Stille

Aus Yogawiki
(Weitergeleitet von Stillstand)

Stille ist die Abwesenheit von Geräuschen und sonstigen Klangphänomenen. Stille ist etwas Besonderes geworden in unserer hektischen Welt. Oft machen uns erst Klänge der Natur, wie das Geräusch des Windes oder das Rauschen des Meeres, auf die Abwesenheit von Zivilisationslärm und menschlichen Stimmen aufmerksam. Tritt einmal wirklich Stille in unser Leben, dann können viele überhaupt nicht damit umgehen. Es meldet sich sofort die innere Unruhe und das Gefühl, etwas tun zu müssen, etwas zu bewegen, produktiv zu sein.

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Stille auszuhalten, ist erst einmal nicht einfach. Helfen kann uns dabei der Atem. Die Achtsamkeit auf den Atem und das Immerwiederzurückkommen zum Atem bringt unsere Gedanken, unsere Emotionen, unseren Geist zur Ruhe. Patanjali sagt: Yoga ist das Zur-Ruhe-bringen der Gedanken im Geist. Üben wir, so oft es uns möglich ist. Gelegenheiten gibt es viele. Und unseren Atem haben wir immer dabei.

Stille kann äußerlich und innerlich sein. Äußere Stille ist Lautlosigkeit, Geräuschlosigkeit. Mal in einer äußeren Stille zu sein kann so tiefe Erfahrungen geben. Wer den Lärm der Stadt in Verbindung mit Dauerberieselung durch Fernsehen, Musik, Radio, Kopfhörer etc. gewohnt ist, empfindet es als eine unglaubliche Erfahrung, mal in eine stille Umgebung zu kommen, z.B. in einen Yoga Ashram.

Ist äußere Stille da, wird man mit dem Lärm des Geistes konfrontiert. So ist innere Stille noch viel wichtiger. Ein Jesus-Wort sagt: Sei still und wisse, ich bin Gott. Durch innere Stille wird Gott erfahren. Der Yogameister Patanjali drückt es so aus:

Yoga ist das Stillwerden des Geistes. Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen. Indem du die Gedanken zur Stille führst und dabei ganz bewusst bist, erfährst du deine wahre Natur. In der Stille ist die Kraft - in der Ruhe liegt die Kraft.

Aus innerer Stille, aus der Berührung des Göttlichen in der inneren Stille, kommt die Fähigkeit zu intensivem Tun. Es gibt auch eine spirituelle Praxis des Schweigens, bei der man ein paar Tage oder auch 1-4 Wochen nicht spricht. Indem man äußerlich schweigt und viel meditiert, so kommt der Geist zur Ruhe und man erfährt eine tiefe spirituelle Stille.

Stille - eine Tugend. Was ist Stille ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Stille gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Stille?

Innere Stille als Grundlage von Tugenden und Kultivierung positiver Eigenschaften

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

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Ist Stille eine Tugend und Fähigkeit? In unserer heutigen Welt wird Stille nicht unbedingt als Tugend angesehen, da geht es mehr darum, seinen Mann zu stehen, seine Frau zu stehen, und letztlich nach außen zu gehen und seine Überzeugungen zu zeigen und seine Wut zu zeigen, authentisch zu sein und natürlich auch vieles zu tun, vieles zu bewegen und glücklich und freudevoll zu sein, Enthusiasmus zu haben. Und es ist gut, dass es solche Menschen gibt. Aber oft sind die stillen Wässer die tiefsten Wässer, wie ein deutsches Sprichwort sagt.

Manchmal ist es gut, in die Stille zu gehen. Es ist gut, dass Menschen einen Rhythmus haben, so wie es Tag und Nacht gibt, Winter und Sommer, genau so ist es auch gut, Phasen zu haben, wo du mehr in die Stille gehst, und es ist gut, wenn du Phasen hast, wo du mehr nach außen gehst, mehr Intensität übst, mehr Aufregung ins Leben bringst, dich mehr engagierst und vielleicht auch mehr in Emotionen hineingehst. Wenn du diesen Rhythmus hast, dann hast du ein volles Leben, dann hast du ein erfülltes Leben. Das ist der eine Aspekt von Stille und du kannst selbst überlegen, im Sinne von: "Gehe ich manchmal in die Stille? Nehme ich mir Stille? Oder kann ich die Stille nicht aushalten? Oder bin ich sehr in der Stille und werde ich vielleicht etwas zu einsam, sollte ich mehr auf Menschen zugehen?"

Dann gibt es natürlich Menschen, die stiller sind als andere. Es gibt die Introvertierten, das sind typischerweise die stillen. Und es gibt die extravertierten, das sind typischerweise die, die etwas mehr Lärm machen, mehr Larmoyanz haben, die mehr Euphorie haben und vielleicht auch einen gewissen Gefühlsüberschwang haben. Es ist gut, dass es diese gibt.Der mehr introvertierte Mensch, der stillere Mensch, der sollte sich die Zeit auch nehmen und sollte dazu stehen und sagen: "Ich brauche ab und zu mal Stille, um mich zu regenerieren." Und er sollte aber auch anerkennen, die Menschen, die ständig in Bewegung sind, in Action sind, die sind nicht oberflächlich, sondern die sind eben extravertiert. Und der Extravertierte, der sollte jetzt nicht annehmen, dass die Stillen einfach nur irgendwo lahm sind oder noch schlimmer, herzlos sind, sondern die denken vielleicht etwas tiefer, die denken etwas länger. Bevor sie irgendetwas tun, haben sie es schon sechsundzwanzig Mal überdacht. Und dafür wird das, was sie tun, oft dann besonders fundiert.

