Siddha

Aus Yogawiki
Narasimha ist ein Halbgott mit besonderen Fähigkeiten

1. Siddha (Sanskrit: सिद्ध siddha adj. u. m.) ist das PPP der Sanskrit Verbalwurzel (Dhatu) sidh und bedeutet: getroffen, erfolgt, gelungen, erreicht, vollbracht, in Erfüllung gegangen; verfertigt, zubereitet, gekocht; gültig; eigentümlich, eigen; unvergänglich, unveränderlich; feststehend, erwiesen, bewiesen, bekannt, anerkannt; wirksam, wunderkräftig; heilig, geheiligt; einer, der sein Ziel erreicht hat; einer, der das Höchste erreicht hat bzw. Vollkommenheit erlangt hat.


2. Siddha (Sanskrit: सिद्धा siddhā f.) die Heilpflanze Platanthera edgeworthii (Riddhi); der Name einer Yogini.

Ein Siddha ist ein Vollendeter, Vollkommener, Heiliger, Glückseliger; ein Meister mit übernatürlichen Fähigkeiten; ein Seher, Wahrsager, Zauberer; eine Klasse bestimmter Halbgötter, denen übernatürliche Kräfte, insbesondere das Fliegen durch den Luftraum, zugeschrieben werden (zu ihnen zählen u.a. die Weisen Kapila, Vyasa und Vasishtha); Siddha ist auch eine symbolische Bezeichnung der Zahl Vierundzwanzig.

Sukadev über Siddha

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Siddha

Siddha ist ein Sanskrit-Wort und heißt als Adjektiv "vollendet", "vollkommen" und als Substantiv "der Vollendete", "der Vollkommene", "derjenige, der es erreicht hat". Was hat er erreicht? Die Selbstverwirklichung, die Gottverwirklichung. Ein Siddha ist also ein vollkommener Meister. Siddha ist darüber hinaus auch ein Ausdruck für eine Gruppe von Meistern, die den physischen Körper aufgelöst hat, aber nicht mit dem Höchsten vollständig verschmolzen ist, sondern in feinstofflicher Form weiter existiert.

In der Hatha Yoga Pradipika spricht der Meister Swatmarama von den Siddhas und sagt, dass die Siddhas weiter in dieser Welt sind. Er spricht davon, dass Goraksha ein Meister ist und von vielen anderen. Diese Meister sind Siddhas und man kann sich an sie wenden. Diese Meister haben das Höchste erfahren existieren aber dennoch auf subtile Weise weiter. Sie können Aspiranten erscheinen und ihnen zu Hilfe kommen. Du kannst dir bewusst sein, du bist nicht allein, es gibt Siddhas dort. Und selbst wenn du nicht die Gelegenheit hast, regelmäßig in Yoga Ashrams und Zentren zu gehen, kannst du dich an Siddhas wenden.

Es ist natürlich am besten, wenn du dich an deinen eigenen Guru wendest, aber zusätzlich zu deinem eigenen Guru, und das kann auch ein Sadguru sein, der nicht mehr im physischen Körper ist, kannst du dich an die Siddhas wenden. Dattatreya, Hanuman und Goraksha gelten zum Beispiel als Siddhas. Du kannst sie anrufen und dich an sie wenden. Oder du kannst dich einfach öffnen und bitten, dass dir Lichtwesen helfen. Dann können Engel oder die großen Meister als Siddhas kommen. Und selbst wenn du sie nicht anrufst, die Siddhas wie auch die Devas sehen, wenn jemand praktiziert, wenn dort ein Leuchten auftritt und segnen denjenigen, der intensiv praktiziert. Und wenn jemand, der intensiv praktiziert, in Schwierigkeiten kommt, dann wollen sie ihm helfen. Du kannst du dir darüber bewusst sein, dass es Siddhas, Devas und spirituelle Schwingungen und Kräfte gibt. Und irgendwann wirst auch du zum Siddha werden, zum Vollkommenen, jemand, der Siddhi, die Vollkommenheit, erreicht hat.

Die Geschichte eines Siddha

Artikel aus Stories from Yoga Vasishtha von Swami Sivananda. The Divine Life Society Publication, 9. Auflage, Uttarakhand, 2009, S. 36-40.

