Schamanismus

Aus Yogawiki

Schamanismus beinhaltet das Erreichen eines höheren Bewusstseinszustandes, um mit der spirituellen Welt in Verbindung zu treten. Ein Schamane ist eine Person, die Zugang und Wirkung auf die Welt der wohlmeinenden und übelwollenden Geister hat. Typischerweise begibt er sich während eines Rituals in einen Zustand von Trance und übt dann heilende und hellseherische Fähigkeiten aus.

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Schamanische Naturrituale

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Schamanische Naturrituale sind Rituale, die du in der Natur machen kannst, um Kontakt aufzunehmen zur Kraft von Mutter Erde, zur Kraft von Bäumen und um dich mit dem Himmel und den Elementen, mit den Licht- und Naturwesen zu verbinden. Mit schamanischen Naturritualen kannst du auch eine Verbindung zu einem besonderen Kraftort aufnehmen.

Schamanische Naturrituale können heilend wirken auf den Körper, heilend auf die Psyche; schamanische Naturrituale können dir Kontakt geben zur Intuition, zur Führung. Sie können hilfreich sein, wenn du wissen willst was der nächste Schritt in deinem Leben ist.

Schamanische Naturrituale findest du in den Seminaren; gerade bei https://www.yoga-vidya.de/ Yoga Vidya Bad Meinberg, gibt es viele Seminare die mit Schamanismus und Naturspiritualität zu tun haben.

Allgemein

Frau Schamanin Trommel Ritual Schamane Erde.jpg

Das Wort „Schamanismus“ wurde zuerst auf die alten Völker bzw Religionen der Türken, Mongolen und der Samoyedisch sowie tungusisch sprechenden Menschen angewandt. Das Wort „Schamane“ stammt aus dem Tungusischen (Nord Asien) und trat zuerst im Westen auf, nachdem russische Streitkräfte Khanat Kazan (einen tatarischen Staat) 1552 besiegt haben. Nachdem westliche Gelehrte mehr über religiöse Traditionen überall in der Welt erfuhren, wurde das Wort Schamanismus auch für ähnliche magisch-religiöse Bräuche innerhalb der indigenen Religionen in anderen Teilen der Welt (z.B.: Asien, Afrika, Amerika und Australasien) verwandt. Von vielen Historikern wurde ebenfalls eine wichtige Rolle des Schamanismus in vorchristlichen Religionen innerhalb Europas erwähnt. Viele dieser schamanischen Elemente sind bis zur frühen Moderne erhalten geblieben. Archäologen und Religionshistoriker haben ebenfalls nahegelegt, dass der Schamanismus ein vorherrschender pre-religiöser Brauch während der Altsteinzeit war.

Mircea Eliade (Rumänischer Religionswissenschaftler) schrieb: „Eine erste Definition dieses komplexen Phänomens und vielleicht auch die gewagteste: Schamanismus ist eine Technik der religiösen Extase“. Im Schamanismus dient der Schamane als Vermittler bzw. als Bote zwischen der menschlichen und der Geisterwelt. Man sagt, Schamanen können durch ihre Behandlung Krankheiten und Beschwerden lindern und die Balance und Ganzheit zwischen Psyche und Körper wieder herstellen. Der Schamane tritt außerdem in übernatürliche Bereiche und Dimensionen ein, um Lösungen für Probleme, die die Gemeinschaft betreffen, zu finden. Sie besuchen andere Dimensionen, um fehlgeleiteten Seelen Hilfestellung und Führung zu geben und um die Krankheiten der Seele zu heilen, die durch Fremdeinflüsse verursacht wurden. Der Schamane ist hauptsächlich innerhalb der spirituellen Welt tätig, die sich jedoch auf die alltägliche Welt auswirkt. Durch die Wiederherstellung der Balance werden die Beschwerden beseitigt.

Schamanismus und die dazugehörigen Bräuche und Überzeugungen haben schon sehr früh das Interesse der Wissenschaftler aus den verschiedensten Bereichen, wie Etnologen, Archäologen, Historiker und Religionswissenschaftler geweckt. Es wurden bereits hunderte von Büchern und Facharbeiten über das Thema verfasst. Die westliche Gesellschaft übernahm magisch-religiöse Praktiken, die durch den indigenen Schamanismus aus der ganzen Welt beeinflusst sind. Daraus entstand im 20. Jahrhundert die Neoschamanische Bewegung.

Terminologie

Etymologie

Der Mond hat eine enorme Kraft derer wir uns langsam wieder bewusst werden

Das Wort „Schamane“ stammt vermutlich aus dem Tungusischen, von dem Wort "šamán“. Der tungusische Begriff wurde von den Russen übernommen, als sie mit den indigenen Völkern Sibiriens in Kontakt traten. Es ist zum Beispiel in den Memoiren des russischen Geistlichen Avvakum zu finden. In das westliche Europa gelangte das Wort durch den nierderländischen Reisenden Nicolaes Witsne, der in seinem Buch "Noord en Oost Tataryen" über seine Erfahrungen während seiner Aufenthalte bei den Ureinwohnern Sibiriens berichtete. Adam Brand, ein Händler aus Lübeck, veröffentlichte dieses Buch später in englischer Sprache.

Definitionen

Es kann bis heute keine einheitliche Definition für das Wort Schamanismus gefunden werden. Der englische Historiker Ronald Hutton, der durch seine Studien zum Thema Schamanismus einen großen Beitrag leistete, benannte am Anfang des 21. Jahrhunderts vier vorherrschende Definitionen. Aus diesen vier ergab sich für ihn keine neue Definition, sondern eine kritisch beleuchtete Sicht darauf. Die erste dieser Definitionen beschreibt „ jeden, der in Kontakt mit der spirituellen Welt treten kann, während er in einem veränderten Bewusstseinszustand ist“. Die zweite Definition grenzt dies ein, indem sie sagt, dass der Schamane in diesen Zustand nur auf Geheiß anderer eintreten kann. Die dritte Definition unterstellt dem Schamanen eine bestimmte Technik, die von keinem anderen magisch-religiösen Spezialisten verwendet wird. Die vierte und letzte Definition von Schamanismus bezeichnet ihn einfach als Religion der Ureinwohnern Sibiriens und den angrenzenden Teilen Asiens.

Initiation

Bist du eins mit der Natur, bist du eins mit deiner Seele

Man sagt Schamanen werden durch Träume oder Zeichen “gerufen”, eine schamanische Ausbildung bedarf einer langen Lehrzeit. Schamanische Kräfte können allerdings auch vererbt werden. Turner und seine Kollegen benennen ein Phänomen der schamanischen Initiationskrise, welches meist physische oder psychische Krankheiten zur Folge hat. Die signifikante Rolle dieser „Krise“ ist in den detaillierten historischen Schriften des "Chuonnasuan", einer der letzten Tungusischen Schamanen in Nord Ost Asien, zu finden. Der Verwundete Heiler ist ein Archetyp für den Weg des Schamanen. Dieser Prozess ist für einen jungen Schamanen sehr wichtig. Die Krise bringt ihn an den Rande des Todes. Dies passiert aus zwei Gründen:

  1. Der Schamane tritt in die Unterwelt ein, damit er in die Tiefen vordringen kann, um wichtige Informationen für die Kranken und die Gemeinschaft zu erhalten.
  2. Der Schamane muss krank werden, um Krankheit zu verstehen. Indem der Schamane seine eigene Krankheit überwindet, ist er nun auch in der Lage, andere Menschen zu heilen. Das ist das Kennzeichen des “Verwundeten Heilers“.

Rollen eines Schamanen

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Die soziale Rolle eines Schamanen wird meist durch große Verantwortung und Verpflichtungen, die ihm von seiner Gemeinschaft auferlegt wurden, definiert. Schamanen erlernen die heilenden Fähigkeiten indem sie in die spirituelle Welt oder andere Dimensionen eintreten. Die meisten Schamanen haben Visionen oder Träume in denen ihnen bestimmte Dinge übermittelt werden. Der Schamane hat spirituelle Führer die ihn durch die andere Dimension führen. Der spirituelle Führer energetisiert den Schamanen und gibt ihm die Möglichkeit, in den anderen Dimensionen zu heilen. Der Schamane bringt verlorengegangene oder verirrte Seelenanteile zurück und reinigt die Seele von negativen Energien, die für Verwirrung sorgen.

Ein Schamane dient als Mediator, als Vermittler zwischen der diesseitigen Welt und der jenseitigen Welt. Er kommuniziert mit den Geistern in Belangen der Gemeinschaft. Der Schamane kommunziert sowohl mit toten als auch mit lebendigen Seelen, um Unruhen und ungeklärte Probleme zu lösen. Dabei bringt er den Geistern Opfergaben dar.

Schamanen assistieren in der Seelenrückführung. Im Schamanismus geht man davon aus, dass ein Teil der menschlichen Seele frei ist und daher fähig, den Körper zu verlassen. Die Seele ist die Axis Mundi, das Zentrum der schamanischen Heilkunst. Schamanen verändern das Stadium ihres Bewusstseins, indem sie ihrer freien Seele erlauben umherzuwandern und althergebrachte Weisheiten und verlorene Kräfte zurückzuerlangen.

Da ein Teil der Seele dazu fähig ist, den Körper zu verlassen, wird er es tun, während er träumt, oder er wird den Körper verlassen, um sich selbst vor potentiell schädigenden Situationen zu schützen, seien sie emotional oder physisch schädigend. In traumatischen Situationen kann es geschehen, dass der Seelenanteil nicht von alleine zum Körper zurückkehren kann und ein Schamane intervenieren muss, um die Seelenessenz zurückzubringen.

Schamanen führen eine Vielzahl von Funktionen aus, ahhängig von ihrer entsprechenden Kultur: Heilung, Opfergaben, Erhaltung der Tradition durch Geschichtenerzählen und Lieder, Wahrsagen und ebenso den Dienst als Seelenbegleiter. Ein einzelner Schamane kann mehrere dieser Rollen erfüllen. Die Funktion eines Schamanen kann entweder die Begleitung zur Wohnstätte der Seelen der Verstorbenen beinhalten (welche entweder einzeln oder in einer Gruppe begleitet werden, abhängig von der jeweiligen Kultur) und/oder die Heilung von Leiden. Diese Leiden mögen entweder nur körperliche Beschwerden sein, solche wie Krankheiten, die durch Schenkungen, Schmeicheleien, Drohungen oder Ringen mit dem Krankheitsgeist kuriert werden können (manchmal durch all diese Dinge, sequentiell) und solche, welche möglicherweise durch das Zeigen einer vermutlich extrahierten Gabe des Krankheitsgeistes beendet werden können (das Zeigen dieser Gabe, auch wenn es betrügerisch anmutet, soll den Krankheitsgeist beeindrucken und ihn überzeugen, dass er besiegt worden ist oder zumindest im Begriff ist, besiegt zu werden, so dass er zurückweicht und dem Körper des Patienten fernbleibt), oder auch mentale und auch psychosomatische Beschwerden wie beständige Angstzustände (auf Grund einer beängstigenden Erfahrung), welche genauso gut auch mit ähnlichen Methoden kuriert werden könnten.

Normalerweise wird in den meisten Sprachen ein anderer Begriff, als der des hier verwendeten „Schamanen“ eingesetzt, um einen religiösen Abgesandten zu beschreiben, der heilige Rituale ausführt, (Priester) oder der ein Erzähler traditioneller Überlieferungen (Weiser) ist, doch auf jeden Fall gibt es eine Überlappung der Funktionen (mit denen eines Schamanen) im Falle eines Omen- oder Traumdeuters.

Es gibt bestimmte Typen von Schamanen, welche speziellere Funktionen ausüben. Unter den Nanivölkern agiert zum Beispiel eine bestimmte Art des Schamanen als Seelenbegleiter. Andere spezialisierte Schamanen mögen anhand der Art der Geister zu unterscheiden sein oder anhand der Bereiche der geistigen Welten, mit welchen der jeweilige Schamane am häufigsten interagiert. Diese Rollen variieren unter den Nenets, den Enets und den Selkup-Schamanen. Unter den Huichol existieren zwei Kategorien der Schamanen. Dies zeigt die Unterschiede zwischen Schamanen innerhalb eines einzigen Völkerstammes.

