Sitkari

Aus Yogawiki

Sitkari (Sanskrit: सीत्कारी sītkārī f.) eine der Haupt-Pranayamas (Mahakumbhakas), bei der die Luft mit einem zischenden Laut über die quer gerollte Zunge eingeatmet wird. Rolle die Zunge nach oben, so dass die Zungenspitze den Gaumen berührt. Atme ein mit einem Zischlaut und halte anschließend den Atem solange an, wie es Dir möglich ist, ohne in Atemnot zu kommen. Dann atme langsam durch beide Nasenlöcher aus. Du kannst die Übung auch mit geschlossenen Kiefern ausführen, wobei die beiden Zahnreihen sich leicht berühren.

Pranayama

Diese Praxis verjüngt den Körper des Praktizierenden und schenkt ihm physische Schönheit. Der Schlafbedarf wird reduziert, Hunger, Durst und Trägheit werden beseitigt. Führe Sitkari aus, wenn du einmal Durst verspürst und du wirst sehen, dass dein Durst sofort verschwindet.

Shitali bzw. auch Sitali ist im Prinzip die gleiche Atemübung wie auch Sitkari. Diese beiden Übungen unterscheiden sich nur durch die Zungenhaltung: Eine spitze bzw. längsgerollte Zunge Shitali bzw. auch Sitali, und eine quergerollte Zunge gegen den Zahnansatz am Gaumen ist Sitkari. Hierzu gibst du die Zungenspitze an den Gaumen und rollst die Zunge quer ein. Über die so jeweils gerollte Zunge wird dann mit einem zischendem Geräusch die Luft eingeatment. Für die weitere Praxisausführung siehe unten die Praxisanleitung.

Genaue Angaben zu Wirkungen, Ausführung und Variationen findest du auch unter dem Stichwort Shitali.

Praxisübung zu Sitkari und Sitali

Sukadev zeigt in diesem Praxisvideo wie du Sitali (mit längsgerollter Zunge) und Sitkari (mit quergerollter Zunge) optimal üben kannst.

Begleittext zur Praxisübung von Sitkari und Sitali

(unbearbeitete Transkription)

Diese Übung nennt sich Sitali bzw. Sitkari, das kühlende, beruhigende, harmonisierende Pranayama. Shitali heisst, die Zunge zum einatmen längs zu rollen, und Sitkari heißt, die Zunge zum einatmen quer zu rollen. Du atmes zischend durch die Zunge ein, und Du atmest sanft durch die Nase aus. Spürst dabei Ruhe und Gelassenheit. Atme vollständig aus, rolle die Zunge, atme zischend ein, und atme durch die Nase sanft aus. Atme zischend durch die Zunge ein, kühlt, harmonisiert, beruhigt. Atme lächelnd durch die Nase aus, entspannend. Atme zischend durch die Zunge. Zunge längs oder quer gerollt. Kühlend, erfrischend, harmonisierend. Atme lächelnd durch die Nase aus. Kühlend, beruhigend, harmonisierend, und entspannend. Wieder zischend einatmen, Zunge längs oder quer rollen. Kühlende, erfrischende Energie. Und durch die Nase lächelnd ausatmen. Entspannen, loslassen. Und noch zweimal so bewusst ein- und ausatmen. Zischend und entspannend.

Und wenn Du diese Runde abgeschlossen hast, bleibe einen Moment lang ruhig sitzen. Dann strecke nochmal die Beine kurz aus. Du kannst die Beine nochmal etwas bewegen, drehen, wenn Du willst, auch massieren. Du kannst Dich nach links drehen, nach rechts drehen, sanft natürlich. So wie es angenehm ist. Nur etwas lockern. Und dann setze Dich nochmal gerade hin.

Sukadev über Sitkari

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Sitkari

Sitkari, auch Sitkarin genannt, ist jener, der durch den Ton "Sit" bestimmt ist. "Kara" heißt ja "bestimmt" oder "Ursache von", und "Sit" ist dieses zischende Geräusch. Sitkari ist der Name eines Pranayamas, also einer Atemübung. Bei Sitkari erzeugst du einen zischenden Klang, und dieser Klang ist eben dieses "Sit". Bei Sitkari rollst du die Zunge quer, drückst dabei die Zungenunterseite gegen die Schneidezähne. Du saugst die Luft seitlich ein und erzeugst dabei ein Zischgeräusch. Und dann atmest du durch die Nase wieder aus.

