Niyama

Aus Yogawiki
Ethisches Leben

Niyama (Sanskrit: नियम niyama m.) = Gebote, ethische Regeln, Einschränkungen; Verhaltenskodex im Yoga für das Privatleben. Niyama ist eine der acht Stufen des Raja Yoga nach Patanjali, die zweite der Ashtangas. Niyama beinhaltet die persönliche Disziplin, die Ethik im persönlichen Lebensstil. Es ist die Ergänzung zu Yama, der Ethik im Umgang mit anderen. Zu den Niyamas gehören Shaucha - Reinheit, Santosha - Kultivierung von Zufriedenheit, Tapas - Disziplin und Askese, Swadhyaya - Selbststudium und Ishvara Pranidhana - Hingabe an Gott.

Niyama नियम niyama Aussprache

Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Niyama, नियम, niyama ausgesprochen wird:

Niyama – Persönliche Lebensführung – ein Vortrag von Sukadev Bretz 2018

  • Was sind die 5 Niyama?
  • Wie kannst du dein Leben führen?
  • Nach welchen Prinzipien kannst du deine persönliche Lebensgestaltung ausrichten?
  • Wenn du ein glückliches Leben führen willst, wie kannst du das tun?

Dies ist ein Vortrag im Rahmen der Raja Yoga Vortragsreihe. Er gehört zum ganzheitlichen Schulungsweg, der aus mehreren hundert Vorträgen besteht und dazu dient, Yoga in seiner Ganzheit zu verstehen und in die Praxis umzusetzen. Zudem ist er ein Begleitvortrag zur 2-jährigen Yogalehrerausbildung von Yoga Vidya.

Dieser Text baut auf den vorangehenden Inhalten über die acht Ashtanga – die acht Stufen im Yoga – auf.

Die acht Angas sind Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi.

Yama und Niyama werden allgemein als die Ethik im Yoga verstanden.

Praktische Tipps für die Umsetzung der 5 Niyama

Niyama ist das zweite Glied im Yoga – eine essentielle Komponente der persönlichen Lebensführung. Wenn du dich fragst, Was ist Niyama? oder Was sind die 5 Niyama?, findest du hier wertvolle Anregungen.

Yama repräsentiert die Ethik im Umgang mit anderen, während Niyama für einen persönlichen Lebensstil steht.

Shaucha

Schwan – Sinnbild der Reinheit

Shaucha bedeutet Reinheit und schließt zunächst Sattva ein. Darüber wird an anderer Stelle bereits viel gesprochen – sattvige Nahrung, sattvige Kleidung, sattvige Sprache und so weiter.

Shaucha steht auch für eine gewisse Reinheit in deinem Zimmer, an deinem Schreibtisch und überall dort, wo du lebst. Es geht darum, dass du dich so verhältst, dass eine klare Klarheit des Geistes entsteht.

Zahlreiche Bücher wie „Simplify your life“ zeigen, wie wichtig es ist, Dinge loszulassen, um innere Klarheit zu schaffen.

Außerdem bedeutet Shaucha, nicht zu viele Dinge anzusammeln. Es gibt Menschen, die einmal im Jahr ihren Kleiderschrank durchgehen und alles, was im vergangenen Jahr nicht gebraucht wurde, zur Altkleidersammlung geben. Manche besitzen nicht mehr als das, was in einen Koffer passt – das fördert eine innere Klarheit. Andere hingegen häufen so viele Dinge an, dass sie bei einem Umzug gleich zwei Umzugswagen benötigen, da sie so viele Dinge angesammelt haben. Dieser Ballast, belastet auch den Geist. Dabei gilt: Jeder Mensch ist anders.

Manche benötigen ein gewisses kreatives Chaos, um produktiv arbeiten zu können, während bei anderen der Schreibtisch jeden Abend pikobello sein muss. Oft fungieren ArbeitskollegInnen als Korrektiv, um sicherzustellen, dass der Schreibtisch des kreativen Chaoten ordentlich bleibt und sich keine zu hohen Stapel bilden. Manchmal hilft Aufräumen – äußeres Aufräumen wirkt häufig auch innerlich klärend.

Shaucha umfasst zudem Kriya – Reinigungstechniken für den Körper. Wenn es dir geistig nicht gut geht, können Fastenkuren unterstützend wirken. Auch die Yogakriyas, Asanas und Pranayama tragen zu einer inneren Reinheit bei.