Unter den Hmong-Stämmen agieren die Ntxiv-Neej als Heiler. Die Ntxiv-Neej vollführen ebenfalls Rituale/Zeremonien, um die Seele von ihren vielfältigen Reisen in den physischen menschlichen Körper zurückzurufen. Ein Ntxiv-Neej kann verschiedene schamanische Werkzeuge wie Schwerter, Hörner der Gottheiten, einen Gong (Trommel) oder Fingerglocken/Schellen benutzen. Alle Werkzeuge dienen dazu, die Geister vor den Augen des Unbekannten zu schützen und dadurch die Ntxiv-Neej zu ermächtigen, die Seelen wieder ihren ursprünglichen Besitzern zuzuführen. Die Ntxiv-Neej tragen einen weißen, roten oder schwarzen Schleier, um die Seele vor ihren Angreifern in den spirituellen Dimensionen zu verbergen.

Die Grenzen zwischen Schamanen und Laien sind nicht immer klar zu erkennen. Unter den Barasana in Brasilien gibt es keinen absoluten Unterschied zwischen denen, die als Schamanen anerkannt werden und den übrigen Menschen. Auf dem niedrigsten Level besitzen die meisten der erwachsenen Männer die Fähigkeiten eines Schamanen und werden so dieselben Funktionen ausführen wie diejenigen Männer, die ein weitverbreitetes Ansehen ihrer Stärke und ihres Wissens genießen. Der Barasana Schamane kennt mehr Mythen und versteht ihre Bedeutung besser, nichts desto trotz kennt die Mehrheit der erwachsenen Männer ebenfalls viele Mythen.

Unter den Inuit (früher nannte man sie noch Eskimos) machen die Laien Erfahrungen, welche normalerweise den Schamanen der Inuit Gruppen zugeordnet werden: Tagträume, Entrücktsein und Trance sind nicht nur den Schamanen vorbehalten. Kontrolle über die Hilfe durch Geister ist das primäre Charakteristikum, welches den Schamanen zugeordnet wird. Laien verwenden normalerweise Amulette, Zauersprüche, Formeln, Rezepte und Lieder. Unter den Greenland Inuit haben die Laien eine größere Kapazität, um sich mit spirituellen Wesen zu verbinden. Diese Menschen sind oft Auszubildende der Schamanen, welche die Initiationsriten nicht vollendet haben.

Der Assistent eines Orogen Schamanen (genannt Jardalanin, oder “zweiter Geist”) weiß viele Dinge über die Zusammenhänge des Glaubenssystems. Er oder sie begleitet die Rituale und interpretiert das Verhalten des Schamanen. Trotz dieser Funktionen ist der Jardalanin kein Schamane. Für diesen interpretierenden Assistenten wäre es unangemessen, in Trance zu fallen. Neuere archäologische Beweise der Geschlechterforschung lassen vermuten, dass die frühesten bekannten Schamanen der Frühsteinzeit Frauen waren.

Ökologische Aspekte

Im Schamanismus ist alles beseelt, der Himmel, die Berge, die Bäume, das Wasser...

Die Ressourcen für den menschlichen Konsum können leicht in den tropischen Regenwäldern abgebaut werden. Unter den Tucano Völkern existiert ein ausgeklügeltes System für das Management natürlicher Ressourcen und ein System, um die Ausbeutung von Ressourcen durch zu viel Jagd zu vermeiden. Dieses System hat ein mythologisches Konzept und wird symbolisch von dem Glauben gestützt, dass das Brechen von Jagdregeln Krankheit erzeugen kann. Als hauptsächlicher Lehrer des Stammessymbolismus kann der Schamane eine leitende Rolle im ökologischen Management einnehmen, indem er aktiv das Jagen und Fischen eingrenzt. Der Schamane ist fähig, Wildtiere, oder ihre Seelen, aus ihren versteckten Wohnstätten „zu befreien“. Die Piaroa Stämme haben ökologische Bedenken, die dem Schamanismus ähnlich sind. Unter den Inuit fangen die Schamanen die Seelen des Wildes in fernen Gegenden oder begeben sich auf Seelenreise, um mythische Wesen, wie „die Alte Frau des Meeres“, um Wild zu bitten.

Wirtschaftliche Aspekte

Die Art und Weise, wie Schamanen ihren Lebensunterhalt verdienen und am alltäglichen Leben teilnehmen, variiert in den verschiedenen Kulturkreisen. In vielen Inuit-Gruppen erbringen sie eine bestimmte Leistung für die Gemeinschaft und bekommen ein „Festgehalt“. Es gibt Kulturen, die glauben, dass die Bezahlung erbracht wird, um den Geistern zu helfen, aber diese Gaben sind nur „Willkommensgeschenke“. Sie sind nicht genug, um dem Schamanen das Schamanendasein als Vollzeitbeschäftigung zu ermöglichen. Schamanen leben, wie alle anderen Mitglieder der Gruppe, als Jäger oder Hausfrau.

Glaubensvorstellungen

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Überall auf der Welt gibt es viele Variationen des Schamanismus, doch manche der allgemeinen Glaubenssätze werden von allen Formen des Schamanismus geteilt. Allgemeine Glaubenssätze nach Eliade (1972) sind die folgenden:

  • Geister existieren und sie spielen eine wichtige Rolle, sowohl im Leben des Individuums als auch in der menschlichen Gesellschaft.
  • Der Schamane kann mit der geistigen Welt kommunizieren.
  • Geister können sowohl wohlwollend als auch übelwollend sein.
  • Der Schamane kann Krankheiten heilen, die von übelwollenden Geistern verursacht wurden.
  • Der Schamane kann Trance benutzen, um Techniken einzuleiten, die die visionäre Ekstase anregen, und er kann auf visionäre Forschungsreisen gehen.
  • Der Geist des Schamanen kann den Körper verlassen, um in die übernatürliche Welt einzutreten und nach Antworten zu suchen.
  • Der Schamane beschwört animalische Bilder wie Geistführer, Omen und Botschafter herauf.
  • Der Schamane kann die Zukunft vorhersagen, Pendeln, Knochen und Runen werfen und verschiedene andere Formen der Weissagung verwenden.

Der Schamanismus basiert auf der Prämisse, daß die sichtbare Welt von unsichtbaren Mächten oder Geistern durchdrungen wird, welche das Leben der Lebenden beeinflussen. Obwohl die Gründe für Krankheiten im spirituellen Bereich liegen, eingehaucht von bösartigen Geistern oder Hexenkraft, werden spirituelle und physikalische Methoden verwendet, um zu heilen. Üblicherweise „betritt“ der Schamane den Körper des Patienten, um die spirituelle Schwäche zu ermitteln und ihn zu heilen, indem er den infektuösen Geist vertreibt.

Viele Schamanen haben Expertenwissen über medizinische Pflanzen, die in ihren Gebieten heimisch sind - Kräuterbehandlungen werden oft verschrieben. In vielen Gegenden lernen die Schamanen direkt von den Pflanzen, indem sie sich ihre Wirkungen und Heilkräfte nutzbar machen, nachdem sich sich die Erlaubnis der innewohnenden Schutzgeister geholt haben. Im Peruanischen Amazonasbecken verwenden Schamanen und Curanderos Medizingesänge, "Icaros" genannt, um Geister heraufzubeschwören. Bevor ein Geist gerufen werden kann, muss er den Schamanen sein Lied lehren. Üblich ist der Gebrauch von Totem-Gegenständen wie Steinen mit speziellen Kräften und einem lebendigen Geist.

Solche Praktiken sind vermutlich sehr alt. Plato schrieb in seinem “Phaedrus“, dass die „ersten Prophezeihungen, die Worte einer Eiche waren“, und diejenigen, die zu jener Zeit lebten, fanden es lohnend genug, „einer Eiche oder einem Stein zuzuhören, so lange diese die Wahrheit sagten“.

Der Glaube an Hexenkraft und Zauberei, in Lateinamerika bekannt als "Brujeria", existiert in vielen Gesellschaften. Dieser hebt diejenigen Schamanen hervor, die von schädigenden Hexenmeistern befreien. Andere Gemeinschaften erklären, dass alle Schamanen die Macht haben zu heilen und auch zu töten. Schamanisches Wissen genießt üblicherweise große Macht und hohes Ansehen in der Gesellschaft, aber es wird auch oft misstrauisch oder angstvoll als potentiell schädigend für andere betrachtet.

Während er in seine Arbeit vertieft ist, ist der Schamane einem beträchtlichen persönlichen Risiko ausgesetzt, entweder durch die Geisterwelt, durch feindliche Schamanen oder durch die bewusstseinsverändernden Substanzen, die der Schamane zu sich nimmt. Diese pflanzlichen schamanischen Mittel können giftig oder tödlich sein, wenn sie falsch angewendet werden. Das Ausbleiben der Rückkehr von einer außerkörperlichen Reise kann zum Tode führen. Üblicherweise werden Zaubersprüche benutzt, um sich gegen Gefahren dieser Art zu schützen. Der Gebrauch hoch gefährlicher Pflanzen ist oft stark ritualisiert.

Konzepte der Seele und des Geistes

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Die Anzahl der Funktionen, wie oben beschrieben, mag nach verschiedenen Aufgaben klingen, können aber anhand der zugrundeliegenden Seelen- und Geisteskonzepte verbunden werden.

  • Seele Dieses Konzept kann generell mehrere, scheinbar unzusammenhängende Phänomene des Schamanismus` erklären.
  • Heilung Dieses Konzept ist eng verbunden mit dem Seelenkonzept des Glaubenssystemes der Menschen, denen der Schamane dient. Es beinhaltet die Seelenrückholung einer erkrankten Person. Beachte ebenfalls das Konzept der Dualseele.
  • Knappheit an jagbarem Wild Dieses Problem kann gelöst werden, wenn die Seelen der Tiere aus ihren verborgenen Wohnstätten “freigelassen” werden. Außerdem schreiben viele Tabus das Benehmen der Menschen gegenüber dem Wild vor, so dass die Seelen der Tiere nicht verärgert oder verletzt sind. Oder die zufriedene Seele der schon getöteten Jagdbeute kann den anderen, noch lebenden Tieren erzählen, dass sie es zulassen können, sich fangen und töten zu lassen. Die ökologischen Aspekte der schamanischen Praxis und verwandter Glaubensvorstellungen werden weiter unten behandelt.
  • Unfruchtbarkeit von Frauen Dieses Problem kann geheilt werden, wenn die Seele des zu erwartenden Kindes erreicht werden kann.
  • Geister Glaubensvorstellungen, die sich auf Geister beziehen, können viele verschiedene Phänomene erklären. Zum Beispiel kann man die Wichtigkeit des Geschichtenerzählens oder die Tätigkeit als Sänger besser verstehen, wenn man das ganze Glaubenssystem untersucht. Eine Person, die lange Texte oder Lieder behalten und gleichzeitig ein Instrument spielen kann, mag als Begünstigter der Geister angesehen werden. (Khanty Völker)

Praxis

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Im Allgemeinen überschreitet der Schamane die Axis Mundi und betritt die spirituelle Welt, indem er eine Bewußtseinsveränderung herbeiführt. Dies gelingt ihm durch einen ekstatischen Trancezustand, induziert entweder durch Selbsthypnose oder durch den Gebrauch von Entheogenen. Die Methoden sind vielfältig und werden oft zusammen angewandt. Methoden, die solche Trancezustände bewirken, sind:

Pflanzen (häufig psychoaktiv):

  • 1. Psilocybinhaltige Pilze („Zauberpilze“)
  • 2. Cannabis (Hanf)
  • 3. Tabak
  • 4. San Pedro Kaktus
  • 5. Peyote
  • 6. Ayahuaska
  • 7. Wacholder
  • 8. Datura (Stechapfel)
  • 9. Belladonna (Tollkirsche)
  • 10. Fliegenpilz
  • 11. Iboga (Hundsgiftgewächs)
  • 12. Trichterwinde
  • 13. Echter Salbei
  • 14. Zaubersalbei
  • 15. Hawaiianische Holzrose

Andere:

  • 1. Tanzen
  • 2. Singen
  • 3. Musik
  • 4. Icaros (Medizingesänge)
  • 5. Nachtwachen
  • 6. Fasten
  • 7. Schwitzhütte
  • 8. Visionssuche
  • 9. Marir (eine Art Geist)
  • 10. Schwertkämpfe/Klingenschmieden

Schamanen halten oftmals Nahrungsbeschränkungen oder gewohnheitsmäßige Beschränkungen, die sich aus ihrer Tradition herleiten, ein. Diese Beschränkungen sind mehr als nur kulturell bedingt. Die Diät, die von Schamanen und Auszubildenden vor der Teilnahme an einer Ayahuaska Zeremonie befolgt wird, beinhaltet beispielsweise Nahrung, die reich an Tryptophan (einem biosynthetischen Ausgangsstoff von Serotonin) ist, als auch die Vermeidung von Nahrung, die reich an Tyraminen ist, so wie sie in Ayahuasca Gebräuen gefunden werden, welche eine hypertensive Krise hervorrufen können sowie die Abstinenz von Alkohol und Sex.

