Yoga Kongress

Aus Yogawiki
Sukadev Bretz - Spiritueller Leiter von Yoga Vidya

Yoga Kongress - Bei einem Yoga Kongress handelt es sich um eine Zusammenkunft von Personen, die in einem Themenbereich des Yoga wirken und diesen für andere zugänglich machen wollen oder auch sich mit anderen austauschen und weiterentwickeln wollen. Bei Yoga Vidya gibt es jedes Jahr einen Yoga Kongress der unter einem bestimmten Motto steht. Hier findest du zukünftige Termine Yoga Vidya Events und Kongresse.

Die beste Gelegenheit, Yoga in seiner ganzen Vielfalt kennen zu lernen. Viele Referenten und Yogalehrer! Der Kongress für alle Yogalehrer/Innen oder solche, die es noch werden wollen. Bitte Sonderbroschüre anfordern oder hier runterladen.

Kongress 2020 - Teaching Spirituality

Mach mit beim Yoga Kongress

- Ein Artikel aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 42 Frühjahr 2021 von Shivajyoti Arnold und Ruth Gaßmann -

Yogakongress des Berufsverbandes der Yoga Vidya Lehrer/innen vom 20.-22. November 2020 – das Thema: Teaching Spirituality

2020 ein Jahr voller Veränderungen und Einschränkungen. Dank dem Yoga Vidya Organisationsteam konnte der Yoga Kongress 2020 durch eine spontane und flexible Umorganisation trotz des Teil-Lockdowns stattfinden. Zwar nicht in Präsenz, aber dafür online.

Der Yoga Kongress 2020 stand unter dem Motto „Teaching Spirituality“. Wir bedanken uns an dieser Stelle beim Organisationsteam, dem es selbst unter erschwerten Bedingungen gelungen ist internationale Lehrer und Speaker einzuladen, wie zum Beispiel Kali Ray, Marshall Govindan, Sai Maa, Swami Jyothirmayah, Prof. Dr. Arndt Büssing, Krishna Chandra, Swami Saradananda, Shanmug Eckhardt, Dr. Michael Geary, Prof. Markus Stück, Maharani Fritsch de Navarrete, Ram Vakkalanka, Swami Dada Madhuvidyananda, Dr. Devendra Mishra, Jadranko Miklec, Thomas Hübl, Gauri Eckhardt …

1. Kongresstag

Eröffnung durch Sukadev Bretz

Eröffnet wird der Kongress vom Gründer von Yoga VidyaSukadev. Er spricht seinen Dank für die zahlreichen Spenden aus und erklärt weiter, dass jeder Krise eine Yogawelle folgte und die Yogawellen nach jeder Krise immer größer wurden. Deswegen gilt es jetzt sich in Gelassenheit, Vertrauen und Durchhalten zu üben, so dass wir gemeinsam in die Zukunft voranschreiten können. Veranstalter des Kongresses ist der Berufsverband, der sein 25-jähriges Jubiläum feiert. Als Meilensteine gelten das Yoga Vidya Journal und der erste Yogakongress aus dem Jahr 1998, der erste Kinderyogakongress 2005, die Entstehung des Yoga Wiki 2009, der erste Business Yoga Kongress 2010, die Entstehung der Zweigverbände und des Yoga Vidya Preises für Innovation und Nachhaltigkeit 2015.

Der Berufsverband versucht den Verbandsmitgliedern bei den sich ständig verändernden Corona Verordnungen zur Seite zu stehen, wo er nur kann.

DAS THEMA „TEACHING SPIRITUALITY“ BESCHÄFTIGT SICH MIT DER FRAGEWIE LEHRT MAN SPIRITUALITÄT?

Vorträge, Workshops und Yogastunden machen Yoga erfahrbar. Sukadev betont, dass diese Macht des Yogalehrers nicht ausgenutzt werden darf. Schließlich geht es im Yoga um MokshaBefreiung. Der Mensch möchte frei sein und erfahren wer er wirklich ist.

Es folgen Reden der Botschafterin von Indien Mrs. Malathi Rao Vadapalli aus Berlin. Sie bedankt sich herzlich für die Zusammenarbeit mit Yoga Vidya und betont, wie wichtig es ist, dass der Yoga Kongress stattfindet. Yoga stärke die ganzheitliche Gesundheit der Menschen auf körperlicher, geistiger und spiritueller Ebene. Sie berichtet, dass immer mehr Menschen die Vorteile von Yoga während der Pandemie erkennen würden.

Axel Lehmann, Politiker aus dem Kreis Lippe, gratuliert dem BYV zum 25-jährigen Jubliäum.

Bürgermeister Hans Dieter Krüger betont die Kraft des Themas des diesjährigen Kongresses, das in seiner Breite liegt. Hans-Jörg Düning-Gast betont wie der Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg zur Standortattraktivität beiträgt.

Prof. Büssing

Prof. Büssing spricht in seinem Vortrag über die Bedeutung der Yamas und Niyamas, Verhaltensweisen, die für eine spirituelle Entwicklung selbstverständlich sein sollten. Für die meisten Yogaübenden sei der spirituelle Weg eine Ausprägung ethischer Prinzipien.

Nepal Lodh

Nepal Lodh betont in seinem Vortrag „Suche nach dem wahren Selbst durch spirituelle Lebenspraxis“, das Universum sei eine Universität und die Welt eine Schule. Es ginge darum, spirituelles Bewusstsein zu erwecken. Er ist glücklich darüber, dass heutzutage so viele Menschen Yoga üben und durch Körper- und Atemübungen oder über Geräusche wie Meeresrauschen durch die Ocean Drum den Zustand von Konzentration durch Beruhigung des Geistes erreichen können.

Mangala Klein

Mangala Klein spricht über „Wege weiblicher Spiritualität“. Die spirituellen Lehrerinnen unterschiedlicher Zeitalter und Traditionen waren auch gesellschaftlich gesehen anders als andere Frauen ihrer Zeit wir Mirjam, die ägyptische Maria oder Lallaji aus Kaschmir, nur um einige von ihnen zu nennen.

Sai Maa

Der erste Kongresstag endet mit Inspirationen der international bekannten Sai Maa. Wahres Yoga bedeutet Einheit. Jedoch würden die meisten Menschen Masken tragen, um sich selbst und ihr Ego zu schützen. All das geschieht, laut Sai Maa, aufgrund von Unwissenheit. Sie betont die Wichtigkeit seine eigene Wahrheit zu sprechen – vom Yoga der Wahrheit – eine Wahrheit kommend aus dem Vishuddha Chakra (Halschakra). Wesentlich ist also die Unterscheidungsfähigkeit zwischen Wahrheit und Unwahrheit. Um die Wahrheit zu erkennen, wer wir wirklich sind:

SAT-CIT-ANANDA (SEIN - WISSEN - GLÜCKSELIGKEIT)

2. Kongresstag

Sukadev Bretz

Sukadev eröffnet den zweiten Kongresstag mit dem Thema „Teacher of Spirituality – die Rolle der verschiedenen Arten von spirituellen Lehrer/innen“. Hierbei erläutert er Begriffe spiritueller Philosophie: Brahman (das Absolute), Maya (Illusion), Duhkha (Leid), Moksha (Befreiung), Abhyasa (Übung) hierzu gehören Sadhana (spirituelle Praxis), Satsang (Zusammen nach der höchsten Wahrheit streben), Sattva (Reinheit) und Seva (selbstloser Dienst). Als letzten Punkt nennt Sukadev Karma. Hierzu gehören ebenfalls Seva und Dharma (Aufgabe). Weiter erklärt Sukadev die Bedeutung eines Gurus.

Wähle deinen Guru mit Bedacht

Idealerweise hat der Guru Brahman erfahren. Er unterweist seine Schüler in die Praktiken und sagt uns, dass wir unser Dharma erfüllen müssen, also nicht weglaufen sollen. Der Guru beschleunigt unser Wachstum und hilft uns auf andere Ebenen zu kommen.

Der Jnana Yoga Lehrer ist bewandert in den Schriften, der Bhakti Yoga Lehrer lebt in Gottes Gegenwart. Im Raja Yoga kommt man über Gott zur Verwirklichung und im Karma Yoga wächst man über seine Aufgaben hinaus. Im Kundalini Yoga spielt der Guru eine große Rolle durch Energieerweckung und/ oder -übertragung, oft hat dies jedoch Schattenseiten sexueller und anderer Art. Im Hatha Yoga leitet der Lehrer Asanas, Pranayama etc. an. Sukadev betont, dass es wichtig ist, niemals die Selbstverantwortung abzugeben.

Pfarrer Dr. Jakobs

Pfarrer Dr. Jakobs lässt uns in „Die tieferen Ebenen des Vater Unser eintauchen“. Jesus ist ein Lehrer des Betens und betete selbst viel. Das Vater Unser bildet wesentliche Bausteine des kontemplativen Betens ab:

  • Ausrichtung
  • Einheit, das Größere einschwingen in den Willen Gottes
  • erleben von einigen Dimensionen der Erlösung im Selbst
  • beten mit dem Namen, „Vater“ als persönliche Anrede, „unser“ steht für Beziehung

Beten ist nicht ein völlig privates Reden, es ist Beziehungspflege. Pfarrer Dr. Jakobs stellt uns dann diese Frage: Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe … Wer handelt da? Ich selbst kann nicht bei allem was geschieht etwas dafür. Ferner sagt er, Erlösung sei möglich, sie geschehe im Durchleiden mit Hilfe Gottes, ein Teil davon entstehe im Betenden schon jetzt.

Maharani Fritsch de Navarrete

In der schamanischen Reise mit dem Thema „Den inneren Guru erwecken“ begleitet uns Maharani Fritsch de Navarrete mit ihrer Schamanentrommel in eine fantastische innere Reise.

Amadio Bianchi

Amadio Bianchi, dessen Thema „Die natürliche Spiritualität des Menschen“ ist, freut sich, dass der Kongress trotz Corona stattfindet. Er sagt, Heilung komme mehr aus unserer spirituellen Seite als von unserer psychischen (auch bei Corona). Die Gesellschaft sei mehr auf der emotionalen Seite getroffen als von der viralen. Die Menschen seien befangen, sie hätten Angst. Das zeige sich in den Nieren. Die Traurigkeit zeige sich in den Lungen, die Wut im Magen-Darm-Trakt.

Viren fühlen sich nicht wohl, wenn Körpertemperatur zu heiß ist. Am besten können wir Viren mit dem Geist bekämpfen, deshalb ist es wichtig, sich der Spiritualität zuzuwenden und zu meditieren. Wir haben von Natur aus eine Verbindung zur Spiritualität. Diese Spiritualität ist konfessionslos. Die Angst komme aus der Inakzeptanz dessen was ist. Die Akzeptanz der Umstände sei wichtig auf allen Ebenen.

Marshall Govindan

Marshall Govindan, Lehrer für Kriya Yoga spricht über Anhaftung und darüber dass es eine Möglichkeit gibt, die Quellen des Leidens zu überwinden. Diese sind Anhaftung und Abneigung.

Rinchen Tsomo

Rinchen Tsomo präsentiert ihr Wissen über „Vaastu – das Yoga und Ayurveda für unseren Wohnraum“. Vaastu ist das Wissen vom Raum. Es dient dazu ein freieres, störungsfreieres Leben führen zu können, damit wir die Kapazitäten haben dem eigentlichen Sinn des Lebens nachzugehen. Das Leben in einem Vaastu Haus bedeutet unter anderem eine Steigerung des Wohlbefindens und der Lebensfreude, eine Stärkung der Gesundheit, Kinder können sich besser konzentrieren und Erwachsene haben eine schnellere und höhere Regenerationszeit.