Santosha

Santosha gehört ebenfalls zu den 5 Niyama und steht für Zufriedenheit. Es bedeutet, anzunehmen, dass alles, was geschieht, genau das Richtige ist, um daran zu wachsen. Die Menschen, mit denen du in Berührung kommst, sind oft die Richtigen, um dich weiterzuentwickeln.

Man könnte sagen, dass Santosha in sattvig, rajasig und tamasig erlebt werden kann:

  • Tamasiges Santosha: Dies würde bedeuten, sich zu sagen: „Es hat alles eh keinen Sinn, was soll's.“ Man bemüht sich dann nicht und verharrt in Trägheit.
  • Rajasiges Santosha: Hier geht es darum, sich zu überlegen, dass man zufriedener ist als andere – „Die anderen sind zu ehrgeizig und ich beschränke mich.“ Das entspricht einer rajasigen Zufriedenheit, aus der man ein positives Selbstbild entwickelt.
  • Sattviges Santosha: Dies entspricht der Zufriedenheit, wie sie Patanjali meint – nämlich, die Menschen so anzunehmen, wie sie sind, und gleichzeitig ihre fortlaufende Entwicklung anzuerkennen.

Im Umgang mit den eigenen Kindern bedeutet Santosha, zu akzeptieren: „Meine Kinder sind so, wie sie sind.“ Du musst nicht schimpfen oder frustriert sein, sondern kannst versuchen, positive Impulse zu setzen. In einer Beziehung heißt das, den anderen so zu nehmen, wie er/sie ist. So kannst du harmonisch zusammenwirken auch eine gewisse Selbstzufriedenheit entwickeln, statt ständig Vorwürfe zu machen.

Zudem ist Santosha eine dynamische Zufriedenheit, die anerkennt, dass sich Beziehungen verändern können. Du kannst deinem Partner sagen, was du dir wünschst, oder auch deine Umstände verändern. Anstatt in eine Opferhaltung zu verfallen, zu klagen, sich zu beschimpfen, aufzuregen oder zu ärgern, kannst du davon ausgehen, dass jede Situation als Aufgabe zu dir kommt – eine Aufgabe, die zu deinem persönlichen Entwicklungsweg passt.

Tapas

Das Leben umpflügen

Tapas hat viele Bedeutungen. Wenn du im Yoga Sutra liest, erfährst du noch mehr darüber.

Tapas steht für Glut, Hitze und Intensität. Es bedeutet, mit Freude, Enthusiasmus und Energie das zu tun, was du liebst. Es ist die Lebenseinstellung, in alles, was du tust, Energie zu investieren. Es muss nicht immer perfekt sein – bring dein Herz sowie deine Energie und dein Engagement in deine Aktivitäten ein. Tue nicht dein Leben lang Tätigkeiten, in denen du keine Energie verspürst. Im amerikanischen Englisch heißt es: „Love it, change it or leave it!“ – auf Deutsch: „Liebe es, verändere es oder lass es sein!“ Vermeide es, aus falsch verstandener Sicherheit einen Job zu wählen, wenn du keine Energie mehr dahinter verspürst.

Andererseits fordert Tapas auch dazu auf, nicht nur das zu tun, was du gern hast. Tapas heißt auch Askese und das bedeutet, bewusst auch mal Dinge zu tun, die dir nicht gefallen – denn so entwickelst du Disziplin und richtest dein Leben an deinen Idealen aus. Setz dir hohe Ziele und bleibe dran, auch wenn es schwierig wird, auch das ist Tapas.

Svadhyaya

Svadhyaya bedeutet Selbststudium und umfasst mehrere Bedeutungen.

  • Zum einen steht es für Introspektion – mehr über dich selbst herauszufinden: Warum denkst, fühlst und handelst du so, wie du es tust? Dies hilft dir, loszulassen und dich weiterzuentwickeln. Gerade in der Yogapsychologie spielt Svadhyaya eine große Rolle. In der psychologischen Yogatherapie werden sogar die Asanas und Pranayama als Form der Selbstreflexion verstanden.
  • Svadhyaya hat auch die Bedeutung des Studiums der Schriften. Heutzutage liest fast jeder Mensch die Schriften – früher war das nicht selbstverständlich. Vor Martin Luther las der christliche Mensch die Bibel kaum, und auch Katholiken hatten bis ins 19. Jahrhundert keinen freien Zugang zur Bibel. In Indien durften die Veden einst nur von den Brahmanen gelesen werden. Patanjali forderte vor über 2000 Jahren: Lies selbst die Schriften. Swadhyaya – oder modern ausgedrückt: „Lies täglich in einer Schrift, einem Buch oder im Werk eines selbstverwirklichten Meisters.“ Lass dich inspirieren.

