Versenkung

Aus Yogawiki

Versenkung : Was versteht man unter Versenkung? In welchem Kontext gebraucht man dieses Wort? Wozu ist Versenkung gut? Was sind Begriffe mit ähnlicher Bedeutung, was Begriffe mit entgegengesetzter Bedeutung zu Versenkung? Die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, des eigenen Charakters, gehört zu den wichtigen Aufgaben eines Menschen. Dazu will auch dieser Artikel dich animieren.

Versenkung des Buddha

Versenkung ist die Fähigkeit sich ganz auf eine Sache zu konzentrieren und dabei alles andere zu vergessen. Das was in manchmal als Flow-Erlebnis bezeichnet wird, ist eine Form der Versenkung. Oder anders ausgedrückt: Versenkung ist eine Form der Flow-Erfahrung, welche zu den beglückendsten Erfahrungen des Menschen gehört. Versenkung spielt gerade in der buddhistischen Terminologie eine wichtige Rolle und bezeichnet tiefere Stufen der Meditation.

Versenkung, auch Innenschau, Meditation, Konzentration oder Kontemplation, ist eine Praxis bzw. ein Zustand, in dem man mit dem Höchsten Selbst eins geworden ist. Der Wesenskern, die wahre Natur des Menschen, strahlt aus sich selbst heraus. Die "Gegenwart des Wirklichen" ist greifbar.

Versenkung hat allerdings noch zwei weitere Bedeutungen:

(1) Versenkung ist im Theater der Teil eines Bühnenbodens, der nach unten und oben bewegt werden kann.

(2) Man kann auch in der Versenkung verschwinden, d.h. von der Öffentlichkeit nicht mehr gesehen werden. Hier im Yoga Wiki soll es hauptsächlich um Versenkung als Bezeichnung tieferer Meditation sowie die Fähigkeit von Konzentration im Alltag gehen.

Versenkung in der Meditation und im täglichen Leben

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

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Versenkung ist ein Ausdruck, den wir im Yoga nicht so häufig verwenden, aber ein Ausdruck, der im Buddhismus eine starke Verwendung findet. Versenkung wird im Buddhismus gerne gebraucht als ein Stadium der Meditation. Wenn man meditiert und die Meditation tiefer wird, dann erreicht man ein Stadium der Versenkung. Und in manchen buddhistischen Schriften ist dann auch die Rede von verschiedenen Graden von Versenkung und verschiedene Merkmale der Grade der Versenkung.

Man könnte im Yoga sagen, es gibt die verschiedenen Meditationsstufen. Es gibt Asana, Einnehmen der Sitzhaltung. Es gibt Pranayama, die tiefe Atmung. Es gibt Pratyahara, das erzeugen eines meditativen Gemütszustandes, das Hineinversetzen des Geistes ins Hier und Jetzt. Dann gibt es Dharana, die Konzentration und die Bemühung um die Sammlung des Geistes. Und dann folgt Dhyana, und Dhyana ist dann die Versenkung.

Wenn man so konzentriert ist - in der Meditation, dass die Meditation von selbst geschieht und keine anderen Gedanken da sind, dann ist man in einen Grad der Versenkung gefallen. Und dann gibt es noch verschiedene Grade von Dhyana, bis man schließlich in Samadhi hineinrutscht und Samadhi, das Überbewusstsein, hat wieder einige Stufen der Versenkung.

Und man kann sich bewusst vornehmen, in der Meditation wirklich in eine Tiefe hineinzukommen. Man kann nicht ganz kontrollieren, ob man jetzt wirklich in Dhyana hineinkommt, in diese meditative Versenkung, wo man ganz im Hier und Jetzt ist, ganz in der Bewusstheit, ganz in dem Thema der Meditation. Dieser Zustand der Versenkung ist verbunden mit großer Freude, mit großer Liebe, mit einer Lichterfahrung.

Ein Zustand der Versenkung in der Meditation gibt dir so viel Freude und so viel Kraft nach der Meditation. Aber nicht immer kannst du dort reinfallen, du kannst dich darum bemühen und dann kannst du in die Versenkung hineingehen oder eben auch nicht. Versenkung ist aber auch im Alltag möglich. Wenn du mit etwas beschäftigt bist und dort ganz drin aufgehst in dieser Tätigkeit, dann ist das Versenkung.

