper ist wie die Schale einer Kokosnuss. Der wahre Herr ist der unsterbliche Geist, der nich ausgelöscht werden kann. Der Mensch ist dem Wesen nach das unvergängliche Atman. Er ist der stille Zeuge der drei Zustände, nämlich Jagrat, Svapna und Sushupti (Wachen, Träumen und Tiefschlafzustände).

Genau wie ein Seil das im Dunklen fälscherlicherweise für eine Schlange gehalten wird, ein Pfosten für einen Menschen, so wird auch dieser unreine Körper mit dem reinen Selbst durch Avidya oder Unwissenheit verwechselt. Wenn Du ein Licht bringst, verschwindet die trügerische Schlange im Seil. Ebenso, wenn Du Wissen über das Selbst erlangst, löst sich die trügerische Identifikation mit dem Körper in Luft auf. Die essentiellen Eigenschaften des Menschen können eigentlich nicht auf den Pfosten übertragen werden. Dennoch, Bewusstsein gehört nicht dem Körper und die Eigenschaften des Körpers, wie Zerfall und Tod, Genuss und Schmerz, gehören nicht dem Selbst oder Bewusstsein.

Wenn Du über unmittelbares Wissen über das Höchste Selbst oder Brahman durch Mediation verfügst, wirst Du Unsterblichkeit erlangen. Es gibt keinen anderen Weg um das Ziel zu erreichen. Wenn Du das Selbst kennst, hast Du das wahre Ende des Lebens erreicht. Du wirst vor nichts Angst haben.

Dieses Vastu oder etwas dass weder Anfang noch Ende hat, ist das unvergängliche Brahman (Akshara). Akshara ist unveränderlich, unendlich, ewig, selbstleuchtend, untrennbar, rein, perfekt, immer frei und unabhängig. Akshara ist Deine unsterbliche Seele.

Die Felder oder Körper sind anders doch ist der Wissende der Felder einer. Jivatmas sind unterschiedlich doch Paramatman ist eins. Wo immer Geist ist, dort sind Prana, Selbstsucht und Jiva Chaitanya oder spiegelnde Intelligenz oder Abhasa Chaitanya Seite an Seite. Derjenige, der ein Gefühl der Dualität (Dvaita Bhava) verspürt, wird wieder und wieder geboren. Dieses Trugbild der Dualität (Bheda Bhranti) kann nur durch Wissen über Identität von Jiva und Brahman beseitigt werden! "Aham Sukhi – ich bin glücklich", "Aham Dukhi- ich bin erbärmlich", Aham Karta- ich bin ein Macher", "Aham Bhokta- ich bin der Geniesser" ist die Erfahrung aller menschlichen Wesen. Deswegen ist Jivatma ein Samsarin und neigt zu Freude und Schmerz. Jivatmas sind anders in unterschiedlichen Körpern, wohingegen Paramatman frei von Freude und Schmerz ist. Er ist Asamsarin. Er ist ewig frei. Er ist eins.

Wenn es nur einen Jivatma in allen Geschöpfen gibt, sollten alle ähnliche Erfahrungen zur gleichen Zeit haben. Wenn Rama an Bauchkolik leidet, sollte auch Krishna den Schmerz zur selben Zeit erfahren. Wenn John Freude verspürt, sollte Jakob auch eine ähnliche Erfahrung haben. Wenn Choudhury von einem Skorpion gestochen wird, sollte auch Bannerjee an dem Stachel leiden. Doch das ist nicht der Fall.

Wenn Rama leidet, jubelt Krishna. Wenn John frohlockend ist, ist Jakob deprimiert. Wenn Choudhury am Stich des Skorpions leidet, genießt Bannerjee sein Frühstück. Jivatma ist im Wesentlichen identisch mit Para-Brahman. Bereiche sind verschieden, Körper sind verschieden und Jivatmas oder einzelne Seelen sind verschieden. Doch der Wissende oder Paratman in allen diesen Bereiche oder Körpern ist eins.

