Vedanta

Aus Yogawiki

Vedanta (Sanskrit: वेदान्त vedānta m.) heißt wörtlich "Ende des Wissens": Veda = Wissen, anta = Ende; Vedanta ist auch die Philosophie der Upanishaden, da die Upanishaden der letzte Teil (Ende) der Veden sind. Der Grundtext dieses philosophischen Systems, das zu den sechs orthodoxen darshanas zählt, ist das Brahmasutra (auch Vedantasutra) des Badarayana. Eine andere Bezeichnung für das System des Vedanta ist Uttara Mimamsa (uttaramīmāṃsā) im Gegensatz zur Purva Mimamsa.

Shankara, der große Lehrer des Vedanta

Die Geschichte von Vedanta liegt im Dunkeln. Vedanta bezieht sich auf die Upanishaden, die, je nach Autor, mehr als 5000 Jahre oder 2500-2800 Jahre alt sind. Shankaracharya, der große Meister, der von 788-820 n.Chr. gelebt hat, machte Vedanta zum populärsten Philosophie-System.

Vedanta laut Swami Sivananda

Swami Sivananda schreibt:

"Vedanta ist Brahma Vidya. Es ist Moksha Shastra, die Wissenschaft von der Befreiung. Absolutismus ist Schlüsselpunkt der Vedantaphilosophie. Die Upanishaden sind die Basis von Vedanta. Vedanta enthüllt, daß der Mensch seiner wahren Natur nach majestätisch ist. Die von Vedanta gelehrte Botschaft ist die Einheit aller Existenz. Vedanta proklamiert die Realität des unteilbaren, innewohnenden und transzendenten Geistes. Die Materie wird nicht ausgeschlossen. Nichts wird ausgeschlossen. Vedanta ist die grundlegende Kultur Indiens. Sie ist die nationale Philosophie Indiens. Sie ist der Gipfel, die Spitze und der Höhepunkt der indischen Philosophie."

Swami Sivananda über Vedanta in seinem Buch "Jnana Yoga"

Swami Sivananda

Grundlagen des Jnana Yoga - eine "Zusammenfassung des gesamten Vedantas"

Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 21-22

Was ist Ajnana? Ajnana ist, wenn man sich mit seinem sterblichen Körper identifiziert. Zu sprechen: ‚Ich bin der Handelnde, Ich bin der Genießer, Ich bin ein Brahmane, Ich bin ein Brahmachari, Das gehört mir, Das ist mein Sohn‘ ist Ajnana. Was ist Jnana? Abheda Darshanam Jnanam. Brahman als das eigene Selbst zu erkennen ist Jnana. Zu sprechen: ‚Ich bin Brahman, Ich bin reines, alldurchdringendes Bewusstsein, Ich bin nicht der Handelnde, Ich bin nicht der Genießer, Ich bin der stille Zeuge‘ ist Jnana. Sich stets des Selbst bewusst zu sein ist Jnana.

Brahman, das höchste Selbst, ist weder der Handelnde noch der Genießer der Früchte der Handlung. Schöpfung, Erhaltung und Auflösung der Welt geschehen nicht durch Brahman. Es geschieht durch Maya (Avidya), die Energie Gottes, die sich als Samsara manifestiert.

So wie uns drei Arten von Raum erscheinen, nämlich der absolute Raum, der in einem Gefäß eingeschlossene Raum und der Raum, den das Wasser in dem Gefäß reflektiert, so gibt es drei Arten von Chaitanya, nämlich das absolute Chaitanya (Parabrahman), das durch Maya oder Ishvara eingeschlossene Chaitanya und das durch Avidya oder den Jiva reflektierte Chaitanya. Nur Unwissende übertragen den aufgrund von Buddhi handelnden Jiva auf das unbegrenzte, reine Brahman, den stillen Zeugen.

Diese Darstellung der drei Arten von Raum wurde gegeben, um aufzuzeigen, dass in Realität Brahman Eines ist, doch aufgrund von Maya dreifach erscheint. Die Reflektion von Chaitanya ist ein Irrtum aufgrund von Anadi Avidya, anfangloser Unwissenheit. Brahman ist ohne Begrenzung. Begrenzung ist eine irrtümliche Übertragung (Adhyasa oder Kalpana) auf Brahman.

Die Upanishaden - das "Ende" der Veden

Die Einheit des Höchsten Selbst mit dem reflektierten Jiva wurde durch das Mahavakya der Upanishaden ausgedrückt: ‚Das bist du (Tat Tvam Asi)‘. So das Wissen um die Identität der beiden Selbste durch dieses Mahavakya erwacht, ist Avidya und sind die Probleme der Welt vernichtet. Die Erkenntnis des Selbst, beziehungsweise die intuitive Wahrnehmung des Höchsten Selbst, sind notwendig, um Vollkommenheit und Befreiung zu erlangen. Nur das Studieren der Schriften, selbst in hunderten von Geburten, kann diese letztendliche Befreiung nicht verleihen.

Maya wird auch Prakriti, Prarabdha und Avyaktam genannt. Man sagt, sie sei weder existent noch nichtexistent. Sie sei weder Sat noch Asat. Sie sei jenseits aller Beschreibung (Anirvachaniya). Sie ist Sat-Asat-Vilakshana, Anadi Bhavarupa Anirvachaniya.

Für den Jivanmukta gibt es weder Freude noch Leid, weder Geburt noch Tod. Er hat den Ozean des Samsaras überquert und das andere Ufer, Furchtlosigkeit und Unsterblichkeit, erreicht. Er ist Brahman selbst geworden. Brahmavit Brahmaiva Bhavati. Der Kenner Brahmans ist Brahman geworden. Das ist die eindringliche Darlegung der Upanishaden. Das Ziel von Jnana Yoga ist die Auflösung der Dualität und die Erkenntnis der Einheit des individuellen Selbst mit dem Höchsten Selbst.

Das ist die Zusammenfassung des gesamten Vedantas. Das ist die einzigartige Läuterung. Das ist das große Geheimnis. Wer das Selbst erkannt hat, wird von den Göttern verehrt. Er hat einen Zustand erreicht, den selbst Yogis nicht erreichen.

Vedanta und die Massen

Krishna und Arjuna in der Bhagavad Gita - Bhakti, Hingabe

Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 36-38

Vedanta ist die erhabenste Errungenschaft der Hindu-Philosophie. Einige zu enthusiastische spirituelle Führer versuchen in ihrer Ungeduld, die Massen über Nacht auf den Zenit dieser Lehre zu führen. Sie übersehen und ignorieren dabei die grundlegenden Stufen von Karma und Bhakti, mit dem zwangsläufigen Ergebnis, dass diese unwissende Masse weder das Ziel erreicht noch eine Ahnung von den ersten Stufen erfährt. Die Masse versteht nicht die feinstoffliche und ewige Tragweite von Advaita, noch weniger integriert sie diese Lehre in ihr tägliches Leben. Es ist allgemein bekannt, dass nur eine mikroskopisch kleine Minderheit der spirituell veranlagten Menschen den Vedanta in die Praxis umsetzt. Die Mehrheit belässt es bei einer rein intellektuellen Zustimmung. Nicht umsonst haben die Sastras einen ganz bestimmten Sadhana zugrunde gelegt, nach dem der Aspirant in diese sublimen Denkstrukturen eingeweiht wird. Nur sehr wenige eignen sich für Vedanta, denn nur sehr wenige Menschen sind bereit für den strikten und aufrichtigen Sadhana.

Die Massen müssen in Bhakti und Karma unterrichtet werden, beides ist leicht verständlich. Man sagt, dass Swami Rama Tirtha bereute, den Vedanta gelehrt zu haben. Er erkannte, dass sein enormer Aufwand in keinem Verhältnis zum ‚Ergebnis‘ stand. Swami Vivekananda wurde massiv kritisiert, dass er den Vedanta überbewertete und Bhakti nicht erwähnte. Die Menschen erwarten Fakten, klare und beweisbare Fakten, praktische Prinzipien, die sie leicht verstehen können, um die Schwierigkeiten des Lebens zu überwinden, verständliche und konkrete Wege, die Nähe Gottes zu erfahren. Vedanta scheint ihnen als eine Wissenschaft für intellektuelle Jongleure und trockene Gelehrte. Die Lehre tropft auf ihren Geist wie Regen auf trockenen Sand. Ihnen ist eine Spur praktischer Hilfe wichtiger als ein Scheffel theoretischen Wissens.

Cover des Buches "Die Yoga-Weisheit der Bhagavad Gita für Menschen von heute"

Ohne Zweifel beinhaltet der Vedanta die erhabenste Wahrheit, eine Wahrheit, die verinnerlicht und in das tägliche Leben integriert werden muss. Die Bhagavad Gita hat auf einzigartige Weise die verschiedenen, sich ergänzenden Wege dargelegt und aufgezeigt, dass Karma, Bhakti und Jnana keine konkurrierenden, sondern verschiedene Wege zum selben Ziel sind. Vedanta, und speziell die Advaita Philosophie, zu lehren, ungeachtet von Zeit, Ort und Person, ist wie Wasser in einem Sieb zu tragen. Man kann den Vedanta nicht jedem lehren. Es käme der Quadratur des Kreises gleich.

