Last

Aus Yogawiki

Last ist etwas Schweres, etwas das von jemandem getragen wird oder getragen werden muss. Last kann sein eine Verpflichtung, die einem Mühe bereitet. So kann man über die Last der Arbeit klagen. Es gibt auch die seelische Last, also etwas, was einen innerlich belastet. Es gibt die Last des Gewissens. Man sollte es vermeiden, anderen zur Last zu fallen. Und man sollte nicht überflüssig jemand anderem etwas zur Last zu legen.

Du trägst die Last der Welt auf deinen Schultern. Wirklich? Oder trägt nicht die Welt dich?


Halte deine Last gering

Die spirituellen Meister sagen: Halte deine Last gering. Übergib alles Gott. Mache dich zum Diener Gottes. Bitte Gott um Führung. Sage zu Gott: Dein Wille geschehe. Diese Art der Hingabe und Darbringung verhilft dir, deine Last gering zu halten.

Gott lädt uns Lasten auf und trägt uns mit unseren Lasten

In der reformierten Kirche, zum Beispiel in der Lippischen Landeskirche, gibt es das Lied "Anbetung, Ehre, Dank und Ruhm". Es ist eine Vertonung des Psalmes 68. Das Lied geht wie folgt:

Anbetung, Ehre, Dank und Ruhm
sei unserm Gott im Heiligtum,
der Tag für Tag uns segnet;
dem Gott, der Lasten auf uns legt,
doch uns mit unsern Lasten trägt
und uns mit Huld begegnet.
Sollt ihm, dem Herrn der Herrlichkeit,
dem Gott vollkommner Seligkeit,
nicht Ruhm und Ehr gebühren?
Er kann, er will, er wird in Not,
vom Tode selbst und durch den Tod
uns zu dem Leben führen.

Hier ist besonders thematisiert: Gott lädt Lasten auf uns, sodass wir daran wachsen. Und Gott trägt uns mit unseren Lasten - so können wir ganz entspannt sein.

Man sollte seine Last annehmen und tragen, sie aber gering halten, indem man sich nicht weitere Lasten aufbürdet. Und wir können uns bewusst machen: Gott trägt uns mit unseren Lasten.


Übergib deine Last ganz Gott

Dialog zwischen einem Schüler und seinem Meister Ramana Maharshi aus einer Nacherzählung von Heinrich Zimmer aus seinem Buch "Der Weg zum Selbst" 1944 erschienen im Rascher Verlag Zürich

Der Schüler: Wenn ich hier vor dir bin, überzeugt es mich und macht mir tiefen Eindruck, Aber wenn ich fort bin und denke an die Menschen und an mein Land und mir fällt deine Antwort ein »erkenne dich selbst«?
Der Meister: Was kannst du für die Menschen tun oder für dein Land, wenn du schwach bist? Erst mußt du stark werden. Aber ich sage dir: das Selbst zu erlangen, ist höchste Stärke.

lint-Yoga lehrt, die Schlange Kundalini (die Lebenskraft Shakti), die im untersten Lotos-Chakra schlummernd liegt, zu erwecken, daß sie durch diesen Kanal aufwärts steigt zum tausendblättrigen Lotos im Hirn und sich dort mit dem Höchsten Herrn (Shiva, paramâtman) vereinigt.

1 Chandogya Upanishad VIII, 6, 6.

Fürchte nicht, daß du die Kraft zur Tat einbüßest, wenn du ein in Erkenntnis Vollendeter (Jnani) wirst.

Der Schüler: Das fürchte ich.
Der Meister: Das solltest du nicht. Bist du bestimmt oder er-lesen, etwas Besonderes zu vollbringen, so wird es vollbracht werden.
Der Schüler: Ich soll also allem abdanken? — Kann ich nicht Askese üben und Gott bitten, mir meine Wünsche zu erfüllen?
Der Meister: Das kannst du. Aber dazu gehört ständige Sammlung (abhyâsa), ein strenger Weg der Uebung (sâdhanâ), um Askese zu vollbringen und mit deinen Bitten Gott zu erreichen. Wenn du diesen strengen Weg (sâdhanâ) beschreitest — in Betrachtungen oder Gebeten —, denkst du dann an deine Wünsche oder an Gott?
Der Schüler: Wenn ich in meinen Betrachtungen an meine Wünsche dächte, wäre das keine Sammlung in innere Schau (dhyâna).
Der Meister: Begreife! Die gleiche Sammlung in innere Schau (dhyâna), die gleiche Askese, die gleiche Haltung der Betrachtung dient in beiden Fällen: wenn einer Gott mit weltlichen Wünschen naht (sakâma), oder wenn er wunschlos (nishkâma) sich müht, ihn in gläubiger Hingabe zu erleben. Auch wenn deine Wünsche in Erfüllung gehen, wächst die Kraft deiner Askese (tapas). Sie hört nicht auf; das ist das wahre Wesen der Askese. Mit der gläubigen Hingabe ist es dasselbe. — Jetzt will ich dich etwas fragen: wenn einer in die Bahn steigt, — wo läßt er sein Gepäck?
Der Schüler: Er legt es ins Abteil oder in den Gepäckwagen. Der Meister: Aber er behält es nicht auf dem Kopf oder im Schoß.
Der Schüler: Er müßte närrisch sein, wenn er es täte.
Der Meister: Nennst du den närrisch, der seinen Packen auf dem Kopf behielte? — Tausendmal närrischer ist es, die eigene Last weiterzuschleppen, wenn einer die Bahn des geistlichen Lebens betritt, den Weg der unterscheidenden Erkenntnis (vichâra-mârga) oder gläubiger Hingabe (bhakti-mârga).
Der Schüler: Aber kann ich alle Verantwortlichkeiten und Pflichten von mir tun?
Der Meister: Schau dir den Torturm des Tempels (gopura) dort an! Er wimmelt von steinernen Figuren, und an jeder Ecke steht eine Riesengestalt, — siehst du sie?
Der Schüler: Ja, ich sehe sie,
Der Meister: Jetzt höre: dieser ganze große ragende Turm wird von all diesen Gestalten getragen.
Der Schüler: Wie kann das sein? Was meinst du damit?
Der Meister: Wenn ich das sage, meine ich damit, daß es ebenso närrisch ist wie deine Haltung, wenn du sagst, du mußt die Last aller Sorgen tragen, und trägst alle Verantwortlichkeiten und Pflichten, Der Herr des Alls trägt die ganze Last. Du bildest es dir nur ein. Du kannst die Last seiner Sorge anvertrauen. Was immer dir zu tun aufgegeben ist, du wirst das Werkzeug sein, durch das es zu seiner Zeit getan wird. Bilde dir nicht ein, du könntest es nicht tun, solange du nicht den Wunsch danach hast, Der Wunsch gibt dir keine Kraft, es zu tun. Die Kraft gehört dem Herrn.
Der Schüler: Ich glaube, damit lehrst du mich die Quintessenz des »Yoga der Tat« (karma-yoga).
Der Meister: Das ist die Quintessenz des »Yoga der Tat«, aber auch des »Yoga gläubiger Hingabe« (bhakti-yoga), ja auch des »Yoga der Erkenntnis« (jnâna-yoga), All diese Pfade mögen anfänglich verschieden sein, sie führen schließlich zu dieser Haltung.

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Siehe auch

Literatur

  • Der Weg Zum Selbst von Heinrich Zimmer, Rascher Verlag Zürich, 1944, 1. Auflage