Kundalini

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Die Kundalini wird oft als Schlange dargestellt.

Kundalini auch Kundali Shakti (Sanskrit: कुण्डलिनी kuṇḍalinī f.; कुण्डली शक्ति kuṇḍalī śakti f.); wörtlich: die Aufgerollte; die schlafende Schlangenkraft; die durch Ringe (Kundala) Charakterisierte, die (im Ausgangsstadium) in 3½ Windungen am unteren Ende der Wirbelsäule aufgerollte Energie; Bezeichnung für die schöpferische Kraft im Menschen, die durch Kundalini Yoga erweckt werden kann.

Was ist Kundalini?

Kundalini - die evolutionäre Energie

- Ein Vortrag aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 37 Herbst 2018 von Sukadev Bretz -

Die Kundalini Yoga Meister sagen, dass im Menschen ein riesiges Potential an Fähigkeiten, Talenten und Möglichkeiten latent vorhanden ist.

Demnach ist der Mensch absolutes, reines BewusstseinShiva oder Parama Shiva genannt – und verfügt über die gesamte kosmische Urenergie, die als Shakti bezeichnet wird.

Diese kosmische Urenergie hat das Leben zur Entfaltung gebracht und sie wirkt weiter in der kontinuierlichen Evolution der gesamten Schöpfung. Es ist diese Urenergie, die aus der Mineralwelt die Pflanzen hat entstehen lassen, aus den Pflanzen die Tiere, aus den Tieren den Menschen. Es ist diese Energie, die den Menschen ruhelos werden, suchen und nach etwas Höherem streben lässt. Es ist schließlich auch diese Energie, die dem Menschen verhilft, das Höchste, die Einheit mit dem Absoluten, zu erreichen.

Kundalini Yoga und Evolution

Evolution - Erschaffung Adams

Diese Kundalini Yoga (Yoga der Energie)-Theorie lässt sich auch gut mit der Darwin’schen Evolutionstheorie verbinden. Darwin postulierte die Theorie des »Survival of the Fittest«, des Überlebens des am besten an Umweltgegebenheiten Angepassten. Diese Theorie mag erklären, wieso Menschen am Äquator (mit erhöhter Sonneneinstrahlung) eine dunklere Hautfarbe haben, warum in trockeneren Gegenden Hartlaubgewächse überwiegen etc. Aber wie Leben überhaupt entsteht und wie aus einfachen Lebensformen komplexe Lebensformen entstehen, wird durch die Darwin’sche Evolutionstheorie nur unzureichend erklärt. Im Kundalini Yoga sagt man, dass in jedem Lebewesen die Kundalini Shakti (Shakti = Kraft) als evolutionäre Energie wohnt. Dass diese Energie das innewohnende Bewusstsein immer mehr zur Entfaltung bringen will und daher im Lauf der Zeit immer komplexere Formen von Leben erscheinen lässt. Die Darwin’sche Evolutionstheorie kann dann erklären, wie sich Lebensformen an die Umweltgegebenheiten anpassen. Kundalini Yoga kann auch erklären, warum sich nach großen Katastrophen (beispielsweise dem Aussterben der Dinosaurier und der meisten anderen Lebewesen vor etwa 60 Millionen Jahren) das Leben immer wieder neu entfaltet hat und schließlich komplexer wurde als zuvor: Die Kundalini Shakti ist allem innewohnend und wird immer wieder das Leben zur Entfaltung bringen. Daher würden die Kundalini Yogis annehmen, dass es Leben auch auf anderen Planeten geben müsste. Wenn die äußeren Umweltgegebenheiten nur annähernd geeignet sind, wird sich Leben entfalten wollen.

Erwachen der Kundalini

Beginn der Transformation

Die Kundalini-Energie gilt im Menschen als schlafend (Kundalini bedeutet »die Aufgerollte« – symbolisch für eine schlafende Schlange), aber nicht als tot, beziehungsweise nicht existent. Sie kann in verschiedenen Stufen schrittweise erwachen. Ein erstes Zeichen für dieses Erwachen ist es, wenn man sich Fragen stellt:

Je weiter die Kundalini erwacht, desto intensiver treibt sie den Suchenden dazu, nicht bei diesen Fragen stehen zu bleiben, sondern etwas zu tun – spirituell zu suchen, zu praktizieren.

Kundalini ist die Kraft hinter Genies, hinter Menschen mit großartigen Begabungen wie Leonardo da Vinci, Mozart, Goethe, Newton, Einstein und vielen anderen, hinter allen großen charismatischen Persönlichkeiten. Nicht umsonst findet man in den Tagebüchern und persönlichen Briefen vieler Genies Berichte über Energieerweckungen, heiße Wirbelsäulen, Klopfen und Erschütterungen in der unteren Wirbelsäule, besondere Erfahrungen im Herzen, in der Mitte der Stirn oder an der Schädeldecke, Bewusstseinserweiterungen. Einstein selbst sagte, dass er sich ein Leben ohne Gotteserfahrung kaum vorstellen könne.

Letztlich ist Kundalini die Energie hinter jeder spirituellen Erfahrung und die evolutionäre Energie hinter der ganzen Menschheit. Diese Kundalini-Energie bringt Einzelne in immer neuen kreativen Schüben zu neuen Erfindungen und kulturellen Höchstleistungen.

Erfahrungen bei der Erweckung der Kundalini

Möglich: Automatisches Einnehmen von Asanas

Die Kundalini-Energie ist in jedem Wesen mehr oder weniger aktiv. Bei den meisten ist sie schlafend und nur sehr gedämpft aktiv. Ihr Erwachen vollzieht sich schrittweise und, außer in vorübergehenden plötzlichen und scheinbar unbegründbaren psychischen Krisen und biografischen Brüchen, kaum merklich.

Ist die Energie stärker und sind die Energiekanäle noch nicht ausreichend gereinigt, kann sie zu diversen Energieerweckungserfahrungen führen:

  • starke Hitze, besonders in der Wirbelsäule,
  • Erschütterungen und Zittern im ganzen Körper,
  • Energieempfinden im ganzen Körper,
  • Reduzierung des Schlafbedürfnisses,
  • automatisches Einnehmen von diversen Körperhaltungen (Asanas), Hand-, Zungen- und Kopfhaltungen (Mudras),
  • automatisches Ausführen von Atemübungen,
  • Wahrnehmung subtilerer Welten,
  • Manifestation diverser feinstofflicher Phänomene,
  • Bewusstseinserweiterungserfahrungen,
  • Wonnegefühle.

Bei manchen Menschen ist die Energie von Kindheit an besonders aktiv. Bei einigen kommt es unvermutet oder aus diversen Anlässen zu einer spontanen Erweckung. Ich kenne Menschen, die morgens aufgewacht sind, plötzlich eine Kundalini-Erweckungserfahrung hatten – und ihr Leben war nicht mehr dasselbe. Jemand hat berichtet, er sei auf den Hintern gestürzt, dann sei die Wirbelsäule heiß geworden, alles hätte sich gedreht, die Welt sei in Licht gehüllt, er sei von Liebe erfüllt worden und von da an wäre er ein richtiges Energiebündel gewesen. Andere berichten, ihre Kundalini-Erfahrungen hätten während eines Geschlechtsakts, nach Drogeneinnahme, während eines klassischen Konzerts oder eines Rockkonzerts begonnen. Viele bekommen Erweckungserfahrungen nach der Übung diverser spiritueller oder auch psychotherapeutischer Praktiken. Normalerweise sind diese Kundalini Erweckungserfahrungen mit Wonne, mit großen Glücksgefühlen verbunden.

Schwierigkeiten bei der Erweckung der Kundalini

An den Meister wenden und geschehen Lassen

Schwierig wird es dann, wenn Menschen nicht wissen, was ihnen geschieht, oder sie falsche Ratschläge bekommen. Oft hören sie die Warnung, sie müssten das sofort abstellen (was nicht möglich ist), sonst würden sie verrückt, oder jemand sagt ihnen, sie seien bereits verrückt geworden. Solche Ratschläge und Behauptungen, allein aus der Unwissenheit geäußert, führen zu Ängsten. Und da Kundalini eine machtvolle Energie ist, die alles verstärkt, womit man sich beschäftigt, kann sie auch Ängste verstärken.

Hilfreich ist, Vertrauen und Mut zu haben und es geschehen zu lassen. Außerdem ist es wichtig, reinigende, erdende und kühlende Praktiken zu üben, aktivierende Praktiken zu reduzieren, die Ernährung sehr rein (sattwig) zu gestalten und Zuflucht zu Gott, zur kosmischen Energie oder zu einem Meister zu suchen.

Kundalini Yoga

Schrittweises Hochführen der Kundalini bis zum Sahasrara

Grundsätzlich lässt sich die Kundalini durch jede Art von spiritueller Erfahrung und Praxis erwecken. Der spezielle Weg des Kundalini Yoga bietet jedoch Techniken für eine systematische Vorbereitung, Reinigung und Stärkung des gesamten Körper-Geist-Systems sowie die Erweckung und Lenkung der Energien. So ist Kundalini Yoga eigentlich mit der sicherste aller spirituellen Wege, wenn man ihn korrekt geht.

Kundalini Yoga bedeutet also nicht Soforterweckung der Kundalini. Die Schritte sind vielmehr:

So ist die Erweckung der Kundalini in jedem Fall ein spirituelles inneres Abenteuer, das das Leben verändern wird. Wenn sie spontan geschieht, ist es wichtig, zügig die richtigen Ratschläge zu bekommen. Wenn sie durch Praktiken des Kundalini Yoga unter Beachtung der verschiedenen Schritte und unter kompetenter Anleitung und Beachtung aller Vorsichtsregeln erweckt wird, ist dies ein sicherer Weg ohne größere Gefahren. Kundalini Erweckung ist der Schlüssel für tiefe Meditation, geistige Ausstrahlung, Lebensenergie, tiefe Liebe und Bewusstseinserweiterung. Nicht jeder wird dabei zu einem Genie. Aber jeder wird die selbsteingebildeten Grenzen transzendieren und die Einheit mit dem Göttlichen erfahren können.

