Körper
Der Körper in dem im nachfolgenden Artikel beschriebenen Sinn ist nach der Yogaphilosophie der physische, grobstoffliche Körper (Sthula Sharira), der die erste der fünf Hüllen des Körpers, die Nahrungshülle (Annamaya Kosha), enthält. Neben dem grobstofflichen Körper gibt es noch den feinstofflichen Körper oder Astralkörper (Sukshma Sharira oder Linga Sharira) und den Kausalkörper Karana Sharira.
Der feinstoffliche Körper (Sukshma oder Linga Sharira) enthält drei Hüllen, die Energiehülle (Pranamaya Kosha), die Hülle des einfachen Denkens und der Emotionen (Manomaya Kosha) und die Hülle des Intellekts und der Unterscheidungskraft zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen (Vijnanamaya Kosha).Der Kausalkörper (Karana Sharira) bringt den feinstofflichen und den grobstofflichen Körper erst hervor; er enthält die Hülle der Wonne oder Glückseligkeit (Anandamaya Kosha).
Dein Körper meint es gut mit dir - sei dankbar und behandle ihn gut
Dein Körper meint es immer gut mit dir. Dein Körper ist ein Teil der Natur. Die Natur ist weiser als wir es sind, denn wir haben uns weit von ihr entfernt. Dein Körper weiß, was er tut, doch oft wird er missverstanden. Wie ist dein Verhältnis zu deinem Körper? Ist er dein bester Freund? Bist du ihm dankbar für alles, was er für dich tut? Unterstützt du ihn optimal dabei, dich durchs Leben zu tragen? Beobachtest du ihn, hörst du ihm zu? – Trage Verantwortung für deinen Körper in jeglicher Hinsicht. Schöpfe alle Möglichkeiten aus, die du hast, um ihn auf leichte Art und Weise zu unterstützen.
Solange du nicht genügend Wasser trinkst, wie später ausführlicher erklärt, wird sich dein Körper sehr schwer tun, gesund zu werden. Sorge ebenfalls für ausreichend Bewegung. Muskelaktivität erzeugt eine gute Durchblutung, fördert den Abtransport der Schlackenstoffe und den Abbau von Stresshormonen, die sich andernfalls im Körper ansammeln und das System dauerhaft belasten. Egal unter welchen Beschwerden du momentan leidest: genügend Wasser trinken und ausreichend Bewegung bessern den Zustand.
Sorge auch für gesunden Schlaf. Höre dabei auf deinen Körper. Wenn er müde ist, ist er müde. Punkt. Bekämpfe die Müdigkeit nicht mit Kaffee oder Autosuggestion. Lasse deinen Körper sich ausruhen zu seiner Zeit – und du wirst bemerken, dass er sich einfacher und schneller erholt, als wenn du ihm künstliche Zeiten vorgibst. Schaue, dass der Schlaf unbelastet ist von schweren Gedanken, Ärger und Sorgen, aber auch von Elektrosmog, Spiegeln und anderen Störfaktoren im Schlafzimmer. Alles das belastet die notwendigen Erholungsphasen.
Wenn dir Veränderungen schwer fallen, denke daran, es ist nicht leichter, wenn der Zustand so bleibt, wie er ist. Fordere dich selbst heraus. Du tust dir und deinem Köper damit etwas Gutes. Sobald du mit ersten Schritten beginnst, wird sich vieles in deinem Leben zum Positiven wandeln. Beginne zu kommunizieren mit deinem Körper, mit deinen Organen. Sobald du anfängst, deinem Körper zuzuhören, hast du einen guten Verbündeten, mit dem du gemeinsam die Probleme in Angriff nehmen kannst.
Lerne deinen Körper besser zu verstehen. Wir sind so geprägt, dass wir glauben, in dem Augenblick, wo wir ein Symptom spüren, würde ein Schaden entstehen. Dieses Geschehen wollen wir dann möglichst schnell unterdrücken, damit der Schaden nicht größer wird. Der Schaden ist aber irgendwann in der Vergangenheit entstanden, als der Körper durch etwas überfordert wurde. Schmerz taucht zumeist viel später auf als das verursachende Geschehen. In den häufigsten Fällen ist die Symptomatik nicht der Schaden sondern die Reparatur! Wir erleiden dann Schmerzen, wenn der Körper den Schaden wieder repariert. Vielleicht hilft dir dieses Wissen, eine positive Einstellung zu deinem Körper zu bewahren.
Von seiner Entwicklungsgeschichte her ist unser Körper darauf ausgerichtet, Schmerzen zu kompensieren, um uns funktionstüchtig zu halten. Schmerz taucht immer erst dann auf, wenn das System ihn nicht mehr kompensieren kann. Oder es beginnt Schädigungen zu reparieren, wenn nach einer stressbeladenen Zeit Ruhe einkehrt, am Feierabend, am Wochenende, im Urlaub. Wir empfinden dann diese Reparatur als Schmerz. In Wahrheit zwingt er dich mit den Schmerzen oder mit einer Krankheit zur Ruhe, damit er Selbstheilung vollziehen kann. – Das ist wahrscheinlich eine vollkommen neue Sichtweise, mit der du dich erst auseinandersetzen musst.
Wer Symptome bekämpft, leidet und entwickelt einen gewissen Unmut gegenüber seinem Körper. Er kann das Grundvertrauen in den Körper und in das Leben verlieren. Dann ist es schwierig, dass Heilung geschieht, weil ein Kampf herrscht zwischen dem Denken, den Gefühlen und dem Körper. Es besteht keine Einigkeit mehr. Dagegen ist eine vertrauensvolle, liebevolle Haltung dem Körper gegenüber die beste Voraussetzung für jede Heilung!
- © 2019 Text: Bhajan Noam
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Der menschliche Körper
Artikel von Swami Sivananda aus seinem Buch "Practice of Nature Cure“, S.28-30. Divine Life Society
Es ist notwendig, die Struktur und die Funktionen des menschlichen Körpers zu kennen, wenn man etwas über Gesundheit und Krankheit erfahren möchte. Der menschliche Körper entsteht aus einer einfachen Eizelle. Eine Zelle ist die kleinste lebende Einheit. Das Ei teilt sich selbst im Mutterleib und so werden zwei Zellen daraus, dann vier und so weiter. Die Eizelle der Mutter verbindet sich mit dem Sperma des Vaters.
Der Körper wird durch die Nahrung, die man zu sich nimmt, gebildet. Die Knochen, die Muskeln, die Nerven, Arterien und Venen, die Haut, Nägel, Haare und Zähne, das Gehirn, die Lungen, die Leber, Nieren und Darm sind alle aus Blut entstanden. Lymphe, Blut, Muskeln, Knochen, Fett, Nerven, Fasern und Membranen bilden die Gewebe des Körpers.
Im Körper finden wir das Verdauungssystem, Ausscheidungssystem, Nervensystem, Atmungssystem, den Herzkreislauf, die Fortpflanzungsorgane, Muskeln, Knochen. Der Körper besteht aus Kopf, Hals, Rumpf, Armen und Beinen. Die Knochen und die Muskeln bilden die Hauptstruktur und geben dem Körper Form und Beweglichkeit. Der Schädel enthält das Gehirn, welches aus Großhirn, Kleinhirn und verlängertem Rückenmark besteht.
Es gibt verschiedene Gehirnzentren wie das Atmungszentrum, welches die Atmung kontrolliert, das Zentrum, das die Temperatur des Körpers kontrolliert, das Sprach-, Hör-, Sehzentrum, das Zentrum der Intelligenz, des Fühlens, des Geschmacks und des Geruchs. Es gibt zwölf Gehirnnerven, die das Gehirn verknüpfen.
Das sympathische Nervensystem wird auch unwillkürliches Nervensystem genannt, weil wir dieses System nicht durch unseren Willen kontrollieren können. Seine Funktionsfähigkeit ist unabhängig vom Gehirn. Es befindet sich an den beiden Seiten der Wirbelsäule. Eine der wichtigsten Funktionen des sympathischen Nervensystems ist die Regulierung des Herzen und der Blutgefäße. Das Rückenmark verläuft durch den Spinalkanal in der Wirbelsäule. Die Wirbelsäule hat 26 Wirbel, die Brust- und Rippenknochen sind 25, die der Arme 64, der Beine 62, die des Kopfes 8 und des Gesichts 14. Insgesamt sind es 199.
Der Rumpf besteht aus dem oberen Teil, dem Brustkorb und dem unteren Teil, dem Bauch. Die Röhre, die die Luft während der Atmung durchfließen lässt, wird Luftröhre genannt. Am Ende des Mundes vergrößert sich diese Röhre und mündet in einer großen Öffnung, dem Kehlkopf. Hier befinden sich die Stimmbänder. Die Luft fließt durch die Luftröhre. Die Luftröhre teilt sich weiter unten in die beiden Zweige, die Bronchien genannt werden. Diese bringen die Luft in die Lungen. Es gibt zwei Lungen, die rechte und die linke.
Das Herz befindet sich zwischen den beiden Lungen im Brustkorb. Es ist die Pumpanlage für das Blut. Eine große Arterie, die Aorta hat ihren Ursprung in der Herzkammer des unteren Teils der linken Herzseite und versorgt den ganzen Körper mit reinem Blut. Die Aorta verzweigt sich bis sie schließlich in winzigen Blutgefäßen und Kapillaren endet. Das Blut versorgt den Körper mit Nährstoffen, das verbrauchte Blut fließt durch die Venen und erreicht den oberen Teil der rechten Herzseite, den Vorhof. Das Blut fließt zu den Lungen vom rechten Vorhof. Dort wird es gereinigt und kehrt zum oberen Teil des linken Herzens zurück. Das wird Blutkreislauf genannt.
Der Mund, die Zähne, die Zunge, die Speiseröhre, der Magen, der Dickdarm, der Dünndarm, Rektum, Anus, die Leber und die Bauchspeicheldrüse bilden das Verdauungssystem. Das Essen gelangt vom Mund über die Speiseröhre in den Magen. Das Essen wird teilweise im Magen verdaut, kommt dann in den Dünndarm. Dort wird es mit Pankreassaft und Galle gemischt. Die verdaute Essenz der Nahrung wird über das Blut aufgenommen und nährt den Körper. Das Unverdaute kommt in den Dickdarm und sammelt sich im Rectum als Fäkalien. Die Leber stellt Galle her, die Fett verdaut. Die Galle sammelt sich in der Gallenblase. In den Nieren wird Urin gebildet, welches sich in der Harnblase sammelt.