Ishvara Pranidhana

Alles Gott darbringen

Das fünfte Niyama ist Ishvara Pranidhana. Es steht für Hingabe an Gott. Dies kann Gottesverehrung, die Bitte um Gottes Führung oder das Darbringen all deiner Handlungen an Gott bedeuten. Es kann auch heißen, alles, was geschieht, als Aufgabe Gottes an dich anzunehmen. Wenn du nicht weiterweißt, lass es los und überlasse es Gott. Falls du nicht weißt, was zu tun ist, entscheide dich nach bestem Wissen und Gewissen und bitte Gott: „Du lieber Gott, ich stehe in dieser Situation – ich weiß nicht, was richtig ist, was zu tun ist. Bitte führe mich.“ Oder du sagst: „Ich weiß nicht, was richtig ist; wenn du mir bis übermorgen keine andere Inspiration gibst, entscheide ich mich für Alternative A.“ Und anschließend sag: „Oh Gott, du hast mir keine andere Inspiration gegeben, ich bringe es dir dar. Dein Wille geschehe.“

Die fünf Aspekte der persönlichen Lebensführung – kurzgefasst

  • Saucha: Führe ein sattviges, klares Leben.
  • Tapas: Engagiere dich – investiere Energie in dein Handeln und tue, was du tust, mit Freude. Mach auch dann weiter, wenn dir etwas vorübergehend keinen Spaß macht, und übe dich darin, bewusst Dinge zu tun, die dir nicht gefallen, um unabhängiger von Mögen und Nicht-Mögen zu werden.
  • Swadhyaya: Studiere dich selbst, lerne deine Stärken und Schwächen kennen – die Quelle deiner Motivation. Lies die Schriften und richte dich auf das höchste Selbst aus.
  • Ishvara Pranidhana: Kultiviere eine Beziehung zu Gott. Tue alles für Gott, bitte um Seine Führung und vertraue darauf, dass Gott dir die notwendigen Aufgaben gibt, die dir Kraft verleihen – selbst durch deine Fehler wirkt er.

Wendest du all diese Prinzipien an, unterstützt dich das auf dem Weg zu einer klaren Geisteshaltung, fördert deine spirituelle Entwicklung und führt zu einem glücklichen sowie erfolgreichen Leben.

Das sind also die fünf Niyamas.

Überlege, welche dieser Niyamas du weiter kultivieren möchtest – ob du sie bereits ausreichend umsetzt oder dein Leben noch stärker an diesen fünf Niyamas ausrichten willst.

Yamas und Niyamas bilden die grundlegende Lebensführung, um glücklich zu sein und auf dem spirituellen Weg gute Fortschritte zu erzielen.

Niyamas in Gemeinschaft kultivieren

Niyamas kultivieren in geeigneter Umgebung

Angenommen, du möchtest ein intensives spirituelles Leben führen, das auf Yama und Niyama sowie Sadhana basiert, dann überlege, ob du eine Weile oder dauerhaft in der Yoga Vidya Gemeinschaft leben möchtest. Es ist möglich, Tage, Wochen oder Monate als Teil dieser Gemeinschaft zu verbringen – sogar dauerhaft. Probiere es ein paar Tage aus und erweise dich als würdiger Aspirant. Vielleicht entscheidest du dich auch für einen längeren Aufenthalt, wenn du feststellst, dass dir das Leben in einem Ashram liegt und du dein Leben darauf ausrichten möchtest, anderen zu dienen und zu helfen, Sadhana zu praktizieren und ein sattviges, ethisches Leben zu führen. Dann kannst du dich auch als dauerhaftes Mitglied der Ashramgemeinschaft bewerben.

