Kongress
Als Kongress bezeichnet man eine Zusammenkunft von Menschen, die Vorträgen und Workshops zu einem bestimmten Thema zuhören.
Verschiedene Kongresse bei Yoga Vidya
Bei Yoga Vidya haben wir jede Menge Kongresse; wir veranstalten jedes Jahr den Yoga Kongress, alle zwei Jahre den Kinderyoga Kongress, alle zwei bis drei Jahre einen [Ayurveda Kongress], einen Business Yoga Kongress, und wir überlegen noch weitere anzubieten. Die Kongresse sind immer schön, weil man zum einen viele Möglichkeiten hat, Koryphäen auf ihrem Gebiet zu hören und kennenzulernen. Es gibt kaum eine Möglichkeit, so viele großartige Menschen kennenzulernen, zu hören und zu erleben wie auf einem Kongress. Zum anderen heißt Kongress, dass Menschen, die ein großes Interesse für ein Fachgebiet haben, zusammenkommen. Die Teilnehmer des Kongresses tauschen sich untereinander wunderbar aus und inspirieren sich gegenseitig, und gerade auf Kongressen auf dem spirituellen Gebiet des Yoga entsteht ein machtvolles Energiefeld, ein machtvolles Lichtfeld, das dann weiter in die ganze Welt hinein ausstrahlt. Kongresse inspirieren alle Teilnehmer und geben ihnen das Gefühl, sich für eine bessere Welt einsetzen zu können. Vieles geschieht, lass mich doch mitwirken.
Video Kongress
Kurzes Vortragsvideo über Kongress :
Autor/Sprecher/Kamera: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya.
Kongress Audio Vortrag
Hier die Audiospur des oberen Videos zu Kongress :
Bericht vom Yogakongress im Haus Yoga Vidya vom 16.-18.11.2001
von Christine Endris
Ach ja, der Freitag nachmittag auf der A 661 - ich hätte es mir denken können! Schritttempo! Kurz vor Medenbach noch ein Unfall - kein Fortkommen! Zu Hause noch schnell die Finger in die Tür geklemmt, vorher das Baby zu seinen Eltern zurückgebracht - sollte es denn gar nicht sein, dass ich überhaupt bis zum Kongress komme?? Eines aber möchte ich festhalten: der regelmässige Omafreitag mit Lea (12 Monate) ist jedesmal ein Geschenk des Himmels. Ein Baby in diesen ersten Anfängen von Woche zu Woche begleiten zu dürfen ist einfach göttlich! Leachen ist witzig, keck, vertieft, hungrig, müde, erkältet, neugierig, chaotisch, achtsam, listenreich und hilfsbedürftig zugleich. Was bleibt, ist reine Freude über dieses kleine Wunder! Und jetzt dieses Schneckentempo! Irgendwann ist die Prüfung überstanden und der Verkehr fliesst. Je näher ich an mein Ziel komme, umso dichter wird der Nebel. Ist das der Weg ins (Hoffnungs-)Tal? Ich erkenne fast nichts mehr! Auch diese Hürde wird genommen und ich komme an.
Die Meditation hat schon um 19.30 Uhr begonnen und ich bin leider ein paar Minuten zu spät dafür. Dann aber, das Mantrasingen, ich geniesse es umso mehr: Endlich richtig da! Der große Raum ist voller Menschen und die Atmosphäre gerade beim Singen frei und gelöst - Mantrasingen öffnet spürbar das Herz und befreit den Geist von allem, was er eben noch so mit sich herumgeschleppt hat. Man singt, sonst nichts. Sukadev wirkt sehr gelöst, dass ihm sein Rückzug und Schweigen guttun, kann ich mir lebhaft vorstellen! Wieviele Jahre hat er jetzt eigentlich fast ununterbrochen unterrichtet und Vorträge gehalten, dazu den Ashram geleitet und alles Erdenkliche und Unerdenkliche organisiert? Es ist gut, dass er diese Zeit hat! Es wird sicherlich allem und allen zugute kommen.
Gäste sind alle willkommen
Als besondere Gäste werden Sigmund Feuerabendt und Nepal Lodh begrüsst. Sigmund Feuerabendt hält eine sehr interessante und gleichzeitig launige Begrüßungsansprache, es ist deutlich zu spüren, daß er sehr gerne gekommen ist und ihn der Wunsch am Austausch mit den anwesenden Yogis beseelt. Nepal Lodh mit seiner warmen, klugen und herzlichen Art ist ja schon 'Stammgast' und lässt es sich nicht nehmen, auch in diesem Jahr Ehrungen in Form von Urkunden und Blumengirlanden vorzunehmen. Ich finde diese Geste immer sehr schön.
Das Begrüßungsritual beginnt in diesem Jahr mit dem Weitergeben des Kerzenlichtes unter den Teilnehmern. Jede Geste braucht ihre Zeit und wir werden in die Ruhe und Achtsamkeit geführt. Es ist ganz still. Nur bei den sich anschließenden gegenseitigen Umarmungen kommt etwas 'lautere' Freude auf, bietet sich doch die Gelegenheit, neue und alte Freunde herzlich begrüßen zu können. Stefan und Deepa geben das Eröffnungskonzert. Dieses Ereignis ist nur sehr schwer zu beschreiben - die Musik erzeugt auf allen Ebenen eine intensive heil(ig)ende Schwingung, die sich spürbar im Raum ausbreitet. Ich bin sehr froh, dass ich die beiden wieder einmal hören darf.
