Hathapradipika

Aus Yogawiki

Die Hathapradipika (Sanskrit: हठप्रदिपिका haṭha-pradīpikā f.) oder häufig auch Hatha Yoga Pradipika (Sanskrit: हठयोगप्रदिपिका haṭha-yoga-pradīpikā f.) wörtl.: "die Leuchte (Pradipika) des Hatha Yoga" ist nach dem Yogasutra des Patanjali die wohl bekannteste klassische Yogaschrift. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts von Svatmarama geschrieben.

 Du findest alle Verse der Hathapradipika bzw. der Hatha Yoga Pradipika mit Wort-für-Wort-Übersetzung und Kommentaren im Hatha Yoga Pradipika Portal.
Die Hatha Yoga Pradipika erläutert auch einige Asanas

Hatha Yoga Pradipika हठयोगप्रदीपिका Haṭha-yoga-pradīpikā Aussprache

Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Hatha Yoga Pradipika, हठयोगप्रदीपिका, Haṭha-yoga-pradīpikā ausgesprochen wird:

Hatha Yoga Pradipika - Einführung

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Mit diesem Vortrag beginnt eine neue Reihe. Ich werde durch alle Verse der Hatha Yoga Pradipika hindurchgehen und aus diesen Versen Tipps für deine tägliche Hatha Yoga Praxis anleiten bzw. ableiten.

Zunächst folgt:

  • 1. die Rezitation der Guru Parampara aus der Hatha Yoga Pradipika, die Namen der großen Meister des Hatha Yoga
  • 2. einige einleitende Bemerkungen über Bedeutung, Herkunft, Geschichte und Entstehung der Hatha Yoga Pradipika
  • 3. grober Überblick über Aufbau und Inhalt der Pradipika

Guru Parampara

Wir bitten um den Segen der großen Meister des Hatha Yoga. Wir rufen ihren Segen an und bitten so, dass unsere Hatha Yoga Praxis von Lichtenergie und der Führung der Meister gesegnet sein möge.

shri adi nathaya namo’stu tasmai
yenopadishta hatha yoga vidya
vibhrajate pronnata raja yogam
arodhum ichchhor adhirohiniva
pranamya shri gurum natham svatmaramena yogina
kevalam raja yogaya hatha vidyopadishyate
shri adinatha matsyendra shabarananda bhairavaha
chaurangi mina goraksha virupaksha bileshayaha
manthano bhairavo yogi siddhih buddhash cha kanthadihi
korantakah suranandah siddhapadash cha charpatihi
kaneri pujyapadash cha nitya natho niranjanaha
kapali bindunathash cha kakachandishvarahvayaha
allamah prabhudevash cha ghoda choli cha tintinihi
bhanuki naradevash cha khandah kapalikas tatha
ityadayo maha siddha hatha yoga prabhavataha
khandayitva kala dandam brahmande vicharanti te

Bedeutung, Herkunft, Geschichte, Entstehung

Bedeutung

Die Hatha Yoga Pradipika ist die wichtigste Schrift des Hatha Yoga. Wörtlich übersetzt heißt Pradipika `die Lampe/ die Leuchte/ das Licht´, Hatha heißt wörtlich `Bemühung/ Anstrengung´, Yoga heißt `Einheit/Vereinigung´. Hatha Yoga Pradipika ist also `das Licht, wie man durch eigene Bemühungen zur Einheit kommen kann´. Hatha Yoga ist der Yoga der Körperübungen, er besteht aus Asanas, Pranayama, Tiefenentspannung, Kriyas, Mudras, Bandhas und Meditationstechniken. Mit diesen Techniken kannst du zur Erleuchtung kommen. Das heißt im Hatha Yoga spielt die eigene Bemühung eine große Rolle. Das Wort Hatha hat im Sanskrit aber mehrere Bedeutungen. Hatha wird auch gerne abgeleitet von Ha und ThaSonne und Mond. Ham und Tham sind auch 2 Bija Mantras. Ham ist das Mantra des Vishuddha Chakras aber auch ein Bija-Mantra im Ajna Chakra. Tham ist das Bija-Mantra des Mond-Chakras. Daher ist Hatha Yoga auch die Einheit von Sonne und Mond und damit die Überwindung von allen Dualitäten. Im Hatha Yoga geht es also auch darum, die Sonnen- und die Mondenergien zu aktivieren, zu harmonisieren und schließlich zu transzendieren.

Herkunft

Die Hatha Yoga Pradipika wurde nach heutigem Stand der Indologen im 14. Jahrhundert von einem Yogi namens Svatmarama geschrieben. Die genaue Datierung wechselte in der Vergangenheit mehrfach (17. Jahrhundert, 10. Jahrhundert…). Zumindest ist die Pradipika im indischen Mittelalter entstanden, ähnlich wie die anderen drei wichtigen Texte zum Hatha Yoga:

Goraksha Sataka bedeutet „die 100 Verse des Goraksha“. In manchen Traditionen gilt Goraksha als der mythologische Begründer des Hatha Yoga. Aber Goraksha gilt wiederum als Schüler von Matsyendranath, über den es die Aussage gibt, dass er das Hatha Yoga in die Welt hinein gebracht hat.

Gheranda Samhita bedeutet „die Abhandlung des Gheranda“. Es ist das umfangreichste Werk zum Hatha Yoga. Darüber hinaus ist nicht viel bekannt über Gheranda. Es gibt einen deutschen Kommentar zur Gheranda Samhita von Boris Sacharow, der sich `Geheimnis des Hatha Yoga´ nennt.

Shiva Samhita ist eine Verbindung von Hatha Yoga und Vedanta und bedeutet wörtlich „die Abhandlung des Shiva“. Es heißt, dass Shiva der Parvati den Hatha Yoga erläutert hat. Es ist wie viele der sogenannten tantrischen Texte als Dialog zwischen Parvati und Shiva geschrieben. Parvati stellt Shiva Fragen und Shiva antwortet - in manchen tantrischen Texten stellt auch Shiva Fragen und Parvati antwortet. Viele Verse sind aus den Upanishaden entnommen und so wird hier gesagt, dass Hatha Yoga eine Hilfe ist, um Vedanta zu verwirklichen.

Es gibt also diese vier klassischen Texte, die alle im indischen Mittelalter vermutlich zwischen dem 10. und 16. Jahrhundert nach Christus entstanden sind. Manche sagen daher, dass Hatha Yoga noch gar nicht so alt sei. Es sei als eine Art Gegenbewegung zum damaligen Brahmanismus entstanden, der sich immer jenseitsgewandter entwickelte. Daraufhin entstand der Tantrismus, der etwas diesseitsgewandter war und bei dem es darum ging, eine positive Einstellung zum Körper und zu den Sinnen zu entwickeln. In diesem Kontext seien dann auch die Hatha Yoga Praktiken entstanden, bei denen der Körper kein Hindernis sondern eine Hilfe zur Verwirklichung ist. Diese Geschichte klingt zwar nett, entbehrt aber einer Grundlage in der Wirklichkeit. Zum einen sind die Hatha Yoga Techniken sehr viel älter als das indische Mittelalter und zum anderen war der Brahmanismus keinesfalls weltabgewandt. Im Gegenteil war er eine Strömung der indischen Spiritualität, in der es darum ging, die Verwirklichung im Leben zu erreichen durch die Verbindung der vier Ziele im Leben:

Im Brahmanismus - einige Jahrhunderte vor und einige Jahrhunderte nach Christus - ging es darum, Sinnesbefriedigung (Karma), Wunsch nach Anerkennung, Wohlstand und Einfluss (Artha), den Wunsch etwas Gutes zu bewirken und seine Pflicht zu erfüllen, seine Aufgaben zu erfüllen und seine Talente zu entwickeln (Dharma), und spirituelle Verwirklichung (Moksha) miteinander zu verbinden.

Außerhalb der Brahmanischen Tradition gab es die sogenannten Shramana Traditionen, die besonderen Wert auf besonders intensive spirituelle Praxis gelegt haben. Dazu zählten auch Buddhismus und Jainismus. Diese hatten eine gewisse Tendenz zum monastischen Leben und zur Entsagung. Sie werden manchmal auch die Brahmanische Orthodoxie genannt. Aber dies war gerade nicht der Brahmanismus.

Die Hatha Yoga Pradipika ist wahrscheinlich eine Fortsetzung der sogenannten Shramana-Traditionen, in denen es um intensive spirituelle Praxis ging, und möglicherweise war sie gar nicht so viel diesseitszugewandter als der Brahmanismus, denn zumindest einige Verse in der Pradipika deuten auf ein ziemlich intensives, der spirituellen Praxis gewidmetes, Leben hin.

Geschichte

Wie alt ist Hatha Yoga tatsächlich? Darüber streiten sich die Gelehrten. Aber man weiß zum Beispiel aus der Indus-Kultur, auch Harappa-Kultur genannt, die im 3. Jahrtausend vor Christus ihre Blütezeit hatte, von Siegelringen, auf denen einige Yoga Stellungen abgebildet waren, zum Beispiel die Lotus-Stellung sowie die Vorwärtsbeuge, der Bogen und auch einige Atemübungen angedeutet waren. Man kann also durchaus sagen, Hatha Yoga ist vermutlich mindestens 5000 Jahre alt.

Und auch in den alten indischen Schriften gibt es Bezüge zum Hatha Yoga. Zwar werden in den Veden, den Puranas im Mahabharata und Ramayana, Hatha Yogaübungen nicht konkret beschrieben, aber es wird gesagt, dass Menschen in den Wald gegangen sind und intensiv Pranayama geübt haben bzw. Kumbhaka geübt haben - was oft fälschlich übersetzt wird mit „sie haben jahrelang die Luft angehalten“. Kumbhaka heißt zwar zum einen Luft anhalten, zum anderen heißt es aber auch Atemübungen. Sie haben also jahrelang Atemübungen gemacht. Es wird also in der vedischen Zeit davon gesprochen, dass Menschen sich eine Weile zurückgezogen haben, um ganz besonders intensiv Pranayama zu üben, ihren Körper in furchtbare Verrenkungen zu bringen, auf einem Bein zu stehen, auf dem Kopf zu stehen usw. Also kann man davon ausgehen, dass Hatha Yoga einige Jahrtausende alt ist. Die Übungen wurden allerdings nicht genauer beschrieben, es wurde nur gesagt, dass auch die Kinder, die zum Guru gegangen sind - Gurukula-System, Pranayama geübt haben, Asanas geübt haben und alles gelernt haben, um mit ihrem Körper Gott zu verehren. Mit anderen Worten also Hatha Yoga gelernt haben. Auch Surya Namaskar, eine wichtige Hatha Yoga Übung, die zwar nicht in der Pradipika beschrieben ist aber heutzutage im Hatha Yoga immer dazu gehört, ist letztlich eine Variation von Sandhya Vandana, die morgendlichen Ehrerbietungen, die man bei Sonnenaufgang praktiziert und mit denen man besonders die Sonne verehrt. Dazu gehört auch die Rezitation des Gayatri Mantras. Ähnlich ist es mit der Meditation, die sehr alt ist, aber auch hier wurden die Meditationstechniken nicht genau beschrieben. Selbst Patanjali deutet sie nur an.

Entstehung

Warum wurden die Hatha Yoga Schriften ausgerechnet im indischen Mittelalter geschrieben? Es gab in Indien über Jahrhunderte hinweg große Yoga-Universitäten, an denen Menschen die verschiedenen Yogasysteme und dabei auch ihren Beruf gelernt haben. Ab dem 9./10. Jahrhundert nach Christus geriet Indien dann immer mehr unter Fremdherrschaft. Es gab Eroberungen aus Persien und den Steppenvölkern Afghanistans, die typischerweise muslimisch waren. Ganz Nordindien war im 14. Jahrhundert nach Christus unter ihrer Fremdherrschaft, davon zeugt zum Beispiel der `Qutb Minar´, ein großer Turm in Delhi, von dem der Errichter stolz gesagt haben soll, alle Steine sind von zerstörten hinduistischen Tempeln genommen worden. In dieser Zeit wurden also alle hinduistischen und buddhistischen Tempel zerstört und die alten Yoga- Universitäten, die ca. ein bis anderthalbtausend Jahre alt waren, wurden geschlossen. Neue Universitäten mit persischer Sprache und muslimischer Tradition entstanden. Und so mussten Hatha Yoga, Ayurveda und auch die Philosophie des Hatha Yoga in anderem Rahmen unterrichtet werden.

Hatha Yoga in Mönchsorden und der Familientradition

Damals ging Hatha Yoga in die Mönchsorden ein. Es gab zum Beispiel die Natha-Yogis, die die alte Tradition des Hatha Yoga in Mönchsorden bewahrten. Und es gab Familientraditionen, in denen der Vater seine Söhne im Hatha Yoga unterrichtete. Zu dieser Zeit gab es nur noch Jungen und Männer, die Yoga praktizierten, während im alten Indien auch Frauen Atemübungen, Asanas und Meditation praktizierten. Es gibt zum Beispiel die alten Mythen, in denen Parvati Hatha Yoga geübt hat, um Shiva zu gefallen. Nach manchen Mythen gilt Parvati auch als die Urmutter des Hatha Yoga, das sie Shiva beigebracht hat und auch andere unterrichtet hat. Andere Mythen sagen wiederum, das Shiva Parvati Hatha Yoga beigebracht hat.

Als Hatha Yoga nun in die Familien und die Mönchsorden übergegangen war, ergab sich die Notwendigkeit, diese Tradition zu verschriftlichen und Merkverse für das Unterrichten der Schüler zu schreiben. Und dazu entstanden die vier klassischen Hatha Yoga Schriften. Vermutlich auch noch sehr viel mehr, aber diese Schriften haben die vergangenen Jahrhunderte überdauert. Die muslimischen Einwanderer/ Eroberer haben zwar im öffentlichen Leben die hinduistische Tradition zerstört, aber an das private Leben haben sie sich nicht heran gemacht. Und auch nicht an die Mönchsorden, denn die Mönche waren bereit, für ihren Glauben zu kämpfen und zu sterben. In dieser Zeit entstanden auch die Kampforden. Wir denken heute, dass Mönche und Nonnen alle ahimsa - gewaltlos sind, aber auch im Christentum gab es die Templerorden und andere Ritterorden, und zur gleichen Zeit gab es auch in Indien Mönche, die bereit waren, Waffen zu tragen und sie für die Verteidigung ihres Glaubens einzusetzen. Die muslimischen Herrscher wagten sich also nicht an die Mönchsorden und an die Familienreligiosität heran und so überlebte die Hatha Yoga Tradition.

