Gottesliebe

Aus Yogawiki

Gottesliebe ist die Liebe des Menschen zu Gott sowie die Liebe Gottes zum Menschen und zur Schöpfung. Gottesliebe ist eine Gnade, Gottesliebe ist kultivierbar, entwickelbar: Der spirituelle Aspirant kann Liebe zu Gott entwickeln und kann sich öffnen für die Liebe Gottes.

Swami Sivananda

Der Weg der Gottesliebe wird im Yoga Bhakti Yoga genannt. Durch die Übungen des Bhakti Yoga kann der Yoga Aspirant Gottesliebe entwickeln. Durch Gottesliebe kommt der Aspirant zur Gotteserfahrung. Die Höchste Frucht der Gottesliebe ist die Erfahrung der Einheit mit Gott, die Gottverwirklichung.

Bhakti – Gottesliebe und Hingabe

- ein Vortrag von Sukadev Bretz -

Gottesliebe

Ein Kommentar zu einigen Sätzen von Swami Sivananda aus dem Kapitel Bhakti, aus dem Buch „Inspiration und Weisheit.“

Was ist Gottesliebe?

Swami Sivananda schreibt:

Bhakti heißt in Gott sein. Bhakti ist das Fließen von Hingabe wie das Fließen eines Flusses. Bhakti ist Kontinuität von Hingabe. So wie Öl kontinuierlich von einem Gefäß in ein anderes fließt. Bhakti ist das angezogen sein des Menschen durch Gott, so wie die Nadel vom Magnet angezogen wird. Bhakti ist Liebe um der Liebe willen. Der Gottesverehrer will Gott und nur Gott. In dieser Liebe liegt keine selbstsüchtige Erwartung. Es gibt keine Angst. Es gibt manchmal spirituelle Systeme und Religionen die sagen: „Gott sieht alles, sei vorsichtig.“ Sie sprechen von der Gottesfurcht die man haben soll.

Swami Sivananda spricht anders, er sagt:

Öffne dich mit deinem ganzen Herzen zu Gott.

Du brauchst keine Angst zu haben. Selbst wenn du etwas falsch gemacht hast, Gott versteht es. Bhakti Yoga ist einfach. Gott streckt seine Hände aus um dich aus dem Sumpf zu erheben. Ergreife seine Hand fest, du musst nur Hingabe zu Gott haben und zu Gott allein, Gott wird dir helfen.

Vergleich Affenbaby versus Katzenbaby

Es gibt auch einen schönen Vergleich, denn es wird gesagt: Raja Yoga und Jnana Yoga sind wie das Bemühen von einem Affenbaby und Bhakti Yoga ist wie das Bemühen von einem Katzenbaby. Angenommen du wärest ein kleiner Affe in Indien und du hast eine Mutter, dann musst du zu der Mutter hinrennen und du musst dich festhalten an der Mutter. Die Mutter springt von Ast zu Ast. Aber du musst zur Mutter hinrennen und dich festklammern. Du musst also einiges tun. Im Bhaktiyoga bist du wie das Katzenbaby, du schreist einfach, dann wird Gott zu dir kommen, dich erheben und dich zum Höchsten führen. Auch das kleine Kind eines Affen wird letztlich getragen von der Mutter.

Auch wenn du Raja und Jnana Yoga praktizierst, letztlich ist es Gnade, die dich zur Verwirklichung bringt, aber du musst mehr machen. Im Bhaktiyoga bist du wie ein Katzenbaby. Du musst nur schreien und dich an Gott wenden und die Gnade Gottes führt dich zum Höchsten.

Arten von Hingabe

Swami Sivananda schreibt: „Es gibt zwei Arten von Bhakti, Apara Bhakti und Para Bhakti. Apara Bhakti ist niederes Bhakti. Para Bhakti ist höchstes Bhakti.

Apara Bhakti ist für Anfänger auf dem Bhaktiweg. Als Apara Bhakta führst du Rituale und Zeremonien aus. Du singst Mantras und Anderes. Vielleicht gehörst du einer bestimmten Religion an und schmähst andere Bhaktas, die andere Aspekte des Göttlichen verehren. Das ist oft der Anfang einer spirituellen Bhaktipraxis.

Du kannst Gott auch durch andere Wege, wie Raja- und Jnanayoga, verwirklichen. Aber wenn du auf dem Bhaktiyogaweg relativ neu bist, wirst du vielleicht Rituale, wie Puja, Arati und Homa lernen oder Mantras und Sanskrit lernen, Kirtan und Harmonium. Oder du führst einfache Rituale durch und denkst: „Ja, ich verehre jetzt Gott“ und vielleicht denkst du auch: „Vielleicht bin ich jetzt anderen gegenüber etwas überlegen?“, weil du alle diese Gottgefälligkeitsrituale durchführst. In den verschiedenen Schriften wird auch oft gesagt, dass deine Art der Gottesverehrung die beste ist, denn der Glauben soll ja verstärkt werden. So gibt es auch irgendwo in der Bibel den Ausdruck den Jesus sagt: „Niemand kommt zum Vater als durch mich.“ Krishna in der Bhagavadgita sagt: „Andere mögen anderen Göttern dienen, aber nur wer mir dient, der kommt zum Höchsten.“ Und so sagen es auch die Moslems und viele andere.

Manche Parabhaktas wissen, das ist jetzt nur gesagt, um den Glauben zu stärken. Wenn Gott in seinen Manifestationen überall sagt: „Durch die Manifestation erreichst du Gott besonders“, und wenn die Menschen dabei wissen, Gott hat das in verschiedenen Manifestationen gesagt, dann kann man auf die eine Weise verehren und Respekt vor den anderen haben.

Vereinigung von Shiva und Shakti

Ein Gottesverehrer vom Para Bhakti-typus umfasst alles und schließt alles mit ein. Er besitzt kosmische Liebe, Vishwaprem. Die ganze Welt ist für ihn Vrindavan, der Ort Gottes. Er braucht keine Tempel zum Gottesdienst. Er fühlt, dass die ganze Welt eine Manifestation Gottes ist. Alle Bewegungen und Aktivitäten sind Lilaspiel Gottes.

