Welt: Unterschied zwischen den Versionen
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===Ein Segen für die Welt ist einer der spirituelles Wissen weiter gibt BG.XVIII 69=== | ===Ein Segen für die Welt ist einer der spirituelles Wissen weiter gibt BG.XVIII 69=== |
Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 16:29 Uhr
Der Begriff Welt - Virat - ist ein gebräuchlicher Name für die Gesamtheit der menschlichen Zivilisation, insbesondere der menschlichen Erfahrungen, Geschichte, oder die allgemeine menschliche Situation und Lage weltweit, d.h. an jedem Ort der Erde. In einem weiteren Sinn bedeutet Welt das gesamte Universum, also das Weltall. Der Ausdruck Welt wird oft gebraucht als Teil der Begriffs-Dreiheit Welt-Mensch-Gott. In Metaphysik, Religion und Theologie ist die Beziehung zwischen Welt, Mensch und Gott von entscheidender Bedeutung.
Allgemeines
In einem philosophischen Kontext kann sich der Begriff Welt auf folgendes beziehen:
- die Gesamtheit des physikalischen Universums
- eine ontologische Welt
In einem theologischen Zusammenhang wird der Begriff Welt gewöhnlich mit der materiellen oder profanen Sphäre benutzt, im Gegensatz zu den himmlischen, spirituellen, transzendentalen, oder heiligen Sphären. „Das Ende der Welt“ bezieht sich auf Szenarien des endgültigen Untergangs der menschlichen Geschichte, gewöhnlich im religiösen Kontext.
Weltgeschichte wird üblicherweise als die zeitliche Abfolge der wichtigsten geopolitischen Entwicklungen der letzten 5 Jahrtausende verstanden, von den ersten Zivilisationen bis zur heutigen Zeit.
Weltbevölkerung ist die Summe aller menschlichen Populationen zum jeweiligen Zeitpunkt der Betrachtung; im gleichen Sinne bedeutet Weltwirtschaft die Summe aller Volkswirtschaften von allen Ländern und Gesellschaften, vor allem in Bezug auf die Globalisierung. Begriffe wie Weltmeisterschaften, Weltbruttosozialprodukt, Weltrekorde, Weltneuheit, etc. nehmen ebenfalls Bezug auf alle aktuellen unabhängigen Staaten.
In Begriffen wie Weltreligion, Weltsprache und Weltkrieg, deutet das Wort Welt internationale oder interkontinentale Maßstäbe an, ohne notwendigerweise die gesamte Welt mit einzubeziehen.
In Ausdrücken wie Weltkarte und Weltklima, wird das Wort unabhängig von der menschlichen Kultur oder Zivilisation benutzt, indem es sich auf die physikalische Erde bezieht.
Ethymologie
Das englische Wort World kommt vom altenglischen weorold (-uld), weorld, worold (-uld, -eld), eine Wortschöpfung aus wer – Mann – und eld – Alter/ Zeit – was somit ungefähr „Zeitalter des Mannes“ bedeutet. Das Altenglische entspricht dem Altgermanischen wira-aldiz, dem Althochdeutschen weralt, Altfriesischen warld und Altnorwegischen verold (Icelandic veröld).
Auf Latein heißt Welt mundus, wörtlich „sauber, elegant“, welches selbst vom griechischen Wort cosmos „geordnete Organisation/ Arrangement“ hergeleitet wird. Während das germanische Wort eine mythologische Note der „Herrschaft des Menschen“ enthält (vgl. Midgard), wahrscheinlich im Gegensatz zur göttlichen Sphäre auf der einen Seite und den niederen Sphären der Unterwelt auf der anderen Seite, drückt der griechisch-lateinische Begriff eine Auffassung der Schöpfung als einen Akt der Gründung von Ordnung aus dem Chaos aus.
„Welt“ unterscheidet den gesamten Planeten oder die Bevölkerung von jedem einzelnen Land oder Region: Welt-Affären betreffen nicht bloß einen Ort sondern die gesamte Welt, und Weltgeschichte ist ein Fachgebiet der Geschichtswissenschaften, welche Ereignisse von einem globalen Standpunkt aus analysiert (anstelle von einer nationalen oder regionalen Perspektive). „Erde“ bezieht sich auf den Planeten als ein physisches Objekt und unterscheidet ihn von anderen Planeten und physischen Objekten.
„Welt“ kann auch attributiv genutzt werden, wobei es „global“ bedeutet und Bezug auf die gesamte Erde nimmt, z.B. Weltbevölkerung, Weltgemeinschaft, etc.
„Welt“ kann im erweiterten Sinne auch jeden anderen Planeten oder himmlische Sphäre bedeuten, vor allem im Zusammenhang mit Science Fiction und Futurologie.
„Welt“, im ursprünglichen Sinne, kann ebenfalls einen speziellen Bereich menschlicher Aktivitäten und Erfahrungen umschreiben:
- Die Arbeitswelt beschreibt bezahlte Arbeit und das Streben nach Karriere, in allen seinen sozialen Aspekten, um sie vom Privatleben und Schule/ Ausbildung zu unterscheiden.
- Die Modewelt beschreibt die Umwelt der Modedesigner, der Modehäuser und Konsumenten welche die Mode-Industrie ausmachen.
- Historisch wird zwischen Alter Welt und Neuer Welt unterschieden, womit die Regionen und Kontinente gemeint sind, welche während des beginnenden Industrialisierungszeitalters kolonialisiert worden sind.
Philosophie
In der Philosophie hat der Begriff Welt verschiedene Bedeutungen. In einigen Zusammenhängen nimmt er Bezug auf alles was die Realität oder das physische Universum ausmacht. In anderen kann er einfach einen ontologischen Sinn haben. Während die Darlegung und Erklärung der Welt schon immer ein wesentlicher Kernpunkt der westlichen Philosophie gewesen ist, scheint dieses Thema erst besonders im 20 Jahrhundert in den Mittelpunkt von andauernden Diskussionen und Erörterungen gerückt zu sein. Die Frage, was die Welt letzten Endes ist konnte noch nicht befriedigend erklärt werden. Nachfolgend stehen einige Beispiele zur Veranschaulichung:
Parmenides
Die traditionelle Interpretation von Parmenides Werk ist, dass die Alltags-Wahrnehmung der Realität der physikalischen Welt ( wie in Doxa beschrieben) falsch sei, und dass die Wirklichkeit der Welt ein großes Weltengeschöpf ist ( wie in Aletheia beschrieben): ein unveränderliches, ungeschaffenes, unzerstörbares Ganzes.
Plato
In der Allegorie der Höhle unterscheidet Plato zwischen Formen und Ideen und stellt zwei verschiedene Welten vor: die Welt der Sinne und die des Verstandes.
Hegel
In Hegels Philosophie der Geschichte, wird die Erklärung „Weltgeschichte ist Weltgericht“ benutzt um den Standpunkt zu vertreten, dass Geschichte den Menschen beurteilen soll, insbesondere seine Handlungen und Meinungen. Wissenschaft entsteht aus dem Wunsch die Welt umzuwandeln in Bezug zum Menschen, sie ihm also anzupassen; dazu benötigt der Mensch technische Anwendungen, Mittel und Maschinen.
