Yogastunden

Aus Yogawiki

Sobald ein Yogalehrer und mindestens ein Schüler zusammen kommen, kann Yoga gelehrt und gelernt werden. Auch wenn der Lehrer den Unterricht gestaltet, lernen doch beide voneinander.

In einer Yogastunde gibt es meist einen festen Ablauf: Tiefenentspannung, Pranayama, Aufwärmen (Sonnengebet o.ä.), Asanas, Tiefenentspannung. Es geht um das bewusste Hineinspüren und Wahrnehmen beim Üben. Das, was wir hierzulande gemeinhin als Yogaunterricht verkaufen, enstammt entweder dem Hatha-Yoga oder dem Kundaliniyoga, wobei es da auch viele unterschiedliche Stilrichtungen gibt, je nach Meister.

Eine typische Yogastunde

Hier eine Yogastunde Mittelstufe im Yoga Vidya Stil als Video Anleitung:

Mantras zu Beginn und am Ende von Yogastunden

Jetzt will ich, Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, sprechen über die Mantras, die wir zu Beginn und am Ende von Yogastunden wiederholen. Bei Yoga Vidya singen wir nämlich zu Anfang und zum Schluss von Yogastunden dreimal Om, die eine oder andere Sanskrit-Shloka, also Anrufungsverse und Om Shanti, Om Frieden. Durch die Mantras wird eine spirituelle Schwingung erzeugt. Der Yogalehrer ruft die göttliche Kraft an und bittet um Führung. Er macht sich frei von allen Alltagsgedanken, stimmt sich auf die Schüler und die Meister ein und wird zum Instrument. Zum Abschluss dankt der Yogalehrer für die göttliche Führung, bringt die Yogastunde ganz Gott dar und bittet um Segen und Heilkraft für alle, die in der Yogastunde waren und alle, die demnächst mit den Teilnehmern in Berührung kommen.

Diese Art der Mantra-Wiederholung zu Anfang und Ende der Yogastunden ist in Indien weit verbreitet. Bei Yoga Vidya singen wir nach der Anfangsentspannung typischerweise dreimal Om. Es liegt dann im Ermessen und an der Inspiration des Yogalehrers, welches Mantra er dann rezitiert. Swami Vishnudevananda hat die fünf Strophen der Gajananam Stotra für besonders geeignet gehalten. Man kann aber auch „Asato Ma Sat Gamaya“ wiederholen oder „Lokah Samastah Sukhino Bhavantu“ oder auch das „Sarva Mangala Mangalye“ oder ein anderes Mantra seiner Wahl rezitieren.

Das Gajananam, also die Gajananam Strotra selbst, besteht aus fünf Dhyana Shlokas, also fünf Strophen zur Anrufung eines Aspektes Gottes, zu Beginn einer Meditation. Diese fünf Dhyana Shlokas stammen aus verschiedenen Schriften und sind uralte Sanskrit-Verse. Swami Sivananda hat sie zum Beispiel in seinem Buch „Japa Yoga“ zusammen mit vielen weiteren Dhyana Shlokas aufgeführt. Die spezifische Zusammensetzung dieser fünf Dhyana Shlokas stammt vermutlich von Swami Vishnudevananda selbst. Jedenfalls sagte Swami Vishnudevananda einmal im engeren Kreis, dass seine Energie immer da sein werde, wenn man das volle Gajananam mit Konzentration auf ihn rezitiert.

Eine Zusammensetzung von Shlokas wird eben auch Stotra genannt. So nennen wir bei Yoga Vidya diese fünf Dhyana Shlokas zusammen auch die Gajananam Stotra. Diese Gajananam Stotra folgt einer besonderen Logik. Zuerst wird Ganesha angerufen, um alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, so dass man anfangen kann. Als nächstes wird Sharavanabhava, also Subramanya, angerufen für Kraft und innere Stärke und für Energie und Konzentration in der Yogastunde. Als drittes folgt dann Saraswati, welche für Intuition, Kreativität und die Entfaltung innerer Fähigkeiten und Erlangung höheren Wissens steht. Dann folgt der Guru in der vierten Shloka, was für die Bitte um Führung steht. Schließlich folgt ein Mangala Mantra, also ein Segens-Mantra, in welcher die göttliche Mutter angerufen wird für Segen und alles Gute für alle Anwesenden. Dreimal „Om Shanti“ schließt das Mantra zu Beginn einer Yogastunde ab. Dann sind Lehrer und Schüler eingestimmt, bereit für eine tiefe Erfahrung.