Die Haut besteht aus Epidermis und Derma. Schweißdrüsen, die Schweiß absondern, befinden sich in der Haut. Der Darm, die Nieren, die Lungen und die Haut sind Ausscheidungsorgane.Die Essenz und die Vitalität eines Mannes liegen in den Hoden und bei der Frau in den Eierstöcken. Gesundheit, Kraft und Lebenslänge hängen größtenteils von der Konservierung sexueller Energie ab. Missbrauch der Sexualorgane ist die Ursache vieler Erkrankungen.
Schulung des Körpers
- Abschnitt aus dem Buch "Erfolgreich leben und Gott verwirklichen" von Swami Sivananda -
Körperliche Schulung oder Entwicklung des Körpers ist ebenso wichtig wie die Entfaltung des Geistes, des Willens oder des Gedächtnisses. Wird der Körper nicht kräftig und gesund, stark und aktiv gehalten, ist keine Entwicklung möglich. »Mens sana in corpore sano« - ein gesunder Geist in einem gesunden Körper - ist ein weiser Ausspruch. Der Körper ist der Tempel Gottes, der immer vollkommen sauber gehalten werden sollte.
Es gibt verschiedene Arten von körperlicher Schulung. Ihr müsst euren Notwendigkeiten, eurem Geschmack, Temperament und euren Fähigkeiten entsprechende wählen. Ein Mensch von zarter und schwächlicher Gesundheit sollte keine langen und schnellen Spaziergänge unternehmen. Man sollte immer versuchen, allein zu gehen. Dann kann man überall die Gegenwart des Allmächtigen spüren und in vollkommener Harmonie mit der Natur sein.
Sehr angenehm sind Morgenspaziergänge. Der kühle Wind ist erfrischend und belebend. Der Duft der Blumen aus den Gärten stärkt die Kräfte. Der Spaziergang sollte vor Sonnenaufgang beendet sein. Langsames Gehen wie bei einer Trauungsfeierlichkeit ist nicht segensreich. Darum gehe schnell - Schwitzen ist gesund. Du kannst hierbei Atemübungen vorteilhaft ausführen: Sechs Schritte lang einatmen, den Atem sechs Schritte lang anhalten und wieder sechs Schritte lang ausatmen. Dies ist eine gute Übung.
Noch eine andere Übung für die Schulung des Körpers: das Rennen bzw. Laufen/Joggen. Die Lungen weiten sich, das Blut wird gereinigt. Laufe in frischer Luft. Dies ist die beste Übung, die ich sehr empfehle. Besonders segensreich ist das Laufen am Meeresufer. Du kannst deine Lungen mit der doppelten Menge reinen Sauerstoffs füllen. Wiederhole dabei in Gedanken Om. Dies wird der physischen Übung einen geistigen Aspekt geben. Reibe den Schweiß mit der Hand in den Körper ein. Benutze kein Handtuch.
Das Schwimmen ist eine der besten Übungen für den Körper. Es streckt alle Rückenmuskeln. Das ist gut für Rheuma. Man kann auch beim Schwimmen Atemübungen ausführen. Ebenso ist Tennis gut und gesund. Man bewegt sich auf eine nicht anstrengende Weise und ermüdet nicht schnell. Die Fußgelenke und Finger werden hierbei gestärkt.
Wer kräftig Brust und Arme, Schultern und andere Muskeln entwickeln will, soll Gymnastik treiben. Die indischen Übungen sind besonders gut, um alle Glieder des Körpers gleichmäßig auszubilden. Man kann diese Übungen überall ausfUhren; ihre Wirkung hält an. Auch Yoga-Stellungen (Asanas) und Atemschulungen (Pranayama) haben großen Erfolg bei körperlichen Schwächen. Asanas haben auch eine geistige Wirkung. Sie können Kundalini Shakti, die Schlangenkraft, erwecken.
Asanassind mehr als eine physische Übung. Es ist eine innere Massage der inwendigen Organe und heilt dadurch Krankheiten, eine Wohltat, die durch andere Übungen kaum erreicht wird. Kriya Yoga heilt Krankheiten des Magens und verstärkt das Feuer der Verdauung. Er ist von größter Macht und Wirksamkeit. Es gibt auch ausgezeichnete Übungen, um die Wirbelsäule elastisch zu halten. Wenn dies nicht geschieht, wird das Rückgrat verknöchern und schnell degenerieren. Wer diese Übungen für die Elastizität der Wirbelsäule ausführt, wird immer beweglich bleiben und niemals alt wirken.
Bei jeder Übung sollten die Glieder bewegt werden: Arme und Beine kräftigen; die Wirbelsäule nach vorn, nach hinten und seitwärts beugen; Brust, Hals und Bauch bewegen. Beachte bei den Übungen folgendes:
Führe sie mit strengster Regelmäßigkeit aus. Wenn du kräftig übst, musst du substantielle Nahrung zu dir nehmen. Saure Milch, Fett, Butter, Nüsse gehören dazu. Nach Beendigung der Übungen solltest du etwas Leichtes essen. Wiege dich einmal im Monat und schreibe dein Gewicht auf. Die Übungen können am Morgen und am Abend ausgeführt werden. Zuvor ist eine halbe Stunde Ruhe notwendig. Wenn du vollkommen enthaltsam lebst, wirst du erstaunenswerte Erfolge haben. Stärke deinen Körper und gehe deinen geistigen Weg. Man sollte am Morgen Asanas ausführen, körperliche Übungen am Abend. Wenn du diese am Morgen machst, dann ruhe dich etwa 15 Minuten nach Beendigung der Asanas aus.
Die Asanas sollten an einem offenen, luftigen Ort ausgeführt: werden. Gehe bei diesen Übungen nicht ins Extrem. Es muß während der Asanas und Übung und auch danach noch ein Gefühl der Heiterkeit bestehen bleiben und keine Empfindung von Depression oder Müdigkeit auftauchen. Sonst hast du deine Fähigkeit überschritten und dich überfordert.
Behandle deinen vergänglichen Körper als Diener und Werkzeug und fühle dich vollkommen verschieden von ihm. Er besteht aus den fünf Elementen, die der Zerstörung und Vernichtung unterworfen sind, während du in deinem Wesen die Wirklichkeit, der alles durchdringende unvergängliche Atman bist. Ebenso wie das Haus, in dem du lebst, von dir getrennt ist, so ist auch dieser Körper, in dem du dank deiner Unwissenheit für eine Zeit gefangen bist, völlig gesondert von dir.
Identifizierung mit diesem Körper ist der Grund für deine Knechtschaft und die menschlichen Leiden und die Trübsal. Werde nicht der Sklave deines Körpers. Er muss zu allen Zeiten und unter allen Umständen deinen Befehlen gehorchen und nicht umgekehrt. Du mußt bereit sein, diesen Körper aufzugeben oder ihn einem gerechten und edlen Zweck zu unterstellen. Übe Selbstverleugnung, Selbstverneinung und Opfer deiner selbst.
Zum Abschluss, ihr Kinder des Lichts und der Unsterblichkeit: Haltet euren Körper stark, gesund und aktiv durch regelmäßige körperliche Schulung. Führt ein glückliches, zufriedenes Leben. Benutzt dieses Körperpferd, um eure Bestimmung, Brahma Nirvana zu erreichen. Benutzt diesen Körper als ein Boot, mit dem ihr den Strom des Lebens überquert zum anderen Ufer der Unsterblichkeit und Furchtlosigkeit hin.
Körper aus yogischer Sicht
3 Körper und 5 Hüllen - Gesundheit und Krankheit aus Yoga Sicht
Was ist Gesundheit? Was ist Krankheit? In diesem Video spricht Sukadev darüber aus der Sicht des Yoga und unter anderem über die über die 3 Körper und 5 Hüllen. Er nimmt dabei einen sehr weiten Blickwinkel ein: Er bezieht Körper, Prana (Lebensenergien), Emotionen, das Mentale, das Intellektuelle und das Transzendente mit ein. Körper und Psyche beeinflussen sich gegenseitig – das weiß inzwischen jede/r. Aber es gibt noch viel mehr Wechselwirkungen – deren Kenntnis für Wiedererlangung und Erhaltung von Gesundheit essentiell sein kann.
Verhältnis der Seele zum Leibe
Artikel aus dem Buch "Das System des Vedanta“ von Paul Deussen, Elibron Classics, 2. Auflage, 1906, S. 329-338.
In dem Abschnitte 2,3,19-32, den wir im gegenwärtigen Kapitel analysieren wollen, wird die in der Überschrift angedeutete Frage vorwiegend nach der quantitativen Seite behandelt, sofern dabei die Untersuchung der (räumlichen) Größe der Seele im Vordergrunde steht. Bei dieser Gelegenheit aber kommt es zu Erörterungen, welche wesentlich dazu beitragen werden, im weitern Verlaufe eine deutliche Vorstellung (soweit eine solche überhaupt möglich ist) über das Verhältnis der Seele 1) zu ihren Organen (Mukhya Prana, Manas und Indriyas), 2) zu dem sie tragenden, aus den Samen der Elemente bestehenden feinen Leibe, welcher an der Wanderung teilnimmt, 3) zu dem aus den Elementen selbst bestehenden groben Leibe, d. h. dem Körper, zu gewinnen.
Ein klarer Begriff von der Raumlosigkeit des Ansichseienden fehlt noch in unserm Systeme; an seine Stelle tritt die Lehre von der unendlichen Größe (Vibhutvam) oder Allgegenwart (Servagatatvam) der Seele; ihr entgegen stehen zwei andere Auffassungen: die Ansicht, dass die Seele von minimaler Größe (Anu) und die Meinung der Jainas, wonach die Seele von einer bestimmten, mittleren Größe, nämlich so groß wie der Leib ist. Wir beginnen mit der Erörterung der letzteren Ansicht, die wir aus 2,2,34-36 in diesen Zusammenhang herübernehmen.
