Vasana

Aus Yogawiki
Josephine Wall: Tanz der Träume, Quelle

1. Vasana (Sanskrit: वसन vasana n.) Gewand, Kleid, Tuch, Zeug, Ober- und Unterkleid; Belagerung; Zimtkassie (Cinnamomum cassia, Tvakpattra).

2. Vasana (Sanskrit: वासन vāsana n.) Gewand, Kleid; Behälter, Kästchen, Kasette, Dose; das Wohnenlassen.

3. Vasana (Sanskrit: वासना vāsanā f.) das Denken an, das Verlangen nach; Wunsch; unbewusster geistiger Eindruck; Vorstellung, Idee; falsche Vorstellung; das Parfümieren.

4. Vasana (Sanskrit: वसान vasāna adj.) sich ankleidend.

Vasana bedeutet Wunsch, Verlangen, Neigung oder auch Idee, Vorstellung, falsche Vorstellung. Dies ist die Bedeutung von Vasana mit zwei langen a, also vāsanā. Wenn Vasana mit zwei kurzen a geschrieben wird, kann es auch Kleidung, Kleidungsstück, umgeben von … bedeuten. Vasana steht auch für Wohnung, wohnen, Wohnort, Heimat. Vishnu ist z.B. "Vaikunthavasa", d.h. er wohnt in Vaikuntha. Shiva ist "Kailasavasa", das heißt er wohnt auf dem Berg Kailash. Im Vedanta und im Raja Yoga bezieht sich Vasana aber normalerweise auf Wunsch und Verlangen, von denen sich ein spiritueller Aspirant lösen soll, um zur Freiheit zu kommen.

Vasanas - Eindrücke

Swami Sivananda

- Abschnitt aus dem Buch "Erfolgreich leben und Gott verwirklichen" von Swami Sivananda -

Das summum bonum des Lebens ist das Erlangen der Selbsterkenntnis, die Erfahrung des einen Selbst in allem. Selbstverwirklichung ist nicht möglich, ohne die Vasanas aufzugeben. Das Aufhören aller Vasanas ist Befreiung.

Der feinstoffliche Zustand des Verlangens, der Wünsche, Sehnsüchte und so weiter wird Vasana genannt. Manche Philosophen bezeichnen mit Vasana ein Bestreben oder eine Neigung. Andere definieren Vasana als „das blinde Hängen an Sinnesobjekten durch intensives Verlangen oder Begehren ohne Überlegung beziehungsweise Nachdenken“.

Es gibt zwei Arten von Vasanas: die „reinen“ (Shubha Vasanas; shubha = recht, gut erfreulich, wohltuend) und die „unreinen“ (Ashubha Vasanas).

Die „reinen“, nicht ego- und wunschgetriebenen Shubha Vasanas befreien von Wiedergeburten, die „unreinen“, ego- und reflexgetriebenen Ashubha Vasanas schaffen Bindung. Sie lassen die Gedanken umherschweifen und bringen im Denkorgan eine Bewegung, eine Unruhe und ein Verlangen nach äußeren Objekten hervor.

Die Vasanas, die in früheren Leben entstanden sind, bleiben auch in zukünftigen Leben latent vorhanden und werden je nach Lebenssituation aktiviert. Wenn reine Vasanas dem Menschen anhängen, wird er leicht Selbsterkenntnis (Brahma Jnana) und Befreiung (Moksha) erlangen. Solange aber zu viele unreine Vasanas dem Menschen anhaften, bleibt er in dem ewigen Kreislauf gefangen, da sich die Vasanas nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung, Anziehung und Energieausgleich verwirklichen müssen.

Erwacht der Wunsch, mit Weisen zusammen zu sein, sich dem spirituellen Leben und einem höheren Sinn zuzuwenden oder der Wunsch, anderen zu helfen, dann sind dies reine Vasanas. Barmherzigkeit, Mitgefühl, Liebe, Duldsamkeit, Großzügigkeit, Enthaltsamkeit, Wahrhaftigkeit, Vergebung und Mut sind Beispiele für „reine“ Vasanas.

Ärger, Lust, Gier, Stolz, Selbstsucht, Heuchelei, Täuschung, Eifersucht, Hass sind Beispiele für „unreine“ ego-zentrierte Vasanas. Oder auch die ständige Sehnsucht nach äußeren Ablenkungen und Vergnügen, sich mit unlauteren Mitteln Besitz anzueignen, zu enge persönliche Anhaftung an einen Menschen und ähnliches.

Zu den Ashubha Vasanas zählen auch der Wunsch nach Name und Ruhm, nach Ehre und Achtung, Macht und Stellung (Loka Vasana), der Wunsch, mit seiner Gelehrsamkeit und Kenntnis der Schriften zu brillieren und als berühmter Schriftgelehrter zu gelten (Shastra Vasana) und die starke Fixierung auf den Wunsch, schön und stark zu sein, lange zu leben und gut zu essen (Deha Vasana).

In ihren unzähligen Ausprägungen binden all diese den Menschen an Samsara und bringen ihn immer wieder von neuem in die relative Existenz zurück. Ist ein Vasana sehr übermächtig, so wird es sich früher oder später manifestieren, in diesem oder einem späteren Leben, nach dem natürlichen Gesetz von Anziehung und Abstoßung, von Ursache und Wirkung.

Vasana und der Strom des Prana, der Lebensenergie sind die beiden Samen des Mentalen. Ein kleiner Same bringt einen großen Baum hervor und der Baum erzeugt wieder Samen. Auf gleiche Weise entsteht die Schwingung des Prana durch Vasana und Vasana wirkt durch die Bewegung des Prana. Wenn eins von beiden aufhört, vergehen beide in Kürze.