Die Schriften wurden so geschrieben, dass das alte Wissen nicht verloren geht. Sie waren nicht als Lehrbuch gedacht. Mit den Versen der Pradipika allein wäre man nicht in der Lage, Hatha Yoga zu lernen. Sie ist mehr dazu gedacht gewesen, dass der Guru seine Schüler anleiten kann und anhand dieser Verse selbst nichts vergisst. Der Schüler musste die Verse auswendig lernen, um sich daran zu erinnern während er praktizierte. Daher sind die Verse weniger technisch und auch weniger eindeutig geschrieben, aber sie helfen dem Schüler, die Übungen mit der richtigen Konzentration zu verbinden, wenn er sie gelernt hat. Sie beschreiben nicht genau, wie die Übungen auszuführen sind, aber sie beschreiben, welche Konzentrationstechniken man üben kann und wie man sich in den Übungen konzentriert, um tiefere Erfahrungen zu machen.

Warum ein Kommentar zur Pradipika?

Manche Verse der Pradipika sind verschlüsselt. Sie sind fast abstoßend geschrieben, so dass der unvoreingenommene Leser, der wenig Erfahrung hat, diese Schrift vielleicht empört zur Seite wirft. Manche Verse sind sexuell anzüglich geschrieben, manche haben den Anschein, gegen die normale Ethik zu verstoßen, und manche scheinen offensichtlichen Unsinn zu verbreiten. Aber dies sind nur Verschlüsselungen. Die Pradipika benutzt eine Art Geheimcode. Wenn man diesen kennt, versteht man, dass dort nicht wirklich etwas Anzügliches steht, sondern dass die tieferen Lehren der Pradipika so geschrieben sind, dass jemand, der nicht angeleitet wird von einem Guru, sie nicht verstehen kann. Wenn man das im Hinterkopf behält, versteht man, warum die Pradipika so geschrieben ist, wie sie geschrieben ist und weiß auch, dass man einen Kommentar dazu braucht.

Swami Vishnu Devananda, der mein Lehrer war, hat die Pradipika früher selbst oft kommentiert, insbesondere im Rahmen eines 2-wöchigen Sadhana-Intensivseminars, bei dem er die Teilnehmenden zu intensiver Pranayamapraxis angeleitet hat. Dabei hat er sich eng an Jyotsna angelehnt, den Kommentar zur Pradipika von Guru Swami Brahmananda (*1870). In diesem Kommentar hat Swami Brahmananda wiederum niedergeschrieben, was er von seinem Guru gelernt hatte. Er hatte festgestellt, dass es alle möglichen Neigungen gab, Hatha Yoga an die damalige Zeit anzupassen und wollte das klassische Wissen bewahren.

Wer war Svatmarama?

Über Svatmarama ist nicht sehr viel bekannt. Er beschreibt in der Guru Parampara seine Gurus. Sein Guru scheint Kapalika zu sein, dies ist aber nicht ganz sicher. Er hat in der klassischen Tradition der Hatha Yoga Gurus gelernt, vermutlich in der Natha-Tradition. Sein Name bedeutet: Sva – eigenes, ma – selbst, ramaFreude und Liebe. Svatmarama ist also derjenige, der Freude und Liebe aus seinem eigenen Selbst zieht und anderen schenkt. Er war also ein Selbstverwirklichter, ein Gottverwirklichter, er hatte Zugang zu den Tiefen seines Wesens, zu Atman. Dort hat er seine wahre Natur als Freude erfahren und aus dieser inneren Freude hat er Liebe geschöpft. Aus dieser Liebe heraus hat er dann Hatha Yoga an andere weiter gegeben.

Aufbau und Inhalt der Pradipika

Die Pradipika hat 4 Kapitel. Diese haben keine speziellen Namen. Sie heißen nur 1. Kapitel, 2. Kapitel usw.

1. Kapitel

1. Sinn und Zweck des Hatha Yoga 2. Asanas 3. Yama und Niyama - Ethik und Lebensdisziplin eines Hatha Yoga Übenden und die Wichtigkeit der Praxis

Es geht im ersten Kapitel also um die ersten drei Stufen des Hatha Yoga, Yama, Niyama und Asana.

2. Kapitel

1. Prana 2. Pranayama 3. Kriyas

Im 2. Kapitel beschreibt Svatmarama die Theorie des Prana und warum man Pranayama üben kann, er beschreibt die Reinigungsübungen des Hatha Yoga und die wichtigsten Pranayamas - Kapalabhati, Wechselatmung und die Ashta Kumbhakas, die 8 Hauptatemübungen).

3. Kapitel

1. Kundalini 2. Kundalini Erweckung 3. Mudras

Im 3. Kapitel beschreibt Svatmarama, was die Kundalini ist, was bei ihrer Erweckung geschieht, und die Mudras, die besonders effektiv sind, um die Kundalini zu erwecken.

4. Kapitel

1. Dharana 2. Dhyana 3. Samadhi

Im 4. Kapitel werden die Hatha Yoga Meditationstechniken beschrieben, mit denen du ins Überbewusstsein gehen kannst.

Manche sind erstaunt, wenn sie hören, dass ein Viertel der wichtigsten Schrift des Hatha Yoga dem Thema Meditation gewidmet ist. Tatsächlich geht es nur im ersten Kapitel in ein paar Versen um Asanas. Svatmarama würde sagen, Asanas sind nicht der Hauptteil des Hatha Yoga, sie sind nur ein Teil. Ein ethischer, heute würden wir sagen sattwiger Lebensstil gehört genauso dazu. Im ersten Kapitel wird auch die Ernährung des Hatha Yogis beschrieben. Der umfangreichste Teil des Hatha Yoga ist das Pranayama, denn wenn du die Lebensenergie beherrschst, dann beherrschst du auch deinen Geist. Das vierte Kapitel wird häufig unterschätzt und auch bei Yoga Vidya nehmen wir uns nicht ausreichend Zeit dafür. Aber im Rahmen dieser Vortragsreihe werde ich mich umfangreicher mit dem 4. Kapitel beschäftigen.

Ausblick über die Reihenfolge der weiteren Vorträge

Video - Hatha Yoga Pradipika - Einführung

Hatha Yoga Pradipika - Grundlagen

Verneige dich vor Adinatha - Shiva als ursprünglicher Meister im Hatha Yoga

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Die ersten 10 Verse der Hatha Yoga Pradipika. Ich möchte heute die ersten 10 Verse der Hatha Yoga Pradipika auf Sanskrit rezitieren, wie auch in der Übersetzung Dir wiedergeben und kommentieren.

Hatha Yoga Pradipika – wichtigster Grundlagentext des Hatha Yoga. Ich will 3x Om sagen, dann die ersten Verse rezitieren und danach diese Verse übersetzen und kommentieren.

Verneigung vor Shiva

Om Om Om
shri adi nathaya namo’stu tasmai
yenopadishta hatha yoga vidya |
vibhrajate pronnata raja yogam
arodhum ichchhor adhirohiniva

Verneigung vor dem verehrungswürdigen Shiva, von dem die Wissenschaft des Hatha Yoga gelehrt wurde. Es beleuchtet den überlegenen Zustand des Raja Yoga für den, der wie auf einer Treppe dorthin aufsteigen will.

Hier beginnt also Svatmarama damit, sich zu verneigen vor Shiva. Man kann sagen: Viele der indischen Schriften sind so geschrieben. Es wird zunächst der Gott verehrt, dann wird der Meister verehrt, danach wird gesagt: Wozu ist diese Schrift überhaupt und was sind die Eigenschaften des Schülers. Also die meisten indischen Schriften beginnen mit diesen vier Dingen.

Und hier sagt er schon Mal:

Ehrerbietung vor Shiva. Hier wird gesagt: Shiva selbst hat Hatha Yoga gelehrt. Wozu dient diese Schrift? Um zum Raja Yoga zu kommen, um zur Herrschaft des Geistes zu kommen. Zur Gottverwirklichung zu kommen und für wen ist das gedacht? Eben denjenigen, der zur Gottverwirklichung kommen will. In einem der späteren Verse beschreibt er noch etwas mehr, was sind die Eigenschaften eines Schülers?

Es gilt den Zustand des Raja Yoga zu erreichen

Vers 2:

Im zweiten Vers sagt er:

pranamya shri gurum natham svatmaramena yogina |
kevalam raja yogaya hatha vidyopadishyate

Er sagt, nach der Verneigung vor dem geachteten Lehrer wird von Yogi Svatmarama die Wissenschaft des Hatha Yoga unterrichtet. Ausschließlich für den Zweck, den Zustand des Raja Yoga zu erreichen.

Also, er verneigt sich vor dem Lehrer: pranamya shri gurum natham, also Ehrerbietung: Pranamya, vor dem großen Meister: Natham, der der große Guru ist und Svatmarama Yogi unterrichtet dann die Wissenschaft des Hatha Yoga – Hatha Vidya. Also die Wissenschaft des Hatha Yoga.

Und warum macht er das? Kevalam – ausschließlich für Raja Yoga. Also, er macht es, damit Menschen zur Herrschaft über den Geist kommen. Und so könnte man auch sagen: Wenn Du mit Deiner Yoga Praxis beginnst, dann vergegenwärtige Dir zu Anfang Gott und verneige Dich vor Gott. Vergegenwärtige Dir Deinen Meister, oder die Meister der großen Yogatradition und verneige Dich vor ihnen. Dann mache Dir bewusst, Sinn und Zweck von dem was Du praktizierst – warum übst Du das überhaupt? Und dann bitte darum, dass Du eine würdige Schülerin, ein würdiger Schüler sein wirst. Wenn Du mit dieser Einstellung übst wird Deine Praxis sehr viel effektiver sein.

Der mitleidvolle Svatmarama gibt das Licht von Hatha Yoga weiter

Übe Hatha Yoga und du wirst klarer sehen

Vers 3:

bhrāntyā bahu-mata-dhvānte rāja-yogam ajānatām |
haṭha-pradīpikāṁ dhatte svātmārāmaḥ kṛpākaraḥ

An die, die den Zustand des Raja Yoga nicht kennen, auf Grund von fehlerhaften Vorstellungen und vieler Wirren in der Dunkelheit gibt Svatmarama voller Mitgefühl die Leuchte des Hatha Yoga weiter.

Oder – in einer anderen Übersetzung:

Jenen, die sich in der Dunkelheit streitender Weltanschauungen fortbewegen, unfähig Raja Yoga zu erlangen, bietet der mitleidvolle Svatmarama Yogi das Licht von Hatha Vidya an.

Mit diesem Vers will Svatmarama sagen: Hatha Yoga ist Weltanschauungs übergreifend. Im alten Indien gab es viele Darshanas, also viele verschiedene Weltanschauungen, also verschiedene Mathas, verschiedene Lehrmeinungen und diese können zu Verwirrung führen, zu Bhranti. Und wenn Du Dich schon mit Yoga umfangreicher beschäftigt hast, dann weißt Du, es gibt verschiedene Anschauungen und es gibt dualistische, es gibt monotheistische, es gibt theistische, pantheistische, monistische Weltanschauungen und so weiter. Im alten Indien schon. Und im alten Indien gab es zur Zeit von Svatmarama ja auch verschiedene Religionen. Es gab die Buddhisten und Jains, es gab die Hindus, es gab die Parsis und innerhalb des Hinduismus gab es die Shaivas, die Vaishnavas, die Shaktas und dann gab es die Vedantins und innerhalb von Vedanta gab es wieder verschiedene Richtungen. Und Svatmarama sagt: Verschiedene Menschen folgen unterschiedlichen Weltanschauungen, aber sie sind nicht in der Lage, Raja Yoga zu erlangen, das heißt: Den Geist zur Ruhe zu bringen. Und er sagt: Übe Hatha Yoga und wenn Du Hatha Yoga übst dann bringst Du Deinen Geist unter Kontrolle, dann erfährst Du die höheren Ebenen des Bewusstseins und dann treten Weltanschauungen in den Hintergrund.

Mit diesem Vers sagt uns Svatmarama letztlich: Hatha Yoga ist Weltanschauungsneutral, oder auch Weltanschauungsübergreifend. Hatha Yoga wurde tatsächlich schon im Mittelalter geübt von den verschiedenen Anhängern verschiedener Richtungen und wurde später auch geübt von den Jains, von den Buddhisten, zum Beispiel der tibetische Buddhismus enthält auch viele Hatha Yoga Übungen, vielleicht kennst Du auch die fünf Tibeter, was ja letztlich auch Hatha Yoga Übungen aus Tibet sind. Vielleicht hast Du auch mitbekommen, dass Krishnamacharya, einer der großen Hatha Yogis des 20. Jahrhunderts einen seiner Hatha Yoga Lehrer in Tibet gefunden hatte. Vielleicht hast Du schon Mal vom Tao Yoga gehört, also taoistischen Yoga von Mantak Chia, vielleicht kennst Du Kundalini Yoga nach Yogi Bhajan, das ist letztlich Hatha Yoga in der Sikh Tradition. Und es gab eben auch Hatha Yoga unter den Jains. Bei Yoga Vidya unterrichtet auch ein Lehrer, der sagt, dass Buddha selbst auch ein Hatha Yoga Lehrer war.

So gibt es also verschiedene Weltanschauungen und Religionen und auch zur Zeit von Svatmarama gabs ja auch noch dazu die Moslems, aber auch schon Christen und Juden. Und manche der Sufi Meister im alten Indien, also moslemische Mystiker, haben auch Hatha Yoga Atemübungen gelernt und andere Hatha Yoga Techniken. Svatmarama will also sagen: Egal, welche Weltanschauung Du hast, übe Hatha Yoga, das hilft Dir zur Ruhe des Geistes.

Und so wenn also Hatha Yoga heute in den Westen kommt dann ist es ganz okay, wenn Menschen im Westen Weltanschauungsneutral, oder Weltanschauungsübergreifend Hatha Yoga üben. Es gibt Christen, die Hatha Yoga nutzen und zwar aus zwei Gründen: Zum Einen, um gesünder zu sein und zum Anderen um auch letztlich Gott zu verehren über Yoga Übungen. Es gibt Moslems, die Hatha Yoga üben auch wieder für körperliche Gesundheit und Ruhe des Geistes. Es gibt Atheisten, die Yoga üben, weil sie eben auch sagen: Die Wirkung des Hatha Yoga ist ja auch wissenschaftlich nachweisbar. Es gibt ja auch das schöne Buch: „Yoga für Skeptiker“ von Ullrich Ott, wo er eben auch sagt: Man muss an nichts glauben um Hatha Yoga zu üben, man kann sich die Studien anschauen, da sieht man, wie gesund Hatha Yoga für den Körper ist, für die Psyche und welche Auswirkungen Hatha Yoga auch auf das Gehirn hat. Ja und natürlich, Du kannst Hatha Yoga auch als Hilfe nehmen für Raja Yoga im Sinne von, um wirklich Gottverwirklichung zu erreichen. Es gibt inzwischen auch viele buddhistische Traditionen zum Beispiel gibt es einige Vipassana Traditionen, wo Hatha Yoga Teil der buddhistischen Retreats ist. Auch in Zen Traditionen wird Hatha Yoga heutzutage oft integriert. Und ich war mal auf einem Vortrag eines jesuitischen Religionswissenschaftlers, der erzählt hat, dass in seiner Novizenzeit in einem jesuitischen Kloster jeden Morgen um 6:00 Uhr Hatha Yoga geübt wurde. Das gehörte zur Novizenausbildung dazu. Und so ist Hatha Yoga ein wichtiges Element, egal welcher Weltanschauung Du zugeneigt bist. Schon Svatmarama sagte das im 14. Jahrhundert: Hatha Yoga, Religions- und Weltanschauungsübergreifend als Hilfe um den Geist zur Ruhe zu bringen.