Du bist nicht der Körper: Video Vortrag
Die Meinung der Jainas, dass die Seele so groß sei wie der Leib.
Ist die Seele, wie die Arhatas wollen, so groß wie der Leib, so ist sie begrenzt und folglich, wie alle begrenzten Dinge, nicht ewig (vgl. Anm. 43, S. 72). Dazu kommt, dass die Größe des Leibes wechselt. Geht nun z. B. die Seele des Menschen, zufolge des Reifens der Werke, in einen Elefantenleib ein, so kann sie diesen nicht ganz füllen; und soll sie in einen Termitenleib eingehen, so hat sie in diesem keinen Platz. Dieselbe Einwendung ist in Bezug auf die verschiedene Größe des Leibes im Kindes- und Mannesalter zu erheben (S. 587,6).
Oder besteht etwa die Seele aus unendlich vielen Teilchen (Avayava), die in einem kleinen Leibe zusammenrücken, in einem großen auseinanderrücken. Dann fragt sich, ob diese Teilchen Undurchdringlichkeit (Pratighata) besitzen oder nicht. Sind sie undurchdringlich, so ist für unendlich viele Teilchen in einem begrenzten Raume kein Platz; sind sie es nicht, so nehmen sie alle zusammen nur den Raum eines Teilchens ein, können die [erforderliche] Ausdehnung nicht hervorbringen und die ganze Seele ist von minimaler Größe (S. 587,12).
Oder soll man annehmen, dass bei Vergrößerung und Verkleinerung des Leibes die Seele neue Teilchen zubekommt und alte verliert; dann ist die Seele dem Wandel unterworfen und vergänglich, so wie die Haut, und die Lehren [der Jainas] von der Bindung und Erlösung können nicht bestehen, nach welchen die mit der Achtzahl der Werke umkleidete und in den Ozean des Samsara versenkte Seele, wie eine Flaschengurke (Aldvu), nach Durchschneidung des Bandes in die Höhe steigen soll (S. 588,9). Auch sind solche wechselnde Teilchen ebenso wenig zum Selbste (Atman) gehörig, wie der Leib; soll aber ein Teil derselben als Seele beharren, so ist nicht zu bestimmen, welches dieser ist (S. 588,12).
Und woher kommen die neuen Teile, wohin gehen die alten? Nicht aus den Elementen und nicht in sie zurück: denn die Seele besteht nicht aus den Elementen; ein anderer gemeinsamer Behälter der Seelenteilchen ist aber nicht erweisbar (S. 589,5).
Oder beharrt die Seele etwa, bei allem Wechsel ihrer Teilchen, wie der Strom beim Wechsel des Wassers? Auch das geht nicht: denn ist diese Kontinuität ein Nichtreales, so gibt es gar keine Seele, ist sie ein Reales, so ist die Seele eben dem Wechsel unterworfen (S. 590,4). Soll die Seele, wie die Jainas wollen, dem Bestande nach, welchen sie zur Zeit der Erlösung hat, ewig sein, so ist jener Endbestand als ihre eigentliche Größe, und somit ein bestimmter Körper, nicht aber jeder frühere Körper, als ihr Maß anzusetzen; dann aber ist nicht einzusehen, warum sie nicht mit eben dem Rechte, wie in jenem Endzustande, in jedem frühern beharren soll (S. 590,9). Somit kommen wir zu dem Schlusse, dass die Seele als unveränderlich, sei es als minimal (Anu), sei es als groß (Mahant), nicht aber, wie die Jainas wollen, in der (wechselnden) Größe des Körpers angenommen werden muss (S. 591,2).
Meinung, dass die Seele von minimaler Größe (a tau) sei, nach 2,3,19-28.
1. Dass die Seele so groß sei wie der Leib, ist bei Untersuchung der Lehre der Jainas widerlegt worden (S. 651,2). Somit bleibt übrig, sie entweder als sehr groß (d. h. unendlich, Vibhu), oder als minimal klein (Anu) anzunehmen. Das unendlich Große kann sich nicht bewegen (S. 651,1), von der Seele aber müssen wir annehmen, dass sie sich bewegt, weil ihr ein Auszug (aus dem Leibe), ein Hingehen (zum Monde) und eine Wiederkehr (zu neuer Verkörperung) von der Schrift zugeschrieben werden (S. 650,9). Und wenn sich auch der Auszug, sofern man ihn als ein Aufhören der Herrschaft über den Leib auffasste, allenfalls mit der Unbeweglichkeit vereinigen ließe (S. 651,5), so doch nicht das Hingehen und das Wiederkehren, welche entschieden als Bewegung anerkannt werden müssen (S. 651,7), wodurch wir genötigt sind, auch den Auszug als ein wirkliches Weggehen zu betrachten (S. 651,9). Da somit die Seele, als beweglich, nicht unendlich groß, noch auch, wie gezeigt, von mittlerer Größe sein kann, so müssen wir dieselbe als minimal groß (Anu) annehmen (S. 651,8).
2. Allerdings wird von der Schrift die Seele als groß, allgegenwärtig, unendlich bezeichnet, aber diese Ausdrücke beziehen sich nur auf die höchste, nicht die individuelle Seele (S. 652,9); und wenn es Brih. 4,4,22 (S. 210) heißt: "wahrlich, dieses große, ungeborne Selbst, das ist unter den Lebensorganen jener aus Erkenntnis bestehende", so wird zwar hier die individuelle Seele als "die große" bezeichnet, jedoch nur, sofern man, vermöge einer angebornen Sehergabe, wie Vamadeva sie hatte (Rigv. 4,26,1. 27,1. Brih. 1,4,10. Ait. 2,5; vgl. S. 194 und Anm. 83), ihre Identität mit der höchsten Seele durchschaut (S. 653,1). Hingegen wird an andern Stellen der Schrift die Seele ausdrücklich als minimal bezeichnet; so Mund. 3,1,9 als "das feine Selbst” (Anur Atma), Shvet. 5,8 als "einer Ahle Spitze groß" und Shvet. 5,9 als so groß wie ein Hundertstel von dem hundertsten Teil einer Haarspitze.
3. Aber wenn die Seele von minimaler Größe ist, so kann sie doch nur an einer Stelle des Körpers sein; wie kann es dabei geschehen, dass sie durch den ganzen Leib hin wahrnimmt? Denn man empfindet doch nach einem Bade in der Ganga die Kälte und zur Sommerzeit die Hitze am ganzen Leibe (S. 653,11). — Wir antworten: so wie ein Stückchen Sandelholz, auch wenn es den Leib nur an einer Stelle berührt, den ganzen Leib erfrischt (S. 654,2), ebenso befindet sich die Seele nur an einer Stelle des Leibes, nämlich, wie die Schrift an vielen Orten lehrt, im Herzen (S. 655,5) und empfindet von hier aus durch den ganzen Leib (S. 654,3). Dies geschieht durch Vermittlung des Gefühlssinnes (Tvac): die Seele ist mit dem ganzen Gefühlssinne verbunden, der Gefühlssinn aber durchzieht den ganzen Leib.
Oder auch man kann dieses Empfinden der minimalen Seele durch den ganzen Leib aus ihrer Qualität der Geistigkeit (Chaitanya-Guna) erklären (S. 655,10), welche hier über die Substanz hinausreicht, wie wir ja auch sonst in der Erfahrung sehen, dass die Qualität weiter reicht als ihre Substanz, wenn z. B. das Licht eines Edelsteins oder einer Lampe, die sich nur an einer Stelle des Zimmers befinden, sich von dort aus durch das ganze Zimmer verbreitet (S. 655,11), oder wenn wir den Blumenduft riechen auch ohne die Blume zu berühren (S. 656,9). Und so lehrt auch die Schrift von der Seele, dass sie, obgleich minimal groß im Herzen wohnend, vermöge ihrer Qualität der Geistigkeit den Leib "bis zu den Haaren und Nägeln hin" (Kaush. 4,20; vgl. Brih. 1,4,7) durchdringt (S. 658,1), und auch an andern Stellen (Kaush. 3,6. Brih. 2,1,17) wird die Seele von der Erkenntnis (Prajna, Vijnanam), mit der sie den Leib durchdringt, unterschieden (S. 658,4).
Die Seele ist unendlich groß (Vibhu), nach 2,8,29
Die Seele ist nicht entstanden (Kap. XXIII, 1), sondern beruht nur darauf, dass das höchste Brahman in die Elemente eingegangen ist (S. 249); hieraus folgt die Identität beider: die individuelle Seele ist nichts anderes als das höchste Brahman selbst (S. 658,11). Ist dem so, dann muss die Seele ebenso groß wie Brahman und mithin alldurchdringend sein (S. 658,13), wie es auch die Stelle Brih. 4,4,22: "wahrlich dieses große, ungeborne Selbst, das ist unter den Lebensorganen jener aus Erkenntnis bestehende", ausdrücklich besagt (S. 659,1). Auf die Argumente des Gegners erwidern wir:
(Gegen 3.) Wäre die Seele minimal groß, so könnte sie nicht durch den ganzen Leib durch empfinden. Die Verbindung mit dem Gefühlssinn (Tvac) genügt nicht, dieses zu erklären; auch der Dorn, in den man getreten hat, ist mit dem ganzen Gefühlssinn verbunden (S. 659,5) und doch spürt man den Schmerz davon nur an der Fußsohle und nicht im ganzen Leibe (S. 659,6). Dass die Qualität über ihre Substanz hinausreiche, geben wir nicht zu: die Flamme der Lampe und ihr Schein verhalten sich nicht wie Substanz und Qualität, sondern sind beide Feuersubstanz, nur dass ihre Teilchen (Avayava) in der Flamme dichter zusammen, in dem ausstrahlenden Lichte weiter auseinander gerückt sind (S. 656,5).
