Geisteszustand
Im Yoga Sutra des Patanjali werden 5 Geisteszustände definiert:
- 1.Mudha - deprimiert/unklar (Tamas)
- 2.Kshipta - zerstreut, impulsiv (Rajas)
- 3.Vikshipta - sammelnd, Bemühen um Konzentration, schwankend zwischen Konzentration und Ablenkung (ab hier eher sattwig, hier beginnt Yoga)
- 4.Ekagrata - vollkommend konzentriert/einpünktig, Strom gleicher Gedanken
- 5.Nirodha - ganz ohne Gedanken
Das Sanskritwort für Geisteszustand ist Chitta Bhumi.
Video über die 5 Geisteszustände
Hier ein Video über Chitta Bhumi, die fünf Geisteszustände:
Überwache deine Geisteszustände und untersuche den jeweiligen Guna
- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -
Guṇas sind globale Werte. Gedanken und Gefühle sind lokale Werte. Du musst nicht viel Zeit damit verschwenden, die Bedeutung bestimmter Gedanken und Gefühle zu analysieren, wenn du den guṇa identifizieren kannst, mit dem ein Gedanke oder Gefühl verbunden ist. Das Gesetz des karma bestimmt die Ergebnisse deiner Handlungen. Wenn das Ausleben von rajoguṇa in einer bestimmten Situation vorhersehbar unerwünschte Ergebnisse bringt, wechsle beim nächsten Auftreten der Situation zu sattvaguṇa. Zum Beispiel kann es sein, dass du ein Problem hast, wenn du einen besonders kompetenten und wertvollen Untergebenen triffst, weil ein tamasiges Gefühl der Unsicherheit rajas in dir hervorruft und du deine Dominanz zeigen musst, wenn ihr zusammentrefft. Rufe sattva auf, indem du dich beim nächsten Treffen wie ein Freund verhältst und schaue, ob eure Beziehung dadurch nicht angenehmer wird.
Alle Geisteszustände sind gleich
- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -
Freie Menschen sind nicht abgeneigt gegenüber irgendeinem Geisteszustand, noch sehnen sie sich nach irgendeinem Geisteszustand, weil sie wissen, dass die guṇas jeden Geisteszustand kontrollieren.
Ein einfaches Leben ist ein einfacher, klarer Geisteszustand
- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der Liebe von James Swartz -
Dein Leben ist so, wie du über dein Leben denkst. Vereinfache daher kompliziertes Denken. Zu versuchen, ein Problem zu lösen, wenn du siehst, dass das Problem und die Lösung sich gleichen, erzeugt einen frustrierenden Gedankenprozess, der dich nur lähmt. Wenn du nicht bereits alles tust, was du kannst, um das Problem zu lösen, musst du geeignete Schritte unternehmen. Wenn du aber bereits alles dir mögliche tust, dann musst du ganz einfach akzeptieren, dass du nicht derjenige bist, der die Lösung findet und sie īśvara überlassen. Die Lösung wird sich nicht zeigen, solange du die Verantwortung dafür übernimmst. Īśvara übt keinen Zwang aus; er wird dich nicht deines freien Willens berauben. Wenn du das Problem an īśvara übergibst, wird er neue Umstände schaffen und dich aus dem Problem herausführen.
Narada Bhakti Sutra - Vers 36
avyāvṛtta-bhajanāt ॥ 36॥ Vers 36: „Man erlangt Hingabe, indem man unablässig den Herrn verehrt.“
Damit hier kein Zweifel aufkommt: dieser Vorschlag deutet auf regelmäßige, ununterbrochene Praxis der Hingabe, wie sie in den Schriften vorgeschrieben wird. Kṛṣṇa erklärt die Mentalität hinter dieser Praxis der Hingabe in der gesamten „Bhagavad-gītā“:
„Da er alle Handlungen dem Herrn widmet, ist derjenige, der ohne Anhaftung an die Resultate handelt, nicht von Angstgefühlen beeinflusst, genauso wie ein Lotosblatt vom Wasser nicht nass wird.“ [BhG 5.10]
„Was immer du tust, was immer du isst, was immer du dem Opferfeuer übergibst, welche Wohltätigkeit du auch leistest und welche Kasteiungen du auch auf dich nimmst, bringe sie mir als Opfergaben dar.“ [BhG 9.27]
„Mit deinem Geist auf mich fixiert wirst du alle Hindernisse durch meine Gnade überwinden. Wenn du aber aufgrund von Egoismus nicht hörst, wirst du untergehen.“ [BhG 18.58] Diese Praktiken laufen auf die neun Formen der Hingabe hinaus, wie sie im Kommentar zu Vers 16 besprochen wurden.