Svatmarama lernte durch die Gunst von Hatha Yoga Meistern

Matsyendra - Der mythologische erste Hatha Yoga Meister

Vers 4:

haṭha-vidyāṁ hi matsyendra-gorakṣādyā vijānate |
svātmārāmo’thavā yogī jānīte tat-prasādataḥ

Matsyendra, Goraksha und anderen war Hatha Vidya wohl bekannt. Der Yogi Svatmarama lernte es durch ihre Gunst.

Der mythologische erste menschliche Hatha Yoga Lehrer soll Matsyendra gewesen sein, sein Schüler war dann Goraksha und nach den nächsten Versen war Goraksha einer der nächsten Gurus. Jedenfalls, Svatmarama sagt hier: Er hat Hatha Yoga gelernt durch seine Lehrer und er erweist seinen Lehrern Ehrerbietung. Svatmarama will mit diesem und den nächsten Versen auch sagen: Hatha Yoga ist nicht nur Technik, wenn Du willst, dass Hatha Yoga tief wirkt dann habe auch eine demütige Einstellung. Habe eine demütige Einstellung gegenüber dem göttlichen und ehre Deinen Meister, es wird eben auch gesagt, dass Hatha Yoga auch durch die Guru Parampara Shakti weitergegeben wird.

Mein Meister, Swami Vishnu-devananda hatte gerne gesagt: Um Yogalehrer, Yogalehrerin zu werden musst Du das in einer Guru Parampara Tradition, einer so genannten Sampradaya. Der Schüler muss vom Meister berührt werden und vom Meister erweckt werden. Und wenn er diese Erweckung hat durch den Meister, dann kann er mit diesem Feuer Yoga weitergeben.

Mein Meister, Swami Vishnu Devananda hat auch gerne beschrieben, wie er Hatha Yoga gelernt hatte. Er hatte die Bücher von Swami Sivananda gelesen und damit praktiziert. Dann fing er an im Ashram zu praktizieren und natürlich gab es dann auch solche, die etwas mehr Wissen im Hatha Yoga hatten. Und dann machte ihn sein Meister Swami Sivananda zum Hatha Yoga Professor. Swami Sivananda entwickelte die so genannte Yoga Vedanta Forrest University und machte dann seine Schüler zu so genannten Professoren. Später wurde es umbenannt in Yoga Academy und er machte Swami Vishnu zum Professor.

Swami Vishnu erhält von Swami Sivananda Supervision beim Hatha Yoga unterrichten

Swami Vishnu war noch gar nicht so lange im Ashram. Da sagte Swami Vishnu: Wie kann ich jetzt der Professor werden, der Leiter der Hatha Yoga Abteilung, ich bin doch gerade erst kurz da? Swami Sivananda berührte die Stirn von Swami Vishnu und im nächsten Moment hatte Swami Vishnudevananda eine überbewusste Erfahrung, er konnte sich an seine früheren Leben erinnern und das ganze Wissen über Hatha Yoga aus früheren Leben öffnete sich in ihm. Natürlich – Swami Vishnu las dann auch die ganzen weiteren Verse, ich weiß von Fragen, die ich ihm gestellt hatte, dass er letztlich die Haupt Hatha Yoga Schriften auswendig kannte, er konnte sie rezitieren und wusste, in welchem Vers was steht. Er hat auch später mit zwei anderen großen Hatha Yoga Meistern intensiver gelernt, aber er sagte: Obgleich er viel gelernt hatte, die Schriften und die Kommentare studiert hatte, bei mehreren Hatha Yoga Meistern auch gelernt hatte, das Wichtigste kam durch Swami Sivananda. Swami Sivananda erweckte etwas in ihm und so entstand diese Shakti, die Kraft in ihm.

Und so ist es wichtig, dass auch wir diese Ehrerbietung haben und uns bewusst machen – um Hatha Yoga zu lernen gilt es Respekt zu haben und letztlich gilt es auch uneigennützig zu dienen. Guru Seva, dienen am Werk des Meisters hilft, dass der Meister besser durch einen hindurch wirken kann. Und so ist es ja auch in den Yoga Vidya Ashrams und in den Stadtzentren. Menschen die lernen wollen helfen eben auch mit, je mehr sie mithelfen umso mehr wirken die Praktiken und je mehr diese Demutshaltung ist und je mehr auch dieser innere Wunsch zu dienen, umso besser kann diese Verbindung hergestellt werden zwischen Guru und Schüler. Und dann wirken die eigentlichen Übungen umso stärker.

Aufzählung von Gurus des Hatha Yoga

Die Verse 5-8 sind einfach Aufzählungen von Gurus des Hatha Yoga und diese möchte ich einfach lesen:

Verse 5 - 8:

shri adinatha matsyendra shabarananda bhairavaha |
chaurangi mina goraksha virupaksha bileshayaha
manthano bhairavo yogi siddhih buddhash cha kanthadihi |
korantakah suranandah siddhapadash cha charpatihi
kaneri pujyapadash cha nitya natho niranjanaha |
kapali bindunathash cha kakachandishvarahvayaha
allamah prabhudevash cha ghoda choli cha tintinihi
bhanuki naradevash cha khandah kapalikas tatha

Das sind Namen der großen Meister und ich werde in einem anderen Vortrag noch was sagen zu der Bedeutung dieser Hatha Yoga Pradipika Guru Parampara und ich werde sie auch in einem separaten Video einzeln rezitieren. Es kann helfen, vor Beginn Deiner Hatha Yoga Praxis diese Hatha Yoga Pradipika Guru Parampara zu rezitieren.

Große Hatha Yogis wurden zu Siddhas

Babaji - typisches Beispiel eines Siddhas

Vers 9:

ityadayo maha siddha hatha yoga prabhavataha |
khandayitva kala dandam brahmande vicharanti te

Diese und weitere großartige Siddhas, die mit Hilfe der Macht von Hatha Yoga die Zeit überwunden haben durchwandern die Welt.

Svatmarama will uns dort sagen: Die ganz großen Hatha Yoga Meister die sind zu Siddhas geworden. Siddhas sind diejenigen, die es erreicht haben, die das Ziel erreicht haben. Siddha ist auch eine besondere Klasse von Meistern. Und in einer der Traditionen sind Siddhas diejenigen, die zwar die Gottverwirklichung erreicht haben, aber nicht vollständig verschmolzen sind auf Dauer mit dem Absoluten. Die Siddhas bestehen in ihrem Feinstoffkörper fort. Und sie können jederzeit sich einem Aspiranten zeigen und ihm helfen. Vielleicht hast Du etwas gehört von dem Babaji in der Kriya Yoga Tradition von Paramahansa Yogananda, das ist ein typisches Beispiel eines Siddhas. Einer, der zwar zum einen die Vollkommenheit erlangt hat aber eben weiter in seinem Astralkörper lebt und jederzeit diesen auch verstofflichen kann.

Und so sagt Svatmarama: Es gibt einige dieser Siddhas und sie leben auf subtile Weise und wann immer Du Hilfe brauchst, diese werden Dir helfen und wenn Du zu Beginn und zum Abschluss Deiner Hatha Yoga Praxis Dich an die großen Meister wendest dann werden diese Dich lenken, Dich leiten in Dir und durch Dich hindurch wirken. In diesem Sinne habe Ehrerbietung zu den großen Meistern sie werden Dir helfen und Dich unterstützen. Wenn Du mal eine ganz intensive Hatha Yoga Praxis hattest und irgendwann zu eigenartigen Erfahrungen kommst, richte Dich an die großen Meister und Du wirst plötzlich merken, dort kommt eine Hilfe für Dich.

Hatha Yoga hilft bei drei Arten von Leiden

Swami Vishnu bei fortgeschrittener Hatha Yoga Praxis

Vers 10:

aśeṣa-tāpa-taptānāṁ samāśraya-maṭho haṭhaḥ |
aśeṣa-yoga-yuktānām ādhāra-kamaṭho haṭhaḥ

Hatha Yoga ist eine beschützende Zuflucht für diejenigen die von den drei Arten von Leiden heimgesucht werden. Für all diejenigen, die sich mit der Yogapraxis beschäftigen ist Hatha Yoga wie die Schildkröte, die die Welt trägt.

Das ist auch ein ganz wunderbarer Vers, der beschreibt, worum es im Hatha Yoga geht. Er sagt hier Hatha Yoga ist eine beschützende Zuflucht für all diejenigen, die von den drei Arten von Tapa heimgesucht sind. Er sagt dann auch: Hatha Yoga ist wie die Schildkröte, die die Welt trägt für all diejenigen, die sich mit der Hatha Yoga Praxis beschäftigen.

Wir könnten sagen: Mit diesem 10. Vers schließt die Einleitung der Hatha Yoga Pradipika. Svatmarama sagt nämlich, welche Eigenschaften braucht der Schüler. Erinnere Dich: Zu Anfang dieses Vortrages habe ich gesagt: Anfang vieler indischer Schriften ist: Ehrerbietung an Gott, Ehrerbietung an den Meister, dann Sinn und Zweck dieses Buches und der Praktiken, die dort beschrieben werden und die Eigenschaften eines Schülers. Hier beschreibt er die Eigenschaften eines Schülers er sagt erstmal: Tapa, ein Leiden zu haben und man könnte diese Arten von Leiden auf verschiedene Weisen interpretieren.

In einer Weise könnte man sagen:

Körperliche Leiden können Gesundheitsprobleme sein, psychische Leiden können Partnerschaftskonflikte sein, Konflikte bei der Arbeit, Ärger, Ängstlichkeiten, Depressivität und so weiter. Also psychische Leiden. Und als drittes gibt es spirituelle Leiden. Es kann jemandem gut gehen, er hat materiell was er braucht, er hat eine relativ gute Gesundheit, hat durchaus auch einen klaren Geist, keinen Grund für psychische Konflikte, aber dann kommt die Frage:

Und Svatmarama sagt hier ganz pauschal: Egal, worunter Du leidest, Hatha Yoga kann Dir helfen. Wenn Du Gesundheitsprobleme hast, Hatha Yoga hilft Dir. Sogar bei materiellen Problemen: Hatha Yoga kann Dir helfen.

Vielleicht indem es Dir die Energie gibt, um Dich darum zu kümmern. Wenn Du emotionale und psychische Probleme hast, Hatha Yoga hilft Dir. Und wenn Du tiefe spirituelle Sehnsucht hast, Hatha Yoga hilft Dir. Also, die Hürde ist sehr gering, wenn Du Hatha Yoga üben willst, welche Eigenschaft brauchst Du? Irgendeinen Mangel verspüren ist hilfreich. Aber dann kommt der kleine Clou – Du musst selbst üben. Hatha Yoga ist für diejenigen, die Yoga Yuktanam, also diejenigen, die wirklich Hatha Yoga üben wollen. Nicht solche, die einfach nur eine Pille schlucken wollen, sondern solche, die üben wollen. Und das unterscheidet Hatha Yoga zum Beispiel von einem man könnte sagen, einem Ayurveda Vaidya oder auch von manchen sogenannten Tantriker.

In Indien ist es weit verbreitet, dass man sich von Anderen Hilfe erhofft. Zum Beispiel, man geht zu einem Ayurveda Vaidya, einem Ayurveda Arzt und der soll einem dann das richtige Medikament geben und dann gibt es verschiedene Kräuter, Tees, Gewürze und dann gibt es ganz ausgefeilte Medikamente, die man dann ein- zwei- dreimal am Tag schlucken muss für eine bestimmte Zeit. Also ähnlich, wie wenn man zu einem westlichen Arzt geht und der verschreibt einem eine Tablette und die soll man so und so häufig nehmen oder die geben einem eine Spritze, oder man bekommt eine Operation, der Patient muss es passiv erdulden. So ähnlich gibt’s das auch im Ayurveda.

Im Yoga ist es eben anders. Nicht jemand anders macht etwas für Dich, sondern Du musst praktizieren. Gut, genauso gab es auch in Indien irgendwelche Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten, der Schüler ging zu ihnen und erhofft, dass diese etwas machen und danach wird man auf mystisch magische Weise letztlich seine psychischen Probleme loswerden. Man geht zu einem Meister, vielleicht gibt man ihm etwas Geld, der sagt dann ein paar Mantras und nachher wird man reich oder bekommt die Frau seiner Träume. Das sind alles Dinge, die wir im Yoga nicht machen. Man kann natürlich zusätzlich zum Arzt gehen zum Ayurveda Arzt, Schulmediziner, zum Homöopathen, man kann Kügelchen nehmen, man kann homöopathische Medikamente nehmen, Ayurveda Kräuterzusammenstellungen und natürlich auch allopathische Medikamente. Man kann auch zum Physiotherapeuten, oder zum Ayurveda Masseur gehen, die massieren einen, ölen einen ein und so weiter.

Aber was Yoga von all dem unterscheidet ist – Du übst selbst etwas. Yoga heißt: Du übst, Du praktizierst, Du machst es selbst, Selbstverantwortung. Das ist das, was Hatha Yoga auszeichnet. Wenn man also diesen 10. Vers für sich nehmen will, dann würde man sagen: Als Schüler brauchst Du zwei Bereitschaften:

  • Das Erste, Du musst irgendeinen Mangel verspüren, den Du überwinden willst. Vielleicht sogar die zweite Sache. Viele Menschen haben ja Schwierigkeiten, körperliche, psychische, spirituelle, aber sie wollen sie auch nicht loswerden. Man könnte sagen: Menschen haben ja auch einen Krankheitsgewinn, den so genannten Sekundärgewinn. Wenn man eine Krankheit hat, bekommt man Aufmerksamkeit, wenn man eine Krankheit hat, hat man Ausreden dafür, dass man vielleicht nicht irgendwas tun muss und so weiter. Oder – es gibt eine Reihe von Menschen, die vielleicht als Kind nur dann Aufmerksamkeit bekommen haben, wenn sie krank waren und so haben sie gelernt: Wenn man Aufmerksamkeit von den Eltern haben will und später vom Partner/Partnerin oder Kollegen, muss man eben krank sein. Oder – wenn einem die Schule zu anstrengend wurde musste man eben krank sein. Wenn man jetzt nicht zuviel machen will muss man sich eben in die Krankheit flüchten. Natürlich heißt das nicht, dass alle Menschen die krank sind, dies aus psychischen Gründen machen. Aber, ich will nur sagen, nicht alle Menschen, die ein Problem haben wollen es loswerden. Selbst, wenn sie es sagen.