Im Verhältnis zur Erhabenheit der Wahrheit wachsen Missinterpretationen und falsche Anwendungen um sie herum. Auch viele gedankenlose Politiker haben die ‚Waffe‘ Satyagraha missbraucht, um ihre eigenen Wünsche zu befriedigen. Unter dem Deckmantel der Platonischen Liebe wurden Tragödien heraufbeschworen und viele Gauner bemächtigten sich des Vedantas für ihre persönlichen Ziele. Der Vedanta ist eine scharfe Rasierklinge, die nur in die Hände von verantwortungsbewussten, spirituellen Menschen gehört und nicht in die Hände von Kindern oder unwissenden Menschen. ‚Tat Tvam Asi‘ und ‚Aham Brahmasmi‘ sind die Schlagworte des Vedantas und unter ihrem Vorwand wurden viele Vergehen begangen, zum Teil bewusst, zum Teil unbewusst. Ein Mensch, der die wahre Bedeutung dieser Mahavakyas nicht wirklich verstanden hat und sich leichtfertig als ‚Kenner Gottes‘ ausgibt, ohne andere als ebenbürtig zu erachten, täuscht leicht sich selbst über seine intellektuelle und spirituelle Auserwähltheit. Er vergeht sich tausendfach, denn er denkt dummerweise - in Verbindung mit seinen verbrecherischen Taten - dass er nicht der Handelnde, sondern der Zeuge sei.

Vedanta darf nur ein paar Wenigen gelehrt werden. Udia Baba lehrte die Massen und seinen Schülern Bhakti und Karma. Vedanta lehrte er nur einer ausgewählten Minderheit und erlaubte den Bhaktas nicht, an seinen Vorträgen teilzunehmen. Jeder verantwortungsbewusste Lehrer lehrt seine Schüler das, wofür sie aufnahmefähig sind. Eine wahllose Verbreitung des Vedantas bringt Lehrer und Schüler in Schwierigkeiten, die nicht leicht rückgängig zu machen sind.

Praktische Aspekte der Philosophie

Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 130-134

Wenn der Vedanta und seine Prinzipien verstanden sind, helfen sie uns im täglichen Leben und in einer Welt zu bestehen, die von Krieg, Querelen und Kämpfen aller Art bestimmt ist. Der Vedanta gibt uns Frieden, Trost und Frohsinn. Atman, das Selbst, ist die ewige Realität. Das ewige philosophische Prinzip. Die ewige Wahrheit. Die Essenz von allem. Das Brahman der Upanishaden. Das Omkara der Veden. Die Grundlage der Gesellschaft. Die Stütze dieser Welt, des Körpers und des Pranas. Das unpersönliche Absolute. Höchster Frieden, Paramashanti, ist das wonach wir trachten. Frieden, Moksha und Unsterblichkeit sind wandelbare Begriffe (Paryaya Sabdas). Mentale Reaktionen auf Freude und Leid vergehen, wenn dieser Zustand erreicht ist. Alle Neigungen und Abneigungen (Raga Dvesha) vergehen komplett, wenn der Zustand absoluten Friedens erreicht ist.

Nicht nur der Buddha lehrte Meditation als Weg zur Befreiung.

Wer das Wissen über das Selbst erlangt hat, ist frei von Wünschen, denn er weiß, dass alles in ihm vorhanden ist und es nichts außerhalb von ihm zu wünschen gibt. ‚Aptakamasya ka spriha – Was kann der wünschen, der alles hat?‘ Brahman ist Paripurna (Fülle), Nirapeksha (ruhend in sich selbst). Wie könnten Wünsche entstehen im Geiste dessen, der das Selbst erkannt hat, der das Selbst in allen Wesen und alle Wesen im Selbst sieht?

Du hast den Schlüssel erhalten, um dir viele Geheimnisse des Lebens zu erschließen. Der Schlüssel ist die Meditation. Meditiere regelmäßig am Morgen zwischen 4.00 und 6.00 Uhr und erlange ewige Glückseligkeit und Unsterblichkeit. Strikte Selbstdisziplin und regelmäßige Meditation werden dir helfen, deinen Geist vollkommen auf das Ewige zu konzentrieren. Habe Selbstvertrauen. Lerne, unabhängig zu urteilen. Kultiviere einen unbeugsamen Willen und Selbstkontrolle. Ohne Selbstkontrolle kannst du Freiheit und Frieden nicht erlangen. Der Mensch, der von der Schlange der Unwissenheit gebissen wurde, wird geheilt durch das Garuda Mantra, genannt Jnana oder das Wissen über Brahman.

Eine Unze spiritueller Erfahrung ist wertvoller als Tonnen von Theorie, erlangt durch das Studium von spirituellen Büchern. Ein einziges Aufblinken Brahmans lässt dich erstrahlen und befreit dich von den weltlichen Giften Stolz, Verblendung, Leid und Kummer. Atmanubhava (die Größe des Selbst) wird sich dir wie ein Leuchtfeuer zeigen. Lerne die Prinzipien des Göttlichen Lebens und binde sie in dein tägliches Leben ein. Werde ein praktisch orientierter Mensch auf dem spirituellen Weg. Der Besitz von Siddhis führt niemals zu Gott. Die Entwicklung übersinnlicher Fähigkeiten bringt keinen wirklichen spirituellen Fortschritt. Sie führen den Aspiranten in Versuchung und an den Abgrund. Das Erlangen des kosmischen Bewusstseins ist ein Merkmal der verwirklichten Seelen. Zu Beginn ist es nur ein Aufflackern. Durch stetige Meditation wird es beständig.

Die externe Welt ist die Welt der Objekte. Die innere, subjektive Welt ist die Welt der vom Geist geschaffenen Bilder. Raga Dvesha findet sich nicht in den Sinnesobjekten, sondern in den Vorstellungen des Geistes. Unterbinde das Umherschweifen des Geistes in der objektiven Welt durch Tratak, Japa, Upasana und Pranayama. In der subjektiven Welt wage den Krieg gegen den Bilder erschaffenden Geist durch die Methode Chitta-Vritti-Nirodha (beenden aller mentalen Modifikationen) des Raja Yogas oder durch die Methode der Selbstanalyse der Jnana Yogis.

Der Same dieses Körpers ist der Geist. Aus zwei Samen besteht der Geist, aus Prana und den Vasanas. Wenn Prana unter Kontrolle ist, kann der Geist kontrolliert werden. Wenn die Vasanas durch Unterscheidungskraft (Vichara), Leidenschaftslosigkeit und Meditation ausgelöscht sind, dann ist der Geist ausgelöscht. Wenn du gesund bist, sind die Neem- Blätter bitter, doch wenn du von einer Kobra gebissen wurdest, sind sie süß. Bitter oder süß liegt nicht an den Blättern, sondern im Subjekt. Der Geschmack wird im Geist erschaffen. Es ist der Geist, der den Objekten Eigenschaften, wie Form und Geschmack, zuordnet. Kontrolliere den Geist. Erhebe dich über den Geist und sei für immer froh.

Der Arzt denkt, der Rechtsanwalt ist glücklich. Der Rechtsanwalt denkt, der Geschäftsmann ist glücklicher. Der Geschäftsmann denkt, der Richter ist glücklicher. Der Richter denkt, der Professor ist glücklicher. All das ist Illusion. Es ist ein Trick des Geistes. Niemand ist glücklich in dieser Welt. Wahres Glück kann nur der eigene Atman geben. Nur der Jivanmukta allein, der das Selbst erkannt hat, ist glücklich. Deshalb, erlange die Erkenntnis des Selbst und sei für immer glücklich.

Furchtsam zu sein ist der größte Fehler. Egozentrisch zu sein ist das größte Vergehen. Sich mit dem Körper zu identifizieren ist das größte Verbrechen. Den eigenen Atman zu vergessen ist die größte Sünde. Deshalb vernichte Furcht und Ego. Gib die Identifikation mit dem Körper auf und erinnere dich stets deiner Göttlichen Natur.

Was dich erhebt, ist Tugend (Dharma), was dich nach unten zieht, ist Untugend (Adharma) oder Sünde. Was dich dem Ziel nahe bringt, ist Tugend, was dich zu einem weltlichen Menschen macht, ist Sünde. Was dir hilft, das Göttliche zu erkennen, ist Tugend, was dich in die Dunkelheit der Unwissenheit zieht, ist Sünde. Was dich erstrahlen lässt, ist Tugend, was Gift erzeugt, ist Sünde. Was dein Herz läutert, ist Tugend, was dein Herz befleckt, ist Sünde. Was dir Frieden, Freude, Zufriedenheit, Heiterkeit, Herzensgröße gibt, ist Tugend, was dir Unruhe, Unzufriedenheit, Depression und ein enges Herz gibt, ist Untugend. Deshalb praktiziere Dharma. Aus Dharma entsteht Erkenntnis.