Die Vasana sind von sehr feinstofflicher Art. Ebenso wie Keim und Blüte im Samen vorhanden sind, liegen auch die Vasana schlafend, latent, im Herzen. Sie bringen die Samskaras in Bewegung. Hieraus entsteht die Erinnerung an Vergnügen und bestimmte Erfahrungen. Durch diese Erinnerung erwacht das Verlangen, das die Sinne zusammen mit ihrem Führer, dem Denkorgan, in Tätigkeit setzt. Der Mensch macht Anstrengungen, um die verlangten Gegenstände zu bekommen und sie zu genießen. Dies alles läuft in kürzester Zeit ab.

Die Vasana als Ursache äußerer Erfahrungen hören für einen Moment auf, wenn ein Wunsch befriedigt ist. Wenn Vasanas dauerhaft enden, vergeht auch der Gedanke daran und alles andere, was mit dieser Kette zusammenhängt. Daher überwinde, transformiere und sublimiere die Vasanas, die der Selbsterkenntnis (Atma Jnana) und Unsterblichkeit entgegenstehen. Dazu hilft auch, die Relativität der Vasanas zu erkennen: Etwas, was du jetzt als angenehm empfindest, ruft in einer anderen Situation oder zu einer anderen Zeit das Gegenteil hervor oder ist dir gleichgültig. Dinge, nach denen man sich sehnt, erscheinen dem Geist erfreulich. Hat man keinen Wunsch danach, empfindet man sie als bitter.

Unter dem Einfluss der Vasanas kann man nicht zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen, dem wirklich Wichtigen, Unvergänglichen und dem sich ständig verändernden Strom der Gedankenwellen unterscheiden. Das Verständnis ist überschattet und man sehnt sich wahllos nach sinnlichen Gegenständen. Der Mensch vergisst alle möglichen Folgen unter dem übermächtigen Einfluss der Vasanas und lässt sich immer wieder von ihnen fortreißen. Seine Vorsätze und seine Erinnerung lassen ihn im Stich und er wiederholt immer wieder die gleichen sinnlichen Handlungen. Im Griff der Vasanas kann der Intellekt nicht richtig arbeiten und das klare Denken und die Unterscheidungskraft gehen verloren. Die Vasanas werden immer dichter und stärker, wenn man äußere Vergnügungen wiederholt. Dadurch nehmen die Täuschung und Verblendung zu.

Wer ohne Reflexion ganz den Vasanas unterworfen ist, begeht unreine Handlungen, ist selbstsüchtig und stolz. Irregeleitete schädliche Entschlüsse wachsen in seinem Kopf; sinnliche Vergnügungen sind sein einziges Lebensziel. Solche Menschen suchen zum Beispiel mit unlauteren Mitteln reich zu werden, um ihre Wünsche zu befriedigen, und sind in einem Netz zahlloser Hoffnungen und Erwartungen verstrickt. Sie sind oft gierig und reizbar. Sie neigen zu Heuchelei, Ärger, Betrug und Unehrlichkeit und suchen Anerkennung in der Welt. All das endet in endloser Enttäuschung und Frustration.

Niemand kann der ganzen Welt gefallen. Einige werden dich loben, andere verurteilen. Darum sei ausgeglichen und über Anerkennung wie Kritik erhaben. Nur wenn du den Zustand des Nirvana erlangt hast, wirst du wirklich und dauerhaft voller Frieden und Freude sein. Die Menschen reden Böses selbst über die Gottheiten. Wenn sie das schon machen, was kann man dann von ihnen erwarten in Bezug auf ihre Behandlung anderer Menschen? Ein Weißer lehnt einen Dunkelhäutigen ab und umgekehrt. Ein Protestant mag keinen Katholiken und umgekehrt. Dem Menschen ist das Bestreben eingeboren, seinen eigenen Geburtsort, sein eigenes Land, seine Familie, Verwandten, Religion und Sprache zu loben und die anderen zu kritisieren. Dies ist eine Engstirnigkeit, die der Unwissenheit entstammt. Wenn sich das Herz durch spirituelle Entwicklung ausweitet, wenn man mehr Selbsterkenntnis gewinnt, vergehen diese unreflektierten engstirnigen Vasanas.

Auch zu genaues Wörtlich-Nehmen heiliger Schriften kann zu einem unreinen Vasana werden. Denn Atman und Gott sind nicht in Büchern zu finden. Um sie zu verwirklichen, muss man einen praktischen spirituellen Weg gehen. Das Leben ist kurz, die spirituellen Bücher sind endlos lang. Nimm das Wesentliche daraus, das zu dir passt und verwirkliche es. Wenn man Atman, Gott, verwirklicht hat, sind die Veden und andere Schriften nicht mehr notwendig und nicht mehr von Nutzen. Man kann sie aber Jahrzehntelang und viele Leben lang studieren, ohne den Atman zu verwirklichen. Übertriebener Gelehrtenstolz ist eine unreine Vasana, die dem Erlangen der Erkenntnis im Wege steht. Sie versteift die Selbstbezogenheit und verdichtet den Schleier der Unwissenheit.

Die Vasanas üben einen ungeheuren Einfluss auf die Gedanken des Menschen aus. Sie überwältigen ihn und machen ihn zu einem hilflosen Opfer und Sklaven. Sie sind stärkere Rauschmittel als Alkohol und Opium, deren Wirkung nur einige Stunden anhält, während die Wirkung der Vasanas zahllose Jahre und Leben dauert. Sie werden von Geburt zu Geburt getragen und bleiben solange bestehen, bis Selbsterkenntnis gewonnen ist.