Am Samstag geht es los um 5 Uhr mit Pranayama. Darauf habe ich mich richtig gefreut (wenn es auch ruhig etwas später hätte sein dürfen ...), danach stille Meditation und Mantrasingen. Die Workshops, an denen ich - aus der Fülle von nach meiner Zählung 16 an der Zahl - teilgenommen habe, waren durchweg sehr gut und interessant. Ganesha hat mit seiner eloquenten Art viel Neues zum Thema Atem vorgetragen, auch seine Yogastunde am Sonntag mit dem Schwerpunkt Asanas und Atem war anregend und fröhlich zugleich, Sigmund Feuerabendt hat sehr engagiert sein Selbst Aktives Training (SAT) dargestellt - es ist schon etwas dran an der These, die Menschen wollen es kompliziert, dabei ist es so einfach (gemeint ist hier die Kunst des Entspannens, er grenzt sich sehr bewusst und deutlich vom Autogenen Training ab, das in seinen Augen noch immer zuviel Kopfarbeit, sprich Nachdenken während der Übung, erfordert). Samstag nachmittag ist mein Workshop angesetzt, Yoga in der Herztherapie nach Dean Ornish. Wie den umfangreichen Stoff in 90 Minuten packen? Ich möchte vor allen Dingen praktizieren, das Programm ist eine Öffnung des Herzens, der Koronararterien genauso wie auch die liebevolle Öffnung und Hinwendung zu sich selbst und anderen. Wir machen die herzgerechten Asanas, Pranayama und Visualisierungsübungen, die Gruppe ist sehr interessiert. Die Yogavorführung von Jörg am Samstagabend vermittelt eine Ahnung dessen, wohin man im Hatha Yoga kommen kann, wie weit die Grenzen geöffnet sind. Ich erinnere mich leise lächelnd an meine ersten Skorpion- und Pfau-Versuche vor vielen Jahren und meine feste Überzeugung, dass ich diese in meinem jetzigen Leben und in meinem Alter nun wirklich nicht mehr unbedingt erlernen sollte ... und wie sie eines Tages einfach da waren.
Anschliessend ist Vereinsversammlung für den Bund der Yoga Vidya Lehrer e.V., und die Nichtmitgleider verbringen einen Abend mit viel Musik, Rhythmus und Bewegung, es hörte sich jedenfalls sehr lebendig an! Wie immer ist der Yoga Vidya Kongress ein Kongress des Praktizierens, ganz nach dem Motto unseres Meisters Swami Sivananda: Ein Gramm Praxis ist besser als Tonnen von Theorie! Zwei Yogastunden täglich sowieso, dazu die vielen Workshops, die zusätzliche Yogapraxis auf allen Ebenen vermitteln. Auf der physischen Ebene gilt es - wie alle Jahre wieder - die gute Kost hervorzuheben: Wir haben ausgezeichnet gegessen! Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, denen im Vorder- wie im Hintergrund, die ihren Anteil am guten Gelingen und der harmonischen, weil problemlosen Atmosphäre mitgewirkt haben, ein herzlicher Dank! Anna Amba Popiel-Hoffmann als Organisatorin seitens des Bundes der Yoga Vidya Lehrer gebührt ebenfalls große Anerkennung, sie hat viel Kraft und viel Zeit in diese Arbeit gesteckt - mit dem Ergebnis darf sie mehr als zufrieden sein. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sie wie auch die workshop-gebenden Yogalehrer diese Tätigkeit ehrenamtlich ausführen - das ist es, was sicherlich einen grossen Anteil am Erfolg von Yoga Vidya und der Verbreitung des Yoga in Deutschland hat.
Allen wie ein kostbares Abschiedsgeschenk war der Auftritt von Marion Bergmann am Sonntagnachmittag mit Gedichten und Liedern und/oder Liedern zu Gedichten oder Gedichten mit Liedern - wie auch immer. Ihre eindringliche Vortragsweise transportierte ihre Texte und Melodien tief in die Seele hinein. Beseelt und beflügelt ging es nach Hause - und alles viel, viel leichter als auf dem Hinweg!
Christine Endris Bund der Yoga Vidya Lehrer
Nepal Lodh über den Yoga-Kongress 16.- 18.11.2001
Das Haus Yoga Vidya, Heimstätte des diesjährigen Yoga-Kongresses, mutet in seiner idyllischen Lage wie ein großer indischer Ashram mitten in Europa an. Die Gegebenheiten sind hier wie bei den Yogis im alten Indien, die ihre Tapaschas mitten im Wald betrieben, weil sie der Überzeugung waren: Hier ist positives Prana, und hier können wir Körper, Geist und Seele zur Ruhe bringen. Dabei entsprach die Auswahl der Veranstaltungen den Anforderungen des modernen Zeitalters in idealer Weise.
Das Themenangebot war so strukturiert, dass es die Erwartungen der Teilnehmer hinsichtlich seelisch-geistiger Inspiration und Weiterbildung übertraf.
Die verpflichteten Referenten vereinte bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Richtungen die Eigenschaft, dass sie im Yoga ihren Lebensinhalt sahen und nicht Vermarktungswünsche eine Rolle spielten. So kam hier der wahre Yoga zum Ausdruck.
Eingebettet in das Rahmenprogramm war das Singen für den Weltfrieden, ein für mich bewegender Gedanke anlässlich eines Fachkongresses in diesen Tagen. Ist es doch auch Grundlage der Yoga-Philosophie, all unser Tun auf den Einklang mit der Menschen-. Tier- und Pflanzenwelt auszurichten.
Eröffnet wurde der Kongress durch seinen Leiter Sukadev, er richtete herzliche, inspirierende Worte der Begrüßung an die schätzungsweise hundert oder mehr Kongreßteilnehmer, unter ihnen der Bundesvorsitzende der Deutschen Yogagesellschaft, Herr Sigmund Feuerabendt und der Vorstand der Deutsch-Indischen Hindu-Gesel1schaft.