Ebenso beruht die Wahrnehmung des Geruches darauf, dass feine Atome (Paramanu) von den Gegenständen, ohne deren Volumen zu vermindern (S. 657,1), nach allen Seiten ausströmen und in die Nasenhöhle gelangen (S. 657,4). Will man dies nicht gelten lassen, weil die Atome nichts sinnlich Wahrnehmbares seien (S. 657,5), weil man nicht die Gegenstände, sondern deren Geruch rieche (S. 657,6), weil, was vorn Gesichtssinne vielleicht gelte, darum noch nicht auf den Geruchssinn übertragen werden dürfe (S. 657,8), — so müssen wir doch bestreiten, dass der Geruch eine bloße Qualität sei, weil er dann nur von seiner Substanz aus sich verbreiten könnte und nicht von andern Substanzen her, auf die er übergegangen (S. 659,10). Dass nämlich dem so ist, bezeugt der erhabene Dvaipayana, wenn er (Mahabharatam 12,8518) sagt:
- "Es schreiben den Geruch Unkand'ge nur
- Dem Wasser zu, wo sie ihn wahrgenommen;
- Stets zu der Erde hin fuhrt seine Spur,
- Von wo in Luft und Wasser er gekommen."
Wäre es somit wahr, dass die Geistigkeit der Seele den ganzen Leib durchdränge, so könnte diese nicht minimal groß sein, denn die Geistigkeit verhält sich nicht zu ihr wie eine Qualität zu ihrer Substanz, sondern macht ihr eigenstes Wesen aus, wie Wärme und Licht das des Feuers (S. 660,3); dass aber die Seele so groß sei wie der Leib, haben wir widerlegt: somit bleibt übrig, dass sie nur unendlich gross sein kann (S. 660,5).
(Gegen 2.) Aber wie kann dann die Seele von der Schrift als Anu bezeichnet werden? — Hierauf dient zur Antwort: weil sie im Samsarastande der Kern (Sara) der Qualitäten der Buddhi ist. Solche Qualitäten der Buddhi sind: Liebe, Hass, Lust, Schmerz usw. (S. 660,7). Man muss nämlich unterscheiden die Seele außer dem Samsarastande, wo sie nicht handelnd, nicht leidend, ewig frei ist, und die Seele im Samsarastande, wo sie handelnd und leidend nur dadurch wird, dass die Qualitäten des Upadhi der Buddhi auf sie übertragen werden (S. 660,10). In diesem Stande hat die Seele den Umfang der Buddhi (S. 661,1), ist also (nach Shvet. 5,9) so groß wie der zehntausendste Teil einer Haaresspitze (S. 661,4), oder (nach Shvet. 5,8) so groß wie einer Ahle Spitze (S. 661,11) und wohnt, wie die Buddhi, im Herzen (S. 662,7). Die minimale Größe der Seele ist somit uneigentlich (Aupacharika) zu nehmen, im Sinne der höchsten Realität (Paramartha) ist sie unendlich groß (S. 661,7). Dementsprechend heißt es in den Stellen, auf die der Gegner sich berief (Shvet. 5,8-9):
- "Durch Eigenschaft der Buddhi und des Leibes
- Groß einer Ahle Spitze scheint der andre.
- Spalt' hundertmal des Haares Spitze und nimm davon ein Hundertstel,
- Das wisse als der Seele Größe, und sie wird zur Unendlichkeit."
Wenn hingegen Mund. 3,1,9 der Seele das Beiwort Anu (fein) gegeben wird, so bedeutet dies entweder nicht ihre Kleinheit, sondern die Schwierigkeit ihrer Erkenntnis, die nicht durch Sinneswahrnehmung, sondern nur durch die Gnade des Wissens möglich ist (S. 661,13), oder es ist auch hier auf die Upddhis zu beziehen.
(Gegen 1.) Ebenso beziehen sich Auszug, hingehen und Wiederkehr der Seele nur insofern auf dieselbe, als sie mit den Upadhis verbunden und somit von minimaler Größe ist (S. 662,8); wie ja auch die höchste Seele zum Zwecke der Verehrung in den Saguna Vidyah als verbunden mit Upadhas und demzufolge (Chand. 3,14, übersetzt S. 164) als "kleiner als ein Reiskorn oder Gerstenkorn" vorgestellt wird (S. 662,13).
Die Inkonsequenz unseres Autors, wenn er zuerst die Möglichkeit eines Empfindens der minimalen Seele durch den ganzen Leib bestreitet und hinterher für den Samsarastand die minimale Größe der Seele selbst zugibt, liegt offen zutage. Eine Erklärung, wie die Seele im Samsarastande die Zustände des Leibes empfindet, lässt sich nur aus den Gründen, die er bestreitet, entnehmen. Zwar sagt er S. 715,2: "die genannten Pranas [das Manas und die zehn Indriyas] "sind als minimal (Anu) anzunehmen; die Minimalheit aber "bedeutet bei ihnen Subtilität (Sukshmyam) und Begrenztheit "(Pariccheda), nicht Atomgröße (Paramanu-Tulyatvam), weil "[bei einer solchen] eine den ganzen Leib durchdringende "Wirkung nicht möglich ist." Aber in der Stelle, die wir betrachtet haben, hat er die Möglichkeit der leiblichen Empfindung nicht für die atomgroße (Paramamu-Tulya), sondern für die minimale (Anu) Seele bestritten. — Freilich laufen dabei Gründe und Gegengründe in einem solchen Gewirre durcheinander, dass die Annahme einer Fusion verschiedener Texte in hohem Grade wahrscheinlich wird.
Verbindung der Seele mit dem Intellekte (Buddhi), nach 2,3,30-32.
Die höchste Seele wird zur individuellen Seele, wie wir sahen, dadurch, dass sie sich mit den auf dem Nichtwissen beruhenden Upadhis, und zwar speziell mit dem Upadhi der Buddhi verbindet, worunter hier, wie das Folgende zeigen wird, der Intellekt mit Ausschluss der Sinnesorgane (Indriyas) einerseits, der "zuschauenden" Seele (Sakshin) anderseits, also nichts anderes als was das System Manas nennt, zu verstehen ist.
a) Dauer dieser Verbindung.
Was wird aus der Seele, wenn sie sich von der Buddhi trennt? Ist diese Trennung ein Übergehen in das Nichtsein oder ein Austreten aus dem Samsara (S. 663,3)? — Hierauf dient zur Antwort: solange nicht durch die universelle Erkenntnis der Samsarastand aufgehoben wird, solange besteht auch die Verbindung, und solange die Verbindung besteht, solange besteht die individuelle Seele als solche (S. 663,8). Im Sinne der höchsten Realität aber besteht sie überhaupt nicht, denn es gibt außer dem ewigen, freien, allwissenden Gott kein anderes geistiges Element (S. 663,12), wie die Schriftstellen: "es gibt außer ihm kein Sehendes" (Brih. 3,8,11), "das bist du" (Chand. 6,8,7), "ich bin Brahman" (Brih. 1,4,10) beweisen.
Dass aber die Verbindung der Seele mit der Buddhi auch über den Tod hinaus und bis zur Erlösung fortbesteht, wird erstens von der Schrift gelehrt, wenn sie sagt (Brih. 4,3,7, übersetzt S. 203): "Es ist unter den Lebensorganen der aus Erkenntnis bestehende, in dem Herzen innerlich leuchtende Geist. Dieser durchwandert, derselbe bleibend, beide Welten; es ist, als ob er sänne, es ist, als ob er schwankend sich bewegte — aus Erkenntnis bestehend" bedeutet hier "aus Buddhi bestehend"; dass er, derselbe bleibend, beide Welten durchwandert, beweist, dass mit dem Tode keine Trennung von der Buddhi stattfindet; sein Denken und sein Bewegen ist durch das Denken und Bewegen der Buddhi bedingt; darum heißt es: "es ist, als ob er sänne, — sich bewegte;" an sich (Svatas) sinnt er nicht und bewegt sich nicht (S. 664,13). — Weiter folgt das Fortbestehen der Verbindung daraus, dass dieselbe auf der falschen Erkenntnis (Mithyt-Jnanam) beruht, diese aber durch kein anderes Mittel als die universelle Erkenntnis (Samyag Jnanam) gehoben werden kann; darum muss die Verbindung fortbestehen bis zum Erwachen des Bewusstseins der Einheit mit Brahman (S. 664,16), denn nur durch dieses Erwachen kann sie gelöst werden, wie auch die Schrift sagt (Shvet. 3,8) :
- "Den großen Geist jenseits der Dunkelheit
- Wie Sonnen leuchtend habe ich gesehen;
- Wer diesen schaut, dem wird Unsterblichkeit,
- Nicht gibt es einen andren Weg zum Gehen."
b) Potentialität und Aktualität der Verbindung.
Aber wie steht es mit dieser Verbindung im Zustande des Tiefschlafes und des Todes, bei denen nach der Schrift (Chand. 6,8, übersetzt S. 284) ein Eingehen in Brahman stattfindet? — Sie ist in diesen Zuständen potentiell (Shakti-Atmana) vorhanden und wird durch das Erwachen und Geborenwerden offenbar (aktuell), ebenso wie die Zeugungskraft schon im Kinde keimartig (Vija-Atmana) vorhanden ist, aber erst, wenn es zum Manne geworden ist, offenbar wird (S. 665,8). Ein solches potentielles Bestehen muss angenommen werden, weil nichts ohne seine bestimmte Ursache entstehen kann, indem sonst alles aus allem entstehen würde (S. 665,13).
c) Notwendigkeit eines solchen verbindenden Organes.
Der in Rede stehende Upadhi der Seele, — "mag man ihn nun Antahkaranam, Manas, Buddhi, Vijnanam, Cittam benennen, oder auch, wie einige tun, zwischen Manas und Buddhi scheiden und jenem die Funktion des Zweifelns, dieser die des Entschließens beilegen" (S. 666,7), — ist unentbehrlich als Bindeglied zwischen der Seele und den Sinnesorganen, indem ohne ein solches entweder, falls Seele und Sinne zur Erkenntnis ausreichen, ein fortwährendes Erkennen, oder, falls sie nicht ausreichen, gar kein Erkennen statthaben würde; denn die Seele ist unveränderlich, und in den Sinnen liegt kein Grund, warum sie zu einer Zeit wirken und dann wieder nicht wirken sollten.