Schopenhauer
Die Welt als Wille und Vorstellung ist das zentrale Werk von Arthur Schopenhauer. Er sah den menschlichen Willen als unser Fenster in die Welt jenseits der Vorstellung.
Freud
Sigmund Freud war der Meinung, dass wir uns nicht in einer gewöhnlichen Welt bewegen, sondern in einem allgemeinen Gedankenprozess. Er glaubte, dass alle Handlungen einer Person von einer Motivation angetrieben werden: Lust. Diese Annahme führte zu zahlreichen Theorien über reaktionsbedingte Handlungen, Wahrnehmung und Bewusstsein.
Religion und Mythologie
Mythologische Kosmologien stellen die Welt oft umgeben von einer Weltenachse – Axis mundi – und eingeschränkt von Grenzen wie den Weltenozean, der Weltenschlange oder ähnlichem.
Buddhismus
Im Buddhismus wird mit dem Begriff Welt die Gesellschaft beschrieben welche verschieden ist zum klösterlichen Leben. Er nimmt Bezug auf die materielle Welt und auf weltliche Bestrebungen wie Wohlstand, Ansehen, Arbeit und Krieg. Die spirituelle Welt wäre demgegenüber der Weg zur Erleuchtung und Änderungen im Leben wären rein psychischer Natur.
Christentum
Das Christentum benutzt den Begriff Welt um damit die gefallene und korrupte Weltordnung der menschlichen Gesellschaft zu beschreiben, im Gegensatz zum „Himmelreich auf Erden“, welches noch nicht erreicht ist. Die Welt wird regelmäßig gemeinsam mit dem Fleisch (physischer Körper) und dem Teufel als Quelle der Versuchung erwähnt, welchen die Christen entsagen sollen. Mönche sprechen von dem Verlangen, „in der Welt, aber nicht von dieser Welt“ sein zu wollen – so wie Jesus es gesagt hat.
Der Begriff Welt im Yoga
Im Yoga wird der Begriff Welt unterschiedlich verwendet. Wie im Christentum wird manchmal spirituelles und weltliches Leben unterschieden. Und oft wird, in Anlehnung an die Bhagavad Gita, darauf hingewiesen, dass auch das weltliche Leben zu spiritualisieren sei, bzw. dass die Bewährung im weltlichen Leben die Prüfung der Tiefe des spirituellen Lebens sei.
Weltliches Leben und spirituelles Leben
Spirituelles Leben heißt Ausrichtung des Lebens auf die Erfahrung einer höheren Wirklichkeit.
Spirituelles Leben
Spirituelles Leben besteht aus
- Weltsicht, dass hinter allem eine höhere Wirklichkeit ist
- Überzeugung, dass eine rein materielle Wahrnehmung der Welt ein Irrtum, Maya, ist
- Einsicht, dass ein rein auf weltliche Ziele ausgerichtetes Leben zu existentiellem Leid führt
- Erkenntnis, dass es möglich ist, die höhere Wirklichkeit zu erfahren. Diese Erfahrung wird Samadhi, Kaivalya, Moksha, Nirvana genannt. Alles menschliche Streben findet in dieser Erfahrung seinen Sinn, Ziel und Erfüllung
- Spirituelle Praxis (Sadhana), wie Meditation, Asanas, Pranayama, Kirtan sowie Spiritualisierung des Alltags durch Dienen (Seva), Sattwa (reine und ethische Lebensführung) sowie spirituelle Gemeinschaft (Satsang)
- Wunsch, aus den Alltagserfahrungen (Karma) zu lernen, und seine Aufgaben, seine Mission im kosmischen Gewebe (Dharma) zu erfüllen
- Vertrauen auf göttliche Gnade (Kripa), sowohl in der Welt als auch bei der spirituellen Entwicklung
Weltliches Leben
Weltliches Lebens besteht aus der Erfüllung von weltlichen Wünschen und Motiven. Nach Aussage aller spirituellen und religiösen Traditionen kann ein allein auf weltliche Wünschen und Motiven ausgerichtetes Leben nicht glücklich machen. Weltliche Wünsche können sein:
- Sinnesbefriedigung: Essen, Trinken, Sex etc.
- Darauf aufbauende materielle, kulturabhängige Wünsche wie Kleidung, Wohnung, Auto
- Sicherheitsbedürfnisse was zu Wunsch nach Geld, finanzieller Absicherung, Sicherung des Eigentums, des Lebens etc.
- Familie, Partnerschaft, Kinder, Freunde, soziale Zugehörigkeit etc.
- Kulturelle Bedürfnisse wie Musik, Künste, Hobbys etc.
- Wünsche nach Anerkennung, Macht, Position etc.
Eine Zwischenposition zwischen weltlichen und spirituellen Bedürfnissen nehmen Wünsche nach Weiterentwicklung und Helfen ein:
- Wunsch, seine Talente zu entfalten
- Wunsch seine Persönlichkeit und geistigen Fähigkeiten zu entwickeln
- Wunsch anderen zu helfen
- Wunsch sich ethisch zu verhalten
Diese Wünsche können weltlich und spirituell motiviert sein.
Weltliches Leben umfasst typischerweise folgende Bereiche:
- Arbeit, Geldverdienst etc.
- Beziehung zu den Mitmenschen, einschließlich Partner, Kindern, Eltern, andere Verwandten, Freunde etc.
- Wohnung/Haus, Kleidung, weltlicher Besitz, Hobby etc.
Auch hier nimmt soziales Engagement und alles was man zur Weiterentwicklung tut eine Zwischenposition ein.
Beziehung zwischen weltlichem und spirituellem Leben
In der Bhagavad Gita werden zwei Möglichkeiten der Beziehung zwischen weltlichem und spirituellem Leben diskutiert:
- Weltliches Leben ist dem spirituellen Leben entgegengesetzt. Daher sollte man dem weltlichen Leben entsagen (Sannyas), auf die Befriedigung alle Wünsche verzichten (Tyaga) und in die Einsamkeit gehen, ein Sannyasi, Mönch, werden, und sein Leben der Kontemplation und Meditation widmen. Dies ist die Sichtweise von Sankhya.
- Weltliches Leben sollte spiritualisiert werden. Durch die Spiritualisierung des weltlichen Lebens ist die spirituelle Entwicklung überhaupt erst möglich. Alleiniger Rückzug vom Alltag führt nicht zur Erfahrung Gottes und ist eher Flucht als spirituelle Entwicklung.