Das Willkommensritual war für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen insofern ein Erlebnis, als sie sich dabei im yogischen Sinne öffnen konnten. Der Vollzug dieses Rituals schafft eine angenehme geistig-seelische Atmosphäre zur positiven Einstimmung auf konzentriertes, unbefangenes Lernen. Der schön geschmückte Yogaraum wirkte inspirierend auf die Teilnehmer, die einander mit einer Umarmung für Harmonie, Freude und Freundschaft begrüßten.
Parallel laufende Seminare boten jedem Teilnehmer die Möglichkeit, nach seinem eigenen Interesse unter den Angeboten zu wählen.
Am zweiten Kongresstag fand ein indisches Feuerritual, Homa genannt, statt, das Herr Sukadev sehr einfühlsam und mit Begeisterung vollzog. Seine Art der Gestaltung fand großen Anklang bei den Besuchern, die sich nicht gescheut hatten, dafür um fünf Uhr morgens auf-zustehen. Es war ein Erlebnis, das anzuschauen und zugleich Energie in sich zu spüren.
Der Workshop "Sat Prem", Liebesritual für sich selbst, für den Partner/die Partnerin, für Familie und Umwelt war überfüllt. Die Kongressteil-nehmer lernten, wie sie ein Liebesritual für sich selbst zelebrieren können, um das eigene spirituelle Bewusstsein in sich zu wecken. Die Anleitung dazu war so strukturiert, daß es für die Teilnehmer leicht war, das Ritual nachzuvollziehen. Auch die praktischen Übungen waren leicht erlernbar und für späteres häusliches Üben einprägsam vermittelt. In der heutigen Zeit haben wir oft Probleme mit unserem Partner oder unserer Partnerin, im Alltagsleben ein für beide erträgliches Maß an Zuwendung und eigenem Freiraum zu finden. Bei diesem Ritual geht es darum, wie ich mich selbst weiterentwickle, ohne meinen Partner zu verletzen, wie ich das Zusammengehörigkeitsgefühl stärke und ein für beide friedliches und abwechslungsreiches Leben plane und trennende Komplikationen bewältige. Dieses Ziel zu erreichen, ist möglich, wenn wir uns bewusst werden, durch weniger Ego können wir reine Liebe ausstrahlen. Tägliches Yoga-Üben und der Vollzug des Rituals helfen uns dabei.
Zahlreiche Eindrücke und Themen
Sehr gut besucht. war auch der Workshop "Yoga-Therapie" von Sigmund Feuerabendt. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung gelang es ihm, dieses nicht leichte Thema so gut strukturiert zu vermitteln, dass die Yoga-Lehrer und -Lehrerinnen Impulse erhielten, ihre Arbeit in diesem Sinne weiterzuentwickeln. Die Yoga-Therapie geht von vorneherein von einem ganzheitlichen Ansatz aus. Man therapiert nicht nur eine Befindlichkeitsstörung, sondern sieht den ganzen Menschen. Das griechische Wort "Therapie" meint: Hegen und Pflegen, und das ist, was wir ja im Yoga tun. Wenn ich Körper, Geist und Seele pflege, werde ich in mir ein Glücksgefühl spüren, und das bedeutet, mit mir selbst zufrieden zu sein.
Yoga-Therapie und Selbsterkenntnis wurden auch thematisiert. Die körperorientierte Psychotherapie ist heute aktuell. Aus yogischer Sicht hat man von Anfang an gesagt, ohne den Körper einzubeziehen und ihn zu trainieren und zu schulen , ist es fraglich, ob ein gesunder Geist und eine gesunde Seele in ihm wohnen können. Im Yoga war es deshalb von je her das Bestreben. Körper, Geist und Seele zu trainieren zum eigenen Wohl und dem der Mitmenschen. Der Kern dabei ist die Selbsterkenntnis, aber die Erkenntnis allein macht uns nicht. frei, sondern man muss sie auch im Alltag anzuwenden lernen, und darin besteht das Anliegen der Yoga-Lehre.
Ein tiefes Erlebnis für Körper, Geist und Seele verspürten auch die Teilnehmer der (Gayatri-Mantra-Meditation. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Es gab im Raum eine Schwingung von Energie, die für jeden spürbar war. Ich habe selbst an dieser Gayatri-Meditation teilgenommen und spürte die Schwingungen in meinem Körper noch eine Woche danach. Ich fühlte, mein Körper war ins Universum eingetreten, friedlich, wie es das Ziel der Gayatri-Meditation ist.
Vegetarische Küche, alkoholfreie Getränke und spirituelle Gesänge rundeten den Kongress ab.
Ein Wochenende "Tapascha" mitten im Wald war ein beglückendes Erlebnis für alle Kongressteilnehmer. Jedes Mal, wenn ich diesen Kongress besucht und mitgestaltet habe, freue ich mich auf den nächsten.
Yoga Vidya Kongress im Westerwald - von Barbara Binkele, M.A.
Bericht über den 5.Yoga-Kongress des Bundes der Yoga Vidya Lehrer vom 15. bis 17.11.2002 im Seminarzentrum Gut Hoffnungstal, Oberlahr (Westerwald)
B.B. praktiziert seit ihrer Kindheit Hatha Yoga und beschäftigt sich mit Sanskrit, Indischer Astrologie (Jyotish) und Vastu. Nach dem Besuch des Fünften Yogakongresses hat sie eine Ausbildung zur Yogalehrerin im Haus Yoga Vidya begonnen. Freude, Harmonie, Freundschaft Rund 100 Teilnehmer, davon 60 Yoga–Vidya-Lehrer, zahlreiche interessierte Laien und Lehrende aus anderen Traditionen machten den fünften Kongress des Bundes der Yoga Vidya Lehrer im Seminarzentrum Gut Hoffnungstal zu einem inspirierenden Erlebnis. Freude, Harmonie, Freundschaft : Mit diesen Worten umarmten sich die Kongressteilnehmer während des Eröffnungsrituals von Nepal Lodh, dem Vorsitzenden der Deutsch- Indischen Hindu-Gesellschaft, gaben eine Kerzenflamme untereinander weiter und tauschten Rosenzweige aus. Das bezaubernde Ritual verfehlte seine Wirkung nicht. Danach herrschte eine gelöste, liebevolle Atmosphäre unter den Teilnehmern, aber auch gespannte Erwartung auf das vielfältige und interessante Programm, das Amba-Anna Popiel-Hoffmann gemeinsam mit Sukadev Bretz zusammengestellt hatte. Die Praxis sollte im Vordergrund stehen, das hatte Sukadev in seiner Begrüßungsrede angekündigt und damit nicht zuviel versprochen.