Musik, Gesang, Lieder: Genau wie der Schamanismus selbst sind Musik und Gesänge, die mit dem Schamanismus verbunden werden, sehr unterschiedlich in verschiedenen Kulturen. In mehreren Fällen imitieren die Lieder, die mit dem Schamanismus verbunden sind, natürliche Geräusche, durch Klangmalerei (Wortbildung aus Naturlauten). Lautnachahmungen können in den verschiedenen Kuluturen eine andere Funktion haben, die nicht unbedingt dem Schamanismus zugerechnet werden: praktische Ziele, wie das Anlocken von Wild bei der Jagd oder ganz einfach zur Unterhaltung (Inuit Kehlgesänge).

Ritualgegenstände (Paraphernalia)

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  • Trommel Die Trommel wird von Schamanen einiger sibirischer Völker, den Inuit und vielen anderen Kulturen auf der ganzen Welt verwendet, obwohl ihre Nutzung in schamanischen Seancen bei den Inuit in Kanada fehlt. Das Schlagen der Trommel erlaubt den Schamanen, einen veränderten Bewusstseinszustand zu erreichen oder sich auf eine Reise zwischen der physischen und spirituellen Welt zu begeben. Viel Faszination umgibt die Rolle, die die Akustik der Trommel für die Schamanen spielt. Schamanentrommeln bestehen im Normalfall aus einer Tierhaut, die über einen gebogenen Reifen aus Holz gespannt wurde und einen Griff über dem Reifen hat.
  • Federn - Sowohl in zahlreichen nord- und südamerikanischen Kulturen, als auch in Europa und Asien, werden Vögel als Boten der Geister gesehen. Federn werden oft in Zeremonien und in einzelnen Heilritualen verwendet.
  • Rassel findet man eher unter südamerikanischen und afrikanischen Völkern. Sie werden auch in Zeremonien unter den Navajo-Indianern und auf traditionelle Weise in Segnungen und Zeremonien verwendet.
  • Gong findet man häufig bei Völkern aus Südostasien und Fernost.
  • Pfeife - Wird zum Rauchen verschiedener Tabakarten und psychoaktiver Kräuter (z.B. Tabak in Nord-und Südamerika, Cannabis in Indien) verwendet.
  • Schwert Im Hmong-Schamanismus, wird ein heiliges Schwert immer in der Praxis verwendet, um den Schamanen von wandernden "bösen" Geistern zu schützen, wenn er in die geistige Welt reist.
  • Schütteln - meist im Hmong Schamanismus zu finden. Der Schamane beginnt seine Praxis mit Rasseln, welches dann in ein Schütteln/Rütteln übergeht. Dies ist der Prozess der Kommunikation mit seinen schamanischen Geistern, die ihn dann in die Geisterwelt führen.
  • Lange Tafel - Ein flexibler Holztisch, etwa 9x2 Fuß lang, wird im Hmong Schamanismus verwendet, der Tisch verwandelt sich in der Geisterwelt in ein "fliegendes Pferd".
  • Hahn Ein Hahn wird oft im Hmong Schamanismus verwendet. Der Schamane benutzt einen Hahn, wenn er Reisen ins Unbekannte unternimmt. Es wird gesagt, dass der Hahn den Schamanen vor wandernden "bösen" Geistenr abschirmt, indem er ihn unsichtbar macht; daher sehen die bösen Geister nur den nutzlosen Geist des Hahnes.

Akademische Studien

Kognitive, semiotische und hermeneutische Ansätze

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Wie bereits erwähnt, erklärt ein viel diskutierter Ansatz die Etymologie des Wortes "Schamane" im Sinne von "derjenige, der weiß". Tatsächlich ist der Schamane ein Experte im Zusammenhalten der vielfältigen Normen einer Gesellschaft. Dementsprechend sind die Normen einer Gesellschaft die Manifestation eines der Gesellschaft zugrunde liegenden komplexen Glaubenssystems. Daher pflegen Schamanen, um wirksam sein zu können, einen umfassenden Einblick in ihre Seele, die ihnen die Sicherheit des Wissens vermittelt. Schamanen drücken Bedeutungen in vielerlei Hinsicht aus: verbal, musikalisch, künstlerisch und im Tanz. Bedeutungen können in Objekten wie Amuletten manifestiert werden. Die Symbole auf dem Schamanenkostüm und der Trommel können sich auf Krafttiere oder auf den Rang des Schamanen beziehen.

Der Schamane kennt die Kultur seiner Gemeinschaft gut und handelt entsprechend. So kennt das Publikum die verwendeten Symbole und Bedeutungen – und deshalb kann der Schamanismus auch wirksam sein: Die Leute im Publikum vertrauen ihm, vertrauen seinem Wissen. Das erklärt die oben beschriebene Etymologie des Wortes "Schamane" im Sinne von "derjenige, der weiß".

Es gibt auch Beispiele von "einander gegenüberliegenden Symbolen", die Unterscheidung zwischen "weißen" Schamanen, welche die Himmelsgeister für wohlwollende Ziele am Tage kontaktieren und "schwarzen" Schamanen, die böse Geister wegen übelwollender Ziele bei Nacht kontaktieren. Serien solcher gegensätzlicher Symbole beziehen sich auf eine dahinter liegende Weltanschauung. Analog zu der Art und Weise, wie Grammatik Wörter arrangiert, um Bedeutungen auszudrücken und eine Welt zu vermitteln, formt auch dies eine kognitive Landkarte. Schamanisches Wissen wurzelt in der Tradition einer Gemeinschaft, welches eine "mythologische kognitive Landkarte" liefert. Juha Pentikäinen verwendet das Konzept "Grammatik des Geistes". Auf ein Sami Beispiel verweisend, schreibt Kathleen Osgood Dana: „Juha Pentikäinen erklärt in seiner Einleitung zu Schamanismus und Ökologie des Nordens, wie die Sami Trommel Sami Weltanschauungen verkörpert. Er hält Schamanismus für eine "Grammatik des Geistes", denn Schamanen müssen Experten in der Tradition ihrer Kulturen sein.“

Armin Geertz prägte und führte die Hermeneutik ein, die "Ethnohermeneutik", welche nun die Ansätze für die Praxis der Interpretation bietet. Hoppal erweiterte den Begriff, um nicht nur die Interpretation der mündlichen und schriftlichen Texte sondern auch die "visuellen Texte - einschließlich Bewegungen, Gesten, komplexen Ritualen und Zeremonien, die zum Beispiel von Schamanen durchgeführt werden" mit einzubeziehen. Sie zeigen nicht nur die animistische Sichtweise, die sich hinter dem Schamanismus verbirgt, sondern vermitteln auch ihre Relevanz für die heutige Welt, wo ökologische Probleme Paradigmen über Balance und Schutz bestätigen.

Andere Feldarbeiten verwenden systemtheoretische Konzepte und ökologische Aspekte, um das Wissen des Schamanen zu verstehen. Die Desana und Tucano Indianer haben eine ausgefeilte Symbolik und Konzepte für "Energie", die zwischen Menschen und Tieren in zyklischen Bahnen fließt. Gerardo Reichel-Dolmatoff verbindet diese Konzepte mit Entwicklungen der modernen Wissenschaften (Systemtheorie, Ökologie, neue Ansätze in der Anthropologie und Archäologie), die die Kausalität in einer weniger linearen Weise behandelt. Er schlägt auch eine Kooperation der modernen Wissenschaft mit indigenem Wissen vor.

Hypothesen über die Herkunft

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Schamanische Praktiken könnten schon aus der Altsteinzeit stammen, sie sind älter als alle organisierten Religionen. Mit Sicherheit kann man sie in die Jungsteinzeit datieren. Frühe anthropologische Studien theoretisieren, dass Schamanismus sich als magische Praxis entwickelt hat, um eine erfolgreiche Jagd oder das Sammeln von Nahrungsmitteln sicherzustellen. Funde in Höhlen und Zeichnungen an den Wänden unterstützten die Anzeichen dafür, dass der Schamanismus während der Altsteinzeit begann. Ein solches Bild stellt z.B. ein Halbtier dar, mit dem Gesicht und den Beinen eines Mannes, mit Geweihen und dem Schwanz eines Hirsches.

Archäologische Funde liegen vor, um den Schamanismus der Mittelsteinzeit zu belegen. Im November 2008 verkündeten die Forscher die Entdeckung eines 12.000 Jahre alten Ortes in Israel, welcher als einer der frühesten bekannten Stätten für Schamanen-Bestattungen gehalten wird. Eine ältere Frau war auf ihrer Seite liegend, mit gespreizten Beinen und am Knie nach innen gebogen, arrangiert worden. Zehn große Steine wurden auf Kopf, Becken und Arme gelegt. Unter ihren ungewöhnlichen Grabbeigaben waren 50 komplette Schildkrötenpanzer, ein menschlicher Fuß und bestimmte Körperteile von Tieren wie ein Kuhschwanz und ein Adlerflügel. Andere tierische Überreste kamen von einem Wildschwein, einem Leoparden und zwei Mardern. "Es scheint, als wenn diese Frau ... in einer engen Beziehung mit diesen tierischen Geistern gesehen wurde", bemerkten die Forscher. Das Grab war eines von mindestens 28 auf einer Baustelle, in einer Höhle im unteren Galiläa lokalisiert und wird der Kultur der Nutufian zugeordnet. Es fällt aber auf, dass es völlig untypisch im Gegensatz zu allen anderen unter den Natufians oder in der Altsteinzeit bekannten Grabstätten zu sein scheint.

Klinische Studie

Das „Kaiser Permanente Center For Health Research“ in Portland, Oregon, führte eine Studie in Bezug auf die Wirksamkeit der schamanischen Heilweisen als eine Behandlung für chronische Gesichts- und Kieferschmerzen durch. Dreiundzwanzig Frauen, bei denen Kiefergelenkserkrankungen (TMDs) diagnostiziert wurden, nahmen an der Studie teil. Am Ende der Behandlung wurden nur vier von ihnen noch mit der vorliegenden TMD zu Beginn der Studie diagnostiziert.

Historisch-anthropologische Schule der Volkskunde

Volkskundler haben das Vorhandensein von Resten des Schamanismus und die schamanische Praxis in Volksmärchen aus der ganzen Welt ausgewertet. Michael Berman identifiziert das Genre der schamanischen Geschichte, von denen es nur Beispiele aus Völkergruppen mit schamanischer Kosmologie oder einem schamanischen Weltbild gibt. Kultkrantz weist darauf hin, dass "in Bereichen, in denen Schamanismus seit langem eine Sache der Vergangenheit ist, viele Geschichten nur vages Stückwerk oder ungenaue Erinnerungen an Schamanen und ihresgleichen enthalten." Die Anwesenheit von Besonderheiten und Merkmale der schamanischen Geschichten helfen Volkskundlern und Ethnologen, die Praxis einer schamanistischen Kultur zu rekonstruieren.