Drei Eigenschaften des Schülers

Man könnte also sagen: Drei Eigenschaften des Schülers:

1. Irgendeinen Mangel verspüren 2. Ihn loswerden wollen und 3. bereit sein, selbst etwas zu tun.

Wenn Du diese drei Eigenschaften hast, dann bist Du bereit für den Hatha Yoga Weg. Darüber hinaus gibt Svatmarama keine weiteren Eigenschaften, die Du brauchst, um Hatha Yoga zu üben. Du musst weder besonders klug, noch besonders gelehrt sein. Du musst weder besonders gesund sein, oder flexibel, oder stark oder fit, oder sonst irgendwas. Du musst kein besonderes Alter haben, all das ist irrelevant. Du musst auch keine besondere Weltanschauung haben, es geht im Wesentlichen darum, Mangel verspüren, das loswerden zu wollen und bereit sein, selbst etwas zu tun. Dann bist Du bereit zu Hatha Yoga Praxis.

Zusammenfassung:

Erste 10 Verse der Hatha Yoga Pradipika:

Zu Beginn Deiner Yoga Praxis verneige Dich vor dem Göttlichen. Zu Beginn Deiner Hatha Yoga Praxis, erweise den großen Meistern/Meisterinnen Ehrerbietung. Sei Dir bewusst: Im Hatha Yoga geht es darum Deinen Geist unter Kontrolle zu bringen, höhere Bewusstseinsebenen zu erlangen. Hatha Yoga ist Weltanschauungsneutral, Weltanschauungs- und Religionsübergreifend. Als Aspirant sei bereit, selbst etwas zu tun, sei bereit, selbst Übungen zu machen.

Video - Hatha Yoga Pradipika - Grundlagen

Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, Zusammenfassung

Shiva, der Ur-Yogi

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Ich habe schon Vorträge über jeden Vers der Hatha Yoga Pradipika gehalten und habe auch die gesamte Hatha Yoga Pradipika zusammengefasst - hier jetzt noch einmal einiges über das 1. Kapitel der Hatha Yoga Pradipika.

Gruß an Adinatha - Lehrer des Hatha Yoga

Svatmarama fängt an, Shiva (Adinatha) zu grüßen, den ursprünglichen Lehrer des Hatha Yoga. Er sagt: „Shiva hat Parvati Hatha Vidya (die Weisheit des Hatha Yoga) gelehrt. Im Hatha Yoga geht es darum, zum Raja Yoga zu kommen, zur höchsten Erfahrung des Selbst.“

So will er uns zum Anfang eine gewisse Einstellung geben: Wann immer du Hatha Yoga praktizierst, dann grüße zunächst Gott und grüße deinen Meister, und sei dir bewusst, warum du Yoga übst: Um zur Erleuchtung zu gelangen.

Hatha Yoga ist weltanschauungsneutral

Im 3. Vers sagt er: „Hatha Yoga ist ein Licht für all diejenigen, die etwas verwirrt sind inmitten verschiedenen Weltanschauungen. Allen Menschen, die nicht in der Lage sind, ihren Geist zur Ruhe zu bringen, kann Hatha Yoga helfen.“ Damit will er sagen, dass Hatha Yoga weltanschauungsneutral ist. Du kannst Hatha Yoga üben, egal welcher Weltanschauung oder welcher religiösen Anschauung du folgst oder auch welcher philosophischen Strömung du angehörst, oder auch wenn du einfach nur verwirrt bist. Letztlich geht es darum, zu üben – dann erfährst du, und über Erfahrung weißt du, worum es wirklich geht.

Hatha Yoga ist Zuflucht für alle die leiden

Im 10. Vers sagt Svatmarama: „Hatha Yoga ist eine beschützende Zuflucht und für alle, die an irgendetwas leiden. Egal ob du körperliche, energetische, geistige, emotionale oder spirituelle Leiden hast – Hatha Yoga ist immer hilfreich. Egal welche spirituelle Praxis du machst – Hatha Yoga ist eine gute Basis.“ Also auch, wenn du buddhistische Meditation übst oder Bhakti Yoga (Gottesverehrung) praktizierst, oder auch wenn du dem Vedanta Weg (der höchsten Erkenntnis) folgst – Hatha Yoga ist immer eine gute Basis. Hatha Yoga kann wie die Schildkröte sein, die die Welt trägt, also eine Grundpraxis, die jeder anderen Praxis eine feste Basis gibt.

Er erwähnt, was du machen kannst, wenn du für dich selbst praktizierst: „Wann immer du praktizierst – die Zeit der Praxis sei ganz für dich.“ Wenn du praktizierst, dann sage allen anderen Bescheid, dass du nicht gestört werden willst, sodass du für dich allein bist. Menschen haben viel zu tun, aber du brauchst vielleicht täglich eine oder zwei Stunden für deine spirituelle Praxis, wo dich niemand stören soll.

Yamas und Niyamas werden ausführlich erklärt

Dann spricht er über die Yamas und Niyamas im Hatha Yoga. Er spricht von zehn Yamas und zehn Niyamas, weitet also die Yamas und Niyamas des Yoga Sutra aus. Du kannst natürlich davon ausgehen, dass Svatmarama das Yoga Sutra des Patanjali gekannt hat, er bezieht sich ja an mehreren Stellen darauf. Es geht ihm aber darum, dass keine Zweideutigkeit da ist. So spricht er nicht nur von Ahimsa (keinen Schaden zufügen), sondern auch von Mitgefühl, Mitleid und gutem Tun für andere. Er spricht nicht nur davon, dass man praktizieren soll, sondern dass man auch geradewegs voranschreiten soll. Er spricht nicht nur allgemein über Shaucha, sondern auch über richtige Ernährung, das heißt er nimmt die Ernährung in die Yamas und Niyamas auf. Und er spricht auch nicht nur (wie Patanjali) über die Hingabe an Gott, sondern auch über die Verehrung der Gottheit, die Wiederholung des Mantras und auch über den Glauben an Gott.

Und da manche Menschen sich vielleicht überfordert fühlen von all dem, was Yoga von einem verlangt, erwähnt er auch Frohsinn als einen wichtigen Niyama: „Freue dich, schreite mutig voran, lächle.“ Oder wie Swami Sivananda immer sagte: „Freue dich, tanze vor Freude.“ Svatmarama spricht nicht vom Tanzen, aber „Freue dich, du bist auf dem spirituellen Weg. Schreite voran, mach dir nicht zu viel schlechtes Gewissen, wenn du nicht so vollkommen bist wie du denkst, dass du sein müsstest. Praktiziere, schreite voran, vergiss die Vergangenheit, und mach dir immer wieder neue Vratas (gute Vorsätze).“

Wirkungen von Asanas

Dann erwähnt er die Asanas (Körperstellungen). Er erwähnt einige Asanas, sie sind jedoch vielleicht der Teil vom Hatha Yoga, den Svatmarama am wenigsten beschreibt. Er geht letztlich davon aus, dass du die Asanas sowieso von deinem Lehrer lernen musst, und spricht mehr über ihre Wirkungen. Sie sollen einen stark machen und frei von Beschwerden, sie sollen zu einem Gefühl von Leichtigkeit führen. Frei von Beschwerden heißt auch frei von Spannungen – über Asanas willst du eine Entspannung erlangen. Damit nachher Prana fließen kann, brauchst du einen entspannten Körper.

Asanas wollen auch den Körper stark machen: Wenn die Kundalini erwacht, dann muss der Körper darauf vorbereitet sein, und dafür dienen die Asanas. Asanas wollen dich subtil machen. Es gibt einen Unterschied, ob du ins Fitness-Studio gehst und dort Kraft, Ausdauer und Flexibilität trainierst und nachher zur Entspannung in die Sauna gehst (dann hast du auch den ganzen Körper trainiert), oder ob du eine Stunde Asanas und Tiefenentspannung geübt hast. Asanas lässt dich sich leicht fühlen. Es hilft dir, dich zu öffnen und Zugang zu finden zu subtileren Energien.

Padmasana - Der Lotussitz - besonders geeignet für die spirituelle Praxis

Er spricht weiter über die Wirkungen von Asanas insbesondere auf Vata, Pitta und Kapha, auf Agni und Ama, und er erwähnt auch, dass du dich bei den Asanas darauf konzentrieren kannst, was energetisch passiert. Etwas ausführlicher spricht er über die Vorwärtsbeuge, den Drehsitz und den Pfau. Dann erwähnt er auch noch Siddhasana, Padmasana, Simhasana und Vajrasana als die Sitzhaltungen, denn wenn es nachher zum Pranayama geht ist es wichtig, dass man gut sitzt.

Gesunde Ernährung während intensiver Praxis

Zum Ende dieses Kapitels spricht er nochmals ausführlich über die Ernährung. Was heißt gesunde Ernährung?

Er macht noch weitere Empfehlungen, was du nicht tun solltest, wenn du intensiv praktizierst – während der intensiven Praxis gilt es, verschiedene Dinge zu beachten.

Die allerletzten Verse ermutigen noch einmal zum Üben: „Jeder, der aktiv Yoga praktiziert, wird ein Siddha, ein Vollkommener – nicht jemand, der faul ist, der einfach nur liest, der viel redet oder der sich einfach nur kleidet wie ein Yogi. Unermüdliches Praktizieren ist das Geheimnis des Erfolgs.“

Im 67. Vers sagt er: „Praktiziere die Asanas, die Atemübungen und die Mudras so lange, bis du Raja Yoga erreicht hast, die königliche Vereinigung, die vollkommene Einheit.“

Das war die Essenz des 1. Kapitels der Hatha Yoga Pradipika.

Die ganze Hatha Yoga Pradipika mit allen Versen, Sanskrit-Devanagari-Umschrift, Rezitationen, Wort-für-Wort-Übersetzungen und verschiedenen Kommentare findest du im Yoga Vidya Schriften Blog.

Video - Hatha Yoga Pradipika – 1. Kapitel - Zusammenfassung

Hatha Yoga Pradipika – 2. Kapitel - Zusammenfassung

Pranayama Praxis

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

In diesem Kapitel geht es um:

Der 1. Vers des 2. Kapitels lautet:

„Nachdem sich der Yogi in den Asanas vervollkommnet hat, sollte er in Übereinstimmung mit den von seinem Guru dargelegten Anweisungen Pranayama praktizieren, seine Sinne unter Kontrolle halten und dabei durchwegs eine zuträgliche und maßvolle Ernährung einhalten.“

Konzentration, bewusstes Atmen und Entspannung

Hier erwähnt Svatmarama einiges: Es gilt schon, Asanas zu üben. Vollkommenheit in den Asanas heißt natürlich nicht, dass du sehr flexibel sein musst oder den Kopfstand beherrschen musst. Es heißt, dass du die Asanas so weit beherrschst, dass du in der Asana entspannen kannst, bewusst atmen kannst und konzentriert bist, dass du durch die Asanas eine innere Stärke und Leichtigkeit bekommen und eine gewisse Entspannung erfahren hast. All das ist wichtig, damit Pranayama wirkt.

Beherrschung der Sinne und sattvige Ernährung

Dann sagt er, dass du von deinem Lehrer Pranayama lernen musst. Allein durch das, war er im Buch sagt, kannst du Pranayama nicht lernen. Es reicht auch nicht aus, nur Pranayama zu üben – auch ansonsten solltest du deine Sinne beherrschen, und die sattvige Ernährung ist gerade für die Wirkung von Pranayama wichtig. Nicht umsonst sagen wir bei Yoga Vidya, dass es zwar einfache Atemübungen gibt, die du machen kannst egal wie du dich ernährst, aber die fortgeschrittenen Pranayamas – insbesondere wenn du sie mit den drei Bandhas oder den Bija-Mantras verbindest, oder energieerweckende Übungen wie Bhastrika oder die Mudras – darfst du nur machen, wenn du dich wirklich an die sattvige Ernährung hältst. Das sollte dich jetzt nicht davon abhalten, fortgeschrittenes Pranayama zu üben, sondern es sollte dich motivieren, wirklich

  • kein Fleisch,
  • keinen Fisch,
  • keinen Alkohol,
  • keine bewusstseinsverändernden Drogen und
  • kein Nikotin

zu dir zu nehmen.

Tiefe Meditation kommt wenn das Prana subtiler wird

In den nächsten Versen erwähnt Svatmarama, dass der Geist erst dann ruhig wird, wenn das Prana ruhig und subtiler geworden ist und letztlich wenn das Prana in die Sushumna, den mittleren Energiekanal eingeht. Lebendigkeit heißt viel Prana. Nur wenn das Prana fließt, wenn die Nadis gereinigt sind und dann das Prana in die Sushumna, die feinstoffliche Wirbelsäule geht, dann kannst du in tiefe Meditation kommen, dann kommst du in Unmani Avastha, den Zustand jenseits des Geistes, in Samadhi.

Wechselatmung

Wechselatmung, die machtvollste Übung zur Reinigung der Nadis

Als nächstes beschreibt er die Wechselatmung. Er will dich motivieren, wirklich regelmäßig Wechselatmung zu üben. Sie ist die machtvollste Übung, die Nadis wirklich zu reinigen.

Mein Tipp wäre:

  • Praktiziere jeden Tag mindestens 20 Minuten die Wechselatmung.
  • Praktiziere vorher 3 Runden Kapalabhati.
  • Praktiziere jeden Tag 20-30 Minuten Asanas.
  • Praktiziere jeden Tag 20-30 Minuten Meditation.

Wenn du das ein halbes Jahr lang machst, dann spürst du Prana, du spürst eine gewisse Leichtigkeit und Reinheit, und dein Geist hat eine Stärke, die unbeschreibbar ist. Praktiziere!

Svatmarama sagt sogar, dass es gut sei, für eine gewisse Zeit viermal am Tag die Wechselatmung zu üben. Wenn du das ausprobieren willst, dann mach mal das „Sadhana intensiv“ mit, welches wir bei Yoga Vidya in der zweiten Junihälfte haben, dort lernst du tatsächlich, viermal am Tag Wechselatmung zu üben, und du merkst wie intensiv das wirkt.