Veranstaltungen mit vielfältigem Angebot
Der Freitag Nachmittag war mit zwei Workshops und drei parallelen Yogastunden auf unterschiedlichem Niveau vollständig ausgefüllt. Sich- Ein- und Loslassen waren meine persönlichen Vorsätze für dieses Wochenende. Referentin Yadhavi-Silke Fülbier zeigte in ihrem Workshop mit geführter Meditation auf, wie das Sich-Einlassen auf meinen gestressten Rücken bewusstseinserweiternd wirken kann. Besonders beeindruckt war ich von der strahlenden Persönlichkeit Yadhavis und der natürlichen Freude, die sie verbreitete. Loslassen war das Thema der folgenden Yogastunde Vorbereitung auf die Tiefenentspannung , in die uns Anita Daya Mata Steinwald sanft und liebevoll hineinführte. Nach einem hervorragenden Abendessen in Form eines Vollwertkost-Buffets - hier soll das Küchenteam des Yogacenters ausdrücklich gelobt werden - nahm ich an dem Homa-Ritual im Mandir neben dem idyllischen Bach teil, während im Haupthaus Om Namo Narayanaya für den Weltfrieden gesungen wurde. Daran anschließend wies Nepal Lodh in seinem Grußwort auf die zunehmende Abhängigkeit und innere Unzufriedenheit hin, die der Preis für unser,Leben des Überflusses in einer konsumorientierten Gesellschaft ist. Die Philosophie des Yoga helfe jedoch dabei, das eigene Bewusstsein zu erweitern und den inneren Frieden wiederzuerlangen. Den Abend beschloss ein unterhaltsamer und augenzwinkernder Bericht von Ralf Runau über Yoga im Leben eines Unternehmensberaters, der einmal mehr bewies, dass Yoga und gelebte Spiritualität auch im harten beruflichen Alltag ihren Stellenwert und Berechtigung haben und nicht automatisch Weltflucht oder Abgeschiedenheit bedeuten. Raumfüllende Energien Der Samstag begann - ungewohnt früh für mich - mit der gemeinsamen Stillen Meditation um sechs Uhr. Sukadev hatte auf die besondere Qualität der frühen Morgenstunden für die Meditation hingewiesen und tatsächlich wurde ich mit der Erfahrung einer besonderen Energie, die den Raum nach und nach erfüllte, belohnt. Leider gelang es mir aber nicht vollständig, die Gedanken an einen dampfendheißen Cappuccino loszulassen; dafür konnte ich mich hinterher mit einer Tasse leckeren Kräutertee, der im Aufenthaltsraum bereitstand, trösten.
Nicht nur Asanas, Pranayama, Meditation und Mantras standen auf dem Programm, sondern auch Informationsveranstaltungen über die Ausbildung zum Yogalehrer, über das Know-How zur Eröffnung eines Yoga-Centers oder die steuerlichen Aspekte, die bei einer Tätigkeit als Yogalehrer berücksichtigt werden müssen. Am liebsten hätte ich alle Veranstaltungen besucht, aber ich musste mich entscheiden . Meine Wahl fiel nach dem Brunch und einer Stunde Durch Asanas zur inneren Balance bei Amba, die mir sowohl körperliche Stärken als auch Grenzen aufzeigte, auf den Vastu-Workshop von Jürgen Wloka. Vastu, die Wissenschaft des Raumes - auch das indische Feng-Shui genannt - beschäftigt sich mit den Energien, denen der Raum ausgesetzt ist. Das sind neben kosmischen Energien und dem Einfluß der irdischen Elemente die beiden großen Energieströme jivaurja aus dem Norden und pranaurja aus dem Osten, die sich rund um den Globus bewegen. Jürgen machte deutlich, dass Vastu nicht nur für den indischen Subkontinent Geltung besitzt, sondern auf der ganzen Welt erfolgreich angewendet werden kann. Den Samstag rundeten eine Asanas-Vorführung mit Musikbegleitung und ein mitreißendes spirituelles Konzert ab.
Inspirierender Gesamteindruck
Am Sonntag früh führte Sukadev eine Puja für Shiva und eine Arati-Lichtzeremonie durch, während nebenan das Gayatri-Mantra gesungen wurde, um die Wirkung der Puja zu intensivieren. In Martins Yogastunde Asanas mit geistiger Wirkung erfuhr ich eindringlich, dass die geistige Wirkkraft des Sonnengrußes durch die begleitende Rezitation des Sonnenmantras um ein Vielfaches gesteigert wird. Nach dem Brunch klang das erlebnisreiche Wochenende mit Gedichten und Lieder von Marion Bergmann und dem spirituellen Segen von Sukadev aus. Das reichhaltige Programm und die besondere Atmosphäre von Freude, Harmonie und Freundschaft haben den Kongress zu einem schönen Erfolg für die Organisatoren und Besucher gemacht.