Krishna sagt in der Bhagavad Gita, dass beide Sichtweisen möglich sind. Er nennt diejenigen, welche dem weltlichen Leben entsagen und ihr Leben ganz der Meditation widmen, die Sankhyas. Und er nennt diejenigen, die das weltliche Leben spiritualisieren, die Yogis. Krishna sagt, dass für die Mehrheit der Menschen das Leben in der Welt geeignet ist, und dass durch die Spiritualisierung des weltlichen Lebens die Gotteserfahrung möglich wird. Damit das weltliche Leben zur spirituellen Erfahrung führt, empfiehlt Krishna
- Regelmäßige spirituelle Praxis (Tapas), mit Begeisterung und Engagement (Tejas), aber ohne Erwartung der Früchte und ohne Anhaftung
- Uneigennütziges Dienen (Dana), mit Ethik, Liebe, ohne Identifikation
- Rituale der Gottesverehrung (Yajna)
Jede äußere Handlung kann laut Krishna spiritualisiert werden. Dazu empfiehlt Krishna
- Gleichmut in Erfolg und Misserfolg: Gerade wenn etwas schief geht, kann der Aspirant, der Sadhaka, große spirituelle Fortschritte machen
- Nichthaften an die Früchte der Handlung: Kein Schielen auf Belohnung, Gleichmut in Lob und Tadel
- Nichtanhaften an die Handlung: Wenn es notwendig ist, lasse ohne Bedauern das los, was du bisher mit so viel Engagement gemacht hast
- Nichtidentifikation: Nicht du bist der Handelnde. Vielmehr wirkt Gott durch dich (Bhakti Yoga), wirken Gunas, die Eigenschaften der Natur, durch dich (Jnana Yoga Betrachtungsweise)
- Engagement: Tue das was du tust, mit Begeisterung (Tejas) und Liebe.
Wenn du so lebst, ist der ganze Tag spirituelles Leben, und die Grenzen zwischen spirituellem und weltlichem Leben verschwinden.
Die Welt ist da, weil ich sie sehe
- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -
Diese Aussage mag schwer zu verstehen sein: In Wirklichkeit werden die Objekte, die wir durch Erfahrung kennen, von den Sinnen erzeugt und die Sinne werden vom Geist erzeugt. Das bedeutet, dass ich die Welt nicht sehe, weil sie da ist. Es bedeutet, dass die Welt da ist, weil ich sie sehe. Mit anderen Worten, hinter meinem feinstofflichen Körper wirkt ein Projektionsmechanismus, Māyā, der das Erscheinen einer objektiven Welt erzeugt.
Eine der Begleitwissenschaften, die Teilchenphysik, weist darauf hin, dass uns eine Analyse der Bestandteile eines Objekts auf jeder Ebene der Schöpfung zu dem Punkt zurückführt, an dem es unmöglich ist, das Objekt zu identifizieren, so wie unsere Sinne es wahrnehmen, was bedeutet, dass das, was wir sehen, ein Konstrukt unserer Sinne ist. Es ist wichtig festzuhalten, dass Schlussfolgerung ein gültiges Mittel der Erkenntnis ist.
Die Wahrnehmung aus der Sicht des Körpers funktioniert folgendermaßen: Der Geist empfängt Reize von den Sinnen und integriert sie in Gedanken, die die Objekte repräsentieren, die von uns entfernt zu sein scheinen. So wie die materiellen Objekte sind auch die Sinne Teil von Māyās Projektion auf die dimensionslose Leinwand des Gewahrseins. Auf jeden Fall wird, wenn wir den Körper als eines von vielen Objekten in der Welt betrachten, auch er als Gedanke im Kopf erlebt, und wenn wir diese Tatsache erkennen, bricht das Raum-Zeit-Kontinuum plötzlich zusammen.
Offensichtlich bricht es nicht physisch zusammen, denn es ist nur eine Projektion, wie ein Hologramm. Es hört auf, ein anderer Ort als du zu sein. Die dimensionale Welt ist nur vorhanden, wenn sie ein Objekt des Denkens ist.
Wo ist dein Körper, wenn du schläfst oder wenn du an etwas anderes denkst? Unbekannt für dich, aber für Īśvara bekannt, nimmt er einen winzigen Fleck im grenzenlosen Raum ein. Der Körper „kollabiert“, weil du ihn nicht denkst. Wenn du einen Baum-Gedanken als Ergebnis direkter Wahrnehmung oder Erinnerung denkst, existiert der Baum, solange der Gedanke bleibt, aber wenn der Geist die Form eines anderen Gedankens annimmt, verschwindet der Baum und du genießt ein anderes Denken/Erleben. Aber du erlebst nie etwas, das nicht in deinem Geist ist. Der Geist ist dein primäres Instrument der Erfahrung und des Wissens.
Wenn wir den Geist als Instrument der Erfahrung bezeichnen, ist die Dualität präsent, weil das Wort „Instrument“ einen Agenten braucht, ein bewusstes Wesen, das das Instrument handhabt. Die Realität aus dem Blickwinkel des erfahrenden Instruments zu betrachten ist also keine Freiheit, kein nichtduales Wissen. Wie erhalten wir dann nichtduales Wissen?
Das Wesen der Welt
- Auszug aus dem Buch "Der dreifache Yoga" von Swami Sivananda -
Die Welt wird aus Brahman geboren, in Ihm wächst sie, in Ihm löst sie sich wieder auf, wie der Topf wieder zu Erde wird, Wogen zu Wasser und Schmuckstücke zu Gold. Wie der Zucker völlig den Saft des Zuckerrohrs durchdringt, so durchdringt dieses Brahman das ganze Weltall. Wie Äther das gesamte Weltall durchdringt, so durchdringt dieses Brahman oder Atman die ganze Welt. Ein Topf ist nicht vom Ton unterschieden. Ein Stück Leinwand ist nichts anderes als die Fäden. So wird man auch bei einigem Nachdenken finden, dass dieses Weltall nichts anderes ist als Atman. Die Wogen sind nicht vorn Ozean unterschieden, die Schmuckstücke sind nicht verschieden vom Gold. So ist die Welt nicht getrennt von Brahman. Das Tau sieht wie eine Schlange aus. So ist die Welt und die fünf Hüllen Eins mit Brahman oder Atman.
Sobald man das Tau grell beleuchtet, sieht es nicht mehr wie eine Schlange aus. Sobald du Wissen von Brahman erlangst, verschwinden Welt und Körper. Die Welt hat ihre schöne Gestalt dank unserer Unwissenheit, wie alle Illusion, das Silber im Perlmutter, die Schlange im Tau, das Wasser in der Fata Morgana, die Bläue des Himmels, die Stadt in den Wolken. Diese Welt ist ein Spiel der fünf Sinne. Diese Welt besteht aus Klang, Berührung, Duft, Gestalt und Geschmack. Die Sinne sind des Geistes Diener. Diese Welt ist nur im Geiste. Wenn Geist ist, ist auch Welt. Wenn kein Geist ist, ist auch keine Welt. Wo kein Ich ist, wo kein Geist ist, wird diese Welt nicht gesehen. Denken und Welt sind untrennbar. Sie erscheinen zu gleicher Zeit und verschwinden auch zu gleicher Zeit, sobald Erkenntnis aufdämmert.
Die Welt erscheint vor dem Weisen und dem Unwissenden. Jenem erscheint sie als eine Fata Morgana, diesem allein erscheint die Welt als wirklich.