Shiva-Shakti-Philosophie

Bildliche Darstellung von zwei göttlichen Prinzipien

Kundalini Yoga hat eine sehr detaillierte philosophische Grundlage. Im Kundalini Yoga wird die Shiva Shakti Philosophie auch Tantra-Philosophie genannt. Diese beschreibt das Universum als ein Zusammenspiel zweier göttlicher Prinzipien, nämlich Shiva (Bewusstsein) und Shakti (Kosmische Energie). Die Tantra Philosophie enthält eine ganze Kosmologie, eine Schöpfungstheorie und eine sehr detaillierte Feinstofflehre. Wie der Raja Yoga kennt Kundalini Yoga eine Fülle von Praktiken und ist ein Erfahrungsweg. Ausgefeilte Praktiken führen zu vorhersehbaren Wirkungen. Die Übungen setzen nur an anderer Stelle an: Der Raja Yogi bemüht sich, die Gedanken zu beherrschen. Wenn er beispielsweise einen Gedanken des Ärgers entdeckt, kann er diesen durch Rückführung auf seinen Ursprung zum Verlöschen bringen oder durch Meditation über Geduld umwandeln. Die Schwierigkeit beim Raja Yoga ist jedoch oft, dass man sich zu sehr mit seinen Gedanken identifiziert, man also denkt: »Ich bin ärgerlich«. Und wenn ich ärgerlich bin, hieße das ja, dass das bewusste Ändern des Ärgergedankens mich ändern würde. Und genau das will man in dem Moment nicht. Kundalini Yoga setzt an einer anderen Stelle an: Entdeckt der Aspirant, dass er ärgerlich ist, weiß er, dass dies Unruhe in seinem Prana in einem niederen Schwingungszustand bedeutet. Also macht er eine Energieübung, beispielsweise eine Atemübung, um die Energie zu harmonisieren und den Schwingungszustand zu heben. Und ehe er sich versieht, ist der Ärger wie von selbst verschwunden. Denn in einem harmonischen erhabenen Energiezustand kann es keinen Ärger geben.

Kundalini कुण्डलिनी kuṇḍalinī Aussprache

Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Kundalini, कुण्डलिनी, kuṇḍalinī ausgesprochen wird:

Kundalini – die kosmische Energie im Menschen

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Kundalini

Vorträge über Kundalini, Kundalini Yoga gibt es auf den Yoga Vidya Seiten, und wir haben ja auch ein ganzes Kundalini Yoga Portal. Heute aber, was heißt Kundalini? Kundalini kommt von Kundala. Kundala heißt Ring, Kundala ist der Armring und auch der Ohrring, Kundala heißt aber auch das, was ringförmig ist, das Aufgerollte. Oder man kann auch sagen, Kundala ist eigentlich Ring und Kundalini. Sie ist die Aufgerollte, sie ist die Ringförmige. Kundalini ist also die aufgerollte Energie, sie ist die kosmische Energie im Menschen. Kundalini wird auch symbolisch dargestellt wie eine Schlange, die dreieinhalb Mal um den Lingam herum im Muladhara Chakra gewunden ist.

Es gibt dort schöne Darstellungen von der Kundalini. Und auf den Yoga Vidya Seiten findest du ja auch verschiedene Darstellungen des Muladhara Chakras, wo auch die Kundalini dabei ist. Die Kundalini scheint zu ruhen, und wenn die Kundalini aktiv wird, dann geht sie nach oben. Sie so ähnlich aufgerollt wie eine Feder, ringförmig, deshalb kann sie Kraft haben.

Die Kundalini ist aufgerollt und ähnlich wie eine Schlange harmlos aussieht, wenn sie aufgerollt ist, aber sie plötzlich zischen kann und sich aufrichten kann. So scheint die Kundalini auch zu ruhen, aber in ihr ist alle Kraft drin. Sie kann aktiviert werden und durch die Sushumna nach oben steigen und dann im Sahasrara Chakra mit Shiva verschmelzen.

Die Schlangenkraft Kundalini

Die Chakras des Menschen - Energiezentren

Kundalini, Shakti, eine Form der Devi, Kundalini-Schlange, Schlangenkraft, ist eine ätherische Kraft im Menschen. Nach der tantrischen Lehre ruht sie in jedem[1] am unteren Ende der Wirbelsäule; symbolisch als im untersten Chakra schlafend zusammengerollte Schlange (Sanskrit: kundala "gerollt, gewunden'").

Sie ist die der Materie nächst-stehende Kraft im Menschen. Yogische Praktiken können sie erwecken. Sie steigt dann auf, wobei die transformierenden Hauptenergiezentren oder Chakren durchstoßen werden (Satchakrabedha "Sechschakrendurchstechen"). Erreicht sie das oberste Chakra, vereinigt sie sich mit der kosmischen Seele und der Mensch erlangt höchstes Glück [2]. Erst hier vereinigt sie sich in ihrer transformierten Form mit den kosmisch-spirituellen Kräften. Da das Aufsteigen der Energie nach den klassischen Lehren auch Gefahren in sich birgt, sind eine gute Vorbereitung und ein innerer Reinigungsprozess entscheidend, weshalb viele Schulen zuerst das Herzzentrum entwickeln.

In Begleitung eines Menschen, der die Kundalini-Kraft bewusst lenken kann, werden mögliche Begleiterscheinungen des Prozesses, wie Visionen oder Erfahrungen in der Astralwelt, verständlich. Es gibt immer wieder Fälle, die Tantriker als "spontanes Erwachen" der Kundalini interpretieren [3]. Das einfachste Beispiel für spontanes Erwachen sind Fieberschübe, bei denen im Innern, entlang der Wirbelsäule große Wärme spürbar wird. Das wird mit Hören von Stimmen oder intensiven Visionen in Verbindung gebracht.

Aus Sicht von Menschen, die an die Kundalini glauben, wäre es wünschenswert, Menschen mit diesen Symptomen, die sich in psychiatrische Behandlung begeben, auf eine Kundalini-Erfahrung hin zu prüfen und gegebenenfalls den richtigen Umgang mit dem Energiefluss zu lehren.

Außerdem gibt es auch Vertreter der westlichen Psychologie, die sich mit dem Kundalini-Phänomen beschäftigen, allen voran der Schweizer Psychologe Carl Gustav Jung [4].

Verschiedene Quellen vergleichen die Kundalini-Schlange versuchsweise mit dem griechischen Schlangenstab des Äskulap oder der mexikanischen Federschlange Quetzalcoatl.

Seit etwa 1970 wird Kundalini und Bioenergie verschiedentlich gleichgesetzt und darauf hingewiesen, dass Konzepte, die Kundalini ähneln, in fast allen Kulturen der Erde (besonders in schamanischen, religiösen oder spirituellen Kreisen) verbreitet sind, wenn auch unter verschiedenen Namen und mit unterschiedlicher Interpretation. Danach seien Kundalini, Bioenergie, Quamaneq (bei den Eskimos), N/um (bei den Einwohnern der Kalahari Wüste), Chi (im Osten) alles nur andere Worte für dieselbe bioenergetische Realität.

Das Wesen der Kundalini

Auszug aus Swami Sivanandas Buch "Kundalini Yoga"

Shakti, die göttliche Energie, hat zwei Aspekte, den statischen und dynamischen. Einer ist ohne den anderen nicht möglich. Diese Polarität ist, ähnlich den Polen eines Magnets, notwendig, um das Gleichgewicht des Universums aufrechtzuerhalten. Die kosmische Shakti manifestiert sich im menschlichen Körper als Kundalini und Lebensstrom. Kundalini ist die statische Grundlage für die dynamischen Lebenskräfte.

Der Mensch ist der Mikrokosmos, der kleine Kosmos. Alles, was im äußeren Universum existiert, ist auch in im Menschen. Alle Dinge, die man im Universum sieht, Berge, Flüsse, usw. existieren auch im Körper. Alle echten Bestandteile und Bereiche existieren innerhalb des Körpers, und so auch die höchste Shiva Shakti. Im menschlichen Körper wohnt Shiva im Sahasrara Chakra im Scheitel. Die Kundalini befindet sich im Muladhara Chakra, also an der Basis der Wirbelsäule. Muladhara bedeutet ‘Wurzel’, ‘Basis’. Kundalini ist die Kraft, die die statische Grundlage des ganzen Körpers und seiner beweglichen Teile ist.

Kundalini ist die Urenergie, die sich im Muladhara Chakra in einem schlafenden potentiellen Zustand befindet. Sie ist die kosmische Kraft im Individuum. Aber sie ist potentiell eine starke, spirituelle Shakti (Kraft). Sie ist eine elektrische, feurige, geheimnisvolle Kraft, die mächtige Urkraft, die aller organischen und anorganischen Materie zugrunde liegt. Sie wird wegen ihrer spiralförmigen Bewegung im Körper des Yogi Schlangenkraft genannt. Wenn sie erwacht, erzeugt sie die zischenden Laute der Schlange und steigt aufwärts durch den Zentralkanal in der Sushumna. Das Steigen der Kundalini Shakti und ihrer Vereinigung mit Gott Shiva im Sahasrara bewirken den Zustand höchsten Bewusstseins und spiritueller Erfahrung.

Kundalini Tantra Yantra

Kundalini Tantra Yantra lautet ein Seminar bei Yoga Vidya, es ist zu finden auf unserer Internetseite www. yoga-vidya.de/seminar. Die Kundalini ist die kosmische Energie. Es ist die kosmische Energie im Menschen, die ihre Urkraft im Muladhara Chakra hat und die ständig Energie in das ganze System gibt.

Die Quellen der Energie

Du hast zwei Quellen der Energie.

1. Die äußere Energiequelle

Zum Einen die Energiequelle von außen, die du aufnimmst über Nahrung, Getränke, das Sonnenlicht, über das Zusammensein mit anderen, über die Erde und über die Schwingung. Diese eine Quelle der Energie, über die du verfügst, eine Quelle von Prana, ist die äußere Energie.

2. Die innere Energiequelle

Die zweite Energiequelle, die du besitzt, ist die Kundalini, die in dir ist, deine innere Energiequelle, die ständig Pranaströme in dein ganzen System hinein gibt. Im Kundalini Yoga lernst du dein Prana zu erhöhen. Dies erfolgt durch das Erlernen einer besseren Atmung. Du lernst, wie du Energie über das Essen und über die Nahrung aufnehmen kannst. Zudem erlernst du, wie du dich mehr auf kosmische Schwingungen einstimmen kannst. Ein zweiter Aspekt im Kundalini Yoga ist, das Erlernen, deine Nadis zu reinigen, so dass das Prana insgesamt besser fließen kann. Du lernst die Chakren zu öffnen zur Aufbewahrung von Prana und wie du Zugang findest, zu tieferen Energien. Als drittes lernst du die Kundalini zu aktivieren, so dass mehr Prana durch dich hineinkommt. Das ist Kundalini

Was ist Tantra? Und wie steht es in Verbindung mit Kundalini

Tantra bedeutet u.a. Webstuhl, Maschine, Werkzeug. Tantra wird vom Tantrismus abgeleitet und bedeutet: DAS was dich zur Befreiung führt. Tra heißt befreien und Tan wird im Kontext gesehen mit tat und tat heißt: DAS. Ethyomologisch gesehen ist dies vielleicht keine korrekte Ableitung. Sie bedeutet, alles das was dich zur Befreiung führt. Tantra heißt zum Einen, dass du dich von etwas befreist, von manchen Ideen, Vorurteilen usw. Tantra ist eine Philosophie, die Shiva Shakti Philosophie, welche das ganze Universum als Zusammenspiel sieht von kosmischer Energie und kosmischem Bewusstsein. Im Tantra spielt die Verehrung der göttlichen Mutter, der Göttinnen eine große Rolle. Im Tantra sind Energien besonders wichtig. Ein wichtiger Teil im Tantra ist das Kundalini Yoga, wo du Energien machst um das Prana zu erhöhen, die Nadis zu reinigen, Chakras zu aktivieren, die Kundalini zu aktivieren, den Geist in höhere Bewusstseinsebenen zu bringen um die Erleuchtung zu erfahren.