Eindrücke vom Yoga- und Meditations-Kongress in Bad Meinberg 2008
von Christine Endris (Yogalehrerin, BYV)
Mit dem Thema „Yoga und Meditation – Wege zu einer Kultur des Friedens“ fand vom 9. – 11. November 2007 der alljährliche Kongress in Bad Meinberg statt als Kooperation der Society for Meditation Research (SMMR) und des Bundes der Yoga Vidya Lehrer (BYV). Meditation und Yoga rücken mehr und mehr ins öffentliche Bewusstsein. Es ist wichtig, beides auch wissenschaftlich fassbar zu machen, um mehr Anerkennung und Anwendung in der Gesellschaft zu finden (Harald Piron, SMMR, in der Eröffnungsveranstaltung). Dafür bot die Tagung reichlich Gelegenheit. Viele Wissenschaftler waren gekommen, um ihre Forschungsergebnisse vorzustellen. Frieden hat einen höheren Stellenwert als jemals zuvor. Früher ging es darum, möglichst viele Kriege „anzuzetteln“ (Alexander d.Gr. und Friedrich d.Gr., Napoleon), heute erhält Anerkennung, wer friedensstiftend in der Welt wirkt. Yoga und Meditation können und sollen die Kultur des Friedens stärken. Yoga- und Meditationspraxis führt den Menschen vom inneren zum äußeren Frieden, sie entwickeln Herzensgüte und Kraft (Sukadev).
Frieden heißt zum einen, ohne Kriege miteinander zu leben, aber auch eine gerechte Wirtschaftsordnung, Demokratie und Achtung und Respekt vor allen Menschen. Selbst wir Yogalehrer sind angesprochen, Sukadev verweist auf die Debatte um die korrekte Vorwärtsbeuge, die leider gar nicht immer so sattvig geführt wird, wie man es ihr wünschen würde .... Bewusst wurden zum Kongress Menschen der verschiedensten Traditionen (und sicherlich auch mit den verschiedensten Vorwärtsbeugenvariationen) eingeladen, um sich gegenseitig kennen zu lernen, um das Abschotten von anderen oder gar die Loslösung von der Welt zu verhindern, um etwas mehr Toleranz in die Welt zu bringen und um gemeinsam nach außen zu wirken.
Eberhardt Block, der Bürgermeister von Bad Meinberg, sieht den Zuzug von Yoga Vidya, „dem größten Ashram außerhalb Indiens“, als einen großen Gewinn für die Region und gesteht, dass sich dies sogar schon auf die Gemeindepolitik ausgewirkt habe – bei den Sitzungen sei alles viel harmonischer als früher! Er begrüßt die Grundhaltung von Yoga Vidya, Menschen zusammen zu führen, und schließt mit dem Jesuswort: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Nepal Lodh, langjähriger Wegbegleiter aus einer befreundeten Tradition, vollzog wie jedes Jahr das Willkommensritual. „Alle Yogalehrer sind Friedensbotschafter“ und „was gut ist, ist zeitlos, es setzt sich durch.“ (Nepal)
Prof. Wahsner referierte sehr praxisbezogen über die Yamas und Niyamas in den Raja Yoga Sutras. Patanjalis Sutras sind das wichtigste Grundlagenwerk der Yogaphilosophie. Leiden erzeugt den Wunsch nach Wissen, der Mensch sucht nach der Erkenntnis über sein wahres Selbst. Dies ist möglich über den Weg des Yoga und der Meditation. Oberstes Gebot ist Ahimsa, Gewaltlosigkeit. Dies ist, wie so vieles, relativ. Beispiel Ernährung: Wir Europäer können uns gut und ohne Mangel fleischlos ernähren, kein Tier muss getötet werden – was aber macht ein Eskimo, dessen Hauptnahrungsmittel der Fisch ist? - Aparigraha – nichts auf der Welt gehört uns! Wir können uns etwas nehmen für den eigenen Bedarf. Wie passen in dieses Bild Abschiebungen von Flüchtlingen, Zäune an Landesgrenzen, Raubbau an der Natur? Das ist strukturelle Gewalt und verstößt auch gegen Ahimsa. - Saucca, Reinheit, bedeutet vor allem auch Reinheit der Gefühle, des Denkens, des Handelns. Die Regeln sollten wir uns selbst geben, aus einem inneren Bedürfnis heraus, aufgrund unserer Kenntnis des universellen Gesetzes des Karma (kurz gesagt: Ursache und Wirkung) und der Lehre von der Reinkarnation. Weitere Stichworte: Gutes tun, liebevolles Dienen, bedingungslose Liebe, gewaltlose Konfliktlösung, selbst Vorbild sein, Meditation. „Utopien“ werden immer wieder verwirklicht, man denke an den Fall der Mauer, an das Wachsen der Einheit Europas!
Im Workshop „Heilgesänge der Welt“ erholt sich mein Körper und der Geist bekommt auf einer anderen Ebene Nahrung.
In „Yoga für den Bauch“ muss ich körperlich etwas mehr tun, profitiere spürbar davon und lerne zudem sehr viel für die eigene Unterrichtspraxis. Das tägliche Ritual mit Morgen- und Abendmeditation, Mantra-Singen, Arati bringt mich immer wieder dahin, wo ich auch hin möchte: in die Stille und in die Erfahrung von etwas, was jenseits der Worte und allen Tuns ist.