Es gibt noch eine weitere Unterscheidung zwischen Apara Bhakti und Para Bhakti. In Apara Bhakti bittest du Gott um alle mögliche Hilfe. In Para Bhakti bittest du Gott um nichts. Du bist nur dankbar und spürst Gottes Gegenwart.

Bei Apara Bhakti würdest du zum Beispiel um folgendes bitten:

  • Oh Gott, bitte hilf mir, den richtigen Job zu bekommen,
  • bitte hilf mir, dass ich wieder gesund bin.
  • Bitte hilf meinem Kind, dass es die Prüfung besteht.
  • Bitte hilf mir, dass die Beziehung zwischen meinem Mann/meiner Frau wieder besser wird.
  • Bitte hilf, dass ich bei der Arbeit die Beförderung bekomme.“

Das alles sind Apara Bhaktiformen. Und vielleicht bekommst du dann auch das, was du dir wünscht und bist Gott gegenüber dankbar.

Vielleicht bekommst du nicht, was du dir wünscht und du sagst: „Oh Gott, du wolltest es nicht, aber es war gut, dass ich gefragt habe.“

In diesem Sinne sagt Swami Sivananda noch: „Suche Gottes Wille, tue Gottes Wille, unterwirf dich Gottes Willen, du wirst Eins werden mit dem kosmischen Willen. Gib dich Gott ganz hin. Gott wird dein Lenker auf dem Feld des Lebens werden. Er wird den Wagen deines Lebens gut lenken. Du wirst das Ziel erreichen. Das Reich unsterblicher Wonne. „

Das waren einige Sätze aus dem Kapitel „Bhakti Yoga“ aus Swami Sivanandas Buch „Inspiration und Weisheit.“ Mein Tipp wäre: „Lies jeden Tag etwas aus diesem Buch. Es ist etwas sehr inspirierendes. Swami Sivananda schreibt aus seiner Erfahrung. In seinen Worten ist viel Kraft und Power. Lies sie, lass sie auf dich wirken, lass sie dich inspirieren.

Zum Schluß noch ein kleines Gebet auf Sanskrit:

  • Kayena Vacha Manasendriyair Va
  • Buddhyatmana Va Prakriteh Svabhavat
  • Karomi Yad Yat Sakalam Parasmai
  • Narayanayeti Samarpayami

Oh Gott ich verehre dich. Oh Gott, kosmisches Bewusstsein, was auch immer ich heute getan habe und morgen tun werde, mit meinem Körper, mit meiner Stimme und mit meiner Sprache, mit meinem Herzen, mit meinen Emotionen, mit meinen Gedanken, mit meinem ganzen Sein, was auch immer es sein mag, ich bringe es dir dar.

  • Om Shanti, Shanti, Shanti
  • Om Bolo Sadguru Shivananda Maharaja Ji Ki Jay
  • Om Bolo Shri Guru Vishnudevananda Maharaja Ji Ki Jay

Video - Bhakti - Gottesliebe und Hingabe

Vortrag der Vortragsreihe „Yoga Vidya Schulung.

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Zeichen der Gottesliebe

Liebe ist die Antwort auf alle Fragen

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Kommentar zur Bhagavad Gita, 12. Kapitel, ab Vers 13

Wenn du vom Herzen her Gott verehrst, wie äußert sich das praktisch? Was deutet darauf hin, dass du ein Bhakta bist, ein Gottesverehrer, oder, welche Zeichen lassen dich große Gottesverehrer, große Heilige wahrnehmen? Wie wirst du sein, wenn deine Hingabe an Gott tief wird? Darüber spricht Krishna in der Bhagavad Gita ab dem 13. Vers, 12. Kapitel

Diese Verse gehören zu den Versen, in denen Krishna über den Vollkommenen spricht. Krishna spricht erheblich häufiger in der Bhagavad Gita über die Kennzeichen eines Heiligen, eines Weisen, eines Gottesverehrers, eines Vollkommenen, als er über unvollkommene Menschen spricht. Er will uns ein hohes Ideal geben, nach dem wir streben können, und er will uns helfen, zu sehen, wie wir sein werden.

Zu kultivierende Tugenden

13. Vers

Wer kein Geschöpf hasst, wer zu allen freundlich und mitfühlend ist, wer frei ist von Verhaftung und Ichgedanken, ausgeglichen in Vergnügen und Schmerz und nachsichtig, stets zufrieden ist, beständig in der Meditation, selbstbeherrscht und mit fester Überzeugung und dessen Geist und Verstand auf Mich gerichtet sind, er, der mich verehrt, dieser ruht in meiner Liebe.

Diese Verse haben eine Refrain „mad-bhaktah sa me priyah“. Dieser mein Verehrer, mad-bhaktah, ruht in meiner Liebe „sam e priyah“.

Was wird sein, wenn du voller Gottesliebe bist? Wunderbare Dinge beschreibt Krishna hier. Hierzu gibt es vieles zu sagen. Zu jedem einzelnen Vers existiert auch ein Kommentar von mir, sowohl als Podcast als auch in dem Kommentar in meinem Buch „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

Gleichmütig ruhe in der Liebe Gottes

15. Vers

Der Mensch, durch den die Welt nicht beunruhigt wird, der auch selbst durch die Welt nicht beunruhigt werden kann, und der frei ist von der Verhaftung an Vergnügen, Furcht und Angst, dieser ruht in meiner Liebe.

Wer frei von Wünschen ist, und wer dabei rein, klug, gleichmütig und frei von Schmerz, allen Unternehmungen und Absichten entsagt, wer mir so ergeben ist, ruht in meiner Liebe.

Im 13. Vers ging es zunächst um Liebe zu anderen Wesen. Kein Geschöpf hassen, freundlich sein, mitfühlend sein, Karuna und Maitri, was er hier besonders erwähnt, ist natürlich nicht nur ein Gefühl, Maitri ist die tätige Nächstenliebe. Karuna ist der Wunsch, anderen Gutes zu tun.