Niedergang und Revitalisierung/Traditionserhaltende Bewegungen

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Vom Schamanismus wird angenommen, dass er auf der ganzen Welt im Niedergang begriffen ist, was möglicherweise aufgrund anderer organisierter religiöser Einflüsse, wie z.B. dem des Christentums, welches Menschen, die den Schamanismus praktizieren, zu ihren eigenen Systemen und Lehren konvertieren möchten, zurückzuführen ist. Ein weiterer Grund ist die westliche Auffassung des Schamanismus als "primitiv", "abergläubisch", hinterwäldlerisch und veraltet. Walfänger, die gelegentlich mit Inuitstämmen interagieren, sind ein Grund für den Niedergang in der betreffenden Region.

Es werden Versuche gemacht, den Tuvan-Schamanismus zu bewahren und zu revitalisieren. Frühere authentische Schamanen haben wieder begonnen zu praktizieren und junge Assistenten werden in einer organisierten Art und Weise ausgebildet. In vielen Gebieten weigerten sich frühere Schamanen, die gewohnten Funktionen in ihrer Gemeinschaft zu erfüllen, da sie sich von ihrer eigenen Gemeinschaft verspottet fühlten, oder sie betrachteten ihre eigene Vergangenheit als eine veraltete Angelegenheit und waren unwillig, mit einem Ethnologen darüber zu reden.

Darüber hinaus können volkstümliche Texte uns - neben der persönlichen Kommunikation mit ehemaligen Schamanen – direkt etwas über einen Verschlechterungsprozess berichten. Ein epischer Text der Buryat zum Beispiel beschreibt die wunderbaren Taten des alten "ersten Schamanen" Kara-Gurgan: Dieser konnte sogar mit Gott konkurrieren, Leben erschaffen, die Seele des Kranken wieder von Gott stehlen, ohne dessen Zustimmung. Ein nachfolgender Text beklagt, dass die Schamanen älterer Zeiten stärker waren, sie besaßen Fähigkeiten wie das Alles-Sehen, das Wahrsagen sogar auf Jahrzehnte in die Zukunft sehen und konnten sich so schnell bewegen wie eine Kugel. Die Texte vergleichen sie mit den heutigen herzlosen, unwissenden, gierigen Schamanen.

In den meisten betroffenen Gebieten hörten die schamanischen Praktiken auf zu existieren, die authentischen Schamanen starben, und ihre persönlichen Erfahrungen starben mit ihnen. Der Verlust der Erinnerung wird auch nicht durch die Tatsache gemildert, daß der Schamane nicht immer die einzige Person in einer Gemeinschaft ist, die den Glauben und die Motive im Zusammenhang mit dem lokalen Schamanentum kennt (bei den Barasana kennen Laien die Mythen fast ebenso gut, unter den Inuit Grönlands gibt es ehemalige Schamanenlehrlinge, die nicht fähig waren, ihre Lehrzeit zu vervollständigen; auch Laien können bei den Inuit trance-artige Erfahrungen haben; bei den Dagara kann der Assistent eines Schamanen äußerst kenntnisreich sein).

Obwohl der Schamane als glaubwürdig und vertrauenswürdig gilt, gerade weil er die "Grammatik" des Glaubenssystems der Gemeinde „beherbergt“, bestehen doch mehrere Teile des Wissens in Bezug auf das lokale Schamanentum aus persönlichen Erfahrungen des Schamanen (Krankheit) oder wurzeln im Leben seiner Familie (die Interpretation der Symbolik seiner Trommel), die mit seinem Tod verloren sind. Abgesehen davon ist in vielen Kulturen das gesamte traditionelle Glaubenssystem gefährdet (oft zusammen mit einer teilweisen oder vollständigen Sprachveränderung). Die Menschen, die sich an damit verbundene Überzeugungen und Praktiken (oder die Sprache überhaupt) erinnerten, wurden alt oder starben, viele volkstümliche Erinnerungen (Songs, Texte) wurden vergessen. Das kann sogar solche Völker wie die Nganansan bedrohen, die ihre Isolierung bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts bewahren konnten. Einige Gebiete könnten aufgrund ihrer Abgeschiedenheit einen längeren Widerstand bieten.

Varianten des Schamanismus waren einst bei den Inuit ein weit verbreitetes (und sehr diverses) Phänomen, aber heute werden sie selten praktiziert, und sie waren bei vielen Gruppen bereits im Niedergang begriffen. Schon während der ersten großen ethnologischen Forschung z.B. unter Polar Inuit, am Ende des 19. Jahrhunderts, wo Sagloq starb, der letzte Schamane, der glaubte, in der Lage zu sein, in den Himmel und unter das Meer zu reisen. Viele andere ehemalige schamanische Fähigkeiten gingen während dieser Zeit verloren, so wie die Kunst des Bauchredens und Taschenspielertricks.

Die isolierte Lage des Ngananasan Volkes ermöglichte dem Schamanismus, ein lebendiges Phänomen bei ihnen zu sein, auch noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die letzten bemerkenswerten schamanischen Zeremonien der Nganansan konnten auf einem Film in den 70er Jahren festgehalten werden.

Nach der beispielhaften Darstellung des allgemeinen Rückganges auch in den entlegensten Gebieten, soll nicht unerwähnt bleiben, dass es, als Antwort darauf, auch Bemühungen um Revitalisierung oder Bewahrung der Tradition gibt. Neben der Sammlung von Geschichten, gibt es auch traditionsbewahrende und sogar revitalisierende Bemühungen durch authentische ehemalige Schamanen (z. B. unter den Sakha und Tuwans). Doch nach Richard L. Allen, Research & Policy Analyst für die Cherokee Nation, werden sie von betrügerischen „Schamanen“ überschwemmt. "Man kann davon ausgehen, dass jeder, der behauptet, ein Cherokee 'Schamane, Geistheiler oder Pfeifen-Träger' zu sein, gleichzusetzen ist mit einem modernen Verkäufer von Schlangenöl in medizinischen Verkaufssendungen." In der Tat gibt es kein Cherokee-wort für Schamane oder Medizinmann. Das Cherokee-Wort für „Medizin“, Nvowti, bedeutet „Macht“.

Neben traditionsbewahrenden Bemühungen gibt es auch neoschamanistische Bewegungen, die sich von vielen tradtitionellen schamanischen Praktiken und Glaubensvorstellungen in mehreren Punkten unterscheiden. Zugegebenermaßen haben einige traditionelle Glaubenssysteme tatsächlich ökologische Aspekte (zum Beispiel bei vielen Eskimo Völkern) und unter den Tukano hat der Schamane in der Tat eine direkte Ressourcen-schützende Rolle. Details finden sich im Abschnitt „ökologische Aspekte“.

Heute überlebt der Schamanismus vor allem unter den indigenen Völkern. Schamanische Praktiken werden heute weiterhin in den Tundren, Dschungeln, Wüsten und anderen ländlichen Gebieten ausgeübt und finden sich sogar in Städten, Vororten und Slums auf der ganzen Welt. Dies gilt vor allem für Afrika und Südamerika, wo der "Mestizo Schamanismus" weit verbreitet ist.

Regionale Variationen

Asien

Mongolei

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Die ältesten geschichtlichen Aufzeichnungen gibt es über den Mongolischen Schamanismus. Das Wort "Böö" (Schamane, geistiges Medium, Heiler) erschien zuerst auf Wahrsageknochen aus der späten Shang Dynastie (ca. 1600-1046 v.u.Z.). Klassische mongolische Quellen aus der Hunnu Dynastie (1045-256 v.u.Z.) enthalten nähere Angaben über männliche und weibliche Schamanen, die als Exorzisten, Heiler, Regenmacher, Traumdeuter, Wahrsager und offizielle Amtsträger dienten. Schamanische Praktiken werden auch in der heutigen mongolischen Kultur weiter ausgeführt.

Die spirituelle Hierarchie in der auf dem Klanwesen basierenden mongolischen Gesellschaft war sehr komplex. Die ranghöchste Gruppe bestand aus 99 "Tngri" (55 von ihnen wohlwollend oder “weiß” und 44 furchteinflößend oder “schwarz”), 77 "Natigai" (Erdmütter), und andere. Die Tngri wurden nur von den Führern und großen Schamanen gerufen und waren bei allen Clans verbreitet. Nach diesen dominierten drei Gruppen von Ahnengeistern. Die höchsten Geister waren die Seelen von Clanführern, zu denen jedes Mitglied eines Clans um physische oder spirituelle Hilfe bitten konnte. Unter den "Wächtergeistern" waren die Seelen großer Schamanen (Jigari) und Schamaninnen (Abjiya). Die Schutzgeister setzten sich aus den Seelen geringerer Schamanen (Böge) und Schamaninnen (Idugan) zusammen und wurden mit einer bestimmten Lokalität (wie z.B. Berge, Flüsse, etc.) im Territorium des Clans assoziiert.

In den 1990ern bildete sich eine Form des mongolischen Neo-Schamanismus heraus, dem ein etwas modernerer Ansatz zugrunde lag. Mongolische Schamanen machen nun aus ihrer Berufung ein Geschäft und haben sogar Büros in den größeren Städten. Bei dieser Art von Geschäft ist normalerweise ein Schamane Kopf der Organisation und übt Dienste wie Heilen und Wahrsagen aus und hilft bei allen Arten von Problemen.

Hmong Schamanismus

Die Hmong sind ein altes chinesisches Volk mit einer 5000-Jahre alten Geschichte, die auch heute noch ihren speziellen Schamanismus, bekannt als „Ua Neeb“, bewahrt haben und weiterhin praktizieren. Einige 300000 Hmong haben sich, mit dem Ende des Vietnamkrieges, über den ganzen Globus verteilt niedergelassen. Sie praktizierten weiterhin UA Neeb in verschiedenen Ländern Nord- und Südamerikas, Europas und Australiens. In den USA ist der Hmong Schamane, bekannt als „Txiv Neeb“, in vielen Krankenhäusern in Kalifornien Teil des medizinischen Gesundheitsteams, um Patienten im Krankenhaus zu behandeln. Die Wiederbelebung des Ua Neeb im Westen hat großen Erfolg gebracht und wurde in den Medien gefeiert als „Arzt für die Krankheit, Schamane für die Seele“.

Ein Hmong-Schamane zu sein bedeutet eine wahre Berufung, erwählt durch den schamanischen Gott “Sivyis”. Die Hauptaufgabe eines Schamanen besteht darin, Harmonie in der Gemeinschaft, der Familie und für den Einzelnen in seiner bestehenden Umgebung zu bewirken. Dies gelingt ihm durch die Durchführung verschiedener Rituale (Trance). Tieropfer sind seit 5000 Jahren Teil der schamanischen Praxis bei den Hmong. Im Gegensatz zum Glauben vieler Westler, wird die Praxis der Tieropfer in schamanischen Ritualen mit großem Respekt ausgeführt. Nach dem Vietnam Krieg wurden über 200 000 Hmong in den USA angesiedelt und der Schamanismus ist immer noch Teil ihrer Kultur. Aber der Zusammenprall der verschiedenen Kulturen und mit dem Gesetz der USA führt zu Problemen. Professor Alison Dundes Renteln, ein Professor der Politikwissenschaften an der Universität von Südkalfornien und Autor des Buches "The Cultural Defense", ein Buch, welches den Einfluss solcher Fälle auf Gerichte der USA untersucht, sagte einst: "Wir sagen, dass wir als Gesellschaft Vielfalt willkommen heißen, sie tatsächlich umarmen… In der Praxis ist es nicht so einfach."

