Seele

Aus Yogawiki
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Was ist die Seele?

Die menschliche Seele entspricht dem unveränderlichen Selbst, das sich im Gegensatz zum Verstand, zu den Gemütsregungen und Gefühlen, zum Geist, Körper und Ego nicht wandelt oder sterben kann. Die Seele ist der Atman, reines Bewusstsein, die innere Quelle, Abbild des absoluten Brahman.

Was ist die Seele?

Die Seele ist alldurchdringend, überall und unsterblich

- Abschnitt aus dem Buch: Was wird aus der Seele nach dem Tode - von Swami Sivananda -

Es gibt zwei Arten von Seelen, die individuelle oder menschliche Seele (Jivatman) und die Höchste Seele (Paratman). Die individuelle Seele ist ein Abbild oder eine Widerspiegelung der Höchsten Seele. Ebenso, wie die Sonne sich in den verschiedenen Gewässern widerspiegelt, so spiegelt sich auch die Höchste Seele im Geist der verschiedenen Menschen wider.

Die Seele ist rein geistig, körperlos und höchstes Bewusstsein. Die individuelle Seele ist widergespiegeltes Chaitanya. Sie trennt sich nach dem Tod vom Körper und mit den Sinnen, Verstand, Prana, Eindrücken, Wünschen und Neigungen ins Jenseits. Wenn sie ihre Wanderung antritt, wird sie von einem feinen Astralkörper eingehüllt.

Wenn der See kein Wasser enthält, kehrt die Widerspiegelung der Sonne zur Sonne selbst zurück. In gleicher Weise verschmilzt die individuelle Seele oder Paramatman, wenn der Geist durch Meditation aufgehoben ist. Das ist das Ziel des Lebens.

Die individuelle Seele ist durch Begierden, Wünsche, Egoismus, Stolz, Gier, Lust, Neigungen und Abneigungen unrein geworden. Darum ist sie endlich (Parichinna) und besitzt nur begrenzte Erkenntnis (Alpagyana) und begrenzte Kräfte (Alpa saktiman). Die Höchste Seele ist unendlich, allwissend und allmächtig – reine Erkenntnis und Glückseligkeit.

Die individuelle Seele ist durch Unwissenheit an die sie einschränkenden Hüllen wie Geist, Körper und Sinne gebunden. Sie ist nur eine Erscheinung, ein Truggebilde. Wenn sie das Unvergängliche erkennt, wird sie von Begrenzungen und Fesseln befreit. Genauso wie ein Wassertropfen sich mit dem Ozean vereint, wird auch der Jiva eins mit der Höchsten Seele, wenn die Unwissenheit aufgehoben ist.

Ein toter Körper kann nicht sprechen, gehen oder sehen. Wenn die Seele ihn verlässt, ist er wie ein Stück Holz, denn nur die Seele bewegt und lenkt Körper, Geist und Sinne.

Die Höchste Seele ist Bewusstheit, reine Wahrnehmung, höchste Glückseligkeit, tiefste Erkenntnis und reines Sein. Sie erleuchtet alles andere mit dem ihr innewohnenden Glanz. Sie ist Chaitanya. Die Materie erkennt weder sich noch andere und daher Jada oder fühllos.

Die Höchste Seele ist gestaltlos, eigenschaftslos, alles durchdringend, unteilbar, unvergänglich, zeit- und raumlos. Auf der Sonne selbst gibt es weder Zeit noch Tag und Nacht, obwohl sie die Urheberin von Tag und Nacht ist. Ebenso ist es mit der Höchsten Seele, die unendlich, ewig und unsterblich ist.

Das Höchste allein besteht. Diese Welt der Namen und Formen ist nur Schein. Sie ist eine Vorstellung, die die Höchste Seele verhüllt, so wie man irrtümlich ein Seil für eine Schlange halten kann. Bringe ein Licht, und du erkennst, dass das Seil keine Schlange ist. Wenn du Erkenntnis oder Erleuchtung erlangst, wird sich diese Welt in ein Nichts auflösen.

Jeder fühlt: „Ich lebe, ich bin“, „Aham Asmi“. Niemand kann sagen: „Ich lebe nicht“. Das beweist die Existenz einer Unsterblichen Seele oder des Höchsten Selbst. Im tiefen Schlaf ruhst du in der Höchsten Seele. Dort gibt es keine Welt für dich – du bist in einem Zustand reiner Seligkeit. Das beweist, dass die Höchste Seele besteht und sie ihrem wahren Wesen nach reine Seligkeit ist.

Reinige deinen Geist, mache ihn beständig und richte ihn auf die Höchste Seele. Meditiere und erkenne deine wahre göttliche Natur. Du wirst vom Kreislauf von Geburt und Tod befreit und ewige Glückseligkeit und und Unsterblichkeit erlangen.

Die Unsterblichkeit der Seele

Arjuna bittet Krishna um Rat

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz -

Zusammenfassung der Bhagavad Gita 2. Kapitel mit Kommentaren zu einzelnen Versen bis Vers 51 Mit diesem Vortrag beginnt eine neue Reihe in der ganzheitlichen Yoga Vidya Schulung, die Vorträge über die Bhagavad Gita.

Das 2. Kapitel ist eines der wichtigsten Kapitel der Bhagavad Gita, ebenso wie das 11. und das 18. Kapitel. Das 2. Kapitel ist besonders wichtig, da es alle Themen der Bhagavad Gita einmal zusammenfasst. Im 11. Kapitel tritt ein Wendepunkt ein, Arjuna sieht die kosmische Gestalt und erfährt die höhere Wirklichkeit. Das 18. Kapitel fasst dann noch einmal alles zusammen und sagt ganz konkret, wie man mit Unsicherheiten und Entscheidungen umgehen kann, und wie man sein ganzes Leben spiritualisiert.

2. Kapitel

Das 2. Kapitel beginnt damit, dass Arjuna Krishna um Rat bittet. Arjuna ist in einer schwierigen Situation. Er steht vor einer wichtigen Entscheidung. Er weiß nicht, wie er sie treffen soll. Er weiß, egal wie er sich entscheidet, es wird zu Schwierigkeiten führen. In dieser Situation, in der Arjuna sich an Krishna wendet als sein Lehrer, heißt es im 7. Vers.

Ich bin dein Schüler, bitte lehre mich

7. Vers:

„Mein Herz ist vom Makel des Gefühls überwältigt, mein Geist verwirrt hinsichtlich meiner Pflicht. Ich bitte dich, sage du mir klar, was für mich richtig ist. Ich bin dein Schüler. Lehre mich, da ich bei dir Zuflucht gesucht habe“.

So wendet sich Arjuna an Krishna und Krishna geht erst einmal nicht auf die Frage ein, die Arjuna gestellt hat („Was soll ich tun?“). Krishna sagt stattdessen:

Die Seele ist unsterblich

Vers 13:

„Die Seele ist unsterblich. So wie in diesem Körper das Verkörperte, also die Seele durch Kindheit, Jugend und Alter geht, so geht es/sie auch in einen anderen Körper. Der unerschütterliche Mensch sorgt sich nicht darum.“

Als erstes sagt Krishna also zu Arjuna: Die Seele ist unsterblich. Und dieses Leben ist eben nur ein Leben, es gibt noch so viele andere. Du inkarnierst dich wieder und wieder. Mache dir nicht zu viel Sorgen um das, was dir in einer dieser Inkarnationen geschieht.

Nichts ist dauerhaft, ertrage es tapfer

14. Vers:

Hier sagt er: „ Die Kontakte der Sinne mit den Objekten, oh Arjuna, die Hitze und Kälte, Vergnügen und Schmerz hervorrufen, haben einen Anfang und ein Ende. Sie sind nicht dauerhaft. Ertrage sie tapfer, oh Arjuna.“

Er sagt ihm also: In diesem Leben erfährst du Vergnügen und Schmerz, es geht dir mal gut und mal weniger gut, Erfahrungen kommen und alles geht wieder. Mach dir nicht so viele Sorgen. Ertrage das Ganze, aber behalte eine gewisse Ruhe bei allem.