Yantras in Verbindung mit Kundalini

Ein sehr bekanntes Yantra, ist das Shri Yantra

Yantras sind geometrische Figuren, bildliche Darstellungen über die du meditieren kannst. Ein Yantra beinhaltet: tra, welches mit Befreiung zu tun hat und Yat: DAS ist damit inbegriffen. Yantra kann somit übersetzt werden: Was man macht, um sich zu befreien. Yantras sind bildliche Darstellungen, über die man meditieren kann, um die Kundalini zu erwecken und das Ziel des Tantras, welches da ist, die Gottverwirklichung zu erreichen.

Wie erwacht die Kundalini? - ein Vortrag von Sukadev Bretz 2018

Verbindung mit dem Göttlichen

Wie erwacht die Kundalini? Die Kundalini ist die kosmische Energie im Menschen. Kundalini bedeutet wörtlich „die Aufgerollte“. Die Kundalini schläft im Menschen und ist trotzdem aktiv. Die Kundalini ist die Sehnsucht des Menschen nach dem Göttlichen. Die Kundalini ist die Unzufriedenheit mit einem weltlichen, äußeren Leben. Kundalini ist die Energie, die dich nicht mit Oberflächlichem zufrieden sein lässt.

Drei Arten, wie die Kundalini erwacht

Man könnte sagen, es gibt drei Weisen, wie die Kundalini erwacht.

Was heißt Erwachen der Kundalini

Bevor ich näher auf diese drei Möglichkeiten eingehe, stellt sich auch die Frage, was heißt das Erwachen der Kundalini? Wie macht es sich bemerkbar? Wenn die Kundalini erwacht, heißt das zunächst, dass eine Sehnsucht nach einer höheren Wirklichkeit besteht. Es heißt Intensität und Motivation für spirituelle Praktiken. Es heißt weiter, Liebe zu anderen Menschen, Liebe zu einer höheren göttlichen Wirklichkeit. Die Verbindung zum Göttlichen, das Gefühl, Gott existiert. Die Fähigkeit, sich nicht mehr mit dem physischen Körper und der Psyche zu identifizieren. Das alles sind Zeichen für die Erweckung der Kundalini.

Wie erwacht die Kundalini? Das Erwachen der Kundalini kann auch verbunden sein mit Energie-Phänomenen. Mit dem Gefühl von Pulsieren, von Wärme und manchmal durch Energieströme, die sich im ganzen Körper ausbreiten. Manchmal kann es sein, dass der Körper beginnt zu pulsieren. Manches Mal kann es bedeuten, dass der Körper durchgeschüttelt wird. Es kann Kriyavati auftreten, das heißt, dass Yogaübungen von selbst entstehen. Wie zum Beispiel Pranayama, wie Schnellatmung, wie Lola Mudra, der Kopf geht vor und zurück oder nach rechts und links. Oder Asanas wie die Vorwärtsbeuge, die Kobra, der Sonnengruß, all das kann von selbst geschehen.

Wie erwacht die Kundalini? Manchmal mit außergewöhnlichen Wahrnehmungen. Du hörst etwas Besonderes, du hast Visionen, du siehst Lichtphänomene. Wie erwacht die Kundalini? Durch Verlassen des Körperbewusstsein. Ist die Kundalini in den höheren Chakras, kann es sein, dass du deinen Körper nicht mehr spürst, dass du dich von oben siehst. Die Welt von oben siehst, Lichtwesen siehst, die ganze Welt als deinen Körper wahrnimmst. Wie erwacht die Kundalini? Du bekommst mehr Energie, mehr Charisma, mehr Ausstrahlung, du kannst andere Menschen mehr spüren, stärkere Liebe empfinden und mehr Freude spüren. Wie erwacht die Kundalini? Neue Fähigkeiten erwachen in dir. zum Beispiel künstlerische Fähigkeiten, bewusstseinsverändernde Fähigkeiten, außergewöhnliche Fähigkeiten. Wie erwacht die Kundalini? Durch große Energie und Motivation für den uneigennützigen Dienst im Einsatz für andere. Klarheit des Geistes, auch für Dinge des Wissens. Wie erwacht die Kundalini? Schließlich mit der Erfahrung Gottes. Schließlich, die Erleuchtung.

Verschiedene Kundaliniphänomene habe ich sehr systematisch in meinem Buch die „Die Kundalini Energie erwecken“ beschrieben. Wenn du dieses Buch liest, findest du noch sehr viel mehr. Auch die Unterscheidung von Kundalinierweckungsphänomenen, von Trancephänomenen. Es gibt psychologische und psychiatrische krankhafte Bewusstseinsphänomene, so wie es reine Energieerweckungsphänomene gibt.

Kundalini kann ganz von selbst erwachen

Wie erwacht also die Kundalini? Auf verschiedenste Weise. Aber wie erwacht sie praktisch? Ich habe gesagt, dass es drei Weisen gibt. Die eine ist, Kundalini kann ganz von selbst erwachen. Und es gibt gar nicht mal wenige Menschen, die mir berichtet haben, dass die Kundalini aus heiterem Himmel erwacht ist. Sie waren in der Natur und plötzlich ist es wie ein Blitz in sie hineingefahren, das Herz hat sich plötzlich in unglaublicher Liebe geöffnet. Also das Herz zerspringt und ein Einheitsgefühl war da. Danach war eine Wärme in der Wirbelsäule, ein Schütteln, ein Sausen und ein Brausen. Wie erwacht die Kundalini? Manchmal bei einem Unfall, manches Mal durch ein intensives Erleben. Wie erwacht die Kundalini? Letztlich durch die Gnade Gottes oder die Gnade des Meisters. Ich kenne auch Menschen, die bei einem Meister in die Lehre gegangen sind und bei dem Meister Kundalinierweckungsphänomene hatten. Meine ersten Kundalinierweckungserfahrungen sind bei Swami Vishnu Devananda entstanden. Als er mich angeleitet hat, habe ich diese Energie gespürt.

Kundalini kann durch intensive spirituelle Praktiken erwachen

Wie erwacht die Kundalini? Durch intensive spirituelle Praktiken. Wann immer du intensive, spirituelle Praktiken übst, wird irgendwann auch die Kundalini erwachen. Selbst wenn du noch nichts von Kundalini gehört hast. Das kann mit Energiephänomenen verbunden sein, es kann mit körperlichen Reinigungserfahrungen verbunden sein, es kann mit emotionalen Reinigungserfahrungen verbunden sein, aber vor allen Dingen kann es mit Bewusstseinsveränderungen und Bewusstseinserweiterungen verbunden sein. Jede Form der spirituellen Praxis kann irgendwann die Kundalini erwecken.

Kundalini kann durch systematische Kundalini Yoga Praxis erwachen

Systematische Kundalini Yoga Praxis

Wie erwacht die Kundalini? Durch systematische Kundalini Yoga Praxis. Die systematische Kundalini Yoga Praxis hat die besondere Wirkung, dass sie dir hilft, schrittweise zu praktizieren, damit der Prozess harmonisch ist.

Wie erwacht die Kundalini? Durch bewusste Kundalinipraxis:

  • Der vierte Schritt: Praktiziere intensiver, um durch Asana, Pranayama, Meditation und Mantras Nadis zu reinigen, Prana zu erhöhen und Chakras zu öffnen.
  • Danach folgt der nächste Schritt. Intensiviere deine Praktiken und schließe fortgeschrittene Pranayamas, Mudras und fortgeschrittene Bandhas mit ein. Übe fortgeschrittenen Kriya Yoga, im Sinne von kombinierten Energieerweckungserfahrungen. Richte deinen Geist ganz auf Gott aus. Verbringe eine längere Zeit in einem Yoga-Ashram, zum Beispiel bei Yoga Vidya. Mache alles um dort hinzukommen. Wenn du bereit bist und wenn du intensiv praktizierst, wird durch die Gnade Gottes und des Meisters und die Kraft deiner Praktiken und deiner Hingabe die Kundalini erwachen und dich in höhere Bewusstseinszustände bringen.

Mehr Informationen über all das und darüber, was es zu beachten gilt und wie du Kundalini Yoga-Seminare bei Yoga Vidya mitmachen kannst, findest du auf unseren Internetseiten.

Video - Wie erwacht die Kundalini?

Der Kundalini-Prozess

Das Chakra-Kundalini-System

Methoden wie Kundalini Yoga oder Reiki aktivieren die "physopsychische" ätherische Energie. In einer ersten Stufe versucht der Adept Lebensweise, Ernährung, Verhalten und Charakter mittels Meditation und ähnlicher Praktiken zu schulen und zu reinigen, die je nach Tradition sehr unterschiedlich sein können. Manchmal kündet das Höhere Selbst mittels Träumen das Erwachen der Kundalini an [5]. Das Sich-Regen der zuvor schlafenden Kundalini führt zu erhöhter Körpertemperatur, nicht mit hohem Fieber zu vergleichen. Einmal aktiviert, entwickelt der Kundalini-Prozess eine gewisse Eigendynamik, die zu Steuern durch weiteres sorgfältiges Training gelernt werden muss. In der Regel hat der Prozess starke Auswirkungen auf die Befindlichkeit der betreffenden Person und kann selbst zu unangenehmen und unerwünschten Nebeneffekten führen.

Das Aufsteigen der Kundalini folgt in der Regel stufenweise und sie kann sich sogar wieder zurückziehen, wird das dritte Energiezentrum in der Nabelgegend nicht erreicht. Nur selten steigt sie bis zum Kronenchakra, wo sich nach tantrischer Auffassung das "reine Bewusstsein" (bzw. Shiva) befindet. Dann beginnt nach Auffassung einiger Richtungen der eigentliche Kundaliniprozess, der als ein Wechsel von aufsteigendem, warmen und absteigendem, kühlen Energiefluss beschrieben wird.

Die verschiedensten Yoga-Richtungen befassen sich mit dem Thema Kundalini. Die meisten Yoga-Asanas dienen allerdings nicht direkt der Erweckung der Kundalini. Manche Yoga-Schulen beschäftigen sich ausdrücklich mit der Kundalini und wollen mit ihren Übungen den Körper auf den heiklen Prozess der emporsteigenden Kundalini vorbereiten. Dabei wird darauf geachtet, dass die Chakren gereinigt und "durchlässig" werden, damit die Kundalini ungehindert aufsteigen kann.