Die Häuser/Wohnungen werden im Vaastu nach den Himmelsrichtungen in die fünf Elemente eingeteilt, woraufhin sich eine bestimmte Zimmerordnung erschließt. Nach dem Vaastu sind den Himmelsrichtungen die Elemente folgendermaßen zugeordnet:

Weiter empfiehlt Rinchen mit den Räumlichkeiten zu sprechen, klassisch-indische Raga-Musik spielen zu lassen und sie regelmäßig mit Sandelholz oder Salbei auszuräuchern. Hierfür kann folgendes Mantra verwendet werden:

OM VAASTU BRAHMANYE NAMAHA
OM VAASTU PURUSHAYE NAMAHA

Ram Vakkalanka

Ram Vakkalanka offenbart in seinem Vortrag die Weisheit und Wirkungen von Mudras. Er erklärt, dass ein Mudra ein Siegel ist mit dem Energie gebündelt wird. Die fünf Finger symbolisieren fünf Chakras (Energiezentren) – wobei der kleine Finger für das Muladhara Chakra steht. Der Daumen steht für das Element des Äthers – nur der Raum kann sich mit jedem Element verbinden.

Yogakongress:

Mudras aktivieren das subtile Nervensystem und erneuern den Geist, sie stärken das Immunsystem und können zu übernatürlichen Kräften (Siddhis) führen.

Kali Ray

Sukadev Bretz und Kali Ray mit Mudra

Kali Ray präsentiert ebenfalls umfangreiches Wissen über Mudras. Ihr zufolge spricht der Mensch über seine Hände. Bestimmte Gefühle kommen mit einer spezifischen Gestik zum Ausdruck. Unsere Hände spiegeln sehr offensichtlich wie wir uns fühlen. Das Prana (Lebensenergie) führt die Mudras von innen heraus. Alle Formen von Yoga beginnen von innen nach außen. Kali Ray schlägt vor, Mudras vor der Asana Praxis oder während einzelnen Asanas anzuwenden. Wird das Mudra vor einem bestimmten Chakra gehalten, kann sich das Energiefeld erweitern.

Shanmug Eckhardt

Im letzten Vortrag des zweiten Kongresstages spricht Shanmug Eckhard darüber wie wir Selbstvertrauen und Stärke entwickeln“ können. Er erklärt, dass das „Selbstvertrauen nicht pauschal gilt, sondern von einer bestimmten Aufgabe abhängt, auf die es bezogen ist. Hieran gilt es Selbstvertrauen mittels Übung zu lernen – ganz nach dem Motto: trial and error. Nur durch die Erfahrung können wir wachsen und nicht wegen eines Glaubensmusters. Hierbei ist ein auf Wachstum ausgerichtetes Mindset unabdingbar. Shanmug’s Worte ermutigen zur Umsetzung:

„IF SOMEONE ELSE CAN DO IT, I CAN DO IT, TOO“.

Mit der richtigen Motivation und einer Ausrichtung, die unseren Werten entspricht können wir vieles erreichen. Denn wir richten uns im Leben meist nach dem aus, was wir wertschätzen. Wenn wir unsere Werte herausgefunden haben, können wir uns folgende Fragen stellen: Warum sind sie wichtig für mich? Wie fühle ich mich dabei? Als Beispiel nennt Shanmug unter anderem folgende Werte: Spiritualität, Fitness, Natur, Karriere, Beziehungen, Kreativität … Wenn wir unsere eigenen Werte erkennen, agieren wir mit mehr Selbstvertrauen. Sie sind unser Kompass für unsere Handlungen.

3. Kongresstag

Swami Jyotirmayah

Der letzte Kongresstag beginnt mit einer Morgenmeditation mit Swami Jyotirmayah.

Brajanath Prabhu

Es folgt ein Vortrag von Brajanath Prabhu über „Bhukti, Mukti oder Bhakti?“ Im Mittelpunkt seines Vortrags steht die Lehre der Bhagavad Gita. Die wichtigste Lehre daraus sei, wie Krishna Arjuna mitteilt, er sei nicht der Körper. Swami Jyotirmayah empfiehlt, nicht zu viel von dieser Welt aufzunehmen, denn die Zufriedenheit der Sinne gibt uns niemals die Befriedigung nach der wir suchen. Dieses vergängliche Glück wird als Bhukti bezeichnet.

VIELMEHR SOLLTE DER MENSCH NACH SEINEM WAHREN BEDÜRFNIS – DER LIEBE - STREBEN.

Also Bhakti – der Verbindung zu Gott. Das höchste Ziel sei die Verwirklichung Brahmans, also die komplette Befreiung von der Welt – Mukti oder Moksha.

Thomas Hübl

Thomas Hübl hält einen Vortrag über „eine traumainformierte, verkörperte Spiritualität“. Ihm zufolge wird unsere persönliche und spirituelle Entwicklung von kollektiven Traumata maßgeblich beeinflusst. Karma bedeutet in diesem Sinne eine Verschiebung von Erfahrung in den nächsten Augenblick oder in ein späteres Leben.

Beispielhaft nennt er den Krieg und dessen Erfahrungen, die zu überwältigend für einen Menschen sein können. Das menschliche Nervensystem besitzt die Funktion überwältigende Erfahrungen abzuspalten und mitzunehmen. Es wird ins Unbewusste geschoben und kann zu absenten Bereichen unseres Lebens führen in denen wir nicht präsent sind. Eine nicht integrierte Geschichte aus der Vergangenheit kann so die Gegenwärtigkeit überschatten. Eine Integration kann durch die Präsenz dessen entstehen, was gewesen ist.

Deswegen ist es wichtig den Fokus darauf zu richten, was nicht funktioniert, damit es integriert werden kann. Erst wenn ein Ereignis integriert wurde, kann dieses auch transzendiert werden. Wenn wir dies nicht tun, wird ein Teil des Egos einen anderen Teil von sich eliminieren wollen und dies führt zu einer inneren Spaltung. Meditation und die Visualisierung von Licht können dabei unterstützen diese Anteile anzusehen und zu integrieren

Shivakami Bretz

Shivakami Bretz spricht in ihrem Vortrag über „Psychologische Yogatherapie bei Depressionen“. Yoga als ein allumfassendes System, hilft Menschen dabei bei sich anzukommen. Sowohl körperlich als auch psychisch. Auch bei schweren Depressionen kann Meditation eine Hilfe sein. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass mit einem Mantra und einer Mala (Gebetskette) meditiert wird, so dass die Meditation gut im Körper verankert ist. Abstrakte Meditationen, wie eine Ausdehnungsmeditation, sollte vermieden werden, da sonst das „Ich“ verschwimmen kann. Für Ängste kann die tiefe Bauchatmung und Wechselatmung hilfreich sein und so den Körper wieder in Balance bringen.

Referentenrunde zum Abschluss

Den diesjährigen Yogakongress rundet eine Referentenrunde ab. Voller Dankbarkeit treffen sich die Referenten gemeinsam online und bedanken sich bei Yoga Vidya für die Möglichkeit Yoga zu verbreiten. Es wird immer wieder betont, wie wichtig es ist Vidya (Wissen) zu verbreiten, um den Menschen dabei zu helfen aus der Unwissenheit zu gelangen. Yoga Vidya trägt hierzu einen wichtigen Beitrag. Alle sind sehr dankbar dafür, dass sie sich in dieser Zeit mit spirituellen Lehrern unterschiedlicher Traditionen verbinden und jenes Wissen mit den Menschen teilen konnten. Denn letztlich sind alle für das gleiche Ziel unterwegs.

Der Yoga Kongress 2019 - Yoga – Weisheit & Dynamik

Yoga Kongress 2019

- Ein Artikel aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 40 Frühjahr 2020 von Christine Endris - Eindrücke von Christine Endris (BYV) Beim Yogakongress ist (fast) immer alles außergewöhnlich. Ein namhafter Neurowissenschaftler, Arzt und Buchautor sitzt morgens um viertel nach acht – mit Socken an den Füßen – zu Füßen Sivanandas, wartet auf die Zuhörer seines Vortrags und wundert sich ein wenig - mit Socken, das habe er auch noch nie gemacht; ein internationaler Autor und Filmemacher preist begeistert diese Yogastadt, so etwas habe er noch nie zuvor gesehen; Honoratioren aus nah und fern sitzen auf Stühlen und Kissen – jawohl, mit Socken – und warten auf die Eröffnung des 22. Yogakongresses.

Sukadev begrüßt die Gäste und berichtet Aktuelles: 650 Teilnehmer sind angemeldet. Es ist der erste Kongress nach Eröffnung des großen Mahameru-Komplexes. Dieses Haus zwischen der Chakrapyramide und Haus Shanti wurde vollständig saniert und umgebaut und erst im Frühjahr 2019 eingeweiht. Hier ist nun der Küchenbereich zu Hause mit vielen großen und kleinen, sehr schönen Speiseräumen und dazu noch viel Platz zum Essen im Freien. In den höheren Etagen können Sevakas wohnen. Viele Räume werden noch ihrer endgültigen Bestimmung übergeben.

Ein Gramm Praxis …..

Der Kaufvertrag für einen Teil des Silvaticum-parks neben den Gebäuden ist unterschrieben. Bei den Grußworten der Ehrengäste zeigen sich wie bisher in all den Jahren auch eine breite Basis von Vertrauen, viel Wohlwollen und die Bereitschaft zu intensiver Zusammenarbeit.

Bad Meinberg und der Landkreis Lippe profitieren vom Ruf und den Aktivitäten der „Yogastadt“, Yoga Vidya selbst natürlich auch. Hier wird Raum geschaffen für die Verbreitung von Yoga, Ayurveda, dem Wissen vom Menschen in seiner unermesslichen Ganzheitlichkeit. Und – wie es immer wieder von den Gästen und Teilnehmern gesagt wird: Yoga ist Friedensarbeit und hier wird sie tagtäglich gemacht!

„Ein Gramm Praxis ist besser als Tonnen von Theorie“ - Swami Sivananda (1887 bis 1963), 

in dessen Tradition wir leben, lernen und lehren, hat es seinerzeit auf den Punkt gebracht!

Sukadev zum Kongressthema: Yoga ist die älteste Weisheitslehre überhaupt, 2000 bis 5000 Jahre alt, und die alten Schriften wie die Upanishaden bestehen in all dieser Zeit unverändert. Jede Kultur braucht eine Grundweisheit, auf die sie sich stützen kann. Die Dynamik entwickelt sich beim Praktizieren, angepasst an die Erfordernisse der Zeit. Als Sukadev mit Yoga anfing, gab es das Konzept Yogamatte nicht, es gab auch kein Meditationskissen. Das Wort Akroyoga existierte nicht, Rückbeugen, Drehungen und Vorwärtsbeugen wurden gerade ganz vorsichtig eingeführt. Unsere heutige Physiotherapie erlaubt alles, wie es der Mensch für sich braucht, einzig die aktuellen Erkenntnisse aus der Forschung werden berücksichtigt. Yoga Vidya arbeitet auf allen Ebenen mit Wissenschaftlern, Ärzten, Krankenkassen, Physio- und Psychotherapeuten zusammen und kann durch eigene Erfahrungen und die aktive Unterstützung von Forschungsprojekten eminent viel erreichen. Yoga Vidya gibt darüber hinaus Antworten auf viele Fragen, die uns aktuell bewegen, wie Klima, Gesundheit und Friedensarbeit. Dreieinhalb Millionen Deutsche praktizieren Yoga regelmäßig, zehn Millionen haben Yoga schon einmal geübt, es bleiben 75 Millionen Deutsche, die noch kein Yoga gemacht haben … ja, da könnt ihr euch leicht vorstellen, was Sukadev dazu meint! Seid dynamisch, um aus den alten Weisheitslehren heraus Yoga in die Welt zu tragen!