Die Gedanken bringen Bindung oder Freiheit hervor. Ein Denken, das mit unreinen Vasanas erfüllt ist, schafft Fesseln, weil es an Wünsche etc. bindet, während ein Denken ohne Vasanas Freiheit bringt. Wenn die Vasanas ganz aufhören, hören auch die Gedankenwellen auf. Wenn du frei von Gedanken bist, erwacht die Intuition und Weisheit. Dann genießt du unbeschreiblichen Frieden. Das Denken gleicht einem Leinentuch. Färbst du es mit gelber Farbe, erscheint es gelb; mit roter Farbe rot. Sattwige reine Vasanas geben dem Denken eine weiße, rajasige Vasanas eine rote und tamasige eine dunkle Farbe. Wie die Vasanas, so das Denken.

So lange die Gedanken nicht durch Meditation über das Selbst zur Ruhe gekommen sind, werden dich die Vasanas nicht verlassen. Sie kommen immer wieder von neuem auf und führen eine Art Guerillakrieg in dir. Manchmal kommen sie durch die Vordertür als direkte Sinneseindrücke, manchmal durch die Hintertür als Samskaras (Eindrücke im Unterbewusstsein) und ein anderes Mal durch die Fenster der Augen. Sei wachsam, nimm ihre Gegenwart wahr und den Weg, durch den sie eintreten.

Wenn deine Gedanken frei sind von unreinen Vasanas, wirst du trotz vieler Hindernisse oder widriger Umstände ausgeglichen sein. Die Gedanken werden ruhig und heiter, wenn die Vasanas ausgedünnt sind. Sie vergehen durch Nicht-Anhaften, Unterscheidung, Beherrschung der Sinne und die grundlegende existenzielle Frage: „Wer bin ich?“ und durch Meditation.

Die unreinen Vasanas dauern an und leisten Widerstand. Sie verstecken sich in den Ecken des Denkorgans auf geheimnisvolle Weise und ändern ihre Form wie ein Chamäleon. Unter dem Druck von Yogaübungen und spiritueller Disziplin werden sie eine Zeitlang beherrscht und scheinen verschwunden zu sein. Wenn deine Meditation aber nicht regelmäßig ist und deine Aufmerksamkeit abnimmt, setzt die Gegenreaktion ein und sie machen sich mit doppelter Kraft bemerkbar.

Schärfe deinen Intellekt und deine Wahrnehmung, so dass du ihre Gegenwart bemerkst. Diese nach außen orientierten Vasanas sind durch Erfahrung in vielen Tausend Lebensformen entstanden. Darum haben sie eine große Kraft. Durch beständige regelmäßige spirituelle Praxis wie Japa, Kirtan, Meditation, Selbsterforschung, Unterscheidung, Enthaltsamkeit, Beherrschung der Gedanken und Atemübungen werden sie allmählich schwächer, werden transformiert und sublimiert oder lösen sich auf.

Zu Beginn der spirituellen Praxis herrscht ein Kampf zwischen den reinen und unreinen Vasanas. Die Natur der Gedanken hängt von der Art der Vasanas ab. Entstehen negative, destruktive Gedanken in dir, dann sind unreine Vasanas gerade an der Oberfläche. Sind die reinen Vasanas mächtiger, werden sie den Sieg davontragen und umgekehrt. Darum richte zu Anfang deine Anstrengungen darauf, die reinen Vasanas mit allen Mitteln zu stärken. Wenn sich Schüler beklagen, dass sie schon jahrelang meditieren, ohne gute Konzentration oder Frieden erlangt zu haben, dann haben sie diejenigen Vasanas nicht sublimiert, die Feinde von Frieden und Meditation sind.

Bei einem Sadhaka, einem Aspiranten/einer Aspirantin, der/die auf dem spirituellen Weg gefestigt und regelmäßig ist, steigen nur gelegentlich etwaige unreine Vasanas auf. Durch die Macht der spirituellen Praxis und die starke Willenskraft werden sie abgeschwächt und ausgedünnt. Bei einem Jivanmukta (in diesem Körper Befreiter) sind sie in einem verdorrten Zustand.

Eine Unterdrückung der Vasanas ist nicht hilfreich. Sie müssen insgesamt transformiert und sublimiert und so gänzlich zum Verschwinden gebracht werden, ähnlich wie man die giftigen Zähne der Kobra ausreißen muss, um sie harmlos zu machen. Es ist nicht leicht, die Vasanas unschädlich zu machen. Mit dynamischer Bestimmtheit und starkem Willen kannst du sie aber schnell transformieren. Durch andauerndes Bemühen, Hinterfragen und Unterscheidungskraft wandle die unreinen Vasanas in reine um. Ändere den Strom der unreinen Vasanas, so dass sie im Kanal der reinen Vasanas weiter fließen.

Aber selbst wenn du viele reine Vasanas hast, sind auch diese goldene Fesseln. Wie man einen Dorn mit Hilfe eines anderen herausziehen kann und dann beide wegwirft, so wandelt man zuerst die unreinen Vasanas mit Hilfe der reinen um. Dann arbeitet man daran, auch die reinen Vasanas auszudünnen und aufzugeben. Selbst der reinste Wunsch, der Wunsch nach Befreiung, Moksha Vasana, muss am Ende vergehen. Erst dann hört die Dualität auf und du wirst „Das“.

Wessen Herz frei ist von allen Vasanas ist der glücklichste Mensch in dieser Welt. Er ist ein Jivanmukta. Im Jivanmukta (dem schon im Leben Befreiten) existieren die reinen Vasanas wie verdorrte Samenkörner. Sie können keine Wiedergeburten mehr bewirken. So wie Vasanas während des Tiefschlafs in einem Samenzustand bestehen, sind einige reine Vasanas, verbunden mit der sattvigen Erkenntnis aus reiner Meditation über das Selbst, weiter im Jivanmukta vorhanden. Ein Rest bleibt latent vorhanden, solange der Körper besteht. Allmählich schwinden auch die reinen Vasanas, mit denen der Befreite die Gegenstände dieser Welt wahrnimmt.

