Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit: Nachhaltig sind Maßnahmen, die den "den Bedürfnissen der heutigen Generation entsprechen, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen". [1]
Das Stichwort "Nachhaltigkeit“ fasst die Herausforderungen zusammen, denen wir uns angesichts der stetig wachsenden Weltbevölkerung, den begrenzten Ressourcen und der Treibhausproblematik stellen müssen.
Yoga und Nachhaltigkeit - eine Symbiose der besonderen Art
- Ein Artikel aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 40 Frühjahr 2020 von Luca Sumitra Fischer -
Eigentlich sind diese beiden Begriffe in ihrer Praxis ein- und dasselbe, abgesehen davon, dass in der Yoga Philosophie ja ohnehin alles eins ist.
Yoga (zu Deutsch: anschirren, zusammenbinden, anspannen) als Begriff beschreibt die bewusste Vereinigung von Körper, Geist und Seele. Wie in etwa eine Kutsche: die Kutsche als Körper, die Pferde symbolisieren die Sinne, der/die Kutscher*in ist als Geist und der/ die Reisende*r als Seele zu betrachten.
Dies zu verwirklichen ist in meinen Augen etwa das Nachhaltigste, was man vielleicht auf diesem Planeten umsetzen kann.
Jedoch solange wir unser Sein noch als Übende zelebrieren und wir lernen dürfen, unsere Fehlbarkeit mit vollstem Bhakti (Hingabe) zu lieben, kennt das Yoga mit seinen verschiedensten Gesichtern, zum Glück einige Tipps und Tricks, wie wir Nachhaltigkeit in unser Leben einladen können, wie zum Beispiel die Yamas und Niyamas (ethische Verhaltensweisen aus dem Yoga), die sechs Yoga Wege, um einige zu nennen.
Dazu lehrt uns Yoga die Gewissheit, dass wir einerseits im Kali Yuga (Zeitalter des Streitens) leben und dass alles ein Ausdruck von Brahman (Gott/ alles was ist, alles was nicht ist und der ganze Rest) ist. Dies schenkt uns genügend Selbstironie, um den Weg bis zur Selbsterkenntnis, zeitgleich mit Tapas (Selbstbeherrschung) und einem Augenzwinkern, zu erfahren.
Ein wunderbares Werkzeug sind die sechs Yoga-Wege, wie sie bei Yoga Vidya gelebt werden, um Nachhaltigkeit im Umgang mit sich selbst, seinen Mitmenschen und der gesamten Schöpfung, zu kultivieren.
Die sechs Yoga-Wege und der Weg zu mehr Nachhaltigkeit
Raja Yoga:
Oft sagt einem der Geist, den bekannten und scheinbar bequemen Weg zu gehen, was in den meisten Fällen bedeutet, Produkte einer der großen und bekannten Firmen zu wählen, da dieses Verhalten einem vorgaukelt, der einfache Weg zu sein. Doch wenn man tiefer in die Materie eintaucht, fällt einem schnell auf, dass das kurzsichtige Wirtschaften der meisten dieser Firmen. keine Realität erschafft, die den Prinzipien der Yamas und Niyamas nahe steht, und dass das Fokussieren des Geistes, um nach einer Alternative mit einer Yoga nahen Philosophie zu recherchieren, eine schöne Praxis sein kann.
Bhakti Yoga:
Nachhaltigkeit ist ein sehr effektiver Weg, die Schöpfung in ihrem Sein zu ehren und wertzuschätzen. Brahma wird in seiner schöpferischen Kraft geehrt, da die Schöpfung an sich mit einem achtsamen Umgang geheiligt wird. Bei Vishnu wird mehr die erhaltende Komponente verehrt, da wir es ihm, mit seiner erhaltenden Kraft, gleichtun. Shiva wird dadurch geehrt, dass seine transformative Energie Ausdruck finden kann in einer für Menschen lebenswerten Welt.
Kundalini, Hatha und Jnana Yoga
lassen sich wesentlich entspannter und leichter praktizieren, wenn man sein Verhalten nach den Yamas und Niyamas ausrichtet. Dazu gehört Ahimsa (nicht verletzen), wovon das nachhaltige Konsumieren verständlicherweise ein großer Teil ist.