Man muss somit ein Bindeglied zwischen beiden annehmen, durch dessen Aufmerken (Avadhanam, und Nicht-Aufmerken die Apperzeption (Upalabdhi) und Nicht-Apperzeption entstehen: dieses Bindeglied ist das Manas (der Verstand). Darum sagt die Schrift: "ich war mit meinem Verstande anderswo, darum sah ich nicht, hörte ich nicht" und: "mit dem Verstande sieht man, mit dem Verstande hört man" (Brih. 1,5,3); als Funktionen des Manas aber nennt sie (ebendaselbst): "Wunsch, Entschluss, Zweifel, Glaube, Unglaube, Beständigkeit, Unbeständigkeit, Scham, Denken und "Furcht" (S. 666,5-668,3).
Wie verändert Yoga den Körper?
Wer Yoga übt, wird seinen ganzen Körper trainieren. Yoga ist Krafttraining, deshalb wirst du etwas mehr Muskeln haben. Yoga ist Flexibilitätstraining, deshalb wirst du flexibler sein. Größere Flexibilität heißt auch, dass die Haut besser aussieht und dass du graziöser gehen kannst und dich graziöser fühlst. Yoga entwickelt das Gleichgewicht, und auch das Gleichgewicht kann zu einem graziöseren Gang führen.
Yoga entwickelt die Ausdauer, und das führt zu einer größeren Leichtigkeit des Seins. Yoga aktiviert die Selbstheilungskräfte. Dein Körper wird gesünder werden. Yoga hilft auch, dass du weniger schmerzempfindlich wirst. Dadurch, dass viele Probleme verschwinden, verschwinden auch viele Schmerzen. Selbst wenn du chronische Schmerzen hast, durch Yoga erfährst du den Körper auch als Quelle für angenehme Erfahrungen. Wenn du erst einmal diese schöne Erfahrung machst, wie es ist dein Herz zu öffnen oder wenn du spürst, wie in deinen Händen so eine sanfte Energie pulsiert, oder wenn du im dritten Auge so ein schönes Pulsieren spürst oder Wogen von Freude in dir hochwallen, dann spielen die Schmerzen eine weniger große Rolle.
Der Körper wird also stärker, graziöser, leichter und fühlt sich besser an. Du kommst auch zu deinen Instinkten. Menschen, die Yoga üben, spüren mehr, was der Körper braucht. Und wenn du das tust, was dein Körper braucht, dann wirst du natürlich gesünder sein, aber du wirst auch sonstige Gewohnheiten ändern. Viele Menschen, die mit Yoga beginnen, stellen ihre Ernährung um. Sie gehen etwas mehr als zu sitzen. Sie nutzen lieber Treppenhäuser als Aufzüge. Sie machen eher ihre Einkäufe mit dem Fahrrad als mit dem Auto. Und all das hilft auch, dass der Körper insgesamt gesünder wird. Es gibt sogar Studien, dass Menschen, die einen BMI über 30 haben, also medizinisch betrachtet adipös/übergewichtig sind, innerhalb einiger Monate 5-6kg abnehmen, wenn sie Yoga üben.
Viele Menschen, insbesondere Menschen, die mit über 40 oder 50 mit Yoga anfangen, berichten, dass sie sich sehr viel jünger fühlen und dass ihr subjektives Gefühl ist, dass sie 5 Jahre jünger sind. Manche bekommen auch von ihren Kollegen und Kolleginnen gesagt: „Ah, du siehst ja jetzt 5 oder 10 Jahre jünger aus!“ Oder Menschen auf der Straße schätzen sie 5 bis 10 Jahre jünger ein. Mit anderen Worten: Yoga verändert den Körper in vielerlei Hinsicht zum Positiven. Er fühlt sich jünger an, sieht jünger aus und ist länger gesund. Übe Yoga ‒ das ist etwas ganz Großartiges!
Vollkommenheit des Körpers laut Yoga Sutra
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -
Was bedeutet Vollkommenheit des Körpers und wie kommt man dort hin?
Kommentar zum Yoga Sutra von Patanjali Kapitel 3, Vers 47
Vers 47:
Patanjali schreibt: „Vollkommenheit des Körpers ist Schönheit, Anmut, Kraft und diamantene Festigkeit.“
Zwei Verse zuvor hat Patanjali gesagt, dass man die Elemente meistern kann, in dem man sich auf sie konzentriert. Im 46. Vers dann sagte er: durch die Konzentration auf die Elemente kommen Vollkommenheit und Unverwundbarkeit des Körpers. Im 47. Vers beschreibt er was Vollkommenheit heißt.
Patanjali beschreibt es so: „Vollkommenheit heißt Schönheit, Anmut, Kraft und diamantene Festigkeit“. Er verspricht uns damit also eine Menge. Er rät „übe die Konzentration auf die Elemente“. Also durch die Konzentration auf die Elemente verhinderst du, dass ein Dosha zu stark wird und du dadurch krank wirst. Das entspricht auch dem Ayurveda Verständnis. Krankheit heißt auch, dass die Schönheit des Körpers frühzeitig vergeht. Dass Anmut und Kraft frühzeitig abnehmen und du keine Festigkeit mehr besitzt.
Anwendungen zur Gesunderhaltung des Körpers
Es gibt in Indien verschiedene Systeme, die sich zur Aufgabe machen, den menschlichen Körper gesund und stark zu erhalten. Dabei wird oft von „Vollkommenheit“ gesprochen.
Zum Beispiel gibt es im Ayurveda die sogenannten Rasayana Kuren – die Verjüngungskuren. Oder Kaya Kalpa Kuren zur Regeneration. Das sind Kuren, die dem Körper ein neues Lebensalter ermöglichen wollen. Es gibt dazu manche Berichte von Ayurveda Techniken, dass ein Siebzigjähriger wieder aussehen kann wie ein Dreißig- oder gar Zwanzigjähriger. In wie weit das zutrifft oder im Bereich der Mythen ist, sei dahin gestellt. Körper und Psyche können durch Panchakarma-, Rasayana und einfache Kaya Kalpa Kuren gut regeneriert werden.
Hatha Yoga und die alten Yoga Meister
Des Weiteren wird das auch vom Hatha Yoga gesagt. Interessanter Weise gibt es auch eine Menge Hatha Yoga Meister und Meisterinnen, die über 90 und sogar 100 Jahre alt geworden sind und bis ins hohe Alter in der Lage waren fortgeschrittene Asanas zu üben. Beispielsweise gehörten Krishnamacharya und auch Iyengar dazu. Auch Pattabhi Jois hat ein recht fortgeschrittenes Alter erreicht. Ebenso erhält sich eine damit einhergehende, bis ins hohe Alter reichende starke Ausstrahlung. Patanjali sagt, dies geht über die Konzentration auf die Elemente.
Tod des physischen Körpers
Natürlich stirbt der Köper irgendwann. Egal was du anstellst, er wird nie unsterblich werden. Deshalb ist es meiner Ansicht nach zwar gut, dich um die Gesundheit des Körpers zu kümmern, aber es eben auch nicht zu übertreiben. Ich bin kein Anhänger dieser Aussage „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“.
Letztlich sagt Krishna, dieser Körper ist wie ein Kleidungsstück. Wenn es abgetragen ist, dann legst du es eben ab und kannst ein neues Kleidungsstück annehmen. So geht es auch mit diesem Körper. Ist er „abgetragen“, dann wirst du ihn irgendwann „verlieren oder ablegen“. Das nennt sich dann physischer Tod. Nach einer Zeit in der Astralwelt, kommst du auch wieder in den nächsten physischen Körper hinein.
Halte deinen Körper gesund, kümmere dich um ihn. Übe, praktiziere vielleicht auch die Elemente Konzentration. Am einfachsten geht das in dem du jeden Tag Samanu übst, also die Wechselatmung mit den Elemente Konzentrationen und mit den Elemente Bijas. Oder gehe in deinen Asanas durch alle Chakras durch und konzentriere dich dabei auf die Elemente. Das ist etwas was wir im Yoga Vidya Stil gerne bei den Asanas machen. Stärke jeden Tag alle Elemente in dir. Dadurch tust du schon einiges für deinen Körper. Du wirst länger schön und anmutig bleiben, länger Kraft haben und gesünder bleiben. Aber irgendwann wird der Körper trotzdem altern und sterben. Deshalb ist es wichtiger Kaivalya zu erreichen. Darauf wird Patanjali im 4. Kapitel ganz besonders eingehen.
Video - Vollkommenheit des Körpers laut Yogasutra
Der Yogameister Patanjali beschreibt im 47. Vers des 3. Kapitel des Yogasutra, was er unter Vollkommenheit des Körpers versteht. Im Yoga, insbesondere im Hatha Yoga, geht es ja auch darum, den Körper zu vervollkommnen. Wenn man aber liest, was die großen klassischen Autoren wie Svatmarama und Patanjali darunter verstehen, weiß man, dass das langfristig nicht erreichbar ist. Der Körper ist vergänglich, Alter, Krankheit und Tod unterworfen - und kann nur vorübergehend gesünder und strahlender gemacht werden.
Trotzdem hier der Videovortrag über die Vollkommenheit des Körpers:
Viveka Chudamani - Der Körper ist ein großartiges Werkzeug
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 83 von Sukadev Bretz -
„Der physische Körper ist von seiner Natur her ein Werkzeug des Absoluten / Höchsten. Wer ihn nicht ununterbrochen dazu benutzt, sich selber von den Fesseln der anfangslosen Unwissenheit zu befreien, sondern sich nur um dessen Befriedigung bemüht, zerstört sich selber.“
Der Körper dient einem höheren Zweck
Shankara spricht über den Körper. Was ist der Körper? Der Körper dient einem höheren Zweck. Du hast diesen Körper nicht einfach so, du hast den Körper für einen höheren Zweck. Du solltest dich natürlich auch um seine Unterhaltung kümmern. Und dann gilt es kontinuierlich die Befreiung von den Banden anzustreben und zu erreichen. Und überwinde die ursprüngliche Unwissenheit.
Der Körper ist etwas Wertvolles. Solang der Körper gesund ist oder dir wenigstens die Möglichkeit gibt, über spirituelle Sachen nachzudenken, zu reflektieren und zu meditieren, dann nutze ihn.
Du hast den Körper um Gottverwirklichung zu erreichen
Du hast den Körper aus verschiedenen Gründen. Natürlich erwähnt Shankara besonders, dass du den Körper hast, um Gottverwirklichung zu erreichen. Dahinter steckt natürlich auch der Gedanke an Reinkarnation. Das heißt nach dem Tod gehst du in die Astralwelt und mit der Geburt nimmst du einen neuen Körper an.