Für jeden ist es aber gut, zwischendurch eine Periode der Stille zu haben. Auch die Extravertierten, wenn sie ständig nur auf Achse sind, irgendwann kann das umschlagen in Müdigkeit, in Depression, in Trägheit, Antriebslosigkeit und Burnout. Jeder Mensch braucht mal etwas Stille. Die einfachste Weise, zur Stille zu kommen, ist die tägliche Meditationspraxis. Wenn du jeden Tag zwanzig Minuten in Meditation bist, oder mindestens fünf Minuten meditierst, dann hast du eine gewisse Periode der Stille, in der du dich regenerieren kannst. Daher, nimm dir diese Stille.

Auch Yoga-Übungen, wie Körperstellungen, Asanas, Atemübungen, Pranayama und Tiefenentspannung, können Wunder bewirken. Nutze diese machtvollen Techniken. Gehe jeden Tag in die Stille. Und noch besser, gehe einmal im Jahr in einen Yoga Vidya Ashram, mindestens einmal, für eine Yoga-Ferienwoche, eine Intensivwoche, oder eine Yoga-Praxis-Woche. Eine Woche in einem Ashram, da bist du natürlich nicht nur in der Stille, du kannst in der Stille sein, wir haben Stille-Retreats, wir haben Schweige-Retreats, aber die meisten Menschen wählen sich eher ein Seminar, wo sie sich auch austauschen können und es ist ja auch schön, Menschen zu treffen, die auch hohe Ideale haben, Yoga üben, an Gesundheit interessiert sind und an Spiritualität interessiert sind. Da gibt es genügend Zeit der Stille, über die Meditation, über die Yoga-Stunden, und auch weil man abends etwas früher ins Bett geht und nachts Schweigen herrscht und man morgens vor der Meditation auch nicht spricht. Wunderbare Weisen, sich zu regenerieren.

Jetzt denke selbst nochmals darüber nach, wie ist es bei dir mit Stille? Nimmst du dir ausreichend Zeiten der Stille? Hast du aber auch ausreichend Kontakt mit Menschen? Wie ist es bei dir mit dem Rhythmus? Oder bist du vielleicht tatsächlich vom Temperament jemand, der weniger still ist und du bist trotzdem in Harmonie? Dann brauchst du eben weniger Perioden der Stille. Oder bist du vielleicht jemand, der mehr Stille braucht? Nimmst du dir diese? Oder nimmst du dir vielleicht zu viel? Und aus mangelnder Anregung bist du jetzt irgendwo nicht so in deiner Kraft. Es hilft manchmal, darüber nachzudenken, ob man mit dem Thema "Stille" gut umgeht. Letztlich, gibt es diesen schönen Ausdruck: "Sei still und wisse, ich bin Gott." Das ist ein Ausdruck aus der Bibel. So ähnlich heißt es aber auch: "In der Stille ist Brahman erfahrbar. Brahma Shantam. Brahman, das Göttliche, ist erfahrbar in der Stille." Oder auch: "Ayam Atma Shantaha. Dieses Selbst, deine wahre Natur, dein wahres Wesen, ist in der Stille zu finden."

Stille, ein Gegenmittel gegen Burnout

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

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Heute möchte ich sprechen über Stille, als Gegenmittel gegen Burnout. Burnout ist ja eine Art Erschöpfungsdepression. Vom Archetypischen würde man sagen, jemand, der sehr aktiv war, sehr viel getan hat, für etwas gebrannt hat und viel bewegen wollte, wird irgendwann gezwungen, in die Stille zu gehen. Jemand, der wirklich in einem Burnout ist, in der vollen Erschöpfungsdepression, der will mit niemandem sprechen, der will mit niemandem etwas zu tun haben, der kommt noch nicht mal aus dem Bett heraus, er ist einfach in der vollkommenen Stille.

Und so sagen manche, dass ein Faktor, weshalb Menschen heutzutage, es ist das Jahr 2015, häufiger ins Burnout kommen als vorher, ist, dass Menschen weniger Stille haben. Man braucht öfters mal Stille. Wenn man öfters Stille hat, dann wird man auch wieder zur Ruhe kommen, Nerven können heilen und Ruhe kann kommen. Es gibt verschiedene Formen von Stille. Z.B. Stille kann unter anderem heißen, nicht zu sprechen. Stille kann auch heißen, nicht digital zu kommunizieren, also auf Facebook, Email, WhatsApp usw. zu verzichten oder was auch immer es für Kommunikationsmittel gibt.

Jeden Tag eine Stunde lang einfach in der Ruhe zu sein. Sei es, dass du z.B. zwanzig Minuten am Tag meditierst, weitere vierzig Minuten am Tag Yoga-Übungen machst oder spazieren gehst oder beides oder ein gutes Buch liest, eine Stunde am Tag, wo du dicht nicht irgendwo unter Druck setzt, eine Stunde am Tag, wo du eine gewisse Muße hast, eine Stunde am Tag Ruhe und Stille.

