Purana
Puranas sind Textsammlungen, die sich mit indischen Mythen und religiösen Legenden befassen. Puranas beschreiben die Kräfte und Werke der Götter. Ein alter Sanskrit-Lexikograph, Amarasinha, der im fünften oder sechsten Jahrhundert n. Chr. lebte, definierte ein Purana als ein Werk mit 5 charakteristischen Themen oder „Panchalakshana“. Puranas behandeln in der Regel 5 Themen: Schöpfung, Zerstörung und Erneuerung der Welt, Geschlechterfolge der Götter und Helden, Herrschaft der verschiedenen Manus in den unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Menschen, Leben und Wirken der Nachkommen der Manus.
Die Epen Ramayana, Mahabharata und viele andere alte hinduistische Texte bieten einen umfassenden Einblick in die hinduistische Religion. Auch buddhistische und jainistische Puranas sind fester Bestandteil der indischen Religion. Puranas enthalten somit eine Fülle von Wissen und Informationen bezüglich vieler philosophischer und religiöser Themen. Sie erläutern auf leicht verständliche Weise die subtilen Wahrheiten der Shrutis und Vedas, welche ohne Kommentar für Nicht-Gelehrte schwer zugänglich sind.
1. Purana (Sanskrit: पुराण purāṇa adj., m. u. n.) früher dagewesen, längst bestehend, alt, uralt, urtümlich; gebraucht, vertrocknet (Blatt); eine Münze; Name eines Rishi; Dinge der Vorzeit; eine Erzählung aus der Vergangenheit, alte Geschichte; eine Gruppe umfangreicher literarischer Werke, die als heilige Schriften verehrt werden; Göttersagen.
2. Purana (Sanskrit: पूरण pūraṇa adj., m. u. n.) voll machend, füllend; erfüllend, befriedigend; Ordnungszahl; Damm; Meer; Name verschiedener Männer; das Vollmachen, Ausfüllen, Anfüllen, Aufblähen; das Füllen, Einfüllen, Einflößen; das Durchlaufen; das Spannen (eines Bogens); das Erfüllen, Befriedigen; das Ausstatten, Ausschmücken; reichliche Nahrungszufuhr; Regen; eine Art gefülltes Gebäck; Nussgras (Musta).
Überblick
Purana ist der Name einer Literaturgattung, deren Texte zu den klassischen heiligen Schriften der Smriti zählen. Diese beschreiben das Wirken eines persönlichen Gottes (Ishwara) auf Erden und die Liebe zu ihm (Bhakti). Sie setzen sich aus 18 Haupt-Puranas (Mahapurana) und 18 Neben-Puranas (Upapurana) zusammen.
Die einzelnen Texte werden jeweils drei Traditionen zugeordnet:
- Vaishnava-Puranas: Vishnu-, Bhagavata-, Padma-, Narada-, Garuda- und Varaha-Purana.
- Shaiva-Puranas: Matsya-, Linga-, Skanda-, Kurma-, Shiva- und Agni- oder Vayu-Purana
- Brahma-Puranas: Brahma-, Brahma Vaivarta-, Vamana-, Brahmanda-, Markandeya- und Bhavishya-Purana.
Die berühmtesten Puranas sind das Vishnu- und das Bhagavata-Purana, das die Lebensgeschichte Krishnas erzählt.
Puranas behandeln in der Regel 5 Themen:
- Schöpfung
- Zerstörung und Erneuerung der Welt
- Geschlechterfolge der Götter und Helden
- Herrschaft der verschiedenen Manus in den unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Menschen
- Leben und Wirken der Nachkommen der Manus.
Außerdem enthalten die Texte vereinzelt auch noch Philosophie und wissenschaftliche Abhandlungen sowie Erzählungen und haben damit epischen Charakter. In ihnen werden die spirituellen Wahrheiten in Gestalt von existenziell berührenden Schicksalen und Lebenssituation beispielhaft beschrieben.