Körper ist vergänglich, das Selbst ist unsterblich

Die Seele bewohnt den Körper

Vers 17:

„Erkenne DAS als unzerstörbar, welches alles durchdringt. Niemand kann die Zerstörung des Unvergänglichen bewirken.“

In dieser Welt gibt es Höhen und Tiefen. Bewahre Gelassenheit und Ruhe, denn die Seele ist unsterblich, ewig.

Vers 18:

„Diese Körper, die das ewige unzerstörbare und unermessliche Selbst umgeben, haben ein Ende.“

Sei dir bewusst, dass der Körper irgendwann aufhört. Dein eigener Körper hört auf, die Körper von anderen hören auf. Und ob jetzt der Körper etwas früher oder später stirbt, ist nicht so erheblich.

Vers 20:

„Das Selbst wurde nicht geboren und stirbt auch niemals. Nachdem ES diese materielle Welt verlässt, hört es dennoch nicht auf zu sein. Als ungeborenes, ewiges, unveränderliches uraltes Selbst kann ES nicht getötet werden, selbst wenn der Körper getötet wird.“

Vers 22:

„So wie abgetragene Kleider abgelegt und neue angelegt werden, so wirft auch das verkörperte Selbst abgetragene Körper ab und betritt andere neu.“

Mit diesen Worten relativiert Krishna all unsere Sorgen in dieser Welt. Arjuna hat eine Sorge, in der es um Tod oder Leben geht. Er fragt Krishna ursprünglich, ob er kämpfen soll oder nicht. Kämpft er nicht, führt es dazu, dass der Tyrann gewinnt und 10.000e umbringen lassen wird. Kämpft er, dann werden auch zig Tausende umkommen. Was soll er tun?

Glücklicherweise stehen wir normalerweise nicht vor solchen extremen Entscheidungen, wo es um Leben und Tod von so vielen geht. Aber manchmal stehen wir vor Entscheidungen, die andere Menschen berühren oder Einfluss auf sie haben, zum Beispiel medizinische Entscheidungen, oder sich für etwas zu engagieren. Wenn ich Ungerechtigkeit sehe – was soll ich tun?

Zunächst einmal will Krishna uns etwas mehr Gelassenheit geben. Das Selbst ist unsterblich sagt er. Erfahrungen haben Höhen und Tiefen. Jeder wird irgendwann sterben und wiedergeboren werden. Alles nicht so tragisch.

Vers 28:

„Zu Beginn sind die Wesen unsichtbar. In ihrer Mitte sind sie sichtbar und am Ende sind sie wieder unsichtbar. Warum sollte man sich sorgen?“

Es ist ähnlich wie mit der Sonne: Morgens vor Sonnenaufgang ist die Sonne unsichtbar. Dann geht sie auf und ist sichtbar. Wenn sie anschließend untergeht, ist sie wieder unsichtbar. Sollten wir uns deshalb am Abend Sorgen machen um die Sonne? Oder sollten wir uns eine Stunde vor Sonnenuntergang Sorgen machen was passiert, wenn die Sonne verschwunden sein wird? Nein, denn sie wird untergehen und sie wird auch wieder aufgehen. Menschen werden sterben und wiedergeboren werden. Die Seele aber ist unsterblich. Wenn du in einer Situation sein solltest, in der ein Mensch stirbt oder bald sterben wird, oder dies von deiner Entscheidung abhängt, weil du vielleicht Arzt oder Angehöriger bist: Behalte eine gewisse innere Ruhe. Von deiner Entscheidung hängt nicht alles ab. Es beginnt und es endet, aber das Selbst ist unzerstörbar.

Vers 30:

„Dies, das im Körper jedes Menschen wohnende, ist stets unzerstörbar. Deshalb, oh Arjuna, sorge dich nicht um die Geschöpfe.“

Das mag erst einmal brutal klingen `Sorge dich nicht um die Wesen´. Und an anderer Stelle spricht Krishna natürlich auch über Mitgefühl und Liebe, die sehr wichtig sind. Maitri im Sinne von Mitgefühl und tätiger Nächstenliebe und Karuna, Mitleid sind wichtige Eigenschaften, die man kultivieren soll. Aber dieses Mitgefühl muss nicht in unendliche Sorgen und Verzweiflung münden, wenn du weißt, dass die Seele unsterblich ist. Deshalb sagt Krishna dann im

Tue deine Pflicht

Nimm deine Aufgaben an und lerne

31. Vers:

„Zaudere nicht angesichts deiner Pflicht.“

Tue deine Pflicht, tue deine Aufgaben. Ob nachher das richtige dabei herauskommt, weißt du vorher nicht. Aber mach dir nicht so viel Sorgen.

Vers 38:

„Betrachte Vergnügen und Schmerz, Gewinn und Verlust, Sieg und Niederlage für dich als gleichbedeutend.“

Die Seele ist unsterblich. Erfahrungen kommen und gehen. Mal empfindest du Vergnügen, mal empfindest du Schmerz. Mal gewinnst du, mal verlierst du. Mal erreichst du, was du erreichen willst und mal nicht. Mal sind Menschen freundlich zu dir und mal nicht. Tue deine Aufgaben und hänge nicht an den Resultaten.

Verse zum Karma

Vers 47:

„Du hast nur das Recht zu handeln, aber keinen Anspruch auf die Früchte deines Tuns. Lass weder die Früchte deiner Handlungen dir Motiv zur Handlung sein noch wende dich zum Müßiggang.“

Hier beginnen Verse, in denen Krishna immer wieder über Karma spricht. Das Wort Karma hat viele Bedeutungen im Sanskrit. Karma heißt Tun/Handlung oder in anderen Kontexten auch rituelle Handlungen/Rituale, aber auch das Schicksal, das, was auf dich zukommt. Er sagt hier also: „Du hast das Recht auf Karma.“

Dies bedeutet zum einen, dass Situationen auf dich zukommen. Das ist das, was zu dir gehört. Wenn du in dieser Inkarnation bist, bekommst du Karma, Schicksal, Dinge, die auf dich zukommen. Zum anderen hast du auch Aufgaben, Dharma. Aus dem Karma, das zu dir kommt, kommt Dharma. Und diese Aufgaben musst du erledigen und wieder etwas tun, Karma. Aber was dabei herauskommt, liegt nicht in deiner Hand. Wenn du also etwas tust, liegt es nicht in deiner Hand, ob dabei etwas Gutes für dich herauskommt oder etwas weniger Gutes. Tu, was zu tun ist, aber sei gleichmütig gegenüber den Früchten der Handlung. Gib dich nicht dem Müßiggang hin sondern handle, weil es getan werden muss.

Die meisten Menschen überlegen `Was will ich haben und wie kriege ich das?´ Krishna schlägt etwas anderes vor. Er sagt: Handle nicht, um etwas zu bekommen, sondern handle, weil es getan werden muss, weil es deine Aufgabe ist, weil das Göttliche dir eine Aufgabe gegeben hat. Diese gilt es gut zu erledigen.

Gleichmut und Gelassenheit entwickeln

Bleibe in Balance

Vers 48:

„So handle, oh Arjuna, und sei fest im Yoga. Gib Bindungen auf und bewahre Gleichmut in Erfolg und Misserfolg. Ausgeglichenheit im Geist wird Yoga genannt.“

Krishna gibt in der Bhagavad Gita verschiedene Definitionen von Yoga. Hier sagt er, Yoga heißt Gleichmut und Gelassenheit. Wie können wir das erlangen?