Video Niyama - Persönliche Lebensführung

Sukadev über Niyama

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Niyama

Niyamas sind bestimmte Regeln, die das persönliche Leben leiten. Es gibt einerseits Regeln, die als Yamas bezeichnet werden, und andererseits Regeln, die als "Niyamas" bekannt sind. Im Patanjali Yogasutra beschreibt Patanjali fünf Yamas und fünf Niyamas. Was sind die 5 Niyama? Sie lauten:

Diese Niyamas sind Empfehlungen für das eigene, persönliche Leben und liefern essentielle Impulse im Rahmen von Yama und Niyama.

Yamas sind Empfehlungen für das Zusammenleben, den Umgang mit anderen. Die Yamas umfassen:

  • Ahimsa – nicht verletzen,
  • Satya – wahrhaftig sein, nicht lügen,
  • Asteya – nicht stehlen,
  • Brahmacharya – in diesem Fall: Vermeidung von sexuellem Fehlverhalten,
  • Aparigraha – nicht bestechlich sein und nicht bestechen (also auch die Abwesenheit von Gier).

Diese fünf Yamas stehen in engem Zusammenhang: Du gehst achtsam mit anderen um, möchtest sie nicht verletzen, sondern liebevoll behandeln und strebst danach, durch deine Worte Gutes zu bewirken. Statt Menschen auszunutzen, möchtest du Liebe schenken und ein objektives, ethisches Leben führen. Das ist das Wesen von Yama.

Niyama hingegen bezeichnet die Regeln, die du für dich selbst anwendest – Was ist Niyama? Zunächst steht das erste Niyama: Saucha. Saucha bedeutet Reinheit – es umfasst, dass du dich selbst wäschst, deine Wohnung und deinen Schreibtisch sauber hältst. Noch wichtiger ist das innere Saucha, also die Reinheit deines Geistes, deines Körpers sowie deines Prana. Dabei spielt auch die Ernährung eine bedeutende Rolle, denn es ist wichtig, Körper und Geist rein zu halten, indem du vermeidest, dass dafür andere Lebewesen getötet werden – was auch mit Ahimsa zusammenhängt. Ebenso sollte die Nahrung, die du zu dir nimmst, insgesamt rein sein. Ob Fastfood oder gesunde Nahrung – auch Obst und Salate können, richtig zubereitet, als schneller, aber reiner Genuss dienen. All dies gehört zur Praxis von Saucha.

Nach Saucha folgt Santosha. Santosha steht für die Kultivierung von Zufriedenheit. Der Geist hat viele Wünsche, und du kannst lernen, zufrieden zu sein. Überlege: „Was muss ich tun, um zufrieden zu sein? Wie müsste ich etwas ändern, damit ich zufrieden bin?“ Diese bewusste Praxis ist der Kern von Santosha.

Das dritte Niyama ist Tapas, also die persönliche Disziplin. Ein spiritueller Aspirant entwickelt eine individuelle Disziplin, die darin bestehen kann, morgens früh aufzustehen, regelmäßig Asanas und Pranayama zu üben und zu meditieren. Es kann auch bedeuten, abends vor dem Schlafengehen zu praktizieren, einmal in der Woche zu fasten oder sogar für zwei Tage beziehungsweise eine Woche Mauna (Schweigen) zu üben. Auch das Verzichten auf Salz und Süßigkeiten an Ekadashi fällt unter Tapas. All diese verschiedenen Disziplinen tragen zur Stärkung der persönlichen Praxis bei.

Swadhyaya ist das vierte der Niyamas und bedeutet Selbststudium. Swadhyaya umfasst, die Schriften selbst zu lesen – heute fast selbstverständlich, in früheren Zeiten jedoch oft nur den Brahmanas, Priestern und Brahmanen vorbehalten. Patanjali forderte: Lies sie selbst, verlasse dich nicht ausschließlich auf die Interpretation anderer. Swadhyaya bedeutet zudem, dich selbst zu studieren, Selbstbewusstsein zu entwickeln und Introspektion zu üben. So kann es schnell passieren, dass sich ein Ego in dein Handeln einschleicht oder du unbewusst projizierst und dein Glück von anderen abhängig machst. Dabei hilft es, dich selbst freundlich zu betrachten und anzuerkennen, dass tief in dir stets Liebe vorhanden ist. Swadhyaya führt so zu einer tieferen Bewusstheit deines Wesens.