Die Puranas
Die Puranas gehören zu der Literatur-Gattung der Itihasas. Sie haben fünf Charakteristika (Pancha Lakshana): Historie, Kosmologie (mit einer Vielfalt an Symbolik, die philosophischen Prinzipien betreffend), Schöpfung, Dynastien und Manvantaras. Alle Puranas gehören zu den Suhrit Samhitas.
Vyasa, der Verfasser der Puranas, nimmt in jedem Zeitalter eine neue Gestalt und einen neuen Namen an. In diesem Zeitalter heißt er Krishnadvaipayana und ist der Sohn von Parasara.
Die Puranas wurden verfasst, um die Religion der Veden den Menschen zugänglich zu machen, sie enthalten somit die Grundgedanken der Veden. Das Ziel der Puranas ist es, die Menschen dahin zu führen, die Lehren der Veden zu verinnerlichen und Hingabe zu Gott erwachen zu lassen. Dazu bedienen sich die Puranas konkreter Beispiele, Mythen, Geschichten und Legenden. Sie beschreiben das Leben von Heiligen, Königen und großen Seelen. Sie erzählen in Gleichnissen aus Überlieferungen großer historischer Ereignisse. Die Weisen veranschaulichten dadurch die ewigen Prinzipien der Religion. Die Puranas waren nicht für die Gebildeten gedacht, sondern für den einfachen Menschen, der die Veden nicht studieren konnte und mit deren Philosophie überfordert gewesen wäre.
Während die intellektuellen Darshanas die Gebildeten ansprechen, wenden sich die Puranas an das breite Volk. Religion wird durch die Puranas einfach und doch anregend übermittelt, bis heute haben sie nichts von ihrer Popularität eingebüßt. Sie beschreiben Geschehnisse längst vergangener Zeiten, geben Einblick in Regionen des Universums, die dem physischen Auge verborgen sind. Sie sind spannend zu lesen und voller Informationen aller Art. Kinder hören sie von ihren Großmüttern, Pandits und Purohits lesen sie in Tempeln, an den Ufern der Flüsse und an heiligen Plätzen. Landwirte, Bauern und Händler lauschen den Geschichten.
Die achtzehn Puranas
Achtzehn Hauptpuranas und eine gleiche Anzahl untergeordneter Puranas, die Upapuranas, sind bekannt. Die Hauptpuranas sind: Vishnu Purana, Narada Purana, Srimad Bhagavata Purana, Garuda (Suparna) Purana, Padma Purana, Varaha Purana, Brahma Purana, Brahmanda Purana, Brahma Vaivarta Purana, Markandeya Purana, Bhavishya Purana, Vamana Purana, Matsya Purana, Kurma Purana, Linga Purana, Shiva Purana, Skanda Purana und Agni Purana. Von diesen sind sechs sattvika und glorifizieren Vishnu; sechs sind rajasa und glorifizieren Brahma; sechs sind tamasa und glorifizieren Shiva.
Anfänger auf dem spirituellen Weg mögen der Verwirrung anheimfallen, wenn sie das Shiva Purana und das Vishnu Purana lesen. Im Shiva Purana wird Shiva als der Höchste Herr gepriesen, während Vishnu eine untergeordnete Rolle, bis hin zur Herabsetzung, zugewiesen wird. In Vishnu Purana wird Hari als der Höchste Herr gepriesen, während Shiva eine untergeordnete Rolle, bis hin zur Herabsetzung, zugewiesen wird. Das geschieht nur, um den Glauben der Menschen an ihre persönliche Gottheit (Ishtadevata) zu festigen. Shiva und Vishnu seien eins.
Die schönsten aller Puranas sind das Srimad Bhagavata und das Vishnu Purana. Das populärste ist das Srimad Bhagavata Purana, danach kommt das Vishnu Purana. Ein Teil des Markandeya Puranas ist allen Hindus wohlbekannt als Chandi oder Devimahatmya. Es hat die Verehrung der Göttlichen Mutter zum Inhalt. Das Chandi wird von den Hindus speziell an heiligen Tagen und zur Navaratri (Durga Puja) gelesen.