So hat er die Wechselatmung und deren Wirkungen beschrieben:

  • als eine Übung, die dich von allen körperlichen, energetischen und geistigen Beschwerden befreit hat
  • die Nadis sind gereinigt
  • du strahlst und leuchtest, du bist voller Freude
  • du bist sehr viel gesünder.

Dann sagt er: „Wenn du trotz Wechselatmung noch nicht gereinigt bist, dann übe die Kriyas. Wenn du in irgendeiner Form krank bist, wenn du irgendeines der drei Doshas - Vata, Pitta oder Kapha - zu viel hast, dann ist es wichtig, dass du die Kriyas, Reinigungsübungen übst.“

Er beschreibt die sechs Reinigungsübungen:

Er spricht über die Wirkungen und sagt auch, dass diese so wirkungsvoll sind, dass man es kaum beschreiben kann, wie wirkungsvoll es ist – also übe sie. Wer diese sechs Kriyas übt, hat sehr schnell Erfolg, wenn er Pranayama übt. Wenn du also bisher Pranayama geübt hast und noch nicht so sehr die tiefen Wirkungen gespürt hast, dann solltest du vielleicht doch erst die Kriyas üben.

Dann erwähnt er noch Gajakarani Kriya – auch das ist eine Übung, die Teil der gesamten Kriyas ist.

Danach sagt Svatmarama: „Jetzt ist Zeit, die fortgeschrittenen Pranayamas zu üben. Wird das Prana beherscht und sind die Nadis gereinigt, dann kann das Prana in die Sushumna eintreten, und dann kommst du in Samadhi, Unmani Avastha.“

Dann geht er auf die acht Kumbhakas ein, also auf die acht fortgeschrittenen Pranayamas. Diese sind:

Er beschreibt die Wirkungen und die Ausführungen.

Von all diesen Übungen gibt es natürlich sanftere und fortgeschrittene Variationen. Wenn du sie in ihren sanften Variationen kennenlernen willst, dann kannst du das zum Beispiel im Pranayama-Kurs Mittelstufe lernen. Dort habe ich diese Pranayama-Übungen so beschrieben, wie man sie mit Mittelstufen-Teilnehmern üben kann, wie du sie auch üben kannst, selbst wenn du nicht so fortgeschritten bist. Wenn du lernen willst, wie du diese Pranayamas in ihren fortgeschritten Variationen üben kannst, dann mache entweder eine Kundalini-Yoga-Intensiv-Mittelstufen-Woche mit, oder eine Kundalini-Intensiv-Praxis-Woche, oder eben das Sadhana-Intensiv. Oder mache den 8-wöchigen Kurs „Fortgeschrittenes Pranayama und Kundalini-Yoga“ als Videokurs auf unseren Internet-Seiten mit.

Ich werde jetzt nicht auf die einzelnen Pranayamas eingehen. In besonderem Maße lobt er Bhastrika, den Blasebalg – das ist die wichtigste aller fortgeschritten Pranayamas. In einem bestimmenten Stadium der Praxis kann man Bhastrika sehr häufig machen, also sehr viel häufiger als nur ein- oder zweimal am Tag. „Die Bhastrika erweckt die Kundalini. Sie beseitigt alle Beschwerden, die durch ein Übermaß an Vata, Pitta oder Kapha kommen. Bhastrika steigert Agni, das Verdauungsfeuer. Sie ist sehr angenehm, reinigt die Nadis, öffnet die Sushumna, beseitigt den Schleim am Mund der Sushumna. Bhastrika lässt die Granthis - die Knoten - öffnen, und letztlich kommt dadurch tiefe Meditation.“

Nach den acht Maha Kumbhakas, den acht großen Atemübungen, beschreibt er Kevala Kumbhaka, die vollkommene Ruhe des Atems, welche dann in die Meditation führt. „Am Ende vom Pranayama sollte man immer meditieren, den Geist von allem abziehen und so Raja Yoga erlangen.“

Er beschreibt noch die Wirkung von Pranayama und will uns so motivieren, Pranayama zu üben. Und dazu möchte auch ich dich nochmals ermutigen: Übe wirklich regelmäßig Pranayama. Die Wirkung von Pranayama kann nur in hohen Höhen gelobt werden – probiere es aus, und probiere es immer wieder aus und intensiviere die Praxis: Zum Einen, indem du sie bewusster machst, zum Zweiten indem du sie mit großer Konzentration machst, und zum Dritten indem du tatsächlich auch immer wieder mehr übst.

Video - Hatha Yoga Pradipika 2. Kapitel Zusammenfassung

Hatha Yoga Pradipika - 3. Kapitel - Einführung

Kundalini mittels Mudras lenken

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Einführung in das 3. Kapitel und Überblick

Das dritte Kapitel hat als Hauptthema Mudras. Zuvor spricht Swatmarama aber über die Kundalini, die subtile, schlafende Schlangenkraft im Menschen. Er will im 3. Kapitel beschreiben, wie du die Kundalini erweckst und sie mittels Mudras lenken kannst.

So schreibt er erst, was Kundalini ist, was das Erwachen der Kundalini bedeutet, wie du die verschiedenen Chakras öffnen kannst. Dann spricht er über die 10 Mudras, die er hauptsächlich andeutet. Ich nehme vor allem das Buch meines Meisters, den Kommentar von Swami Vishnu-devananda zur Hatha Yoga Pradipika zur Hilfe. Ich habe ihn persönlich häufig über die Yoga Pradipika sprechen hören, allerdings hat er einige Verse ausgelassen, übersprungen, weil sie Teil des roten Tantras sind und er sich selbst als Swami, als Mönch nicht darüber äußern wollte.

Zum Schluss geht es über die höchsten der Mudras und letztlich auch über die Meditation, wo er beschreibt, dass über die Mudras der Geist in tiefe Meditation fällt und so wird dann Gott verwirklicht.

Das 3. Kapitel ist das am meisten kryptisch beschriebene von allen Kapiteln. Letztlich kannst du mit den Anweisungen von Swatmarama nicht wirklich diese Praktiken üben. Ich werde es teilweise knapp erläutern, aber es gibt ja auch eine längere Videoreihe von mir, in der ich die Mudras praxisnah erläutere und dich dazu anleite. Dies findest du alles auf unseren Yoga Vidya Internetseiten. Dir sei besonders die mehrwöchigen Kurse „Pranayama Mittelstufe“ und „Fortgeschrittenes Pranayama und Kundalini Yoga“ empfohlen, wo ich genau beschreibe, welche Mudra du wann üben kannst. Natürlich lernst du das besonders im Rahmen der Yogalehrer Ausbildung oder im 9-tägigen Weiterbildungsseminar zur Hatha Yoga Pradipika.

Video - Hatha Yoga Pradipika - 3. Kapitel - Einführung

Hatha Yoga Pradipika - 3. Kapitel – Zusammenfassung

Erwecke die Kundalini um Unmani Avastha zu erreichen

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Das 3. Kapitel hat folgende Hauptthemen:

Svatmarama spricht davon, dass letztlich die Kundalini entscheidend ist für alle Yogapraktiken. Die Kundalini muss erweckt werden, um zu Samadhi zu kommen, um die höchste Erkenntnis zu bekommen, damit der Geist ruhig wird und du Unmani Avastha erreichst.

Mudras

Wie erweckst du die Kundalini? - Indem du diese 10 Mudras übst:

Er spricht einige Verse über die Maha Mudra (großartige Mudra). Sie soll helfen, dass die Energie in die Sushumna tritt und die Kundalini erwacht. Alle Mudras – so sagt er am Ende des 3. Kapitels – wollen letztlich die Kundalini erwecken.

Es gibt die Mudras, die wie eine Mudra-Reihe sind, wie Maha Bandha, Maha Veda und Shakti Shalini. Diese drei, die letztlich zusammenhängen, übt man eine nach der anderen.

Khechari Mudra erwähnt Svatmarama über viele Verse. Im 4. Kapitel sagt er ja dann, dass die Khechari Mudra auch einleitend zur Meditation geeignet ist und in Samadhi führt.

Von besonderer Wichtigkeit sind die drei Bandhas, die auch einzeln als Mudras bezeichnet werden: Uddiyana, Mula und Jalandhara Bandha. Er erwähnt auch, dass wir die Umkehrhaltung, Viparita Karani Mudra bis zu drei Stunden halten können, um uns gänzlich zu erneuern und zu regenerieren.

Die Vajroli Mudra hat noch zwei Untervariationen: Sahajoli und Amaroli. Deren genaue Bedeutung beschreibt er erst einmal von einem rot-tantrischen Aspekt aus und danach im übertragenen Sinne, was sie als spirituelle Praxis bedeuten.

Am Ende des 3. Kapitels beschreibt er nochmals, dass es wichtig ist, Kundalini zu erwecken: „Der Yogi, der sein Leben an Brahman ausrichtet, der eine gemäßigte und reine Nahrung befolgt, der kann innerhalb von 40 Tagen Vollkommenheit erlangen und die Kundalini erwecken.“ Er sagt hier also, dass es relativ schnell geht. Aber die Vorbereitungen, die ein Yogi, der Brahmacharya übt, was sowohl Enthaltsamkeit für einen gewissen Zeitraum heißen kann – hier ja 40 Tage -, aber auch ausgerichtet an Brahman, und dann die Mudras intensiv praktizieren. Also: Mudras üben!

Weiterhin sagt er, dass es gilt, die Kundalini zu erwecken und dafür Bhastrika zu praktizieren. Man muss aber auch im Yama (ethische Regeln) gefestigt sein. Ethik ist wichtig, und so können wir Zeit und Tod und alles überwinden. Dann erreicht man die Vollkommenheit, egal durch welche Mudra. Indem wir so Kundalini erwecken, kommen wir zu Raja Yoga, königlichen Vereinigung, zur Ruhe des Geistes.

Dann sagt er noch: „Man bekommt zum einen durch die Mudras, die Siddhis - außergewöhnliche Kräfte, und wir bekommen die Fähigkeit, über alle Sterblichkeit hinauszuwachsen.“

So möchte ich dich noch einmal ermutigen, auch die Mudras zu üben. Bei Yoga Vidya lehren wir insbesondere die Chakra-Mudra-Reihe sowie die Bhastrika-Mudra-Reihe – zwei Mudra-Reihen, die besonders machtvoll sind und am Ende des Pranayama nochmals viel bewirken können. Übe Pranayama, übe Mudras – dann wird die Meditation fast von selbst kommen.

Ich wünsche dir viel Inspiration. Praktiziere Hatha Yoga vom spirituellen Standpunkt aus, und du wirst tiefe Wirkung erfahren.

Video - Hatha Yoga Pradipika – 3. Kapitel - Zusammenfassung

Hatha Yoga Pradipika – 4. Kapitel - Zusammenfassung

Praktiziere Geisteskontrolle in der Asana und erlange Samadhi

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Dies ist der Abschlussvortrag der Vortragsreihe zur Hatha Yoga Padipika.

Das 4. Kapitel der Hatha Yoga Pradipika wird ja oft nur stiefmütterlich behandelt. Es geht hier um Dhyana und Samadhi.

Hatha Yoga Pradipika beleuchtet Hatha Yoga, den körperbetonten Yoga, mit der Ausrichtung auf Raja Yoga (Geisteskontrolle) und Samadhi. Das ganze 4. Kapitel beschreibt verschiedene Meditationstechniken.

Viele der Meditationstechniken, die Swami Vishnu-devananda gelehrt hat, stammen letztlich aus der Hatha Yoga Pradipika. Im 2. und 3. Kapitel gibt es schon einige Hinweise zur Meditation, zum Beispiel die Kevala-Kumbhaka-Meditation und die Ausdehnungs-Meditation, aber gerade im 4. Kapitel werden einige Techniken beschrieben, die man auch mit Mantra verbinden kann.

Svatmarama, der Autor der Hatha Yoga Pradipika, beginnt das 4. Kapitel mit den Worten: „Gegrüßt sei Shiva, der Guru. Wer sich Shiva hingibt, erreicht den vollkommenen Zustand, frei von Maya.“ Dies soll auch heißen, dass Hatha Yoga nicht nur technisch wirkt – wir brauchen auch Hingabe und Demut. Egal, wie wir Gott sehen, ist es gut, demütig zu sein.

Im 2. Vers sagt er: „Ich werde dir den vollkommenen Prozess des Samadhi erläutern, der wirklich vollendet ist. Samadhi hilft dir, Tod und Vergänglichkeit zu überwinden, führt zu ewiger Glückseligkeit und zur Vereinigung mit Brahman.“

Im 5. Vers sagt er: „Wie sich ein in Wasser gestreutes Salzkorn mit dem Wasser vermengt und Eins wird mit diesem, so ist die Vereinigung von Geist und Atman im Samadhi. Mache Prana ruhig, dann wird der Geist ruhig, dann erreichst du Samadhi, und dann kommt die Einheit von Jivatman und Paramatman.“

Er bezieht sich hier an mehreren Stellen auf das Yoga Sutra. Patanjali sagt ja im zweiten Vers des Yoga Sutra: „Yoga ist das Zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist, dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.“ Und so sagt Svatmarama: „Wenn der Geist ruhig ist, dann kommt Samadhi, dann kommt die Erfahrung der göttlichen Einheit von Jivatman und Paratman.“ Wie erreichst du die Ruhe des Geistes? Indem du Prana zur Ruhe bringst, Kundalini erweckst.

Er sagt auch, dass wir die Gnade des Gurus brauchen und Vairagya (Gleichgültigkeit gegenüber weltlichen Vergnügen). Nur so können wir die höchsten Samadhi-Zustände erreichen. So sagt er, dass nicht allein die reine Praxis ausreicht. Es braucht Hingabe, und es braucht Gnade.

Vom 10. bis zum 27. Vers sagt er mehr oder weniger: „Samadhi kommt von selbst, wenn die Kundalini erwacht.“ Übe also die Erweckung der Kundalini mit Asanas, Pranayama und Mudras, dann kommt die Meditation von selbst, dann erreichst du Samadhi.

Als nächstes spricht er über Laya Yoga. „Laya Yoga ist der Zustand der vollkommenen Ruhe des Geistes.“ Wie kommst du zu Laya Yoga? Hier gibt er jetzt einige konkrete weitere Meditationstechniken.

Shambhavi Mudra

Dies ist die Konzentration des Geistes mit einer bestimmten Augenbewegung. Er erwähnt drei Haupt-Shambhavi-Mudras:

  • Mit offenen Augen auf einen Gegenstand schauen,
  • zur Nasenspitze schauen
  • oder zum Punkt zwischen den Augenbrauen schauen.

