Sprache

Aus Yogawiki

Sprache ist die Bezeichnung für ein menschliches Verständigungsmittel. Die Fähigkeit zu Sprechen. Es gibt viele verschieden Sprachen.

Yoga tut der Stimme gut


Was ist menschliche Sprache?

Devanagari heißt die Schrift des Sanskrit

Sprache ist ein strukturiertes Kommunikationssystem, das aus Grammatik und Wortschatz besteht. Sie ist das primäre Mittel, mit dem Menschen Bedeutung vermitteln, sowohl in gesprochener als auch in geschriebener Form, und kann auch durch Zeichensprachen vermittelt werden. Die große Mehrheit der menschlichen Sprachen hat Schriftsysteme entwickelt, die es ermöglichen, die Laute oder Zeichen der Sprache aufzuzeichnen und zu bewahren. Die menschliche Sprache zeichnet sich durch ihre kulturelle und historische Vielfalt aus, wobei zwischen den Kulturen und im Laufe der Zeit erhebliche Unterschiede zu beobachten sind. Menschliche Sprachen besitzen die Eigenschaften der Produktivität und der Verschiebung, die es ermöglichen, eine unendliche Anzahl von Sätzen zu bilden und sich auf Objekte, Ereignisse und Ideen zu beziehen, die nicht unmittelbar im Diskurs vorhanden sind. Der Gebrauch der menschlichen Sprache beruht auf sozialen Konventionen und wird durch Lernen erworben.

Die Zahl der menschlichen Sprachen auf der Welt wird auf 5.000 bis 7.000 geschätzt. Genaue Schätzungen hängen von einer willkürlichen Unterscheidung zwischen Sprachen und Dialekten ab. Natürliche Sprachen werden gesprochen, gebärdet oder beides; jede Sprache kann jedoch mit Hilfe von auditiven, visuellen oder anderen Techniken in sekundäre Medien kodiert werden. Mit anderen Worten, menschliche Sprache ist modalitätsunabhängig. Man geht davon aus, dass viele dieser 5.000 Sprachen in den nächsten Jahrzehnten aussterben werden.

Je nach philosophischer Sichtweise der Definition von Sprache und Bedeutung kann sich der Begriff "Sprache", wenn er als allgemeines Konzept verwendet wird, auf die kognitive Fähigkeit beziehen, Systeme komplexer Kommunikation zu erlernen und zu verwenden. Oder er kann die Menge der Regeln beschreiben, aus denen diese Systeme bestehen. Auch die Menge der Äußerungen kann gemeint sein, die auf der Grundlage dieser Regeln produziert werden können. Alle Sprachen beruhen auf dem Prozess der Semiose, um Zeichen mit bestimmten Bedeutungen zu verbinden. Mündliche, manuelle und taktile Sprachen enthalten ein phonologisches System, das regelt, wie Symbole verwendet werden, um Sequenzen zu bilden, die als Wörter oder Morpheme bekannt sind, und ein syntaktisches System, das regelt, wie Wörter und Morpheme kombiniert werden, um Phrasen und Sätze zu bilden.

Die wissenschaftliche Untersuchung der Sprache wird als Linguistik bezeichnet. Man geht davon aus, dass sich die Sprache allmählich von den früheren Kommunikationssystemen der Primaten abgesetzt hat, als die frühen Menschen die Fähigkeit erlangten, eine Theorie des Geistes und ein gemeinsames Vorhaben zu entwickeln. Manchmal wird angenommen, dass diese Entwicklung mit einer Zunahme des Gehirnvolumens zusammenfiel, und viele Linguisten gehen davon aus, dass sich die Strukturen der Sprache entwickelt haben, um bestimmte kommunikative und soziale Funktionen zu erfüllen. Sprache wird an vielen verschiedenen Stellen im menschlichen Gehirn verarbeitet. Der Mensch erwirbt Sprache durch soziale Interaktion in der frühen Kindheit, und Kinder sprechen im Allgemeinen im Alter von etwa 3 Jahren fließend. Sprache und Kultur sind voneinander abhängig. Daher hat die Sprache neben ihrem rein kommunikativen Gebrauch auch soziale Funktionen, wie z. B. die Kennzeichnung der Gruppenidentität, die soziale Schichtung sowie die Verwendung zur sozialen Pflege und Unterhaltung.

