Kaivalya
Kaivalya (Sanskrit: कैवल्य kaivalya n.) Isoliertheit, Alleinheit; höchste Befreiung, vollkommene Erlösung, letzte Freiheit. Alleinsein; höchstes Stadium des Gottesbewusstseins, das Höchste, Zustand absoluter Losgelöstheit in Freiheit und Reinheit; Trennung von Geist und Materie.
Erfahre im unteren Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, mehr über Kaivalya, ein sehr wichtiges Wort in der Yoga-Philosophie.
2. Kaivalya, Sanskrit कैवल्या kaivalyā, Femininisierung von Kaivalya; die Befreiung, diejenige die nach Befreiung strebt; diejenige, die aus dem Bewusstsein der Freiheit heraus lebt.
Kaivalya कैवल्य kaivalya Aussprache
Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Kaivalya, कैवल्य, kaivalya ausgesprochen wird:
Die Yoga Sutras von Patanjali
पुरुषार्थशून्यानां गुणानां प्रतिप्रसवः कैवल्यं स्वरूपप्रतिष्ठा वा चितिशक्तिरिति || 4.34 ||
puruṣārtha-śūnyānāṃ guṇānāṃ pratiprasavaḥ kaivalyaṃ sva-rūpa-pratiṣṭhā vā citi-śaktir iti || 4.34 ||
Die den Kräften der Urnatur (der Gunas), die nun für den Seher (d.h. das höchste geistige Wesen im Menschen, Purusha) sinnlos (Artha-Shunya) geworden sind, entgegengesetzte Strömung (Pratiprasava) ist Freiheit (Kaivalya); bzw. das Gegründetsein in der eigenen Wesensidentität (Svarupa), die Kraft der geistigen Schau (Chitishakti).
Kaivalya durch Reinheit
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -
Kommentar zum 56. Vers des 3. Kapitels des Yoga Sutra.
Patanjali schreibt: „Ist gleiche Reinheit in Purusha und Sattwa, dann kommt die Befreiung.“
Kaivalya - Ziel des Yoga
Kaivalya bedeutet Befreiung, es ist das Ziel des Yoga. Dies stellt sich ein, wenn Sattwa herrscht, die Reinheit. Anders ausgedrückt, wenn Sattwa so groß geworden ist wie die Reinheit im Purusha, dann kommt Befreiung.
Zwar hat Patanjali vorher gesagt: Probleme und Vergnügen kommen aus der Verwechslung von Sattwa und Purusha. Wenn du dich letztlich mit den Reflektionen des Selbst in deinem Gemüt identifizierst, dann kommen Vergnügen und Identifikation und alle möglichen Probleme. Andererseits aber, wenn du deinen Geist so sattwig gemacht hast, dass er vollkommen durchlässig ist. Dann erfährst du deine wahre Natur, Purusha.
Sattwa entwickeln
Entwickele Sattwa. Habe eine sattwige Ernährungsweise, eine sattwige Ethik, sattwige Sprache. Reinige deinen Körper, löse dich von Wünschen, Gier und Gedanken. So machst du deinen Geist sehr ruhig. Wenn dein Geist ruhig und rein geworden ist, dann leuchtet deine wahre Natur.
Rückblick auf vorhergehende Verse des Yoga Sutras
Im Grunde genommen ist das wie der 2. Vers des ersten Kapitels „Yogas chitta vriti nirodhah – Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist“. Dritter Vers: tada drashu svarupe vasthanam“ – dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen“. Mache also deinen Geist sehr ruhig und klar. Löse dich von Identifikationen und Vorurteilen, Reizreaktionsketten. Dann wird der Geist so wie ein Kristall. Der Geist reflektiert das Selbst. Und dann kommst du zur Befreiung. Auch das ist ein Beispiel aus dem ersten Kapitel des Yoga Sutra. Dies war der letzte Vers des 3. Kapitels des Yoga Sutras, der sogenannte Vibhuti pada.