Vielleicht einmal die Woche ein paar Stunden in die Stille gehen und vielleicht ein oder zwei oder mehrmals im Jahr ein Wochenende oder eine Woche zu machen in einem Yoga-Ashram, wo du auch in die Stille gehst. Bei Yoga Vidya haben wir ja auch Stille-Retreats, fünf Tage oder sieben Tage oder auch ein Stille-Wochenende oder auch neun Tage lang, das sind Möglichkeiten, wie du über eine äußere Stille und auch über Verzicht auf elektronische Kommunikation, wirklich zu einer Stille kommen kannst. Und ich kenne eine ganze Menge, die gesagt haben, dass sie danach wirklich wieder neue Kraft haben, sich regeneriert gefühlt haben. Und vorher hatten sie irgendwo gedacht, sie rutschen gerade ins Burnout, jetzt haben sie neue Energie und sie kommen auch wieder raus.

Umgekehrt gilt natürlich,- angenommen, du bist durch ein Burnout sehr stark in den gesellschaftlichen Rückzug gekommen, hast dir sehr viel Stille genommen, dann ist vielleicht auch wieder Zeit, aus der Stille herauszukommen, vielleicht musst du wieder mit Menschen sprechen, vielleicht brauchst du neue Anregungen, vielleicht muss dein Schöpfergeist wieder aktiv werden, vielleicht braucht es eine gewisse Leichtigkeit. Also, vorbeugend ist es gut, dir immer wieder Phasen der Stille zu geben. Und wenn du dich irgendwo zu sehr zurückgezogen hast, ist es wieder Zeit, nach außen zu gehen.

In diesem Sinne, überlege und denke mal nach, denke nach über Stille. Gehe in die Stille und überlege, wie gehst du mit Stille um? Nimmst du dir Zeiten für ausreichend Stille? Oder nimmst du dir zu viel Zeit für Stille? Vielleicht müsstest du etwas mehr kommunizieren, mit Menschen sprechen, Freundschaften pflegen, mit anderen sprechen, für andere da sein. Ein gewisses Gleichgewicht ist notwendig, etwas Stille ist gut, manchmal auch mehr Stille ist gut, aber letztlich ist das Leben Rhythmus. Was auch immer du übertreibst, ist vielleicht nicht so heilsam, nicht so gesund.

Überlege selbst, wie steht es mit dir? Und wenn du jemand hast, dem du Tipps geben willst, überlege auch dort, wie viel Stille braucht dieser Mensch, bräuchte er etwas mehr oder etwas weniger? Manchmal gilt nämlich auch, wenn Menschen eine Weile in der Erschöpfung sind, werden sie zu stark in Ruhe gelassen, man denkt, "der braucht Zeit für die Regeneration". Vielleicht braucht er das eine Weile, aber dann braucht er auch wieder soziale Kontakte, braucht jemanden, der ihm aus seiner selbstgewählten Stille und Isolation wieder rausführt. Vielleicht kannst du dieser Mensch sein, der den Menschen wieder ein neues Leben ermöglicht oder aus seinem Winterschlaf herausführt. Depression kann nämlich so etwas sein wie ein Dornröschenschlaf, irgendwann braucht es einen Prinzen, der Dornröschen wieder wachküsst und dieser Prinz, diese Prinzessin kannst du sein, auch ohne dass daraus eine Liebesbeziehung werden muss, sondern manchmal - Menschen, die in einer Phase der Stille und Ruhe sind, brauchen von außen jemanden, der sie wieder ins Leben zurückführt.

Viveka Chudamani - Verweile in der Stille erfahre deine wahre Natur

Die Natur (hier: Silberbachtal) kann hilfreich für innere Stille sein

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 308 von Sukadev Bretz -

Die Aktivitäten des Ego vor Augen haltend gib alle Anhaftungen an das Ich durch die Erfahrung der Höchsten Wirklichkeit auf. Durch die Selbstverwirklichung befreie dich von der Dualität (nirvikalpa), verweile in der Stille, in der Absoluten Wirklichkeit (brahman). Denn du hast jetzt dein unendliches Selbst (purnatman) erkannt /erfahren.

Halte dir die Aktivitäten des Ego vor Augen

Das ist wie eine Anleitung für zwischendurch. Du musst ja nicht warten, bis du die Gottverwirklichung erreicht hast. Halte dir kurz die Aktivitäten des Ego vor Augen. Zwischendurch kannst du einen Moment innehalten. Du kannst dir bewusst werden, wie sehr du dich mit deinen Gedanken und Emotionen identifiziert hast, dich identifizierst mit dem, was du getan hast oder zu tun hast. Es ist in Ordnung, wenn du im Alltag getrieben durch das Karma aktiv bist. So ähnlich wie ein Schauspieler, während der Abendvorstellung voll in seiner Rolle aufgeht. Aber danach, wenn die Zeit des Schauspiels vorbei ist, spüre einen Moment lang den Aktivitäten des Egos nach. Sei dir bewusst, was du denkst und fühlst. Lass einfach den Geist etwas schweifen, spüre die Gedanken, spüre den Atem. Beobachte.

Gib die Anhaftung an das Ego auf

Dann folgt das nächste: Gib die Anhaftungen an das Ich auf. Sei dir bewusst, dass dein Körper seine Funktionen hat. Dass Prana seine Funktionen hat. Die Psyche hat ihre Funktionen. Aber sei dir bewusst, dass du weder das Prana, noch der Körper noch die Psyche bist. Du bist das unsterbliche Selbst.

In vier Schritten von der Dualität befreien

Shankara sagt in diesem Vers, dass du dich von der Dualität befreien sollst. Es geht Schritt für Schritt.