Viveka Chudamani - Die Welt existiert nicht von dir getrennt
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 388 von Sukadev Bretz -
Wo man fälschlicherweise denkt, dass etwas existiert, erkennt man mit der rechten Unterscheidung das Reale selber – das dort nichts anderes als dieses ist. Die fälschlicherweise wahrgenommene Schlange verschwindet und das Seil erscheint als die Wahrheit, wenn der Fehler beseitigt wird. Genauso erkennt man das wahre Wesen der Welt: das Selbst.
Mit der Erkenntnis verschwindet die Projektion
- Angenommen du siehst eine Schlange, dann kannst du die Schlange genauer untersuchen. Wenn du die Schlange genauer untersuchst, dann stellst du fest, dass die Schlange ein Seil ist.
- Genauso ist es, wenn du im Dunklen spazieren gehst und dann einen bedrohlichen Mann vor dir stehen siehst oder etwas weiter weg. Du gehst weiter und erkennst, dass es ein Pfosten ist.
- Oder angenommen du gehst in eine Gegend, wo eine schöne Villa ist und denkst, es wäre schön, wenn du es dir genauer anschaust. Plötzlich siehst du einen großen Hund, der zähnefletschend da ist und die Pfote bedrohlich erhoben hält. Du schaust dir das eine Weile an und erkennst, es ist nur die Statue eines Hundes, nichts Bedrohliches.
Es gibt keine von dir getrennte Welt
So ähnlich ist es, wenn du die Welt genauer untersuchst. Dann erkennst du, dass es keine von dir getrennte Welt gibt. Das, was in dieser Welt wirklich ist, das bist du. Mindestens in Ansatzpunkten gelingt das auch schon den Physikern. Die Physiker sagen es gibt kein Rot, Gelb, Grün oder Blau, sondern die Farben entstehen in deinem Geist. In der Welt gibt es nur Schwingungen. Genauso gibt es in der Welt keine Töne und Melodien. Diese entstehen in deinem Geist.
In der Welt gibt es keine Musik und keine Sprache. Es gibt einfach nur Klänge. Diese Klänge sind wiederum nichts anderes als Schwingungen. Es gibt noch nicht einmal Klänge. Wenn du es genauer untersuchst und schaust, was noch übrig bleibt, dann sind das Elektronen, Neutronen und Protonen. Worum handelt es sich hierbei? Letztlich sind auch das nur Energien.
Letztlich steckt hinter allem Bewusstsein
Was sind Energien? Energien sind Wahrscheinlichkeits-wolken. Letztlich ist das, was übrig bleibt hinter allem, Bewusstsein. Ob es da jetzt tatsächlich irgendwelche Energiespektren gibt oder nicht, ist nicht so relevant. Jedenfalls ist das, was aus dieser Welt Formen und Farben und Interaktivität und so weiter macht, das Selbst, das Bewusstsein. Und was Trennungen sichtbar macht ist Bewusstsein. Es gibt keine Trennungen in dieser Welt. Du als Körper kannst gar nicht existieren, ohne die Luft, die du atmest oder die Erde auf der du stehst, ohne die Nahrung oder die Flüssigkeit, die du bekommst usw. Alles ist mit allem verbunden. Was aus diesem Ganzen das kosmische Drama macht, bist du selbst und dieses Selbst, dieses Bewusstsein ist in allem eins. Denke einmal darüber nach!
Viveka Chudamani - In der höchsten Göttlichen Wirklichkeit kommst du über diese Welt hinaus
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 405 von Sukadev Bretz -
Wenn die Höchste Wirklichkeit erkannt wird, gibt es kein Universum im Absoluten Brahman, im Ewigen Selbst. Auch in den drei Zeiten gibt es die im Seil gesehene Schlange nicht, genauso wenig, wie es keinen Wassertropfen gibt in der Luftspiegelung/ Fata Morgana.
Die Welt erscheint wirklich
Die Welt erscheint jetzt wirklich als eine von Brahman getrennte Welt, als eine von dir getrennte Welt. Aber das ist eine Täuschung, die irgendwann vorbei ist. Und wenn du die höchste Wirklichkeit erfahren hast, erkennst du, dass es nie eine getrennte Welt gab. Es gibt ein altes Beispiel, das du vermutlich schon kennst: die Schlange und das Seil.
Angenommen du hast eine Schlange gesehen und Angst oder vielleicht sogar Todesangst vor ihr. Du hast schließlich jedoch erkannt, dass diese Schlange keine Schlange ist, sondern nur ein Seil. Nachher weißt du es gab nie eine Schlange. Es gab immer nur das Seil. In dem Moment, in dem du die Schlange gesehen hast, erschien sie sehr wirklich. Du hattest Angst vor ihr. Du hättest ja vielleicht aus Todesangst einen Herzanfall bekommen können. Einen Herzanfall für etwas, was es nicht gibt. In dem Moment, wo du erkennst, dass die Schlange keine Schlange, sondern nur ein Seil war, weißt du, dass das Seil niemals zur Schlange geworden ist.
Beim Aufwachen stellst du fest: Die Welt ist eine Täuschung
Genauso ist es im höchsten Bewusstseinszustand, wenn du aufwachst aus dieser Welterfahrung. Dann weißt du, dass es nie eine getrennte Welt gab. Es ist auch wie im Traum. Angenommen du wachst aus dem Traum auf, dann weißt du, es war nur ein Traum.
Genauso ist es auch bei einer Fata Morgana. Wenn du in der Wüste unterwegs bist, dann siehst du vielleicht weiter entfernt eine Oase oder einen See und denkst, dort ist Wasser. Du rennst hin und erkennst, dass nichts da ist. Und wenn du das erkannt hast, dann erkennst du auch, dass da nie eine Oase war. Da war nie ein See. Da war nie Wasser. Es war nur eine Täuschung.
So ähnlich ist es auch, wenn du die Gottverwirklichung erfahren hast, wenn du Nirvikalpa Samadhi erreicht hast. Dann weißt du: die Welt hat es nie als separate Welt gegeben. Und selbst wenn du dann in die normale Welterfahrung zurückkehrst weißt du dennoch, dass es nur so scheint, dass die Welt von dir getrennt ist. Denn eigentlich gibt es nur die reine, unendliche Bewusstheit, absolutes Selbst, Brahman. Spüre das! Erfahre das! Sei dir dessen bewusst!
Viveka Chudamani - Meister sind für die ganze Welt da
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 578 von Sukadev Bretz -
- gurur eva sadānanda-sindhau nirmagna-mānasaḥ |
- pāvayan vasudhāṃ sarvāṃ vicacāra nirantaraḥ || 578 ||
"Und der Meister, dessen Geist in den Ozean ewiger Glückseligkeit eingetaucht war, wanderte für immer umher und segnete die ganze Welt."