Es gibt auch noch eine zweite Kategorisierung der Gemütszustände, ähnlich wie in der Meditation: Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana, Samadhi Es gibt Mudha, Kshipta, Vikshipta, Ekagrata und Nirodhah. Mudha ist irgendwo träge und müde. Kshipta ist unruhig, zerstreut. Vikshipta heißt in diesem Kontext die Bemühung um die Sammlung. Ekagrata heißt einpünktig, gesammelt, man könnte auch sagen, Versenkung.

Und wenn diese Versenkung noch tiefer wird, kommt Nirodha, du trittst ein ins Überbewusstsein und du verschwindest aus jeglicher Dualität. Wenn du also im Alltag ganz in deiner Tätigkeit aufgehst und du aufhörst, zu denken, "ich tue etwas", wenn du irgendwo das Gefühl hast, "es geschieht, es passiert" und du hast dieses wunderbare Verbundenheitsgefühl, Freudegefühl, Energiegefühl, Liebegefühl, dann bist du in Ekagrata, in einem Grad der Versenkung.

Es gibt dafür auch bei Patanjali einen weiteren Namen, nämlich Samyama. Samyama heißt die Aufeinanderfolge von Dharana, Dhyana und Samadhi. Samyama heißt, du bemühst dich erstmal um Konzentration und dann, wenn du konzentriert gesammelt bist, lässt du dich hineinfallen, dann bist du in der Versenkung. Und aus der Versenkung, Dhyana, fällst du dann in Samadhi, in ein Überbewusstsein, wo du von Zeit und Raum und von Subjekt-Objekt-Beziehung wegkommst und auch vom Ego wegkommst.

Auch darum kannst du dich bewusst bemühen, du kannst dir z.B. im Alltag vornehmen, das du bewusst spazieren gehen wirst und du mal beim Spazierengehen nicht nachdenkst. Du wirst keine Podcasts hören, noch nicht mal tägliche Inspirationen Podcast, du wirst keine Musik hören, sondern du wirst einfach bewusst gehen, vielleicht kommst du so in die Versenkung. Oder wenn du etwas tust, gehe dort auch bewusst in die Versenkung.

Oder wenn du mit einem Menschen zusammen bist und ihm zuhörst, höre ihm ganz bewusst zu. Auch im Zuhören, in der Kommunikation gibt es den Zustand der Versenkung. Schaffe meditative Momente, wo Versenkung möglich ist. Du musst nicht den ganzen Tag voll konzentriert sein, der Mensch hat auch die Fähigkeit, nachzudenken, der Mensch hat auch die Notwendigkeit, mal zu überlegen, was er gemacht hat, der Mensch muss auch mal planen. Aber manchmal gilt es, bewusst in einen meditativen Zustand hineinzugehen. Überlege, gibst du dir genügend Möglichkeiten für Versenkung? Übst du genügend, dass du wirklich ganz konzentriert sein kannst? Hast du immer wieder Erfahrungen von dieser Versenkung, die dir Zugang geben zu Freude, zu Liebe und zur Intuition?

Versenkung

Ramana Maharshi

Dialog zwischen einem Schüler und seinem Meister Ramana Maharshi aus einer Nacherzählung von Heinrich Zimmer aus seinem Buch "Der Weg zum Selbst" (1944 erschienen im Rascher Verlag Zürich)