Bad Meinberg macht es vor: Xperience Festival, Kinderyoga-Kongress, Ayurveda-Kongress, Musikfestival – das jährliche Programmheft legt ein buntes, umfangreiches Zeugnis davon ab.

Nicht alle Yogis sind zwangsläufig empathisch

Wissen ist Strömungen unterworfen und muss sich fortwährend erneuern. Auch spirituelles Wissen entwickelt sich, kann aber auch einmal zum Stillstand kommen, Sukadev gebraucht dafür den Begriff „Geistige Trockenheit“ und leitet dann zur Empathie über. Grundlagen der Empathie gehören zur Weisheit dazu, aber - nicht alle Yogis sind zwangsläufig empathisch. Da ist also noch Luft drin ….

Weisheit entsteht durch Unterscheidungsfähigkeit, durch das Erleben reinen Bewusstseins, durch das Üben von ganzheitlichem Yoga und die Erfahrung von Öffnung. Der Weltyogatag trägt inzwischen einen erheblichen Anteil zu diesen Erfahrungen bei.

Den ersten Vortrag hält Swami Nityamuktananda Saraswati (Dr. Christa-Maria Herrmann). Sie promovierte im Fach Öko-Philosophie und studierte auch in den Bereichen Theologie, Erziehung, Psychologie, Yoga, Taoismus und Zen und unterrichtet weltweit. Ihr Thema Die Dynamik zwischen Wissen und Weisheit. Ihr erster Satz lautet: Niemand kann Wahrheit wissen und sagen! Unser „Wissen“, das wir hören oder lesen, die Informationen, die permanent zu uns kommen, nehmen wir nur entsprechend unserer aktuellen Konditionierung auf. Es gibt keine Fakten. Sie sind abhängig davon, wer das Wort sagt und wer das Wort hört! Wir stellen das Gehörte für „unsere Geschichte“ um, dem entsprechend beispielsweise, was wir wissen, was wir wollen, wofür wir besondere Aufmerksamkeit haben. Wir können gar nicht anders. Aber: Wir können unser Bewusstsein erweitern, somit ändert sich die Aufnahmefähigkeit. Wege zur Weisheit können sein:

denn: Alles ist!

Wo fängt mein Ich an?

Weisheit ist für Swami Nityamuktananda Transzendenz von Wissen, die Form aufzugeben hin zum Licht, zur Energie, zu höheren Schwingungen. Leben ist ein ständiger Prozess. Unsere Körperzellen erneuern sich permanent, wir werden ständig „neu geboren“. Wir bewegen uns innerhalb einer allwissenden intelligenten Energie. Mit diesem Bewusst-Sein können wir unsere Ego Identifikationen auflösen, denn, zum Beispiel: mein Atem ist dein Atem – wer könnte das leugnen? Wo fängt mein Ich an, wo hört es auf? Wir können unsere Anhaftungen, die Vorstellung, die wir oder andere von uns haben, auflösen, wenn wir permanent unseren Horizont erweitern. Swami Nityamuktananda sagt: Das Individuum ist eine Kulturlüge, sowohl biologisch als auch mental.

Die Veden beschreiben die ganze Wahrheit in wenigen Sätzen: Alles ist Brahman. Brahman ist absolutes Wissen. Ich bin dieses absolute Bewusstsein. Ich bin Brahman. Das Wissende und das Wissen sind gleich.

Wir sind die Werkzeuge, durch die sich Brahman ausdrückt und zeigt. Verehre dich in deinem Selbst, verehre das Göttliche in dir! Leben und Sterben sind die gleichen Prozesse.

Swami Nityamuktananda hat viel zu sagen! Zum weiteren Verständnis schaut euch ihren Vortrag an, den Yoga Vidya in YouTube eingestellt hat, wie die meisten der hier genannten Vorträge auch.

Viele Wege führen zum Ziel

Shai Tubali spiritueller Lehrer, internationaler Autor und Filmemacher. Als erstes freut er sich sehr darüber, in Bad Meinberg zu sein. So etwas wie hier habe er noch nie gesehen! Dann spricht er über die sieben Chakra-Persönlichkeitstypen und dein spiritueller Weg. Wir beginnen mit einer gemeinsamen Chakrakonzentration mit Farben von unten nach oben. Wo spüren wir die meiste Energie? Dort könnte unser Seelenzugang zur Welt zu finden sein. Jeder Mensch hat seine Eigenheiten, auch Meister. Die Wahrheit ist ein Diamant mit verschiedenen Facetten, sagt Shai Tubali. Der Weg über die sieben Chakras ist eine Möglichkeit, dorthin zu gelangen. Er beschreibt deren Charakteristik und die menschlichen Eigenschaften. Beim Sahasrara Chakra kommt er zu den Yogis und Yoginis, einer „seltenen Spezies, die sich der Welt nicht sehr zugehörig fühlt, keine tiefen Beziehungen eingeht und eher in Klöstern oder Höhlen lebt. Manche fürchten gar, von der Gnade ausgeschlossen zu sein“. Als mögliche Wege aus dem letztgenannten Dilemma nennt er: Am feinstofflichen Körper arbeiten, sich selbst akzeptieren, lange Meditationen mit geschlossenen Augen, so dass der Schleier sich lüftet. Wir wissen es ja, viele Wege führen zum Ziel. Die Zeit bis zu den Abendvorträgen ist gut ausgefüllt. Im Angebot sind:

Ich teile mir die Zeit für beides ein, Abendessen und Konzert. Es war eine ausgezeichnete Wahl. Der Satsang um 20 Uhr vereint alle Kongressteilnehmer in der Meditation und beim Mantrasingen. Hier ist die Verbundenheit am deutlichsten zu spüren - hunderte von Menschen gemeinsam in der Stille und beim Singen. Das macht Freude und wirkt lange nach. Anschließend der Vortrag von Arndt Büssing, Arzt und Professor für Medizintheorie. Thema Geistliche Trockenheit bei Yoga-Übenden. Gemeint ist das Gefühl, Gott sei nicht mehr präsent, man sei alleine mit seinem Glauben und auf seinem spirituellen Weg. Die Begeisterung ist weg, persönliche Probleme tun ein Übriges. Das wirkt wie ein Burnout oder eine Depression, Arndt Büssing hat dazu geforscht - auch Yogapraktizierende wurden befragt - und mit einem Kollegen ein Buch veröffentlicht.

Acedia, die Trägheit, Tamas im Yoga genannt, ein Grundproblem des Menschen. Man kann in allem zu viel oder auch zu wenig tun. Es helfen:

Der zweite Vortrag des Abends von Prof. Dr. Joachim Bauer, Arzt, Psychotherapeut, Neurowissenschaftler und Autor trägt die Überschrift: Warum und wie können sich Menschen gegenseitig verstehen? Neurowissenschaftliche Grundlagen der Empathie.

Die unterschiedlichen Zustände des Menschen in der hinduistischen Yogatradition werden einführend kurz dargestellt: Das ewige Selbst wird als Atman bezeichnet, die uns innewohnende Göttlichkeit.

Zudem hat der Mensch einen stofflichen und einen feinstofflichen Körper. Unsere Feinstofflichkeit setzt sich zusammen aus Ahamkara (Ich-Bewusstsein), Chitta (Geist, Gemüt), Manas (Denken, Fühlen, Wollen) und Buddhi (Vernunft).

Verstehen durch Resonanz und Verstehen durch Hirnen

In der heutigen Neurowissenschaft wird die Entwicklung des Selbst über zwei Wege gegenseitigen Verstehens beschrieben: Verstehen durch Einfühlung (Resonanz) und Verstehen durch Nachdenken (Hirnen). Resonanz findet ständig statt, wir spüren, was andere fühlen oder denken, und wir freuen uns oder leiden mit. Prof. Bauer berichtet von entsprechenden Versuchen: Sticht sich jemand mit der Nadel in den Finger, geht das Gehirn messbar und gefühlsmäßig in Resonanz, das Gleiche geschieht bei zugeschauten Bewegungen - die Handlungen werden „gespiegelt“. Kleinkinder strecken die Zunge heraus, wenn wir es ihnen oft genug vorgemacht haben. Das neuronale Resonanzsystem aktiviert beim Zuschauer Neurone mit der Zuständigkeit für eigene Handlungen. Sie sind messbar im cingulären Cortex (s. Internet).

Bei Lehrern, die eine starke Ausstrahlung haben, gehen die Schüler in Resonanz, lernen fleißig und gern; mit dem Charisma einer Valium 20 wird das nichts, oder nicht so gut … so Professor Bauer. Er selbst bevorzuge die Körpersprache eines doppelten Espresso – dazu kann ich nur sagen: Gebannt hören alle zu! Das klappt gut!

Resonanzsysteme im Alltag wie Schmerz, Angst, Ekel und Freude wirken auf andere, vorausgesetzt, sie befinden sich in unserem Einflussbereich. Indem wir zum Beispiel unsere Partner immer wieder mit neuen Augen sehen und unsere Wertschätzung zum Ausdruck bringen.

Die Macht des Wortes schlägt überall durch

Unsere Selbst-Gewissheit hat im Gehirn einen neurobiologischen Ort, wo wir Informationen über uns abrufen können wie zum Beispiel: Was ist meine Persönlichkeit? Oder Fragen stellen zum Thema Ich – andere – wir. Ein weiteres Experiment: Ein Proband hört feedbacks seiner besten Freunde zu seiner Person – er freut sich, das Gehirn reagiert messbar.

Der Geist wirkt auf den Körper. Die Macht des Wortes schlägt überall durch, das müssen wir uns stets bewusst machen im eigenen Tun! Auch das Immunsystem geht mit uns in Resonanz! Wir werden leichter gesund, wenn wir daran glauben, gesund zu werden! Joachim Bauer sagt am Ende seines Vortrages: Wir sind hier zusammen, um uns gegenseitig zum Positiven aufeinander einzustimmen! Ich empfinde dies als Balsam für meine Seele in diesen merkwürdigen Zeiten. Ein Glück, dass es am Sonntag einen weiteren Vortrag von ihm gibt.

Mehr zum Thema findet ihr als Vorträge und Interviews bei YouTube. Literatur und Hörbücher gibt es auch reichlich. Der erste Tag endet mit einem hinreißenden Konzert mit Saxophon, Flöte, Gitarre, Trommeln und Sänger zum Mittanzen, was auch weidlich genutzt wurde! Ausgleich muss sein!

Samstag

Mein „Wecker“ musiziert um 5.20 Uhr, um 6 Uhr sind drei verschiedene Meditationen möglich, danach gemeinsamer Satsang. Am Beispiel von Hanuman stellt Sukadev das Kongressthema dar: Hanuman war ein Verehrer Ramas, physisch sein Diener, geistig ein Teil von ihm und auf höchster Ebene war er Rama. „Ich bin du“ sagte dieser. Wir alle sind das Göttliche, manifestiert auf der Erde als Diener Gottes und physisch begrenzt, auch wenn wir Gutes bewirken wollen - und doch: Gott wirkt durch uns, sogar durch unsere Fehler, so Sukadev.

