Acedia
Acedia - Überlegungen und Tipps. Acedia ist ein lateinisches Wort und bedeutet Trägheit, auch Fahrlässigkeit und Nachlässigkeit. Acedia ist eine der sieben Todsünden. Ursprünglich wurde Acedia als Gefahr für Mönche angesehen: Wer sich nicht mehr um seinen Lebensunterhalt kümmern muss, weil er im Kloster versorgt, wird, unterliegt der Gefahr der Trägheit und Bequemlichkeit. Es gilt, dieser Acedia entgegenzuwirken durch intensive spirituelle Praxis und uneigennütziges Dienen. Acedia ist auch eine Gefahr für die Meditation, die Kontemplation, das Gebet: Hier bedeutet Acedia Müdigkeit, also die Tatsache, dass man nicht konzentriert bei der Sache ist, vielleicht sogar einschläft. Im Sanskrit spricht man hier von Tandra Alasya Nidra.
Acedia - Wurzelsünde oder wertzuschätzende Muße?
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Acedia, im mittelalterlichen Latein auch Azedia ausgesprochen und genannt, bedeutet Trägheit. Im katholischen Christentum, insbesondere im Mittelalter gibt es die Bezeichnung der Todsünden. Diese wurden später als die Wurzelsünden bezeichnet. Acedia ist die Trägheit. Todsünde deshalb, weil sie nach dem Tod in die Hölle führen kann. Wurzelsünden, weil sie Wurzel vieler anderen Sünden sind. Gut, ich stamme aus der Yogarichtung, nicht aus dem Christentum. Ich bin kein Mensch, der von Sünden spricht, die einen in die Hölle führen und ich bin jetzt auch niemand der irgendwo davon ausgeht, dass Menschen nach dem Tod in ewige Verdammnis kommen. Aber das Konzept der Wurzelsünden ist deshalb interessant, weil man sagen kann, ja viele menschlichen Probleme sind irgendwie zurückzuführen auf ein paar Probleme.
Acedia ist durchaus etwas, was zum Beispiel bei ernsthaften spirituellen Aspiranten ein Problem sein kann. Trägheit kann dazu führen, dass man morgens nicht aufsteht, um zur Meditation zu gehen. Trägheit kann dazu führen, dass man zu faul ist, um Yoga zu üben oder zu meditieren. Trägheit kann ebenso dazu führen, dass obgleich man meditiert, nicht konzentriert ist, nicht achtsam ist, sondern stattdessen sogar einschläft in der Meditation. Acedia kann dazu führen, dass man am Tag statt anderen zu helfen, irgendwo zu träge ist. Acedia kann dazu führen, dass man auch, ja im Alltag, wenn man etwas tut, statt es von ganzem Herzen zu tun mit Liebe und Freude, irgendwo das ganze halbherzig macht. In diesem Sinn kann man tatsächlich sagen, Acedia ist eine Art Wurzelsünde. Ich mag diesen Ausdruck nicht, man kann aber sagen, dass es eines der Grundprobleme des Menschen ist. Das ist also ein Aspekt von Acedia.
Im Yoga würden wir das eben auch Tamas nennen. Tamas, die Trägheit. Tamas bezeichnet alles, was zur Dunkelheit führt. Dort gilt es herauszukommen. Aber man kann auch sagen eine gewisse Acedia und Trägheit ist widerum gut, zum Beispiel als Vorbeugung gegen Burnout. Seit einige Jahren steigt das Bewusstsein für Burnout. So engagieren sich Menschen engagieren sich eine Weile sehr intensiv. Sie engagieren sich immer intensiver, sie wollen immer mehr. Wenn dann irgendeine Enttäuschung hinzu kommt, irgend ein Misserfolg, irgendjemand der sie nicht richtig behandelt hat, dann empfinden sie plötzlich eine Sinnlosigkeit hinein und es bricht alles über einem zusammen. So kann sich aus einem Burnout in einer Art Erschöpfungsdepression entwickeln. Eine gewisse Acedia davor ist auch hilfreich, im Sinne von Gemütlichkeit. Man sagt so schön ein Kapha-Mensch, vom Ayurveda her, also ein Mensch mit einer gewissen Gemütlichkeit, der hat eine, ja, der ist gefeit gegen Burnoutgefahr.
Wenn man öfters mal auch Muße hat, wenn man sich öfters mal Ruhe gibt, wenn man sich öfters entspannt, dann ist das auch gut. In diesem Sinn eine gewisse Acedia kann auch hilfreich sein als Muße und auf der Basis von Muße kommen auch gute Ideen. So kannst Du überlegen, wenn Du Dich mal etwas träge fühlst, ist das gut oder nicht so gut? Ist es Tamas welches überwunden werden muss, gegen die Trägheit, vielleicht später sogar in die Depression selbst hineinführt, denn Trägheit, Antriebslosigkeit, letztlich dann führt dazu dass nichts mehr Dich interessiert. Oder ist es einfach ein Ausgleich zu intensiver Tätigkeit. Das waren ein paar Gedanken zu Acedia. Um es mit Paracelsus´ Worten zusagen, in der Dosis liegt das Gift. Und das sieht man bei allen menschlichen Eigenschaften. In bestimmten Kontexten hat jede Eigenschaft oder fast jede Eigenschaft ihren Sinn. Und jede Eigenschaft zu sehr übertrieben, oder fast jede Eigenschaft, kann nachher zu einem Laster werden.