In Brahman und dem Selbst gibt es keine Vasanas. Das Selbst ist immer rein, ohne Geschlecht, ohne Leidenschaft, ohne Körper und Gedanken. Auch ohne Sinne und ohne Prana. Durch beständige Meditation über dieses Brahman vergehen alle Vasanas. Unreinheit kann vor Reinheit nicht bestehen. Das Positive besiegt das Negative. Das ist das unveränderliche Gesetz der Natur.

Überwinde das relative, ich-zentrierte Denken, indem du die Vasanas auslöschst und bleibe unbeirrt auf Satchitananda Brahman konzentriert. Erlange und genieße das unvergängliche Absolute von höchstem Frieden, nie endender Freude und ewiger Glückseligkeit.

Von allen Werkstätten der Welt ist der Körper die wunderbarste. Denn er ist die Werkstatt Gottes und nicht von Menschen gemacht. In dieser erstaunlichsten Werkstatt werden Vasanas in Wünsche verwandelt, werden unreine Vasanas transformiert, reine bewirkt und Gedanken erzeugt. Am Ende wird der kostbarste Artikel (Vastu) von unschätzbarem Wert, der „Nektar“ der Brahman-Erkenntnis, gewonnen.

Verschiedene Schreibweisen für Vasana

Durga als Chamunda

Sanskrit Wörter werden in Indien auf Devanagari geschrieben. Damit Europäer das lesen können, wird Devanagari transkribiert in die Römische Schrift. Es gibt verschiedene Konventionen, wie Devanagari in römische Schrift transkribiert werden kann Vasana auf Devanagari wird geschrieben "वसन", in IAST wissenschaftliche Transkription mit diakritischen Zeichen "vasana", in der Harvard-Kyoto Umschrift "vasana", in der Velthuis Transkription "vasana", in der modernen Internet Itrans Transkription "vasana".

Sukadev über Vasana

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Vasana

Vasana heißt Wunsch, Neigung, Eindruck im Unterbewusstsein. Vasana ist ein Bestandteil von Samskaras. Manchmal sagt man, Samskara besteht aus Fähigkeiten, Erinnerungen und Vasanas. Manchmal wird aber auch Vasanas im Sanskrit gleichbedeutend verwendet wie Samskaras, und manchmal auch noch in unterschiedlichem Kontext. Wenn du jetzt ganz verwirrt bist, kann ich dir nur sagen, Sanskrit ist eine komplexe Sprache, eine sehr uralte Sprache, und manchmal haben sich Bedeutungszusammenhänge auch etwas gewechselt im Lauf der Jahrtausende.

Vasana wird jetzt heutzutage im Yoga verwendet als "Wunsch". Und heutzutage in der Yoga-Literatur, insbesondere bei Swami Sivananda, ist Samskara allgemein ein Eindruck im Unterbewusstsein, und ein ganzes Gedächtnis ist im Chitta, im Unterbewusstsein, und dort sind Samskaras als alle Eindrücke da. Samskaras sind desweiteren alle Fähigkeiten, die du hast, Samskaras sind auch alle tiefen Motivationen. Und Samskaras ist auch Persönlichkeit, Temperament.

Was ist jetzt Vasana? Vasana heißt dann eben Wunsch. Wenn du zum Beispiel den Wunsch hast nach einem besseren Smartphone oder einem besseren Computer, dann hast du den Computer-Vasana, also den Wunsch nach einem besseren Computer. Das ist ein Vasana, ein Wunsch. Oder angenommen, du hast den Wunsch nach einem grünen Teppich, dann ist das auch wiederum ein Vasana. Oder angenommen, du hast den Wunsch, eine neue Spülmaschine zu haben, auch das ist ein Vasana. Das sind also Vasanas. Vasanas können sattvig, rajasig und tamasig sein. Es gibt sattvige Wünsche und das sind Wünsche, die dir helfen, auf dem spirituellen Weg voranzukommen, Wünsche, die dir helfen, Gutes zu bewirken, Wünsche, die dich erheben, und Wünsche, die in Übereinstimmung sind mit Ökologie und Ethik.

Dann gibt es rajasige Vasanas. Rajasige Vasanas sind egoistische Vasanas, egoistische Wünsche, die du einfach haben willst, weil es dein Wunsch ist, unabhängig davon, ob du damit Gutes tun kannst oder nicht. Rajasige Vasanas geben dir Sinnesfreuden, Sinnesvergnügen, rajasige Vasanas sind auch solche, mit denen du vielleicht andere beeindrucken willst. Vielleicht ein neues tolles Auto oder eine neue tolle Brille, die du nicht brauchst zum Sehen, sondern um zu zeigen, wie großartig du bist. Dann gibt es tamasige Vasanas, tamasige Wünsche.

Tamasige Wünsche sind entweder unethische Wünsche, sind zerstörerische Wünsche und ungesunde Wünsche. Also z.B., wenn du den Wunsch hast nach mehr alkoholischen Getränken, dann ist das tamasige Vasana, es ist ungesund für dich und vielleicht auch, wenn du Unfälle baust, ungesund für andere. Oder es gibt auch Menschen, die unter Alkoholeinfluss aggressiv werden, dann können sie gewalttätig werden. Oder Drogenkonsum ist eine tamasige Vasana für manche Menschen. Ein tamasiger Wunsch führt zu Beschaffungskriminalität und ist auch nicht gesund für einen selbst. Tamasige Vasanas sind ungesunde Vasanas, sind unethische Vasanas, sind solche, die sich selbst und anderen schaden.