Die Hmong glauben, dass alle Dinge auf der Erde eine Seele haben und diese Seelen werden als gleich behandelt und können als untereinander austauschbar betrachtet werden. Wenn jemand aufgrund von Seelenverlust oder Gefangennahme seiner Seele durch wilde Geister krank geworden ist, ist es nötig, das Tier, welches für die Zeremonie vorgesehen ist, um Erlaubnis zu fragen, sei es ein Schwein, ein Hund, eine Ziege oder irgendein anderes Tier. Die erteilte Erlaubnis ist absolut notwendig, um die Seele des Tieres für einen Austausch über eine Dauer von 12 Monaten zu benutzen. Am Ende des zwölfmonatigen Zeitraums, während des Hmong Neujahrs, vollführt der Schamane ein spezielles Ritual um die Seele dieses Tieres wieder freizulassen und in die jenseitige Welt zu schicken.

Als Teil seines Dienstes für die Menschheit wird die Seele des Tieres entsendet um in einer höheren Daseinsform als Tier wiedergeboren zu werden oder sogar Mitglied einer Gottesfamilie (Ua Fuab Tais Ntuj tus tub, tus ntxhais) zu werden um ein Leben in Luxus, befreit vom Leiden eines Tieres zu leben. Daher ist es, wenn ein Tier gefragt wird, seine Pflicht zu erfüllen (was Westler als “Tieropfer” bezeichnen), eine große Ehre für das Tier, der Menschheit zu dienen. Die Hmong von Südost-Guizhou bedecken den Hahn vor dem Hahnenkampf mit einem Stück roten Tuches und halten ihn hoch in Anbetung und Opferung für den Himmel und die Erde. In einer Gerichtsverhandlung, die 2010 gegen einen Sheboygan Hmong aus Wisconsin gefüht wurde, der angeklagt war, einen Hahnenkampf inszeniert zu haben, wurde erklärt, dass die Hähne sowohl “zum Verzehr als auch für religiöse Zwecke gehalten wurden”, worauf ein Freispruch erfolgte. Zusätzlich zur spirituellen Dimension können Hmong Schamanen viele physische Krankheiten behandeln, indem sie Texte heiliger Wörter verwenden (Khawv Koob).

Korea

Schamanismus wird immer noch in Südkorea praktiziert, wo die Rolle des Schamanen in den meisten Fällen von Frauen, bekannt als "Mudangs", ausgeübt wird, während männliche Schamanen,(eher selten) "Baksoo Mudangs" genannt werden. Koreanische Schamanen gelten als einer geringeren Klasse zugehörig. Eine Person wird Schamane entweder durch Vererbung oder durch natürliche Fähigkeiten. In der gegenwärtigen Gesellschaft werden Schamanen konsultiert, wenn es um finanzielle und Eheangelegenheiten geht.

Japan

Schamanismus ist Teil der einheimischen japanischen Shinto-Religion. Der Unterschied besteht darin, dass der Shinto-Schamanismus für eine ackerbautreibende Gesellschaft ist. Heutzutage ist Shinto durchsetzt mit buddhistischen Elementen und anderer japanischer Volkskultur. Das Buch „Occult Japan: Shinto, Shamanism and the Way of the Gods“ von Percival Lowell untersucht japanischen Schamanismus oder Shintoismus auf einer tieferen Ebene. Es ist allgemein anerkannt, dass die größte Mehrheit der Japaner an Shinto-Ritualen teilnimmt. Das Buch „Japan Through the Looking Glass: Shaman to Shinto“ enthüllt die außergewöhnlichen Aspekte japanischen Glaubens.

Sibirien

Unter dem sibirischen Chukchis-Volk ist ein Schamane jemand, der besessen ist von einem Geist, der von ihm fordert, die Rolle des Schamanen für sein Volk einzunehmen. Bei den Buryat gibt es ein Ritual, bekannt als „Shanar“, in dem ein Kandidat von einem anderen, schon etablierten Schamanen, eingeweiht wird. Sibirien gilt als der Locus Classicus des Schamanentums. Es wird bewohnt von vielen verschiedenen ethnischen Gruppen. Viele dieser Völker nehmen, selbst in modernen Zeiten, schamanische Praktiken wahr. Viele klassische Quellen über den “Schamanismus” stammen von sibirischen Völkern.

Unter einigen samojedischen Völkern war der Schamanismus bis in unsere heutige Zeit lebendig, speziell in Gruppen, die bis vor kurzem noch sehr isoliert gelebt haben (Nganasans). Die letzte bemerkenswerte schamanische Seance der Nganasan konnte in den 70ern auf Film aufgezeichnet werden. Als die Volksrepublik China 1949 gegründet und die Grenze zu Sibirien formell geschlossen wurde, wurden viele nomadische Gruppen der Tungus, die Schamanismus praktizierten, in der Mandschurei und der Inneren Mongolei eingesperrt. Die Evenki gehörten dazu. Der letzte Schamane der Oroqen, Chuonnasuan (Meng Jin Fu), starb im Oktober 2000. In vielen anderen Fällen war der Schamanismus schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Niedergang begriffen.

Zentral Asien

Geographische Einflüsse

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Geographische Faktoren beinflussen stark den Charakter und die Entwicklung der Religion, Mythen, Rituale und Epen von Zentral Asien. Während in anderen Teilen der Welt religiöse Rituale vorwiegend benutzt wurden, um reiche Ackererträge zu gewährleisten, wurden sie hier dazu benutzt, Erfolg bei der Jagd und in der Tierhaltung zu sichern. Tiere sind eines der wichtigsten Elemente indigener Religion in Zentral Asien wegen der Rolle die sie spielen beim Überleben der nomadischen Zivilisationen, der Steppen ebenso wie der sesshaften Populationen, die auf Land leben, welches nicht für die Landwirtschaft geeignet ist

Schamanen trugen Tierhäute und Federn und verwandelten sich in Tiere während ihrer sprirituellen Reise. Zusätzlich dienten Tiere als Führer des Menschen, Retter, Ahnen, Totems und Opfertiere. Als eine Naturreligion verwies der Schamanismus überall in Zentral Asien speziell auf die Beziehung zwischen Himmel, Erde und Wasser und glaubte an die mystische Bedeutung von Bäumen und Bergen. Der Schamanismus in Zentralasien legt strenge Betonung auf den Gegensatz zwischen Sommer und Winter, was an den gewaltigen Temperaturunterschieden liegt, die in dieser Gegend vorherrschen. Die rauhen Bedingungen und die Armut, die durch die extremen Temperaturen verursacht wurden, trieb die Nomaden Zentralasiens durch die gesamte Geschichte hindurch, militärische Ziele gegen ihre sesshaften Nachbarn zu verfolgen. Dieser militärische Hintergrund kann in der Verehrung von Pferden und Kriegern in vielen indigenen Religionen gesehen werden.

Schamanische Praktiken und Glaubensvorstellungen

Die Schamanen Zentralasien dienten als heilige Vermittler zwischen der Menschen- und Geisterwelt. In dieser Rolle übernahmen sie Aufgaben wie Heilen, Weissagung, Kontakt mit den Ahnen, Beeinflussung der Elemente, Seelenrückholung und Ausübung öffentlicher religiöser Rituale. Die schamanische Seance diente als öffentliche Darstellung der Schamanenreise in die Geisterwelt und beinhaltete gewöhnlich intensive Trancezustände, Trommeln, Tanzen, Singen, aufwendig gestaltete Zeremonialkleidung, wundersame Zurschaustellung körperlicher Kraft und die Einbeziehung der Anwesenden. Das Ziel dieser Seancen reichte von der Rückholung der verlorenen Seele eines Kranken und dem Vorhersagen der Zukunft zur Beeinflussung des Wetters und dem Finden einer verschwundenen Person oder Sache. Der Gebrauch von Taschenspielertricks, Bauchreden und Hypnose war in diesen Ritualen üblich, erklärte aber nicht die beeindruckenden Meisterleistungen und wirklichen Heilungen, die durch den Schamanen bewirkt wurden.

Schamanen arbeiten in einem “Zustand von Ekstase”, absichtlich herbeigeführt durch einen Akt des Willens. Um diesen veränderten Bewusstseinszustand zu erreichen, bedarf es großer mentaler Anstrengung, Konzentration und strikter Selbstdisziplin. Mentale und physische Vorbereitungen beinhalten lange Zeiten in stiller Meditation, Fasten und Rauchen. In diesem Zustand entfalten sie Fähigkeiten, die der menschliche Organismus in seinem Normalzustand nicht vollbringen könnte. Schamanen in Ekstase zeigen ungewöhnliche physische Kraft, die Fähigkeit, extremen Temperaturen zu widerstehen, das Ertragen von Stechen und Schneiden ohne Schmerzen und die erhöhte Empfänglichkeit der Sinnesorgane. Schamanen gebrauchen berauschende Substanzen und Halluzinogene, speziell Mukhomor-Pilze und Alkohol um das Erreichen der Ekstase zu beschleunigen.

Der Gebrauch der Reinigung durch Feuer ist ein wichtiges Element der schamanischen Tradition, die bis ins 6. Jahrhundert zurückreicht. Menschen und Dinge, die mit den Toten verbunden waren, mussten gereinigt werden, indem sie durch Feuer hindurchgeführt wurden. Diese Reinigungen waren komplexe Exorzismen, während andere das einfache Gehen zwischen Feuern beinhalteten, währenddessen der Schamane Segnungen gab. Schamanen gebrauchten auch spezielle Steine um das Wetter zu beeinflussen. Die Rituale, die mit diesen Steinen ausgeführt wurden, sollten Regen anziehen, Schnee, Kälte oder Wind abweisen. Diese “Regen-Steine” wurden für viele Gelegenheiten benutzt, wie z.B. auch um eine Dürreperiode zu beenden oder um Hagelstürme als Mittel der Kriegsführung zu erzeugen. Ungeachtet der Unterschiede zwischen verschiedenen Typen von Schamanen und bestimmten Traditionen gibt es eine Einheitlichkeit in der gesamten Region, was die persönlichen Glaubensvorstellungen, Ritualgegenstände, Rituale, Symbolik und die Erscheinung der Schamanen betrifft.

Schamanische Rituale als künstlerische Darbietung

Die schamanische Zeremonie ist sowohl eine religiöse Zeremonie als auch eine künstlerische Darbietung. Der grundsätzliche Zweck dieser dramatischen Zurschaustellung während schamanischer Zeremonien dient nicht dazu Aufmerksamkeit zu erregen oder um ein Spektakel für das Publikum zu inszenieren, wie viele “Westler” geglaubt haben, sondern um das Volk in einen feierlichen Ritualprozess zu führen.

Im Allgemeinen bestehen alle Darbietungen aus vier Elementen: Tanz, Musik, Poesie und dramatische oder nachahmende Aktionen. Der Gebrauch dieser Elemente dient dem Zweck, seine mystische Kommunion mit der Natur und den Geistern für den Rest des Volkes sichtbar auszudrücken. Der wahre Schamane kann seine Reise in die Geisterwelt zu jeder Zeit und an jedem Ort machen, aber schamanische Zeremonien bieten einen Weg für den Rest des Stammes, an diesen religiösen Erfahrungen teilzuhaben. Der Schamane verändert seine Stimme um verschiedene Personen, Götter und Tiere nachahmend zu repräsentieren während seine Musik und sein Tanz wechseln, um seinen Fortschritt in der Geisterwelt und seine verschiedenen spirituellen Interaktionen zu demonstrieren. Viele Schamanen praktizieren das Bauchreden und machen Gebrauch von ihrer Fähigkeit, Laute von Tieren, der Natur, Menschen und anderen Geräuschen genaustens zu imitieren um das Publikum in die Athmosphäre der Schamanenreise miteinzubeziehen. Aufwendig gestaltete Tänze und komplizierte Vorträge von Liedern und Dichtkunst werden benutzt, um die spirituellen Abenteuer für das Publikum zu einer lebendigen Realität zu machen.