Der Schüler: Und was ist Versenkung (Samadhi)?
Der Meister: Der Yoga kennt mehrere Formen von Entrückung, und es gibt mancherlei Arten von Versenkung. Aber die Versenkung, die ich lehre, ist von eigener Art. Sie ist naturhaft und entsteht von selbst (Sahaja Samadhi), Zunächst erreichst du vollkommene Sammlung (Samadhana), du verharrst still und gesammelt, auch wenn du tätig bist; da erlebst du, daß es dein tieferes Selbst innen ist, das sich bewegt, du handelst und denkst unberührt von allem, was du tust, sprichst oder denkst, Du fühlst keine Bekümmernis, Beklemmung oder Sorge; denn du wirst gewahr, dass nichts dich, dein Ich, berührt, — alles geht von einem Wesen aus, mit dem du dich vereint weißt,
Der Schüler: Wenn diese Versenkung, die von selbst erwächst, der höchste erwünschte Zustand ist, so bedarf es nicht der »unter¬schiedslosen Versenkung« (Nirvikalpa Samadhi), in der die Unterschiede zwischen Wahrnehmendem, Wahrgenommenem und Wahrnehmen und das Bewusstsein überhaupt verschwinden?
Der Meister: Die »unterschiedslose Versenkung« des Raja Yoga hat ihren Wert. Aber im Yoga der Erkenntnis (Jnana Yoga) ist dieser von selbst erwachsende Stand (Sahaja Sthiti), dieses »Ruhen in sich selbst, das sich von allein einstellt« (Sahaja Nishtha), schon der Stand der »unterschiedslosen Versenkung«, Denn in diesem Stande ist das Gemüt jenseits aller Zweifel, das Denken schwingt nicht mehr zwischen Gegensatzpaaren von Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten, es vollzieht keine Unterscheidung (Vikalpa) irgendwelcher Art, Es ist der Wahrheit gewiß, es fühlt die Gegenwart des Wirklichen, Auch wenn es tätig rege ist, weiß es sich rege im Wirklichen: dem Selbst, dem höchsten Wesen.

Meditative Versenkung

Hier ein Vortrag zum Thema Samapatti Meditative Versenkung - Yogasutra I 41 von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.


Versenkung - Antonyme, Synonyme und andere Persönlichkeitsmerkmale

Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Versenkung in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Versenkung - Synonyme

Ähnliche Eigenschaften wie Versenkung, also Synonyme zu Versenkung sind z.B. Ruhe, Andacht, Anrufung, Gebet, Meditation, Konzentration, Erleuchtung, Überbewusstsein, Betrachtung, Einkehr, Reflexion, Versunkenheit, Kontemplation.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Versenkung übertrieben kann ausarten z.B. in Grübelei, Kopfzerbrechen, Realitätsferne, Schaustellung. Daher braucht Versenkung als Gegenpol die Kultivierung von Freude, Genuss, Lebensfreude, Rührseligkeit, Leutseligkeit, Redseligkeit, Neugierde, Spielfreude.

Gegenteil von Versenkung - Antonyme

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Versenkung, Antonyme zu Versenkung :

Versenkung Antonyme auf einen Blick

Antonyme Versenkung, also Gegenteile, sind Freude, Genuss, Lebensfreude, Rührseligkeit, Leutseligkeit, Redseligkeit, Neugierde, Spielfreude, Unruhe, Hektik, Stress, Ungeduld, Hochspannung, Anspannung, Lampenfieber, Unrast.

Versenkung in Bezug auf Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Stärkung von Versenkung

Versenkung gehört zu den Fähigkeiten, die man kultivieren, entwickeln kann. Vielleicht willst du ja die Fähigkeit zur Versenkung stärken. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Versenkung zu kultivieren.
  • Fasse den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Eigenschaft, Versenkung kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein Mensch zu sein, der in tiefe Versenkung sinken kann."
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle die Fähigkeit zur Versenkung ".
  • "Durch die Gnade Gottes gelange ich jeden Tag in tiefere Versenkung"

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Versenkung zu entwickeln?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich könnte ab morgen jederzeit in tiefe Versenkung gelangen wann immer ich will, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln?

Gebet für Versenkung

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Versenkung :

  • Lieber Gott, bitte gib mir in meiner Meditation immer tiefere Versenkung.
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag tiefere und tiefere Versenkung erlangen werde.

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Versenkung

Eigenschaften im Alphabet nach Versenkung

Literatur

  • Der Weg Zum Selbst von Heinrich Zimmer, Rascher Verlag Zürich, 1944, 1. Auflage

Weblinks

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Jnana Yoga und Philosophie

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