Das Selbst ist nicht von Freude und Schmerz, Tugend und Laster betroffen. Er ist nur der stille Zeuge. Freude und Schmerz sind nur Dharmas des Geistes. Sie sind dem Selbst durch Avidya oder Unwissenheit zugeschrieben. Der unwissende Mensch betrachtet nur den physichen Körper als das Selbst. Er ist zwischen den beiden Strömen von Raga Dvesha hin und hergerissen und handelt tugend- und lasterhaft., erntet die Früchte seiner Handlungen, nämlich Freude und Schmerz und wird wieder und wieder geboren. Doch der Weise, der weiß dass das Selbst sich vom Körper unterscheidet und nicht von Raga Dvesha beeinflußt wird, identifiziert sich mit dem reinen, ewigen Brahman und ist immer glücklich und tatenlos, obwohl er Aktionen für das Wohl der Menschheit ausführt.

Die Krankheit Timira welche wahrnimmt was im Gegensatz zur Wahrheit steht, gehört zu den Augen, aber nicht zu dem Mann der wahrnimmt. Wenn Timira mit der richtigen Behandlung entfernt wird, nimmt er die Dinge in ihrem wahren Licht wahr. Ebenso Unwissenheit, Zweifel, Freude und Schmerz, Tugend und Laster, Raga Dvesha, falsche Wahrnehmung – nicht wahrnehmen der Wahrheit sowie die Gründe die zu dem Instrument gehörten, nämlich Geist, jedoch nicht zu dem stillen Zeugen gehören.

Das Rad des Samsara oder der Welten Fortschritt dreht sich aufgrund von Avidya. Es existiert nur für den unwissenden Menschen der die Welt so wahrnimmt wie sie ihm erscheint. Es gibt kein Samsara für einen befreiten Weisen. Jegliche Erkrankung des Auges kann ich keinster Weise die Sonne beeinflussen. Das Zerbrechen des Topfes wird in keinster Weise den Topf-Äther beeinflussen. Das Wasser in der Luftspiegelung kann nicht der Welten Feuchtigkeit erbringen. Genauso wenig können Avidya und seine Folgen in keinster Weise das reine, zarte, eigenschaftslose, formlose, gliederlose, teillose und selbstleuchtende Selbst beeinflussen. Avidya kann dem Selbst nichts anhaben.

Avidya oder Unwissenheit, geboren aus Tamas wirkt wie ein Schleier und hindert Menschen daran seine wesentliche Sat-Chid-Ananda Brahmische Natur anzuerkennen. Es verursacht Wahrnehmung, die ganz im Gegenteil zur Wahrheit stehen, oder verursacht Zweifel oder das nicht Erkennen der Wahrheit. Sobald Wissen über das Selbst hochkommt, verschwinden die drei Formen von Avidya in toto. Deshalb sind die drei Arten von Avidya keine Merkmale des Selbst. Sie gehören dem Verstand, dem Organ oder dem Instrument. Der Verstand ist nur ein Effekt oder Produkt von Avidya.

Im Zustand der Befreiung bei dem es zur Zerstörung des Verstands (Manonasa) geht, gibt es kein Avidya, gibt es kein Spiel der beiden Ströme, Raga Dvesha. Wenn falsche Wahrnehmungen des Selbst sowie Unwissenheit, Genuss, Schmerz, Zweifel, Zwang, Täuschung, Sorgen, etc. essentielle Bestandteile des wahren Selbst wären, so wie Hitze ein essentieller Bestandteil von Feuer ist, kann man sie nie loswerden. Doch gab es in der Vergangenheit befreite Weisen wie Sankara, Dattatreya, Jada Bharata, Yajnavalkya, welche über besonderes super-sinnliches oder intuitives Wissen verfügten, die frei waren von trügerischen Wahrnehmungen, Zweifeln, Angst, Täuschung, Sorgen, etc. Sie waren sich Samsara nicht bewusst, doch waren sie sich genaustens ihres eigenen Svarupas oder ihrer wahren Sat-Chid-Ananda Brahman Natur bewusst.