Es gilt also, sattvige Vasanas zu pflegen, über tamasige Vasanas hinauszuwachsen, rajasige Vasanas zu reduzieren und sogar nicht an sattvigen Vasanas zu hängen, denn in Wahrheit bist du Sein, Wissen, Glückseligkeit. Deine wahre Natur ist Ananda. Bei Yoga Vida singen wir im Rahmen des Satsangs am Ende des Jaya Ganesha manchmal: "Anandoham Anandoham. Ich bin Wonne." Und du brauchst nicht wirklich irgendetwas, du bist Wonne, jetzt und in diesem Moment. Vasanas können manchmal hilfreich sein, um den Alltag angenehmer zu machen.

Vasana-Erfüllung kann hilfreich sein, weil manche Vasanas sind ja eben auch gute Vasanas, aber du solltest nicht von Vasanas abhängen, kein Sklave werden von Vasanas. Vasana bedeutet also im engeren Sinn Wunsch. So wird Vasana heute in der Yoga-Literatur verwendet. So verwenden wir es bei Yoga Vidya. So hat es Swami Sivananda, Swami Vishnudevananda verwendet. In manchen Sanskrit-Werken ist aber auch Vasana jeder Eindruck im Unterbewusstsein, jede Neigung. Manchmal sind Vasanas sogar Eindrücke aus früheren Leben, was wir bei Yoga Vidya eher als "Samskara" bezeichnen.

Vasanas - Eindrücke

Ein Artikel von Swami Sivananda

Das Summum Bonum des Lebens ist das Erlangen der Selbsterkenntnis oder die Erfahrung des einen gleichartigen Selbst. Ohne die vollkommene Aufgabe der Vasanas kann Selbstverwirklichung nicht erlangt werden. Auslöschen aller Vasanas ist Befreiung.

Der feinstoffliche Zustand des Verlangens wird Vasana genannt. Ein verborgener Vasana heißt "Kaanksha". Einige Philosophen bezeichnen mit Vasana ein Bestreben oder eine Neigung. Andere sagen: "Das blinde Hängen an sinnenhaften Gegenständen durch intensives Verlangen oder Begehren ohne Überlegung oder Nachdenken ist Vasana." Es gibt zwei Arten von Vasanas: die reinen (Subha Vasanas) und die unreinen (Asubha Vasanas). Die reinen befreien von Wiedergeburten, die unreinen schaffen Wiedergeburt. Unreine Vasanas lassen die Gedanken umherschweifen und bringen im Denkorgan eine Bewegung und ein Verlangen nach Gegenständen hervor. Wenn reine Vasanas euch rühren, werdet ihr bald den ewigen Ort des unauslöschlichen Glanzes erreichen. Ebenso wie verdorrter Samen nicht mehr wächst, werden reine Vasanas keine Wiedergeburten mehr hervorbringen.

Die Vasanas, die in früheren Leben entstanden sind, werden an dir in zukünftigen Geburten hängen. Wenn reine Vasanas dem Menschen anhängen, wird er leicht Selbsterkenntnis (Brahma Jnana) und Befreiung (Moksha) erlangen. Haften aber unreine Vasanas dem Menschen an, wird er Leid und Sorgen erfahren und immer von neuem in dieser Welt wiedergeboren werden. Es entsteht das Verlangen, in einen Film zu gehen, ein anderes Begehren, Fleisch zu essen, wieder ein anderes, sich mit einem Menschen zu verbinden oder mit unsauberen Mitteln sich des Besitzes eines anderen zu bemächtigen. Dies sind unreine Vasanas.

Ärger, Lust, Gier, Stolz, Selbstsucht, Heuchlerei, Täuschung, Eifersucht, Hass sind unreine Vasanas. Erwacht aber das Verlangen, mit Weisen zusammen zu sein, Sannyasins und Mahatmas zu dienen oder ein Verlangen, den Armen und Bedürftigen zu helfen, dann sind dies reine Vasanas. Barmherzigkeit, Liebe, Duldsamkeit, Großzügigkeit, Keuschheit, Wahrhaftigkeit, Vergebung und Mut sind reine Vasanas.

Es gibt drei Arten von unreinen Vasanas: Der Wunsch nach Namen und Ruhm, nach Ehren und Achtung, Macht und Stellung heißt Loka Vasana und bezieht sich auf die Welt. Das Verlangen, ein berühmter Pandit zu werden und mit anderen zu diskutieren, um an erster Stelle zu stehen, ist Shastra Vasana und bezieht sich auf die Shastras. Der Wunsch, schön, gesund und stark zu sein, lange zu leben und gut zu essen, um den Körper wohlzuerhalten, ist Deha Vasana und bezieht sich auf den Körper.

Diese sind unreine Vasanas, die den Menschen an Samsara binden und immer von neuem auf die Erde zurückbringen. Bist du Sklave oder Opfer eines mächtigen Vasana, wirst du zu diesem nach unumstößlichem Gesetz. Es gibt zwei Samen für den Baum des Mentalen. Der eine ist Vasana, der andere der Strom des Prana. Der Samen bringt einen großen Baum hervor, und der Baum erzeugt wieder Samen. Auf gleiche Weise entsteht die Schwingung des Prana durch Vasana, und Vasana wirkt durch die Bewegung des Prana. Wenn eins von beiden zerstört ist, vergehen beide in Kürze. Egoismus ist der erste Titanen-Sohn (Asura), geboren aus Avidya oder Ajnana (Unwissenheit).

Es gibt auch zwei asurenhafte Töchter: Raga und Vasana. Deshalb besteht eine enge Beziehung zwischen Vasana und Raga (Bindung). Wo Vasana ist, da ist auch Raga. Beide leben zusammen. Mamata (der Gedanke der Lebhaftigkeit) stammt von Raga. Wenn Raga und Vasana getötet werden sollen, muss die Selbstsucht vernichtet werden. Wenn Egoismus getötet werden soll, muss Avidya zerstört werden. Wenn du zuerst Avidya vernichtest, sterben Raga und Vasana von selbst.

