Sadguru

Aus Yogawiki
Swami Sivananda am Lesepult

Sadguru (Sanskrit: सद्-गुरु sadguru m.) wirklicher, wahrer (spiritueller) Lehrer; ein guter (Sat) Lehrer (Guru), ein spiritueller Meister, "Wahrheitslehrer", ein Meister, der die Selbstverwirklichung erreicht hat (manchmal auch Satguru geschrieben). Die folgende Hymne aus Swami Sivanandas Buch "Yoga im täglichen Leben" ist dem Sadguru geweiht. Weiter unten findest Du einen Text über den Sadguru - einen Abschnitt aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda.


Sukadev über Sadguru

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Sadguru

Sadguru ist ein Guru, ein Lehrer, der Sat, die höchste Wirklichkeit, verwirklicht hat. Es gibt verschiedene Gurus, verschiedene Lehrer. Es gibt den Upaguru. Der Upaguru ist derjenige, der auch lehrt, aber der noch nicht die volle Verwirklichung hat. Z.B. angenommen, du bist in der Yoga Vidya Tradition, da würden wir sagen, Swami Sivananda ist der Sadguru, Swami Sivananda ist derjenige, der die höchste Wahrheit verwirklicht hat und der diese starke Ausstrahlung hat und der bis heute alle Schüler und Aspiranten leitet, die sich auf ihn einstimmen.

Dann hast du vielleicht einen Upaguru, jemanden, der schon länger auf dem Weg ist, in der gleichen Tradition, und der dich praktische Dinge lehrt, der dich anleitet auf dem Weg. Upaguru ist der weniger vollkommene Lehrer, der schon ernsthaft auf dem Weg ist, aber nicht Vollkommenheit erreicht hat. Ähnlich gibt es auch den Siksha Guru und den Diksha Guru. Der Diksha Guru ist der Lehrer, der dir die Einweihung gibt. Der Siksha Guru ist derjenige, der dir bestimmte Fertigkeiten beibringt.

Du findest vieles darüber auf den Yoga Vidya Seiten unter dem Stichwort „Guru“. Gehe einfach auf www.yoga-vidya.de, gib dort ein, „Guru“ und dann findest du die verschiedenen Arten von Gurus, du findest auch eine umfangreiche Diskussion oder Abhandlung: „Braucht man einen Guru? Wer braucht einen Guru? Wozu ist ein Guru gut? Welche Gefahren gibt es vielleicht, wenn man blind einem Guru vertraut?“

Hier geht es jetzt aber um den Sadguru. Sadguru ist der Guru, der die höchste Wahrheit verwirklicht hat. Sadguru ist derjenige, der die höchste Einheit verwirklicht hat. Sadguru, der Guru, in dessen Tradition du lernst. In einer Tradition bezieht man sich so lange auf den früheren Meister, bis man zu jemandem kommt, von dem man ganz sicher ist, dass er die höchste Wahrheit verwirklicht hat - das ist dann der Sadguru. Die Lehrer dazwischen sind einfache Gurus. Sadguru ist der Lehrer, der die höchste Wahrheit verwirklicht hat.

Sadguru-Hymne (Stotra)

Buddha Statue in Borobudur

Hari OM Tat Sat

Copyright Divine Life Society

Der Sadguru - Swami Sivananda in seinem Buch "Jnana Yoga"

Swami Sivananda

Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 1-10

Ein Jivanmukta, ein Sadguru, ist ein Segen für die Welt. Er ist ein Fackelträger der Weisheit und des göttlichen Lichtes. Er ist ein spiritueller Leuchtturm, der auf die strahlt, die im Ozean des Unwissens treiben. Ehre sei den Weisen! Ehre sei den Sadgurus!