Deshalb werden wir zu dem Schluss kommen, dass das Selbst frei ist, rein, perfekt, ewig und das Avidya dem Geist-Instrument innewohnt jedoch nicht im Selbst.

Der befreite Weise der frei ist von Selbstsucht, Egoismus, Groll und Furcht wandert glücklich umher. Er hat alles abgestreift. Avidya und seine Abwandlungen können ihm nichts mehr anhaben. Er ist der Yati. Er ist der Sanyasin. Er ist der Yogi. Er ist der Herr aller Herre. Er ist der Kaiser aller Kaiser. Er ist geeignet, angebetet zu werden.

Möge dieser Segen mit euch allen sein!!! Möget ihr alle Befreiung erfahren!

Die Philosophie des Vedanta

Einführung

Der Weise Vyasa

Das Uttara Mimamsa, das philosophische System des Vedanta, stimmt im Wesentlichen mit den in den Upanischaden beschriebenen Lehren überein. Der Begriff Vedanta bedeutet wörtlich übersetzt das Ende oder die Essenz der Veden. Es beinhaltet die in den Schlusskapiteln der Veden dargelegten Lehren. Die Schlusskapitel der Veden sind die Upanischaden. Die Upanischaden stellen also die Essenz der Veden dar.

Die Brahma Sutras des Bhagavan Vyasa

Die Brahma Sutras, auch Vedanta Sutras genannt, beschreiben die Lehre vom Brahman und wurden von Sri Vyasa verfasst. Weil sie von der Verkörperung des höchsten Nirguna Brahman handeln, sind die Brahma Sutras auch als Sariraka Sutras bekannt. Die Brahma Sutras sind eines der drei Bücher des Prasthana Traya, den drei maßgeblichen Schriften des Hinduismus, zusammen mit den Upanischaden und der Bhagavad Gita.

Sri Vyasa hat die Prinzipien des Vedanta systematisiert und die scheinbaren Widersprüche der Lehren aufgelöst. Es gibt 555 Brahma Sutras und ihre bedeutendsten Kommentatoren sind Sri Shankara, Ramanuja, Madhva, Nimbarka, Vallabha, Bhaskara, Yadavaprakasha, Keshava, Nilakantha, Baladeva und Vijnana Bhikshu. Jeder von ihnen hat die Brahma Sutras auf seine eigene Art kommentiert und seine eigene Philosophie geschaffen. Der bekannteste Lehrer dieser philosophischen Schule war Sri Shankaracharya.

Sri Vyasa stand den Lehren des Vaiseshika- und des Sankhya-Systems kritisch gegenüber. Die verschiedenen Schulen des Buddhismus und die Lehren des Bhagavata werden ebenso hinterfragt.

Die Brahma Sutras bestehen aus den vier Kapiteln Samanvaya, Avirodha, Sadhana und Phala. Im ersten Kapitel wird die Natur des Brahman beschrieben und sein Verhältnis zur Welt und der individuellen Seele. Im zweiten Kapitel werden die konkurrierenden Theorien des Sankhya, Yoga und Vaiseshika kritisiert. Einwänden gegen diese Ansichten werden entsprechende Antworten gegenübergestellt. Das dritte Kapitel erläutert die Mittel, um Brahma-Vidya zu erlangen. Im vierten Kapitel werden die Früchte der Arbeit zur Erlangung des Brahma-Vidya beschrieben. Außerdem wird beschrieben, wie die individuelle Seele durch das Devayana, also dem Pfad der Devatas, das Brahman erreichen kann, von dem es keine Rückkehr gibt. Die Eigenschaften eines Jivanmukta, einer befreiten Seele, werden ebenfalls in diesem Kapitel erläutert. Jedes Kapitel besteht aus vier Teilen (Padas). Die Sutras in jedem dieser Teile bilden ein Thema (Adhikarana).