Löse dich von Erwartungen und sei offen

Löse dich von deinen Erwartungen, deinen Bindungen und Verhaftungen, von Vorurteilen, vorgefassten Meinungen, sei offen für das was kommen soll und in deinem Karma dran ist.

Mache dir immer wieder bewusst, welche Aufgaben dir das Leben bringt und welche Erfahrungen. Denke nicht: Das Leben sollte mir die und die Aufgaben geben und jene Erfahrungen. Schimpfe nicht mit dem Leben und mit Gott und den Menschen, weil sie sich anders verhalten, als du es gerne hättest, und weil du nicht bekommst was du gerne hättest. Es kommt was kommen soll, damit du daran wachsen kannst. Wenn du denkst `so und so sollte es sein´, wenn du verhaftet bist, dann kannst du nicht die Lernlektionen annehmen, die dir das Leben bringt.

Die Analogie der Schule ist ein gutes Beispiel hierfür: Angenommen du gehst in den Geschichtsunterricht, der die Aufklärung zum Thema hat, du hoffst aber auf Informationen zur Renaissance. Du könntest nun darüber schimpfen, dass gar nichts über die Renaissance erzählt wird. Gleichzeitig würdest du nichts über die Geschichte der Aufklärung lernen. So ähnlich erwartest du bestimmte Lektionen im Leben und schimpfst, dass nicht das kommt, was du eigentlich willst. Und bist enttäuscht. Gib Bindungen auf und sei offen, was das Leben dir bringt. Das gilt natürlich nicht nur fürs Leben sondern allgemein, zum Beispiel wenn du mit anderen Menschen zusammen bist. Anstatt dir vorzustellen, wie sie sich zu verhalten haben oder was sie zu sagen haben, sei offen für das, was du dort lernen kannst. Dies gilt auch, wenn du in einen Ashram gehst. Du hoffst, bestimmte Dinge dort zu lernen und bist vielleicht enttäuscht, wenn du nicht das lernst, was du denkst lernen zu müssen. Sei auch hier offen für das, was dein Karma dir bringt und was deine Lernlektionen im Ashram sind.

Entwickle Gleichmut in Erfolg und Misserfolg

Angenommen du tust etwas für jemand anderen und es geht schief. Dann könntest du große Enttäuschung verspüren. Aber Krishna würde sagen: „Du hast versucht deinen Aufgaben gerecht zu werden, du hast so gut gehandelt wie du handeln konntest und ob es gut ausgeht oder nicht liegt nicht an dir. Sei gleichmütig in Erfolg und Misserfolg.“ Wenn du zum Beispiel mit deinem Kind für die nächste Prüfung gelernt, es abgehört und ihm Tipps gegeben hast und es dann trotzdem eine schlechte Note bekommen hat, solltest du deshalb traurig sein? Nein, du solltest Gleichmut in Erfolg und Misserfolg bewahren. Dein Gleichmut wird auch deinem Kind helfen, gleichmütiger zu sein. Wenn du stattdessen schimpfst, dich aufregst über den Lehrer oder dir selbst Vorwürfe machst du hättest es nicht richtig gemacht, lernt dein Kind dadurch, dass die Welt ungerecht ist, das alles Mögliche schlimm ist, das man alles falsch machen kann usw. Bleibe darum gleichmütig: „Du hast dich bemüht, ich habe versucht dir zu helfen, das war das Resultat, beim nächsten Mal gucken wir, wie wir es besser machen“. Gleichmut heißt allerdings nicht Gleichgültigkeit. Krishna sagt ebenso: „Wende dich nicht dem Müßiggang zu.“ Sage also nicht `es ist eh alles egal´ sondern tue gelassen, was zu tun ist.

Lass nicht die Früchte das Motiv deines Handelns sein

Sei losgelöst von Lob und Belohnung

Vers 49:

„Reines Karma ist dem Yoga der Weisheit weit unterlegen, oh Arjuna. Nimm Zuflucht bei der Weisheit. Unglücklich sind die, deren Motiv die Früchte der Handlungen sind.“

Krishna spielt hier ständig mit dem Begriff Karma. Im Deutschen ist dies nicht ganz so einfach wiederzugeben. Er sagt hier: „Du denkst wenn du dich gut verhältst, schaffst du gutes Karma und wenn du dich schlecht verhältst, schaffst du schlechtes Karma.“ Du hilfst also anderen Menschen, um gutes Karma zu haben usw. Du tust Gutes, um Gutes zu bekommen. Du gibst also zum Beispiel eine Spende mit der Vorstellung, dadurch später ein gutes Karma zu bekommen. Das gute Karma könnte für dich heißen, wenn du irgendwas brauchst, hilft dir jemand anderes oder das Schicksal, oder im nächsten Leben wirst du reich geboren. In Indien ist es zum Beispiel für viele Menschen ein gängiges Motiv zu denken, dass man etwas Gutes zurückbekommt, wenn man etwas Gutes tut. Sie geben beispielsweise Ashrams große Spenden, weil sie hoffen, dadurch einen Verdienst zu erwerben, was ihnen vielleicht hilft, den Reichtum von diesem Leben ins nächste Leben mitzunehmen. Das ist für die Ashrams eine gute Sache, sie können sich dadurch gut finanzieren.

Aber Krishna sagt etwas anderes: Tue nicht gute Handlungen aus dem Karmagedanken heraus. Damit bist du wieder wunschgetrieben und wunschgebunden. Lass nicht die Früchte der Handlungen das Motiv sein.

Früchte sind zum Beispiel Lob. Du handelst und hoffst, später dafür gelobt zu werden. Du tust zum Beispiel jemandem einen Gefallen und hoffst, wenigstens ein Danke zu bekommen. Und ärgerst dich, wenn du es nicht bekommst. Oder du engagierst dich für Brot für die Welt, du bist auf einem Wohltätigkeitsbasar, du machst sehr viel, und später auf der Vereinsversammlung wird nicht einmal dein Name erwähnt. Wie fühlst du dich? Wenn du dich jetzt schlecht fühlst, dann weißt du, du hattest an den Früchten der Handlungen gehangen. Auch wenn du jemandem einen Gefallen tust, der nicht erwidert wird und du ärgerst dich furchtbar und schimpfst über den Undank der Welt, dann weißt du, du hast an den Früchten gehangen. Krishna empfiehlt: Hänge nicht an den Früchten der Handlungen. Das ist der Yoga der Weisheit. Tue nicht das, was du tust, um etwas zu bekommen. Sei gleichmütig in Erfolg und Misserfolg und hänge nicht an den Früchten.

Praktiziere Yoga

Vers 50:

Der Mensch, der Weisheit besitzt, also der Buddhi Yukta, der Mensch der den Buddhi Yoga praktiziert (Yoga der Weisheit), weist in diesem Leben gutes wie auch schlechtes Karma von sich. Deshalb widme dich dem Yoga. Yoga ist Geschick im Handeln.