Zeremonialkleidung und Zubehör

Die Schamanentracht variiert in der gesamten Region aber das Hauptzubehör sind sein Mantel, Mütze und Tamburin oder Trommel. Die Transformation in ein Tier ist ein wichtiger Aspekt der Reise in die Geisterwelt, die während eines schamanischen Rituals unternommen wird. Deshalb ist der Mantel häufig mit Vogelfedern und Darstellungen von Tieren dekoriert, farbigen Taschentüchern, Glöckchen und Metallschmuck. Die Mütze ist gewöhnlich aus der Haut eines Vogels gemacht, wobei die Federn und manchmal der Kopf noch befestigt daran sind.

Die Trommel oder das Tambourin ist das wichtigste Instrument, um mit den Geistern zu kommunizieren und versetzt den Schamanen in die Lage, veränderte Bewusstseinszustände auf seiner Reise zu erreichen. Die Trommel, die ein Teil des Universums darstellt, ist häufig in zwei gleiche Hälften geteilt, die die Erde und die unteren Bereiche repräsentieren. Symbole und natürliche Objekte, die Naturkräfte und göttliche Geschöpfe repräsentieren, vervollkommnen die Trommel.

Schamanismus in Russland und in der Sowjetunion

Im russischen Teil Zentralasiens verfolgte und denunzierte die Sowjetregierung Schamanen als Praktizierende betrügerischer Medizin und Erhalter überholter religiöser Glaubensvorstellungen in einem Zeitalter von Wissenschaft und Logik. Die radikalen Veränderungen, die nach der Oktoberrevolution erfolgten, führten zu einem starken Nachlassen schamanischer Aktivitäten. Schamanen stellten eine wichtige Komponente in der traditionellen Kultur Zentralasien dar, und wegen ihrer wichtigen Rolle in der Gesellschaft wurden Schamanen das Ziel von sowjetischen Organisationen und Kampagnen in ihrem Versuch, traditionelle Einflüsse auf das Leben indigener Völker auszulöschen. Zusammen mit der Verfolgung unter dem Zaren- und Sowjetregime spielte auch die Ausbreitung des Christentums und des Islam eine Rolle in der Auflösung der Glaubensvorstellungen der Ureinwohner Zentralasiens. Armut, politische Instabilität und ausländische Einflüsse sind ebenso schädlich für eine Religion, die Öffentlichkeit und Unterstützung braucht, um zu blühen. Mit Beginn der 1980er Jahre waren die meisten Schamanen, durch offizielle Vertreter der Sowjetregierung und Ärzte, in den Augen ihrer eigenen Leute in Verruf geraten.

Andere asiatische Traditionen

Es gibt starke schamanische Einflüsse in der Bön-Religion Zentralasiens und im tibetischen Buddhismus. Seit dem 8. Jahrhundert wurde der Buddhismus bei schamanischen Völkern, wie den Tibetern, Mongolen und Mandschurin beliebt. Schamanische Ritualelemente flossen in den tibetischen Buddhismus ein und wurden institutionalisiert, so dass während der mongolischen Yuan Dynastie und der mandschurischen Qing Dynastie daraus eine Hauptreligion entstand. Dennoch werden Schamanen dort, wo der Schamanismus noch lebendig ist, wie bei verschiedenen ethnischen Gruppierungen in Gebieten wie Nepal und Nordindien, nicht notwendigerweise als erleuchtet betrachtet, ja häufig sogar gefürchtet aufgrund ihrer Fähigkeit, ihre Macht in böswilliger Absicht zu gebrauchen.

“Jhakri” ist der gebräuchliche Name für Schamanen in Sikkim, Indien. Es gibt sie in den Limbu, Sunuwar, Rai, Sherpa, Kami, Tamang, Gurung und Lepcha Gemeinschaften. Sie sind durch den Hinduismus, den tibetischen Buddhismus und durch Mun- und Bönbräuche beeinflusst.

Schamanismus ist noch weit verbreitet auf den Ryukyu Inseln (Okinawa, Japan), wo Schamanen bekannt sind als "Noro" (alles Frauen) und "Yuta". "Noro" führen hauptsächlich öffentliche und kommunale Zeremonien durch, während "Yuta" ihren Focus auf bürgerlichen und privaten Angelegenheiten haben. Schamanismus wird auch noch in einigen ländlichen Gebieten Japans praktiziert. Es wird allgemein angenommen, dass die Shinto-Religion das Resultat der Transformation schamanischer Traditionen in einer Religion war. Die Formen schamanischer Praxis variieren ein wenig auf den Ryukyu Inseln. So gibt es z.B. einen eigenständigen Miyako-Schamanismus.

Schamanische Praktiken scheinen sich in den katholischen religiösen Traditionen der Ureinwohner Taiwans erhalten zu haben. In Vietnam führen Schamanen Rituale in vielen der religiösen Traditionen, die sich in der Hauptbevölkerung und in den Minderheitspopulationen vermischt haben, durch. In ihren Ritualen sind Tänze, Musik, spezielle Bekleidung und Opfergaben Teil ihrer Darbietung, die die spirituelle Reise zum Inhalt hat.

Europa

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Während der Schamanismus in Europa vor dem Aufkommen des Monotheismus eine starke Tradition hatte, bleibt der Schamanismus eine traditionelle, organisierte Religion in Nord-Eurasien, Mar-El und Udmurtia mit einbeziehend, zwei halb-autonome Provinzen in Russland mit einem großen Bevölkerungsanteil an Minderheiten. In Skandinawien kann der Schamanismus auf Felsenkunst, die in die neolithische Ära datiert, betrachtet werden. Der Schamanismus wurde hier durch die Eisenzeit von verschiedenen teutonischen Stämmen und baltisch-finnischen Völkern praktiziert. Menschen, die ursprünglich in Sibirien lebten, sind seit dieser Zeit an ihren derzeitigen Standort gewandert. Viele Völker des Ural leben jetzt außerhalb von Sibierien, obwohl der Ursprung der Ureinwohner des Ural (und seiner Ausläufer) nach wie vor ungeklärt ist. Wenn man phytogeographische und linguistische Betrachtungen vereint (die Verbreitung verschiedener Baumarten und die Präsenz ihrer Namen in verschiedenen Sprachen des Ural), dann kann man daraus schließen, dass die Ursprungsgegend nördlich vom Zentral-Uralgebirge und an Unter- und Mittellauf des Ob lag. Die Vorfahren der Ungarn oder Magyaren wanderten aus ihrer Urheimat im Ural in das Pannonische (ungarische) Becken. Schamanismus spielte eine wichtige Rolle in der türkisch-mongolischen Mythologie. Tengriismus, der Hauptglaube unter den Xiongnu oder Mongolen und türkischen Völkern, den Magyaren (Ungarn) und Bulgaren im Altertum, beinhaltet schamanische Elemente. Schamanismus ist bei den Ungarn keine lebendige Praxis mehr aber Reste haben sich erhalten als Fragmente in Folklore, Sagen und Geräuschen.

Verschiedene Gelehrte vertreten ebenso die Auffassung, das Schamanismus einst über ganz Europa weit verbeitet war und zwar vor der Christianisierung. Einige Historiker des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit sind davon überzeugt, dass sich Spuren schamanischer Traditionen im populären Volksglauben dieser Periode finden lassen. Die prominentesten unter diesen waren der Italiener Carlo Ginzburg, der schamanische Elemente im Benandanti-Brauch im Italien des 16. Jahrhunderts aufdeckte, der Ungar Eva Pocs, der sie in den Taltos Traditionen Ungarns identifizierte, und der Franzose Claude Lecouteux, der argumentierte, dass mittelalterliche Traditionen, die sich auf die Seele beziehen, auf frühere schamanische Ideen zurückzuführen sind. Besonders Ginzburg vertrat die Meinung, dass einige dieser schamanischen Traditionen die Vorstellung der Hexerei im Christentum beeinflusst hätten, besonders Ideen, die den Hexensabbat betreffen, was zu den Ereignissen führte, die zu den Hexenprozessen in der Frühen Neuzeit führten. Die "Zauberkundigen" ist ein Ausdruck der englischen Sprache, der sich auf professionelle und halb-professionelle anglo-keltische Magier bezieht, die vom 15. Jahrhundert bis in das frühe 20.Jahrhundert aktiv waren, speziell überall im ländlichen Großbritannien (und wahrscheinlich sogar bis ins 21. Jahrhundert in der Diaspora). Sie praktizierten folkstümliche Magie – auch bekannt als niedere Magie – obwohl auch häufig mit Elementen der “höheren” oder Zeremonialmagie verbunden.

Diese Leute waren häufig auch als “Zauberer”, “Weise Männer” oder “Weise Frauen” überall in England bekannt. In Südengland und Wales bezeichnete man sie als “Zaubermeister” oder als “Dyn(es) Hysbys” in der walisischen Sprache. In Cornwall wurden sie manchmal als “Pellars” bezeichnet, was, wie einige Etymologen vorschlagen, vom Begriff “Expellers” (Austreiber) stammt, was auf die Praxis des Austreibens böser Geister zurückzuführen ist. Viele haben argumentiert, dass das der Beweis dafür ist, dass Schamanismus in Großbritannien bis in die moderne Zeit hinein in der Gemeinschaft praktiziert wurde. Christlich sanktionierte Gesetze wurden in ganz England, Schottland und Wales erlassen, die oft die “Zauberkundigen” und ihre magischen Praktiken verurteilte.

In Skandinawien, waren die Klok Gumma (Weise Frau) oder Klok Gubbe (Weiser Mann) oder De Kloka (“Die Weisen”), wie sie in Schwedisch hießen, meistens ältere Mitglieder der Gemeinschaft, die als naturheilkundliche Ärzte und Hebammen tätig waren und ebenso folkstümliche Magie wie magische Reime benutzten. In Dänemark wurden sie Klog Mand (“Weiser Mann”) und Klog Kone (“Weise Frau”) und zusammen das Kloge Folk (“Weise Leute”) genannt.

Die Namen, die für die Zauberkundigen in Italien verwendet wurden, sind von Gegend zu Gegend verschieden, obwohl solche Namen wie "Practicos" (Weise Leute), "Guaritori" (Heiler), "Fattucchiere" (Problemlöser), "Donne che Aiutano" (Frauen, die helfen) und "Mago", "Maga" oder "Maghiardzha" (Zauberer) immer wieder auftauchen. Manchmal wurden sie auch als "Stregas" (Hexen) bezeichnet, obwohl das meistens nur hinter ihrem Rücken geschah oder von solchen, die entweder skeptisch waren, was ihre angeblichen Fähigkeiten betraf oder aber glaubten, dass sie schwarze Magie ausübten. Die Zauberkunst, die dem Schamanismus verwandt war, überlebte das 20. Jahrhundert und bis in das frühe 21. Jahrhundert hinein. Deswegen konnte die italienisch-amerikanische Soziologin Sabina Magliocco eine kurze Studie darüber zu verfassen (2009).

Zirkumpolarer Schamanismus

Eskimogruppen bewohnen ein riesiges Gebiet, welches sich von Ostsibirien durch Alaska und Nordkanada (einschließlich Labrador-Halbinsel) bis nach Grönland erstreckt. Schamanische Praktiken und Glaubensvorstellungen sind in verschiedenen Teilen dieser ausgedehnten Region, die die kontinentale Grenzen durchschneidet, aufgezeichnet worden. Wenn wir von „Schamanismus“ in verschiedenen Eskimo-Gruppen sprechen, müssen wir uns erinnern, dass der Ausdruck „Schamanismus“ bestimmte Charakteristika in verschiedenen unterschiedlichen Kulturen abdecken kann. Vermittlung wird oft als ein wichtiger Aspekt von Schamanismus im allgemeinen gesehen. Auch in den meisten Eskimo-Gruppen ist die Rolle des Vermittlers gut bekannt. Von der Person, die sie ausfüllt, wird geglaubt, dass sie wirklich in Kontakt treten kann mit den Wesen, die das Glaubenssystem bevölkern. Der Ausdruck „Schamane“ wird in einigen englischsprachigen Veröffentlichungen auch in Beziehung zu Eskimos benutzt. Auch der "Alignalghi" der asiatischen Eskimos wird mit „Schamane“ in der russischen und englischen Literatur übersetzt.