  • Wer Gott liebt, wird auch seine Geschöpfe lieben, wer Gott liebt, wird auch freundlich zu anderen sein. Umgekehrt ist der Fanatiker, der behauptet, Gott zu lieben, und dafür andere umbringt, natürlich kein Bhakta.
  • Wer frei ist von Verhaftung und Ich-Gedanken, ausgeglichen in Vergnügen und Schmerz, und nachsichtig - Du selbst hast hohe Ideale für dich selbst, aber du bist auch nachsichtig gegenüber anderen, die den Idealen nicht gerecht werden. Und wenn du selbst hohe Ideale hast, sei auch dir gegenüber nachsichtig.
  • Weiterhin sagt er: stets zufrieden, beständig in der Meditation, selbstbeherrscht, fester Überzeugung. - Aus Bhakti, aus Hingabe, kommt auch eine Ruhe und Stärke des Geistes und tiefe Meditation. Dann geht es auch wieder um die Gefühle. Geist und Verstand auf Gott gerichtet, voller Verehrung und voller Liebe.
  • Dann schließlich auch: der durch die Welt nicht beunruhigt wird, ein Zeichen von Gottes Liebe ist auch Ruhe zu bewahren, selbst wenn Dinge schief gehen. Es kann sein, dass in deiner Umgebung eine Welt zusammenbricht. Du bekommst die Kündigung, dein Unternehmen geht pleite, oder die ganze Gegend geht den Berg hinunter, politische Umstürze, oder Überschwemmung, Naturkatastrophen, Sturm. Die Welt kann alles durcheinander bringen. Du bleibst trotzdem in der inneren Mitte.
  • Durch den die Welt nicht beunruhigt wird - auch du selbst willst nicht die Welt aus dem Gleichgewicht bringen.

Und diese tiefe Gottesliebe heißt, du bist furchtlos geworden, du hast keine Angst. So ruhst du in der Liebe Gottes. Du hast keine Wünsche, denn du weißt, Gott gibt dir alles. Und du leidest auch nicht unter Schmerzen, denn du weißt, selbst im Schmerz manifestiert sich Gott, und so bist du gleichmütig, und weil du voller Gleichmut bist, bist du auch klug, du handelst geschickt, du verstehst andere Menschen. Das sind alles Zeichen für Liebe in Gott. Und du brauchst nichts. Deshalb tust du, was zu tun ist, aber du willst nichts haben.

Der Hingegebene ruht in der Liebe Gottes

Gib dich ganz hin

17. Vers

Wer weder jubelt noch hadert, sich auch nicht sorgt und nicht wünscht, wer weder Gut noch Böse kennt, und voller Hingabe ist, der ruht in der Liebe Gottes.

Dinge gehen gut, Dinge gehen schief, du brauchst weder über das, was gut geht zu jubeln, noch über das, was schief geht, hadern. Du weißt, letztlich macht Gott alles. Du brauchst nichts zu wünschen, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Du weißt, im Herzen aller Wesen ist Gott, da gibt es weder gut noch böse. Und das jetzt scheinbar böse wird langfristig auch das Gute bewirken. Das spürst du, voller Hingabe. So ruhst du in der Liebe Gottes.

Wer Freund und Feind und Ehre und Schmach gleich erachtet, dem Kälte und Hitze und auch Vergnügen gleichbedeutend sind, und wer frei ist von Verhaftung, wem Lob und Tadel gleich viel sind, wer schweigsam ist, mit allem zufrieden und ohne Heim, dessen Geist nicht schwankt und der voller Hingabe ist, dieser Mensch ist voller Liebe oder auch: dieser Gottesverehrer ruht in der Liebe Gottes. Hier geht es um die Dualitäten. Es gibt Menschen, Gegner und Freunde, aber alle sind Manifestationen Gottes.

Manchmal wirst du geehrt, gelobt, und manchmal kommst du in Schmach und es könnte dir peinlich sein. Für einen Gottesverehrer ist alles gleich. Mal ist es kalt, mal heiß, mal ist das Wetter gut, mal ist es schlecht, in jeglicher Hinsicht. Und du brauchst auch keine Vergnügen, das höchste Vergnügen ist Gott. Du bist jenseits der Verhaftung, Dinge mögen dir genommen werden, und dabei hast du eine innere Ruhe, deshalb, du bist Mauni. Mauni heißt zum einen schweigsam, es heißt aber auch, innere Ruhe zu haben. So bist du zufrieden mit allem, was kommt.

Du bist ohne Heim, aniketah, du weißt, die ganze Welt ist dein zu Hause, dein Körper mag vorübergehend das zu Hause hier haben, aber es kann auch sein, dass dein zu Hause genommen wird. Es kann sein, dass du vertrieben wirst, es kann sein, dass du nicht mehr genug verdienst, es kann sein, dass du merkst, Gott will dich woanders haben. Niketah, ohne festes zu Hause, denn Gott ist dein zu Hause. So hast du einen festen Geist, gerichtet auf Gott, und du bist voller Hingabe und so bist du in der Liebe.

Bhaktas streben mit Vertrauen zu Gott

20. Vers

Diejenigen wahrlich, die diesem unsterblichen Dharma wie es oben beschrieben wurde, mit Vertrauen folgen, und mich als ihr höchstes Ziel betrachten, sie, die in Liebe verankert sind, sind die höchsten Bhaktas.

Wie also ruhst du besonders in der Liebe Gottes? Indem du an allem obigen arbeitest. Im Grunde genommen fasst Krishna jetzt alles zusammen. Auf der einen Seite große Hingabe Gottes, und eine tiefe Hingabe Gottes resultiert in Freundlichkeit, Liebe, uneigennützigem Dienst gegenüber anderen.

Diese Hingabe Gottes resultiert auch in Verhaftungslosigkeit, du bist bereit, alles zu tun, und alles loszulassen. Diese Hingabe Gottes führt zu grenzenlosem Vertrauen. Du hast keine Ängste und keinen Ärger. Aus physiologischen Gründen mögen Furcht oder Ärger kurzfristig aufflackern, aber es ergreift dich nicht. Wünsche mögen da sein als Handlungsempfehlung mit Energie, aber es ergreift dich nicht. Und so hast du eine Festigkeit und eine Ruhe, einen Gleichmut, und das zeigt sich auch in Gleichmut gegenüber den Wechselfällen des Lebens.