Der erste Vortrag des Abends wird von Frau Dr. Luise Reddemann gehalten über das Thema „Achtsamkeit als Prinzip der Psychotherapie“. Sie arbeitet mit traumatisierten Menschen, vorwiegend Frauen. Kernsätze zu ihrem Bericht: Bewusstes Erleben des aktuellen Augenblicks. Gegenwärtig sein. Sich selbst wahrnehmen, aktiv und bewusst. Einnehmen der Beobachter-Perspektive – imaginatives Betrachten des alten Geschehens wie einen inneren Film, mit Beobachten des Körpergefühls und der Emotionen. Fragen nach den Ausnahmen: Gibt es Momente, wo es der Klientin, dem Klienten besser geht? Fragen nach dem, was Freude bereitet, was weiterhelfen könnte. Achtsam essen, duschen, arbeiten. Bei Schmerzen: Wahrnehmung der vom Schmerz weitest entfernten Stelle im Körper, pendeln zwischen weit weg und nahe dabei. Imagination eines Schutzengels z.B – jeder Mensch kann imaginieren, sich erinnern ist auch eine Form der Imagination. Die Arbeiten von Viktor E. Frankl sind wichtig: Logotherapie, Wert- und Sinnorientierung, Gegebenheiten akzeptieren, dem Leben einen Sinn geben. Ebenso die von Kabat-Zinn: Gegenwärtig sein, Meditation. Es gibt bereits mehrere Therapieformen, die mit der Achtsamkeit arbeiten, von der Gehirnforschung liegen Forschungsergebnisse vor. Dass in Deutschland trotzdem vieles von der Krankenkasse nicht gezahlt wird, „ist eine Schande“ (Frau Dr. Reddemann) und sollte nicht hingenommen werden. Unsere europäischen Nachbarländer sind da schon viel weiter!
Anschließend der Vortrag „Sw. Vishnu-devanandas Friedensmissionen als Beispiel für spirituelle Erfahrung und aktives Engagement“ von seinem langjährigen Schüler Sw. Atma Swaruparamananda.
Sw. Vishnu, ein Schüler von Sw. Sivananda und Lehrer von Sukadev, hat stets für die Erhaltung des Weltfriedens gekämpft und ganz ungewöhnlich, spontan und mutig gehandelt, um die Menschen auf die Notwendigkeit des friedlichen Zusammenlebens aufmerksam zu machen. Dieser Vortrag zeugte von der Kraft, der Weisheit und der Kreativität Sw. Vishnus, auch von seiner Liebe zu den Menschen und - von seinem Humor.
Samstag Vormittag, Vortrag von Dr. Arndt Büssing „Geborgen im Einen - Den Segen erinnern und zum Segen werden. Ein Weg des Friedens“
Dr. Büssing beginnt seinen Vortrag mit der Frage: Wer darf überhaupt segnen? Der Priester? Der Arzt? Wir? - Häufig ist an die Stelle Gottes das ICH getreten, aber der Mensch spürt den Verlust und sucht nach seinem eigentlichen Zuhause. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass der Mensch Spiritualität heute in vielen Formen sucht:
Im Aufsuchen besonderer Orte 65 %
In der Gemeinschaft mit anderen 35 %
Alleine und in der Stille 57 %
Spiritualität wird erfahren durch:
Hinwendung zur Natur Versenkung in vom Geist inspirierte Schriften Zentrierende Meditation Gesungene (mantrische) Gebete Eine Verbeugung in Dankbarkeit Rituale der Versöhnung Freundlichkeit gegenüber Aggression
Hier der Schluss des Vortrages von Dr. Büssing: Wir können anderen zum Segen werden! „Sei dir deines Ursprungs bewusst! Erwecke die erinnerten Zusagen in dir und in anderen zum Leben!“
Dann wird der 1. Forschungspreis der SMMR vergeben. Er soll eine hervorragende deutsche Forschungsarbeit, die empirisch angelegt ist, würdigen und fördern. Das Preisgeld beträgt 2000 Euro, gestiftet vom Verein Yoga Vidya. Die Jury unter der Leitung von Dr. Ulrich Ott entschied sich einhellig für die Diplomarbeit von Willi Zeidler über die Unterschiede in der Emotionsverarbeitung bei Achtsamkeitsmeditierenden und Nichtmeditierenden. Willi Zeidler präsentierte seine Arbeit: Im Rahmen des Versuchs wurden neutrale, emotional positive sowie negative Bilder den Probanden gezeigt und die Art und Dauer der Reflexe gemessen (Gefühlswahrnehmung, Blinzeln, Aversion, Vermeidungsstrategie wie Wegsehen usw.). Die Ergebnisse sind interessant und belegen, was Meditierende erfahren: Die Akzeptanz dem Gezeigten gegenüber ist größer, der emotionale Stress weniger bedrohlich, es gibt eine schnellere Erholung von aversiven emotionalen Reaktionen, diese werden auch klarer wahrgenommen, es gibt keine Vermeidungsstrategien und die Probanden bleiben ruhiger und gleichmütiger. Eine solche Untersuchung fördert das Ansehen und die Akzeptanz des noch recht jungen Forschungsgebietes spirituelle Heilmethoden. Eine umfangreichere Zusammenfassung kann im Internet unter der Homepage der SMMR (www.smmr.de) eingesehen werden (Bei Suche Willi Zeidler eingeben!).
Danach 11 parallele Yogastunden, für jede(n) ist etwas dabei, ob Anfänger oder Fortgeschrittene, mit Rücken-, Schulter- oder Nackenbeschwerden, Sampoorna-Yoga, ayurvedischem Yoga oder Yoga in der Himalaya-Tradition, Klang-Yoga, Asanas mit langem Halten und positiven Affirmationen oder mit stillem Atem in meiner Mitte – ganz persönliche Entscheidungen sind bei dieser Vielfalt gefragt! Es muss erwähnt werden, dass etwa 450 Menschen am Kongress teilnahmen – von daher war es gut, dass es so vielfältige Angebote gab.