Vasishtha sagte: "Der Geist existiert nicht unabhängig. Genau so abhängig wie die Wellen vom Meerwasser sind, hängt der Geist vom Höchsten Selbst ab. Der Geist ändert sich ständig. Er verwechselt Freund und Feind und Feind und Freund. Er reißt Großes nieder und bauscht das Niedrige riesig auf. Momentan kennt er ein Gefühl oder einen Zustand und ein andermal ein anderes Gefühl oder einen anderen Zustand. Er hält die Wahrheit für unwahr und das Unwahre für wahr. Freude und Leid, Vergnügen und Kummer, Glück und Sorge sind nur Geschöpfe des Geistes. Nur der Geist erntet die Früchte guter und schlechter Taten. Es gibt keinen vom Geist unabhängig wahrgenommenen Gegenstand. Der Geist ist die Ursache aller Gefühle. Du hörst, fühlst, siehst, schmeckst und riechst nur durch den Geist. Der Geist bewegt den Körper. Zeit, Entfernung, Ort; Länge, Breite und Höhe; Schnelligkeit, Langsamkeit, groß und klein; zu viel oder zu wenig; schwarz oder rot - all diese Dinge entstehen nur im Geist.

Der Gedanke an Gegenstände führt zur Verhaftung. Der Verzicht auf Gedanken führt zur Befreiung. Dieses Universum ist nichts anderes als die Ausdehnung der Gedanken. Diese Welt ist wie eine große Show. Diese Show läuft nur durch den Geist weiter. Genauso wie die Jahreszeiten die Veränderungen in den Bäumen hervorrufen, so löst der Geist Unterschiede in der menschlichen Befindlichkeit aus. Es gibt so viele Geister wie es Menschen in der Welt gibt. Es ist schwierig zwei Menschen mit demselben Geist zu finden.

Der Geist spielt mit den Gegenständen. Er verursacht Täuschung. Durch das Spiel des Geistes erscheint die Nähe fern und die Ferne nah. Ein Kalpa scheint ein Moment zu sein und andersherum. Um dir diese Vorstellung zu verdeutlichen, werde ich dir nun eine interessante Geschichte erzählen. Oh Rama! Lausche mit verzückter Aufmerksamkeit!

Lavana, ein Nachkomme von König Harishchandra, regierte über das Land Uttar Pandava. Er war ein glorreicher und tugendhafter König. Einmal saß er in Gegenwart all seiner Minister und Offiziere auf dem Thron. Da erschien ein Siddha oder ein Magier. Er verbeugte sich vor dem König und rief aus: "Oh mein Herr! Gönne es dir, meine wunderbaren Großtaten zu vernehmen." Der Siddha wedelte mit seinem Pfauenfedernstrauß. Der König machte die folgenden Erfahrungen: Ein Bote des Königs von Sindhu betrat den Hof mit einem Pferd so wie das von Indra und sprach: "Oh Herr! Mein Meister bietet dir dieses Pferd als Geschenk."

Der Siddha bat den König, das Pferd zu besteigen und zu seinem Vergnügen zu reiten. Der König starrte auf das Pferd und verfiel für zwei Stunden in Trance. Anschließend sah man, wie sein steifer Körper sich entspannte. Etwas später fiel sein Körper zu Boden. Die Höflinge richteten den Körper auf. Dann gelangte der König wieder zu normalem Bewusstsein. Die Minister und Höflinge wurden sehr besorgt und befragten den König: "Was ist geschehen Ihre Majestät?"

Der König antwortete: "Der Siddha wedelte mit dem Pfauenfedernstrauß. Vor mir sah ich ein Pferd, das ich bestieg und in der heißen Sonne in die Wüste ritt. Meine Zunge war ausgetrocknet. Ich war sehr ermüdet. Dann erreichte ich einen wunderschönen Wald. Während ich ritt, umwickelte eine Schlingpflanze meinen Nacken und das Pferd lief weg. Ich schaukelte während der ganzen Nacht mit der Schlingpflanze um den Hals in der Luft hin und her. Ich zitterte vor lauter Kälte.

Als der Tag dämmerte, sah ich die Sonne. Ich durchtrennte die Schlingpflanze um meinen Hals. Dann nahm ich ein kastenloses Mädchen wahr, das Essen und Wasser in den Händen trug. Ich war sehr hungrig und bat sie um etwas zu essen. Sie gab mir nichts. Ich blieb eine lange Zeit dicht hinter ihr. Dann drehte sie sich zu mir um und sagte: "Ich bin Chandala seit Geburt. Wenn du mir versprichst, mich in meinem Ort vor meinen Eltern zu heiraten und mit mir dort zu leben, dann gebe ich dir sofort, was ich in der Hand halte." Ich willigte ein, sie zu heiraten. Dann gab sie mir die Hälfte des Essens. Ich aß es und trank das Getränk aus der Jambufrucht.