  • Erster Schritt: Nimm etwas Abstand. Beobachte.
  • Zweiter Schritt: Höre auf, daran zu haften.
  • Dritter Schritt: Gib die Dualität auf.
  • Vierter Schritt: Verweile in der Stille, in der absoluten Wirklichkeit.

Vielleicht willst du das machen. Vielleicht hast du jetzt einen Moment Stille. Einen Moment lang gehe in die Stille. Vielleicht spürst du den Körper, den Atem oder das Herz. Vielleicht spürst du Gedanken, Empfindungen oder Gefühle. Jetzt löse dich davon. Sei dir bewusst, dass du nicht der Körper, nicht die Psyche, nicht die Empfindungen, nicht der Atem, nicht die Gedanken bist. Zuerst bist du der Beobachter, das ist wie eine Dualität. Du bist da und das Beobachtbare ist da. Und jetzt löse dich von der Dualität. Gehe in die einzige Stille und erfahre dich selbst als ewig und unendlich.

Viveka Chudamani - Bring deinen Geist zur Stille und erfahre Brahman

Stille ist der Schlüssel zu Brahman

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 408 von Sukadev Bretz -

Die Vielfalt des Universums hat seine Wurzeln/seinen Ursprung im Geist/Denken (chitta). Ist der Geist still, gibt es keine Vielfalt. Darum konzentriere den Geist auf das Höchste Selbst ausgerichtet im Innersten!

Gleiche Aussage Shankara und Patanjali

Hier spricht Shankara das Gleiche wie Patanjali im Yoga Sutra. Patanjali sagt im zweiten Vers des ersten Kapitels: „Yoga Chitta vritti nirodhah – Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist.“ Im dritten Vers sagt er: „Tada drastuh swarupe vastanam – dann ruht der Wahrnehmende in seinem wahren Wesen.“ Bringe deinen Geist zur Stille, dann erfährst du deine wahre Natur. Du erfährst dich selbst als die Einheit hinter allem.

Führe den Geist im Alltag immer wieder in die Stille

In diesem Sinne nutze den heutigen Tag, um besonders den Geist immer wieder zur Ruhe zu bringen. Du kannst zwischendurch immer wieder Momente der Aufmerksamkeit haben, wo du in die Ruhe gehst. Am Tag hast du so vieles zu tun. Zwischendurch halte einen Moment Stille. Dann tue wieder alles Mögliche. Gehe wieder einen Moment in die Stille und so weiter. Indem du so deinen Geist immer wieder in die Stille führst, gelingt es dir auch in der Meditation den Geist in die Stille zu führen, immer tiefer bis du über alle Grenzen hinauswächst.

Konzentriere dich auf Stille zwischen zwei Gedanken

Eine andere Möglichkeit ist, dass du dich auf die Stille zwischen zwei Gedanken konzentrierst. Die menschliche Aufmerksamkeit kann immer nur eine Sache aufnehmen und zwischen zwei Wahrnehmungen gibt es einen kleinen Moment von Stille. In dieser Stille ist Brahman erfahrbar. Spüre das jetzt!

Viveka Chudamani - Genieße die Stille, werde die Stille - Brahman

Stille im Aussen ist gut - Stille im Geist ist besser

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 528 von Sukadev Bretz -

Es gibt nichts Höheres als die Stille, die aus der Freiheit von subtilen Zwängen kommt, für jenen, der seine eigene wahre Natur erkannt hat. Es gibt nichts Höheres als die Wonne, in der du das Selbst genießt.

Geh zwischendurch immer wieder in die Stille

Zwischendurch gehe in die Stille. In der Meditation gibt es verschiedene Techniken und es ist gut, verschiedene Techniken zu kennen und anzuwenden. Aber zwischendurch gehe in der Meditation einfach und allein in die reine Stille. In dieser Stille erfährst du Brahman.

Es ist gut Asanas und Pranayama zu üben, aber gehe auch in die Stille und erfahre Brahman. Es ist gut, manchmal im Internet zu surfen. Es ist gut Podcasts, wie zum Beispiel diesen hier anzuhören, aber zwischendurch gehe in die Stille. Wenn zwischendurch Wartezeiten sind, dann gehe in die Stille. Wenn du deine Arbeit schnell abschließt, gehe bevor du etwas anderes machst einen Moment in die Stille.

Nutze kleine Pausen um dich mit der Stille zu verbinden

Es spricht nichts dagegen, einen Moment stehen zu bleiben. Wenn du mit dem Auto irgendwo hinfährst, bleibe einen Moment in der Stille, bevor du aussteigst. Oder wenn du weißt, dass in dem Moment des Ankommens deine Kinder schon auf dich zu rennen, dann halte unterwegs irgendwo auf einem Parkplatz. Gehe einen Moment in die Stille. Suche dir immer wieder kleine Momente, in denen du einen Moment in die Stille gehst und in dieser Stille erfahre dich selbst als unsterbliches Selbst. Spüre einen Moment deine wahre Natur. Genieße die Momente der Stille. Kleine Momente, große Wirkung.

Meditationsanleitungen von Swami Nirgunananda

Meditation für tiefe innere Freude und Stille

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Meditationsanleitung angelehnt an die Pratyahara-, Dharana- und Dhyana-Schritte im Raja Yoga und die "Meditativen Vertiefungen" des Buddha

In dieser Meditation gehst du in mehreren Schritten immer tiefer. Du nimmst alle äußeren Schichten deines Wesens der Reihe nach wahr und gehst dabei immer tiefer nach innen. Wenn du dabei merkst, dass du bei einer Stufe länger verweilen willst, kannst du dies tun. Du kannst auch nur eine oder zwei Stufen davon üben.