Die Ohren hören den Klang durch den Atman. Die Augen sehen das Objekt durch den Atman. Die Zunge schmeckt die Nahrung durch den Atman. Der Atman ist der Herr über die Sinne. Der Atman ist das Ohr der Ohren, die Zunge der Zungen. Der Atman ist der kraftvolle Magnet. Wenn du den verborgenen, allmächtigen, weisen Direktor kennst, wenn du durch Meditation eine intuitive Wahrnehmung dieses Atmans erfährst, dann überquerst du den Ozean des Samsaras und erreichst Unsterblichkeit, ewige Glückseligkeit und ewigen Frieden.

In dir weilt der verborgene Gott. In wir weilt die unsterbliche Seele. In dir liegt der unerschöpfliche spirituelle Schatz. In dir ist die Quelle von Freude und Glück. In dir ruht der Ozean der Glückseligkeit. Suche in dir nach dem Glück, das du in den externen Objekten gesucht hast. Ruhe friedlich in deinem eigenen Atman und trinke den Nektar der Unsterblichkeit. Wer den Ort nicht kennt, an dem der Schatz vergraben liegt, der entdeckt ihn auch nicht, wenn er täglich mehrmals darüber läuft. Du findest Brahman nicht, obwohl du im Tiefschlaf täglich bei Ihm bist. Wenn Unwissenheit durch Wissen vernichtet ist, dann erkennst du das höchste Tattva.

Für den Jivanmukta ist die Welt verschwunden. Er sieht Brahman überall. Selbst wenn die Welt ihm wieder erscheint, so ist er nicht von ihr berührt, so wie der Mensch nicht von der Schlange berührt ist, wenn er sie als Seil erkannt hat. Selbst wenn die Welt wieder zu ihm zurückkommt, so ist es nicht mehr dieselbe Welt, nicht die Welt von Paaren, Gegensätzen, Sorgen, Widerwärtigkeiten, Schmerz und Leid, es ist nicht mehr das Gefängnis von Elend und Betrübnis. Die Welt der Probleme und Sorgen hat sich in Satchidananda verwandelt. Alle Hindernisse, alle Unterscheidungen, alle Differenzen, alle Dualitäten sind durch den Atman vernichtet. Er hat die kosmische Vision. Er erfährt Freude in sich und hat das Selbst erkannt. Er genießt sein eigenes Selbst. Nichts kann ihn stören, er ruht in seinem eigenen Selbst. Sein Zustand ist unbeschreiblich.

Swami Sivananda über die Quintessenz des Vedanta

Artikel von Swami Sivananda

Selbstbetrachtung und Selbsterkenntnis

Es liegt in der Natur des Menschen, nach Glück zu streben, doch alles Glück dass er durch Handlungen erworben werden kann, ist nur von begrenzter Dauer. Die Freuden der Sinne sind vergänglich und die Sinne selbst werden durch zuviel Vergnügen abgestumpft; darüber hinaus sind diese Art von Vergnügungen in der Regel von sündhaftem Verhalten begleitet, welches den Menschen unvergleichlich unglücklich werden lässt.

Und selbst wenn die Genüsse der Welt so vollständig wie es ihre Natur zulässt ausgekostet werden, wenn sie so intensiv, verschiedenartig und ununterbrochen wie nur möglich sind, naht irgendwann doch das Alter und mit ihm der Tod. Und auch die Freuden des Himmels sind nicht mehr erstrebenswert als jene Sinnesfreuden, wenngleich sie dauerhafter und weniger gemischt sind. Auch sie kommen aber zu einem Ende; denn sie beruhen auf Verdiensten durch Handlungen und da auch diese endlich sind, ist also auch ihre Wirkung endlich.

Kurz gesagt, notwendigerweise finden all diese Freuden einmal ein Ende. Was aber nützt es uns nach Freuden zu streben, von denen wir wissen, dass sie nicht über den bloßen Moment der Erfreuung andauern?

Es liegt daher in der menschlichen Natur nach einem unveränderlichem, unendlichem Glückszustand (Ananta Sukha) zu suchen. Ein solcher Zustand aber kann nur von einem Seinszustand kommen, der keinen Wandel kennt. Und gibt es eine solche "Wesenheit", kommt nur von Ihr das unveränderliche Glück. Folglich muss diese dann das Ziel allen Strebens und aller Handlungen werden. Diese "Wesenheit" ist indes nicht weit entfernt. Sie weilt in Deinem Herzen! Er ist Sakshi Chaitanya, der Zeuge deines Intellekts (Buddhi). Er ist der Nirguna Brahman ohne Eigenschaften, der in den Upanishaden erwähnt und dort in den höchsten Tönen von Rishis und Weisen gelobt wird.

Wie immer man es auch bezeichnet – es ist in Wahrheit ein- und dasselbe. Es existiert tatsächlich nur e i n e universelle Wesenheit namens Brahman oder Paramatman – das Höchste Selbst. Dieses Wesen ist von vollständig homogener Natur (Ekarasa). Es ist reines Sein und reines Bewusstsein (Chaitanya Jnana).

Bewusstsein ist nicht notwendigerweise ein Attribut von Brahman, es macht jedoch seine Substanz aus. Es ist seine Essenz (Svarupa).
Brahman ist kein denkendes Wesen, sondern es ist das Denken selbst.
Es ist nicht allwissend, sondern das Wissen selbst (Wissen vom Selbst).
Es ist nicht allmächtig, sondern alle Macht ist in ihm.
Es ist nicht all-schön, doch umfasst es alle Schönheit des Alls.
Brahman ist Glückseligkeit.

Erkennen Sie den Unterschied? Das nennen wir Svarupa oder eigentliche Essenz – gänzlich frei von Eigenschaften. Gleich welche Attribute oder Eigenschaften denkbar sind können nur beschreiben was es nicht ist. Wenn aber nichts existiert als ein ein-faltiges Wesen, woher kommt dann die scheinbare Welt, von der wir umgeben sind und in der wir als individuelle Wesen leben? Brahman bringt eine gewisse Kraft mit sich, die wir Maya oder Avidya nennen und welcher die Erscheinung der Welt geschuldet ist.

Swami Sivananda

Ach wie tief, unergründlich und wunderbar ist diese Maya, die undurchschaubare (Anirvachaniya) Kraft von Brahman! Auch wenn jeder Mensch in seiner Essenz wirklich Brahman ist, erkennen viele, auch wenn man es ihnen so lehrt, nicht die Wahrheit "Ich bin Brahman". Stattdessen sind sie überzeugt, das Kind eines anderen Menschen zu sein, der sich irrtümlich für Atman (ein individuelles Selbst) hält, auch dann, wenn es ihm so nicht gelehrt wurde, und der nur betrachtet wird wie ein materieller Gegenstand, etwa ein Stein oder ein Topf. Diese Menschen sind es, die in diesem leidvollen Samsara wandeln und immer wieder von der Maya dieses einzigen Brahman getäuscht werden.

Der Gedanke von Brahman, wenn aus der Sicht des Geistes beurteilt, ist eine Geistesabwesenheit, doch eigentlich echt für diejenigen, die die unverblümte Sicht darauf haben (Aparoksha Anubhuti oder Sakshatkara). Deswegen ist das Bewusstsein der Realität grob beschrieben worden so wahr zu sein wie das Bewusstsein einer Amalaki Frucht, die man in seiner Hand hält.

Auch der Intellekt kann nur ein Körnchem der ganzen Wahrheit erfassen. Brahman hat positive Eigenschaften, wie Sat-Chid-Ananda, Reinheit, Perfektion, Satyam, Unanam, Amantam, etc. Sie sind nicht wirkliche Eigenschaften. Sie alle sind synonyme Ausdrücke für die Wahrheit oder Brahman. Sad-Chid-Ananda ist auch ein geistiges Kalpana (Vorstellung). Dies sind die höchsten Eigenschaften von Brahman, welche der menschliche Geist erfassen kann. Im Grunde wird Brahman durch Verneinung der Eigenschaften so wie Nirakara (formlos), Nirguna, Nirvikalpa (ohne Abwandlung des Geistes) etc. beschrieben.

Müssen wir nicht auch zu Umschreibungen greifen, wenn uns ein Blinder nach der Beschaffenheit des Lichts fragt? Müssen wir dann nicht auch sagen, dass Licht weder Geräusch noch Geschmack, weder Form noch Gewicht hat, keinen Widerstand bietet, und zudem nicht durch analytisches Denken erkannt werden kann? Natürlich kann man es sehen, aber was nützt das einem Menschen ohne Augenlicht? Er könnte die Aussage vertrauensvoll akzeptieren, ohne im geringsten zu verstehen, was damit gemeint ist; oder er könnte all das nicht glauben, oder uns sogar für verrückt halten. Muss denn die Tatsache, dass bei dem Blinden die Fähigkeit zu sehen nicht vollständig normal entwickelt ist, dadurch bewiesen werden, dass die überwiegende Zahl von Menschen sehen kann? Schon die allererste Lebensform, die in den Besitz des Augenlichts gelangte, war in der Position, zu erkennen, dass es Licht gibt. Nun mag es in der Menschenwelt (noch) wenige geben, die ihre spirituellen Augen geöffnet haben; aber völlig unabhängig davon, wie viele Menschen nicht noch blind sind, kann deren mangelnde Fähigkeit nicht als Beweis für die Nichtexistenz des Lichts herangezogen werden. Die Upanishaden sind sich völlig sicher, dass das Dasein eine spirituelle Bedeutung hat. Der paradoxe Lehrsatz, wonach wir Brahman nie begreifen, sehr wohl aber verwirklichen können, strahlt eine Überzeugung aus, die der inneren Erfahrung (Anubhava) entstammt.