Beispiele verschiedener Yoga-Richtungen

Beim Kundalini-Yoga ist schon am Namen der starke Bezug auf die Kundalini-Kraft erkennbar. Wie beim Yoga insgesamt gibt es auch innerhalb des Kundalini-Yoga wiederum unterschiedliche Schulen oder Richtungen.
Typisch für die Yoga-Praxis der von Yogi Bhajan im Westen bekannt gemachten Richtung sind körperlich fordernde Übungen mit schnellen Bewegungsabläufen, kombiniert mit Ruhephasen und Meditation.
Auch im Kriya Yoga werden bestimmte Übungen zur Erweckung und Chakras und die sogenannten Kriyas (Reinigungsübungen) gelehrt. Sie sollen der Vorbereitung des Körpers und der systematischen Erweckung der Kundalini dienen.
Im Sahaja Yoga soll die Kundalini spontan und sanft erweckt werden.

Auch diverse Reiki-Schulen und Wege beschäftigen sich direkt oder indirekt mit der Erweckung der Kundalini-Kraft und wie sich ein Mensch hierauf vorbereiten kann bzw. wie er mit dieser Kraft umgeht, beispielsweise das Kundalini-Reiki. Im Gegensatz zum Yoga haben diese Praktiken jedoch einen stärkeren mentalen und meditativen Anteil, Reiki ist weniger stark als Yoga auf Bewegungsabläufe und Atemtechniken hin orientiert.

Swami Sivananda über die Kundalini

Die Kundalini ist die schlafende Göttliche Shakti, die in jedem Wesen schlummert. Das Muladhara Chakra befindet sich auf halbem Weg zwischen Anus und Geschlechtsorgan. Hier hat die erhabene Göttin Kundalini ihren Sitz. Sie liegt dort wie eine zu dreieinhalb Windungen zusammengerollte Schlange. Daher wird sie auch "Schlangenkraft" genannt.

Die Kundalini liegt dort, am Eingang der Sushumna Nadi, mit dem Gesicht nach unten. Sie repräsentiert die schöpferische Urkraft, die durch ihr Wirken die Welt stets aufs Neue erschafft. Die drei ersten Windungen repräsentieren die drei Gunas der Prakriti: Sattva, Rajas und Tamas. Die halbe Windung repräsentiert die Vikritis, die Modifikationen der Prakriti. Wenn die Kundalini Shakti aus ihrem Schlaf erwacht und die Wirbelsäule entlang nach oben steigt, führt das zur Erleuchtung und Befreiung. Der Yogi, der das erreicht hat, ist im Besitz der 8 Haupt- und der 32 Neben-Siddhis. Er kann nach eigenem Gutdünken bestimmen, wie lange er auf der Erde leben will.

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Kundalini - von Swami Sivananda aus dem Buch "Göttliche Wonne"

Jede Aktivität hat einen statischen Hintergrund. Hinter jeder Energie ist Bewußtsein. Hinter Shakti ist Shiva. Shakti selbst hat zwei polare Aspekte, statisch und dynamisch. Es kann nicht Shakti in dynamischer Form geben, ohne daß sie gleichzeitig in statischer Form vorläge, so wie die Pole eines Magneten. Die Kosmische Shakti manifestiert sich im menschlichen Körper als Kundalini und Prana. Kundalini ist der statische Träger für die sich bewegenden Prana-Kräfte. Der Mensch ist ein Mikrokosmos, Kshudra Brahmanda. Alles, was im äußeren Universum existiert, existiert in ihm. Alle im Universum sichtbaren Dinge, Berge, Flüsse usw. gibt es auch im Körper. Alle Tattwas (Elemente) und Lokas (Ebenen) sind im Körper und genauso die erhabene Shiva-Shakti. Im menschlichen Körper weilt Shiva als unveränderliches Bewußtsein im Sahasrara Chakra im Scheitel. Die Kundalini ruht im Muladhara Chakra an der Basis der Wirbelsäule. ‘Muladhara’ bedeutet ‘Wurzelstütze’. Die Kundalini ist die Kraft, die dem ganzen Körper und all seinen sich bewegenden Prana-Kräften Halt bietet.

Das Wesen der Kundalini

Was ist die Kundalini?

Kundalini ist die Urenergie, die im an der Basis befindlichen Muladhara Chakra in einem schlummernden potentiellen Zustand liegt. Sie ist die kosmische Kraft in individuellen Körpern. Sie ist eine elektrische, feurige, okkulte Kraft, die mächtige Urkraft, die jeder organischen und anorganischen Materie zugrunde liegt. ‘Kundala’ heißt ‘aufgerollt’. Sie hat die Form einer aufgerollten Schlange. Daher der Name Kundalini. Kundalini ist keine materielle Kraft wie Elektrizität oder Magnetismus. Sie ist eine spirituelle potentielle Kraft. Sie hat in Wirklichkeit keine Form. Der grobstoffliche Verstand und der Geist müssen am Anfang einer bestimmten Form folgen. Von dieser groben Form aus kann die subtile formlose Kundalini leicht verstanden werden.

Die Kundalini wird auch Bhujangini, die Schlangenkraft, genannt, weil sie im Körper des Yogi, der die Kraft in sich entwickelt, spiralförmig wirkt. Wenn sie erweckt wird, macht sie einen zischenden Laut, wie den Laut einer Schlange, die man mit einem Stock schlägt, und geht durch Brahma Nadi in der Sushumna nach oben. Im Kundalini Yoga wird die schaffende und erhaltende Shakti des ganzen Körpers mit Shiva, dem kosmischen Bewußtsein, vereint. Der Yogi bringt sie dazu, ihn zu Gott Shiva zu führen. Das Sich-Erheben der Kundalini Shakti und ihre Vereinigung mit Gott Shiva im Sahasrara führt zum Zustand von Samadhi und bringt spirituelles Anubhava. Der Yogaschüler trinkt den Nektar der Unsterblichkeit. Kundalini Yoga ist eine exakte Wissenschaft.

Nadis und Chakras

Eine genaue Kenntnis von Nadis und Chakras ist für alle Schüler des Kundalini Yoga von unbedingter Notwendigkeit. Der physische Körper formt sich nach dem Astralkörper. Der physische Körper ist in gewisser Weise wie Wasser. Er ist die grobe Form. Der Astralkörper entspricht dem Wasserdampf. Er ist die subtile Form. Genauso ist der Astralkörper, Sukshma Sharira, im grobstofflichen, physischen Körper. Der grobstoffliche Körper kann ohne den Astralkörper nichts tun. Jedes grobstoffliche Zentrum des Körpers hat sein Astralzentrum.

Nadis sind psychische Nerven, Astralkanäle, um das Prana zu leiten. Sie bestehen aus Astralmaterie und leiten psychische Ströme. Durch diese subtilen Wege bewegt sich oder fließt die Lebenskraft. Da die Nadis aus subtiler Materie gebildet sind, können sie mit dem bloßen physischen Auge nicht wahrgenommen werden, und man kann am physischen Bereich keine Labortests machen. Diese Yoga Nadis sind nicht die normalen Nerven, Arterien und Venen, wie sie die Vaidya Shastra (indische medizinische Schrift) kennt. Yoga Nadis sind ganz anders. Der Körper ist voll von unzähligen Nadis. So wie das Blatt des Ashwattha (indische Feige) Baumes von winzigen Fasern durchzogen ist, so ist auch dieser Körper durchzogen von Tausenden von Nadis.

Alle Nadis des Körpers entspringen aus dem Kanda. Kanda heißt Knolle. Kanda ist die Wurzel aller Nadis. Zwei Finger breit oberhalb des Anus und zwei Fingerbreit unterhalb des Geschlechtsorgans befindet sich das Kanda. Es hat die Form eines Vogeleis und ist etwa vier Finger breit. Zweiundsiebzigtausend Nadis kommen aus diesem Kanda. Kanda ist das Zentrum des Astralkörpers. Diesem Zentrum entspricht die Cauda Equina im grobstofflichen, physischen Körper. Von allen aus dem Kanda kommenden Nadis sind die wichtigsten Ida, Pingala und Sushumna. Und die Sushumna ist das Allerwichtigste. Die Sushumna geht vom Muladhara Chakra zu Brahmarandhra. Sie ist das höchste und von den Yogis am meisten erstrebte. Andere Nadis sind ihr untergeordnet. Die westliche Anatomie anerkennt die Existenz eines Zentralkanals im Rückenmark, genannt Canalis Centralis, und die Zusammensetzung des Marks aus weißer und grauer Hirnmasse. Das Rückenmark selbst läuft im Hohlraum der Wirbelsäule. Ebenso läuft die Sushumna im Spinalkanal und hat subtile Teile. Sie ist rot wie Feuer. In dieser Sushumna ist ein Nadi namens Vajra, das so strahlend ist wie die Sonne und rajasige Eigenschaften hat. In diesem Vajra Nadi wiederum ist ein weiteres Nadi, namens Chitra. Es ist sattwig und von blasser Farbe. Hier im Chitra ist ein ganz feiner winziger Kanal. Dieser Kanal heißt Brahma Nadi, durch den die Kundalini, wenn sie erwacht, vom Muladhara zum Sahasrara Chakra geht. In diesem Nadi sind alle sechs Chakras oder Lotusse.

Chakras sind Plexi oder Zentren von Sukshma Prana im Sushumna Nadi. Alle Körperfunktionen stehen unter der Kontrolle dieser Zentren. Chakras sind subtile Zentren der Lebensenergie. Sie sind die Zentren von Chaitanya, Bewußtsein. Die Chakras sind im Astralkörper auch nach der Auflösung des physischen Organismus beim Tod. Diese Chakras oder feinstofflichen Zentren haben entsprechende Zentren im Rückenmark und den Nervenplexi im grobstofflichen physischen Körper. Das Anahata Chakra zum Beispiel hat sein entsprechendes Zentrum im physischen Körper beim Herzgeflecht. Jedes Chakra kontrolliert und stimuliert ein bestimmtes Zentrum im grobstofflichen Körper. Die grobstofflichen Nerven und Plexi haben eine enge Beziehung zu den feinstofflichen. Da die körperlichen Zentren eine enge Beziehung zu den Astralzentren haben, haben die Schwingungen, die in den körperlichen Zentren durch die vorgeschriebenen Methoden erzeugt werden, die gewünschten Auswirkungen in den Astralzentren. Das erste Bestreben des Kundalini Yogi ist die Reinigung der Nadis, was zur Öffnung der Sushumna führt, die bei weltlichen Menschen normalerweise geschlossen ist.