Körperwahrnehmung und körperliches Wohlbefinden

Als Erstes nimm bewusst deinen Körper wahr, wie er hier auf dem Boden, der Matte, der Decke, dem Kissen oder dem Stuhl sitzt. Spüre die Körperteile, die Bodenkontakt haben oder Kontakt mit Matte, Decke, Kissen. Gehe kurz mit deiner Achtsamkeit von unten nach oben durch den Körper hindurch und nimm alle Körperteile dabei bewusst wahr: Füße, Beine, Bauch, Brustkorb, Rücken, Hände, Arme, Schultern, Hals, Nacken, Gesicht und Kopf. Jetzt nimm deinen Körper als Ganzes wahr, und sei ganz präsent in deinem Körper. Deine ganze Achtsamkeit und Bewusstheit ist hier, jetzt, da, in deinem Körper.

Und allein schon durch diese Bewusstheit und Präsenz, durch das ganz im Hier-und-Jetzt-Sein kommt ein bestimmtes Wohlgefühl. Eine Art körperlicher Freude breitet sich in deinem ganzen Körper aus. Vielleicht tut dir etwas weh – Knie, Rücken, Schulter – oder du spürst eine Verspannung oder ein unangenehmes Gefühl an einer Stelle. Trotzdem, jenseits dessen, allein durch deine geistige Präsenz im Körper kommt ein gewisses körperliches Wohlbefinden, eine gewisse Freude. Etwa 5 Minuten Stille.

Freude

Konzentriere dich jetzt auf das Gefühl der Freude. Lasse das körperliche Wohlbefinden und Wohlgefühl weiter da sein, aber lasse es etwas in den Hintergrund treten. Spüre die Freude, die Herzensöffnung, die ganz von selbst kommt, wenn du so ganz im Hier und Jetzt, ganz bei dir bist. Eine grundlose Freude, ohne äußeren Anlass, erfüllt dich von Herzen her, erfüllt dein ganzes System, dein ganzes Wesen. Genieße diese überschäumende, große Freude. Oder, wenn du sie jetzt gerade nicht spüren kannst, stelle dir wenigstens vor, wie es ist oder wie es wäre, wenn Freude da wäre, wenn du dich sehr freuen würdest. Du kannst dir innerlich zulächeln und ein paar Mal innerlich "Freude", "Freude", "Freude" wiederholen. Etwa 5 Minuten Stille.

Zufriedenheit und Gelassenheit

Wenn eine solche Freude von innen her da ist, ist gleichzeitig auch eine gewisse Zufriedenheit und Gelassenheit da. Du freust dich einfach und da ist dann kein Raum mehr für Unzufriedenheit und Unruhe. Die Freude füllt alles aus. Konzentriere dich jetzt auf das Gefühl der Zufriedenheit und Gelassenheit. Die Freude bleibt weiter da, aber lasse sie etwas in den Hintergrund treten. Spüre die Zufriedenheit und Gelassenheit, die ganz von selbst kommt, wenn du so ganz im Hier und Jetzt, ganz bei dir bist und von dieser Freude erfüllt bist. Alles ist in Ordnung, wie es ist. Es gibt nichts zu tun, nichts zu verändern, nichts zu verbessern – mindestens für diesen Moment der Meditation. Eine tiefe Zufriedenheit und Gelassenheit breitet sich in dir, über dein ganzes Wesen aus – mindestens ansatzweise. Selbst wenn noch ein paar andere Gedanken da sind – sie sind ganz im Hintergrund und vergehen wieder und stören nicht. Im Vordergrund ist diese freudevolle Zufriedenheit und Gelassenheit. Wenn es dir jetzt gerade nicht ganz gelingt, diese Zufriedenheit und Gelassenheit zu spüren, dann lächle dir innerlich zu und wiederhole ein paar Mal innerlich: "Zufriedenheit", "Zufriedenheit", "Zufriedenheit", "Gelassenheit", "Gelassenheit", "Gelassenheit". Etwa 5 Minuten Stille.

Innerer Frieden und Ruhe

Mit einer solchen inneren Zufriedenheit und Gelassenheit geht auch ein gewisser Frieden, eine gewisse innere Ruhe einher. Zu-Frieden-heit führt zum Frieden. Konzentriere dich jetzt auf das Gefühl des inneren Friedens und der inneren Ruhe. Die Zufriedenheit und Gelassenheit bleiben weiter da, aber lasse sie etwas in den Hintergrund treten und spüre tiefer. Spüre den Frieden und die innere Ruhe, die ganz von selbst kommt, wenn du so ganz im Hier und Jetzt, ganz bei dir bist, und von diesem körperlichen Wohlgefühl, dieser körperlichen Präsenz, der Freude, der Zufriedenheit und der Gelassenheit erfüllt bist. Es gibt nichts, was dich stört in diesem Moment. Du bist in tiefer Ruhe und innerem Frieden – für diesen Moment der Meditation. Ein tiefer Frieden und eine tiefe innere Ruhe breiten sich in dir, in deinem ganzen Wesen aus. Vielleicht sind andeutungsweise noch ein paar Gedanken da, aber sie stören dich nicht und bleiben im Hintergrund und vergehen wieder. Du bist ganz durchdrungen von diesem inneren Frieden, ruhst in dieser Stille. Wenn du willst, lächle dir innerlich zu und wiederhole geistig ein paar Mal: "Frieden", "Frieden", "Frieden", "Ruhe", "Ruhe", Ruhe". Etwa 5 Minuten Stille.