Das sind hohe Ideale, und Swami Sivananda schreibt zu diesen Versen einen großen Kommentar. Im Grunde könntest du mit jedem Teilvers, in dem er dir ein Ideal gibt, eine ganze Woche verbringen, und dir sagen, ich möchte so sein, ich möchte das entwickeln. Wenn du etwas systematischer arbeiten willst, könntest du dir auch die Gita nehmen und jeden Tag einen Teilvers lesen und den Inhalt am gleichen Tag oder während der Woche umsetzen.

In meinem Buch „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“ gibt es immer einen Kommentar zu jedem Vers und hier beschreibe ich jedes einzelne der Ideale, die Krishna hier nennt, genauer. Ich werde jetzt die Abschlussverse wiederholen und dir weitere Hinweise geben, was du umsetzen kannst:

So endet in den Upanishaden der glorreichen Bhagavad Gita, der Wissenschaft vom Ewigen, der Schrift über Yoga, des Dialogs zwischen Sri Krishna und Arjuna, das zwölfte Kapitel mit dem Namen Bhakti Yoga, der Yoga der Hingabe.

Tipps für die Praxis

Übe Hingabe zu Gott. Was auch immer du tust, bringe es Gott dar. Was auch immer kommt, sieh es als Geschenk Gottes, als Aufgabe Gottes, als Gabe Gottes.

Verzichte auf die Früchte deiner Handlungen, bringe diese Gott dar. Übe spirituelle Praktiken, und bringe auch diese Gott dar. Egal, ob du eine konkrete Gottesvorstellung hast, oder eine Abstrakte, bringe alles Gott dar. Und durch diese Hingabe an Gott kultiviere uneigennützige Nächstenliebe, Liebe zu den Mitmenschen, und die Kraft, anderen zu helfen und dienen. Überwinde alle Ängste, Ärger, Niedergeschlagenheit durch grenzenloses Vertrauen in Gott. So bekommst du auch Stärke und Ruhe des Geistes. Und du wirst unabhängig von den Wechselfällen des Lebens und von wechselhaftem Verhalten anderer dir gegenüber. Spüre die Liebe Gottes, lass die Liebe Gottes dich ganz erfüllen.

Hari Om Tat Sat

Video - Zeichen der Gottesliebe

Swami Krishnananda über Gottesliebe

Höchste Wonne – die höchste Frucht der Gottesliebe

Swami Krishnananda

Gottesliebe ist Mittel und Frucht von Bhakti Yoga. Die Shrutis, wie die Veden und Upanishaden genannt werden, heben das Prinzip des Göttlichen über den Bereich der Schöpfung und lassen es am Firmament der absoluten Vollkommenheit weit über den Staub des Irdischen hinaus hell erstrahlen, sie erzeugen ein Gefühl von Hochachtung und furchteinflößender Ergebenheit und Hingabe an den ewigen Machthaber. Die Epen und Puranas dagegen sind freudig bestrebt, uns den Richter des Universums in eine trauliche Beziehung zu bringen, zu einem Freund, einem Philosophen und zu einem Führer der Menschheit in turbulenten Zeiten. Über Gottesliebe entsteht diese tiefe Beziehung von Mensch zu Gott.

Während Gott der mächtige Vater und Herrscher über alle Dinge ist, dem alle Abhängigen und Diener unterworfen sind, ist er dennoch der Freund des Menschen, wie in der Vorstellung von Narayana (Gott) und Nara (Mensch), die in Gottesliebe miteinander verbunden sind. Gott ist nicht zu trennen vom Wohlergehen des Menschen, Krishna lässt Arjuna nie im Stich, leistet ihm Beistand und hilft ungefragt und sogar unerwünscht. Denn häufig weiß der Mensch selber nicht, dass er Gottes Hilfe benötigt, aber Gott weiß es im Voraus. Es ist diese Vertrautheit, Innigkeit und Barmherzigkeit, mit der Gottesliebe in den epischen und Purana-Texten charakterisiert wird. Die Kameradschaft zwischen Gott und Mensch ist das besonders rührende Element, das hier verkündet wird im Unterschied zur alles übersteigenden Erhabenheit von Brahman, wie er in den Upanishaden beschrieben wird und zu den Göttern, wie sie in den Samhitas verehrt werden. Es ist der Sinn dieser besonderen Lehren, Religion nicht nur einfach praktikabel, sondern auch zu angenehmen und erfreulichen Mitteln des Dialogs mit Gott zu machen; mit Gott, der stets bei uns ist und auf die Bedürfnisse seiner Anhänger achtet. Die Beziehung zwischen Mensch und Gott in der Gottesliebe ist nun die Verklärung und Vergötterung der Gefühle, der Liebe und der Sehnsucht des Menschen, und die Sehnsucht und das Verlangen des Menschen werden konzentriert und auf die Gestalt Gottes gerichtet. Die Beziehung zwischen Krishna und Arjuna ist gezeichnet von Erhabenheit, Würde und Verwunderung und wie das kosmische und irdische Wesen im Einklang wirken.