Sitkari gehört auch zu den kühlenden Pranayamas, zu den beruhigenden Pranayamas, zu den Pitta beruhigenden Pranayamas. Sitkari gehört auch zu den verjüngenden Pranayamas, den schmerzlindernden, entzündungslindernden Pranayamas. Man könnte Sitkari auch die Zischübung nennen. Wenn du mehr wissen willst über Sitkari, auch Übungsanleitungen haben willst, dann gehe einfach auf unsere Internetseite, www.yoga-vidya.de. Und dort gib das Wort "Sitkari" in das Suchfeld ein. Und dort findest du dann viel mehr Informationen über Sitkari, verschiedene Variationen, Übungsanleitungen, als Audio und Videodateien.

Sitkari und Shitali

Sitkari und Shitali sind ungewöhnliche Yoga-Atemübungen, weil dabei mehr durch den Mund als durch die Nase geatmet wird. In Sitkari presst man die Zungenspitze gegen den oberen Gaumen, während man langsam durch den Mund einatmet und dabei einen Zischton erzeugt.

Nachdem du den Atem kurz angehalten hast, atmest du langsam durch die Nase aus. Wiederhole das 5- bis 10- mal.

Nach der Überlieferung soll Sitkari den Gesichtsausdruck verschönern. In der »Hatha Yoga Pradipika« steht: »In dieser Art übend nähert man sich Gottes Schönheit.« Sitkari und Shitali kühlen den Körper, befreien von Hunger und Durst. Sie eignen sich daher besonders bei heißem Wetter und während einer Fastenkur.

Bei Shitali dieser Übung streckt man die Zunge etwas heraus, rollt die Seiten nach oben und formt so eine Rille, um die Luft beim Einatmen einzusaugen. Schließe den Mund, während du den Atem anhältst, dann atme langsam durch die Nase aus. Wenn du anfangs die Zunge noch nicht einrollen können, strecke sie einfach ein wenig durch die Lippen und sauge die Luft über die Zunge ein. 5- bis 10-mal wiederholen.

Shitali und Sitkari haben ähnliche Wirkung.

Sitkari in der Hatha Pradipika - HYP II 54-56

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Kommentar zur Hatha Yoga Pradipika Kapitel 2, Verse 54-56

Svatmarama schreibt:

Indem man die Zunge zwischen die Lippen setzt und den Atem mit einem zischenden Ton in den Mund zieht, sollte die Puraka (Einatmen) gemacht werden und dann Rechaka (Auusatmen) nur mit beiden Nasenlöchern. Dies wird Sitkari genannt. Durch das Wiederholen oder Ausüben dieser Übung wird man zu einem zweiten Gott der Schönheit.

Ausführen von Sitkari

Beim Einatmen macht man einen zischenden Laut. Man gibt die Zungenunterseite an die Schneidezähne, atmet ein durch die Seiten des Mundes, man rollt die Zunge quer. Und anschließend atmet man durch die Nase aus.

Wirkungen von Sitkari

Durch diese Übung wird man zu einem zweiten Liebesgott. Swami Vishnu hat es hier übersetzt als einen zweiten Gott der Schönheit.

Wie kann man zu einer solchen Wirkung kommen? Sitkari hilft, dass der Körper frei wird von Unreinheiten. Sitkari hilft, dass die Mondenergie harmonisiert wird. Es beruhigt Pitta Dosha. Pitta ist das Feuer, und wer zuviel Feuer hat, der verbrennt und es kann zu vorzeitigem Altern führen.

Wer eine zu große feurige Intensität hat, der stößt andere ab. Wenn dagegen dieses beruhigende Prana stärker wird, dann bekommt man auch eine gute Ausstrahlung.