Täuschung bezüglich der Natur des Selbst und dem Sinn des Lebens ist aus Ignoranz geboren. Um Ignoranz zu beseitigen, ist Erkenntnis von īśvara (Ursache) und jagat (Welt Wirkung) notwendig, damit der Erforschende herausfinden kann, welche von beiden zuverlässiger ist. Vedānta sagt, dass die Ursache zuverlässig und die Wirkung unzuverlässig ist. Die Ursache ist immer verfügbar, weil sie immer gegenwärtig ist, während Wirkungen kommen und gehen. Die Ursache ist einzig, wesentlich, ewig und wahr (satya), während die Wirkung abhängig, vielfältig, unwesentlich, flüchtig und unwirklich (mithyā) ist. Wirkungen, wie es Körper und Geist sind, sind von einer Ursache abhängig, aber die Ursache – dein Selbst – braucht nichts, worauf es sich stützt.
Wenn du zum Beispiel einen Tontopf in kleine Partikel zermahlst, verlierst du nur den Topf, nicht den Ton. Der Ton, der wieder zu einem Topf geformt werden kann, ist essenziell, und der Topf, der sich nicht selbst wieder herstellen kann, ist nicht essenziell. Der Ton ist unabhängig, der Topf ist abhängig. Der Ton ist substanziell (satya), der Topf ist nicht substanziell (mithyā). Den Topf gibt es ohne Ton nicht. Du, das Bewusstsein, bist der Ton und dein Körper/Geist sind der Topf. Es ist nicht schwierig, die richtige Wahl zu treffen, wenn du Frieden, Sicherheit und Freude haben willst.
Abhängig von deinem Geisteszustand kann īśvaras Gestaltung der Welt für dich zuträglich oder abträglich sein. Du kannst die Welt als Möglichkeit sehen, ein friedliches, sicheres und freudvolles, Gott zugewandtes Leben zu erlangen oder du kannst unklugerweise versuchen, dir eine eigene Welt zusammenzubasteln, in der Hoffnung, dass sie dir Frieden, Sicherheit und Glück bringt. Du kannst vielleicht durch einen Job ein gewisses Maß an Sicherheit finden, Wohlstand oder auch jemanden, den du liebst. Doch eines schönen Tages werden der Job, das Geld oder der/die Geliebte, die dir Schutz gewährten, weg sein, während īśvara, dein Selbst, welches Liebe und die größte Sicherheit ist, dich niemals verlassen.
Aus der Perspektive der scheinbaren Realität betrachtet haben wir nur eine Beziehung aus Ursache und Wirkung: die Verbindung zwischen unserem ursprünglichen, unerschaffenen Bewusstsein und unserem reflektierten persönlichen Selbst. Hingabe ist unsere Natur, weil wir vollkommen abhängig sind von īśvara, dem immer freien, ungeborenen, ursprünglichen Bewusstsein. Sie ist eine einzigartige, grenzenlose Beziehung, weil sie vor, während und nach jeder einzelnen Erfahrung besteht, während Beziehungen mit anderen Reflexionen – die zwischen Eltern und Kindern – immer begrenzt sind.
Unsere Beziehung mit unserem Selbst ist sicher die zuverlässigere von den beiden. Deshalb sollte sie durch Hingabe gefestigt und verbessert werden. Indem ich die Schriften höre, vorgetragen von einem kompetenten Lehrer, stärke ich meine Hingabe und lerne zu verstehen, warum ich an meiner grundlegenden Beziehung zu Gott festhalten sollte, statt an zufälligen Beziehungen.
Es geht bei dieser Anweisung nicht darum, Beziehungen aufzugeben – das ist unmöglich, denn das Leben besteht aus Beziehungen. Es geht darum, das Verlangen nach Beziehungen aufzugeben. Einen geliebten Menschen kannst du genauso gut als das Selbst verehren, statt als eine Person, an die du dich anlehnen und an deren Schulter du dich ausweinen möchtest.