Ich bin du – Aham Brahmasmi, ich bin Teil des Göttlichen, bewegungslos, zeitlos, im tiefsten Innern Atman. Wir stellen uns in den Dienst des Göttlichen mit dem Vorsatz „bitte, tue für mich das Richtige!“

Amadio Bianchi, Präsident des World Movement für Yoga und Ayurveda und vieles mehr hebt in seinem Vortrag die Unterscheidungskraft hervor. Immer ist das Wichtigste, welche Intention darin steckt. Wir müssen auf das innere Gleichgewicht achten, auf Zufriedenheit. Wo steckt meine Gier? Achtsamkeit ist oberstes Gebot.

Das Seminarhaus ist ein Kraftfeld!

Es folgt Wie du am Wuchs von Bäumen gute Orte für Yoga und Meditation erkennen kannst mit Guntram Stoehr, Architekt, Baubiologe, Schwerpunkt Geomantie.

Er beginnt seinen Vortrag mit einem schönen Bild: Wenn wir auf einer Wiese liegen und eine Ameise krabbelt über unseren Bauch, dann könnte diese denken „Oh, was für ein wunderbarer Kraftort!“ Genau so geht es uns: Wir fühlen uns an bestimmtem Stellen wohl, andere gefallen uns gar nicht. Geomantie ist die Sehergabe, Weisheit aus der Erde zu schöpfen. Man könnte auch sagen, sie befasst sich mit den Chakras in der Landschaft. Sind wir an einem Kraftort, so verändert sich der Körper, die Gedanken kommen auf eine höhere Ebene. Das Seminarhaus ist beispielsweise ein Kraftfeld, wir werden stets von hier aus verändert nach Hause gehen.

Die Lebenskraft des jeweiligen Ortes ist das Wichtige. Werden Flächen versiegelt, wird dort die 3. Generation nicht mehr gesund bleiben können. Monokulturen bewirken das Gleiche, und das Schlimme ist: WIR tun das natürlich nicht, es sind die anderen, die da draußen, die Autofahrer, die Geldgierigen und so weiter, und so weiter ….!!!

Guntram Stoehr gibt uns Hinweise auf positive Orte, wo es sich gut meditieren lässt. An Waldrändern ist die Artenvielfalt und die Lebenskraft besonders groß. Die Weisheit der Natur ist alldurchdringend.

Wir erfahren zum Beispiel, dass rankender Efeu die Lebenskraft eines Baumes stärkt – das wusste ich auch nicht! Nur am Haus sollte er entfernt werden. Wir können bitten: Schenke mir Erfahrung in deinem Haus! Ich möchte von dir lernen.

Wir haben viele Bilder von ganz verschiedenen Baumformen gesehen. Das Grün wird immer weniger, die Vielfalt schwindet. Wir wissen, was wir zu tun haben, es ist auch unsere Verantwortung!

Aufgepasst: Guntram Stoehr gibt im März einen Workshop bei Yoga Vidya. Er macht auch geomantische Exkursionen und hat ein Buch zum Thema geschrieben.

Jetzt ist der Körper dran!

Vier parallele Yogastunden und sechs Workshops, alles zur gleichen Zeit! Ich aktiviere meine mit Weisheit gepaarte Entscheidungshoheit, lausche in mich hinein und höre meinen Körper sagen: Ich brauche jetzt eine Mantra Flow-Yogastunde. Sundaram zieht mit seiner Musik die Menschen in die Wirklichkeit, ins Hier und Jetzt und darüber hinaus. Katyayani, die schon lange mit ihm „zusammenarbeitet“, leitet mit ihrer ruhigen Stimme und mit feinen Einfällen die Yogastunde an. Harmonie und Loslassen!

Speisen im Mahameru

Von 8.30 bis 13 Uhr gibt es Brunch. Ausreichend Zeit und ausreichend Raum – das ist eine schöne neue Erfahrung! Die verschiedenen Speiseräume muss man gesehen haben, kleine, große, bunte, helle, stille, alles ist dabei. Essen, was das Herz begehrt: Salat, Brot und Brötchen, Saucen, Suppen, Brei, Obst, Müsli, Milch, Quark und Joghurt - Schwerpunkt vegan – Gemüse, Beilagen. So lecker! An die Küche geht meine allergrößte Hochachtung. Es ist ja nicht allein das Zubereiten, es wird ja auch geputzt, abgeräumt, gespült und nachgeliefert am laufenden Band. Vielen herzlichen Dank!bringen, stellen wir eine lebendige Resonanz her.

Herr Wittstamm ist auf einer Mission!

Yoga ist für alle da! Die Hauptasanas und ihre Varianten im Yoga50plus mit Willem Wittstamm. Herr Wittstamm ist auf einer Mission, er brennt für sein Yoga, sagt er als erstes. Er sieht, dass ältere Menschen ganz begierig danach sind, Yoga zu erlernen. Jeder Mensch kann jederzeit Yoga machen, ist sein Leitsatz. Yogabücher mit twiggymäßigen Frauen im Rad mit Sonnenuntergang auf Felsen im Meer sind da wenig hilfreich. Alle, gerade auch die Älteren, wollen normal behandelt werden. Yoga auf dem Stuhl eröffnet ihnen den Zugang zum Praktizieren, das ist seine Erfahrung seit vielen erfolgreichen Jahren. Es boomt, sagt er, und spricht so mitreißend, dass man sich das gut vorstellen kann. Er nimmt seine Klientel ernst und reißt doch liebend gerne jeden Scherz, der sich anbietet.

Der „Krieger“ auf einer Pobacke

Yoga auf dem Stuhl ist kein Stigma. Jede Übung ist auf einem Stuhl machbar, wie das auch für Business Yoga gilt. Wir erleben es später beim gemeinsamen Üben. Für seine TeilnehmerInnen ist die Gruppe auch eine Sangha, ein Kreis von Gleichgesinnten, die sich gegenseitig stützen und falls nötig auch tragen und ihre Freude teilen. Ich glaube ihm aufs Wort, dass er an Weihnachten von Plätzchen und anderem Naschwerk nur so überhäuft wird. - Wir machen den Sonnengruß komplett auf einem stabilen rutschfesten Klappstuhl, den Krieger auf einer Pobacke, die Drehsitze in allen Variationen – er hat tausend Ideen, die in seinem Buch „Hallo Alter“ zu finden sind. Schaut nach im Internet. Im März gibt es auch ein Seminar mit Willem Wittstamm in Bad Meinberg.

Der feierliche Abendsatsang beginnt schon um 19.30 Uhr, ausnahmsweise eine halbe Stunde früher als sonst, und wird, wie jeden Samstag, von Yoga Vidya live übertragen.

Anschließend ein Höhepunkt des Kongresses: Bekanntgabe der Preisträger des Yoga Vidya Preises für Nachhaltigkeit und Innovation. Zehn Teilnehmer wurden eingeladen, drei werden mit Geldpreisen ausgezeichnet.

Ein Projekt zur Nachhaltigkeit wird außerhalb des Wettbewerbs vorgestellt: Yogamatten aus recycelten PET-Flaschen – solange diese noch in diesen Mengen kursieren. Drei junge Frauen dachten sich, wenn Adidas Sportschuhe daraus herstellen kann, muss das auch für Yogamatten möglich sein. Sie tüftelten und sammelten über Crowdfunding Gelder ein, das Produkt mit dem label yoyoka liegt vor, es war an einem Stand in Bad Meinberg auszuprobieren.

Die Preisträger:

  • Der 3. Preis geht an eine Gruppe, die sich für die Aufforstung von zerstörten Wäldern weltweit engagiert, und das vom Hambacher Forst bis Brasilien. Das Motto lautet: Wir können Geld nicht einatmen. Näheres erfahrt ihr unter KalyaniYoga.
  • Der 2. Preis geht an eine Künstlerin und Sonderpädagogin, die in ihrer Kreativwerkstatt mit behinderten Menschen Figuren knetet, Yantras malt, Kissen und Matten gestaltet. Ein Film zeigte, wie wichtig das ist für die Beteiligten.
  • Ein Pilgerweg zu allen vier Yoga Vidya Seminarhäusern über möglichst viele der etwa hundert Stadtzentren in Deutschland – das wäre doch etwas für ein Laufen, äh Pilgern, zu einem Ziel, das für Yoginis und Yogis Sinn macht. - Die Idee zum Yoga Vidya Pilgerweg wurde geboren, als die beiden Preisträgerinnen des 1. Preises im August 2019 zum Xperience Festival in 10 Tagen zu Fuß liefen. Die Erfahrung war großartig. „Man läuft sich langsam leer“, dauernd neue Erfahrungen und Begegnungen! Sie planen für ihr Projekt ein Buch mit Karten, preiswerten Adressen zum Essen (möglichst vegetarisch und vegan) und Schlafen. Eine tolle Idee!

Beim Googeln entdecke ich im Yoga Vidya Blog einen Text vom 6.6.2012 von Manfred Sirch – heute Atmarama – über das Wallfahren in den verschiedenen religiösen Traditionen und über sein Pilgern mit Gepäck vom Bahnhof Horn nach Bad Meinberg, das er wunderschön beschreibt! Es ist ein frühes Plädoyer für den Pilgerweg von der Nordsee bis ins Allgäu …. (Tags hierzu im Blog Yoga Vidya: pilgern, Wallfahrt) Viel Erfolg den Preisträgerinnen für das interessante Projekt!

Das Preisgeld von zweimal 500 und einmal 1000 Euro ist gut angelegt!

Der Konflikt zwischen Emotionen und Weisheit - Abendvortrag von Harilal Karanath, Yogameister und Yogatherapeut. Die gute Nachricht zuerst: Auch Tiere leiden unter ihren Emotionen, allerdings weniger heftig als wir Menschen, die wir so stolz auf unsere Intelligenz sind. Damit beginnen die Probleme. Wir bekommen Informationen von allen Seiten, Radio, Zeitung, Fernsehen überschwemmen uns förmlich, im Hinterkopf lauert unsere Sozialisierung mit Erziehung, Bildung, Familie, Beruf, wir pflegen Erinnerungen und müssen unsere Freizeit ordentlich gestalten, Vorlieben und Abneigungen schleichen sich ein – kein Wunder, dass wir in Dysbalance geraten. - Buddhi, unser Intellekt und unsere höchste Intuition, vermag innerhalb von Sekunden zu entscheiden, der menschliche Geist ist der schnellste im ganzen Universum. Aus einer Dysbalance heraus ist dies jedoch sehr schwierig. Wir können das Gleichgewicht zwischen Wissen und Emotion herstellen mit Hilfe unserer yogischen Praxis, als da wären: Wechselatmung, Asanas, Raum für Kreativität, Achtsamkeit und Meditation.

Der Abend klingt harmonisch aus mit Mantrasingen zusammen mit Sundaram, mit den Friedensgebeten und dem Arati (Lichtzeremonie).

Sonntag

Am Sonntag musiziert mich mein Handy um 5.50 Uhr aus dem Schlaf (ja, ich benutze keinen Wecker mehr … ab und zu vermisse ich ihn!).

Stille Meditation und Satsang – sie gehören einfach dazu.

Drei Dinge braucht der Mensch!