Sprachen entwickeln und diversifizieren sich im Laufe der Zeit. Die Geschichte ihrer Entwicklung lässt sich rekonstruieren, indem man moderne Sprachen vergleicht, um festzustellen, welche Merkmale ihre Vorgängersprachen aufgewiesen haben müssen, damit die späteren Entwicklungsstufen auftreten konnten. Eine Gruppe von Sprachen, die von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen, wird als Sprachfamilie bezeichnet. Sanskrit ist eine der wichtigsten alten Sprachen, die sich auch heute noch in vielen europäischen, sogar im Deutschen oder Englischen, wiederfindet. Auch das Lateinische muss von Sanskrit beeinflusst sein.

Künstliche Computersprachen sind davon sehr verschieden, hängen aber in Teilen vom geschriebenen Englisch ab. Das liegt unter anderem daran, dass die Erfinder meist Amerikaner waren.

Quelle: Nach dem Artikel in der englischen Wikipedia.

Welche Sprache spricht Gott?

Heilige Sprachen der Religionen

In den Religionen gibt es heilige Sprachen. Im Judentum, zum Beispiel, wird die jüdische Bibel auf Hebräisch gelesen und wenn Du die jüdische Bibel in ihrer Wirkung spüren willst und somit zu Gott kommen willst, so formuliere sie auf Hebräisch. Im Islam ist Arabisch die heilige Sprache; daher sollte der Koran auf Arabisch rezitiert und gelesen werden, wenn Du ihn verstehen und seine Schönheit erfahren willst.

Bis zum 2. Vatikanischen Konzil sollte die Bibel in der katholischen Kirche auf Lateinisch gelesen werden. Die Gebete und die Musik wurden auf Lateinisch gespielt und gesungen. In Indien heißt es, dass Mantren auf Sanskrit rezitiert werden sollen, um zu Gott zu kommen. Die heiligsten Schriften wie, zum Beispiel, die Veden, Upanischaden, die Puranas und die Itihasas sind auf Sanskrit verfasst. Um diese lesen zu können, gilt es, Sanskrit zu lernen.

Die wahre Sprache Gottes

Welche Sprache spricht Gott nun wirklich? Gott spricht die Sprache des Herzens. Wenn Du mit Gott sprechen und Dich an ihn wenden willst, dann sprich zu ihm mit ganzem Herzen. Gott wird Dich verstehen und wenn Dein Herz offen ist, verstehst Du Gott und seine Antworten. Somit spricht Gott alle Sprachen der Welt. Auch spricht er die Sprache des Windes, des Gesangs der Vögel und er spricht im Rauschen der Wälder. Gott spricht ständig auf verschiedene Weisen. Gottes tiefste Sprache, ist die Sprache des Herzens und der Liebe.

Wer spricht Sanskrit?

Wird Sanskrit heute noch gesprochen? Wird Sanskrit noch für die Kommunikation verwendet? Oder ist Sanskrit einfach nur eine heilige Sprache, die nur rezitiert wird? Sanskrit ist eine heilige Sprache. Es ist die Sprache der Veden. Es ist die Sprache der Mantras, die Sprache der heiligen Schriften, die Sprache der Yoga Ausdrücke und der Yoga Philosophie.

Es ist auch die Sprache des Hinduismus. So könntest du erstmal sagen, dass es nicht wichtig ist, Sanskrit zu sprechen. Es ist wichtiger Mantras mit Hingabe zu rezitieren und mit Mantras zu meditieren. Aber die Frage war ja, wer Sanskrit spricht. Es gibt bis heute in Indien Sanskrituniversitäten, wo sich die Gelehrten auf Sanskrit unterhalten. Es gibt bis heute philosophische Diskussionen, die auf Sanskrit geführt werden.