Zusammenfassung des 3. Kapitels
Zunächst hat Patanjali Dharana, Dhyana und Samadhi erläutert. Dann hat er davon gesprochen, was Samyama ist, nämlich die Aufeinanderfolge von Dharana, Dhyana und Samadhi. Samyama ist aber auch eine eigenständige Praxis. Nämlich die Bewusstseinslenkung auf etwas, ich nenne es auch gerne die liebevolle Achtsamkeit, oder die liebevolle Konzentration. Ohne zu analysieren, zu beurteilen, zu reagieren und identifizieren. Die vollständige Aufmerksamkeit des Geistes auf etwas richten, das ist Samyama. Patanjali sagt „Samyama führt zu Prajna und Jaya“. Prajna ist intuitives Wissen. Jaya ist Meisterschaft. Des Weiteren beschreibt Patanjali einige Formen von Samayma. Also worauf du deine Achtsamkeit richten kannst.
Verschiedene Formen von Samyama
Im Grunde genommen könnte man die verschiedenen Samyamas in mehrere Kategorien zusammenfassen.
- 1. Es gibt Samyamas zur Kultivierung vom Einfühlungsvermögen, Mitgefühl und letztlich Liebe. Verbunden mit der Fähigkeit sich in einen anderen Menschen hinein zu versetzen. Das ist Patanjali besonders wichtig.
- 2. Samyamas, die zum Erwachen der Intuition hinführen. Also dass du mehr weißt und Zugang findest zu einer höheren Führung.
- 3. Samyamas für die Kultivierung von Verhaftungslosigkeit, Loslösung, Sinnesbeherrschung. Diese brauchst du um zu wirklich allerhöchsten Wissen zu kommen, nämlich der Gottverwirklichung.
So waren die letzten Verse mehr ausgerichtet auf Kaivalya. Insofern sind wir hier schon beim Thema Kaivalya. Dazu gibt es noch ein ganzes Kapitel, das sich Kaivalya Pada nennt, das Kapitel über die Befreiung.
Video - Kaivalya durch Reinheit
Sukadev über Kaivalya
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Kaivalya
Kaivalya – Ausschließlichkeit, Einzigartigkeit, Loslösung, Befreiung, Erlösung. Kaivalya hat verschiedene Bedeutungen. Es heißt zum einen Einzigartigkeit, Ausschließlichkeit. Das soll ausdrücken, es ist etwas Großartiges. Es heißt aber auch Loslösung. Letztlich heißt Kaivalya Freiheit. Kaivalya ist einer der vielen Ausdrücke für den höchsten Bewusstseinszustand, für die Befreiung, die Erlösung, die Erleuchtung, Selbstverwirklichung, Gottverwirklichung, so viele verschiedene Namen. Insbesondere im Raja Yoga, im Yoga Sutra, wird Kaivalya genannt. Es wird dort auch Asamprajnata Samadhi genannt, aber Asamprajnata Samadhi ist der Bewusstseinszustand in der Meditation und der führt dann zu Kaivalya.
Kaivalya soll heißen, du löst dich von allen Identifikationen, daher auch Loslösung. Normalerweise denken die meisten Menschen: „Ich bin der Körper. Ich heiße Sowieso. Ich bin deutsch, englisch, französisch. Ich bin evangelisch, katholisch, Moslem. Ich bin groß, klein, dick, dünn. Ich bin introvertiert, extravertiert. Ich bin ein Künstler, ich bin ein Handwerker.“ Lauter Identifikationen. Oder: „Ich bin halt so.“ All das bist du nicht, all das sind Identifikationen.