Sukadev liest aus einem Brief von Swami Sivananda über Begierde und Emotionen vor. Begierde ist der Samen für Samsara, den Kreislauf von Geburt und Tod. Sukadev führt das aus: Mit Leidenschaftslosigkeit wären wir besser beraten. Eigentlich kann unser Organismus sehr gut erkennen, was er braucht, Tiere ebenso. Ein Kaninchen hat Hunger und frisst ein paar Karotten. Wir jedoch essen Karotten, Kaninchen, Fische, Zucker, häufig auch noch zu viel davon – alles wider besseres Wissen. Wir könnten kraft unseres Intellekts entscheiden, aber wir verdrängen gern, wenn es uns nicht in den Kram passt. - Zwei Hunde kläffen sich an. Sie merken, okay, das wird heute nix mehr – der Streit wird vertagt! Und wie macht es die menschliche Spezies? Wir müssen unsere Feinde vernichten und alle, die zu denen halten! Wir sind die Guten! Kein Volk sagt: Wir sind die Bösen!

Drei Dinge braucht der Mensch, nämlich Verstand, Empathie und Kommunikation.

Er kann sagen. Stop, das will ich nicht! (Verstand)

Er kann eine Herzensverbindung herstellen, zum Beispiel durch Zulächeln und Nicken (Empathie und Kommunikation). Davon lebt auch jede Partnerschaft! Dieses zugewandte Verhalten soll frei jeglichen Egos sein, nicht nach dem Motto: Hoffentlich sieht es jemand! Um 8.30 Uhr wandere ich zu dem Raum, wo vor ½ Jahr noch der Speisesaal war, zum Vortrag In einer reizüberfluteten Welt die Macht über unser Leben zurückgewinnen – Selbststeuerung und Selbstfürsorge aus neurowissenschaftlicher Sicht von Professor Joachim Bauer.

In Strümpfen seinen Vortrag zu halten, morgens um halb neun, sei für ihn eine neue überraschende Erfahrung, äußert er beiläufig leise. In aller Ruhe sitzt er da und wartet, bis die letzten Zuhörer ihren Platz gefunden haben.

Wir kommen zum Thema: Das Aktivitätshormon Cortisol, aktiv bei Stress, drückt das Immunsystem herunter, wir werden leichter krank. Deshalb, so Prof. Bauer, ist es langfristig gesünder, in bestimmten Situationen krank zu werden, um zur Ruhe zu kommen. Er berichtet über Versuche um das Jahr 2000 herum, wo erstmals der Abschaltmodus des Gehirns erforscht werden sollte. Fragestellung: Was geschieht, wenn das Gehirn sozusagen nichts macht bei vollkommener Entspannung und Leere? (Frage: Wie kommt ein Proband dorthin?! Gar nicht so einfach!) Ein spezielles Netzwerk schaltet sich hoch namens default mode network oder Selbstnetzwerk.

Im Yoga wird das Selbst anders definiert. Atman ist kein Forschungsobjekt für die Neurowissenschaft, wird aber respektiert!

Fakt ist, dass unsere Selbstfürsorge bedroht ist durch Reizüberflutung, Verdichtung von Arbeit, moderne Medien (Accounts, Reiz-Reaktionsmodus, dem wir uns und schlimmer die jüngere Generation permanent aussetzen), ständiger Konsum und digitale Endgeräte, die nach Meinung von Professor Bauer ein hohes Suchtpotenzial besitzen. Die Likes sind gewollt, um Kunden an sich zu binden. Mails sollen gleich beantwortet werden, der Druck steigt. Wir leben immer mehr im Außen. Diese Gefahr müssen wir im Auge behalten! Für uns und ganz besonders für unsere Kinder!

Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum ...

Viktor E. Frankl (1905 – 1997, er verbrachte lange Zeit in verschiedenen Konzentrationslagern), ein großer Neurologe und Psychiater, sagte einmal sinngemäß: Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum, und dazwischen liegt unsere Freiheit. Dieses Bei-sichsein ist lebenswichtig. Durch Selbst-Beobachtung entwickelt sich Selbst-Gewissheit: So bin ich! Das mag ich, das mag ich nicht! Es gibt aber auch eine Angst vor dem Unbewussten, denn von dorther können Demütigungen auftauchen: Du taugst zu nichts. Wegen dir bin ich so traurig. Du lernst das nie.

Wir müssen die Macht des Wortes bedenken. Bei schwierigen Gesprächen ist es gut, positiv zu beginnen.

Genetisch sind wir alle gleich. Es gibt keine guten oder schlechten Gene. Angst, Stress und Ungewissheit schwächen Körper und Geist. Wir können uns krank oder gesund denken. Wichtig sind zum Beispiel positive Erwartungen vor einer OP. Auch Ernährung und Lebensstil spielen eine wichtige Rolle. Tierisches Eiweiß erhöht die Gefahr von Entzündungen. Die WHO empfiehlt vegetarisches Essen. Eine gute Selbststeuerung heißt:

Prof. Bauer hat unendlich viel Erfahrung und Wissen, die er in einer angenehmen Art und Weise weitergibt. Bei ihm kommen Forschung und Weisheit zusammen.

Und das Beste - er ist auch noch ein Yogi!

Ich gönne mir eine letzte Yogastunde bei Willem Wittstamm nach dem Motto Glück und Energie: Körper, Seele und Geist in Einklang bringen, nehme ein letztes leckeres Yogakongressessen zu mir und komme in den Abschlussmodus.

Der Sivanandasaal ist immer noch gut gefüllt und die Referenten kommen auf die Bühne zur Abschlussrunde.

Wie jedes Jahr fasst Sukadev die Themen des Kongresses zusammen, diesmal mit Hilfe der zehn Weisheitsgöttinnen (Mahavidyas), schau nach bei Yogawiki!

Wir sehen auch deren Abbildungen - die sind nicht immer sanft! Kein Wunder, denn sie haben ihre verschiedenen Bedeutungen: Die Dualität überwinden hin zur Transformation, gerade in verzweifelten Momenten; Gottverwirklichung, also über das Denken hinausgehen (auf dieser Abbildung wurde gerade ein Kopf abgeschlagen); verbinden mit allem, was ist; die Zunge im Zaum halten! Wir müssen öfter mal sagen : Stop! So nicht!

Die göttliche Mutter ist auch da, um uns zu segnen, wir werden reich beschenkt, und Tripura Sundari verkörpert die Schöne aller Welten, der physischen, astralen und kausalen. Und wir sind mittendrin und haben ein paar Aufgaben!

Zum Abschluss geben die Referenten ihre Feedbacks.

Weisheit heißt weitergehen, den Geist erweitern und nicht festlegen. Shivakami leitete beim Kongress etliche Seminare und wird zukünftig im Ashram sein als Sevaka. Amadio Bianchi sagt: Hier im Ashram herrscht die Kraft des Herzens und des Wissens. - Sie habe eine große Offenheit, Weite und Dynamik im Ashram erlebt, wir sollen uns nicht festlegen, sondern immer weitergehen – so Swami Nityamuktananda Saraswati. Sukadev zitiert Prof. Bauer, der nicht mehr in der Runde ist: Der Mensch ist darauf ausgerichtet zu kooperieren und nicht zu konkurrieren! Sukadev ergänzt: Verbreitet Yoga auch in eurer Nachbarschaft! Findet neue Wege, bleibt dynamisch, kommt aus der Bequemlichkeitszone heraus!

Alle strahlen, es herrscht schon fast eine fröhliche Stimmung im Saal. Ein großer Dank an Amba, die nun schon seit Jahrzehnten die Kongresse inhaltlich organisiert, an die zum großen Teil ehrenamtlichen Referenten, an alle sichtbaren und unsichtbaren Helferinnen und Helfer, extra nochmal an die Küche, weil´s so gut geschmeckt hat, und last but not least an Sukadev - natürlich in Zusammenarbeit mit unserem Meister Swami Sivananda. Ohne euch wäre das nicht passiert! .

Der Yoga Kongress 2018

Eröffnungsritual mit Nepal Lodh

Ein Beitrag aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 38, I/2019 - Eindrücke von Christine Endris

Freitag

Es gibt immer wieder gute Gründe, zurückzublicken und sich zu erinnern. Mir fällt der erste Yoga Kongress im Gut Hoffnungstal ein vom 30. Oktober bis zum 1. November 1998 im Westerwald: Das ganze Programm samt Fotos und Vorstellung der 10 Referenten passte auf ein gelbes DIN-A4 Blatt, beidseitig bedruckt. Ich habe damals die Teilnehmerzahl auf 70 bis 80 Personen geschätzt.

Angeboten wurden jeweils drei parallele Yogastunden, Vorträge, Workshops und natürlich Meditation, Satsang und Mantrasingen. Wie heute. Und ein Eröffnungsritual mit Nepal Lodh, auch noch wie heute. Den Bund der Yoga Vidya Lehrerinnen und Lehrer und den Yoga Vidya e.V. gab es schon seit 1992, gegründet in Frankfurt am Main. So fing es an mit den Yoga Kongressen! Das Programm ist umfangreicher geworden, die Essenz ist geblieben.

Zur Eröffnung des 21. Yoga Kongresses beschreibt Sukadev die seit Jahrtausenden bestehende, vedantische Philosophie als das optimistischste aller Weltbilder. In der Tiefe seines Herzens trägt jeder Mensch die Sehnsucht nach seinem göttlichen Kern, ob Schüler oder Lehrer.

Schirmherr Elmar Brok (Abgeordneter im Europa-Parlament) spricht seine diesjährige Videobotschaft sehr einfühlsam - über die Konzentration bis an die Grenze des Möglichen, auch in der Politik, und von der Notwendigkeit, Geist und Körper in Einklang zu bringen. Lebensfreude und Wohlgefühl erwachen wieder. „Das Beste ist, gleich bei sich selbst anzufangen!“ sagt Elmar Brok. Wir werden ihn möglicherweise in Bälde als (Eröffnungs-)Gast begrüßen dürfen!? Auch die übrigen Ehrengäste erweisen sich als Kenner/ innen grundlegenden Yogawissens: Einige von ihnen praktizieren täglich Asanas (Körperübungen).

Fabian Belser zeigt die Taube - fortgeschritten

Es fällt der kluge Satz: Jedes Auto muss regelmäßig zur Inspektion und wird hoffentlich repariert. Und – was machen wir? Was man im Hatha Yoga alles machen kann, zeigt Fabian Belser in einer höchst akrobatischen Vorführung. Manchem mag bereits beim Zuschauen der Atem gestockt haben. Auch ich habe „mitgelitten“, obwohl er wahrscheinlich mein Mitleid gar nicht brauchte! Nepal Lodhs Eröffnungsritual führt stets in eine große Bewusstheit, zur Reinheit des Geistes, zu Symbolen, zu den Elementen, zum gemeinsamen Ankommen.

Sukadev sagt ein paar Einführungsworte:

Mit Raja Yoga (Yoga der Geistesbeherrschung) können wir diesen Weg gehen, aber Theorie und Bücher lesen allein reichen nicht aus, es zählt die eigene Erfahrung damit. Indische Philosophie hat die Stoa, Kyniker sowie Kant, Schopenhauer, Nietzsche und Goethe stark beeinflusst. Der amerikanische Philosoph William James sagte: „Wir können den Wahrheitsgehalt von Religionen nicht überprüfen, aber die Auswirkungen derselben!“ C.G. Jung lud indische Yogis zu einem Kongress in Ascona ein, wohingegen Sigmund Freud solche Ideen abwehrte. Heute hat der Begriff „Achtsamkeit“ viele Wissenschaftsbereiche erfasst, insbesondere Medizin und Biologie.