Schließlich folgt Ishwara Pranidhana – die Hingabe an Gott. Dieses Niyama bedeutet, alles Gott darzubringen, Gott zu verehren und zu sagen: „Oh Gott, nicht mein Wille geschehe, sondern dein Wille geschehe.“

Anga Niyama

Niyama ist das zweite der acht Glieder (Anga) des Raja Yoga, der auch Ashtanga Yoga heißt, der achtgliedrige Yoga, denn seine Praxis besteht aus acht Teilen: Yama (ethische Regeln), Niyama, Asana (Stellungen), Pranayama (Atembeherrschung), Pratyahara (Zurückziehen der Sinne), Dharana (Konzentration), Dhyana (Absorption) und Samadhi (überbewusster Zustand). Die fünf Niyamas sind:

Niyamas laut Yoga Sutras des Patanjali

शौचसंतोषतपःस्वाध्यायेश्वरप्रणिधानानि नियमाः || 2.32 ||

śauca-saṃtoṣa-tapaḥ-svādhyāyeśvara-praṇidhānāni niyamāḥ || 2.32 ||

Die Niyamas bestehen aus Reinheit (Saucha), Zufriedenheit (Santosha), Selbstzucht (Tapas), Selbststudium (Svadhyaya) und Hingabe an Gott (Ishvarapranidhana).

Während die fünf Yamas Einschränkungen oder Disziplinen im Umgang mit anderen Menschen beschreiben, zeigen die fünf Niyamas einen Verhaltenskodex im Yoga auf, der die individuelle Selbstdisziplin des Menschen in verschiedener Hinsicht anleiten soll. Die Niyamas unterscheiden sich von den Yamas in der größeren Nähe zur individuellen Persönlichkeit, die wiederum einen besonderen Bezug zum Verhalten oder die Beziehung zur äußeren Gesellschaft aufweisen. Hier geht es um tiefer gehende Einzelheiten, die zum einen in Bezug auf die Gegebenheiten und zum anderen bei jedem Menschen unterschiedlich sind. Diese Einzelheiten muss jeder Schüler mit seinem Lehrer oder Guru behandeln.

Die zehn Niyamas in der Hatha Yoga Pradipika

Aufgaben mit Freude und Enthusiasmus angehen, auch wenn man sie nicht mag

Kommentar zum 18. Vers der Hatha Yoga Pradipika

Svatmarama schreibt:

tapah santosha astikyam danam ishvara pujanam |
siddhanta vakya shravanam hri mati cha japo hutam |
niyama dasha samprokta yoga shastra visharadaih

Übersetzung:

Tapas, Frohsinn, Glaube an Gott, Wohltätigkeit, Verehrung der Gottheit, Anhören oder Auslegung der vedantischen Lehrsätze, Scham, ausgewogener Geist, das Wiederholen von Gottes Namen und das Einhalten von passenden Gelübden, das macht Niyama aus.

Patanjali erwähnt im Yoga Sutra fünf Niyamas: Shaucha, Santosha, Tapas, Swadhyaya und Ishwara Pranidhara. Svatmarama kennt zehn.

1. Tapas

Das erste dieser zehn ist auch Tapas, und Tapas heißt ‚Askese‘, es heißt ‚innere Glut‘, es heißt ‚Inbrunst‘. Es heißt auch innerlich etwas tun, was du nicht magst. Tapas ist also wichtig.

2. Santosha

Der Gegenpol zu Tapas ist Santosha. Santosha kann man übersetzen als ‚Zufriedenheit‘. Oder in dem Kommentar von Swami Vishnu ist es auf Deutsch übersetzt worden als ‚Frohsinn‘. Zufriedenheit und Frohsinn ‒ diese beiden Niyamas kennt auch Patanjali.

3. Astikya

Das dritte ist Astikya. Und Astikya heißt ‚Glaube an Gott‘, auch ‚Gläubigkeit‘ und ‚tiefes Vertrauen‘.

4. Dana

Das nächste ist dann Dana, und Dana kann man übersetzen als ‚Mildtätigkeit‘ oder auch als ‚Wohltätigkeit‘. Dana heißt auch anderen Geschenke geben, Gutes für andere tun.

Du siehst also, Svatmarama geht in manchen darüber hinaus, was Patanjali sagt. Svatmarama geht es zum Beispiel bei den Yamas nicht nur um Ahimsa, sondern er will auch das Menschen ‒ positiv ausgedrückt ‒ auch Geduld mit anderen haben, Mitgefühl mit anderen haben, Liebe haben. Aber auch das reicht ihm nicht aus. Man soll anderen etwas Gutes tun: Dana ‒ man kann es auch mit ‚Freigiebigkeit‘ übersetzen.