Wie man die Kundalini erweckt werden kann

Vor dem Erwecken der Kundalini muß man Deha Shuddhi, Nadi Shuddhi, Manas Shuddhi, Buddhi Shuddhi, Bhuta Shuddhi und Adhara Shuddhi haben. Deha Shuddhi ist Reinheit des Körpers. Nadi Shuddhi ist Reinheit der Astralkanäle. Manas Shuddhi ist Reinheit des Geistes. Buddhi Shuddhi ist Reinheit des Verstandes. Bhuta Shuddhi ist Reinheit der Elemente. Adhara Shuddhi ist Reinheit des Adhara. Wenn Shuddhi, Reinheit, vorhanden ist, kommt Siddhi, Vollkommenheit, von selbst. Siddhi ist ohne Shuddhi nicht möglich.

Man sollte wunschlos werden und Vairagya (Leidenschaftslosigkeit) sein, bevor man den Versuch unternimmt, die Kundalini zu erwecken. Wenn ein Mensch mit vielen Unreinheiten im Geist die Shakti einfach nur gewaltsam durch Asanas, Pranayamas und Mudras erweckt, wird er sich (im übertragenen Sinne) die Beine brechen und stürzen. Er wird die yogische Leiter nicht erklimmen können. Das ist der Hauptgrund, warum Menschen vom Weg abkommen oder in Probleme kommen. Am Yoga ist nichts falsch. Die Menschen müssen zuerst rein sein; dann eine gründliche Kenntnis des Sadhana haben, einen richtigen Lehrer finden und beständig, schrittweise praktizieren. Wenn die Kundalini erweckt wird, gibt es viele Versuchungen auf dem Weg, und ein Sadhaka, der nicht rein ist, hat nicht die Kraft, Widerstand zu leisten.

Ein Lehrer ist äußerst wichtig. Zur Praxis von Bhakti Yoga oder Vedanta braucht der Guru nicht an Deiner Seite zu sein. Nachdem Du die Shrutis einige Zeit lang vom Guru gelernt hast, musst Du alleine in vollkommener Zurückgezogenheit reflektieren und meditieren, wohingegen Du im Kundalini Yoga den Sitz der Nadis und der Chakras und die genaue Technik der einzelnen Yoga Kriyas verstehen musst. Das alles sind schwierige Unterfangen. Du mußt ziemlich lange Zeit mit Deinem Lehrer verbringen und ihn bei jeder Unklarkeit um Rat fragen. Die Kundalini kann von Hatha Yogis durch Pranayama, Asanas und Mudras erweckt werden; durch Konzentration und Übung des Geistes von Raja Yogis; durch Hingabe und vollkommene Selbstaufgabe von Bhaktas; durch analytischen Willen von Jnanis; durch Mantras von Tantrikern; und durch die Gnade des Guru, durch Berührung, Blick und bloßes Sankalpa (Gedanke). Für einige Auserwählte ist eine der oben erwähnten Methoden ganz ausreichend, um die Kundalini zu erwecken. Die große Mehrheit kombiniert am besten die verschiedenen Methoden.

Das Erwachen der Kundalini

Sobald die Kundalini erweckt ist, durchstößt sie das Muladhara Chakra. Der Aspirant singt und gibt eigenartige Laute von sich, wenn die Kundalini erwacht. Er hat verschiedene Visionen und Divya Gandha (göttlicher Duft). Er entwickelt übersinnliche Kräfte. Er sieht strahlende Jyotis (Lichter), so als schienen zehntausend Sonnen gleichzeitig im Muladhara Chakra. Nachdem die Kundalini erwacht ist, bewegen sich Geist, Prana, Jiva und Kundalini gemeinsam nach oben. Das Prana steigt durch Brahma Nadi zusammen mit Geist und Agni (inneres Feuer) nach oben. Der Yogi ist befreit vom physischen Bewußtsein. Man ist von der äußeren gegenständlichen Welt abgehoben.

Erfahrungen beim Erwachen der Kundalini

In der Meditation hat man göttliche Visionen, erfährt göttlichen Geruch, göttlichen Geschmack, göttliche Berührung und hört göttliche Anahata Klänge. Man erhält Unterweisungen von Gott. Das deutet darauf hin, daß die Kundalini Shakti erweckt worden ist. Wenn im Muladhara ein Pochen auftritt, wenn die Haare zu Berge stehen, wenn Uddhiyana, Jalandhara und Mula Bandha unwillkürlich auftreten, dann wisse, daß die Kundalini erwacht ist.

Wenn der Atem ohne Mühe stillsteht, wenn Kevala Kumbhaka von selbst kommt, wisse, daß Kundalini Shakti aktiv geworden ist. Wenn Du Pranaströme zum Sahasrara steigen fühlst, wenn Du Wonne erfährst, wenn Du ganz automatisch Om wiederholst, wenn keine Gedanken an die Welt im Geist sind, wisse, daß Kundalini Shakti erwacht ist. Wenn sich in der Meditation die Augen auf das Trikuti in der Mitte der Augenbrauen heften, wenn das Shambhavi Mudra eintritt, wisse, daß die Kundalini aktiv geworden ist. Wenn Du in verschiedenen Körperteilen Prana-Schwingungen spürst, wenn Du Erschütterungen wie elektrische Schläge spürst, wisse, daß die Kundalini aktiv geworden ist. Wenn Du in der Meditation das Gefühl hast, dass kein Körper da ist, wenn sich die Augenlider schließen und trotz Anstrengung nicht öffnen, wenn Ströme wie elektrischer Strom entlang der Nerven auf und ab fließen, wisse, dass die Kundalini erwacht ist.

Wenn Du in der Meditation Einsicht und Inspiration erfährst, wenn die Natur Dir ihre Geheimnisse enthüllt, alle Zweifel verschwinden und Du klar die Bedeutung der vedischen Texte verstehst, wisse, dass die Kundalini aktiv geworden ist. Wenn Dein Körper so leicht wird wie Luft, wenn Dein Geist in schwierigen Situationen ausgewogen bleibt und wenn Du unerschöpfliche Energie zur Arbeit hast, wisse, dass die Kundalini aktiv geworden ist. Wenn Du göttlichen Rausch erfährst, wenn Du Rednerkraft entwickelst, wisse, daß die Kundalini erwacht ist. Wenn Du unwillkürlich Asanas oder Yogastellungen ohne den geringsten Schmerz und ohne Mühe ausführst, wisse, daß die Kundalini aktiv geworden ist. Wenn Du unwillkürlich herrliche erhabene Lobgesänge und Gedichte verfaßt, wisse, daß die Kundalini aktiv geworden ist.

Das Aufsteigen der Kundalini

Wenn die Kundalini erwacht ist, geht sie nicht direkt und ganz plötzlich zum Sahasrara Chakra. Sie muß von Chakra zu Chakra geführt werden. In der Sushumna sind sechs Chakras. Das Muladhara, Swadhishthana, Manipura, Anahata, Vishuddha und Ajna. Über ihnen allen liegt das Sahasrara, das Hauptzentrum. Alle Chakras stehen in enger Verbindung mit dem Sahasrara Chakra. Daher ist es kein Chakra wie die sechs anderen. Das Muladhara Chakra liegt am unteren Ende der Wirbelsäule. Das Swadhishthana ist an der Wurzel der Genitalien. Das Manipura ist in der Nabelgegend. Das Anahata ist im Herzen. Das Vishuddha ist im Kehlkopf. Das Ajna ist im Trikuti, der Stelle zwischen den Augenbrauen. Die sieben Chakras entsprechen den sieben Lokas (Ebenen des Seins). Die fünf Chakras vom Muladhara zum Vishuddha sind die Zentren der fünf Elemente. Das Ajna ist der Sitz des Geistes.

Wenn der Yogaschüler das Muladhara durchstößt, hat er die Erde bezwungen. Die Erde kann ihm nichts mehr anhaben. Wenn er über das Swadhishthana hinausgeht, hat er das Element Wasser bezwungen. Er ist in Verbindung mit Bhuvarloka. Wenn er das Manipura überschritten hat, hat er das Element Feuer bezwungen. Das Feuer kann ihm nichts anhaben. Er ist in Verbindung mit Swargaloka. Wenn er das Anahata Chakra überschritten hat, hat er das Element Luft bezwungen. Die Luft kann ihm nichts anhaben. Er ist in Verbindung mit Maharloka. Wenn er das Vishuddha Chakra überschritten hat, hat er das Element Äther bezwungen. Äther kann ihm nichts anhaben. Er ist in Verbindung mit Jnanaloka. Wenn er das Ajna Chakra überschritten hat, ist er in Verbindung mit Tapoloka. Dann betritt er Satyaloka. Die Kundalini kann über vier Wege zum Sahasrara gelangen. Der längste Weg geht vom Muladhara zum Sahasrara entlang des Rückens. Der Yogi, der die Kundalini diesen Weg entlang führt, ist sehr stark. Das ist der schwierigste Weg. Bei Shri Shankaracharya nahm die Kundalini diesen Weg. Der kürzeste Weg geht vom Ajna Chakra zum Sahasrara. Der dritte geht vom Herzen zum Sahasrara. Der vierte geht vom Muladhara vorne zum Sahasrara.

Wenn sich der Yogi auf das Ajna Chakra konzentriert, öffnen sich die unteren Chakras automatisch und werden überwunden. Der Kundalinistrom steigt durch die Wirbelsäule und kribbelt manchmal wie eine Ameise. Manchmal, wenn der Yogi rein ist, hüpft sie wie ein Affe und erreicht das Sahasrara. Manchmal erhebt sie sich wie ein Vogel, der von einem Zweig zum anderen hüpft. Manchmal steigt der spirituelle Strom auf wie eine Schlange und bewegt sich Zick-Zack. Manchmal schwimmt der Yogi glücklich wie ein Fisch im Ozean göttlicher Wonne. Der Yoga Übende erhält Hilfe von innen, wenn er sich von Chakra zu Chakra bewegt. Eine mysteriöse Kraft, eine mysteriöse Stimme wird ihn bei jedem Schritt führen. Er muß unerschütterliches vollkommenes Vertrauen zur Göttlichen Mutter haben. Sie führt den Sadhaka. Sie führt Ihr Kind von Chakra zu Chakra. Sie gibt ihm unsichtbar jede Hilfe. Ohne Ihre Gnade kann man kein Zoll in der Sushumna steigen.

Die Kundalini bleibt nicht lange im Sahasrara. Die Dauer des Verweilens hängt ab von der Reinheit, dem Grad des Sadhana und der inneren spirituellen Stärke des Yoga Übenden. Viele Schüler bleiben nur in den niederen Chakras. Sie werden vom Glück mitgerissen, das sie in den niederen Chakras erfahren und machen, bedingt durch ihre mißverstandene Zufriedenheit, nicht den Versuch, das Sahasrara zu erreichen. Der Yogi erfährt Versuchungen in den niederen Chakras, den Ruheplätzen. Er muß alle Siddhis (übersinnliche Kräfte) meiden. Siddhis sind Hindernisse am Weg. Wenn er beginnt, mit den Siddhis zu spielen, wird er das Ziel verfehlen und einen Rückschlag erleiden. Die Kundalini kann leicht erweckt werden, aber es ist sehr schwierig, sie zum Manipura, zum Ajna Chakra und von dort zum Sahasrara im Kopf zu bringen. Es verlangt sehr viel Geduld und Ausdauer von Seiten des Übenden. Es ist sehr schwierig, das Manipura Chakra zu durchstoßen. Der Yogi muß in diesem Zentrum sehr viel üben.