Meister strahlen Licht und Segen in die ganze Welt
Große Meister haben oft ihre Schüler. Oft gründen sie auch größere oder kleinere spirituelle Gemeinschaften. Sie entwickeln ihre Schüler. Sie lehren ihre Schüler, führen ihre Schüler auf dem spirituellen Weg. Aber die Meister sind nicht begrenzt auf ihre engen Schüler. Sie sind nicht begrenzt auf ihren Ashram, ihre spirituelle Gemeinschaft. Die Meister sind für die ganze Welt da. Sie segnen. Sie strahlen Licht aus. Große Meister, große Meisterinnen sind ein Segen für die ganze Welt.
Stimm dich auf die Meister ein und lass dich führen
Lass dich davon inspirieren und wenn du noch keinen persönlichen Meister, Meisterin hast, dann ehre die verschiedenen Meister und Meisterinnen. Öffne dich. So viele Meister und Heilige gab es und gibt es. Und sie segnen die ganze Welt. Stimme dich auf sie ein. Du kannst dich auch ärgern über vieles, was in dieser Welt so schlimm ist. Du kannst nachdenken über die Menschheitsverführer. Du kannst schimpfen über die Materialisten, die Politiker, die korrupten Wirtschaftsbosse und so weiter. Helfen wird dir das nicht. Aber du kannst dich an die großen Meister wenden. Du kannst die Biografien lesen von Swami Vishnu, Swami Sivananda und anderen. Du kannst dir deren Bilder aufhängen. Du kannst die Bilder anschauen, dich verneigen, um Unterweisung bitten. Du wirst Inspiration erfahren. Verehre einen oder mehrere Meister. Öffne dich für Inspiration und lasse dich führen.
Warum schuf Gott diese Welt – Gedicht von Swami Sivananda
Gedicht von Swami Sivananda, aus dem Buch "Samadhi Yoga"
- Warum schuf Gott diese Welt ?
- Das ist eine transzendente Frage,
- der Intellekt kann dieses Problem nicht lösen.
- Frage Gott „warum Er diese Welt erschuf.“
- Warum schuf Gott diese Welt?
- Lokavattu leela kevalam –
- Diese Welt ist Leela, ein Spielzeug des Herrn.
- Gott war allein im Anfang;
- Er wollte Gesellschaft haben und reden,
- Also erschuf er diese Welt.
- Warum schuf Gott diese Welt?
- Er wollte seine Wonne mit Vielen teilen,
- Also erschuf er diese Welt.
- Schöpfung ist sein Svabhava.
- Die Sonne kann ohne Strahlen nicht bestehen,
- Genauso kann Gott ohne Projektion nicht bestehen.
- Warum schuf Gott diese Welt?
- Er erschuf die Welt
- Damit die Jivas sich an ihrem Prarabdha erfreuen können,
- Seine Verehrer Ihm huldigen können.
- Kenne das Selbst,
- Dann nur wirst Du wissen, warum und wie Maya ist.
Der Begriff Welt in der Yoga Philosophie
Im Yoga gibt es verschiedene Philosophien, Darshanas. Dabei wird die Beziehung zwischen Mensch, Welt und Gott unterschiedlich gesehen - immer aber spirituell. Es gibt verschiedene Begriffe für Welt. Die verbreitetsten sind Jagad, Prakriti und Shakti.
Jagad - Die Welt als Schöpfung und Maya
Im Vedanta wird die Welt als Jagad bezeichnet. Vedanta wird von Shankara zusammengefasst werden in drei Sätzen:
- Brahma Satyam - Brahman allein ist wirklich
- Jagan Mithya - die erfahrene Welt, Jagad, ist Mithya, Illusion
- Jivo Brahmaiva Napara - das Individuum, Jiva, ist nichts anderes als Brahman allein
Gemäß Vedanta gibt es keine von Brahman, dem Absoluten, dem Bewusstsein, getrennte Schöpfung. Die Welt ist letztlich nichts anderes als Brahman. So wie ein Goldring, eine Goldkette, ein Goldzahn alle aus Gold bestehen, so besteht die Welt und all ihre Teile nur aus Brahman. So wie alle Objekte in einem Traum nur aus dem Geist des Träumenden bestehen, so besteht die ganze Welt nur aus dem Geist von Ishvara, dem Schöpfungsgott. So wie in einem Traum sich eine illusionäre Welt aus Objekten, Personen, Raum und Zeit ausbreitet, so leben wir jetzt in einem Traum, den wir in Zeit, Raum, Objekten und Personen erfahren.
Allerdings ist die Welt nicht unser eigener Traum. Vielmehr träumt Brahman in seiner Manifestation als Ishwara, persönlicher Gott, diese Welt. Ishwara erschafft als Brahma, Schöpfergott, diese Welt. Als Vishnu, Erhalter, hält er sie in Gang und schützt sie. Als Shiva, Zerstörer, löst er sie wieder auf. Jiva, die Einzelseele, ist wie eine Traumgestalt im Traum von Ishwara. Und da Ishwara letztlich Brahman ist, ist jeder einzelne in Wahrheit Brahman. Mensch, Welt, Gott sind letztlich alles Ausdrucksformen des gleichen Brahmans.
Um zu erfahren, dass es keine von Brahman getrennte Welt gibt, sondern alles eine Manifestation Brahmans, gibt es zwei Hauptmöglichkeiten:
- Neti Neti, "nicht dies, nicht dies": Die bewusste Leugung von manifesten Gestalten und Unterschieden. Die Vergegenwärtigung: Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht die Gedanken, ich bin nicht die Persönlichkeit. Es gibt keinen Baum, keinen Himmel, etc. Alles ist Traumgestalt. Löse insbesondere in der Meditation deinen Geist von allem Relativen und erfahre Brahman als Wirklichkeit hinter allem
- Iti Iti, dies und dies: Da alles Brahman ist, ist alles auch Ausdruck Brahmans. Da Brahman Satchidananda ist, offenbart er sich als unendliches Sein, als Bewusstheit und Freude. Wenn du deinen Geist auf irgendetwas richtest, erfährst du die dahinter liegende Wirklich, Brahman.
Prakriti - die Welt als ewiges Prinzip
Im Sankhya Philosophie System (Darshana) wird die Welt als Prakriti bezeichnet. Prakriti wird meist übersetzt als "Natur". Sankhya, welches auch die Grundlage des Yoga Darshana von Paranjali Maharishi ist, unterscheidet zwei ewige Prinzipien:
Die Prakriti ist ein ewiges Prinzip, und wird bestimmt durch die 3 Gunas Sattva, Rajas und Tamas. Ursprünglich ist die Prakriti im Gleichgewicht - so gibt es kein manifestes Weltall. Dann gibt es den ersten Spandana, Urschwingung, es entsteht Parinama, beständige Veränderung. Purusha, das Bewusstsein, die Seele, spiegelt sich in jedem Teil der Prakriti, so wie die Sonne sich in jeder Pfütze und in jeder Welle eines Ozean spiegelt. Purusha identifiziert sich mit dem Teil der Prakriti, indem er sich spiegelt. So entsteht Jiva, die individuelle Seele, welche sich mit einem Körper-Psyche-Komplex identifiziert. So macht der gespiegelte Purusha Erfahrungen. Schließlich erfährt das Individuum die Begrenzungen als Leid. Purusha strebt danach, sich wieder als reines Bewusstsein zu erfahren.
