Traurigkeit
Traurigkeit folgt häufig auf Erfahrungen der Enttäuschung und des Verlustes. Traurigkeit ist wie die kleine Trauer: Trauer kommt, wenn man einen nahestehenden Angehörigen, einen Menschen - der einem sehr nahestand - verloren hat.
Traurigkeit kommt oft nach kleineren Enttäuschungen, wenn man sich einen Wunsch nicht erfüllen kann, wenn man etwas verloren hat. Traurigkeit ist ein Verarbeitungsmechanismus der Psyche. Traurigkeit senkt das Energieniveau, zwingt den Menschen einen oder mehrere Gänge herunterzuschalten. Traurigkeit verhilft dem Menschen dazu, sich über sich selbst, seine Anliegen, seine Situation bewusster zu werden.
Schließlich kommt der Mensch aus der Traurigkeit mit neuer Energie und Tatkraft hervor. Heutzutage überspielen Menschen oft kleine Traurigkeiten mit Ablenkungen und Durchhalteparolen - manchmal gar mit chemischen Substanzen. Dann kann es sein, dass irgendwann die Psyche mit einer Depression reagiert. Man sollte Traurigkeiten ihren Raum geben, aber nicht in Traurigkeit für längere Zeit verharren.
Durch Yoga und Meditation kann man Verluste schneller verarbeiten, erfährt intensiver den Sinn eines Geschehens und bekommt zügiger wieder die Energie, sich für Neues zu engagieren. Wer erkennt, dass alles sich beständig verändert und auch das erfährt, was sich nicht verändert, d.h. das Göttliche, das unendliche Bewusstsein, wird seltener Veränderungen als Verluste erleben. Daher wird er auch weniger häufig Traurigkeit als Bewältigungsmechanismus brauchen.
Was ist Traurigkeit? Woher stammt das Wort? Wozu ist Traurigkeit gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Traurigkeit? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps.
Traurigkeit als hilfreiche Tugend
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Vom Sinn der Traurigkeit: Traurigkeit ist eine Fähigkeit des Menschen, die sehr hilfreich ist und sehr wichtig ist. Traurigkeit kommt oft, nachdem man einen Verlust erlitten hat. Im engeren Sinne würde man von Trauer sprechen, wenn man einen engen Angehörigen verloren hat, der gestorben ist. Traurigkeit kann kommen, weil ein Projekt nicht günstig verlaufen ist. Traurigkeit kann man empfinden, weil ein befreundeter Mensch andere Wege gegangen ist. Traurigkeit kannst du haben, weil ein Wunsch, den du hattest, nicht erfüllt worden ist.
Traurigkeit kann sein, weil ein anderer dir vorgezogen worden ist. All das sind Gründe für Traurigkeit. Und die Natur hat die Traurigkeit eingerichtet, wenn ein Wunsch nicht erfüllt wurde, ein Anliegen nicht erfüllt wurde, wenn man etwas verloren hatte, wenn etwas aus dem Leben gegangen ist. So besinnt man sich für einen Moment. Und dieser Moment ist nicht nur ein Moment, sondern eine Weile - je nachdem, wie wichtig das war. Und es ist gut, dass man sich einen Moment lang Traurigkeit genehmigt.
Du musst nicht pausenlos grübeln, aber dein Unterbewusstsein wird grübeln. Du integrierst Erfahrungen, die weniger schön waren, indem du dir eine Zeit der Traurigkeit ermöglichst. Diese Traurigkeit kann kürzer sein, sie kann länger sein. Und nach einer Weile kommt dann die Energie wieder. Manchmal kann auch Traurigkeit grundlos kommen, Traurigkeit kann auch kommen, weil du etwas Ungesundes isst oder du Energiemangel hast. Traurigkeit kann kommen, nachdem du eine Erkältung hattest und dann Energiemangel hast.
Traurigkeit kann kommen, wenn du dich für etwas eingesetzt hast, und selbst wenn es gutgegangen ist, wenn du dich sehr stark engagiert hast, kann anschließend Energiemangel auftreten und dann kommt Traurigkeit. So hilft es manchmal, zu erkennen: "Was ist der Grund für die Traurigkeit? Habe ich einen Verlust erlitten? Bin ich enttäuscht worden? Ist ein Wunsch nicht erfüllt worden? Habe ich einfach etwas weniger Energie? Habe ich mich verausgabt? Ist mein Körper geschwächt worden?"