Das Srimad Bhagavata Purana und die zehn Avatare
Das Srimad Bhagavata Purana ist eine Chronologie der zehn Avatare Vishnus. Das Anliegen eines jeden Avatars ist es, die Welt aus Gefahr zu retten, die Bösen zu bestrafen und die Guten zu beschützen. Die zehn Avatare: Matsya (Fisch), Kurma (Schildkröte), Varaha (Eber), Narasimha (Mannlöwe), Vamana (Zwerg), Parasurama (Rama mit der Axt, der Vernichter der Kshatriyas (Krieger)), Rama (der Sohn von Dasharatha und Held des Ramayanas,) Krishna (der Verkünder der Bhagavad Gita), Buddha (der asketische Prinz und Gründer des Buddhismus), Kalki (der weiße Reiter, der am Ende das Kali Yugas erscheinen wird).
Der Matsya Avatar rettete Vaivasvata Manu vor der großen Flut. Der Kurma Avatar brachte dadurch, dass Er sich bei der Quirlung des Milchozeans als Fundament für den Quirlstab zur Verfügung stellte, der Welt die Schätze zurück, die während der Flut verloren gegangen waren. Der Varaha Avatar brachte die Erde wieder an die Oberfläche, nachdem sie von dem Dämon Hiranyaksha auf den Meeresgrund entführt worden war. Der Narasimha Avatar befreite die Welt aus der Unterdrückung durch den Dämon Hiranyakasipu, den Vater des Bhaktas Prahlada. Der Vamana Avatar brachte den Göttern Ihre Macht zurück, die Ihnen König Bali durch die Auswirkungen seiner Askese und Hingabe genommen hatte. Der Parasurama Avatar befreite das Land von der Unterdrückung durch die Kshatriyas. Der Rama Avatar vernichtete den Dämon Ravana. Der Krishna Avatar vernichtete den Dämon Kamsa und weitere. Er lehrte im Mahabharata-Krieg das erhabene Wissen der Bhagavad Gita und Er wurde der Begründer des Bhakti Kultes in Indien. Der Buddha Avatar wandte Sich gegen Tieropfer und die Machtstellung der Brahmanen. Der Kalki Avatar wird das Böse vernichten und die Tugenden wiederbeleben.
Krishna in den Puranas
Die Agni, Brahma, Padma, Brahma-Viavarta, Vishnu und Bhagavata Purana handeln vom Leben und Wirken Krishnas. Radha spielt eine große Rolle in der Entwicklung des späteren Vaishnavismus. Im Vishnu- und Bhagavata Purana ist von ihr nicht die Rede. Im Padma und Brahma Vaivarta Purana wird die Verehrung Radhas, ihre wahre Natur und mystische Bedeutung und deren Bezug zu Shri Krishna ausführlich beschrieben. Besonders im Brahma-Vaivarta Purana wird dem Radha-Element in der Verehrung von Krishna große Bedeutung beigelegt. Im Vishnu und Bhagavata Purana geht es vor allem um die philosophischen Aspekte Krishnas und seiner Verehrung.
Die Tamilischen Puranas
Shiva inkarnierte als Dakshinamurti, um die vier Kumaras zu lehren. Er nahm menschliche Gestalt an, um Sambandhar, Manikkavasagar und Pattinathar einzuweihen. Er erschien in einem Körper aus Fleisch und Blut, um Seinen Bhaktas zu helfen und sie von ihren Leiden zu befreien. Die göttlichen Spiele Shivas werden in den Tamilischen Puranas, wie Shiva Purana, Periya Purana, Shiva Parakramam und Tiruvilayadal Purana, erzählt.
Die Upapuranas
Die achtzehn Upapuranas sind: Sanatkumara, Narasimha, Brihannaradiya, Shivarahasya, Durvasa, Kapila, Vamana, Bhargava, Varuna, Kalika, Samba, Nandi, Surya, Parasara, Vasishtha, Devi Bhagavata, Ganesha und Hamsa.