Die innigste und vertrauteste Beziehung der Menschen mit Gott findet man laut Bhagavata Purana in der Gottesliebe der Gopis von Vrindavana, die dort ihren Höhepunkt erreicht. Während die Vater-Sohn-Beziehung, die Herr-Diener-Beziehung und die Mutter-Kind-Beziehung in der Tat Meisterstücke menschlicher Beziehungen sind, wird das Liebeserlebnis der Seele in der Verzückung der Gottesschau als der höchste Punkt betrachtet, den Liebe und Hingabe erreichen können. In der Brihadaranyaka Upanishad wird die Innigkeit und Ekstase der Vereinigung der Seele mit dem Absoluten verglichen mit der Transzendenz-Erfahrung, wie sie vom Liebenden gefühlt wird, der sich in einer schnellen Umarmung mit der Geliebten vereinigt. Selten im Leben erhebt sich die Seele zur vollen Größe. Meistens arbeiten bei den täglichen Beschäftigungen der Menschen Verstand, Geist und Sinne mit voller Wucht, Heftigkeit und Leidenschaft. Man erwartet von der Seele, dass sie sich bei Bedarf an der Oberfläche zeigt und dabei ausnahmslos die gesamte Persönlichkeit mitzieht, bei Hunger, Schlaf und Sex. Die Totalität, die man in diesen Stadien erlebt, ist ein billiger Abklatsch der ganzen Größe, die man bei der Verschmelzung in der Gottesvereinigung erfährt. Gott ist nicht nur das furchteinflößende Gericht des Universums, sondern eine Quelle der Schönheit und des Zaubers, die die ganze Welt entzücken kann. Gott übersteigt jede Form von Schönheit und Liebenswürdigkeit, die irgendwo wahrnehmbar ist und lässt die Herzen der Dinge verschmelzen allein durch Seinen Anblick oder allein durch den Gedanken an seine Schönheit. Gott ist die Schönheit hinter aller Schönheit - sakshat manmath manmathah.

Religion verblasst zu einer eintönigen Beschäftigung, wenn sie zu einem Sammelsurium von Regeln und Gesetzen wird. Dadurch wird sie des Erschauerns beraubt, das man in der Gegenwart des Geliebten spürt. Religion ist nicht nur Disziplin, sondern auch Liebe, Gottesliebe, Liebreiz und Gnade. Einerseits ist das Beispiel von den Gopis eine Veranschaulichung von der überindividuellen Art des Verlangens der Seele nach Gott. Andererseits zeigt es, auf welche Art und Weise Gott durch Gottesliebe Sein Parlament und Seinen Rat, Seine Verordnungen und Regeln außer Kraft setzt, um ganz persönlich zu Seinem Anhänger zu eilen, ohne anderweitige Hilfsmittel einzusetzen. Im 22. Vers im 9. Kapitel der Bhagavad Gita ist das Versprechen Gottes, dass Er sich persönlich um Seine Verehrer kümmern wird, die untrennbar mit Ihm verbunden sind. Spirituelle Verzückung ist das Thema von 5 Versen im 10. Kapitel der Bhagavbruata, im dem Krishnas Tanz der Liebe beschrieben wird. Hier erklimmt die Verehrung eine Höhe bis zu dem Punkt des Zusammenbruchs, an dem das Individuum zerrinnt zu einem glückseligen Strom im Meer Gottes. Verehrung dieser Art ist Ragatmika Bhakti, also die Verehrung durch Ekstase, im Gegensatz zu Gauna Bhakti, einer formellen und disziplinierten Form der Verehrung. Ragatmika-Bhakti beginnt mit einer Erregung der Seele, einem Reiz, den sie wahrhaftig tief im Inneren und nicht durch den Verstand, den Geist oder die Sinne verspürt. Dies geschieht, wenn der Verehrer als erstes nach Gott ruft in einem Moment der Verlassenheit; als zweites wird er vorübergehend ohnmächtig durch die Erschöpfung, die durch die Intensität des brennenden Verlangens hervorgerufen wird; und drittens verfällt er in einen Zustand, in dem er voller Verzückung Gott imitiert, Seine Eigenschaften und Seine Taten. Und dann tanzt er im Zustand der Besessenheit, als ob das, was er imitiert, sich in ihm manifestiert hätte.

Die besten Darsteller in einer dramatischen Vorführung sind jene, die ihre eigene Identität verlieren und quasi mit der Rolle verschmelzen, die sie spielen. Die Gopis waren auf dieser vorletzten Stufe zur Vereinigung mit Gott. Dies führte sie später dann in einen Zustand, in dem sie alle erfahrungsgemäßen Bindungen an die Persönlichkeit, das Bewusstsein und alle äußeren Beziehungen nieder rissen in einem wahrlich verrücktmachenden Erlangen Schwindel erregender Höhen. Von dort strebt nicht nur der Verehrer nach Gott, sondern Gott höchstpersönlich eilt zum Verehrer; Gott hat mehr Verlangen nach dem Menschen als die Menschen nach Gott. Bei der Gottesliebe ist es nicht genug, wenn der Verehrer nach Gott verlangt; die höchste Verehrung ist, wenn Gott den Verehrer liebt und sich so verhält, als ob ER der Diener dessen wäre, der IHN liebt. Die Beispiele von Heiligen, die solch ein Leben der Gott-Besessenheit gelebt haben, können in der Geschichte religiöser Gedanken und Praktiken gefunden werden.

Bhakti Yoga – mit Gottesliebe zur Gelassenheit

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev

Schon als Kind habe ich Hingabe zu Gott gespürt. Es gab dann zwar in der Jugend eine Phase, wo ich mich von Gott entfernt hatte, wo ich überlegt hatte, wie kann Gott diese Ungerechtigkeiten zulassen, aber recht bald kam dann auch wieder tiefes Vertrauen zu Gott, tiefer Glaube zu Gott, auch mein Gebet hat mir tiefe Gottesnähe vermittelt. Ich kann also sagen, Bhakti Yoga war ein wichtiger Aspekt meines Wesens schon von Kindheit an. Bhakti Yoga ist also der Yoga der Hingabe, Yoga der Gottesverehrung, Yoga der Verbindung mit Gott, Yoga der Darbringung an Gott, Yoga des Gebetes. Aber zu bestimmten Zeiten ist Bhakti besonders wichtig geworden und bis heute ist Bhakti besonders wichtig.

Interessanterweise habe ich ja gelernt bei einem Meister namens Swami Vishnudevananda, und dieser Meister galt als Autorität des Raja Yoga und Hatha Yoga. Er konnte die fortgeschrittesten Asanas üben, er hatte mehrere Phasen von intensivem Pranayama, also bis zu vierzehn Stunden am Tag Pranayama, Atemübungen, das über mehrere Monate. Das hat er als Zwanzigjähriger bis Dreißigjähriger gemacht, das war diese intensivste Phase seiner spirituellen Praktiken. Er hatte auch in späteren Jahrzehnten seines Lebens immer wieder intensivste Phasen der Meditation gehabt. Aber ich habe ihn immer hauptsächlich als Bhakta eingestuft.