Dann führte sie mich zu ihrem Vater und bat um seine Einwilligung, mich zu heiraten. Sie brachte mich zu ihrer Bleibe. Der Vater des Mädchens tötete Affen, Krähen und Schweine, um deren Fleisch an Nervensträngen zu trocknen. Ein kleiner Schuppen wurde errichtet. Ich hatte meinen Platz auf einem großen Kochbananenblatt. Dann schaute mich meine schielende Schwiegermutter mit ihren blutunterlaufenen Augäpfel an und sagte: "Ist dies unser zukünftiger Schwiegersohn?"

Die Hochzeitsfeierlichkeiten begannen mit einem großen Brimborium. Mein Schwiegervater überreichte mir Kleider und andere Gegenstände. Der Palmwein Toddy und Fleisch wurden großzügig verteilt. Die Fleisch essenden Chadalas begannen, ihre Trommeln zu schlagen. Das Mädchen wurde mir zur Frau gegeben. Ich bekam den Namen Pushta. Die Hochzeitsfeier dauerte sieben Tage. Aus dieser Beziehung entstammte zuerst eine Tochter. Innerhalb dreier Jahre wurde wiederum ein schwarzen Junge geboren. Dann kam wieder eine Tochter zur Welt. Ich wurde ein alter Chandala mit einer großen Familie und lebte lange Zeit.

Kinder sind eine Quelle des Kummers. Das Unheil der Menschheit, das aus der Leidenschaft entsteht, nimmt die Gestalt eines Kindes an. Der Körper altert und wird aufgrund des Erhalts und der Sorgen um die Familie verbraucht. Ich sah mich der Qual von Hitze und Kälte in jenem trostlosen Wald ausgesetzt. Ich trug alte und verrissene Kleider. Ich bürdete mir Brennholz auf mein Haupt. Ich war den frostigen Winden ausgesetzt. Ich ernährte mich von Wurzeln. So verbrachte ich sechzig Jahre meines Lebens, als ob es so viele langewährende Kalpas gäbe. Dann kam eine schlimme Hungersnot. Viele verhungerten. Einige meiner Verwandten zogen weg.

Meine Frau und ich verließen dieses Land und marschierten in der heißen Sonne. Ich trug zwei Kinder auf meinen Schultern und das dritte auf meinem Kopf. Nachdem wir eine lange Strecke gingen, kam ich am Rande eines Waldes an. Wir alle rasteten ein wenig unter einem Palmyrabaum. Meine Frau verstarb aufgrund der langen Reise in der heißen Sonne. Pracheka, mein jüngerer Sohn, erhob sich vor mir und sagte unter Tränen: "Papa, ich habe Hunger, gib mir sofort Fleisch und etwas zu trinken, sonst werde ich sterben." Er wiederholte mit Tränen in den Augen, dass er vor Hunger stürbe.

Väterliche Liebe regte sich in mir. Mein Herz zog sich zusammen. Unfähig den Kummer zu ertragen, entschloss ich mich, meinem Leben ein Ende zu setzen, indem ich mich ins Feuer fallen ließe. Ich sammelte Holz, stapelte es auf und entzündete es. Als ich mich erhob, um ins Feuer zu springen, fiel ich vom Thron und erwachte zu den Klängen der Musikinstrumente und sah, wie ihr mich aufrichtete und die Worte rieft: "Jaya, jaya (der Sieg sei dein). Nun erkenne ich mich als König Lavana und nicht als Chandal. Jetzt verstehe ich, dass es der Siddha war, der mich so lange durch all dies eingebildete Ungemach geführt hatte."

Die Minister erkundigten sich nach den Vorfahren des Siddhas. In der Zwischenzeit fand man heraus, dass Sambrika, der Siddha, verschwunden war. Vasishtha erklärte dann: "Oh Rama! Dieser Siddha ist niemand anderes als die göttliche Maya. Diese Geschichte zeigt deutlich, dass das Universum nichts anderes als der Geist selbst ist. Parabrahman Selbst erscheint als der Geist. Und die Welt, alles, was du siehst, ist nur eine Manifestation von Chit. Die Zeit ist nur eine Spielart des Geistes. Im Traum erlebst du die Ereignisse eines Jahrhunderts in fünf Minuten. Ist der Geist konzentriert, dann wirkt eine Stunde wie fünf Minuten. Ohne Konzentration erscheinen zehn Minuten wie drei Stunden. Alle haben dies schon in dieser Welt erfahren. König Lavana erfuhr sechzig Jahre innerhalb zweier Stunden.