Laut Sankhya ist der Weg aus der Identifikation des Purushas mit der Welt Viveka und Tyaga. Viveka ist Unterscheidungskraft, Tyaga ist Entsagung, Verzicht.
Es gibt verschiedene Arten von Viveka:
- Atma Anatma Viveka bzw. Purusha Prakriti Viveka: Die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nichtselbst
- Nitya Anitya Viveka: Die Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen
- Sukha Dukha Viveka, manchmal auch Ananda Sukha Viveka: Die Unterscheidung zwischen wahrem Glück und vergänglichem Vergnügen, welches zum Leid führen kann
Tyaga heißt Verzicht. Tyaga im Sankhya Sinn heißt Verzicht auf Besitz, auf Vergnügen. Tyaga und Sannyas heißt letztlich Rückzug aus der Welt.
Krishna geht in der Bhagavad Gita auf Sankhya ein. Er interpretiert Sannyas und Tyaga anders: Für Krishna heißt Sannyas Verzicht auf wunschverhaftete Handlungen, Tyaga Verzicht auf die Früchte einer Handlung. Krishna vertritt hier einen ähnlichen Standpunkt wie das Jesus-Wort: Sei in der Welt, sei aber nicht von der Welt.
Shakti - die Welt aus Manifestation der Göttlichen Mutter
Im Tantra wird die Welt als Zusammenspiel von Shiva und Shakti gesehen:
- Shiva ist das unendliche Bewusstsein, unveränderlich, ewig, Sat - Chid - Ananda, reines Sein-Wissen-Glückseligkeit.
- Shakti ist die Kosmische Energie, welche sich als das Universum ausbreitet. Shakti ist die Göttliche Mutter, Jagadamba, Devi, die Göttin. Die Welt ist wie der Körper der Göttlichen Mutter
Im Tantrismus ist das Verhältnis Mensch-Gott-Welt wie folgt:
- Der Mensch ist Shiva gespiegelt in einem Teil der Shakti. Im Menschen ist Shiva als reines Bewusstsein. Shakti manifestiert sich als die Schöpfungskraft, Kundalini , und als die verschiedenen Körper: Physischer Körper, Astralkörper, Kausalkörper
- Die Welt ist eine Manifestation von Shakti. Daher ist alles, dem der Mensch begegnet, göttlichen Ursprungs. Die Welt ist göttlich. Daher kann der Mensch in jedem Teil der Mensch die Göttin erfahren
- Gott ist zweifach, Shiva und Shakti: Shiva ist das Bewusstseins sowohl hinter der Welt als auch hinter jedem Individuum. Shakti ist die Urmutter, die Göttin. Sie ist die Kraft hinter der Welt und offenbart sich dem Individuum in jedem Teil der Schöpfung. Sie manifestiert sich auch in jedem inneren Antrieb und jeder Fähigkeit des Individuums. Die Göttin ist auch die treibende Kraft im Individuum sich weiter zu entwickeln, seine Kräfte zu entfalten und auszudrücken - und schließlich den höchsten Bewusstseinszustand der Einheit zu erfahren. Die Göttin ist auch die evolutionäre Kraft im Universum. Sie lässt das Weltall entstehen und überall im Weltall Leben entstehen. Die Göttin ist die Kraft der Evolution in jeglicher Hinsicht.
Bhakti Yoga: Die Welt als Schöpfung und Manifestation Gottes
Bhakti Yoga ist der Weg der Hingabe. Es gibt verschiedene Bhakti Schulen. In jeder Bhakti Schule gibt es eine andere zugrunde liegende Philosophie, Theologie.
Gemeinsam ist allen Bhakti Schulen:
- Gott bzw. die Göttin hat die Welt geschaffen
- Gott tritt dem Menschen entgegen als die Welt
- Gott gibt dem Menschen in der Welt Aufgaben
- Der Mensch sollte seine Aufgaben in der Welt erfüllen, sein Dharma, seine Pflicht erfüllen, Gott verehren, seine Sehnsucht nach Gott wachsen lassen und Gott verwirklichen
Das Motto eines Bhakta ist in der Welt: "Sende mir dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten. Oh Gott, nicht mein Wille, dein Wille geschehe."
Die Welt, in der wir leben - Eine Ansprache von Swami Venkatesananda
Durch alle Zeitalter hindurch war der Mensch bestrebt, ohne Gott oder das kosmische Wesen zu leben. Politische Philosophen, Wirtschaftler und wissenschaftliche „Weise“ haben sich selbst die göttliche Rolle zugewiesen, Frieden und Glück des Menschen zu schützen, während andere als religiöse Führungspersönlichkeiten fungieren und ihren Anhängern leicht erlangtes Heil versprechen. Doch Politik, Wissenschaft und Wirtschaft erreichten das Ziel nicht. So soll der Mensch sich nun wieder Gott zuwenden. Wenn kein spiritueller Geist unser Leben beflügelt, dann hat es keinen Wert; wird diese Spiritualität dem Leben jedoch hinzugefügt, dann können Lernprozesse, Wohlstand, soziale Stellung, politische oder wissenschaftliche Führung ihre volle Bedeutung und Zielstrebigkeit erlangen.
Das Wort ‘Dharma’ bezeichnet etwas, das stützt, trägt, schützt und zusammenbringt. Das Dharma bringt uns alle zusammen, bindet uns an einen wundervollen, göttlichen Strang der Liebe, und genau das ist Religion. Jeder, der das Dharma oder die Religion benutzt, um eine Gesellschaft in antagonistische Gruppen zu spalten, verbreitet Unglauben und fügt dem Dharma größten Schaden zu. Letztlich vereint das Dharma uns mit Gott, mit dem in allen Wesen wohnenden Gott.
So sollte unsere Religion oder unser Dharma das Wohlergehen der Menschheit fördern und auch für das Seelenheil des Menschen sorgen. Indem es uns in einem Bund der Liebe zusammenschweißt, sind wir fast verpflichtet, einander zu dienen und somit unsere gegenseitigen Interessen und unser Wohl zu fördern. Dadurch, dass wir uns mit Gott vereinen, sind wir von Kleinlichkeiten, weltlicher Gesinnung, Selbstsucht und Gier befreit. Und das ist das größte Wunder auf Erden: Die leise Verwandlung des menschlichen Herzens, die unser Dharma mit sich bringt. Es erinnert uns daran, dass wir den einen Leib Gottes bilden, untrennbar in ihm vereint. Wir mögen unsere Eigenschaften, Fähigkeiten und unser eigenes Temperament haben; wir mögen verschiedene Wege zu ihm einschlagen, doch in seiner Liebe sind wir alle vereint, und irgendwann werden wir alle zu seinen Füßen liegen. All unsere Anstrengungen, das Los der Menschheit zu verbessern, scheitern einzig, weil wir dies bisher nicht erkannt haben.