Er war ein hochemotionaler Mensch. Er war ein Mensch, der sich begeistern konnte. Er war auch ein Mensch, der auch mal Trauer empfinden konnte. Er war auch ein Mensch, der seinem Ärger Ausdruck geben konnte, wenn jemand nicht seine Aufgabe getan hatte. Er konnte, wenn nötig, auch seinen Geist beherrschen. Aber er hat uns immer wieder vermittelt: "Bringe alles Gott dar, sowohl deine positiven Seiten wie auch deine scheinbar negativen Seiten." Er sagte: "Was auch immer du tust, wenn du es Gott darbringst, dann ist es in Ordnung." Swami Vishnudevananda hatte auch einen Vers am Abschluss der Meditationen rezitieren lassen, einen Vers aus der Bhagavad Gita, 18. Kapitel, Vers 66:

"Bringe alles Gott dar, egal, ob du es für gut findest oder weniger gut findest. Wenn du alles Gott darbringst, dann wird Gott das alles zurechtrücken, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Gott wird alle deine Fehler auflösen." Was ein bisschen auch heißt, wenn du alles Gott darbringst, dann machst du dich nicht schuldig, du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben. Hingabe zu Gott löst das Problem von Schuld und Sühne. Das Bhakti-System heißt dann, Gott wirkt durch alles, alles, was ist, kommt von Gott. Es gibt auch in der Bhagavad Gita im 11. Kapitel dieses großartige Beispiel: Arjuna hat eine Vision von Gott. Arjuna sieht die ganze Welt als Körper Gottes. Arjuna sieht, dass die ganze Welt letztlich in Gott existiert. Und er sieht, dass er selbst Teil dieses göttlichen Organismus ist, dass auch die Menschen, die scheinbar schlimme Dinge tun, dass die Teil des göttlichen Körpers Gottes sind.

Wenn Gott allgegenwärtig ist, allmächtig, allwissend, dann wirkt er durch alle Wesen. Alles, was ist und kommt von Gott. Auf einer relativen Ebene heißt das auch, du hast genau die Eigenschaften, die Gott braucht, um durch dich zu wirken. Gott nutzt deine Erfolge und deine Misserfolge, Gott nutzt deine Fähigkeiten wie auch deine Fehler. Das war auch wieder etwas sehr Befreiendes. Letztlich wirkt Gott auch durch die Fehler. Ich war auch ein schüchterner Mensch, und immer wieder wurde ich von meinen Lehrern in Situationen versetzt, wo ich Dinge tun musste, für die ich mich nicht für geeignet hielt oder dachte, ich bin nicht ausreichend gut.

Und ich kann mich erinnern, dass eine meiner Lehrerinnen mir mal gesagt hatte: "Wenn Gott gewollt hätte, dass da jemand wäre, der besser ist als du, dann hätte er ihn da schon hingesetzt. Aber es ist jetzt deine Aufgabe und deshalb bist du der Richtige. Und zweifle nicht an der Weisheit Gottes." Diese Worte begleiten mich bis heute. Wann immer ich das Gefühl habe, ich bin in irgendeiner Situation, in der ich nicht ausreichend gut bin, in der ich nicht die richtigen Fähigkeiten habe und nicht ausreichend Zeit habe, dann denke ich daran: "Wenn Gott gewollt hätte, dass hier jemand wäre, der in der Situation besser ist als du, dann hätte er ihn dort hingestellt. Er hat dich dort hingestellt, also bist du der Richtige und auch in deinen Fehlern wirkt Gott." Das war etwas sehr Befreiendes.

Auch habe ich mich mehr mit indischer Mythologie beschäftigt. Es gibt so viele Aspekte Gottes und sie stehen für so viele Aspekte des Geistes. In den Mythen verhalten sich dabei die Götter oft sehr menschlich, zum Teil sogar mit sehr menschlichen Schwächen, zum Teil sogar so, dass man sagen kann: "Wie kann man das als Gott bezeichnen, wenn der sich so und so verhält?" Viele, die sich nicht mit indischer Mythologie auskennen, kennen das von der griechischen Mythologie auch. Interessanterweise, obgleich sie all diese menschlichen Schwächen scheinbar haben, gelten sie dennoch als Manifestation des Göttlichen. Im Vedanta-System, Yoga Vedanta, die spirituelle Richtung, in der ich gelernt habe, die ich praktiziere, die ich lehre, gelten alle Götter nur als Manifestationen des einen Göttlichen.

Aber sie gelten eben als Manifestationen des einen Göttlichen. Das muss heißen, dass auch menschliche Schwächen letztlich Teil des Göttlichen sind. Und so heißt es im Bhakti Yoga: "Bringe alles Gott dar, und dann wird Gott dich befreien. Es ist nicht deine Aufgabe, zur Erlösung zu kommen, sondern es ist Gottes Aufgabe, dir seine Gnade zu schenken. Deine Aufgabe ist es, Gott zu verehren, Gott zu ehren, Liebe zu Gott zu entwickeln, dich für die Gnade Gottes zu öffnen. Deine Aufgabe ist es, die Erfahrungen zu machen, alles zu tun, was dir entgegenkommt, bewusst zu sein, dass alles, was kommt, von Gott geschickt ist, dass du daran wächst. Und alle Aufgaben, die kommen, kommen deshalb, damit du daran wächst.