Du gehst in einen Körper, um dich der Verwirklichung zu nähern. Es heißt, dass du die Zeit nach dem Tod in der Astralwelt entweder genießen kannst, das nennt sich dann Himmel, oder du leidest, was sich Hölle nennt. Abhängig ist das ob du zuvor tugendhaft oder lasterhaft warst.
Im Normalfall kannst du dich nach dem Tod nicht befreien. Es gibt zwar auch den Ausdruck von Videhamukti, Befreiung ohne den Körper, aber, so sagen die Schriften, das ist die Ausnahme. Normalerweise brauchst du einen Körper und mit diesem Körper solltest du dich der Befreiung nähern.
Der Körper hilft dem spirituellen Fortschritt
Du hast also diesen Körper, um spirituell zu wachsen. Aber du hast den Körper auch, um deine Aufgaben zu erfüllen. Du hast Dharmas, also Aufgaben, Verantwortung, denen du gerecht werden musst. Und um diesen Dharmas zu folgen, gilt es auch, dass du deine Kräfte und Fähigkeiten entfaltest. Es gilt auch, dass du bewusst Erfahrungen machst. Und es gilt auch, dass du auf allen Ebenen lernst. All das hilft, dass du auf dem spirituellen Weg Fortschritte machst.
Du hast den Körper nicht nur um schöne Sachen zu genießen. Du hast den Körper nicht nur um erfolgreich zu sein.
Karma Bhumi - Die Ebene wo du Lernlektionen bekommst
Es heißt, diese Ebene ist „Karma Bhumi“, das bedeutet die Ebene, wo du Aufgaben hast und wo du letztlich Lernlektionen bekommst. Karma hat ja viele Bedeutungen. Es gilt zu handeln, du hast Aufgaben und du bekommst Lernlektionen in Gestalt vom Schicksal. Und das kann schöner oder weniger schön sein, angenehmer oder unangenehmer, jedenfalls bist du hier, um etwas zu tun.
Dann gibt es die Ebene des Vergnügens und Genießens. Das ist die Zeit nach dem Tod, zwischen zwei Leben. Man könnte auch sagen, "Karma Bhumi" könnte auch der Traum sein. Wenn du ein harmonisches Leben führst, wirst du auch im Traum schöne Träume haben. Auch wenn äußerlich das Leben schwierig ist, wenn du innerlich Zufriedenheit hast, wird auch der Traum angenehm sein. In jedem Fall wird das Leben zwischen zwei physischen Inkarnationen ein schönes sein. Daher also: Nutze diesen Körper als Instrument, nutze ihn zum Guten. Verhafte dich nicht, sei nicht versklavt.
Nutze den Körper, aber identifiziere dich nicht
Wenn du ein schönes Fahrrad hast, dann nutze es für Besorgungen oder auch für körperliche Übungen oder auch um von hier nach dort zu fahren. Aber identifiziere dich nicht mit dem Fahrrad.
Wenn du eine gute Yogakleidung hast, dann nutze die Yoga-Kleidung, um schöne Yogaübungen zu machen. Aber sei nicht verhaftet daran. Wenn du eine schöne Wohnung hast, oder ein schönes Zimmer, dann freue dich daran, mache dort deine Yoga-Übungen und führe ein gesundes Leben. Aber sei nicht verhaftet daran.
Auch wenn du eine Wohnung hast, die nicht so schön ist, weil du dir vielleicht keine andere leisten kannst oder weil es keine andere gibt, die du bekommen kannst. Nutze auch die weniger schöne Wohnung, nutze auch ein klappriges Auto oder ein Fahrrad, das nicht richtig funktioniert, du kannst dir nichts anderes leisten. Sei nicht verhaftet und ärgere dich nicht.
Vielleicht hast du einen gut funktionierenden, gesunden Körper. Freue dich daran und nutze ihn für uneigennütziges Dienen, lerne die Lernlektionen, praktiziere spirituell.
Vielleicht hast du einen Körper, dessen Karma jetzt gerade Schmerzen, Krankheit, Behinderung ist. Du kannst den Körper jetzt nicht austauschen, oder ändern. Nutze auch diesen Körper zum Besten! Er bringt dir die Erfahrung, die du zum Wachsen brauchst. Und habe die feste Überzeugung, alles, was geschieht, ist dazu da, damit du wachsen kannst. Du hast den Körper, den du jetzt brauchst, um die Erfahrung zu machen, die du brauchst. Daher sei zufrieden mit deinem Körper, kümmere dich um deinen Körper und nutze den Körper als gutes Instrument.
Viveka Chudamani - Der Körper ist im Wachzustand das Fahrzeug der Seele
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 88 von Sukadev Bretz -
„Dieser grobstoffliche, physische Körper entstanden aus den fünffach zusammen gesetzten grobstofflichen Elementen in Übereinstimmung mit früherem Karma dient dem Selbst als Stätte der Erfahrungen, in dem Wachzustand des Bewusstseins werden die grobstofflichen Erscheinungen, Objekte wahrgenommen.“
Selbst versus Nichtselbst
Hier spricht Shankaracharya über das Selbst und Nichtselbst. Er sagt in diesen Versen, du bist nicht der Körper. Er hat zuerst gesagt aus dem Körper kommen verschiedene Begierden und Verhaftungen, die zu Problemen führen. Dann hat er gesagt, der Körper besteht aus den fünf Elementen, er hat gesagt, der Körper besteht aus verschiedenen Gewebetypen. Es gibt verschiedene Teile. Indem du das alles analysierst, erkennst du, ich bin nicht der Körper. Beim letzten Mal hat er sogar gesagt, du kannst auch den Körper als etwas sehen in dem Urin, Schleim, Fäkalien, Eiter und so weiter sind. Und der Körper hört irgendwann auf, altert, wird krank und bereitet Schmerzen. Du bist das nicht. Löse dich davon.
Der Körper ist der Ort für Erfahrungen
Hier sagt er, der Körper ist die Stätte der Erfahrungen. Du bist also hier um Erfahrungen zu machen. Der Körper gibt dir die verschiedenen Erfahrungen. Angenehme und weniger angenehme und zwar in Übereinstimmung mit Karma. Es gibt verschiedene Aspekte des Karmas. Ich spreche gerne von den fünf Untergesetzten des Karmas und die bestimmen, was auf der physischen Ebene passiert.
Die fünf Untergesetze des Karmas
Gesetz von Ursache und Wirkung
Das erste Untergesetz des Karmas ist das direkte Gesetz des Karmas, das Gesetz von Ursache und Wirkung. Besonders wichtig sind die Gesetze der Gesundheit, beruflicher Erfolg, Gesetze der zwischenmenschlichen Kommunikation. Angenommen du lebst ein ungesundes Leben, dann erhöht es die Wahrscheinlichkeit, dass du krank wirst. Angenommen du hast viel geraucht, viel Fleisch gegessen, viel Alkohol getrunken, was die eine oder andere Krankheit bereits verursacht hat. Oder angenommen du machst gar keinen Sport und sitzt nur rum, was auch eine Auswirkung hat. Daher hast du eine gewisse Verantwortung, nutze diese oder nimm sie wahr und lebe gesund. Es gibt auch auf der gleichen Ebene der Gesetze, Gesetze des beruflichen Erfolgs. Wenn du immer der letzte bist der zur Arbeit kommt und der erste der wieder geht, wenn du nur Dienst nach Vorschrift machst, dann brauchst du dich nicht zu wundern, wenn du keine Beförderung, oder keine Prämien bekommst. Falls die Firma jemanden entlassen muss, bist du vielleicht der erste, der gehen muss. Beruflicher Erfolg heißt einfach ausgedrückt, tue Gutes und lass andere darüber wissen.
Es gibt auch das Gesetz der Kommunikation. Wenn du erlebst, dass du immer wieder in Konflikte mit anderen Menschen gerätst, dann stimmt vielleicht deine Kommunikation nicht. Du solltest nicht so lang überlegen, was habe ich im früheren Leben falsch gemacht, sondern überlege wie kommuniziere ich mit Menschen. Wenn du anderen immer wieder etwas vorwirfst oder leicht aufbrausend bist, wenn du deine Versprechen nicht hältst, dann brauchst du dich nicht zu wundern, dass Menschen weniger mit dir zu tun haben wollen.
Das sind die direkten Gesetze und, es gibt noch weitere, direkte Gesetze, aber für die meisten Menschen sind Gesundheit, Beruf und zwischenmenschliches wichtig. Auf allen Ebenen kannst du lernen, geschickt zu handeln. Krishna sagt: Yoga heißt Geschick, Engagement und Tun.
Gesetz der Gedankenkraft
Das zweite Gesetz des Karmas ist das Gesetz der Gedankenkraft. Deine Gedanken sind Kräfte. Was du denkst kann werden. Du selbst sendest immer wieder Schwingungen aus.
Dann gibt es das Gesetz der Resonanz und was du anziehst. Wenn du immer Ärger aussendest, wirst du ärgerliche Menschen anziehen. Wenn du immer Zweifel hast und denkst es wird nicht funktionieren, wird es auch nicht funktionieren. Wenn du positiv denkst, an etwas glaubst und positive Gedanken in die Welt sendest, Gebete und so weiter, dann hat das auch eine Wirkung. Wenn du ständig denkst, du währst krank, dann kann das eine sich selbst erfüllende Prophezeiung werden. Wenn du dich darauf freust, wieder gesund zu werden und dabei vielleicht auch gesunde Gewohnheiten entwickelst, dann hat das auch eine Wirkung. Wenn du davon ausgehst andere Menschen sind gut, dann werden sie dir auch Gutes tun. Du musst natürlich trotzdem vorsichtig sein, aber du kannst dich an das Gute der anderen richten. Es ist vieles auch in deinem Geist.
Gesetz der Kompensation
Das dritte Untergesetz des Karmas, ist das Gesetz der Kompensation. Das heißt, wenn du für andere Gutes tust, dann wird Gutes zu dir zurück kommen. Wenn du Böses tust, bewusst andere schädigst oder auch bewusst in Kauf nimmst, dass andere leiden, dann schafft das auch ein Karma. Es geht darum, dass du aus der Dualität heraus kommst. Wenn du also bewusst etwas tust um anderen zu schaden, dann wirst du diesen Schaden auch erfahren um hoffentlich das nächste Mal anders zu handeln.