Und so würde man allgemein sagen: Pranayama erhöht Charisma, die Ausstrahlung, eine gute Ausstrahlung wird auch als Schönheit wahrgenommen und es führt auch zu einer gewissen Anziehungskraft.

Das ist durchaus auch eine gewisse Gefahr und auch etwas, was missbraucht werden kann. Und was manchmal auch missbraucht wird, gerade von männlichen Yogis. Wer viel Pranayama übt, hat eine starke Ausstrahlung und das führt auch manchmal zu einer Attraktivität, auch zu einer sexuellen Anziehungskraft. Und da sollte man sich davor hüten, insbesondere wenn man Unterrichtender ist, das auszunutzen.

Sitkari hilft, dass man sich regeneriert, dass man eine Ausstrahlung hat, sich leicht fühlt.

Wer viel Prana hat steht bei allen in Ehren

Vers 55:

Solch ein Yogi wird von den weiblichen Yogis verehrt. Er ist Urheber sowohl von Manifestation als auch von Auflösung. Für ihn gibt es keinen Hunger, keinen Durst, keinen Schlaf und keine Trägheit oder Schmerz.

Svatmarama schreibt, sowohl für die Yogis als auch für die Yoginis gilt, dass wer viel Prana hat, bei allen in Ehren steht. Er ist Vollführer von Schöpfung und Auflösung. Wenn du dieses machtvolle ruhige Prana hast, kannst du viel bewirken. Aber du kannst auch viel aufhören.

Es gibt ja manchmal Menschen, die schon über einen längeren Zeitraum etwas gemacht haben, aber irgendwie nicht die Kraft haben, es zu beenden. Manchmal kommt dann die Kraft „Jetzt, Schluss damit!“. Manchmal ist ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende.

Wer ein positives Prana hat, der hat eine positive Ausstrahlung, der kann viel bewirken, Dinge anfangen und auch beenden. Aber er ist nicht betroffen durch Hunger und Durst. Dies steht sowohl für physischen als auch für geistigen Hunger und Durst.

Wenn du in dir bemerkst eine innere Unruhe, eine innere Gier, Durst oder Gedanken unbedingter Wünsche, dann ist es gut, dies durch Sitkari zu beruhigen. Gier und Getriebenheit kann durch Sitkari beruhigt werden. Aber es hilft auch, dass du nicht schläfrig wirst, es hat eine erfrischende Wirkung. So wird auch Trägheit, Schlaffheit, Energiemangel überwunden.

Reinheit des Körpers entsteht

Vers 56:

Es entsteht Reinheit des Körpers und der Körper wird frei von allen Verunreinigungen. Durch diese Technik wird der Yogi wahrlich wie ein Gott der Himmel auf dem Erdkreis.

Verschiedene Krankheiten werden bereinigt, durch Sitkari wird der Körper gesund. Es wird eine Reinheit erlangt und eine Festigkeit. Mit dieser Methode wird der Yogi wahrlich ein Fürst auf dem Erdkreis. Du wirst zum Raja Yogi. Du beherrschst deine Emotionen, deine Wünsche und Gedanken. Du hörst auf, Sklave zu sein. Übe also Pranayama, übe auch Sitkari.

Video - Sitkari in der Hatha Pradipika - HYP II 54-56

Hier ein Vortrag zum Thema Sitkari in der Hatha Yoga Pradipika von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga. Dies ist ein Kommentar zu den Versen 54-56 der Hatha Yoga Pradipika, Kapitel 2.

Warnung

Ohne ein vorheriges und fundiertes Erlernen der Praktiken und Übungen von einer zertifizierten Fachkraft (z.B. Yogalehrer/in),
kann das Ausführen dieser Praktiken dazu führen, das die erwünschte Wirkung nicht eintritt, oder sogar gesundheitliche Schäden verursachen!
Diese Ausführungen sind nicht zum Erlernen der Übungen gedacht, sondern dienen als Erinnerungsstütze
für Menschen, die diese Übungen bereits erlernt haben und sollen ferner schlicht das theorethisches Wissen
über Ausführung, Varianten und Wirkungen, etc. vermitteln.




Siehe auch

Literatur

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