Krishna weist hier die Vorstellung von gutem und schlechtem Karma zurück. Patanjali sagt ähnlich im 2. Kapitel des Yoga Sutra: „Für den weltlichen Menschen gibt es weißes und schwarzes Karma und für den Yogi gibt es das nicht.“ Also angenommen jemand lobt dich dann würdest du sagen, das ist gutes Karma. Angenommen jemand schimpft über dich würdest du sagen, das ist schlechtes Karma. Bekommst du eine Geldprämie, würdest du sagen `gutes Karma´. Betrügt dich jemand, würdest du sagen `schlechtes Karma´. Krishna sagt, der Yogi weist die Vorstellung von gutem oder schlechtem Karma von sich. Es gibt kein gutes oder schlechtes Karma, es gibt nur Aufgaben. Eine Geldprämie ist also zum Beispiel eine Aufgabe, wie du damit umgehst. Auch wenn du betrogen wirst oder dir etwas weggenommen wird ist das eine Aufgabe. Wie gehst du damit um? Der Yogi erwartet weder in diesem noch im nächsten Leben gutes Karma, er handelt auch nicht um gutes Karma zu bekommen. Er beurteilt die Dinge nicht im Kontext von gut oder schlecht, sondern handelt so gut er kann. Yoga ist Geschick im Engagement und im Tun. Yoga bedeutet deshalb hier Gelassenheit im Geist. Die beiden Charakteristika im Karma Yoga:

Gottverwirklichung

Vers 51:

„Die Weisen, die mit Wissen erfüllt sind, die die Früchte ihrer Handlungen aufgegeben haben und die frei sind von den Fesseln der Geburt, gehen an einen Ort, der jenseits allen Leidens ist.“

Wenn du also das Wissen über die Unsterblichkeit der Seele besitzt, und dass es in dieser Welt Höhen und Tiefen gibt, und dann die Früchte deiner Handlungen aufgibst, dann bist du frei von allen Fesseln der Geburt. Du bist frei von allen Bindungen, Verhaftungen, Erwartungen, Vorurteilen usw. Dann bist an einem Ort jenseits allen Leidens. Dies kann sowohl bedeuten, dass du hier und jetzt, wo auch immer du bist, an einem Ort jenseits allen Leidens bist. Und natürlich, dass du irgendwann die Gottverwirklichung erreichst.

Video - Die Unsterblichkeit der Seele

Viveka Chudamani - Die individuelle Seele

Behandle den Körper gut, damit die Seele gerne darin wohnt

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 89 von Sukadev Bretz -

„Die individuelle Seele (jiva), die in ihm verkörpert ist, erfreut sich durch dessen Sinnesorgane der Vielfalt der grobstofflichen /materiellen Objekte, wie Blumenkränze, Sandelholz, Frauen. Deshalb entfaltet sich der Körper im vollsten Umfang im Wachzustand.“

Der Körper ist das Fahrzeug der Seele

Der Körper ist letztlich das Fahrzeug der Seele. Über den Körper macht „atmanErfahrungen. Dann gibt es auch noch „jivatman“, das Selbst, welches sich mit Persönlichkeit und Körper identifiziert. Jiva macht Erfahrungen, letztlich macht ātman und denkt dann er sei eine individuelle Seele und damit jīvaḥ. Jīvaḥ erfreut sich an der Vielzahl der grobstofflichen, materiellen Dinge und nennt einiges Blumenkränze, Sandelholz, Frauen, oder Männer und so gibt es viele Gegenstände an denen man sich erfreuen kann. Du wirst dich vielleicht nicht an Blumenkränzen erfreuen. Allerdings war Shankaracharya ein großer Meister, dem Blumenkränze umgehängt wurden.

Genieße, sei aber nicht verhaftet

Vielleicht freust du dich über eine kleine Blume die dir dein Partner schenkt. Vielleicht freust du dich über die Zärtlichkeit. Vielleicht freust du dich über kleinere oder größere Aufmerksamkeiten, oder ein schönes Bild das dir dein Kind gemalt hat.

Es wird einiges geben worüber du dich freust. Aber sei dir bewusst, du bist nicht der physische Körper du bist das unsterbliche Selbst. Du bist der ātman. Der Körper entfaltet sich scheinbar im Wachzustand. Aber alles was du erfährst, geht auch wieder vorbei. Vielleicht magst du einen Moment lang überlegen woran erfreust du dich? Wie kannst du die Verhaftungen überwinden? Genieße was zu genießen ist. Sei aber nicht verhaftet.

Viveka Chudamani - Unterscheide zwischen Individuum und höchster Seele

Verbinde dich und das Selbst leuchtet auf

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 203 von Sukadev Bretz -

Diese Erkenntnis kann nur durch vollkommene Unterscheidung (viveka) zwischen dem Selbst und Nicht- Selbst erlangt werden. Das ist der Grund, warum wir danach streben müssen, zwischen der verkörperten Individualseele (pratyag-atman) und dem wahren Selbst (sad-atman) zu unterscheiden.

Die wahre Seele ist jenseits der Individualität

Das wahre Selbst ist das Selbst jenseits der Individualität. Jivatman ist das falsche Selbst, das Individuum. Die westliche Zivilisation ist besonders darauf aus, das Individuum zu stärken. Es geht um individuelle Freiheit. Es geht um Entfaltung des Individuums, um das individuelle Streben nach Glück. Die Vorstellung ist, wenn das Individuum sich selbst entfaltet, wenn das Individuum nach Glück strebt, dann wird es wirklich Glück erfahren. Aber die Erfahrung zeigt, dass das nicht stimmt.

Ein Individuum, was für sich selbst nach Glück strebt, wird unglücklich sein. Ein Mensch ist selbst auf einer relativen Ebene dann glücklich, wenn er das Gefühl hat, in einem größeren Gesamtkontext aufgehoben zu sein. Ein Mensch, der das Gefühl hat, zu anderen dazu zu gehören, ist glücklicher.

Tu etwas für Andere

Ein Mensch, der das Gefühl hat, etwas für andere zu tun, ist glücklich. Der Mensch, der das Gefühl hat, von anderen geliebt zu sein und andere zu lieben, ist glücklich.

Aber der Mensch, der seine Talente optimal ausgelebt hat, der seinem Herzen immer gefolgt ist, dabei vielleicht rücksichtslos ist und die Gefühle anderer vielleicht verletzt hat, der ist eben nicht glücklich. Deinen individuellen Neigungen zu folgen, macht nicht glücklich. Und warum nicht? Weil du kein Individuum bist. Die Vorstellung der Individualität ist ein Irrtum. Und aufgrund der Vorstellung der Individualität zu handeln, führt zu noch größerem Irrtum und zum Leiden. In der Tiefe deiner Seele weißt du, dass du Brahman bist. Du bist Eins mit der Weltenseele. Das Auflösen der Individualität führt zur höchsten Befreiung.

Das heißt nicht, dass du in Sklaverei gehen sollst und dich anderen unterordnen musst, sondern es heißt, dass die Weise, wie du glücklich sein wirst, geschieht, indem du dich von der Individualität löst.

Ich-Denken macht unglücklich

So wie Patanjali im 3. Kapitel mal gesagt hat: „Du erkennst deine wahren Aufgaben, wenn du Samyama ausübst auf die Interessen des Selbst und nicht mehr auf die Interessen des Individuums.“ Solange du überlegst:

  • was du willst,
  • was du brauchst,
  • wie du glücklich sein kannst,

solange wirst du unglücklich sein. Du wirst nicht wirklich wissen, was du zu tun hast. Aber wenn du fragst, was das höhere Selbst will, was will das Göttliche, was ist von einem größeren Ganzen her notwendig, dann wirst du erkennen, was notwendig ist.

Spüre die Verbundenheit mit Anderen

Reflektiere jetzt heute oder morgen über die Frage: Wie kann ich von meinen individuellen Interessen Abstand nehmen? Wie kann ich aufhören, nach individuellem Glück zu streben oder falls dir das zu schwierig ist, mache dir bewusst, dass das Streben nach individuellem Glück und dem Folgen deines eigenen Mögens und Nichtmögens dieses unglücklich macht. Glück kommt, wenn das Individuum transzendiert wird. Schon im Kleinen, wenn du etwas für jemand anderen tust, wenn du jemand anderen liebst, wenn du dich verbunden fühlst mit anderen, dann ist da Glück und das Selbst leuchtet auf.