Gesetz der Evolution
Das vierte Gesetz des Karmas ist das Gesetz der Evolution. Es gibt manche Aufgaben die du einfach lernen musst. Manches Schwierige und Schöne kommt zu dir, ohne dass du selbst irgendetwas verursacht hast. Es ist einfach Teil des Lehrplans. Das ist so ähnlich bei einem Kind. Ein Kind muss zur Schule gehen. Ein Kind in der zweiten Klasse fragt: Warum muss ich das kleine Einmaleins lernen, was habe ich falsch gemacht, dass ich jetzt das lernen muss? Das Kind hat nichts falsch gemacht. Im Gegenteil. Es hat eine normale Intelligenz, deshalb geht es in die Grundschule. Zur Grundschule gehört das kleine Einmaleins zu lernen. Viele Erfahrungen sollst du machen. Es heißt sogar: Viele zwischenmenschliche Erfahrungen sollst du mindestens einmal machen, bevor du die Gottverwirklichung erreicht hast. Wenn du irgendwie eine Situation erfährst, dann danke, diese Erfahrung habe ich jetzt gemacht. Wenn dich diese Situation in eine Emotion hineingebracht hat, kannst du auch sagen: Ich sollte diese Emotion nochmal erfahren. Danke dafür. Statt ein schlechtes Gewissen zu haben. Danke für diese Erfahrung.
Gesetz der Gnade Gottes
Dann gibt es das fünfte Gesetz des Karmas. Das ist die Gnade Gottes. Dieses Gesetz besagt, wenn du dich von Herzen an Gott wendest, mit großer Ehrerbietung oder als Gebet, dann wird es dir helfen, zügiger die Lektion zu lernen und Gottverwirklichung zu erreichen.
Diese fünf Untergesetze des Karmas überlagern sich auch. Nicht immer kannst du auseinander halten, warum dir etwas passiert. Es ist auch nicht so wichtig. Sicherlich ist es am klügsten du gehst davon aus, alles was dir geschieht, geschieht damit du daran lernst damit du wächst. Und es ist eine Aufgabe für dich, die du bewältigen kannst. Geh davon aus. Alle Erfahrungen meinen es gut für deine spirituelle Evolution. Dann lebe ein gesundes Leben, sei geschickt in deinem Beruf, sei geschickt in deinen Beziehungen mit Liebe und Mitgefühl. Eventuell lerne etwas über Kommunikation.
Sende positive Gedanken in die Welt, Gedanken des Wohlwollens und Gedanken des Vertrauens. Setze dich ein für das Gute in der Welt. Schädige keinen Menschen. Lebe bewusst, nehme die Lektionen bewusst an und bete zu Gott.
Du bist nicht der Handelnde
Sei dir bei allem bewusst, in Wahrheit bist du nicht der Handelnde. Du bist das unsterbliche Selbst und du selbst machst nichts. Lass los. Vertraue Gott. Erkenne du bist das unsterbliche Selbst. Der Körper besteht nur aus den Verbindungen der Elemente. Er ist grobstofflich („sthūla“), er ist entstanden („samutpa“) auf Grund früherer karmischen Situationen letztlich auf Grund von Karma. Dieser grobstoffliche Körper ist die Stätte („āyata“) der Erfahrungen („bhogā“) und zwar des Selbst. Das Selbst macht diese Erfahrungen. Wann macht das Selbst die Erfahrung? Im „avasthā“ = im Zustand. In welchem Zustand? Im „jāgara“ = im Wachzustand und so macht er die Erfahrung von grobstofflichen Dingen. Im Wachzustand ist der Körper da. Im Traumzustand ist er nicht mehr da. Im Wachzustand erfährst du dein Karma und die Konsequenzen deines Karmas, bekommst Aufgaben und Erfahrungen. Daran wachse und lerne bis das unsterbliche Selbst, der Atman.
Viveka Chudamani – Ich bin nicht der Körper
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 154 von Sukadev Bretz -
Der Körper entsteht aus Nahrung und bildet die grobstoffliche Nahrungshülle - Annamaya Kosha. Von Nahrung lebt er, ohne Nahrung stirbt er. Der Körper ist eine Anhäufung von mehreren Schichten Haut, Fleisch, Blut, Knochen und Kot. Dieser Körper kann an sich niemals das ewig, reine Selbst sein.
Shankara geht also hier weiter in der Atma Anatma Viveka, Unterscheidung zwischen Selbst und Nichtselbst.
Warum bin ich nicht der Körper?
Er sagt jetzt hier: Der Körper entsteht aus der Nahrung. Von Nahrung lebt er, ohne Nahrung stirbt er. Du nimmst Nahrung auf und die Nahrung geht wieder weg. Angenommen du bist ein Veganer, so wie ich es jetzt bin, dann besteht dieser Körper aus Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Tomaten und Gurken und so weiter. Letztlich was ist dieser Körper: Ein Tomaten-, Gurken-, Linsen-, und Kartoffelkörper. Das ist das was der Körper ist. Er besteht aus dieser Nahrung. Wenn du dir dessen bewusst machst, dann weißt du, das kann nicht sein. Du könntest dir erst einen Apfel anschauen, dann werde ich jetzt zu diesem Apfel, wird dieser Apfel zu mir. Oder wenn du urinierst, kannst du dir bewusst machen, ist jetzt ein Teil von mir in der Kloschüssel? Wenn du Fäkalien absonderst, ist da jetzt ein Teil von mir, den ich jetzt gleich wegspüle? Oder wenn du schwitzt, verdunstest du jetzt teilweise? Oder wenn du jetzt zunimmst, wirst du deshalb größer. Denke über so etwas nach und erkenne: Dies ist der Körper. Der Körper ist letztlich nur ein Nahrungsbestandtteil, weil er aus der Nahrung gemacht ist. Die Nahrungsbestandtteile machen diesen Körper aus. Du bist nicht der Körper! Der Körper ist wie dein Raumanzug, der Körper ist wie ein Fahrzeug der Seele. Du bist nicht dieser Körper! Genauso auch eine weitere Möglichkeit ist Analysieren des Körpers. Er besteht aus mehreren Schichten. Da ist die [[Haut. Stell dir mal vor, man nimmt einen Millimeter weg von der Haut, was ist dann der Körper? Das ist dann Fleisch und Blut und Knochen. Und selten auch Kot und Exkremente? Dieser Körper, das bist du nicht! Du bist das [[Unsterbliche Selbst!
Ich handle mit dem Körper
Und so möchte ich dir empfehlen, gerade heute dir bewusst zu machen. Du bist nicht dieser Körper. Gerade heute analysiere den Körper. Spüre. Du kannst den Körper heben. Das ist schon richtig. Du kannst dem Arm sagen: Hebe dich. Du kannst dem Arm sagen: Senke dich. Der Körper macht vieles von selbst. Wenn ich jetzt spreche und dann bewegen sich die Hände, ich muss meine Hände nicht bewusst bewegen. Ich muss auch nicht die Lippen ständig bewegen. Ich warte auf Inspiration und spreche mit dem Körper. Aber ich bin nicht dieser Körper!
Gleichzeitig nimmt diese Kamera, das alles auf. Gleichzeitig oder nachher wird das Ganze bearbeitet und geht weiter. Bin ich die Kamera die das Ganze nun aufnimmt? Bin ich der Computer mit dem das Ganze auf das Ding heruntergeladen wird. Bin ich Youtube auf das das hochgeladen wird? Du siehst mich jetzt auf dem Bildschirm. Bin ich jetzt der Bildschirm? Oder du hörst mich über den Kopfhörer. Bin ich jetzt der Kopfhörer? Nein! Ich bin nicht der Kopfhörer! Ich bin nicht der Bildschirm! Ich bin nicht die Kamera. Ich bin auch nicht dieser Körper. Und ich bin auch nicht das Mikrofon, das zwischengeschaltet ist. Ich bin das Unsterbliche Selbst!
Ich bin das unsterbliche Selbst
Ich nutze diesen Körper, ich nutze das Mikrofon und ich nutze die Kamera und dann nutzt jemand anderes die Speicherkarte und bringt sie in den Computer. Der Computer lädt das Ganze hoch. Dann hast du ein Smartphone oder irgendetwas anderes. Damit hörst du das an. Aber ich selbst bin das Unsterbliche Selbst! Sieh diesen Körper als Fahrzeug und Instrument an. Er hat ein Eigenleben. Du kannst mit ihm einiges machen. Du kannst einige tun. Du kannst einiges erfahren. Aber „Du“ bist das Unsterbliche Selbst!
Viveka Chudamani - Der Körper unterliegt dem Karma das Selbst nicht
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 459 von Sukadev Bretz -
Der Körper ist von prarabdha geformt worden. Daher betrachte prarabdha als etwas, das zum Körper gehört. Aber es gibt keinen Grund, es dem Selbst zuzuordnen, da das Selbst ohne Anfang ist und niemals als Ergebnis vergangener Handlungen erschaffen wurde.
Fünffacher Sinn des Karmas
Dein Körper kommt vom Karma her. Es gibt verschiedene Aspekte des Karmas. Ich hatte schon mal im Rahmen dieser Vortragsreihe bei ein paar Versen zuvor gesprochen über die fünf Untergesetze des Karmas.
Man kann auch sagen, dass es den fünffachen Sinn im Leben gibt. Davon schreibt Patanjali im zweiten Kapitel des Yoga Sutra oder zumindest deutet er es an. Das Konzept fünffacher Sinn des Lebens habe ich daraus gezogen.
- Der höchste Sinn des Lebens ist die Gottverwirklichung. Was immer kommt, hilft dir zur Gottverwirklichung zu kommen.
- Um dorthin zu kommen, gibt es noch vorrübergehende Sinnkontexte. Ein Sinnkontext von dem, was kommt ist, dass du lernst. Daher lerne von dem, was kommt.
- Der nächste Sinnkontext ist, dass du Erfahrungen machst. Es ist gut Erfahrungen zu machen. In dem du Erfahrungen machst, wächst du.