Wir sind alle aus dem gleichen Stoff

Der erste Vortrag von Chandra Cohen, einem Schüler von Swami Vishnu: Die Verwirrung des Selbst und seine Lösung – eine Erfahrung in Vedanta. Er schickt voraus, er habe sein ganzes Leben lang die Upanishaden (indische Schriften) studiert und nun solle er die Essenz innerhalb von 45 Minuten wiedergeben … er will es probieren! Es geht um das wissende Selbst, um unser Bewusstsein, um die Erfahrung in der Stille, um das Loslassen aller unserer Vorstellungen. Wir sind zu Beginn allen Lebens aus einer „Ursuppe“ entstanden und somit alle aus dem gleichen Stoff. Dann kommen die Identifikationen mit dem Körper, den Gedanken und Wünschen, unserem sogenannten Besitz, den Emotionen, dem Mögen und Nichtmögen. Wir verlieren uns im Außen! Den Geist nach innen gerichtet, in der Stille, erfahren wir unsere wahre Natur: bedingungslose Wonne in der göttlichen Gegenwart. - Wir brauchen für das richtige Wissen und die Schulung der Unterscheidungskraft kompetente Lehrer. (Anm.: Dafür gibt es klare Kriterien! Schaut nach bei yoga-wiki von Yoga Vidya, Stichwort Yoga und Meister.)

Traditionelle yogische Praktiken aus der Gheranda Samhita vs. moderne Abwandlungen mit Veda Chaitanya, einem indischen Yogameister. Er sagt: Yoga ist seit 3000 Jahren integral und: Jede klassische Yogastellung ist statisch, Asana übersetzt er mit Ankommen bei dir selbst; Pranayama ist die Fähigkeit, den Atem zu kontrollieren, was natürlich positive Auswirkungen auf Körper und Psyche hat. Swami Sivananda ist Teil der klassischen Yogatradition in Praxis und Schrift, er schrieb seine Texte stets gemäß den Upanishaden und der Bhagavad Gita, die man nie verändert hat. In Indien lernte der Schüler früher wie sein Lehrer zuvor die alten Texte auswendig (!) und wurde dann über die Umsetzung der Inhalte belehrt. Leider hätte ich bei dieser Methode nicht annähernd so viel gelernt wie heute!

Noch einmal Veda Chaitanya zum Thema Yoga-Praktiken und gesundheitliche Vorteile: Yoga hilft uns in allen Lebenslagen, je nachdem, wie wir ihn anwenden, was und wieviel wir praktizieren. Ich sehe das selbst im Lauf der Jahre bei meinen Schülern - Bankern, Lehrern, Sportlern, Kaufleuten usw., die mit Asanas anfangen und dann plötzlich Dinge sagen, die von einer unglaublich starken spirituellen Klarheit zeugen. Ergänzend zum Yoga gibt es die Ayurvedische Heilkunst für Lebensstil und Ernährung. Hatha Yoga und Meditation sind gleichermaßen wertvoll für unser Wohlbefinden.

Am Abend im Satsang geht Sukadev ausführlicher auf das Thema des Kongresses "Yoga – Forschung und Selbsterforschung" ein. Wir müssen uns den Geist der Neugier und der Achtsamkeit bewahren, besonders im Praktizieren. Das Unbewusste ist schnell mit Ausreden dabei: Ah ja, Pranayama, 1000mal gemacht - ok, alles klar - wird erledigt ... Meditieren sollten wir mindestens 20 Minuten täglich. Und uns die Frage stellen: Kenne ich schon alles? Sukadev hat die Bhagavad Gita bestimmt schon fünfzig mal gelesen und zwanzig bis dreißig mal kommentiert. Beim Lesen von Patanjalis Yoga Sutras entdeckt er jedesmal neue Aspekte. Das gerne gebrauchte Argument „So bin ich halt, das ist nicht mein Ding!“ bedeutet im Klartext das Ende der Neugier! Die (Er-)Forschung ist abgehakt!

Sukadev schließt mit einer kleinen Geschichte: Die Frau sagt: Ich brauche immer meinen geregelten Tagesablauf, der muss genau so und so sein! Und dann wurde sie schwanger ... Das Leben ist halt anders!

Video - Selbsterforschung Vortrag mit Sukadev Bretz

Martin Mittwede, Religionswissenschaftler, Psychotherapeut, Herausgeber des Spirituellen Wörterbuchs Sanskrit-Deutsch, thematisiert Selbsterfahrung im Licht der altindischen Philosophie und modernen Psychologie. Die Spiritualität hat einen Siegeszug durch alle therapeutischen Anwendungen gemacht. Der westliche Mensch ist bemüht, alles unter Kontrolle zu haben, und Kontrolle ist der beste Weg zur Neurose, sagt er. Viele unserer Ziele erreichen wir letztendlich durch das Aufheben des Willens. Die Bhagavad Gita beginnt mit dem Zusammenbruch Arjunas, er will nicht kämpfen und nicht töten, er führt mit Krishna einen konfrontativen Dialog. Krishna erklärt Arjuna die Lage ausführlich und lässt ihm Zeit, seinen Weg selbst zu finden. Dann kämpft Arjuna, nach bestem Wissen und Gewissen (Anm.: Es lohnt sich, die Bhagavad Gita wieder einmal zu lesen! Spannend! Swami Sivananda hat einen gut lesbaren Kommentar geschrieben). In Kapitel 6 Vers 5 heißt es: Allein das Selbst ist dein Freund und allein das Selbst ist dein Feind - und zwar dann, wenn wir gegen unsere wahre Natur leben. Deshalb ist es so wichtig, mit reinem Geist zu schauen: das physische Leben und die Spiritualität haben ihren Stellenwert. Wir leben in der Dualität und sollten sie akzeptieren! Martin Mittwede hat dazu einen guten Anschauungs-Tipp: Ein ganzes Wochenende in der eigenen Familie verbringen, alle zusammen … Andererseits birgt die Abwendung von der Welt auch ihre Gefahren: Der „spirituelle Einheitsbrei“, der in manchen Gemeinschaften gepflegt wird oder auch das Streben zur Erkenntnis mit Hochdruck gehen meist schief. Die Erkenntnis muss von innen her wachsen, durch alle Zweifel und Krisen. Er warnt vor selbstherrlichen Gurus (Lehrer) mit zu großen Egos, vor Gruppenhierarchien und vor der Diskriminierung von Frauen. Auch hier, im Osten wie im Westen, findet Missbrauch statt! Interessant: 70 Prozent der Probanden des Psychotherapeuten Martin Mittwede haben spirituelle Fragen. Moderne Selbsterfahrung aktiviert unsere Ressourcen zum Ja sagen zu uns selbst, zum Loslassen von Gewalt gegen uns und andere, zum Finden von innerer Stärke und innerem Frieden.

Die Heiligkeit des Lebens

Ein ereignisreicher Tag! Der zweite Abendvortrag von Marcus Stück: Epigenetische und psychobiologische Veränderungen durch bewusstseinserweiternde Methoden erfordert noch einmal volle Aufmerksamkeit. Der Mensch ist von außen betrachtet eine organische, psychologische und kosmische Einheit. Er lebt ständig in der Relation zu anderen und zur Natur. Wir erleben, dass die Vielfalt (Diversität) auf unserer Erde verloren geht oder gar zerstört wird. Viele sind auf der Suche nach dem richtigen Verhältnis zueinander. Schon lange nicht mehr sind wir die „Herren der Welt“, eher die Wesen, die sich durch (Selbst-)Zerstörung besonders hervortun. Verloren gegangen ist die Demut vor den Grundprozessen der natürlichen Selbstorganisation. Marcus Stück nennt diese Selbstorganisation die „Heiligkeit des Lebens“.

Er berichtet von den Forschungen, die er und andere Wissenschaftler in den Bereichen Epigenetik und Psychologie durchgeführt haben. Die Grundbausteine aller Wesen sind von einer bestimmten Rhythmik beherrscht. Es entstehen Resonanzen, die mit anderen in Kommunikation treten. Zellen verändern sich durch innere und äußere Einflüsse wie zum Beispiel meditative Zustände, Singen und Tanzen oder das Erleben von Liebe, aber auch Angst, soziale Isolation, fehlende Wertschätzung. Solche Zustände können sich für Generationen im epigenetischen Gedächtnis festsetzen. Das ist wissenschaftlich dokumentiert, muss aber noch mehr erforscht werden - für das Glück der Menschheit steht viel auf dem Spiel! (Es ist ein hochinteressantes Thema, ich kann das nur in bescheidenen Worten wiedergeben. Im Internet findet ihr unter Epigenetik wie auch dem Namen des Referenten mehr zum Thema.) Warum aber ging die Heiligkeit des Lebens verloren? Der Mensch besitzt eine ihm eigene arrogante Egozentrik, die durch bewusstseinserweiternde Prozesse reduziert werden muss, damit er seine eigene Heiligkeit wieder erkennt - so Marcus Stück. Das mag esoterisch klingen, aber - was lehrt uns denn unsere Erfahrung beim Meditieren, beim Singen, in den Yogastunden? Meditation hat Einfluss auf das Hormonsystem und Immunsystem und somit auf das Unterbewusste. Das ist das Besondere. Es entsteht eine instinktive Infrastruktur zur Bewahrung der Identität.

Wie das gemeinsame Tanzen wirkt, wird sich später im Workshop Biodanza eindrucksvoll erweisen!

Das ist nicht einfach vom Himmel gefallen!

Ich freue mich darüber, dass Yoga Vidya (zur Erinnerung: Vidya heisst Wissen) aktiv zu solchen Forschungen beiträgt, unter anderem auch mit Versuchspersonen. Es ist noch gar nicht lange her, da wurde Yoga überhaupt nicht von Krankenkassen bezuschusst, im Gegensatz zu heute. Das ist nicht einfach vom Himmel gefallen! Von alleine hätte sich nichts getan. Politisch und mit den Kassen wurde und wird permanent kommuniziert und verhandelt, um Yoga für jede/n zugänglich zu machen. Gar mancher hat sich nicht nur von verrosteten Gelenken, sondern auch von Rücken- und diversen anderen Schmerzen nachhaltig befreit …

Ein erfrischender, spätherbstlicher Nachtspaziergang zum Haus Shanti, und schon bin ich im Land der Träume.

Samstag

Am Samstag früh herrscht, wie sonst auch im Ashram, Schweigen bis nach der Meditation. Ich denke mir, dass dies hier zwar längst eine Selbstverständlichkeit ist, dass es aber auch ein Teil der Übung ist, Yoga in den Tag zu integrieren! Schweigen inmitten mehrerer hundert Gäste, beim Aufstehen, auf dem Flur, beim Türaufhalten, beim Teetrinken.

Sukadev liest einen Brief von Swami Sivananda aus dem Jahr 1942 vor, zu dem Satz „Tat Tvam Asi“ aus den Upanishaden. Das bist du! Du bist das Unendliche, Ewige, Absolute. Der Schüler antwortet: Aham Brahmasmi – Ich bin dieses Brahman, das unsterbliche Selbst. Es ist eine der höchsten Wahrheiten im Yoga! Für mehr schaut nach bei Yoga-Wiki. Nun können wir ganz gelassen in den zweiten Kongresstag starten.