Wie die Seele nach dem Tod entflieht

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- Abschnitt aus dem Buch: Was wird aus der Seele nach dem Tode - von Swami Sivananda -

Wenn zur Zeit des Todes das Atmen schwer wird, verlässt der Jiva oder das Selbst den Körper knarrend wie ein überladener Wagen, wenn das Prana entweicht.

Der Jiva oder das individuelle Selbst ist von einem Astralkörper umgeben. Er bewegt sich zwischen dieser und der anderen Welt wie zwischen Wachen und Traum. Er bewegt sich von Geburt zum Tod. Während er sich bei der Geburt zum physischen Körper und den Organen gesellt, trennt er sich beim Tod von ihnen. Mit dem Entfliehen der Seele entflieht auch die Lebensenergie. Es wird vom höchsten, selbst leuchtenden Atman überwacht. Nur durch das Licht des Selbst kann sich der Mensch bewegen und seiner täglichen Pflicht nachkommen.

Der Hauptbestandteil des Astralkörpers ist Prana oder Lebenskraft. Prana offenbart sich durch den selbst leuchtenden Atman. Wenn sich der Astralkörper erhebt, scheint der Atman mit ihm zu gehen. Wie könnte sonst das Selbst, das mit dem Höchsten Selbst vereint wird, Geräusche wie ein beladener Wagen machen? Der Astralkörper macht Geräusche, weil er von dem Schmerz gequält wird, den die Lebensteile erleiden, wenn sie geschlagen werden. Das Ergebnis dieses durchdringenden und marternden Schmerzes ist der Verlust des Gedächtnisses. Wegen der erlittenen Angst verfällt es dann in einen Zustand von Hilflosigkeit. Die Angst macht es unfähig, sich auf die bevorstehende Krise vorzubereiten. Es muss trotz der Angst wachsam sein, um alles das zu tun, was diesen Zustand beendet. Es ist nicht fähig, an Gott zu denken.

Wenn der Mensch altert, wird der Körper mager und schwächlich durch Fieber und andere Krankheiten. Dann setzt Dyspnoe (Atemnot) ein und der Mensch verursacht Geräusche wie ein überladener Wagen.

Der Mensch befindet sich immer in der Gewalt des Todes. Wenn er am wenigsten darauf vorbereitet ist, wird er plötzlich vom Tod überrascht. Er meint immer, dem Tod entrinnen zu können; selbst, wenn er weiß, dass er sterben muss, sieht er den Tod nur in sehr weiter Ferne. So wie eine Mangofrucht, eine Feige, eine Beere ihren Stiel los lässt, also auch lässt diese unendliche Seele die Glieder los und eilt wiederum, je nach dem Weg, den sie gekommen ist, um ihre Lebenskräfte entfalten zu können, zurück. Das Selbst, das mit dem Astralkörper identisch ist, trennt sich vollkommen von den Sinnesorganen, wie zum Beispiel dem Auge. Es kann den Körper nach seiner Lösung von ihm nicht mehr mit seinen Lebenskräften erhalten. Ebenso, wie es sich vom Körper und den Organen löst, und in tiefen Schlaf fällt, so trennt es sich im Augenblick des Todes vom Körper und verbindet sich mit einem anderen. Genauso häufig wie der Mensch sich vom Traum zum Erwachen und vom Erwachen zum Traum und von dort zum Tiefschlaf bewegt, so häufig wandert er von einem Körper in den anderen. Lange vor deinem gegenwärtigen Leben ist er durch viele Körper gewandert und wird diese Wanderung auch noch in Zukunft fortführen müssen. Seine zukünftige Daseinsform hängt von Taten, Wissen und seiner vormaligen Erfahrung ab. Er geht von einem Körper in den anderen, um seine Lebenskräfte zu entfalten, das heißt die Früchte seiner Taten zu ernten. Die Lebenskraft ist nur ein Hilfsmittel, um die Belohnung oder Bestrafung zu erleben und darum die Bezeichnung: „Zur Entfaltung seiner Lebenskraft“.

Das ganze Universum dient dem Jiva als Mittel, die Früchte seiner Arbeit zu erleben, und darum wandert er von einem Körper in den anderen. Da er durch seine Taten gebunden ist, erwartet ihn das ganze Universum mit allen Mitteln deren er bedarf, um sein Karma zu beenden. Die Satapatha Brahmana sagt: „Der Mensch wird in den Körper hineingeboren, der genau für ihn erschaffen wurde.“ /VI-ii.2.27) Das entspricht dem Fall eines Menschen, der gerade vom Traum erwacht.

Das Ich ist die Seele und nicht der Körper

Aus: Swami Sivananda [1]: Vedanta für Anfänger

Ein Sinnesorgan ist nicht gleichzusetzen mit der Seele, denn du kannst das gleiche Objekt auch mit anderen Sinnen wahrnehmen. Zum Beispiel: „Ich habe den Baum zuerst gesehen und jetzt berühre ich ihn.“ Solch eine Aussage wäre sinnlos, wenn das „Ich“ nicht vom Auge verschieden wäre (welches seinerseits nicht berühren kann) und nicht von der Haut verschieden wäre (die nicht sehen kann). Das „Ich“ bzw. die Seele unterscheidet sich von den Sinnen.

Zwischen den Sinnen und ihren Objekten, z.B. zwischen Auge und Farbe, Ohr und Geräusch usw. existiert eine feste Beziehung. Es ist das Auge und nicht das Ohr, das Farbe wahrnimmt, und es ist das Ohr und nicht das Auge, das Töne hört. Falls einer dieser Sinne die Seele selbst wäre, so könnte die Seele nur ein Objekt wahrnehmen. Das „Ich“ aber kann viele Objekte wahrnehmen, denn das „Ich“ sieht Farben, hört Töne usw. Daher ist das „Ich“ bzw. die Seele, wo alle Wahrnehmungen zusammenlaufen, von den einzelnen Sinnen verschieden, die ihrerseits jeweils nur ein Objekt wahrnehmen können.

Angenommen, wir leugnen die Existenz einer unsterblichen Seele jenseits unseres sterblichen Körpers. Dies führt zu vielen Paradoxien, wie z.B. das Nicht-Genießen verdienter Handlungen (Kritahani) und das Erfahren unverdienter Handlungen (Akritabhyagama). Jemand der z.B. in diesem Leben eine bestimmte schlechte Tat begeht, leidet vielleicht nicht unbedingt in diesem Leben darunter. Er würde also überhaupt nicht darunter leiden müssen, außer eine Seele würde seine Existenz im nächsten Leben fortführen. Dies ist mit dem Nicht-Erfahren von verdienten Handlungen gemeint. Andererseits finden wir oft Menschen, die für Taten büßen, die sie in diesem Leben nicht begangen haben. Das wäre das Erfahren unverdienter Handlungen, es sei denn, wir glauben an eine Seele, die vor diesem Leben existiert hat und diese Taten einst beging.

Ein Gegenstand wurde zuerst vom linken Auge gesehen und nun vom rechten Auge erkannt. Dieser Umstand wäre unmöglich, gesetzt den Fall, dass die Seele mit dem linken Auge oder dem rechten Auge identisch wäre, basierend auf dem Prinzip, dass der Sitz des Erkennens mit dem Sitz der Wahrnehmung identisch ist. Wir müssen also auf die Existenz einer Seele schließen, die von den Augen verschieden und der gemeinsame Sitz von Wahrnehmung und Erkennen ist.

Die Seele ist auch von den Sinnen verschieden, weil sich die Funktionen der Sinne gegenseitig erregen können. Wenn du eine Mangofrucht erblickst, beginnt der Speichel im Mund zu fließen. Der Geschmackssinn ist angeregt. Der Sehsinn hat eine Erregung des Geschmackssinns verursacht. Dieser Umstand wäre unmöglich, außer wir nehmen an, dass eine Seele existiert, die von den Sinnen verschieden ist und die Sinne in sich vereint. Die Seele erkennt die Frucht und erinnert sich an ihre Eigenschaften. Die Erinnerung regt als Konsequenz den Geschmackssinn an.