Was uns die Puranas geben
Das Studium der Puranas und das Hören über die transzendenten Spiele des Herrn sind ein wichtiger Teil des Sadhanas eines Bhaktas, denn nichts erfreut den Herrn mehr. Shravana (Hören) ist ein Teil der Navavidha Bhakti (neunfältige Hingabe). Kathas (Erzählungen) und Upanyasas (Erwähnungen) erschließen die Quellen der Hingabe in den Herzen der Zuhörer und entwickeln Prema Bhakti, die den Jiva zur Unsterblichkeit führt. Die Sprache der Veden ist archaisch. Die tiefe Philosophie des Vedantas und der Upanishaden ist schwer zu erfassen und zu verinnerlichen. Deshalb bieten die Puranas die philosophischen Wahrheiten auf einfache Art und Weise dar. Sie lassen den Leser eintauchen in das Mysterium des Lebens und sind der Schlüssel zur Glückseligkeit. Labe dich an ihren Lehren. Beginne heute ein neues Leben durch Dharma Nishtha (zielgerichtete Hingabe) und Adhyatmika (auf das Höchste Selbst bezogener) Sadhana.
Verschiedene Schreibweisen für Purana
Sanskrit Wörter werden in Indien auf Devanagari geschrieben, ebenso wie auch modernere indische Sprachen wie Hindi, Bengali, Gujarati, Panjabi, Urdu. Damit Europäer das lesen können, wird Devanagari transkribiert in die römische Schrift. Es gibt verschiedene Konventionen, wie Devanagari in römische Schrift transkribiert werden kann Purana auf Devanagari wird geschrieben " पूरण ", in IAST wissenschaftliche Transkription mit diakritischen Zeichen " pūraṇa ", in der Harvard-Kyoto Umschrift " pUraNa ", in der Velthuis Transliteration " puura.na ", in der modernen Internet Itrans Transkription " pUraNa ".
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Siehe auch
- Puraka
- Purita
- Pura
- Purna
- Indische Mythologie
- Karnapurana
- Agni Purana
- Bhagavata Purana
- Bhavishya Purana
- Brahma Purana
- Brahma Vaivarta Purana
- Brahmanda Purana
- Brihaddharma Purana
- Devanga Purana
- Devi Bhagavata Purana
- Ganesha Purana
- Garga Samhita
- Kalika Purana
- Kalki Purana
- Kapila Purana
- Kurma Purana
- Lakshmi Purana
- Linga Purana
- Markandeya Purana
- Matsya Purana
- Mudgala Purana
- Naradiya Purana
- Narasimha Purana
- Padma Purana
- Periya Purana
- Samba Purana
- Saura Purana
- Shiva Rahasya Purana
- Skanda Purana
- Upapurana
- Vamana Purana
- Varaha Purana
- Vayu Purana
- Vishnudharmottara Purana
- Yuga Purana
- Vishnu
- Krishna
- Upanishad
- Welt
- HYP Jahresgruppe
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Weblinks
- Sivananda: "Sadhana in den Smritis, Epen und Puranas" aus Sadhana.Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Sukadev Bretz: Indische Schriften und Philosophiesysteme
- Sivananda: Götter und Göttinnen im Hinduismus
- Tantra Aus: "Göttliche Erkenntnis", von Swami Sivananda
- Swami Muktananda Giri (Didima): "Ma‘s besondere Mission"
- 5. Kapitel Guru Purnima
- 27. Kapitel Vara Lakshmi Vrata, Aus: "Feste und Fasten" von Swami Sivananda
- Hinduismus Aus: "Göttliche Erkenntnis", von Swami Sivananda
- "Über Religion" von Krishnananda
- Veden Aus: "Göttliche Erkenntnis", von Swami Sivananda
Literatur
- Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005.
- Hunzermeyer, Wilfried: Das Yoga-Lexikon ISBN 978-3-931172-28-2, Edition Sawitri
- Mittwede, Martin: Spirituelles Wörterbuch Sanskrit-Deutsch, ISBN 978-3-932957-02-4, Sathya Sai Vereinigung e.V.
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