Reine innere Stille

Mit dem Frieden und der Ruhe kommt auch eine noch tiefere Stille – ganz tief in dir drin. Reine Stille, reines Sein, reine Bewusstheit, Existenz an sich, Bewusstsein an sich, ohne konkreten Geistesinhalt. Einfach Sein und Stille. Lasse den Frieden und die Ruhe tiefer werden und konzentriere dich auf diese Stille, gehe in diese tiefe, reine Stille in dir. Eine ganz tiefe, reine, wunderbare Stille, zu der nichts vordringt. Vollkommene innere Stille. Verweile in dieser wunderbaren inneren Ruhe, dem inneren Frieden, der inneren Stille während der nächsten Minuten in der Stille. Wenn du merkst, dass die Stille nicht mehr so tief ist, kannst du auch die einzelnen Stufen kurz nochmals für dich durchgehen und so wieder in die Stille kommen: Körperliche Präsenz und Wohlbefinden; Freude; Zufriedenheit und Gelassenheit; innerer Frieden und Ruhe; reine Stille. Etwa 10 Minuten Stille oder auch länger.

Meditation des inneren Schlosses – für tiefe Meditationserfahrung und Stille

Meditationsanleitung nach einer Anregung der hl. Teresa von Avila, "Das innere Schloss"

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Diese Meditationstechnik kann dir helfen, mittels der Vorstellung verschiedener innerer Räume durch die verschiedenen Schichten und Ebenen deines Wesens hindurch immer tiefer nach innen zu gehen und so eine tiefen Konzentration und Stille zu erfahren. Schließe sanft die Augen. Wenn du willst, sprich‘ ein Gebet oder bitte um Segen und Führung für diese Meditation.

Du kannst dir jetzt vorstellen, dein Inneres ist wie ein wunderschönes Schloss – mit ganz vielen prachtvollen wunderschönen Räumen. Wenn dir Visualisierungen leicht fallen, male dir die Räume alle wunderschön, in den schönsten Farben, aus. Oder stelle dir einfach in Gedanken vor, du betrittst der Reihe nach verschiedene Türen, die immer tiefer nach innen in dein Schloss führen.

Die erste Tür ist die Tür der äußeren Eindrücke und Reize: Zum Beispiel Geräusche im Raum oder von draußen und ähnliches. Gehe bewusst durch die Tür hindurch, schließe die Tür hinter dir und durchquere den Raum der äußeren Geräusche, Wahrnehmungen und Eindrücke. Auf der anderen Seite des Raums findest du die nächste Tür. Du öffnest sie, betrittst den nächsten Raum und schließt sie hinter dir, und lässt somit alle äußeren Geräusche, Wahrnehmungen und Eindrücke hinter dir.

Die nächste Tür führt zum nächsten inneren Raum, dem Körperraum – alle körperlichen Wahrnehmungen und Empfindungen – sowohl angenehm entspannte wie auch vielleicht angespannte Körperstellen. Betritt diesen Körperraum, nimm ihn wahr, mit all seinen schönen und vielleicht weniger angenehmen Seiten. Und dann lasse alle körperlichen Wahrnehmungen und Empfindungen da sein, lasse sie in diesem Körperraum, durchschreite ihn, öffne die nächste Tür und schließe sie hinter dir. So lässt du diesen Körperraum mit all seinen Wahrnehmungen und Empfindungen für diesen Moment der Meditation hinter dir.

Die nächste Tür führt zum nächsten inneren Raum, dem Gedankenraum. Hier sind alle deine Gedanken zu Hause – alle, die jetzt präsent sind und dir in den Geist kommen, aber auch alle unbewussten Gedanken, Erinnerungen, Pläne, die Fähigkeit des Denkens und Nachdenkens. Betritt diesen Gedankenraum, nimm ihn wahr, mit all seinen schönen und vielleicht weniger angenehmen Seiten. Und dann lasse alle tatsächlichen und potentiellen, latenten Gedanken da sein, lasse sie in diesem Gedankenraum, durchschreite ihn, öffne die nächste Tür und schließe sie hinter dir. So lässt du diesen Gedankenraum mit all seinen Gedankenwellen für diesen Moment der Meditation hinter dir.

Die nächste Tür führt zum nächsten inneren Raum, dem Raum der Meinungen und Vorstellungen. Hier sind alle deine vorgefassten Meinungen, Urteile, Erfahrungen, Erinnerungen, Identifikationen, Wertungen usw. zu Hause – die wertvollen, sinnvollen wie auch die längst überholten und überflüssigen. Betritt diesen Raum deiner Meinungen und Vorstellungen, nimm ihn wahr, mit all seinen schönen und vielleicht weniger angenehmen Seiten. Und dann lasse alle diese berechtigen und unberechtigten Vorstellungen, Meinungen, Urteile hinter dir, lasse sie in diesem Raum der vorgefassten Meinungen, durchschreite ihn, öffne die nächste Tür und schließe sie hinter dir. So lässt du diesen Raum des ständigen Wertens und Urteilens für diesen Moment der Meditation hinter dir.