Dies verbindet man mit verschiedenen Konzentrationsarten, und das ist dann Shambhavi Mudra, und diese Shambhavi Mudra kann zur Erweckung der Kundalini und zu Samadhi führen.

Khechari Mudra

Darüber hat er schon im 3. Kapitel gesprochen, hier erwähnt er jetzt noch einmal Khechari Mudra als Meditationstechnik: Den Kopf leicht nach hinten geben, die Zunge nach hinten und durch den Punkt zwischen den Augenbrauen nach oben schauen und den Geist nach oben ausrichten – das erweckt die Kundalini, das führt zur tiefen Einheit.

Ausdehnungs-Meditation

Akasha, sich ausdehnen in den weiten Raum. Das Individuum ist nur noch ein Topf – Bewusstsein ist unendlich.

Nada Yoga (der Yoga des Klanges)

Om - der Ur- KLang

Auch Anahata Nada Dhyana genannt, die Meditation auf den inneren Klang. Er gibt verschiedene Techniken, wie wir uns auf den inneren Klang konzentrieren können, und verschiedene Stufen, wie wir auf den inneren Klang meditieren können. Wir können es über verschiedene Chakras machen, über Shambhavi Mudra oder Yoni Mudra oder auch Khechari Mudra zur Nada-Meditionen kommen. Wir können uns auf immer subtileren Klang konzentrieren, wir können auch Yoni-Mudra oder Karna Mudra mit Nada-Meditation verbinden – irgendwann kommt aus dem Nada ein sehr subtiler Klang, irgendwann löst der sich auf, und dann folgt Laya. Über dieses innere Auflösen aller Gedanken kommt dann Samadhi.

In den letzten Versen der Hatha Yoga Pradipika schreibt Svatmarama über die Wirkung von Samadhi, Unmani Avastha, Moksha. Er sagt: „Alle Sehnsüchte des Menschen werden dann erfüllt, wenn du Moksha erreichst, Mukti erreichst, zum Jivanmukti wirst.“ „So lange du nicht diese höchste Erfahrung gemacht hast, ist alles andere nur Gerede.“

Deshalb möchte ich hier mit dem Gerede aufhören und dich motivieren: Praktiziere! Praktiziere! Praktiziere! Es ist es wert. Was sonst sollte es wert sein? Alles andere, was du in dieser physischen Welt erreichst, ist relativ und vergänglich. Höhen und Tiefen kommen, Mögen und Nicht-Mögen kann sich immer wieder verändern. Du wirst mit nichts zufrieden sein. Du hast die Sehnsucht nach dem Höchsten – folge ihr, und höre auf, dich über Kleinigkeiten aufzuregen. Höre auf, dich mit Menschen über Nichtigkeiten zu streiten. Höre auf, dir zu viel Sorgen um die Zukunft zu machen. Alle Sorgen, Streitigkeiten und Probleme sind verschwunden, wenn du Moksha erreicht hast. Es ist wert, nach Moksha zu streben. Richte dein Leben danach aus. Lebe ein sattviges Leben, ein ethisches Leben. Praktiziere Asanas, Pranayama, Mudras und Meditation, komme öfters mit anderen spirituellen Aspiranten zusammen, übe uneigennütziges Dienen. Bitte Gott um Führung und habe Ehrerbietung zu Gott und Meister, und sei dir bewusst: Hinter allem ist die höchste göttliche Wirklichkeit. So schreitest du gut voran.

Zum Abschluss dieser Vortragsreihe zur Hatha Yoga Pradipika will ich dreimal Om singen und nochmals die Hatha Yoga Pradipika Guru Parampara rezitieren und dich so vielleicht in die Praxis führen.

Video - Hatha Yoga Pradipika – 4. Kapitel - Zusammenfassung

Hatha Yoga Pradipika – Zusammenfassung

Der Drehsitz fördert auch geistige Flexibilität

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Ich habe jetzt einige Dutzend Vorträge über die Verse der Hatha Yoga Pradipika gehalten. Hier noch einmal ein paar zusammenfassende Worte zur gesamten Hatha Yoga Pradipika und dann zu den einzelnen Kapiteln.

Hatha Yoga Pradipika ist die bekannteste klassische Schrift des Yoga. Sie ist vermutlich im 14. Jahrhundert nach Christus entstanden und auf einen Yogi namens Swatmarama zurückzuführen. Dieser gilt als ein selbstverwirklichter Meister. Er heißt nicht nur Swatmarama, sondern er ist derjenige, der sein Selbst erfahren hat: Swa - (das Eigene), Atma - (Selbst), Rama - (sich daran erfreut), also ein Selbstverwirklichter. Swatmarama hat die Hatha Yoga Pradipika geschrieben. Pradipika heißt „Licht, Leuchte“ - das Licht zum Hatha Yoga.

Zum Anfang des 1. Kapitels sagt er, dass er die Hatha Yoga Pradipika geschrieben hat, um Menschen zum Raja Yoga zu führen. Das Wort Raja Yoga hat mehrere Bedeutungen. Heute kennen wir es hauptsächlich als den Yogaweg des Patanjali, als den psychologischen Yogaweg der Selbstbeherrschung. So gilt die Hatha Yoga Pradipika als Hilfsmittel, um die Selbstbeherrschung zu erlangen. Hatha Yoga Pradipika ist aber auch eine Schrift, die Raja Yoga im Sinne von „Königlicher Vereinigung“ erreichen will – Raja heißt auch „königlich“, und YogaVereinigung“. An manchen Stellen der Hatha Yoga Pradipika wird Raja Yoga gleichbedeutend mit Samadhi gebraucht. Hatha Yoga ist also ein Übungssystem, um zur Befreiung, zur Einheit zu kommen.

Hatha Yoga hat verschiedene Wurzeln

Man kann Hatha Yoga üben

Swatmarama geht auch auf all diese Wirkungen ein. Aber besonders wichtig – so sagt er – ist die Übung von Hatha Yoga, um zur Selbstverwirklichung zu kommen, zu Moksha, zur Befreiung.

Wie kommen wir zu Moksha

Wie kommen wir dorthin? „Durch üben“, sagt Swatmarama. Es gilt zu üben, nicht so viel zu reden oder zu überlegen, nicht so sehr auf Kleidung zu achten – es gilt zu praktizieren. Was gilt es zu praktizieren? Zunächst gibt es vorbereitende Praktiken. Dies sind Yamas und Niyamas, also eine bestimmte Ethik und eine bestimmte persönliche Disziplin. Swatmarama erwähnt die fünf Yamas von Patanjali:

  • Ahimsa – nicht verletzen
  • Satya – Wahrhaftigkeit - ist ein besonders wichtiger Vers. Es gilt auch, ehrlich und offen zu sein.
  • Aparigraha – die Abwesenheit von Gier, Unbestechlichkeit
  • Brahmacharya – Vermeidung von sexuellem Fehlverhalten
  • Asteya – nicht stehlen

Swatmarama erzählt dann auch noch etwas über die persönliche Disziplin, er schließt aber auch uneigennützige Nächstenliebe, Mitgefühl, Erfüllen seiner Pflichten und das Beschäftigen mit spirituellen Schriften in die Yamas und Nyamas mit ein. Von besonderer Wichtigkeit ist ihm, dass man nicht so viel schwätzt und Klatschgeschichten erzählt, dass man keine schlechte Gesellschaft pflegt, dass man also darauf achtet, wie man mit anderen umgeht. Auch die Ernährung ist ihm besonders wichtig:

Richtige Ernährung eine der Säulen im Hatha Yoga

Weiterhin sagt Swatmarama, dass Hatha Yoga Weltanschauungs-übergreifend ist. Du musst keiner besonderen Glaubensrichtung angehören.

Praktiziere Asanas, Pranayama, Kriyas und Mudras

Prana in Balance ergibt einen ruhigen Geist

Dann gilt es zu praktizieren.

Im 1. Kapitel erwähnt Swatmarama das Üben von Asanas.

Im 2. Kapitel erwähnt er, dass Prana und Geist eng zusammenhängen. Daher gilt es, Prana - die Lebensenergien - zu steuern. Wie können wir die Lebensenergien steuern? Indem wir Pranayama - Atemübungen - üben. Er erwähnt hier zunächst Nadi Shodana, die Reinigungsübungen für die Nadis. Die Nadis müssen gereinigt werden, weil nur dann die eigentlichen Pranayamas gut wirken.

Danach spricht er über die Kriyas, die körperlichen Reinigungstechniken – in der Sprache der Naturheilkunde also die ausleitenden Verfahren. Er erwähnt die sechs Hauptkriyas und dann noch eine zusätzliche Kriya.

Danach sagt er, wer mit seinen Doshas - Bioenergien - in Harmonie ist, diese also in Prakriti sind, dann braucht man die Kriyas nicht. Wer jedoch Unruhe in den Doshas hat oder krank ist, oder auch träge oder verschleimt ist, der solle die Kriyas machen. Er hat aber auch einen Trost für diejenigen, die Kriyas nicht mögen: Man kann auch alle Unreinheiten allein durch Pranayama beseitigen!

So empfiehlt er Pranayama, er erwähnt die acht sog. Maha Kumbhakas - große Weisen, die Luft anzuhalten -, also die acht Übungen des Pranayama. Er erklärt ihre Wirkungen und sagt: „Übe Pranayama. So wird dein Prana ruhig. Ist dein Prana ruhig, dann ist auch dein Geist ruhig, dann kannst du meditieren.“

Hauptthema des 3. Kapitels der Hatha Yoga Pradibika sind Kundalini und Mudra. Durch die Erweckung der Kundalini ist Meditation und Samadhi möglich. Es gilt, die Kundalini zu erwecken. Aber um die Kundalini zu erwecken, muss man zuerst einen starken Körper haben (durch Asanas). Es gilt die Nadis zu reinigen (durch Asanas, richtige Ernährung, Ethik und Pranayama). Wenn man das geübt hat, ist man für die Mudras bereit. Er erwähnt dann die 10 Hauptmudras und sagt, wie wir mit ihnen üben können. Am Ende des Kapitels sagt er dann: „Wenn du durch die Übung der Mudras die Kundalini erweckt hast, dann kommt Samadhi fast von selbst.“

Hier sind wir schon im 4. Kapitel. Dieses hat als Thema „Dhyana und Samadhi“. Svatmarama sagt: „Letztlich geht es im Hatha Yoga darum, den Geist zur Ruhe zu bringen, ins Überbewusstsein zu kommen und dann Mukhti (Befreiung) zu erreichen.“

Wenn Kundalini erwacht führt sie dich zu Samadhi

Kundalini führt dich in Meditation und zu Samadhi

Wie geht das?

Zum einen: Ist die Kundalini erwacht, dann führt sie einen von selbst zu Samadhi. Er stellt aber auch spezielle Meditationstechniken vor, insbesondere Shambhavi Mudra, auch Khechari Mudra kann in die Meditation und Samadhi führen. Von besonderer Wichtigkeit für ihn ist Laya Yoga - der Yoga der Auflösung - und Nada Yoga - der Yoga des Klanges -. Er empfiehlt insbesondere Anahata Nada Dhyana, die Meditation über den inneren Klang. Er verbringt viele Verse damit, uns verschiedene Formen von Anahata Nada Dhyana nahezulegen.

Zum Abschluss dieses Kapitels beschreibt er die Wirkungen: Was geschieht, wenn du über eine der Meditationstechniken den Geist in Laya - vollkommene Ruhe - gebracht hast? - Du erreichst Samadhi, du erreichst Mukti - die Befreiung -, und du wirst zum Jivanmukta, zum lebendig Befreiten. Dann hast du alle Ziele deiner Bestrebungen erlangt – alle Sehnsüchte des Menschen gehen letztlich in Richtung Samadhi. So ermutigt er uns, zum höchsten Samadhi zu kommen.

An ein paar Stellen hat Swatmarama ein paar kleine Seitenhiebe gegenüber Menschen, die es sich zu einfach machen. Er sagt: Einfach nur ein paar Worte über Vedanta zu sagen – das reicht nicht aus. Nur ein bisschen überlegen, um zur Erkenntnis zu kommen – das reicht nicht aus. Es muss lebendige Erfahrung sein. Nur jemand, der Samadhi erfahren hat, nur der kann auch Dhyana haben. Und nur wer Samadhi erfahren hat, hat vollkommenes Bhakti, letzlich: Hingabe, Wissen, Samadhi und vollkommene Freiheit - alle bedingen einander. Es gilt zu praktizieren.

Dazu will uns Svatmarama immer wieder ermutigen: praktiziere, praktiziere, praktiziere!

Er weiß, dass es nicht nur Menschen gibt, die Erleuchtung erlangen wollen. Deshalb lockt er mit Versprechen: Mit Hatha Yoga Übungen kann man auch Krankheiten heilen. Man kann seine Doshas wieder in ihr natürliches Gleichgewicht bringen. Man kann Agni, das Verdauungsfeuer, erhöhen. Man kann alle Amas - Blockaden, Verspannungen und Stoffwechselprodukte und Schlacken - beseitigen. Wir können einen gesunden und schlanken Körper haben und jugendlich sein. Es gilt, Asanas, Pranayama, Mudras und die Kriyas zu praktizieren. Er macht uns den Mund wässrig und will uns letztlich motivieren, indem er auch an einigen Stellen sagt, dass durch die Hatha Yoga Übungen die sexuelle Anziehungskraft steigt. Er sagt aber natürlich auch, dass Brahmacharya wichtig ist – er spielt damit ein bisschen.

An manchen Stellen will er uns auch etwas vor den Kopf schlagen. Manchmal gebraucht er eine anzügliche Sprache, oder er sagt Dinge, die offensichtlich nicht so schön sind, löst dies aber dann ein paar Verse später auf. Dies ist ein Zeichen dafür, dass ein Lehrer seine Schüler auch auf die Probe stellen muss.

Er sagt an einigen Stellen auch, dass wir Siddhis - außergewöhnliche Fähigkeiten - erreichen können, zum Beispiel ganz klein oder ganz groß zu werden, auf Astralreise zu gehen und vieles andere. Indem er darüber spricht will er uns etwas ködern.

Er verspricht uns auch Ruhe des Geistes. „Menschen versuchen ihren Geist zu beruhigen – aber durch Hatha Yoga erreichst du es wirklich.“ Er spricht davon, dass wir große Kräfte und geistige Stärke bekommen. „Indem wir auf diese Weise unseren Geist und unser Prana beruhigen, brauchen wir uns über nichts mehr aufzuregen. Ein Yogi, der einen gewissen Grad erreicht hat, wird unabhängig davon, was andere Menschen über ihn denken und sagen und mit ihm tun. Er wird unabhängig von allem Karma und nicht mehr beeinflusst von den Höhen und Tiefen des Lebens.“ Die Bhagavad Gita würde sagen: Ein Yogi kennt nachher sein Karma.