Der Religion wurde das gleiche Schicksal zuteil wie unserem gegenwärtigen Zeitalter – das der Verfälschung. Das Einfache wurde kompliziert. Doch wir sehen am Horizont das Heraufdämmern eines Zeitalters der Einfachheit und des Drangs, in einem Labyrinth von Verfälschungen nach der Wahrheit zu suchen. Selbst das Wort „Yoga“ ist verfälscht worden. Yoga hat nichts mit Wundern und Magie zu tun, doch es ist das Synonym für das phonetisch verwandte „Yoke (Joch)“, und dies ist die wesentliche Bedeutung des Wortes "Religion". Ein Joch vereinigt zwei, die Religion verbindet sie.
Auch die Religion wurde verfälscht und die Verfälschung teilte die Menschheit in gegnerische Lager von ‘deiner Religion’ und ‘meiner Religion’. Wahre Religion (Yoga) lässt diese Disharmonie außer Acht und spannt uns alle zusammen ein für das Wohl des Menschen. Die grundlegenden Schriften aller Religionen lehren uns, dass wir unseren Nächsten so lieben sollen wie uns selbst und dass wir Gott mit unserem ganzen Wesen lieben sollen. Das ist Yoga und das ist Religion. Beide müssen miteinander verknüpft werden.
Richtig verstanden, kann Yoga folglich unser Leben bereichern und seinen Zweck erfüllen. Indem Yoga uns zusammen einspannt, vereinigt und mit einem Strang der Liebe aneinander bindet, fördert Yoga indirekt Harmonie, Frieden und Wohlstand. Gott ist Liebe. Die unter Gottes Joch geneigte Seele wird von dieser Liebe eingenommen und geführt. Wir sind alle an den Strang Seiner Liebe gebunden, die die allgegenwärtige, alle erhaltende und erlösende Allmacht ist.
Soweit die Theorie, und diese Theorie gilt es in die Praxis umzusetzen. Im Grunde ist Yoga ganz einfach. Yoga verlangt von uns die Zügelung unseres Egoismus, die Zerstörung von Selbstsucht und die effektive Kontrolle unseres Geistes und unserer Sinne, damit sie ihre Funktion im Einklang mit dem Unendlichen ausüben können. In der Praxis entdecken wir jedoch, dass wir, vor dem Versuch, unser Selbst mit der Gesellschaft und mit Gott in Einklang zu bringen, danach trachten sollten, unsere Persönlichkeit zu integrieren, so dass unsere Gedanken, Worte und Taten, wie auch unser Intellekt, unsere Gefühle und unser Leben uns nicht in mehrere getrennte Persönlichkeiten spalten. Yoga integriert unsere Persönlichkeit durch die Enthüllung unserer eigenen inneren Natur, ihres Potentials und ihrer Begrenzungen.
Durch Dienst an der Gesellschaft, Gottesverehrung, nach innen gewandte Kontemplation und gesundheitsfördernde Asanas und Atemübungen können wir mit Yoga das höchste aller Wunder erreichen: die Verwandlung des menschlichen Herzens.
Verkehrte Welt
Eine indische Fabel aus „Die indische Weltmutter“ von Heinrich Zimmer
In Indien erzählt man sich von einem tugendhaften König, der mit viel Vernunft regierte. Er hielt sich von weisen Männern umgeben und hörte auf ihren verständigen Rat, er setzte vernünftige Beamte über seine Lande, die das Volk zu Vernunft anleiten und in der rechten Ordnung halten sollten. Wahn und Wirrsal waren ihm ein Gräuel. Aber wer kann wider das Geschick? Eines Tages trat sein Sterndeuter vor seinen Thron und vermeldete ihm mit allen Zeichen des Schreckens, er habe in den Sternen gelesen, alsbald werde ein giftiger Regen vom Himmel fallen und alle Brunnen und Quellen, Bäche, Flüsse und Teiche, aus denen die Menschen sich Wasser schöpften, vergiften. Ein großer Wahn werde alles Volk ergreifen, wenn es von dem Wasser tränke.
Der König war bestürzt und befahl unverweilt, den Brunnen seines Palastes abzudecken, dass kein Regen hineinfalle, und sandte reitende Boten in alle Lande, überall ein Gleiches anzubefehlen. Allein was half es? Schon fiel der giftige Regen vom Himmel und verwandelte das Wasser der Quellen und Bäche, Ströme und Teiche, aus denen Volk zu trinken schöpfte.
Ein allgemeiner Wahn brach aus und erfüllte mit seinem Wirrsal das Reich; nur der König mit den Weisen seines Palastes blieb einstweilen nüchtern und vernünftig. Umsonst versuchte er dem unsinnigen Treiben, das von nah und weit sein Eiland der Verständigkeit umbrandete, Einhalt zu gebieten, indem er zum Volke redete und ihm zusprach, — »er ist verrückt, er ist wahnsinnig!« scholl es ihm entgegen, und des Lachens über ihn war kein Ende. Schließlich begriff er, dass ihm nicht anderes übrig bliebe, als sich dem unerforschlichen Willen des Himmels zu beugen und auch von dem Wasser zu trinken, das der Tau des Himmels verwandelt hatte. So tat er mit seinen Weisen und sie wurden alle wie die Übrigen.
Da hatte er das Zutrauen Aller wieder und der Aufruhr legte sich. Es heißt, dass seine Herrschaft auf der neugeschaffenen gemeinsamen Grundlage weiterging wie auf -der alten, vergangenen; eigentlich merkte niemand, wie sehr sich Alles verändert hatte; höchstens ein seltener Fremder, den Zufall oder Wissbegier in das Reich führte, verwunderte sich über das Treiben daselbst. (Verfasst: vermutlich Ende 1937.)
Wann schuf Gott die Welt
Wann schuf Gott die Welt? Im Grunde genommen kannst du das auf drei Weisen beantworten:
Die Welt nach Vedanta
Die erste Weise ist zu sagen: Es gibt die Welt nicht so, wie wir sie sehen. Vom Vedanta Standpunkt aus ist die Welt eine Illusion. Zu fragen „Wann schuf Gott die Welt?“, wäre so wie zu fragen: „wann hat eine Krähe Zähne bekommen?“. Eine Krähe hat keine Zähne bekommen, also ist die Frage „wann hat die Krähe Zähne bekommen“ unsinnig. Die Welt gibt es nicht, darum ist die Frage: „wann schuf Gott die Welt“ unsinnig. Das wäre jetzt eine vedantische Aussage.
Die relative Welt
Die zweite Aussage ist: in der relativen Welt gab es die Welt schon immer. Es ist so ähnlich, wie wenn du in einen Traum gehst, dort erscheint es so, als ob es den Traum schon immer gegeben hat. Wann hast du als der Träumer die Traumwelt geschaffen? Wenn du im Traum bist, dann war die Welt schon immer da. Wenn du in dieser relativen Welt bist, wann schuf Gott die Welt?