Und im Yoga Sutra sagt Patanjali im zweiten Kapitel: „Alles Leiden beginnt mit Avidya, Nicht-Wissen.“ Es geht dann weiter mit Ahamkara oder Asmita, mit Identifikationen. Aus Identifikationen kommt Raga und Dwesha, Mögen und Nicht-Mögen, dann kommt Abhinivesha, Furcht. Und so ist diese Verhaftung und diese Identifikation Grundlage für Dukha, für Leiden. Um aus Dukha herauszukommen, gilt es, sich von Identifikationen zu befreien. Und so ist der Weg des Raja Yoga ein Weg des Loslösens von Identifikationen, von Bindungen, von Identifizierungen. Im Raja Yoga geht es um Freiheit. Raja heißt ja König, heißt Herrscher. Im Raja Yoga will man aufhören, Sklave zu sein, Sklave von [Wunsch|Wünschen]], Sklave von Emotionen, Sklave von Identifikation, Sklave von Erwartungen.
Wir wollen frei sein, frei, ungebunden. Auf einer physischen Ebene ist man nie ganz frei, auf einer emotionalen Ebene ist man auch nicht ganz frei, aber auf einer spirituellen Ebene. Wir sind das reine, unsterbliche Selbst, im Raja Yoga Purusha genannt. Und es gilt, sich loszulösen von Chitta, im Sinne von Denken und Fühlen, vom menschlichen Geist. Es gilt, sich zu lösen von allen daraus entspringenden Verhaftungen. Kaivalya, also Freiheit. Kaivalya – Loslösen von Identifikationen. Kaivalya – der Zustand der Einzigartigkeit. Kaivalya – Befreiung. Kaivalya – die Erfahrung der Erlösung und Einheit.
Vairagya und Kaivalya - Yogasutra III 51 Video
Hier ein Vortrag zum Thema Vairagya und Kaivalya - Yogasutra III 51 von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.
Der Spirituelle Name Kaivalya
Kaivalya, Sanskrit कैवल्या kaivalyā f, ist ein Spiritueller Name und bedeutet Femininisierung von Kaivalya; n., Isolierung (des Purusha von Prakriti, Geist und Materie), Erlösung nach Patanjali. Kaivalya kann Aspirantinnen gegeben werden mit Soham Mantra, Om Mantra.
Kurzvortrag von Sukadev über Kaivalyā als spiritueller Name
Kaivalyā ist die weibliche Form von Kaivalya. Kaivalya, mit kurzem a am Ende, heißt Befreiung, Erlösung, höchste Freiheit, all Eins sein. Kaivalyā ist dann die weibliche Form davon, es bedeutet, diejenige, die nach Befreiung strebt, diejenige, die aus dem Bewusstsein der Freiheit heraus lebt, diejenige, die immer in der Freiheit ihr höchstes Ziel sieht und diejenige die weiß, dass sie irgendwann die Freiheit erreichen wird, letztlich diejenige, die weiß, dass ihr höchstes Selbst schon jetzt befreit ist. Ich habe schon einen längeren Vortrag gegeben über Kaivalya. Dieser ist zu finden auf wiki.yoga-vidya.de/kaivalya als Video und auch als Niederschrift und so möchte ich mich hier kurz halten.
Ähnliche Spirituelle Namen
Siehe auch
- Kaivalya Upanishad
- Kaivalya Pada
- Kevala
- Videhakaivalyaprapti
- Yoga Schriften
- Goraksha Shataka
- Yogachudamani Upanishad
- Sanskrit Kurs Lektion 37
- Mantraweihe
- Spiritueller Name
- Spirituelle Namen Liste
- Mantra Diksha
- Nama Diksha
- Seminare zum Thema Mantra und Musik
Literatur
- Sukadev Bretz: Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute
- Sukadev Bretz: Meditieren lernen in 10 Wochen - Übungsbuch mit MP3-CD
- Sukadev Bretz, Ulrike Schöber: Der Pfad zur Gelassenheit
- Swami Sivananda: Sadhana
- Swami Sivananda: Inspiration und Weisheit
- Swami Sivananda: [https://shop.yoga-vidya.de/de/yoga-vidya-verlag/buecher/erfolgreich-leben-gott-verwirklichen-swami-sivananda
- Martin Mittwede, Spirituelles Wörterbuch Sanskrit-Deutsch
- Wilfried Huchzermeyer, Das Yoga-Lexikon
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