Ein Jivanmukta, ein befreiter Weiser, ist der wahre Guru, der wahre spirituelle Lehrer. Er ist der Sadguru. Er ist identisch mit Brahman, mit dem Höchsten Selbst. Er ist Brahmavid, das Brahman kennend. Er ist außerordentlich bescheiden. Er erscheint wie ein ganz normaler Mensch. Er spricht nicht darüber, dass er ein Sadguru, ein Kenner Brahmans, ist. Nie wird er sprechen: ‚Ich bin ein erleuchteter Weiser. Ich bin ein Avatar. Durch mich werden viele Menschen Mukti erlangen. Ich besitze viele Siddhis.‘ Er ist vollkommen wunschlos. Nichts liegt ihm an Geld oder Name und Ruhm. Er braucht weder Kult noch Ashram. Er arbeitet für den Zusammenhalt der Menschheit und hebt den Menschen empor. Seinen Worte sind: ‚Ich habe weder Anhänger noch Schüler, weder Besitz noch Ashrams.‘ Er haftet weder Menschen noch Objekten an. Er wird nie einen Kult um sich zulassen oder einen Ashram gründen. Er ist vollkommen frei von Ich und Mein. Er erlaubt seinen Anhängern nicht, anderen von seinen Siddhis zu erzählen und davon, dass er ein großer Mahatma ist. Er will nicht ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, er lebt im Verborgenen. Sobald er an einem Ort bekannt wird, verlässt er ihn schnellstens.

Wer kundtut: ‚Ich bin ein Mahatma, Ich bin eine verwirklichte Seele, Ich bin ein Sadguru‘, wessen Schüler ausposaunen, dass ihr Lehrer ein Sadguru mit vielen Siddhis sei und er diese Siddhis zur Schau stellt, wisse, dass dieser Mann ein leeres Gefäß ist, das nur Wirbel macht. Die Sruti weisen mit Nachdruck darauf hin: ‚Wer da spricht: ‚Ich kenne Brahman', der kennt Brahman nicht. Wer da spricht: ‚Ich kenne Brahman nicht‘, der kennt Brahman.'

In der Welt wimmelt es nur so von Pseudogurus. Hüte dich vor solchen Personen. Sie nutzen die Arglosen und Leichtgläubigen aus und führen sie in den Abgrund. Sie führen die Menschen in die Irre - Blinde führen Blinde. Siddhis halten den Menschen von Gott und Gotteserkenntnis fern. Lasse dich nicht von den Siddhis eines Menschen beeindrucken.

Wenn dich die Gegenwart eines Menschen erhebt, wenn du ihn als einfach, bescheiden, anspruchslos, tolerant, gütig, wunschlos, selbstlos, mitleidsvoll, wohlwollend und weise erlebst, dann nimm ihn als deinen Guru an. Es ist sehr schwierig, die Herrlichkeit des Sadgurus zu erkennen, selbst wenn du lange Jahre bei ihm lebst. Er ist tief wie der Ozean. Seine Herrlichkeit ist unbeschreiblich, sein Wissen unsagbar, sein Geisteszustand unbegreiflich.

Es ist deine Pflicht, deinem Guru zu dienen. Kümmere du dich um seinen Körper, er kümmert sich um deine Seele.

Der Besitz von Siddhis ist kein Beweis für die Erhabenheit eines Weisen oder dafür, dass er das Selbst erkannt hat. Sadgurus stellen keine Wunder oder Siddhis zur Schau. Manchmal mögen sie welche zeigen, um den Aspiranten davon zu überzeugen, dass es außergewöhnliche Kräfte gibt und um ihn zu ermutigen und Vertrauen in sein Herz fließen zu lassen. Ein Sadguru ist mit endlos vielen Siddhis ausgestattet. Er besitzt Aishvarya, die Allmacht Gottes. Wer Siddhis zur Schau stellt, um Name und Ruhm zu erlangen, um selbstsüchtige Ziele damit zu befriedigen und um Geld damit zu verdienen, der ist ein Scharlatan. Dieser Mann wird seine Siddhis nach einiger Zeit verlieren. Es gibt viele Beispiele dazu. Die Anhänger ruinieren den Namen ihres Gurus, wenn sie von seinen Kräften erzählen. Spirituelle Lehrer sollten ihre Schüler stets davor warnen, dies zu tun. In Lehrer, die angepriesen werden, haben die Menschen kein Vertrauen. Menschen mögen zuerst von solchen Meistern beeindruckt sein, doch bald verlieren sie das Vertrauen, gehen zurück, lösen alle Verbindungen und beginnen, diese Meister zu kritisieren. Auch die Öffentlichkeit ist intelligent und weise. Wie lange kann jemand etwas verheimlichen? Die Wahrheit kommt stets ans Tageslicht. Die Krähe mit den Pfauenfedern wird bald enttarnt sein.