Die verschiedenen (äußeren) Erfahrungen sind dagegen nicht real, es gibt keinerlei Erfahrung vom Standpunkt des Absoluten aus betrachtet. Ein Leben zu führen, das unberührt ist von den verschiedenartigen Erfahrungen – weder Freuden noch Leiden –, das ist daher die höchste praktische Lebensregel und steht mit der rechten Ausrichtung des Daseins im Einklang. Die verschiedenen Erfahrungen erzeugen Trennung und setzen unnötige Begrenzungen, auch dort, wo es eigentlich keine gibt. Freude und Leiden, Gut oder Böse, Tugend und Tadel, Verdienst und Verbrechen – dies alles sind Konventionen, die diesen verschiedenen Erfahrungen entstammen. Das Absolute – Brahman – aber kennt keine solche Unterscheidung. Der Höchste Segenszustand, der nicht anders beschrieben werden kann als durch Verneinung aller uns bekannten Eigenschaften, besteht gerade darin, diese Ursachen von Getrenntheit zu vergessen und jene Einheit zu verwirklichen, die das wahre Sein und die Natur des Universums ist. Wenn alle Gedanken von Getrenntheit durch intensives und unablässiges spirituelles Streben (Sadhana) abgetötet wurden, wirst du eins mit Brahman.

Es gibt sieben Glieder in der Kette, die uns gefangen hält. Leiden ist das letzte Glied in der Kette der Ursache und Wirkung. Jedes Glied hängt in seiner Entstehung vom vorherigen ab. Diese sieben Glieder sind: (1) Leiden (Dukha) (2) Verkörperung (3) Bindung durch Handlung (Karma) (4) Neigung/ Anhaftung (Raga) (5) Hass/ Abstoßung (Dvesha) (6) Nichtunterscheiden (Aviveka) (7) Unwissenheit (Ajnana).

Wenn die Wurzel des Leidens, Ajnana, die Unwissenheit vom Selbst, entfernt wird durch Atma-Jnana, die Kenntnis des Selbst, werden auch die anderen Glieder zerbrochen: Aus Unwissenheit entsteht Nichtunterscheidung, aus der Nichtunterscheidung entsteht Egoismus (Abhimana), aus Abhimana Raga-Dvesha, aus Raga-Dvesha Karma, aus Karma dieser physische Körper, aus diesem physischen Körper schließlich das Leid.

Sofern du das Leiden beenden möchtest, musst du die Verkörperung auflösen. Damit dies gelingt, darfst du nicht mehr aktiv handeln. Wer nicht mehr handeln möchte, muss Raga-Dvesha hinter sich lassen. Willst du dich vom Abhimana, der Selbstsucht, lösen, muss Aviveka ausgelöscht und Viveka (Unterscheidungskraft) entwickelt werden. Das ist die Unterscheidung zwischen Selbst und Nichtselbst (d.h. Wahrem und Unwahren). Um Aviveka los zu werden, musst du Avidya vernichten. Wer Avidya lösen will, muss Kenntnis des Selbst erwerben. Es gibt keinen andren Weg, diesen Ketten zu entfliehen.

Brahman ist auch als "Svarupa" (Wahres Wesen) bekannt. "Then by what should he see whom?" "Denn womit sollte er wen wahrnehmen?" (Bri. Up: 11-4-13). Dieses Zitat verrät uns, dass es weder ein handelndes Subjekt noch ein Objekt der Handlung gibt und auch kein Instrument der Handlung. Es gibt keinen Genuss, keinen Genießenden und nichts zu genießen (Bhoga, Bokta, Bhogya) in Brahman. Es gibt auch keinen Seher, keine Sicht und nichts zu sehen (Drashta, Drik und Drishya) in Brahman. Es gibt weder Wissenden, noch Wissen, noch zu Wissendes (Jnata, Jnana, Jneya).

Brahman ist frei von Triputi, also jener Dreiheit von Beziehungen, die die Sinnes-Welt durchdringt und nur im Sinnen-Wissen existiert. Svarupa ist damit die eine, ungetrübte Bewusstheit, alles Wissen und nichts als reine Wonne. Brahman ist aus sich selbst existent (Svayambhu), existiert unabhängig (Paripurna), leuchtet aus sich selbst (Svayam Jyoti), ist absolute Weisheit (Chit-Svarupa) und Wonne des Selbst. So ist Svarupa. Es gibt keine Instrumente (Indriyas) (der Sinne oder des Handelns) in ihm. Sat-Chit-Ananda ist keine Eigenschaft von Brahman – es ist seine Verkörperung, seine Essenz.

Diese uhttps://wiki.yoga-vidya.de/skins/common/images/button_link.pngnendliche, allumfassende Substanz – Brahma Sarva Vastu – muss zugleich formlos (Nirakara) und alldurchdringend (Vyapaka) sein. Sie muss jenseits von Zeit, Raum und auch von jeder Ursache liegen. Sie muss unwandelbar und ohne Beginn sein, wie auch ohne Grund. Was immer jenseits von Zeit, Raum und jeder Ursache existiert, muss unsterblich sein. Dieses unendliche Vastu, diese Substanz ohne Klang, usw. verfällt nicht und wird nicht schwächer. Sie ist darum als ewig zu bezeichnen, denn was verfällt ist vergänglich, aber diese eine Substanz vergeht nicht. Da sie ewig ist, hat sie keinen Anfang. Jede Wirkung kehrt wieder zurück zu Ihrer Ursache, als Erde o.ä. und ist also nicht ewig. Dieses Vastu aber ist die Ursache von allem und ist daher kein Effekt und es somit ewigdauernd. Es hat keinen Ursprung, in dem es wieder aufgenommen würde. Es ist ohne Ende, also ist es unendlich.

Moksha – die Befreiung aus dem Samsara ist nichts, was aktiv erreicht werden kann. Alles, was durch Handlungen (Karma) erreicht werden kann, ist nicht von Dauer. Die Befreiung ist vielmehr schon in dir – denn jedes Ding ist eins mit dem Absoluten, ist de facto das Absolute selbst. Was erreicht werden kann ist, dass das Gefühl von Getrenntheit verschwindet, und, sobald das erreicht ist, wird Moksha rasch erlangt. Alle spirituellen Praktiken (Sadhana) zielen auf die Entfernung der Unwissenheit (Avidya Nivritti) und des Gedankens der Getrenntheit ab. Sobald der Schleier sich hebt, dann erstrahlt Brahman in Seiner ureigenen Pracht (Niralamba Zustand).

Die Aneignung von Wahrem Wissen (Brahma Jnana) ist unabhängig von der Geburt in eine Kaste und von jeder anderen Unterscheidung möglich. Das höchste Wissen (Para Vidya) kann nicht durch das Lesen der Veden erlangt werden – diese enthalten nur unvollkommenes Wissen (Apara Vidya). Jedoch ist die Kenntnis der Veden notwendig um das Denken für jenes höchste Wissen vorzubereiten.

So wie sich das Öl in Ölsamen verborgen ist, Butter im Rahm, Denken im Gehirn, die Flammen im Rauch, die Sonne hinter Wolken, Wasser unter dem Moosteppich auf einem stillen Teich, Pech im Munjagras, Feuer im Holzscheit, Musik in der Schallplatte, Duft in der Knospe, Gold im Erz, so ist dieses Höchste Selbst (Atman oder Brahman) im Körper verborgen. So wie die Butter erst durch das Stampfen entsteht, so musst Du die Wahrheit erst durch die Technik der Meditation verwirklichen.

Wenn Du fest verwurzelt bist in Svarupa, was bedeuten dir dann Ishvara, Jiva und Jagat? Was der Körper? Was Prarabdha, Sanchita und Agami? Was Muladhara und was Kundalini? Von welcher Bedeutung sind Himmel und Hölle? Wo ist Sünde und wo Tugend? Wo ist die Dualität (Dvandva) von Gut und Böse, von Freude und Schmerz, heiß und kalt, Gewinn und Verlust, Sieg und Niederlage? Wo ist Shakti, wo Maya, wo Avidya? Wo ist der Guru, wo der Aspirant? Wo sind Dharana, Dhyana und wo Samadhi? Wo sind die Veden, wo die Upanishaden, wo die Brahma Sutras? Wo ist Sravana, Manana und Nididhyasana? Wo sind die drei Gunas, wo die fünf Koshas? Wo sind die Mahavkyas, das "Aham Brahma Asmi" und das "Tat Tvam Asi"? Wo ist Pranava? Welche Bedeutung haben die Dharmas und Adharmas? Was sind Ost und West, Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit?