Wenn du das weißt, dann kannst du überlegen, was kannst du tun. Wenn du etwas verloren hattest oder ein Wunsch nicht erfüllt wurde, gönne dir einen Moment der Traurigkeit, denke darüber nach, reflektiere, lasse los. Wenn es die Gesundheit ist, dann schaue, was du tun kannst für bessere Gesundheit. Wenn du dich verausgabt hast, dann nimm dir einen Moment, um dich wieder zu regenerieren, meditiere oder meditiere mehr, mache eine Yogastunde, in einer Gruppe oder mit einem Yogastunden-Video, verbringe ein Wochenende oder eine Yogawoche in einem Yoga-Seminarhaus, z.B. bei Yoga Vidya. So bekommst du neue Energie.
Und du kannst natürlich auch mit Affirmationen arbeiten. Du kannst sagen, auch wenn du dich gerade nicht gut fühlst: "Ich bin voller Kraft und Energie, mir geht es gut, ich freue mich auf den weiteren Tag." Oder du kannst sagen: "Momentan bin ich traurig und ich habe gute Gründe dafür. Das und das ist schiefgegangen, das und das funktioniert nicht, der und der Mensch hat mich verlassen. Es ist natürlich, dass ich in einer Trauer bin und diese Trauer mag jetzt noch ein oder zwei Tage dauern.
Aber ich weiß, in der Tiefe meines Wesens ist immer Freude. Und auch wenn ich jetzt keinen Zugang zur Freude habe, tief im Inneren ist diese Freude, tief im Inneren ist unendliche Energie. Und auch wenn ich jetzt mich energielos fühle, weiß ich trotzdem, tief in meinem Inneren bin ich voller Energie, voller Kraft und Dynamik. Und ich weiß, jetzt schon wird aus der Tiefe meines Wesens neue Kraft nach oben kommen, aus der Tiefe meines Wesens kommt neue Freude.
Und schon bald werde ich neuen Elan haben, neue Energie, neue Freude, neue Inspirationen." Es gibt noch so viel mehr zu sagen über Traurigkeit, Sinn der Traurigkeit und Überwindung der Traurigkeit...
Traurigkeit in Beziehung zu anderen Eigenschaften
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Traurigkeit in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Traurigkeit
Ähnliche Eigenschaften wie Traurigkeit, also Synonyme zu Traurigkeit sind z.B. Beileid, Mitgefühl, Mitleid, Trauer, Sorge.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Traurigkeit übertrieben kann ausarten z.B. in Gram, Jammer, Kummer, Seelenschmerz, Trostlosigkeit, Trübsal, Verzweiflung, Unglück, Pein, Qual, Schmerz, Melancholie. Daher braucht Traurigkeit als Gegenpol die Kultivierung von Fröhlichkeit, Ausgelassenheit, Frohsinn, Lebgenslust, Seligkeit, Vorfreude, Optimismus, Behagen.
Gegenteil von Traurigkeit
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Traurigkeit, Antonyme zu Traurigkeit :
- Positive Gegenteile von Traurigkeit, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Fröhlichkeit, Ausgelassenheit, Frohsinn, Lebgenslust, Seligkeit, Vorfreude, Optimismus, Behagen
- Negative Gegenteile von Traurigkeit, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Oberflächlichkeit, Plattitüde, Gleichgültigkeit, Verdrängung, Seichtheit, Trivialität, Belanglosigkeit
Traurigkeit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Traurigkeit gehört zur Tugendgruppe 8 Anmut, Schönheit. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Anmut und Schönheit
, sonstige Emotionen, Melancholie * Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Traurigkeit zum Persönlichkeitsfaktor A1 Verträglichkeit hoch: kooperativ, liebevoll, freundlich, mitfühlend
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Traurigkeit zur Grundverhaltenstendenz S - Stetigkeit, Mitgefühl, Teamfähigkeit
- Im Ayurveda zählt man Traurigkeit zum Kapha Temperament bzw. Dosha.
Vortragsmitschnitt zu Traurigkeit - Audio zum Anhören
Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Traurigkeit, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Traurigkeit
Eigenschaften im Alphabet nach Traurigkeit
Literatur
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Licht, Kraft und Weisheit
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Kurt A. Richter: Sich ändern-statt ärgern-Vom Umgang mit turbulenten Gefühlen
Weblinks
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