Die Beziehung zu īśvara zu nähren und zu stärken ist ähnlich wie das Nähren unserer Beziehungen mit geliebten Menschen. Wenn wir uns jemandem nahe fühlen, dann suchen wir nach Möglichkeiten, in ständigem Kontakt zu sein: durch Telefonate, Schreiben, E-Mails, Geschenke und gemeinsam verbrachter Zeit. Auf dieselbe Weise können wir auch weltliches karma heiligen. Was immer wir tun, was immer wir essen, die Wohltätigkeit, die wir leisten oder den Verzicht, den wir üben, alles sollte als eine Opfergabe an das Selbst geschehen.
Die Symptome eines zerstreuten Geisteszustandes
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -
Kommentar zum 31. Vers des 1. Kapitals im Yoga Sutra von Patanjali
31. दुःखदौर्मनस्याङ्गमेजयत्वश्वासप्रश्वासाः विक्षेप सहभुवः ॥३१॥
duhkha daurmanasya angamejayatva shvasaprashvasah vikshepa sahabhuvah
Woran erkennst du, dass dein Geist in Vikshepa ist, in der Unruhe? Wie kannst du mit der Unruhe des Geistes umgehen, wie kannst du sie überwinden?
Patanjali schreibt:
- Schmerz
- Depression
- Nervosität
- Unregelmäßige Atmung
sind Symptome eines zerstreuten Geisteszustandes. Sahabhuvah sind Begleiterscheinungen und Symptome. Vikshepa heißt Zerstreuung des Geistes.
Im vorherigen Vers hat Patanjali gesprochen über die verschiedenen Hindernisse auf den spirituellen Weg und er hat als letztes genannt Vikshepa, die Unruhe des Geistes, die Zerstreuung.
Unruhigen und zerstreuten Geist erkennen
Woran erkennst du, dass dein Geist unruhig und zerstreut ist? Man könnte denken, das ist offensichtlich. Der Mensch hat verschiedenste Pflichten und Aufgaben. Manchmal folgst du Zerstreuungen und Ablenkungen. Diese gilt es zu erkennen und zu überwinden.
Hier sagt er duhkha, Schmerz und Leiden. Wenn du leidest, liegt es nicht so sehr daran das andere böse zu dir sind, das du körperliche Schmerzen hast, das du nicht bekommst was du brauchst, auch nicht, das du irgendwo einen Mangel hast. Ich gehe davon aus, das du ein Dach über dem Kopf hast und das du ausreichend zu essen hast.
Wenn du ein Dach über dem Kopf hast und ausreichend zu essen hast, ist der Rest duhkha, eigentlich geistig. Anstatt über andere zu schimpfen und dich über die Situation zu beklagen, duhkha, das Leiden hängt an deinem eigenen Geist. Du findest Menschen, die in einer ähnlichen Situation wie du sind und trotzdem glücklich.
Schmerz und Leid liegen am Geisteszustand
Vielleicht hattest du auch schon ähnliche Situationen, wo du glücklich warst. So sei dir bewusst, Schmerz und Leiden, liegen an dir, deinem Geisteszustand und nicht an der äußeren Situation. Das ist wichtig, wenn du weißt es ist vikshepasahabhuvah, ein Symptom. Dann ist es nicht mehr so schlimm.
Wenn du denkst, es ist ganz schlimm, da komm ich nie mehr heraus, es wird immer schlimmer werden. Das führt zur Verzweiflung. Wenn du weißt, der Grund weshalb ich leide, ist mein eigener Gemütszustand. Dann weißt du, du musst nur den Gemütszustand ändern.
Krankheiten müssen nicht zu Leid führen
Selbst Krankheiten müssen nicht zum Leiden führen. Selbst Schmerz muss nicht zum Leiden führen. Schmerz ist eine Sache, Leiden eine andere. Ich kenne Menschen, die physische Schmerzen haben. Wenn der physische Schmerz im Vordergrund steht, ist es auch ein gewisses Leiden. Es ist gut sich vom Leiden zu lösen. Sei dir bewusst, duhkha ist nur ein Symptom der Zerstreuung des Geistes.
- Daurmanasya ist Traurigkeit, deprimierter Gemütszustand.
- Manas ist Geist und ist Gemütszustand
- Daur steht hier für Traurigkeit, deprimiert.