Manche schließen und öffnen die Nasenlöcher 820 Mal am Tag um zu diesem Zustand zu gelangen. Einige stehen für sechs Stunden im Kopfstand. Manche versuchen Gudachakra durch Ashvini Mudra zu öffnen, und durch Anspannen und Lösen des Schließmuskels. Manche bleiben für zwölf Stunden in kaltem Wasser bis zum Hals stehen. Manche setzen sich der brennenden Sonne aus, während sie sich inmitten von fünf Feuern befinden (Panchangi Tapas). Manche leben auch von Abfall und Neemblättern. Manche pilgern über lange Strecken zu Fuß. Manche zählen die Perlen einer Gebetskette während sie auf einem Bein stehen. Manche essen nur einmal alle drei Tage (Kricchra Vrata). All diese sind aber egozentrische Praktiken dummer Menschen! Dabei sind alles nur Methoden, den Geist zu reinigen und Kontrolle über die Sinnesorgane, die Indriyas zu erlangen. Sie sind nicht selbst das Ziel. Das Ziel ist stets die Verwirklichung des Wissens vom Wahren Selbst oder Brahma Jnana.

Jnana, das Kennen von Brahman, ist ein vollkommen geistiger Zustand. Es ist rein subjektiv. Es ist ein Zustand spiritueller Erleuchtung, der aufzieht, wenn der Geist vollkommen zur Ruhe kommt, wenn er frei ist von allen Sehnsüchten, Leidenschaften, verborgenen Wünschen (Vasanas) und aller Arten von Gedanken. Dieser Zustand der inneren Stille (Akhanda Brahmakara Vritti) entstammt dem reinen Geist, wenn er vollständig sattwig geworden ist und wenn alle Vorsätze (Sankalpas) aufhören. Jnana ist die Frucht des reinen, sattwigen Bewusstseins (Vichara).

"Chit" ist absolute Bewusstheit. Es ist der Urgrund des Intellekts, welcher sein Licht und seine Kraft aus dieser reinen Essenz nimmt. Du bist in Wahrheit "Chit Svarupa" – eine Verkörperung reiner Intelligenz. Diese muss aber durch ständige Mediation verwirklicht werden. Dazu ist Zurückweisung des Ego erforderlich, es muss abgelegt und vergessen werden. Diese Illusion eines begrenzten "Ich" muss völlig ausdradiert werden, damit es nicht wiederkehrt. Das ist die Lehre von Vedanta.

Man sollte im Geist des Vedanta leben, indem das "Ich", und auch das "Mein" zerstört wird, und damit aller Egoismus und alle Anhaftung vergehen. Nur dann kann voller Glück sein, selbst wer weiterhin in der Welt bleibt und seine Lebensaufgaben erfüllt. Dann wird das eitle Dasein voller Eile, Sorge, Aufregung und Wettbewerb verblassen, im Vergleich mit dem ewigen Leben in der nie endenden Wonne und dem Licht des inneren Atman.

Es ist sehr schade, dass beinahe alle Menschen heutzutage das einfache, glückliche Leben der Innenschau vernachlässigen und stattdessen eng an den Spielzeugen der Maya festhalten – Geld, Schönheit, Macht, Rang und Name, Ruhm und Ansehen. Irgendwann werden die Erfahrungen, die Rückschläge und Enttäuschungen des weltlichen Lebens aber jeden dazu zwingen, ihre Aufmerksamkeit nach innen zu wenden und die wahre, dauerhafte Glückseligkeit zu erfahren. Auch wenn du im Geiste nur eines einzelnen Mantras der Upanishaden lebst, wirst Du das höchste Gut des Daseins erlangen, nämlich Unsterblichkeit, das nie endende Seligkeit des Wahren Selbst!

Möget Ihr Alle an dem Ewigen Nektar erfreuen, indem Ihr das Höchste Tattwa verwirklicht! Möget ihr das Leben des praktizierenden Vedantin führen, eines spirituellen Kriegers im täglichen Lebenskampf!

Swami Sivananda über Vedanta im Alltag

Die Upanishaden bilden die Grundlage des Vedanta. Vedanta ist die kulturelle Grundausstattung Indiens. Er ist die Nationalphilosophie Indiens. Er ist Moksha Shastra, die Wissenschaft von der Befreiung. Dreh- und Angelpunkt der Vedanta-Philosophie ist der Absolutismus.

Vedanta verkündet die Wirklichkeit des unteilbaren, immanenten und transzendenten Geistes. Er schließt die Materie nicht aus. Er lässt nichts unberücksichtigt. Die Einheit von allem, was existiert, ist die Botschaft, die der Vedanta uns lehrt. Er belebt die hinduistische Gesellschaft seit Jahrtausenden.

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Vedanta ist als einzige Philosophie so mutig, den Menschen als Gott zu bezeichnen, nicht einfach als Sohn Gottes oder als dessen Diener. Er verkündet mit Nachdruck, dass man in Wahrheit in seinem Kern der unsterbliche, alles durchdringende Atman ist, die Universelle Seele, das Höchste Bewusstsein (Brahman). Wagemut ist das Leitmotiv des Vedanta. Die Botschaft von Vedanta ist Furchtlosigkeit, seelische Stärke und Einheit des Bewusstseins.

Der Vedanta verlangt nicht nach Konvertiten, sondern nach einer tiefergehenden Neubewertung der Ineinssetzung von Gott und Mensch, einer Antwort auf die grundsätzliche Frage jedes Menschen: "Was bin ich wirklich? Was ist mein wahres Selbst?". Der Vedanta erklärt: "Der Mensch ist in seinem Wesenskern identisch mit Gott." Vedanta bedeutet, dass der einzelne und der Rest der Menschheit identisch sind. Nach dem Vedanta gibt es auf dieser Welt keine Fremdlinge. Jeder ist durch den göttlichen Geist mit jedem verbunden. Im Vedanta gibt es kein "mein" und "für mich", sondern ein "unser" und "für uns", und letztlich ein "sein" und "für ihn".

Wenn die Vedanta-Philosophie richtig verstanden und angewendet wird, löscht sie alle Übel aus, die sich aus gruppen- und rassebezogenen Vorurteilen ergeben. Der Vedanta ist keine Konfession, kein Zeremoniell oder eine Form der Anbetung. Er ist die Wissenschaft von der richtigen Lebensweise. Er ist nicht das ausschließliche Monopol der Hindus oder der Einsiedler. Er ist für alle da.

Vedanta hat keinerlei Streitigkeiten mit irgendeiner Religion. Er propagiert allgemeingültige Prinzipien. Vedanta ist die einzige allgemeingültige ewige Religion. Er ist ein großer Ausgleicher. Er vereinigt alle. Er gibt allen Raum.

Vedanta umfriedet in seinem Wirkungskreis alle Religionen der Welt und ist solide genug, um sie alle dienlich und beständig zu machen. Vedanta beeinträchtigt nie durch Förmlichkeiten. Er interessiert sich nur für das Leben der Religionen. Der Christ braucht dem Christentum nicht zu entsagen, der Buddhist kann an seinem Edlen Achtfachen Pfad festhalten, der Moslem an seinem Koran – und doch können sie alle dem Vedanta folgen und in dieser Praxis alle seine hohen Ideale und Wahrheiten erkennen. Die Liebe zu ihren jeweiligen Propheten und Heiligen Schriften wird ernsthafter, aufgeklärter und beständiger werden. Religiöser Hass wird verschwinden, und die Welt wird sich mit mehr Würde und dem gutem Willen ihrer Bewohner untereinander völlig reibungslos auf ihr großes Ziel zubewegen.

Vedanta bedeutet keine Versklavung. Er gibt allen die Freiheit. Er verurteilt keinen Menschen als hoffnungslos, betrachtet niemanden als Angeklagten, nimmt aber die gesamte Menschheit in seine Gemeinde auf. Vedanta ist in seinen Anschauungen allumfassend und vorurteilsfrei. Vedanta kann der modernen Gesellschaft einen gemeinsamen Glauben geben, gemeinsame Grundsätze und eine gemeinsame moralische Disziplin. Er ist in seiner Sichtweise sehr wissenschaftlich und übt eine echte Anziehungskraft auf die Männer und Frauen von heute aus.

Es gibt keine Philosophie, die so klar und vollendet ist wie die Philosophie des Vedanta. Allein der Vedanta kann menschliches Leiden vollständig ausmerzen und immerwährenden Frieden und Glück bewirken. Selbst geringe Kenntnisse und ein wenig Vedantapraxis können einen Menschen zu großartigen Ebenen des Höchsten Bewusstseins (göttlichen Bewusstseins) führen und alle Arten von Ängsten, Sorgen und Befürchtungen seines alltäglichen Lebens beseitigen.