Zu ungewöhnlicher Zeit um 7.10 Uhr höre ich Prof. Dr. Gela Weigelts Vortrag über Mystik und Wissenschaft. Sie hat Philosophie, Psychologie und Pädagogik studiert und eine Fülle von Hinweisen auf Literatur und Zitate mitgebracht. Hier einige Gedanken: Echte Realität ist die transzendierte Wirklichkeit. -

Oder: Jesus sagt: Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt … wird das Licht des Lebens haben. -

Diese Welt ist eine Idee. Sie existiert in unseren jeweiligen Vorstellungen, sie wird vom Beobachtenden geprägt. Wer beobachtet? Wer fragt? Wer bin ich? Das reine Bewusstsein entdeckt sich in sich selbst, Beobachter und Welt sind Eins. Und: Bewusstsein erzeugt Realität. Das bedeutet, wir können auch die Schöpfer der von uns gewünschten Realität sein. Eine gute Übung, meint Gela Weigelt.

Video - Klangyogastunde mit Jeannine und Maik Hofmeister

Neue Forschungsergebnisse im Bereich seelische und körperliche Gesunderhaltung: Ulrich Ott (Neurowissenschaftler) und Janika Epe (Psychologin) legen in ihrem gemeinsamen Vortrag Wirkungen von Pranayama auf Psyche und Nervensystem neue Forschungsergebnisse vor. Die Atmung aktiviert, reguliert, die Denkfähigkeit wird angeregt, kognitive Funktionen und Stresserleben verändern sich zum Positiven. In der Psychotherapie eingesetzt, erweisen sich mit Anuloma Viloma (Wechselatmung) klare positive Ergebnisse, die Anhaltephase des Atems erzeugt geistige Ruhe. Physisch bewirkt das wechselweise Rechts-links-Verschließen der Nasenlöcher einen Ausgleich beider Körperhälften einschließlich des Gehirns.

Wir haben wohl alle schon die Erfahrung gemacht, wie die tiefe Bauchatmung beim Loslassen hilft, wie tief wir atmen können, wenn sich das Herz öffnet, wie frei wir sind, wenn der Kopf das Grübeln einstellt. Bei Epilepsien wird die Wechselatmung mit guten Ergebnissen angewendet. (Anm.: Wer mehr erfahren will, hier das Buch der beiden Referenten: Gesund durch Atmen, erschienen im Verlag O.W. Barth).

Zum Abschluss die phantastische Schlottermaschine ….

Dann mache ich erst einmal Pause für den Kopf und Faszien-Yoga mit Susan Holze-Apell (Physiotherapeutin, Kinesiologin und Yogatherapeutin). Darauf freue ich mich! Faszienyoga hat mich praxisbedingt überzeugt und ich baue gerne in meinen Yogastunden ein paar Elemente ein. Der sog. Ganzkörperanzug aus Fasziengewebe vom Scheitel bis zur Sohle dürfte hinlänglich bekannt sein – dass dieses Gewebe bei zu wenig Bewegung austrocknet und verfilzt. Dass sich in den Faszien Schmerzrezeptoren befinden, ist eine neuere Erkenntnis und erklärt Vieles. (Schaut nach unter Dr. Robert Schleip!) Die gute Nachricht: Faszienzellen erneuern sich und Faszienyoga beschleunigt die Zellerneuerung. Hier ist auch im Yoga das Federn erlaubt und erwünscht. Schon beim Pranayama können die Schultern aktiv „mitatmen“. Seid kreativ! Hüpfen, beugen, dehnen, drehen, wippen, schlenkern. Aus dem Sprinter die Arme schwingen. Das Brett auf den Ellenbogen vor- und zurückschieben und bei der Kobra rechts und links über die Schulter schauen … äh … ihr wisst schon, was ich meine! Den Hund rechts und links bewegen, nach vorn und hinten springen. Nicht zu vergessen, den pinkelnden und den wippenden Hund, letzterer auf dem Fußrücken! Im Vogel Arme und Beine bewegen und drehen und die Katze im Vierfüßlerstand bietet Möglichkeiten ohne Ende. Zum Abschluss die phantastische Schlottermaschine …. Ich bin wie neugeboren!

Viele hundert Gäste sind am Samstag beim Kongress. Zwischen 8 und 13 Uhr gibt es vegetarisches Frühstück und Mittagsbuffet mit allem, was das Herz begehrt. Dies alles verläuft sehr entspannt, erfordert allerdings auch einen Dauereinsatz in der Küche. In meinen Augen werden hier Höchstleistungen erbracht – das richtige Timing, die rechte Menge und zudem der vorzügliche Geschmack. Daneben noch permanent Tee kochen und Tassen spülen, Tische decken und abräumen, spülen, wegräumen, saubermachen – das ist enorm! Vielen Dank dafür!

Wir sind unsere Schutzengel

Im Workshop Biodanza praktizieren wir das, was Marcus Stück uns am Vorabend über Rhythmik, Resonanz, Tanz und die Heiligkeit des Lebens aufgezeigt hat. Das klingt außergewöhnlich, aber die meisten haben es an diesem Mittag erlebt. Vierzig oder fünfzig Menschen stehen im Kreis, reichen sich die Hände und fangen an, ein paar gemeinsame Schritte zu Musik zu machen. Irgendwann wird es zum Suchen und Finden von 2,3,4 zusätzlichen Partnern, zu ganz langen und dann wieder kurzen Schlangen, die sich kreuzen und durchkriechen, die sich finden und loslassen und ihren Spaß dabei haben. Atemlos und strahlend - so ist das! Und dann gemeinsame Stille. - Es folgt der nächste Akt: Mit geschlossenen Augen tanzen wir für eine längere Zeit bei ruhiger Musik durch den Raum, blind, also achtsam. Es ist eine Frage der Ehre, nicht zu gucken! Viele Emotionen kommen dabei hoch, ich bewege mich hier ganz alleine, aber doch tanzen überall um mich herum noch viele andere im gleichen Rhythmus, mit ähnlichen Emotionen. Die Resonanz ist deutlich zu spüren. - Irgendwann kommt die nächste Aufgabe.

Wir werden uns eine/n Partner/in suchen und uns mit erhobenen, aufeinanderliegenden Handflächen gegenseitig führen. Wir sind unsere Schutzengel. Ein klassisches Adagio mit Klavier begleitet uns dabei, etwas Einfühlsameres kann ich mir in diesem Moment und auch danach nicht vorstellen. Wir finden uns gleich, wie sollte man blind auswählen? Da ist ein Mensch, der mich durch den Raum begleitet und mit seinen Händen ganz genau spürt, was in mir gerade passiert. Das hat mit Vertrauen zu tun, mit Liebe und Mitgefühl, aber auch mit Ängsten aus der Vergangenheit. Es ist ein Geben und Nehmen, wir sind verbunden und wir achten aufeinander. Das ist unbeschreiblich schön und hat zum Glück eine längere Zeit gedauert. Es ist einfach kein Wollen mehr da. Und auch kein Müssen. Und keine Angst. Marcus meinte später, auch er habe eine Träne verdrückt bei unserem Anblick. Das glaube ich wirklich unbesehen!! Vielen Dank, lieber Marcus! Biodanza könnt ihr schon an vielen Orten machen. (Marcus ist zu finden unter Zentrum für Bildungsgesundheit)

Bei Mahashakti Engeln (Heilpraktikerin und Yogatherapeutin) in der Yogastunde komme ich ganz in Ruhe zu mir zurück. Natürlich mache ich jetzt nur das, was mir gut tut.

Rückbildungsyoga für verwaiste Mütter

Nach dem Abendsatsang erfolgt die Preisverleihung des Yoga Vidya Preises für Nachhaltigkeit und Innovation. Jeder Yoga-Lehrende konnte sich bewerben, Preisgelder für den 3. und 2. Preis betragen je 500 Euro, für den 1. Preis 1.000 Euro. Einige der Bewerber haben sich mit Filmen und Fotos im Haus Shanti präsentiert.

  • Den 3. Preis erhält das Projekt „Gemeinsames Fahrradfahren“ und an schönen Stellen Yoga machen, ganz ohne Matte. Es kommt sehr gut an!
  • Den 2. Preis erhält das Projekt „Achtsamkeitstraining für zukünftige Lehrer im Referendariat“, dazu begleitende Messungen mit Auswertung für eine Dissertation. Stichwort zu den Lehrern: Sie sind Multiplikatoren!
  • Der 1. Preis: Ein Projekt in Neunkirchen im Odenwald namens „Rückbildungsyoga für verwaiste Mütter“ von Julia Schmidt. Es ist für Mütter, deren Babys während der Schwangerschaft oder nach der Geburt gestorben sind und es gibt ihnen die Möglichkeit zu trauern. Es ist herauszuhören, dass großer Bedarf besteht. Nachahmer/innen werden gesucht!

Der BYV hat für nächstes Jahr einen neuen Wettbewerb ausgelobt!

Zur Guten Nacht bekommen wir eine Klangschalenreise geschenkt. Wir können in die Tiefe gehen und loslassen.

Sonntag

Am frühen Morgen bringt Sukadev Wichtiges auf den Punkt: Alles verliert seine Bedeutung, wenn wahrhaftige Leidenschaftslosigkeit zu dämmern beginnt und das kleine Ich sich von seinen (all-) täglichen Wünschen löst. Sie sind es, die uns binden. Wir wissen es eigentlich - nichts bleibt, es kommt, es geht, alles ist vorübergehend. Nur die Sehnsucht nach Befreiung sitzt am tiefsten in unserem Herzen. Die Frage muss lauten: Welche Aufgabe habe ich vom Kosmischen bekommen? Da heißt es hinhören!

Am Morgen acht parallele Workshops und es ist ungeheuer schwer, das Richtige für diesen Moment auszuwählen. Zum Verständnis, wovon hier die Rede ist, hier die Angebote:

Ich möchte auch aufzeigen, dass die Angebote beim Yoga Kongress für jeden gedacht sind. Man lernt fürs Leben! Im April 2019 wird es mehr Räume geben, denn Yoga Vidya hat ein weiteres Gebäude in Bad Meinberg gekauft und saniert. Haus Mahameru wird viele Gästezimmer und Wohneinheiten haben, sowie vor allem einen großen Küchenbereich und verschiedene Speisesäle. Die feierliche Einweihung findet am 7. April 2019 statt.

Ich gehe zu Techniken des Prana-Channelizing mit Harilal. Er ist Yogameister und Yogatherapeut, kommt aus Indien und lehrt weltweit. Alles Leben ist vom Prana (Lebensenergie) bestimmt. Prana steuert unsere Aktivitäten. Es ist das Bindeglied zwischen Körper und Geist. Es ist nicht sichtbar, sondern erfahrbar. Mit Atemübungen können wir ausgleichen und harmonisieren. Bei psychosomatischen Störungen, aber auch bei Multipler Sklereose, Autoimmunerkrankungen und Muskelschwund hat Harilal gute Erfolge erzielt. Er arbeitet zusammen mit einer Klinik in Bad Griesbach bei Passau. Das Wichtigste ist die liebevolle Hinwendung zu uns selbst und Achtsamkeit für alles, was geschieht. Wenn wir keinen „Lebensodem“ mehr haben, stirbt unser Körper.

Wir machen unter seiner Anleitung viele praktische Übungen wie Bodyscan, Affirmationen und ganz gezielte Atmung.

Video - Techniken der Pranakanalisierung - Harilalji

Meine letzte Yogastunde ist sehr ungewöhnlich, sie besteht aus drei Yoga-Tänzen, angeleitet von Swami Dada Madhuvidyananda. Mit 19 Jahren wurde er Yoga-Mönch und unterrichtet weltweit. Er selbst tanzt täglich zu Kirtanmusik, weil sie eine starke Kraft besitzt und den Geist reinigt. Diese Tänze sind immer eine Verehrung des Göttlichen und sind über Generationen überliefert.