Dieses Universum ist eine Schöpfung des Geistes. Der Geist oder Maya ist der größte Spieler oder Zauberer. Der Geist oder Maya stellt den Siddha oder den Zauberer der obengenannten Geschichte dar. Der Geist ist Maya. Der Geist ist das Instrument der Maya. Die Erfahrungen des Königs Lavana stellen die erbärmliche Situation der Menschheit dar, die Sklave ihrer Wünsche, Sehnsüchte und dem Zustand der Welt ist. Diese trügerische Welt ist nur eine Abbild der unbegrenzten Macht oder des allmächtigen Herrn – alle Menschen gehen vollkommen verblendet durch diese Welt. Sie glauben an die Wirklichkeit des Unwirklichen. Das Wirkliche ist ihnen unwirklich. Genauso wie ein Baum sich durch seine Zweige und Äste ausdehnt, so dehnt der Geist sich durch den vielfältigen Erfindungsreichtum seiner Vorstellungskraft aus.

Wenn du die Sankalpas oder die Vorstellungen des Geistes zerstörst, wenn du den Geist vollkommen disziplinierst, wenn du den Geist allmählich durch die Unterscheidungskraft, Befragung, Leidenschaftslosigkeit und regelmäßige Meditation auf Atman unter deine Kontrolle bringst, dann wird dich Maya nicht überwältigen. Du erreichst Unsterblichkeit und genießt die ewige Wonne des Unendlichen.

Siddha im Jainismus

Flicka: Tirthankara-Statue in einem Jain-Tempel in Mumbai / Indien Copyright

Siddhas sind im Jainismus die befreiten Seelen die als zweites nach den Arihants verehrt wurden.

Die Tirthankaras und einfache Kewalis zerstören die übrigen vier Aghati Karmas am Ende ihres aktuellen Lebens. Wenn sie einmal das Nirvana erreichen, nennt man sie Siddhas. Sie sind völlig frei und erleuchtet. Sie werden frei vom Kreislauf der Geburt und des Todes. Sie besitzen weder einen Körper noch fühlen sie Schmerzen und Vergnügen, oder Freude und Kummer. Sie leben als reine Seele in einem ewigen glückseligen Zustand als Moksha bekannt. Die Qualitäten und Attribute von allen Siddhas sind gleich aber sie behalten ihre unverwechselbare Identität und Form.

Sowohl Arihants als auch die Siddhas werden im Jainismus betrachtet als Götter. Arihants sind ideale menschliche Wesen. Sie sind verpflichtet, den religiösen Glauben von Jain zu predigen zu den Individuen nach Erreichen des Kewal Gyan. Nach dem Tod werden sie zu Sidddhas. Alle Siddhas sind verfeinerte Seelen, die ewig leben in einem glückseligen Zustand von Moksha. Den Jainisten zufolge haben Siddhas acht spezifische Charakteristika oder Qualitäten.

Während des Namokar Mantras betet man zuerst zu den Arihants (Tirthankara) und dann zu den Siddhas. Die Siddhas sind perfekte Seelen und haben alles Karma (beides Ghati und Aghati) verbrannt. Sie sind daher im höchsten göttlichen Zustand. Die Arihants auf der anderen Seite haben nur vier Ghati Karmas verbrannt und befinden sich in einem niedrigeren (dreizehn Gunasthan) göttlichen Zustand. Nach Erreichen des Kewal Gyan (nach Verbrennen der vier Ghati Karmas) verwirklichen Arihants (Tirthnkaras) die vier Ordnungen des religiösen Glaubens der Jain. Sie predigen Doktrin, Ethik und Verhalten des Jainismus. Sie erklären den Weg des Nirvana und die Qualitäten der perfekten Seelen oder Siddhas. Ohne die Lehren der Arihants würde man Siddhas oder Nirvana nicht kennen. Deswegen betet man erst zu den Arihanats und dann zu den Siddhas.

Wie wird man ein Siddha?

Übe unermüdlich Asanas

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Kommentar zur Hatha Yoga Pradipika, Kapitel 1, Verse 56-58

Praktiziere unermüdlich Asanas

Vers 56:

So sollte der Yogi unermüdlich all diese Asanas praktizieren, bis er keine Schmerzen und keine Erschöpfung mehr fühlt.