Immer dann, wenn es irgendein Gefühl ist, und es geht ja um das Gefühl der Liebe, es geht um das Prinzip der Hingabe, dann ist es schwierig, darüber zu sprechen. Das Thema des Bhakti Yoga ist: Du spürst die Gegenwart Gottes, du vertraust darauf, dass es Gott gibt, du bist dir bewusst, alle Eigenschaften in dir sind Gaben Gottes. Du bringst alles Gott dar. Du gehst davon aus, was auch immer auf dich zukommt, ist Aufgabe Gottes, ist eine Erfahrung, die dir Gott schenkt, und was auch immer du tust, du bringst es Gott dar. Und wenn man mit dieser Lebenseinstellung lebt, dann ist Gott erfahrbar. Und dann ist eine tiefe Gelassenheit da, eben eine Gelassenheit, die aus dem Glauben kommt, Gelassenheit, die aus der Gotteserfahrung kommt, Gelassenheit, die aus der Liebe Gottes kommt. Diese Art von Gelassenheit ist eine sehr schöne Form von Gelassenheit, eine Gelassenheit voller Freude, voller Liebe, voller Engagement und Bejahung.

Auch bei dieser Art von Gelassenheit gibt es ein Problem. Wenige Menschen haben eine tiefe Gotteserfahrung und einen tiefen Gottesglauben. Er ist nicht so einfach lehrbar. Man kann zwar sagen, wenn man intensive spirituelle Praktiken übt, dann wird oft Gott erfahrbar. Und wir erleben es ja auch in unseren Yoga Vidya Ashrams und in unseren Seminarhäusern, dass bei intensiver Yogapraxis Menschen plötzlich eine Gotteserfahrung machen. Und aufbauend auf dieser Gotteserfahrung ist plötzlich Hingabe zu Gott und damit Bhakti Yoga möglich. Dennoch, Gotteserfahrung und Gottesglaube ist nicht einfach lehrbar und auch nicht so einfach erzeugbar. Manche Menschen mit intensiver Gottesbeziehung werden sogar zu Fanatikern. Das ist die Kehrseite des Glaubens an Gott und der Gotteserfahrung. Und auch wiederum viele Menschen, die eine Weile diese schöne Bhakti-Erfahrung hatten, verlieren sie. Es scheint so zu sein, dass es nur wenigen Menschen gelingt, dauerhaft tiefe Bewusstheit der Gegenwart Gottes aufrechtzuerhalten.

Bei den meisten Menschen ist intensive Erfahrung der Nähe Gottes und der Verbundenheit mit Gott und Vertrauen an Gott etwas, was sie vielleicht ein paar Monate, ein paar Jahre haben, und dann ist man wieder auf dem Weg, dass man wieder seinen eigenen Schwächen ins Auge schaut, dass man wieder dualistische Weltanschauung haben kann usw. Aber das Schöne ist auch, wenn du einmal eine Weile intensive Gotteserfahrung hattest, wenn du eine Weile diese Erfahrung hattest, dass du Gott alles darbringen kannst und dass Gott durch dich wirkt, ein Glaube und ein Vertrauen bleibt. Du weißt: "Das ist noch möglich." Und du gehst von diesem Vertrauen auch aus. "Wenn es jetzt nicht möglich ist, Gott intensiv dauerhaft so zu erfahren, dann wird das auch einen Grund haben, Gott wird sich dabei etwas gedacht haben. Ich muss auf eine andere Weise den spirituellen Weg gehen." Für mich selbst kann ich sagen, dieser Glaube an Gott und dieses ständige Gefühl von Gottes Gegenwart, ist wie zu einer zweiten Natur von mir geworden.

Als Vorbereitung auf das Thema kannst du selbst mal überlegen: Wie ist deine Erfahrung Gottes? Wie ist dein Glaube an Gott? Und ich hoffe, er ist kein dualistischer. Ich hoffe, du hast nicht das Bild eines strafenden Gottes. Leider ist das im Christentum immer noch verbreitet, dass Menschen Angst haben vor Gott. Es gibt ja gerade auch im Alten Testament da so einige Aussagen, die zwar am Ende des Alten Testamens relativiert worden sind, aber wo es dann heißt: "Ich bin ein eifersüchtiger Gott. Ich bin ein zorniger Gott." In späteren Phasen wurde das auch schon im Alten Testament relativiert, wo es um die Liebe und Gnade Gottes geht. Und gerade im Neuen Testament spricht Jesus ja ständig davon, dass Gott liebt, dass Gott vergibt, dass wir uns an Gott wenden können. Aber du kannst überlegen: Hast du tiefes Vertrauen in Gott, dass Gott auch durch dich wirkt und dass vor Gott alles okay ist? Oder hast du Angst vor Gott, dass du vor Gott sündig werden kannst?

Gottesliebe als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Gottesliebe ist die Liebe des Menschen zu Gott, Gottesliebe ist die Liebe Gottes zum Menschen. Gottesliebe gilt als die tiefste Liebe, Gottesliebe gilt als die umfassendste Liebe, die bedingungsloseste Liebe. Gottesliebe ist allerdings auch die abstrakteste aller Liebe, denn Gottesliebe ist jetzt nicht so einfach zu definieren, wie Mutterliebe und sie ist auch biologisch nicht so einfach zu begründen, wie menschliche Liebe.

Gottesliebe ist aber eine tiefe Sehnsucht des Menschen. Es gibt eine höhere Wirklichkeit, das ist die Erfahrung von so vielen Menschen und es ist möglich, diese Wirklichkeit zu spüren. Und man kann auch Kontakt aufnehmen zu dieser höheren Wirklichkeit. Man kann zu dieser höheren Wirklichkeit beten, man kann zu dieser höheren Wirklichkeit vom Herzen her Kontakt aufnehmen, man kann diese höhere Wirklichkeit lieben und man kann von dieser höheren Wirklichkeit auch Liebe erfahren.

Und das alles nennt sich Gottesliebe. Gott ist ein Name für diese höhere Wirklichkeit und im Korintherbrief sagt der Apostel Paulus: "Gott ist die Liebe. Und wenn du in der Liebe bist, dann bist du in Gott und Gott ist in dir." Das ist ein anderes Bibelzitat.

Die Gotteslieb é im Yoga nennt sich das Bhakti. Bhakti ist die Gottesliebe, die Hingabe zu Gott. Gottesliebe ist auch eine Liebe, die vom Herzen kommt, Gottesliebe ist etwas, was du im Herzen spüren kannst. Gottesliebe ist eine Liebe, die sehr tief und intensiv sein kann. Überlege selbst, hast du Gottesliebe? Und wie könntest du Gottesliebe kultivieren?