Die ersten fünf Sutras des ersten Kapitels sind von besonderer Bedeutung. Das erste Sutra lautet: "Athato Brahma-Jijnasa" - "Nun also die Erforschung des Brahman". Diese erste Aussage macht bereits in einem Wort das Thema des Gesamtwerks deutlich: Brahma-Jijnasa, die Sehnsucht nach dem Wissen um Brahman. Das zweite Sutra lautet: "Janmadyasya Yatah" - "Brahman ist das höchste Sein; aus ihm entsteht die Welt, in ihm verweilt die Welt und in ihn vergeht die Welt". Im dritten Sutra wird erklärt: "Sastra-Yonitvat" - "Wahres Wissen kann nur durch die Schriften erlangt werden. Da Brahman die Quelle der Schriften ist, sind diese ein Beweis seiner Allwissenheit." Das vierte Sutra lautet: "Tat Tu Samanvayat" - "Nicht mit anderen Mitteln, sondern nur durch die Schriften allein, kann das Brahman erkannt werden; denn dies ist der alleinige Zweck aller vedantischen Texte." Das fünfte Sutra erklärt: "Ikshater Na Asabdam" - "Mittels 'Denken' erkennt man, dass Prakriti bzw. Pradhana nicht die erste Ursache ist." Pradhana basiert nicht auf den Schriften. Das letzte Sutra des vierten Kapitels lautet: "Anavrittih Sabdat, Anavrittih Sabdat" - "Es gibt keine Wiederkehr für die befreiten Seelen; dies wird in den Schriften deutlich gemacht."

Brahman, Maya und Jiva

Brahman, das Absolute, durchdringt die Elemente, nachdem es sie geschaffen hat. Es ist die Goldene Person in der Sonne. Es ist das Licht der Seele. Es ist unendlich rein. Es ist Sat-Chit-Ananda, Eins ohne ein Zweites. Es ist Bhuma (unendlich, bedingungslos). Es verweilt im Herzen des Menschen. Es ist die Quelle von allem.

Brahman ist sowohl die materielle als auch die instrumentelle Ursache des Universums. Brahman und das Universum sind nicht verschieden voneinander; so wie das Tongefäß nicht vom Ton verschieden ist. Brahman entwickelt sich selbst in das Universum zu seinem eigenen Vergnügen (Lila), ohne dass es die geringste Veränderung erfährt oder aufhört, es selbst zu sein.

Brahman ist ohne Teile, ohne Eigenschaften, ohne Handeln und Emotion, ohne Anfang und ohne Ende, unveränderlich. Es hat kein Bewusstsein, wie man es mit 'Ich' oder 'Du' bezeichnet. Es ist die eine Wirklichkeit. Brahman verhält sich zu der äußeren Welt, wie der Stoff zum Kleidungsstück, wie der Ton zum Gefäß, wie das Gold zum Ring.

Brahman ist Paramarthika Satta (absolute Wirklichkeit). Die Welt ist Vyavaharika Satta (relative Wirklichkeit). Erscheinungen im Traum sind Pratibhasika Satta (scheinbare Wirklichkeit).

Maya ist die Shakti (Kraft) Gottes. Sie ist der Karana Sharira (der ursächliche Körper) Gottes. Sie verbirgt das Wahre und lässt das Falsche als wahr erscheinen. Sie ist weder Sat noch Asat noch Sat-Asat. Sie ist Anirvachaniya (unbeschreiblich). Maya hat zwei Kräfte: die Kraft des Verbergens (Avarana Sakti) und die Kraft der Projektion (Vikshepa Sakti). Aufgrund der verbergenden Kraft Mayas hat der Mensch seine eigentliche, göttliche Natur vergessen. Und die Projektion dieses Universums entsteht durch die Vikshepa Sakti Mayas.