Also, hier sagt Swatmarama: Wie sollte man Asanas üben und wie lange und zwar so lange, bis wir keine Schmerzen und Erschöpfung mehr spüren. Es heißt auch bzw. eine andere Übersetzung dieses Verses ist: Auf diese Weise sollten die Besten der Yogis ihre Müdigkeit durch die Praxis von Asanas und Bandha besänftigen.

Wozu dienen also die Asanas laut Swatmarama? Mit Asanas können wir zum Einen Krankheiten, Schmerzen überwinden und zum anderen Müdigkeit. Und tatsächlich, die meisten Menschen auf der Welt üben ja Asanas aus eigentlich drei Gründen:

  • Das eine ist, um körperliche Probleme zu beseitigen, und es gibt ja zahllose empirische Studien, die zeigen, Hatha Yoga hilft gegen Bluthochdruck, Rückenprobleme, Gelenksprobleme, Schmerzempfindlichkeit usw.. Ich will nicht alles aufzählen. Auf unseren Internetseiten brauchst du nur nach „wissenschaftliche Studien Yoga“ zu schauen und da findest du hunderte von Studien, die zeigen, dass Yoga sehr gut gegen körperliche Beschwerden ist. Also Yoga hilft gegen alle Arten von körperlichen Beschwerden.
  • Ein zweiter Grund, weshalb Menschen Hatha Yoga üben ist, um mehr Energie zu spüren. Wenn du nicht genügend Energie hast, übe die Asanas. Die Asanas geben neue Energie und damit auch neue Positivität des Geistes.
  • Ein dritter Grund, weshalb Menschen Asanas üben ist natürlich Gelassenheit des Geistes und Konzentration und darauf geht ja Swatmarama an anderer Stelle ein.

Also man sollte Asanas üben, was hilft, weniger Krankheiten, weniger Schmerzen und mehr Energie zu haben.

Reinige die Nadis mit Pranayama

Vers 57:

Reinige die Nadis mit Pranayama

Dann sollte der Yogi seine Nadis mit der Durchführung von Pranayama reinigen und die Mudras und Kumbhakas verschiedenster Art praktizieren.

Hier gibt Swatmarama so ein bisschen an, wie geht man denn vor, wenn wir Hatha Yoga als Hauptübungsweg nehmen. Da spielen erstmal die Asanas eine Rolle, körperliche Beschwerden werden beseitigt, Müdigkeit und Tamas überwunden. Was dort als Müdigkeit steht, ist Shrama. Shrama hat verschiedene Bedeutungen. In diesem Fall heißt es hier: Ermüdung. Erschöpfung. Aber man kann im weiteren Sinn auch sagen, alles, was Tamas ist und Trägheit, auch Depressivität, all das kann überwunden werden mit Asanas.

Dann muss man aber weiter schreiten! Im Hatha Yoga geht’s eben nicht nur um Asanas und Swatmarama will es gleich nach den Asanas sagen. Er will nicht warten bis zum zweiten Kapitel, wo die Pranayamas ausführlicher beschrieben werden, um zu vermeiden, dass Menschen sich auf Asanas beschränken. Er sagt, wir sollten dann anschließend Pranayama üben, Atemübungen. Pranayama heißt insbesondere Kumbhaka. Kumbhaka heißt wörtlich „Luft anhalten“ und für die Pranayamas ist das Luft anhalten von besonderer Wichtigkeit. Dann gibt es noch die Mudras. Die Mudras helfen auch, um Prana zu lenken. Das dritte Kapitel hat als Hauptthema Mudras. Im Grunde genommen kann man sagen, diese Verse wollen beschreiben, wie geht es in den nächsten Kapiteln weiter. Das zweite Kapitel beschreibt Pranayama, das dritte die Mudras und dann geht’s weiter. Dann kommt als Nächstes in einem Lehrgang des Yoga die Konzentration auf Nada, das heißt die Klänge. Also, hier geht es darum, wenn man Hatha Yoga übt, erst Asana, dann Pranayama, dann folgt Meditation.

Praxis von Meditationstechniken

Vers 58:

Asana, Variationen von Kumbhaka und Übung von Mudra heißen diese Techniken. Dann kommt Konzentration auf den Klang. Das ist die Abfolge der Praxis im Hatha Yoga.

Jetzt geht es um die verschiedenen Konzentrationsformen. Er sagt, man soll sich auf nādānusandhāna konzentrieren, also die Konzentration auf den inneren Klang. Aber man könnte sagen, jetzt kommen die Meditationstechniken. Diese werden im vierten Kapitel beschrieben und Swatmarama schreibt weiter: Der Brahmachari der im Führen eines keuschen Lebens und Einhalten der maßvollen Ernährung diesen Yoga praktiziert und die Früchte seiner Taten zurückweist, wird in wenig mehr als einem Jahr ein Siddha, ein Vollkommener. Darüber gibt es keinen Zweifel.