Es gibt tatsächlich Menschen, die bis heute Sanskrit sprechen. Das können Gelehrte oder Pandits sein. Es gibt auch einen Landstrich in Indien, der sich vorgenommen hat, sich auf Sanskrit zu unterhalten und Sanskrit zu sprechen.

Es gab sogar eine Weile, im Rahmen der indischen Unabhängigkeitsbewegung, das Bemühen, Sanskrit ähnlich wieder zu beleben wie es mit dem Hebräischen in Israel gemacht wurde, um Sanskrit als Sprache des Alltags zu etablieren. Aber diese Versuche wurden fallengelassen. Nur ein paar Dörfer oder Städte bemühen sich bis heute, Sanskrit auch im Alltag zu sprechen.

Sprachen lernen, andere besser verstehen

Bewusst zuhören

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

  • Wie kannst du Sprachen leicht lernen?
  • Wie kannst du andere besser verstehen?

Darüber schreibt Patanjali im Yoga Sutra im 3. Kapitel, 17. Vers

Klang und Bedeutung und geistige Vorstellungen sind normalerweise im Geist miteinander vermengt. Durch Samyama auf den Klang entwirren sie sich. Man erlangt Wissen der Klänge aller lebenden Wesen.

Hier beschreibt Patanjali zunächst, wie du andere normalerweise verstehst. Du hörst etwas, was der andere sagt oder den Klang der Stimme usw. Dann hast du eine geistige Vorstellung und überlegst, was er sagen will. Du vergleichst es mit dem, was du alles denkst und irgendwo berührt es etwas in dir. Dann gibt es auch eine Bedeutung, die irgendwo eine Mischung aus dem ist, was du wahrnimmst und deiner eigenen Reaktion ist. Menschen sind sehr subjektiv in ihren Wahrnehmungen.

Wenn du einen Menschen besser verstehen willst, dann ist es gut, eine Weile nicht nachzudenken und dich von deinen Projektionen und von deinen eigenen Vorstellungen zu lösen.

Samyama auf den Klang

Wenn du beispielsweise mit einem Menschen sprichst, kannst du dich ganz auf die Sprache konzentrieren. Dies ist vielleicht besonders praktisch, wenn du telefonierst. Wenn du telefonierst, könntest du dich voll auf den Klang konzentrieren. Oder wenn du irgendwo einen Menschen sprechen hörst, der zum Beispiel ein Vortragender und du vielleicht zu weit weg bist, dass du ihn wirklich sehen und spüren kannst, dann kannst du versuchen, dich ganz auf den Klang zu konzentrieren. Dann verstehst du plötzlich, was dieser Mensch wirklich sagen will.

Samyama in der Natur

Was du auch machen kannst: Wenn du mal im Frühjahr oder Sommer in der Natur bist, dann lausche dem Gesang eines Vogels. Bringe deine ganze Konzentration darauf. Plötzlich wirst du in das eintauchen, was der Vogel sagen will. Oder lausche dem gesamten Vogelgezwitscher. Wenn du irgendwo dem Vogelgezwitscher lauschst, voll konzentriert darauf bist, sogar ohne zu überlegen, was die sagen wollen, was es zu bedeuten hat, wer dort alles ist, wie die Vögel alle heißen, die gerade da sind, wie viele Vögel es sind. Eventuell kannst du das als Vorstufe machen, sodass dein Geist überhaupt konzentriert ist. Aber dann sei ganz absorbiert in dieses Vogelgezwitscher. Plötzlich tauchst du ein in diese Welt der Vögel und des Waldes.

Du kannst dich auch auf das Schnurren (d)einer Katze konzentrieren. Nach einer Weile hast du ein intuitives Verständnis dafür.