Der Jiva, oder die individuelle Seele, ist von fünf Hüllen (Koshas) umgeben, die wie die Schichten einer Zwiebel angeordnet sind. Die fünf Hüllen sind: die Nahrungs-Hülle (Annamaya Kosha), die Vital-Hülle (Pranamaya Kosha), die Mental-Hülle (Manomaya Kosha), die Verstandes-Hülle (Vijnanamaya Kosha) und die Glücks-Hülle (Anandamaya Kosha). Die erste Hülle stellt den physischen Körper dar. Die nächsten drei Hüllen stehen für den feinstofflichen Körper. Die letzte Hülle bildet den ursächlichen Körper oder Kausal-Körper. Ziel der individuellen Seele sollte sein, diese fünf Hüllen mit Hilfe von Meditation zu überwinden, um mit der höchsten Seele, die sich hinter den fünf Hüllen befindet, eins zu werden. Nur so kann sie Befreiung erlangen.

Die individuelle Seele kennt drei Bewusstseinszustände: den Wachzustand, den Traumzustand und den Tiefschlaf. Turiya, auch als der vierte Zustand bezeichnet, ist der überbewusste Zustand. Turiya ist Brahman. Turiya ist der stille Beobachter der drei ersten Zustände. Die individuelle Seele sollte diese Zustände überwinden und sich mit Turiya, dem vierten Zustand, identifizieren. Nur dann kann sie eins mit der höchsten Seele werden.

Avidya ist der Kausal-Körper des Jiva, der individuellen Seele. Aufgrund von Avidya identifiziert sich der Jiva mit dem Körper, dem Geist und den Sinnen. Er nimmt fälschlicherweise an, dass der Körper die Seele sei; so wie jemand in der Dämmerung ein Seil mit einer Schlange verwechselt. In dem Moment, in dem sich die individuelle Seele von der selbst auferlegten Unwissenheit durch ein geeignetes Verständnis der Wahrheit mittels der Philosophie des Vedanta, mittels Vichara (Untersuchung), Reflexion und Meditation über das höchste Brahman befreit, verschwinden all diese Illusionen. Die Einheit von Jivatman und der gesamten Welt der Erscheinungen mit der höchsten Seele, dem Brahman, wird wiederhergestellt. Der Jiva erlangt Unsterblichkeit und ewige Glückseligkeit. Er geht auf in Brahman, im Ozean der Glückseligkeit.

Badarayana glaubt an Jivanmukti, an die Befreiung zu Lebzeiten.

Bekannte Aussagen des Vedanta

Es folgen einige bekannte Aussagen der Philosophie des Vedanta:

  • Ekam Eva Advitiyam – Die Wirklichkeit ist Eins ohne ein Zweites.
  • Brahma Satyam Jagan Mithya, Jivo Brahmaiva Na Aparah – Nur Brahman existiert wahrhaftig, die Welt ist Illusion, die individuelle Seele ist *Brahman und nichts anderes.
  • Sarvam Khalvidam Brahma – All dies ist wahrhaftig Brahman.
  • Satyam Jnanam Anantam Brahma – Brahman ist Wahrheit, Erkenntnis und Unendlichkeit.
  • Brahmavid Brahmaiva Bhavati – Wer Brahman erkennt, wird zu Brahman.
  • Santam, Sivam, Advaitam – Brahman ist Frieden, Glück und Nicht-Zweiheit.
  • Ayam Atma Santah – Atman ist Stille.
  • Asango Ayam Purusha – Dieser Purusha ist an nichts gebunden.
  • Santam, Ajaram, Amritam, Abhayam, Param – Dieses Brahman ist Friede, es altert nicht, ist unsterblich, furchtlos und das Höchste.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie

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Meditation

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Indische Schriften

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Multimedia

21 Zusammenfassung Jnana Yoga und Vedanta

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11 Shankaracharya – Leben und Werk des großen Vedanta Meisters

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01 Jnana Yoga und Vedanta Einführung

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