Karma Yoga
bedeutet Yoga der Handlung. Mit einer bewussten Handlung in Richtung Nachhaltigkeit praktiziert man diesen Yoga-Weg automatisch. Außerdem wird Karma auch oft mit dem Schicksal assoziiert. Karma fordert uns auf, unser Sein und unsere Utopien hingehend zu formen mit Hilfe der ethischen Grundlagen des Yoga, um den Weg in Richtung Moksha (Vollkommene Befreiung) zu gestalten. So einfach lassen sich die sechs Yoga-Wege im täglichen Leben praktizieren, frei nach dem Motto:
„Do good, be good” oder doch eher „do good, be God. “
Doch bei allem Handeln im Außen ist es essentiell, Nachhaltigkeit im Umgang mit sich selbst zu entwickeln, denn wie kann ich jemanden/etwas lieben, wenn ich mich nicht selbst liebe?
Im Innen so im Außen und umgekehrt
Genau dort setzt Yoga an, vorausgesetzt es wird bewusst praktiziert und nicht als weitere Kompensation genutzt. Dank seiner Flexibilität und seiner Treue an das Hier und Jetzt hat Yoga es geschafft, in unzählbar vielen Wesen die bedingungslose Liebe zu sich selbst, seinen Mitwesen und der gesamten Schöpfung zu erwecken. Um so, als eine der ältesten Übungssysteme auf diesem Planeten, Utopisten*innen und Weltenretter*innen in ihre Kraft zu bringen, mit der Möglichkeit Sat Chid Ananda (Sein, Wissen und Glückseligkeit/ deine Urnatur) erfahrbar werden zu lassen.
So wird aus der scheinbaren Symbiose eine Einheit und eine von unzähligen Arten und Weisen, ein Teil vom Mysterium des Lebens zu sein, jedoch mit der Kraft, folgender Generationen an der Fülle der Schöpfung teilhaben zu lassen.
Nachhaltiger Konsum
Auf der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 wurde der "nachhaltige Konsum" als Begriff und Idee in die politische Diskussion eingeführt. [1]
Allein der Konsum der privaten Haushalte ist für mehr als ein Viertel aller Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich. Die Produktion der Konsumgüter ist dabei noch nicht einmal einbezogen. [1]
Nachhaltiger Konsum ist Teil einer nachhaltigen Lebensweise und ein Verbraucherverhalten, das u.a. Umwelt- und soziale Aspekte bei Kauf und Nutzung von Produkten und Dienstleistungen berücksichtigt. Nachhaltiger Konsum betrifft dabei auch das Nutzungs- und Entsorgungsverhalten von Ressourcen im Alltag. Nachhaltiger Konsum reicht damit in den individuellen Lebensstil des Menschen hinein. [1]
Prüfsiegel, Standardisierungen und Umweltzeichen (Blauer Engel, Bio-Zertifizierungen) sind eingeführt worden, um dies dem Konsumenten möglich zu machen.
Beispiele für nachhaltigen Konsum
Recyclingpapier: Bei Recyclingpapier ist der "Blaue Engel" das entscheidende Umweltzeichen. Der Verbraucher trifft mit der Entscheidung für den "Blauen Engel" die umweltfreundlichste Wahl und kann somit einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften leisten. Wenn in Deutschland ausschließlich Recyclingpapier als Büro- und Kopierpapier verwendet würde, ließen sich jährlich rund 146.000 Tonnen CO2-Emissionen einsparen (Quelle: Initiative Pro Reyclingpapier). [2]
Ernährung: Jeder Deutsche verbraucht durchschnittlich 500 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr (ohne Getränke) und verursacht dadurch auch Treibhausgase. Insgesamt trägt die Ernährung jährlich mit rund 2,1 Tonnen an klimarelevanten Emissionen pro Person zu den Treibhausgasemissionen durch privaten Konsum bei und liegt damit ungefähr in derselben Größenordnung wie bei den Emissionen durch Mobilität in Deutschland. Tipps zur nachhaltigen Ernährung gibt die Ernährungsökologie.
In Deutschland und in anderen Industrieländern werden viele Lebensmittel weggeworfen, im Einzelhandel, aber auch zu Hause. Eine Ursache dafür, dass Lebensmittel unnötig auf dem Müll landen, ist die falsche Interpretation des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD). Es wird vom Verbraucher oft so verstanden, dass ein Lebensmittel nicht mehr genießbar und daher wegzuwerfen ist. Eine gut geplante Vorratshaltung sowie kreative Resteverwertung, der Kauf kleiner Verpackungsgrößen sind weitere Möglichkeiten für die Konsumenten, Lebensmittelabfälle zu verringern.
Einkommen: Eine wichtige übergeordnete Rolle für die persönliche Treibhausgasbilanz und den Ressourcenverbrauch spielt die Höhe des verfügbaren Einkommens. In der Tendenz steigen CO2e-Ausstoß, Ressourcenverbrauch und die damit verbundenen Umweltbelastungen mit dem Einkommen.