Wenn Menschen mit dir sprechen, versuche dich wirklich voll auf den Klang zu konzentrieren. Ich hatte es bereits zuvor gesagt. Aber es mag vielleicht auch sein, dass du Menschen um dich hast, die sich ständig wiederholen und dich das irgendwo nervt, dass sie dir immer wieder das gleiche sagen. Anstatt jetzt auf die Bedeutung von dem zu achten, was sie gerade sagen, insbesondere wenn es zum 20. mal das Gleiche ist, konzentriere dich auf den Klang der Stimme. Plötzlich verstehst du diesen Menschen.

Samyama auf andere Sprachen

Sprachen intuitiv lernen

Wir sind im Jahr 2017 und in Deutschland gibt es in manchen Gegenden Sprachen aus unterschiedlichen Teilen der Welt. Es mag jetzt die türkische Sprache geben. In Frankfurt gibt es viele, die Englisch oder Arabisch sprechen. In manchen Gegenden gibt es viele, die Hindi, Tamil, Polnisch, Serbo-Kroatisch oder Russisch sprechen. Wenn du im Urlaub bist, wo eine fremde Sprache gesprochen wird, dann versuche einfach mal den Klang der Sprache zu hören, ohne zu versuchen sie zu verstehen. Aber sei ganz absorbiert in der Sprache. Vielleicht merkst du plötzlich worüber sich die Menschen unterhalten oder du verstehst sie plötzlich.

So kannst du sogar Sprachen lernen. Es gibt auch einige moderne Sprachenlernen-Theorien, die besagen, dass man eben nicht Vokabeln und Grammatik lernen soll. Sondern Total Imagine, du lässt dich einfach ganz auf die Sprache ein. Du bringst dich erst in einen entspannten Bewusstseinszustand, danach hörst du voll zu. Nach einer Weile verstehst du; und du kannst sogar die Grammatik nachbilden. Auf eine gewisse Weise lernen es die Kinder. Sie hören, sie konzentrieren sich und lernen so die Sprache. Dies wäre also eine Möglichkeit, wenn du eine Sprache lernen willst; höre dir die Sprache einfach an und absorbiere dich darin hinein. Irgendwann wirst du die Sprache verstehen.

Du kannst es ja mal ausprobieren. Vielleicht beim nächsten Mal, wenn du einen Vogel hörst, eine Katze hörst, wenn du Menschen brabbeln hörst, wenn du Menschen sich in einer anderen Sprache unterhalten hörst. Du musst sie dabei nicht anschauen, was vielleicht ein wenig schräg wirkt. Du kannst auch einem Gespräch lauschen, welches hinter dir stattfindet. Höre zu und du wirst plötzlich fasziniert sein, dass du in die Welt der anderen eintauchst. Probiere es aus.

Video - Sprachen lernen - andere verstehen

Yoga Sutra III 17

Hier ein Vortrag zum Thema Sprachen lernen - andere verstehen - Yoga Sutra III 17 von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.

Sprachphilosophisches aus dem Vedanta

'Artikel aus dem Buch „Das System des Vedanta“ von Paul Deussen, Elibron Classics, 2. Auflage, 1906, S. 76 - 80.

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Der Gegner, welcher den Sphota verteidigt, spricht: Bei der Annahme, dass die Buchstaben des Wortes die Träger seiner Bedeutung seien, ist, da diese, kaum entstanden, zerstieben, ein Entstehen der Individuen, wie Götter usw., aus den ewigen Veda-Worten nicht möglich. Dazu kommt, dass die kaum entstanden zerstiebenden Buchstaben je nach der Aussprache anders und wieder anders vernommen werden. So ist es z. B. möglich, einen bestimmten Menschen, auch ohne dass man ihn sieht, indem man ihn vorlesen hört, an dem Tone mit Bestimmtheit zu erkennen und zu sagen: "Devadatta liest" oder "Yajnadatta liest".