Der Körper wird weiterbestehen, auch nachdem die Kundalini das Sahasrara Chakra erreicht hat, aber der Yogi wird kein Körperbewußtsein haben, solange die Kundalini im Sahasrara verweilt. Erst wenn Kaivalya (endgültige Befreiung, Erleuchtung) erreicht ist, wird der Körper leblos. Man lebt sicherlich weiter, nachdem die Kundalini ins Sahasrara gebracht worden ist. Aber denke daran, daß sie, auch nachdem das Sahasrasa erreicht worden ist, in einem Moment wieder ins Muladhara zurückfallen kann! Erst wenn man in Samadhi fest verwurzelt ist, wenn man Kaivalya erlangt hat, kann und wird die Kundalini nicht mehr fallen.

Eine Fehlinterpretation

Das Erwachen der Kundalini Shakti, ihre Vereinigung mit Shiva, der Genuß des Nektars und andere Funktionen des Kundalini Yoga, die in den Yoga Shastras beschrieben werden, werden falsch interpretiert und von vielen wörtlich verstanden. Männer halten sich für Shiva und meinen, die Frauen wären Shakti, und daß bloße sexuelle Vereinigung das Ziel des Kundalini Yoga sei. Das ist natürlich Unsinn. Diese Art der Vereinigung ist keinesfalls Kundalini Yoga. Manche törichte junge Männer und Frauen machen ein paar Tage lang ein, zwei Asanas, Mudras und auch ein wenig Pranayama, so, wie es ihnen angenehm ist, und stellen sich vor, die Kundalini sei bis zu ihrem Hals gelangt. Sie stellen sich als große Yogis dar. Sie sind bedauernswerte Seelen, die sich selbst täuschen.

Yoga Übungen und innere Reinigung

Manche Yogaschüler fragen mich: “Wie lange muß man Shirshasana, Paschimottanasana, Kumbhaka oder Maha Mudra praktizieren, um die Kundalini zu erwecken? Keine Yogaschrift spricht über diesen Punkt.” Ein Schüler beginnt sein Sadhana an dem Punkt oder in der Phase, wo er es in seiner letzten Geburt verlassen hat. Daher kommt es völlig auf den Grad der Reinheit an, auf den Entwicklungsstand, das Ausmaß der Reinheit der Nadis und der Pranamaya Kosha und vor allem den Grad von Vairagya und Sehnsucht nach Befreiung. Nur Yoga Kriyas alleine helfen nicht viel. Reinigung des Herzens ist sehr notwendig.

Mache Selbstanalyse und entwurzle Deine Fehler und schlechten Angewohnheiten. Bereinige Deine Fehler wie Selbstsucht, Stolz, Eifersucht, Hass usw. Entwickle Dein Herz. Teile das, was Du hast, mit anderen. Übe selbstlosen Dienst. Dann wirst Du zu Reinheit des Geistes gelangen.

Heutzue vernachlässigen Aspiranten diese Dinge und machen nur Yoga-Übungen, um Siddhis zu bekommen. Das ist ein gewichtiger himalajagroßer Irrtum. Früher oder später erleben sie dann große Rückschläge. Ich rate: mache Dir nicht zuviel Gedanken um Siddhis oder ein rasches Erwecken der Kundalini. Entwickle Hingabe zu Gott. Habe vollkommenes Vertrauen zu Ihm. Entwickle den Geist des Dienstes an der Menschheit. Die Kundalini wird von selbst erwachen. Das Erwecken der Kundalini ist nicht so einfach, wie man meinen könnte. Es ist äußerst schwierig. Wenn alle Wünsche verschwinden, wenn der Geist absolut rein wird, wenn alle Sinne bezwungen sind, wenn Du Einpünktigkeit des Geistes in einem erwünschten Ausmaß erlangst, und wenn alle Gedanken des Egoimus und des ‘Mein’ dahinschmelzen, wird die Kundalini von selbst erwachen. Nur dann ist das Erwachen der Kundalini auch nutzbringend.

Ein vorzeitiges Erwecken ist nicht wünschenswert. Der Aspirant, der die Kundalini ohne die nötigen geistigen und spirituellen Vorbereitungen erweckt hat, wird nicht viel Nutzen davon haben. Es kann all den Nutzen, den das Erwachen der Kundalini bringt, weder spüren noch zeigen. Nur die Frucht, der es gestattet ist, am Baum zu reifen, wird gut schmecken. Aber das dauert lange. Das beste Holz kommt von den Bäumen, die am langsamsten wachsen. Genauso wird der Aspirant, der geduldig und über eine lange Zeit hin mit Ausdauer und Eifer intensives Sadhana übt, der trotz verschiedenster Hindernisse auf seinem Weg hartnäckig bei den spirituellen Praktiken bleibt, der seine Fehler und Schwächen eingesteht und versucht, sie mit den geeigneten Mitteln zu beseitigen, in der Lage sein, seine Kundalini zu erwecken und ein dynamischer und vollkommener Yogi werden.

Oh rührende, begeisterte, junge Aspiranten! Haltet nicht die Bewegungen von rheumatischen Winden im Rücken, die von einem chronischen Lumbago kommen, für das Aufsteigen der Kundalini. Mache Dein Sadhana mit Geduld und Ausdauer, bis Du Samadhi erreichst. Beherrsche jede Phase im Yoga. Mache keine schwierigeren Kurse, bevor Du nicht die niederen Schritte vollständig beherrschst. Sorgt Euch nicht. Seid nicht beunruhigt, meine lieben Freunde, Brüder und Schwestern! Ein strahlender wartet darauf, für Euch anzubrechen. Ihr werdet voller Kraft erstrahlen, ja, Ihr werdet Gott Selbst werden. Lacht über alle Sorgen und Hindernisse und haltet die Augen alle vierundzwanzig Stunden lang auf die Kundalini Shakti gerichtet. Macht, was Ihr könnt, um sie zum Aufsteigen zu bringen. Wenn man Euch Reinigung verordnet, müßt Ihr Euch reinigen. Welche Alternative gäbe es? Daher reinigt Euch. (Swami Sivananda)

Das Kundalini-Syndrom

Kundalini Yogastunde bei Yoga Vidya

Als Begleiterscheinung der aufsteigenden Kundalini werden körperliche Auswirkungen beschrieben, die durch den heftigen Energiefluss verursacht werden sollen. Zu ihnen gehören Hitzewallungen, d.h. ein Gefühl anflutender Wärme, Kälteschübe, Zuckungen (unwillkürliches Schütteln, Zittern, plötzliche Nickbewegungen des Kopfes), chronische und zeitweilige Schmerzen im ganzen Körper, die sich diagnostisch schwer erfassen lassen, Stechen (wie ein Biss) im großen Zeh und am ganzen Leib, Taubheitsgefühl der Hände und Füße, Schwankungen des Sexualtriebs, plötzliche Lautäußerungen (Lachen, Weinen), ekstatische Glückseligkeit, innere Bilder und Visionen [6].

Normalerweise sei ein Kundalini-Aufstieg ein sich selbst regulierender Prozess, jedoch wird für Krisen und ungewöhnlich heftige Entwicklungen eine Begleitung oder Beratung durch erfahrene Lehrer/ Kundalini-Therapeuten empfohlen. Langzeitmeditierende, insbesondere Zen-Schüler, berichten häufig von einem plötzlich einsetzenden, subjektiv als "Überhitzung" empfundenen Syndrom. Wenn das Syndrom länger anhält, kann es ohne Konsultation qualifizierter Hilfe zu länger andauernden körperlichen Beeinträchtigungen führen. Obwohl sich Zen-Buddhisten von anderen Traditionen abgrenzen, suchen sie beim Überhitzungs-Syndrom häufig fachlichen Rat z.B. bei Daoisten (taoistischen Priestern), um die spontan aktivierte Kundalini-Energie wieder in geregelte Bahnen zu lenken. Die Kundalini selbst bereite keine Schmerzen – es seien die Blockaden, die Schmerzen verursachen. Negativ empfundene Auswirkungen der Kundalini-Kraft seien in diesem Zusammenhang als Beitrag zur Reinigung des Körpers und der Seele zu sehen.

Das körperliche Symptom der "Erhitzung" wird von einigen Schulen des tibetischen Buddhismus durch bestimmte Techniken gezielt hervorgerufen. Eine klassische Methode, das Tummo, besteht darin, im Winter in Eiswasser getränkte Wolldecken auf dem nackten Körper zu trocknen. Auf diese Weise soll die Beherrschung der Körpertemperatur unter extremen Bedingungen geübt werden. Die bei traditionellen fernöstlichen Lehrer/innen sehr beliebten extremen Praktiken zur Kontrolle von Körperfunktionen werden heute nur noch fortgeschrittenen Schülern empfohlen – sie sind jedoch keine Voraussetzung für das Erwecken der Kundalini.

Mantras

Kundalini-Yoga und Mantrameditation werden oft miteinander kombiniert. Die Rezitation eines Mantras soll das Bewusstsein von Ablenkungen durch die Umgebung frei halten. Manchmal wird es als Ziel der Meditation verstanden, den "inneren Dialog" – die ständige Beschäftigung mit der Frage, was wir tun sollten oder nicht – zu beenden, um innerlich zur Ruhe zu kommen.

Hinsichtlich der Bedeutung einzelner Mantras – und der Meditation selbst – gibt es mehrere Interpretationen, die sich auf unterschiedliche Ebenen beziehen (die spirituelle Ebene, die körperlich-weltliche, die "feinstofflich-weltliche" usw.). Viele Zen-Praktizierende verwenden Mantras als technisches Hilfsmittel, lehnen Bedeutungszuweisungen aber grundsätzlich ab.

Außerdem wird die Auffassung vertreten, dass Mantras durch ihren Klang, d.h. durch ihre Schwingungen, bestimmte förderliche Wirkungen auf Kundalini und somit auch den Gehirnaktivitäten (Gehirnwellen) haben. Die Keimsilben und ihre harmonisch melodische wechselnden Schwingungen, geben demnach einen Hinweis auf die intendierte energetische Wirkung.