Man kann sich nur an diejenigen Objekte erinnern, die man bereits zuvor gesehen hat. Du erinnerst dich an den Geruch eines Objektes, wenn du seine Farbe siehst. Dieser Umstand wäre unmöglich, falls Erinnerung die Eigenschaft der Sinne wäre, z.B. des Auges, welches das Objekt noch nie gerochen hat. Daraus müssen wir schließen, dass die Erinnerung die Eigenschaft eines eigenständigen Gebildes ist, welches Seele genannt wird. Die Seele wiederum ist der Sitz von Wahrnehmung, Farbe und Geruch. Die Seele ist der absolute Seher und von Natur aus Bewusstsein, wohingegen alle anderen Dinge (Objekte, Körper, Sinne, Prana, Gemüt, Intellekt etc.) das Gesehene darstellen und von Natur aus unbelebt sind. Während alles andere vergänglich und unecht ist, ist die Seele die unvergängliche Wirklichkeit.

Copyright Divine Life Society

Das Brahman als Seele

Artikel aus dem Buch „Das System des Vedanta“ von Paul Deussen, Elibron Classics, 2. Auflage, 1906, S. 185 - 191. (Brahman als das Selbst (Atman). Nach 1,4,19-22)

Kein Mensch, er stelle sich wie er wolle, kann heraus aus dem eigenen Selbste; alles in der Welt kann nur insoweit unser Interesse erregen, ja es ist nur insoweit vorhanden für uns, als es, uns affizierend, eingeht in die Sphäre unseres Ich und so gleichsam ein Teil von uns wird. Daher das eigene Selbst mit seinem Inhalte der erste, ja in gewissem Sinne der einzige Gegenstand der philosophischen Forschung ist.

Dieser Gedanke mag uns vorbereiten auf die Betrachtung eines der merkwürdigsten Stücke der Upanishaden, des Gespräches zwischen Yajnavalkya und seiner Gattin Maitreyi, welches in zwei Rezensionen Brih. 2,4 und Brih. 4,5, und zwar in beiden sowohl nach der Lesung der Kanvas, wie auch (im Shatap. Br.) nach der der Madhyandinas, im ganzen also in vierfacher Gestalt vorliegt.

Shankara zitiert, von den identisch lautenden Stellen abgesehen, bald die Rezension in Brih. 2,4 (z. B. p. 385,10. 392,8), bald die in Brih. 4,5 und zwar letztere sowohl in der Kanva-Form (S. 199,1.11. 399,4. 613,2. 648,6. 674,9. 930,5. 974,7. 1142,6) als auch in der Madhyandina-Form (S. 185,15. 386,7. 387,3. 392,10. 794,14. 983,4). Auch das Zitat 646,9-647,1 ist nach den Madhyandinas, jedoch mit Herübernahme des Imam statt Idam von den Kanvas; von beiden abweichend ist das Zitat S. 388,9 und ebendasselbe wieder anders S. 391,8 ; — dies scheint zu beweisen, dass Shankara die Upanishaden vorwiegend aus dem Gedächtnisse zu zitieren pflegt, welches ihm hier, wo vier Rezensionen durcheinander liefen, weniger treu als gewöhnlich sein mochte. Wir analysieren im folgenden die Stelle nach Brih. 2,4 und ziehen die Abweichungen in Brih. 4,5 nur so weit heran, als es von Interesse scheint.

(Zusatz in Brih. 4,5: „Yajnavalkya hatte zwei Gattinnen, Maitreyi und Katyayani; von ihnen war Maitreyi der Rede vom Brahman kundig, Katyayani hingegen wusste nur, was die Weiber wissen [vgl. Ev. Luc. 10,38-421. Nun wollte Yajnavalkya in den andern Lebensstand [aus dem Stande des Hausvaters in den des Einsiedlers] übergehen.) Da sprach Yajnavalkya:

"Maitreyl! Ich werde nun diesen Stand [des Hausvaters] aufgeben. Wohlan, so will ich zwischen dir und der Katyayani da Teilung halten." — Da sprach Maitreyi: "Wenn mir nun, o Herr, diese ganze Erde mit all ihrem Reichtume angehörte, würde ich wohl dadurch unsterblich sein?" - "Mitnichten!" sprach Yajnavalkya, sondern wie das Leben der Wohlhabenden, also würde dein Leben sein; auf Unsterblichkeit aber ist keine Hoffnung durch Reichtum." — Maitreyi sprach: "Wodurch ich nicht unsterblich werde, was soll ich damit tun? Teile mir lieber, o Herr, das Wissen mit, welches du besitzest." — Yajnavalkya sprach: Lieb, fürwahr, bist du uns, und Liebes redest du. Komm, setze dich, ich werde es dir erklären, du aber merke auf das, was ich dir sage."

Die nun folgende Belehrung hebt an mit dem Satze: „Fürwahr, nicht um des Gatten willen ist der Gatte lieb, sondern um des Selbstes willen ist der Gatte lieb." Was hier vom Gatten, das wird weiterhin, unter stehender Wiederholung derselben Formel, ausgesagt von der Gattin, den Kindern, dem Vermögen, dem Brahmanenstand und Kriegerstand, den Welten, Göttern, Wesen und zuletzt zusammenfassend von allem; — alles dies ist nicht lieb um seinetwillen, sondern um des Selbstes willen. — Hierin kann man zunächst nichts weiter finden, als den von uns zu Eingang dieses Abschnittes ausgesprochenen Gedanken; Shankara hingegen ad Brih. S. 448,7 erklärt, dass hier die Entsagung (Vairagya) als Mittel zur Unsterblichkeit gelehrt werde.

Und allerdings, wenn es sich bei allem doch nur um Befriedigung des Selbstes handelt, so fragt sich weiter, was denn unser wahres und eigentliches Selbst ist? Und hier wird das indische Bewusstsein ganz von selbst durch das Wort Atman (Selbst, Seele, Gott) darauf hingeleitet, in Gott unser eigentliches Ich, in einer Zurückziehung auf ihn die Befriedigung, welche wir in allen Verhältnissen des Lebens suchen, zu finden.

So liegt hier der eigentliche Nervus Probandi in dem von tiefer philosophischer Einsicht zeugenden Gebrauche des Wortes Atman: Was wir begehren, das ist überall und immer nur Befriedigung des eigenen Selbstes; unser Selbst aber ist identisch mit der höchsten Gottheit und nur scheinbar von ihr verschieden; wer diesen Schein durchschaut, wer sich Gottes als seines Selbstes bewusst geworden ist, der hat und besitzt die volle Befriedigung, die er durch alles Streben nach Äußerlichem vergebens suchte.

In diesem Sinne heißt es weiter: „Das Selbst, fürwahr, o Maitreyi, soll man sehen, hören, überdenken und erforschen; wer das Selbst sieht hört, überdenkt und erforscht, der hat diese ganze Welt erkannt." — Wer dies erkannt hat, der weiß sich eins mit allem Seienden; wer es nicht erkennt, dem stehen alle Wesen fremd und feindselig gegenüber; dies besagt das Folgende, in welchem ausgeführt wird, dass Brahmanen und Krieger, Welten, Götter und Wesen, dass alles denjenigen preisgibt oder von sich ausschließt (Paradat), der alles dieses außerhalb des Selbstes weiß. — Nicht in seinen wesenlosen Erscheinungen kann man das Selbst ergreifen, sondern in dem, was die Erscheinungen hervorbringt; wer dies begriffen hat, der hat die Erscheinungen mit begriffen; diesen Gedanken enthalten die nun folgenden Bilder: Wenn eine Trommel gerührt, eine Muschel geblasen, eine Laute gespielt wird, so kann man die von ihr ausgehenden Töne nicht greifen; ergreift man aber das Instrument oder den Spieler, so hat man die Töne zugleich mit ergriffen. — Wie aus feuchtem Holze, wenn es brennt, die Rauchwolken ausgehen, so sind aus diesem großen Wesen alle Veden und (wie in Brih. 4,5 zugesetzt wird) alle Welten und Kreaturen ausgehaucht worden.