Und diese entgegengesetzte Auffassung der nämlichen Buchstaben beruht doch nicht auf Irrtum, indem keine Auffassung vorhanden ist, welche sie widerlegte. Überhaupt kann man nicht annehmen, dass der Sinn eines Wortes aus den bloßen Buchstaben erkannt werde. Denn erstlich lässt sich nicht annehmen, dass jeder einzelne Buchstabe für sich den Sinn kund macht, weil sie voneinander verschieden sind; zweitens ist auch der Wortsinn keine bloße Vorstellung der Summe der Buchstaben, weil dieselben der Reihe nach folgen [wobei die einen schon zerstoben sind, wenn die andern ausgesprochen werden]. Steht es nun vielleicht drittens so, dass der letzte Buchstabe, unterstützt von dem Eindruck (Samskara), den die Perzeption der vorhergehenden Buchstaben erzeugt hat, den Sinn kund macht? — Auch das geht nicht. Denn nur das Wort selbst, unter Voraussetzung der Auffassung der Buchstaben-Verbindung, tut aufgefasst den Sinn kund, wie der Rauch, dessen zerstiebende und immer neu sich erzeugende Teilchen für sich allein die Vorstellung des Rauches nicht zu geben vermögen. Auch ist eine Auffassung des letzten Buchstabens, unterstützt von dem Eindruck, den die Perzeption der vorhergehenden Buchstaben erzeugt hat, nicht möglich, weil die Eindrücke nichts Wahrnehmbares mehr sind.

Ist es denn nun vielleicht viertens der letzte Buchstabe, unterstützt von den in ihrer Nachwirkung perzipierten Eindrücken der vorhergehenden, welcher den Sinn kund macht? — Auch nicht; denn auch das Sich-Erinnern, wie es die Nachwirkung der Eindrücke ist, ist eine Reihe von Vorstellungen in der Zeit, — was oben, zweitens, schon besprochen wurde. Sonach bleibt nur übrig, dass das Wort als Ganzes, d. h. sein Sinn ein Sphota ein Aufplatzen ist, welcher dem Perzipierenden, „nachdem dieser durch Perzeption der einzelnen Buchstaben den Samen „der Eindrücke empfangen und denselben mittels der Perzeption des letzten Buchstabens zur Reife gebracht hat, in seiner Eigenschaft als eine einheitliche Vorstellung plötzlich einleuchtet. Und diese einheitliche Vorstellung ist keine Rückerinnerung, die sich auf die Buchstaben bezöge; denn die Buchstaben sind mehrere und können daher nicht das Objekt der einheitlichen Vorstellung sein. Dieser Sphota, die Wortseele, wie wir sagen könnten, wird bei Gelegenheit der Aussprache nur wiedererkannt nicht erzeugt und ist daher ewig, sowie auch einheitlich, indem die Vorstellung der Vielheit sich nur auf die Buchstaben bezieht. Somit ist das Wort d. h. sein Sinn in Gestalt des Sphota ewig, und aus ihm als Benennenden geht hervor als zu Benennendes die aus Tat, Täter und Früchten bestehende Welt.

Hingegen erklärt der ehrwürdige Upavarsha, ein alter Mimansa- und Vedanta-Lehrer: „Nur die Buchstaben sind das Wort.

Gegner: Aber ich habe doch gesagt, dass die Buchstaben, so wie „sie entstehen, zerstieben.

Upavarsha: Dem ist nicht so, denn man erkennt sie wieder als die nämlichen.

Gegner: Dass man sie wiedererkennt, beruht bei ihnen darauf, dass sie den frühern ähnlich sind, etwa so wie bei den Haaren (vgl. ad Brih. 743.2).

Upavarsha: 0 nein! Denn dass es ein Wiedererkennen der nämlichen, nicht bloß ähnlicher ist, wird durch keine andere Erkenntnis widerlegt.