Ein bekanntes Mantra im Kundalini-Yoga ist "Sat nam". Die Silben stammen aus dem Sanskrit und drücken aus: Sat = Das Sein und Nam = der Name, der Prozess des Erkennens. "Sat nam" bedeutet außerdem in der Sprache Hindi "Sieben Namen". Das ist eine Anspielung auf die Lehre von den 7 Hauptchakras. "Sat nam" lässt sich insofern als Aufforderung verstehen, sich auf die eigene, innere Energie zu besinnen. Dem Gayatri-Mantra wird eine ähnliche Wirkung nachgeschrieben.

Andere Namen der Kundalini

In der Hatha Yoga Pradipika wird die Kundalini auch mit den folgenden Bezeichnungen benannt: Kutilangi, Bhujangi, Phanavati, Shakti, Ishvari, Parameshvari, Kundali und Arundhati.

Sukadev über die Kundalini-Energie

Kundalini-Energie ist die Bezeichnung der schlafenden Energie im Menschen. Im Yoga und insbesondere im Kundalini-Yoga gehen wir davon aus, dass das ganze Universum ein Zusammenspiel aus Shiva und Shakti ist. Shiva ist das höchste Bewusstsein, Shakti ist die Energie. Die ganze Welt ist eine Manifestation von Shakti, die ganze Welt ist eine Manifestation von göttlicher Energie. Auch physische Materie ist nichts anderes als Shakti, als Energie. Diese Shakti im Menschen wird als Kundalini-Energie bezeichnet.

Kundala heißt aufgerollt, Kundalini ist die Aufgerollte. Kundalini ist also die kosmische Energie im Menschen in potentieller Form. Der Mensch hat zwei Arten von Energie, nämlich Kundalini und Prana. Prana ist die Lebensenergie in ihrer Manifestation, Kundalini ist Energie in ihrer potentiellen Form. So wie ein Atom Atomkern und Elektronen, die um den Atomkern herum schwirren, hat, so hat auch der Mensch Kundalini-Energie und Prana. Im Alltag sind die Elektronen in einem Atom wirksamer. Die Elektronen beschreiben Hitze oder Kälte von Materie, sie sind für chemische und physikalische Reaktionen verantwortlich. Elektronen sind der elektrische Strom und vieles mehr.

Man kann sehr viele der chemischen und physikalischen Prozesse als Manifestation von Elektronen deuten. Der Atomkern ist normalerweise stabil. So ähnlich ist es auch im Menschen. Der Mensch hat Prana und das Prana ist das, was für den Alltag zuständig ist. Das Prana ist zuständig für körperliche Funktionen, für die Energieausstrahlung, für die Energie der Emotionen, für die Energie der Gedanken, für Charisma, für Ausstrahlung usw. Was man im Umgang mit anderen Menschen erfährt, ist Prana-Austausch, Energieverbindung. Das Prana fällt von Menschen, kann sich abstoßen von anderen Prana-Feldern, kann angezogen sein von anderen usw. Man kann sehr viele der menschlichen Erfahrungen als Prana erklären.

Was aber ist die Kundalini-Energie? Kundalini-Energie ist wie im Atom die schlafende Energie. Aber die Kundalini-Energie beschreibt den Grundenergiezustand des Menschen so wie der Atomkern den Grundmateriezustand des Atoms beschreibt. Diese Kundalini-Energie hat die ganze Zeit die Menge an Prana, die sich maximal in einem Menschen halten kann und wie viel Prana dort mindestens sein wird. Die Kundalini-Energie erneuert ständig den Pranakörper und die Kundalini-Energie kann sich auch manifestieren. Die Kundalini-Energie kann erweckt werden. Wenn die Kundalini-Energie kann langsam erweckt werden. Sie kann Auswirkungen auf die Psyche haben, höhere Bewußtseinsenergien aktivieren, den Menschen dazu bringen, tiefere spirituelle Erfahrungen zu machen oder dass die Kraft von Liebe, Verständnis und die Sehnsucht nach Gott stärker wird.

Die Kundalini-Energie kann sich auch mehr auf der physischen Ebene in automatischen Bewegungen, in dem Gefühl von Hitze manifestieren. Die Kundalini-Energie kann sich als emotionale Energie manifestieren, welche zu emotionaler Reinigung führen kann. Am wichtigsten ist aber das innere Streben des Menschen zurück zu seinem Ursprung, zu Gott. Die Kundalini-Energie strebt danach, zu Shiva zurück zu kehren, zum reinen Bewusstsein. Es ist die Kundalini-Energie, die sich im Menschen schrittweise als Sehnsucht nach Einheit, Verbundenheit, nach dem Göttlichen manifestieren will. Ich habe darüber das Buch "Die Kundalini-Energie erwecken" geschrieben. Auf den Yoga-Vidya-Seiten kann man dieses Buch vollständig finden, leicht suchbar nach verschiedenen Begriffen. Gehe einfach auf www.yoga-vidya.de/Kundalini-Yoga.

Kundalini in der Hatha Yoga Pradipika

Die Hatha Yoga Pradipika ist ein Grundlagentext zu Hatha Yoga und Kundalini Yoga. Gerade das dritte Kapitel beschreibt Kundalini und Kundalini Erweckung in verschiedenen Versen:

Kundalini in der Hatha Yoga Pradipika

Kundalini - die schöpferische Urkraft

Kommentar zum 3. Kapitel der Hatha Yoga Pradipika, Vers 1-2

Kundalini als Stütze aller Yoga Praktiken

Svatmarama schreibt:

Vers 1:

„Wie Ananta, der Schlangengott, das ganze Universum mit seinen Bergen und Wäldern trägt, so ist die Kundalini die wesentlichste Stütze aller Yoga Praktiken.“

Sanskritbegriffe des Verses: Sowie (Yat) Ha Nayaka Ahi oder eben auch Hinayaka (der Anführer der Schlangen) Adhara (die Stütze) des ganzen Universums, genauso ist aber auch die Kundalini (die geringelte Schlangenkraft) Adhara (die Stütze) aller Yogapraktiken und aller Tantras. Es gibt also Ananta und es gibt einen der vielen Schöpfungsmythen. Dort gibt es erstmal das Weltenmeer und auf diesem ist Ananta der Schlangengott und Vishnu, aus dessen Nabel ein Lotus kommt. Dieser Lotus ist letztlich Lakshmi und aus diesem Lotus kommt Brahma heraus, der die ganze Welt träumt. So ist die Grundstütze des gesamten Universums Ananta, die Weltenschlange, die Grundlage der ganzen Welt mit allen irdischen Gegenständen (Dahtri) oder auch der ganzen Erde mit ihren Vanas (Wäldern) und Shaila (Bergen). Genauso ist Kundalini Adhara (die Grundlage) von allen Yogas und Tantras.

Wenn es darum geht die Verwirklichung erreichen, musst du etwas mit der Kundalini machen. Ohne Kundalini Erweckung gibt es keine Bewusstseinserweiterung, keine Erfahrung Gottes und keine Erfahrung des Überbewusstseins. Kundalini ist das Entscheidende.

Kundalini Erweckung heißt nicht notwendigerweise, dass die Wirbelsäule heiß wird und du anfängst zu hüpfen oder dass du in eigenartige Körperbewegungen kommst. Sondern es heißt, dass die Sushumna sich öffnet, das Prana dort hineingeht und wenn die Kundalini erwacht und in die höheren Chakras geht, erfährst du Bewusstseinserweiterung. Das kann mit dramatischen Erfahrungen verbunden sein, mit durchgeschüttelt sein, mit Hitze, mit automatischen Einnehmen von Asanas, Mudras, Bandhas und Pranayamas. Es kann aber auch schrittweise und harmonisch geschehen. Aber die Kundalini ist letztlich die Grundlage für alles Yoga und für alles Tantra.

Die Kundalini wird durch Gnade erweckt

Vers 2:

„Wenn die Kundalini schlummert, wird sie durch die Gunst des Gurus geweckt, und alle Lotusse (Chakras, Energiezentren) und alle Granthis (Knoten) werden durchstoßen.“

Sanskrit Begriffe des Verses: Supta (die schlafende) Kundalini wird erweckt (Jagrat) durch die Gnade (Prasadena) des Guru. Vielleicht kennst du Prasad, die Speise, die am Ende des Arati vergeben wird. Prasada ist eine Gnade, eine Gunst Gottes. Du isst das Prasad und nimmst an, dass du über das Essen die Gunst Gottes mitisst und so dir einverleibst. Du verehrst Gott und so öffnest du die Kanäle und die Gnade Gottes kann in und durch dich fließen. Und so sagt er hier eben auch: durch die Gnade des Gurus wird die Kundalini erweckt.

Natürlich er sagt dies in einem Kapitel, wo fortgeschrittene Praktiken beschrieben werden. Natürlich musst du eine ethische Lebensführung haben, Yama und Niyama, Asanas üben. All dies hat er im 1. Kapitel beschrieben. Du musst Kriyas üben, Reinigungstechniken, Pranayamas, Atemübungen, all das hat er im 2. Kapitel beschrieben und dann übst du Mudras, das beschreibt er jetzt im 3. Kapitel. Aber die Kundalini Erweckung ist nicht etwas, was nur durch physische Bemühung geschieht sondern letztlich geschieht es durch Gnade. Wenn du praktizierst, mach es immer auch mit Hingabe. Sei demütig, bitte Guru und Gott um Hilfe. So übe intensiv und bitte um Hilfe, so kann die Gnade wirken, die hilft, dass Kundalini erwacht.

Und dann (Tada) werden durchstoßen (Bhidyante) Sharvani Padmani (alle Lotusse – alle Chakras) und auch Granthaya (die drei Knoten). Dies sind die drei Granthis, die drei Knoten in der Sushumna, die es zu durchstoßen gilt. Dann kommt Bewusstseinserweiterung Schritt für Schritt. Übe intensiv und bitte um Führung und Gnade. Dann sind die Erfahrungen großartig.

Sushumna, der Kanal der Kundalini:

Kundalini Erweckung durch Shakti Chalani

Voraussetzungen für die Erweckung der Kundalini

Gemäßigte und nahrhafte Ernährung hilft

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Kommentar zur Hatha Yoga Pradipika, Kapitel 3, Verse 121 – 125

Vollkommenheit in der Handhabung der Kundalini

Vers 121:

„Nur ein Yogi, der das Leben eines Brahmacharyas führt, eine gemäßigte und nahrhafte Diät befolgt erlangt Vollkommenheit in der Handhabung der Kundalini innerhalb von 40 Tagen.“

Gerade dieser Vers wird auf unterschiedliche Weisen übersetzt. Zunächst gilt es Brahmacharya zu üben. Brahmacharya heißt zum einen sexuelle Enthaltsamkeit. Allerdings hat er ein paar Verse vorher gesagt, wie man Geschlechtsverkehr spiritualisieren kann. So kann man Brahmacharya auch jemanden bezeichnen, der sein Leben auf Gott ausrichtet. Wenn man die Kundalini erwecken will, sollte man auch sonst all sein Tun auf Gott ausrichten.