Dann würde man sagen: Die Welt gab es schon immer. In dem Moment wo du in dieser relativen Welt bist scheint sie immer schon gewesen zu sein. Und so heißt es: Die Welt ist ein Traum Gottes. Wenn du im Traum bist, ist sie ewig da, aber wenn du aufwachst, dann weißt du: es gab sie nie. Statt zu überlegen „wann schuf Gott die Welt?“ praktiziere spirituelle Praktiken, um aus dieser Welt aufzuwachen.
Unterschiedliche Ansätze
In der hinduistischen Theologie gibt es die Aussage: Es gibt Schöpfungszyklen. Erst gibt es eine kosmische Schöpfung und danach wieder eine Auflösung, Schöpfung, Auflösung, wieder und wieder und da das keinen Anfang hat, aber ein Ende hat, wenn du aufwachst, kannst du nicht sagen, wann Gott endgültig die Schöpfung geschaffen hat. Relativ gesehen.
Im Hinduismus, da gibt es im Surya Siddhanta die Aussage: Ein Schöpfungszyklus dauert 311 Billionen Jahre. Und da wir uns noch in dem ersten Teil der Schöpfung befinden, ist es letztlich irgendwas um die 100 Billionen Jahre. 100 Billionen Jahre hat Gott die Schöpfung geschaffen. Eine nächste Möglichkeit wäre das sogenannte Intelligent Design. Man würde sagen: Gott hat die Welt geschaffen, und eben im Rahmen der ganzen Evolutionsbiologie, im Rahmen der ganzen Naturgesetze und dann würde man sagen: die Welt gibt es seit 20 Milliarden Jahren, die physische Welt, also hat Gott die Welt geschaffen vor 20 Milliarden Jahren.
Im Christentum gibt es die Aussage, das die Schöpfung der Welt vor über 6.000 Jahren gewesen sein muss, denn wenn du alle Patriarchen im Alten Testament zusammenrechnest, sind das 4.000 und ein paar hundert Jahre vor Jesus Christus. So könntest du sagen: dann hat Gott die Welt geschaffen.
Mache dir nicht so viele Gedanken
Du siehst, es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten zu fragen „Wann schuf Gott die Welt?“. Im Buddhismus wird gerne gesagt: Mache dir nicht so viele Gedanken, über solche Metaphysischen Fragen. Da kann man sich wunderbar streiten, und überlegen, und es gibt so viele unterschiedliche Aussagen. Ich glaube es gibt gute Gründe, weshalb die Schriften sich so widersprechende Aussagen machen. Sie machen es deshalb, damit wir das nicht so wörtlich nehmen. Im Hinduismus gibt es dutzende von Schöpfungsgeschichten, die ich kenne, und vermutlich hunderte von verschiedenen. Wann schuf Gott die Welt wird dort jeweils etwas anders gesagt.
In der Bibel gibt es auch mehrere Schöpfungsgeschichten. Erst wird gesagt, dass Gott die Welt in sechs Tagen geschaffen hat, und den Menschen als letztes. Dann gibt es ein paar Kapitel weiter die Aussage, dass Gott erst den Menschen geschaffen hat, und dann alles andere, also die Schöpfung ganz anders. Und später, im Johannes Evangelium, dort heißt es „am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort, und aus ihm ist alles geschaffen worden“. Das wäre eine dritte Schöpfungsgeschichte.
Was wirklich zählt
Statt sich solche Fragen zu stellen, wäre wichtiger: wann erfährst du Gott? Wann wachst du aus dieser relativen Welt auf? Wann erreichst du die Erleuchtung? Mache auch hier nicht zu viele Spekulationen. Praktiziere spirituell sehr regelmäßig, in deinen spirituellen Praktiken. Führe ein ethisches, reines Leben. Praktiziere regelmäßig, mit anderen spirituellen Aspiranten. Mache uneigennützigen Nächsten-Dienst. Bete zu Gott, bitte um Gottes Führung, und versuche Gott in jedem Moment immer wieder zu spüren.
Mehr Anregungen
Mehr Anregungen zum Thema „Hingabe zu Gott“ und „Gottesverwirklichung“ findest du auf unseren Internetseiten yoga-vidya.de Dort könntest du, zum Beispiel, in das Suchfeld eingeben: Gott, Gottesliebe, oder auch Bhakti, der indische Ausdruck für Gottesliebe und Gottesverehrung. So bekommst du viel mehr Informationen über Gott.
Siehe auch
- Darshana
- Vedanta
- Sankhya
- Bhagavad Gita
- Jagad
- Prakriti
- Shakti
- Tantra
- Mensch
- Gott
- Schöpfung
- Kosmos
- Ho'oponopono
- Kosmoslogos
- Heinrich Zimmer
- Weltmutter
- Weltlichkeit
- Yoga der drei Energien
Literatur
- Sukadev Bretz: Meditieren lernen in 10 Wochen - Übungsbuch mit MP3-CD
- Swami Sivananda: Autobiografie auch als eBook
- Die Indische Weltenmutter von Heinrich Zimmer, Insel Verlag Frankfurt am Main, 1980
- Sri Shankaracharya: Das Kronjuwel der Unterscheidung
- James Swartz: Die Wirklichkeit verstehen
- Sri Sankaracharya: Das Herz des Vedanta
- James Swartz: Yoga der drei Energien, auch als eBook
Weblinks
- Bhagavad Gita
- Tantra
- Pilgerorte auf der ganzen Welt
- "Die Welt und du" aus Göttliches Leben von Swami Sivananda
- Gott in der relativen Welt erfahren – BhG X.26
- "Die Natur der Welt" aus Die Verwirklichung des Absoluten von Swami Krishnananda
- Nimm die Welt durch die Augen Gottes wahr– BhG XI.8
- Wir sind immer mit der Welt verbunden
- Sieh die Welt aus den Augen eines anderen
- Der lebendig Befreite, ein Segen für die Welt
- Wie das Maha Mantra in die Welt kam
- "Maya" aus Göttliche Erkenntnis von Swami Sivananda
Seminare
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- 15.01.2025 - 03.12.2025 Jahresgruppe Sanskrit - Lektüre der HATHA YOGA PRADIPIKA - Online
- Termine: 15.01., 29.01., 12.02., 26.02.,12.03., 26.03., 09.04., 23.04., 07.05., 21.05., 04.06., 18.06., 02.07., 16.07., 30.07., 10.09., 24.09., 08.10., 22.10., 05.11., 19.11., 03.12.2025
- Dr phil Oliver Hahn
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Ein Segen für die Welt ist einer der spirituelles Wissen weiter gibt BG.XVIII 69
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Verdrehter Verstand zerstören das Gute in der Welt XVI 9
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Wie Hatha Yoga in die Welt gekommen ist
Sieh die Welt aus den Augen eines Anderen
Wie man Wissen um die Welt erwirbt
Wenn du das Göttliche Auge öffnest, siehst du die Welt als Körper Gottes – Bh.G. 5 u.6
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Gott in der relativen Welt erfahren – Bh.G. X 26