Gegner: Das Wiedererkennen hat in den Gattungen (Akriti) seinen Grund." Wenn ich wiederholt "a" spreche, so ist es nicht das Individuum "a", sondern die Gattung "a", welche in den verschiedenen Individuen wiederkehrt.

Upavarsha: Nein, sondern es ist ein Wiedererkennen der Individuen. Ja, wenn man beim Sprechen, wie sonst bei Individuen, z. B. bei Kühen, immer andere und andere Buchstaben-Individuen vernähme, so würde das Wiedererkennen in den Gattungen seinen Grund haben; dem aber ist nicht so; denn nur die Individuen der Buchstaben werden beim Sprechen wiedererkannt, und wenn einer das nämliche Wort, z. B. "Kuh", wiederholt, so nimmt man an, dass er zweimal das Wort "Kuh", nicht aber, dass er zwei Worte "Kuh" ausgesprochen habe.

Gegner: Aber die Buchstaben werden doch wie oben geltend gemacbt je nach der Verschiedenheit der Aussprache als verschiedene vernommen; denn wenn man das Vorlesen von Devadatta und Yajnadatta am Tone, durch das bloße Hören unterscheiden kann, so kommt das daher, dass man einen Unterschied vernimmt. Das Wiedererkennen eines Buchstabens muss also ein solches der Spezies, nicht des je nach der Aussprache verschiedenen Individuums sein.

Upavarsha: Unbeschadet der genauen Bestimmtheit des auf die Buchstaben sich beziebenden Erkennens, lassen sich doch die Buchstaben mehr verbunden oder mehr getrennt aussprechen; und sonach hat die verschiedene Auffassung der Buchstaben in der Verschiedenheit des Aussprechenden ihren Grund, nicht aber in der Natur der Buchstaben. Ferner: auch der, welcher die Verschiedenheit in die Individuen der Buchstaben [statt in die Art ihrer Aussprache verlegt, muss, wenn eine Erkenntnis möglich werden soll, zunächst Gattungen für die Buchstaben ansetzen und dann annehmen, dass diese Gattungen durch fremde Einflüsse verschieden aufgefasst werden; und da ist doch die Annahme als einfacher vorzuziehen, dass bei den Individuen der Buchstaben durch fremde Einflüsse die Auffassung der Verschiedenheit, durch ihre eigene Natur hingegen das Wiedererkennen derselben bedingt ist. Denn dadurch eben wird die Annahme, als läge eine Verschiedenheit in den Buchstaben, widerlegt, dass ein Wiedererkennen derselben stattfindet.

Gegner: Aber wie kann es geschehen, dass der Laut "Ga", welcher doch einer ist, zugleich ein verschiedenartiger ist, wenn zur selben Zeit mehrere ihn aussprechen, und ebenso wenn er mit dem Akut, dem Gravis, dem Zirkumflex, mit dem Nasal, ohne Nasal ausgesprochen wird?

Upavarsha: Nun, diese Verschiedenheit der Auffassung wird nicht durch die Buchstaben, sondern durch den Ton (Dhvani) veranlasst.

Gegner: Was ist denn das, der Ton?