Wenn man zu Anfang so ein Mantra wiederholt, wird die Erfahrung in der Yogastunde sehr viel tiefer und die Yogastunde wird meditativer, spiritueller, die Wirkung ist sehr viel größer. Dreimal Om und Shanti wird auch am Ende einer Yogastunde gesungen. Zunächst dreimal Om, dann folgt ein Mangala Mantra, also ein Mantra des Wohlwollens. Swami Vishnudevananda hat besonders das Mahamrityunjaya Mantra empfohlen, also das „Om Tryambakam“, aber auch das „Asato Ma“, das „Sarva Mangala Mangalye“, so wie das „Lokah Samastah Sukhino Bhavantu“, kann am Ende rezitiert werden, gefolgt von dreimal Shanti und Frieden. Damit ist dann natürlich auch ein Wunsch verbunden: „Möge die Kraft dieser Yogastunde noch lange nachwirken und bei allen Gesundheit, Wohlergehen, Freude stärken.“

Zum Schluss folgt dann der Dank und die Ehrerbietung an die Meister: „Om Bolo Sadguru Sivananda Maharaj Ji Ki – Jaya.“ Manche wiederholen auch den zweiten Vers: „Om Bolo Shri Guru Swami Vishnudevananda Maharaj Ji Ki – Jaya.“ Manche Yogalehrer bei Yoga Vidya rufen dabei nur Swami Sivananda an, manche auch Swami Vishnudevananda. Durch das gemeinsame Rezitieren dieser Mantras am Ende der Yogastunde wird eine Schwingung des Friedens, der Verbundenheit erzeugt. Diese Mantras am Ende berühren die Herzen der Teilnehmer oft sehr tief. Es wird eine Friedenskraft erzeugt, die in der feinstofflichen Ebene, in der Akasha-Gedankenwelt, wirkt und, so hoffen wir mindestens, die Kräfte des Friedens und des Wohlergehens in der ganzen Welt stärkt. Und ich möchte auch immer Menschen ermutigen, wann immer man eine spirituelle Praxis macht, ob Meditation oder Asana oder Pranayama, Yogastunde oder auch beim Aufwachen und vor dem Einschlafen, Friedensgedanken in die ganze Welt zu schicken. Es kann auch einfach nur sein, „Om Shanti, Shanti, Shanti“ oder „möge Frieden auf Erden sein“. Oder wie auch immer du es ausdrücken willst, mit einem Mantra, mit einem Segensspruch. Wenn viele Menschen Friedensgedanken in die Welt schicken, kann aus dieser Welt ein friedvollerer Ort werden.

Yogastunden Live Online

Normalerweise geht man in ein Yoga Center, ein Fitness Studio oder in die Volkshochschule, um Yoga unter Anleitung zu üben. Heutzutage ist es aber auch möglich, unter Anleitung eines Yogalehrers, einer Yogalehrerin zuhause zu üben - nämlich über das Internet. Yoga Vidya hat ein großen Angebot von Live Online Offenen Yogastunden: Der/die Yogalehrer/in sieht dich, kann den Unterricht auf dich und die anderen in der Gruppe abstimmen. So entsteht Gruppengefühl - werden du an der Yogastunde da teilnimmst, wo du deinen Bildschirm hast.

Gedicht über die Yogastunde

im Rahmen der 4-Wochen-Intensiv Yogalehrerausbildung im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg.