Die Vasanas sind sehr feinstofflicher Art

Ebenso wie Keim und Blüte im Samen vorhanden sind, liegen auch die Vasanas schlafend oder latent im Herzen. Sie bringen das Bett der Samskaras in Bewegung. Hieraus entsteht die Erinnerung an Freuden. Durch diese Erinnerung erwacht das Verlangen, das die Sinne zusammen mit ihrem Führer, dem Denkorgan, in Tätigkeit setzt. Der Mensch macht Anstrengungen, um die verlangten Gegenstände in Besitz zu nehmen und sie zu genießen. Dies alles geschieht in einer Sekunde.

Etwas, das in einem Augenblick für euch angenehm und erfreulich ist, bringt in einem anderen Augenblick das Gegenteil dieser Empfindungen hervor, wie jeder in dieser Welt der Gegensätze erfahren kann. Gegenstände, nach denen man sich sehnt, sind erfreulich. Verlangt man nicht nach ihnen, werden sie bitter. So sind die Vasanas Ursache der sinnlichen Freuden. Sie hören auf, wenn du befriedigt bist. Wenn aber Vasana endet, vergeht auch der Gedanke und alles andere wird zerstört. So solltest du die Vasanas, die Feinde des Atma-Jnana oder der Unsterblichkeit vernichten.

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Die Gedanken bringen Bindung oder Freiheit hervor. Ein Denken, das mit unreinen Vasanas erfüllt ist, schafft Fesseln, während ein Denken ohne Vasanas Freiheit bringt. Es gibt kein Denken mehr, wenn die Vasanas zerstört sind. Wenn du frei von Gedanken bist, erwacht die Intuition, und du empfängst das Auge der Weisheit. Dann genießt du unbeschreiblichen Frieden. Das Denken gleicht einem Leinentuch. Färbst du es mit gelber Farbe, erscheint es gelb; mit roter Farbe rot. Es trägt jede Farbe, die du ihm auflegst. Ebenso nimmt das Denken jede Farbe an, die ihm von den Vasanas dargeboten wird.

Sattwige Vasanas geben dem Denken eine weiße, rajahafte Vasanas eine rote und tamasige eine dunkle Farbe. Wie die Vasanas, so das Denken. Solange die Gedanken nicht durch Meditation über das Selbst zerstört sind, werden dich die Vasanas nicht verlassen. Sie werden dich immer von neuem angreifen. Sie werden einen Guerillakrieg mit dir führen. Manchmal werden sie durch die Vordertür (die Sinnenwege) kommen, manchmal durch die Hintertür (Samskaras) und wieder ein anderes Mal durch die Fenster (Augen).

Du musst wachsam sein, um ihre Gegenwart wahrzunehmen und den Weg, durch den sie eintreten. Wenn deine Gedanken vollkommen frei sind von unreinen Vasanas, wirst du trotz vieler Hindernisse oder widriger Umstände ausgeglichen sein. Die Gedanken werden ruhig und heiter, wenn die Vasanas ausgerissen sind. Sie vergehen durch Leidenschaftslosigkeit, Unterscheidungskraft, Beherrschung der Sinne und die Frage: "Wer bin ich?" Ebenso durch Meditation. Die unreinen Vasanas dauern an und leisten Widerstand. Sie verstecken sich in den Ecken des Denkorgans auf geheimnisvolle Weise und ändern ihre Form wie ein Chamäleon. Unter dem Druck von Yogaübungen werden sie eine Zeit lang beherrscht.

Wenn deine Meditation aber nicht regelmäßig ausgeführt wird und deine Aufmerksamkeit abnimmt, werden sie dich wieder - und nun mit verdoppelter Kraft - angreifen. Die Reaktion setzt ein. Du musst einen scharfen Intellekt haben, um ihre Gegenwart zu bemerken. Diese unreinen weltlichen Vasanas sind durch Genus in vielen tausend Lebensformen entstanden. Darum haben sie eine große Macht. Nur durch andauernde geistige Übungen wie Japa, Kirtana, Meditation, Selbsterforschung, Unterscheidung, Enthaltsamkeit, Beherrschung der Gedanken und Atemschulung können sie umkommen.

Zu Beginn der geistigen Übungen herrscht Kampf zwischen den reinen und unreinen Vasanas. Die Natur der Gedanken hängt von der Art der Vasanas ab. Entstehen böse Gedanken in dir, dann sind unreine Vasanas in deinem Denken. Sind die reinen Vasanas mächtiger, werden sie den Sieg davontragen oder umgekehrt. Darum muss man bei Beginn alle Anstrengungen darauf richten, die reinen Vasanas mit allen Mitteln zu stärken.

Wenn sich Schüler beklagen, dass sie schon jahrelang meditieren, ohne gute Konzentration oder Frieden erlangt zu haben, dann haben sie die Vasanas nicht vernichtet, die Feinde von Frieden und Meditation sind. Bei einem Sadhaka werden die unreinen Vasanas nur gelegentlich aufsteigen. Sie werden durch die Macht seiner geistigen Übung und seine starke Willenskraft beherrscht. Bei einem Jivanmukta sind sie in einem verdorrten Zustand, bei einem Hausvater sind sie noch in Fülle vorhanden. Bei einem Sadhaka befinden sie sich in einem abgeschwächten oder dünnen Zustand und können keine Verwüstung mehr anrichten.