5. Ishvara Pujana

Dann folgt Ishvara Pujana, das heißt ‚Verehrung Gottes‘. Also ähnlich wie Patanjali von Ishwara Pranidhana spricht, spricht Svatmarama hier von Ishvara Pujana ‒ Verehrung Gottes.

6. Siddhanta Vakya Shravanam

Studiere die Schriften und höre Vorträge über die höchste Wahrheit

Das nächste ist dann Siddhanta Vakya Shravanam. Siddhanta Vakya Shravanam ist das, wie es Svatmarama beschreibt. Patanjali nennt das Swadhyaya ‒ Selbststudium. Wobei der Ausdruck bei Patanjali mehrdeutig ist, er heißt ja unter anderem ‚Introspektion‘. Dann heißt es selbständig Schriften lesen.

Und Svatmaramas Siddhanta Vakya Shravanam heißt ‚das Anhören der Lehrsätze der heiligen Texte‘. Das soll heißen: durchaus spirituelle Vorträge besuchen, vielleicht auch spirituelle Videos ansehen, wie zum Beispiel das Video, aus dem dieses Transkript entstanden ist, spirituelle Audio-Vorträge anhören oder eben auch Inspirierendes lesen.

Im Buch von Swami Vishnu wird dann auch noch gesagt ‚Anhören der Auslegung der vedantischen Lehrsätze‘. Man könnte auch sagen, über Siddhanta Vakya Shravanam kommt dort auch Vedanta, Jnana Yoga ins Spiel.

Das habe ich auch immer wieder gemerkt, wenn ich Sadhana Intensiv Seminare gebe, ist es wichtig, Menschen auch etwas zu erzählen über die höchste abstrakte Wahrheit. Gerade wenn man praktiziert und Prana aktiviert wird, dann sollte man sich nicht nur in die Reinigungserfahrungen hineinbegeben und nicht nur analysieren, wie geht es mir gerade und was fühle ich, sondern den Geist ausrichten auf die höchste Wahrheit.

7. Hri

Dann beschreibt Svatmarama hier Hri, und Hri ist ‚Scham‘, ‚Schamhaftigkeit‘. Schamhaftigkeit soll auch heißen: Manchmal, wenn man intensiv Hatha Yoga übt, oder überhaupt auf den Yoga Weg geht, wird man sehr individualistisch. Und manchmal verlieren Menschen dann so ihre Scham, ziehen sich unangemessen an oder machen unangemessene Laute. Sie achten nicht mehr darauf, ob das, was sie sagen und tun, wirklich angemessen ist. Also könnte man auch sagen, Hri heißt eine gewisse Rücksichtnahme auf andere.

8. Mati

Dann folgt Mati, und Mati kann man übersetzen als ‚Einsicht‘ oder auch ‚ausgewogener Geist‘. Manchmal kann intensive spirituelle Praxis dich auch durcheinander bringen. Dann ist gerade Mati ‒ Einsicht hilfreich, eine gewisse Besonnenheit und Ausgewogenheit.

9. Japa

Swami Sivananda praktiziert Japa mit Mala

Dann sagt Svatmarama, Japa ist gut. Japa ist das Wiederholen eines Mantras. Japa kannst du auch mit der Hatha Yoga Praxis verbinden. Die ganzen Hatha Yoga Übungen werden wirksamer, wenn du dabei auch Mantras wiederholst.

10. Huta

Das letzte dieser zehn Niyamas ist Huta, und Huta kann man übersetzen als ‚Opferzeremonie‘, also ‚Feuerzeremonie‘, Yajna. Man kann es auch übersetzen als gleichbedeutend mit Vrata, und Vrata heißt ‚besondere Gelübde‘; ‚Vorsätze‘. Svatmarama hat in einem vorigen Vers gesagt, unpassende Gelübde sind nicht gut. Aber dir passende Vorsätze zu machen und diese mit Opferbereitschaft zu verbinden, das ist etwas Gutes.

Vergleich zu Patanjalis Niyamas

Patanjalis fünftes Niyama, Shaucha, hat Svatmarama als Yama definiert. Und wir können seine anderen sechs Niyamas auch als Shaucha bezeichnen, als Methoden der Reinigung.