Zweitens gilt es „hita“ (heilsame Nahrung) zu sich zu nehmen. Wobei „hita“ allgemein „heilsam“ ist. Das heißt, man sollte allgemein Heilsames zu sich nehmen. Heilsames ist natürlich zum einen das Essen. Man sollte eine gemäßigte und nahrhafte Diät befolgen. Aber auch sonst darauf achten, dass man seinen Geist nur mit Sattvigem füttert. Wer also eine sattvige Ernährung hat, aber eine rajasige oder tamasige Musik hört, im Internet oder sozialen Medien jedem Skandal nachgeht, sich alle möglichen komischen Dinge anhört und Klatschgeschichten verbreitet, das ist auch nicht gut.

Also, erfreue dich am Leben des spirituellen Schülers. Sei also ein spiritueller Schüler, ausgerichtet an Brahman. Nimm Gutes zu dir und dann übe Kundalini Praxis. Dann wirst du „innerhalb von 40 Tagen“ sagt er hier die Selbstverwirklichung erreichen. Wobei da „maṇḍalāt“ steht. „Maṇḍalāt“ heißt eigentlich „nach 40 Tagen“. Es kann aber auch heißen: Praktiziere den Kreis von spirituellen Praktiken. Also, vieles ist dort doppeldeutig. Übe also den Kreis der spirituellen Praktiken des Kundalini Yoga. So wirst du Siddhi (Vollkommenheit) erreichen. Meist wird „Siddhi“ als „übernatürliche Kräfte“ übersetzt, Aber hier steht eigentlich „siddhiḥ“. Das kann man auch als Erfolg, Vollkommenheit, Verwirklichung deuten.

Praktiziere Bhastrika und die Yamas

Vers 122:

„Praktiziere im Besonderen Bhastrika, um die Kundalini in Bewegung zu versetzen. Jemand, der in Yama gefestigt ist und das praktiziert, braucht den Tod nie zu fürchten.“

Das heißt zum einen: Übe Bhastrika. Mit Bhastrika kannst du die Kundalini in Bewegung setzen. Dann gilt es auch, in „Yama“ gefestigt zu sein, also die zehn Yamas, die Svatmarama vorher beschrieben hat. Vielleicht erinnerst du dich, bei Patanjali gibt es die fünf Yamas: Ahimsa, Satya, Asteya, Aparigraha und Brahmacharya. Svatmarama kennt zehn Yamas. Die sollte man üben. Es reicht nicht aus nur physisch zu praktizieren. Sondern es ist auch wichtig die Ethik gefestigt zu halten. Ansonsten wird man zum Dämonen. Wer viel Prana hat, aber nicht ethisch ist und dann das Prana, das er vielleicht durch intensive Atemübungen und Kundalini Yoga bekommt, für Macht, Einfluss, Charisma, Vergnügen und Reichtum nutzt, der ist letztlich ein Asura. Im alten Indien gibt es immer wieder Beschreibungen von Asuras, die intensive spirituelle Praktiken gemacht haben. Atemübungen, gefastet, auf einem Bein gestanden, andere Asanas, viel meditiert, Mantras rezitiert und so weiter. Und die nachher ihre Kräfte für Macht, Vergnügen usw. missbraucht haben. Da musste sich irgendwann Gott inkarnieren, um sie wieder zu beseitigen. Also sei nicht egoistisch, sondern praktiziere zusammen mit Kundalini Yoga, die Yamas.

Praxis von Kundalini beseitigt Unreinheiten

Pranayama - wichtige Praxis im Kundalini Yoga

Vers 123:

„Um die Unreinheiten der 72 000 Nadis zu beseitigen gibt es nichts Besseres als die Praxis von Kundalini.“

Natürlich heißt, erstmal sollte man alles tun, um die Nadis zu reinigen. Aber du brauchst nicht zu warten bis du vollständig gereinigt bist. Wenn du wartest bis du vielleicht in den fünf Yamas und den fünf Niyamas vollkommen bist, jetzt reduziere ich es wieder auf fünf, kannst du ewig warten. Übe spirituelle Praktiken. Übe Asana, Pranayama, Bandha, sattvige Ernährung. Kultiviere auch die Tugenden. Alles zusammen kann dir helfen die Nadis zu reinigen, Sushumna zu öffnen und Gott zu verwirklichen.

Sushumna wird durch beständige Praxis geöffnet

Vers 124:

„Die mittlere Nadi (Sushumna) wird durch die beständige Praxis der Yogis hinsichtlich Asanas, Pranayama und Mudras gestreckt und geöffnet.“

Wenn du die Praktiken machst, wird der mittlere Energiekanal geöffnet und dann kann die Kundalini nach oben steigen.

Geistkontrolle bringt durch Shambhavi Mudra Vollkommenheit

Übe den Geist zu beherrschen

Vers 125:

„Derjenige, der dies übt, den Geist fest konzentriert, ohne nachlässig zu werden, erlangt durch Shambhavi oder irgendein anderes Mudra die Vollkommenheit.“

Hier kann man sagen: Du erreichst die Vollkommenheit durch irgendein Mudra. Du musst es nur üben. Wie solltest du es üben? Eben so, wie er es beschrieben hat. Er hat erst gesagt: „Shakti Chalini erweckt die Kundalini.“. Dann sagt er: „Aber damit Shakti Chalini die Kundalini erweckt gilt es, dass du insgesamt dein Leben auf Brahman ausrichtet. Dass du ernährungsmäßig und anders sattviges, wohltuendes zu dir nimmst. Es gilt, dass du die fünf oder zehn Yamas und Niyamas übst. Und dann gilt es auch den Geist zu konzentrieren und das, was du praktizierst, bewusst zu machen. Und dann kannst du durch jedes Mudra zur Vollkommenheit kommen. Nicht nur durch Shakti Chalini.“.

Andere deuten, dass man sagt: „Durch Shambhavi Mudra kommst du letztlich zur Vollkommenheit.“. Also praktiziere die verschiedenen Mudras und zum Schluss übe Shambhavi Mudra. Was Shambhavi Mudra ist, beschreibt er im 4. Kapitel der Hatha Yoga Pradipika. Übe also Shakti Chalini. Überlege nochmal: Richtest du wirklich dein Denken und Streben auf Brahman, Gott, das Göttliche, spirituelles Leben aus? Ist das, was du zu dir nimmst, in deine Sinne (Augen, Ohren, Mund, Nase, ..) hineingibst, wirklich sattvig? Praktizierst du wirklich intensiv und wie steht es auch mit deiner Konzentration und Bewusstheit?

Dieser Vortrag ist die Nummer 473 der etwa 680 Teile umfassenden Yoga Vidya Schulungsreihe, Begleitmaterial zur 2-jährigen Yogalehrer Ausbildung.

Video - Kundalini erwecken - was, warum und wie?

Fußnoten

  1. B. K. S. Iyengar: Licht auf Yoga; Barth Verlag (2005). ISBN 3-502-61166-1
  2. Arthur Avalon/Sir John Woodroffe: The Serpent Power (1918)
  3. Sivananda Radha (Swami): Kundalini-Yoga im Alltag, Darmstadt (2006); ISBN 3-89767-501-3
  4. Carl Gustav Jung: Die Psychologie des Kundalini-Yoga, Übersetzung aus dem Englischen. Zürich 1998. ISBN 3-530-40684-8
  5. Swami Sivananda Radha: Kundalini-Yoga im Alltag, Darmstadt (2006); ISBN 3-89767-501-3
  6. Bonnie Greenwell: Kundalini; Lübbe Verlag (1998); ISBN 3-7857-0915-3

Herzblättriger Mondsame (Guduchi).

Die Heilpflanze Kundalini im Ayurveda (Herzblättriger Mondsame, Guduchi)

In der Charaka Samhita (Sutra Sthana 4.11-12, 14, 17-18) gilt Guduchi (Amrita) im Rahmen der Aufzählung der 50 Mahakashayas als Triptighna, Stanyashodhana, Trishnanigrahana, Dahaprashamana und Vayahsthapana.

Bilder zu Kundalini (Herzblättriger Mondsame, Tinospora cordifolia)

330px-Tinospora_cordifolia.jpg 330px-Tinospora_cordifolia_fruits.jpg

Siehe auch

Literatur

  • Paramhans Swami Maheshwarananda: Die verborgenen Kräfte im Menschen. Chakras und Kundalini, Ibera-Verlag 2001 ISBN 3-85052-130-3
  • Gopi Krishna: Kundalini - Erweckung der geistigen Kraft im Menschen, 1983, ISBN 3-502-62364-3
  • Laue, Thorsten: Kundalini Yoga, Yogi Tee und das Wassermannzeitalter. Religionswissenschaftliche Einblicke in die Healthy, Happy, Holy Organization (3HO) des Yogi Bhajan, Münster: LIT, 2007. ISBN 3825801403
  • Lee Sanella M.D.: Kundalini Experience, Integral Publishing 1987, ISBN 0-941255-28-X (hardcover), ISBN 0-941255-29-8 (paperback)
  • Swami Muktananda: Kundalini: Das Geheimnis des Lebens, 2003, ISBN 3-930711-28-1
  • Satya Singh: Das Kundalini Yoga Handbuch, 2004, ISBN 3-548-74126-6
  • Swami Satyananda Saraswati: Kundalini Tantra ISBN 81-85787-15-8 (englisch). Deutsche Übersetzung: Swami Prakashananda, ISBN 3-928831-08-9
  • OWK: Kundalini. Das Erbe der Nath-Yogis, 2004, ISBN 3-89094-396-9
  • Bonnie Greenwell: Kundalini - Erfahrungen mit der geheimnisvollen Urkraft der Erleuchtung, 1998, ISBN 3-7857-0915-3
  • Reinelt, Dr. Joachim: Das große Kundalini Buch, 2006, ISBN 3-89427-315-1
  • Birgit Hassenkamp Kundalini - Erwachen, 2006, ISBN 3-937568-61-1
  • Sukadev Volker Bretz Die Kundalini-Energie erwecken. Von der göttlichen Urkraft in uns,
  • J. Ankerberg und J. Weldon: Fakten über ganzheitliche Medizin und alternative Heilmethoden, 2001, ISBN 3-85810-228-8
  • Sir John Woodroffe: The Serpent Power, Madras: Ganesh & Co., 1978
  • Swami Vishnu Tirth: Devatma Shakti (Kundalini) - Divine Power, op.
  • B.S. GOEL Dr. B. S. Goel: Das Dritte Auge und die Kundalini (Ein Erfahrungsbericht über eine Reise vom Staub zum Göttlichen), trikuti edition im Verlag Alf Lüchow, ISBN 3-9521125-1-8
  • Vortrags CD "Kundalini, die urschöpferische Kraft im Menschen" Shin Gwydion Fontalba; Ganga Verlag 2006

Weblinks

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