Möge diese Welt reich sein an Weisen, die Intuition und göttliche Weisheit ihr Eigen nennen, um die Menschheit zu führen. Möge das Land frei sein von Pseudogurus! Mögt ihr alle als Jivanmuktas erstrahlen! Mögt ihr alle den Weisen in Vertrauen und mit Hingabe dienen und ihren Segen erfahren!

Guru und Adhikari

Das direkte Erkennen des Selbst ist ein Weg zur Befreiung. Wer mit den vier Befähigungen - Viveka, Vairagya, Shatsampat und Mumukshutva - ausgestattet ist, kann das Selbst erkennen. Diese Befähigungen erlangt man durch Erfüllung der Kastenpflicht, durch Tapas, durch selbstloses Dienen, indem man seine Ishtadevata günstig stimmt und indem man dem Guru dient. Nur wer seinem Guru dient und Upasana praktiziert kann die Tiefe der Lehre des Vedantas erfassen.

Die Svetasvatara Upanishad schreibt dazu: ‚Wer für Gott höchste Liebe empfindet und dieselbe Liebe wie für Gott für den Guru, in diesem Mahatma wird die hier gelehrte Wahrheit erstrahlen.‘ (Svetasvatara Upanishad VI.23)

Ein wahrer Sadguru ist vollkommen frei von Leidenschaft, Ärger, Selbstsucht, Gier, Hass und Egozentrik. Er ist jenseits weltlicher Verlockungen. Er ist befähigt, die Unwissenheit der Menschen zu vertreiben. Er kann jeden Zweifel beseitigen. Er lehrt leicht verständlich, wie Geist und Sinne zu kontrollieren sind. Seine Lehren sind sehr eindrücklich. Selbst ein stolzer Mensch beugt sein Haupt vor ihm. Er führt die Schüler an die Pforte von Moksha. Er kann die Hindernisse und Fallstricke auf dem Weg beseitigen. Er ist belesen in den Veden. Er ist frei von Vergehen. Er ist ein Ozean der Gnade. Er ist eines jeden Freund.

Der Schüler sitzt zu Füßen eines Lehrers, der Wissen über das Selbst erlangt hat, belesen in den Schriften ist und fähig, die Wahrheit zu erfassen. In der Bhagavad Gita lehrt Krishna: ‚Erkenne die Wahrheit durch Hingabe an den Guru, befrage ihn, diene ihm. Er wird dir sein erlangtes Wissen über das Selbst weitergeben.‘ (Bhagavad Gita IV.34).

Aus der Upadeshasahasri von Shri Shankara erfahren wir: ‚Der Vedanta sollte dem gelehrt werden, der einen ruhigen Geist besitzt, der seine Sinne unter Kontrolle hat, der frei von Leidenschaften ist, der mit Tugenden ausgestattet ist, der ergeben ist und der nach Freiheit verlangt‘ (Upadeshasahasri 324-16-72).

Der Guru wird nur dem Aspiranten die spirituellen Lehren vermitteln, der nach Befreiung dürstet, der nach den Anweisungen der Shastras lebt, der seine Leidenschaften und Sinne unter Kontrolle hat, der einen ruhigen Geist hat und die sechs Tugenden, Mitleid, kosmische Liebe, Geduld, Demut, Standhaftigkeit und Nachsicht, besitzt. Initiation in die Mysterien Brahmans fruchtet nur, wenn der Geist des Schülers frei von Wünschen und reif für Jnana ist.