Einige Unwissende behaupten, Vedanta verbreite Unmoral, Hass und Pessimismus. Das ist ein sehr bedauerlicher Irrtum. Vedanta propagiert weder Unmoral noch moralisches Desinteresse. Vedanta möchte, dass man Anhaftungen (Moha) wie egoistische Liebe und die Fixierung auf den Körper auslöscht und eine reine, selbstlose kosmische oder großherzige göttliche Liebe entwickelt. Vedanta propagiert niemals Pessimismus, sondern er verkündet den Inbegriff des Optimismus.

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Zügellosigkeit wird mit einem Leben der Entfaltung verwechselt. Wenn ein Mensch in jedem Hotel in jedem Teil der Welt etwas Beliebiges essen kann, wenn er sich in Begleitung jedes beliebigen Mannes oder jeder beliebigen Frau bewegen kann, so bedeutet das nicht, dass er ein Vedantin ist.

Heutzutage wird viel falsches über Vedanta erzählt. Menschen reden von Einheit, Einssein und Gleichheit, streiten aber wegen kleiner, nutzloser Dinge. Sie sind voller Neid und Hass. Ich kann das nicht glauben. Ich bin einfach fassungslos.

Ich glaube an den praktischen Vedanta. Ich glaube an die beständige spirituelle Praxis. Ich glaube an die vollständige Erneuerung der weltlichen Natur, der Weltlichkeit in ihren verschiedenen Formen. Man muss ein praktischer Vedantin sein. Man sollte im Geist des Vedanta leben. Bloßes Theoretisieren und Dozieren ist lediglich intellektuelle Gymnastik und verbale Kriegsführung. Das reicht nicht aus. Was nützt es, allzu viele Bücher über Vedanta zu lesen wie etwa Chit Sukhi, Khandana Khanda Khadyam und so weiter?

Man muss jedem gegenüber Liebe ausstrahlen. Der Geist des Vedanta muss sich tief in Deine Zellen, Gewebe, Adern, Nerven und Knochen einprägen. Er muss ein wesentlicher Bestandteil Deines Wesens werden. Du musst an Einheit denken, von Einheit sprechen und in Einheit handeln.

Die Sonne, der Ganges, die Blumen, die Sandelholzbäume, die fruchttragenden Bäume, die Kühe – alle lehren die Welt den praktischen Vedanta. Sie leben, um der Menschheit mit ihrer selbstlosen Wesensart zu dienen. Die Sonne scheint über der Hütte eines Bauern ebenso wie über einem Königspalast. Das kühle, erfrischende Wasser des Ganges wird von allen getrunken. Die Blumen verströmen ihren Duft für alle, ohne etwas dafür zu erwarten. Der Sandelholzbaum verströmt seinen Duft auch für den Menschen, der ihn mit einer Axt fällt. Alle fruchttragenden Bäume verhalten sich in der gleichen Weise.

Oh selbstsüchtiger, unwissender Mensch! Lerne die Lektionen von diesen praktizierenden Vedantins und werde weise!

Der Vedanta verbreitet kein Dogma von der Verneinung menschlicher Bemühungen. Er möchte, dass Du Deine geistige Haltung veränderst. Er verlangt eine andere Perspektive. Bis jetzt war die Welt alles. In Zukunft ist die Höhere Wirklichkeit alles.

Es waren einmal zwei Freunde, Ram und Gopal. Sie waren beide Philosophen. Durch Analyse und Selbsterforschung lernte Ram, die Herrlichkeit des Höchsten Selbst zu erkennen, die sich im und durch das gesamte Universum spiegelt.

Gopal jedoch blieb ein theoretischer Philosoph, der das Universum als Illusion und Traum verachtete, der nichts als Böses und Laster birgt.

Eines Tages besuchte Ram nach langer Zeit seinen Freund. Gopal erörterte wie üblich lange das Böse im Universum, und schließlich fragte er Ram, was für ein Geschenk er seinem Freund mitgebracht habe. Nachdem Ram eine Weile nachgedacht hatte, zog er die Scherbe eines Spiegels aus seiner Tasche hervor, gab sie Gopal und sagte: "Das ist mein kleines, bescheidenes Geschenk. Es wird dir dabei helfen, Deine eigene Schönheit und Deinen eigenen Zauber zu erkennen, den Du sonst nicht verstehen kannst."

Gopal zog seine Lehre daraus und begann von diesem Moment an, sich von der Herrlichkeit des Höchsten Selbst, das vom gesamten Universum gespiegelt wird, ein Bild zu machen und sie zu verstehen. Nichts auf dieser Welt ist nutzlos. Das Nicht-Selbst existiert, um das Selbst zu spiegeln und zu verherrlichen. Wie kann man sonst die Existenz des Selbst verstehen? Das Nicht-Selbst ist in Wahrheit der Spiegel, der das Selbst widerspiegelt, das wir dann erkennen.

Daher ist das Böse auch der Spiegel für das Gute. Die Anwesenheit von Weisen und Heiligen wird in einer Gruppe von unwissenden Menschen leicht erkannt. Merke Dir, dass das Gute sich im Schlechten spiegelt, und sage Dir: "Das Böse existiert, um mich an das Gute zu erinnern, das Vergängliche existiert, um mich an das Unvergängliche zu erinnern", und so weiter.

Dieses Universum ist tatsächlich ein Spiegel, der uns an Gott erinnert. Lerne, es nicht als Illusion und Traum zu verwerfen, sondern mache es nutzbar, um die Gegenwart Gottes zu fühlen.

Lerne, zwischen dem Dauerhaften und dem Vergänglichen zu unterscheiden. Betrachte das Selbst in allen Wesen, in allen Gegenständen. Teile das, was Du materiell, seelisch, moralisch oder spirituell hast, mit allen. Diene dem Selbst in allen anderen. Nimm wahr, dass Du Deinem eigenen Selbst dienst, wenn Du anderen dienst. Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst. Löse alle trügerischen Gegensätze auf. Beseitige alle Schranken, die die Menschen voneinander trennen.

Tritt mit allen in Kontakt. Umarme alle. Trenne Dich von der Vorstellung eines Geschlechts und eines Körpers, indem Du stets an das Selbst oder den geschlechtslosen, körperlosen Atman denkst. Konzentriere Deinen Geist auf das Selbst, während Du arbeitest. Das ist praktischer Vedanta. Das ist die Quintessenz der Lehren der Upanishaden und der damaligen Weisen. Das ist das wahre, ewige Leben im Atman. Setze diese Dinge bei Schwierigkeiten im Alltagsleben um. Du wirst als ein kraftvoller Yogi oder Jivanmukta erstrahlen. Daran besteht kein Zweifel. Quelle

Swami Sivananda über Vedanta Sadhana

O Freund! Warum weinst Du? Du hast weder Geburt noch Alter noch Tod. Du hast weder Leidenschaft noch Verlangen. Du hast weder groben Leib noch subtilen Körper. Du hast weder Geist noch Prana. Du bist das ewige, unveränderliche, alldurchdringende Selbst. Fühle dies und sei frei.

O Freund! Warum grämst Du dich? Du hast weder Namen noch Form. Du hast weder Kaste noch Alter. Du hast weder Geschlecht noch Indriyas. Du bist weder stark noch schwach. Du hast weder Vater noch Mutter. Du bist immer frei, rein, ewig unsterblich. Erkenne dies und sei frei.

Finde den wahren inneren Herren. Der wahre Herr ist körper- und formlos. Identifiziere den Menschen nicht mit der äusseren NahrungshülleAnnamaya Kosha- oder den physischen Körper. Der grobe physische Körper ist wie die Schale einer Kokosnuss. Der wahre Herr ist der unsterbliche Geist, der nich ausgelöscht werden kann. Der Mensch ist dem Wesen nach das unvergängliche Atman. Er ist der stille Zeuge der drei Zustände, nämlich Jagrat, Svapna und Sushupti (Wachen, Träumen und Tiefschlafzustände).

Genau wie ein Seil das im Dunklen fälscherlicherweise für eine Schlange gehalten wird, ein Pfosten für einen Menschen, so wird auch dieser unreine Körper mit dem reinen Selbst durch Avidya oder Unwissenheit verwechselt. Wenn Du ein Licht bringst, verschwindet die trügerische Schlange im Seil. Ebenso, wenn Du Wissen über das Selbst erlangst, löst sich die trügerische Identifikation mit dem Körper in Luft auf. Die essentiellen Eigenschaften des Menschen können eigentlich nicht auf den Pfosten übertragen werden. Dennoch, Bewusstsein gehört nicht dem Körper und die Eigenschaften des Körpers, wie Zerfall und Tod, Genuss und Schmerz, gehören nicht dem Selbst oder Bewusstsein.

Wenn Du über unmittelbares Wissen über das Höchste Selbst oder Brahman durch Mediation verfügst, wirst Du Unsterblichkeit erlangen. Es gibt keinen anderen Weg um das Ziel zu erreichen. Wenn Du das Selbst kennst, hast Du das wahre Ende des Lebens erreicht. Du wirst vor nichts Angst haben.