Der ganze Yogaweg des Bhakti Yoga, da geht es darum, Gottesliebe zu entwickeln. Jetzt angenommen, du hast gar keinen Zugang zu Gott, dann reicht dieser kurze Vortrag nicht. Aber angenommen, du hast einen gewissen Zugang zu Gott, dann wirst du jetzt vielleicht daran erinnert.

Nimm dir wieder etwas Zeit, denke einen Moment lang an Gott, wiederhole ein Mantra, sprich ein Gebet, spüre in dein Herz hinein, schaue dir vielleicht die Sonne an oder die Wolken oder einen Baum, schaue die Schönheit der Schöpfung an, alles wunderschöne Weisen, Gottesliebe zu spüren.

Singe ein Mantra oder höre einem Mantra zu, fühle Gottesliebe, jetzt und in diesem Moment, lasse dich ergreifen. Und du musst noch nicht einmal selbst so viel tun, denn es heißt "Gott liebt dich", nicht nur, es heißt, du kannst es spüren. In dem Moment, wo du die Gottesliebe zulässt, wirst du von der Gottesliebe erfüllt werden. Jetzt und in diesem Moment, lasse dein Herz sprechen, spüre vom Herzen her die Liebe Gottes.

Die Yoga Sutras von Patanjali zur Gottesverehrung - Ishvara Pranidhana

Sukadev spricht in diesem Video über die Yoga Sutras von Patanjali, 1. Kapitel, Sutra 23-27. So spricht er unter anderem über die psychologischen Aspekte von Gottesliebe, Hingabe und Gottesverehrung.

Wie kann man man über Ishvara Pranidhana zu Gott kommen? Patanjali sieht das sehr praktisch: Er macht keine genauen philosophischen oder theologischen Aussagen über Gott. Vielmehr beschreibt er, wie ein Gottesbild sein müsste, damit die Gottesverehrung nicht zu Fanatismus und Unfreiheit, sondern zu Freiheit führen kann.

Dieses ist ein Vortrag aus der Vortragsreihe „Yoga Vidya Schulung – Der ganzheitliche Yogaweg“ sowie auch der 1. Teil des zweiten Jahres der 2-jährigen Yogalehrerausbildung.

Das Wort Gottesliebe

Gottesliebe - eine Tugend. Was ist Gottesliebe? Was will man mit diesem Begriff sagen? Wozu ist Gottesliebe hilfreich? Was sind Synonyme (ähnliche Begriffe), was sind Antonyme (Gegenteile) von Gottesliebe? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps. Gottesliebe ist die Liebe Gottes zu den Menschen und die Liebe des Menschen zu Gott. Gottesliebe und Nächstenliebe sind laut den Aussagen von Jesus Christus in den Evangelien die Essenz der Religion.

Bewusste Entwicklung von Gottesliebe

Gottesliebe gehört zu den Fähigkeiten und Eigenschaften, die man kultivieren, entwickeln kann. Vielleicht willst du ja Gottesliebe in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Gottesliebe zu entwickeln, stärker zum Ausdruck zu bringen.
  • Fasse den Vorsatz: "Während der nächsten Woche will ich Gottesliebe kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein gottesliebenderer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Gottesliebe ausdrückt. Bringe mit deinen Handlungen zum Ausdruck, dass du diese Eigenschaft besitzt und lebst. Tue einfach so, als ob du diese Eigenschaft stark in dir hast.
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Gottesliebe."
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin gottesliebend."

Affirmationen zum Thema Gottesliebe Hier einige Affirmationen für mehr Gottesliebe. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen. Nicht alle unten aufgeführten Affirmationen passen - nutze diejenigen, die für dich stimmig erscheinen.

Klassische Autosuggestion für Gottesliebe Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin gottesliebend.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin gottesliebend. Om Om Om.
  • Ich bin ein Gottliebender, eine Gottliebende OM.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Gottesliebe Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin gottesliebend " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Gottesliebe.
  • Ich werde gottesliebend.
  • Jeden Tag werde ich gottesliebender.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Gottesliebe.

Dankesaffirmation für Gottesliebe

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag gottesliebender werde.

Wunderaffirmationen Gottesliebe Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr gottesliebend. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Gottesliebe entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr gottesliebend zu sein.
  • Ich bin jemand, der gottesliebend ist.

Gebet für Gottesliebe Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Gottesliebe:

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Gottesliebe.
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein gottesliebender Mensch werde.
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Gottesliebe mehr und mehr zum Ausdruck bringe.

Frage dich: Was müsste ich tun, um Gottesliebe zu entwickeln? Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Gottesliebe zu entwickeln?
  • Wie könnte ich gottesliebend werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Gottesliebe
  • Angenommen, ich will gottesliebend sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre gottesliebend, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Gottesliebe kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als gottesliebender Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Gottesliebe - Antonyme und Synonyme

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Gottesliebe in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Gottesliebe - Synonyme Ähnliche Eigenschaften wie Gottesliebe, also Synonyme zu Gottesliebe sind z.B. höchste Liebe, transzendentale Liebe, allumfassende Liebe.

Ausgleichende Eigenschaften Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Gottesliebe übertrieben kann ausarten z.B. in zweckgebundene Liebe, egoistische Liebe, besitzergreifende Liebe. Daher braucht Gottesliebe als Gegenpol die Kultivierung von bedingungslose Liebe, egolose menschliche Liebe, zwischenmenschliche Liebe.

Gegenteil von Gottesliebe - Antonyme Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Gottesliebe, Antonyme zu Gottesliebe :

Gottesliebe Antonyme Antonyme Gottesliebe sind bedingungslose Liebe, egolose menschliche Liebe, zwischenmenschliche Liebe, Fanatismus, Besessenheit, Menschenfeindlichkeit.

Gottesliebe im Kontext von Big Five, Ayurveda Doshas und DISG

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Gottesliebe

Eigenschaften im Alphabet nach Gottesliebe

Literatur

Weblinks

Seminare

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