Das Glaubenssystem setzt besondere Beziehungen zwischen den Lebenden, den Seelen erlegter Tiere und den Seelen Verstorbener voraus. Die Seelenkonzepte in einigen Gruppen sind besondere Beispiele für den Glauben an Dualseelen (Unterschiede in Details zeigen sich in verschiedenen Kulturen). Im Unterschied zu den meisten Schamanismusarten fehlt es bei der Berufung eines Eskimoschamanen an der gewaltsamen Motivation. Um ein Schamane zu werden bedarf es gewöhnlich reiflicher Überlegung, nicht einer Notwendigkeit, die durch die Geister erzwungen wird.

Vielfalt mit Gemeinsamkeiten

Ewas anderes gilt es noch zu bedenken: Haben die Glaubenssysteme verschiedener Eskimogruppen überhaupt gemeinsame Merkmale, die eine Erwähnung rechtfertigen? Es gab keine politische Struktur unter diesen Gruppierungen, ihre Sprache war verwandt aber unterschied sich mehr oder weniger, bildete Sprachkontinuen. Es gibt Gemeinsamkeiten innerhalb der großen kulturellen Vielfalt der Eskimogruppen, allerdings weit entfernt von Homogenität.

Der russische Linguist Menovschikov, ein Experte für sibirische Yupik und Sireniki Eskimosprachen (der allerdings zugibt, kein Spezialist in Ethnologie zu sein) erwähnt, dass die schamanischen Seancen der sibirischen Yupik- und Sirenikigruppen, die er beobachten konnte, viele Gemeinsamkeiten zu den Inuit-Gruppen, die Fridtjof Nansen beschreibt, aufweisen, obwohl Sibirien und Grönland so weit voneinander entfernt liegen. Es gibt wohl auch gewisse Gemeinsamkeiten zwischen bestimmten asiatischen und nordamerikanischen Gruppierungen. Der Gebrauch einer speziellen Schamanensprache, die hauptsächlich zur Kommunikation mit den Geistern benutzt wird, ist unter einigen Eskimogruppen ebenfalls dokumentiert. Bei den Ungazighmiit (sie gehören zu den sibirischen Yupiks) fanden sich auch in einigen Ausdrücken bestimmte Allegorien.

Die einheimischen Kulturen zeigten eine große Vielfalt. Die Mythen, die die Rolle des Schamanen betreffen, erschienen in einigen Varianten und auch der Name ihrer Protagonisten wechselte von Kultur zu Kultur. Die mythologische Gestalt, die in der Literatur allgemein als Meeresfrau bezeichnet wird, hat in der Tat viele einheimische Namen. Nerrivik “Fleischgericht” bei den Inuit im Polargebiet, Nuliayuk “ölig” bei den Netsilingmiut, Sedna “Die aus der Tiefe” bei den Inuit im Baffinland. Gemeint ist mit all diesen Bezeichnungen “Die Alte aus dem Meer, die Meeresgöttin”. Ebenso zeigten die Seelenvorstellungen, z.B. die Einzelheiten über die Dualseele, große Unterschiede. Sie reichten von der Vormundschaft zu einer Art von Wiedergeburt. Vorstellungen über Geister und andere Wesen zeigten sich auch in vielfacher Ausprägung (z.B das Tupilaq-Konzept).

Afrika

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In Zentral-Mali behaupten Dogon-Zauberer (männliche und weibliche) mit einer Hauptgottheit mit dem Namen Amma zu kommunizieren, die sie im Heilen und in Wahrsagepraktiken unterweist. Im frühen 19. Jahrhundert wurden traditionelle Heiler in Teilen Afrikas von den ersten europäischen Siedlern und Entdeckern oft in einer abfälligen Weise als “Hexenmeister”, die "Juju" (Voodoo) praktizieren, bezeichnet.

Zeitgenössische Ethnologie vermerkt, dass die Buschmänner oder ihre Vorfahren, die vor dem 20. Jahrhundert über ganz Südafrika verteilt waren, Schamanismus praktizierten. In der Halbwüstenregion um das Nordkap waren die Schamanen der Xam bekannt unter dem zusammengesetzten Wort "!gi’ten", wobei "!gi" für "Macht" und "ten" für "Besitz" steht. Das Wort ist phonetisch identisch mit dem Xhosa-Wort für "Doktor" In Gebieten des östlichen Oranjefreistaates und in Lesotho, wo sie mit den ersten Sotho-Stämmen koexistierten, beschreibt die einheimische Folklore sie als in Höhlen lebend, wo sie Felsmalereien in Trance fertigten und auch als gute Regenmacher bekannt waren. Die klassische Bedeutung eines Schamanen als einer Person, die von einer mentalen Krankheit (oder dem Wahnsinn) genesen ist und die Berufung eines sozial anerkannten religiösen Praktikers ergreift, ist beispielhaft erläutert bei den Sisala (der nördlichen Goldküste): "Die Feen packten ihn" und machten ihn für einige Monate wahnsinnig. Schließlich lernte er aber ihre Macht zu kontrollieren, die er nun zum Weissagen benutzt.

Der Ausdruck "Sangoma", wie er in Zulu und gleichartigen Sprachen verwandt wird, ist wirklich ein Equivalent für Schamane. Sangomas sind hoch geachtet und respektiert in ihrer Gesellschaft, wo Krankheit durch Hexerei, Verunreinigung (Kontakt mit unreinen Objekten oder Erscheinungen) oder durch die Ahnen selbst verursacht wird, entweder in böswilliger Absicht oder wenn sie nicht respektiert wurden oder um einer Person ihre Berufung zum Sangoma zu zeigen (Thwasa). Um Harmonie zwischen den Lebenden und den Toten zu erhalten, was lebensnotwendig ist für ein ungestörtes Leben, muss den Ahnen durch Rituale und Tieropfer Respekt gezollt werden.

Der Ausdruck "Inyanga", der ebenso bei den Nguni Kulturen Anwendung findet, ist ein Equivalent für "Kräuterkundige", wie er bei den Zulu und, eine Variante davon, bei den Karanga benutzt wird, bei denen Heilmittel (einheimisch "Muti") zur Behandlung von Beschwerden durch den Inyanga im Traum entdeckt werden. Er wird im Traum darüber informiert, welche Pflanze für die Heilung beonders effektiv und wo sie zu finden ist. Das meiste Kräuterwissen wird von einem Inyanga zum nächsten weitergegeben, häufig innerhalb eines bestimmten Familienkreises in jedem einzelnen Dorf. Schamanismus ist auch bei den Nuba von Kordofan, einer Provinz im Sudan, bekannt.

Amerika

Nordamerika

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Die nordamerikanischen Ureinwohner haben unterschiedliche religiöse Glaubensvorstellungen. Es gab nie ein einheitliches religiöses oder spirituelles System bei ihnen. Obwohl viele der indianischen Ureinwohnerkulturen traditionelle Heiler, Ritualmeister, Sänger, Mystiker, Wissenshüter und „Medizinleute“ haben, wird der Begriff „Schamane“ von keiner dieser Kulturen jemals benutzt, um diese religiösen Führer zu beschreiben. Vielmehr werden, wie in anderen indigenen Kulturen, überall auf der Welt, ihre spirituellen Funktionen durch Worte in ihren eigenen Sprachen beschrieben und in vielen Fällen nicht einmal Fremden bekannt gegeben.

Viele dieser indigenen Religionen wurden in grober Weise falsch von Beobachtern und Ethnologen (Anthropologen) dargestellt, was sogar soweit ging, dass oberflächliche oder ernsthaft verfehlte anthropologische Berichte als authentischer angesehen wurden als Berichte von wirklichen Mitgliedern der zur Debatte stehenden Kulturen und Religionen. Häufig leiden diese Berichte entweder unter der Romantisierung des "Edlen Wilden" oder aber unter Rassismus. Einige unterstützen den weitverbreiteten Irrtum, dass die amerikanischen Ureinwohnerkulturen und Religionen etwas sind, was nur in der Vergangenheit existierte und wo nach Informationen gegraben werden kann, ungeachtet der Meinungen der einheimischen Gemeinschaften.

Nicht alle indigenen Gemeinschaften haben Rollen für bestimmte Individuen, die mit der Spiritwelt auf Geheiß der Gemeinschaft vermitteln. Unter denen, die solch eine Art religiöser Struktur haben, zeigen spirituelle Methoden und Glaubensvorstellungen einige Gemeinsamkeiten, obwohl viele dieser Gemeinsamkeiten sich darauf zurückführen lassen, dass einige Nationen eng verwandt sind, aus derselben Region stammen oder es durch postkoloniale regierungspolitische Maßnahmen zur Vereinigung von ursprünglich unabhängigen Nationen in Reservaten kam. Das kann manchmal den Eindruck vermitteln, dass es mehr Einheit im Glaubenssystem gibt als im Altertum gegeben war.

Medizinmänner und –frauen der Navajo, bekannt als "Hatalii", gebrauchen verschiedene Methoden um die richtige Behandlung zu diagnostizieren. Diese beinhalten den Gebrauch bestimmter Gegenstände wie Kristalle und Fähigkeiten wie das Händezittern und Trancezustände, manchmal begleitet durch Gesänge. Der Hatalii wählt einen bestimmten Heilgesang für eine bestimmte Art von Heilung aus. Navajo-Heiler müssen in der Lage sein, eine Heilzeremonie von Anfang bis Ende korrekt auszuführen. Wenn sie das nicht können, ist die Zeremonie nicht wirksam. Die Ausbildung eines Hatalii, der dann in der Lage ist, Zeremonien auszuführen, ist umfangreich, hart und dauert mehrere Jahre. Der Lehrling lernt alles, indem er seinen Lehrer beobachtet und speichert die Worte aller Gesänge im Gedächtnis ab. Häufig kann ein Medizinmann oder eine Medizinfrau nicht alle der 60 traditionellen Zeremonien lernen, so dass eine Spezialisierung auf einige wenige erfolgt.

Ausrottung in Nordamerika

Mit der Ankunft der europäischen Siedler und der kolonialen Administration wurde die Praxis einheimischer amerikanischer traditioneller Bräuche unterdrückt und das Christentum den indigenen Völkern aufgezwungen. Um 1888 begann, ausgehend von den Paviotso (einem Zweig der Paiutes in Nevada), eine Massenbewegung, bekannt unter denm Namen Geistertanz und ergriff viele Stämme der amerikanischen Ureinwohner. Durch die Praxis des Geistertanzes glaubte man, dass ein Messias mit Ritualen kommen würde, deren Ausübung den Weißen Mann verschwinden lassen und das Wild und tote amerikanische Ureinwohner zurückbringen würde. Diese Bewegung breitete sich bis zu den Stämmen der Ebenen aus, die aufgrund der starken Dezimierung der Büffelherden am Verhungern waren. Einige Sioux, die Arapaho. Cheyennes und Kiowas nahmen die Glaubenslehre an. Diese Form des Schamanismus wurde durch das Militär der Vereinigten Staaten brutal unterdrückt und gipfelte im Massaker von Wounded Knee, wo 128 Sioux ihr Leben ließen.

Während der letzten 100 Jahre wurden Tausende von überlebenden amerikanischen und kanadischen Ureinwohnernkindern aus vielen Kulturen in indanische Internatsschulen geschickt, um jeglichen Stammesglauben an Schamanismus oder Totem zu zerstören.

Mittelamerika

Maya

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Die Maya von Guatemala, Belize und dem südlichen Mexiko praktizieren eine hoch entwickelte Form von Schamanismus, der auf Astrologie und einer Art des Wahrsagens, das als "das Blut spricht" bekannt ist, basiert, wobei der Schamane in seiner Wahrsagung und im Heilen durch das Pulsieren in den Adern seiner Arme und Beine geführt wird.

Azteken

Im heutigen Nahuatl ist Schamanismus bekannt als "Cualli Ohtli" (der gute Weg), der durch Träumen, in denen "Freunde der Nacht" erscheinen, zu Tlalocan führt.