Der Atman ist der Vereinigungspunkt (Ekayanam) für alle Wesen wie der Ozean für alle Gewässer, die Haut für alle Tastempfindungen, die Zunge für alle Geschmäcke, die Nase für alle Gerüche, das Auge für alle Gestalten, das Ohr für alle Töne usw. — Aber warum sieht man nicht den Atman, der allein wesenhaft ist, sondern nur seine wesenlosen Erscheinungen? Hierauf antwortet das folgende, durch Chand. 6,13 als ursprünglich gesicherte, aber, wegen seiner dogmatischen Bedenklichkeit schon in der jüngern Rezension Brih. 4,5 gänzlich verunstaltete Bild:

«Wie ein Salzklumpen, ins Wasser geworfen, sich in dem Wasser auflöst, also dass man ihn nicht herausziehen kann, aber an welcher Stelle man davon kostet, überall ist es salzig, — so fürwahr auch dieses große, endlose, uferlose durch und durch Erkenntnis seiende Wesen. Aus diesen Kreaturen erhebt es sich [als erkennender Geist] und mit ihnen gehet es wieder zugrunde; nach dem Tode ist kein Bewusstsein! so fürwahr sage ich.»

Also sprach Yajnavalkya. Da sprach Maitreyi: «Damit, o Herr, hast du mich verwirrt, dass du sagst, nach dem Tode sei kein Bewusstsein.» Aber Yajnavalkya sprach: «Nicht Verwirrung wahrlich rede ich; was ich gesagt, genügt zum Verständnisse: Denn wo eine Zweiheit gleichsam ist, da siehet einer den andern, da riecht, hört, redet an, bedenkt, erkennt einer den andern; wo aber einem alles zum eigenen Selbste geworden ist, wie sollte er da irgendwen sehen, wie sollte er da irgendwen riechen, hören, anreden, bedenken, erkennen? Durch welchen er dieses alles erkennt, wie sollte er den erkennen, wie sollte er doch den Erkenner erkennen?» — (Zusatz in Brih. 4,5: « Nun weißt du die Lehre, o Maitreyi; dieses fürwahr reichet hin zur Unsterblichkeit.» So sprach Yajnavalkya und zog von dannen.

Die Bemerkungen des Badarayana und Shankara über diese Stelle sind von besonderem Interesse, sofern sie uns einen Einblick in gewisse prinzipielle Differenzen innerhalb der Vedantaschule gewähren, wobei Ashmarathya und Audulorni, jeder in seiner Weise, die rationalistische, exoterische, hingegen Kashakritsna die mystische, esoterische Auffassung vertreten. — Wie gewöhnlich erhebt sich die Frage, ob an unserer Stelle unter dem „Selbst" die individuelle oder die höchste Seele zu verstehen sei (S. 385,13); was beide unterscheidet, sind nur die Bestimmungen (Upadhi), nämlich Leib, Sinnesorgane, Tatorgane, Manas und Buddhi, in welche gekleidet die höchste Seele eben als individuelle Seele erscheint; auf ihnen beruht es, dass sie Genießer (oder Leider, Bhoktar) und Täter (Kartar) ist, von welchem beidem die höchste Seele, d. h. das Brahman, frei ist.

Nun sind in unserer Stelle unverkennbar Züge enthalten, welche nur der individuellen Seele zukommen; so der Eingang, in dem von der Liebe der Seele zu den Dingen die Rede ist, was nur von dem Genießer verstanden werden kann (S. 386,5); so die Lehre, dass die Seele sich aus diesen Kreaturen erhebe und wieder mit ihnen zugrunde gehe (S. 386,9); so endlich der Ausdruck „Erkenner", der einen Täter bezeichnet (S. 386,11). Auf der andern Seite nötigt uns der ganze Zusammenhang (p. 3386,15), an die höchste Seele zu denken:

nur ihre Erkenntnis gewährt die von Maitreyl erstrebte Unsterblichkeit (S. 387,4); nur von ihr gilt, dass, indem sie erkannt ist, alles erkannt ist (S. 387,6); wie denn auch der Satz, dass alle den ausschließen, der sie außerhalb der Seele weiß, nur von der alles einschließenden, höchsten Seele verstanden werden kann (S. 387,13); eben dieses gilt von den Gleichnissen von der Trommel usw. (S. 387,14) und von der Stelle, wo die Seele als die Ursache des Veda usw. (S. 388,1) und als der Vereinigungspunkt alles Seienden bezeichnet wird (S. 388,4).

Darf sonach nur die höchste Seele verstanden werden, so fragt sich, wie wir uns mit den obenerwähnten Zügen abfinden, die nur auf die individuelle Seele passen? Ashmarathya sieht in ihnen eine Bürgschaft der Gewähr des Versprechens, dass mit dem Atman alles erkannt sei; begreife er alles, so begreife er auch die individuelle Seele (S. 388,8 fg. 390,10. 391,12). Wie dieser trotz der Wiederholungen nicht recht klar formulierte Meinung darauf hinausläuft, die Seele als einen Teil von Brahman, und somit die Beziehung beider zueinander als eine räumliche zu fassen, so stellt Audulomi zwischen beiden ein zeitliches Verhältnis auf:

Weil die Seele zeitweilig (im Tiefschlafe) mit Brahman eins werde, deswegen erscheine sie in der fraglichen Stelle zur Einheit mit ihm verbunden (S. 389. 390,12. 392,1). Beiden gegenüber macht Kashakritsna, dessen Meinung Shankara als die schriftgemäße festhält (S. 390,14. 393,11), die Lehre von der Identität geltend, vermöge derer die höchste Seele selbst und ganz in Gestalt der individuellen Seele vorhanden sei (S. 390,2. 392,3), die Vernichtung der Erkenntnis beim Tode nur eine solche der individuellen Erkenntnis (Vishesha - Vijnanam) bedeute (S. 392,7) und die Bezeichnung Gottes als des „Erkenners" keine Täterschaft, sondern nur ein Bestehen aus lauterem Erkenntnisstoffe anzeige (S. 393,9), wie ja auch das Wesen der Erlösung in der unwidersprechlichen Gewissheit der Erkenntnis, dass Gott und die Seele eins sind, und der aus ihr folgenden absoluten Befriedigung bestehe (S. 395,3).

Ähnlichen Betrachtungen darüber, dass die Verschiedenheit zwischen Gott und Seele ein bloßer Schein, die Erlösung aber die Durchschauung dieses Scheines sei, werden wir noch vielfach im Verlaufe begegnen; aber alle derartige Versuche, die Erlösung als eine neue Art der Erkenntnis zu begreifen, geben über das Wesen derselben (wie es an Beispielen dem Inder entgegentrat und uns entgegentritt) keinen befriedigenden Aufschluss und können ihn nicht geben, so lange man nicht den Begriff der moralischen Umwandlung herbeizieht, der vom Christentume so stark betont wird, dem indischen Denken aber fremd geblieben ist.

Dies scheint man auch in der Vedantaschule gefühlt zu haben; — gegen die, welche sich mit der auf bloß intellektuellem Gebiete gesuchten Lösung der Frage nicht beruhigen konnten, scheinen die Worte Shankaras am Schlusse unseres Abschnittes gerichtet zu sein: „Diejenigen aber, welche hartnäckig sind und den Sinn des Schriftwortes bedrängen, die bedrängen damit die zum Heile führende universelle Erkenntnis, halten die Erlösung für etwas Gemachtes und [folglich] Vergängliches und fügen sich nicht dem, was regelrecht ist" (S. 396,3).