Supermärkte: Die Vorgangsweise der Supermärkte ist ein gutes Beispiel für ein nicht nachhaltiges Wirtschaften.
Die Konzentration im deutschen Lebensmitteleinzelhandel ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. 1999 gab es noch acht große Handelsketten in Deutschland, die gemeinsam über einen Marktanteil von 70 Prozent verfügten. Heute teilen sich die fünf führenden Supermarktketten Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Metro rund 90 Prozent des Marktes. [3]
Die Supermarktketten sind so marktdominierend, dass an ihnen kein Lieferant vorbeikommt. Auf dem gesättigten deutschen Markt können Marktanteile nur noch durch die Verdrängung von Mitbewerbern gewonnen werden. [3] Um zusätzliche Marktanteile zu gewinnen, drücken die Supermarktketten die Lieferanten und Erzeuger im Preis und diktieren ihnen unfaire Konditionen in die Verträge. Eine Auslistung bei Nichterfüllung der Preis- und Lieferbedingungen kann schnell das Aus für den Lieferanten oder den Erzeuger hier und in den Entwicklungsländern bedeuten. [3]
Dabei gilt der deutsche Markt schon jetzt als der "nachweislich härteste Markt der Welt“ mit einem "außerordentlich niedrigen Preisniveau“. Letzteres liegt unter anderem an der Durchschlagskraft der Discounter mit ihrem wachstumsstarken Vertriebskonzept. Je größer der Marktanteil der Lebensmitteleinzelhändler, desto mehr können sie ihre Einkaufsmacht ausspielen. [3]
Zentrale Handlungsfelder
Die Umweltfolgen des Konsums ergeben sich aus einer Vielzahl von Einzelentscheidungen. So sind allein die drei Handlungsfelder Bauen & Wohnen, Mobilität und Ernährung bereits für 70 bis 80 Prozent der Umweltfolgen unseres deutschen Konsums verantwortlich. Auch innerhalb dieser Handlungsfelder tragen wenige "Big Points" die Hauptlast. [4]
Im Durchschnitt entfallen demnach in Deutschland rund 24 Prozent der Treibhausgasemissionen auf Heizung und Strom, 23 Prozent auf Mobilität und 13 Prozent auf Ernährung. Zum Beispiel hat der Verzicht auf Erdbeeren im Winter absolut betrachtet nur ein kleines Einsparpotenzial, obwohl diese Maßnahme dem prioritären Bedarfsfeld "Ernährung“ zuzuordnen ist.
Solche "Big Points“ sind im Hinblick auf den persönlichen CO2e-Ausstoß zum Beispiel:
- Zahl der Fernreisen, zurückgelegte Autokilometer und Kraftstoffverbrauch des Autos im Bereich Mobilität
- Größe der Wohnfläche und Dämmstandard in Bezug auf den Heizenergieverbrauch . [4]
Dies lässt sich mit Hilfe eines CO2-Rechners einfach veranschaulichen. Alleine durch die Veränderung von zwei Angaben ändert sich der CO2e-Ausstoß einer Person gegenüber dem deutschen Durchschnitt von rund 11 Tonnen CO2e um:
- Minus 2 Tonnen CO2e (-18 Prozent), wenn die Person in einem Passivhaus und auf 20 m² weniger Wohnfläche wohnt.
- Plus 5,4 Tonnen CO2e (+49 Prozent), wenn eine zusätzliche Flugreise nach New York sowie eine tägliche Pendlerstrecke von 20 Kilometer hinzukommt. [4]
Die sozialwissenschaftliche Umweltforschung wendet sich daher verstärkt der Frage zu, was solche "Schlüsselentscheide“ eines nachhaltigen Konsums sind. Als Beispiele werden unter anderem Maßnahmen zur Wärmedämmung oder Investitionen in erneuerbare Energien genannt. [4]
Deutschland und international
Es bestehen global sehr große Unterschiede im Konsumniveau. So liegt der deutsche CO2-Ausstoß pro Kopf fast das Zweieinhalbfache über dem Weltdurchschnitt und fast das Zehnfache über dem von Indien. [4]
Nach heutigem Kenntnisstand muss allerdings der weltweite CO2e-Ausstoß bis 2050 um mindestens 50 Prozent gegenüber dem Basisjahr 1990 gesenkt werden, um die Erderwärmung auf maximal 2 Grad Celsius eindämmen zu können. Dies macht deutlich, dass das deutsche Konsumniveau nicht global verallgemeinerbar ist und nachhaltiger Konsum große Anstrengungen erfordert. Für den CO2e-Ausstoß bedeutet dies beispielsweise eine Minderung in Höhe von 80 bis 95 Prozent, was einem Pro-Kopf-Ausstoß von unter 1 t CO2e entspricht. [4] Schon der Pro-Kopf-Ausstoß einer ökologisch bewusst lebenden Vegetarierfamilie ist fast doppelt so groß wie dieser Grenzwert.