Südamerika

Schamanisches Heilen findet man auch bei den indigenen Kuna in Panama, die auf heilige Talismane vertrauen. In dieser Funktion nehmen sie eine beliebte Stellung unter den einheimischen Völkern ein.

Die Urarina aus dem peruanischen Amazonasgebiet besitzen ein ausgefeiltes kosmologisches System, das auf der rituellen Einnahme von Ayahuasca basiert. Der Ayahuasca-Schamanismus der Urarina ist ein Hauptmerkmal dieser wenig dokumentierten Gemeinschaft.

Unter den brasilianischen Tapirape werden Schamanen in ihren Träumen berufen zu dienen.

Die Shua, die die Macht suchen, ihre Familien gegen Feinde zu verteidigen, machen sich selbst zu Schamanenlehrlingen.

Santo Daime und Uniao do Vegetal (abgkürzt UDV) sind synkretistische Religionen mit schamanischen Elementen. Sie verwenden ein Entheogen (psychoaktive Substanz), Ayahuasca, um mit der Welt der Geister in Kontakt zu treten und göttliche Führung zu erhalten.

Amazonien

Im peruanischen Amazonasbecken und der nördlichen Küstenregion des Landes sind die Heilerschamanen als "Curanderos" bekannt. Ayahuasqueros sind peruanische Schamanen, wie bei den Urarina, die sich im Gebrauch von Ayahuasca, einem bewusstseinserweiternden Kräutertrank spezialisiert haben, der für physische und psychische Heilungen, göttliche Offenbarungen und für die eigentliche Wiederherstellung der Gemeinschaft benutzt wird. Ayahuasqueros sind sehr beliebt bei spirituellen Suchern aus dem Westen, die davon überzeugt sind, dass die Schamanen und ihr Ayahuasca-Gebräu sie von allem geheilt haben, von Depression über Sucht zu Krebs.

Nordküsten-Schamanen sind, außer in ihrem Gebrauch von Ayahuasca und ihrer ritualisierten Einnahme von meskalinhaltigen San Pedro Kakteen (Trichocereus pachanoi) zur Weissagung und Aufdeckung von Hexerei, in der ganzen Gegend berühmt für ihre kompliziert komplexen und symbolhaft dichten Heilungsaltäre, genannt "Mesas" (Tische). Sharon (1993) argumentierte, dass die Mesas die dualistische Ideologie symbolisieren und die Praxis und Erfahrung des Nordküsten-Schamanismus untermauern. Für Scharon sind die Mesas "physische Verkörperungen der übernatürlichen Opposition zwischen gutwilligen und böswilligen Energien" (Dean 1998:61).

Im Amazonasrregenwald handelt der Schamane in einigen indianischen Gruppen auch als Manager knapper ökologischer Ressourcen (Papier). Der reiche Symbolismus hinter dem Tukano-Schamanismus wurde bereits in aller Tiefe in Feldstudien dokumentiert, selbst noch in den letzten Dekaden des 20. Jahrhunderts.

Vom Yaskomo der Waiwai glaubt man, dass er in der Lage ist, sich auf einen Seelenflug zu begeben. Dieser Seelenflug kann verschiedenen Funktionen dienen: 1. Heilung, 2. Der Flug in den Himmel (die Oberwelt), um kosmologische Wesen (den Mond oder den Bruder des Mondes) zu konsultieren und den Namen für ein neugeborenes Baby zu erhalten, 3. Der Flug zur Höhle in den Pekaris-Bergen, um den Vater aller Pekaris (Nabelschweine) um Wild in Fülle zu bitten., 4. Der Flug in die Tiefen eines Flusses (Unterwelt), um die Hilfe anderer Wesen zu erhalten. Deshalb glaubt man von einem Yaskomo, er sei in der Lage, Himmel, Erde, Wasser, kurz gesagt jedes Element, zu durchdringen. Der Schamanismus bei den Yanomamö (der venezuelanischen Amazonasregion und dem brasilianischen Roraima) wird in "Tales of the Yanomami" von Jaches Lizot beschrieben.

Mapuche

Bei den Mapuche in Chile ist der Schamane der Gemeinschaft, üblicherweise eine Frau, als "Macci" bekannt und dient der Gemeinschaft durch Ausführen von Zeremonien zur Heilung, um Böses abzuwehren, das Wetter und die Ernte zu beeinflussen und durch das Praktizieren anderer Formen von Heilung, wie Kräutermedizin.

Aymara

Für die Aymara Südamerikas ist der "Yatiri" ein Heiler, der sowohl Körper als auch Seele heilt, der Gemeinschaft dient und die nötigen Rituale für Pachamama zelebriert.

Feuerland

Obwohl die Feuerländer (die indigenen Völker Feuerlands) alle Jäger und Sammler waren, teilten sie keine gemeinsame Kultur. Auch die materielle Kultur war nicht homogen, die große Insel und der Archipel brachten zwei verschiedene Adaptationen hervor. Einige der Völker waren Küstenbewohner, andere lebten mehr im Landesinnern. Sowohl die Selk’nam als auch die Yamana hatten Personen, die schamanenartige Rollen einnahmen. Die Selk’nam glaubten, dass ihre "Xons" übernatürliche Fähigkeiten hatten, z.B. um das Wetter zu kontrollieren. Die Gestalt des Xon erscheint auch in den Mythen. Der Jekamuo der Yamana entspricht dem Xon der Selk’nam.

Ozeanien

In Papua Neuguinea glauben indigene Stämme, dass Krankheit und Unheil durch dunkle Geister oder Masalai verursacht werden, die sich an den Körper einer Person hängen und ihn so vergiften. Schamanen werden herbei gerufen, um den krankmachenden Geist auszutreiben. Schamanen halten auch Zeremonien ab, um den Regen zu rufen und können angeblich auch das Jagdglück verbessern.

In Australien bezeichnen verschiedene Gruppen von Aborigines ihre Schamanen als "schlaue Männer" und "schlaue Frauen", auch als "Kadji". Diese Schamanen benutzen "Maban" oder "Mabain", ein Material, das ihnen die ihnen zugeschriebenen magischen Kräfte verleiht. Neben dem Heilen, dem Kontakt zu Geistwesen, der Einbeziehung in Initiationen und anderen Zeremonien sind sie auch Vollstrecker des Stammesgesetzes, Hüter geheimen Wissens und können durch Hexerei töten, wenn jemand ein soziales Tabu bricht, indem sie ein Lied singen, das nur der "schlaue Mann" kennt.

Heutiger westlicher Schamanismus

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In einigen zeitgenössischen okkulten und esoterischen Kreisen gibt es Bemühungen, den Schamanismus in einer modernen Form neu zu definieren, häufig dem Coreschamanismus entnommen - einem Satz von Glaubensvorstellungen und Praktiken, zusammengestellt von Michael Harner – zentriert auf den Gebrauch rituellen Trommelns und Tanzens und auf Harners Interpretationen verschiedener indigener Religionen. Da Harner Teile verschiedener Religionen, aus ihrem kulturellen Kontext gerissen, zu einem Satz universeller schamanischer Techniken zusammengefügt hat, sah er sich starker Kritik ausgesetzt. Einige Neoschamanen konzentrieren sich auf den rituellen Gebrauch von Entheogenen (psychio-aktive Pflanzen) ebenso, wie sie sich die Philosophie der Chaosmagie zu eigen machen, während andere (solche wie Jan Fries) ihre eigene Form von Schamanismus kreiert haben.

Neoschamanische Traditionen in Europa sind konzentriert auf die erforschten oder vorgestellten Traditionen im antiken Europa, wo viele der mystischen Praktiken und Glaubenssysteme durch die christliche Kirche unterdrückt wurden. Einige dieser Praktiker ziehen es vor, ein System zu praktizieren, das auf den Traditionen ihrer eigenen Vorfahren basiert. Unter einigen Anthropologen und Praktikern wurden die Auswirkungen dieses Neoschamanismus, der besonders indigenen amerikanischen Traditionen Vorschub leistet, diskutiert (Harvey, 1997 und anderswo), insbesondere, da viele heidnische schamanische Praktiker sich selbst nicht als Schamanen bezeichnen sondern bestimmte Namen benutzen, die aus der europäischen Tradition stammen, wie "Völva" oder "Seidkona" (Zauberfrau) aus den Sagen (Siehe Blain, Wallis 2003).

Viele spirituelle Sucher aus der New Age Bewegung reisen nach Peru um mit den Ayahuasqueros, Schamanen, die sich mit dem rituellen Gebrauch von Ayahuasca, einem bewusstseinserweiternden Gebräu, beschäftigen. Teilnehmer, die Ayahuasca einnehmen, berichten davon, Geistwesen zu treffen und göttliche Offenbarungen zu erhalten. Schamanische Techniken werden ebenso in New Age Therapien eingesetzt, die Inszenierung und Assoziation mit anderen Realitätsebenen als ein Mittel zur Intervention benutzen.

Kritik am Fachausdruck

Bestimmte Anthropologen, besonders Alice Kehoe in ihrem Buch: "Shamans and Religion: An Anthropological Exploration in Critical Thinking", sind hochgradig kritisch, was den Begriff „Schamane“ betrifft. Teil dieser Kritik beinhaltet die Auffassung von der kulurellen Verwendung des Begriffs. Es beinhaltet auch Kritik an New Age- und westlichen Formen von Schamanismus, die nicht nur authentische indigene Praktiken falsch darstellen oder verwässern sondern dies auch noch in einer Weise tun, die, nach Kehoe, rassistische Ideen, wie das des Edlen Wilden, wieder verstärken.

Kehoe kritisiert auch stark Mircea Eliades Arbeit über Schamanismus als eine Erfindung, die künstlich hergestellt aus einer Vielzahl von Quellen, ungestützt durch mehr direkte Forschungsarbeiten, zustande kam. Für Kehoe sind, was einige Schamanismusgelehrte als definitive Elemente im Schamanismus bezeichnen (wie besonders das Trommeln, Tanzen, Gesänge, Entheogene und Halluzinogene, Gesiterkommunikation und Heilen) Praktiken, die außerhalb davon existieren, was gemeinhin als Schamanismus definiert wird und eine ähnliche Rolle in nicht-schamanischen Kulturen spielen (wie z.B. die Gesänge in jüdisch-christlichen und islamischen Ritualen).

Sie sind in ihrem Ausdruck einzigartig in jeder Kultur, die sie verwendet und können deshalb nicht leicht exakt und verallgemeinernd zu einer globalen schamanischen Religion zusammengefügt werden. Deshalb steht Kehoe der Auffassung, der Schamanismus sei eine uralte, unveränderte und überlebende Religion aus der paläolithischen Zeit, überaus kritisch gegenüber.

Mihály Hoppál stellt außerdem zur Diskussion, ob der Begriff "Schamanismus" angemessen sei. Er schlägt den Ausdruck "Schamanenschaft" (einen Ausdruck in alten russischen und deutschen ethnographischen Berichten vom Beginn des 20. Jahrhunderts) vor, um die Verschiedenheit und die speziellen Merkmale der diskutierten Kulturen zu betonen. Er glaubt, damit mehr Betonung auf die lokalen Variationen zu legen und unterstreicht, dass Schamanismus keine Religion heiliger Dogmen ist, sondern immer in einer praktischen Art und Weise mit dem täglichen Leben verbunden bleibt.

Ähnlichen Gedanken folgend vermutet er ebenfalls einen gegenwärtigen Paradigmenwechsel. Piers Vitebsky erwähnt ebenfalls, dass, neben wirklich erstaunlichen Übereinstimmungen, es keine Einheit im Schamanismus gibt. Die verschiedenen, bruchstückhaften schamanischen Praktiken und Glaubensvorstellungen existieren überall, auch neben anderen Vorstellungen und Überzeugungen. Es gibt keine Berichte über reine schamanistische Gesellschaften, obwohl ihre Existenz in der Vergangenheit nicht unmöglich erscheint.

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Siehe auch

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