- Ein weiterer Grund ist, dass du die Kräfte, die in dir sind oder die du in der Prakriti erkennst und erfährst, verwirklichst. Daher lebe ein intensives Leben, nutze deine Kräfte, nutze deine Fähigkeiten.
- Der fünfte Grund ist, dass du deine Missionen, deine Aufgaben erfüllst. In dieser relativen Welt hast du eine gewisse Aufgabe.
Konzentriere dich auf die Gottverwirklichung
Und auf all diese Weisen hast du diesen Körper. Du hast diesen Körper, um Gott zu verwirklichen. Daher konzentriere dich darauf. Konzentriere dich auf die Gottverwirklichung.
Sei willig zu lernen
Als Zweites hast du diesen Körper, um etwas zu lernen. Daher lerne bewusst. Sei gierig, etwas zu lernen! Wolle etwas lernen! Handle so, als ob es dir ums Lernen geht!
Es geht darum Erfahrungen zu machen
Als Drittes geht es darum, Erfahrungen zu machen. Der Körper gibt dir Erfahrungen. Die Erfahrungen sind solche, damit du daran lernst. Der Körper gibt dir manchmal schmerzhafte Erfahrungen und manchmal schöne Erfahrungen. Manchmal gibt er dir sinnliche Erfahrungen. Geh davon aus, dass du den Körper hast, der dir genau die Erfahrungen gibt, die du brauchst.
Entfalte deine Kräfte und Fähigkeiten
Du bist auch da, um deine Fähigkeiten und Kräfte zu entfalten. Daher nutze den Körper, um die Kräfte und Fähigkeiten zu entfalten. Nutze den Körper um Fähigkeiten zu entwickeln. Nicht nur körperliche Fähigkeiten, sondern auch geistige Fähigkeiten.
Erfülle deine Aufgaben nach bestem Gewissen
Und schließlich hast du mit diesem Körper auch bestimmte Aufgaben im Leben. Daher erfülle diese Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen.
Das Selbst ist vom Karma nicht berührt
Der Körper ist so dem Karma unterworfen und mit deinem Körper kannst du dem Karma gerecht werden. Aber das Selbst ist vom Karma nicht berührt. Daher mache dir nicht so viele Sorgen, ob du dein Karma immer gut erfüllst. Im Höchsten spielt es keine wirkliche Rolle.
Trennung von physischem und astralem Körper
- Auszug aus dem Buch "Konzentration und Meditation" von Swami Sivananda -
Im Laufe deiner Praxis wird irgendwann einmal das Gefühl auftreten, dass du von deinem Körper getrennt bist. Du wirst dabei eine große Freude erfahren, gemischt mit Furcht – Freude, weil du plötzlich mit deinem Bewusstsein in einem neuen, leichten astralen Körper bist, Furcht, weil du unbekanntes Neuland betrittst.
Das neue Bewusstsein auf dieser neuen Ebene ist anfangs sehr rudimentär, ähnlich wie ein ganz junger Welpe auf der physischen Ebene erstmals seine Augen öffnet. Du wirst nur fühlen, dass du einen leichten, luftigen Körper hast und eine begrenzte, vibrierende astrale Atmosphäre wahrnehmen mit goldenen Lichtern, Gegenständen und Wesen. Vielleicht hast du das Gefühl, in der Luft zu schweben und hast Angst, zu fallen.
Du fällst ganz bestimmt nicht, aber die neue Erfahrung einer bisher unbekannten Feinstofflichkeit weckt anfänglich Gefühle und Empfindungen einer besonderen Art. Zunächst weißt du nicht, auf welche Weise du den physischen Körper verlässt, sondern erschrickst plötzlich, wenn die Trennung erfolgt ist und du die neue Ebene betrittst, die manchmal von einer blauen Sphäre umgeben ist, manchmal in ein mit Dunkelheit vermischtes Licht (prakasha) oder in rein strahlendes, goldenes Licht getaucht ist. Diese neue Freude lässt sich nicht in Worten ausdrücken. Du musst sie selbst erfahren, dich von ihr selbst erfassen lassen.
Du weißt zwar nicht, wie du den Körper verlassen hast, aber deiner Rückkehr wirst du dir vollkommen bewusst. Du hast den Eindruck, sanft auf einer glatten Oberfläche zu gleiten, so als würdest du durch einen kleinen Kanal schlüpfen. Wie Luft durch die Ritzen eines Fensters dringt, so betrittst du mit deinem Astralkörper wieder den physischen Körper und bist dir auch hier des Unterschieds zwischen der grob- und der feinstofflichen Ebene bewusst.
Nach einem solchen Erlebnis wünscht man sich, wieder in diesen neuen Bewusstseinszustand zu kommen und dauerhaft darin zu bleiben. Aber anfangs kannst du nur drei bis zehn Minuten in dieser neuen Ebene bleiben und auch den physischen Körper nicht willentlich verlassen, sondern nur zufälligerweise im Laufe deiner Sadhana. Wenn du geduldig und ausdauernd weiter praktizierst, wirst du mit deinem Astralkörper beliebig oft und lange in dieser Ebene bleiben können. Das hilft, die Anhaftung an den physischen Körper zu lockern. Die völlige Nicht-Identifikation mit dem physischen Körper (deha-adhyasa) hast du dann erreicht, wenn du ihn willentlich verlassen und zwei bis drei Stunden auf der neuen Ebene verweilen kannst.
Durch intensive Praxis kann sich die Gewohnheit bilden, automatisch aus dem physischen Körper zu gleiten, sobald du die Gedanken und den Geist zur Ruhe gebracht hast. Eine neue Spur ist im Geist gelegt und er erhebt problemlos auf die höhere Ebene.
Schweigen und Alleinsein sind Voraussetzungen dafür. Wenn deine Lebensumstände so sind, dass du kein längeres Schweigen einhalten kannst, vermeide wenigstens lange Unterhaltungen und sinnlose Diskussionen und ziehe dich so viel wie möglich zurück. Zuviel reden kostet viel Energie. Wenn diese Energie durch Schweigen bewahrt wird, wird sie in spirituelle feinstoffliche Energie (ojas) umgewandelt, die dir in deiner Praxis weiterhilft.
Gemäß der Chhandogya Upanishad bildet sich Sprache aus Tejomaya Vak, dem feinstofflichen Teil von Feuer. Die grobstofflichen Anteile bilden Knochen, die feineren Mark und die subtilsten die Sprache. Daher ist Sprache eine sehr machtvolle Energie.
Vergiss das nicht! Halte drei, sechs oder zwölf Monate lang Schweigen. Oder, wenn das nicht möglich ist, mindestens einen Tag pro Woche, wie es auch Mahatma Gandhi gemacht hat. Lasse dich von großen Weisen wie Sri Krishna Ashramji Maharaj insprieren, die viele Jahre allein im Schweigen im Himalaya verbracht haben.
Suchende brennen darauf, in kurzer Zeit spirituelle Erfahrungen zu machen. Sobald sie diese aber haben, bekommen sie Angst. Wenn sie zum ersten Mal das Körperbewusstsein transzendieren, sind sie alarmiert und denken nur noch daran, ob sie zurückkommen werden oder nicht. Warum sollte man überhaupt solche Ängste haben? Von einer höheren Warte aus gesehen spielt es keine Rolle, ob man zum Körperbewusstsein zurückkommt oder nicht. All unsere Bemühungen gehen doch dorthin, dieses Körperbewusstsein hinter uns zu lassen und mit dem höheren spirituellen Bewusstsein eins zu werden. Wir sind an bestimmte Begrenzungen gewöhnt. Wenn diese plötzlich wegfallen, haben wir das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Daher, aus dieser völlig neuen Erfahrung, kommt diese Angst. Mut ist eine unabdingbare Voraussetzung, wie es in den Schriften heißt: „Nayamatma balahinena labhyah – Dieser Atman kann nicht von schwachen (ängstlichen) Menschen erreicht werden.“
Siehe auch
- Körpergebundenheit
- Tattva Bodha
- Yogapraxis
- Asana
- Geist
- Mens sana in corpore sano
- Körpersprache
- Jnana Yoga
- Vedanta Schulen
- Yoga für Körper und Seele
- Der Mensch und seine Körper
- Gesundheit
- Wissenschaftliche Studien
- Wissenschaftliche Studien Meditation
Weblinks
- 3 Körper und 5 Hüllen
- Meditation Anleitungen, darunter einige abstrakte Techniken aus dem Vedanta
- Artikel von Swami Sivananda: Vedanta
- Divine Life Society - Sivananda Ashram
Literatur
- Sukadev Bretz: Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute
- Sukadev Bretz: Die Kundalini Energie erwecken auch als eBook
- Sukadev Bretz: Das Yoga Vidya Asana-Buch
- Yoga Vidya: Das große Yoga Vidya Hatha Yoga Buch
- Swami Vishnudevananda:Das große illustrierte Yoga Buch
- Swami Sivananda: Erfolgreich leben und Gott verwirklichen
- Swami Sivananda: Konzentration und Meditation
- Vedanta für Anfänger von Swami Sivananda
- Sri Shankaracharya: Das Kronjuwel der Unterscheidung
- Vedanta - Der Ozean der Weisheit von Swami Vivekananda
- Paul Deussen: Das System des Vedanta, Elibron Classics, 2. Auflage, 1906.
- Soami Divyanand: Vedamrit - Die Botschaft der Veden. ISBN 3-926696-03-6 (Übersetzung der Veden auf Deutsch, Bd. 1); ISBN 3-926696-13-3 (Bd. 2); ISBN 3-926696-26-5 (Bd. 3)
- Wilfried Huchzermeyer: Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur.(edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-22-8
- Moritz Winternitz: Geschichte der Indischen Literatur, Leipzig, 1905 - 1922, Vol. I - III. Reprint in englischer Übersetzung: Maurice Winternitz: History of Indian Literatur, Motilal Barnarsidass, Delhi, 1985.
- Aurobindo: Das Geheimnis des Veda, 2. Auflage 1997, Hinder + Deelmann, ISBN 3-873481-65-0
- Lokamanya Bâl Gangâdhar Tilak: Orion ou Recherches sur l'Antiquité des Védas, Milan, Éditions Archè, 1989
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