Brahma

Der Wunsch, das Wissen um das Selbst zu erlangen, entsteht nur in dem Menschen, der wunschlos ist, der einen reinen Geist besitzt und der dem weltlichen Leben überdrüssig ist. Nur solch ein Mensch ist bereit, über Brahma Jnana zu hören, zu meditieren und es zu erlangen. Unwissenheit ist die Fessel und die Ursache für Karma. Beides wird ausgelöscht durch das Wissen über das Selbst und der Aspirant erreicht Unsterblichkeit und ewige Glückseligkeit. Wer mit Unterscheidungskraft, Leidenschaftslosigkeit und den sechs Tugenden ausgestattet ist, in dem manifestiert sich der starke Wunsch nach Befreiung. Leidenschaftslosigkeit ist die Frucht von Unterscheidungskraft. Aspiranten, die der Welt nicht entsagt haben, können das Ziel nicht erreichen, denn sie hegen nicht den brennenden Wunsch nach vollkommener Befreiung. Vertrauen, Hingabe, Selbstbeherrschung, Einpünktigkeit des Geistes, Reinheit des Herzens, Leidenschaftslosigkeit, Wunsch nach Befreiung und Meditation sind die unmittelbaren Faktoren zur Befreiung. Wer mit diesen Eigenschaften ausgestattet ist, erlangt Unsterblichkeit und Wissen.

Der Aspirant sollte standhaft sein wie der Berg Meru, frei wie der Äther, zart wie Jasmin, weit wie der Himmel, geduldig wie die Erde, vergebend wie Eltern, strahlend wie die Sonne, furchtlos wie der Löwe, großherzig wie Ranti Deva.

Guru und Initiation

Shiva

Shiva lebte eine Zeitlang mit Pattinathar, doch Pattinathar war nicht in der Lage, Ihn zu erkennen. Shiva hinterließ eine kleine Notiz: ‚Selbst die gebrochenen Nadeln werden dir nicht über den Tod hinaus folgen‘ und entschwand. Das öffnete Pattinathar die Augen und ließ ihn den Einfluss des Gurus erfahren.

Krishna lebte als Shri Kandia eine Zeitlang mit Ekanath und diente ihm, und dennoch erkannte Ekanath in Ihm nicht Gott. Somit ist es für den Aspiranten schwierig, seinen wahren Meister zu erkennen, wenn er ihm begegnet. Aus Barmherzigkeit offenbart sich der Meister dem Aspiranten auf die eine oder andere Weise.

Gottes Hilfe erreicht den Aspiranten auf verborgenen Wegen. Seht, wie Gott den Bhaktas in den folgenden Beispielen geholfen hat.

Initiation bedeutet nicht das Flüstern eines Mantras in das Ohr eines anderen. Wenn Ramas Gedanken ganz auf Krishna gerichtet sind, wurde Rama bereits von Krishna initiiert. Wenn ein Aspirant die Werke eines Weisen studiert, seine Lehren annimmt und sich auf den Weg der Wahrheit begibt, ist der Weise bereits sein Guru. Meister können Aspiranten auf vielfältige Weise initiieren, zum Beispiel durch Briefe oder Gedanken. Die Art und Weise der Initiation muss nicht für jeden Aspiranten dieselbe sein. Je nach Sehnsucht des Aspiranten schickt ihm Gott den Meister, der zu seinem Charakter passt.

Starkes Anhaften an Wohlstand und Frauen lässt in manchem Aspiranten den Wunsch nach Entsagung aufkommen. Die Geschichte des Brahmanen Avanti und das Leben von Vilvamangal beschreiben eindrucksvoll diese Aussage.

Krishna

Krishna spricht in der Bhagavad Gita X.10: ‚dadami buddhiyogam tam yena mam upayanti te – Ich werde ihnen den Weisheitsyoga verleihen, durch den sie zu Mir kommen.‘