Eine Unterdrückung der Vasanas wird euch keineswegs helfen

Sie müssen insgesamt ausgerottet werden, so wie man die giftigen Zähne der Kobra ausreißen muss. Durch nie ermüdende Anstrengung müssen die unreinen Vasanas in reine umgewandelt werden. Der Strom der unreinen Vasanas muss geändert werden, damit sie im Kanal oder Fluss der reinen weiterfließen. Man kann eine Fülle von reinen Vasanas haben, aber auch diese sind goldene Fesseln. Wie man einen Dorn mit Hilfe eines anderen ausreißt und dann beide fortwirft, so muss man die unreinen Vasanas mit Hilfe der reinen zerstören. Dann aber sind auch die reinen aufzugeben. Der Wunsch nach Befreiung, die Moksha-Vasanas, müssen einmal vergehen. Erst dann wirst du "Das".

Wessen Herz frei ist von allen Vasanas, der ist der glücklichste Mensch in dieser Welt. Er ist ein Jivanmukta. Alle Devas beten ihn an und die Menschen dieser Welt verehren ihn. Prahlada, der Selbsterkenntnis erlangt hatte und durch Samadhi in Brahman versunken war, kehrte bei der Berührung des Gottes Hari durch einen Rest reiner Vasanas in sein körperliches Bewusstsein zurück.

Im Jivanmukta (dem schon im Leben Befreiten) existieren diese reinen Vasanas wie verdorrte Samenkörner. Sie können keine Wiedergeburten mehr bewirken. So wie Vasanas während des Tiefschlafs in einem Samenzustand bestehen, sind diese reinen Vasanas, verbunden mit dem sattvahaften Jnana reiner Meditation über das Selbst, weiter im Jivanmukta vorhanden. Ein Rest bleibt latent im Herzen zurück, solange der Körper besteht. Allmählich schwinden die reinen Vasanas, mit denen der Befreite die Gegenstände dieser Welt wahrnimmt.

Durch rechte Fragen und Unterscheidung solltest du dich von den Gegenständen absondern. Ohne diese gibt es kein "Ich" und in Abwesenheit des "Ichs" keine Gegenstände. Sei mit voller Gewissheit überzeugt, dass das "Ich" nicht zu den Objekten und diese nicht zum "lch" gehören. Identifiziere dich mit dem unendlichen Selbst - Satchitananda Brahman - und gib die Last des Körpers auf. Wenn du körperlos (Videha) geworden bist, vergehen alle Vasanas.

In Brahman oder dem Selbst gibt es keine Vasanas

Das Selbst ist immer rein, ohne Geschlecht, ohne Leidenschaft, ohne Körper und Gedanken - auch ohne Sinne und ohne Prana. Durch immerwährende Meditation über diesen Brahman vergehen alle Vasanas. Unreinheit kann vor Reinheit nicht bestehen. Das Positive besiegt das Negative. Das ist das unveränderliche Gesetz der Natur.

Töte dieses Denkorgan durch Zerstören der Vasanas und bleibe unbeweglich auf Satchitananda Brahman konzentriert. Erlange und genieße den unsterblichen Brahma höchsten Friedens, nie endender Freude und ewiger Glückseligkeit. Von allen Werkstätten der Welt ist der Körper die wunderbarste. Denn er ist die Werkstatt Gottes und nicht von Menschen gemacht. In dieser erstaunlichsten Werkstatt werden Vasanas in Wünsche verwandelt, werden unreine Vasanas zerstört, reine bewirkt und Gedanken erzeugt. Es ist schwer, die Vasanas zu zerstören. Eher kann der Sumuru-Berg entwurzelt werden. Ein Mensch von dynamischer Bestimmtheit und eisernem Willen aber kann sie in einem Augenblick ausreißen.

Die Vasanas üben einen ungeheuren Einfluss auf die Gedanken des Menschen aus. Sie überwältigen ihn und machen ihn zu einem hilflosen Opfer und Sklaven. Sie sind stärkere Rauschmittel als Likör und Opium, deren Wirkung nur einige Stunden anhält, während die Wirkung der Vasanas zahllose Jahre dauert. Sie werden von Geburt zu Geburt getragen und bleiben solange bestehen, bis Selbsterkenntnis gewonnen ist. Unter dem Einfluss der Vasanas läuft man in der Welt wie ein Betrunkener umher. Man kann nicht zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen unterscheiden. Das Verständnis ist überschattet, und man sehnt sich wahllos nach sinnlichen Gegenständen. Der Mensch vergisst alle Folgen unter dem übermächtigen Einfluss der Vasanas. Er hat keine Erinnerung, sondern wiederholt schamlos die gleichen sinnlichen Handlungen.

Im Griff der Vasanas kann der Intellekt nicht richtig arbeiten

Die Vasanas werden dick oder dicht, wenn man die sinnlichen Vergnügungen wiederholt, das heißt, sie werden immer stärker. Dadurch nimmt die Täuschung und Verblendung zu. Wer den Vasanas unterworfen und von ihnen irregeführt wird, begeht unreine Handlungen, ist selbstsüchtig und stolz. Schlechte Entschlüsse wachsen in seinem Kopf; sinnliche Vergnügungen sind sein einziges Lebensziel. Solche Menschen suchen mit unlauteren Mitteln reich zu werden, um ihre Sinnlichkeit zu befriedigen und sind in einem Netz zahlloser Hoffnungen und Erwartungen verstrickt. Geld ist ihr einziger Gott. Sie sind gierig und reizbar. Sie neigen zu Heuchelei, Ärger, Betrug, Unehrlichkeit und suchen Anerkennung in der Welt.