Dieses Vastu oder etwas dass weder Anfang noch Ende hat, ist das unvergängliche Brahman (Akshara). Akshara ist unveränderlich, unendlich, ewig, selbstleuchtend, untrennbar, rein, perfekt, immer frei und unabhängig. Akshara ist Deine unsterbliche Seele.

Die Felder oder Körper sind anders doch ist der Wissende der Felder einer. Jivatmas sind unterschiedlich doch Paramatman ist eins. Wo immer Geist ist, dort sind Prana, Selbstsucht und Jiva Chaitanya oder spiegelnde Intelligenz oder Abhasa Chaitanya Seite an Seite. Derjenige, der ein Gefühl der Dualität (Dvaita Bhava) verspürt, wird wieder und wieder geboren. Dieses Trugbild der Dualität (Bheda Bhranti) kann nur durch Wissen über Identität von Jiva und Brahman beseitigt werden! "Aham Sukhi – ich bin glücklich", "Aham Dukhi- ich bin erbärmlich", Aham Karta- ich bin ein Macher", "Aham Bhokta- ich bin der Geniesser" ist die Erfahrung aller menschlichen Wesen. Deswegen ist Jivatma ein Samsarin und neigt zu Freude und Schmerz. Jivatmas sind anders in unterschiedlichen Körpern, wohingegen Paratatman frei von Freude und Schmerz ist. Er ist Asamsarin. Er ist ewig frei. Er ist eins.

Wenn es nur einen Jivatma in allen Geschöpfen gibt, sollten alle ähnliche Erfahrungen zur gleichen Zeit haben. Wenn Rama an Bauchkolik leidet, sollte auch Krishna den Schmerz zur selben Zeit erfahren. Wenn John Freude verspürt, sollte Jakob auch eine ähnliche Erfahrung haben. Wenn Choudhury von einem Skorpion gestochen wird, sollte auch Bannerjee an dem Stachel leiden. Doch das ist nicht der Fall.

Wenn Rama leidet, jubelt Krishna. Wenn John frohlockend ist, ist Jakob deprimiert. Wenn Choudhury am Stich des Skorpions leidet, genießt Bannerjee sein Frühstück. Jivatma ist im Wesentlichen identisch mit Para-Brahman. Bereiche sind verschieden, Körper sind verschieden und Jivatmas oder einzelne Seelen sind verschieden. Doch der Wissende oder Paratman in allen diesen Bereiche oder Körpern ist eins.

Das Selbst ist nicht von Freude und Schmerz, Tugend und Laster betroffen. Er ist nur der stille Zeuge. Freude und Schmerz sind nur Dharmas des Geistes. Sie sind dem Selbst durch Avidya oder Unwissenheit zugeschrieben. Der unwissende Mensch betrachtet nur den physichen Körper als das Selbst. Er ist zwischen den beiden Strömen von Raga Dvesha hin und hergerissen und handelt tugend- und lasterhaft., erntet die Früchte seiner Handlungen, nämlich Freude und Schmerz und wird wieder und wieder geboren. Doch der Weise, der weiß dass das Selbst sich vom Körper unterscheidet und nicht von Raga Dvesha beeinflußt wird, identifiziert sich mit dem reinen, ewigen Brahman und ist immer glücklich und tatenlos, obwohl er Aktionen für das Wohl der Menschheit ausführt.

Die Krankheit Timira welche wahrnimmt was im Gegensatz zur Wahrheit steht, gehört zu den Augen, aber nicht zu dem Mann der wahrnimmt. Wenn Timira mit der richtigen Behandlung entfernt wird, nimmt er die Dinge in ihrem wahren Licht wahr. Ebenso Unwissenheit, Zweifel, Freude und Schmerz, Tugend und Laster, Raga Dvesha, falsche Wahrnehmung – nicht wahrnehmen der Wahrheit sowie die Gründe die zu dem Instrument gehörten, nämlich Geist, jedoch nicht zu dem stillen Zeugen gehören.

Das Rad des Samsara oder der Welten Fortschritt dreht sich aufgrund von Avidya. Es existiert nur für den unwissenden Menschen der die Welt so wahrnimmt wie sie ihm erscheint. Es gibt kein Samsara für einen befreiten Weisen. Jegliche Erkrankung des Auges kann ich keinster Weise die Sonne beeinflussen. Das Zerbrechen des Topfes wird in keinster Weise den Topf-Äther beeinflussen. Das Wasser in der Luftspiegelung kann nicht der Welten Feuchtigkeit erbringen. Genauso wenig können Avidya und seine Folgen in keinster Weise das reine, zarte, eigenschaftslose, formlose, gliederlose, teillose und selbstleuchtende Selbst beeinflussen. Avidya kann dem Selbst nichts anhaben.

Avidya oder Unwissenheit, geboren aus Tamas wirkt wie ein Schleier und hindert Menschen daran seine wesentliche Sat-Chid-Ananda Brahmische Natur anzuerkennen. Es verursacht Wahrnehmung, die ganz im Gegenteil zur Wahrheit stehen, oder verursacht Zweifel oder das nicht Erkennen der Wahrheit. Sobald Wissen über das Selbst hochkommt, verschwinden die drei Formen von Avidya in toto. Deshalb sind die drei Arten von Avidya keine Merkmale des Selbst. Sie gehören dem Verstand, dem Organ oder dem Instrument. Der Verstand ist nur ein Effekt oder Produkt von Avidya.

Im Zustand der Befreiung bei dem es zur Zerstörung des Verstands (Manonasa) geht, gibt es kein Avidya, gibt es kein Spiel der beiden Ströme, Raga Dvesha. Wenn falsche Wahrnehmungen des Selbst sowie Unwissenheit, Genuss, Schmerz, Zweifel, Zwang, Täuschung, Sorgen, etc. essentielle Bestandteile des wahren Selbst wären, so wie Hitze ein essentieller Bestandteil von Feuer ist, kann man sie nie loswerden. Doch gab es in der Vergangenheit befreite Weisen wie Sankara, Dattatreya, Jada Bharata, Yajnavalkya, welche über besonderes super-sinnliches oder intuitives Wissen verfügten, die frei waren von trügerischen Wahrnehmungen, Zweifeln, Angst, Täuschung, Sorgen, etc. Sie waren sich Samsara nicht bewusst, doch waren sie sich genaustens ihres eigenen Svarupas oder ihrer wahren Sat-Chid-Ananda Brahman Natur bewusst.

Deshalb werden wir zu dem Schluss kommen, dass das Selbst frei ist, rein, perfekt, ewig und das Avidya dem Geist-Instrument innewohnt jedoch nicht im Selbst.

Der befreite Weise der frei ist von Selbstsucht, Egoismus, Groll und Furcht wandert glücklich umher. Er hat alles abgestreift. Avidya und seine Abwandlungen können ihm nichts mehr anhaben. Er ist der Yati. Er ist der Sanyasin. Er ist der Yogi. Er ist der Herr aller Herre. Er ist der Kaiser aller Kaiser. Er ist geeignet, angebetet zu werden.

Möge dieser Segen mit euch allen sein!!! Möget ihr alle Befreiung erfahren!

Die Philosophie des Vedanta

Einführung

Der Weise Vyasa

Das Uttara Mimamsa, das philosophische System des Vedanta, stimmt im Wesentlichen mit den in den Upanischaden beschriebenen Lehren überein. Der Begriff Vedanta bedeutet wörtlich übersetzt das Ende oder die Essenz der Veden. Es beinhaltet die in den Schlusskapiteln der Veden dargelegten Lehren. Die Schlusskapitel der Veden sind die Upanischaden. Die Upanischaden stellen also die Essenz der Veden dar.

Die Brahma Sutras des Bhagavan Vyasa

Die Brahma Sutras, auch Vedanta Sutras genannt, beschreiben die Lehre vom Brahman und wurden von Sri Vyasa verfasst. Weil sie von der Verkörperung des höchsten Nirguna Brahman handeln, sind die Brahma Sutras auch als Sariraka Sutras bekannt. Die Brahma Sutras sind eines der drei Bücher des Prasthana Traya, den drei maßgeblichen Schriften des Hinduismus, zusammen mit den Upanischaden und der Bhagavad Gita.

Sri Vyasa hat die Prinzipien des Vedanta systematisiert und die scheinbaren Widersprüche der Lehren aufgelöst. Es gibt 555 Brahma Sutras und ihre bedeutendsten Kommentatoren sind Sri Shankara, Ramanuja, Madhva, Nimbarka, Vallabha, Bhaskara, Yadavaprakasa, Keshava, Nilakantha, Baladeva und Vijnana Bhikshu. Jeder von ihnen hat die Brahma Sutras auf seine eigene Art kommentiert und seine eigene Philosophie geschaffen. Der bekannteste Lehrer dieser philosophischen Schule war Sri Shankaracharya.

Sri Vyasa stand den Lehren des Vaiseshika- und des Sankhya-Systems kritisch gegenüber. Die verschiedenen Schulen des Buddhismus und die Lehren des Bhagavata werden ebenso hinterfragt.