Initiation, Inspiration und das Erreichen von Wissen hängen von den persönlichen Anstrengungen und der Ernsthaftigkeit des Aspiranten ab. Die Gnade Gottes wird ihn zur rechten Zeit erreichen, wenn Beharrlichkeit und anhaltendes Streben nach Erkenntnis ihr Ende gefunden haben. Manche müssen, wie der Yogi Milarepa, ihrem Meister ausdauernd dienen, andere bekommen die Initiation durch ein Aufblitzen. Es hängt vom spirituellen Sadhana und dem Fortschritt des Aspiranten ab. Yogi Milarepa musste sich abmühen während er seinem Guru diente. Er musste Übermenschliches leisten an Mut und Tapferkeit, bevor er initiieret wurde. Seit Urzeiten prüfen Weise und Rishis ihre Schüler, bevor sie sie unter ihre Obhut nehmen. Sie spüren intuitiv, ob ein Schüler bereit für die Initiation war. Die Neophyten wurden damit betraut, Kühe zu hüten, Brennholz zu sammeln und die Kleidung des Gurus zu waschen. Tätigkeiten, die in den Augen der heutigen Sadhakas als niedere Dienste angesehen werden. Für Sadhakas wie Svetaketu, Indra, Satyakama und andere war jede Tat Yoga oder Verehrung des Gurus. Für sie war nichts nieder. Sie weihten alles selbstlos ihrem Meister. Deshalb erlangten sie schnell Cittasuddhi, studierten und verstanden die Veden und erlangten zum Schluss das Wissen über das Höchste Selbst.

Gautama wählte 400 magere und kranke Kühe aus und hieß Satyakama Jabala, seinen Schüler, sie zu hüten und erst zurückzukommen, wenn es tausend Kühe geworden sind. Satyakama lebte lange Zeit im Wald. Ein paar Tage vor seine Rückkehr in den Ashram des Gurus lehrten ihn die Götter Vayu, Agni und Surya das Wissen über Brahman und Gautama war überrascht, den Glanz Brahmans in Satyakamas Antlitz zu erkennen.

Ashtavakra initiierte König Janaka innerhalb eines Augenblickes. Die Devas initiierten Khatvanga in einem Muhurtha. Manche initiieren ihre Schüler einfach durch Anstarren. Shri Shankara inspirierte Totaka durch Sankalpa. So hängt es ab von Befähigung, Kenntnis und Klarheit des Sadhakas, um die göttliche Gnade zu empfangen, die ihn emporhebt in die Höhen erhabenster Glückseligkeit.

Shri Shankara

Der Aspirant soll wachsam sein und spirituelle Unterweisungen annehmen, wo immer sie sich bieten. Jeder der ihn aus der Unwissenheit führt, ist sein Lehrer. Doch der, der den spirituellen Fortschritt des Sadhakas antreibt und ein persönliches Interesse an seinem Fortschritt zeigt, der ist der wahre Sadguru. Dattatreya erhielt Wissen selbst von gleichgültigen Wesen. Der Aspirant muss sich der Gnade des Meisters würdig erweisen. Die göttliche Gnade kommt, sobald ein wahrer Durst in dem Aspiranten vorhanden ist und er bereit ist, sie zu empfangen. Ein Weiser oder Heiliger wie Shri Shankara oder Madhusudhan Saraswati kann einen Sadhaka in jeden Weg initiieren, für den der Aspirant befähigt ist. Der Guru beobachtet den Aspiranten, seine Vorlieben, seinen Charakter und seine Aufnahmefähigkeit und entscheidet dann über den passenden Weg. Wenn sein Herz noch nicht geläutert ist, wird der Lehrer für ein paar Jahre selbstlosen Dienst verordnen. Danach wird der Guru herausfinden, für welchen speziellen Weg der Schüler geeignet ist und ihn initiieren.

Wenn ein Bhakta-Heiliger von einem Aspiranten angesprochen wird, der den Weg des Jnanas gehen möchte, so möge er ihn für die Initiation zu einem passenden Guru schicken, denn der Bhakta hat nicht die Vedantische Erkenntnis der Einheit. Ein Jnani kann in den Bhakti-Weg initiieren, denn er hat bereits die Früchte der Saguna-Verehrung im jetzigen oder in einem früheren Leben erfahren. Es ist äußerst schwierig, den Yoga zu erkennen, durch den der Guru seine Perfektion erlangte. Er wird dies dem Aspiranten selbst enthüllen. Kein Sadhaka würde es wagen, diese Frage dem Guru zu stellen, es ist schlicht unangebracht.