Im Workshop „Yoga Vidya Grundlagen der Yogatherapie“ hat Narendra Hübner klar strukturiert die wichtigsten Punkte dargelegt:
Wissen was ist Nicht schaden Ganzheitlichkeit = Pranayama, Asanas, Entspannung, Ernährung, Meditation Allgemeines Anpassungsprinzip berücksichtigen = durchaus fördern durch fordern, aber mit der Krankheit arbeiten, Grenzen akzeptieren, Regenerationszeit beachten Der Schüler hat die Verantwortung und entscheidet für sich Die kosmische Energie wirken lassen, alle sind Teile eines großen Ganzen und Instrumente Gottes Als Lehrer die eigenen Grenzen kennen und beachten, ggf. weiter verweisen Wichtig ist: Mit dem Körper Frieden schließen!
Yoga Vidya bietet eine große Vielfalt an Seminaren für Betroffene und Fortbildungen für Yogalehrende zum Thema Yogatherapie an.
Danach schnuppere ich in eine mir neue yogische Tradition mit Kata Purkh Singh Pomarius. Sein Workshop heißt: Die Kraft des Friedens – eine Kundaliniyoga-Reihe für Nabel, Herz und Rücken. Wichtig ist, dass Nabel- und Herzbereich offen und miteinander verbunden sind. Viele Bewegungen sind sehr angenehm, wir werden aber auch kräftig zur Sache gebeten. Kata Purkh Singh ist ein lebendiger fröhlicher Mensch und ein ausgezeichneter Lehrer.
Nach dem köstlichsten aller Abendessen – von den anderen mal abgesehen – tanzt Lalita im großen Saal ihren Asana-Tanz, sehr intensiv, sehr ausdrucksstark, sehr authentisch. Auch das ist Yoga!
Es folgen Meditation und Satsang, danach ein Vortrag, der viele neugierig macht: Die heilende Kraft des Scheiterns von Prof. Dr. Claus Eurich. Beim Zuhören geht mir das Herz auf – Scheitern ist in Ordnung, es gehört zu unserem Leben dazu. Endlich wird das einmal auf den Punkt gebracht! Ich möchte einige Gedanken wiedergeben: Wir werden in Grenzen geboren und Scheitern ist eine Grenzerfahrung. Es ist das Verfehlen der Handlungsintention – die möglichen Folgen: wir sind tief verwundet im Selbstwert, es ist wie ein Fall ins Namenlose. Unsere Kultur verdrängt das Scheitern, das Selbstbild soll erhalten bleiben. Es erhebt sich die Sinnfrage: Warum passiert das gerade mir? Wenn wir das Geschehene verdrängen, ist das Leiden abgespalten, aber nicht weg. Es bleibt ein grauer Rest und wir sind für Heilung nicht empfänglich, denn: Es gibt nur ein Hindurch! Aus dem bewussten Scheitern entsteht Neues. Jesus ist grandios mit dem Scheitern umgegangen. Die Sehnsucht nach dem Absoluten hält uns auf dem Weg. In der Kontemplation erfahren wir bedingungsloses Angenommensein, die Versöhnung mit uns selbst wird möglich.
„Was du suchst, ist das, was sucht“ (Franziskus) – das Göttliche sucht die Begegnung mit uns. (Hinweis: Es gibt ein Buch von Prof. Eurich zum Thema)
Nach diesem spannenden Vortrag tanzen wir unter sachkundiger Anleitung Tänze des universellen Friedens – der große Saal ist voll, alle sind begeistert und fröhlich dabei. Der Wechsel von Zuhören, sich bewegen, in die Stille gehen und noch vieles mehr wie auch mal im malerischen Silvaticum-Park nebenan spazieren gehen - falls man sich die Zeit erlaubt - ist angenehm.
Sonntag 7.45 Uhr: Schon früh am Morgen ist Eugen Drewermann nach Bad Meinberg gekommen. Auf seinen Vortrag „Die Zehn Gebote zwischen Weisung und Weisheit“ bin ich gespannt, denn ich wurde von einer sehr intensiven katholischen Erziehung geprägt. Eugen Drewermann steht ohne Skript vor seinen zahlreichen Zuhörern. Er erklärt uns mit einer wunderbaren bildhaften Sprache und mit vielen Beispielen, dass die Zehn Gebote keine strikten Weisungen sein sollten, sondern ein Weisheitsweg, der nach innen führt. Sie sind eine Vereinbarung mit der eigenen Vernunft und dem eigenen Herzen. Würden sie machtpolitisch interpretiert – wie durchaus geschehen, s. Kreuzzüge, die jüngste Politik der USA – führte dies zu Repression. Die Zehn Gebote müssen sozusagen die „Filteranlage der Menschlichkeit durchlaufen“, um den Menschen den Zugang zu ermöglichen. Ein Mensch kann nur entsprechend der Güte, die er selbst erlebt hat, gut sein, er muss inwendig im Einklang mit sich selber sein.
Und: Wir brauchen Lebensbedingungen, unter denen wir gut sein können. Die Evidenz von religiöser Dimension trägt jeder Mensch in sich, er wächst und reift in dieses Bewusstsein hinein. Schmerz und Trauer sind notwendige Inhalte seiner Hoffnung, sie münden in das Aufgefangensein von Gott, in die Erfahrung von Güte und Liebe. Diese Erfahrung kann nur mit einem universellen Gott gemacht werden, die Beschränkung auf Jahve, den Gott Israels, der seinerzeit die Zehn Gebote an Moses übergab, ist zu „exklusiv“ – genauso wie auf jeden anderen Religionsstifter auch. Mit Blick auf das Gebot „Du sollst nicht töten“ und die Bhagavad Gita stellt Eugen Drewermann die Frage, ob man so denken darf - dass man sozusagen das Töten „neutralisiert“.