Upavarsha: Dasjenige, welches, wenn man aus der Ferne hört und den Unterschied der Buchstaben nicht auffasst, an das Ohr schlägt, und welches einen nahe Sitzenden veranlasst, die in ihm selbst liegenden Unterschiede wie Stumpfsinn und Scharfsinn den Buchstaben, die er hört, aufzuhängen. Und an dieses den Ton knüpfen sich die Unterschiede der Betonung mit dem Akut usw., nicht an die eigene Natur der Buchstaben. Die Buchstaben aber werden unabhängig vom Ton, sowie sie ausgesprochen werden, wiedererkannt. Nimmt man dies an, so haben die Wahrnehmungen der Akzentuation eine Basis, im andern Falle nicht; denn was die Buchstaben betrifft, so werden sie nur wiedererkannt und sind ein jeder von sich nicht verschieden. Man müsste also annehmen, dass die Unterschiede der Akzentuation in ihrer Verbindung und Trennung lägen; Verbindung und Trennung aber sind nichts Wahrnehmbares, und man kann sich nicht auf sie stützen, um zur Erklärung der Unterschiede bei den Buchstaben stehen zu bleiben; folglich würden die Wahrnehmungen der Akzentuation usw. keine Basis haben ohne Annahme des Tones. Auch darein darf man sich nicht verrennen, dass, weil die Akzentuation verschieden ist, auch die zu erkennenden Buchstaben verschieden seien. Denn weil die eine Sache Spaltungen zeigt, darum braucht sie eine andere, nicht mitgespaltene, nicht auch zu zeigen; wie man denn z. B. deswegen, weil die Individuen unter sich verschieden sind, noch nicht annimmt, dass auch die Gattung verschieden sei. Und da es somit möglich ist, aus den Buchstaben den Sinn zu erkennen, so ist die Hypothese des Sphota unnötig.

Gegner: Aber der Sphota ist gar keine Hypothese, sondern ein Gegenstand der Wahrnehmung. Denn in der Erkenntnis (Buddhi), nachdem sie verschiedene Eindrücke durch Auffassen der einzelnen Buchstaben empfangen hat, leuchtet urplötzlich der Sinn des Wortes auf.

Upavarsha: Dem ist nicht so: denn auch diese Erkenntnis des Sinnes des Wortes bezieht sich auf die Buchstaben. Nachdem nämlich die Auffassung der einzelnen Buchstaben z. B. des Wortes "Kuh" der Zeit nach vorhergegangen ist, so folgt ihnen diese einheitliche Erkenntnis (Buddhi) — "Kuh", deren Gegenstand die Gesamtheit der Buchstaben und sonst nichts weiter ist.

Gegner: Womit beweisest du das?

Upavarsha: Damit, dass auch der so entstandenen Erkenntnis "Kuh" die Buchstaben K usw., nicht aber die Buchstaben T usw. anhaften; denn wenn der Gegenstand dieser Erkenntnis ein Sphota, ein von den Buchstaben K usw. verschiedenes Ding wäre, so würden ebensowenig wie die Buchstaben T usw. auch die Buchstaben K usw. mit ihm etwas zu tun haben; dem aber ist nicht so; und darum ist diese einheitliche Erkenntnis des Begriffes nicht ein Sphota, sondern nur eine auf die Buchstaben sich beziehende Erinnerung.

Gegner: Aber wie ist es möglich, dass die verschiedenen Buchstaben der Gegenstand einer einheitlichen Erkenntnis sind?

Upavarsha: Darauf erwidern wir: Auch ein Nicht-Einheitliches kann Gegenstand einer einheitlichen Erkenntnis sein, wie man ersieht an Beispielen wie: eine Reihe, ein Wald, ein Heer, zehn, hundert, tausend usw. Denn die Erkenntnis des Wortes "Kuh" als einer Einheit ist, indem sie bedingt wird durch die Aussonderung des einen Sinnes in den vielen Buchstaben, eine metaphorische (Aupacariki), sowie die Erkenntnis von Wald, Heer usw. es ist.

Gegner: Aber wenn die bloßen Buchstaben dadurch, dass sie in ihrer Gesamtheit in die Sphäre einer einheitlichen Erkenntnis eintreten, das Wort ausmachten, so würde zwischen Worten wie Jara (die Liebhaber) und Raja (der König), Kapi (der Affe) und Pika (der Kuckuck) ein Unterschied nicht gemacht werden, denn es sind dieselben Buchstaben; und doch geben sie in anderer Verbindung einen andern Sinn.