Umgang mit Acedia bei anderen
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Acedia ist jetzt kein Wort der Alltagssprache. Acedia ist ein lateinisches Wort. Acedia bedeutet Fahrlässigkeit, Trägheit, Nachlässigkeit. Acedia war im alten Christentum eine der sieben Todsünden. Also insbesondere für spirituelle Menschen ist Acedia eine gewisse Gefahr. Man wird träge und man kümmert sich nicht mehr wirklich um spirituelles Vorankommmen. Wer auf dem spirituellen Weg ist, der wird am Anfang oft voller Engagement sein, der will sich spirituell entwickeln, der will Gott erfahren. Nach einer Weile aber merkt man, ganz so schnell geht es nicht.
Man lernt sich selbst zu akzeptieren, kümmert sich um seinen Lebensunterhalt und das man ein angenehmes Leben hat. Das ist dann diese Acedia, eine große Gefahr für einen spirituellen Menschen. Man hat nicht mehr den Ehrgeiz wie vielleicht weltliche Menschen, man weiß Äußeres macht einen nicht glücklich. Man hat den spirituellen Ehrgeiz nicht so, weil man merkt, so erreicht man Gott auch nicht, also dümpelt man vor sich hin.
Wenn man das sieht bei jemand anderen, gut zunächst sollte man sich bewusst machen, das ist auch die eigene Gefahr. Wenn man das bei jemand anders sieht, dass dieser Acedia zum Opfer gefallen ist oder zu einem gewissen Grade, dann kann man probieren, ihn zu inspirieren. Man kann das ansprechen, man kann vielleicht auch sich austauschen mit dem anderen darüber. Manchmal kann man ihm oder ihr raten, zu Gott zu beten. Manchmal kann man ihm oder ihr raten, die spirituelle Praxis zu intensivieren. Manchmal kann man dem Anderen raten, tief vom Herzen her nach Gott zu verlangen.
Acedia in Beziehung zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen
Acedia gehört zur Gruppe der Persönlichkeitsmerkmale, Schattenseiten, Laster und Tugenden. Um dieses Charaktermerkmal besser zu verstehen, wollen wir es in Beziehung setzen mit anderen:
Synonyme Acedia - ähnliche Eigenschaften
Synonyme Acedia sind zum Beispiel Trägheit, Fahrlässigkeit, Abgestumpftheit, Faulheit, Gleichgültigkeit, Ruhe, Besinnlichkeit, Nachdenklichkeit .
Man kann die Synonyme in zwei Gruppen einteilen, solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation:
Synonyme mit negativer Konnotation
Synonyme, die gemeinhin als negativ gedeutet werden, sind zum Beispiel
Synonyme mit positiver Konnotation
Synonyme mit positiver Konnation können helfen, eine scheinbare Schattenseite auch positiv zu sehen. Synonyme mit positiver Konnotation sind zum Beispiel
Antonyme Acedia - Gegenteile
Antonyme sind Gegenteile. Antonyme, also Gegenteile, von Acedia sind zum Beispiel Aktivität, Einsatz, Verantwortungsbewusstsein, Tatkraft, . Man kann auch die Antonyme, die Gegenteile, einteilen in solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation.
Antonyme mit positiver Konnotation
Antonyme, also Gegenteile, zu einem Laster, einer Schattenseite, einer negativen Persönlichkeitseigenschaft, werden gemeinhin als Gegenpol interpretiert. Diese kann man kultivieren, um das Laster, die Schattenseite zu überwinden. Hier also einige Gegenpole zu Acedia, die eine positive Konnotation haben:
Eigenschaften im Alphabet davor oder danach
Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach Acedia stehen:
Eigenschaftsgruppe
Acedia kann gezählt werden zu folgenden beiden Eigenschaftsgruppen:
- Big Five Gewissenhaftigkeit niedrig
- Schattenseiten-Kategorie Trägheit
Verwandte Wörter
Verwandte Wörter zu Acedia ist zum Beispiel das Adjektiv träge, fahrlässig, Tamas .
Wer Acedia hat, der ist träge, fahrlässig .
Siehe auch
- Tugend
- Tugenden Podcast - Tipps zur Entwicklung von Tugenden und Positiven Eigenschaften
- Yoga Vorträge - Inspirationen zu allen Aspekten von Yoga, Meditation, Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität
- Kinderyoga geschichten
- Yoga mit Kindern
Seminare
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