Der erste ist ein gemeinsamer Tanz für Frauen und Männer, der zweite ein Tanz nur für Frauen, der dritte nur für Männer. Wir gehen in unsere Tänze und spüren dabei die Unterschiede. Die Männer tanzen mit hohen Sprüngen, gehen in die Hocke, werfen Arme und Beine hoch – es sieht schon etwas anstrengend aus. Wir sind auch beim Zuschauen mit einer großen Ernsthaftigkeit dabei, denn Swami Dada erklärt alles sehr gut und überzeugt mit seiner eigenen Haltung. Und er verfügt über einen gesunden Humor!

Was wirklich ist, muss auch ewig sein!

Zum Abschluss fasst Sukadev das Kongressthema zusammen: Die Forschung auf der einen Seite haben wir gehört, erlebt, erfahren bei Themen wie Genetik, Epigenetik, Hormone, Stress, Atemtechniken, Bewusstsein. Den anderen Weg nennt Sukadev „Back to the roots“ und meint die klassischen Yogawege: Jnana Yoga umfasst Forschung, Buddhi (Intellekt), Vidya (Wissen), Viveka (Unterscheidungskraft). Shankaracharya sagte: „Halte dich nicht mit Kleinigkeiten auf! Mache deinen Geist ruhig - was ist wirklich, was unwirklich? Unterscheide zwischen ewig und vergänglich! Was wirklich ist, muss auch ewig sein.“ - Es folgt wieder einmal der schöne Satz: „Brahman ist wirklich, die Welt ist Schein, nichts ist wirklich als Brahman allein.“ Daraus entsteht große Gelassenheit: In der Tiefe meines Wesens bin ich Brahman, das Allumfassende! Dem Maus-will-in-ihrem-Loch-bleiben / ich-bin so-allein-ich-weiß-gar-nicht-was-ich-soll erteilt Sukadev eine Absage. Auch Sachen wie: Das Baby schreit - „Lass es schreien, es muss seine Frustrationsgrenze erlernen!“ sind lediglich evolutionsbiologische Programme, kommen aus der Psyche und sind für den direkten Weg nicht geeignet! Wir sollten uns von unserem Wissen und unseren Erfahrungen überzeugen lassen!

… dann lauft ganz weit weg!

Raja Yoga: Patanjali war sehr pragmatisch, man denke allein an die ersten drei Sutras (Lehrsätze)! Wenn jemand zu euch sagt „Befreiung hat ihren Preis“, dann lauft ganz weit weg, so Sukadev. Durch Hingabe an Gott wird Samadhi (Versenkung) schnell erreicht - Unwissenheit und Verhaftungen sind das Problem. Wir sind dort kränkbar, wo wir uns besonders identifizieren. Also die Frage, was macht mein Ego? Wir haben ein Selbstbild und lassen es nicht gerne ankratzen.

  • Bhakti Yoga fragt: Wie kann ich in allem Gott sehen? Durch Hingabe und Achtsamkeit wird sich der Weg zeigen!
  • Karma Yoga, der Yoga der Tat, fordert uns dazu auf, das größtmöglich Gute zu bewirken, ungehobene Fähigkeiten zu erschließen, Ängste zurückzulassen.
  • Kundalini Yoga erhöht unser Prana, wir können mehr bewirken, die Psyche stabilisiert sich. Frage dich, welche Praxis dir zusagt!
  • Hatha Yoga: Wie weit kann ich kommen? Weder unterfordern noch überfordern! Asanas abwandeln für uns selbst und für den Unterricht, täglich üben. Yogastile kommen zunächst dynamisch daher, dann dämmern sie langsam hinunter – soweit Sukadev zum Mainstream in der Yogaszene. Stimmt, was habe ich schon für Erfindungen und Namen gehört! Irgendwann war‘s vorbei. Aufmerksam und neugierig bleiben und den Humor nicht vergessen! Das geht mit auf den Weg. Danke, lieber Sukadev, und danke an Alle! Amba, die großartige Organisatorin der Kongresse seit vielen Jahren, fordert speziell die Frauen auf, ihr Potenzial zu leben, zu zeigen. Hier bieten sich weite Felder an … Nächstes Jahr in größeren Räumen – alles ist im Fluss.

Hari Om Tat Sat

Video - Workshop - Selbstregulation der Wirbelsäule - Andrei Lobanov

Wir suchen innovative Yogaprojekte!

Diesen Kongress widmen wir, der Berufsverband der Yoga Vidya LehrerInnen e.V. (BYV), den YogalehrerInnen und Yogaschulen, die durch besonderen Einsatz und Arbeit innovative und nachhaltige Yogaprojekte umsetzen.

Bewirb dich jetzt mit deinem Projekt! Infos unter "Der Yoga Vidya Preis für Innovation und Nachhaltigkeit"

Bericht vom 7. Yoga Vidya Kongress 2004

aus Yoga Vidya Journal Nr. 14, Herbst 2005

Es gibt manchmal auch Vorführungen

Bei dieser Fülle von Ereignissen muss man sich erst einmal sortieren! Ich werde es damit versuchen, dass ich mit der Berichterstattung vom Ende her anfange. Die Abschlussveranstaltung fand, wie so oft, auf neuem Terrain statt. Diesmal im ehemaligen Hallenschwimmbad des Klinikums. Man stelle sich einen riesigen Raum vor - eben eine Schwimmhalle - und an einer Seite nur Glas. Die übrigen Wände mit Bildern, die ausladende Bühne mit Blumen und großen Fotos von Swami Sivananda und Swami Vishnu geschmückt, eine Projektionsleinwand bei Bedarf und überall Teppichboden. Manche Yogastunden waren so gut besucht, dass auch dafür der Raum gebraucht wurde. Für das feierliche Samstag-Abend-Konzert denke man sich einen teuren Flügel dazu und einen bis auf den letzten Platz besetzten Raum - das war eine Dimension dieses Yogakongresses.

Zum Kongress kamen etwa doppelt so viele Teilnehmer wie im letzten Jahr. Viele wohnten außerhalb in Hotels und Pensionen, was dem Kurort zugute kam, ein sehr begrüßenswerter Nebeneffekt. Viele Referenten haben die Einladung von Yoga Vidya angenommen und haben in ihren Vorträgen und Workshops von ihren eigenen Erfahrungen mit Yoga berichtet. Gerade weil sie oftmals aus anderen Traditionen kamen, war dies eine große Bereicherung. Ich habe mir viele weise Aussprüche aufgeschrieben und gebe sie gerne wieder:

Der Klang der Schöpfung, die Schwingungen der Planeten und der Seelenenergie - von dieser Ebene an Störungen herangehen (Jörg Lenhard) // der Beginn des Wassermannzeitalters, in dem Verantwortlichkeiten von jedem angenommen werden müssen; keine Angst vor der eigenen Großartigkeit; verstehe durch Mitgefühl oder du wirst die Zeit nicht verstehen; wenn die Zeit reif ist, fange an und der Druck wird verschwinden (Satya Singh) // ist die Seele entleert, eilt Gott zu ihr (Meister Ekkehard); das Ego ist eine Funktion, die uns hilft, über die Straße zu kommen (Leopoldo Chariarse) // Yoga heißt auch, jedem Lebensaugenblick Würde zu geben und: als Yogalehrer sollten wir selbstlos dienen und uns als solche irgendwann selber überflüssig machen (Wolfgang Bischoff) // Bewusstsein gibt es nicht im Plural (Sukadev) // Yoga ist kein Weltfluchtunternehmen sondern ein Mittelpunktunternehmen - der Mittelpunkt ist überall; bei Erkrankungen die autogene Aktivtherapie anwenden; Asanas sind eine Gestalttherapie - eine unmittelbare Information wird gestaltet, der Körper muss antworten; Meditation und Konzentration bewirken äußeres Gleichgewicht und innere Ordnung = Gesundheit (Sigmund Feuerabendt).

Auf Dr. Ebert war ich sehr neugierig, ich hatte viel von ihm gehört und gelesen. Er begleitete den Kongress interessiert und kritisch. Sein Bericht über den Stand der naturwissenschaftlichen Forschungen über Yoga und Meditation wurde mit Spannung verfolgt. Untersuchungen und Messungen des Dhyana- und Samadhizustandes sind noch nicht sehr umfangreich. Es gibt Hinweise darauf, dass wichtige Informationsträger für das menschliche (Glücks- )Empfinden in Bauch und Darm angesiedelt sind. Es ist jetzt Aufgabe der Wissenschaft, die Zusammenhänge zwischen Kopf und Bauch zu belegen - dies als kurze Zusammenfassung! Beim nächsten Yogakongress vom 18. - 20. November 2005 werden wir sicher mehr dazu erfahren.

Wolfgang Bischoff hat sehr spannend über seinen eigenen Lebensweg berichtet, ein Weg der emotionalen Reinigung und des Freiwerdens vom Ich. Er hat viele Teilnehmer stark inspiriert. Es ist leider immer wieder das gleiche große Malheur, dass man stets nur eine Veranstaltung besuchen kann und durch die Qual der Wahl hindurch muss, wobei so unendlich viele Faktoren die mehr oder weniger großen Rollen spielen: Das eigene persönliche Interesse am Thema sowie natürlich das Interesse als Yogalehrerin an - Anregungen für die Unterrichtspraxis
- bestimmten Themenbereichen wie Rücken, Wirbelsäule, Herz- und Kreislauferkrankungen, Schwangere, Kinder
- wissenschaftlichen, philosophischen und medizinischen Aspekten im Zusammenhang mit Yoga und Meditation.

Ich musste leider Vieles auslassen - zehn parallel laufende Workshops kann ja nun wirklich niemand besuchen - und ich musste die Kunst des Auswählens und des Verzichts üben. Dass ich Jutta Quja Hartmann „Yoga bei Beckenschiefstand“ besucht habe, war aber in jeder Hinsicht ein Gewinn, sogar ein Lustgewinn, denn sie hat neben Kompetenz auch viel Humor.

Es ist zu berichten von den täglich zwei Yogastunden - bis zu zwölf wurden parallel gegeben - wo wirklich kein Wunsch mehr offen blieb. Als Beispiele seien nur einige wenige genannt: Yoga als Verehrung Gottes, therapeutisches Yoga für den Stütz- und Bewegungsapparat, Yoga bei Tinnitus, Marma Yoga, Yoga draußen im Park mit dem Hinweis ‚Mantel kann hilfreich sein' [Anm.: Mantel war hilfreich!], Kundalini Yoga und Meditation nach Yogi Bhajan für starke Nerven, Yoga für Kinder und die Yoga Vidya Total Fitness Reihe. Es ist zu berichten von den Homas und Pujas am frühen Morgen, dem Pranayama und der gemeinsamen Meditation morgens und abends, vom Mantrasingen und vom Arati, von Begegnungen mit alten - und neuen - Freunden.

Ich habe nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Kongress schildern können. Über vieles müsste viel ausführlicher berichtet werden. Am besten ist es natürlich, selbst dabei zu sein. Wie stets habe auch ich zu danken den Teilnehmern, den Referenten und den Menschen, die diesen Kongress möglich gemacht haben, und last not least den stillen Helfern im Hintergrund.

von Christine Endris

Siehe auch

Literatur

Seminare

Yogalehrer Ausbildung

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