Swami Sivananda über Seele und Krishna

Auszüge aus dem Buch: Lord Krishna, His Lilas and Teachings; Nacherzählung der Geschichte "Bindung und Befreiung"

Shri Krishna sprach: „Dass die Seele gebunden oder frei sei, heißt es nur in Bezug auf die Gunas; in Wirklichkeit ist es nicht so. Da die Gunas ihren Ursprung in der Maya haben, eine Schöpfung der Maya (der verhüllenden Kraft des Absoluten) sind, gibt es in Wirklichkeit weder Bindung noch Befreiung. Leid und Täuschung, Freude und Kummer, selbst Annehmen immer neuer Körper – all dies ist nur Maya. So wie der Traum nur ein Gebilde des Geistes ist, so ist auch der Kreislauf der Wiedergeburten aus einer höheren Sicht nicht real. O kluger Uddhava! Der Jiva ist Teil von mir und nur durch seine diesbezügliche Unwissenheit gebunden. Durch die Erkenntnis dessen ist er befreit. Er ist gebunden, solange er fälschlicherweise denkt, dass er getrennt von mir existiert. Die Befreiung erlangt er, sobald er erkennt, dass er und ich in Wahrheit eins sind. Nun will ich dir den Unterschied zwischen einer gebundenen Seele und einer befreiten Seele erklären, die zwar beide in einem Körper sind, aber mit völlig verschiedenen Eigenschaften.

Zwei Vögel, die gleich aussehen (denn beide sind Manifestationen des einen Bewusstseins), haben auf demselben Baum (dem Körper) ihr Nest. Einer von ihnen (der Jinva) isst die Früchte des Baums (die Ergebnisse seiner Handlungen in einem Körper), während der andere (Ishvara), sie nicht isst und dennoch größer und stärker ist. Wer die Früchte (des Karmas) nicht isst, ist weise. Er kennt sowohl sich selbst als auch den anderen, im Gegensatz zu demjenigen, der die Früchte isst, denn dieser ist mit Avidya (Unwissenheit) verbunden und dadurch gebunden, während derjenige mit Vidya (Wissen) ewig frei ist. Der Weise ist im Körper, wird jedoch nicht von ihm begrenzt und konditioniert. Er ist wie jemand, der aus einem Traum erwacht. Wer sich mit dem Körper identiiziert ist wie jemand im Traum, der den Traum für wirklich hält.

Die Sinnesorgane nehmen die Sinnesobjekte wahr. Der Weise identifiziert sich nicht mit ihnen und ist daher von ihnen nicht wirklich betroffen. Der Unwissende jedoch der sich mit dem Körper identifiziert, in dem die Sinnesorgane handeln, hält sich für den Handelnden und bleibt so gebunden. Der Weise wird nicht durch seine Handlungen gebunden wie der Unwissende, da er dank seiner Erkenntnis ohne Anhaftung bleibt, egal ob er nun schläft, sitzt, geht, ein Bad nimmt, sieht, berührt, riecht, isst, hört, usw. Denn er weiß, dass die Gunas in ihrer Zusammensetzung als die Sinnesorgane handeln und wahrnehmen und nicht sein Selbst. Er identifiziert sich nicht damit, sondern nimmt all die Aktivitäten und Erfahrungen der Organe, des Körpers und der Psyche als stiller Zeuge wahr. Obwohl auch er in der Welt (Prakriti) lebt, bleibt er doch von ihr unberührt wie der Himmel, die Sonne und die Luft. Die Sonne reflektiert sich im Wasser, ist aber nicht mit dem Wasser verbunden. Die Luft bewegt sich überall hin, haftet aber an nichts. Der Äther/Raum durchdringt alles, hängt aber an nichts. Dank seiner Leidenschaftslosigkeit wird sein Geist klar und die Zweifel verschwinden. Wie jemand, der gerade aus einem Traum erwacht ist und von seinen Traumerlebnissen nicht betroffen ist, zieht sich der Weise innerlich von den mannigfaltigen Erscheinungen des Körpers und der Welt zurück und lässt sich nicht mehr von der scheinbaren Vielfalt täuschen. Er weiß, dass der Jiva nichts anderes ist als Brahman und sieht Brahman überall.

Wenn Atem, Sinnesorgane, Geist, Psyche und Intellekt ihre Funktion erfüllen, ohne dass man ein bestimmtes persönliches Ziel damit verfolgt, ist man frei von den Attributen des Körpers, obwohl man im Körper wohnt. Man ist frei von den Banden des Karma, obwohl man (das Bewusstsein) noch vom Körper umgeben ist. Wer unbeeindruckt bleibt, egal ob er beleidigt oder verehrt wird, ist weise. Er lobt andere nicht für ihre guten Taten und tadelt sie nicht für ihre schlechten. Er ist frei von Verdienst und Fehlern. Er kennt weder Positives noch Negatives. In seinem eigenen Selbst ruhend, handelt er in Wahrheit nicht, spricht nicht, denkt nicht. So lebt er in der eigenen Glückseligkeit und ist sich der äußeren Welt nicht bewusst. Wenn jemand im Veda gelehrt ist, aber nicht in Brahman gefestigt ist, wenn er keine direkte intuitive Selbstverwirklichung hat, ist all seine Gelehrtheit fruchtlos.

Wenn man durch solche Unterscheidungskraft die Vorstellung einer getrenntenWelt überwunden hat, sollte man allem entsagen. Wenn du den Geist nicht stets auf Brahman gerichtet halten kannst, dann führe alle Handlungen aus, ohne einen Lohn dafür zu erwarten und bringe sie mir (Gott) dar.

Nach Karma Yoga und Jnana Yoga unterweist Shri Krishna jetzt in Bhakti Yoga: O Uddhava! Man wird fest in seiner Hingabe, indem man Geschichten über mich hört oder liest, sich an mein Leben und meine Taten erinnert, meinen Namen (Mantra) rezitiert und singt, alle Handlungen um meinetwillen ausführt und sie mir darbringt, mich als einzige Zuflucht ansieht und all seinen Pflichten, Wünschen und seinen Wohlstand zu mehren nur um meinetwillen nachkommt. Durch das Zusammensein mit anderen Devotees und Weisen wird die Hingabe stärker und man wird mich ganz sicher erreichen.“

Siehe auch

Literatur

  • Vedanta für Anfänger von Swami Sivananda
  • Sri Shankaracharya: Das Kronjuwel der Unterscheidung
  • Vedanta - Der Ozean der Weisheit von Swami Vivekananda
  • Paul Deussen: Das System des Vedanta, Elibron Classics, 2. Auflage, 1906.
  • Soami Divyanand: Vedamrit - Die Botschaft der Veden. ISBN 3-926696-03-6 (Übersetzung der Veden auf Deutsch, Bd. 1); ISBN 3-926696-13-3 (Bd. 2); ISBN 3-926696-26-5 (Bd. 3)
  • Wilfried Huchzermeyer: Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur.(edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-22-8
  • Moritz Winternitz: Geschichte der Indischen Literatur, Leipzig, 1905 - 1922, Vol. I - III. Reprint in englischer Übersetzung: Maurice Winternitz: History of Indian Literatur, Motilal Barnarsidass, Delhi, 1985.
  • Aurobindo: Das Geheimnis des Veda, 2. Auflage 1997, Hinder + Deelmann, ISBN 3-873481-65-0
  • Lokamanya Bâl Gangâdhar Tilak: Orion ou Recherches sur l'Antiquité des Védas, Milan, Éditions Archè, 1989

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