Nachhaltiges Wachstum?
Der Wissenschaftler Niko Paech entlarvt den Mythos des nachhaltigen Wachstums, von dem Politiker oft sprechen. Wachstum heißt immer, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) steigt. Dies bedeutet aber zusätzlichen Konsum und wachsende Produktion. Dies ist unmöglich. [5]
- Zunehmender Konsum kann nicht ökologisch unbedenklich sein, auch wenn es „nachhaltige“ Produkte sind.
- Zunehmende Produktion kann nicht ökologisch unbedenklich sein. Auch Passivhäuser, Photovoltaikanlagen etc. sind ohne physischen Aufwand nicht zu haben. Man muss auch vorhandene Produktionsstätten umrüsten und bislang genutzte Geräte, Häuser, Produktionsstätten entsorgen.
- Zunehmendes Einkommen kann nicht ökologisch unbedenklich sein. Wenn Menschen durch „grünes“ Wachstum verdienen, würden sie Einkommen beziehen. Damit würden sie mehr Güter konsumieren, was zu mehr Umweltbelastung führt.
Niko Paech empfiehlt dagegen: Mehr Sesshaftigkeit, Verzicht auf industrielle Produktion und mehr Eigenleistung, gemeinschaftliche Nutzung von Gütern, Stärkung regionaler Märkte, Regionalgeldsysteme, Abbau ökologisch schädlicher Subventionen, radikale Arbeitszeitverkürzung und –umverteilung und ein Rückbauprogramm für Infrastrukturen. [6] Mit diesen Überzeugungen ist er der bekannteste Postwachstumsökologe Deutschlands. Er plädiert auch für lebende Vorbilder für diesen Lebensstil und ist selbst eines.
Siehe auch
- Yoga als Wirtschaftsfaktor
- Yoga
- Naturheilkunde
- Wirkungen des Yoga
- Ayurveda
- Permakultur
- Solidarische Landwirtschaft
- Transition Town
- Yogastadt
- Demut
- Näherungswerte
- Kleidung
- Luxus
- Gemeinschaft
- Tiefenökologie
- Ökodorf
- Karma Konsum
- Soziale Landwirtschaft
- Matavenero
- Vandana Shiva
- Satish Kumar
- Garten
- Kräuter
Fußnoten
Literatur
- Joseph Jenkins, The Humanure Handbook: A Guide to Composting Human Manure (2006)
- Niko Paech, Befreiung vom Überfluss: Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie (2012)
Seminare
Ernährung
- 26.01.2025 - 26.01.2025 Yogatherapie und Ayurveda für eine gesunde Verdauung - Online Workshop
- Uhrzeit: 11:00 – 14:00 Uhr
Willst du dein Verdauungssystem mithilfe von Yoga reinigen und stärken? Dann ist dieser Workshop genau richtig für dich. Hier lernst du diverse Techniken des… - Raphael Mousa
- 02.02.2025 - 07.02.2025 Ayurveda Ernährungsberater Ausbildung
- Dich und andere gesund zu ernähren ist Ziel dieser Ayurveda Ernährungsberater Ausbildung.
Der Ernährung wird im Ayurveda eine hohe Bedeutung beigemessen. Sie ist Teil jeder Therapie.
- Michaela Schwidder
Natur und Wandern
- 02.03.2025 - 07.03.2025 Yoga und Wandern
- Das Lipperland hat wunderschöne Wanderwege zu kraftvollen Plätzen zu bieten, z. B. die Externsteine oder das Silberbachtal. Aufgeladen durch die heilsame Verbindung von Natur, Yoga und Meditation kan…
- Ingrid Seemann, Wolfgang Seemann
- 30.03.2025 - 04.04.2025 Themenwoche: Wandern im Wanderparadies Teutoburger Wald
- Ausgedehnte Wanderungen in einer der schönsten Wanderregionen Deutschlands. Lichte Höhen, romantische Täler, idyllische Seen, natürliche Kraftorte. Ein unvergleichliches Naturerleben für dich.
… - Ingrid Seemann, Wolfgang Seemann