Übe Meditation und mache Yoga zu deinem höchsten Ziel

Also er hat erst etwas über Asana, Pranayama und Meditation gesagt, und jetzt sagt er, es kommt aber noch etwas dazu. Hier geht es zum Einen um den Brahmachari. Brahmachari kann ja mehrere Bedeutungen haben , wie du vermutlich inzwischen weißt. Brahmachari heißt zum einen wörtlich, derjenige der wandelt (achari), in Brahman. Brahmachari, derjenige der in Brahman wandelt oder derjenige, der sein ganzes Leben der Erfahrung des Göttlichen widmet. Brahmachari wird aber auch manchmal übersetzt als der Enthaltsame, manchmal auch der sexuell Enthaltsame.

Nach Brahmachari kommt Mitahari. Das ist derjenige, dessen Nahrung gemäßigt ist. Also zum Hatha Yoga gehören auch besondere Ernährungsregeln.

Und dann kommt als nächstes der Tyagi. In der Übersetzung, auf die Swami Vishnu zurückgreift, heißt es dort, der die Früchte seiner Handlungen zurückweist. Hier könnte man aber auch sagen, was hier gemeint ist, dass man ein entsagtes Leben führt.

Also wenn du Vollkommenheit erreichen willst, sei regelmäßig in Asana, Pranayama und Meditation, richte dein Leben auf Brahman aus, folge einer yogischen Ernährung und löse dich von allen Wünschen, übe tyaga (Verhaftungslosigkeit). Dann sagt er noch: „Yoga parayana“ und das heißt: Mache Yoga zu deinem höchsten Ziel. Was also auch heißt: Du musst Yoga zu deinem höchsten Ziel machen, wenn du die Erleuchtung erlangen willst. Es reicht nicht aus, zu sagen, ja mein Hauptziel ist Familie, Partnerschaft und vielleicht Erfolg im Beruf, einen schönen Garten und gute Rente, sondern dein Hauptziel sollte sein: Yoga und damit die Einheit. Es wird auch manchmal einfach nur übersetzt: Der, der den Yoga ganz hingegeben ist oder der, der Yoga praktiziert. Dann sagt er, dann wird man nach einem Jahr oder wenig mehr als einem Jahr zu einem Siddha, also zu einem Vollkommenen. So erreichst du Vollkommenheit.

Weil natürlich dieser Ausdruck gebraucht wird, hat man Zweifel und so sagt er hier: „natra karya vicharana“ – darüber gibt es überhaupt keinen Zweifel und keine Bedenken. Also übe ein Leben mit Asana, Pranayama, Meditation, richte Dein Leben auf Brahman aus, achte auf deine Ernährung, löse dich von allen Verhaftungen, übe Entsagung und so wirst du zum Vollkommenen. Ich wünsche dir dafür alles Gute, viel Kraft und Inspiration. Was die maßvolle Ernährung heißt und wie du Yoga übst, darum geht es dann in den nächsten Versen, die in einem nächsten Video behandelt werden.

Ja, danke fürs Zuhören und wenn du diese Vorträge gut findest oder diesen Vortrag, dann klicke doch auf Daumen hoch oder mache eine 5-Sterne-Bewertung oder klicke auf „Gefällt mir!“ oder teile den Link zur Sendung. Danke. Mein Name: Sukadev, Kameraschnitt: Nanda. Alle Informationen zur Hatha Yoga Pradipika findest du auch auf dem Yoga Vidya Schriften Portal. Dort findest du alle Verse zur Hatha Yoga Pradipika auf Sanskrit, sowohl in Devanagari wie auch Umschrift, Wort-für-Wort-Übersetzung, vollständige Übersetzung und verschiedene Kommentare.

Video - Hatha Yoga Pradipika - Wie man ein Siddha wird

Die Hatha Yoga Pradipika ist eine der wichtigsten Yoga Schriften. Der Autor dieses Yoga Textes bezeichnet den Vollkommenen, den Selbstverwirklichten, als Siddha. In den Versen 56-58 des ersten Kapitels beschreibt Svatmarama, wie man zum Siddha wird. Es geht dabei um Asanas, Pranayama, Bandha, Mudra und Meditation - aber auch um die innere Einstellung und die Konzentration.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Pranayama

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