„Er tut, was zu tun ist, aber er ist nicht mehr gezwungen, ist nicht mehr besessen von etwas – sondern er ist frei - Moksha, Mukti -. Darum geht es, und das kannst du erreichen – praktiziere, praktiziere, praktiziere. Das ist das Geheimnis des Erfolges. Egal ob du jung, alt oder sehr alt bist, ob du gesund, kränklich oder krank bist, ob du flexibel bist oder steif: Egal, was dein geistiger, körperlicher oder energetischer Zustand ist – mit regelmäßiger Praxis von Hatha Yoga kannst du Erfolg haben.“

Das sagt uns Swatmarama immer wieder: „Darüber besteht kein Zweifel, also übe und praktiziere.“

Hari Om Tat Sat

Om Shanti Shanti Shanti

Video - Hatha Yoga Pradipika – Zusammenfassung

Abschlussvers Hatha Yoga Pradipika

Reden ohne Erfahrung der Einheit ist Geplapper

Solange die Gottverwirklichung nicht erreicht ist, ist alles Reden darüber nur eitles Geschwätz

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Kommentar zum letzten Vers der Hatha Yoga Pradipika, 4. Kapitel, 114. Vers

Svatmarama sagt:

Solange das Prana nicht in die Sushumna gelangt und Brahmarandhra durchstößt, solange Bindu nicht fest wird durch das Kontrollieren des Prana, solange Chitta, der Geist, nicht mit dem Objekt, auf das meditiert wird, Brahman, verschmiltzt, solange sind jene, die über Yoga und Dhyana sprechen, nichts als eitle Schwätzer und törrichte Menschen.

Hier will uns also Svatmarama sagen: Alles Reden über Yoga, alles Reden über Meditation ist letztlich Geplapper. Es gilt Samadhi zu erlangen. Und was heißt, Samadhi zu erlangen? Das heißt, das Prana in die Sushumna eintritt, also in den mittleren Kanal und es geht darum, dass es dann zu Brahmarandhra (praviśati) geht, also zum höchsten Energiekanal. Es gilt, dass dieser Lebensatem letztlich über madhya-mārge, den mittleren Pfad nach oben geht, in praviśati, ins Sahasrara Chakra und damit in die Öffnung zu Brahman und dann muss man letztlich zum binduḥ kommen, also zum Samen von allem. So muss prāṇa-vāta, der Lebenshauch muss beherrscht werden prabandhāt, er muss beherrscht werden. Dann folgt dhyana, dann folgt die Meditation. Dann folgt letztlich sahaja, der angeborene natürliche Zustand. Den gilt es, zu erlangen, indem eben der Geist verschmiltzt mit dem höchsten Prinzip, mit dem höchsten tattvaṃ. Wenn dieses nicht erlangt ist, dann ist, wenn jemand über jnanaṃ spricht, über Erkenntnis spricht, dann ist das letztlich wie Heuchelei und Geschwätz.

Hier wendet sich Svatmarama nochmal mit vehementen Worten dagegen, das Menschen sagen, einfach nur zu überlegen: „Wer bin ich?“ und einfach nur zu sagen „Aham Brahmasmi“ bringt gar nichts. Nur zu sagen: „Ich erkenne das höchste Selbst, indem ich darüber nachdenke.“ ist letztlich Geplapper und Heuchelei.

Auf eine gewisse Weise wendet er sich ein bisschen gegen die Vedantins, die einfach sagen: „Frag wer bin ich, erkenn dein Selbst und sei frei!“ die nur sagen, dass das nur Worte sind. Ja, man kann durch Vedanta auch die Gottverwirklichung erreichen. Aber nicht, wenn es nur Worte sind und nicht, wenn es nur Behauptungen sind. Jnana ist dann erreicht, wenn auch Prana in die Sushumna geht und wenn der Geist in Brahmarandhra eingeht und wenn Brahman verwirklicht ist. Letztlich muss Jnana zur Verwirklichung führen und so kann man sagen: Vedanta und Jnana Yoga muss auch zur Erweckung der Kundalini führen und zu Nirvikalpa Samadhi. Nur dann ist es Freiheit. Ansonsten ist es Heuchelei und Plapperei.

Umgekehrt: Hatha Yoga Übungen zu üben und einfach nur zu schauen, ob man dadurch schön wird oder ob man es besser übt, als andere, ist auch unsinniges Tun. Nur dann, wenn wir über intensive Praxis, Verhaftungslosigkeit und uneigennütziges Dienen und durch intensives Leben unseres Dharmas und dabei verhaftungslose Praxis und Gottesverehrung unseren Geist zur Ruhe bringen und die Kundalini erwecken und dann das höchste Chrakra aktivieren, dann erreichen wir Nirvikalpa Samadhi. Erst dann, wenn wir Nirvikalpa Samadhi erreicht haben, dann ist das Ziel des Lebens erfüllt. Bis dahin sollte man demütig sein.

Svatmarama sagt ja an einigen Stellen, Übung ist wichtig. Es ist nicht so wichtig, welche Weltanschauung wir haben. Es ist nicht so wichtig, welchen religiösen, spirituellen Hintergrund wir haben oder nicht haben und es ist nicht so wichtig, über so vieles nachzudenken. Wichtig ist die Praxis. Übung macht den Meister, die Meisterin. So sagt er es ja am Ende des ersten Kapitels. Er sagt auch: Übe mit der richtigen Einstellung, Ehrerbietung gegenüber dem Göttlichen, Ehrerbietung gegenüber der Tradition selbst, Ehrerbietung gegenüber den Meistern des Yoga. Das ist wichtig. Dann übe, so gut du kannst und indem du systematisch übst, kommst du irgendwann zur Verwirklichung. Dann löst sich alles andere auf. Also strebe, praktiziere, übe. Übung macht den Meister, Übung macht die Meisterin. Das Streben nach Vollkommenheit ist das einzige Streben, das es wirklich wert ist. Alles andere ist nur relativ.

Hari Om Tat Sat
iti hatha yoga pradipikayam samadhi lakshanam nama chaturthopadeshah
Das war das 4. Kapitel der Hatha Yoga Pradipika
HARI OM TAT SAT
OM OM OM
om sarva-maṅgala-māṅgalye
śive sarvārtha-sādhike
śaraṇye tryambake gauri
nārāyaṇi namo'stu te

Om Shanti Shanti Shanti
Om Frieden Frieden Frieden
Om Bolo Sadguru Sivananda Maharaj Ji Ki Jay
Om Bolo Shri Guru Vishnu-devananda Maharaj Ji Ki Jay

Das war also der Abschlussvers der Hatha Yoga Pradipika. Ich werde bei den nächsten Vorträgen im Rahmen der Yoga-Vidya-Schulung nochmals die 4 Kapitel der Hatha Yoga Pradipika zusammenfassen und die Hatha Yoga Pradipika als Ganzes. Du kannst dich also noch auf ein paar Verse zur Hatha Yoga Pradipika freuen bzw. auf ein paar Vorträge zur Hatha Yoga Pradipika.

Alles Gute bis zum nächsten Mal und wenn dir dieser Vortrag gefallen hat, dann klicke jetzt auf „Gefällt mir“ oder Daumen hoch, noch besser: Schreibe einen Kommentar oder teile den Link zur Sendung. Danke Dir!

Video - Reden ohne Erfahren der Einheit ist Geplapper

Videos - Swami Atma - What is Hatha Yoga Pradipika

Swami Atma - Hatha Yoga Pradipika - Chapter I - Asanas

Die Hathapradipika - so der ursprüngliche Name - beschreibt die Techniken des Hatha Yoga, die Reinigungen des physischen und subtilen Körpers, sowie deren Auswirkungen. Sie ist je nach Ausgabe in vier oder zehn Kapitel gegliedert und besteht aus 643 Versen. Obwohl der Hatha Yoga und der Kundalini Yoga beschrieben werden, betont der Autor wiederholt, dass der Raja Yoga sehr wichtig sei:

Kein Erfolg in Raja Yoga ohne Hatha Yoga und kein Erfolg in Hatha Yoga ohne Raja Yoga! Deshalb soll beides gut bis zum Ende geübt werden. Hpr. II,76

Die Hathapradipika ist stark vom Gorakshashataka beeinflußt.

Die Hathapradipika beginnt damit, dass Shiva der Verkünder des Hatha Yogas ist, wobei ausdrücklich betont wird: der Hatha Yoga ist lediglich eine Vorstufe des Raja Yoga. Der Autor Svatmarama stellt sich in die Reihe seiner Vorgänger Matsyendra und Goraksha, die etwa 500 Jahre vor ihm gewirkt hatten.

Nach der Einleitung werden die Voraussetzungen für den Hatha Yogin beschrieben, wie die ethischen Vorlagen oder die Essvorschriften. Das Hauptmerk des ersten Kapitels gilt den Asanas, wobei 15 ausführlich beschrieben werden.

Swami Atma - Hatha Yoga Pradipika - Chapter II - Pranayama

Das zweite Kapitel befasst sich mit den Shatkriyas und mit Pranayama.

Swami Atma - Hatha Yoga Pradipika - Chapter III - Mudras

Im dritten Kapitel wird die Kundalini behandelt, dann mehrere Bandhas und Mudras, darunter auch sexuelle Praktiken, die aber in einigen Ausgaben weggelassen werden.

Swami Atma - Hatha Yoga Pradipika - Chapter IV - Samadhi

Das letzte Kapitel befasst sich schließlich mit Samadhi.

Hathapradipika 3. Kapitel - Mudras und Bandhas

In Vers 2 wird die Wichtigkeit eines Gurus betont. Es ist wichtig seinen Instruktionen mit Hingabe zu folgen, wenn man den Weg allein (nur aus Büchern) gehen möchte, kann man sich in Aberglauben und Verwirrung verlieren.

Vers 3: Wenn Prana in der Sushumna fließt, wird der Geist frei von Bewegungen und man identifiziert sich mit dem wahren Selbst. Man erlangt Unsterblichkeit, deswegen wird der Tod abgewehrt. Ab hier werden Mudras erklärt. Ein Mudra (Siegel) ist eine spezielle Körperhaltung, welche verschiedene Öffnungen verschließen und die durch Asanas und Pranayama produzierte Energie in die verschiedenen Zentren lenkt und bestimmte Geisteszustände oder –haltungen hervorruft; sie dienen zur Erweckung der Chakras und Anregung der Kundalini-Energie. Mudras können separat oder zusammen mit Asanas und Pranayama praktiziert werden.

Bandhas sind spezielle Mudras (siehe Vers 6) – Verschlüsse. Sie blockieren den Energiefluss in eine bestimmte Richtung oder in bestimmten Nadis. Hier beinhalten sie aber noch bestimmte Konzentrationen oder Kombinationen (von Bandhas), die sie zum Mudra machen.

In Vers 6 und 7 werden die 10 Mudras aufgezählt:

Balkenwaage
  1. Maha Mudra
  2. Maha Bandha
  3. Maha Vedha
  4. Khechari Mudra
  5. Uddiyana Bandha
  6. Mula Bandha
  7. Jalandhara Bandha
  8. Viparita Karani Mudra
  9. Vajroli
  10. Shakti Chalini

Sie sind Vernichter von Alter und Tod – oder besser die Furcht vor diesen, den physischen Körper betreffenden Effekten – aber auch Hinweis auf Siddhas, die jenseits der physischen Ebene existieren, sich aber manifestieren können (z.B. Babaji oder Narada).

Vers 8: Mudras verleihen die acht Siddhis – diese werden auch hier als Hindernis oder Gefahr gesehen – gibt man der Versuchung nach, sie zu nutzen, wird das Prana ausgegeben und sie verschwinden wieder, man fällt zurück in den Abgrund und muss von neuem beginnen.

Die Mudras sind eigentlich recht einfach, man sollte aber nicht sofort anfangen, sie zu praktizieren – wenn die Nadis und besonders die Sushumna gereinigt sind, spürt man sofort die Wirkung des Mudras; sonst kann man den ganzen Tag üben, ohne Effekt (und man denkt, die Techniken sind wirkungslos). Vorbereitung und Reinigung mit Asanas und Pranayama ist also notwendig.

Verse 10-18 erklären das Maha Mudra:

  • Atem durch die Sushumna ziehen = Prana in die Sushumna bringen durch Kumbhaka
  • es beinhaltet Asana, Kumbhaka, Mudra und Bandha, dass macht es energetisch sehr wirkungsvoll und es kann direkt in Meditation führen
  • wird wegen seiner großartigen Wirkungen das größte Mudra (Maha Mudra) genannt

Verse 19-24: Maha Bandha – in Siddhasana/Siddha Yoni Asana – auf beiden Seiten

  • stoppt die Aufwärtsbewegung des Pranas in Ida/Pingala, nicht aber in der Sushumna
  • wird hier nach der Einatmung (mit Jalandhara und Mula Bandha + Shambhavi Mudra) beschrieben, es kann aber auch mit leeren Lungen (mit Jalandhara, Uddiyana und Mula Bandha) ausgeführt werden (siehe Verse 74-76)

Vers 25: Maha Mudra und Maha Bandha bleiben wertlos ohne Maha Vedha.