Ein Gedicht von Sven Schütze aus dem Yoga Vidya Journal

3-kobras-mit-lehrer.jpg
Der leere Raum füllt sich mit bunten Matten auf
Und je ein Yogi legt sich dann auch drauf
Shavasana - so fängt es an - man glaubt es kaum
Nur tote Menschen liegen da im Raum
Sie grunzen friedlich vor sich hin, entspannen sich
Ja das macht Sinn
3x OM und dann der erste Test für'n Intellekt
Wer kann das Gajananam perfekt?
Ein paar Minuten später schwingt die Luft im Raum im Takt
Wenn die Meute Kapalabhati macht
Nach 40-60-80 Schniefern
Geatmet durch die Nase, bei geschloss'nen Kiefern
Erstrahlt das Prana hell und klar
Wie lohnend doch der Aufwand war!
Wechselatmung heißt der nächste Schritt:
Dazu braucht der Lehrer eine Uhr, sonst kommt er aus dem Tritt
4-16-8 so soll der Rhythmus sein
Mit geradem Rücken hält man so die Nadis rein
Nach oben streicht der Lehrer sanft die Wirbelsäulenleiter
Der Yogi denkt "Ohhhhh, bitte mach doch weiter!"
BauchuebungSeiteHaendeKopf.jpg
Für den Yogi ist es egal ob Tag, ob Nacht
Wenn er das Sonnengebet macht
Twelve steps stell'n eine Runde dar
Das hilft dem Blutdruck wunderbar
Nach vielen Runden schnaufts im Saal
Ja, diese Power braucht man mal
Und nun starten die Asanas.
Der Yogi sich dabei bewusst verrenkt
Der Körper tut's , der Geist der lenkt
Als erstes ist der Kopfstand dran
Den jeder - logisch - SUPER kann
Manch einer geht schnell zum WC
Und entgeht so dem ganzen Weh
Wie ein Kind im Bauch der Mutter
Entspannt man jetzt so weich wie Butter.
Boot.jpg
Im Schulterstand, man sieht es dann
Die Mehrheit sich gut halten kann
Manch einer könnte höher fahr'n
Da zieht der Yogalehrer wie ein Kran
Egal zu welcher Jahreszeit,
Der Yogipflug ist stets bereit
Das Feld der vrittis umzupflügen
Doch dies allein wird nicht genügen
Und dann!
Nirgends ist Wasser und doch wie wunderbar
Sind plötzlich viele Fische da
Die Brust nach oben, den Schwanz nach unten
Hat jemals einer so Samadhi gefunden?
Pashimothanasana - hört sich mächtig an
Ein jeder beugt sich vor, so gut er kann
Die Zehen ran, die Beine gestreckt
Den Rücken gerade, Energie wird erweckt
Und in der schiefen Ebene dann,
Rutscht Kundalini wieder runter bis zum Damm.
Auf dem Bauch entspannt sich nun der ganze Saal
Bloß gut, dass keiner vorher aß ein üppiges Mahl.
Auf einmal wirds gefährlich, denn den Lehrer greifen giftige Schlangen an
Mit mutigen Kobras ist gar nicht zu spaßen
In Indien kam's vor, dass sie einen Lehrer fraßen.
Mit Gottes Kraft sagt dieser schnell Salabhasana an
Und die Kobras verwandeln sich zu Heuschrecken sodann.
Oh man, ja Heuschrecken könn' eine echte Plage sein
Kommt man erstmal in die Stellung rein.
Drum schnell jetzt in den Bogen biegen
Der könnte einem vielleicht eher liegen
Und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm
Bewusst dabei sein ist der Sinn
Zusammengehockt in Garbhasana
Erinnern wir uns jetzt, wie es als Embryo wohl war
Zwar war das damals recht astral
Aber entspannend ist die Stellung alle mal.
Jyoti-Dreieck3.jpg
Im Drehsitz dreht man sich dann endlich einmal um
Man sieht die Nachbarn um sich rum
Wie die sich um die eigne Achse drehn
und krampfhaft lächeln - wunderschön!
Und nun kommt noch so ne "Kak Asana" dran
Die Krähe kennt wohl jedermann
Bloß gut, dass man noch Boden unter den Füßen hat
Man fällt nicht tief, bevor man aufgeschlagen hat.
Plötzlich stöhnt manomaya kosha auf
Denn annamaya hat den Pfau heut gar nicht drauf
Die Figur, die auf der Matte ist zu sehn
Zeigt nicht den Pfau, der stets von Anmut zeugt
Sondern ein' Yogi, der sich vor Magenschmerzen beugt.
Die Menge beugt sich jetzt nach vorn
Geschlossen kippt man in die Vorwärtsbeuge rein
Die Hände kann man an die Füße legen
Ein Außenseiter könnte denken, jetzt wird sich übergeben.
Trikonasana erhellt bei allen das Gesicht
Weiß man doch, dass es die letzte Asana ist.
Erleichtert fängt für Frau und Mann
Die Endentspannung an
Ins Land der Ruhe lädt sie ein
So mancher schläft auch schnarchend ein.
Ja, nach dem Yoga ist allen klar
OM SHANTI, das war heute wieder wunderbar!

Siehe auch

Literatur

Seminare

Yogalehrer Ausbildung

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