Upavarsha: Darauf antworten wir: Auch wenn eine Betastung sämtlicher Buchstaben stattfindet, so können doch, so wie Ameisen nur dann, wenn sie ihre Aufeinanderfolge einhalten, zur Vorstellung einer Reihe werden, auch die Buchstaben nur dann, wenn sie ihre Aufeinanderfolge einhalten, zur Vorstellung des Wortes werden, womit dem Einwande des Gegners aber nur ausgewichen ist und darin, dass, auch bei Nicht-Verschiedenheit der Buchstaben, zufolge der Verschiedenheit ihrer Reihenfolge eine Verschiedenheit der Worte aufgefasst wird, liegt kein Widerspruch. Indem also bestimmte Buchstaben, in ihrer Reihenfolge usw. aufgefasst, nach dem überlieferten Sprachgebranche mit einem bestimmten, durch sie aufgefassten Sinne verbunden sind, so kommen wiewohl in ihrem eigenen Gebrauche (Funktion) als einzelne Buchstaben aufgefasst, sofort in der das Ganze umtastenden Erkenntnis gerade als die und die zum Bewusstsein und übermitteln dadurch ohne Fehlden und den bestimmten Sinn. - Somit ist die Annahme, dass die Buchstaben die Träger des Sinnes sind, die einfachere, wohingegen die Annahme des Sphota das Sinnfällige verlässt und ein Übersinnliches hypostasiert, wobei angenommen wird, dass diese bestimmten Buchstaben, der Reihe nach aufgefasst, den Sphota offenbaren, und dieser Sphota den Sinn offenbart, was doch ziemlich schwierig ist. Zugegeben also, dass die Buchstaben, je nachdem man sie ausspricht, andere und wieder andere sind, so muss man doch unweigerlich annehmen, dass als das, worauf sich das Wiedererkennen stützt, ein Identisches in den Buchstaben vorhanden ist, und dass bei den Buchstaben die vorgesetzte Absicht, den Sinn mitzuteilen, in diesem Identischen übermittelt wird.

Schlussbemerkung: Die Wahrheit dürfte bei dieser Kontroverse in der Mitte liegen. Der Gegner hat Recht, sofern die Philosophie die Annahme der Begriffe (denn diese sind vernünftigerweise unter dem Sphota zu verstehen) nicht entbehren kann, und Upavarsha hat Recht, sofern die Begriffe ihre Existenz nur in der Existenz der (vom Gedächtnisse festgehaltenen) Worte haben. Auch ist die Beziehung zwischen Begriff uud Wort gewiss keine blßs äußerliche, konventionelle, sondern ursprünglich eine innere, organische; warum aber gerade diese Laute gerade diesen Begriff ausdrücken, das ist ein Problem, an welchem sich Philosophie, Sprachvergleichung und Physiologie bis jetzt vergebens abgearbeitet haben, und dessen Lösung doch die Wissenschaft nimmermehr aufgeben kann noch wird.

Siehe auch

Literatur

  • Vedanta für Anfänger von Swami Sivananda
  • Vedanta - Der Ozean der Weisheit von Swami Vivekananda
  • Paul Deussen: Das System des Vedanta, Elibron Classics, 2. Auflage, 1906.
  • Soami Divyanand: Vedamrit - Die Botschaft der Veden. ISBN 3-926696-03-6 (Übersetzung der Veden auf Deutsch, Bd. 1); ISBN 3-926696-13-3 (Bd. 2); ISBN 3-926696-26-5 (Bd. 3)
  • Wilfried Huchzermeyer: Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur.(edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-22-8
  • Moritz Winternitz: Geschichte der Indischen Literatur, Leipzig, 1905 - 1922, Vol. I - III. Reprint in englischer Übersetzung: Maurice Winternitz: History of Indian Literatur, Motilal Barnarsidass, Delhi, 1985, Vol I - III
  • Aurobindo: Das Geheimnis des Veda, 2. Auflage 1997, Hinder + Deelmann, ISBN 3-873481-65-0
  • Lokamanya Bâl Gangâdhar Tilak: Orion ou Recherches sur l'Antiquité des Védas, Milan, Éditions Archè, 1989

Weblinks

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