Traurigkeit - Symptom für einen zerstreuten Geist
Wenn du traurig, deprimiert bist dann ist das auch ein Symptom für einen zerstreuten Geist. Die Traurigkeit und Deprimiertheit ist nicht wegen der äußeren Umstände. Ist auch nicht etwas was dauerhaft ist.
Yogis sagen Anandoham. In der Tiefe meines Wesens bin ich Freude. In der Tiefe meines Wesens bin ich Glück. Die Depressivität oder Niedergeschlagenheit die du vielleicht erfährst, ist nicht deine wahre Natur, sie ist auch nicht dauerhaft. Sie ist nur ein zerstreuter Geist. In dem Moment wo du wieder in der Tiefe deines Wesens bist, in dem Moment, wo du wieder ganz bei dir bist, ist es plötzlich wie weggeblasen. Vielleicht brauchst du nur ein paar spirituelle Praktiken machen, dann geht es dir gut.
Hilfreiches Mittel: Yogastunde
Oder geh in ein Yogazentrum und mach eine Yogastunde mit, es geht dir gut. Daran siehst du, die Traurigkeit und das Leiden kann schnell verschwinden. Du musst nur deinen Gemütszustand ändern.
- Anggamejayatva heißt Erschütterung des Körpers und Nervosität.
Der Körper kann unruhig sein und das kann auch ein Zeichen sein für Vikshepa. Es kann sein, das du den Körper nicht ruhig halten kannst. Anggamejayatva kann auch heißen Verspannungen, Angga heißt Teile, Meyaya heißt verspannt, erschüttert, unruhig. Tva heißt dieser Zustand. Es ist auch wieder ein Zustand, der aus der Zerstreuung kommt.
Auch körperliche Verspannungen kommen vom Geist her. Du kannst auch körperliche Verspannungen auflösen durch Asanas und Tiefenentspannung. Dann wird der Geist wieder ruhig. Probleme des Körpers haben auch etwas mit dem Geist zu tun.
Bewusstes Atmen bringt den Geist zur Ruhe
- Vasaprashvasa heißt unregelmäßige Atmung.
- Vasa heißt Einatmung
- Prashvasa heißt Ausatmung
- Weil es mit Vikshepa zu tun hat, steht es für unruhige Ein- und Ausatmung
Du könntest auch deine Atmung beobachten, wenn es dir nicht so gut geht, du mit Hindernissen konfrontiert wirst, dann wird auch die Atmung unruhig. Mache die Atmung wieder ruhig, dann geht es dir wieder besser.
Beobachte die Atmung, mache dir bewusst, dein Geist ist in Vikshepa und beobachte die Atmung weiter. Du wirst feststellen ist der Geist nicht mehr in Vikshepa. Dann gehe tiefer in dein wahres Selbst, dort erfährst du Freude.
Das ist ein Vortrag, der Raja Yoga Reihe. Weitere Informationen und Kommentare in unserer Internetseite. In den nächsten Versen spricht Patanjali wie Unruhe und Schmerz verschwindet und wie das geht.
Video - Zeichen eines verwirrten Geisteszustandes
Siehe auch
- Gemütszustand
- Laune
- Stimmung
- Seele
- Psyche
- Pranayama
- Videos angeleitete Yogastunden
- Samadhi Pada
- Sadhana Pada
- Vibhuti Pada
- Kaivalya Pada
- Raja Yoga
Literatur
- Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von Heute von Sukadev Bretz
- Sukadev Bretz, Ulrike Schöber: Der Pfad zur Gelassenheit
- Swami Sivananda: Erfolgreich leben und Gott verwirklichen
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- James Swartz: Yoga der Liebe
Weblinks
- 17.01.2025 - 19.01.2025 Raja Yoga 1
- Raja Yoga ist der Yoga der Geisteskontrolle. In diesem Raja Yoga Seminar behandeln wir das 1. Kapitel der Yoga Sutras von Patanjali. Darin geht es um Gedankenkraft, Geisteskontrolle und positives Den…
- Vincent Pippich
- 24.01.2025 - 26.01.2025 Raja Yoga 3
- Der Yoga der Geisteskontrolle. 3. und 4. Kapitel der Yoga Sutras von Patanjali, Entwicklung der Gedankenkraft, Meditationserfahrungen, übernatürliche Kräfte, Hilfe aus dem Inneren - Kontakt mit dem e…