Die Brahma Sutras bestehen aus den vier Kapiteln Samanvaya, Avirodha, Sadhana und Phala. Im ersten Kapitel wird die Natur des Brahman beschrieben und sein Verhältnis zur Welt und der individuellen Seele. Im zweiten Kapitel werden die konkurrierenden Theorien des Sankhya, Yoga und Vaiseshika kritisiert. Einwänden gegen diese Ansichten werden entsprechende Antworten gegenübergestellt. Das dritte Kapitel erläutert die Mittel, um Brahma-Vidya zu erlangen. Im vierten Kapitel werden die Früchte der Arbeit zur Erlangung des Brahma-Vidya beschrieben. Außerdem wird beschrieben, wie die individuelle Seele durch das Devayana, also dem Pfad der Devatas, das Brahman erreichen kann, von dem es keine Rückkehr gibt. Die Eigenschaften eines Jivanmukta, einer befreiten Seele, werden ebenfalls in diesem Kapitel erläutert. Jedes Kapitel besteht aus vier Teilen (Padas). Die Sutras in jedem dieser Teile bilden ein Thema (Adhikarana).

Die ersten fünf Sutras des ersten Kapitels sind von besonderer Bedeutung. Das erste Sutra lautet: "Athato Brahma-Jijnasa" - "Nun also die Erforschung des Brahman". Diese erste Aussage macht bereits in einem Wort das Thema des Gesamtwerks deutlich: Brahma-Jijnasa, die Sehnsucht nach dem Wissen um Brahman. Das zweite Sutra lautet: "Janmadyasya Yatah" - "Brahman ist das höchste Sein; aus ihm entsteht die Welt, in ihm verweilt die Welt und in ihn vergeht die Welt". Im dritten Sutra wird erklärt: "Sastra-Yonitvat" - "Wahres Wissen kann nur durch die Schriften erlangt werden. Da Brahman die Quelle der Schriften ist, sind diese ein Beweis seiner Allwissenheit." Das vierte Sutra lautet: "Tat Tu Samanvayat" - "Nicht mit anderen Mitteln, sondern nur durch die Schriften allein, kann das Brahman erkannt werden; denn dies ist der alleinige Zweck aller vedantischen Texte." Das fünfte Sutra erklärt: "Ikshater Na Asabdam" - "Mittels 'Denken' erkennt man, dass Prakriti bzw. Pradhana nicht die erste Ursache ist." Pradhana basiert nicht auf den Schriften. Das letzte Sutra des vierten Kapitels lautet: "Anavrittih Sabdat, Anavrittih Sabdat" - "Es gibt keine Wiederkehr für die befreiten Seelen; dies wird in den Schriften deutlich gemacht."

Brahman, Maya und Jiva

Brahman, das Absolute, durchdringt die Elemente, nachdem es sie geschaffen hat. Es ist die Goldene Person in der Sonne. Es ist das Licht der Seele. Es ist unendlich rein. Es ist Sat-Chit-Ananda, Eins ohne ein Zweites. Es ist Bhuma (unendlich, bedingungslos). Es verweilt im Herzen des Menschen. Es ist die Quelle von allem.

Brahman ist sowohl die materielle als auch die instrumentelle Ursache des Universums. Brahman und das Universum sind nicht verschieden voneinander; so wie das Tongefäß nicht vom Ton verschieden ist. Brahman entwickelt sich selbst in das Universum zu seinem eigenen Vergnügen (Lila), ohne dass es die geringste Veränderung erfährt oder aufhört, es selbst zu sein.

Brahman ist ohne Teile, ohne Eigenschaften, ohne Handeln und Emotion, ohne Anfang und ohne Ende, unveränderlich. Es hat kein Bewusstsein, wie man es mit 'Ich' oder 'Du' bezeichnet. Es ist die eine Wirklichkeit. Brahman verhält sich zu der äußeren Welt, wie der Stoff zum Kleidungsstück, wie der Ton zum Gefäß, wie das Gold zum Ring.

Brahman ist Paramarthika Satta (absolute Wirklichkeit). Die Welt ist Vyavaharika Satta (relative Wirklichkeit). Erscheinungen im Traum sind Pratibhasika Satta (scheinbare Wirklichkeit).

Maya ist die Shakti (Kraft) Gottes. Sie ist der Karana Sharira (der ursächliche Körper) Gottes. Sie verbirgt das Wahre und lässt das Falsche als wahr erscheinen. Sie ist weder Sat noch Asat noch Sat-Asat. Sie ist Anirvachaniya (unbeschreiblich). Maya hat zwei Kräfte: die Kraft des Verbergens (Avarana Sakti) und die Kraft der Projektion (Vikshepa Sakti). Aufgrund der verbergenden Kraft Mayas hat der Mensch seine eigentliche, göttliche Natur vergessen. Und die Projektion dieses Universums entsteht durch die Vikshepa Sakti Mayas.

Der Jiva, oder die individuelle Seele, ist von fünf Hüllen (Koshas) umgeben, die wie die Schichten einer Zwiebel angeordnet sind. Die fünf Hüllen sind: die Nahrungs-Hülle (Annamaya Kosha), die Vital-Hülle (Pranamaya Kosha), die Mental-Hülle (Manomaya Kosha), die Verstandes-Hülle (Vijnanamaya Kosha) und die Glücks-Hülle (Anandamaya Kosha). Die erste Hülle stellt den physischen Körper dar. Die nächsten drei Hüllen stehen für den feinstofflichen Körper. Die letzte Hülle bildet den ursächlichen Körper oder Kausal-Körper. Ziel der individuellen Seele sollte sein, diese fünf Hüllen mit Hilfe von Meditation zu überwinden, um mit der höchsten Seele, die sich hinter den fünf Hüllen befindet, eins zu werden. Nur so kann sie Befreiung erlangen.

Die individuelle Seele kennt drei Bewusstseinszustände: den Wachzustand, den Traumzustand und den Tiefschlaf. Turiya, auch als der vierte Zustand bezeichnet, ist der überbewusste Zustand. Turiya ist Brahman. Turiya ist der stille Beobachter der drei ersten Zustände. Die individuelle Seele sollte diese Zustände überwinden und sich mit Turiya, dem vierten Zustand, identifizieren. Nur dann kann sie eins mit der höchsten Seele werden.

Avidya ist der Kausal-Körper des Jiva, der individuellen Seele. Aufgrund von Avidya identifiziert sich der Jiva mit dem Körper, dem Geist und den Sinnen. Er nimmt fälschlicherweise an, dass der Körper die Seele sei; so wie jemand in der Dämmerung ein Seil mit einer Schlange verwechselt. In dem Moment, in dem sich die individuelle Seele von der selbst auferlegten Unwissenheit durch ein geeignetes Verständnis der Wahrheit mittels der Philosophie des Vedanta, mittels Vichara (Untersuchung), Reflexion und Meditation über das höchste Brahman befreit, verschwinden all diese Illusionen. Die Einheit von Jivatman und der gesamten Welt der Erscheinungen mit der höchsten Seele, dem Brahman, wird wiederhergestellt. Der Jiva erlangt Unsterblichkeit und ewige Glückseligkeit. Er geht auf in Brahman, im Ozean der Glückseligkeit.

Badarayana glaubt an Jivanmukti, an die Befreiung zu Lebzeiten.

Bekannte Aussagen des Vedanta

Es folgen einige bekannte Aussagen der Philosophie des Vedanta:

  • Ekam Eva Advitiyam – Die Wirklichkeit ist Eins ohne ein Zweites.
  • Brahma Satyam Jagan Mithya, Jivo Brahmaiva Na Aparah – Nur Brahman existiert wahrhaftig, die Welt ist Illusion, die individuelle Seele ist *Brahman und nichts anderes.
  • Sarvam Khalvidam Brahma – All dies ist wahrhaftig Brahman.
  • Satyam Jnanam Anantam Brahma – Brahman ist Wahrheit, Erkenntnis und Unendlichkeit.
  • Brahmavid Brahmaiva Bhavati – Wer Brahman erkennt, wird zu Brahman.
  • Santam, Sivam, Advaitam – Brahman ist Frieden, Glück und Nicht-Zweiheit.
  • Ayam Atma Santah – Atman ist Stille.
  • Asango Ayam Purusha – Dieser Purusha ist an nichts gebunden.
  • Santam, Ajaram, Amritam, Abhayam, Param – Dieses Brahman ist Friede, es altert nicht, ist unsterblich, furchtlos und das Höchste.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie

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Meditation

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Indische Schriften

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Multimedia

21 Zusammenfassung Jnana Yoga und Vedanta

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11 Shankaracharya – Leben und Werk des großen Vedanta Meisters

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10 Sankhya, Yoga und Vedanta – indische Philosophiesysteme Teil 2

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01 Jnana Yoga und Vedanta Einführung

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Vedanta Tradition: Geschichte, Schriften

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02 Vedanta – Grundbegriffe – jetzt mit mp3 Datei

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