Verse 26-31: Maha Vedha

  • in Maha Bandha Gesäß heben und senken (wird bei uns manchmal als Shakti Chalini bezeichnet, siehe weiter unten)
  • Prana verläßt Ida/Pingala und fließt durch die Sushumna

Verse 32-54: Khechari Mudra

  • Khechari – Geist und Zunge verweilen in dieser Zeit im Akasha
  • Swami Vishnu warnt vor der klassischen Form (Zungenbändchen durchtrennen) – kein sattwiges Sadhana und nicht notwendig
  • jedoch widmet die HYP Khechari den meisten Raum und sagt, es ist das wichtigste der Mudras (Vers 54)
  • das Schneiden des Zungenbändchen ruft bei vielen Unverständnis oder Abscheu hervor – aber es gibt auch Menschen, die sich die Zunge piercen
  • wir nutzen eine abgewandelte Form: Kopf nach hinten legen, Zungenspitze am Gaumen weit nach hinten geben, mit geschlossenen oder leicht geöffneten Augen durch den Punkt zwischen den Augenbrauen senkrecht nach oben schauen (Geist wandert/verweilt im Himmel/Akasha)
  • Bandhas sind Verschlüsse die durch die Kontraktion bestimmter Muskeln gesetzt werden, dadurch wird die Energie in bestimmten Zentren angesammelt und gehalten

Verse 55-60: Uddiyana Bandha

  • Uddiyana = Fliegen – Prana fliegt unausgesetzt durch die Sushumna (Vers 56)
  • Bauchorgane werden nach innen und oben gezogen, dadurch entsteht ein Aufwärtsfließen der Energie
  • Kann stehend oder sitzend ausgeführt werden
  • Kann den natürlichen Degenerations- und Alterungsprozeß verlangsamen (Verse 58-59)
  • Das wichtigste Bandha (Vers 60)

Verse 61-69: Mula Bandha

  • Bevorzugte Sitzhaltung: Siddhasana (Mann) bzw. Siddha Yoni Asana (Frau)
  • Anspannen der Muskeln im Perineum (Mann) bzw. Muttermund/Gebärmutterhals (Frau), nicht die Muskeln im Geschlechts- bzw. Anusbereich
  • Verhindert, daß Apana (eine der fünf Prana-Vayus - Energieströme) nach unten entweicht – Apana ist sehr wertvoll, es kann nur mühsam erzeugt werden

Verse 70-73: Jalandhara Bandha

  • Bevorzugte Sitzhaltung: Siddhasana (Mann) bzw. Siddha Yoni Asana (Frau)
  • Kinn wird zur Brust (besser zu den Schlüsselbeinen gebracht) – berührt die Brust
  • Verhindert, daß Prana (als eine der fünf Vayus des Pranas) über Vishudda aufsteigt
  • Energie kann nicht mehr in Ida/Pingala zwischen Körper und Kopf fließen und wird angeregt, in der Sushumna zu fließen
  • Kombination von Mula und Jalandhara Bandha zwingen Prana und Apana zur Vereinigung im Manipura Chakra _ dient zur Erweckung dieses Chakras (sehr wichtig, ist Kundalini über Manipura aufgestiegen, kann sie nicht mehr zu Muladhara zurück)
  • Am Besten Kombination aller drei Bandhas (Mahabandha) – Aktivierung der Sushumna

Verse 79-82 Viparita Karani Mudra

Kamel Skorpion Frau Meer.jpg
  • kein voller Schulterstand!! Prana fließt weiter durch den Hals, anstrengungslos!!
  • Sonne und Mond wechseln ihre Plätze --> Sonne (Feuer) vom Bauch steigt zu Muladhara und weckt Kundalini; Mond (Nektar) bleibt im Kopf
  • normalerweise tropft der Nektar ins Feuer und verbrennt

Verse 83-103: beschreiben Praktiken des roten Tantra: Vajroli, Sahajoli und Amaroli – laut HYP-Übersetzung werden diese Übungen bei sattwigem Sadhana nicht berücksichtigt (Swami Atma meinte, daß Swami Vishnu diese Verse eher aus Zeitgründen ausgelassen hat)

  • es ist letztlich nicht wichtig, alle Mudras zu praktizieren, die den Nektar bewahren – eine reicht asu (z.B. Viparita Karani Mudra)

Verse 104-111: Beschreibung der Kundalini

Vers 107: Kundalini kann sowohl als Mittel zur Befreiung (Yogi) als auch zur Ausbeutung anderer (stärkere Bindung) genutzt werden

Verse 108-110: Ganga – Ida, Yamuna – Pingala, Saraswati (unterirdischer Fluss) – Sushumna; Kundalini als Witwe – von Gatten Siva getrennt

Verse 112-118: Shakti Chalini – Kundalini am Schwanz packen und schütteln

  • eher mentaler Prozess – Visualisierung der Bewegung der Kundalini Shakti
  • bei Yoga Vidya (wahrscheinlich nicht korrekt): als eigenes Mudra (eher Variante von Maha Vedha) oder auch während Bhastrika (bei Antar Kumbhaka mit Uddiyana Bandha) möglich

Verse 119-120: tägliche Praxis erforderlich (nicht nur darüber sprechen)

Vers 127: Übungen sollen mit konzentriertem, nicht wanderndem Geist ausgeführt werden

  • Vers 128: jedes der Mudras kann Vollkommenheit schenken – es ist nicht notwendig, alle zu praktizieren  um ein Haus zu betreten, brauch man nur durch eine Tür gehen (ein Mudra auswählen und perfektionieren)

Wirkungen, Übersetzungen

Swami Yogaswarupananda immer voller Freude

Da die Hathapradipika sehr früh ins Englische übersetzt wurde und bald danach auch ins Deutsche, ist sie nach dem Yogasutra das bekannteste klassische Yogabuch, wird deswegen aber auch in seiner Bedeutung überschätzt und oft - nicht ganz korrekt - als "Hauptwerk" des Hatha Yoga bezeichnet.

Die Hathapradipika war auch in Indien gut bekannt und übte starken Einfluss auf spätere Yogawerke aus, so auf die Gherandasamhita oder die Shiva Samhita. Der bekannteste Kommentar zur Hathapradipika ist die Jyotsna von Brahmananda, die in der zweiten Hälfte des 19. Jh. verfasst wurde.

Weiterführende Informationen zur Hathapradipika

Hier einige Links mit weiteren Infos zur Hatha Yoga Pradipika, auch Hathapradipika genannt:

Audio und Videovorträge von Sukadev Bretz zur Hatha Yoga Pradipika

Hier findest du Links zu Videos und Audios zu allen Versen der Hatha Yoga Pradipika:

Hatha Yoga Pradipika 1. Kapitel

Hatha Yoga Pradipika 2. Kapitel

Hatha Yoga Pradipika 3. Kapitel

Hatha Yoga Pradipika 4. Kapitel

Zusammenfassungen der Hatha Yoga Pradipika

Hatha Yoga Pradipika - Quintessenz

Mit Hatha Yoga zur Gottverwirklichung kommen

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Dies ist ein Vortrag für Menschen die die Hatha Yoga Pradipika kennen und noch einmal eine Kurzusammenfassung haben wollen.

Hatha Yoga Pradipika, wörtlich, Licht auf Hatha Yoga oder Leuchte des Hatha Yoga ist ein Text der vermutlich aus dem 13./14. Jahrhundert nach Christus stammt, geschrieben wurde vom einem Yogi Namens Swatmarama. Swatmarama ist in der alten Yogameister Tradition die durch die intensive Praxis des Hatha Yoga die Gottverwirklichung erreicht haben. Swatmarama beginnt Gott zu grüßen, Shiva die Ehrerbietung zu erweisen, eben zu sagen, er will Hatha Yoga lehren um den Menschen zur Gottverwirklichung zu verhelfen.

Die Hatha Yoga Pradipika ist ein Text der Hatha Yoga lehrt um zur Erleuchtung zu kommen, zur Gottverwirklichung.

Im ersten Kapitel beschreibt Swatmarama die Lebensweise eines Yogis und die Yamas und die Niyamas, die Ethik eines Yogis. Und er beschreibt wie die Ernährung eines Yogis ist, wie er lebt, wohnt usw. Im ersten Kapitel beschreibt er auch Asanas, die Yogastellungen.

Im zweiten Kapitel der Hatha Yoga Padipika beschreibt Swatmarama, Pranayama, die Lebensenergie. Und er sagt um die Kontrolle des Geistes zu erlangen muss man die Lebensenergie, Prana, kontrollieren. Wenn du Samadhi erreichen willst, die Erleuchtung, musst du deinen Geist kontrollieren. Um den Geist kontrollieren zu können, kontrolliere die Lebensenergie. Um die Lebensenergie zu kontrollieren, praktiziere Pranayama. Und so geht es im zweiten Kapitel um Pranayama, die Atemübungen. Swatmarama empfiehlt auch Kriyas, auch Karmas genannt, er spricht von den Shatkriyas, von den Shatkarmas, den Reinigungsübungen. Er sagt, Pranayama wirkt besser und schneller wenn du Kriyas Reinigungsübungen machst. Dann beschreibt er die sechs Reinigungsübungen, er beschreibt die Wechselatmung und er beschreibt dann die Asthakumbhakas auch als Maha Kumbhakas bezeichnet. Also Surya Bheda, Ujjayi, Shitali, Sitkari, Bhramari, Bhastrika, Murccha, Plavini. Er beschreibt zum einen eine intensive Praxis, vier Mal am Tag Pranayama und er beschreibt auch wie du die einzelnen Pranayamas im Alltag nutzen kannst. Die Hatha Yoga Pradipika ist sowohl gut für eine Zeit von Intensiv Praxis, als auch zur Inspiration für deine tägliche einstündige Hatha Yoga Praxis.

Im dritten Kapitel der Hatha Yoga Pradipika geht Swatmarama ein auf Kundalini. Er beschreibt das du die Kundalini erwecken musst, um schließlich in höhere Bewusstseinsebenen zu kommen. Und er sagt wenn die Kundalini erwacht, dann erreichst du das Ziel des Lebens. Um die Kundalini zu erwecken, gilt es sich vorzubereiten mit den Yamas und Niyamas, mit gesunder Ernährung. Es gilt den Körper stark genug zu machen mit den Asanas. Es gilt die Nadis zu reinigen mit Pranayama, und dann kann man die Kundalini erwecken, mit den Fortgeschrittenen Pranayamas und mit den Mudras. Mudras sind für Swatmarama kombinierte Energielenkungs- und Erweckungunsübungen. Besonders wichtig sind dort:

Wenn du diese regelmäßig praktizierst kommst du schließlich zu Kechari Mudra du Shambavi Mudra, welche dich schließlich zur Erleuchtung führen werden. Swatmarama beschreibt auch Übungen die man auch zum roten Tantra zählen könnte:

Die man aber auch nennen kann als Übungen, um das sogenannte Apana Vayu umzudrehen, um damit die Kundalini zu aktivieren und die Energie in die höheren Chakras zu bringen.

Das vierte Kapitel der Hatha Yoga Pradipika behandelt Meditationstechniken als Mittel für Samadhi. Swatmarama gibt verschiedene Meditationen, er beschreibt auch wie:

zur Meditation führen können. Er beschreibt insbesondere den Anahata Nada, also den inneren Klang. Er beschreibt Formen der Meditationstechniken die zügig in Samadhi führen. Er beschreibt die Wirkung von Samadhi und sagt das du mit Samadhi über alles Begrenzte hinaus kommen kannst.

Swatmarama schließt damit das er sagt: Ein Gramm Praxis besser als Tonnen von Theorie. Er sagt es nicht in diesen Worten aber er sagt: Solange das Prana nicht aktiviert ist, solange die Kundalini nicht erweckt ist, solange der Geist nicht ruhig ist und Bewusstsein in Samadhi, sind alle Menschen die von Brahman, Atman und Verwirklichung sprechen, nichts als eitle Schwätzer. So sagt Swatmarama: Praktiziere und Übe! Alleiniges reden und lesen und nachdenken reicht nicht aus. Über intensive Praxis reinigst du den Körper, reinigst du dein Prana, aktivierst du Prana, reinigst die Nadis, öffnest die Chakras, bringst das Prana in die Sushumna, erweckst die Kundalini. Dann mit den geeigneten Meditationstechniken kommst du in Samadhi und Samadhi führt dich zu Moksha zur Befreiung.

Wenn du Hatha Yoga intensiv lernen willst, wie es Swatmarama in der Hatha Yoga Pradipika beschreibt, dann mache doch mal das Sadhana intensiv mit. Zwei Wochen intensiver Praxis, die werden bei Yoga Vidya Bad Meinberg meistens in der zweiten Junihälfte angeboten. Oder mach mal eine Kundalini intensiv Woche mit, letztlich unser Kundalini Yoga ist stark geprägt von den Lehren von Swatmarama in der Hatha Yoga Pradipika. Alles findest du auf den Yoga Vidya Internetseiten.

Video - Hatha Yoga Pradipika - Quintessenz

Weblinks

Pranayama

Siehe auch

Literatur

  • Swami Svâtmârâma: Hatha-Yoga Pradipikâ. Neuenkirchen: Phänomen-Verlag (2007). ISBN 978-3-933321-61-9. (Aus dem Sanskrit übersetzt von Hermann Walter, 1893).
  • Swatmarama: Hatha Yoga Pradipika. München: Sivananda Yoga Vedanta Zentrum (1987). (Kommentare von Brahmananda und Swami Vishnu-devananda).

Videos zu Hathayogapradipika

Seminare

Jahresgruppe Sanskrit - Lektüre Hatha Yoga Pradipika (Teil 2)

15.01.2025 - 03.12.2025 - Lektüre Hatha Yoga Pradipika - online Kursreihe

Die HATHA YOGA PRADIPIKA ist wohl der bekannteste und beliebteste Text zur Praxis und Philosophie des Hatha Yoga. In vier Kapiteln …
Dr phil Oliver Hahn

Jnana Yoga, Philosophie Jnana Yoga, Philosophie

01.01.2025 - 10.01.2025 Yogalehrer Weiterbildung Intensiv A1 - Jnana Yoga und Vedanta
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Vedamurti Dr Olaf Schönert, Tara Devi Anja Schiebold
15.01.2025 - 03.12.2025 Jahresgruppe Sanskrit - Lektüre der HATHA YOGA PRADIPIKA - Online
Termine: 15.01., 29.01., 12.02., 26.02.,12.03., 26.03., 09.04., 23.04., 07.05., 21.05., 04.06., 18.06., 02.07., 16.07., 30.07., 10.09., 24.09., 08.10., 22.10., 05.11., 19.11., 03.12.2025

Dr phil Oliver Hahn

Indische Schriften

27.12.2024 - 03.01.2025 Indische Rituale Ausbildung
Du interessierst dich für indische Rituale? Du hast die einzigartige Gelegenheit, in dieser Rituale Ausbildung bei Yoga Vidya die kleine Puja, große Puja, Agnihotra, Homa, Yajna, Arati kennenzulernen…
Nada Gambiroza-Schipper, Prof Dr Catharina Kiehnle, Shivapriya Grubert
01.01.2025 - 10.01.2025 Yogalehrer Weiterbildung Intensiv A1 - Jnana Yoga und Vedanta
Kompakte, vielseitige Weiterbildung für Yogalehrer rund um Jnana Yoga und Vedanta.
Tauche tief ein ins Jnana Yoga und Vedanta, studiere die indischen Schriften und Philosophiesysteme.
In…
Vedamurti Dr Olaf Schönert, Tara Devi Anja Schiebold

Tantra und Meditation

29.09.2024 - 02.10.2024 - Bewusstseinstechniken aus dem Vijnana Bhairava Tantra

Tantra benutzt alle Sinne, um durch Achtsamkeits- und Meditationstechniken den Schleier der materiellen Welt zu lüften und hinter allen Erscheinungen reines Bewusstsein - unser wahres Selbst - zu entdecken. Der Workshop …
Dr phil Oliver Hahn

Multimedia

Einführung Hatha Yoga Pradipika

Asanas und Hatha Yoga Pradipika

Ayurveda in der Hatha Yoga Pradipika – Ayurveda Kongressvortrag mit Sukadev