Außer bei fortgeschrittenen Sadhakas erteilt der Guru die Initiation, nachdem ihm der Aspirant lange und geduldig gedient hat. Guru und Schüler sollten sich gegenseitig sehr gut kennen. Der Schüler sollte gründlich mit den Idealen und Prinzipien seines Gurus vertraut sein und der Guru muss in der Lage sein, Unvollkommenheiten des Schülers aufzudecken. Dem Guru sollte es erlaubt sein, das innere Wesen des Aspiranten eingehend zu erforschen. Seine Schwächen und Unzulänglichkeiten sollte er seinem Guru offenbaren. Er sollte sich der Feuerprobe durch seinen Guru in jeder Hinsicht stellen, so dass dieser volles Vertrauen in seinen Schüler haben kann. Indem der Schüler seinem Guru dient, sollte er in engen Kontakt mit dem Guru kommen, um dessen gute Eigenschaften aufzunehmen. Er sollte nie versuchen, einen Fehler in des Gurus Gedanken, Worten oder Taten zu finden. Sollte der Schüler einen starken Hang zur Fehlersuche haben, kann er vom Lehrer nichts annehmen und sein Fortschritt kommt zum Stillstand. Als erstes muss der Schüler seine Schwächen und Schwierigkeiten offenlegen, nur dann kann der Guru die Fußangeln und Fallstricke gezielt beseitigen.

Vishnu und Lakshmi

Guru ist Brahma, Guru ist Vishnu, Guru ist Mahesvara in menschlicher Gestalt. Die äußere Hülle sollte dich nicht glauben machen, er sei ein normaler Mensch. So du deinem Guru mit Vertrauen und Hingabe dienst, werden Initiation und Erkenntnis innerhalb kürzester Zeit zu dir kommen.

In Abwesenheit des Sadgurus können erfahrene Aspiranten, die den spirituellen Pfad seit langem beschreiten, die das Wünschen überwunden haben, die dem Lehrer lange Zeit gedient haben und Sannyasins sind, dem Neophyten zur Seite stehen. Sie sind Upa Gurus (Untergurus). Wer keinen verwirklichten Guru findet, der folge den Lehren verwirklichter Heiliger, wie zum Beispiel Shri Shankara und Dattatreya. Er verehre ein Foto des erwählten Verwirklichten mit Vertrauen und Hingabe und nach und nach wird der Aspirant beseelt. Der Guru mag ihm im Traum erscheinen und ihn zur rechten Zeit initiieren.

Der ernsthafte Sadhaka erhält auf mysteriösen Wegen Hilfe. Die Umstände entwickeln sich zum Guten und er erreicht Frieden, Glückseligkeit und Unsterblichkeit. So der Schüler die Anleitungen seines Gurus befolgt, wird er ihm nach einiger Zeit gleich. Der Schüler, der sich den Anleitungen seines Gurus widersetzt und nach eigenem Willen handelt, ist kein Schüler. Ein Schüler ist, wer den Anleitungen seines Gurus folgt und zeitlebens dessen Lehren an sich auf dem spirituellen Weg befindende Seelen weitergibt. Ehre sei diesen Sadhakas und den erwachten Heiligen und Weisen!

Möge der Segen aller Brahma Vidya Gurus, Bhagavatas und Yogis euch erreichen! Möget ihr die Glückseligkeit der Unsterblichkeit in diesem Leben erfahren!

Siehe auch

Literatur

  • Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
  • Swami Sivananda, Götter und Göttinnen im Hinduismus (2008)
  • Swami Sivananda, Jnana Yoga, Hrsg.: Divine Life Society, 2007
  • Swami Sivananda, Inspirierende Geschichten (2005)
  • Swami Sivananda, Japa Yoga (2003)
  • Swami Sivananda, Göttliche Erkenntnis (2001)
  • Swami Sivananda, Autobiographie von Swami Sivananda (1999)
  • Swami Sivananda, Shrimad Bhagavad Gita. Erläuternder Text und Kommentar von Swami Sivananda (1998)
  • Swami Sivananda, Gedanken zur Kontemplation (1996)
  • Swami Sivananda, Hatha-Yoga. Der sichere Weg zu guter Gesundheit, langem Leben und Erweckung der höheren Kräfte (1964)
  • Swami Sivananda, Sadhana – Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
  • Swami Sivananda: Feste und Fastentage im Hinduismus, Yoga Vidya Verlag
  • Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von Heute
  • Yoga Geschichten nacherzählt von Sukadev Bretz

Weblinks

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