Niemand aber kann der Welt gefallen. Einige werden dich loben, andere verurteilen. Niemals wirst du die Münder der vielzüngigen Welt schließen. Darum solltest du ausgeglichen und über Anerkennung wie Kritik erhaben sein. Du solltest Lob der Welt wie den Dünger eines Schweines ansehen. Nur wenn du den Zustand des Nirvana erlangt hast, wirst du wirklich voller Frieden und Freude sein. Die Menschen reden schlecht, selbst über die Gottheiten. Wenn sie dies tun, was kann dann von ihrer Behandlung eines gewöhnlichen Menschen erwartet werden? Ein Weißer lehnt einen Schwarzen ab und umgekehrt. Ein Protestant mag keinen Katholiken und umgekehrt.

Dem Menschen ist das Bestreben eingeboren, seinen eigenen Geburtsort, sein eigenes Land, seine Familie, Verwandte, Religion und Sprache zu loben und die anderen zu kritisieren. Dies ist eine Engstirnigkeit, die Unwissenheit entstammt. Wenn sich das Herz des Menschen durch geistige Entwicklung ausweitet, wenn er Selbsterkenntnis gewinnt, dann werden diese bösen Vasanas vergehen. Auch wenn ein Mensch sieht, wie beklagenswert und elend sein Zustand durch die Vasanas wird, versucht er doch nicht, diese zu zerstören. Er hängt an ihnen wie ein Blutegel und glaubt sich dank der Täuschung, die von den Vasanas geschaffen wird, stets auf dem rechten Pfad. Obgleich er in einem Körper eines menschlichen Wesens lebt, vollbringt er Handlungen eines vierbeinigen Geschöpfes.

Zu genaues Studium heiliger Bücher als unreine Vasana

Atma und Gott ist gewiss nicht in Büchern zu finden. Man muss einen praktischen geistigen Weg gehen. Das Leben ist kurz, die religiösen Bücher sind endlos lang. Man sollte das Wesentliche aus ihnen herausnehmen und sich anpassen. Wenn man Atma verwirklicht hat, können die Veden nicht mehr von Nutzen sein. Man kann sie aber jahrzehntelang und durch viele Geburten hindurch studieren, ohne Atma zu erlangen. Einst kam Pandit Durvasa mit einem Stapel religiöser Bücher zu Shiva.

Narada erzählte ihm die Parabel des Esels: So wie ein Esel, der ein Bündel Sandelholz trägt, sich nur dieser Last bewusst ist, nicht aber des süßen Geruchs, so trägt der Bücherwurm-Pandit das Bücherbündel wie eine Last, kennt aber nicht ihren wahren Inhalt, obwohl er sie alle studiert hat. Da gingen Durvasa die Augen auf, und er warf alle Bücher ins Meer. Shiva gab ihm nun die Einweihung in die Mysterien der Selbsterkenntnis.

Lernstolz ist ein unreiner Vasana, der dem Erlangen der Erkenntnis im Wege steht. Er versteift die Selbstsucht und verdichtet den Schleier der Unwissenheit. Die sexuellen Vasanas sind mächtiger als alle anderen. Darum muss man alle Anstrengungen machen, um sie und zuerst das Geschlechtsorgan zu beruhigen. Das Tragen von Blumengirlanden, das Benutzen von Wohlgerüchen für das Haar und Salben für das Gesicht, Ringe auf den Fingern und anderes mehr sind Vasanas, die sich auf den Körper beziehen.

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Worte von Swami Sivananda

Vasanas sind subtile Begierden. Sie sind von Natur aus grausam. Manche Philosophen definieren Vasanas als Neigungen oder Veranlagungen. Andere sagen, dass sie blindes Anhängen an Sinnesobjekte sind, hervorgerufen durch intensives Verlangen oder Begehren, ohne Überlegung oder Denken.

Es gibt zwei Arten von Vasanas - die reinen und die unreinen. Reine Vasanas befreien einen von der Wiedergeburt. Unreine Vasanas veranlassen den Geist zu schwanken, indem sie Aufregung im Geist und Neigungen für Objekte erzeugen. Wenn euch reine Vasanas leiten, werdet ihr schon bald den unsterblichen Sitz unbeschreiblicher Pracht erreichen. Die Vasanas, die von euch in vergangenen Leben erzeugt wurden, werden euch in späteren Leben anhaften. Aber wenn reine Vasanas an euch haften, werdet ihr ganz leicht Wissen über das Selbst erlangen, durch welches ihr Befreiung erlangen werdet. Wenn euch die unreinen Vasanas anhaften, werdet ihr Schmerzen und Sorgen erfahren; ihr werdet in diese Welt wiedergeboren werden, wieder und wieder.

Der Geist ist die Ursache für Sklaverei und Freiheit. Ein Geist, gefüllt mit unreinen Vasanas, führt zur Sklaverei, wohingegen ein Geist, der an Vasanas verarmt ist, zur Freiheit tendiert. Wenn der Geist durch die Zerstörung der Vasanas zum Nicht-Geist wird, werdet ihr unbekümmert. Wenn ihr unbekümmert werdet, dämmert die Intuition und ihr werdet mit dem Auge der Weisheit ausgestattet sein. Ihr werdet euch unbeschreiblichen Friedens erfreuen.

Bilder zu Vasana (Zimtkassie)

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Die Rindenschicht von Cassiazimtstangen ist einlagig und kompakt.

Im Gegensatz zur Zimtkassie (Tvakpattra) und anderen Cassiazimtsorten (s.o.) besteht der von Wurzelschösslingen des Ceylon-Zimtbaumes (Tvach) geerntete Echte Zimt aus mehreren, feinen Lagen, die zu einer geschlossenen Stange zusammengerollt sind und im Querschnitt einer Zigarre ähneln (s.u.).

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Zum Vergleich: Vom Ceylon-Zimtbaum geernteter Echter Zimt.

Video zum Thema Vasana

Vasana ist ein Sanskritwort. Sanskrit ist die Sprache des Yoga . Hier ein Vortrag zum Thema Yoga, Meditation und Spiritualität

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