Die nächste Tür führt zum nächsten inneren Raum, dem Raum der Gefühle. Hier sind alle deine Gefühle und Emotionen zu Hause – alle, die jetzt präsent sind und dir in den Geist kommen, aber auch alle unbewussten Gefühle und Emotionen, wie Liebe, Abneigung, Ärger, Trauer, Freude und die Fähigkeit des Fühlens an sich. Betritt diesen Gefühlsraum, nimm ihn wahr, mit all seinen schönen und vielleicht weniger angenehmen Seiten. Und dann lasse alle tatsächlichen und potentiellen, latenten Gefühle da sein, lasse sie in diesem Gefühlsraum, durchschreite ihn, öffne die nächste Tür und schließe sie hinter dir. So lässt du diesen Gefühlsraum mit all seinen Gefühlen und Emotionen für diesen Moment der Meditation hinter dir.

Während du all diese Türen hinter dir schließt, kommst du tiefer in dein Schloss hinein, und es wird zusehends ruhiger und stiller. Keine Außenreize dringen mehr bis hierher, keine Gedanken, keine Wertungen, keine Identifikationen, keine emotionellen Reaktionen. Und so kannst du jetzt, wo du all diese äußeren Räume hinter dir gelassen hast, die innerste Tür öffnen, die Tür zum Innersten deines Wesens, die Kammer deines Herzens. Betritt diese innerste Kammer in Stille und Freude - die Schatzkammer, das Heiligtum deines Herzens. Hier ist alles ganz still, voller Ruhe, Frieden, einer tiefen inneren Freude. Verweile in dieser wunderbaren inneren Stille, Ruhe und Freude in der innersten heiligen Kammer deines Herzens. Om Om Om

Stille

Buchbesprechung des Romans "Stille" von Tim Parks, Goldmann Verlag, ISBN 078-3-442-46222-3.

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Diesmal hat Tim Parks einen Roman geschrieben. Die Hauptperson, Harold Cleaver, ist ein bekannter und erfolgreicher Journalist. Sein Sohn schreibt ein Buch, das offensichtlich von seinem Vater, also Harold Cleaver, handelt und aufdeckt, wie dieser wirklich ist. Das Buch des Sohnes heißt: "Im Schatten des Allmächtigen." Harold Cleaver steckt in der Krise und nimmt geradezu reißaus; lässt Frau, Familie, sein gesamtes Umfeld, Beruf und Öffentlichkeit hinter sich und zieht in ein entlegenes Dorf und schließlich eine einsame Hütte "über der Lärmgrenze" in Südtirol zurück. Er sucht die Stille und begegnet der Unruhe und den Konflikten in sich. Ein interessantes Buch, das uns zeigt, was uns erst mal erwarten kann, wenn wir in die Stille gehen, sei es in der berühmten Höhle im Himalaya, sei es in einer Hütte "über der Lärmgrenze" oder in der Stille, der Einkehr, der Meditation. Diesbezüglich wird auch von "dem Paradoxon der Meditation" gesprochen; in der Stille wird es bewegt und unruhig in uns. Aber keine Sorge, das geht auch wieder vorüber. (Devani)

Raum der Stille. Ein Erfahrungsbericht

Vor einigen Jahren bin ich mit einem Gast-Yogalehrer aus Amritsar auf eine kleine Sightseeing Tour durch Berlin gegangen. Wir klapperten die üblichen Hot Spots im Zentrum ab, an denen ich als Berliner wie selbstverständlich vorübergehe. Sightseeing gehört weiß Gott nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Denkmäler, Museen, Touristenschwärme und ein Lärmpegel wie auf einer Baustelle (die Berlin ja irgendwie immer ist). Am Brandenburger Tor halten wir inne und sehen auf der rechten Seite einen kleinen Aufsteller, auf dem geschrieben steht: Raum der Stille – Room of Silence. Ohne einen Augenblick zu verlieren zieht es meinen verehrten Gast und mich wie von selbst zur Eingangstür. Wir kommen zunächst in ein kleines Foyer, an dessen Wand in zahlreichen Sprachen und Schriften das Wort "Frieden" steht. Ich atme tief aus. Die Dame am Empfang weist uns freundlich den Weg zum Eingang in den Raum der Stille. Wir treten ein und es ist – mitten im Herzen von Berlin – still. So still, dass es beinahe unwirklich wirkt. Eine wohlige Kühle umgibt uns, ohne kalt zu sein. Die Hitze des brüllenden Sommers klingt ab. Außer uns sind noch zwei andere Menschen im Raum, die bewegungslos auf einem der runden Sitzkissen verharren. Jeder von uns sucht sich einen Platz und genießt und erfährt die Stille auf seine Weise. Hier gibt es nichts zu sehen und nichts zu tun. Die Antithese zum Tourist sein, zum im Außen der Sinne sein. Hier sind wir drinnen, mitten im Auge des Wirbelsturms Berlin. Der Raum um uns wird zum Raum in uns. Nach einer unbekannten Zeitdauer verlassen wir gemeinsam den Raum. Zum Abschied tragen wir uns in das dicke Gästebuch ein, in das sich schon Tausende vor uns eingetragen haben und es noch Tausende nach uns tun werden. Mein Gast schreibt für den Raum der Stille das Wort "Frieden" in Gurmukhi nieder, auf dass es vielleicht später zu den vielen anderen "Frieden"-Worten in den unterschiedlichen Sprachen an der Wand ergänzt werden kann. Der Raum der Stille ist Teil des Berliner Brandenburger Tors und existiert seit 1994. Es gibt nichts Heiligeres als die Stille. Er ist ein heiliger Ort, welcher an keine Konfession oder Glaubensrichtung gebunden ist. Er steht allen Menschen täglich zur inneren Einkehr und Erfahrung der Stille offen. Er ist ein Symbol für Toleranz, Frieden und Menschsein. In der Stille sind wir alle Eins. Bisher haben ihn über 1 Million Menschen aus aller Welt besucht.