Wie reinigen wir unseren Geist? Durch Astikya ‒ Glaube an Gott, durch Dana ‒ Freigiebigkeit, durch Hri‒ Schamhaftigkeit und Rücksichtnahme, durch Mati ‒ Einsicht, durch Japa ‒ Wiederholen eines Mantras und durch Huta ‒ Opferbereitschaft.

Video - Zehn Niyamas in der Hatha Yoga Pradipika

Svatmarama schreibt in seinem Werk Hatha Yoga Pradipika über 10 Niyamas. Er baut damit die 5 Niymas, die Patanjali im Yoga Sutra beschreibt, aus. Hier ein Vortrag über die Zehn Hatha Yoga Niyamas:

Das Sanskritwort Niyama

Niyama (Sanskrit: नियम niyama m.) Bändigung, Zurückhaltung, Beschränkung; das Niederhalten, Senken (des Tones); Einschränkung, genaue Bestimmung, Voraussetzung; feste Regel, Notwendigkeit, absolute Notwendigkeit in einem gegebenen Fall, jedoch ohne Beschränkung auf diesen einen Fall; Bestimmtheit, Gewissheit; Versprechen, Gelübde; eine Beschränkung, die man sich auflegt, eine übernommene besondere Observanz, eine gelegentliche kleine Pflicht; in der Rhetorik ein feststehender Vergleich, Gemeinplatz; in bestimmter mit Mineralien insbesondere mit Quecksilber vorgenommener Prozess; ein Beiname Vishnus.

Siehe auch

Weblinks

Pranayama

Seminare

Raja Yoga, positives Denken, Gedankenkraft

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Niyama im Capeller Sanskrit Wörterbuch

Niyama , Sanskrit नियम niyama, feste Regel, Notwendigkeit, Zwang, Versprechen, Gelübde, Gebot; Gemeinplatz, (rh.). Instr. u. Abl. adv. mit Bestimmtheit, gewiss. Niyama ist in der Sanskrit Sprache ein Substantiv männlichen Geschlechts und kann ins Deutsch übersetzt werden mit feste Regel, Notwendigkeit, Zwang, Versprechen, Gelübde, Gebot; Gemeinplatz, (rh.). Instr. u. Abl. adv. mit Bestimmtheit, gewiss.

Krishna mit seiner Geliebten Radha

Verschiedene Schreibweisen für Niyama

Sanskrit Wörter werden in Indien auf Devanagari geschrieben. Damit Europäer das lesen können, wird Devanagari transkribiert in die Römische Schrift. Es gibt verschiedene Konventionen, wie Devanagari in römische Schrift transkribiert werden kann Niyama auf Devanagari wird geschrieben " नियम ", in IAST wissenschaftliche Transkription mit diakritischen Zeichen " niyama ", in der Harvard-Kyoto Umschrift " niyama ", in der Velthuis Transkription " niyama ", in der modernen Internet Itrans Transkription " niyama ".

Video zum Thema Niyama

Niyama ist ein Sanskritwort. Sanskrit ist die Sprache des Yoga . Hier ein Vortrag zum Thema Yoga, Meditation und Spiritualität

Ähnliche Sanskrit Wörter wie Niyama

Siehe auch

Quelle

Deutsch Sanskrit - Sanskrit Deutsch

Deutsch feste Regel, Notwendigkeit, Zwang, Versprechen, Gelübde, Gebot; Gemeinplatz, (rh.). Instr. u. Abl. adv. mit Bestimmtheit, gewiss. Sanskrit Niyama
Sanskrit Niyama Deutsch feste Regel, Notwendigkeit, Zwang, Versprechen, Gelübde, Gebot; Gemeinplatz, (rh.). Instr. u. Abl. adv. mit Bestimmtheit, gewiss.

Zusammenfassung

Yamas und Niyamas ist die grundsätzliche Lebensführung um glücklich zu sein und auf dem spirituellen Weg gute Fortschritte zu machen. Du findest auch Einzelvorträge Texte und Audios und umfangreichere Tipps zur Umsetzung in die Tat auf den Yoga Vidya Internetseiten. Es gibt dort oben ein Suchfeld, in das du die gesuchten Begriffe eingeben kannst und dann Audios und Videos dazu findest.