Bei den Erläuterungen des 4. Gebotes (Du sollst Vater und Mutter ehren) wird deutlich, wie Anspruch und Wirklichkeit in unserer Gesellschaft auseinandergehen: Was geschieht mit älteren Menschen, mit Armen, mit Hartz IV-Empfängern? „Erkenne dich selbst im anderen!“ Tat twam asi – Das bist du! Durch Mitgefühl können sehr schnell ungute gesellschaftliche Zustände verbessert werden. Dann das Thema Diebstahl, Begehren: Wer bestraft diejenigen, deren Ziele einzig und allein höhere Profite sind? Die Urwälder in Brand stecken? Die Kriege aus Besitzgier führen? Die nur Wachstum und Gewinn im Blick haben? Zitat: „ Die Welt gewinnen, sich selbst verlieren.“ „Die Seele wird immer ärmer.“ Eugen Drewermann hat eine ganz starke Nachdenklichkeit zu jedem Gebot bei seinen Zuhörern erzeugt. Für mich waren auch viele „erlösenden“ Worte dabei und ich bin sehr dankbar für diesen Vortrag.
Bei Lalita in der Yogastunde „Asana flow“ lösen sich einige Spannungen in meinem Körper – gut, dass ich die Stunde gemacht habe! Denn: Das Programm des Kongresses ist dicht! Um 5 Uhr in der Frühe können bereits Puja oder Homa gemacht werden (beides geht leider nicht, für die körperliche Zweiteilung reicht es einfach noch nicht!), um sechs fortgeschrittenes Pranayama, danach 5 parallele Meditationen, dann 10 parallele Workshops, hinterher 11 parallele Yogastunden usw. usw. Dann wird ja auch noch zweimal am Tag gegessen, wobei allerdings der Zeitfaktor keine Rolle spielt, wenn man zusammensitzt und gemütlich miteinander plaudern kann. Bei diesem guten Essen!!!
Am Sonntag Mittag referiert Prof. Dr. Martin Mittwede über das Thema „Frieden, Emotion und Stille – über die Perspektiven menschlicher Spiritualität“. Die Erforschung der Emotions-Psychologie ist noch im Werden. Zu den Emotionen zählen Freude, Liebe, Hass, Furcht, Zorn, Ekel, Überraschung, Trauer und Leid, Verachtung, Interesse, Neugier. Wie bewusst ist uns ein Gefühl? Achtsamkeit! Unsere Muskeln speichern Gefühle (Yogalehrer aufgepasst!). Gefühle besitzen mehrdimensionale Ebenen, einmal das subjektive Erleben und die subjektive Einschätzung des Erlebten, die physiologische Reaktion darauf, die expressive Reaktion und Handlungsimpulse. Was, wenn uns etwas „übermannt“? Die Arbeit am sog. Schatten ist wichtig, sonst wird eine neurotische Scheinwelt aufgebaut. Projektionen müssen entschleiert, Selbsterkenntnis muss angestrebt werden. Bei bedrohlichen Emotionen hilft es, diesen die komplementäre Sichtweise entgegen zu setzen wie Freundlichkeit, Mitgefühl, Freude, Duldsamkeit. Frieden heißt, die Emotionen verschwinden und wir kommen in Shanti, den inneren Frieden.
Sukadev fasst in seinem abschließenden Vortrag vieles zusammen, regt aber auch zu neuen Gedanken an: Wir sind in einer sehr bewegten Zeit, es drohen Gefahren aus klimatischen, ökologischen, ökonomischen und kulturellen Gründen, andererseits werden Angriffskriege mehr und mehr geächtet. Passiver Widerstand hat sich als ein geeignetes Mittel zur Erreichung von Frieden erwiesen (Sukadev gesteht, dass er gerne den kriegerischen Teil der Bhagavad Gita weg interpretiert!). Mehr ältere Menschen auf der Erde bedeutet weniger kriegerische Ambitionen. Das Klonen von Menschen ist glücklicherweise nicht so einfach machbar, aber: das Gehirn ist manipulierbar. Mitgefühl ist weit verbreitet, im feinstofflichen Bereich müssen wir uns der positiven und negativen Kraftfelder bewusst sein, die von unseren Gedanken erzeugt werden. Yogis haben noch einige „Schattenarbeit“ zu leisten, denken wir an das Thema Wer-von-uns-ist auf-dem-allerrichtigsten-Weg oder die-Vorwärtsbeuge-wird-aber-so-gemacht-und-alles-andere-ist-falsch – es gibt genug zu tun.
Yoga und Meditation genießen allmählich den offiziellen Segen der Wissenschaft. Auch dieser Kongress hat die Forschung wieder ein Stück vorangetrieben. Die Grundlagenforschung soll auch weiterhin ein Gebiet sein, wo sich Yoga Vidya engagieren will – Probanden für Untersuchungen stehen ausreichend zur Verfügung, so Sukadev. In der Ausübung von Yoga und Meditation werden wir friedvoller mit uns selbst und mit anderen, wir entwickeln Energie, Kreativität und Selbst-Bewusstsein – so haben wir in dieser hedonistischen Gesellschaft Spaß und Freude, die Mitgefühl und gegenseitige Achtung mit einbeziehen. Wir bekommen Achtsamkeit für unsere innere Intelligenz und dringen immer weiter vor zu immer tieferen Fragestellungen.
Leider konnte ich über die hochinteressanten Vorträge nur in kurzen Ausschnitten berichten – vieles ist auch im Internet unter den Namen der Redner zu finden und bei www.voga-vidya.de. Deshalb mein Tipp: Der Yogakongress im November 2008 ist wie immer für jede Interessentin und jeden Interessenten offen, am besten ist es, selbst dabei zu sein und die Kraft der Veranstaltung selbst zu erleben! Datum: 14. bis 16. November 2008, Thema: voraussichtlich: Yoga in der zweiten Lebenshälfte. [Bemerkung vom Yoga Vidya Webteam: Thema des Yoga Kongresses 2008 ist "Gesundheit und Weisheit - älter werden mit Yoga"]
Siehe auch
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