Still sein und der Seele lauschen

Artikel von Saskia Luick, erschienen im Yoga Vidya Journal Nr. 27, Herbst 2013

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Wissenschaftler haben mit einer hochempfindlichen Waage festgestellt, dass ein Mensch im Übergang vom Leben zum Tod einige Gramm leichter wird – 18 Gramm. Das soll also die Seele wiegen? Auch wenn wir das glauben würden, so wissen wir noch lange nicht, was die Seele ist.

Göttlicher Funke? Wesenskern? Teil des Absoluten? Ein Yogi würde seine Seele in der Tat als Teil des Absoluten, als unveränderliches Bewusstsein beschreiben. Das kann man sich vorstellen wie einen Regentropfen, der über Verdunstung, Wolken, Regen aus dem Ozean entsteht und wieder in ihn mündet. Der Regentropfen ist vom Ozean getrennt, aber dennoch nicht von ihm verschieden.

Nun ist dies ein schönes Gedankenspiel – aber bekomme ich dadurch einen Zugang zu meiner Seele?

Dazu eine Anekdote: Meine kleine Nichte bekam auf einer Feier ein Hasenbuch geschenkt. Sie freute sich sehr und betrachtete mit riesigen Augen das Geschenk. Ihr Vater mahnte sie sofort, brav 'Danke' zu sagen. Da empörte sie sich mit den Worten "Aber ich habe mich doch noch gar nicht zu Ende gefreut!"

Wir können unseren Wesenskern, unsere Seele betrachten wie ein Kindauthentisch, unverstellt, noch fern von rationalen Konstrukten ("Es gehört sich 'danke' zu sagen!"). Denn unsere Seele ist der Ursprung von der bloßen Freude am Sein.

Dieses Sein ist ein Geschenk, selbst wenn die äußeren Umstän - de mich unglücklich machen oder mein Körper schmerzt. Meine Seele ist weder mein unglückliches Ego, noch mein schmerzender Leib. Meine Seele ist das, was mich existieren lässt jenseits von Kategorien wie Raum, Zeit, Ursache-Wirkung. Ein Kind lebt im Jetzt und meine Nichte freut sich nicht nur über ein Geschenk, sondern sie befindet sich mit ihrem ganzen Sein in Freude. Das ist ein viel tieferer Zustand als jene Freude, die der Verstand als Reaktion auf eine Ursache auslöst. Hin zur Seele bedeutet also weg vom Kopf und dem Verstand, weg vom Körper und den Sinnen.

In einer alten Schrift von Patanjali heißt es: "Yoga ist das Zur-Ruhe-Kommen der Gedanken im Geist." Seinen Verstand zum Schweigen zu bringen und zu launischen, ob das innere Kind freudig gluckst oder vielleicht traurig seufzt – vielleicht nicht der klassische Begriff von Meditation, aber dennoch ein wichtiger Schritt hin zu dem Zustand, den man in der Meditation erreichen will. Eins-Sein mit dem Absoluten, dem Ozean, aber zunächst auch Regentropfen sein und sein eigenes Wesen erkennen – der Stoff, aus dem das Absolute gemacht ist.

Stille in Beziehung zu anderen Eigenschaften

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Stille in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Stille

Ähnliche Eigenschaften wie Stille, also Synonyme zu Stille sind z.B. Ruhe, Gemütsruhe, Gelassenheit, Frieden, Muße, Geräuschlosigkeit.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Stille übertrieben kann ausarten z.B. in Einsamkeit, Stummheit, Schüchternheit. Daher braucht Stille als Gegenpol die Kultivierung von Ausgelassenheit, Unbekümmertheit, Frohsinn, Euphorie, Spaß, Extravertiertheit.

Gegenteil von Stille

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Stille, Antonyme zu Stille :

Stille im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Entwicklung von Stille

Stille kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Stille in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Stille zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Stille kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein stillerer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Stille ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Stille."
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin still."

Affirmationen zum Thema Stille

Hier einige Affirmationen für mehr Stille. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen.

Klassische Autosuggestion für Stille

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin still.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin still. Om Om Om.
  • Ich bin ein Stiller, eine Stille OM.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Stille

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin still " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Stille.
  • Ich werde still.
  • Jeden Tag werde ich stiller.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Stille.

Dankesaffirmation für Stille

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag stiller werde.

Wunderaffirmationen Stille

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr still. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Stille entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr still zu sein.
  • Ich bin jemand, der still ist.

Gebet für Stille

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Stille:

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Stille.
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein stiller Mensch werde.
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Stille mehr und mehr zum Ausdruck bringe.

Was müsste ich tun, um Stille zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Stille zu entwickeln?
  • Wie könnte ich still werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Stille.
  • Angenommen, ich will still sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre still, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Stille kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als stiller Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Vortragsmitschnitt zu Stille - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Stille, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Stille

Eigenschaften im Alphabet nach Stille

Literatur

Weblinks

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